Lieber Johannes der Bär,
Du hast geschrieben:
Die Inquisition war nie eine theologische Frage. Es war die Mordlust und der Spaß am Quälen von Menschen von einigen wenigen Jesus-feindlichen "Gotteskriegern". Nächstenliebe und Feindesliebe kannten sie nicht.
Diese Worte tun schon sehr weh. Das, was Du hier beschreibst, ist nicht die Heilige Inquisition der Katholischen Kirche, die die göttlichen Lehren geschützt und verteidigt hat. Das Bild, das Du uns hier gibst, stimmt nicht mit den historischen Tatsachen überein. Vielleicht verrätst Du ja, wo Du Dir eine solche Sicht der Inquisition erworben hast. Waren etwa der hl. Großinquisitor Michele Ghislieri (später Papst Pius V.), der hl. Kardinalinquisitor Robert Bellarmin, der hl. Inquisitor und Martyrer Petrus von Verona usw. mordlüstige Christusfeinde, die Spaß an Menschenquälerei hatten? Wenn dem so wäre, dann fragt man sich, wie die Kirche Christi sie uns als Vorbilder im Glauben darstellen kann.
hl. Papst Pius V. (ehemals Großinquisitor Michele Ghislieri)Wenn Du wirklich Interesse an einer seriösen Beurteilung der Inquisition hast, dann solltest Du Dich hier informieren:
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Die ersten beiden Bücher sind aus aufklärerisch-liberaler Sicht verfasst und die letzten drei aus katholischer Sicht!Die Geheime Inquisition: Aus den verbotenen Archiven des Vatikans
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Die Archive des Heiligen Offiziums galten bis zu ihrer Öffnung zu Beginn des Jahres 1998 als geheim. Doch schon zuvor war das strenge Zugangsregime der vatikanischen Archive gelockert worden. So gewährte man Peter Godman, Professor für lateinisches Mittelalter und Renaissance an der Universität Tübingen, bereits 1996 weitest gehenden Einblick in die Akten von Indexkongregation und Römischer Inquisition. Godman, der zunächst nur für drei Tage nach Rom gereist war, um Einsicht in die Unterlagen über die Zensur der Schriften Niccolò Machiavellis zu nehmen, hat davon reichlich Gebrauch gemacht und mit
Die geheime Inquisition. Aus den verbotenen Archiven des Vatikans eine äußerst lesenswerte Analyse des Wirkens der vatikanischen Zensur- und Inquisitionsbehörden vorgelegt.
Godmans besondere Aufmerksamkeit gilt dabei nicht dem Umgang der katholischen Kirche mit "Hexen" und dergleichen -- diesem, wie er ganz zu Recht sagt, "abgedroschenen Thema der Inquisitionsforschung"; sein Fokus liegt vielmehr auf der geistes- und kulturgeschichtlich ungleich interessanteren Frage, wie die kirchlichen Amtsträger mit den Intellektuellen und ihren Werken verfuhren. So rekonstruiert der Autor anhand von Akten aus der Zeit des Kalten Krieges erstmals die Zensur des Werks von Graham Greene. Für die Zeit vor dem 20. Jahrhundert erhält der Leser umfassend Auskunft darüber, wie und warum man mit den Schriften von Denkern wie Descartes, Leibniz, Hume, Montesquieu oder Voltaire verfuhr.
Aus der Opferperspektive ist die Geschichte der Inquisition oft genug erzählt worden, und Godman hat gut daran getan, diesen Arbeiten keine weitere hinzuzufügen. Er hat stattdessen den mentalitätsgeschichtlichen Fragen nachgespürt: "Wie haben Inquisitoren und Zensoren gedacht? Wie sahen ihre Vorstellungen, Motive, Methoden aus?" Und die Antworten, die der Autor gibt, sind nicht das Ergebnis von Spekulationen, sondern sorgfältig aus den Quellen erarbeitet und deshalb teilweise recht verblüffend, immer aber wohltuend differenziert. Und darum lohnt die Lektüre von der ersten bis zur letzten Seite.
Arnold Angenendt: Toleranz und Gewalt: Das Christentum zwischen Bibel und Schwert Arnold Angenendt, geb. 1934., Theologe und Kirchenhistoriker, em. Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Münster, Mitglied der Akademie der Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen.
Der international renommierte Kirchenhistoriker Prof. Dr. Arnold Angenendt behandelt in seinem neuen Buch die heute gängigen Anklagen gegen das Christentum. Die Liste der aufgerechneten "Todsünden" ist lang: Leib- und Geschlechterfeindlichkeit, Erzeugung falscher Schuldgefühle, Anspruch auf alleinseligmachende Wahrheit und damit Intoleranz, Absegnung der Kreuzritter als Beihilfe am Tod unschuldiger Moslems, die Inquisition mit Folterung und Verbrennung der Ketzer wie der Hexen, die Mission als Kolonialkrieg bei Ausrottung ganzer Volksstämme, Antijudaismus als Wegbereiter des Holocaust. Eine "Blutspur" von neun Millionen Opfern habe das Christentum in der Geschichte hinterlassen. In Summe sei es eine altgewordene Weltreligion, die am besten abdanke.
Auf breiter Faktenlage fußend legt Angenendt souverän dar, was die religions-, kultur- und allgemeingeschichtlichen Forschungen zu diesen Anklagen in den letzten zwanzig Jahren erbracht haben. Die Ergebnisse sind frappierend.
Joseph de Maistre: Die Spanische InquisitionJoseph de Maistre (1753-1821) greift in diesem, 1824 zuletzt auf deutsch erschienenen Buch den aufklärerisch-protestantischen Mythos der spanischen Inquisition an. Das Wesentliche in dieser Schrift ist der Grundsatz, den Maistre schon im ersten Brief aufstellt: videant consules, ne respublica capiat. Anders gesagt, jede Bedrohung des Staates kann nur durch Mittel von ebensolcher Gewaltsamkeit gebannt werden. Die spanische Inquisition war also die angemessene Reaktion auf eine gegebene Gefahr, und der Inquisition verdankte - nach de Maistre - Spanien letztlich seine Rettung.
Walter Brandmüller: Licht und SchattenWalter Brandmüller stellt sich in diesem Buch als Historiker der verbreiteten Kritik an Papsttum, „finsterem Mittelalter“, Inquisition und Kreuzzügen. Dabei geht es dem Präsidenten des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften nicht um die Schönfärbung dunkler Seiten der Kirchengeschichte, sehr wohl aber um ihre „Aufhellung“ im Sinne eines vertieften historischen Verständnisses. „Der Historiker ist weder Staatsanwalt, noch Verteidiger, noch Richter. Es muß ihm um das möglichst umfassende Verstehen eines historischen Phänomens aus seinen Ursachen, Umständen und Wirkungen gehen. Dabei müssen Maßstäbe der betreffenden Epoche der Vergangenheit angelegt werden – Maßstäbe und Kategorien unserer Zeit dürfen nur mit großer Behutsamkeit ins Spiel gebracht werden“, sagt Brandmüller. Seine ehrliche Aufklärung über die Kirchengeschichte in 17 brillanten Essays zeigt auch den gewaltigen Kulturbeitrag der katholischen Kirche zur Geschichte und Identität Europas.
INHALT
I. Dieser Kirche trauen?
II. Das Papsttum – Garant der Einheit und Wahrheit
III. Integration Europas und katholische Kirche
IV. Neuaufbrüche in der Kirche einst und heute
V. „Kindheitsgeschichten“ oder Kindheitsgeschichte
VI. Die Inquisition – historische Wirklichkeit und Legende
VII. Die Kreuzzüge
VIII. Die Reformation Martin Luthers in katholischer Sicht
IX. Neuer Geist aus religiöser Tiefe – das „Wunder von Trient“
X. Sinnenhaftigkeit und Rationalität
XI. Neues Leben aus Ruinen
XII. Fieberanfälle des deutschen Katholizismus
XIII. „Der ultramontanen Sippe keck die Stirne bieten“
XIV. Das Konzil und die Konzile
XV. „Staatstheologen“ – früher und heute
XVI. Zur Arroganz der Theologie
XVII. Vergebung – der Weg zum Frieden
Lehrreich und unterhaltsam---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Auch möchte ich auf eine Dokumentation (aus aufklärerisch-liberaler Sicht) und auf einen Vortrag (aus katholischer Sicht) über die Inquisition verweisen:
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Die geheime Inquisition - Feuer des Glaubens http://www.youtube.com/embed/UhH3JRjcUJoDer Großinquisitor Giulio Antonio Santori in Anwesenheit seines Schreibers zum hl. Kardinalinquisitor Robert Bellarmin:
„Euer Bild von der Heiligen Inquisition als totbringende Waffe bedarf der Korrektur. Diese Pistole [er hält eine Pistole in der Hand], wenn ich sie auf meinen Schreiber abfeuere, kann ich sie nicht mehr gegen Euch einsetzen. Erschieß ich Euch, bleibt der Schreiber verschont. Entschließ ich mich aber, meine geladene Pistole nur in der Hand zu halten, dann kann ich euch beide in Schach halten oder wenn es Not tut tausend andere. Wenn ich schießen muss, und manchmal muss ich es, habe ich vorher einen Fehler gemacht.“Inquisition aus katholischer Sicht
Vortrag von Pater Gensbittel FSSPXTeil 1http://gloria.tv/?media=235347Teil 2http://gloria.tv/?media=245531Teil 3http://gloria.tv/?media=249607-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Liebe Gine,
Du hast geschrieben:
In keiner (!!!) Zeit und nirgendswo ist Folter notwendig.
Dazu ein kurzer Auszug aus dem Wikipedia-Artikel über "Folter":
Hatten Kirchenväter und Päpste vor der Jahrtausendwende die Anwendung von Folter noch ausdrücklich abgelehnt, so änderte sich das im hochmittelalterlichen Kampf der Kirche gegen die häretischen Bewegungen der Katharer (Hauptgruppe: Albigenser) und der Waldenser. 1252 erließ Papst Innozenz IV. seine berühmt-berüchtigte Bulle Ad Extirpanda. Er rief in ihr die Kommunen Norditaliens auf, der Ketzerei verdächtige Personen mit Hilfe der Folter zum Eingeständnis ihrer Irrtümer zu zwingen, „ohne ihnen die Glieder zu zerschlagen und ohne sie in Lebensgefahr zu bringen“. Diese später auf ganz Italien ausgedehnte und von späteren Päpsten bestätigte Anordnung wurde im 13. Jahrhundert auch im Heiligen Römischen Reich im kirchlichen Strafverfahren, der Inquisition, von den dazu verpflichteten weltlichen Behörden angewandt.
Nach mittelalterlicher Auffassung konnte eine Verurteilung entweder auf Grund der Aussage zweier glaubwürdiger Augenzeugen oder auf Grund eines Geständnisses erfolgen. Hingegen konnten bloße Indizien, selbst wenn sie noch so zwingend auf die Schuld des Angeklagten hinwiesen, oder die Aussage eines einzelnen Zeugen keine Verurteilung rechtfertigen. Diese Auffassung sah man durch bestimmte Bibelstellen wie Deuteronomium 17, 6; 19, 5 und Matthäus 18, 16) gestützt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Folter#Mittelalter
Da es den Indizienprozess noch nicht gab, wurde die Schuld mittels der Folter geprüft. Es wird immer wieder behauptet, man hätte einfach so lange gefoltert, bis der Angeklagte einfach gestehen musste, weil er es nicht mehr aushielt. Das ist freilich Unsinn und unterstellt den damaligen Menschen (für die Folter selbstverständlich zum Prozess gehörte) eine sehr große Dummheit. Der "aufgeklärte" Mensch unserer Tage schaut ja gern recht herablassend auf das "finstere" christliche Mittelalter herab! Man folterte und wenn kein Geständnis kam, dann erachtete man den Angeklagten als unschuldig. Die Kirche legte auch ausdrücklich fest, dass durch Folter keine bleibenden Schäden zurückbleiben dürfen. Denen, die ins Visier der Inquisition gerieten, ging es entgegen aller finsterer Ressentiments weitaus besser als denen, die mit weltlichen Gerichten Ärger hatten. Mit dem heutigen Indizienprozess ist die Folter zum Glück ganz überflüssig geworden.