Lieber Marcel, lieber Laus Deo,
hier eine Erklärung zur Ablehnung der neuen Messe:
Tischgebet ersetzt Opferung
Genauso wie Luther das Offertorium abgeschafft hat, kennt auch die neue Messe keines mehr. Das Offertorium (Opferung) brachte klar zum Ausdruck, was die hl. Messe ist, nämlich ein Sühneopfer für unsere Sünden. Im neuen Ritus wurde die Opferung abgeschafft und durch die Gabenbereitung ersetzt. Der Text dafür ist nun einem jüdischen Tischgebet entlehnt. Wenn in der neuen Messe anstelle des Opfergebetes ein Tischgebet tritt, dann wird deutlich, dass hier ein neues Messverständnis zugrunde liegt. Die hl. Messe wird als Mahl verstanden. Die hl. Messe ist aber kein Mahl, sondern ein Opfer. Sie ist von ihrem Wesen her auch kein Opfer und Mahl, sondern nur ein Opfer. Die hl. Kommunion kann man zwar als Opfermahl bezeichnen, aber sie gehört nicht notwendigerweise zum hl. Messopfer.
Neue Kanones verschleiern Opfercharakter und Transsubstantiation
Luther hat den hl. Kanon abgeschafft. Der uralte römische Messkanon wurde zwar von der Liturgiereform nicht abgeschafft, aber er ist im neuen Ritus nur noch einer von vier offiziellen Kanones, die verwendet werden dürfen. Die anderen Kanones sind theologisch weniger klar. Der zweite Kanon könnte auch von einem Priester gefeiert werden, der weder an die Transsubstantiation noch an den Opfercharakter der hl. Messe glaubt, da sich darin nichts mehr findet, dass in irgendeiner Weise darauf hindeuten würde. Protestanten könnten ihn ohne Probleme verwenden. Dieser zweite Kanon wird heute von den meisten Priestern verwendet. Das Konzil von Trient sagt über den römischen Kanon: "Das Heilige muss heilig verwaltet werden. Da es nun nichts Heiligeres gibt als dieses Opfer, so hat die katholische Kirche, um würdig und ehrfurchtsvoll zu opfern und zu empfangen, seit vielen Jahrhunderten den heiligen Kanon eingeführt. Er ist frei von jedem Irrtum und enthält nichts, was nicht ganz und gar Heiligkeit und Frömmigkeit atmet und die Herzen der Opfernden zu Gott emporrichtet" (22. Sitzung, 4. Kapitel).
Zelebration zum Volk statt zu Gott
Durch die Abschaffung des Hochaltares stärkt man ebenso das Mahlverständnis. P. Matthias Gaudron schreibt: "Durch die Zelebration in Richtung des Volkes soll der Mahlcharakter der Messe betont werden. Darum wird dem sog. Volksaltar auch oft bewusst die Form eines Tisches gegeben. Der Priester ist hier Vorsitzender der Tischgemeinschaft und wendet sich als solcher natürlich dem Volk zu. Da die Messe kein Mahl ist, ist diese Praxis abzulehnen. Zudem wird durch die Zelebration in Richtung des Volkes der Eindruck erweckt, als handle es sich bei der Feier der Messe um eine rein innerweltliche Feier, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Das Gebet wird erschwert, denn das Stehen von Angesicht zu Angesicht ist nicht die Haltung des Gebets." Papst Pius XII. schreibt in seiner Enzyklika "Mediator Dei" (261): "So würde z. B. vom rechten Weg abweichen, wer dem Altar die [...] Form der Mensa, des Tisches wiedergeben wollte." Auch in der frühe Kirche gab es wohl keine Zelebration zum Volk hin. Zwar geben manche alten Basiliken den Eindruck, als hätte der Priester dort zum Volk hin zelebriert. In Wahrheit aber hängt die räumliche Anordnung mit der Zelebration nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen, zusammen. War die Basilika nach Westen gerichtet, wendete sich der Priester nämlich bei der Zelebration nach Osten, weil man in der aufgehenden Sonne ein Symbol für den auferstandenen Christus sah. Dann hatte er zwar das Volk vor sich, aber da dieses sich ebenfalls nach Osten wendete und somit den Priester im Rücken hatte, kam es nicht zu einem Gegenüberstehen von Priester und Volk. [Vgl. hierzu: Klaus Gamber: Zum Herrn hin! Regensburg 1987; Uwe Michael Lang: Conversi ad Dominum, Einsiedeln, Freiburg 2005]
Profanisierung durch die Abschaffung des Lateins als liturgische Sprache
Auch durch die Abschaffung der Liturgiesprache Latein erlebt die hl. Liturgie eine zunehmende Profanierung. Durch die Einführung der Volkssprache tritt das Menschliche und Weltliche ins Zentrum. Tatsächlich führte eine sogenannte "Anthropologische Wende" zur Schaffung der neuen Liturgie. Nun steht der Mensch im Mittelpunkt. Früher war alles auf Gott und das Himmlische ausgerichtet. Die aktive Teilnahme der Laien in der hl. Messe drückt ebenfalls diese neue Gesinnung aus. Noch Papst Pius XII. empörte sich in seiner Enzyklika "Mediator Dei" (259): "Es gibt tatsächlich Leute, die bei der Darbringung des hochheiligen eucharistischen Opfers sich der Volkssprache bedienen“, um dann in knappen Worten zu erklären (260): "Der Gebrauch der lateinischen Sprache, wie er in einem großen Teil der Kirche Geltung hat, ist ein allen erkennbares und schönes Zeichen der Einheit und eine mächtige Schutzwehr gegen jegliche Verderbnis der wahren Lehre." P. Matthias Gaudron schreibt: "Es ist in höchstem Maß angemessen, die hl. Liturgie in einer Sprache zu feiern, die dem profanen Gebrauch entzogen ist; denn eine Sprache, die auf der Straße verwendet wird, entspricht dem heiligen Geschehen nicht. Diese Sprache ist in der westlichen Kirche Jahrhunderte lang die lateinische Sprache gewesen. Aber auch in den anderen Teilen der Kirche und selbst in vielen nichtchristlichen Religionen findet man eine besondere Kultsprache. So feiern die orthodoxen Griechen ihre Liturgie in Altgriechisch und die Russen in Altslawisch. Die Juden verwendeten schon zurzeit Christi die dem Volke unverständliche althebräische Sprache für den Gottesdienst, was weder Christus noch die Apostel getadelt haben. Auch den Mohammedanern ist diese Praxis nicht fremd, denn sie verwenden für ihre Gebete das Altarabisch. [...] In der hl. Messe vollziehen sich unaussprechliche Geheimnisse, die kein Mensch vollkommen verstehen kann. Dieser Mysteriencharakter der Messe soll in der geheimnisvollen Sprache ihren Ausdruck finden. Die nicht allgemein verständliche Sprache soll also gerade darauf hinweisen, dass wir vor einem Geheimnis stehen. (Dem gleichen Zweck dienen auch die still gebeteten Teile der Messe.) Dagegen täuscht die Landessprache eine Verständlichkeit vor, die gar nicht gegeben ist. Die Leute meinen heute, sie wüssten, was die Messe ist, weil sie in der Landessprache gefeiert wird. In Wahrheit begreifen sie jedoch vom Wesen der hl. Messe meistens gar nichts. [...] Weitere Gründe für die Verwendung des Lateins sind: 1. seine Unveränderlichkeit; 2. seine bald zweitausendjährige Verwendung in der Liturgie; 3. seine Symbolhaftigkeit für die Einheit der Kirche. Zu 1: Da das Latein eine tote Sprache ist, verändert es sich nicht mehr. Dies hat für die Reinerhaltung des Glaubens eine große Bedeutung. In lebendigen Sprachen ändern nämlich im Laufe der Zeit manche Worte ihren Sinn in bedeutender Weise. So bedeutete ,niederträchtig` früher ,demütig`, ,hochmütig` hatte den Sinn von ,hochherzig` und ,Leichnam` bedeutete ganz einfach ,Leib` (wie man am deutschen Wort ,Fronleichnamsfest` = ,Fest des Leibes des Herrn` noch sehen kann). Auf diese Weise können durch den Gebrauch der Volkssprache leicht Irrtümer in die liturgischen Texte eindringen, während es im Lateinischen auch bei sehr alten Texten keine Verständnisschwierigkeiten gibt. Zu 2: Das Latein hat eine fast zweitausendjährige Verwendung in der Liturgie und ist dadurch gewissermaßen geheiligt worden. Es ist etwas sehr Erhabenes, dass wir heute noch mit denselben Texten beten können, mit denen seit Jahrhunderten unzählige Priester und Mönche gebetet haben. Dadurch bricht die Ewigkeit in die Zeit ein. Zu 3: Die Einheit der Kirche wird durch die lateinische Sprache in schöner Weise zum Ausdruck gebracht. Überall in der Welt wurde vor dem Konzil die römisch-katholische Messe in der gleichen Sprache gefeiert, und die Gläubigen fanden auch in fremden Ländern die Messe ihrer Heimat wieder. Heute dagegen ist dieses Sinnbild der Einheit zerrissen. Es gibt keine Einheit in der Liturgie mehr weder in der Sprache noch in den Riten , und wer die Messe in einer Sprache besucht, die er nicht versteht, hat darum heute Mühe, wenigstens ihren wesentlichen Teilen zu folgen. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Menschen mehr reisen als je zuvor, hat die Kirche ihre
Einheitssprache aufgegeben!"
Ehrfurchtsloser und Unsorgfältiger Umgang mit dem Allerheiligsten
Im neuen Messritus deutet nichts mehr auf die wahrhaftige Gegenwart Christi in der konsekrierten Hostie und im konsekrierten Wein hin. Grund ist vor allem der ehrfurchtslose und unsorgfältige Umgang mit dem Allerheiligsten. Früher hat man das Allerheiligste mit unermesslicher Ehrfurcht umgeben und mit größter Sorgfalt behandelt. Im neuen Messritus sind die meisten Ehrfurchtsbezeugungen entweder gestrichen oder freigestellt worden. Im altehrwürdigen wahrhaft katholischen Messritus berührte der Priester nur mit Daumen und Zeigefinger, die bei der Priesterweihe eigens dafür gesalbt wurden, die konsekrierte Hostie. Damit auch ja kein Teilchen des Allerheiligsten verlorengeht, das an den Fingern hängen geblieben ist, hält der Priester Daumen und Zeigefinger zusammen, von der Wandlung bis zur Purifikation. Bei der Purifikation nach der Kommunion des gläubigen Volkes werden die vier Fingerspitzen (des Daumens und des Zeigefingers einer jeden Hand) über dem Kelch mit Wein und Wasser übergossen, sodass die Partikel der Hostie, die sich an den Fingern befanden, zusammen mit dem Wein und dem Wasser vom Priester zu sich genommen werden können. Nur die gesalbten Finger eines geweihten Priesters, der allein für Christus lebt, durften früher die hl. Hostie berühren und sie den Gläubigen schenken. Die Gläubigen empfingen den Herrn ehrfürchtig und demütig kniend in den Mund. Ihnen wurde die Kommunionpatene untergehalten, sodass die Teilchen der hl. Hostie, die sich von ihr lösten, nicht auf den B den fallen konnten. Zusammen mit den Partikeln des Allerheiligsten an seinen Fingern nahm sie der Priester dann zu sich. Die Ehrfurcht und Sorgfalt im Umgang mit dem Allerheiligsten war für die Kirche immer selbstverständlich. Der hl. Cyrill von Jerusalem (313-386) mahnte die Gläubigen, darauf zu achten, dass beim Kommunionempfang kein Teilchen zu Boden falle: "Habe acht, dass dir nichts davon auf den Boden falle. Was du davon fallen ließest, wäre natürlich so viel als Verlust eines deiner eigenen Glieder. Sage mir doch: Würdest du nicht, wenn dir jemand Goldstaub gäbe, denselben recht sorgfältig aufheben, damit ja nichts verloren gehe und du keinen Schaden erleidest? Solltest du also nicht viel mehr darauf bedacht sein, dass dir kein Brosämlein von dem verloren gehe, was kostbarer ist als Gold und Edelstein?" (5. Mystagogische Katechese 21. Bibliothek der Kirchenväter, Kempten-München. Bd. 41 (1922) S. 390 f.). Über die Art der Kommunionspendung in der frühen Kirche schreibt P. Matthias Gaudron: "In einigen Teilen der alten Kirche hat es zwar die Handkommunion gegeben, aus Beschreibungen und Bildern wissen wir aber, dass diese ganz anders praktiziert wurde, als es heute üblich ist. Der Kommunikant trat nämlich in gebeugter Haltung zum Empfang hinzu. Voraus gingen Gebärden der Anbetung, wie das Ausstrecken der Hände oder Kniebeugen. Die Hände mussten gewaschen, in Kreuzesform übereinandergelegt und von den Frauen zudem mit einem Tuch verhüllt werden, was später zum Teil auch die Männer übernahmen. Der Priester legte dem Gläubigen die hl. Hostie auf die rechte (!) Hand und dieser nahm sie dann mit dem Mund auf, ohne sie mit den Fingern zu ergreifen. Das heute übliche Ergreifen der Hostie mit der rechten Hand stellt dagegen eine in Bezug auf den Herrenleib unangemessene Geste der Besitzergreifung und des sich Ermächtigens dar. [...] Ab dem 5./6. Jahrhundert wurde die Handkommunion mehr und mehr durch die Mundkommunion ersetzt, die seit dem 9. Jahrhundert die allgemein übliche Spendung war. Die Handkommunion lässt sich nach 800 nur noch als Privileg der Kleriker nachweisen. Beachtenswert dabei ist, dass dies ohne 'Dekretierung von oben' geschah, sich also gewissermaßen von selbst durchsetzte, weil es dem Glaubenssinn entsprach."
Fazit
Die Kardinäle Alfredo Ottaviani und Antonio Bacci stellten in ihrer "Kurzen kritischen Untersuchung des neuen 'ordo missae'" fest, dass der neue Messritus, der im Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) herausgegeben wurde, „sowohl im Ganzen wie in den Einzelheiten ein auffallendes Abrücken von der katholischen Theologie der hl. Messe“ (Deutsche Übersetzung von Inge Köck. Schriftenreihe der Una Voce – Deutschland. Heft 4/1969, S. 2) darstellt. Erzbischof Marcel Lefebvre wies am 29. Dezember 1975 in einem Vortrag in Barcelona auf das Mahlverständnis hin, das durch den neuen Messritus ausgedrückt wird: "Handelt es sich nur noch um eine Mahlzeit, dann wendet man sein Antlitz nicht von den Mahlgenossen ab. Im Gegenteil, man wendet sich ihnen natürlich zu, von Angesicht zu Angesicht. Ebenso wird man den Gläubigen auch nicht das Essen in den Mund stecken, wie bei kleinen Kindern. Das erklärt die Handkommunion. Auf diese Weise sind diese liturgischen Neuerungen sehr gut zu verstehen." Kardinal "Oddi [...] urteilte über die Neue Messe so: ‚Ich habe den Eindruck, daß man für all diese Liturgiereformen keine Personen ausgesucht hat, die sich besonders um die Reinheit des Dogmas und der Lehre sorgten. Sie wollten die Dinge so präsentieren, daß sie bei anderen Anklang fanden. Grund dafür war ein falsches Verständnis von Ökumene.‘ [30 Tage Juli/August 1991, S. 17f] Ebenso wertete Kardinal Stickler vor kurzem das Ergebnis dieser Veränderungen in einem Interview mit einer amerikanischen Zeitung auf angemessene Weise: Hier liege keine Reform, sondern eine Zerstörung vor (‚not a reform, but really a destrucion‘); in der Messe Pauls VI. sei ‚das Opfer umgeformt worden zu etwas, das man als ein Mahl bezeichnen könnte‘ (‚the sacrifice is transformed into what could be termed a meal‘). [Cardinal Alfons Stickler, The Attractiveness of the Tridentine Mass, The Latin Mass Summer 1995, S. 12, 16f]" (Heinz-Lothar Barth, Keine Einheit ohne Wahrheit! - Überlegungen zur antichristlichen Ideologie des Ökumenismus Teil I, Stuttgart 1999, S. 30) "Orthodoxe und Orientalen stehen nicht an, diese ‚erneuerte‘ Liturgie als regelrecht häretisch zu bezeichnen. Dieses Verdikt äußerten die Mönche von Athos gegenüber Wolfgang Waldstein, einem bekannten Gelehrten des Römischen Rechts [Wolfgang Waldstein, Die Liturgische Bewegung von Dom Guéranger vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, Una Voce Korrespondenz 26,4/1996, S. 226]. So urteilte ein Vertreter des (schismatischen) koptischen Patriarchen von Alexandrien, der sich zum Stand des Dialogs mit folgenden Worten an die Adresse Roms wandte: ‚Wir können uns über das Dogma einigen, aber wenn Sie die Messe feiern, indem Sie sich von der von den Aposteln übernommenen Liturgie entfernen, ist das eine Häresie, die viel schwerer wiegt als Abweichungen in der Lehre.‘ [Didier Rance, Chrétiens du Moyen-Orient – Témoins de la Croix, Aide à l’Église en détresse, Issoudun 1990, S. 127 (eigene Übersetzung)]" (Heinz-Lothar Barth, Keine Einheit ohne Wahrheit! - Überlegungen zur antichristlichen Ideologie des Ökumenismus Teil I, Stuttgart 1999, S. 31). Mit dem neuen Messritus hat man eine über Jahrhunderte organisch gewachsene erhabene, zeitlose, dem Geschehen auf dem Altar höchst angemessene, tiefe, mystische Liturgie gegen eine neue, oberflächliche, geschaffene Liturgie ausgetauscht. Der neue Messritus widerspricht unserem Glauben und ist eine Beleidigung Gottes. Deshalb können wir ihn nicht besuchen.