Autor Thema: Kirchenjahr  (Gelesen 46679 mal)

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velvet

  • Gast
Antw:Kirchenjahr
« Antwort #24 am: 02. September 2012, 12:17:30 »
22. Sonntag im Jahreskreis


Evangelium
Mk 7,1-15
Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren,
hielten sich bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen,
das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle
Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben,
wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen,
essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte
Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die
Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger
nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?
Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch
Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, /
sein Herz aber ist weit weg von mir.
Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; /
was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.
Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Und
weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch
an eure eigene Überlieferung. Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und
deine Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft
werden. Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter
sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn
daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch eure eigene
Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen. Dann
rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage:
Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen,
sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.

Kaplan Dr. Josef Spindelböck, Ybbs an der Donau  Predigt am 22. Sonntag im Kirchenjahr

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Ist es für unseren Glauben gleichgültig, wie unser Leben aussieht? Kommt es nur darauf an, an Gott zu glauben, oder soll sich auch unser Leben nach diesem Glauben ausrichten? Die Antwort, liebe Gläubige, ist uns allen theoretisch klar: Natürlich soll unser Glaube im Leben Gestalt annehmen, er soll sich durch Werke des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zeigen. Der Glaube soll in der Liebe fruchtbar werden, sonst bleibt er tot!

Praktisch fällt es uns freilich nicht so leicht, die Forderungen des Glaubens in unser Leben umzusetzen. Wir alle kennen die Anfälligkeit für das Böse, wir werden leicht müde im Guten und sind in Gefahr, mutlos zu werden und aufzugeben im täglichen Streben, nach den Geboten Gottes zu leben.

Jesus lehrt uns, daß wir nicht bei Äußerlichkeiten stehenbleiben dürfen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten viele Vorschriften eingeführt, was die äußere rituelle Reinigung von Gefäßen und Händen betraf. Die Menschen waren in Gefahr, angesichts dieser Vielzahl von menschlichen Gesetzen und Satzungen die eigentlichen Gebote Gottes zu übersehen. Darum der ernste Vorwurf Jesu: "Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen."

Und Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, zeigt auf, worauf es im Leben ankommt: Das Herz des Menschen muß in Ordnung sein. Im Herzen nämlich, im Inneren des Menschen, hat das Gute, aber auch das Böse seinen Ursprung. Denn der Mensch ist von Gott mit der Freiheit der Entscheidung ausgestattet. Er ist aufgerufen, sich mit seinem freien Willen grundsätzlich und auch in den vielen einzelnen konkreten Handlungen des Lebens für das Gute und damit für Gott zu entscheiden. Wenn das Herz des Menschen in der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen verankert ist, dann werden auch die äußeren Taten dieses Menschen gut sein. Denn ein guter Baum bringt gute Früchte. Wenn hingegen die innere Gesinnung böse ist, so kommen aus dem Herzen des Menschen schlechte Früchte. Jesus zählt sie auf: böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.

Wenn wir ehrlich sind, dann spüren wir, wie weit wir hinter den Forderungen Jesu zurückbleiben. Wieviel Unvollkommenes ist doch im Herzen eines jeden Menschen zu finden! Nur Jesus Christus, der Sohn Gottes, war auch als Mensch frei von jeder Sünde. Auch die heilige Jungfrau Maria, die Mutter Gottes, wurde von Gott vor jeder Sünde bewahrt. Wenn wir uns die Gesinnungen des Heiligsten Herzens Jesu und des Unbefleckten Herzens Mariens vor Augen halten, dann wissen wir, wonach wir streben sollen. Gott möchte, daß wir unser Herz von ihm erneuern und verwandeln lassen und so zur Vollkommenheit in der Liebe gelangen.

Deshalb müssen wir die Verbundenheit mit den Quellen der göttlichen Gnade suchen. Dies geschieht, wenn wir uns durch die Fürbitte der Gottesmutter an unseren Herrn Jesus Christus wenden, den Urquell aller Gnade. Gerade bei jeder Heiligen Messe werden die Ströme des lebendigen Wassers, die uns von Gott her erquicken, in reicher Fülle über uns ausgegossen.

Noch etwas wollen wir bedenken: Wie oft und wie leicht urteilen wir nach dem Augenschein! Wir sehen das Äußere, das ein Mensch tut, doch achten wir nicht auf sein Herz. Nur Gott kennt die innersten Regungen der Herzen. Wir dürfen darum keinen Menschen verurteilen, sondern müssen für alle beten, besonders auch für jene, die Böses tun!

Nicht aus eigener Kraft vermögen wir die Gebote Gottes zu halten und die Liebe zu üben, sondern nur mit Hilfe der Gnade Gottes, der uns beisteht und uns stärkt. Lassen wir nicht nach im Gebet und im täglichen Bemühen, aus dem Glauben zu leben! Dann wird uns Gott einst teilnehmen lassen am Hochzeitsmahl des ewigen Lebens. Amen.

velvet

  • Gast
Antw:Kirchenjahr
« Antwort #25 am: 08. September 2012, 10:49:32 »
23. Sonntag im Kirchenjahr


Jesus der Heiler
In den Heilungen manifestiert Jesus das Reich Gottes im Jetzt

Er bringt die Tauben zum Hören und die Stummen zum Sprechen    
     
"Wie gut ist alles, was er tut! Die Tauben macht er hören und die Stummen reden!" (Markus 7,37)
.

«Mitten im Gebiet der Zehn Städte brachte man Jesus einen Gehörlosen, der auch nicht richtig sprechen konnte, mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen. Jesus nahm ihn aus der Menge heraus auf die Seite, legte ihm seine Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel. Dann blickte er aufseufzend zum Himmel auf und sagte ihm: «Effata», das bedeutet «tu dich auf». Und sogleich taten sich seine Ohren auf, die Fessel seiner Zunge wurde gelöst und er konnte richtig sprechen…» (Mk 7,32–36).

Das Geschehnis spielt sich in der Gegend von Tyrus und Sidon ab, einem Gebiet, das für sein Heidentum bekannt war. Jesus zögert nicht, auf Menschen zuzugehen, die in den Augen frommer Juden keine Leute waren, mit denen man verkehren sollte. Da ist ein Mann, der seit seiner Geburt durch seine Gehörlosigkeit in einer unendlichen Einsamkeit gefangen ist, kein Laut dringt an sein Ohr, und seine Lippen bringen nur ein paar schlecht artikulierte Laute heraus.
Und nun führen ihn die Leute zu einem vorübergehenden Unbekannten. Glauben sie wirklich an diesen Mann, der die Leute so sehr anzieht? Im Evangelium steht nichts davon. – Hatten diese Anonymen, die ihn zu Jesus brachten, wirklich gute Absichten? ... Einige hofften wohl, ein Wunder „live“ zu erleben, vor ihren Augen. Und der Taubstumme war nur das Mittel dazu.    
     
Jesus führt den Mann ohne Stimme weg von den versammelten Leuten, in die Stille, wo sie einander allein gegenüber stehen. Er tut dies wohl aus Gründen der Diskretion, und damit sich sein Gegenüber wohl fühlt. Für Jesus ist dieser Unglückliche wirklich ein einzigartiges Geschöpf, nicht einfach einer, über den man sich lustig macht oder mit dem man Mitleid hat.    
     
Mit bedeutungsvollen Gesten geht Jesus auf die Bitte ein: Er «legt die Hand auf» – so wie es die Propheten tun; ihre Gesten können von jedermann richtig interpretiert werden. Und er öffnet ihm die Ohren und löst seine Zunge. Welch wunderbare Überraschung für den Tauben! Die ersten Laute, die er hört, sind die Worte des Gesandten Gottes, Jesus von Nazaret. Man könnte sich vorstellen, dass die ersten richtig ausgesprochenen Worte ein Dank waren an diesen mächtigen und unaufdringlichen Heiler.
Jesus kehrt zu den andern zurück und gibt allen die Anweisung, «es niemandem zu sagen». Mit diesen Worten gibt er sich zu erkennen, wie er ist, einer, der marktschreierischen Anpreisungen aus dem Wege geht und der das Unverständnis von Seiten der Zeugen seiner Wunder fürchtet. Er ist der Schweigsame, der für die Sirenen, die vergänglichen Ruhm versprechen, kein Gehör hat.
       
Zweitausend Jahre nach diesem Ereignis erleben und deuten wir ähnliche Situationen. Wie viele Männer und wie viele Frauen sind eingeschlossen in einer Art Wüste des Schweigens. Sie haben das Gefühl, dass sich nichts ändern kann, ändern wird, ändern soll!    
     
Ouvre-toi    Und plötzlich werden sie von Freunden oder Unbekannten wach gerüttelt. În dieser Wüste, wo Öde und Unbeweglichkeit herrscht, entspringt eine Que1le. Jemand sagt: „Öffne dich!" Sie fangen an zu hoffen, zu lauschen, und siehe da: Tausendfach gehörte Worte; die bisher an ihr Ohr gedrungen waren, erreichen nun ihr Innerstes und veranlasst sie zu sagen: Diesmal verstehe ich, höre ich.

Heil und Heilung, das sind die Begriffe, die wir wohl am intensivsten mit dem Wirken Jesu verbinden. Die faszinierenden Geschichten über Jesus als Heiler beflügeln die Fantasie von uns Menschen seit jeher. Dabei scheint es heute, gut 2000 Jahre später, doch angesichts des beständigen Fortschritts einer hochtechnologisierten Wissenschaftsmedizin schwer vorstellbar, dass da ein Mann lebte, der Blinde und Lahme augenblicklich heilte, der Dämonen austrieb und sogar Tote wieder zum Leben erwecken konnte. Im Zeitalter der evidenzbasierten Medizin fragt man nach den Beweisen, nach den Mechanismen, nach den Erklärungsmustern.

Es sind Fragen an die Glaubwürdigkeit - an die Glaubwürdigkeit der biblischen Überlieferungen sowie an die Glaubwürdigkeit von uns Menschen selbst: Inwieweit können wir glauben und inwieweit nehmen wir Menschen ernst, die glauben?

Da kann ich mich an viele Kongresse erinnern, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eifrig darüber diskutieren, ob bestimmte beobachtbare Phänomene sich wirklich so zutragen, oder aber ob Erkenntnisse und Schlussfolgerungen nicht doch in Zweifel zu ziehen sind. Auch scheinbar gesicherte Erkenntnistheorie führt keineswegs zu eindeutigen Aussagen. Stattdessen ist auch heute die Medizin ein Sich-Annähern an einen kranken Menschen, eine Begegnung, ein stetiger Suchprozess, die Feststellung einer Diagnose, die nicht mit einer bekannten Strategie behandelt werden kann. Wenn es dennoch völlig unerwartet, spontan Verbesserungen oder Heilungen gibt, bezeichnen wir dies auch heute noch als Wunder.
Heilung mit Gebet, Salbung mit Öl und Handauflegung: Der Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, Mark S. Hanson, und Pfarrerin Susan Peterson segnen einen Mann in einem Heilungsgottesdienst in der anglikanischen Holy Trinity Church in Winnipeg Kanada.
   
Diese erfahrbaren Nachweise von der Existenz Gottes - die Anthropologie des Wunders - sollten wir viel öfter und klarer mit Christi Wirken in Verbindung bringen, mit seinem heute noch spürbaren Wirken. So wie im Neuen Testament, in dem Jesus den Menschen ihr Leib- und Seelenheil wieder zurückgibt und hilft, lebensfähig zu werden: »Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.« ( Lukas 2, 11) Was nach raschem Zauber klingt ist ein komplexes Geschehen: Der Betroffene erfährt, dass sich bei seiner Begegnung mit Jesus neue Ebenen auftun für das Vertrauen in Gott und dadurch in das Leben und in sich selbst.

Hier wird deutlich, dass wir die Kernfrage nach dem Wunder der Heilung trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte, trotz aller intellektuellen Fähigkeiten im Grunde nicht erkenntnistheoretisch erklären können. Stattdessen betrachten wir immer nur einen Ausschnitt. So dienen uns neue biologische Erkenntnisse als Mosaiksteine beim Ausfüllen der biochemischen und physiologischen Landkarte unserer Existenz, aber eine umfassende Topographie des Menschen kann daraus nicht entstehen.

Eine Einheit aus Leib, Seele und Geist

Sir John Eccles, Nobelpreisträger für Medizin und der wohl bekannteste Neurophysiologe des zurückliegenden Jahrhunderts, ist es zu danken, dass die Strukturen von Rückenmark, spinaler Ebene, Hirnstamm, Kleinhirn, Mittelhirn und Großhirnrinde heute ein funktionelles Bilder ergeben, das viele Krankheiten im neurologischen Bereich besser erklären hilft und theoretische Überlegungen zur Behandlung bei morphologischen Schäden möglich macht. Eindrucksvoll ist sein Fazit nach fast 50-jähriger wissenschaftlicher Tätigkeit, in dem er keineswegs resigniert feststellt, dass trotz aller Erkenntnisse aus Experiment und Beobachtung, die Individualität des Einzelnen, der Zusammenhang von Materie und Gemüt, der Zusammenhang zwischen Geist und Psyche oder ein Hinweis für den Sitz der Seele im Körper nicht zu finden war. Auch nach Eccles gibt es solche Hinweise nicht.

Bleibt die Arbeitshypothese, auch für die moderne Wissenschaft, dass der Mensch mehr ist als Materie, dass der Mensch eine leiblich-seelisch-geistige Einheit darstellt, in der Körper, Seele und Geist miteinander im Einklang stehen müssen, um heil zu werden. Diese Einheit ist es, der Jesus sich nähert. Zunächst im Kontext des Widerstreits zwischen finsteren Mächten, die Unheil stiften, und der göttlichen Ordnung.
Die Heilung eines geborenen Blinden, Wassilij Iwanowitsch Surikow, 1888, Moskau, Theologische Hochschule.

Die Heilung eines geborenen Blinden, Wassilij Iwanowitsch Surikow, 1888, Moskau, Theologische Hochschule.

Wir können heute wohl sagen, dass Jesus die Menschen immer als Teil der göttlichen Schöpfung gesehen hat: Leiden und Schmerzen gehören dazu, aber sie können überwunden werden. Jesus begründete sein heilendes Tun nicht mit dem Hinweis auf das Wohlbefinden des Einzelnen. Zwar bezog sich sein Wirken ganz auf das Individuum und nicht bloß auf die singuläre Person. Vielmehr aber bekam Heilung bei Jesus stets eine übergeordnete Bedeutung zugemessen und ist insofern nicht von dem umfassenden Heil zu unterscheiden, das Gott dem Menschen zugesprochen hat. Jesus trieb böse Geister aus oder heilte Kranke - konkrete Hilfe für eine Person und doch gleichzeitig universelles Ereignis. Es ging und geht wohl darum, dass jede einzelne Person Teil der göttlichen Ordnung ist, in all seinen Nöten, in all seinen Freuden, in seinem Handeln, in seinem Ruhen.

Das macht schon aus menschlicher Gerechtigkeitsperspektive Sinn. Denn nicht erst meine neunjährige Tochter hat sich die Frage gestellt, warum Jesus gerade vor 2000 Jahren in Palästina auftrat und dort die Personen heilte und nicht zu einer anderen Zeit anderen Menschen half. Indem Jesus zur physischen und seelisch-geistigen Vervollkommnung eines einzelnen Menschen beitrug, demonstrierte er, dass die Gottesherrschaft angebrochen und das Reich Gottes gegenwärtig ist. Heilung ist für Jesus eine Umwandlung der Welt zum Guten, eine Manifestierung des Gottesreichs im Hier und Jetzt. Die Radikalität, mit der Jesus die Universalität und das Schon-Jetzt des Heils verkündete, macht das Besondere und Unvorhergesehene seines Heilens aus.

Bei allem Versuch kleinteiliger Erklärung, hat die Medizin lange gebraucht, um diese faszinierende natürliche Ordnung in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen und zu pflegen. Es ist die besondere Herausforderung, bestimmte Symptome in Augenschein zu nehmen und dabei doch die ganze Person nicht aus dem Auge zu verlieren. Und auch von einem Leidenden wird erwartet, dass er sich auf die Möglichkeit der Heilung einlässt. Schließlich geht es nicht um die Reparatur eines Maschinendefektes, es geht um die göttliche Ordnung.

Was Jesus von Kranken erwartet

So erwartet Jesus von den Menschen, die er heilt, wenig und doch sehr viel zugleich: Er erwartet Glauben. Glauben verstanden als die Gewissheit, dass er als der Heiland dazu im Stande ist, den Betroffenen zu heilen - Glauben als das vorbehaltlose Vertrauen auf Gottes Zusage. Wir sprechen heute - gerade auch im Kontext der Medizin - viel über Selbstbestimmung. Jesus setzt sie voraus und geht gleichzeitig über sie hinaus: Er formuliert als Grundlage des Heilens die gläubige Offenheit des Leidenden. Wie heißt es in seinem Dialog mit den Blinden: »Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann. Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.« ( Lukas 18, 41-43)

Das bedeutet im Grunde für jeden Einzelnen von uns, wir sind aufgefordert: mutig zu sein zu dem Seltsamsten, zu dem Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann. Rainer Maria Rilke stellt hierzu etwas resigniert fest: »Dass die Menschen in diesem Sinne feige waren, hat dem Leben unendlichen Schaden getan; die Erlebnisse, die man 'Erscheinungen' nennt, die ganze sogenannte 'Geisterwelt', der Tod, alle diese uns so anverwandten Dinge sind durch die tägliche Abwehr aus dem Leben so sehr herausgedrängt worden, dass die Sinne, mit denen wir sie fassen könnten, verkümmert sind. Von Gott gar nicht zu reden.«

Nicht die Angst vor dem Unklaren macht uns als Mensch ärmer. Die fehlende Bereitschaft, Unerklärbares wahrzunehmen und anzuerkennen, das lähmt und blockiert uns. Aber nur wer auf alles gefasst ist, wer nichts ausschließt, kann sich berühren lassen, wie in den biblischen Geschichten die leidenden Menschen von Jesus - der Weg zum Heil setzt die Bereitschaft zum »liebenden Herzen« voraus. Das ist die Grundlage des Wirkens Jesu Christi als Heiler und Heiland: die Unfassbarkeit der göttlichen Schöpfung, offen und empfänglich zu sein für eine Anthropologie des Wunders!

Darf man dann heute noch von der Erfahrbarkeit des Wirkens Christi auch für uns und unsere Zeit ausgehen? Ich denke ja. Denn Jesus hat nicht nur selbst geheilt, er hat auch seine Jünger zum Heilen bevollmächtigt und ihnen damit aufgetragen, die Botschaft von der Gegenwärtigkeit Gottes zu verkünden: »Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.« ( Matthäus 9, 35) Als er aber sah, dass es der Leidenden und Kranken zu viele waren, rief er seine zwölf Junger zu sich, »gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen« ( Matthäus 10, 1) und sprach: »Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus.« ( Matthäus 10, 78) Schon in der Apostelgeschichte bekommt der Sendungsgedanke eine etwas andere Schwerpunktsetzung: Nicht mehr die Vergegenwärtigung Gottes steht im Vordergrund der Erzählung, sondern die 'Wundertat' wird verstärkt zur Legitimierung der Ausgesendeten und als wirksames Mittel zur Missionierung der Nicht-Christen eingesetzt.

Es geht um unsere innere Haltung


Vielleicht liegt in dieser anderen Betonung schon der Grund, warum wir die ursprüngliche Perspektive ein Stück weit aus den Augen verloren haben. Und wenn dem so ist, sollten wir auf die Suche gehen, wie wir auch heute Jesus als Heiler und Heiland nachfolgen und begegnen können. Vermutlich geht es dabei nicht um eine konkrete diagnostische oder therapeutische Strategie, sondern vor allem um unsere innere Haltung, sowohl um die Haltung derer, die Heil erfahren, als auch jener, die Heil in der Liebe Gottes übermitteln. Wir sollten uns darum bemühen, uns in ärztlicher Praxis oder therapeutischen Tätigkeit bewusst anzuschließen an das, was Jesus Christus mit seinem Heil offenbart hat: Barmherzigkeit.

Gerade in der Stunde der Not gilt es, jede Hand anzulegen - nicht nur durch chirurgische Eingriffe, sondern auch durch Handauflegen. Und es braucht die Bereitschaft, an die Wundertätigkeit Gottes zu glauben. Wenn wir das beherzigen, in unser Herz nehmen, dann werden die zentralen Handlungen unseres Bruders Jesus Christus auch für unser Leben spürbar heilend wirken.                                         
Von Eckhard Nagel   

velvet

  • Gast
Antw:Kirchenjahr
« Antwort #26 am: 17. September 2012, 12:24:58 »
24. Sonntag im Jahreskreis B


Die erste Lesung aus dem Buch Jesaja ist überschrieben als das "dritte Lied vom Gottesknecht". Schon der erste Satz will unser Herz aufwecken und offenbaren, was die recht Haltung vor Gott ist."Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück."
Das Ohr - es wird in der Einheitsübersetzung beinahe 200 Mal erwähnt, davon jedoch nur etwa 40 Mal im Neuen Testament und dort umso eindringlicher.
Diese Worte aus der Heiligen Schrift sind uns vielleicht so sehr "im Ohr", dass wir schon gar nicht mehr richtig "hin-horchen", sondern "über-hören", was uns doch "auf-horchen" lassen wollte. Eine der wichtigsten Aussagen ist hier die Wahrheit, dass die Fähigkeit des Hörens (vor allem was die Offenbarung Gottes betrifft) zwei Aspekte besitzt. Das Wirken Gottes und dann unser Zutun. Dabei haben wir das Erste und Wichtigste meist völlig ausgeblendet: Gott ist es, der uns das Ohr öffnet!

Zuerst ist der Glaube, das Erkennen, das Hören, ... unverdiente Gabe Gottes und nicht das Ergebnis unserer Leistung oder Fähigkeiten! Wer das vergisst, verfällt in selbstgefällige, selbstzufriedene Taubheit, oder in blinden Aktionismus, der meint, das alles "machbar" ist und ohne den Herrn um Rat zu fragen völlig in leerem Tatendrang aufgeht.

Gott ist es, der das Ohr öffnet - Gott ist es, der sich zuerst offenbart und so zum Menschen spricht, dass dieser hören kann.
Wenn wir diese ersten Worte ernst nehmen, dann begreifen wir sehr schnell, wie wichtig es z.B. für die Frage der Evangelisation ist, dass wir nicht vergessen dürfen, um die Gabe Gottes zu bitten, damit das Wort Gottes und die Frohe Botschaft überhaupt GEHÖRT und dann auch angenommen werden können.
Jedes Konzept, jede Planung, jedes noch so ausgefeilte, rhetorisch perfekte, angepasste ... Verkünden bleibt letztlich fruchtloses, hohles Geschwätz, das nicht mit den Angeboten der Welt konkurieren kann, die viel attraktivere "Weisheiten" anbietet - wenn Gott es nicht ist, der "das Ohr öffnet" und wir nicht darum bitten.

"Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück."

Dann ist da der zweite Schritt: Der Gehorsam und die Hingabe des Menschen als Antwort auf Gottes Gnade. Es ist die Gabe der bedingungslosen Bereitschaft des Menschen, die nicht zurück weicht, die sich nicht gegen die Wahrheit auflehnt, sich nicht wehrt, sondern bereit ist, sich der Weisheit Gottes zu überantworten.

Dass das Wort Gottes nicht ein Wellness-Urlaub ist, wird im weitern Verlauf der Lesung mehr als deutlich. Doch durch die Gabe des "geöffneten Ohres" in einem offenen Herzen, das sich dem Wort Gottes hingibt und überantwortet, werden auch die Stärke und der Sieg geschenkt, die alles überwinden und sich ganz und gar auf Gott stützen.

"Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.
Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden.
Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Er, der mich freispricht, ist nahe. Wer wagt es, mit mir zu streiten? Lasst uns zusammen vortreten!
Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran.Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen."


Diese Worte deuten auf den Erlöser und das Leiden der Passion hin - und in Jesus Christus sind sie ein Urbild für unser eigenes Herz!
Jesus ist der "Knecht", der wahrhaft hört, was der Vater offenbart und selbst die würdige Antwort auf den Ruf Gottes ist.
Jesus sagt: "... ich richte, wie ich es (vom Vater) höre, und mein Gericht ist gerecht, weil es mir nicht um meinen Willen geht, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat." (Joh 5,39) und "Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe." (Joh 15,15)
Jesus ist ganz der Horchende und Ge-horchende, um die Taubheit und den Ungehorsam des Geschöpfes zu heilen, das durch die Sünde nicht mehr Gott ge-hören wollte, sondern vom Bösen getäuscht sich von Gott getrennt hat.

Wie oft ruft Gott im Alten Testament dem Menschen zu: "Höre!"? Jesus ist in seinem vollkommenen Ge-horsam zur lebendigen Antwort geworden, die im Heiligen Geist auch in uns wirksam sein will!
Bei der Heiligen Taufe kann der Taufspender im kostbaren "Effata-Ritus", die Ohren und den Mund des Täuflings mit den Worten "Effata" ("Öffne dich!") berühren, um so von Gott die Gnade des Hörens und der gesegneten Verkündigung zu erbitten. Was für ein kostbares Zeichen, was für eine Bitte, was für ein Segen!


Wie wichtig das "hörende Ohr" ist, mag auch deutlich werden, wenn wir bedenken, dass das letzte, körperliche Heilungswunder Jesu das Wunder des geheilten Ohres ist, das Petrus dem Diener des Hauptmanns im Ölgarten mit dem Schwert abschlägt.


Die gewaltige Botschaft dieser Heilung wird uns erst klarer, wenn wir in die Gesamtheit der Tiefe des Evangeliums in ihrem inneren Zusammenhang blicken! Als JESUS nämlich einmal nach dem ersten Gebot gefragt wird, antwortet ER mit Worten, die wir fast nie vollständig hören, weil wir gewohnt sind, nur die eine Hälfte zu sehen und zu bewerten! Wir meinen, das erste, größte Gebot lautet, dass wir GOTT über alles lieben sollen, nicht wahr?! Aber das ist nur der „zweite Teil des ersten Teils“!!!
In der Schrift steht: „Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ Mk 12,29-31


„Höre! Höre! Höre!“ GOTT ist der EINZIGE HERR! Und erst darum gilt für uns das Gebot der absoluten, ersten GOTTESliebe! „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum …“ Das erste Gebot, das wichtigste Gebot hat zwei Teile und wir haben den ersten Teil nur fast immer ignoriert, überhört, überlesen, übersehen, ...!“

Mit SEINEM letzten Heilungswunder im Ölgarten, bekräftigt der HERR noch einmal das Gewicht des ersten Gebotes: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.“ (Mk 12,29-30)

Die Jünger haben dem „Ölbergevangelium“ zufolge zwar vorher gefragt, ob sie dreinschlagen sollen, aber gar nicht zugehört, was JESUS antwortet. Sie haben einfach zu kämpfen begonnen und einer von ihnen hieb dem Diener des Hohenpriesters das Ohr ab.
„Höre!!!“ „Höre!!!“ „Höre!!!“
Es braucht dann sogar den Befehl JESU, mit all dem aufzuhören, was die Jünger aus eigenem Wollen taten, (in guter und verständlicher Absicht zwar) aber ohne auf GOTT, auf IHN zu hören.

Der Antwortpsalm schenkt hier eine weitere Perspektive, wenn darin aufscheint, dass auch Gott uns "sein Ohr zuneigt" und auf unser Rufen hört. Es ist Gottes Liebe und Gnade, die uns immer vorauseilt und gleichzeitig unter unseren Schritten breitet, damit wir niemals ohne das Licht des Himmels sind.

Die zweite Lesung aus dem Jakobusbrief konkretisiert nun, was wir in der Selbstoffenbarung Gottes empfangen durften.
Was nützt es uns, wenn wir Gott hören - aber ihm nicht ge-hören?
Was würde alles horchen nutzen - wenn wir nicht ge-horchen wollen?
Was nützt alles Wissen um den Glauben, alle Klugheit und alle Kenntnis, ... wenn es nicht fruchtbar und auch lebendig in unserem Leben wird?
Was nutzt es, viel zu studieren, viel zu erforschen, alles zu diskutieren, zu "dialogisieren" und zu zerreden, ... wenn wir nicht tun, was Gott von uns will?
Was nützt es uns, Gott zu kennen - ihm aber nicht aus ganzem Herzen zu folgen und zu dienen? Auch der Satan kennt Gott, weiß vieles über Gott!
Auch die Dämonen haben eine "Theologie" und ein eigenes "Konzept", das sie aus ihrem Wissen geschmiedet haben - aber nur, um die eigenen Ziele zu verfolgen!
Auch die Hölle weiß um den Himmel, weiß um Gottes Wort und all die Herrlichkeit, die sie im Sturz in sich selbst hinein verloren hat!

Wenn wir nicht den Weg des Gehorsams und der Hingabe finden, wenn wir Jesus nicht über das Geheimnis des Kreuzes zur Auferstehung nachfolgen und unser Leben nicht bereit sind hinzugeben, ... was nützt uns dann all das Wissen und all das, was wir "Glauben" nennen?
Was wäre der Unterschied zu den Mächten, die verloren ewig in sich selbst hinab stürzen und Gottes Herrlichkeit im Dunkel des Kreisens um sich selbst verloren haben?

Der "Glaube" will fruchtbar werden - sonst bringt er den Tod, denn was uns anvertraut ist, das muss auch verantwortet werden!
Das "Wissen" will fruchtbar werden - sonst bringt es nur "Brand im Stroh der Weisheiten dieser Welt" und versengt in der Seele alles in dunklem Rauch, denn nur im Geheimnis der Hingabe können wir selbst zur Gabe werden.
Es genügt nicht, dass wir planen und kluge Reden schwingen.
Es genügt nicht, wenn wir nur alles besser wissen, kritisieren, dialogisieren und diskutieren.
Es genügt nicht, wenn wir nur studieren, analysieren und Statistiken berechnen.
Es genügt auch nicht, wenn wir nur theoretisch ausmalen und konstruierend überlegen: "was wäre wenn ...?"

Der Glaube und alle menschlichen Fähigkeiten für sich alleine sind tot, wenn nicht das Werk Christi in uns lebendig ist!
Wenn wir heute hören: "So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben, und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke." dann ist damit nicht zuerst unser eigenes Werk gemeint!
Das Werk, das wir vorweisen müssen, ist zutiefst eine Frucht aus dem Werk Gottes - so wie der Glaube auch nicht zuerst unser eigenes Verdienst sondern Gabe und Geschenk ist.

Das Leuchten der himmlischen Gnade will unseren Glauben durchdringen und vorauseilend unser Herz bereiten, damit wir das Geschenk der Offenbarung Gottes empfangen können und aus IHM und durch IHN und auf IHN hin fruchtbar werden lassen.
Ebenso will die Gnade der Erlösung mit all ihrer unfassbaren Weisheit im Heiligen Kreuz das Werk Gottes, das Werk Christi aufstrahlen lassen, damit unser Werk davon durchdrungen, gereinigt, geheiligt und vollendet wird.
Alles andere bliebe letztlich unfruchtbar, unbrauchbar und ohne Wert für die Ewigkeit - also nur "totes Menschenwerk".

Wenn der Ruf vor dem Heiligen Evangelium dann heute das Heilige Kreuz preist, eröffnet sich heute mit einem kostbaren Glanz die Brücke zum Wort Gottes in der Fülle. "Halleluja. Halleluja. Ich will mich allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Halleluja" (Gal 6,14)

Jesus fragt seine Jünger, für wen die Menschen ihn halten und für wen die Jünger ihn halten.
Die Antworten sind erschütternd: Man hält ihn für Johannes den Täufer, Elija oder irgend einen Propheten. Wie kommt das? Warum erkennen die Menschen Jesus nicht?
Das Ohr des Menschen ist noch nicht wirklich offen und das Herz der Menschen ist noch verdunkelt und ohne Erkenntnis!

Als Jesus die Apostel persönlich fragt, für wen sie ihn halten, erfahren wir nur von der Antwort des Petrus. Was heute im Evangelium nach Markus nicht erwähnt wird, finden wir bei Matthäus: nämlich, das Messiasbekenntnis, das Jesus als Wirken des Vaters im Himmel offenbart.

Hier treten die zwei Formen der Erkenntnis ans Licht: 1. die rein menschlichen Erwägungen, die zu einem eigenartigen Ergebnis kommen und 2. die göttliche Offenbarung, die eine ganz andere Wahrheit erschließt.
Wo der Mensch sich selbst eine plausible Antwort zurecht bastelt, die irgendwie in seine Vorstellung und sein Weltbild passen könnte, ist die Weisheit Gottes eine ganz Andere!
"Du bist der Messias!" Petrus darf in diesem Moment der Gnade Gottes Angesicht erkennen, wird vom Licht der Erkenntnis im Heiligen Geist erfüllt. Für einen Augenblick steht er ganz und gar im Strom der ewigen Wahrheit Gottes.

Jesus verbietet jedoch, dass die Jünger darüber mit "jemandem sprechen". Warum?
Warum dürfen sie noch nicht Zeugnis geben?
Warum sollen sie über die Wahrheit schweigen?
Warum müssen sie zurück halten, was doch die ganze Welt erfahren sollte?
Warum schweigen?
Warum nicht die falschen Vorstellungen von Jesus bei den Leuten korrigieren und warum dürfen sie nicht richtig stellen, was wohl in großem Umfang an falschen Interpretationen im Umlauf ist?
Warum nur verbietet Jesus, dass sie darüber sprechen???
Wir kennen das doch selbst nur zu gut. Kaum meinen wir, dass wir etwas erkannt haben, wollen wir auch schon andere überzeugen, wollen wir Zustimmung, wollen wir, dass uns andere Menschen zuhören, uns bewundern, uns Recht geben, ...! Doch wie viele Scherben bringt diese voreilige Haltung oft ein weil die Wurzel, das Wachstum und die Reife fehlen?

Spätestens im zweiten Teil des Heiligen Evangeliums erschließt sich dann das "Warum" für uns sehr deutlich: Weil die Gnade der Gotteserkenntnis noch nicht Wurzeln in den Herzen der Apostel gefasst hat und sie noch nicht von der heiligen Weisheit des Gottesgeistes durchdrungen sind.
Es war ein Lichtstrahl der Gnade gewesen, der das Herz des Petrus getroffen hat, doch schon im nächsten Augenblick offenbart sich im Kreuz das Innerste des Menschen in seiner ganzen verdrehten Gebrochenheit.
Immer ist es so: im Heiligen Kreuz scheiden sich die Geister und erst im Heiligen Kreuz offenbart sich, wes Geistes Kind wir sind.
Petrus reagiert "menschlich" und wo er gerade noch den Messias bekannt hat, verliert er jede heilige Ehrfurcht, jede angemessene Haltung, ... wenn er Jesus Vorwürfe zu machen beginnt.
Hier offenbart sich, dass er der Wahrheit zwar nahe ist, sie aber in seinem Herzen noch keine Wohnung gefunden hat und nicht lebendig ist.
Hätte er bereits im Innersten den Messias als Messias erkannt - mit welchem Schmerz und welch großer Wunde hätte er die Worte Jesu dennoch in tiefster Ehrfurcht und Demut gehört und die Würde, die unantastbare Heiligkeit des Erlösers anerkannt? Niemals hätte er es dann gewagt Jesus zu sagen, was er nun sagte!

Jesus weist hier nicht Petrus ab, sondern den Satan, der die Wahrheit verdreht, beugt, ... der in aller dämonischen Respektlosigkeit wagt, sich gegen den Willen und gegen den Plan Gottes zu stellen.
Petrus - im einen Augenblick von Gottes Geist erleuchtet - ist noch wankelmütig und nicht gefestigt, so dass im nächsten Augenblick der Satan sein Herz verdunkelt und ihn zur Rebellion gegen Gott anstiften will.
Wir würden sagen: "Das war aber doch menschlich gedacht und gut gemeint von Petrus! Das versteht man doch, er war erschüttert und wollte doch nur das Beste! Er wollte Jesus doch nur beschützen und hat es einfach nicht verstanden. Das war doch nicht böse gemeint. ..."
Wir haben sofort unzählige Ausreden und Begründungen, psychologische und verständnisvolle Entschuldigungen, mit denen wir das Verhalten des Petrus rechtfertigen und beschönigen würden.

Doch das lässt Jesus nicht gelten!

In absoluter Klarheit und Kompromisslosigkeit duldet er hier keinerlei Falschheit oder falsch verstandene "Menschlichkeit". Er spricht ausdrücklich den Urheber der dreisten Urteilsverdunkelung mit Autorität an und weist ihn von sich und Petrus ab! Jesus, der voll Erbarmen mit der Schwäche und Not des Menschen ist - kennt hier kein falsches Mitleid, duldet  die Lüge und Verwirrung nicht, die mit schmeichelnden oder noch so "logischen" Gründen vom Weg Gottes abweichen wollen!
Es ist das Wort vom Kreuz, die Weisheit Gottes im Licht des Kreuzesgeheimnissen, die Entscheidung am Kreuz!
Am Kreuz scheiden sich die Geister! Hier offenbart sich, was vom Heiligen Geist erleuchtet und was vom Ungeist verdunkelt wird, denn am Kreuz gehen die Wege auseinander.
Am Kreuzesgeheimnis scheidet sich auch in unserem Leben, wes Geistes Kinder wir sind!

Was werden wir persönlich wählen?
Wählen wir das, was uns Sicherheiten, Zustimmung, Wohlsein und der Mainstream diktieren?
Wählen wir das, was der Weisheit der Welt entspricht, was uns die Welt und unser Wohlergehen vergötzend wichtiger erscheint, als das, was der Messias uns verkündet und verheißt?
Wählen wir die Auflehnung, die Rebellion, die eigene Meinung, die sich das Wort Gottes selbst "zurecht schnitzt" und sich Gottes Willen einfach "selber backt", mit reichlich "Zuckerguss" der eigenen Ideen und Auslegungen, ...

Oder wählen wir die Nachfolge, die Hingabe, den Gehorsam?
Wählen wir den Weg des freiwilligen Opfers, wo der Herr zum Opfer ruft?
Wählen wir die Treue - auch in der Unbegreiflichkeit der Liebe Gottes, die über das Kreuz führt?
Haben wir im Sinn, was Gott will - oder was die Menschen wollen?
Denken wir daran, was Gott erwartet - oder was die Menschen erwarten?
Schauen wir aus nach dem, was Gott wählt - oder was die wir selbst und die Menschen wählen würden?
Messen wir unser Urteil an Gottes Urteil und Wohlgefallen - oder an unserem eigenen Geschmack und dem Urteil der Anderen?
Suchen wir Gott - oder uns selbst?
Haben wir im Blick, was Wert hat für die Ewigkeit - oder denken wir nur an das Leben in dieser Welt und wie wir es hier am bequemsten haben könnten?

Was sagt der Herr zu unseren Urteilen, wenn wir uns anmaßen, Gottes Pläne zu kritisieren, alles selbst in die Hand zu nehmen, ohne nach seinem heiligsten Willen und seinen Geboten zu fragen?

Jesus gibt eine klare Weisung in vier Schritten, damit wir auf dem Weg der Wahrheit bleiben lernen:
1. Wer mein Jünger sein will
2. der verleugne sich selbst
3. nehme sein Kreuz auf sich
4. folge mir nach.
Diese vier Schritte wären es wert, eine eigene Betrachtung zu halten. Heute jedoch möge uns der Gedanke begleiten, dass wir achtsam sein lernen. In unseren Herzen soll die Aufmerksamkeit auf Gott hin gelenkt werden und wir dürfen täglich neu lernen und einüben, dass das Maß unserer Gedanken, Worte und Werke sich am Willen Gottes orientieren. Wenn wir im Heiligen Geist leben lernen, wenn Gottes Gebot und die Weisheit des Kreuzes in uns Wurzeln haben, ... werden wir erst fähig sein, auch von dem zu künden, was uns Jesus anvertraut hat.
Am Heiligen Kreuz und seiner geheimnisvollen Weisheit scheiden sich die Geister. Hier ist immer offenbar, welches Ziel der Mensch verfolgt und wem seine Treue gilt.
Der Umgang mit Leid, Kreuz, Not und der Unbegreiflichkeit der Liebe Gottes in Schmerz ... offenbart uns - wo wir stehen und welche Wahrheit in uns lebendig ist.
"Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten."

Bitten wir den Herrn, uns zu lehren und zu helfen, dass wir den Willen des Vaters nicht nur erkennen, sondern lieben lernen, weil Gott gut ist und wir dies in Dankbarkeit und Ehrfurcht anerkennen.

HERR und VATER!
Öffne mein Ohr und schenke mir ein offenes Herz,
das auf Deine Weisung horchen lernt - um von Herzen ge-horchen zu können.
Hilf mir, damit ich Dein Wort hören kann - damit es ich Dir immer mehr ge-hören kann.

Lass mich
durch das Wirken der Gnade
zu Werken der Gnade finden
wirke Du immer mehr in mir!

Schenke mir den Glauben,
der aus Deiner Offenbarung wächst,
damit ich Dir schenken kann,
was ich von Dir empfangen habe!

Lehre mich Deinen heiligsten Willen erkennen und zu lieben,
damit ich fähig werde
Dich zu bezeugen und von Dir zu künden,
denn ich will mein Leben allein von Dir empfangen und Dir schenken
und Du sollst mir Maß und Weg und Ziel sein.
Amen.


 

velvet

  • Gast
Antw:Kirchenjahr
« Antwort #27 am: 24. September 2012, 19:44:28 »
25. SONNTAG IM JAHRESKREIS

EVANGELIUM   Mk 9,30-37
   
   Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert.Wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein
   

   Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
   
   In jener Zeit
30    zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Er wollte aber nicht, daß jemand davon erfuhr;
31    denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.
   

Nach seinen Wundern kommt der Herr auf sein Leiden zu sprechen, damit man nicht glaubt, er habe gegen seinen Willen gelitten. (Theophylactus)

Er mischt immer unter das Erfreuliche Trauriges, damit es die Apostel nicht erschreckt, wenn es plötzlich kommt, sondern damit sie es vorbereitet ertragen. (Beda)

Nachdem er aber gesagt hatte, was traurig war, da fügt er noch hinzu, was ihnen Freude machen muß, daher folgt: Und er wurde getötet, am dritten Tage aber wird er auferstehen, damit wir daraus lernen, daß auf Bedrängnisse Freuden folgen. (Theophylactus)
32    Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen.
   

Diese Unwissenheit hat ihren Grund nicht so sehr in ihrem langsamen Verstand, sondern eher in ihrer Liebe zum Erlöser; da sie noch ohne geistliches VerständnisWörtl.: fleischlich waren und das Geheimnis des Kreuzes nicht kannten, konnten sie sich den nicht als tot vorstellen, den sie als den wahren Gott erkannt hatten; und weil sie es gewohnt waren, ihn oft in Bildern sprechen zu hören, wollten sie aus Angst vor dem Eintritt seines Todes, daß ihnen das bildlich erklärt werde, was er über seine Auslieferung und sein Leiden offen aussprach. (Beda)
33    Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?
34    Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei.
   

Sie stritten aber unterwegs richtig über den Vorrang. Diese Diskussion paßt zu der Stelle. Denn wie ein Vorrang sich einstellt, so löst er sich auf, und während man an ihm festhält, zerfällt er, und es ist ungewiß, an welcher Stelle, d. h. an welchem Tag, er beendet wird. (Hieronymus)
35    Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.
   

Deswegen aber scheint der Streit der Jünger über den Vorrang entstanden zu sein, weil sie gesehen hatten, daß Petrus, Jakobus und Johannes getrennt von ihnen auf den Berg geführt worden waren und daß ihnen dort etwas Geheimes anvertraut worden sei; aber auch Petrus seien, nach Matthäus, die Schlüssel des Himmelreiches versprochen worden. Da der Herr aber die Gedanken seiner Jünger sieht, bemüht er sich, ihr Verlangen nach Ansehen mit der Demut zu heilen, und er ermahnt sie zunächst mit dem einfachen Gebot der Demut, daß der Vorrang nicht erstrebenswert sei. (Beda)

Dazu muß man bemerken, daß jene unterwegs um den Vorrang stritten, er selbst aber setzt sich nieder und lehrt sie die Demut. Die Mächtigen nämlich mühen sich ab, die Demütigen aber ruhen sich aus. (Hieronymus)

Die Jünger freilich wollten vom Herrn Ehre erhalten, denn in ihnen steckte das Verlangen, vom Herrn groß gemacht zu werden; denn je größer einer ist, um so mehr Ehre verdient er; deswegen behinderte er ihr Verlangen nicht, sondern brachte die Demut ins Gespräch. (Chrysostomus)

Denn der Herr will nicht, daß wir uns einen Vorrang anmaßen, sondern daß wir durch Demut Größe gewinnen. Dann aber ermahnt er sie am Beispiel kindlicher Unschuld. (Theophylactus)
36    Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen:
37    Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
   

Allein durch den Anblick [sc. des Kindes] überzeugt er sie, demütig und schlicht zu sein; denn von Neid und nichtigem Ruhm ist ein kleines Kind rein und auch davon, nach einem Vorrang zu streben. Er sagt aber nicht nur: Wenn ihr so werdet, werdet ihr großen Lohn empfangen, sondern auch: Wenn ihr andere so ehrt um meinetwillen. (Chrysostomus)

An dieser Stelle zeigt er entweder in einfacher Weise, daß die Armen Christi von denen, die die Größten sein wollen, aufgenommen werden müssen, um ihn zu ehren, oder er überredet sie, selbst wie kleine Kinder hinsichtlich der Bosheit zu sein, damit sie Einfalt ohne Anmaßung, Liebe ohne Neid und Ergebenheit ohne Zorn bewahren. Wenn er aber eine Kind umarmt, drückt er damit aus, daß die Niedrigen seine Umarmung und Liebe verdienen. Er fügt aber noch hinzu "in meinem Namen", damit sie die Art der Tugend, die das kleine Kind, von der Natur geleitet, beachtet, selbst im Namen Christi mit dem Eifer der Vernunft erstreben. (Beda)

Sieh, wieviel die Demut vermag; sie verdient es nämlich, daß der Vater und der Sohn und der Heilige Geist darin Wohnung nimmt. (Theophylactus)

Gedanken zum Evangelium

Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Was könnte uns deutlicher zeigen, wie weit die Jünger Jesu damals und wir heute, davon entfernt sind, den Sinn der messianischen Sendung Jesu zu begreifen.
Immer wieder hat Jesus erklärt, dass er nach Jerusalem gehen und dort den Menschen ausgeliefert werden müsse, dass er von ihnen getötet und am dritten Tag auferstehen werde.
Sehr unverständliche Worte auch für die Jünger Jesu Auch die Jünger konnten diese Worte noch nicht verstehen, denn die Messiasvorstellung des eigenen Volkes, die sie natürlich auch übernommen hatten waren zu stark in ihnen eingeprägt, dass sie Jesus jetzt noch nicht verstehen konnten.
Kaum hatte ihnen Jesus erneut sein Leiden, Sterben und Auferstehen angekündigt, da hatten seine Jünger nichts anderes zu tun, als sich über die ersten Plätze im messianischen Reich zu streiten.
Sie dachten ganz offensichtlich, dass das Reich des Messias ein ganz irdisches Reich der Macht sei und sie selbst sahen sich schon als seine Minister.
Für fromme Juden galt damals die Größe, das heißt, die bedeutende gesellschaftliche Stellung, Ruhm und Ansehen, welche jemand innehatte, war damit gleichbedeutend, wie groß jemand vor Gott dastand. Daher war das Reden über die ersten Plätze häufig Gesprächsthema Nummer eins unter religiösen jüdischen Menschen.
Jesus aber hat immer ganz andere Wertmaßstäbe. Für ihn zählt nicht Macht und Ehre, sondern einzig und allein, dienende Liebe.
Wenn die Jünger Jesu vom Messias hörten, dann dachten sie an einen Macht-Messias. Wenn Jesus von sich als dem Menschensohn spricht, dann meint er damit aber den Liebe-Messias, den Messias der sich ganz hingibt.
Das hatten die Jünger Jesu bis dahin noch nicht begreifen und annehmen können.
Jesus nimmt diese Gelegenheit zum Anlass, zu seinen Jüngern über seine Rangordnung zu sprechen und gibt ihnen ein Lehrbeispiel. Er sagt zu ihnen: Wenn einer der Erste sein will, der sei er der Letzte und der Diener von allen. Und er stellt ein Kind in ihre Mitte und umarmt es. Er stellt das Kind in die Mitte, das heißt, er stellt es damit auf den ersten Platz.
Dann sagt er zu den Jüngern: Wer ein solches Kind  in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt auch den auf, der mich gesandt hat.
Damals hatten Kinder in der Öffentlichkeit bei weitem nicht diese Hochachtung wie heute.
Kinder galten als Unmündig und wurden nicht für voll genommen, Kinder waren kaum mehr beachtet als die Geringsten und wurden den untersten gesell-schaftlichen Schichten gleichgestellt.
Mit diesem Gleichnis gibt Jesus seinen Jüngern und natürlich auch uns zu verstehen, was es wirklich bedeutet, ihm nachzufolgen. Die Stellung derer, die zu Jesus gehören, ist die des Dienens und das für andere Dasein, vor allem für die Schwächsten, die am meisten auf andere angewiesen sind.
Denn in diesen Menschen können wir Jesus und seinem himmlischen Vater begegnen.
Jesus demonstriert uns heute sehr klar, aber auch sehr liebevoll, wie das innerste Wesen von Kirche, Gemeinde, Amt und von uns Christen sein soll.
Jesus geht es um unseren liebevollen Umgang mit uns selber, mit dem Nächsten und mit Gott. Es geht um eine Liebe, die tief im Herzen entspringt, dort nämlich, wo der Mensch von Gott berührt wird und sich ihm ganz hingibt.
Wenn wir uns Gott gegenüber nicht verschließen, dann werden auch keine falsche Ideologien und Herzenshärte unser Tun beeinflussen.
Wenn wir ganz offen sind für Gott, dann werden wir auch den wahren Messias - Jesus Christus – erkennen, der uns das wahre Leben und die echte Liebe vorgelebt hat, die Liebe, die aus ganz aus Gott stammt, die Liebe die Welt verändern wird. 


velvet

  • Gast
Antw:Kirchenjahr
« Antwort #28 am: 29. September 2012, 16:36:57 »
26. Sonntag im Jahreskreis


Erste Lesung
Num 11, 25-29
    In jenen Tagen kam der Herr in der Wolke herab und redete mit Mose. Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Sobald der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in prophetische Verzückung, die kein Ende nahm. Zwei Männer aber waren im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch über sie war der Geist gekommen. Sie standen in der Liste, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Sie gerieten im Lager in prophetische Verzückung.
    Ein junger Mann lief zu Mose und berichtete ihm: Eldad und Medad sind im Lager in prophetische Verzückung geraten. Da ergriff Josua, der Sohn Nuns, der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war, das Wort und sagte: Mose, mein Herr, hindere sie daran!
    Doch Mose sagte zu ihm: Willst du dich für mich ereifern? Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!

Zweite Lesung
Jak 5, 1-6

    Ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das euch treffen wird. Euer Reichtum verfault, und eure Kleider werden von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber verrostet; ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Noch in den letzten Tagen sammelt ihr Schätze. Aber der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn der himmlischen Heere. Ihr habt auf Erden ein üppiges und ausschweifendes Leben geführt, und noch am Schlachttag habt ihr euer Herz gemästet. Ihr habt den Gerechten verurteilt und umgebracht, er aber leistete euch keinen Widerstand.

Evangelium
Mk 9, 38-48

    In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
    Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.
    Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.
    Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.
    Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
    Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.

Reicher Lohn für einen Becher Wasser - das verheißt Jesus im Evangelium (Mk 9,41). Doch hier wird aller Reichtum zu Müll, weil er ungerecht erworben ist.
Der Lohn, den ihr euren Arbeitern vorenthalten habt, schreit zum Himmel! (Jak 5,4)
Himmelschreiendes Unrecht geschieht immer wieder auf der Erde. Mächtige beuten Schwache aus. Wer hat, will immer mehr.
Doch was nützt all der Reichtum? Was hat davon Bestand - bis in die Ewigkeit?
Reichen Gewinn kann der mit seinem Reichtum machen, der ihn verteilt, unter die Armen verschenkt, damit Gutes tut.
Wird jedoch der ungestraft davonkommen, der ungerecht zusammengerafften Reichtum für sich alleine hortet und sich ein schönes Leben macht?

Jesus

"Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns." (Mk 9,40; Lk 9,50) - Jesus gebraucht diesen Satz aber auch in entgegengesetzter Bedeutung: "Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich." (Lk 11,23) Das muss kein Widerspruch sein:
Beide Male geht es um die Austreibung von Dämonen - in der einen Situation treibt einer die Dämonen im Namen Jesu aus, der nicht zu den Jüngern Jesu gehört, im anderen Fall werfen einige der Juden Jesus vor, er könne nur scheinbar Dämonen austreiben, in Wirklichkeit stehe er im Bund mit den Dämonen. Hier werden die Seiten vertauscht. Jesus wird auf die Seite der gottwidrigen Mächte gestellt. Wer einen solchen Vorwurf gegen Jesus erhebt, kann nicht auf der Seite Jesu stehen. Von solchen Leuten grenzt sich Jesus daher entschieden ab.
Wie steht es aber mit dem fremden Wundertäter? Er ist zwar nicht von Jesus berufen worden und hat auch selbst nicht den Weg in die Nachfolge Jesu gesucht, aber er muss sicher großen Respekt vor Jesus gehabt haben. In seinem Kampf gegen die Dämonen steht er auf der gleichen Seite wie Jesus. Jesus duldet es, dass er in seinem Namen Dämonen austreibt, weil er damit im Sinne Jesu handelt.
So tut in den Augen Gottes jeder Mensch etwas Gutes, der Jesus und seinen Jüngern einfach nur Respekt entgegenbringt und ihnen freundlich begegnet. Wer einem der Jünger Jesu nur den kleinen Dienst erweist, dass er ihm einen Becher frisches Wasser reicht - ein selbstverständliches Zeichen der Gastfreundschaft - der wird dafür belohnt werden.
Vielleicht kann uns diese Stelle einen Impuls geben für das Miteinander der Religionen. Einander mit Respekt begegnen, auch wenn man unterschiedliche Überzeugungen hat - und gemeinsam gegen das Böse angehen.

Nach diesen in unseren Ohren sehr positiven Worten Jesu folgen einige Sätze, die uns heute sehr hart erscheinen. Es geht um die Verführung - einmal um die Verführung von außen durch andere Menschen und dann um die Verführung, mit der jeder Mensch selbst zu kämpfen hat.
Jesus vergleicht hier die Glaubenden erneut mit Kindern. Kinder bedürfen eines besonderen Schutzes. Für sie wirkt die Welt der Erwachsenen oft faszinierend und sie lassen sich daher leicht beeinflussen. Gerade auch gefährliche Dinge wie Alkohol oder Zigaretten werden ab einem gewissen Alter interessant. Es liegt daher auch in der Verantwortung der Erwachsenen, dass für Kinder gefährliche Dinge nicht in deren Hände geraten.
Wer in die Nachfolge Jesu tritt, hat freiwillig auf vieles verzichtet, was dem Glauben nicht zuträglich ist. Und doch üben diese Dinge auch auf die Glaubenden weiterhin eine große Anziehungskraft aus. Jeder muss mit den Versuchungen in seinem Inneren kämpfen, aber auch andere Menschen können einen Einfluss darauf haben, wie man den Versuchungen begegnet. Sie können einen auf dem Weg des Glaubens stärken, aber auch von diesem Weg abbringen. Scharf verurteilt Jesus die, welche die Keinen, die an ihn glauben, zum Bösen verführt.

Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab.
Wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab.
Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus.
Es sind heftige Worte, die Jesus im heutigen Evangelium gebraucht. Dabei wird jeder vernünftige Mensch denken, dass es ein Unding ist, sich selbst zu verstümmeln. Genau darauf will Jesus auch hinaus. Selbstverstümmelung ist das letzte, das sich ein Mensch antun würde. Doch es gibt etwas, das schlimmer ist, als sich selbst zu verstümmeln: wenn man so lebt, dass man das ewige Leben verliert.
Die Worte Jesu heute sind sehr eindringlich. Er mahnt uns dazu, unsere Regungen und Triebe so in den Griff zu bekommen, dass wir uns nicht versündigen. Das ist für jeden Menschen harte Arbeit, mit der er ein Leben lang zu kämpfen hat.
Gerade weil das so schwer ist, gibt es immer wieder Menschen, die meinen, man bräuchte es erst gar nicht zu versuchen. Lass doch alles laufen, wie es kommt, ist doch ganz natürlich. Befreie dich von den alten Lehren der Moral, sie hindern dich doch nur daran, glücklich zu sein. Auch für diese Menschen gebraucht Jesus einen harten Vergleich. Kein vernünftiger Mensch würde sich mit einem schweren Stein ertränken, wer aber solche Lehren verbreitet, der tut sich eigentlich selber noch etwas viel Schlimmeres an.
Dennoch brauchen wir nicht zu verzweifeln, auch wenn wir im Kampf gegen die Leidenschaften immer wieder erliegen. Wir dürfen nur niemals aufgeben. Und es ist nicht wirklich schwer, ein guter Mensch zu sein, es kostet nur manchmal etwas Überwindung. Wir brauchen nicht die ganze Welt zu retten. Eine kleine Geste gegenüber dem Menschen neben mir genügt:
Wer einem auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt - er wird nicht um seinen Lohn kommen.

 

La Salette 1846



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