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Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« am: 09. November 2012, 13:46:08 »

Vorwort: Die Bilder der Buchmalerei der „Bamberger Apokalypse“

I.   Einführung:  Die Gesamtkomposition der biblischen Johannesapokalypse

 

II.  Die sieben Siegel

     - Die Rätsel der menschlichen Geschichte

 

     1. Der Thronsaal Gottes

     2. Die Öffnung des Buches

     3. Die Öffnung der ersten vier Siegel:

        Die vier apokalyptischen Reiter

     4. Die Öffnung des fünften und sechsten Siegels:

        Die Verfolgung der Gerechten in der Geschichte

        und die „Trauer“ der Schöpfungswelt

     5. Die Öffnung des siebten Siegels

        und die Posaunen der sieben Engel:

        Das drohende „Wetterleuchten“ des Untergangs

        der Schöpfungswelt

        - Kosmische Katastrophen

        - Innerer „Schrecken“ der Bewohner der Erde

 

III. Der Posaunenstoß des siebten Engels

     Die messianische Endzeit

     - Dämonische Mächte und Gewalten in der Schöpfung

      und ihr Untergang

     - Das „Sterben“ der Schöpfungswelt

 

     1. Die Frau und der Drache

     2. Der Sturz des Drachen

     3. Der Kampf des Drachen gegen die Frau

     4. Das „Tier aus dem Meer“ und

        das „Lügentier aus der Erde“

     5. Das „Gericht“ über die Schöpfungswelt

        - Die „Ernte“
        Die sieben Schalen des Zorns:

        Das Sterben der Schöpfungswelt

     6. Die Hure „Babylon“

     7. Der Sturz „Babylons“

IV.  Das endgültige Gericht


   _ - Das Gericht über die dämonischen Mächte

   _ - Die Herstellung der Gerechtigkeit

 

   _ 1. Christus erscheint zur Entscheidungsschlacht:

        Die Heere des Himmels

    _2. Der Sieg über das „Tier aus dem Meer“ und das „Lügentier aus der Erde“

        - Die Fesselung des „Urdrachen“ und seine Auflösung

    _3. Das „letzte Gericht“

        - Die Gerechtigkeit

        - Die Vernichtung des Todes und seiner Welt

 

V.   Die Neue Schöpfung


    _-Das Neue Jerusalem als Stadt und Paradiesesgarten


VORWORT: DIE BILDER DER BUCHMALEREI DER „BAMBERGER APOKALYPSE“      
 
Die „Bamberger Apokalypse“, ein handschriftlicher Buchcodex, ein Werk der Buchmalerei der Reichenauer Schule, gehört zu den Prunkstücken ottonischer Buchmalerei. Der Codex ist in der Zeit zwischen dem Jahr 1000 und vor dem Jahr 1020 im Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau im Bodensee entstanden. Auftraggeber war vermutlich Kaiser Otto III (reg. 983 - 1002). Nach dessen Tod ließ Kaiser Heinrich II (reg. 1002 - 1024) die Arbeiten am Codex fortsetzen und ihn fertigstellen.1) Mehrere Schreiber haben den Text in lateinischer Sprache auf Pergament niedergeschrieben und  Buchmaler ihn bebildert.

Die Buchmalerei des Bodensee-Klosters Reichenau wurde von der Weltkulturorganisation Unesco im Jahr 2003 in das Verzeichnis des Weltdokumentenerbes aufgenommen und gehört zum „Gedächtnis der Menschheit“.

Die aus 106 Pergamentblättern bestehende Handschrift enthält  in 49 (7x7) Bildern die Apokalypse des Johannes und ein Evangelistar, und kam im Jahr 1020 anlässlich der Gründung des Bistums Bamberg durch eine Schenkung von Kaiser Heinrich II und seine Gemahlin Kunigunde nach Bamberg. Sie befindet sich heute in der Staatsbibliothek Bamberg.

Die Apokalypse gewann gegen Ende des ersten Milleniums an Aktualität, weil sie von der Entfesselung des Satans nach 1000 Jahren spricht. Das Interesse richtete sich auf das Jahr 1033, da das Todesjahr Christi den Berechnungen zugrundegelegt wurde.2)

Im Folgenden soll eine größere Auswahl von Texten aus der Apokalypse des Johannes 3) meditiert und interpretiert werden, teilweise anhand von Bildern aus der Buchmalerei der „Bamberger Apokalypse“, weil sich diese eindrucksvollen Bilder eng an den Text der Apokalypse, der Offenbarung des Johannes anlehnen und auch den heutigen Betrachter noch sehr beeindrucken können.

Eine Annäherung an die Apokalypse und ihre Deutung kann wahrscheinlich nur durch Malerei, Dichtung oder Musik und Schauspiel erfolgen, weil sich die Apokalypse an die Phantasie, die Intuition, die Kreativität und die Vorstellungskraft des glaubenden Menschen wendet, und sie eine Nähe zum Traum und zum Träumen besitzt. In verfremdeten Traumbildern tritt sie uns gegenüber, wie ein Traumbild muß sie entwirrt und gedeutet werden.

I. EINFÜHRUNG: DIE GESAMTKOMPOSITION DER JOHANNESAPOKALYPSE




Tafel 1:       

Die Apokalypse, die Offenbarung des Johannes, beginnt mit der Übergabe der Offenbarung:
„Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, damit er seinen Knechten zeigt, was bald geschehen muss; und er hat es durch seinen Engel, den er sandte, seinem Knecht Johannes gezeigt.“ (Offenb. 1,1)
Im Bild des Buchmalers wird dem Seher Johannes symbolisch das, was er erst in Visionen schauen wird, aus dem Himmel heraus in einem Buch übergeben.
Die Offenbarung, die Christus von Gott empfangen hat, übergibt er durch einen der sieben Engel, die vor dem Angesicht Gottes stehen, an den Seher Johannes. Der Engel ist der Mittler der Visionen an Johannes und ist auch der, der sie deutet. Das Weltgeschehen und die endzeitliche Weltgeschichte laufen in den Augen des Sehers Johannes nach einem Plan Gottes ab, den Gott seit Ewigkeit her beschlossen hat, und sie steuern bald ihrem Ende entgegen (vgl. Jürgen Roloff, a.a.O., S.28).
Der Fortgang der bald herannahenden Endzeit liegt begründet im ewigen Ratschluss Gottes.
Die Apokalypse wurde vermutlich auf der Insel Patmos in Kleinasien geschrieben von einem Mann, der sich „Johannes“ nennt, und aus der römischen Provinz Asia stammt.
Möglicherweise war er ein Wanderprediger und Prophet, der ursprünglich aus Palästina kam.
Sie datiert etwa aus dem Jahr 94 n. Chr., als der römische Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) herrschte, oder sie wurde am Ende seiner Regierungszeit geschrieben. Sie wurde in griechischer Sprache verfasst, aber die sprachlichen Besonderheiten weisen auf einen judenchristlichen Verfasser hin.
In einer krisenhaften Zeit gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erfahren die Christen, dass für sie Gott zwar nur in Verborgenheit existiert, aber dass er ihnen doch unverbrüchlich nahe ist. Er ist Alpha und Omega, er umschließt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Welt, er ist Herr der Schöpfung, er leitet die Geschichte und bewahrt durch alle Katastrophen, durch alles Grauen hindurch, die Seinen. So ist die Johannesapokalypse Hoffungsliteratur.4) Sie ist Prophezeiung und Vision, Deutung von Gegenwart und Vision der endzeitlichen Zukunft.

 
Tafel 2:     

Zu Beginn der Apokalypse erscheint Christus dem Seher Johannes in einer geheimnisvollen Vision inmitten der sieben Leuchter (Offenb. 1,9-20), es sind die sieben christlichen Gemeinden der römischen Provinz Asia, sie erhellen die Welt, sie lassen ihr Licht in der Welt leuchten. In ihnen ist Christus anwesend und auch seine Macht.
Am Tag des Herrn, am Sonntag, wird der Seher Johannes vom Geist Gottes ergriffen und er hört die Stimme Gottes, die klingt wie Musik, und sie trägt ihm auf, aufzuschreiben, was er sieht und sehen wird. Der Seher Johannes erzählt:

„Als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der wie ein Menschensohn aussah; er war bekleidet mit einem Gewand, das bis auf die Füße reichte, und um die Brust trug er einen Gürtel aus Gold. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie Wolle, leuchtend weiß wie Schnee, und seine Augen wie Feuerflammen, seine Beine glänzten wie Gold, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme war wie das Rauschen von Wassermassen. In seiner Rechten hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Gesicht leuchtete wie die machtvoll strahlende Sonne.“ Offenb. 1,12-16
Er ist der auferstandene Christus, der in der Herrlichkeit Gottes thront, er hat die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt, er ist der Weltenrichter. Das Schwert, das aus seinem Mund kommt, bedeutet, dass er die Welt mit seinem Wort richten wird. Er hält die sieben Sterne als Symbol der Weltherrschaft in den Händen, sie bedeuten zugleich die Engel der sieben Gemeinden, die diese im Auftrag Gottes beschützen sollen. Christus schreitet einher unter dem hellen Licht der sieben Gemeinden und richtet seine Botschaft in sieben Schreiben an sie: Er warnt sie und schenkt ihnen zugleich Hoffnung in Bezug auf die Endzeit.

„Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“, heißt es im Prolog des Johannesevangeliums, „er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh 1, 9-12). Darin liegt auch der  Ausgangspunkt der Apokalypse : Die Welt, die ihn nicht erkannt hat (...) und die Kinder Gottes in dieser Welt.
Die Apokalypse, in Briefform verfasst, beginnt mit den Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Kleinasien, es sind apokalyptische Sendschreiben an die Christengemeinden von Ephesus und Smyrna,von Pergamon und Thyatira, von Sardes und Philadelphia, und von Laodizea. Alle Gemeinden sind Sitz römischer Behörden. Die sieben Gemeinden sind Repräsentanten der christlichen Gemeinden in Kleinasien, und diese stehen in Kleinasien unter gewaltigem Druck des römischen Imperiums, das die Christengemeinden in ihrer Existenz bedroht.

Den sieben Gemeinden entsprechen die sieben Planeten (Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn, Sonne - die den sieben Wochentagen entsprechen), und sie werden gegenübergestellt der unterdrückenden Weltmacht mit den sieben Köpfen, dem siebenhügeligen Rom, dem dämonischen Drachen aus dem Meer mit den sieben Köpfen. Die Gemeinden werden zur Entschiedenheit aufgerufen, sich für oder gegen Christus zu entscheiden angesichts der herannahenden Endzeit.5)
Vielleicht liegt der Apokalypse eine Tradition zugrunde, die Gerichtsvisionen enthält. Es liegt in ihr ein bitterer Zug, erbarmungslos schreitet die Endzeitgeschichte voran wie ein Uhrwerk, doch wird sie überformt und durchbrochen von der Hoffnungsgeschichte. Es ist ein Schauspiel, geschrieben in verschiedenen Szenen, ein Drama in mehreren Akten, ein mythisches Gedicht, das beim Gottesdienst in der Urkirche verlesen werden sollte. Auf der „Weltenbühne“ stehen Gott und das „Lamm“, der auferstandene und erhöhte Christus auf der einen Seite, auf der anderen Seite der „Drache“, dazwischen aber die Menschen,die sich entscheiden müssen.
Der Ablauf des Geschehens der eigentlichen Apokalypse ist ähnlich dem Aufbau des Dramas des antiken Theaters:

a) Die Bühne entsteht: der in Allmacht thronende Gott und das Lamm - das Buch mit den sieben Siegeln, das den Ablauf des  Geschehens enthält - die apokalyptischen Reiter: die leidvollen Erfahrungen der Menschheit;

b) Die Entfaltung: das Leid der Menschen und die vorherrschende Ungerechtigkeit - die Trauer der Schöpfungswelt darüber

- der drohende Untergang am Welthorizont

- die Macht des Urdrachens und weiterer Drachen

- die Macht des „Imperiums“, das die Welt beherrscht;

c) Der Wendepunkt: Der Untergang der Schöpfungswelt und des römischen Imperiums;

d) Die Lösung: Die kommende neue Welt Gottes

Prophetische und apokalyptische Schriften des Alten Testaments (Daniel, Ezechiel, Sacharja, Joel) , das Markus- und das Mattäusevangelium, vielleicht auch die kulturelle Welt des Johannesevangeliums, Mythologien und Zeitgeschichte gehen in die Bilder- und Vorstellungswelt der Apokalypse ein. Der Verfasser erzählt vorwärtsschreitend durch die Geschichte bis zur Verwandlung der Welt im himmlischen Jerusalem das Geschehen aus verschiedenen Sichten und in verschiedenen Visionen, wobei auch Akte, die gleichzeitig geschehen, vom Verfasser hintereinander aufgereiht oder ineinander verschoben werden wie in einem Theaterstück. Es sind Traumbilder, Tagträume; aus verschiedenen Perspektiven leuchten Menschheitsträume, Angstvisionen und Hoffnungsträume auf. Die Apokalypse beinhaltet eine symbolische Sprache, eine mythische Erzählweise, und ihre Bilderwelt ist vieldeutig. Es ist eine Symphonie von Bildern 6) mit Metaphern, Chiffren, Projektionen und Symbolen. Es ist eine in Wundern endende Schreckensreise 7) des Menschen durch die Weltenzeit. Die Apokalypse ist nicht stringent logisch, sondern assoziierend, verknüpfend geschrieben.

Die Darstellung übersteigert das Geschehen apokalyptisch „maßlos“ und „unvorstellbar“, sie ist von großer Wucht, sie interpretiert die Weltgeschichte als einen Kampf von Mächten hinter den sichtbaren Erscheinungen, wobei die guten Mächte siegen. Unerwartet wird der Weltenrichter am Ende kommen.

Inhaltlich geht es um die die Menschen unterdrückende und zerstörende „Mächte“ und um die Herstellung der Gerechtigkeit.  In Bildern des Exodus, in Geburtswehen, in einer „Passion“ steuert die alte Erde auf die Neue Stadt Gottes zu, die herabsteigen wird vom Himmel. Die„apokalyptische Frau“, Gottes Volk, das in Wehen liegt, bringt  letztendlich als Nachkommen die Menschen des himmlischen Jerusalems hervor, sie bringt die Menschen hervor, die von Gott verwandelt werden am Ende der Geschichte.

Von oben aber schenkt Gott selbst die Neue Stadt, in der die Kinder Gottes wohnen werden.

Die herabsteigende Stadt, das „Neue Jerusalem“, ist einerseits das verwandelte Gottesvolk, die „Braut“, die sich mit Christus, dem „Lamm“ vermählt, andererseits aber die Wohnstätte Gottes, die Gottesherrschaft. Alldem aber geht das „Gericht“ voran, die Gerechtigkeit wird hergestellt. Schon in kurzer Zeit wird Christus als der Weltenrichter erscheinen. Der Exodus aus der alten Erde in die Neue Welt geschieht unter „Plagen“, der „Geburtsvorgang“ unter Wehen.

Die abgründige Bosheit, das Schuldigwerden, das in Versuchung-Fallen der Menschheit personifiziert und manifestiert sich in einem dämonischen „Urdrachen“ und im „Tod“, die dahinterstehen, sowie in der „Bedrohung“ und im „Leid“. Der „Urdrache“ erschafft die sich durch die Geschichte ziehende strukturelle Gewalt, den „Drachen aus dem Meer“. Vordergründig ist das römische Imperium gemeint, hintergründig aber die sich durch die ganze Geschichte ziehende globale Gewalt, die Unrecht schafft und zerstörerisch wirkt.

Auf diesem „Drachen aus dem Meer“ reitet vordergründig die „Hure Babylon“, die Weltstadt Rom, hintergründig aber geht es um unterdrückende, versklavende Machtzentren als globale Phänomene in der Menschheitsgeschichte, seien sie monozentrisch oder polyzentrisch gelagert in wechselnder Variation.
                                                             
Der Begleiter des „Drachen aus dem Meer“ aber ist das „Tier“, der „Drache aus der Erde“. Er ist vordergründig der vergottende Kaiserkult in Kleinasien, hintergründig aber die stets die unterdrückende Machtstruktur begleitende religiös verbrämte Ideologie. Immer wieder steigt sie auf aus der Erde und dominiert die Menschen, als würde die Erde sie gebären, als würde sie aus Staub geboren. Auf diesem vorstellungsmäßigen Hintergrund spielt sich in der Apokalypse der Kampf zwischen guten und dämonischen Mächten ab.

Die Prophezeiung, die Analyse der Verhältnisse erfolgt in apokalyptischen Bildern. Es sind Visionen, die teilweise der erlebten Wirklichkeit, teilweise der Phantasie entspringen. Es sind aufsteigende Bilder aus der Tiefe, Archetypen menschlicher Ängste und Hoffnungen, die sich vermischen mit realen Schrecknissen und Glückserlebnissen, mit Wunschvorstellungen antropomorpher Art. Es sind Sehnsüchte, die mit der realen Geschichte sich überschneiden. Es sind Deutungen in einem unentwirrbaren Geflecht von Wünschen, Schrecknissen und Realitäten.

Entscheidend aber ist die Zielrichtung der Apokalypse: Gott als Inbegriff des Guten und Gerechten wird letztlich den Sieg davontragen, die Mächte des Lichtes sind stärker als die Mächte der Finsternis. Dies ist die „Gute Nachricht“, das Evangelium, dass durch Leid und Tod hindurch den Glaubenden die Auferstehung, die Neue Erde erwartet.

Gott, der Herr der Schöpfung und der Geschichte, und das „Lamm“, der gekreuzigte und auferstandene Christus, der am Ende wiederkehren wird, sind stärker als die Imperatoren jeglicher Couleur, die den „Drachen“ reiten. Dies ist die entscheidende Aussage der Apokalypse.

Aller Schrecken und alle Gräuel, die über die Erde kommen, sind eingeschlossen zwischen die Visionen vom Thronsaal Gottes, wo die himmlische Liturgie gefeiert wird oder dem Erscheinen des „Lammes“, Christus. Die Kinder Gottes sind inmitten aller Schrecken in Gott geborgen und werden von ihm gerettet. Die Christen werden zu endzeitlichen Mose- und Elia-Gestalten, Mose und Elia leben in ihnen weiter. Sie lassen ihr Licht leuchten in der Welt.  Sie ziehen wie Mose voll Vertrauen zum Gelobten Land und vermehren wie Elia das Brot der Armen. Die unschuldig Ermordeten, die Martyrer, alle, die Unrecht erleiden, - schreien nach Gerechtigkeit, sie wird „bald“ kommen. Alle aber, die nicht an Christus glauben, keine Kinder des Lichtes sind - Johannes nennt sie die „Bewohner der Erde“ -  müssen sich in Angst verbergen, wenn die Posaunen erschallen, die Schalen des „Zorns“ ausgegossen werden. Die Apokalypse erzeugt eine Phantasie von Bildern, die den inneren Schrecken, die innere Verzweiflung der Menschen in Bilder fassen, die fern von Gott und Kinder des Dunkels sind.

Die dämonische Gewalt aber wendet sich schließlich gegen sich selbst, bestraft sich selbst, löst sich in Luft auf wie ein Geisterreich, wie ein böser Traum. Die Kinder Gottes aber bleiben in all der Not geborgen. Am Ende verbrennt alles Dämonische und selbst der Tod im „nie erlöschenden Feuer“, es löst sich für immer auf. Die Engel aber, die eingreifen, sind die sieben Geister Gottes, sie sind die mächtigsten Engel Gottes. Sie bewerkstelligen die Selbstauflösung des Dämonischen, das im Wind verfliegt wie Asche. Die Schreckensbilder, die Fratzen der „Nacht“, lösen sich auf im Lichtglanz der „Sonne“.

Eine neue Schöpfung entsteht, bunt, farbig, in Bewegung, wie Wasser ständig sich verändernd, im hellen Lichtglanz Gottes - aller Glanz der Welt in unvergänglichen Edelstein gefaßt. Das Leben der Welt ist nur ein vergängliches Intermezzo, der Mensch aber ist geschaffen zur Ehre Gottes, er wird in der Neuen Stadt Gottes wohnen und Gott wird mitten unter den Menschen wohnen.

Das Universum - es wurde von Gott aus sich selbst heraus geboren, und es gebiert immer weiter in unendlicher Folge neue Räume. Alles Leben in diesem Universum gebiert ständig neues Leben. Ob am Ende das Universum wieder in seinen Anfangspunkt zusammenstürzt oder in endloser Kälte erstarrt, ist für den Menschen nicht wichtig. Für ihn persönlich stürzt bei seinem Tod die Welt und das Universum zusammen, es stürzt für ihn der Himmel ein. So kommt für alle Menschen in ihrem Leben die Geschichte mit Gott an ein Ende.

Wird es für ihn zur Katastrophe oder zum Glücksfall?

II. DIE SIEBEN SIEGEL     
     - DIE RÄTSEL DER MENSCHLICHEN GESCHICHTE

II. 1. DER THRONSAAL GOTTES
     
 
Danach sah ich: Eine Tür war geöffnet am Himmel; und die Stimme, die vorher zu mir gesprochen hatte und die wie eine Posaune klang, sagte: Komm herauf, und ich werde dir zeigen, was geschehen muss. Sogleich wurde ich vom Geist ergriffen. Und ich sah: Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer, der wie Jaspis und Karneol aussah. Und über den Thron wölbte sich ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah.

Und rings um den Thron standen vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste in weißen Gewändern und mit goldenen Kränzen auf dem Haupt. Von dem Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner aus. Und sieben lodernde Fackeln brannten vor dem Thron; das sind die sieben Geister Gottes. Und vor dem Thron war etwas wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall. Und in der Mitte rings um den Thron, waren vier Lebewesen voller Augen, vorn und hinten. Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler. Und jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, aussen und innen voller Augen. Sie ruhen nicht, bei Tag und Nacht, und rufen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung; er war, und er ist, und er kommt.

Offenb. 4, 1-8


Mit dem vierten Kapitel beginnt die eigentliche Apokalypse. Der Seher Johannes sieht eine Tür am Himmel geöffnet und wird in den Thronsaal Gottes entrückt, in die Mitte des Himmels, dem Zentrum und Ausgangspunkt des Geschehens, der  fortan sich abspielenden Akte des dramaturgisch gestalteten Schauspiels.

Hier thront der Herr der Schöpfung und der ganzen Geschichte, dessen Augen Schöpfung und Geschichte überblicken 8), der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich vereint. Er ist der Inbegriff von allem strahlenden Glanz, er ist der Ewige, der über allem dahinfließenden Geschehen thront, dessen Augen nichts verborgen ist, von dem, was verborgen scheint. Er ist der, der alle Rätsel löst. Siebenfach ist seine Erkenntnis, erhellt durch siebenfaches Licht, vor ihm stehen die sieben mächtigsten Engel als lodernde Fackeln. Umgeben ist er von vier Wesen, die Gottes Schöpfungskraft versinnbilden. Von ihm geht alles aus und zu ihm kehrt es zurück. Er ist vorauswissendes „Auge“, Licht, Leben und Geheimnis.

Er ist der in Ewigkeit thronende Gott, aber zugleich ist er auch der Herr der Geschichte, wie sich im Fortgang der Apokalypse zeigen wird.


Tafel 3:     
Im  Bild des Buchmalers sitzt Gottvater in einer Mandorla, einer mandelförmigen Umschließung im blauen Grund auf dem „Thron“, einem brückenartigen Gewölbe in Gold, mit Edelsteinen besetzt. Der blaue Grund versinnbildet, dass er über den Wassern des Urmeeres thront, die Mandorla versinnbildet vielleicht den Regenbogen, dessen heller Schein Gottvater in der Vision des Propheten Ezechiel umgibt (vgl. Ez 1,28).

Er hat seine Füße auf einen dreifarbigen, kreisrunden Bogen gesetzt, der ihm als Schemel seiner Füße dient. Der Buchmaler will hinweisen auf den  Propheten Jesaja (Jes 66,1): „Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße“. Gottvater hält die Buchrolle in seiner Linken, die den Sinn der Lebenswelt und den Sinn und den Ablauf der Geschichte in sich birgt, die Rechte hat er im Redegestus erhoben: Mit seinem Wort erschafft er Himmel und Erde. Das Licht des Bogens strahlt auf über dem „gläsernen Meer“, dem Firmament, das das Gesicht des Okeanos in den Wellen zeigt und durchsichtig ist wie Kristallglas. Die „oberen Wasser“ bilden nach der Vorstellung des alten Weltbildes das Firmament, über dem sich der Thron Gottes erhebt.

Der dreifarbige Bogen trägt in sich die grüne Farbe der Erde, das Blau des Urmeeres und das Rot des Feuerhimmels im alten Weltbild: Gott ist der Herr über das All, über das grüne Land der Erde, über das blaue Urmeer und den roten Feuerhimmel, der auf das Firmament herabstrahlt, es mit seinen Blitzen erhellt.

Die vierundzwanzig Ältesten, der Hofrat Gottes, dargestellt vom Buchmaler stellvertretend in acht Personen, - sie tragen das siebenfache Licht Gottes in ihren Händen, in einem grünen Füllhorn der Hoffnung, in dem das Feuer brennt; es sind die sieben Geister Gottes, die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die sie erfüllen. Das Grün des Füllhorns korrespondiert mit dem Grün, dem Kern des Bogens.

Sie haben dreifach gekrönte Häupter, die Stufenkronen mit Perlen besetzt; sie tragen den grauen Bart der Ältesten, sie symbolisieren die mächtigen Scharen der Engel, die Gott loben seit alters her. Sie repräsentieren die kosmische Ordnung, den   Rhythmus der Schöpfung, sie sind die Musik des Himmels, die Oktaven der himmlischen Musik und auch seine Liturgie.

Sie sind gekleidet in den Farben des Regenbogens , der Gott und Menschen immerwährend verbindet seit Noahs Landung der Arche. Alles von Gott Kommende steht im Goldgrund, aber noch stehen die Füße der Ältesten auf dem Grund der grünen Erde, denn die Engel betreten auch die Erde als Gottes Boten.
Um den thronenden Gottvater sind die vier geflügelten  Lebewesen gruppiert, die einem Löwen, einem Stier, einem fliegenden Adler und einem Menschen gleichen und der Vision des Propheten Ezechiel (Ezechiel 1) entstammen. Sie sind Figurationen der Schöpfungsmacht Gottes ( sie sind auch zu Symbolen der vier Evangelisten geworden ). Sie versinnbilden den „Mut“ des Löwen, die „Kraft“ des Stiers, den „Weitblick“ des fliegenden Adlers und die auf den Menschen bezogene Art, die „Menschenfreundlichkeit“, mit der Gott Himmel und Erde schuf. Und die Lebewesen des Himmels und die Werke Gottes loben immerfort den Herrn von Schöpfung und Geschichte. „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“.
Sie stehen in Bezug zum Kosmos, und sie drücken die Mächtigkeit, die gewaltige Energie, die innewohnende Weisheit und die majestätische Schönheit des Kosmos aus, die von Gott kommt.

Jedes der vier Lebewesen um den Thron Gottes ist sechsfach geflügelt und mit Augen überdeckt.

Sie sind die stets Wachenden, nie Schlafenden, sie sind dazu da, Tag und Nacht den Lobpreis der ewigen Macht Gottes zu singen. Sie symbolisieren die vier Winde und die vier Enden der von Gott beherrschten Welt. Sie symbolisieren die Herrschaft Gottes über die ganze Schöpfung, sie sind als Cheruben zur Wacht Gottes bestellt, die Augen drücken die Wachsamkeit aus ( vgl. dazu : Jürgen Roloff,a.a.O., S.69 f.). In den Psalmen heißt es: Gott fuhr auf dem Cherub und flog daher, er schwebte auf den Flügeln des Windes (Psalm 18,11).

Sie sind der Erdenschwere enthoben. Sie ruhen in sich und sind doch voller Bewegung. Sie sehen nach innen und aussen, sie sehen das Wesen und die Erscheinung. Sie sehen den innersten Kern, ihr Wesen ist Schauen, sie sind ein einziges Auge. Sie sehen nicht einzelne Dinge, sie schauen das Ganze. Tief in ihnen, im Grund ihres Wesens bildet Gott als Herr der Schöpfung und der Geschichte sich ab, er ist das Licht ihrer Augen.

Die sechsfach geflügelten Lebewesen entstammen der himmlischen Welt, der Geistwelt, sie kommen von oben; eingepflanzt aber ist der Schöpfungswelt unten und der Geschichte der Menschen ihr Wesen: der Forschungsmut (“Löwe“), „macht euch die Erde untertan“ - die Kraft des Voranschreitens und der Weiterentwicklung (“Stier“), „seid fruchtbar und mehret euch“ - Weisheit und Erkenntnis, Weitblick von oben (“fliegender Adler“). Gott schuf den Menschen nach seinem Bild in Majestät; der „Mensch“ ist Mittelpunkt der Erdschöpfung , auf ihn ist sie bezogen : Er soll herrschen in Verantwortung  Gott gegenüber über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels und alle Kreaturen.

Die geflügelten Wesen beobachten nicht die Menschen,  sondern es ist ein sorgendes Schauen. Mit seinen Flügeln beschirmt Gott die Menschen, heißt es in den Psalmen; die geflügelten Wesen sind die sehende Güte Gottes.  Sie durchschauen die Mächte und Gewalten, sie decken das Verborgene auf, sie bringen die Wahrheit ans Licht, sie erkennen das Gesicht hinter der Maske.

Sie hocken nicht in der Erdenschwere, sie werden getragen von den Lüften, sie schauen von oben und loben Gott in der Höhe: Gloria in excelsis Deo. Doch nicht nur oben in der Höhe lebt Gott, sondern auch unten auf der Erde. Und nicht nur im römischen Imperator oder im ägyptischen Pharao lebt Gott, sondern in jedem Menschen. Die Menschen, Gottes Volk, sind dazu bestimmt, wie die vierundzwanzig Ältesten Könige zu werden, die vor Gottes Thron stehen - und auf Thronen werden sie sitzen und Gott schauen.

Denn, der da ist in der Höhe des Himmels, er ist auch in der Tiefe des Menschen.9)
Er ist nicht nur ein Gott, der in der Höhe thront, er zieht auch mit den Menschen durch ihre Geschichte, durch Höhen und Tiefen, bis an das Ende der Zeiten. Doch diese Geschichte ist mit Rätseln besetzt und erscheint in ihrem Sinn wie ein versiegeltes Buch.

II. 2. DIE ÖFFNUNG DES BUCHES      
 
Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und außen beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt. Und ich sah: Ein gewaltiger Engel rief mit lauter Stimme: Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen? Aber niemand im Himmel, auf der Erde und unter der Erde konnte das Buch öffnen und es lesen. Da weinte ich sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und es zu lesen.

Da sagte einer von den Ältesten zu mir: Weine nicht! Gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Sproß aus der Wurzel Davids; er kann das Buch und seine sieben Siegel  öffnen.

Offenb. 5, 1-5


Wer kann den Sinn der Welt erklären, ihre Rätsel und Chiffren lösen, ihre Siegel aufbrechen?

Wer kann den Sinn der Welt als Natur und Geschichte - Anfang, Mitte und Ende des Ganzen deuten - , die Welträtsel lösen? 10) Wer kann das Rufen der Menschheit erhören, ihre Tränen trocknen und ihre Sehnsucht stillen? Wer kann die Welt in Gottes Auftrag an ihr Ende führen? Ein ungeheures Verstummen entsteht im Himmel und auf Erden. Der Seher weint: Wieviele Tränen wurden vergossen im Warten auf den Messias?

 
Tafel 4:       

Im Bild des Buchmalers sitzt Gottvater auf dem Thron, vor ihm, dargestellt in acht Personen die vierundzwanzig Ältesten, die Engel des Hofrats Gottes. Sie sind vierundzwanzig, da sie vierundzwanzig  Stunden am Tag Gott loben. Sie versinnbilden die vierundzwanzig Stunden des Tages: Nächte und Tage, lobet den Herrn, singen die Jünglinge im Feuerofen.  Über ihnen schweben sieben Schalen, sie sind vom Heiligen Geist erfüllt. Sie legen Gottvater sieben goldene Kränze, die aussehen wie Halbmonde als Schemel unter die Füße. Aber es sind keine Halbmonde, es ist der Lichtglanz Gottes, der ihre Häupter wie Kränze umstrahlt. Sie legen Gottvater ihren siebenfachen Lichtglanz zu Füßen, und er lässt sein siebenfaches Licht in Schalen wie Öllampen über ihnen leuchten, sie sind die von Gott Erleuchteten.

Gottvater sitzt da im blutroten Übergewand, das Buch der sieben Siegel in der Rechten, die Linke erhoben, hindeutend auf das siebenfache Licht, das die Ältesten erleuchtet..

Der Engel Gottes, der Deuteengel der Apokalypse, - im unteren Bildrand, gegenübergestellt dem Seher Johannes, der die Offenbarung Gottes in der Linken hält - ,  ruft mit lauter Stimme: „Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?“ Im Buch Gottes ist die Geschichte der Welt niedergeschrieben von Anfang an, versiegelt sind die Rätsel der Welt. Wer kann die Rätsel lösen und die Geschichte deuten?

Gottvater hält das versiegelte Buch, die versiegelte Rolle in der Hand, in der die Geschichte der Welt aufgezeichnet ist, damit der Herrscher des Himmels sie wisse.11) Er übergibt sie Christus, dem Lamm (Offenb. 5,7), das sieben Augen und sieben Hörner hat, Ausdruck des Allwissens und der Macht . Die sieben Augen sind die sieben Engel Gottes, die im Auftrag Gottes tätig sind; die sieben Hörner sind in Gegensatz gestellt zu den sieben Köpfen mit den zehn Hörnern des dämonischen Urdrachen. Das Lamm, der auferstandene Christus, wird als Weltenrichter „ inthronisiert“.


Tafel 5:     
Im Bild des Buchmalers weist der Deuteengel mit langem Zeigefinger den Seher Johannes im unteren Bildteil hin auf das „Lamm“, das im Goldgrund Gottes steht. Der Buchmaler stellt das Lamm mit den sieben Hörnern in der Gestalt eines „Widders“, eines Leittieres dar, einem Symbol des Messias in den alttestamentlichen Schriften. Die Brust des Lammes ist verletzt und blutet.

Es bedeutet den zu Gott erhöhten Christus, der gekreuzigt wurde und von den Toten erstand. Das Lamm steht in der Mitte einer ummauerten, befestigten Stadt, niemand außer ihm kann die Siegel des Buches lösen und das Buch lesen. Es wird bewacht von den sechsflügeligen Lebewesen, die vor Gottes Thron stehen. Obwohl das Buch mit den sieben Siegeln geschützt ist wie eine befestigte Stadt, die den Zutritt verwehrt, so ist doch das große Tor der Stadt bereits weit geöffnet. Das Lamm steht mit Würde und Kraft und Hoheit auf dem purpurfarbenen Buch auf den Festungszinnen, es übt die Macht darüber aus. Doch steht es zugleich auch grazil und leichtfüßig auf dünnen Hufen, als würde es tanzen. Ihm obliegt es, die Geschichte der Welt an ein Ende zu bringen. Es steht über dem noch geschlossenen Buch der Weltgeschichte als Herr, aber seine Herrschaft ist nicht drückend, sondern leicht und befreiend.

Die himmlische Hofversammlung, die Ältesten, die Engelscharen und alle Geschöpfe singen das neue Lied der Freiheit: Nicht die unterdrückenden Mächtigen, die dämonischen „Drachen“ und der furchtbare Tod, sondern die von Christus vom Tod Freigekauften werden in der endzeitlichen Zukunft die Erde beherrschen.

In der Übergabe der versiegelten Schriftrolle an das „Lamm“ (Offenb. 5, 1-14) wird dem auferstandenen und erhöhten Christus die Herrschaft über die Geschichte übertragen,

und er hat die Vollmacht, die Endzeitereignisse der Welt in Gang zu setzen. Er führt den endzeitlichen Plan Gottes aus, er ist der endzeitliche Messias und der endzeitliche Weltenherrscher. Die versiegelte Buchrolle beinhaltet den Auftrag Gottes an Christus, das endzeitliche Geschehen herbeizuführen (vgl. Jürgen Roloff, a.a.O., S. 24 f.)

Die Schriftrolle mit der Herrschaftsübertragung und mit dem verborgenen Geschichtsplan Gottes wird von Christus geöffnet,und er setzt mit dem Öffnen des ersten Siegels die Endzeit in Gang. Das Weiterlesen der Buchrolle ist nur möglich, indem immer wieder ein weiteres Siegel der Buchrolle gelöst wird. Der Seher Johannes sieht, was beim Öffnen der weiteren Siegel geschehen wird. Während der auferstandene Christus die Schriftrolle öffnet und sie liest, läuft das Geschehen der Endzeit ab.

Christus, der Sohn Gottes, der von Anbeginn bei Gottvater war, als die Welt erschaffen wurde, der Logos, der Mensch geworden ist und unter uns gewohnt hat, das „Lamm Gottes“, - er kann die Geschichte der Welt deuten und ihre Rätsel lösen. Er lenkt die endzeitliche Geschichte der Menschen.

Die Tränen darüber, die Rätsel unseres Daseins nicht lösen zu können, die Siegel nicht öffnen zu können, erinnern uns an die Tränen über die Weltkatastrophen, über die Kriege, die unheilbaren Krankheiten und über unsere eigenes Vergehen. Was ist der Sinn allen Leids und aller Not, aller Kriege und Katastrophen, der Sinn unseres Lebens und unseres Sterbenmüssens? Wer kann die Rätsel  der Welt und des ihr innewohnenden Leids lösen und erklären und ihnen einen Sinn geben?

Nicht die Vernunft der Philosophie wird sie lösen 12), sondern der, der alle Tränen trocknet, der Trauer, Leid und Schmerz hinwegnimmt, der Mitleid und Erbarmen hat, der die Liebe im Herzen trägt, der trauert mit den Trauernden und weint mit den Weinenden wie bei des Lazarus Erweckung.  Er, der das Leid der Menschen kennt, der dieses Leid wie ein Lamm, das geschlachtet wird, an sich erfahren hat, - der den Weg darüber hinausweist, weil er von den Toten auferstanden ist,  - er wird die Rätsel lösen. Er wischt die Tränen ab - , er schreit an gegen den Tod (“Lazarus, komm heraus..“) - , er fährt die Dämonen an und läßt sie weichen - , er öffnet den Blinden die Augen, damit sie auch als Blinde hinter den Dingen Gott schauen - , er richtet die Gelähmten auf und nimmt alles Schwere von ihnen, das auf ihnen lastet - , er löst den Stummen die Zunge, damit sie mit Gott in ihrem Inneren sprechen - , er gibt den Tauben das Gehör, damit sie Gottes Stimme hören - , er bringt den Menschen das Leben und ruft sie heraus aus ihrem täglichen Tod.

Am Anfang der Welt war das schöpferische Wort- der Logos, die Weisheit Gottes, das Licht Gottes, welches das Licht der Welt erschaffen hat. Das Licht Gottes ist Mensch geworden und hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen. Und Er, Christus wohnt unter uns und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit voller Güte und Menschenfreundlichkeit. Er ist gekommen in die Dunkelheit der Welt und unserer Herzen, um uns von seinem Vater zu erzählen.

Er ist einer, der uns nicht hintergeht und uns nicht täuscht, einer, der die Liebe im Herzen trägt, einer, der voller Wahrhaftigkeit ist, der unsere Freude und unser Leid miterlebt hat. Keiner hat Gott je gesehen, nur der Einzige, der den Herzschlag Gottes hört, weil er an seinem Herzen ruht, er hat von ihm erzählt.

Wird Gott einmal die Rätsel lösen und uns die Lösung sagen, warum seine Geschöpfe in Leid und Tod so elendiglich zugrunde gehen. Hat er es gesehen, das Elend seiner Kreaturen? Steuert unser eigene persönliche Geschichte und die Geschichte der Schöpfungswelt auf eine Neue Welt Gottes zu, oder ist alles Leben nur vergänglicher Windhauch und steuert ziel- und planlos dem Untergang entgegen?

Gott, der  Herr der Geschichte, geht mit den Menschen durch die Zeit und er wird kommen in Christus am Ende der Geschichte. Er wird sich als Pantokrator, als Herrscher über die ganze Schöpfung zeigen, und er wird in Christus endzeitlicher Richter sein über die Weltgeschichte.

In einer Vision sieht der Seher Johannes, wie Christus die Siegel löst und die Endzeit in Gang setzt, und er schaut im Jetzt und im Voraus, was die Lösung der Siegel bewirkt; er schaut Gegenwart und Zukunft.  Er sieht, wie Christus die Siegel löst und die Geschichte des Buches liest, und er schaut zugleich den Ablauf der Ereignisse.

II. 3. DIE ÖFFNUNG DER ERSTEN VIER SIEGEL:     
       DIE „VIER APOKALYPTISCHEN REITER“

       DIE LÖSUNG DES ERSTEN SIEGELS:

       DER REITER AUF DEM WEISSEN PFERD: DER „LEBENSKAMPF“, DIE „GEWALT“, UND DIE „UNTERDRÜCKUNG“

 

Dann sah ich: das Lamm öffnete das erste der sieben Siegel; und ich hörte das erste der vier Lebewesen wie mit Donnerstimme rufen: Komm! Da sah ich ein weißes Pferd; und der,  der auf ihm saß, hatte einen Bogen. Ein Kranz wurde ihm  gegeben, und als Sieger zog er aus, um zu siegen...

Offenb. 6, 1-2


Vier Reiter erscheinen dem Seher Johannes als die Grundkräfte der Schöpfungswelt. Vier ist die Zahl der Schöpfung, an deren vier Himmelsrichtungen vier Engel stehen.13) Sie bewachen die Tore zur Unterwelt, die sich nach dem Mythos an den vier Enden der Erde befinden.

„Vier Engel standen an den vier Ecken der Erde, sie hielten die vier Winde der Erde fest, damit der Wind weder über das Land noch über das Meer wehte...“ (Offenb.7,1).

 
Die vier Reiter verkörpern aber auch das Unheil, das immer und immer wieder über die Menschen hereinbricht im Gang der Geschichte. Die vier apokalyptischen Reiter - sie kommen von allen „vier“ Himmelsrichtungen, sie kommen von Norden, von Süden, vom Osten und vom Westen, sie kommen von überallher, und sie beherrschen und dezimieren unaufhörlich die Bewohner der Erde; ihr Programm heißt letztendlich der „Tod“ und ein Viertel der Erde ist von ihnen betroffen.

In den Bildern des Buchmalers sind die Pferde der apokalyptischen Reiter dargestellt mit einem mächtigen Körper, zu langen Beinen und einem zu kleinen Kopf - es sind apokalyptische Pferde.

Sie gehen in einem bestimmten Takt, die Hufe sind im Vorwärtsschreiten gesetzt wie Musiknoten, der Schweif schwingt im Takt der unhörbaren Musik, in dem sie schreiten, die Ohren sind gespitzt, sie hören im Tanzschritt die Musik der Endzeit.

Die Reiter halten die Zügel der Pferde locker, sie lassen sie gehen, die Pferde wissen von selbst ihren Weg. Sie schreiten auf dem Grün der Erde, doch sind sie getaucht in den Goldgrund der göttlichen Macht. Sie ziehen mit ihren Reitern über die Erde, und sie verfügen über gleichsam göttliche Macht über die Menschen der Erde, indem sie unaufhaltsam vorwärtsdringen über die Fluren der Erde, Unheil mit sich tragend. Ihnen gegenübergestellt im Goldgrund des Himmels ist ein widderähnliches Lamm, das entweder   einen Siegelring oder ein Buch trägt. Die Macht der apokalyptischen Reiter ist begrenzt durch das „Lamm“, den auferstandenen Christus.

 
Tafel 6:     
Der erste Reiter auf dem weißen Pferd, (der Buchmaler hat es ockerfarben gemalt), bekleidet mit einem blutroten Mantel, den Bogen gespannt, zieht aus, um zu siegen. Von Beginn an ist das Leben ein Kampf, schon von Geburt an mit Schmerzen verbunden, aber immer nach vorwärts gerichtet: ein immerwährendes Werden und Entstehen. Ständig quillt aus der Erde eine neue Geburt und drängt vorwärts ins Leben.

Unschuldig - wie die Farbe weiß des Pferdes ausdrückt, die den vorwärtsdrängenden Reiter trägt, ist zunächst das Werden.14) Voller Unschuld entsteht das neue Leben und wird doch hineingeboren in eine Welt von Kampf und Schmerz, wie der blutrote Mantel und der gespannte Bogen zeigen.

Das neue Leben stürmt voran in vollem Lauf, voller Spannkraft, es will seinen Sinn im Dasein finden - ist positiv nach Vorne gerichtet - will alle Mühsal überwinden, um zu siegen. Es ist die Schöpfung, die im Werden nach vorne drängt, „unschuldig“ setzt sie Leben in die Welt, das heranwächst und auszieht, die Welt zu „erobern“. Es zieht in den Lebenskampf, den Bogen gespannt wie eine Triebfeder, um das Glück zu erjagen, sein Ziel zu finden - zu suchen, was das wunderbare Leben ihm alles bieten kann.

Positiv gerichtet ist das Leben, auf dem schmalen Grad zwischen Chaos und Erstarrung bewegt es sich zielgerichtet nach vorne (...) und Gott sah, dass es gut war, was er geschaffen hatte: die ständig sich erneuernde Schöpfung: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde (...)
(Gen 1,28)
Ist der Sinn der Geschichte aber wirklich ein positiver, und wohin treibt die Geschichte der Menschen - kommt die Kraft der Schöpfung an ein Ende, wird sie am Ende erlahmen? Der Reiter reitet auf dem tiefgrünen Grund der Hoffnung: Was wird ihm das Leben bieten, was hält es für ihn bereit? Kann es seine Sehnsucht stillen oder war alles nur vergebens, ein leeres Trugbild? Ist alles nur vergänglicher Windhauch, wie das Buch Kohelet sagt?

So macht das Leben sich auf die Reise durch die verschiedenen Welten - zum Kampf gerüstet - voller Hoffnung, voller Kraft - immer im Aufbruch. Der Reiter zieht als Sieger aus, das ist seine Aufgabe, sein Ziel: Leben bestehen, Leben erhalten, Leben weitergeben. Vorwärtsdrängen, Wachsen und immer neu entstehen will das Leben, in Natur, Geschichte und Wissenschaft, im Flug zu den Sternen. Grenzenloses Sichentwickeln ist ein Grundzug des Lebens. Aber auch die vorwärtsdrängende Hoffnung, die uns Menschen innewohnt, wird sichtbar. Es ist ein immerwährender Aufbruch, eine unendliche Geschichte.
Doch der Reiter auf dem weißen Pferd, das vorwärtsdrängende Leben, besitzt auch eine dunkle Variante:

Der Kampf, der Lebenskampf, die Suche nach Lebenszielen und Lebenserfolg, wird auch mit Brutalität geführt. Es gibt ein Dominanzstreben in der gesamten Schöpfung: stärker sein als der andere, über ihm stehen, ihn besiegen, bezwingen, unterjochen und beugen. Der „Ober“ sticht den „Unter“ heißt es im Kartenspiel, die „Dame“ schlägt den „Bauern“ im Schachspiel. Es reicht der Kampf bis hinunter in die Tiefen der Schöpfung: Wer steht über dem anderen, wer ist der Stärkere, wer nimmt dem anderen das Licht, wer nimmt dem anderen die Nahrung in der Welt der Menschen, der Tiere und Pflanzen? „ Denn die einen stehn im Dunkeln und die andern stehn im  Licht“, sagt der Dichter Bert Brecht.

Unermüdlich jagen die Menschen nach Zielen - ist es am Ende doch nur vergänglicher Windhauch?

Aber dieses Jagen nach Zielen, es bewegt die Welt und die Geschichte, ein Kampf ums Überleben, ein Kampf um das Mehr an Glück, an Licht, an Nahrung und Genuss - ein ewiger Kampf im Leben der Geschöpfe.

Auch die Herrschaft des römischen „Imperiums“ gründet in den Augen des Sehers Johannes in rücksichtsloser, unterdrückender Dominanz und gewalttätigem Expansionsstreben und steht Christus, dem „Lamm“ gegenüber, der die Menschen in die Freiheit der Kinder Gottes führen will.

Die „Macht“ der Kriegsherren, der „Kampf“ der Imperatoren,  der „Stolz“ der Machthaber reitet über die Erde und beherrscht und dominiert sie, und die Menschen erzittern . Mit Siegeslust donnern die weissen Schlachtrosse über die Erde, auf dass sie unter ihnen erbebe.

Die Weltmacht Rom kommt auf dem weißen Pferd des siegreichen „Friedensfürsten“ geritten, sie kommt scheinbar voller „Unschuld“, das Leben zu entfalten, -  aber sie trägt  den roten Mantel des Bluts und der Gewalttat und reitet über die Erde, diese unter ihre Gewalt zu bringen. Sie ist ein apokalyptischer Reiter.

Der Reiter auf dem weißen Pferd trägt einen Bogen, die gefürchtete Waffe der Parther. Leuchtet hier der Alptraum auf, dass ein wiederkehrender römischer Kaiser („Nero“) sich verbünde mit den Reiterheeren der gefürchteten, bogentragenden Parther, und sie zusammen als Fremde das Land unterdrücken und beherrschen?

Auch das expansionistische Reich Roms wird immer wieder bedroht an der Ostgrenze, am Eufrat, von den Reitervölkern der Parther, obwohl die Römer auch Verträge mit ihnen abschlossen (z.B. 63 n. Chr. Vertrag zwischen Nero und der Parthern nach einem Krieg). Die Legende erzählt, Kaiser Nero (Selbsttötung 68 n. Chr.) sei nicht tot gewesen und zu den Parthern geflüchtet, und er werde einst wiederkommen an der Spitze der Partherheere und Rom vernichten. Der Verfasser der Apokalypse lässt ihn wieder „auferstehen“.

DIE LÖSUNG DES ZWEITEN SIEGELS:

DER REITER AUF DEM FEUERROTEN PFERD: DER „KRIEG“ UND DER „BÜRGERKRIEG“

Als das Lamm das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: Komm! Da erschien ein anderes Pferd, das war feuerrot. Und der, der auf ihm saß, wurde ermächtigt, der Erde den Frieden zu nehmen, damit die Menschen sich gegenseitig abschlachten. Und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben.
Offenb. 6, 3-4


Während das Leben sich entwickelt und vorwärtsdrängt, kommt eine zweite Grundkraft hinzu, die den Frieden raubt: der Krieg und der Bürgerkrieg, - ein vernichtendes Element, schon zugrundegelegt im neidenden Brudermord des Kain.


Tafel 7:       

Der Reiter auf dem feuerroten Pferd, der Farbe des Blutes und des Kampfes (der Buchmaler hat es braun gemalt), hat ein großes Schwert in der Hand - er nimmt der Erde den Frieden und weist hin auf die mordende Aggressivität und den Überlebenskampf, der der Schöpfung immanent ist.

Der Krieg, der das Leben des anderen auslöscht wie das Licht einer Kerze, durchzieht das Leben der Völker und der einzelnen Menschen, die Geschichte ist eine Geschichte von Kriegen. Der mordende Kain sieht sich nicht als der Hüter seines Bruders Abel, aus Neid ermordet er ihn. „Homo homini lupus“, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, sagten die Römer. Tiere fressen einander, um leben zu können, und die Menschen wiederum fressen die Tiere und Pflanzen.

Einer überhebt sich über den anderen, einer wendet sich gegen den anderen. Ist der Mord, die Gewalttat, der Schöpfung inhärent? Der eine lebt auf Kosten des anderen. Ein unaufhörliches Gewoge der Interessengegensätze, des Machtspiels, der Gewinn- und Verlustrechnungen, des Kampfes um Kapital, um sich ein Mehr zu sichern auf Kosten des anderen, begleitet das Leben...

Der Krieg reitet durch die Geschichte, ein fahles Bild in der Darstellung des Buchmalers, fahl das Pferd, fahl der Untergrund, auf dem er reitet - gegenübergestellt der weißen Unschuld des Lammes.

Schlachtengetümmel, ein Meer von Blut - es stürmen die Massen gegeneinander - ein Grund findet sich immer, um sich gegenseitig abzuschlachten - die „Schlacht“ heißt es - bis sie ermatten und sich später fragen: Warum ist das geschehen?  Wann wird man es je verstehen? Wie weit reicht der Krieg hinab in die Schöpfung?

Den Frieden der Weihnacht gibt es nur im messianischen Reich: Der Wolf wohnt beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, Kuh und Bärin freunden sich an, der Löwe frißt Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter - das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. (Jes 11,6 ff.)

In schicksalshafter Verkettung versucht immer wieder der eine sich über den anderen zu erheben, ihn zu unterdrücken im Kampf ums Überleben, und er lebt auf Kosten des anderen - oftmals aber tötet er den anderen im Kampf oder mordet ihn.

Die Befreiung und der Auszug aus der Unterdrückung geschieht unter Plagen, sonst lässt man den anderen nicht ziehen, weil man seinen Vorteil verliert. Und am Ende sucht man eher den Kampf, als dass man den Unterdrückten freigibt. „Lass mein Volk ziehen“, sagt Gott zum unterdrückenden Pharao und er spaltet das Meer, um Israel zu retten, im biblischen Mythos.
Immer wieder errichten die Völker den Turmbau von Babel, stellt einer sich über den anderen, um „Herrenmensch“ zu sein über den vermeintlichen Untermensch darunter. Es spukt in den Köpfen bis heute die angebliche Überlegenheit von Rassen, bis ihre in wahnhafter Arroganz errichteten „Türme“ wieder einstürzen in furchtbaren Kriegen.
Ein Grundzug der Schöpfung und der Geschichte ist der „Krieg“ der Kreaturen, der Kampf untereinander um das Überleben, geprägt von Aggression und Dominanzstreben. Bei den Menschen aber kommt noch der Aspekt der vollständigen Vernichtung des anderen hinzu;  sie sind auch fähig zum  Völkermord, zum Holocaust. Sie besitzen apokalyptische, alles zerstörende Waffen; die Kernkraft der Sonne haben sie auf die Erde geholt.
Auch die Herrschaft „Roms“ basiert auf Dominanzstreben,Aggressivität und Krieg in den Augen des Sehers Johannes. Die Weltmacht Rom bringt Krieg und Bürgerkrieg über die Völker der Erde, um sie zu beherrschen, und mit dem Krieg unendliches Elend, Armut und Krankheit und Tod.                                                       
Was immer schon in der Schöpfungswelt zugrundegelegt ist, entwickelt und verwandelt es sich in der Geschichte der Menschen immer drängender zu apokalyptischen Reitern? Setzt es am Ende die Erde in Brand?

DIE LÖSUNG DES DRITTEN SIEGELS:

DER REITER AUF DEM SCHWARZEN PFERD: DER „HUNGER“ UND DIE „TEUERUNG“


Als das Lamm das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: Komm! Da sah ich ein schwarzes Pferd; und der, der auf ihm saß, hielt in der Hand eine Waage. Inmitten der vier Lebewesen hörte ich etwas wie eine Stimme sagen: Ein Maß Weizen für einen Denar und drei Maß Gerste für einen Denar. Aber dem Öl und dem Wein füge keinen Schaden zu.
Offenb. 6, 5-6


Die Kargheit des Daseins und die Begrenzung der Möglichkeiten des Daseins sind die dritte Determinante, die unsere Schöpfung bestimmen. Die Begrenztheit der menschlichen Existenzweise reitet über das Land: der Hunger und die Teuerung, die Inflation.

 

Tafel 8:       

Der Reiter auf dem schwarzen Pferd hält im Bild des Buchmalers eine Waage in der Rechten, ihm gegenübergestellt ist das Lamm mit einem Siegelring. Christus, das Lamm, kann das Rätsel der menschlichen Begrenztheit, des fortdauernden Hungers und der Kargheit lösen, er kann das versiegelte Geheimnis aufdecken. Er kann im Fortgang der Weltgeschichte dieses Weltenrätsel lösen.
Die Früchte der Erde, die den Hunger stillen, sind dem Menschen zugemessen. Öl und Wein gibt es in bestimmten Zeiten im Überfluss, aber in anderen Bereichen herrscht oft der Mangel und der Hunger. Was dem Menschen zukommt, wird  abgewogen, maßvoll zugeteilt - der Mensch  lebt nicht im Überfluss. Steine zu Brot werden lassen, kann der Mensch nicht, im Schweiße seines Angesichtes muss er sein Brot essen.

Die Erde stößt immer wieder an ihre Grenzen, der Mangel ist ihr eingepflanzt. Zeiten des Überflusses wechseln sich ab mit Zeiten des Hungers in der Menschheitsgeschichte. Und so beten wir im Vaterunser: Unser tägliches Brot gib uns heute (im Überfluss).

Der Mensch muß zählen - wiegen - teilen, damit er den Mangel verwalten kann. Karg und mühselig ist das Dasein, die Waage begleitet den Menschen durch das ganze Leben. Seine Lebenschancen werden ihm zugeteilt. Ständig ist er am Rechnen und Berechnen.

Klimaveränderungen, Missernten, Hunger und fehlende Lebenschancen treiben die Menschen über die Länder der Erde auf der Suche nach Nahrung und Wohlstand und münden in Wanderbewegungen der Völker. Klimaveränderungen führten zum „Hunnensturm“, der die Völkerwanderung auslöste. Hungerepidemien, ungerechte Verteilung der Lebenschancen, der Kampf um Nahrung, Wasser und Energiequellen, führen zum Krieg unter den Völkern. Das Überlebenmüssen ist der ständige Begleiter der Kreaturen. Die „Begrenzung“ und das „Maß“ ist der Schöpfung immanent.

Doch der Stärkere sichert sich seinen Anteil auf Kosten der anderen. Der Reichtum des römischen „Imperiums“ wie jedes unterdrückenden „Imperiums“ basiert auf der Armut der ausgebeuteten Völker. Und der Hunger jagt immer wieder über die Erde wie ein apokalyptischer Reiter. Der große wirtschaftliche Wohlstand des römischen  Imperiums im 1. Jahrh. n. Chr. begünstigte lediglich eine Minderheit und erstreckte sich nicht auf die Mehrheit der städtischen Bevölkerung in Kleinasien, die in Armut lebte. Dasselbe gilt wohl auch für die anderen römischen Provinzen(es gab zum Beispiel unter Kaiser Domitian eine Überproduktion im Weinanbau in den Provinzen und eine Unterproduktion im Getreideanbau, was Domitian zum Eingreifen veranlasste. Es wurden riesige Mengen Wein nach Rom geliefert). Ein Denar war der Tageslohn eines Arbeiters, damit musste er seine Familie ernähren.

Das Mehr-Haben-Wollen Roms, die Ausbeutung, - der Wille, alles an sich reissen zu wollen, führt zur Knappheit, zur Teuerung und zur Inflation in den ausgebeuteten Ländern.
Doch grundsätzlich will der Seher sagen, dass Gott dem Meer und dem Land seine Grenzen gesetzt hat und auch allen Kreaturen der Erde. Die Lebenstage aller Geschöpfe der Erde sind begrenzt, begrenzt sind auch alle ihre Fähigkeiten. Allem Mühen der Menschen sind auf Erden Grenzen gesetzt : Seine Begrenztheit und der Mangel begleiten ihn alle Tage seines Lebens.


 

velvet

  • Gast
Antw:Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« Antwort #1 am: 09. November 2012, 13:46:28 »
DIE LÖSUNG DES VIERTEN SIEGELS:

DER REITER AUF DEM FAHLEN PFERD: DER „TOD“


Als das Lamm das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten Lebewesens rufen: Komm! Da sah ich ein fahles Pferd; und der, der auf ihm saß, heißt der „Tod“; und die Unterwelt zog hinter ihm her. Und ihnen wurde die Macht gegeben über ein Viertel der Erde, Macht, zu töten durch Schwert, Hunger und Tod und durch die Tiere der Erde.
Offenb. 6, 7-8


Die fortdauernde Todesdrohung in der Schöpfung wird in der Vision des Sehers Johannes sichtbar:

Alles geht seinem Ende entgegen, ständig vom Tode bedroht. Alles Leben ist eingegrenzt vom Tod, er umgibt es wie einen Kreis, den man nicht überschreiten kann. Ihn kann man nicht betrügen, auch wenn wir es gerne täten.



Tafel 9:       

Der vierte Reiter heißt „Tod“ und Tod hat er in seinem Gefolge, er reitet auf einem fahlen Pferd, denn er lässt die Blüte des Lebens verwelken. Auch das Leben eines  jeden „Imperators“ wird durch den Tod begrenzt. Dem Reiter auf dem fahlen Pferd gegenübergestellt ist vom Buchmaler ein widderähnliches Lamm, das das versiegelte Buch geöffnet hat. Obwohl der Reiter auf dem fahlen Pferd den „Tod“ versinnbildet, so reitet er doch auf dem grünen Grund der „Hoffnung“, auch er ist eingetaucht in den Goldgrund Gottes.

Millionenfach wälzen sich die Geschöpfe in den Abgrund - „Jedermann“ - unaufhörlich durch alle Zeiten und alle Arten hindurch - Generation um Generation mäht der Tod mit seiner Sense nieder. Wer kann ihn besiegen?
Vergänglich ist der Mensch, heißt es im Psalm, er blüht wie die Blume des Feldes, fährt der Wind darüber ist sie dahin, der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr (Psalm 103). Der Mensch ist eine flüchtige, vergehende Erscheinung.

Im Buch Kohelet heißt es:
Am Tag, da die Wächter des Hauses (Arme) zittern, die starken Männer (Beine) sich krümmen, die Müllerinnen (Zähne) ihre Arbeit einstellen, weil sie zu wenige sind, es dunkel wird bei den Frauen (Augen), die aus dem Fenster blicken, und das Tor zur Straße (Ohren) verschlossen wird; wenn das Geräusch der Mühle (Mund) verstummt, steht man auf beim  Zwitschern der Vögel, doch die Töne des Liedes verklingen ...

Der Mandelbaum blüht (...) doch der Mensch geht zu seinem ewigen Haus. (Kohelet 12,3 ff)
Der Tod, der Reiter auf dem fahlen Pferd, wird von Hades, dem Gott der Unterwelt, des Totenreiches begleitet. Trotz der Endgültigkeit ist ihre Macht begrenzt, da der auferstandene Christus die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt besitzt. Ihnen wird die Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, insofern der Tod die vierte Daseinsmacht ist.15)

Krieg, Hunger und grassierende Krankheit raffen jeden vierten Bewohner dahin, die Unterwelt steigt herauf und mit ihr alle Übel der Erde, als hätte Pandora ihre Büchse geöffnet, aus der alle Übel der Erde hervorquillen, angefangen  von ansteckenden Krankheiten bis hin zur vernichtenden und explodierenden Feuersbrunst. Jederzeit kann eine unheilbare Seuche die Erde überfallen, gegen die die Medizin vielleicht lange kein Heilmittel findet, und es würde zu einem Massensterben auf der Erde führen ähnlich der Pest. Doch würden wir nur uns mit dem Tod noch befassen, heißt es in den Erzählungen der Chassidim, dann würde niemand mehr bauen ein Haus. Deswegen habe Gott uns das Vergessen eingepflanzt.
Christus, das Lamm Gottes, öffnet das vierte Siegel und entsiegelt das vierte Welträtsel der Schöpfung : Was hat es mit dem Ende des Menschen auf sich, was ist der Sinn des Todes? Er kann das Rätsel  lösen, er, der von den Toten erstand. Der Mensch ist vom Tode bestimmt und ihm und seinem Gefolge ausgeliefert, doch ihre Macht ist geviertelt; sie ist nur ein Teil unseres Daseins. Der Tod hat nicht die vollständige Macht über die Menschen. Am Ende wird der auferstandene Christus endgültig den Tod überwinden.
In vielfacher Form bringt auch in der menschlichen Geschichte das römische Imperium in den Augen des Sehers Johannes den Tod über die unterdrückten Völker,aber die Macht des „Lammes“ ist stärker als das todbringende „Rom“. Die Brutalität der Imperatoren bringt über ein Viertel der Erdenbewohner den Tod, sie werden durch das Schwert getötet oder verhungern. Die wilden Tiere fressen die Gefallenen auf dem Schlachtfeld, sie werden zum Fraß der Tiere und nicht bestattet, weil niemand da ist, der sie bestatten würde. Die Weltmacht Rom, die den unterworfenen Völkern ihre Herrschaft aufzwingen will, wird zur tödlichen Bedrohung für die unterdrückten Völker: Die Kriege Roms ziehen Krankheiten und Seuchen hinter sich her ; die Armut, der Hunger und das Elend entstehen durch die Ausbeutung  von Seiten Roms. Ein Viertel aller Erdenbewohner kommt durch  diese Gewalt um.
Die vier apokalyptischen Reiter: Aggression und gewalttätige Expansion, Eroberung und Unterdrückung-,Krieg und Bürgerkrieg,Teuerung und Hungersnot, und der Tod, vor allem der gewaltsame Tod, Seuchen und Pest, begleiten die Menschheit durch ihre rätselhafte Geschichte. Sie zeigen ihren Schrecken in den Augen des Sehers Johannes vor allem auch im römischen Imperium. Kann das „Lamm“, der auferstandene Christus am Ende ihre Macht brechen?

Die vier Reiter werden von den vier Wesen, die am Throne Gottes stehen, und die Schöpfungskraft und die Herrschaft Gottes in alle vier Himmelsrichtungen ausdrücken, gerufen. Die Schrecknisse aber, die von den apokalyptischen Reitern ausgehen, werden von Menschen verursacht, die Gott geschaffen hat, und sie werden ausgelöst in einer von ihm geschaffenen Welt. Die Weltgeschichte scheint von den apokalyptischen Reitern bestimmt. Die Schrecknisse des ersten Reiters lösen nacheinander die der anderen Reiter aus. Aber Gottes Weisheit und Wollen umgreift das Unheilsgeschehen , es treibt das kommende Geschehen voran, und er ordnet es sinnvoll ein in seinen Plan, am Ende den neuen Himmel und die neue Erde zu schaffen ( vgl. dazu Jürgen Roloff, a.a.O., S.79 ff.).

II. 4. DIE ÖFFNUNG DES FÜNFTEN UND SECHSTEN SIEGELS:       
       DIE VERFOLGUNG DER GERECHTEN IN DER GESCHICHTE
       UND DIE „TRAUER“ DER SCHÖPFUNGSWELT


Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten. Sie riefen mit lauter Stimme: Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen? Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben; und ihnen wurde gesagt, sie sollten noch kurze Zeit warten, bis die volle Zahl erreicht sei durch den Tod ihrer Mitknechte und Brüder, die noch sterben müssten wie sie.
Und ich sah: Das Lamm öffnete das sechste Siegel. Da entstand ein gewaltiges Erdbeben. Die Sonne wurde schwarz wie ein Trauergewand, und der ganze Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen herab auf die Erde, wie wenn ein Feigenbaum seine Früchte abwirft, wenn ein heftiger Sturm ihn schüttelt. Der Himmel verschwand wie eine Buchrolle, die man zusammenrollt, und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle weggerückt. Und die Könige der Erde, die Großen und die Heerführer, die Reichen und die Mächtigen, alle Sklaven und alle Freien verbargen  sich in den Höhlen und Felsen der Berge. Sie sagten zu den Bergen und Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Blick dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes; denn der große Tag ihres Zorns ist gekommen. Wer kann da bestehen?
Offenb. 6, 9-11 und 12-17 


Auf die Schrecknisse, die von den vier apokalyptischen Reitern ausgehen , folgt bei der Öffnung des fünften  Siegels die Vision der Verfolgung der Christen und der Seliggepriesenen der Bergpredigt. Die Martyrer, deren Seelen in der unmittelbaren Nähe Gottes sind, deren „Blut“ am Fuße des himmlischen Altares Gottes sich gesammelt hat wie das Blut von Opfertieren, rufen laut und drängend zu Gott , ihnen doch bald endzeitliche Gerechtigkeit widerfahren zu lassen beim Gerichte Gottes. Ihr unschuldig vergossenes Blut, ihre Seelen schreien zu Gott um Gerechtigkeit.

Sie erhalten von Gott das weiße Gewand, das hochzeitliche Gewand der geladenen Gäste, die der König eingeladen hat zur Hochzeit seines Sohnes, wie das Gleichnis des Mattäusevangeliums vom Himmelreich erzählt (Mt 22,11-14). Die Getauften tragen das weiße Gewand, das Hochzeitsgewand der geladenen Gäste, zum Hochzeitsmahl.Es ist das strahlend weiße Hochzeitsgewand der Endzeit für die Braut des „Lammes“ (vgl. Jürgen Roloff, a.a.O., S. 84).

In erster Linie geht es bei der Öffnung des fünften Siegels um die Wellen der Christenverfolgungen im römischen Imperium, um das Leid der Christen, die ihr Leben lassen mussten für ihren Glauben, um die Scharen die Martyrer.

Es geht um die Christen, die mit ihrem Blut Zeugnis abgelegt haben für Christus.

Die Öffnung des fünften Siegels manifestiert aber auch das Rätsel der Ungerechtigkeit in der Geschichte der Menschen und das Rätsel des vielfachen Mordes an den Menschen, die auf  Seiten der Wahrheit, der Freiheit und der Gerechtigkeit stehen. Selig, die ein reines Herz haben, heißt es in der Bergpredigt im Mattäusevangelium, denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften, sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.

Es geht bei dem Thema der Gerechtigkeit nicht nur um die Christen, die im ersten Jahrhundert n. Chr. wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, weil sie für die Herstellung der Religionsfreiheit, für die Freiheit von staatlicher Unterdrückung und für die Befreiung von wirtschaftlicher Benachteiligung durch die römischen Behörden eintraten. Es geht um alle Menschen, zu allen Zeiten, die für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten; sie sollen das weiße Gewand Gottes erhalten, das Gott selbst für sie gewebt hat.

Immer wieder tauchen im Fluss der Geschichte der Menschheit, die Macht- und Gewalthaber auf, die „Imperatoren“ und setzen sich auf die Throne der Herrschaft. Sie werden gleichsam emporgeschwemmt und sie tragen „Schaumkronen“, bis ihre Herrschaft schließlich wie eine Luftblase zerplatzt, und man im Nachhinein erkennt, dass sie politische Gaukler waren, die eine Wunderwelt versprachen und Schrecken produzierten. Ihr Reich ist auf Treibsand gebaut. Um ihre Herrschaft abzusichern, verbreiten sie Terror und Schrecken, ersticken anderes Denken und jede Opposition in Blut, verschleppen die Menschen in Lager und lassen sich feiern von hysterischen Massen. Sie verfolgen die, die für Freiheit und Gerechtigkeit eintreten. Sie errichten Zwangssysteme, lassen die Menschen an illusionäre Inhalte glauben und führen am Ende in Not und in Krieg. Sie huldigen einem gewaltigen Gott: Das ist ihr eigenes „Ich“, ihre eigene Lust an der Macht, genährt vom eigenen Wahn.

Nicht ein „Moloch“ soll allen Reichtum und Luxus an sich ziehen, sondern es geht im christlichen Verständnis um Chancengleichheit und gerechte Verteilung der Güter der Erde, um Menschenrechte und Menschenwürde, Bekämpfung von Hunger und Krankheit in der Welt im Sinne des Schöpferwillens: Gott sah, dass es gut war, was er geschaffen, und gut sollen die Menschen , die er nach seinem Bild geschaffen, verwalten, was er ihnen anvertraut hat. Endgültig aber wird die Gerechtigkeit am Ende der Geschichte von Gott selbst kommen.

Die Gräuel der Geschichte - Unterdrückung, Ausbeutung, Völkermord - schlagen auf die Menschheit zurück. Der Schrecken der Konzentrations- und Vernichtungslager, der Gulags, vergiftet über lange Zeiträume die Atmospäre in der Welt und produziert neuen Schrecken, weil die Menschlichkeit aus dem Gleichgewicht gekommen ist und ihre Ruhe nicht findet.

Wo Hass gesät wird, wird Hass geerntet, wo die Unschuld verletzt wird, gerät die Schuld nicht ins Vergessen. Die beiden Brüder „bereuende Schuld“ und „Vergebung“ haben sich oft nicht getroffen und sich nicht versöhnt.

Auf verschlungenen Wegen rächt sich die Schuld und kommt nicht zur Ruhe,weil sie ohne Sühne die Vergebung nicht findet. Sie drängt ans Licht und sucht die Vergebung. Solange sie diese nicht findet, muss sie ruhelos wandern. Wenn Menschen Schreckliches erlebt haben in Generationen an Existenzangst und Unterdrückung, dann drängt irgendwann der aufgestaute Hass gleich der Eruption eines Vulkans nach oben, und mündet wiederum in Krieg und in Morden und sucht sich ein „Opfer“. Die Unaufhörlichkeit der Kriege und ihre damit verbundenen Gräuel schlagen sich nieder im kollektiven Gedächtnis der Menschen und lassen in ihnen archetypische Schreckensbilder, apokalyptische Visionen für die Zukunft aufsteigen.

Die Angst, die alle befällt, ist ein Grundelement unseres Daseins. Es existiert eine Grundangst vor dem eigenen Untergang und dem kosmischen Untergang, und diese Grundangst wird genährt durch unsere eigene Unheilsgeschichte.

Das Erlebnis der fortdauernden Ungerechtigkeit in der Geschichte der Menschen  führt aber auch zur Sehnsucht und zum Schrei nach Gerechtigkeit: Gott möge doch eingreifen und die Gerechtigkeit herstellen und die Ungerechtigkeit rächen.16) Er möge die Erde doch befreien von Unterdrückung, Krieg, Hungersnot und  verheerenden Krankheiten, von Trauer und Angst.

Bei der Öffnung des sechsten Siegels wird deutlich, dass sich das Kommen des Menschensohnes und das Endgericht am Horizont zeigt in seinen Ausmaßen, die den ganzen Kosmos umfasst.In jenen Tagen wird die Sonne sich verfinstern, der Mond nicht mehr scheinen , die Sterne vom Himmel  fallen, die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden, und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen in großer Macht und Herrlichkeit, sagt das Markusevangelium (Mk 13,24-27). Das Himmelsgewölbe ist ausgespannt wie ein Zelt und wird gestützt von den Bergen,besagt das antike Weltbild. Wenn die Berge ihren Stand verlieren, wird es einstürzen. Der noch ferne Weltuntergang wird drohend ganz nahegerückt, und er zeigt die Angst derer, die in der Ferne Gottes stehen oder sich gegen ihn stellen.

Das Weltgebäude  beginnt zu wanken, aber noch stürzt es nicht ein: Ein kosmisches Drohbild zeigt sich am nahen Horizont.

Das Universum bricht in einem visionären Schreckensbild des Sehers zusammen in „Trauer“ über die ermordeten Christen und über alle Ermordeten, die an Gottes Seite stehen.

Die Öffnung des sechsten Siegels zeigt die „Trauer“ der Schöpfung über die Ungerechtigkeit in der Welt und über die Verfolgung der Gerechten und derer, die für Gerechtigkeit eintreten. Die Erde bebt und zittert, der Boden wankt unter ihren Füßen, es zieht ihr die Füße weg, die Sonne am Himmel geht in Trauer, und im roten Mond leuchtet wider das Blut der Gerechten.17) In Trauer wird der Himmel hin- und hergerissen. Ein Sturm schüttelt ihn, er kann nicht mehr standhalten. Er wirft die Sterne ab wie ein Feigenbaum, der seine späten Früchte abwirft, weil die nahenden Herbst- und Winterstürme an ihm rütteln. Es wird  „Herbst“ und  „Winter“  zugleich für das Universum.

Die Schöpfung befällt eine globale Trauer darüber, dass die Gerechten verfolgt und hingeschlachtet werden. Sie bricht zusammen wie eine Trauernde, sie verhüllt ihr Haupt, sie verstummt, sie zieht ein Trauergewand an - die Sonne „erlischt“. Der Himmel wird zusammengerollt wie eine Buchrolle, der über die Erde gebreitete Schutzmantel verschwindet - die Buchrolle wird eingerollt, die Geschichte von Himmel und Erde ist vom auferstandenen Christus, dem „Lamm Gottes“ zu Ende gelesen. Zusammengerollt wurde der Himmel, als würden Kulissen zusammengerollt und zusammengeräumt, sodass die wirkliche Wirklichkeit sichtbar werde nach dem Weltentheater.

Berge und Inseln werden „verrückt“, sie verlieren ihren Boden, weil ihre Grundlage, die „Bodenplatte“ der Erde zerbricht; die Welt geht unter in der Vision des Sehers Johannes. Die nicht Kinder Gottes sind, verbergen sich unter den zusammenstürzenden Bergen und Felsen vor der herannahenden Gerechtigkeit des Weltenrichters. Die Erde, auf die sich die Menschen verlassen haben, auf die sie vertraut haben, weil sie glaubten, sie sei ihr sicherer Halt, sie bebt unter ihren Füßen und bricht auseinander - ihre ganze Sicherheit wird ihnen unter den Füßen weggezogen - nur Gott allein bietet ihnen noch Sicherheit.

In der Vision des Sehers verwandelt sich die Schöpfung in ein lebendiges Wesen, das sich in Trauer hüllt, das zittert vor Angst, seine Sterne abwirft wie ein Baum seine Früchte, das flüchtet, sich zusammenrollt, wankt und zerbricht wegen der Verfolgung der Gerechten. Die ganze Schöpfung bäumt sich auf in der visionären Vorstellung des Sehers. Die Berge und Felsen können hören und man kann mit ihnen sprechen, sie werden zu „lebenden“ Wesen.
Die Könige der Erde und die Bewohner der Erde, die nicht auf Seiten Gottes stehen, sie wollen sich verstecken, sich verbergen im „Tod“, die Schöpfung soll sie mit ihren Überresten bedecken und für sie zum Grab werden,- aber es geht nicht, sie können sich nicht verstecken: Sie werden Rechenschaft ablegen müssen vor Gott, seinem Gericht und seiner Gnade.

Der Schrei nach Gerechtigkeit, Gott möge doch eingreifen und die Angst derer, die Unrecht tun, wird bei der Öffnung des sechsten Siegels in einem mythischen Bild geschildert. Die Schöpfung „erschrickt“ in ihrem Innersten, sie fällt in Trauer und Schmerz in der Vorstellungswelt des Sehers über das, was den Gerechten angetan wird.
Die Taten der Bewohner der Erde aber sind es, die die Erde im Chaos versinken lassen. Sie sind es, die die Erde schädigen, sodass ihre Kräfte erschüttert werden. Sie selbst rufen die Chaosmächte herbei, durch das, was sie tun: Im Sternenregen stürzt das Himmelsgewölbe auf die Erde, weil man an seinen Grundfesten rüttelt, den Weisungen des Schöpfers nicht folgt. Es erscheint in der Vision des Sehers die Vorstellung des Himmels wie von einem Baum, an dem die Sterne wie spät heranreifende Feigen hängen. Wenn die Zeit der „Ernte“ gekommen ist, wird  der Baum geschüttelt und die Früchte fallen herab im Sternenregen, weil das Gericht Gottes kommt. Das Weltenjahr hat sich vollendet.

Der Himmel erscheint als geöffnete, aufgeschlagene Buchrolle, die eingerollt und geschlossen wird. Die Schöpfung des Himmels erscheint als ein Buch, in dem alle Ereignisse und alles Geschehen verzeichnet sind - das Buch ist zu Ende gelesen und wird geschlossen - die Zeit ist erfüllt, das endzeitliche Erscheinen Gottes ist nahegekommen.

Die Berge und Inseln, die von Gott tief eingepflanzt sind in die Erde, werden aus ihren Wurzeln gerissen. Das Schöpfungsgefüge gerät durcheinander, die Statik des Weltgebäudes stimmt nicht mehr. Alles wird von der Stelle gerückt, die Gott ihm zugewiesen hat seit Beginn der Schöpfung.

Die Schöpfung findet ihre Mitte nicht mehr, sie gerät außer sich wegen der Taten der Bewohner der Erde. Sie selbst sind es, die durch ihre Taten das Chaos herbeirufen, weil sie sich dem Schöpfungswillen Gottes, der Gerechtigkeit will, entgegenstellen.

Das Chaos gewinnt die Oberhand: Das Chaos, das durch die Schöpfungsordnung Gottes gebändigt und in seine Schranken gewiesen wurde, kehrt wieder. Und alle Bewohner der Erde, die nicht auf Seiten Gottes stehen, wollen sich verbergen vor dem hereinbrechenden Chaos und der herannahenden Gerechtigkeit in den Höhlen der Felsen, aber es gibt kein Verbergen - die Felsen werden bersten - alles wird offenkundig, nichts bleibt verborgen beim Erscheinen des Weltenrichters.

 
Tafel 10:       
Doch bevor alles vergeht, gebieten die vier Engel, die an den Enden der Erde stehen, den Chaosmächten Einhalt, damit die Gerechten gerettet werden, damit ihnen das Siegel Gottes aufgedrückt werde: Sie gehören Gott und stehen unter seinem Schutz. 18) Die vier Engel hemmen die rasende Entwicklung des Geschehens, damit es nicht alles mit sich reißt wie eine Sturmflut.

Man sieht im Bild des Buchmalers, wie die vier Engel den Winden, die als gehörnte Köpfe erscheinen, an den vier Enden der Erde Einhalt gebieten.
Das „Lamm Gottes“, das neue Paschalamm, der auferstandene Christus, bewahrt die Seinen vor den Mächten des Todes, wie die Kinder Israels bewahrt wurden in der Nacht des Auszugs aus Ägypten. Die das Zeichen von Christus auf ihrer Stirn tragen, gehören zu ihm, sie sind aus Gott geboren. Sie sind die Seliggepriesenen der Bergpredigt. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden, weder Sonne noch Hitze wird ihnen schaden, sie werden aus der Quelle trinken, aus der das Wasser des Lebens strömt.  Christus, der Gute Hirte trägt die erlöste Menschheit auf seinen  Schultern und bringt sie zur Quelle des Lebens.
Das Rätsel der Ungerechtigkeit unter den Menschen  begleitet die Geschichte der Menschheit, und die Schöpfung verfällt in Trauer darüber. Bei der Lösung des fünften und sechsten Siegels schütteln sich in einem Bild der Himmel und die Erde vor Entsetzen wie ein lebendiges Wesen über das Unrecht und die Verfolgung, die Menschen erleiden müssen, die Christus anhangen.

Es ist ein visonäres  Schreckens- und Drohbild am Welthorizont, das die „Trauer“ der Schöpfung beschreibt.
Bei der Lösung des siebten Siegels aber droht in einem Bild die kosmische Schöpfung sich langsam aufzulösen, die innere Schöpfung aber, das „Innere“ des Menschen wird gequält und droht, zerstört zu werden. Doch bedroht diese Schreckensvision nur die Bewohner der Erde, die nicht zu Christus gehören, während die „Besiegelten“, die Getauften und alle, die auf Seiten Gottes stehen, von ihm beschützt werden und sich geborgen wissen. Auch sie erleben den Schrecken, doch wird er ihnen letztendlich nicht schaden, weil sie unter dem endzeitlichen Schutz Gottes stehen. Ein Drittel des kosmischen Schöpfung und der Menschen wird in der Vision des Sehers geschädigt als Steigerung des Viertels von Seiten der apokalyptischen Reiter.

Die Lösung der sieben Siegel zeigt die Not der Schöpfungswelt und der in ihr wohnenden Menschen. Nach der Lösung der sechs Siegel, die die Not der Menschen zeigen: in der Erscheinung der apokalyptischen Reiter, der Verfolgung der Christen und der Gerechten, dem visionären Bild des Untergangs der alten Schöpfung,dem Bild der „Trauer“ - zeigt die Lösung des siebten Siegels das drohende Hereinbrechen des Chaos in die Schöpfungswelt und die bereits  teilweise einsetzende Auflösung der Schöpfungswelt beim Schall der Posaunen.

II. 5. DIE ÖFFNUNG DES SIEBTEN SIEGELS       
       UND DIE POSAUNEN DER SIEBEN ENGEL:
       DAS DROHENDE WETTERLEUCHTEN DES UNTERGANGS
       DER SCHÖPFUNGSWELT
       - KOSMISCHE KATASTROPHEN
       - INNNER „SCHRECKEN“ DER BEWOHNER DER ERDE


Als das Lamm das siebte Siegel öffnete, trat im Himmel Stille ein, etwas eine halbe Stunde lang. Und ich sah: Sieben Engel standen vor Gott; ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. Und ein anderer Engel kam und trat mit einer goldenen Räucherpfanne an den Altar; ihm wurde viel Weihrauch gegeben, den er auf dem goldenen Altar vor dem Thron verbrennen sollte, um so die Gebete aller Heiligen vor Gott zu bringen. Aus der Hand des Engels stieg der Weihrauch mit den Gebeten der Heiligen zu Gott empor.
Dann nahm der Engel die Räucherpfanne, füllte sie mit glühenden Kohlen, die er vom Altar nahm, und warf sie auf die Erde; da begann es zu donnern und zu dröhnen, zu blitzen und zu beben. Da machten sich die sieben Engel bereit, die sieben Posaunen zu blasen.
Offenb. 8, 1-6

Gott antwortet bei der Öffnung des siebten Siegels auf die Bitte der Martyrer, der Heiligen und der Christengemeinden, um das Kommen seines Reiches.“Zu uns komme dein Reich“, heißt es in der Vaterunserbitte. Die Gebete und die Bitten sind wie Weihrauch zu ihm emporgestiegen aus der Hand des Engels. Gott zeigt seine Macht und seinen „Zorn“. Es kommen die Plagen, die dem Exodus des Volkes Gottes aus der alten Welt und dem Hinübergang in die neue Welt Gottes vorangehen. Sie werden angekündigt durch die Posaunen der sieben mächtigsten Engel,die vor Gott stehen.

Die Öffnung des siebten Siegels eröffnet das Rätsel, dass die Schöpfung bereits jetzt sich teilweise zurücknimmt, sich aufzulösen beginnt, dass die Dämonen „entfesselt“ werden und sie die Bewohner der Erde besetzen, von ihnen Besitz ergreifen. Warum kommen die kosmischen Katastrophen und die inneren Katastrophen über die Menschen? Ist es die sich selbst rächende Schuld der Menschen, die Plagen entstehen lässt, die auf die Menschen zurückschlagen?

Die in der Apokalypse auftauchenden Bilder sind Metaphern für die Rachegestalten: wundersame, schreckenerregende Wesen, die die Bewohner der Erde verfolgen. Die Schuld der Bewohner der Erde, die nicht auf Seiten Gottes stehen, zieht in der Vision des Johannes ein grauenvolles Heer hinter sich her, das Verderben bereitet und die Bewohner der Erde schlägt.

Die Schöpfung selbst wird unter Plagen um ein Drittel zurückgenommen, sie verdunkelt sich, sie steuert langsam ihrer Auflösung entgegen. Das Mene-Tekel erscheint schon an der Wand, noch aber tritt der völlige Zusammenbruch nicht ein. Die äußeren und inneren Katastrophen sind Zeichen für nahendes Unheil, das kommende Unheil wirft seine Schatten voraus, ein „Schattenwurf“ des Kommenden, ein drohendes Wetterleuchten am Welthorizont.

Die drohende Rücknahme der Schöpfung, die Verdunkelung der Welt, wenn Gott sein Gesicht abwendet, soll die Reue der Erdbewohner hervorrufen. Der „verlorene Sohn“ soll aus Reue umkehren, wenn das Licht der Sonne sich verdunkelt, das Wohlergehen der Menschen geringer wird.

Die ganze Schöpfung ruft die Menschen zur Reue und Umkehr auf, die Reue soll hervorgerufen werden durch Einsicht. Die Gerechten aber, die auf Seiten Gottes stehen, sind inmitten der Plagen gerettet und behütet.

Der Fortgang der Apokalypse wird auf der anderen Seite unausweichlich, mit zwingender Konsequenz erfolgen, notwendig und zwangsläufig. Mit „Bitterkeit“ wird die Gerechtigkeit Gottes kommen, aus sich selbst heraus, denn die ganze Schöpfung wird es erzwingen, wie eine Geburt wird sie kommen, und die Wehen haben schon eingesetzt.
Bevor die Endzeit beginnt und Gott selbst erscheint, tritt im Himmel Stille ein, eine halbe Stunde lang:

Der Neuschöpfung geht ein gewaltiges Schweigen voraus, es folgt eine Wiederkehr der Urzeitereignisse zur Zeit der Weltenschöpfung. Nach jüdischer Überlieferung (4.Esr. 6,39) heißt es: „Damals war nur ein schwebender Geist, Finsternis ringsum und Schweigen“(vgl. Jürgen Roloff, a.a.O., S.93). Im Buch Genesis heißt es: Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Da sprach Gott (in die lautlose Stille hinein): „Es werde Licht“.

Die Stille drückt aber auch das Erschrecken aus über den richtenden Gott, der seine Schöpfung zurücknimmt, und das Staunen über die neu heraufsteigende Welt, die er schafft. Es ist die Stille der Erwartung.

Bevor Gott selbst erscheint und die Macht übernimmt, werden von Gott selbst den sieben mächtigsten Engeln, die vor ihm stehen, sieben Posaunen gegeben,und sie rufen die Plagen des „Exodus“ herbei:Kosmische Katastrophen kommen von oben auf die Erdschöpfung herab, dämonische Mächte steigen von unten aus dem Abgrund herauf zum Schrecken der Menschen, ein dämonisches Reiterheer bricht über die Erde herein. Es zeigt sich das drohende Wetterleuchten des Untergangs.

 

Tafel 11:       

Sieben Engeln werden sieben Posaunen gegeben, es sind die sieben mächtigen Engel, die als lodernde Fackeln vor Gottes Thron stehen:  Die Plagen, die dem Auszug des Volkes Gottes aus dem gottfeindlichen „Ägypten“ vorausgehen, wenn das Volk Gottes in die Freiheit der Kinder Gottes zieht und die gottfeindliche Stadt „Jericho“ beim Schall der Posaunen fällt, - leuchten in der Vision des Sehers auf.
„Und ein anderer Engel kam und trat mit einer goldenen Räucherpfanne an den Altar“. Der Altar wird in der himmlischen Liturgie zum Altar des „Zornes Gottes“. Die Gebete der Heiligen werden wie Weihrauchkörner auf die glühenden Kohlen des Altares Gottes gelegt ,und sie steigen zu Gott auf und bitten ihn, dass er der Gerechtigkeit Raum verschaffen möge.

Dann füllt der Engel die Räucherpfanne mit glühenden Kohlen vom Altar und wirft sie auf die Erde: Die Erde soll brennen und glühen wie ein Feuerofen, ein symbolischer Akt des „Gerichts“, auf dass Gerechtigkeit werde.
Die Rätsel kosmischer und globaler Katastrophen, die einen Teil der Erde vernichten, verbinden sich mit dem Rätsel des inneren Leids, das die Menschen überfällt, die in Gottes Ferne leben. Die Erde wird zum Verbrennungsofen, und die Menschen in diesem „Ofen“ werden innerlich und äußerlich verbrennen, teils aber auch überleben. Noch gehen die Bewohner der Erde insgesamt nicht unter, noch haben sie Zeit zur Umkehr. Die Heiligen Gottes aber, die Menschen, die Zeugnis für Gott ablegen, werden gerettet, und sie werden Gott loben wie die Jünglinge im Feuerofen

Wer sind die glühenden Kohlen, die auf die Erde geworfen werden? Sind es die Früchte des „Zornes“ Gottes? Die Menschen rufen selbst die Katastrophen auf sich herab, sie sammeln glühende Kohlen auf ihr Haupt. Von selbst rufen sie das Chaos und das Ende der Schöpfung herbei, sie selbst bewirken und verschulden durch ihr Verhalten die Katastrophen - die Schöpfung zahlt es ihnen heim. Sie beginnt in umgekehrter Reihenfolge der Schöpfungstage sich aufzulösen wie ein lebendiges Wesen, aber sie vollendet es noch nicht, - es ist eine Drohung. Die Kinder Gottes aber ziehen durch das Chaos hindurch wie die Kinder Israels beim  „Exodus“ aus Ägypten, es kann sie nicht berühren, sie überleben wie die Jüngling im „Feuerofen“.

Durch die Schuld der Menschen werden dämonische Kräfte frei, die gebunden waren. Die Schöpfung selbst stellt sich gegen die Menschen und nimmt von ihrer Fülle ein Drittel zurück. Bitterkeit überfällt die Schöpfung, wie ein scharfes Schwert kommt das Gericht, unerbittlich wird es kommen.

Das Gericht, die kommenden Plagen kündigen sich in den Posaunen der sieben Engel an, wie Mose sie dem Pharao ankündigte, aber sie werden dennoch nicht geglaubt. „Lass mein Volk ziehen“ in die Freiheit der Kinder Gottes, spricht Gott zur Personifikation der unterdrückenden Macht, sonst wird die ganze Schöpfung sich gegen dich wenden - das Leben selbst wird dich angreifen. Und deine Zukunft wird sterben wie einst der Sohn des Pharao in Ägypten.

Die Posaunen der ersten vier Engel kündigen kosmische Katastrophen an, ein Drittel der gesamten Schöpfung wird von ihnen betroffen, - die Posaunen des fünften und sechsten Engels aber kündigen  innere Katastrophen an, die das Innere der Menschen betreffen. Aber inmitten der Katastrophen, wo sich Exodusplagen mit der teilweisen Auflösung der Schöpfung verbinden, wird das Volk Gottes weiterziehen zum „Gelobten Land“.

Die Kinder des Lichtes sind Gottes Eigentum, er hat ihnen sein Siegel aufgedrückt, er wird sie retten. Er wird sie mit weißen Gewändern bekleiden und sein Zelt über ihnen aufschlagen. Er wird sie zu Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

Was sich im Hinabwerfen des Feuers vom Himmel her auf die Erde symbolisch angedeutet hat, erfüllt sich beim Schall der sieben Posaunen (vgl. Jürgen Roloff, a.a.O., S. 99):

Ende Teil 1, 2. Teil folgt

 

velvet

  • Gast
Antw:Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« Antwort #2 am: 10. November 2012, 03:48:47 »


Tafel 12:       
Der Posaunenstoß des ersten Engels:

Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Da verbrannte ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras.
Offenb. 8, 7


Die Schleusen des Himmels, des himmlischen Urozeans  öffnen sich, und es bricht Unheil aus den Wolken hervor: Eis und Feuer, Hitze und Kälte, breiten sich aus, ein Drittel des Landes verbrennt.

Eis und Kälte, lobet den Herrn, Feuer und Hitze, lobet den Herrn, singen dagegen die drei Jünglinge im Feuerofen, erzählt das Buch Daniel, denn die Glut des Feuerofens kann ihnen nichts anhaben.

Die Vegetation geht zugrunde, die Bäume verwelken, und erinnern an die langen Zeiten der Dürre und Perioden der Eiszeit in der Geschichte der Schöpfung. Was Gott geschaffen hat in der Schöpfungsgeschichte, es geht in umgekehrter Reihenfolge wieder zugrunde, es versinkt im Chaos, aus dem heraus es entstanden ist. Der kunstvolle Bau Gottes verschwindet in Teilen, es ist ein langsames Vergehen der Schöpfung, die er durch sein Wort geschaffen hat. Die Posaunen der Endzeit lassen sie vergehen. Er lässt in der Schöpfung am dritten Tag das Land junges Grün hervorbringen - doch alles grüne Gras verbrennt, die Bäume werden kahl und vereisen und öde wird das Land.

Im Bild des Buchmalers bläst ein mächtiger Engel im Goldgrund eine nach unten gekrümmte, grüne Posaune. In den unteren Segmenten des Bildes   sieht man Flammen züngeln zwischen den Erdschollen, zwischen den Bäumen mit den hellen Schirmblättern und  in dem Grasland, ganz rechts im Bild. Die Flammen zeigen die anbrechende Vernichtung der Erde. Der Seher Johannes sieht es von unten.

 
Tafel 13:   

Der Posaunenstoß des zweiten Engels:

Der zweite Engel blies seine Posaune. Da wurde etwas, das einem großen brennenden Berg glich, ins Meer geworfen. Ein Drittel des Meeres wurde zu Blut. Und ein Drittel der Geschöpfe, die im Meer leben, kam um, und ein Drittel der Schiffe wurde vernichtet.
Offenb. 8, 8-9


Die Berge brennen, und das Innere der Erde, die Lava bricht glühend hervor, es regnet Asche herab, das Meer gerät in Bewegung durch die Springflut, und ein Drittel der Schiffe auf dem Meer wird vernichtet. Gott lässt am fünften Schöpfungstag die Seetiere entstehen - ein Drittel der Geschöpfe im Meer kommt um. Wie sich beim Auszug aus Ägypten das Wasser des Nils in Blut verwandelte, so verwandelt sich ein Drittel des Meeres in Blut und lässt ein Drittel der Lebenswelt des Meeres sterben.

Im Bild eines „brennenden Berges“ schlägt ein riesiger Meteorit ein, durch ihn sterben viele Meeresgeschöpfe, und er schlägt einen Krater, in dem die Schiffe verschwinden wie in einem Schlund.

Im Bild des Buchmalers züngeln Flammen aus den Meeresfluten im unteren Segment, auf dem der Engel steht, im mittleren Segment schwimmen Fische im rötlich gefärbten Wasser, im rechten Segment sieht man ein gekentertes Schiff.

Aus der Höhe des Himmels wird eine gewaltige, brennende Masse , groß wie ein Berg, hinabgeschleudert.Im traditionellen Bild erzählt das  äthiopische Henochbuch (äth. Hen.18,13 f.) wie Henoch am Ende des Himmels sieben Sterne wie große brennende Berge schaut und erfährt, dass es sich bei ihnen um gefesselte Engel handelt (vgl. Jürgen Roloff, a.a.O.,S.99).

Wir wohnen mitten in einem Schwarm von Asteroiden, die die Sonne umkreisen, jederzeit und ohne Warnung können sie uns treffen. Aber eine noch größere Gefahr bilden die Kometen, die von außerhalb des Sonnensystems kommen. Ein Asteroid oder Komet von einem Durchmesser von achthundert Meter, der auf der Erde einschlägt, würde eine globale Katastrophe auslösen, das Erdklima würde über viele Jahre verändert, die Menschen würden verhungern, die Zivilsation würde zerstört.


Tafel 14:

Der Posaunenstoß des dritten Engels

Der dritte Engel blies seine Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel; er loderte wie ein Fackel und fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die Quellen. Der Name des Sterns ist Wermut. Ein Drittel des Wassers wurde bitter, und viele Menschen starben durch das Wasser, weil es bitter geworden war.
Offenb. 8, 10-11


Es fällt ein großer Stern vom Himmel, den Gott an das Himmelsgewölbe gesetzt hatte, damit er den Menschen leuchte (Gen 1,17) und Licht in ihre Dunkelheit bringe. Er ist ein Lichtträger, der vom Himmel fällt. Der Name des Sterns ist Wermut.

Der Himmelskörper, der voller Gift ist, vergiftet das Trinkwasser und die lebenspendenden Quellen und macht sie bitter. Es sind die Wasser des Todes, die bitter schmecken. Die Süße des Wassers verwandelt sich in Bitternis.

Er vergiftet aber auch die Atmosphäre unter den Menschen. Er verbittert das Leben von Menschen, die an ihrer Bitternis sterben. Ihre Bitterkeit aber kommt von ihrer Gottesferne.

Im Bild des Buchmalers  sieht man einen mächtigen Engel die Posaune blasen, ein rotstrahlender Stern steht am rötlichen Himmel und strahlt herab in den Goldgrund, und unten an den Wassern liegen zwei verzweifelte, nackte Menschen, die sterben.


Tafel 15:       

Die Posaune des vierten Engels:

Der vierte Engel blies seine Posaune. Da wurde ein Drittel der Sonne und ein Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne getroffen, so dass sie ein Drittel ihrer Leuchtkraft verloren und der Tag um ein Drittel dunkler wurde und ebenso die Nacht. Und ich sah und hörte: Ein Adler flog hoch am Himmel und rief mit lauter Stimme: Wehe! Wehe! Wehe den Bewohnern der Erde! Noch drei Engel werden ihre Posaunen blasen.
Offenb. 8, 12-13


Gott schuf die beiden großen Lichter, Sonne und Mond, und die Sterne aus dem Chaos, damit sie über die Erde hin leuchten - sie verlieren ein Drittel ihrer Leuchtkraft; die Erde wird dunkler, ihr Lichtschein beginnt zu verblassen, sie geht allmählich ins Dunkel und in die Kälte, weil die Sonne ihre Kraft verliert. Die Erde existiert nicht aus sich heraus, sie lebt aus dem Universum heraus. Wenn das Universum sich verdunkelt, wird auch sie sterben.

Die Menschen brauchen das Licht, um zu leben. Wenn der Schein des Himmelslichtes abnimmt, kündigt es für sie das Kommen der endzeitlichen Finsternis an. Der Adler überfliegt die Geschichte in unzugänglicher Höhe und sieht von oben, aus der „Vogelperspektive“, aus der er weite Zeiträume überblicken kann, den laufenden Niedergang, das nahende Ende, die zunehmende Bedrängnis der Erde. Diese Bedrängnis, die sich in den nächsten drei Posaunenvisionen ankündigt, wird
ihren Schrecken vor allem für die in sich bergen, die in der Ferne Gottes leben.

Der krächzende Adler oder Aasgeier, der kommendes Unheil schon von weitem sieht, und der sich am kommenden Aas laben wird, das er schon umkreist, wird so zum Unheilboten (vgl. Jürgen Roloff, a.a.O.,S.101), mitthimmels fliegt er dahin (vgl. Das Neue Testament, übers. v. Fridolin Stier, a.a.O).

Im Bild des Buchmalers sieht man im oberen Bereich, wie ein Drittel der Sonne, die über dem Goldgrund , dem Lichtbereich schwebt, sich verdunkelt. Auch ein Drittel des Mondes, der über dem dunklen Bereich, dem Bereich der Nacht als Sichel hängt, verdunkelt sich und auch ein Teil der Sterne verliert seine Leuchtkraft. Dem posauneblasenden Engel mit schwarzen Flügeln steht gegenüber der Seher Johannes. Im unteren Bildteil stößt ein riesiger Adler den Weheruf aus, der Seher Johannes sieht das Geschehnis.Der rufende Adler schwebt im Goldgrund Gottes und korrespondiert mit dem  im Goldgrund stehenden posauneblasenden Engel.



Die Posaune des fünften Engels:

Der fünfte Engel blies seine Posaune. Da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war; ihm wurde der Schlüssel zu dem Schacht gegeben, der in den Abgrund führt. Und er öffnete den Schacht des Abgrunds. Da stieg Rauch aus dem Schacht auf, wie aus einem großen Ofen, und Sonne und Luft wurden verfinstert durch den Rauch aus dem Schacht. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken über die Erde, und ihnen wurde Kraft gegeben, wie sie Skorpione auf der Erde haben.
Offenb. 9, 1-3


Ein Stern fällt vom Himmel, - ein Engel, und er öffnet mit seinem Schlüssel das Tor zur Unterwelt, wo die Dämonen, die bösartigen Geister hausen: apokalyptische Schreckgestalten,  sie steigen herauf zur Erde. Rauch steigt auf aus dieser Feuerhölle und verfinstert das Licht der Sonne. Es verfinstert sich das Leben für die Menschen, die in Gottes Ferne leben.

In der Geschichte der Menschen steigen aus dem Abgrund, den der geöffnet hat, der als Stern vom Himmel gefallen ist, und der den Schlüssel zum Schacht des Abgrunds hat, alle Gräuel  hervor; er hat die „Büchse der Pandora“ geöffnet. Die Gräuel der Erde entweichen aus dem Schacht der Erde, der bisher verschlossen war. Der vom Himmel gefallene Engel öffnet den Schacht und was aufsteigt, verfinstert das Licht der Sonne und vernebelt die Klarheit der Luft - es stinkt nach Abgrund. Der Engel des Abgrunds aber befehligt die geflügelten Heuschrecken, die aus dem Rauch des Feuers kommen, sein Name ist Apollyon 19).

Tafel 16:       

Blutrot steht die Sonne im Bild des Buchmalers am Firmament, schwarz umrahmt, sie trägt Trauer. Vom Firmament stürzt senkrecht ein roter Stern vom Himmel, an dem er befestigt war. Noch hängt er an einem roten Faden, einem Haar, doch gleich wird er in den Brunnenschacht fallen; er ist der „Schlüssel“ zu dem Brunnenschacht, er wird ihn öffnen wie die Büchse der Pandora, und alle Gräuel werden ihm entsteigen. Es ist ein  Stern, der zum Schlüssel für einen Brunnen wird, der Unheil gebiert.

Aus dem Brunnenschacht steigt dünner, tiefschwarzer und dreifach gekräuselter Rauch auf, drohend wie eine gedrehte Speerspitze gegen das Licht der Sonne gerichtet, die er verdunkelt und in ein blutrotes Licht färbt. Aus dem Brunnenschacht kommt kein Wasser, er ist ausgetrocknet in seinem Innern, er birgt versengendes Feuer für die Menschen. Dem Schacht entsteigen zwei dämonische Wesen, bunt geflügelt, die Häupter gekrönt als wären sie die Könige der Unterwelt.

Voller Anmut, wie junge Füllen scheinen sie in die Welt zu springen,, als wären sie gerade geboren - „Ausgeburten der Hölle“. Sie tragen den Panzer wie einen Schmuck, sie sind geschmückt mit blondem langem Frauenhaar, sie haben vordergründig ein liebes Gesicht wie ein Mädchen, ihr Gesicht hat die Gesichtsfarbe des Engels, doch die Zähne sind gefletscht wie Löwenzähne, Raubtierzähne - sie lassen nichts Gutes erahnen. Ihr Schwanz aber ist eine drohend erhobene Schlange - Hinterhältigkeit ist ihr Programm, hinter der Maske lauert der Schrecken, janusköpfig ist ihre Art.

Das erste dämonische Wesen hat seine Vorderfüße bereits auf das Grün der Erde gesetzt, das zweite ist auf dem Sprung dorthin. Sein Schlangenkopf aber ragt sogar in den Goldgrund des Himmels hinein, wo auf einem Felsen über dem Geschehen der mächtige geflügelte Engel Gottes steht, der die riesige, grünliche, nach oben gekrümmte Posaune bläst. Er kündigt das unheimliche drohende Grauen an, das den Pforten der Unterwelt entschlüpft; der Seher sieht es von unten, halb versunken in die Erde. Er sieht den aus der Tiefe aufsteigenden Schrecken, der die Bewohner der Erde überfällt.

Die fliegenden Heuschrecken der Apokalypse schaden nicht der Natur, sondern den Menschen, die nicht zu Gott gehören. Sie haben Schwänze und Stacheln wie Skorpione; sie sind apokalyptische Fabelwesen. Den gottfernen Menschen, die nicht von Gott geschützt werden, wird ein zermürbender Schmerz zugefügt wie ein Skorpionenstich und von Seiten der Menschen zeigt sich ihre extreme Hoffnungslosigkeit: Sie wollen sterben, dürfen aber nicht.

Die „ Heuschrecken“ als bedrohliche Mischwesen werden beschrieben als Werkzeuge dämonischer Mächte: voller Angriffslust (wie Schlachtrosse), mit vorgetäuschter Siegeslust (wie mit Kränzen geschmückt), sie denken sich gemeine Qualen aus (wie Menschengesichter), sie sind rasend und wild (sie haben lange Haare und ein Löwengebiß), sie sind gnadenlos (sie tragen einen eisernen Panzer), sie sind rücksichtslos (wie ein Streitwagen), sie sind hinterlistig (wie ein Skorpion) und voller Brutalität (kräftige Schwänze), ein endzeitliches Schreckensheer unter dem Kommando einer dämonischen Gestalt (vgl. H. Ritt, Offenbarung des Johannes, a.a.O., S. 55 ).

Man kann ihnen nicht entkommen, da sie „fliegen“ können, sie sind schneller als die flüchtenden Menschen. Sie sind ein geflügeltes Heer, das den Menschen überall hin verfolgt und ihn „beißt“ und „sticht“. Man kann sie nicht totschlagen, sie tragen einen „Panzer“, der sie schützt.

Es ist die Dämonie von Menschen beschrieben, die in den anderen Menschen, die nicht von Gott beschützt werden und sich in ihm geborgen fühlen -in deren Innerem einen dämonischen Schrecken verbreiten durch ihre Gemeinheit, ihre Gnadenlosigkeit und ihre Brutalität, die sich symbolisiert in dem Bild eines Heuschrecken-Skorpions, eines gepanzerten, fressenden, stechenden, alptraumhaften und schreckerregenden Wesens. Es sind die „Dämonenheere“, die die Menschen in ihrem Inneren quälen, sie innerlich verletzen.

Der innere Schrecken der Menschen sind innere Tragödien, die auf der Hoffnungslosigkeit basieren und die die Menschen innerlich quälen und auffressen. Es ist ein Kampf mit inneren Schreckensgebilden, der in den Herzen der Menschen wütet, ein Krieg in der Seele. Der innere Schrecken wird ausgelöst durch die Gemeinheit der Menschen, ihre Hinterhältigkeit, ihre Lust, andere zu quälen, durch ihre Brutalität, ihren Vernichtungswillen, ihre Lust, andere in der Meute zu jagen - ihre Bosheit. Die Bosheit der anderen, die Menschen erleben können, ungetröstet von Gott und sich in ihm nicht geborgen fühlend, formt sich in den Opfern zu grotesken Schreckensgebilden, die sie in der Phantasie verfolgen.

Eine Metapher für dämonische Mächte, die den Menschen in seinem Inneren quälen können, wenn er auf der Wüsten- und Schattenseite des Lebens steht, ist der „Heuschrecken-Skorpion“. Obwohl Feinde (der Skorpion tötet und frisst auch die Wanderheuschrecke) haben sie sich zu einem grotesken Fabelwesen verbunden. Die fliegenden Heuschreckenschwärme fressen unersättlich alles Grün und fressen auch dem Menschen die Nahrung weg, die Skorpione lähmen und töten.20)

Das Fabelwesen ist eine Verbindung dahinjagender Kriegsrosse mit einem Giftstachel, der unhörbar leise kommt und doch tödlich wirkt; es ist eine Krieg mit der schleichenden Pest im Gefolge, ein „Krieg“ gegen die Menschen, der im Inneren der Menschen geführt wird. Die Geisterheere der Heuschreckenschwärme fressen den Menschen inwendig das Leben weg. Die Skorpione sind lichtscheue Schattenjäger, ihnen gehört das Reich der Nacht, das bis zu Morgen reicht. Sie suchen die Schattenwelt,Spalten und Höhlen, um sich vor dem Licht zu schützen, das Licht der Sonne tötet sie. 21)

Im Fabelwesen verbinden sich die unersättliche Fressgier von Heuschreckenschwärmen, vergleichbar dahinjagenden zahllosen fliegenden Kriegsrossen,  mit dem lähmenden und tödlichen  Giftstachel von schleichenden Wesen aus der Schattenwelt, die urplötzlich zuschlagen. Der Seher Johannes will ausdrücken, dass die beiden Elemente dieser dämonischen Fabelwesen den Menschen besetzen, ihn innerlich quälen und schließlich zerstören. Sie bedrohen ihn bei Tag und bei Nacht. Sie haben als König über sich den Engel des Abgrunds.

 
Tafel 17:   

Der Posaunenstoß des sechsten Engels:

Der sechste Engel blies seine Posaune: Da hörte ich eine Stimme, die von den vier Hörnern des goldenen Altars her kam, der vor Gott steht. Die Stimme sagte zu dem sechsten Engel, der die Posaune hält: Binde die vier Engel los, die am großen Strom, am Eufrat, gefesselt sind. Da wurden die vier Engel losgebunden, die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten. Und die Zahl der Reiter dieses Heeres war vieltausendmal tausend; diese Zahl hörte ich. Und so sahen die Pferde und Reiter in der Vision aus: Sie trugen feuerrote, rauchblaue und schwefelgelbe Panzer. Die Köpfe der Pferde glichen Löwenköpfen und aus ihren Mäulern schlug Feuer, Rauch und Schwefel.
Offenb. 9, 13-17

Den dämonischen Heuschrecken folgt in der Vision des Sehers Johannes ein dämonisches Reiterheer. Der Damm ist bereits gebrochen, die Urflut der Dämonen sucht sich ihren Weg, nichts hält sie mehr auf, sie sind „entfesselt“. Die vier dämonischen Engel, die am Eufrat gefesselt waren, damit das Wasser in seinen Bahnen gehalten wird und die Sintflut nicht wiederkomme,-sie wurden losgebunden.

Durch ihre eigene Schuld binden die Menschen die Todesengel am Eufrat los, und das dämonische Reiterheer überschwemmt die Erde. Durch ihre Schuld sprechen die Menschen sich selbst das Urteil.

Die dämonischen vier Engel, die freigelassen wurden von einem mächtigen, die Endzeit ankündigenden Engel Gottes, rufen die Sintflut herbei, aber es ist keine Sintflut des Wassers, es ist eine andere Art der Flut:

Reiterheere kommen aus dem Osten wie eine Sintflut über den Eufrat und überschwemmen das Land . Die berittenen Pferde speien vorne Feuer  und Schwefel ,und hinten speien sie Gift. Sie haben Löwenköpfe, sie morden inwendig die Menschen, sie haben Schwänze wie Schlangen und peinigen die Menschen, die sich von Gott abwenden. Es sind Fabelwesen, die vorne Hass und hinten „Gift“ verspritzen und den Menschen, die keine Kinder des Lichtes sind, innewohnen. Sie verbrennen, vergewaltigen und ermorden den Menschen inwendig, seine Seele und sein Gemüt, weil er auf der dämonischen Seite des Lebens wohnt. Es sind die Dämonen, die im Menschen Wohnung genommen haben, und die Christus mit dem Finger Gottes aus dem Menschen vertreibt. Es sind die Dämonen, die den Menschen verschließen und taub werden lassen, ihn blenden, ihn verstummen lassen in Trauer und Gram, ihn lähmen und ihn dem Tode ausliefern. Sie führen Krieg gegen die Menschen, und sie nehmen von ihnen Besitz und hausen in ihnen. Sie beherrschen die Menschen, und sie „töten“ sie, denn ihre Zielrichtung ist der „Tod“, die Gottesferne, das ins Vergessen Gottes fallen. Gott jedoch will die Umkehr der Bewohner der Erde, aber es erfolgt meist keine Umkehr, denn nur selten kehren die Menschen wirklich um.

Im Bild des Buchmalers sieht man im oberen Bereich vier gefesselte Engel über den Wellen des Eufrat, der posauneblasende Engel löst dem zweiten soeben die Fessel. Daneben steht ein Altar, aus der im Redegestus die Hand Gottes ragt. Im unteren Bildbereich sieht man drei Reiter in Panzerhemden, aus den Mäulern ihrer Pferde kommt Feuer und Rauch und Schwefel, die Schwänze der Pferde tragen Schlangenköpfe. Sie reiten über drei tot am Boden liegende Menschen.

 
« Letzte Änderung: 10. November 2012, 04:09:25 von velvet »

velvet

  • Gast
Antw:Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« Antwort #3 am: 10. November 2012, 04:07:02 »


Tafel 18:       

Der Engel mit dem Buch:


Und ich sah: Ein anderer gewaltiger Engel kam aus dem Himmel herab; er war von einer Wolke umhüllt, und der Regenbogen stand über seinem Haupt. Sein Gesicht war wie die Sonne, und seine Beine waren wie Feuersäulen. In der Hand hielt er ein kleines, aufgeschlagenes Buch. Er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken auf das Land und rief laut, so wie ein Löwe brüllt. Nachdem er gerufen hatte, erhoben die sieben Donner ihre Stimme........Und die Stimme aus dem Himmel, die ich gehört hatte,sprach noch einmal zu mr: Geh, nimm das Buch, das der Engel, der auf dem Meer und auf dem Land steht, aufgeschlagen in der Hand hält.Und ich ging zu dem Engel und bat ihn, mir das kleine Buch zu geben.Er sagte zu mir: Nimm und iß es! In deinem Magen wird es bitter sein, in deinem Mund aber süß wie Honig.Da nahm ich das kleine Buch aus der Hand des Engels und aß es.In meinem Mund war es süß wie Honig.Als ich es aber gegessen hatte, wurde mein Magen bitter.
Offenb. 10, 1-3 und 10, 8-10


In diese Geschichte der Menschen hinein schickt Gott seinen gewaltigen, rettenden Engel. Der Engel Gottes mit dem Buch ist der Überbringer der Frohen Botschaft, sie wird von den glaubenden Menschen verinnerlicht, sie essen sie wie süßes Brot, aber sie schmeckt auch bitter, weil sie die Bitterkeit des Todes enthält, die denen winkt, die für Christus eintreten.

Der Regenbogen über dem Haupt des Engels erinnert an den Bund Gottes mit den Menschen nach der Sintflut: Ich setze meinen Bogen in die Wolken zum Zeichen dafür, dass ich euch vor jeder Sintflut bewahre. Er rettet die Seinen wie in einer Arche. Der Engel, von einer Wolke umhüllt, kommt vom verborgenen Gott, den man nicht sehen kann, und sein Gesicht leuchtet wie die Sonne:

Er hat Gott geschaut, den Inbegriff des Lichts. Seine Beine waren wie Feuersäulen: Die Feuersäule ging den Israeliten voran in der Nacht des Auszugs aus Ägypten. Die sieben Donner bei seinem Rufen erinnern an das Erscheinen Gottes am Berg Sinai, sie gehen der Epiphanie Gottes voraus. Der Engel ist Bild für Gottes Erscheinen.

Er setzt den einen Fuß auf das Land und den anderen auf das Meer, es herrscht Gott über das Land und über das Meer mit allen Geschöpfen, die er geschaffen hat. Er ist wie eine Brücke, die Land und Meer verbindet und zusammenhält. Das Geheimnis Gottes wird vollendet: Er steht über dem Meer und dem Land, er hat sie erschaffen, und er herrscht über sie, und darum wird er es sein, der Gericht über sie halten  und die Schöpfung an ihren Endpunkt führen wird. Doch niemand weiß den Tag und die Stunde, sie sind das „Geheimnis“ Gottes.



Tafel 19:       

Der Meßstab Gottes (Offenb. 11,1)

Gott wird alles messen mit seinem Meßstab, mit seinem Maßstab, und alle werden gezählt werden, die zu ihm gehören, damit keiner verlorengehe. Denn er kennt jeden Einzelnen mit seinem Namen, er hat ihn in seine Hand geschrieben. Alles, was von ihm vermessen wird, gehört zu seinem Bereich, es wird eingezirkelt, er setzt die Grenzen -  er grenzt seinen Bereich ab gegen das Dunkel. Und die Bewohner dieses Bereiches sind seine Heiligen, es sind die getauften Christen, es sind alle, die Gott nahestehen.

Das Zeugnis der beiden Propheten:

Und ich will meinen zwei Zeugen auftragen, im Bußgewand aufzutreten und prophetisch zu reden, zwölfhundertsechzig Tage lang. Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.
Offenb. 11, 3-4


Dann erscheinen in der Vision des Sehers die zwei Propheten der Endzeit, sie kommen wieder am Ende der Zeiten, wie es im vierten Kapitel des Buches Sacharja heißt. Mose, der Israel aus Ägypten und ins Gelobte Land führte, er versinnbildet das voranziehende Licht - und Elia, der der Witwe Mehl und Olivenöl nicht ausgehen ließ, ihren Sohn zum Leben erweckte und auf dem Sonnenwagen in den Himmel auffuhr, er versinnbildet das  Leben. Sie sind es, die vorangehen und Gottes Volk führen und nähren. Sie sind die zwei Leuchter vor Gott, weil sie Licht Gottes in der Welt sind, sie sind die zwei Ölbäume, weil sie Frucht tragen für die Menschen und deren Hunger stillen. Mose kann die Plagen der Endzeit herbeirufen  und Elia kann den Himmel verschließen, damit es nicht regne, und er kann Feuer vom Himmel fallen lassen.

Die Christen sind endzeitliche Mose- und Eliagestalten, weil sie Mose und Elia nachfolgen, und weil sie vom Leben durch den Tod hindurch zur Auferstehung kommen. Mit dem prophetischen Reden „ quälen“ sie die Menschen, weil sie diese warnen wollen. Sie sind die gläubigen Menschen der Endzeit,sie sind die christlichen Propheten in der schon begonnenen Endzeit. Wenn sie ermordet werden, so werden sie in der Endzeit auferstehen, zum Neuen Land Gottes ziehen und zum Himmel aufsteigen. Das „Tier“, der Drache ist es, der sie ermordet.

Wegen ihrem Rufen nach Gerechtigkeit rufen sie die Plagen der Endzeit herbei  und die Katastrophen der Endzeit brechen über die Menschen herein. Sie sollen die Menschen zur Umkehr aufrufen wie Jona die Bewohner Ninives. Niemand kann ihnen wirklich etwas antun, und ihr Reden ist wie Feuer, das aus ihrem Mund kommt. Immer und immer wieder werden sie ermordet, und die Bewohner der Erde freuen sich über ihren Tod, doch Gott wird sie wiedererwecken. Die Christen sind Mose- und Eliafiguren der Endzeit;  wenn sie zum Himmel Gottes aufsteigen, wird die Erde in Trauer erbeben, und die Endzeit ist nahegekommen. So werden „Mose“ und „Elia“ am Ende wiedergekommen sein.



Der Posaunenstoß des siebten Engels:


Der siebte Engel blies seine Posaune. Da ertönten laute Stimmen im Himmel, die riefen: Nun gehört die Herrschaft über die Welt unserem Herrn und seinem Gesalbten; und sie werden herrschen in alle Ewigkeit.
Offenb. 11, 15


Tafel 20:       

Der Posaunenstoß des siebten Engels kündigt an, dass Gott seine Herrschaft über die ganze Welt ausdehnen wird. Die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf Thronen sitzen, huldigen ihm. Vom Buchmaler werden sie in acht Personen dargestellt mit Kronen auf den Häuptern. Sie ziehen  vor Gottes Thron und huldigen ihm.
Der siebte Posaunenstoß leitet die messianische Endzeit ein: Christus wird von der „apokalyptischen Frau“ geboren. Er wird zum Weltenrichter werden. Der „Drache“ tritt auf und bedroht ihn und die „Frau“. Wer ist dieser „Drache“, woher kommt er und warum kommt es zum Kampf?

Beim Schall der siebten Posaune zeigt sich die Lösung der Not der Schöpfung und der in ihr lebenden Menschen, es ist ein visionäres Hoffnungsbild : Die „apokalyptische Frau“, das Volk Gottes der Endzeit, erscheint am Himmel. Ihr gegenübergestellt wird die Mächtigkeit dämonischer Gewalten. Sie beide steigen in ihrer Gestalt und Ausprägung aus den Tiefen des Mythos empor : Helle Lichtgestalt, geschmückt mit den Insignien des Kosmos, die Leben gebiert,- und dunkle, zerstörerische Chaosgewalt stehen einander gegenüber.

In mythologischen Bildern wird erzählt über den Ursprung der dämonischen Mächte, die die Welt der Menschen bedrohen, „dämonische Drachen“, ausgestattet mit gottähnlichen Kräften. Sind sie vom Himmel gestürzte Engel ? Hat das bedrohende Chaos personifizierte Gestalt angenommen?

III.  DER POSAUNENSTOSS DES SIEBTEN ENGELS:
       

      DIE MESSIANISCHE ENDZEIT
 
      - DÄMONISCHE MÄCHTE UND GEWALTEN

        IN DER SCHÖPFUNG UND IHR UNTERGANG

      - DAS „STERBEN“ DER SCHÖPFUNGSWELT

Beim Posaunenstoß des siebten Engels setzt die messianische Endzeit ein und eröffnet weitere sieben Visionen des Sehers Johannes. In der Endzeit wird Christus geboren, er wird der Weltenrichter sein: Das Reich Gottes ist nahegekommen, und die Macht der dämonischen Welt ist gebrochen, Christus heilt in der Endzeit die Menschen und rettet sie vor dem Dämon des Todes.

Die dämonische Welt, dargestellt in der Gestalt des „Drachen“ und der „Hure Babylon“, erscheint in ihrer Machtfülle, ihrer dämonischen Pracht und bedroht die „apokalyptische Frau“, Gottes Volk.

Die „apokalyptische Frau“ in Geburtswehen, Inbegriff des Lebens selbst, gebiert Christus, das göttliche Kind,  und es wird zu Gottes Thron entrückt. Gott rettet Christus vor den Mächten des Todes, der gewaltige Rachen des Todesdrachen konnte ihn nicht verschlingen. Er hat die Todesmacht als Erster besiegt, mit ihm beginnt die Neue Schöpfung.

Die alte Schöpfungswelt aber vergeht, sie löst sich auf, die Schalen des „Zornes Gottes“ werden über sie ausgegossen - und auch das dämonische Reich der „Hure Babylon“ geht unter, das getragen wird von den dämonischen Mächten. Gott selbst aber rettet die Seinen, die Kinder des Lichts durch das „Sterben“ der Schöpfungswelt hindurch und führt sie zur „Neuen Stadt Gottes“.

III. 1. DIE FRAU UND DER DRACHE       

Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar: Da begann es zu blitzen, zu dröhnen und zu donnern, es gab ein Beben und schweren Hagel.

Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet;, der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und sie schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.

Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der über alle Völker mit eisernem Szepter herrschen wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und seinem Thron entrückt. Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte; dort wird man sie mit Nahrung versorgen, zwölfhundertsechzig Tage lang.
Offenb. 11, 19; 12, 1-6


Ein Drache bedroht Gottes Volk, die „apokalyptische Frau“, die Christus gebären wird.

Es öffnet sich für den Seher Johannes ein Stück weit der Himmel, der himmlische Tempel als Urbild des irdischen Tempels  wird geöffnet, und die Bundeslade wird sichtbar: Gott hat mit seinem Erdenvolk einen Bund geschlossen, der für immer bestehen bleibt. Das Erscheinen Gottes in der Endzeit kündigt sich an in der gewaltigen Bewegung der Naturgewalten.

Es ist, als würde mit einem Ruck ein Bühnenvorhang aufgerissen und ein gewaltiges Bild erscheint vor dem Seher.


Tafel 21:   

Ein großes Zeichen erscheint am Himmel: Eine Frau im Glanz der Gestirne und ein anderes Zeichen erscheint: der Drache. In einem einzigen Bild erscheint das Grundproblem der ganzen Geschichte, der Kampf zwischen himmlischen und dämonischen Mächten, die Bedrohung von Gottes Volk durch den „Drachen“. Die „Frau“ ist ein Bild, eine Chiffre für das Gottesvolk des Alten und Neuen Bundes, sie steht im Lichtglanz Gottes, die Gestirne sind ihr Kleid und ihr Schmuck, sie steht über der Schöpfung. Ihr Haupt ragt im Bild des Buchmalers in die obere Sphäre des Himmels hinein, doch von unten aus dem Grünland der Erde steigt der siebenköpfige geflügelte Drache in den Farben feuerrot, blau, grün und purpur empor - getarnt mit den Farben des Regenbogens, der Leben verheißt.

Die zwölf Sterne um das Haupt der Frau versinnbilden die zwölf  Stämme Israels (die zwölf Apostel), sie  sind angeordnet im Pfauenrad, dem Symbol der Unsterblichkeit, sie stehen auf den Spitzen der Strahlen der Sonne. Sie ist geschmückt mit Licht und erhellt die Welt. Wie eine Sichel ist der Mond unter ihren Füßen, sie steht auf den äußersten Spitzen der Sichel, in Purpur gekleidet, überlang sind die Finger ihrer linken Hand, die sie abwehrend dem geifernden Drachen entgegenstreckt. Mit ihrer Rechten hat sie das Handgelenk des hilflosen Neugeborenen umklammert und zieht ihn aus dem Bannkreis des Drachen, der es zu verschlingen droht. 22)

Im Bild hat sich der Drache gedreht und blickt nach hinten, den Drachenschwanz und den ganzen Körper zum Angriff hochgereckt, hinterhältig den Angriff zu proben. Er trägt in der Vision des Sehers sieben Diademe auf seinen Köpfen, aber die kaiserliche Pracht und das Gepränge ist nur eine Maske, er will die Lebenswelt der Menschen zerstören, er greift das Grundgefüge der Schöpfung an. Sein Schwanz fegt ein Drittel der Sterne vom Himmel, noch bevor die Frau ihr Kind geboren hat. Er verdunkelt die Welt, er raubt ihr das Licht der Sterne. Er wirft die Sterne auf die Erde, damit sie die Erde in Brand setzen, er will die Lebensgrundlage der Menschen zerstören.

Es beginnt der Kampf der Endzeit: Der Drache sucht das messianische Kind, den kommenden Weltenrichter nach seiner Geburt zu verschlingen, den kommenden Weltenherrscher, den Christus der Endzeit.

Der majestätisch, fast unbeweglich wirkenden Frau, wie balancierend auf der Sichel des Mondes, steht im Bild des Buchmalers voller Wut und Angriffslust der Drache gegenüber. Sie ist die „Sonne“, eine Lichtgestalt - Licht und Dunkel stehen einander gegenüber. Die Farben des Drachens wiederholen sich und widerspiegeln sich im Lichtschein  um das Haupt der Frau: Auch der Drache entstammt dem Lichtbereich, er war einst „Lichtträger“ (griech. Luzifer) Gottes. Der Drache hat gleichsam göttliche Attribute, er ist im Bild des Malers „ähnlich“ der Frau, nur der goldene Lichtglanz fehlt. Der Kampf mit der Frau spielt sich ab im Goldgrund, im göttlichen Bereich, ein Kampf in den Himmeln.
Aus dem Volk Gottes als „apokalyptischer  Frau“ wird in Maria das Kind, Christus, der Messias geboren, der nach dem Propheten Jesaja über alle Völker herrschen wird mit „eisernem Szepter“, er wird Gerechtigkeit schaffen. Mit der Geburt des Kindes ist die messianische Endzeit angebrochen, der Drache stürzt aus der Unendlichkeit in die Geschichte der Menschen, und er verfolgt sie auf der Erde. Er ist endlich geworden, seine Zeit ist begrenzt „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“, sagt Jesus im Lukasevangelium (Lk 10,18).

Der Drache wird von Gott selbst aus dem Himmel auf die Erde gestürzt ( siehe dazu Offenb. 12, 7-10). Während Christus den Tod überwindet, aus dem Reich des Todes gerettet und nach der Auferstehung zu Gott entrückt wird, flieht die Frau, Gottes Volk in die „Wüste“, wo Gott ihr und ihren Nachkommen einen Zufluchtsort geschaffen hat und sie nährt wie die Menschen der Brotvermehrung. Er versorgt sie mit Nahrung zwölfhundertsechzig Tage lang, zweiundvierzig Monate, dreieinhalb Zeiten, die Hälfte von sieben Schöpfungstagen - denn die Zeit des Wartens ist nur eine begrenzte Zeit.
Ebenso wie die Frau wird auch der Drache „gebären“: Einen neuen Drachen, der aus dem Meer aufsteigt, seine Ausgeburt, das „Tier aus dem Meer“, den „Antichrist“. 23) Der Drache vervielfältigt sich und schlüpft in die Strukturen der menschlichen Geschichte, er wird „menschenähnlich“, und seine Dämonen nehmen Wohnung in den Herzen der Bewohner der Erde.



III. 2. DER STURZ DES DRACHEN
     

Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen. Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte.
Offenb. 12, 7-10

Der Drache wird aus dem Himmel vertrieben und auf die Erde gestürzt.
Dramaturgisch schiebt der Verfasser der Apokalypse jetzt das Bild vom Engelkampf ein, weil sich die Frage stellt: Woher ist der Drache gekommen, der das Kind und die Frau bedroht?

Tafel 22:       

Der Drache ist im Bild des Buchmalers geflügelt, weil er ein gestürzter Engel ist; er hat gleichsam gottähnliche, dämonische Kräfte, weil er ursprünglich aus dem Bereich Gottes kommt. Durch seinen Sturz auf die Erde aber ist er „endlich“ geworden, er ist in die „Zeit“ gestürzt, also wird auch seine Zeit zu Ende gehen wie die aller endlichen Wesen. Der Engelskampf ist ein überzeitliches Geschehen. Als „Chaosmacht“ war der Drache schon zu Beginn der Schöpfung existent, als „alte Schlange“ verführte er Adam und Eva, andererseits aber war er als Erzengel Satanas am Hofe Gottes derjenige, der die Menschen vor Gott wegen ihrer Vergehen anklagte. Als Personifikation des „Gegners“ der Menschen tritt er in verschiedenen Rollen auf.

Als Gott Himmel und Erde schuf, hat er neben der materiellen, sichtbaren Welt daneben auch die unsichtbare , immaterielle Welt geschaffen. Als er das Urlicht am ersten Schöpfungstage schuf, als er sprach: es werde Licht, hat er nach der Legende die lichtvollen Geistwesen, die Engel geschaffen.

Doch zugleich war auch die „Macht der Dunkelheit“ als Gegenstück anwesend. Und Gott schied das Licht von der Finsternis, heißt es im Buch Genesis, er sah, dass das Licht gut war. Hat er auch die Finsternis geschaffen?

Schöpfer des Himmels und der Erde nennen wir ihn, der sichtbaren und der unsichtbaren Welt; der unsichtbare, immaterielle Teil der Schöpfung ist die Lichterwelt der machtvollen Geistwesen. Die unsichtbare Welt ist mächtiger als die sichtbare Welt. In dieser unsichtbaren Welt spielt sich mythologisch der Engelkampf ab zwischen dem Erzengel Michael und seinen Engeln und dem Erzengel Satanas und seinem Anhang, der sich in einen Drachen verwandelt, und der Drache wird mit seinem Anhang auf die Erde gestürzt. Und der Drache spielt seine Rolle in der unteren, sichtbaren Welt, der Welt der Menschen, und die Menschen „erleben“ seine „Wut“ und sein „Handeln“ in den Erlebnissen der Zeitgeschichte und der Menschheitsgeschichte, wenn urgewaltige dämonische Kräfte sichtbar werden. Die immer wieder sichtbar werdenden Schrecknisse der Geschichte, die sich immer wieder wiederholen, formen sich bei den Menschen zu apokalyptischen Bildern und Figuren aus.

Wenn du die Frucht ißt vom Baum der Erkenntnis, sagt die Schlange zu Eva im Paradies, dann wirst du sein wie Gott. Dieses Motiv leuchtet auch im Engelkampf auf: Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der hebräische Name „Mi-cha-el“ - „wer ist wie Gott?“ ist das Programm und benennt auch den Grund des Kampfes: der Drache will sich an die Stelle Gottes setzen, er glaubt an seine eigene gottgleiche Macht.

Der Maler der Bamberger Apokalypse hat das Bild vom Engelkampf symmetrisch dargestellt: Der obere Bereich in Goldgrund getaucht, versinnbildet die göttliche Welt, sie kämpft in Gestalt der zwei Engel gegen die untere, widergöttliche Welt, wo der Drache symmetrisch in Verdoppelung dargestellt wird. Er mutiert zu einem doppelten Wesen, oder ist es seine Doppelnatur? - aber auch die Zahl der kämpfenden guten Engel verdoppelt sich. Die geflügelten Drachen, aufsteigend von unten aus dem Urmeer, wobei sie sich mit dem Schwanz abstützen, drängen mit geöffneten Rachen nach oben bis an die Kante des Urmeeres, die Lanzen der Engel drücken sie nach unten, damit sie ihre Grenzen nicht überschreiten; sie sind eingesperrt in einen Kasten: Die Spitzen der Lanzen, zum Kreuz geformt, stoßen in ihre Mäuler und halten sie in Schach. Der Drache, der aus dem Meer aufsteigt und gegen die Welt des Lichtes kämpft, ist mythologisch eine Chiffre für die Mächte der Schattenwelt, der Totenwelt und  die todbringende Gewalt des Meeres.

Überlang ist der Arm des rechten Engels, mit dem er die Lanze senkrecht nach unten stößt, wobei der rechte Flügel den kraftvollen Schwung ausdrückt. Die Schilde, die die Engel abwehrend nach unten halten, in den Farben rot und grün, sehen aus wie bemalte Ostereier, Symbole der Todüberwindung. Die Blicke der Drachen richten sich voller Wut auf die Engel, doch deren Augen schauen ins Weite. Die Drachen sind geflügelt wie die Engel, sie entstammen der himmlischen, geflügelten Welt der Engel, doch sie haben den Lichtglanz Gottes um ihre Häupter verloren.

Michael kämpft gegen den Urengel, der sich gegen Gott stellt, abgespalten hat sich eine göttliche Kraft, die dämonisch ist. Es ist die Kraft des Urchaos, gegen das Gott die Struktur und Ordnung der Schöpfung stellt. Der Scheidung von guten und dämonischen Engeln entspricht auch die Scheidung von Licht und Finsternis. Das Leben selbst aber bewegt sich auf dem schmalen Grad zwischen Chaos und Leben verhindernder erstarrender Ordnung - dem Tod.

Im Buch Hiob des Alten Testaments ist der Urengel Satanas der Widerpart des Menschen, der ihn vor Gott wegen seiner Vergehen anklagt. Er sagt zu Gott, wenn dieser dem Menschen alle Übel und alles Leid schicke und an sein Leben rühre, dann werde auch der Gerechte Gott verfluchen. Leid und Verzweiflung der Menschen arbeiten dem gefallenen Engel, dem dämonischen Drachen zu, den Gott auf die Erde gestürzt hat. Krankheit, Leid und Tod sind dessen Vasallen und suchen den Menschen zu schaden. Gott schickt nicht das Leid und den Tod, doch lässt er es zu, am Ende jedoch wird er den Menschen retten und heilen und die Dämonen der Unterwelt binden.

Die himmlischen Heerscharen kämpfen für Gottes Volk, das Christus, den Messias gebiert, damit der Drache ihn und die Frau nicht verschlinge. Was unten auf der Erde sich zeigt in Bedrohung, in Leid und in Tod, dagegen entbrennt oben in den Himmeln schon immer die Entscheidungsschlacht, der Kampf zwischen den Engeln, - das Leben, das von Gott kommt, wird letztendlich siegen, denn niemand ist Gott gleich.

Die Schöpfung der sieben Tage war „gut“, und gegen sie geht der siebenköpfige Chaosdrache an, den zehn Hörner zieren. Die zehn Hörner sind die „Gesetze der Macht“, die die Unterwelt schreibt, in Gegensatz gestellt zu den zehn Geboten des Dekalogs - sie sind ein Antidekalog.

Die Mächte des Chaos, die den Menschen Schaden zufügen, haben ihren Platz im Himmel verloren. Sie bekriegen die Menschen, diese aber haben die „Macht“, Kinder Gottes zu werden, sie sind aus Gott geboren und nicht die Kinder des Dämons. Die Kinder Gottes sind die Seliggepriesenen der Bergpredigt.

Der geringelte Schwanz des Drachen im Bild des Buchmalers ist Zeichen der verführenden Urschlange, die von Anfang an den Menschen belauert und in Gottes Ferne führen will. Was oben im Himmel sich abspielt als Kampf der Engel spielt sich auch ab in den Herzen der Menschen, es ist derselbe Kampf von „Oben“ und „Unten“, von Licht und Finsternis, doch das Licht soll die Oberhand gewinnen.

Dem Heer der himmlischen Scharen tritt gegenüber das Heer der dämonischen Engel, die es gerne vermöchten, ihre eigene Schöpfungswelt zu schaffen auf Erden und dies immer wieder versuchen, und die „tausendjährigen“Reiche nehmen kein Ende in Schriften, Worten und Taten. Wer sich unter den Menschen zum Engel erhebt, wird zum Teufel, sagt der Schriftsteller Dostojewski.

Der Dämon verklagt den Menschen vor Gott Tag und Nacht, damit Gott, der Schöpfer seine Schöpfung verfluche und er sie zurücknehme in einer Sintflut, damit das Chaos zurückkehre und der Herr der Unterwelt herrsche im Chaos. Die Schleusen des Himmels sollen sich öffnen, damit alles ertrinke und das Urmeer die Schöpfung überspüle, wie die dämonischen Heere der Apokalypse die Erde der Menschen überfluten und alles zerstören - Bilder der „Antischöpfung“. Dann kann Gott, der Herr, alleine und einsam thronen in der Höhe,denn verschwunden und zurückgesunken ins Chaos ist sein Wunderwerk, das er kunstvoll geschaffen.

Doch Gott ist langmütig und gütig, er schlägt seinen Bogen zu seinen menschlichen Geschöpfen, sichtbar in den Farben der Sonne, die dem Regen folgen, im „Regenbogen“. Als Zeichen setzt er ihn in die Wolken. Doch belauert der Dämon, das Ungeheuer, die Erde und verwüstet sie. Die Frau, Gottes Volk muss in die Wüste fliehen, wie einst Israel floh vor Ägypten, damit sie gerettet werde, und Gott schützt sie vor den Fluten des Wassers wie er einst Israel schützte vor den Fluten des Roten Meeres.
Der „ewige“ Drache, dem seine Ewigkeit genommen wurde, der von Gott in die endliche Zeit gestürzt wurde, begegnet Gottes Sohn auf der Erde, der in die endliche Zeit gekommen ist. Und Gottes Sohn treibt mit dem Finger Gottes die Dämonen aus, er heilt die Kranken und erweckt die Toten, weil die Macht des Drachen gebrochen ist und ihrem Ende entgegengeht.

     

III. 3. DER KAMPF DES DRACHEN GEGEN DIE FRAU       

Als der Drache erkannte, dass er auf die Erde gestürzt war, verfolgte er die Frau, die den Sohn geboren hatte. Aber der Frau wurden die beiden Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in der Wüste an ihren Ort fliegen konnte. Dort ist sie vor der Schlange sicher und wird eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit lang ernährt. Die Schlange spie einen Strom von Wasser aus ihrem Rachen hinter der Frau her, damit sie von den Fluten fortgerisssen werde. Aber die Erde kam der Frau zu Hilfe; sie öffnete sich und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen gespien hatte. Da geriet der Drache in Zorn über die Frau, und er ging fort, um Krieg zu führen mit ihren übrigen Nachkommen, die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten. Und der Drache trat an den Strand des Meeres.
Offenb. 12, 13-18


 Kann die „Frau“ den Angriff des Drachen überleben, der sie auf der Erde angreift?

Tafel 23:       
„Auf Adlerflügeln habe ich dich getragen“, heißt es im neunzehnten Kapitel des Buches Exodus. Die Frau, der Gott die Flügel des Adlers verliehen hat, fliegt im Bild des Buchmalers über die Erde, einen Kranz von zwölf Sternen um ihr Haupt.  Sie fliegt im Lichtglanz Gottes, im goldenen Grund, der eine Flügel zeigt nach oben, der andere nach unten. Die Hände hat sie nach vorne ausgestreckt in die Zukunft, die vor ihr liegt, die Gott ihr schenken wird.

Der siebenköpfige Drache - Sinnbild der „Antischöpfung“, mit den zehn Hörnern (der Maler hat elf gemalt), die seine Macht ausdrücken, „Gebote“ zu erlassen - Sinnbild des „Antidekalogs“, geflügelt - ein gefallener Engel, er hat den geringelten Schwanz zum Angriff hochgestellt. Er sitzt auf dem gelben Wüstenboden und ragt drohend in den Goldgrund des Himmels. Den Kopf hat er nach hinten gedreht, er ist nicht wie die Frau vorwärts, sondern rückwärts gewandt - er hat keine Zukunft. Er speit einen Strom von Wasser hinter der Frau her: Der Rachen des Urchaos hat sich geöffnet und speit die neue Sintflut aus, damit Gottes Volk untergehe. Doch die Erde, schwimmend wie eine Insel im Goldgrund, wie sie der Buchmaler darstellt, sie verschlingt die Sintflut. Der Drache schleudert aus seinem Rachen Wasser wie einen Strom hinter der Frau her, aber auch die Erde öffnet ihren Rachen und „verschlingt“ den Strom. Die ganze Erde wird zu einem Lebewesen und eilt der Frau zu Hilfe.

Die Schöpfung Gottes überwindet die aus dem Chaos hervorbrechenden Ströme und macht sie sich dienstbar. Denn der Herr hat Wasser von Wasser geschieden (Gen 1), damit unter dem Himmelsgewölbe, dem Firmament, das wie ein gläsernes Meer die Erde überwölbt, das trockene Land sichtbar werde, auf dem die Menschen wie auf einer Insel leben können. Doch sind sie in der Vorstellungswelt der Apokalypse ständig bedroht durch Fluten, herabregnendes und hervorquellendes Feuer im Lavastrom der Vulkane, von Stürmen, die zum Inferno sich steigern können als Kräfte der Unterwelt. Der Platzregen in der Wüste kann zur kleinen „Sintflut“ werden, da er alles schnell überschwemmt und die Kleintiere ertrinken läßt, er zeigt die Urplötzlichkeit des hereinbrechenden Chaos.

Im Bild des Buchmalers zeigt sich der Drache in schillernden Farben, farblich abgestimmt auf die Farben der Frau als wäre er ihr „ Partner“. Die Frau wird von unten her abgedeckt durch die Erde, die sie schützt und ihr zu Hilfe kommt. Die Erde ist es, die Leben spendet und Leben schützt, die die Menschen nährt und sie überleben lässt. Nach dem Exodus aus Ägypten wird Israel vor der Verfolgung des Pharao, des ägyptischen  „Drachen“ gerettet, vom Meer selbst wird es beschützt, in der Wüste genährt, und der Fels wird zur sprudelnden Quelle. In der lebensfeindlichen Wüste überlebt die apokalyptische Frau, Gottes Volk, weil Gott sie behütet und ernährt. Er gibt ihr das Brot des Lebens und den Wein der Lebensfreude dreieinhalb Zeiten lang, die Hälfte von sieben Schöpfungstagen, es sind Zeiten der Not, denn noch ist die Zeit nicht erfüllt, dass Gott erscheint.

Im Psalm heißt es:“ Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen.“(Ps 91, 11-13)

Die Flügel des Drachen im Bild des Buchmalers sind zu kurz, er kann sich nicht in die Lüfte erheben, Gott hat ihm die Flügel gestutzt - seine eigene Schwere drückt ihn auf die Erde. Nur in ohnmächtiger Wut kann er die Frau verfolgen - während sie fliegt, muss er kriechen, er speit nach ihr, er will sie mit seinem Schweif vom Himmel fegen, er will ihr Gewalt antun, doch die ganze Schöpfung eilt ihr zu Hilfe. Behütet von Gott fliegt die Frau unerreichbar über die Erde, während „unten“ das siebenköpfige  Unheil wütet, vorne feuerspeiender  Drache und hinten hinterhältige Riesenschlange.

Auch der Chaos-Engel war in Gott und ist aus ihm hervorgegangen, er hat sich gegen Gott gestellt und wurde gestürzt in die Endlichkeit der Zeit. Aus dem Chaos hat Gott das Licht geschaffen und die Erde geformt und läßt die Menschen auf ihr leben. Aber die kunstvolle Ordnung der Schöpfung ist ständig von Chaosmächten bedroht. Der Chaosdrache ist  nicht tot, er wütet gegen die Schöpfung, die „gut“ ist und gegen Gottes Volk. Doch der Herr rettet alle, die im Buch des Lebens verzeichnet sind.  Krieg führt der Drache mit allen, die aus der gebärenden Frau hervorgegangen sind und gegen alle, die aus ihr hervorgehen, die Kinder des Lichtes sind. Es ist ein Kampf vom Ursprung her: im Buch Genesis spricht Gott im Paradies zur Schlange: „er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse“(Gen 3,15).

Von Anfang an war die Chaosschlange beim Menschen in der Schöpfung und stellte ihm Fallen, machte ihn neidisch auf Gott und verführte ihn, sein zu wollen wie Gott. Doch die Menschen können nur leben von Gottes Güte, sie brauchen einen Gott, der sie immer wieder herausführt aus der Versklavung durch Ihresgleichen und die ganze lebendige Schöpfung hilft mit, sie zu befreien, indem sie „Plagen“ über den Unterdrücker, den immer neu entstehenden „Pharao“ bringt - ein unaufhörlicher Exodus der Kinder Gottes.

Das Volk, das zu Gott gehört, wird in die „ Wüste“ geführt, wo Gott es umsorgt und wo es Gott begegnet, ständig bedroht von den Mächten des Chaos. So ziehen die Menschen am Rande des Chaos, zwischen „Meer“ und „Wüste“ hindurch durch die Zeiten, geführt vom Engel Gottes, der ihnen vorangeht im Ziehen der Wolken am Tag - und loderndem Feuer, Blitz und Donner, im Wetterleuchten bei Nacht. Doch vor dem Herrn werden am Ende der Tage der Tod, alle Bosheit und alle Übel im Feuer verbrennen, zu Asche werden, die im Winde verweht. Im „Gericht“, der Zeitenernte, wird er den Drachen binden und vergehen lassen.

                                                                   

velvet

  • Gast
Antw:Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« Antwort #4 am: 10. November 2012, 04:33:29 »


III. 4. DAS „TIER AUS DEM MEER“ UND DAS „LÜGENTIER AUS DER ERDE“


Und ich sah: Ein Tier stieg aus dem Meer, mit zehn Hörnern und sieben Köpfen. Auf seinen Hörnern trug es zehn Diademe und auf seine Köpfen Namen, die eine Gotteslästerung waren. Das Tier, das ich sah, glich einem Panther; seine Füße waren wie die Tatzen eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache hatte ihm seine Gewalt übergeben, seinen Thron und seine große Macht. Einer der Köpfe sah aus wie tödlich verwundet; aber die tödliche Wunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah dem Tier staunend nach. Die Menschen warfen sich vor dem Drachen nieder, weil er seine Macht dem Tier gegeben hatte; und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann den Kampf mit ihm aufnehmen? Und es wurde ermächtigt, mit seinem Maul anmaßende Worte und Lästerungen auszusprechen; es wurde ihm Macht gegeben, dies zweiundvierzig Monate zu tun.
Und ich sah: Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm, aber es redete wie ein Drache. Die ganze Macht des ersten Tieres übte es vor dessen Augen aus. Es brachte die Erde und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen tödliche Wunde geheilt war. Es tat große Zeichen; sogar Feuer ließ es vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde fallen. Es verwirrte die Bewohner der Erde durch die Wunderzeichen, die es im Auftrag des Tieres tat; es befahl den Bewohnern der Erde, ein Standbild zu errichten zu Ehren des Tieres, das mit dem Schwert erschlagen worden war und doch wieder zum Leben kam.
Offenb. 13, 1-5.11-14

Jetzt erschafft der Urdrache neue Drachen, die Krieg führen gegen die Nachkommen der „Frau“.

Der Urdrache, der Chaosdrache, tritt an den Strand des Meeres, und er erschafft einen neuen Drachen, der aufsteigt aus den Tiefen des Meeres, und er wohnt in der Stadt am Meer, in „Rom“, im neuen „Babylon“. Der neue Drache, Abbild des Urdrachen, ist für den Seher Johannes das nichtchristliche „römische Reich“ im 1. Jahrh. n. Chr., - für ihn Inbegriff der unterdrückenden, menschenfeindlichen, intoleranten, gewaltbereiten, blutigen Macht, die immer wieder durch die Zeiten hindurch aus dem Meer des Chaos auftaucht wie ein Drache.

Tafel 24:       
Das Tier aus den Meer mit sieben Köpfen und zehn Hörnern setzt der Buchmaler in den Goldgrund, um dessen gottähnliche Macht zu zeigen. Aus den Löwenkopf des Drachen sind sechs weitere Drachenköpfe hervorgewachsen, die insgesamt zehn Hörner tragen, ein Kopf scheint verwundet (“Nero“). Die Mähne des Drachen gleicht den Wellen des Meeres, seine Bärentatzen hat er auf das Grünland der Erde gelegt, sein Drachenschwanz ist eingedreht und verschlungen. Das Tier erinnert an eine lykische Chimäre. Es geht wohl  in seinem Bild auf eine nächtliche Vision des Propheten Daniel (Dan 7,1-28) zurück, wo Daniel aus dem Meer vier große Tiere heraufsteigen sieht: das erste war einem Löwen ähnlich , das zweite glich einem Bären, das dritte einem Panther, und das vierte schrecklich anzusehende Tier mit zehn Hörnern zermalmte alles. Es ist Daniels Vision von den vier Weltreichen.

Die sieben Köpfe weisen hin auf Rom, das auf sieben Hügeln liegt und auf sieben römische Kaiser seit Oktavian, dem divinus Augustus, in dessen Regentschaft Christus geboren wurde. Der Geburtstag Oktavians wurde als Gute Nachricht( = Evangelium) für die Bewohner des Reiches gefeiert. Kaiser Domitian (81-96 n.Chr.) ist für den Seher Johannes der „wiederkehrende Nero“, er ist eigentlich der achte Kaiser seit Augustus, aber als wiederkehrender Nero ist er der siebte. Nach der Legende wurde Nero nicht getötet, sondern er konnte sich zu den Feinden Roms, den Parthern retten, und er werde mit den Reiterscharen der Parther aus dem Osten einst wiederkommen. Einer der Köpfe des Drachen scheint tödlich verwundet - Kaiser Nero - aber er ist wiedererstanden in Kaiser Domitian. Die zehn Hörner auf den Köpfen des Drachen versinnbilden die Macht Roms, gottähnliche Gebote wie im Dekalog zu erlassen, oder sie stellen die Gesamtzahl der Vasallen Roms dar, seine Verbündeten und deren begrenzte Macht.

Halb ist der Drache im Bild des Buchmalers an Land gestiegen, halb liegt er noch im Meer - es ist eine Land- und Seemacht, die alles beherrscht, und alle Menschen bestaunen ihre Überlebenskraft über die Jahrhunderte - „Roma aeterna“ - und ihre gewaltige Stärke, ihre Macht über die Bewohner der Erde. Mit seiner Anmaßung beleidigt das Tier aus dem Meer Gott selbst, weil es sich mit göttlichen Namen und Attributen schmückt : Die römischen Kaiser nannten sich selbst „göttlich“: “divinus Augustus“, Sohn Gottes, Herr und Gott (“dominus et deus“); des Kaisers Wille solle auf Erden geschehen (“fiat voluntas tua“), das Reich Roms möge sich ausdehnen über die Erde (“adveniat regnum tuum“). Dem diametral gegenüber stehen die Vaterunserbitten des Mattäusevangeliums: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“.

Alle Bewohner der Erde verehren in den Augen des Sehers Johannes die Größe Roms außer denen, die an Christus glauben, die eingetragen sind in das Buch des Lebens und für ihren Glauben Zeugnis ablegen, die Martyrer der frühen Christengemeinden, denen es schon vorherbestimmt ist, wie sie Zeugnis ablegen. Das Schicksal der Menschen ist im Himmel bereits aufgezeichnet in der „Allwissenheit Gottes“, der auch in die Zukunft schaut, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schaut wie ein aufgeschlagenes Buch.

Das „ Tier aus dem Meer“ repräsentiert die gewalttätige , blutige „Macht“, es vereinigt in sich die Reiche der Erde, und ihm entspricht ein anderer Drache, das „ Tier aus der Erde“, die menschenverachtende „Ideologie“, sie ist die ständige Begleiterin der menschenfeindlichen „Macht“, und sie folgt ihr. Sie verbrämt die Macht, gibt ihr einen pseudoreligiösen Glanz ,und sie erhöht und verklärt die Macht in den Augen der Menschen, sie ist der Zwillingsbruder der Macht.

 
Tafel 25:     

„Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm, redete aber wie ein Drache“, erzählt der Seher Johannes. Der Buchmaler läßt aus den Tiefen der Erde das Ebenbild des Urdrachen aufsteigen, den die Engel auf die Erde gestürzt und ihm seine Grenzen zugewiesen hatten. Er erhebt sich aus der Tiefe, aus dem hoffnungsvollen Grün der Erde und steigt auf in den Goldgrund hinein, er umgibt sich mit gleichsam göttlicher Macht. Es ist eine trügerische „Hoffnung“ für die Menschen. Geflügelt erhebt er sich in die oberen Sphären, doch kann er nicht fliegen, bleibt der Erde verhaftet, der Abkömmling eines gefallenen Engels, dem Abgrund entstiegen. Sein Drachenschwanz aber haftet in den Untiefen der Erde, aus denen er gekommen ist und reicht tief hinab , seine Drehbewegung läßt seine Aggressivität und Hinterhältigkeit durchschimmern. Die Wasserfluten am rechten Bildrand zeigen seine Nähe zum „Tier aus dem Meer“. Er dominiert die Menschen im geistig-religiösen Sinn, er steigt auf in die Höhe ihrer Köpfe entgegen seiner Laufrichtung, „verdreht“ wendet er sich den Menschen zu, nicht von vorne in seiner Drachengestalt tritt er ihnen gegenüber. Äußerlich gleicht sein Haupt einem Lamm mit zwei Hörnern, scheinbar friedfertig und sanft wendet er sich den Menschen zu, aber es speit das Feuer des Drachen aus seinem Rachen: Es ist der Inhalt seiner Sprache, die ihn verrät. Die Menschen sollen vor der „Macht“, personifiziert im römischen Kaisertum, niederfallen und sie anbeten.

Der Seher Johannes links im Bild, hindeutend auf den Drachen mit überlangem Finger, meint: Auch wenn die Macht sich kleidet in religiöse Ideologie und sich hoch in die Lüfte erhebt, als käme sie von Gott, so bleibt sie doch in Wirklichkeit ein Drache, ein Nachkomme und Abbild des geflügelten Urdrachen, der bildlich gesprochen unter der Erde wohnt. Die erdbraune und grüne Farbe des Drachen zeigt seine Herkunft aus dem „unteren Bereich“, auch wenn er gerne in die „oberen Gefilde“ aufsteigen würde. Nicht zur Verehrung des wahren Gottes führt er die Menschen, sondern zu der seines dämonischen Abbilds.24) Er verführt hinterhältig zur „Anbetung“ die, die staunend vor ihm stehen. Sie stellen ihm die Fragen nach dem Leben, doch kann er ihnen wirklich Antwort auf ihre Lebensfragen geben, - er, der doch nur ein Trugbild ist?
Der Urdrache hat neue Drachen geboren, die aus Meer und Land aufsteigen als sein Ebenbild, das Zwillingspaar gewalttätige Macht und unterdrückende, religiös verbrämte Ideologie, die aber in sich wandelnder Form sich zeigen immerfort durch die Zeiten, gleichsam in Purpur gekleidet, mit Kronen und Diademen geschmückt, in verführerischer Pracht, -aber sie sind eine Scheinwelt, sie betrügen die Menschen.

Sie werden bestaunt, verehrt und angebetet, sie bewirken „Wunder“ in der Welt, aber inwendig sind sie voller Hass und Verachtung gegenüber den Menschen. Das „Lügentier“ beherrscht die Erde und ihre Bewohner durch die Zeiten; wer kann ihm widerstehen, ausser denen, die den Namen Gottes tragen? Gleich einem Chamäleon verändern die beiden „Tiere“ ihre Farben, üben strahlend ihre Faszination aus, zeigen sich in menschenfreundlicher Maske, bis diese schließlich zerbirst und das Grauen sichtbar wird.

Sie verführen die Massen, die ihnen hinterherlaufen und sie verehren als ihre neuen Götter, denen sie Standbilder errichten. Die Menschen schmücken sich mit den Runenzeichen der „Tiere“, gerne tragen sie die Zeichen ihrer Macht. Neue Welt-Ideologien entstehen, -Wunschträume, die oft nach Jahrzehnten erst zerplatzen; der „neue Mensch“ soll entstehen, der „befreite Mensch“, der „Übermensch“, und dann wird er selbst zum Ungeheuer für die anderen.

Wenn man den globalen, ungehemmten Kapitalismus, der alle Nationen beherrscht, als neu aufsteigenden Drachen sieht, den die Menschen anbeten, weil das Kapital ihr Gott ist, so ist es schwer, sich aus dem Bannkreis dieses Drachen zu lösen, weil man hineinverflochten wird in das Wirtschaftsgeschehen. Der Kapitalismus hat Wunderwerke geschaffen, vor denen die Menschen staunend stehen, er hat die Welt verändert, viele Staaten und Menschen reich gemacht, aber auch andere arm gemacht und abhängig werden lassen, und wenn seine Macht nicht beschnitten würde, so würde er als Moloch und Raubtierkapitalismus die ganze Erde verschlingen. Der Wunsch, sich über andere zu erheben, die  unersättliche Gier und die Maßlosigkeit schlagen sich auch in unserer Zeit nieder im strukturellen Gefüge der Weltwirtschaft. So sieht der Verfasser der Apokalypse die weltbeherrschende Wirtschaftsmacht und politische Macht „Roms“ in seiner abstrakten bedrohlichen Gestalt als „apokalyptisches Tier“. Die dahintersteckende Gefahr, die „Menschlichkeit“ untergehen zu lassen, die lauernde Gefahr ist das „Tier“, die menschenfeindlichen Auswüchse, die global sichtbar werden. Dieses „Tier“ wirkt hinein in die kleinsten Lebensbereiche und überformt sie. Der Drache aus dem Meer, die gewalttätige, globale Macht, kann die „siebentägige“ Schöpfung verschlingen, deshalb ist seine Macht begrenzt auf zweiundvierzig Monate, auf dreieinhalb Zeitjahre, die Hälfte von „sieben“; auch seine Macht ist begrenzt und reicht nicht bis an das Ende der Schöpfung.

Ein anderer Drache, der aufstieg aus dem Meer der Geschichte ist der stalinistische Sozialismus mit seinen Lügenpropheten, der den staunenden Menschen ein Stück des Paradieses versprach, und sie alle zu einer Nummer im System degradierte. Und niemand konnte unkontrolliert seinen Geschäften nachgehen, denn die Augen des „Tieres“ vertausendfachten sich und konnten alles sehen. Und wer dieses System verlassen und dem Atem des „Tieres“ entkommen wollte, dem wurde die Lebensgrundlage entzogen. Wer das „Tier“ nicht „anbeten“ wollte, wurde abgemäht wie Gras. Schließlich aber verließ das „Tier“ seine Kraft , und es löste sich auf.
Und ein anderes „Tier“ war aufgetaucht, das ein gedrehtes Kreuz, ein Hakenkreuz, das uralte Symbol der Sonne, als Kennzeichen führte, und es teilte die Menschen ein in wertvolle Wesen und wertlose Wesen. Wer als wertvolles Wesen bestimmt wurde, durfte am Leben bleiben, alle anderen aber wollte das „Tier“ vernichten, und man baute große Todeslager, wo die Menschen gequält wurden und sich in Rauch auflösten, die Schornsteine des Lagers rauchten Tag und Nacht. Schließlich aber zerbrach das Reich des Tieres und sein Rauch stieg empor zum Himmel. Die zwölf Jahre der Herrschaft des „Tieres“ aber erlebten die Menschen wie tausend Jahre, als wolle seine Herrschaft nie enden. Ein anderer gewaltiger Drache aus dem Osten kämpfte mit dem „Tier“ und verschlang das „Tier“. Immer neue Drachen speit das Chaosmeer aus in unendlicher Folge, und sie bekämpfen einander und verschlingen sich gegenseitig, bis ihre Kraft sie verlässt und sie wieder zurücksinken ins Chaos und ihre Scheinwelt, die sie in majestätischer Pracht errichtet haben, verblasst.

Der Dämon wird  aus der falsch interpretierten Freiheit des Menschen geboren, er baut ständig wieder auf sein Reich, mit eigenen Zeichen, Hieroglyphen, Runen, Zauberfomeln, und schmückt sich mit den Insignien der Macht. Der Dämon kommt nicht von irgendwo, er ist es, der in uns selber wohnt. Der Dämon ist die Gier, sich über andere erheben zu wollen, Schöpfer und nicht Geschöpf zu sein, es ist der Neid und das Mißtrauen, dass mir etwas vorenthalten wird. Es ist das Habenwollen, Geld- und Machtgier, und das Verfügenwollen über andere. Die Urschlange ist der nagende Wurm im Kopf: ich könnte doch ... Es sind die Dämonen in uns, die uns treiben. Der „nagende Wurm“ im Kopf wird nach außen projiziert und entpuppt sich als „verführerische Schlange“, die den Menschen umkreist und einkreist, weil sie seine Gedanken errät.

Was die Menschen, die Erscheinung der Dinge und die Geschichte der Völker  bewegt, erscheint den Menschen als eine unbekannte, gewaltige Macht, die man in Visionen und Traumbildern sieht. Die unbekannte Kraft, die hinter den Erscheinungen der Dinge steht und ständig neue Formen schafft, erscheint so, als bewege sich ein gewaltiger Drache im Untergrund, der immer wieder das Chaos hervorbrechen läßt. Der Verfasser der Apokalypse läßt zwei angsteinflößende „Tiere“ heraufsteigen, sie steigen im Grunde herauf aus dem Kollektiv-Unbewußten als Projektionen unserer Angst, aber sie haben eine reale Grundlage in den Machterscheinungen unserer Welt. Das Ungeheuer aus dem Meer ist der Inbegriff der chaotischen, zerstörerischen Mächte, die in unserer Leben emportauchen, unvorhergesehen und gewaltig - existenzgefährdend. Die Gewalten, die unser Leben treiben und bedrängen, steigen auf aus Tiefen in unserem Inneren, oder sie steigen auf aus der gesellschaftlichen, machtpolitischen Wirklichkeit.

Das Reich des „Tieres“ ist aus der Sicht der Apokalypse eine Scheinwelt und eine Welt der Täuschung. Deshalb spiegeln die Figuren der Apokalypse auch etwas vor, was dem schönen Schein entspricht, zum Beispiel das prachtvoll gekleidete „Rom“. Doch hinter dem schönen Schein lauert die Horrorvision bedrohender Mächte, die sich in grotesken schreckenerregenden Phantasiegebilden zeigt. Der Schein des „Schönen“ und „Machtvollen“ verwandelt sich im Dahinterschauen in Gestalten des Bösartigkeit. Der „Täuschung“ über die Wirklichkeit entspricht die „Entlarvung“, wenn die Maske fällt und das wahre Gesicht erscheint. Eine unbekannte, dämonische, schreckeneregende Welt bedroht die Menschen, und doch ist es nur eine Scheinwelt, die letztlich keine Macht besitzt gegenüber der Wirklichkeit  Gottes.

 

Tafel 26:       
Denn das „Lamm Gottes“ rettet die Kinder Gottes, ihre Zahl ist einhundertvierundvierzigtausend, zwölf mal zwölf mal tausend: Es sind die Kinder des neuen Israel, die christlichen Gemeinden der Frühzeit, aber es ist eine symbolische Zahl, keine numerische Zahl. Insgesamt aber ist die Zahl der Geretteten unermesslich, sie sind aus allen Nationen und Völkern, aus allen Religionen und Weltanschauungen - es sind alle, die auf Seiten Gottes stehen in der Geschichte der Menschen. Es sind die Seligen der Bergpredigt, die ein reines Herz haben, die die Melodie Gottes hören werden. Sie sind die Kinder des Exodus aus der Sklaverei in die Freiheit des Gelobten Landes. Sie hängen nicht der Scheinwelt falscher Propheten an, die kommen wie Schafe, innerlich aber reißende Wölfe sind. Sie sind die Heiligen Gottes, Salz der Erde und Licht der Welt.

Die einhundertvierundvierzigtausend haben ihr Leben in Gott  in „Treue“ gelebt, sie tragen den Namen des Lammes auf ihrer Stirn, sie sind die Christen der Endzeit, die in Gottes Neue Stadt einziehen. Sie sind „jungfräulich“ geblieben, was bedeutet, dass sie Gott treu geblieben und sich von ihm nicht abgewandt haben.
Den Menschen der Christengemeinden ist das Zeichen von Christus eingeprägt, sie sind auf seinen Namen getauft. Unter ihnen erscheint der erhöhte Christus, das neue Paschalammm, er bringt den Himmel auf die Erde. Sie sind das Gottesvolk der Endzeit, die Antipode zur Stadt „Babylon“(vgl. Jürgen Roloff, a.a.O., S. 89 f.).

Im Bild des Buchmalers steht das „Lamm Gottes“, dargestellt in der Gestalt eines  „Widders“, voller Hoheit und Macht auf dem Gipfel des Berges „Zion“. Es ist der auferstandene und erhöhte Christus. Er sammelt die Seinen, die gerettet werden. Sie stehen im Goldgrund Gottes und ziehen dahin auf der grünen Straße der Hoffnung.

III. 5. DAS „GERICHT“ ÜBER DIE SCHÖPFUNGSWELT       
        - DIE „ERNTE“
        - DIE SIEBEN „SCHALEN DES ZORNS“:
          DAS „STERBEN“ DER SCHÖPFUNGSWELT


Der Darstellung der Macht „Babylons“, ein Deckname für das römische Imperium,- dem Bild der Gegenwart-, folgt in der Apokalypse ohne Übergang, ohne Zwischenzeit, die Ankündigung der drei Gerichtsengel und der Untergang der Schöpfungswelt und der Untergang „Babylons“ – der Blick in die Zukunft. Wie ein „Gericht“ kommt das Geschehen über die Schöpfungswelt und über die große Stadt „Babylon“. Dem Einsammeln der Lebensernte der Völker im Bild der „Ernte“ entspricht der Untergang der Schöpfungswelt und „Babylons“. 

Dann sah ich: Ein anderer Engel flog hoch am Himmel. Er hatte den Bewohnern der Erde ein ewiges Evangelium zu verkünden, allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern. Ein anderer Engel, ein zweiter, folgte  und rief: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, die alle Völker betrunken gemacht hat mit dem Zornwein ihrer Hurerei. Ein anderer Engel, ein dritter folgte ihnen und rief mit lauter Stimme: Wer das Tier und sein Standbild anbetet, und wer das Kennzeichen auf seiner Stirn oder seiner Hand annimmt, der muß den Wein des Zornes Gottes trinken, der unverdünnt im Becher seines Zorns gemischt wird.
Offenb. 14, 6.8-10




Tafel 27:       

Es erscheinen hoch am Himmel drei fliegende Engel. Sie überfliegen die Erde und sehen Zukunft und Vergangenheit in einem. Es sind „Verkündigungsengel“, aber sie überbringen keine gute Nachricht: Sie überbringen den Bewohnern der Erde, denen, die nicht auf Seiten Gottes stehen, die Gerichtsbotschaft, den Gerichtsbeschluss, der das Urteil schon beinhaltet. Sie kündigen es an, aber zugleich ist es schon geschehen: sie verkünden im Flug das nahe Gericht, das schon da ist – den Untergang „Babylons“, der kommen wird, aber eigentlich schon geschehen ist, - den unverdünnten Wein des Zornes Gottes, den die Kinder der Finsternis trinken müssen, denen das Zeichen des „Tieres“ eingeritzt ist, sie trinken ihn „jetzt“.

Es ist „Pascha“, Vorübergang des Herrn, - und die Gerichtsengel treten ein in die Häuser der „Ägypter“, und sie gehen vorüber an den Häusern „Israels“, weil das Blut des „Lammes“ diese schützt, und die Kinder „Israels“, die Kinder Gottes werden durch alles Grauen hindurchziehen, und es wird ihnen keinen Schaden zufügen.

DIE „ERNTE“ - DIE „BLUTERNTE“


Dann sah ich eine weiße Wolke. Auf der Wolke thronte einer, der wie ein Menschensohn aussah. Er trug einen goldenen Kranz auf dem Haupt und eine scharfe Sichel in der Hand. Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schick deine Sichel aus und ernte! Denn die Zeit zu ernten ist gekommen:

Die Frucht der Erde ist reif geworden. Und der , der auf der Wolke saß, schleuderte seine Sichel über die Erde, und die Erde wurde abgeerntet Und ein anderer Engel trat aus dem himmlischen Tempel. Auch er hatte eine scharfe Sichel. Vom Altar her kam noch ein anderer Engel, der die Macht über das Feuer hatte. Dem, der die scharfe Sichel trug, rief er mit lauter Stimme zu: Schick deine scharfe Sichel aus, und ernte die Trauben vom Weinstock der Erde! Seine Beeren sind reif geworden. Da schleuderte der Engel seine Sichel auf die Erde, erntete den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes. Die Kelter wurden draußen vor der Stadt getreten, und Blut strömte aus der Kelter; es stieg an, bis an die Zügel der Pferde, eintausendsechshundert Stadien weit.
Offenb. 14, 14-20   
                                 

Die Vision der „Ernte“ zeigt eine weltweite Gerichtsszene und einen gerichtlichen Vernichtungssakt ,der die betrifft, die ohne Gott sind und schwere Schuld auf sich geladen haben. Das Weltgericht wird im Bild der Ernte ausgedrückt und die Engel sind die Vollstrecker des Endgerichts.

Der aussieht wie ein Menschensohn ist ein Engel, denn die Engel üben im Auftrag von Christus die richterliche Gewalt der Endzeit aus, sie ernten die Erde ab. Die „Gottlosen“, das sind die, die keine Barmherzigkeit kannten und keine Gerechtigkeit übten und keinen Frieden suchten. Sie werden am Tag des Gerichtes vom Engel des Gerichts, der an Stelle von Christus handelt vom Weinstock der Erde abgeerntet und in die Kelter Gottes geworfen, wo sie von Gott zertreten werden (vgl. H. Ritter, Offenbarung des Johannes, a.a.O., S.77 f.)- ein Gerichtsbild.

Ihr Blut wird herausgepresst wie Traubensaft, es überschwemmt die ganze Erde, ein universales Blutbad (1600 Stadien = hundertfach alle vier Himmelsrichtungen)ereignet sich und das Blut steigt hoch bis an die Zügel der Pferde. Weil ihre Schuld, ihre Niederträchtigkeit, ihre Bosheit ohne Maßen war, ertrinkt ihre Schuld in einem Meer von Blut.

Wie sie andere zertreten haben, so werden auch sie zertreten werden und wie sie maßlos unschuldiges Blut vergossen haben, so wird auch ihr Blut maßlos vergossen werden. Ihre Schuld wird gerächt und die Rache der Schuld erfährt ihre Darstellung im „Keltertreten Gottes“, auf dass die Gerechtigkeit wieder hergestellt werde. Wie von selbst rächt sich maßlos am Ende die maßlose Schuld.

Die Vision von der „Ernte“:

Christus, der Weltenrichter „erntet“, so sieht es der Seher Johannes in einem visionären Symbolbild, es ist die „Ernte“ der „gott-losen“ Menschen, - er hält Gericht, er schleudert seine Sichel über die Erde, und die Erde wird abgeerntet. Ein anderer Engel mit einer scharfen Sichel tritt aus dem himmlischen Tempel, und der Engel, der Macht über das Feuer hat, der die glühenden Kohlen auf die Erde warf, auf dass sie brenne - er fordert ihn auf, mit seiner Sichel den Weinstock der Erde abzuernten. Und er erntet die Trauben vom Weinstock der Erde ab - es ist eine „blutige“ Ernte, „blutige Früchte“ und „blutige Trauben“ sind das Ergebnis der Ernte. Die scharfe Sichel erntet unerbittlich die Früchte des Bösen.
Christus ist nach dem Johannesevangelium der Weinstock Gottes auf Erden, mit dem die Kinder des Lichtes wie Rebzweige verbunden sein müssen, um gute Frucht zu bringen. Die Früchte ihrer Werke aber werden verwandelt in den Wein des Reiches Gottes und nicht in die Zorneskelter Gottes geworfen. Die ausgebeuteten Armen, die Unterdrückten,die in Not lebenden Kinder, alle, die ungerecht verfolgt wurden und alle, die für Gerechtigkeit eintraten,-sie werden am Ende auf zwölf Thronen sitzen und Gericht halten, zusammen mit Christus, Gottes Sohn, dem endzeitlichen Richter, und sie werden Gericht halten über die Herrschenden der Erde und über alle, die andere unterdrückt, ausgebeutet und ihnen Leid angetan haben. Wegen seiner Apokalypse musste Jesus sterben: er beanspruchte, über Hohepriester, Pharisäer und Römer am Ende zu Gericht zu sitzen als endzeitlicher Richter.25)

Er nennt sich Messias, Gottes Sohn, der am Ende der Tage Gericht halten wird. Er ist der wahre König Israels, und zu seinem Königsgefolge zählen die Seliggepriesenen der Bergpredigt.

Wenn die Zeit erfüllt und das Reich Gottes nahe ist, dann fallen von selbst die Früchte von den Bäumen, die Körner aus den Ähren, wie eine Fruchtblase, die platzt, weil die Zeit überreif ist.

Die Ernte erfolgt von selbst, die Sichel mäht von selbst wie eine Geburt von selbst erfolgt. Die Erde wird selbst ihr Urteil fällen. Was keine Frucht bringt, wird verdorren, die Gerechtigkeit nimmt von selbst ihren Lauf. Wer nicht im Buch des Lebens eingeschrieben ist, wird aus sich heraus vergehen, weil er kein Leben in sich hat, das von Gott kommt. Vor den Augen des Herrn wird die Schöpfung vergehen, weil ihre Zeit erfüllt ist, sie an das Ende ihrer Bestimmung gekommen ist.



Tafel 28:       
Im Bild des Buchmalers hält Christus in der Rechten das Buch des Lebens, in dem alle Geretteten eingeschrieben sind, in der Linken die Sichel, das Instrument der „Ernte“, die drohend nach unten zeigt im Kontrast zum hocherhobenen Buch des Lebens. Leben und Gericht hält Christus in seinen Händen. Er thront über der Erde, getragen von Mächten und Gewalten. Links von ihm der Engel, von dem die Apokalypse erzählt, dass er laut ruft: „Schick deine Sichel aus und ernte“! Es ist die Stimme, die die Endzeit verkündet. Und ein anderer Engel tritt aus dem himmlischen Tempel und erntet die Trauben von den Weinstöcken der Erde und die Körner der Ähren.

Der Tempel Gottes ist in rötliche Farbe getaucht, rötlich ragt auch der Flügel des Engels, der aus dem Tempel blickt, ins Bild. Während der Weltenrichter Christus und die Gerichtsengel im Goldgrund sich bewegen, im himmlischen Bereich, ist im unteren Bereich, in die grüne Farbe der Hoffnung getaucht, die Welt der Menschen: Es sind die Früchte, die sie in der Zeit des Lebens hervorbringen und die am Ende geerntet werden, gute und schlechte Früchte, Wein der Lebensfreude und Brot zur Stillung des Lebenshungers - aber auch blutige Früchte bringt die Erde hervor. Emporgewachsen ist die Ernte und stößt an ihre Grenzen.
Christus schwebt majestätisch im goldenen, göttlichen Bereich, die Wolke dient ihm als heller Thronsitz, er erscheint im Lichte Gottes. Die Menschen, die gute Früchte bringen, werden gesammelt und heimgeholt vom Weinstock der Erde, sie bringen den Wein der wahren Lebensfreude hervor. Der Weinstock der Erde aber, der schlechte Früchte bringt, wird abgeerntet, und die Trauben werden in die große Kelter des Zornes Gottes geworfen; draußen vor der Stadt werden die Trauben zerstampft und der Traubensaft herausgepresst. Der Traubensaft aber, die Frucht dieses Weinstocks, erweist sich als Blut, nicht als Wein der Lebensfreude. Diese Ernte erweist sich als Blut, das auf Erden ungerechterweise vergossen wurde und über die Erde gebracht wurde. Es sind die Früchte von Mord und Krieg, es ist auch das Blut der Martyrer, die ihr Leben hingegeben haben. Eine Bluternte hat die Welt hervorgebracht über die Zeiten.

Christus, der Herr der Ernte, erscheint als Majestas Domini, als endzeitlicher Weltenrichter. Überreif ist auf der Erde die Ernte, - die Endzeit ist gekommen - die Sichel selbst ist es, die erntet.

Die Sichel ist die Kraft seines Wortes, die alle zusammenruft und Recht spricht. Der Engel, der Macht über das Feuer hat, kann die Spreu im Feuer verbrennen. Der laut rufende, der erntende und der verbrennende Engel sind die Gerichtsengel am Ende der Tage. Sie sind Chiffren für den tiefen Wunsch der Geschöpfe, dass allen am Ende Gerechtigkeit widerfahren möge, und nicht das Ende  komme und alles Leid und Unrecht, das angetan wurde, ungesühnt und im Vergessen verbleibe.

DIE SIEBEN „SCHALEN DES ZORNS“:

DAS „STERBEN“ DER SCHÖPFUNGSWELT


Dann sah ich ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar. Ich sah sieben Engel mit sieben Plagen, den sieben letzten; denn in ihnen erreicht der Zorn Gottes sein Ende. Dann hörte ich, wie eine laute Stimme aus dem Tempel den sieben Engeln zurief: Geht und gießt die sieben Schalen mit dem Zorn Gottes über die Erde! Der erste ging und goss seine Schale über das Land. Da bildete sich ein böses und schlimmes Geschwür an den Menschen, die das Kennzeichen des Tieres trugen und sein Standbild anbeteten. Der zweite Engel goss seine Schale über das Meer. Da wurde es zu Blut, das aussah wie das Blut eines Toten; und alle Lebewesen im Meer starben. Der dritte goss seine Schale über die Flüsse und Quellen. Da wurde alles zu Blut. Der vierte Engel goss seine Schale über die Sonne. Da wurde ihr Macht gegeben, mit ihrem Feuer die Menschen zu verbrennen. Der fünfte Engel  goss seine Schale über den Thron des Tieres. Da kam Finsternis über das Reich des Tieres, und die Menschen zerbissen sich vor Angst und Schmerz die Zunge. Der sechste Engel goss seine Schale über den großen Strom, den Eufrat. Da trocknete sein Wasser aus, so dass den Königen des Ostens der Weg offen stand. Dann sah ich aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Proheten drei unreine Geister hervorkommen, die wie Frösche aussahen. Es sind Dämonengeister, die Wunderzeichen tun; sie schwärmten aus zu den Königen der ganzen Erde, um sie zusammenzuholen für den Krieg am großen Tag Gottes, des Herrschers über die ganze Schöpfung. Die Geister führten die Könige an dem Ort zusammen, der auf hebräisch Harmagedon heißt.

Und der siebte Engel goss seine Schale über die Luft. Es entstand ein gewaltiges Erdbeben, wie noch keines gewesen war seit es Menschen auf der Erde gibt. Die große Stadt brach in drei Teile auseinander, und die Städte der Völker stürzten ein. Gott hatte sich an Babylon, die Große erinnert und reichte ihr den Becher mit dem Wein seines rächenden Zornes. Alle Inseln verschwanden, und es gab keine Berge mehr. Und gewaltige Hagelbrocken, zentnerschwer, stürzten vom Himmel auf die Menschen hinab. Dennoch verfluchten die Menschen Gott wegen dieser Hagelplage.
Offenb. 15,1; /  16, 1-4.8.10.12-14.16-20

Nachdem der Verfasser der Apokalypse beschrieben hat, wie die beiden Drachen, die politische, menschenfeindliche Machtstruktur und die sie begleitende menschenverachtende, religiös verbrämte Ideologie sich in der Welt etabliert haben, und ihre Dohung und ihren Schrecken zeigen, immer und immer wieder durch die Zeiten hindurch, beginnt er sofort mit der Beschreibung der Endzeit.



Tafel 29:     

Im Anschluss an die Vision von der „Ernte“ erscheint ein anderes Zeichen am Himmel: sieben Engel mit sieben Plagen erscheinen am Himmel. Auf dem Firmament stehen Engel mit den Harfen Gottes und singen das Lied des Mose, das Lied der Freiheit,26) da er, Gott, Befreiung und Gerechtigkeit schafft. Die Musik Gottes erklingt, eine Zaubermelodie, die von allen Fesseln befreien wird.

Es öffnet sich die Wohnung Gottes, und sieben Engel mit sieben Plagen in sieben goldenen Schalen treten heraus, mit Schalen, die gefüllt sind mit dem „Zorn“ des ewigen Gottes: „Lass mein Volk ziehen in die Freiheit!“, spricht der Herr. Es ist der Zorn der Leidenschaft Gottes: Es sind die Schalen der Leidenschaft Gottes, der zurückholen will mit Leidenschaft seine Menschen, und der retten wird sein Volk, und der Gerechtigkeit schaffen wird.

Sieben Plagen bedrängen die gottfeindliche Erde wie einst Ägypten bedrängt wurde, der Exodus der Heiligen steht bevor, die in Gottes neue Welt hineingehen. Unter Wehen kommt die neue Welt.
Im Bild des Buchmalers sieht man, wie eines der Lebewesen, die vor Gott stehen, den sieben Engeln die Füllhörner mit den sieben Plagen reicht. Vielleicht ist es das Lebewesen, das aussieht wie ein Mensch. Der erste Engel empfängt ein Füllhorn und gießt zugleich ein anderes mit feuerrotem Strahl über der Erde aus. Im unteren Bildbereich stehen die Heiligen Gottes mit Harfen auf dem „gläsernen Meer“, dem Firmament des Himmels.



Tafel 30:     

Der erste Engel gießt seine Schale aus über das Land, und die Haut, die die Menschen umschließt wie ein schützender Mantel, sie löst sich auf. Ohne Haut kann der Mensch nicht leben und nicht atmen, und er verliert den Odem des Lebens. Der zweite Engel gießt seine Schale aus über das Meer, das die Menschen nährt. Das Meer wandelt sich in Blut, die Schöpfung selbst verwandelt sich in Tod, und sie bringt auch den Menschen den Tod. Der dritte Engel gießt seine Schale aus über Flüssen und Quellen, die die Menschen tränken , und sie verdursten.

Die Schöpfung selbst schlägt zurück. Der Erde und den Menschen soll Gerechtigkeit widerfahren für das, was sie anderen antun. Die Menschen waren ungerecht, und die Schöpfung selbst verurteilt sie und lässt sie in Blut untergehen. Das Blut, das sie vergossen haben, sollen sie selbst trinken. Aber selbst im Untergang kommen sie nicht zur Einsicht und geben Gott nicht die Ehre.

Unaufhaltsam geht die Gerechtigkeit ihren Weg, als wäre sie die Macht, die von Gott unabhängig ihren Weg sucht.

Die sieben Schalen des Zornes Gottes, die ausgegossen werden, laufen parallel zum Gerichtstag, dem Tag der“ Ernte“, sie sind dessen Konsequenz. Sie sind die Auflösung der Schöpfung der Erde und des Machtgefüges des (römischen) Imperiums. Gott nimmt seine Schöpfung zurück, es ist seine „Ernte“, der Sommer ist da. Der Herr der Ernte erntet ab und bringt sein Korn in die Scheune, die Spreu verbrennt er, die Frucht des Weinstocks bringt er in die Kelter.

Es ist der zwangsläufige Weg, der „Zorn Gottes“ sind die Plagen des Exodus, die den Auszug der Kinder Gottes begleiten,wenn sie die alte Welt verlassen. Durch die Plagen des Untergehens und des Sterbenmüssens müssen die Menschen hindurch. Um zur Freiheit zu kommen, müssen die Kinder Gottes die Fluten  des Meeres durchwandern. Sonst läßt der „Pharao der Welt“, der Urdämon sie nicht ziehen in die Freiheit, - nur das „Sterben“ der Schöpfung befreit am Ende die Kinder des Lichts.

Im Bild des Buchmalers sieht man, wie der erst Engel sein Füllhorn ausgießt über die Bewohner der Erde, die dem „Tier“ anhängen, der zweite Engel gießt sein Füllhorn aus über das Meer, im grau und rot gefärbten Wasser verenden die Fische, und der dritte Engel gießt sein Füllhorn aus über die hervorbrechenden Quellen, auf dass sie sich in Blut verwandeln.


 
Tafel 31:       

Als der vierte Engel seine Schale über die Sonne gießt, verwandelt sie sich in einen Hitzeball, einen „roten Riesen“, und sie verbrennt die Erde anstatt ihr Licht und Wärme zu geben und lässt die Berge schmelzen. Die Schöpfung kehrt sich um und wendet sich gegen die Geschöpfe, die ihrer Bestimmung nicht gefolgt sind.

Der fünfte Engel gießt seine Schale aus über das Reich des Tieres: Statt Licht kommt Finsternis über die Erde und Angst und Schmerz, die Menschen schwinden dahin. Die Schöpfungswelt erstarrt in endloser Finsternis und Kälte.

Die Aggressivität und die Zerstörungswut der Menschen, die nicht Kinder Gottes sind, ist größer als die Angst vor ihrem eigenen Untergang. Auch angesichts ihres drohenden Untergangs siegt nicht die Einsicht und die Vernunft. Auch im eigenen Untergang kehren die Menschen meistens nicht um.

Als der sechste Engel seine Schale über den großen Strom, den Euphrat gießt, trocknet das fruchtbringende, lebenspendende Wasser des Euphrat aus, und das Urchaos kommt wieder und führt mit sich die dämonischen Geisterheere. Die Wasser, die das Land nähren, trocknen aus und verdunsten, und die Chaosmächte rücken vor über dieses ausgedörrte Land. Der Schutzwall des lebenspendenden Wassers, des „Euphrat“, zerbricht, und eine neue gewaltige dämonische Sintflut wälzt sich über das Land gleich einem „Hunnensturm“ und bedroht das Leben, das von Gott kommt.

Der „wiedererstandene Nero“ führt nach der Legende die Könige des Ostens, die Partherheere über den ausgetrockneten Euphrat, und er führt sie mythologisch gegen den auferstandenen Christus in die Entscheidungsschlacht. Die „Frösche“, die aus dem Maul des Urdrachen und der beiden „Tiere“ kommen, rufen mit ihrem dämonischen Gequake die gottfeindlichen Mächte zusammen zum Kampf am Tag Gottes in Harmagedon, einem mythologischen Ort. Es ist ein Kampf, der sich abspielen wird in der unsichtbaren Welt, hinter den Kulissen nach dem Ende der Weltenzeit, jenseits der Geschichte.

Nach außen hin wirken die dämonischen „Frösche“ Wunder, aber innerlich zerstören sie die Menschen. Noch besetzen in der Jetztzeit die Dämonenheere die Menschen, die Unterwelt kocht hoch, sie sieht ihr Ende nahen. Dann werden schließlich diese Dämonengeister, die die Drachen der Unterwelt ausgespuckt haben, die Könige der Unterwelt zusammenholen zum Kampf gegen den endzeitlichen Christus.

In der Endzeit wendet sich die ganze Schöpfung Gottes gegen die Menschen, die auf  Seiten der „Drachen“ stehen. Ihnen wird Schritt für Schritt ihre Lebensgrundlage entzogen, denn sie haben auf den „Tod“ gesetzt, und sie werden am Ende ihr Leben verlieren. Diejenigen aber, die wachsam auf das Kommen von Christus warten, die nicht von Menschen, sondern von Gott gekleidet sind, sie werden ins Leben gehen. Selig werden gepriesen im Mattäusevangelium die Menschen, die Nackte bekleidet haben, die Barmherzigen, denn sie werden die Kleider Gottes tragen, und nicht nackt sein, wenn der Herr unerwartet kommt zum Gericht. Ihre Werke werden sie kleiden, und die Unbarmherzigen, die in feines Linnen gekleidet sind, werden nackt gehen.

Im Bild des Buchmalers  gießt der vierte Engel sein Füllhorn aus über der Sonne, die sich blutrot färbt. Sie erscheint als Figur mit Strahlenkranz und schlägt vor Trauer die Hände vor das Gesicht, die Menschen darunter versuchen sich vor der Hitze zu schützen, damit sie nicht verbrennen. Der fünfte Engel gießt sein Füllhorn aus über das Reich des „Tieres“ und einen Anhänger des „Tieres“. Das „Tier“ ist halb aus der Erde gestiegen, der Strahl trifft sein geöffnetes Maul. Der sechste Engel gießt sein Füllhorn aus über zwei Drachen, die Widderhörner tragen, sie steigen aus den Fluten des austrocknenden Euphrat empor. Aus ihren geöffneten Mäulern springen zwei Frösche.



Tafel 32:     

Im Bild des Buchmalers gießt der siebte Engel im Flug sein Füllhorn über einer befestigten Stadt aus, die die Erde darstellt. Links im Bild ist eine weiße Wolke über der grünen Erde: Die Gewitterwolken ziehen auf.

Als der siebte Engel seine Schale über die Luft gießt und die Luft schwindet, die die Menschen und alle Geschöpfe zum Atmen brauchen, da bricht die ganze Schöpfungswelt auseinander. Gott reicht „Babylon“ den rächenden Becher seines Zornes, den Schierlingsbecher, damit es ihn trinke und sich selbst zerstöre. In einem gewaltigen Beben unter Einsatz der entfesselten Naturgewalten werden die „große Stadt“ und die Erde zerbrechen, Berge und Inseln verschwinden. Das Himmelsgewölbe wird seine schützende Wölbung zerbrechen lassen und seine Pforten öffnen für die Gewalten der „Urflut“, die von oben herabstürzen auf die Erde und alles begraben. Die Schalen des Zornes Gottes bewirken, dass die Schöpfung sich selbst zerstört, weil Gott sie zurücknimmt, seine Hand von ihr zurückzieht. Die Schöpfung selbst wendet sich gegen die Menschen, die auf  Seiten des „Drachen“ stehen, Kinder des „Drachen“ sind, und reißt sie in ihren eigenen Untergang mit hinein.
In apokalyptischen Visionen bricht in der Endzeit mit allen Schrecknissen die Welt derer zusammen, die nicht auf Seiten Gottes stehen. Von selbst ereilt sie ihr Schicksal, sie selbst lassen die Urflut, die neue Sintflut hereinbrechen und die Früchte ihres Lebens werden zu ihrem Gericht.

Natürlich bricht auch die Welt für die zusammen, die auf  Seiten Gottes stehen, aber sie erleben aus der Sicht der Apokalypse die Ereignisse nicht als hoffnungslose Katastrophen, weil sie sich von Gott gerettet wissen und sie die Herrlichkeit Gottes schauen werden. Gottes Volk zieht durch alle Plagen hindurch in die Freiheit der Kinder Gottes, es zieht hinein in eine neue Welt. Die Schöpfungswelt und Lebenswelt derer aber geht endgültig zugrunde, die nicht auf Seiten Gottes stehen, sie haben keine Lebensgrundlage mehr, ihr „ Himmelsgewölbe“ stürzt ein, sie verlieren den Boden unter den Füßen. Sie erleben diesen Untergang in seiner ganzen Schrecklichkeit, weil es für sie keine andere Welt mehr gibt. Es ist der „Tod“ der Schöpfung, sie geht zugrunde an den eigenen Taten der Bewohner der Erde, es ist ein „Sterben“ der Welt, die sich von Gott abgewandt hat.

Noch einmal sammeln sich die Heere der Dämonen, die Könige der Unterwelt zum letzten Kampf. Es ist eine Geisterschlacht zwischen Licht-und Finsternismächten am mythologischen Ort, in „Harmagedon“ (hebräisch), der auf griechisch „ Meggido“ heißt, es ist der Weltenberg, der in Gegensatz gestellt wird zum Gottesberg „Karmel“.

Die Mächte der Finsternis aber werden besiegt werden, und es wird ständig heller Tag sein.

 

velvet

  • Gast
Antw:Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« Antwort #5 am: 10. November 2012, 04:47:57 »
III. 6. DIE HURE „BABYLON“      

Dann kam einer der sieben Engel, welche die sieben Schalen trugen, und sagte zu mir: Komm, ich zeige dir das Strafgericht über die große Hure, die an den vielen Gewässern sitzt. Denn mit ihr haben die Könige der Erde Unzucht getrieben,, und vom Wein ihrer Hurerei wurden die Bewohner der Erde betrunken. Der Geist ergriff mich, und der Engel entrückte mich in die Wüste. Dort sah ich eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das über und über mit gotteslästerlichen Namen beschrieben war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Die Frau war in Purpur und Scharlach gekleidet und mit Gold, Edelsteinen und Perlen geschmückt.  Sie hielt einen goldenen Becher in der Hand, der mit dem abscheulichen Schmutz ihrer Hurerei gefüllt war. Auf ihrer Stirn stand ein Name: Babylon, die Große, die Mutter der Huren und aller Abscheulichkeiten der Erde. Und ich sah, dass die Frau betrunken war vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Christi.
Offenb. 17, 1-6


Mit dem Untergang der Schöpfungswelt geht auch Rom und das römische Imperium unter

Auf das Ausgießen der siebten Zornesschale folgt die Vision über die Hure „Babylon“, ihre dämonische Machtgier und die Zerstörung der großen Stadt „Babylon“, des Imperiums der Macht, das mit der Schöpfungswelt untergeht. Die Hure „Babylon“ auf dem „Tier“ reitend und die große Stadt „Babylon“ sind Metaphern für das blutrünstige römische Imperium und ähnlich strukturierte „Imperien“ von Vergangenheit und Zukunft.

„Roma“ hängt als „Frau“ nicht Christus an, sondern sie wendet sich von ihm ab und „verehrt“ andere Götter, die Macht und Gewalt heißen und sie läßt sich selbst als „Göttin“ feiern.

Der Seher Johannes sieht die Hure in der „ Wüste“, wo die Dämonen hausen,  reitend auf einem Drachen und trunken vom Blut der Heiligen, eine „mörderische Hure“. Sie wird in der wasserlosen Wüste verdursten, niemand wird ihr Wasser geben. Sie ist einsam und isoliert, sie wird „verdursten“, weil sie keinen Anteil am „Wasser des Lebens“ hat, das von Gott kommt. Sie ist diejenige, die an den vielen Gewässern sitzt, sie bedeuten die Massen der Menschen und die Nationen, die sie beherrscht und unterjocht - den ganzen Mittelmeerraum.
Aber an diesen Gewässern wird sie verdursten, sie können sie nicht tränken - innerlich ist sie bereits eine Wüste. Der Seher Johannes sieht „Rom“ in den Zeiten und Ereignissen, in denen es im Blutrausch war und keine Gerechtigkeit und Toleranz walten ließ.



Tafel 33:       

Von oben, über dem Goldgrund des Himmels, wie von einem Balkon, läßt der Buchmaler den Seher Johannes hinabblicken auf das Geschehen. Der Finger des Deuteengels weist nach unten, wo die grüne Erde sich erhebt aus der Urflut, und auf ihr sitzt das siebenköpfige, zehnhörnige Ungeheuer, das „Tier aus dem Meer“.27) Es ist getaucht in die Farben von Braun und Schwarz und bräunlichem Rot, die Bärentatzen besitzergreifend  auf die Erde gelegt. Blutrot die Zunge des Tieres, alle sieben Köpfe haben die Mäuler geöffnet, bereit zum Verschlingen, drohend hochgereckt sind die Köpfe gleich den Zacken einer Krone; schlangenartig gedreht ist der Schwanz des Drachen, ausdrückend seine Hinterlist, hochgereckt in hemmungsloser Gier nach Lust sein Fischschwanz.Die Mähne des Drachen gleicht den Wellen des Meeres, durch eine punktierte Linie abgesetzt vom Erdbraun des Drachen: Er vereinigt in sich Meer und Land. Königliches Gehabe paart sich mit Brutalität, Hinterhältigkeit und Gier. Auf dem Drachen thront die Hure „Babylon“, Inbegriff der hemmungslosen, gewalttätigen Machtgier, mit dem Füllhorn des Schreckens in der Linken: Ist sie schon im Blutrausch oder trinkt sie aus dem Becher das Blut der Martyrer, das sie trunken macht? Sie ist gehüllt in kostbaren, vornehmen, violetten Pupur mit blutrotem Gürtel. In den Borten des Kleides holt sie sich das Gold des Himmels herab,ihr Haupt ist umgeben vom Glorienschein der grünen Erde , die Haare hat sie hochgebunden wie Hörner, die Augen schreckerregend geöffnet.

Kontrastierend zu dem Ungeheuer, das gekleidet ist in die Farben dämonischer Zerstörungswut, sitzt die trunkene Hure da in Purpur gekleidet - unter dem Glanz der äußeren Gestalt aber bewegt sich darunter das Ungeheuer, es trägt die Hure auf seinem Rücken. Nur die weißpunktierte Zeichnung des Drachen und des Gewandes der Hure zeigen, dass sie zusammengehören: Weiß ist hier die Farbe des Todes, oder schmücken sie sich punktweise mit den Farben des Lichts und der Unschuld? Das Ungeheuer trägt den Kopf eines Löwen, es hat den Körper eines Drachen, vermischt mit den Attributen der Schlange, es trägt die Haare wie die bedrohlich schäumenden Wellen des Meeres, dem es entstieg, und sie wirken wie Schaumkronen, sein Höllenrachen zeigt sich als aufgesperrtes Löwenmaul.

Der Glorienschein der Frau im satanischen Grün wie in einem Fenster der Kathedrale von Chartres 25) drückt aus die betrogenen Hoffnungen der Menschen, die sich richteten auf das auf die grüne Erde gebaute Rom, auf den Inbegriff totaler Macht, und steht im Gegensatz zum Glorienschein des Deuteengels und des Sehers im göttlichen Goldgrund. Über die Grenze von Himmel und Erde hinweg ragt der Kopf des Ungeheuers und der Frau in das Gold des Himmels hinein, - eine „göttliche“ Pracht -, die Frau hält das Füllhorn in der Hand, das von außen die Farbe des Gewandes des Engels trägt, inwendig aber alle Gräuel der Erde enthält, an denen sie sich berauscht - das Füllhorn des Grauens. Schwarz und Braun sind die Grundfarben des Drachen, Schwarz symbolisiert hier die Nacht, Vernichtung und Tod, seine Trauer ohne Hoffnung - Braun aber, von Ocker bis Erdbraun, symbolisiert hier negativ Vernichtung, Sodom und Gomorrha, rauchende Feuer.

Die Weltmacht Rom, die Göttin „Roma“, ist eine Hure, denn diese Macht geht mit jedem, der ihre Macht erhält, und sie reitet auf dem römischen Imperium, der Abfolge des römischen Kaisertums, das sich wie ein Ungeheuer durch die Geschichte zieht. Die Hure „Rom“ veführt dazu, den römischen Kaiser und nicht den Gott der Christengemeinden zu verehren.

Im griechischen Mythos ist der Bock das Reittier der Aphrodite und des Dionysos, das Reittier von Göttern; die Göttin “Roma“, die luxuriöse Wollust, reitet auf dem Bock, der Bock aber ist in Wahrheit ein Drache, das Symbol des Todes und der Unterwelt.

Die Stadt auf den sieben Hügeln - das vormals weltbeherrschende Rom - ist eine Metapher für globale Machtgier und Gewalt. Die sie beherrschen, verkaufen sich für Geld, sind korrupt, schließen Allianzen mit Mördern, unterdrücken und versklaven die Völker und beuten sie aus. Diese Macht reitet auf einem siebenköpfigen Ungeheuer, das sie trägt; aus dem einen Kopf wachsen im Bild des Buchmalers sechs weitere gleich einer Hydra, die stolz ihre Häupter erheben, geschmückt mit den zehn Hörnern, den Zacken der Macht. Diese zehn Hörner sind wohl der Inbegriff der Vasallen und Verbündeten Roms oder auch dämonischer  Geisterheere.

Das dämonische Ungeheuer trägt Rom, es trägt seine Köpfe wie eine Krone, und es hat Besitz ergriffen von der Erde. Stolz erhebt die „Hure Rom“ ihr Haupt, sie thront auf den sieben Hügeln und treibt es mit jedem, der ihren Reichtum und ihre Macht vergrößert, zu ihrer grenzenlosen Befriedigung und Lust. Sie ist die Antipode zur akokalyptischen Frau, die am Himmel steht und Christus gebiert. Der Seher Johannes sieht auf ihrer Stirn den Namen „Babylon“ geschrieben, (denn die römischen Huren trugen ein Stirnband , auf dem ihr Name geschrieben stand).

Der Dämon ist ihr Sitz, den Becher hat sie gefüllt mit den Gräueln der Endzeit, die es anbietet - das ist es, was sie für die Menschen gebiert - sie ist in den Purpur des Gewalthabers und in den scharlachroten Mantel des Krieges gehüllt, sie mordet Propheten und Heilige, und bringt Ausbeutung, Unfriede und Ungerechtigkeit über die Erde.
Am Ende aber wird das „Tier“ mit seinen zehn Vasallen (zehn Hörner) kommen, so erzählt die Offenbarung, und sich sogar gegen „Hure“ Rom wenden, ihr alles wegnehmen und sie vernichten (Offenb. 17,15-18). Hier wird im Text der Offenbarung angespielt auf die Legende, dass der wieder auferstandene Kaiser Nero am Ende wiederkommen werde an der Spitze der Partherheere und Rom vernichten werde.

Hinter dem Vordergründigen und Sichtbaren spielt sich im Hintergrund ab eine gigantische Schlacht zwischen dem „Lamm“ und der Welt des „ dämonischen Ungeheuers“, ein Kampf in der unsichtbaren Welt. Das „dämonische Ungeheuer“ hat seinen Sitz in den Gedanken, Wünschen und Plänen  der Menschen, bricht immer wieder hervor und verwüstet die Erde, bis es wiederum hinabsinkt ins Vergessen, ehe es das nächst Mal wieder auftaucht aus dem dämonischen Chaos. Wie ein Chamäleon wechselt es Farben und Zeichen, neben dem gehakten, gedrehten Kreuz, fälschlich als“ neue Sonne“ bezeichnet - zeigt es als Erkennungszeichen auch Hammer und Sichel und führt endlose Massen in Krieg, in Lager und Gulags und hinein in maßlose Trauer und Marter und Sterben und Tod, in Verschwinden - Vergessen; und belauert uns aufs Neue in wechselnder Gestalt, raunend und lockend, mit freudiger Verheißung, in geheimnisvoller Anziehung gleich einer Hure, bis es sich entblößt, sein prunkvolles Kleid abstreift und sich zeigt in banaler Nacktheit, in wahrer Gestalt, den Menschen entwertend und erniedrigend, in plötzlich scheinendem Wandel zur Bestie mutiert, die alles verschlingt, was sich ihr nähert, als wäre sie ein schwarzes Loch im Universum, das alles in sich hineinzieht.

Schmal ist der Weg des Lebens zwischen Chaos und Erstarrung, der Weg zum Glück und zur Liebe zerbrechlich wie Glas, sorgsam muss man das Glück  des Lebens hüten, damit es nicht zerspringt.

Gleichwie in einem verzerrten Spiegel erkennt man das Wahre oft nicht und läßt sich täuschen vom Trugbild, und zu spät erkennt man die Maske, hinter der sich das Dämonische verbirgt. Bricht es hervor, so ist es wie das Brechen des Dammes, und es begräbt, was sich ihm entgegenstellt, unter sich. Hinter der wahren Welt verbirgt sich, für uns unsichtbar, die dämonische Welt und wartet auf die Lücke, die wir ihm öffnen, um emporzutauchen, und die Macht zu ergreifen.

Zerbrechlich wie dünnes Eis ist die obere kulturelle Schicht, auf der wir uns bewegen; doch darunter brodelt es, bis es wieder hochkocht gleich einem Vulkan und Verderben ausspeit wie aus einem Füllhorn des Grauens, bis die Menschlichkeit wiederum die Oberhand gewinnt - die Menschlichkeit, geboren in Christus und vielerlei Propheten, vieler Couleur, in den Räumen der Zeiten und Völker. Neue „Babylons“, neue „Roms“ und viele kollektive Gewalten tauchen wieder und wieder auf im Wandel der  Zeiten, wie ein „Tier aus dem Meer“ in kollektiver Maske.

Das“ Tier aus dem Meer“ hat Vergangenheit und Zukunft, aber keine Gegenwart, denn nur Gott ist gegenwärtig, er ist immer für die Menschen da, die Zeit des „Tieres“ aber ist eine begrenzte Zeit, ein Intermezzo. Es hat keine Dauer, es ist nur eine flüchtige Erscheinung: es war , und es kommt wieder, aber es hat keinen Bestand.

 Das „Ungeheuer“ - ist es der kollektive Wunsch der Vielen, die das Ungeheuer schaffen, das sie dann selbst verschlingt ? Die kollektive Maske gebiert das „Ungeheuer“, das sich schließlich mit dem Szepter und der Krone schmückt. Ist die Mordlust und die Arroganz der Macht dem Menschen eingeprägt, steigert sie sich im Gleichklang zur kollektiven Bewegung, werden viele Rinnsale so zum Fluss?

„Der Mensch, der kleine Gott der Welt, er ist so sonderbar als wie am ersten Tag. Er (Gott) hat ihm den Schein des Himmelslichts gegeben, er (der Mensch) nennt`s Vernunft, doch dient´s ihm nur, um tierischer als jedes Tier zu sein“. (Goethe)

III. 7. DER STURZ „BABYLONS“ 
   

Danach sah ich einen anderen Engel aus dem Himmel herabsteigen; er hatte große Macht, und die Erde leuchtete von seiner Herrlichkeit. Und er rief mit gewaltiger Stimme: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große! Zur Wohnung von Dämonen ist sie geworden, zur Behausung aller unreinen Geister und zum Schlupfwinkel aller unreinen und abscheulichen Vögel. Denn vom Zornwein ihrer Unzucht haben alle Völker getrunken, und die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben. Durch die Fülle ihres Wohlstandes sind die Kaufleute der Erde reich geworden.
Dann hörte ich eine andere Stimme vom Himmel her rufen: Verlass die Stadt, mein Volk, damit du nicht mitschuldig wirst an ihren Sünden und von ihren Plagen mitgetroffen wirst. Denn ihre Sünden haben sich bis zum Himmel aufgetürmt, und Gott hat ihre Schandtaten nicht vergessen. Zahlt ihr mit gleiche Münze heim, gebt ihr doppelt zurück, was sie getan hat. Mischt den Becher, den sie gemischt hat, doppelt so stark. In gleichem  Maß, wie sie Prunk und Luxus lebte, lasst sie Qual unnd Trauer erfahren. Sie dachte bei sich: Ich throne als Königin, ich bin keine Witwe und werde keine Trauer kennen. Deshalb werden an einem einzigen Tag die Plagen über sie kommen, die für sie bestimmt sind: Tod, Trauer , Hunger. Und sie wird im Feuer verbrennen; denn stark ist der Herr, der Gott, der sie gerichtet hat.

Die Könige der Erde, die mit ihr gehurt und in Luxus gelebt haben, werden über sie weinen und klagen, wenn sie den Rauch der brennenden Stadt sehen. Sie bleiben in der Ferne stehen aus Angst vor ihrer Qual und sagen: Wehe! Wehe, du große Stadt Babylon, du mächtige Stadt! In einer einzigen Stunde ist das Gericht über dich gekommen. Die Kaufleute, die durch den Handel mit dieser Stadt reich geworden sind, werden aus Angst vor ihrer Qual in der Ferne stehen, und sie werden weinen und klagen: Wehe! Wehe, du große Stadt, bekleidet mit feinem Linnen, mit Purpur und Scharlach, geschmückt mit Gold, Edelsteinen und Perlen. In einer einzigen Stunde ist dieser ganze Reichtum dahin.
Offenb. 18, 1-8.9.10.15-17


Die „Hure Babylon“ als Frau wandelt sich in der Vision des Sehers Johannes dramaturgisch in die große Stadt „Babylon“, die zusammenstürzt und im Feuer vergeht. Die Frau ist die große Stadt, die Herrschaft über die Könige der Erde besitzt. Der Seher schildert nicht ihr Zusammenstürzen und ihr Vergehen, sondern das maßlose Erstaunen darüber, das bei Königen, Kaufleuten und Handeltreibenden sich zeigt und ihre Totenklage. Gott stellt die Gerechtigkeit wieder her, „er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“, heißt es im Magnifikat, „die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und läßt die Reichen leer ausgehen“.

Die große Stadt - nie hat sie sich in Liebe mit jemand vermählt, nie um jemand getrauert, sie dachte von sich: ich throne als Königin, ich bin keine Witwe und werde keine Trauer kennen. Mitleidlos sah sie den Untergang der anderen, von denen sie keine andere Stadt liebt, sie liebt nur sich selbst, sie denkt nur an sich. Nie hat sie jemand verloren, der ihr am Herzen lag - sie hat ein Herz von Stein in ihrer Brust.

Die trunkene Hure, die große Stadt „Babylon“, die untergeht, erinnert an das Gastmahl des trunkenen Königs Belschazzar, des Königs von Babel, von dem das Buch Daniel im fünften Kapitel erzählt: In seiner Weinlaune lässt er beim Mahl mit den Großen seines Reiches die geraubten goldenen Gefäße des Tempels von Jerusalem holen und trinkt daraus. Da erscheinen die Finger einer Menschenhand und schreiben an die Wand des königlichen Palastes: „mene - tekel - uparsin“: Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende - gewogen wurdest du auf der Waage und  zu leicht befunden - geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben.
„Belschazzar aber ward in derselbigen Nacht von seinen Knechten umgebracht“.



Tafel 34:       
Im Bild des Buchmalers ragt der machtvolle Engel im Lichtglanz Gottes heraus aus der oberen Welt und schaut herab auf die auf den Kopf gestellte Stadt „Babylon“, sie steht kopf, das Unterste zu oberst. Links und rechts von der gekippten Stadt, mit Mauern und Türmen bewehrt, stehen die entsetzten, ratlosen und verwunderten Beobachter des Geschehens; Könige und Kaufleute sehen es von ferne. Die Stadt ist „verrückt“, das Meer ist oben, die Erde unten  - untergegangen ist die große Stadt „Babylon“, im Urmeer versunken, nur ein Teil ragt noch heraus. Die Tore der Stadt stehen offen, sie ist verlassen, aus dem Himmel erscheint die Hand Gottes.

Als die Morgenröte aufsteigt, die Erde aufleuchtet von der Herrlichkeit Gottes, gehen Sodom und Gomorrha unter, erzählt das Buch Genesis im neunzehnten Kapitel. Das Volk Gottes, die frühchristliche Gemeinde soll ,wie Lot mit seinen Töchtern Sodom verließ, die Stadt  „Babylon“ verlassen, damit sie nicht mit ihr untergehe. Sie soll sich lösen von der strukturellen Machtgier der Stadt, um nicht in ihre Schuld verstrickt zu werden. Es soll ein“ Exodus“ sein aus dem Herzen „Babylons“. Dreh dich nicht um wie Lots Frau in Sehnsucht nach der Stadt und lass ihre Reichtümer zurück!

Wie der Turm von Babel hat die Schuld sich aufgetürmt, versinnbildet in den Türmen der Stadt, die nach unten ragen. Zerstört ist Babels Turm, die Menschen „sprachlos“ wie die Bewohner von Babel, da Gott ihre Sprache verwirrte. Weltreiche, deren Türme in den Himmel ragen, werden versinken,vergehen vor Gottes Macht. Beim Mischen des Bechers erscheint das Menetekel an der Wand, die Tage der großen Stadt sind gezählt. Sie hat gelebt in Luxus und Pracht, Liebe und Erbarmen waren ihr fremd, sie scherte sich nicht um Vergangenheit noch um ihre Zukunft, sie lebte hinein in den Tag ohne Gott, sie genügte sich selbst und brauchte niemand. Jetzt soll die Gerechtigkeit sie ereilen, sie soll im Feuer verbrennen, der Tod ist ihr Los, Trauer ihr Anteil.

Der Handel mit Luxusgütern war ihr zentrales Interesse, nie hat sie an die Armen gedacht, und was sie brauchen zum Leben. Mit Königen und Herrschern, die ihre Völker unterdrücken, ging sie Bündnisse ein und eine „Liebesheirat“, ihr Geld und Kapital global zu mehren, mit Menschen hat sie gehandelt wie mit Waren, sie hat Sklavenhandel betrieben, sie hat Menschen wie Sklaven behandelt. Nichts war ihr heilig, ihr Gott war das Geld, das Kapital,der Gewinn, die Aktie und ihr Kurs - Ökonomie ohne Moral, Sexualität ohne Liebe. Die Dome und Türme der Banken, geschmückt mit feinstem Glas und erlesenem Marmor wie Kathedralen, vergehen in ihrer Pracht, auch wenn sie sich über alle erheben. Die große Stadt „Babylon“, bekleidet mit feinem Linnen und Purpur, geschmückt mit Gold, Edelsteinen und Perlen - in einer einzigen Stunde ist dieser ganze Reichtum dahin.

„Auch die Frucht, die dein Leben begehrt, ist von dir gegangen.Und alles Glänzende und Leuchtende hast du verloren, und nimmermehr wird man es finden“( Offenb. 18,14:
Das Neue Testament, übers. v. Fridolin Stier, a.a.O.)

Alle komischen Vögel und Verkommenen haben bei ihr Unterschlupf gefunden. Sie ist die Hure der Völker, sie geht mit jedem, der ihr Vorteile verschafft, und ihr Luxus zieht sie alle in ihren Bann.

Wer sich auf sie einlässt, mit ihr „Handel“ treibt, verkauft seine Seele an sie.

Mischt für die Stadt den Becher, den sie gemischt hat für die Menschen, doppelt, der Segensbecher des Paschamahles soll für sie zum Todesbecher werden - doppelt soll ihr alles vergolten werden, was sie anderen angetan hat, damit die Gerechtigkeit wieder hergestellt werde. „Denn wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Ärgernis wird“, sagt das Mattäusevangelium, „bei dem wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in die Tiefen des Meeres versenkt würde“.
 

Dann hob ein gewaltiger Engel einen Stein auf, so groß wie ein Mühlstein; er warf ihn ins Meer und rief: So wird Babylon, die große Stadt, mit Wucht hinabgeworfen werden, und man wird sie nicht mehr finden.
Offenb. 18, 21


Das Licht der Lampe scheint nicht mehr in der Stadt, erzählt der Seher Johannes, ihr Lichtglanz ist erloschen, es wird dunkel um sie. Die Stimme von Braut und Bräutigam hört man nicht mehr in ihr, sie hat keine „Hochzeit“ mehr , sie hat keine Nachkommen mehr, keine Zukunft mehr. Bei Babylons Vernichtung stirbt auch die Musik: Die Musik von Harfenspielern, Flötenspielern, Trompetern hört man nicht mehr. Auch Gottes Stimme, die wie die Musik einer Harfe klingt, ist in Babylon nicht mehr zu hören. Freude und Phantasie sterben mit - alle Kreativität und Schaffensfreude stirbt mit. Alles verstummt, die Trauer läßt alles verstummen. Es herrscht Totenstille.



Tafel 35:       

Im Bild des Buchmalers sieht man einen geflügelten Engel, er schreitet auf den Fluten des Urmeeres und versenkt einen Mühlstein im Meer. Am raschen Schwung seines Purpurgewandes erkennt man die drängende Eile - es ist keine Zeit mehr übrig - die Zeit ist erfüllt. Es steht in Kontrast sein goldener Glorienschein oben zum kreisrunden rötlichen Mühlstein unten, sein leichter Flügelschlag in Kontrast zur Schwere des Meeres. Noch ist der Mühlstein im göttlichen Bereich, doch noch in derselben Minute wird er versinken, seine eigene Schwere zieht ihn von selber nach unten - daneben die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit des Engels, der geht auf den Fluten des Meeres.

Ist es „Rom“, “Babylon“, das versinkt oder eine Megapolis der Zukunft, in Traumbildern wechseln ambivalent Bedeutung und Bilder. Mit überlangen Fingern rollt der Engel den Mühlstein, sein rechter Flügel ragt aus dem goldenen Bereich über den Himmelsozean in den Feuerhimmel, während seine Füße auf dem Urmeer dahinschreiten. Die Megapolis wird hinabgeschleudert mit einem einzigen Wurf und wird spurlos verschwinden; die Geräusche der Arbeitsmaschinen verstummen, die freudigen Geräusche einer Hochzeitsnacht sind nicht mehr zu hören, die Musik verklingt, das Licht lischt aus - Totenstille.

In den Augen des Sehers Johannes versinkt die Welt und mit ihr „Rom“, die Manifestation der strukturellen Ungerechtigkeit und der Pervertierung der Macht, die von einem dämonischen Drachen getragen wird. Wer ist dieser dämonische Drache? Gibt es hinter dem Augenscheinlichen noch eine andere Wahrheit, die das Geschehen treibt? Das Dämonische ist da, wenn es auch vielleicht keine eigene persönliche Macht ist, keine wirkliche Gestalt hat - wir wissen es nicht -, es ist auch kein Bestandteil des Credo, aber es lebt doch und vor allem in den Herzen der Menschen. Es lebt nicht in den Herzen der Tiere, es hat sich mit der „Vernunft“ gepaart. Doch am Ende wendet sich die ganze Schöpfung gegen es, und es wird endgültig besiegt in einer „Entscheidungsschlacht“, die von Christus geführt wird. Es ist eine Entscheidungschlacht vor allem auch in den Herzen jedes einzelnen Menschen.

Gefährlich ist es, wenn Menschen selbst sich zu Richtern aufschwingen, sich an Gottes Stelle als Richter setzen, und die Fackel des Hasses gegen Türme schleudern, die sie für „Babylons“ Türme halten. „Babylons“ Türme sind nicht World-Trade-Centers oder Minarette, urbane Zentren aller Coleur, Finanzzentren oder religiöse Zentren, sondern die „Türme“ sind zuerst in den Herzen und Köpfen der Menschen errichtet in ihren Gedanken und Plänen, man kann sie nicht bombardieren,  - der Endpunkt der Welt wird von Gott selbst gesetzt. Er braucht keine fliegenden Bomben, sondern nur den leichten Flügelschlag seines Engels, um Gerechtigkeit zu schaffen.

Wenn Gott aber die Gerechtigkeit hergestellt hat, wird großer Jubel im Himmel herrschen ( Offenb. 19, 1-10 ).
 

IV. DAS ENDGÜLTIGE GERICHT       

    - DAS GERICHT ÜBER DIE DÄMONISCHEN MÄCHTE

    - DIE HERSTELLUNG DER GERECHTIGKEIT

IV. 1. CHRISTUS ERSCHEINT ZUR ENTSCHEIDUNGSSCHLACHT:     
       DIE HEERE DES HIMMELS

Dann sah ich den Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Pferd, und der , der auf ihm saß, heißt: „Der Treue und Wahrhaftige“; gerecht richtet er und führt er Krieg. Seine Augen waren wie Feuerflammen, und auf dem Haupt trug er viele Diademe; und auf ihm stand ein Name, den er allein kennt. Bekleidet war er mit einem blutgetränkten Gewand; und sein Name heißt „Das Wort Gottes“. Die Heere des Himmels folgten ihm auf weißen Pferden; sie waren in reines, weißes Linnen gekleidet. Aus seinem Mund kam ein scharfes Schwert; mit ihm wird er die Völker schlagen. Und er herrscht über sie mit eisernem Szepter, und er tritt die Kelter des Weines, des rächenden Zornes Gottes, des Herrschers über die ganze Schöpfung. Auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte trägt er den Namen: „König der Könige und Herr der Herren“. Dann sah ich einen Engel, der in der Sonne stand. Er rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die hoch am Himmel flogen: Kommt her! Versammelt euch zum großen Mahle Gottes. Fresst Fleisch von Königen, von Heerführern und von Helden, Fleisch von Pferden und ihren Reitern, Fleisch von allen, von Freien und Sklaven, von Großen und Kleinen!
Offenb. 19, 11-18


Nach dem Untergang der Schöpfungswelt und des römischen Imperiums erscheint der auferstandene und erhöhte Christus in seiner Macht: die Parusie.

Im weit geöffneten  Himmel erscheint Christus in der Vision des Sehers auf einem weißen Pferd im blutgetränkten Gewand, mit Diademen auf dem Haupt, und er führt die Heere des Himmels in die Entscheidungsschlacht gegen das Heer der Dämonen und ihre Anhänger. Es ist ein mythisches Heer, das mythologisch der „wiedererstandene“ Nero heranführt, aber der eigentliche Anführer des dämonischen Heeres ist das „Tier“. Der wiederkehrende Nero kommt nach der Legende aus dem Osten, nachdem die „Grenze“ des Euphrat, der Euphrat  ausgetrocknet ist, und er zieht das Heer des Abgrunds hinter sich her. Der auferstandene Christus kommt wieder und mit ihm kommen die himmlischen Heere. Sind es die Heere der Engel oder die Scharen der Martyrer und Bekenner, die von Gott selbst in weiße  Gewänder gekleidet sind? Die letzte Entscheidungsschlacht beginnt. Es ist die Schlacht, die in den oberen Gefilden tobt mit imaginären Heeren. Die Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen, die auf Seiten Gottes stehen, werden zu bewaffneten Heeren für Christus - die Ängste, das Grauen, der Schrecken stehen ihm gegenüber als gewaltiges Heer. Es geschieht der Zusammenprall von Hoffnung auf Leben mit dem Grauen vor dem Untergang, der endgültigen Vernichtung. Die einen sind bewaffnet mit den Waffen des Lichts, die anderen mit den Waffen der Finsternis.

Die Könige der Finsternis - die Machthunger, Ausbeutung, Arroganz, Gewinnsucht, Unterdrückung, betrügerische Ideologie versinnbilden - stehen denen gegenüber, die Zeugnis ablegen für ihren Glauben an Christus, die eintreten für Menschenrechte, Gerechtigkeit, Teilen der Güter und Menschenfreundlichkeit.

Der Seher erlebt eine neue Vision, die aus dem Blickwinkel der letzten Schlacht zwischen Christus und den Dämonen das Geschehen betrachtet. Das Geschehen steuert dramaturgisch seinem Höhepunkt entgegen: Nachdem die große „Stadt“, „Babylon“, die unterdrückende große Gewaltmacht, die sich jeweils geschichtlich in einer bestimmten Machtausprägung konkretisiert, gestürzt ist, wird auch die sich durch die Geschichte  hinziehende globale Gewaltstruktur, das „Imperium“, das „Tier aus dem Meer“ und die dazugehörige religiöse Ideologie, das „Lügentier“ vernichtet, und am Ende der große „Urdrache“ und der „Tod“.

Die Entscheidungsschlacht zwischen Christus und den dämonischen Heeren ist eine Schlacht jenseits der Geschichte. Der Reiter auf dem weißen Pferd, der aus dem geöffneten Himmel kommt, versinnbildet die Gerechtigkeit, er sorgt dafür, dass die Wahrheit ans Licht kommt, er steht in Treue zu den Seinen. Das scharfe Schwert, das aus seinem Mund kommt, bedeutet das Gericht, das er vollführen wird. Es bezieht sich auf Jesaja 11,4 b: „ Er schlägt die Gewalttätigen mit dem Stock seines Wortes  und tötet die Schuldigen mit dem Hauch seines Mundes“.

Aber es findet gar kein Kampf statt, denn die Macht des „Wortes Gottes“ braucht keinen Kampf, weil die Feinde Gottes vor ihm vergehen; sie vergehen vor dem „Wort Gottes“ wie Schnee in der Sonne.

Seine Name ist unbekannt, niemand kann ihn benennen, niemand kennt ihn ganz, niemand kann über ihn bestimmen, niemand hat Gewalt über ihn. Sein Gewand ist blutgetränkt, er ist es, der die Kelter des Zornes Gottes tritt, damit Gerechtigkeit werde. Die ihm folgen sind bekleidet mit dem weißen Gewand der Gerechtigkeit. Er trägt viele Diademe, er ist der König der Könige und Herr der Herren. Er hält blutiges Gericht über die Feinde Gottes. Es ist die „Rache“ Gottes an denen ,die Unrecht getan haben. Er herrscht mit eisernem Szepter, er ist der Hirt der Völker und regiert sie mit eisernem Stab, wie es im sechzigsten Kapitel des Propheten Jesaja heißt – es ist ein Gerichtsbild.  Seine Augen sind lodernde Feuer, weil „ Zorn“ ihn verzehrt über das, was den Seinen angetan wurde, und weil er die  richtende „Macht“ Gottes besitzt.

Der Reiter auf dem weißen Pferd versinnbildet die Parusie: Der Himmel öffnet sich und Christus erscheint als endzeitlicher Richter des Weltgerichts.

Der Engel in der Sonne ruft die Aasgeier zum „blutigen Mahl“, das gegenübergestellt ist dem „himmlischen Hochzeitsmahl“, er ruft sie noch bevor die Entscheidungsschlacht geschlagen ist.



Tafel 36:       

Im Bild des Buchmalers halten im oberen Bildteil die drei Reiter des Himmels, der wiederkehrende Christus und sein Gefolge, spielerisch die Zügel der Pferde, die leichtfüßig dahintraben, ganz in Gegensatz gestellt zu den schwergebeugten Königen im unteren Bildteil, die den dämonischen Mächten angehören. Sie haben die Völker unterdrückt, nun werden sie selbst gebeugt. Sie sind in Rot und Purpur gekleidet, ihre Augen aber sind geschlossen, sie sehen nicht mehr das Licht der Sonne, sie sind eingetreten in das Reich der Dunkelheit. Mit leichtem Flügelschlag sitzen auf den beiden Königen, die vielleicht die „unterdrückende Macht“ und die „religiöse Ideologie“ versinnbilden, die beiden Adler, als seien sie soeben gelandet und hacken mit Gier auf sie ein, festgekrallt auf Körper und Kopf. Die Gewalt und die Gier, die sie zeigten, kommt in Gerechtigkeit jetzt über sie. Der Engel bläst die Posaune des Untergangs. Die Flügel der Adler haben die Farbe des ersten Pferdes, das den ersten Reiter trägt, sie sind die Geister des Himmels, die Gerechtigkeit üben. Die Gerechtigkeit aber kommt vom wiederkehrenden Christus am Ende der Tage.

Leicht halten die drei Reiter, Christus und sein Gefolge, die Zügel in der Hand, die Pferde wissen von selbst ihren Weg, unaufhaltsam traben sie vorwärts auf der grünen Straße der Hoffnung: Ihr Schwung erinnert an Musiknoten - sie reiten wie in beschwingter Musik. Nur bei dem ersten Pferd sieht man alle vier Beine, bei den beiden anderen nur drei, das vierte Bein geht synchron mit dem Vorhergehenden. Sie gehen mit eigenem Takt, Christus, der ein Diadem trägt, schwingt das Szepter wie einen Taktstock, er ist es, der den Takt angibt. Denn wie soll Christus am Ende anders erscheinen als in Gestalt der Musik, er schreibt die Melodie der Endzeit.

Die Gangart der hinteren Pferde ist der Gangart des ersten Pferdes vollständig nachgebildet, sie gehen synchron, sie tanzen im Takt. Der erste Reiter hat Steigbügel, die beiden anderen nicht. Körperhaltung und Zügelhaltung sind synchron, im selben Rhythmus nach vorne bewegen sich die Heere des Himmels. Der letzte Reiter trägt einen grünen Zweig in der Rechten,- die Hoffnung; sein Mantel flattert im Wind, als sei er in drängender Eile, den Kopf hält er weit nach vorne gestreckt.

Er trägt den grünen  Zweig der Hoffnung wie die Taube Noachs, die das neu auftauchende Land ankündigt. Freudig ist die Gangart der Pferde, sie halten den Schweif wie im Triumphe erhoben - kein Kriegszug, mehr ein Triumphzug ist es, begleitet von unhörbarer Musik, der Musik der Endzeit. Sie sind nicht die Reiter der Apokalypse, sondern die Reiter des Neubeginns, der neuen Schöpfung, sie heißen Sieg, Leben und Hoffnung.

Für die dämonischen Mächte aber heißt es, dass die Gerechtigkeit vorangeht, ihr aber folgen der Tod und die Pest, die über die feindlichen Mächte kommen. Hinuntergedrückt bis unter den Boden der Erde werden die Könige im unteren Bereich, wie ihr blutroter Mantel zeigt, haben sie ein blutiges Handwerk betrieben, - während im oberen Bereich die die siegreichen Reiter reiten. Die Reiter bewegen sich im goldenen Bereich, sie stehen im Lichtglanz Gottes, die Füße ihrer Pferde stehen auf der grünen Erde - die Könige unten aber wird die Erde begraben.
Das Schwert, das aus dem Mund des ersten Reiters kommt, ist das Wort der Entscheidung. Unerbittlich und zwangsläufig geht die Geschichte der Menschen mit Gott ihren Gang, nichts kann sie aufhalten. Der Mensch selbst soll sich entscheiden für die eine oder andere Seite. Die Menschen selbst sprechen ihr Urteil, und es vollzieht sich an ihnen, zum Bereich des Todes zu gehören und zum „Aas“ zu werden oder das Leben zu haben. Es ist der Entscheidungskampf, der sich im Innern des Menschen abspielt, ob die Dämonen des Blindseins, des Taubseins, des Stummseins gegenüber Gott, aus dem Menschen weichen.

Christus, der Logos, reitet voraus, er wird die Erde richten mit seinem Wort. Die Entscheidungsschlacht ist der Kampf des „richtenden“ Wortes, der Kampf der neuen Geburt, wo die Wehen zu ihrem Abschluss kommen, die neue Geburt des Volkes Gottes bevorsteht, und das messianische Reich des „tausendjährigen“ Friedens ausbricht, das die Völker herbeisehnen. Das Heer der Reiter des Himmels tötet die Chaosmächte und ihr Gefolge mit dem Schwert des Wortes Gottes, sie vergehen vor Gott in einem einzigen Augenblick.

Der Engel in der Sonne, er ist riesiger als die Sonne und strahlender als sie - er ruft die Himmelsgeister, die herrschen über die Lüfte, und diese vertilgen alles, was zu den Chaosmächten gehört.

Diese werden nicht mehr auferstehen, sie sind das Gefolge des Urdrachens, des Urbilds des Todes, und der „Ur-Tod“ wird verbrennen und sich in Nichts auflösen.

 

 

velvet

  • Gast
Antw:Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« Antwort #6 am: 10. November 2012, 04:57:28 »
IV. 2. DER SIEG ÜBER DAS „TIER AUS DEM MEER“ UND DAS „LÜGENTIER“ AUS DER ERDE

       - DIE FESSELUNG DES „URDRACHEN“

         UND SEINE AUFLÖSUNG

                           
Dann sah ich das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um mit dem Reiter und seinem Heer Krieg zu führen. Aber das Tier wurde gepackt und mit ihm der falsche Prophet; er hatte vor seinen Augen Zeichen getan und dadurch alle verführt, die das Kennzeichen des Tieres angenommen und sein Standbild angebetet hatten. Bei lebendigem Leib wurden beide in den See von brennendem Schwefel geworfen. Die übrigen wurden getötet mit dem Schwert, das aus dem Mund des Reiters kam; und alle Vögel fraßen sich satt an ihrem Fleisch. Dann sah ich einen Engel vom Himmel herabsteigen; auf seiner Hand trug er den Schlüssel zum Abgrund und eine schwere Kette. Er überwältigte den Drachen, die alte Schlange - das ist der Teufel oder der Satan -, und er fesselte ihn für tausend Jahre. Er warf ihn in den Abgrund, verschloß diesen und drückte ein Siegel darauf, damit der Drache nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Danach muss er für kurze Zeit freigelassen werden. Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis freigelassen werden. Er wird ausziehen, um die Völker an den vier Ecken der Erde, den Gog und den Magog zu verführen und sie zusammenzuholen für den Kampf; sie sind so zahlreich wie die Sandkörner am Meer. Sie schwärmten aus über die weite Erde und umzingelten das Lager der Heiligen und Gottes geliebte Stadt. Aber Feuer fiel vom Himmel und verzehrte sie.Und der Teufel, ihr Verführer, wurde in den See von brennendem Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind. Tag und Nacht werden sie gequält, in alle Ewigkeit.
Offenb.19, 19-21;  20, 1-3.7-10

Der Teufels-Drachen und alle gottfeindlichen Mächte werden vernichtet.

 

In der Vision des Sehers Johannes werden zuerst die „Könige“ und ihr Gefolge vernichtet,- dann das „ Tier aus dem Meer“ und der falsche Prophet, das „Tier aus der Erde“ überwältigt - und schließlich der Urdrache und sein Vasalle, der Tod.



Tafel 37:       

Im Bild des Buchmalers sind das „Tier aus dem Meer“ und der falsche Prophet, der kein Kleid mehr trägt und seiner Macht entblößt ist, aneinandergekettet und werden ins „Feuer“ geworfen.

Die, die niemand bekleidet haben, sie sind am Ende selbst ohne Kleid und nackt. Von der oberen Ebene stoßen die Soldaten Gottes mit ihren Lanzen, die mit dem Kreuz geschmückt sind, nach unten in den Rachen des sich aufbäumenden Meeresdrachen, der sich mit geöffnetem Maul nach oben stemmt. Dem falschen Propheten stehen die Haare wie Speerspitzen vom Kopf ab, das Gesicht hat er verzweifelt nach unten gerichtet, die Arme sind in Kreuzform gefesselt, ebenso wie die Beine überkreuzt sind. Die Zähne des Drachen und des falschen Propheten sind gefletscht. Der Reiter auf dem braunen  Pferd stößt mit seinem Schwert nach unten auf die Gefolgsleute der beiden.



Tafel 38:       

Im Bild des Buchmalers wird in der oberen Hälfte  die „Fesselung“ des Urdrachen, der Widderhörner trägt, und seines Synonyms, des Satan gezeigt, die Personifikation der Bosheit und der Bösartigkeit in „menschlicher“ Gestalt. Sie führen letztlich auch den unbarmherzigen „Tod“ in ihrem Gefolge. Vielleicht will der Buchmaler auch die Figur des „Lügenpropheten“, des falschen Propheten, den „Verführer“ darstellen (vgl. Offenb. 13,11ff.: Das Tier aus der Erde), den er mit der Gestalt des „Satan“ identifiziert. Es wandeln sich Bild und Bedeutung. In der Offenbarung (20,1-6) ist nur von der Fesselung des Urdrachen, des Satan die Rede, also von einem einzigen Wesen.

Der geflügelte Drache wird vom Engel mit einem eisernen Band an den nackten Satan gefesselt. Er, der nie Erbarmen gekannt hat – kein Erbarmen verhüllt ihn – steht da in obszöner Nacktheit. Noch ist der Drache am Rande des Feuers und der Satan noch draußen, sie blicken voller Angst in das drohende Feuer – aber gleich werden sie in das Feuer gestossen. Dem Satan, dem Lügenpropheten, dessen Kopf an den Kopf des Drachen mit eisernen Ketten gefesselt ist, und dessen Hände nun gebunden sind – stehen in Angst vor dem Feuer, vor dem Vergehen, die Haare zu Berge.

Urdrache und Satan haben den goldenen Bereich Gottes endgültig verlassen und sind im Bereich der Dunkelheit, vom Feuer erhellt. Sie sind zusammengekettet im „nie“ erlöschenden Feuer, damit sie beide „nie“ zurückkehren. Die „Gevattern“ des Grauens und des Todes, sie verwandeln sich in das, was sie waren. Worin sie Schicksal waren, wird zu ihrem eigenen Schicksal, sie werden am Ende zu dem, was ihr Kern ist. Sie werden identisch mit ihrer Bestimmung, sie werden zur Nicht-Existenz, sie werden zum „Nichts“, sie verflüchtigen sich, sie haben verloren gegen das Leben.

Im unteren Bild wird gezeigt, wie dem Urdrachen, dem Satan, im Mythos nach „tausend“ Jahren noch einmal die Fesseln gelöst werden (Offenb. 20 f.). Ein riesiger dämonischer Engel, der nur halb bekleidet ist, die dunklen Flügel noch gehoben, als sei er eben angekommen und in drängender Eile, hat seine Hände im Feuerberreich und hält die Enden der Ketten noch fest, die er gleich lösen wird. Der Drache bewegt sich im Feuer wie im Tanze. Sein Begleiter, der Satan, der an ihn gefesselt ist, ist die Personifikation seiner falschen Einflüsterungen, seiner Verführungskunst, die ja den Tod in sich birgt. Sie gehören untrennbar zusammen,sie sind ein einziges Wesen. während der Drache ins Feuer schaut, dreht die Gestalt des Satan sich zurück, er blickt zurück zu dem dämonischen Engel, der sie noch einmal befreien wird. Sie schauen sich in die Augen – Analogie des Kopfes mit den gesträubten Haaren – es ist, als wären sie Brüder, aus demselben Geschlecht. Noch einmal zieht der Urdrache, der Satan mit den Seinen zu einem letzten mythologischen Kampf gegen das Lager der Heiligen und Gottes geliebte Stadt – aber es findet kein Kampf mehr statt, denn Feuer fällt vom Himmel. Die Elemente selbst greifen ein. Der Urdrache, der Satan, der Tod und die Unterwelt werden endgültig im „Feuersee“ verbrennen, wo auch das „Tier“ und der falsche Prophet sind.

Die Apokalypse ist ein Hoffnungsbuch, wo „unerbittlich“ und „zwingend“ die Gerechtigkeit zum Durchbruch kommt, und wo das Leben, das von Gott kommt, sich stärker erweist als „Tod und Teufel“. Die Weltenuhr tickt - die Gerechtigkeit geht ihren Gang. Angst und Plagen, Not und Grauen, Leid und Schmerz werden hinübergeführt in die himmlische Stadt Gottes.

Das eine sind die Wehen, die der Geburt vorangehen, der Geburtsvorgang ist die Entscheidungsschlacht, die Geburt aber selbst ist das, was hervorgeht, das „Neue Jerusalem“, das aus dem geöffneten Himmel herabsteigt. Die „apokalyptische Frau“ ist in Wehen, sie „gebiert“ die Menschen des himmlischen Jerusalem, die von Gott verwandelt werden, -  Gott selbst schafft es von oben, er ist der „Vater“ dieses Kindes. Der Drache aber hat Unheil, Verfolgung, Not und Tod geboren. Die Ankunft des Volkes Gottes am Ende der Geschichte verbindet sich mit der vom Himmel herabsteigenden Stadt Gottes.

Die Wehen haben eingesetzt und unaufhörlich geht die Geburt voran, nichts kann sie aufhalten, Plagen - Posaunenstöße - Zornesschalen begleiten sie. Die Wehen sind wie galoppierende Pferde, sie werden immer schneller, lauter und nähern sich immer mehr, bis der Geburtsschrei erfolgt - der Engel ruft aus der  Sonne. „Galoppierende“ Wehen, das Keuchen der Frau unter Schmerzen, der geöffnete Muttermund, Blut und Tränen - das Kind wird herausgeschwemmt in einem Zug und erblickt das Licht der Welt - die Freude steigt vom Himmel wie ein Vogel. Es ist die neue Geburt des Volkes Gottes.

Dramaturgisch läßt der Verfasser der Apokalypse in seiner Vision am Ende noch ein „Zwischenreich“ entstehen, ein „tausendjähriges“ Reich, in dem Christus mit den Martyrern herrscht, und das dem Gericht über die Toten, dem letzten Gericht vorangeht. Doch dieses Reich ist nur ein mythisches Reich, das den Vorrang der Martyrer und von allen, die Zeugnis abgelegt haben für ihren Glauben, bekundet. Nach der „Entscheidungsschlacht“ ist „tausend“ Jahre  Sabbatruhe, Gott hat sein Werk vollendet und ruht aus. Es ist ein Verweilen im Ablauf des Geschehens vor dem letzten Akt, es ist dramaturgischer Zwischenakt bei diesem Schauspiel, ein „Intermezzo“, bis das Finale kommt, der letzte Paukenschlag erfolgt. Noch einmal bäumt sich der alte Drache auf, und es findet ein mythischer Kampf statt, in dem Gog und Magog, alle dämonischen Kräfte, Geisterheere, Totenheere, die Heere des Todes und des Grauens, noch einmal aus allen vier Himmelsrichtungen und von den Enden der Erde zusammengeholt werden, noch einmal steigen sie herauf, um gegen das Lager der Heiligen und Gottes geliebte Stadt zu kämpfen. Aber der alte Drache und sein Anhang können die Stadt Gottes nicht verschlingen, und Feuer fällt vom Himmel und verzehrt die dämonischen Heere, die Armeen des Todes, ohne dass ein Kampf stattfindet. Der alte Drache vergeht im Feuer, er verbrennt im Weltenbrand; er verbrennt mit der alten Schöpfung, die auch Tod und dämonische Bosheit  in sich birgt, denen sie zur Wohnstatt geworden ist.

IV. 3. DAS „LETZTE GERICHT“       

       - DIE GERECHTIGKEIT

       - DIE VERNICHTUNG DES TODES UND SEINER WELT


Dann sah ich einen großen weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor seinem Anblick flohen Himmel und Erde, und es gab keinen Platz mehr für sie. Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und die Kleinen. Und Bücher wurden aufgeschlagen. Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren; und der Tod und die Unterwelt gaben ihre Toten heraus, die in ihnen waren. Sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. Der Tod und die Unterwelt aber wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod: der Feuersee. Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen.
Offenb. 20, 11-15

Der Weltenrichter richtet die Toten, er stellt die Gerechtigkeit her. Der Tod wird vernichtet.

Mit der Urschlange, dem Urdämon, kam der Tod in die Welt, er verführte die Menschen , Adam und Eva. Und sie mißtrauten ihrem Schöpfer und wollten sein ihr eigener Gott und erkannten sich, als ihnen die Augen aufgingen, als Sterbliche , vom Tod bestimmt, so erzählt das Buch Genesis. Der Urdämon führt mit sich den Tod. Darum stirbt mit der alten Schlange, der hinterlistigen Verführerin, der alten Anklägerin des Menschen vor Gottes Thron, - auch der Tod, den sie im Gefolge führt.

Der Tod, der „Sensenmann“, die Angst, zu vergehen, nicht mehr zu sein, wieder zu Staub zu werden - ist eine gewaltige Kraft des Nichts - die „Leere“. Dieses „Jedermann“ scheint unbesiegbar der Schöpfung eingepflanzt, es ist der unsichtbare ständige Begleiter der apokalyptischen Reiter, der Partner aller dämonischen Plagen, die den Menschen überkommen.

Der Urdämon ist janusköpfig - seine Rückseite heißt „Tod“ - der mächtige Purpurglanz des Drachen verwandelt sich blitzschnell in die hohlen Augen des Todes , in Moder und Verfall. Langfristig sind wir alle tot und vergessen, sind wir hinabgestiegen in das Reich des Todes.

Der Begleiter des Todes ist das „Vergessen“ - die Angst wohnt im Menschen,  nicht in das Buch des Lebens eingeschrieben zu sein. Das Buch des Lebens aber ist die „Erinnerung“. Ich vergesse dich nicht, sagt der Herr, ich habe dich in meine Hand geschrieben. Kein Haar fällt von eurem Haupt, ohne dass Gott es bemerkt, heißt es in der Bergpredigt im Mattäusevangelium. Deshalb könnt ihr sorglos leben wie die Lilien auf dem Feld und die Vögel des Himmels. Die Bergpredigt ist ein prophetisch- endzeitliche Predigt, eine apokalyptische Predigt: Selig werden gepriesen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, es ist die letzte der Seligpreisungen; die Gerechtigkeit wird am Ende siegen.

Die Kraft, die das Böse in den Herzen der Menschen hervortreibt, sie wird im nie erlöschenden Feuer verbrennen, nie kehrt der Urdämon zurück und mit ihm der Tod;  sie können nicht mehr von den Toten auferstehen, weil sie unumkehrbar auf ewig verbrennen und sich „immerwährend“, unendlich in Rauch auflösen. Nie wird dieses Feuer erlöschen und aufhören, sie zu verbrennen, und die Angst wird von den Menschen genommen, dass der Tod zurückkehre.

Es sind Bilder der Sehnsüchte, der Hoffnungen und der Ängste, es sind Urgestalten der Sehnsucht und der Angst, die in den Visionen der Apokalypse auftauchen. Dem Menschen ist eingebildet das Trauma der Geburt, das Hinausgeworfen- und Gestoßenwerden in eine fremde Welt aus der Geborgenheit des Mutterschoßes - aber auch das Hineingleiten ins Licht. Er kennt seine Schuldverfallenheit, kennt Krankheit, Vergehen und Tod; der Tod ist das Hinausgeworfenwerden aus dem Leben, das Vergrabenwerden und das Zerfallen. Und es wohnt die Sehnsucht in ihm nach Heimat und Geborgenheit, die Hoffnung auf eine Zukunft über den Tod hinaus. Er erkennt die Verwandlung im Alter, das sich Selber- Fremd-Werden, das Abwerfen der Hülle, das Vor-sich-selber-Grauen - man verwandelt sich allmählich selbst in den Tod, wie das Buch Kohelet beschreibt. Er kommt nicht zu dir, du wirst es selbst: er wächst aus dir heraus, der Totenkopf ist schon in dir.

Kann man am Ende das alte Kleid des Leibes abwerfen wie einen Kokon, kann man sich am Ende verwandeln? Gibt es eine neue Geburt aus Gott? Gibt es eine neue bunte Welt, unvergänglich wie Edelstein, ein Diamant, von innen heraus strahlend, wenn das Licht ihn erfasst? Ist er, Christus, das Licht einer neuen kommenden Welt, die uns erwartet?

Das Meer und die Unterwelt gibt seine Toten heraus, heißt es in der Apokalypse, sie steigen herauf aus der Unterwelt beim letzten Gericht; der Weltenrichter sitzt auf einem großen weißen Thron, der Gottes Lichtfülle versinnbildet und die Toten, stehen vor seinem Thron im himmlischen Gerichtssaal. Die alte Erde und der alte Himmel fliehen vor ihm, den es gibt keinen Platz mehr für sie, ihre Zeit ist zu Ende.

Der Seher sieht Himmel und Erde vor der Macht des Weltenrichters fliehen. Das Einzige, was  Bestand hat, der einzig Souveräne ist der Thronende, auf den der Blick durch das Entschwinden des Universums konzentriert wird. Er ist nun die einzige Wirklichkeit, alles andere hat keinen Bestand mehr. Gottes Macht zwingt  das Meer und die Unterwelt, alle menschen- und gottfeindlichen Mächte zur Herausgabe der Toten.29)  Die Toten werden gerichtet nach ihren Werken, die im Buch des Lebens verzeichnet sind, werden einziehen in Gottes neue Welt als Auferstandene.

Bei jedem Menschen bricht bei seinem Sterben seine persönliche Welt zusammen, für ihn geht die Welt unter  (wie bei einer Eintagsfliege am Ende eines einzigen Tages, wenn die Sonne versinkt), für ihn entschwindet das ganze Universum. Und er tritt ganz allein Christus gegenüber, weil für ihn die ganze Welt, das ganze Universum entschwunden ist und Christus für ihn die einzige Wirklichkeit ist. Die „Bücher der Werke“ werden aufgeschlagen , und Christus richtet die Menschen nach ihren Werken mit seinem Wort. Mit seinem Wort stellt er die Gerechtigkeit in der Schöpfung wieder her, alles, was an Ungerechtigkeit über die Geschöpfe Gottes gekommen ist, wird er „richten“ und gerademachen. Mit seinem Wort wird er alles heilen, denn Gott ist ein heilender, ein rettender, ein barmherziger Gott.

Es  ist eine ungeheure Vorstellung, wenn es am Ende so wäre, dass alles Leid, das Menschen anderen Menschen zugefügt haben, alles globale Morden, jede Art der Unterdrückung und Versklavung, jedweder Terror, jedwede Zerstörung eines anderen Menschen, - alles, was nie offenkundig wurde - für immer ungesühnt bleiben würde, wenn es am Ende doch keine ausgleichende Gerechtigkeit gäbe. Wieviele globale Täter und Mörder würden die „Herren“ der Geschichte bleiben, denn nie wurden sie verurteilt, denn nicht alle Schuld rächt sich auf Erden. Wieviele Täter würden nie mit ihren Taten konfrontiert werden, wieviele Opfer würden nie Genugtuung erfahren - bis in alle Ewigkeit blieben die Schicksalsfragen der Opfer offen und ohne Antwort. Nie würden die Opfer Heilung erfahren. Alle Greueltaten, die von Menschen in der Geschichte verübt wurden und werden, nie würden sie ohne ausgleichende Gerechtigkeit am Ende ihre Auflösung erfahren; alles, was je an Unvorstellbarem Menschen anderen Menschen antun, würde unwiederbringlich in der Vergessenheit versinken, wenn es nicht am Ende der Tage an das helle Licht des Tages Gottes kommen würde. Was Menschen je an zugefügtem Leid in ihrem Herzen trugen, soll es nie ans Licht  kommen und vor Gott offenkundig werden? Geht am Ende mit dem Gericht Gottes ein alter Menschheitstraum derer in Erfüllung, die Opfer geworden sind?

Können die Ereignisse der menschlichen Geschichte am Ende von den Menschen im Lichte der Wahrheit gesehen werden, wenn die Schleier der Lüge, der Täuschung und des gesellschaftlichen Betruges fallen,und die Geschehnisse und alles,was Menschen widerfahren ist, ungeschminkt und klar hervortritt und Schuld und Unschuld menschlicher Verstrickungen sich klären? Das „letzte Gericht“ ist die Frage eines letztendlichen Gerechtigkeit, die global und individuell den Menschen widerfahren soll, den Tätern wie den Opfern.

Den Armen und den Kindern, all denen, die besonders missachtet wurden im damaligen Israel, wird die Königsherrschaft Gottes in besonderer Weise zugesprochen (Mt 5,3; Mk 10,14). Alle, die Jesus nachfolgen, werden bei der Neuschaffung auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten, heißt es im Mattäusevangelium (Mt 19,28), es sind die Menschen der Bergpredigt:

die Armen, die Barmherzigen, die zu Unrecht Verfolgten ...und die Kinder. Aus dem Munde der Unterdrückten werden die Unterdrücker ihr Urteil hören, ihre Taten schlagen auf sie zurück. Es werden auf dem Richterstuhl sitzen alle, die gehungert haben, denen das Lebensnotwendige fehlte, - alle, die sich nicht wehren konnten und denen ihr zukommender Platz im Leben, in der Gesellschaft verwehrt wurde, - alle, die keine Lebenschancen erhielten, die Heimatlosen und Besitzlosen, -alle, die auf Gewalt verzichteten und Feindesliebe lebten. Die Seliggepriesenen der Bergpredigt werden ihr Urteil sprechen mit Christus, dem Weltenrichter, über die Gewalttätigen und Mörder, die erbarmungslos mit denen umgegangen sind, die dem Herzen Gottes nahe sind und über die Mächtigen, die die Völker unterdrücken und ihre Macht mißbrauchen, alle Lebenschancen für sich usurpieren, und mitleidslos nur ihren Vorteil und Gewinn suchen, - damit allen Gerechtigkeit widerfahre.

„Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleider gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht.“(Mt 25,42 f.)

Im Gleichnis von den Zehn Jungfrauen (Mt 25,1-12) erzählt das Mattäusevangelium, dass zehn Jungfrauen mit brennenden Lampen auf den „Bräutigam“ warteten, der zur „Hochzeit“ kommt. Aber die Zeit zog sich hin bis zu seiner Ankunft, und die fünf  törichten Jungfrauen merkten, dass ihre Lampen zu erlöschen drohten, weil das Öl ausging. Und sie sprachen zu den klugen Jungfrauen: gebt uns von eurem Öle, denn unsere Lampen erlöschen. Aber niemand kann dem anderen von dem etwas geben, was er selbst für das Reich Gottes vorgesorgt hat, man kann es nicht teilen. Und sie gingen zu den Krämern, um das fehlende „Öl“ nachträglich zu kaufen, aber als sie zurückkamen, waren die Türen des „Hochzeitssaales“ geschlossen - die „Hochzeit“ findet ohne sie statt. Sie stehen „draußen“ vor der Tür - es ist die Endzeit - sie haben sich selbst ausgeschlossen, sie kommen „zu spät“, sie stehen draußen in der Finsternis, das Urteil ist gesprochen - ein dramatisches Bild für das „zu wenig“ und „zu spät“ beim herannahenden Ende. Das Entscheidende im Leben kann man nicht „nachträglich“ besorgen, man muss es „jetzt“ tun.

Die nicht im Buch des Lebens verzeichnet sind, erzählt die Apokalypse, werden in den „Feuersee“ geworfen, sie „verbrennen“ wie Spreu, sie kehren nie mehr zurück, weil das „Feuer“ nicht aufhört, sie zu „verbrennen“. Weil es nicht erlischt, können sie nicht zurückkehren - ein Bild für die Unumkehrbarkeit des Geschehens, - sie werden verschlungen vom Schlund des Vergessens, ein Schlund, der sie auslöscht wie Feuer trockenes Holz. Es steht hinter dem Bild die Angst des Menschen vor dem „Verschwinden“, vor dem sich „Auflösen“, - die Angst, für immer fern von Gott, fern vom Leben zu sein, ins „Vergessen“ Gottes zu gehen - eine ins „Unendliche“ gesteigerte Existenzangst.

Es geht nicht um die wirkliche Realität, dass Menschen, Geschöpfe Gottes, am Ende „spurlos ins Nichts verschwinden“, sondern um die reale Möglichkeit, dass es so sein könnte, die der Verfasser der Apokalypse in seiner Vision sieht - es ist ein finales Schreckensbild des Sehers Johannes. In jedem Menschen sind Spreu und Weizen, die Spreu aber wird verbrennen.

Für die Menschen aber, denen Christus das Leben zuspricht, wird der „Tod“ und „Hades“, der Gott der Totenwelt, für immer vernichtet sein und nie mehr zurückkehren können.

 

 

velvet

  • Gast
Antw:Die Johannes-Apokalypse - Prophezeiung und Vision
« Antwort #7 am: 10. November 2012, 05:08:30 »
V. DIE NEUE SCHÖPFUNG       

   - DAS NEUE JERUSALEM ALS „STADT“

     UND  PARADIESESGARTEN

   
„Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie ein Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat; da hörte ich eine laute Stimme von Thron her rufen: Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.
Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen mit den sieben letzten Plagen getragen hatten. Er sagte zu mir: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes. Da entrückte er mich in der Verzückung auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes. Sie glänzte wie ein kostbarer Edelstein, wie ein kristallklarer Jaspis. Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf.
Und er zeigte mir einen Strom, das Wasser des Lebens, klar wie Kristall; er geht vom Throne Gottes und des Lammes aus. Zwischen der Straße der Stadt und dem Strom, hüben und drüben, stehen Bäume des Lebens. Zwölfmal tragen sie Früchte, jeden Monat einmal; und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker. Der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt stehen. Es wird keine Nacht mehr geben, und sie brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne. Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen in alle Ewigkeit.“
Offenb. 21, 1-6.9-12.; 22,1-3.5


Die Auferstandenen werden mit Christus in der Stadt Gottes wohnen, die herabsteigt vom Himmel.

In mehrdeutigen Bildern, Metaphern und Symbolen beschreibt der Verfasser der Apokalypse die Herabkunft des“ Neuen Jerusalem“, einer „Gegenstadt“ zu „Babylon“. Die Stadt „Babylon, die „Hure Babylon“, ist untergegangen, das „himmlische Jerusalem“ aber steigt auf die Erde herab und wird zur „Braut“ des „Lammes“. Einer der Engel, der die Zornesschalen trug, führt den Seher Johannes in einer Vision auf einen hohen Berg und lässt ihn wie Mose in das Neue Land hineinsehen und zeigt ihm die Neue Stadt, die vom Himmel herabkommt auf die neue Erde, denn Gott hat  bereits einen neuen Himmel und eine neue Erde geschaffen. Einer der Engel der „Passion“ verwandelt sich in einen Engel der „Auferstehung“. Ist die ganze Apokalypse eine Passionsgeschichte in mehreren Akten, wo durch Schmerz und Leid und Tod hindurch die Neue Stadt geboren wird ?

http://www.johannes-apokalypse.de/tafel39_small1.jpg

Tafel 39:       
Im Bild des Buchmalers zieht der Engel mit ausgestreckter Hand den Seher Johannes auf den Berg, um ihm die vom Himmel herabsteigende Stadt Gottes zu zeigen. Aber der Buchmaler stellt nicht die Stadt selbst dar, sondern nur die Mauern der Stadt mit zwölf niederen Türmen, deren rote Dächer wie Sahnehäubchen wirken. Die Mauern bilden eine Mandorla, in deren Mitte das „Lamm Gottes“ steht, das eher die Gestalt eines Widders hat. Es steht wuchtig da und hat seine Füße auf die versiegelte Buchrolle gesetzt, es hat von ihr Besitz ergriffen; nur Christus, das  „ Lamm“, kann die Siegel lösen und die Buchrolle entschlüsseln. Das Entsiegeln der Buchrolle führt die Kinder des Lichts zur Neuen Schöpfung. Der wiederkehrende Christus ist das Zentrum der Neuen Schöpfung, doch ist die Stadt ein Geheimnis, und nur das „ Lamm Gottes“ kann das Geheimnis der Stadt aufdecken. Noch sind die Tore der Stadt geschlossen, die Türme der Stadt zeigen keine Tore, denn das „Lamm Gottes“ ist für die Menschen das Tor zum neuen Himmel und zur neuen Erde, nur der wiederkehrende Christus kann den Menschen  den Zugang verschaffen zur Stadt Gottes. Wie ein Ring umschließen die Mauern der Stadt das „Lamm Gottes“, - das Bild eines Siegelrings, -   noch ist versiegelt die neue Erde, noch ist die Stadt ein Geheimnis der Zukunft, sie ist erst am Kommen; von ferne kann man sie kommen sehen, herabsteigen vom Himmel. Wenn sie da ist, wird sie sich über die ganze Erde erstrecken.

Die Neue Stadt ist die Antipode zu „Babylon“, das untergegangen ist. Die „apokalyptische Frau“, das Volk Gottes, das in Wehen liegt, bringt die Menschen des himmlischen Jerusalems „hervor“, sie selbst verwandelt sich in das „himmlische Jerusalem“  - von oben wird es von Gott geschenkt. Sie ist geschmückt wie eine Braut zur Hochzeit mit dem „Lamm“, dem wiederkehrenden Christus. Das „ himmlische Jerusalem“ steigt herab auf die bereits neu geschaffene Erde, es ist die Wohnstätte Gottes, in ihm erscheint die Herrlichkeit Gottes und es umfasst die ganze Erde. Das Volk Gottes, das unter messianischen Wehen an dem Endpunkt seiner Geschichte angekommen ist, wird von Gott verwandelt, und vereinigt sich mit der vom Himmel herabsteigenden Stadt; es zieht ein in das Gelobte Land.30)

Er, der auf dem Thron sitzt, in der Mitte der Stadt, spricht: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende“. Alle Buchstaben des griechischen Alphabets sind zwischen dem ersten und dem letzten Buchstaben eingeschlossen, alle Worte sind daraus gebildet. Die ganze Schöpfung von Anbeginn ist damit gemeint, denn durch das“ Wort“, den Logos, ist alles entstanden. Der Logos ist die menschgewordene Weisheit Gottes, die von Anfang der Schöpfung schon beim Vater war. Christus, der Logos, war schon von Beginn an beim Vatergott. Gott ist es, der die Erde schuf (Alpha) und sie vollendet (Omega). Gott ist es selbst, der die Geschichte der Welt und der Geschichte schreibt, den Sinn sie hineinlegt, er ist das Alpha und das Omega, und am Ende werden die Rätsel gelöst, der Lebensdurst der Menschen wird gestillt mit dem Wasser des Lebens, das von Gott kommt. Die“ Buchrolle“, die versiegelte Geschichte, enthält die Frohe Botschaft, aber auch das Gericht - nur Christus kann ihren Inhalt entschlüsseln. Gott ist das Alpha und das Omega, Anfang und Ende des Alphabets und somit alles Geschriebenen, aller Schriften, aller Weissagungen, aller gesprochenen Worte; mit seinem Wort hat er Himmel und Erde geschaffen, Beginn und Ende der Schöpfung ist er. Er versinnbildet die Reihenfolge der Buchstaben - geschriebene, buchstabierte Geschichte, die an ihr Ende kommt wie das gesprochene Alphabet. 

Im Bild der neuen Erde umgibt eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf die Neue Stadt, die vom Himmel herabgestiegen ist. Der Paradiesesgarten ist in das Zentrum der Stadt, wo Gott wohnt, integriert. Die Sternbilder, die vom Himmel gefallen sind, schmücken die Grundpfeiler, die Grundfesten der Stadt als Edelsteine, die Lichter der Apostel, auf denen die Stadtmauer gründet, verbinden sich mit dem Glanz der Sterne - die Sterne selbst bilden die Grundfesten der Mauer, weil man sie am Himmel nicht mehr braucht. Sonne und Mond verbinden sich mit Christus und sind das neue Licht in Gottes Welt, er selbst ist die Sonne der Stadt. Die Grundsteine  der Stadtmauer sind die zwölf Sterne Israels, Abbild der zwölf Stämme Israels 31), Abbild der zwölf Apostel. Sie sind das zur Mauer gewordene alt-und neutestamentliche wandernde Volk Gottes, das an sein Ziel gekommen ist. Die Grundsteine, die Grundfesten der Stadtmauer sind mit wunderbaren, farbigen Edelsteinen geschmückt, die in Verbindung stehen mit den Tierkreiszeichen der Sterne. Die mit zwölf Edelsteinen besetzten Mauern sind die Einfassung, in der Mitte aber sitzt die Stadt als“ Diamant“, ein kostbarer Jaspis. Der Sternenhimmel ist auf die neue Erde herabgestiegen, um sie zu schmücken.

Die Neue Stadt ist viel größer als die sie umschließenden Mauern, sie sprengt die Mauern der Stadt und weist über sie hinaus. Gottes Neue Stadt mit den offenen Toren lädt alle Völker und Religionen ein, in die Stadt einzuziehen zur Wallfahrt der Völker: „Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold“, heißt es beim Propheten Jesaja (Jes 6o). Sie kommen wie die Magier, von denen das Mattäusevangelium erzählt, dass sie ihre Geschenke trugen zur Krippe in Bethlehem, - jetzt aber kommen sie als Könige zu Gottes Herrlichkeit, zu seinem Lichtglanz. Die Stadtmauer ist eine lebendige Mauer, aus den Menschen des wandernden Gottesvolkes, der Kirche gebaut. Die Stadt aber ist das Leben selbst, sie ist ein lebendiges Wesen.

Das Leben, das von Gott kommt, sprengt die Mauern der Stadt, greift über sie hinaus. Das „Leben“ ist viel größer als die „Kirche“, es weitet sich aus auf alle Völker und Religionen. Im Innersten des Lebens aber sitzt Gott, er ist der Ursprung des „Lebens“.

Die zwölf Türme der Stadt sind keine Wachtürme mehr, sie sind in schmückendes Beiwerk der Mauer verwandelt, es ist eine lebendige Mauer aus lebendigen Steinen gebaut. Die Türme sind zum Wahrzeichen geworden, zum Orientierungspunkt, zu Leuchttürmen, die den Völkern den Weg weisen durch die Stürme der Zeit. Auf den Mauern der Stadt stehen Engel, - keine Soldaten, sie sind die Wächter der Stadt. Engel, Lichtwesen bewachen die Stadt und schützen sie, kein Dämon nähert sich mehr den Toren der Stadt, das Licht hat die Finsternis verdrängt. Sie erwarten die Jungfrauen mit den brennenden Lampen, - die wachsam gebliebenen Knechte, -die Könige, die den hellen Stern suchen, - die Seliggepriesenen der Bergpredigt,  - sie alle geleiten sie in die Stadt.

Die zwölf Tore sind offen, sie sind kostbare Perlen, die der Kaufmann im Gleichnis des Mattäusevangeliums (Mt13, 45-46) sucht, - er sucht nach dem geöffneten Tor des Himmels - jedes Tor ist eine kostbare Perle, - es ist ein Zugang für dich persönlich bestimmt, einer ist dein Zugang, von welcher Seite du auch die Stadt betreten willst und von wie weither du auch kommen magst von allen Enden der Erde.

Eine bunte Welt zieht ein durch die offenen Tore der Stadt, von überall her und durch alle zwölf Tore, - durchsichtig und klar ist die Stadt, Arglist und Hinterhalt sind ihr fremd, die Lust des Raubtieres ist verloren gegangen, das Kind spielt am Schlupfloch der Natter, der Löwe sitzt neben dem Kalb und frisst Gras, Lamm und Wolf weiden nebeneinander. Die ungeheure Fresslust, wo einer den anderen frisst, ist verschwunden; die Bewohner der Stadt leben nicht voneinander, sie leben von  Gott und den Früchten, die er schenkt. „Homo homini lupus“, es gilt nicht mehr. Alle Gewalttätigkeit und Unterdrückung ist entschwunden.
Stadt und sie umkränzende Mauer sind durchsichtig wie Glas, die Mauer steht auf Edelsteinen, die glitzern wie die Sterne am Himmel, man hat die Sterne vom Himmel auf die Erde geholt. Das Licht der Sterne ist der Grund der Stadtmauer, Sonne und Mond sind schmückendes Beiwerk für die Herrlichkeit Gottes, die die Stadt erhellt, -das Firmament bildet die Straßen der Stadt, es schimmert wie Gold und ist klar wie Glas, und die Bewohner sind die Heiligen Gottes.

Die Menschen, die Zeugnis geben für Wahrheit und Gerechtigkeit, bevölkern die Stadt, sie sind die Söhne und Töchter des Vaters, seine Kinder, und auch sie sind „durchsichtig“ geworden wie die Stadt, keine Arglist und keine Täuschung wohnt mehr in ihnen. In der Stadt gibt es keine Traurigkeit, keine Angst, keine Aggression, keinen Schmerz,- nur die Sehnsucht, die Liebe bleibt. Die Perlen der Stadt sind auch die geweinten Tränen der Menschen, die Unrecht erlitten haben, und diese Tränen haben sich in Perlen verwandelt, sie sind die offenen Tore der Stadt.

Die Stadt ist quadratisch angelegt, ein Quader, ein Riesenwürfel des „Glückspiels“ - endgültig sind die Würfel gefallen, „aureae jactantur“ sagten die Römer, wenn eine Sache entschieden war. Der letzte Würfel ist gefallen, das „Spiel“ Gott - Mensch - Teufel ist zu Ende.“ Glück“ für die Guten, sie haben gewonnen, „Pech“ für die Schlechten, sie haben verloren; erlöst sind die Guten, gebunden die Schlechten, sie verbrennen wie Spreu; das „Pech“ der „Pechmarie“  im Märchen wird über sie ausgegossen und bleibt an ihnen haften. „Goldene Stadt“ -  und „Feuersee“ stehen einander gegenüber, die Stadt - ein Würfel aus Gold und Edelstein - ein „Glückswürfel“ - und glücklich, wer gewonnen hat und zu dessen Gunsten am Ende der Würfel gefallen ist ... ein Spiel der himmlischen und dämonischen Mächte um die Seele des Menschen - ein faustisches Spiel.

Doch ist es nicht Zufall, es ist Gnade, die das Mühen des Menschen um Sinnfindung und Gottsuche begleitet. Der Mensch, der auf Seiten Gottes steht, findet am Ende sein Glück, Gott lässt es ihn finden. Selbst, wenn er alles verloren hat, was er sich an Reichtümern im Leben erworben hat, so wird er doch am Ende bei Gott glücklich sein, ein „Hans im Glück“.
Die Neue Stadt ist eine Wunschvorstellung, die prolongiert wird aus der Mühsal des Lebens, der Freude am Schönen, der Sehnsucht nach Ruhe, Frieden und Glück - dem Wunsch nach Harmonie mit Gott. Die Gier soll zu Ende sein, ein Übermaß an Reichtum, Gold und Edelsteinen soll uns umgeben, kein Hunger und kein Durst soll mehr herrschen, das „Raubtier“ soll seine Fresslust verlieren und der „Krieg“ der Geschöpfe sich in ewigen Frieden verwandeln. Lasst uns drei Hütten bauen, heißt es in der Verklärungsgeschichte vom Berg Tabor im Mattäusevangelium, für Christus, Mose und Elia eine, damit die Menschen dort in der „ jetzigen Endzeit“ in Frieden wohnen können, und nicht auf die neue Welt Gottes zu warten brauchen. Gott hat seine Hütte in Bethlehem bereits unter uns gestellt - am Ende wird er in der Neuen Stadt unter uns wohnen. Die Menschen suchen die Neue Stadt, die Neue Erde als Inbegriff ihrer Sehnsucht und Phantasie, sie suchen die „ewige Heimat“, sie wollen am Ende „nach-Hause-kommen“, sie wünschen sich überbordenden Reichtum, ihr Schicksal soll vergoldet werden, sie wollen offene Tore, Empfangen werden wie der verlorene Sohn vom barmherzigen Vater, ein Fest ohne Ende soll es sein.

Es sollen die Stummen reden, die Lahmen gehen, die Tauben hören, keine kleinen Tode  des Abschiednehmens mehr sein, sondern das Reiseziel endgültig gefunden werden. Es soll ein Hochzeits-Mahl sein mit einer Feier ohne Sorgen, Lachen ohne Trauer, ein Leben, bei dem  der Tod nicht mehr mit am Tisch sitzt.

Unablässig leuchtet das Licht in der Neuen Stadt und fließt das Wasser des Lebens, unaufhörlich ist der Glanz der Ewigkeit. Nichts ist mehr verborgen, alles erstrahlt im hellen Lichte Gottes, es gibt keine geheimen Gedanken, keine versteckten Wünsche mehr. Alle Gebrechen und Nöte sind wunderbar geheilt, alle Sehnsucht gestillt, alle Tränen getrocknet, alles Leid verwandelt in einer bunten Welt voller Glanz. Alle Tore sind offen, weil alle Bedrohung  gewichen ist, die Freiheit geht spazieren durch die Tore der Stadt und trifft ihre Freundinnen. Es ist eine Stadt, in der die Zeit verwandelt ist, die Zukunft ist zur Gegenwart geworden.



Tafel 40:     

Die Neue Stadt, das Neue Jerusalem wird einerseits als wunderschöne, kostbare Stadt dargestellt, andererseits aber auch im letzten Kapitel der Apokalypse in einem varianten Bild als Paradiesesgarten, der in die Stadt integriert ist.

Im Bild des Buchmalers schwebt der Seher Johannes über dem grünen Land der Hoffnung, auf dem die Bäume des Lebens wachsen, sie tragen ständig Früchte, und ihre Blätter heilen die Menschen von all ihrem Leid und von ihren Tränen, von Krankheit und Tod. Der „Fluch“ Gottes, das Arbeiten im Schweiße seines Angesichtes, das Gebären unter Schmerzen, das Sterbenmüssen nimmt ein Ende. Die überlangen Finger der rechten Hand streckt der Engel dem Seher entgegen, der seine Hände bittend nach vorne ausgestreckt hält. Der Kopf des Engels ist umrahmt vom Schein des Lichtglanzes Gottes in den Farben des Regenbogens, wobei die smaragdgrüne Farbe korreliert mit dem Grün der Neuen Erde. Der Seher trägt das Kleid in den Farben des Thrones Gottes, er trägt das Kleid Gottes, das Kleid des Himmels.

Von dem, der auf dem Thron sitzt im Goldgrund des Himmels, - es ist der Thron Gottvaters und des wiederkehrenden Christus, - strömt das Wasser des Lebens in breitem Fluß unablässig herab auf die neue grünende Erde und bewässert sie. Wie die Morgenröte leuchtet hinter ihm der Himmel, er ist die aufgehende Sonne.

Hinter dem Seher stehen die Bäume des Lebens, voll mit Früchten, die den Bewohnern der Neuen Erde ewiges Leben schenken, jeden Monat tragen sie Früchte.

Es ist der Traum des Menschen, zu essen vom Baum des Lebens und zu verlieren die Angst vor dem eigenen Tod. Deshalb steigt seine Sehnsucht hinauf zu den „ewigen“ Sternen, die am Himmel stehen und als ewige Lichter scheinen. Der Mensch hat seine Geborgenheit verloren und sehnt sich zurück in das längst vergangene Paradies. Er sucht den Ort, wo sein ewiger Lebensdurst gestillt wird von der Quelle, die hervorbricht unter Gottes Thron und den Garten bewässert, wo die Bäume des Lebens immerwährend Früchte tragen, die ewiges Leben schenken. Wie Adam und Eva wollen die Menschen mit Gott im Abendwind spazierengehen. Keine Schlange soll sie mehr verführen mit Hinterlist - Arglist und Misstrauen sollen verschwinden, auch Tränen und Not.

Von Angesicht zu Angesicht werden sie Gott schauen, den niemand je gesehen hat. Er ist kein verfremdetes Spiegelwesen mehr, sondern er ist herausgetreten aus dem Spiegel, sein Thron steht im Licht der Morgenröte, er ist selbst das aufgehende Licht der Sonne, und er lässt die Menschen sich lagern auf dem Grün der Neuen Erde wie die Menschen der Brotvermehrung. Der Herr ist mein Hirte, heißt es im Psalm, nichts wird mir fehlen, er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

Das Lukasevangelium erzählt im Gleichnis, wie der barmherzige Vater den verlorenen Sohn wieder als Erben aufnimmt, obwohl er seinen Erbanspruch im Lebensrausch schon verspielt hat. Er schenkt ihm sein Erbe umsonst, er hat keinen Rechtsanspruch mehr, zu wohnen im Hause des Vaters. Die Kinder Gottes werden am Ende das Himmelreich erben - es wird ihnen umsonst geschenkt.  Der Frau am Jakobsbrunnen verheißt Jesus im Johannesevangelium lebendiges Wasser, das ihren Durst für immer stillt. Er verheißt es ihr, weil sie am „Verdursten“ war im „Leben“ wie Hagar, die Magd Abrahams in der Wüste.

Der Mensch hat Angst vor der „Sintflut“ des Lebens, Angst, unterzugehen in den Wirnissen seiner persönlichen Geschichte, kein Land mehr zu sehen und zu verdursten mitten auf dem Meer, umgeben von den Mächten des Chaos. Dieses Wasser, das von Gott kommt, ist nicht das Unheilswasser der Sintflut, das ständig den Menschen bedroht in der Zeit seines Lebens, sondern es ist das Wasser des Lebens, das in jedem, der davon trinkt, zur sprudelnden Quelle wird.

Wenn die Wüste austrocknet und das Wasser der kleinen Oase „verschwindet“, begreifen dies die Tiere nicht. Sie suchen das Wasser irgendwo in der Wüste, - es war doch gerade noch da - wie kann es verschwinden? Aber auch die Menschen begreifen es nicht, wenn ihr „Lebenswasser“ plötzlich zu Ende geht, und sie suchen nach dem „Wasser des Lebens“, aber sie können es erst finden, wenn das „Wasser von oben“ kommt, ihnen von oben geschenkt wird, ansonsten verdürsten sie in der „Wüste“.

Urplötzlich und gewaltig wird die Neue Welt Gottes auf die Erde kommen, wie der Regen urplötzlich kommt über die ausgetrocknete Wüste und sie über alle Maßen überschwemmt mit Wasser, auf dass sie blühe und sich verwandle in einen Garten.

Der Schluss des Apokalypse mündet in einen Gottesdienst, wo die urchristliche Gemeinde den auferstanden Christus bittet: „marana tha“, komm, Herr! Die Christen bitten den auferstanden Christus, er möge beim Gottesdienst in ihrer Mitte erscheinen , und er möge bald kommen als Weltenrichter am Ende der Tage (Offenb. 22, 20) und die Erde verwandeln.32)

Sie werden ermutigt, in Treue zu Christus zu stehen, dann werden sie Anteil haben am „Baum des Lebens“, und sie werden vom „Wasser des Lebens“ trinken.

 

   

 

   
Sehnsucht:   

   

     „Es war, als hätt der Himmel

      Die Erde still geküsst,

      Dass sie im Blütenschimmer

      Von ihm nun träumen müsst.

     

      Die Luft ging durch die Felder,

      Die Ähren wogten sacht,   

      Es rauschten leis die Wälder,

      So sternklar war die Nacht.

 

      Und meine Seele spannte

      Weit ihre Flügel aus,

      Flog durch die stillen Lande,

      Als flöge sie nach Haus.“ 

     (Joseph von Eichendorff:“Mondnacht“)
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Anmerkungen:       
1)  Der Codex der „Bamberger Apokalypse“ befindet sich in der Bamberger Staatsbibliothek (Ms.Bibl.140). Er ist in lateinischer Sprache verfasst, besteht aus 106 Pergamentblättern und enthält als Buchschmuck 57 Miniaturen und 103 ganzseitige Initialen. Im vorderen Teil enthält die Handschrift des Codex den Text der Apokalypse (fol 1-58r) mit 49 ganzseitigen oder in die Schriftpassagen inserierten Miniaturen, daran schließt sich ein Evangelistar. (Ingo F. Walther und Norbert Wolf, Codices illustres, Köln 2001, S. 118f.)

2)  Vgl. Rudolf Hoppe, in: Apokalypse, herausg. von Herbert W. Wurster u. Richard Loibl, Passau 2000, S. 162

3)  Johannes-Apokalypse im Text der Einheitsübersetzung, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980

4)  Vgl. Rudolf Hoppe, a.a.O., S. 139-158

5)  An die Gemeinde von Laodizea schreibt der Seher: „Wärest du doch kalt oder heiß.Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien“ (Offenb. 3,15 f). In Hierapolis, in der Nähe von Laodizea waren heiße Quellen, die beim Abfließen lauwarm wurden, und als lauwarmes Wasser nicht mehr zu gebrauchen waren, weder zum Trinken noch zum Waschen. Laodizea war auch bekannt wegen seine Textilproduktion (Kleider) und berühmt waren seiner Banken,und es gab auch eine pharmazeutisch-medizinische Schule (s. Heilung der Augen) dort (vgl. dazu Alexander Sand, in: Bibel heute, Die Apokalypse des Johannes, 33. Jahrg., Stuttgart 1997, S. 59 ff.)

6)  Siehe Elisabeth Schüssler Fiorenza, Das Buch der Offenbarung, Stuttgart 1994, S. 51

7)  Vgl. ebd. S. 57   

8)  Vgl. Sacharja 4,10: Die sieben Augen Gottes schweifen über die Erde

9)  Vgl. Martin Gutl, Der tanzende Hiob, Graz 1975, S. 120

10) Vgl. Hans Urs v. Balthasar, Die Apokalypse, in: Ja, ich komme bald, Die Endzeit im Licht der Apokalypse, Herausgeber: Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg 1985, S. 120 f.

11) Nach dem altorientalischen Mythos besitzt der höchste Gott Bücher oder Tafeln, in denen oder auf denen das Geschick der Welt geschrieben steht. ( Elisabeth Schüssler Fiorenza, a.a.O. S. 82)

12) Vgl. Hans Urs v. Balthasar, a.a.O., S. 120

13) Vgl. ebd. S. 121

14) Vgl. ebd. S.121

15) Vgl. ebd. S. 122

16) Der Moloch Rom beutete die unterworfenen Provinzen aus und zog allen Reichtum und Luxus in die römische Metropole. Die „Bürger“ Roms beherrschten im 1. Jahrh. n. Christus das römische Kaiserrreich, waren dem Kaiserkult zugetan, der römischen Staatsideologie, der römischen Götterreligion. Die Christen, die ja das römische Bürgerrecht kaum besaßen, waren lediglich verachtete oder verfolgte  Untertanen ,vielfach der Unterschicht zugehörig, die auf die Herstellung der Gerechtigkeit durch Gott hofften, letztlich auf die Herstellung der Gottesherrschaft.

    Der Verfasser der Apokalypse sieht die Herrschaft Roms natürlich aus einer bestimmten Sicht, aus einer bestimmten Perspektive und aus seiner Situation heraus und zwar in der Zeit gegen Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus. Er sieht sie als kosmopolitisch ausbeutende und unterdrückende Macht, die besonders Christengemeinden feindselig gegenübersteht und sie bedroht. Er kann deshalb der Herrschaft Roms und der Römer nichts Positives abgewinnen. Aus wissenschaftlich fundierter weltgeschichtlicher Sicht kann man die römische Herrschaft natürlich im Nachhinein etwas anders akzentuiert sehen. Ob es unter Domitian überhaupt echte Christenverfolgung gab, ist ungesichert, aber es gab eine Bedrohung der Christengemeinden.

17) In Ephesus, der Metropole in der römischen Provinz Asia, kam es häufig zu Erdbeben. Der Sonnenfinsternis in Verbindung mit einem Erdbeben maßen die Menschen große Bedeutung zu. Ephesus zählte in seiner Blütezeit im 1./2. Jahrh. n. Chr. ca. 200 000 Einwohner. Die Christengemeinde unter der Leitung von Timotheus, der 96 n. Chr. von Anhängern des Dionysoskultes erschlagen wurde, spielte in Ephesus keine große Rolle. Im Jahr 96 n. Chr. wurde der römische Kaiser Domitian ermordet.  Ephesus hatte ihm zu Ehren einen Kaisertempel errichtet, Domitian ließ sich schon zu Lebzeiten als Gott verehren, als Inkarnation des Gottes Apollo. Der Kaiserkult spielte in der Provinz Asia zur Regierungszeit Domitians anscheinend eine große Rolle.

18) In Ephesus stand ein Standbild des römischen Kaisers Domitian, dem man Weihrauch opferte als Zeichen der Verehrung. Wer nicht opfern wollte, konnte der Kaufmanngilde nicht angehören und keinen Handel treiben, weil er nicht das „Zeichen“ des Kaisers trug. Die bekennenden Christen waren somit stark benachteiligt, ihnen war die wirtschaftliche Lebensgrundlage entzogen.

19) Die Göttin „Roma“ galt als die Mutter der Götter und auch des Apollo. Der römische Kaiser Domitian sah sich als eine Inkarnation des Apollo. Mit dem Namen des Heuschreckenherrschers Apollyon, einem Synonym für Apollo, will der Verfasser sagen, dass die dämonischen Wesen den römischen Kaiser zum König haben (vgl. Elisabeth Schüssler Fiorenza, a.a.O., S. 94).

20) Die Heuschreckenplage ist latent vorhanden, jederzeit kann sie ausbrechen wie ein Chaos wegen der zahlreich gelegten Eier, die vor sich hinschlummern. Der klirrende Flügelschlag erinnert an klirrende Schwerter, sie tragen einen „Panzer“ und wirken wie eine Armee. Sie vermehren sich plötzlich ungeheuer, wenn es viel regnet.

21) Die Skorpione kommen in der Dunkelheit heraus, jagen in der Nacht, lähmen mit dem Gift ihres Stachels das

    Opfer und fressen es schnell auf. Sie kämpfen auch gegeneinander, nur beim „Liebestanz“ der Skorpione, der Paarung, sind sie sanft zueinander. Sie vermehren sich stark und haben gleich bis zu hundert Junge. 400 Millionen Jahre Erfahrung haben die Skorpione im Überlebenskampf.

22) Die griechische Göttin Artemis steht in einer gewissen mythologischen Verbindung zur apokalyptischen Frau: Sie ist die Göttin des Mondes, die darum den Bogen führt, der über Leben und Tod entscheidet. Sie wurde besonders in der Metropole Ephesus verehrt. Man hatte ihr dort früher ein Heiligtum errichtet (Artemisium).

    In dem Heiligtum versteckte sich Kleopatras Schwester (1. Jahrh. v. Chr.), weil ihr Kleopatra nach dem Leben trachtete. König Krösus hatte im 7. Jahrh. vor Christus zu Ehren von Artemis einen Tempel errichten lassen, der als eines der sieben Weltwunder galt.

    Artemis war die Schutzgöttin der Insel Patmos, die der Stadt Milet in Kleinasien vorgelagert ist. Nach der griechischen Mythologie ließ sich die Göttin, die Königin über alles Leben in der Natur, auf der höchsten Stelle der Insel nieder. Nach der Legende hatte Leto, als sie von Zeus schwanger war, die Eifersucht Heras herausgefordert. Hera hatte den Drachen Python ausgeschickt, um sie zu verfolgen. Nachden Leto diesem entkommen war, gebar sie Artemis. Leto gebar auch den Zwillingsbruder von Artemis, Apollo. Apollo hatte einen Sohn, Asklepios. Dieser suchte ein Mittel, um die Menschen von dem Tod zu befreien, sie unsterblich zu machen, aber Zeus tötete ihn mit einem Blitz.(vgl. Bibel heute, Heft 131, Stuttgart 1997). /// In der ägyptischen Mythologie wird die Göttin Isis vor der Geburt ihres Kindes, des Sonnengottes Horus, von dem roten Drachen Typhon verfolgt, und sie gebiert ihren Sohn auf einer Insel im Nildelta. Horus tötet dann später den Drachen Typhon.- Wenn am Himmel die Sonne ins Sternbild der Jungfrau tritt, das vielfach mit Isis gleichgesetzt wurde, dann steht am Nachthimmel der Vollmond zu ihren Füßen. Am Himmel steht dem Sternbild der Jungfrau das Sternbild der Wasserschlange Typhon gegenüber. Eine alte mythologische Tradition erzählt von der Himmelsgöttin, die täglich die Sonne gebiert, und von dem Finsternisdrachen, der diese zu verschlingen trachtet.(vgl.J. Roloff, a.a.O, S.123 ff.).

23) Die Vorstellung des Urdrachen könnte hier mythologisch zwei Wurzeln haben:  Zum einen den Mythos vom Kampf im Himmel (Offenb. 12,7-12), wo der Drache auf die Erde gestürzt wird, zum andern die Vorstellung vom Untier des Urchaos, das aus dem Urmeer auftaucht und die bestehende Ordnung gefährdet, die Sonne verfinstert und in die Welt und Zeit der Menschen einbricht, das Erwachen der Urschlange aus dem Schlaf (vgl. Jonageschichte).

    Die feuerspeiende, geflügelte Riesenschlange lebt im Meer und erhebt sich selten in die Lüfte, sie geht auch an Land.

    Gottvater, der Himmel und Erde geschaffen hat, ist der Sieger über die chaotische Gewalt, weil er das Licht schuf aus dem Chaos (Gen 1). Christus ist Herr über das Chaos, weil ihm Wind und Wellen gehorchen (Erzählung vom Seesturm), und er wandelt über das Wasser, weil er über die Mächte des Chaos hinweggehen kann.

    Das nächtliche Gefängnis der Sonne ist mythologisch das Meer, in dem die Sonne versinkt. Durch das Meer führt der Weg der Sonne vom Untergang bis zum Aufgang. Licht- und Schattenwelt kämpfen gegeneinander, das Licht aber besiegt die Schattenwelt, weil die Sonne immer wieder aufgeht. In der Unterwelt, der Schattenwelt, ist die Welt der Toten, ihr „Gefängnis“ - das Licht, Christus,ist die neue Sonne, er hat die Schlüssel zur Unterwelt, er befreit die Toten aus der Schattenwelt. Er  ist es, der auf den Wellen des „Meeres von Galiläa“ geht, er geht nicht unter,er ist stärker als der Tod.

24) In Ephesus hatte der römische Statthalter eine Statue des Kaisers Domitian errichten lassen, in dem der Seher den wiedererstandenen Nero erblickte. Vielleicht konnte diese Statue auch durch eine Mechanik sprechen und Feuer herabregnen lassen. Die Menschen sollten staunen und die Gottähnlichkeit des Kaisers anerkennen.(vgl. Dieter Bauer, in: Bibel heute, Heft 131, 1997, S. 86ff.).

    Das „Zeichen“ des Kaisers Nero ist die Zahl 666, insofern Kaiser Domitian der neue „Nero“ ist, kann diese Zahl auf ihn übertragen werden (vgl. Heinz Giesen, Johannesapokalypse, 1996, S. 112). Wenn man „neron kaisar“ (Kaiser Nero) in hebräischen Buchstaben schreibt, wo jedem Buchstaben auch eine Zahl zugeordnet ist, so ergibt die Gesamtzahl der hebräischen Buchstaben die Zahl 666 ( vgl. J. Roloff, a.a.O.).

25) Vgl. Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt a. M. 1959, S. 1482-1493.

26) Vgl. Exodus 15, 1-21: ...Rosse und Wagen warf er ins Meer (...) da standen Wogen als Wall, Fluten erstarrten im Herzen des Meeres...

27) Leviathan, die gewundene Schlange und Drache zugleich, bezeichnet in mythischer  Sprache das Meer, die gottfeindlichen Mächte.

28) Vgl. Gerd Heinz-Mohr, Lexikon der Symbole, Düsseldorf-Köln, 3. Aufl. 1974, S. 101

29) Siehe Rudolf Hoppe, a.a.O. , S. 155.

30) Der Verfasser  der Apokalypse orientiert sich bei der Vorstellung vom Neuen Jerusalem an der früheren Metropole Babylon, möglicherweise auch an der Stadt Ephesus. Ephesus besaß einen riesigen Marktplatz und prächtige Bauten mit Straßen aus Marmor. In der Stadt ensprang auch eine Quelle. Die Stadt, die am Meer lag, eine riesige Metropole, war durch Handel reich geworden, sie erlebte ihre Blüte im 1./2. Jahrh. n. Chr. und schwelgte im Reichtum. Überall standen Büsten des Kaisers und seiner Gemahlin.

31) Die Brustkette des jüdischen Hohenpriesters trug zwölf Edelsteine, die die zwölf Stämme Israels symbolisieren.

32) Das „marana tha“, Komm, Herr, erinnert an die Emmauserzählung (Lk  24,13 ff), wo die zwei Jünger den Fremden dringlich zum Mahl einladen und im Fremden beim Mahl, im Brechen des Brotes, den auferstandenen Christus erkennen. Die Emmauserzählung vom Gang nach Emmaus ist eigentlich ein „Gang“ durch den frühchristlichen Gottesdienst mit folgendem Aufbau:

    - Kyrie: „Trauer“ - Herr, hab Erbarmen mit uns

    - Erzählung über Jesu Leben, über seine Kreuzigung und der Auferstehungsbericht (Zwiegespräch?)-

    - Prophetische Schriften (Altes Testament)

    - Gebet - Bittruf: Marana tha (Komm, Herr) oder dringliche Einladung an den Herrn (vgl. Emmausjünger)

    - Lobpreis und Brotbrechung

    - Verkündigung an die anderen, Aufruf zur Weiterverkündigung : Geht hinaus und sagt es weiter 

      Wahrscheinlich war es ursprünglich ein Abendgottesdienst: Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend 

      werden, und der Tag hat sich schon geneigt. Da trat er ein, um bei ihnen zu bleiben. (Lk 24,29)

Der biblische Text der Johannesapokalypse ist entnommen der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980
Literaturangabe zur Johannes-Apokalypse:
Heinz Giesen, Johannesapokalypse, Stuttgart 1986, 4. Aufl. 1996
Hubert Ritt, Offenbarung des Johannes, in: Die Neue Echter Bibel, Bd. 21, 4. unveränderte Aufl., Würzburg 2000
Jürgen Roloff, Die Offenbarung des Johannes, 3. Aufl., Zürich 2001
Elisabeth Schüssler Fiorenza, Das Buch der Offenbarung, Stuttgart-Berlin-Köln 1994
Hans Urs von Balthasar, Die Apokalypse, in: „Ja, ich komme bald“, Die Endzeit im Licht der Apokalypse, herausg. vom Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg 1985
Apokalypse, Zwischen Himmel und Hölle, herausgegeben von Herbert W. Wurster und Richard Loibl, Begleitheft zur Ausstellung in Passau, Passau 2000
Die Apokalypse des Johannes, in: Bibel heute, 33. Jahrg., 3. Quartal 1997, Heft 131, Verlag Kath. Bibelwerk Stuttgart
Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980
Das Neue Testament, übersetzt von Fridolin Stier, München 1989

 Quellenangaben:       
Der biblische Text der Johannes-Apokalypse, der Offenbarung des Johannes, wurde entnommen aus: Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980.

Die Erlaubnis für die Übernahme von Bildern des Buchcodex der „Bamberger Apokalypse“ erfolgte durch das freundliche Entgegenkommen der Staatsbibliothek Bamberg, bei der die Urheberrechte liegen ( Staatsbibliothek Bamberg  Msc. Bibl. 140 ). Der Buchcodex der „Bamberger Apokalypse“ befindet sich in der Staatsbibliothek Bamberg.

Die vollständige Anzahl der Bilder des Buchcodex der „Bamberger Apokalypse“ ist im Internet zu finden unter:

Category Bamberg Apocalypse – Wikimedia Commons.

Die im vorliegenden Manuskript verwendeten Bilder der „Bamberger Apokalypse“ wurden mit freundlicher Genehmigung des Zentrums für Berufungspastoral, Freiburg, entnommen aus dem Buch: „Ja, ich komme bald“, Die Endzeit im Licht der Apokalypse, Freiburg 1985.

 

 

La Salette 1846



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