5. Sonntag der Osterzeit
Der Vater, Jesus und die Jünger
Die Evangelien der drei Lesejahre am 5. Sonntag der Osterzeit sind auf den ersten Blick sehr verschieden, und doch lassen sie einen gemeinsamen Aspekt erkennen. Es geht darum, wie wir bei Jesus sein können. Die drei Evangelien sind den Abschiedsreden Jesu entnommen. Bald werden die Jünger Jesus nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sehen. Jesus bereitet sie auf das vor, was kommen wird. Wenn Jesus nun von ihnen geht, wird er doch bei ihnen bleiben. Aber wie kann das geschehen?
Jesus zeigt den Jüngern seine Verbindung zum Vater. Obwohl er auf Erden scheinbar von seinem Vater im Himmel getrennt ist, ist er doch eins mit ihm. Der Himmel ist keine ferne Welt, die mit der Erde nichts zu tun hat. Der Himmel Gottes und Erde der Menschen gehören beide zu Gott. Die Schöpfung ist kein Ort der Gottferne, sondern sie ist der Ort, den Gott für die Menschen geschaffen hat. Sie ist der Ort, an dem der Mensch Gott begegnen kann.
Jesus ist den Jüngern auf Erden bleibend nahe und nach diesem Leben erwartet sie ein Platz im Himmel. Jesus selbst ist der Weg, der von der Erde zum Himmel führt. In ihm ist Gott der Erde nahe gekommen, in ihm kommt jeder Irdische dem Himmel nahe. Wer ihm glaubt, wer ihm nachfolgt, der wird eins mit Jesus, so wie Jesus eins ist mit dem Vater.
Diese Einheit verdeutlicht das Bild vom Weinstock. An ihm wachsen fruchtige Reben. Doch nur dann, wenn die Reben mit dem Weinstock in Verbindung bleiben, wenn sie von ihm ihre Kraft empfangen, können sie wachsen und gedeihen. Wer sich an Jesu Wort hält, der wird mit ihm in Verbindung bleiben und von ihm seine Kraft empfangen.
Die innigste Verbindung mit Gott ereignet sich im Geheimnis der Liebe. Die Liebe verbindet Gott mit den Menschen. Gott ist vollkommene Liebe. In der Liebe wird der Mensch Gott ähnlich. Die Liebe ist das Erkennungszeichen der Jünger Jesu. In der Liebe bleiben die Jünger untereinander und mit Jesus verbunden.
Was dies bedeutet, soll nun an den einzelnen Texten der Evangelien gezeigt werden.
Lesejahr A
Joh 14, 1-12
Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.
Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.
Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.
Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!
Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
So viele Wege,
so viele Meinungen
und Leben will ich,
wie es mir gefällt!
Völlig frei,
ganz ungebunden,
so werde ich glücklich!
Wirklich glücklich?
Vielleicht.
Ein Weg,
eine Wahrheit,
ein Lebensziel
für alle?
Kann das sein?
Jesus ist der Weg!
Jesus ist die Wahrheit!
Jesus ist das Leben!
Auch für dich!
Wage diesen Weg!
Jesus, mein Weg
Mein Jesus, ich möchte dir dienen, und finde den Weg nicht, ich möchte dich finden, und finde den Weg nicht, ich möchte dich lieben, und finde den Weg nicht. Ähnlich wie es Philipp Neri in diesem Gebet zum Ausdruck bringt, mag es auch den Jüngern ergangen sein, als Jesus zu ihnen davon sprach, dass er nun bald zum Vater gehen wird und dass auch sie ihm dahin folgen werden. Jesus bereitet für uns beim Vater eine Wohnung und wir kennen den Weg dorthin - so behauptet es zumindest Jesus. Doch wem liegt da nicht die Frage des Apostels Thomas auf der Zunge: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?" Hilft die Antwort Jesu wirklich weiter? Er sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich."
Gott kennt jeden einzelnen von uns, keinem ist er fern, doch wir sehen Gott oft nicht, erkennen seinen Willen nicht, irren ziellos umher. Ja, Herr, ich will dir dienen, aber wie? So vieles strömt auf uns ein, so viele Stimmen, so viele Wege. Auf welche Stimme soll ich hören? Welchen Weg soll ich gehen? Es ist schwer, unsere eigenen Wünsche vom Willen Gottes zu unterscheiden, es ist schwer, unter all den vielen Stimmen die Stimme Gottes zu hören, es ist schwer, dann auch wirklich das zu tun, was Gott von uns will. Diese Erfahrung hat jeder schon gemacht, der sich ernsthaft darum bemüht hat, den Willen Gottes zu tun.
"Euer Herz lasse sich nicht verwirren!" Wenn wir den Weg mit Jesus gehen wollen, müssen wir unser Herz und unsere Sinne einüben, wir müssen lernen, seine Stimme von den anderen Stimmen zu unterscheiden. Jesus sagt: "Ihr kennt den Weg!" Er traut uns zu, dass wir seine Stimme erkennen. Wie können wir das lernen?
Ich meine, dass wir den Weg, der Jesus ist und der zum Vater führt, dann finden, wenn wir immer auf Jesus schauen, wenn wir seine Worte in der Heiligen Schrift betrachten, wenn wir bei allen Entscheidungen fragen, was uns näher zu Jesus führt. Jesus wird uns selten ein ganz konkretes Wegzeichen schicken und doch wird es nie so sein, dass wir nicht erkennen könnten, wohin wir gehen sollen. Wir müssen immer wieder nach der richtigen Richtung suchen und wenn wir suchen, wird Jesus uns den Weg auch zeigen. Sicher werden wir manchmal verwirrt in die falsche Richtung laufen. Doch wir werden dann bald erkennen, dass uns dieser Weg nicht näher zu Jesus führt. Dann heißt es umkehren. Wir müssen auf jeden Fall immer den Mut haben, von einem falschen Weg umzukehren, wenn wir deutlich merken, dass er uns nicht näher zu Jesus führt, auch wenn noch so viel für diesen Weg zu sprechen scheint, auch wenn das Ziel noch so erstrebenswert erscheint. Das höchste Ziel kann ein falsches Ziel sein, wenn es nicht das ist, das Jesus von uns möchte.
Jesus will, dass wir zu ihm kommen in die Wohnungen, die er für uns beim Vater bereitet hat. Jesus will, dass wir das Leben in Fülle bei ihm haben. Nur wir sind oft so blind und taub, lassen uns verwirren und kommen vom Weg ab. Herr, öffne du unsere Augen, unsere Ohren und unser Herz, dass wir deinen Weg sehen, dass wir deine Stimme hören, dass wir uns öffnen für die Liebe, die du uns schenken möchtest.
Lesejahr B
Joh 15, 1-8
Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.
Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.
Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.
Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.
Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Weinstock
Herr, mach mich zu einem
Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe,
wo man hasst;
dass ich verzeihe,
wo man beleidigt;
dass ich verbinde,
wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage,
wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe,
wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke,
wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde,
wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe,
wo Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde,
sondern dass ich tröste;
nicht dass ich verstanden werde,
sondern dass ich verstehe;
nicht dass ich geliebt werde,
sondern dass ich liebe.
Nach Franz von Assisi
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben," sagt Jesus im Evangelium zu uns. Stellen wir uns zunächst einmal dieses Bild vor Augen. Ein Weinstock hat viele Zweige, an denen der Winzer zur Zeit der Ernte viele reife Trauben erwartet. Wie bei allen Pflanzen kann die Frucht nur gedeihen, wenn sie über Zweige und Stamm mit der Wurzel verbunden ist. Jesus vergleicht uns mit Reben am Weinstock. Er ist die Wurzel und der Stamm, der die einzelnen Reben zusammenhält und mit Nahrung versorgt, sie am Leben erhält.
Der Winzer kümmert sich um die Weinstöcke. Die Arbeit im Weinberg ist hart. Das wussten die Menschen zur Zeit Jesu. Aber auch heute muss man nicht unbedingt aus einem Weinanbaugebiet oder gar aus einer Winzerfamilie stammen, um sich eine Vorstellung von dem machen zu können, wovon Jesus spricht. Ständig ist der Winzer dabei, die Rebstöcke zu pflegen. Er achtet darauf, dass die Reben genug Sonne bekommen. Er prüft, welche Reben gut wachsen. Die dürren schneidet er weg, damit sie denen, die gut gedeihen nicht unnötig Kraft wegnehmen. So geht es tagein, tagaus und der Lohn der Mühen wird eine reiche Ernte und ein edler Tropfen sein.
So müht sich Gott auch um uns. Er sitzt nicht irgendwo in der Ferne, unbeeindruckt von dem, was auf Erden geschieht. Gott ist vielmehr ganz mit dem Geschehen auf der Erde verbunden, auch wenn sein Wirken im Verborgenen geschieht. Wie der Winzer im Weinberg um seine Reben, so kümmert sich Gott darum, dass die Menschen Frucht bringen.
Es ist also Gott, der sich um uns kümmert. Unsere Aufgabe ist es, mit dem Weinstock in Verbindung zu bleiben, uns von ihm mit allem Nötigen versorgen zu lassen, es uns gut gehen zu lassen. Aber das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört.
Wovon lebe ich? Woraus ziehe ich die Kraft für mein Leben? Was lässt mich überleben und wovon kann ich wirklich leben? Um überleben zu können brauche ich Nahrung. Ich brauche so etwas wie Heimat, ein Dach über dem Kopf, Arbeit, mit der ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Das alles ermöglicht mein Überleben. Doch was gibt mir wahres Leben? Was erwarte ich vom Leben?
Jeder Mensch strebt danach, glücklich zu sein. Doch viele suchen das Glück an der falschen Stelle, sie wollen angesehen, reich, mächtig sein. Es ist sicher gut, wenn man es im Leben zu etwas bringt und Erfolg hat, doch das genügt nicht, um wirklich glücklich zu sein. In meinem Leben brauche ich Freunde, die mit mir gehen und bei denen ich sein kann, wie ich bin. Aber selbst das ist noch nicht genug. Das wirkliche Glück ist nur in Gott zu finden. Er ist es, der allein die Grundlage für mein Leben bilden kann. In ihm können meine Freundschaften wachsen, er gibt meinem Arbeiten Sinn und Richtung, nur mit ihm ist mein Leben mehr als überleben, ist es Leben in Fülle.
Daher sollte es täglich unser erster Gedanke sein: wie kann ich heute diesen Tag, wie kann ich mein Leben mit Christus leben?
Eine Freundschaft oder Partnerschaft zwischen Menschen kann nur gelingen, wenn jeder der beiden immer wieder dem anderen zeigt, dass er ihm etwas bedeutet, in Worten und Gesten, indem man sich Zeit füreinander nimmt. Meine Beziehung mit Christus ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Freundschaft, eine Liebesbeziehung. Um diese Beziehung mit ihm aufrecht zu halten, muss ich mir Zeit nehmen für ihn. Jeder muss selbst entscheiden, wieviel Zeit das im einzelnen ist, wichtig ist, dass es täglich wenigstens einige Minuten sind in denen ich versuche, im Gebet bei Jesus zu sein.
Suchen wir täglich diese Verbundenheit mit Jesus. Am tiefsten werden wir sie finden, wenn wir sein Wort, die Hl. Schrift, betrachten und die Eucharistie feiern. Bleiben wir in ihm. Wir werden sehen, dass die Zeit, die ich mir für Christus nehme, keine verlorene Zeit ist. Wir werden sehen, dass wir dadurch Kraft finden werden für unseren Alltag, dass unsere Freundschaften und Begegnungen tiefer werden, dass unsere Arbeit besser gelingt.
Setzen wir täglich ein Zeichen der Freundschaft mit Jesus. Wir können darauf vertrauen, auch er wird uns dann zeigen, dass wir seine Freunde sind. Jesus sagt uns ganz deutlich: Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Wir werden von Gott alles bekommen, was wir dazu brauchen, um in unserem Leben prächtig zu gedeihen und so für Gott Frucht zu bringen. Das ist eine Verheißung für alle, die nach dem Wort Jesu leben.
Ein guter Wein erfreut das Herz und ein solcher ist die Frucht der Mühen des Winzers. Wir sollen nach dem Willen Gottes ein solcher edler Tropfen werden, Menschen, die der Welt Freude bringen, die - wie es in einem Gebet heißt - lieben, wo man hasst, die verzeihen, wo man beleidigt, die Hoffnung wecken, wo Verzweiflung quält und ein Licht anzünden, wo Finsternis regiert.
Herr Jesus, lass mich zu einem solchen Menschen werden, damit die Sorge deines Vaters um mich nicht vergebens ist. Lass mich allezeit auf deine Hilfe vertrauen.
Lesejahr C
Joh 13, 31-35
Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.
Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.
Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.
Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Liebt einander!
Ich glaube an dich, Herr, an deine große Liebe für mich. Du bist mein Schöpfer und mein Erlöser. Ich vertraue auf deine Freundschaft; ich vertraue darauf, dass du mir das Verständnis und den Willen gibst, zu lieben, wie du geliebt hast. Ich liebe dich, Herr, weil du mich zuerst geliebt hast. Ich will dich dadurch lieben, dass ich dein Leben und deine Liebe anderen zugänglich mache.
Lieber Herr Jesus, schenke mir ein beständiges, wachsendes Verlangen, dein Gebot der Liebe zu leben. Erwecke in mir ein Bewusstsein deiner immerwährend gegenwärtigen Liebe in meinem Leben. Bewege mich dadurch, grenzenlos zu lieben, ohne Menschenfurcht, ohne die Angst etwas zu verlieren, das weniger als die Liebe ist.
Ich will mich dazu entscheiden, heute jemandem zu dienen, nicht nur, weil ich dazu ein Verlangen habe, sondern aus Liebe zu Christus.
Ein neues Gebot gebe ich euch:
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!
Warum neu? Und warum Gebot? Sollte es nicht etwas Selbstverständliches für Menschen aller Zeiten sein, dass sie einander lieben und ist nicht das Leben viel schöner, wenn man liebt und Liebe erfährt? Warum fällt es den Menschen so schwer, einander zu lieben? Warum neigen Menschen eher dazu, aus Neid und um des eigenen Vorteils willen böse und schlecht zu anderen zu sein?
Vielleicht meinen wir, selbst etwas zu verlieren, wenn wir gut zu anderen sind und unsere Liebe schenken. Das Geschenk der Liebe kann auf den ersten Blick ein Geschenk sein, das nicht erwidert, sondern vielmehr ausgenutzt wird. Auf den zweiten Blick aber werden wir erkennen, dass wir vielleicht nicht unbedingt von den Menschen, denen wir unsere Liebe schenken, aber doch von irgendwo her auch selbst überreich beschenkt werden.
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe! Jesus hat seine Liebe an uns Menschen verschwendet, ist aus Liebe zu uns Menschen am Kreuz gestorben, damit wir das Leben haben. Viele haben seine Liebe nicht erwidert. Aber doch ist die Botschaft von der Liebe Gottes zu uns Menschen bis heute lebendig geblieben.
Wenn wir uns selbst als von Gott geliebt und überreich beschenkt mit den Gaben seiner Liebe erfahren, kann uns das helfen, dass nicht Neid und Eifersucht über uns kommen, sondern dass wir immer mehr fähig werden, selbstlos unsere Liebe zu schenken. Wo Menschen dazu bereit sind, wird Gottes Liebe in dieser Welt sichtbar und keimt inmitten des grauen Betons unserer oft so egoistischen Konsumgesellschaft das zarte Grün der Hoffnung auf.
Ist nicht auch unser Leben Gottesdienst? Wir leben inmitten so vieler Menschen, von denen heute ein Großteil nicht mehr an Jesus Christus glaubt. Wir können ihnen Jesus zeigen, wenn wir die Liebe leben.
So vieles hält uns gefangen und wir kreisen allzu oft um uns selbst. Bitten wir den Herrn, dass er uns hilft, unsere Enge aufzubrechen und uns Offenheit schenkt für die Menschen um uns herum, dass wir ihre Nöte sehen und da sind, wo wir gebraucht werden. Bitten wir den Herrn, dass er uns allezeit den Mut für das richtige Wort und die richtige Tat schenkt, wo wir gebraucht werden, damit wir Zeugen seiner Liebe sind.