Autor Thema: Der geistliche Kampf  (Gelesen 30492 mal)

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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #24 am: 01. November 2014, 01:38:27 »
25. Kapitel: Ein Streiter Christi muß, um wider die Feinde gut zu kämpfen, die Verwirrung und Unruhe des Herzens möglichst fliehen

Nach besten Kräften müssen wir uns bemühen, den verlorenen Herzensfrieden wiederzugewinnen. Ebenso muß es dir einleuchten, daß kein Ereignis, das uns im Leben begegnet, uns denselben wirklich rauben oder auch nur stören darf.

Allerdings haben wir triftigen Grund, unsere Sünden zu beklagen, aber das dürfen wir nur mit einem ruhigen Schmerz, wie ich es bereits an mehreren Stellen ausgeführt habe. In gleicher Weise soll man ohne Herzensunruhe jeden Sünder mit wohlwollender Liebe bemitleiden und dessen Schuld wenigstens im Herzen beweinen.

Andere harte und kummervolle Schicksalsschläge wie Krankheit, Verletzungen, Todesfälle unserer Angehörigen, Pest, Krieg, Feuersbrünste und ähnliche Übel werden von den Weltleuten als naturwidrig meistens verabscheut; wir aber können sie mit Gottes Gnade nicht nur wünschen, sondern sogar als eine gerechte Strafe für die Bösen und als eine Gelegenheit zur Tugendübung für die Gerechten liebgewinnen. In dieser Hinsicht sind sie ja auch unserem Herrgott wohlgefällig. Und richten wir uns hierin nach seinem Willen, dann werden wir ruhigen und heiteren Gemütes durch alle Bitterkeiten und Widerwärtigkeiten dieses Lebens hindurchgehen.

Sei darum versichert, daß jede Art von Unruhe in uns dem lieben Gott mißfällt, weil sie immer von Unvollkommenheit begleitet ist und stets aus der häßlichen Wurzel unserer Selbstliebe hervorgeht.

Stelle deshalb immer eine Wache auf, die dir sogleich ein Zeichen gibt, wenn sie irgend etwas entdeckt, was dich verwirren oder beunruhigen könnte, damit du zur Verteidigung die Waffen ergreifst und dir sagst, daß alle erwähnten Leiden und viele ähnliche trotz ihres äußeren Scheines gar keine wahren Übel sind und uns auch nicht die eigentlichen Güter zu rauben imstande sind, und daß Gott selbst sie alle aus den besagten guten Gründen fügt oder aus anderen uns unbekannten, aber zweifellos höchst gerechten und heiligen Absichten zuläßt.

Wenn man so bei jedem Unglücksfall sein Herz in Ruhe und Frieden bewahrt, dann kann man daraus viel Nutzen ziehen; andernfalls fruchten unsere Übungen wenig oder gar nichts.

Zudem ist unser Herz wegen seiner Unruhe den mannigfachen Angriffen des bösen Feindes ständig ausgesetzt, und wir sind in einem solchen Zustande auch nicht in der Lage, den geraden Pfad und den sicheren Weg der Tugend zu erkennen.

Unser Feind kann diesen Frieden in der Seele nicht leiden, weil er in ihm die Wohnstätte des göttlichen Geistes erblickt, wo Gott Großes wirken will. Deswegen versucht er, ihn uns durch falsche Vorspiegelungen zu rauben, indem er uns scheinbar fromme Wünsche eingibt. Den Betrug vermagst du unter anderem daran zu erkennen, daß diese Wünsche dich um den Frieden des Herzens bringen.

Um einen so großen Schaden zu verhindern, öffne, wenn die Wache wieder einen Wunsch meldet, die Türe deines Herzens nicht eher, als bis du, frei von allem Eigenwillen, ihn zuerst Gott dargestellt und den Herrn mit dem Bekenntnis deiner Blindheit und Unwissenheit aufs inständigste gebeten hast, er möge in seinem Lichte dich erkennen lassen, ob derselbe von ihm oder dem Widersacher stamme. Wenn möglich, hole auch das Urteil deines Seelenführers ein.

Auch wenn der Wunsch von Gott herrührt, bemühe dich, deinen allzu großen Eifer vor seiner Ausführung zu zügeln. Denn ein Werk, dem eine solche Abtötung vorausgeht, ist Gott genehmer, als wenn es mit natürlichem Ungestüm vollbracht wird; ja, bisweilen ist ihm die Abtötung sogar wohlgefälliger als das Werk selbst.

Du wirst die Festung deines Herzens in Frieden und Sicherheit halten, wenn du deine unguten Wünsche vertreibst und die guten nicht eher ausführst, als bis du die natürlichen Antriebe zuvor zurückgedrängt hast.

Um dein Herz in tiefstem Frieden zu bewahren, mußt du es vor gewissen Selbstvorwürfen und Gewissensbissen schützen, die von Gott zu kommen scheinen, weil sie dich eines Fehlers beschuldigen, in Wirklichkeit aber vielfach vom Teufel eingegeben sind.

An ihren Früchten wirst du erkennen, woher sie eigentlich stammen.

Machen sie dich demütig und eifrig fürs Gute und zerstören sie nicht das Gottvertrauen, dann nimm sie als von Gott kommend in Dankbarkeit an. Machen sie dich unruhig, kleinmütig, mißtrauisch, träge und nachlässig im Guten, dann kannst du bestimmt annehmen, daß sie vom Widersacher herrühren. Schenke ihnen deshalb kein Gehör und fahre ruhig in deinen Übungen fort.

Öfters als aus den angegebenen Ursachen entspringt die Unruhe unseres Herzens den Widrigkeiten, die uns zustoßen. Um dich gegen solche Schläge zu sichern, mußt du zweierlei beachten. Zunächst gib acht und sieh zu, wem diese Ereignisse zuwider sind; der Seele oder bloß der Eigenliebe und dem Eigenwillen. Sind sie deinen Hauptfeinden, dem Eigenwillen und der Eigenliebe, zuwider, dann darfst du sie nicht als Widerwärtigkeiten ansprechen, sondern als Gnadenerweise und Hilfeleistungen vonseiten des allerhöchsten Gottes, die wir mit freudigem Herzen und mit Dankbarkeit annehmen müssen.

Sind sie der Seele zuwider, so darfst du ihretwegen den Frieden des Herzens nicht verlieren, wie ich es dir im folgenden Kapitel darlegen werde.

Zweitens mußt du dein Herz ganz auf Gott einstellen und blindlings, ohne Weiteres wissen zu wollen, alles aus der liebevollen Hand der göttlichen Vorsehung als reiches Gnadengeschenk annehmen, dessen Wert dir im Augenblick noch unbekannt ist.
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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #25 am: 01. November 2014, 01:54:45 »
26. Kapitel: Unser Verhalten bei Verwundungen

Fühlst du dich verwundet, weil du aus Schwachheit oder sogar mit Wissen und Willen fehltest, dann werde nicht kleinmütig und unruhig, sondern kehre auf der Stelle zu Gott zurück und sage zu ihm: „Siehe, Herr, da habe ich wieder gezeigt, was ich bin; von mir aus war ja nichts anderes als ein Fehltritt zu erwarten."

Denke etwas darüber nach und verdemütige dich vor dir selbst. Bereue die Beleidigung Gottes und verabscheue, ohne die Fassung zu verlieren, deine sündhaften Leidenschaften, namentlich jene, die dich zur Sünde führten. Und fahre dann fort: „Herr, auch hier wäre ich weiter gegangen, wenn deine Güte mich nicht zurückgehalten hätte."

Sage ihm jetzt Dank. Umfasse ihn mit noch innigerer Liebe und bewundere seine Güte, daß er dir trotz deiner Sünde seine Rechte bot, um dich vor weiterem Falle zu bewahren.

Und voll Vertrauen auf seine unendliche Barmherzigkeit sprich: „Herr, zeige dich, wie du bist: Verzeihe mir und laß nie zu, daß ich mich je im Leben von dir trenne; daß ich von dir weggehe und dich noch einmal beleidige." Dann aber grüble nicht mehr darüber nach, ob Gott dir auch wirklich verziehen hat oder nicht; denn das wäre nur Hochmut, Beunruhigung des Geistes, Zeitvergeudung und Hinterlist des bösen Feindes, der dich durch scheinbar gute Vorstellungen täuschen will.

Überlaß dich rückhaltlos Gottes liebevoller Vatersorge und fahre in deinen Übungen gerade so fort, als ob du gar nicht gestrauchelt wärest. Und solltest du tagsüber wiederholt fallen und verwundet werden, dann tu, was ich dir gesagt habe, mit nicht geringerem Vertrauen ein zweites, drittes und auch das letzte Mal genau so wie das erste Mal. Und mit größerer Selbstverachtung und wachsendem Abscheu vor der Sünde gib dir Mühe, behutsamer zu wandeln. Diese Übung mißfällt dem bösen Feind ungemein, weil er weiß, wie wohlgefällig sie Gott ist, und weil er sich von dem beschämt und überwunden sieht, den er vorher besiegt hatte. Darum bemüht er sich, uns durch mannigfache heimtückische Kunstgriffe davon abzuhalten, was ihm leider wegen unserer Fahrlässigkeit und geringer Wachsamkeit über uns selbst vielfach gelingt. Stößt du daher auf Schwierigkeiten, dann mußt du dir noch mehr Gewalt antun, indem du diese Übung auch bei einem einzigen Fehltritt öfters wiederholst.

Bist du nach einem Fehler unruhig, verwirrt und verzagt, dann mußt du zuallererst den Frieden und die Ruhe des Herzens zugleich mit dem Vertrauen wieder zu erlangen trachten. Die Unruhe, die du nämlich der Sünde wegen empfindest, hat ihren Grund nicht in der Beleidigung, die du Gott, sondern in dem Schaden, den du dir selbst zugefügt hast.

Das Mittel, um diesen Frieden wiederzugewinnen, besteht darin, daß du dir für den Augenblick den Fehltritt ganz aus dem Sinn schlägst und einzig die unaussprechliche Güte Gottes betrachtest, wie er mit unsagbarem Verlangen bereit ist, dir jede, auch die schwerste Sünde zu vergeben, und wie er den Sünder auf die verschiedenste Weise und auf vielerlei Wegen ruft, damit er komme und sich in diesem Leben durch die heiligmachende Gnade und im Jenseits durch die ewig beseligende Glorie mit ihm vereine.

Hast du durch solche oder ähnliche Erwägungen dein Herz beruhigt, dann führe dir deinen Fehltritt wieder vor die Seele und verfahre, wie ich es dir oben sagte.

Kommt die Stunde zum Empfang des Bußsakramentes - dessen häufigen Empfang ich dir nicht genug ans Herz legen kann -, dann überdenke wieder alle deine Fehltritte und bekenne sie aufrichtig deinem Beichtvater mit erneutem Reueschmerz und Mißfallen über die Gott angetane Beleidigung und mit dem Vorsatz, ihn nicht mehr zu beleidigen.


 

 

 
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« Antwort #26 am: 01. November 2014, 02:58:56 »
27. Kapitel: Wie der Teufel die Tugendhaften und die Sklaven der Sünde zu bekämpfen und zu betrügen sucht

Das mußt du dir merken, daß der Teufel auf nichts anderes als auf unseren Untergang ausgeht und daß er nicht alle auf dieselbe Weise bekämpft.

Um dir einige seiner Kampfarten und Täuschungsversuche zu schildern, will ich dir vorerst die Seelenverfassung aufdecken, in welcher sich manche Menschen befinden.

Die einen leben in der Sklaverei der Sünde und denken gar nicht daran, sich von ihr zu befreien.

Andere wollen sich allerdings freimachen, aber fangen niemals damit an.

Wieder andere glauben auf dem Wege der Tugend zu wandeln, gehen aber dennoch abseits.

Andere endlich waren bereits im Besitz der Tugend, fallen jedoch in noch größeres Unglück.

Von diesen allen wollen wir der Reihe nach berichten.

 
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« Antwort #27 am: 01. November 2014, 03:02:27 »
28. Kapitel: Die Kampfesart und Hinterlist des Teufels wider die Sklaven der Sünde

Hält der böse Feind jemand in der Knechtschaft der Sünde gefangen, dann sinnt er nur darauf, ihn noch mehr zu verblenden und jeden Gedanken von ihm fernzuhalten, der ihn zur Erkenntnis seiner unglücklichen Lage führen könnte.

Aber nicht genug damit, daß er die Gedanken und Eingebungen, die ihn zur Umkehr bringen würden, durch widersprechende Vorstellungen verdrängt. Er sucht ihn durch geschickt herbeigeführte Gelegenheiten in die gleichen oder andere, noch größere Sünden zu stürzen. Infolgedessen wächst und verschlimmert sich seine Verblendung ständig, so daß er immer tiefer fällt und sich ganz an die Sünde gewöhnt. Auf diese Weise gleitet sein unglückliches Leben gleichsam wie im Kreislauf eilends von der größeren Sünde in größere Verblendung und von dieser in größere Schuld und zuletzt in den Tod - wenn Gott nicht mit seiner Gnade vorsorgt.

Das Gegenmittel, soweit es in unserer Macht liegt, besteht darin, daß derjenige, der sich in einer so unglücklichen Lage befindet, den Vorstellungen und Eingebungen, die ihn vom Dunkel ins Licht rufen, bereitwillig Gehör schenkt und aus ganzem Herzen zu seinem Schöpfer fleht: „O mein Herr, hilf mir; komme mir eilends zu Hilfe und laß mich nicht länger in dieser Sündennacht liegen!" Unablässig soll er auf diese oder ähnliche Weise zu Gott flehen und rufen.

Wenn es ihm möglich ist, eile er schnellstens zu einem Beichtvater, um Rat und Hilfe zu holen, wie er sich aus den Händen des Feindes befreien könne.

Ist es ihm aber unmöglich, dies sofort zu tun, dann nehme er eilig seine Zuflucht zum Gekreuzigten und werfe sich in Demut zu dessen Füßen nieder. Auch bitte er die allerseligste Jungfrau Maria um Erbarmen und Beistand.

Sei überzeugt: In der raschen Entschlossenheit liegt der Sieg, wie du es im nächsten Kapitel hören wirst.
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« Antwort #28 am: 01. November 2014, 03:11:14 »
29. Kapitel: Wie hinterlistig der Teufel jene gefangen hält, die ihr Elend erkennen und sich freimachen wollen - Die Gründe, warum unsere Vorsätze oft so unwirksam sind

Gewöhnlich werden jene, die ihre schlimme Lage erkennen und gerne ändern möchten, vom bösen Feind mit der hinterlistigen Waffe besiegt, nämlich daß sie ihre Bekehrung auf morgen, auf später verschieben sollten.

„Ich will eine Sache noch erledigen und das Hemmnis erst beseitigen, um mich später mit mehr Ruhe dem geistlichen Leben widmen zu können..."; eine Grube, in die viele fielen und noch immer fallen.

Unsere Trägheit und Bequemlichkeit tragen die Schuld, daß man in einer Angelegenheit, bei der doch das Seelenheil und Gottes Ehre auf dem Spiel stehen, nicht rasch und entschlossen die siegreichen Waffen ergreift: „Jetzt, sogleich, warum denn erst später?... Heute noch; ja heute, warum denn erst morgen?" und nicht zu sich selbst sagt: „Sollte mir das »Später« und das »Morgen« auch gewährt sein; ist das wirklich der rechte Weg zum Heil und Sieg, daß man sich vorher verwunden lassen und aufs neue schuldig machen will?"

Du siehst also, das beste Gegenmittel, um dieser und der im vorigen Kapitel besprochenen Täuschung zu entgehen und den Feind zu überwinden, liegt im unverzüglichen Gehorsam gegen die göttlichen Vorstellungen und Eingebungen.

Rasche Entschlossenheit und keine bloßen Vorsätze; denn diese versagen meistens. Viele wurden bei verschiedenen Anlässen gerade durch dieselben getäuscht.

Der erste schon vorhin erwähnte Grund ist der, daß unsere Vorsätze nicht das Mißtrauen gegen uns selbst und das Vertrauen auf Gott zum Fundament haben. Unser hochfahrender Sinn läßt uns ja auch nicht die Quelle unserer Täuschung und Verblendung erkennen.

Das Licht zur Erkenntnis und das Mittel zum Heile entstammen der Güte Gottes, der unseren Fehltritt zuläßt und uns durch unseren Fall von unserem Selbstvertrauen zum Gottvertrauen und von unserem Hochmut zur Selbsterkenntnis verhilft.

Willst du also, daß sich deine Vorsätze verwirklichen, dann müssen sie fest sein. Und fest werden sie, wenn sie keine Spur von Selbstvertrauen an sich tragen und nur auf demütigem Gottvertrauen aufgebaut sind.

Der zweite Grund ist, daß wir bei unseren Vorsätzen besonders auf die Schönheit und den Wert der Tugend schauen, die unseren allzu schwachen und energielosen Willen für sich einnehmen, weshalb er bei eintretenden Schwierigkeiten, die wir zur Gewinnung einer Tugend überwinden müssen, versagt und zurückschreckt, eben weil er so schwach und ungeübt ist.

Deshalb nimm, um deinen Eifer zu entflammen, für gewöhnlich nicht die Tugend selbst, als vielmehr vor allem die Schwierigkeiten, die mit ihrem Erwerb verknüpft sind, aufs Korn.

Mit derlei Schwierigkeiten mußt du - bald weniger, bald mehr - deinen Willen erziehen, sofern du wirklich in den Besitz der Tugenden gelangen willst. Und sei überzeugt, daß du dich selbst und deine Feinde viel schneller und gründlicher besiegen wirst, je hochherziger und inniger du die Schwierigkeiten annimmst und sogar liebgewinnst.

Der dritte Grund endlich ist der, daß unsere Vorsätze vielfach weniger die Tugend und den Willen Gottes, als unser eigenes Interesse im Auge haben. Das ist gewöhnlich bei solchen Vorsätzen der Fall, die wir in Zeiten geistlichen Trostes oder schwerer und harter Bedrängnis fassen, in welcher uns nur der Vorsatz, uns ganz Gott und der Übung der Tugend widmen zu wollen, eine Linderung gewährt.

Um dieser Täuschung nicht zu unterliegen, sei in Zeiten seelischen Gehobenseins mit Vorsätzen besonders vorsichtig und zurückhaltend, vor allem mit Versprechen und Gelübden.

Und bist du niedergeschlagen, dann erwecke nur den einen Vorsatz, nach dem Willen Gottes dein Kreuz geduldig zu tragen und unter Verzicht auf jeden irdischen, ja selbst himmlischen Trost in ihm zu frohlocken. Deine einzige Bitte und dein einziger Wunsch seien dann, daß du mit Gottes Hilfe und mit der unversehrten Tugend der Geduld und ohne Fehl jede Widerwärtigkeit ertragen kannst.
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« Antwort #29 am: 01. November 2014, 03:26:56 »
30. Kapitel: Von der Täuschung jener, die auf dem Wege der Vollkommenheit zu wandeln glauben

Hat der Widersacher beim ersten und zweiten Angriff und Täuschungsversuch eine Niederlage erlitten, dann versucht es der Böse mit einem dritten, daß er nämlich unsere Aufmerksamkeit von unseren eigentlichen Feinden, die uns wirklich bekämpfen und schädigen, ablenkt und uns mit Plänen und Wünschen nach einer höheren Vollkommenheit überrumpelt.

Infolgedessen tragen wir beständig neue Wunden davon, ohne ihnen Beachtung zu schenken. Wir halten derartige Pläne schon für Wirklichkeit und schwelgen in stolzem Selbstgefühl.

Während wir nicht die geringste Mühsal oder einen Widerspruch ertragen mögen, vergeuden wir mitunter die Zeit mit langen Betrachtungen und Vorsätzen, wie wir große Leiden, ja selbst die des Reinigungsortes erdulden wollen.

Weil unsere Sinnlichkeit dagegen, wie bei einer fernliegenden Erscheinung, keinen Widerwillen empfindet, bilden wir Armselige uns ein, schon auf gleicher Stufe mit denen zu stehen, die in der Tat Großes mit Geduld ertragen haben.

Um diesem Irrtum aus dem Weg zu gehen, bekämpfe vorsätzlich nur solche Feinde, die dich aus der Nähe und Wirklichkeit bekriegen. Dann wirst du dich überzeugen, ob deine Vorsätze echt oder unecht, wirksam oder unwirksam sind, und du wirst auf dem gebahnten und königlichen Wege zur Tugend und Vollkommenheit voranschreiten.

Gegen solche Feinde aber, die dich gewöhnlich nicht belästigen, rate ich dir ab, einen Kampf zu unternehmen; es wäre denn, daß du einen baldigen Angriff von ihrer Seite aus zu erwarten hast. In diesem Falle tust du recht daran, im voraus Vorsätze zu fassen, um dann gerüstet und stark angetroffen zu werden.

Betrachte deine Vorsätze jedoch niemals als Tatsachen, selbst wenn du dich pflichtgemäß eine Zeitlang in der Tugend geübt hast. Bleibe demütig und in Sorge deiner Schwäche wegen! Vertrau auf Gott und nimm zu ihm in häufigem Gebet deine Zuflucht, damit er dich stärke und vor aller Gefahr behüte, namentlich vor jeder Vermessenheit und dem leisesten Selbstvertrauen.

Unter dieser Voraussetzung dürfen wir im voraus wohl Vorsätze fassen, um eine höhere Stufe der Vollkommenheit zu ersteigen, auch wenn wir einige kleinere Fehler nicht ablegen können, die der Herr zu unserer Verdemütigung und Selbsterkenntnis und zur Bewahrung irgendeines Gutes zuläßt.

 
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« Antwort #30 am: 01. November 2014, 03:35:02 »
31. Kapitel: Von dem listigen Versuch des Teufels, uns vom Weg der Tugend abzubringen

Sieht der böse Geist uns auf dem geraden Wege zur Tugend, so fällt er uns, wie oben gesagt wurde, mit einer vierten List an, indem er in uns fromme Wünsche verschiedenster Art weckt, um uns von der Übung der Tugend ins Laster zu stürzen.

Eine kranke Person erduldet beispielsweise ihr Unwohlsein mit Geduld und Ergebung. Der heimtückische Widersacher weiß sehr wohl, daß sie sich dadurch die Fertigkeit in der Übung der Geduld aneignet. Er stellt ihr darum all die guten Werke vor, die sie in einer anderen Lage auszuführen imstande wäre, und versucht ihr einzureden, sie könnte gesund Gott viel besser dienen und sich wie auch dem Nächsten mehr nützen.

Hat er ihr einmal solche Wünsche angeregt, so fördert und steigert er dieselben immer mehr, bis schließlich die Person darüber unruhig wird, dieselben nicht zur Ausführung bringen zu können, wie sie es gerne möchte. Und je größer und stärker ihr Verlangen wird, umso mehr wächst auch ihre Unruhe.

Und weiter verleitet der böse Feind sie ganz unbemerkt zur Ungeduld über ihre Krankheit, zwar nicht über diese als solche, sondern als Hindernis zu jenen Werken, deren Ausführung sie um eines höheren Gutes willen so sehnsüchtig verlangt.

Hat er sie so weit, dann entzieht er mit derselben Schlauheit ihren Augen das Ziel, in allem Gott zu dienen und gute Werke zu tun, und läßt ihr nur das bloße Verlangen, von ihrer Krankheit befreit zu werden.

Findet ihr Wunsch dann keine Erfüllung, so wird sie derartig beunruhigt, daß sie vollständig die Geduld verliert. Und so fällt sie, ohne sich dessen zu versehen, von der Tugend, die sie bislang übte, in das entgegengesetzte Laster. Das Mittel, um sich vor einem derartigen Betrug zu schützen und ihm wirksam zu begegnen, besteht darin, daß du dich in jeder widrigen Lage, in der du dich befindest, wohl davor hütest, irgendwelche frommen Wünsche zu hegen, die du zur Zeit nicht verwirklichen kannst und die dich wahrscheinlich nur in Unruhe versetzen würden.

In aller Demut, Geduld und Ergebenheit sei überzeugt, daß deine verwirklichten Wünsche ohnehin nicht jene Wirkung haben, die du dir einbildest, da du viel unvermögender und unbeständiger bist, als du dich selbst einschätzt.

Bedenke auch ferner, daß Gott in seinem geheimen Ratschluß, vielleicht auch deiner Sünden wegen, jenes Gute nicht einmal von dir begehrt, sondern nur von dir verlangt, daß du dich in Ergebung unter die liebevolle und mächtige Hand seiner Vorsehung beugst und verdemütigst.

Bist du durch deinen Seelenführer oder infolge einer anderen Ursache verhindert, deine Andachtsübungen wunschgemäß zu verrichten und namentlich die heilige Kommunion zu empfangen, dann laß dich nicht durch unzeitige Wünsche verwirren und beunruhigen. Befreie dich von deinem Eigenwillen und bekleide dich mit Gottes heiligem Willen und sprich zu dir selbst:

„Erblickte das Auge der göttlichen Vorsehung in mir keinen Undank und keine Mängel, dann wäre ich jetzt der Gnade, das allerheiligste Altarsakrament zu empfangen, keineswegs beraubt. Hieraus erkenne ich, daß der Herr mir meine Unwürdigkeit kundtun will; darum sei er immerdar gelobt und gepriesen! Fest baue ich, o mein Gott, auf die Forderung deiner unendlichen Güte, daß ich mich dir in allem unterwerfe, dir gehorche und mein Herz bereitwillig und ganz deinem Willen erschließe, damit du geistigerweise bei mir einkehren, es trösten und wider die Feinde stärken kannst, die es dir entfremden wollen. Alles möge geschehen, was gut in deinen Augen ist! Dein Wille, mein Schöpfer und Erlöser, sei mir jetzt und allezeit Speise und Stütze! Nur um eine Gnade, o ewige Liebe, bitte ich, daß meine Seele, geläutert und befreit von allem, was dir mißfällt, mit dem Schmuck heiliger Tugenden geziert, stets auf dein Kommen und auf alles, was du über mich zu verhängen für gut findest, gerüstet sei."

Befolgst du diese Weisungen, dann darfst du versichert sein, daß du bei jedem frommen Wunsche, den du auch nicht verwirklichen kannst, immer Gelegenheit hast, deinen Herrn auf diese Weise zufriedenzustellen, wie es ihm am besten entspricht; mag nun dieser Wunsch von der Natur oder vom bösen Feind herkommen, welcher dich zu beunruhigen und vom Weg der Tugend abzubringen sucht, oder von Gott selbst stammen, der deine Ergebung in seinen heiligen Willen zu prüfen begehrt. Denn darin besteht die wahre Gottverbundenheit und der echte Gehorsam, den Gott von uns verlangt.

Insbesondere ermahne ich dich, bei Heimsuchungen, von welcher Seite sie auch kommen mögen, nie ungeduldig zu werden. Falls du die erlaubten Mittel, wie sie die Diener Gottes zu gebrauchen pflegen, dagegen anwendest, so tu dies nicht allein in der Absicht und in der Erwartung auf Befreiung, sondern deshalb, weil Gott es will, daß wir uns ihrer bedienen. Wir wissen ja auch nicht, ob es seiner göttlichen Majestät genehm ist, uns gerade durch diese Mittel zu befreien.

Handelst du anders, dann werden dir noch mehr Übel widerfahren; denn gelingt die Sache nicht nach Wunsch und Willen, so gerätst du sicher in Ungeduld oder deine Geduld wird fehlerhaft, Gott weniger genehm und dir nur geringes Verdienst eintragen.

Zum Schluß mache ich dich noch auf eine versteckte Täuschung aufmerksam, die von unserer Eigenliebe erzeugt wird, welche unsere Fehler bei gewissen Gelegenheiten zudeckt und in Schutz nimmt.

So verhüllt zum Beispiel ein Kranker, der über seine Krankheit recht verdrießlich ist, seine Ungeduld mit dem Vorhang des Eifers für etwas scheinbar Gutes. Sein Mißmut, sagt er, sei keine wirkliche Ungeduld über die Beschwerden, welche ihm das Unwohlsein verursachen, sondern ein berechtigter Kummer, daß er selbst dazu Anlaß gegeben habe, oder daß andere der Pflege oder anderer Ursachen wegen durch ihn Unannehmlichkeiten erlitten.

Ähnlich macht es auch ein Ehrgeiziger, der sich über eine nicht erhaltene Ehrenstelle ärgert. Er schreibt diesen Ärger durchaus nicht seinem Hochmut und seiner Einbildung, sondern anderen Gründen zu, die ihm aber bekanntlich bei anderen Gelegenheiten gar keinen Kummer bereiten, solange ihm dabei kein Nachteil erwächst. Geradesowenig hat der Kranke, den es angeblich so schmerzt, daß andere seinetwegen sich abmühen sollen, ein Gefühl, wenn dieselben bei anderen Kranken die gleichen Beschwerden auf sich nehmen müssen.

Das beweist deutlich, daß die Wurzel ihrer Klagen nicht in der Rücksicht auf andere zu suchen ist, sondern nur in ihrer Abneigung, die sie gegen alles hegen, was ihren Neigungen zuwider ist.

Damit du nicht in denselben oder einen ähnlichen Fehler fällst, trage in Geduld jede Mühsal und Pein, welche Ursache sie auch immer haben mögen.
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« Antwort #31 am: 01. November 2014, 03:48:30 »
32. Kapitel: Von den hinterlistigen Versuchen des Teufels, uns mittels bereits erworbener Tugenden zu Falle zu bringen

Die arglistige und böse Schlange findet selbst in unseren bereits erworbenen Tugenden ein gutes Mittel, um uns zu überlisten und durch sie zu Falle zu bringen, nämlich dadurch, daß wir ihretwegen an uns Gefallen finden und uns überheben und schließlich dem Laster des Hochmutes und der Ruhmsucht verfallen.

Als Schutz wider diese Gefahr führe deine Kämpfe stets auf dem ebenen und gesicherten Felde einer wahren und tiefen Selbsterkenntnis: Daß du nichts bist, nichts weißt, nichts vermagst, nichts hast als Armseligkeiten und Gebrechen und nichts verdienst als die ewige Verdammnis.

Hast du einmal innerhalb der Grenzen dieser Wahrheit eine feste und gesicherte Stellung bezogen, dann laß dich durch keinen Plan oder irgendeine Rücksicht auch nur einen Fußbreit hinauslocken. Sei überzeugt, es ist alles Mache deiner schlimmsten Feinde, die dich bestimmt verwunden oder sogar töten würden, wenn du in ihre Hände fallen würdest.

Um dich zu einem planmäßigen Vorgehen auf dem genannten Felde der Erkenntnis deiner Armseligkeit zu erziehen, bediene dich folgender Regel:

Sooft du einen prüfenden Blick auf dich und deine Werke richtest, fasse stets nur das ins Auge, was wirklich von dir ist und nicht von Gott und seiner Gnade stammt, und nach dem, was du als dein Ureigen entdeckst, beurteile dich selbst.

Gedenkst du der Zeit, bevor du warst, dann wirst du inne, daß du im tiefen Abgrund der Ewigkeit ein reines Nichts gewesen bist, und daß du nichts fertiggebracht hast, noch tun konntest, um das Dasein zu erhalten.

Läßt du in der Zeit, in der du einzig durch Gottes Güte das Dasein hast, das außer acht, was sein Eigen ist - wie er dich auch beständig durch seine Vorsehung erhält -, was ist denn dein Eigen, als gleichfalls ein Nichts? Zweifellos würdest du sofort in dein ursprüngliches Nichts, aus dem dich seine allmächtige Hand herausgezogen hat, zurückfallen, wenn er dich auch nur für einen Augenblick dir selber überließe.

Es ist demnach völlig einleuchtend, daß du hinsichtlich deines natürlichen Daseins durchaus keinen Grund hast, dich selbst hoch einzuschätzen und die Achtung der Leute zu verlangen, wenn du deine eigenen Verdienste nach objektiven Maßstäben mißt.

Was dann das übernatürliche Leben der Gnade und der guten Werke betrifft, wärst du wohl imstande, mit deinen natürlichen Anlagen und Kräften, frei von aller Hilfe Gottes, aus dir selbst auch nur das geringste Gute und Verdienstliche zu tun? - Ganz gewiß nicht! Anderseits, wenn du die vielen Fehltritte deines vergangenen Lebens und dabei noch das viele Böse in Erwägung ziehst, das du sicher begangen hättest, hätte Gottes mildreiche Hand dich nicht zurückgehalten, dann wirst du finden, daß deine Sünden durch die Menge nicht nur der Tage und Jahre, sondern auch der bösen Handlungen und üblen Gewohnheiten (denn ein Laster zieht das andere nach sich) zu einer fast endlosen Zahl angewachsen wären.

Willst du nicht zum Freibeuter an der Güte Gottes werden, sondern fest mit dem Herrn verbunden bleiben, dann mußt du dich von Tag zu Tag geringer einschätzen.

Sorge dafür, daß dein Urteil, das du über dich selbst fällst, stets der Gerechtigkeit entspricht, sonst könnte es dir sehr zum Schaden gereichen.

Angenommen, du übertriffst durch die Erkenntnis deiner Bosheit einen anderen, der sich in seiner Verblendung wer weiß was einbildet, so machst du dich schließlich schlechter als jener durch die Anstrengungen deines Willens, von den Leuten als das geachtet und behandelt zu werden, was du nach deiner eigenen Überzeugung nicht bist.

Willst du durch die Erkenntnis deiner Bosheit und Armseligkeit deine Feinde von dir fernhalten und dich Gott wohlgefällig machen, dann genügt es keineswegs, daß du dich selbst verachtest und dich alles Guten für unwert und jeden Übels für wert erachtest, sondern du mußt auch die Verachtung vonseiten anderer lieben, die Ehrungen verabscheuen, dich der Beleidigungen erfreuen und gelegentlich gerne Arbeiten verrichten, die andere mit Verachtung verschmähen.

Auf das abfällige Urteil der Leute darfst du durchaus keinen Wert legen, um solche heilsamen Arbeiten zu unterlassen, falls du sie nur in der Absicht, um dich zu verdemütigen und zu ertüchtigen, und nicht aus einem gewissen geistigen Dünkel und schlecht erkannten Hochmut verrichtest, wie man ja bisweilen unter allerlei recht bequemen Vorwänden sich um die Meinung anderer wenig oder gar nicht kümmert.

Wirst du einmal wegen einer guten Eigenschaft, die Gott dir verliehen hat, von den Leuten gern gesehen und gelobt, dann laß dich nicht gehen und weiche kein Tüpfelchen von der eben ausgesprochenen Wahrheit und Ehrlichkeit ab. Wende dich gleich zu Gott und beteuere ihm von Herzen: „Ferne sei es von mir, o Herr, daß ich ein Dieb an deiner Ehre und Gnade werde; dir sei Lob und Preis und Ehre, mir aber Schmach und Schande!" Und zu deinem Lobredner sprich im Herzen: „Wie kommt es, daß jener mich für gut hält, da doch nur Gott und seine Werke gut sind?" Handelst du auf diese Weise und gibst Gott so das Seine, dann hältst du deine Feinde von dir fern und bereitest dich zum Empfang größerer Gnaden und Hulderweise vonseiten Gottes vor.

Bringt dich die Erinnerung an gute Werke in die Gefahr der Selbstgefälligkeit, dann sieh jene geschwind nicht als deine, sondern als Gottes Werke an und, dich gleichsam an sie wendend, sprich in deinem Herzen: „Ich verstehe nicht, wie ihr vor mir erscheint und vor meinen Augen Gestalt angenommen habt, denn nicht ich bin euer Urheber, sondern der allgütige Gott hat euch in seiner Gnade geschaffen, genährt und erhalten. Ihn allein will ich deshalb als euren wahren und eigentlichen Vater anerkennen, ihm Dank sagen und alles Lob dafür spenden."

Ferner bedenke, daß alle deine Werke nicht allein der Erleuchtung und der Gnade, die dir zu ihrer Erkenntnis und Ausführung verliehen worden waren, wenig entsprachen, sondern dazu noch sehr unvollkommen und allzuweit von jener reinen Absicht, Sorgfalt und schuldigem Eifer entfernt waren, von welchen sie hätten begleitet und ausgeführt werden sollen.

Überlegst du das wohl, so hast du mehr Grund zur Scham als zu törichtem Spaß. Denn es ist leider allzu wahr, daß die Gnaden, die wir von Gott rein und vollkommen empfangen, durch unsere Unvollkommenheiten bei ihrem Gebrauch beschmutzt werden.

Weiter vergleiche deine Werke mit denen der Heiligen und anderer Diener Gottes, und bei diesem Vergleich wirst du mit aller Klarheit erkennen, daß deine besten und größten Werke an Gehalt und Wert sehr niedrig stehen.

Vergleichst du sie sodann mit den Werken, die Christus in den Geheimnissen seines Lebens und ständigen Leidens vollbrachte, und betrachtest du sie ohne Rücksicht auf seine göttliche Person ganz für sich allein und nach der Selbstlosigkeit und Lauterkeit seiner Liebe, mit welcher er sie ausführte, dann siehst du, daß alle deine Werke dagegen geradezu ein reines Nichts sind.

Richtest du endlich deine Gedanken auf das Wesen und die unendliche Majestät deines Gottes und auf die ihm gebührende Verehrung, dann merkst du deutlich, daß dir von allen deinen Werken statt Selbstgefälligkeit nichts anderes als Furcht und Schrecken übrigbleiben. Während deines ganzen Lebens und bei all deinem Tun kannst du nur aus ganzem Herzen zu deinem Herrn beten: „Herr, sei mir armen Sünder gnädig! "Auch warne ich dich, die Gnaden, die Gott dir verliehen hat, leichtsinnig zu offenbaren. Fast immer mißfällt dies deinem Herrn, wie er es deutlich in folgender Unterweisung zu erkennen gibt.

Einmal erschien er einer frommen Seele nur wie ein Geschöpf in der Gestalt eines kleinen Kindes. In aller Einfalt bat sie ihn, den Englischen Gruß zu beten, und sogleich begann er: „Gegrüßet seist du, Maria, du bist voll der Gnaden: Der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen" - dann hielt er inne, denn er wollte mit den folgenden Worten sein eigenes Lob nicht aussprechen. Als sie ihn bat fortzufahren, verschwand er und ließ seine Dienerin getröstet zurück, da er ihr durch sein Beispiel diese himmlische Lehre kundgetan hatte.

Lerne also auch du dich zu erniedrigen und mit all deinen Werken als das Nichts zu erkennen, das du in der Tat bist. Das ist das Fundament aller anderen Tugenden.

Gerade wie Gott uns, ehe wir waren, aus dem Nichts erschuf, so will er jetzt, da wir durch ihn sind, auf dieser unserer Erkenntnis von unserem Nichts das ganze Gebäude unseres geistlichen Lebens gründen. Und je tiefer wir dieses Fundament legen, umso höher wird der Bau wachsen. Denn in dem Maße, als wir das Erdgeröll unserer Armseligkeiten ausgraben, umso stärkere und festere Steine wird der göttliche Bauherr einfügen, um den Bau gewaltig aufsteigen zu lassen. Bilde dir nicht ein, du könntest in dieser Selbsterniedrigung jemals zu tief gehen; im Gegenteil: Sei überzeugt, deine Armseligkeit wäre abgrundlos, wenn es an einem Geschöpf etwas Unendliches geben könnte.

Haben wir uns eine solche Erkenntnis angeeignet und handeln wir danach, so besitzen wir alles Gute. Ohne dieselbe sind wir noch weniger als nichts, selbst wenn wir die Werke aller Heiligen zusammen verrichteten und ständig mit Gott beschäftigt wären.

O beseligende Erkenntnis, die uns auf Erden beglückt und im Himmel verherrlicht!

O Licht, das aus der Finsternis aufsteigt und der Seele Schönheit und Glanz verleiht!

O verborgenes Kleinod, das aus dem Unrat unserer Armseligkeiten aufleuchtet!

O erkanntes Nichts, das uns zu Herren der Welt macht!

Nie werde ich müde, von ihm zu dir zu sprechen: Willst du Gott loben, so beschuldige dich selbst und wünsche von anderen beschuldigt zu werden. Willst du Gott in dir und dich in ihm erhöhen, so verdemütige dich vor allen und unter alle. Wünschst du ihn zu finden, dann erhöhe dich nicht; denn sonst flieht er.

Erniedrige und verdemütige dich, soviel du es vermagst; dann wird er kommen, um dich heimzusuchen und zu umarmen.

Umso lieber wird er sich dir nahen und mit umso zärtlicherer Liebe dich umfangen, je geringer du dich in deinen eigenen Augen einschätzt und je mehr du von allen Menschen verachtet und wie das verabscheuungswürdigste Geschöpf verworfen zu werden verlangst.

Eines so großen Gnadengeschenkes, daß dein Gott, der deinetwegen mit Schmach überhäuft wurde, sich mit dir vereinen will, halte dich für unwürdig und vergiß nicht, ihm für diesen Hulderweis oftmals zu danken. Fühle dich auch dem gegenüber zu Dank verpflichtet, der dir Anlaß zur Verdemütigung gegeben, namentlich aber jenen gegenüber, die dich mit Füßen traten oder gar glauben, daß du es nur unwillig und ungern littest. Wäre letzteres der Fall, dann laß es dir äußerlich nicht anmerken. Sollten trotz dieser so wahren und wirksamen Erwägungen die Arglist des Teufels, wie auch unsere eigene Unklugheit und Begierlichkeit dennoch in uns übermächtig sein, daß die Gedanken der Selbstüberhebung nicht aufhören, uns zu beunruhigen und unser Herz zu bestürmen, dann ist es noch mehr an der Zeit, uns in unseren Augen umso tiefer zu verdemütigen, als wir aus der Erfahrung wissen, wie wenig wir auf dem Wege des geistlichen Lebens und in der Selbsterkenntnis vorangeschritten sind, da wir uns von derartigen Belästigungen, die ihre Wurzel in unserem törichten Hochmut haben, nicht frei zu machen imstande sind.

Auf diese Weise werden wir aus dem Gift Honig und aus den Wunden Gesundheit gewinnen.
...Kinder, Jesus hat mich als Regenbogen zwischen die Erde und den Himmel gestellt, und ich werde stets meinen Schutz über euch am Leben erhalten....
(10.10.1994)

 

La Salette 1846



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