Autor Thema: Der geistliche Kampf  (Gelesen 30451 mal)

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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #8 am: 29. Oktober 2014, 22:51:08 »
9. Kapitel: Von einem anderen Übel, vor dem wir den Verstand bewahren sollen, um richtig zu urteilen

Das andere Übel, vor dem wir den Verstand bewahren müssen, ist die vorwitzige Neugier. Wenn wir ihn nämlich mit schädlichen, törichten und ungehörigen Dingen belasten, machen wir ihn unfähig, das zu erfassen, was eigentlich zur wahren Selbstüberwindung und Vervollkommnung gehört. Darum sollst du wie abgestorben sein für alles Forschen nach weltlichen, wenn auch erlaubten Dingen, deren Kenntnis nicht notwendig ist. Halte deshalb deinen hochfahrenden Geist möglichst innerhalb bestimmter Grenzen, wie sie die Torheit des Kreuzes liebt.

 Neuigkeiten und Zeitströmungen, die unbedeutenden sowohl wie die bedeutenden, sollen für dich nicht vorhanden sein.

Auch im Verlangen nach der Kenntnis himmlischer Dinge sei maßvoll und demütig und wünsche nichts anderes zu wissen als Jesus Christus, den Gekreuzigten, sein Leben und seinen Tod, wie auch seine Forderungen an dich.

Alles andere halte fern von dir! Dann wirst du Gott wohlgefällig sein; denn jene sind seine bevorzugten Lieblinge, die nach ihm verlangen und nur diejenige Kenntnis zu erlangen trachten, welche dazu dient, um ihn, das höchste Gut, zu lieben und seinen heiligen Willen zu erfüllen. Jedes andere Verlangen und Forschen ist Eigenliebe, Stolz und ein Fallstrick des Teufels.

Befolgst du diese Ratschläge, dann wirst du vielen Nachstellungen der listigen Schlange entgehen.

Sobald der böse Feind merkt, daß in jenen, die sich dem geistlichen Leben widmen, der Wille entschlossen und stark ist, greift er sie aufseiten der Erkenntnis an, um durch diese auch Herr über den Willen zu werden.

Deshalb flößt er namentlich solchen, die einen scharfen und durchdringenden Verstand besitzen und aus diesem Grunde leicht zum Hochmut geneigt sind, hohe und außerordentliche Gedanken ein, in die sie sich mit Lust vertiefen, so daß sie meinen, bereits Gott zu genießen. Darüber vergessen sie, ihr Herz zu läutern und sich auf Selbsterkenntnis und wahre Abtötung zu verlegen. Und auf diese Weise geraten sie in die Fallstricke des Stolzes und erheben schließlich ihren Verstand zum Abgott. Ja, allmählich kommen sie, ohne sich dessen bewußt zu werden, so weit, daß sie sich einbilden, keines Rates und keiner Belehrung vonseiten anderer Menschen mehr zu bedürfen, weil sie sich bereits daran gewöhnten, sich bei jeder Gelegenheit an den Abgott ihrer eigenen Urteilskraft zu wenden. Das ist ein ungemein gefährliches Übel und fast kaum mehr zu heilen.

Der Stolz des Verstandes ist nämlich viel gefährlicher als der des Willens, da der letztere durch die Übung des Gehorsams geheilt werden kann, sobald der Verstand ihn erkannt hat.

Von wem und wie kann aber derjenige geheilt werden, welcher der festen Überzeugung huldigt, sein Urteil wäre besser als das eines jeden anderen? Wie wird ein solcher sich dem Urteil eines anderen unterwerfen, das er niemals für so gut wie sein eigenes hält?

Ist das Auge der Seele, nämlich der Verstand, mit dem man die Wunde des hochfahrenden Willens erkennen und heilen sollte, selbst krank, blind und vollen Stolzes, wer wird dann imstande sein, sie zu heilen? Ist die Leuchte Finsternis und die Richtschnur zum Irrtum geworden: Was soll dann aus dem übrigen werden?

Widerstehe also dem Stolze beizeiten, bevor sein Gift in dein Inneres bis ins Mark der Seele dringt. Ziehe deinem Verstande Grenzen und unterwirf dein Urteil gerne dem eines anderen; ja, werde töricht um Christi willen, und du wirst weiser sein als Salomo.
...Kinder, Jesus hat mich als Regenbogen zwischen die Erde und den Himmel gestellt, und ich werde stets meinen Schutz über euch am Leben erhalten....
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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #9 am: 29. Oktober 2014, 23:13:52 »
10. Kapitel: Von der Übung des Willens und dem Endziel, auf das alle unsere inneren und äußeren Handlungen eingestellt sein sollen

Neben der Übung deines Verstandes ist es notwendig, daß du auch deinen Willen in Zucht und Ordnung hältst, damit er seinen Neigungen nicht überlassen bleibt, sondern in allem dem göttlichen Wohlgefallen gleichförmig wird.

Merke dir wohl, daß du dich nicht damit begnügen darfst, nur das zu wollen und auszuführen, was Gott wohlgefällig ist, sondern du mußt das alles wollen und vollbringen wie von Gott geführt und angetrieben und in der reinen und lauteren Absicht, ihm allein zu gefallen.

Hierbei erfahren wir einen noch heftigeren Widerstand vonseiten unserer Natur als bei der vorhin besprochenen Übung des Verstandes. Unsere Natur ist nämlich so veranlagt, daß sie in allem - und bisweilen in guten und geistlichen Dingen noch mehr als in anderen – ihren eigenen Vorteil und Genuß sucht. Sie unterhält sich damit und labt sich begierig, ohne irgendeinen Verdacht zu schöpfen.

So kommt es, daß wir ein gutes Werk, das wir verrichten sollen, mit Feuereifer beginnen, aber nicht, als wären wir angetrieben vom Willen Gottes, auch nicht in der Absicht, ihm allein zu gefallen, sondern wegen der Freude und Genugtuung, die wir finden, wenn wir wollen, was auch Gott will.

Diese Täuschung ist umso verborgener, je besser die gewollte Sache an sich ist. Darum pflegen sich selbst in das Verlangen nach Gott Täuschungen der Eigenliebe einzuschleichen, indem wir oftmals mehr auf unser eigenes Interesse und den erwarteten Vorteil schauen als auf den Willen Gottes, der uns jenes Gut einzig seiner Verherrlichung wegen schenkt. Deswegen verlangt er auch, daß wir all unser Lieben, Wünschen und Verlangen und unsere ganze Bereitwilligkeit ihm allein darbieten.

Um dich aber vor diesem Fallstrick, der dir den Weg zur Vollkommenheit versperren würde, zu bewahren und dich daran zu gewöhnen, alles nur unter Gottes Eingebung und in der reinen Absicht zu wollen und zu vollbringen, um Gott allein die Ehre zu geben und ihm wohlzugefallen, der ja auch der Ursprung und das Ziel all unseres Denkens und Handelns sein will, so gehe folgendermaßen vor:

Bietet sich dir etwas von Gott Gewolltes dar, dann laß deinem Willen nicht eher die Freiheit, es zu begehren, als bis du dein Gemüt zu Gott erhoben und erkannt hast, daß dies sein Wille ist und daß du es nur willst, weil er es wollte, und in der Absicht, ihm allein zu gefallen.

Ist dein Wille also vom göttlichen Willen angetrieben und angezogen, dann laß ihn dasselbe verlangen, aber nur aus dem Grunde, weil Gott es will und weil es ihm so wohlgefällt und ihn ehrt.

Desgleichen, wenn es sich darum handelt, Dinge, die Gott nicht will, zu verwerfen; verwirf sie nicht, bevor du das Auge deines Verstandes auf den göttlichen Willen gerichtet hast, welcher eben will, daß du sie einzig nach seinem Wohlgefallen zurückweisest.

Doch wisse, daß es nicht leicht ist, die Heimtücke unserer schlauen Natur zu durchschauen. Obwohl sie zu jeder Zeit nur sich selbst sucht, spiegelt sie uns vielfach vor, als ob uns als der einzige Beweggrund und Zweck das Wohlgefallen Gottes vor Augen schwebe; was aber keineswegs der Fall ist.

Daher kommt es, daß wir scheinbar wollen oder nicht wollen, um Gott zu gefallen oder nicht zu mißfallen, während wir im Grunde genommen nur in eigenem Interesse etwas begehren oder nicht wünschen.

Das beste und geeignetste Mittel, um diesen Irrtum zu vermeiden, ist die Lauterkeit des Herzens, auf die ja auch der ganze geistliche Kampf hinzielt, der darin besteht, daß wir den alten Menschen aus- und den neuen Menschen anziehen.

Damit du aber in dieser Kunst eine gewisse Fertigkeit erlangst, da du von dir selbst allzu sehr eingenommen bist, so sei zu Beginn deines Handelns stets darauf bedacht, soviel als möglich jede Neigung deines eigenen Ichs zu entfernen und auf diese Weise nichts zu wollen, noch zu vollbringen oder zurückzuweisen, als das, wozu du dich innerlich durch eine reine Liebe zu Gott angetrieben fühlst.

Kannst du dir aber im Augenblick bei all deinen Handlungen, namentlich bei den inneren Bewegungen der Seele oder äußeren schnell zu erledigenden Verrichtungen diesen Beweggrund nicht förmlich vergegenwärtigen, so bemühe dich, ihn wenigstens in der guten Absicht zu bewahren, indem du beständig an der aufrichtigen Absicht festhältst, in allem nur Gott allein zu gefallen.

Bei solchen Handlungen aber, die längere Zeit beanspruchen, ist es gut, wenn du nicht nur zu Anfang diese Meinung erweckst, sondern auch, wenn du sie mit Bedacht wiederholt erneuerst und bis zum Schlusse wirksam erhältst. Andernfalls läufst du Gefahr, in eine andere Schlinge unserer natürlichen Selbstsucht zu fallen, welche, mehr zum eigenen Ich als zu Gott hinneigend, unversehens im Verlauf der Zeit gar leicht den Vorsatz und das Ziel verwechselt.

Ein Diener Gottes, der hierin nicht sehr auf der Hut ist, beginnt manchmal ein Werk in der guten Meinung, einzig dem Herrn zu gefallen; aber allmählich empfindet er, fast ohne es gewahr zu werden, eine so große Freude an demselben, daß er, des göttlichen Willens uneingedenk, sich ganz seinen Stimmungen und Gefühlen hingibt und im Geiste an dem Vorteil und der Ehre, die ihm daraus erwachsen, haften bleibt. Und wenn dann Gott dem Werke durch eine Krankheit oder ein anderes Ereignis oder durch ein Geschöpf ein Hindernis in den Weg legt, wird er gleich verwirrt und unruhig und fängt wohl auch an, bald gegen diesen, bald gegen jenen, ja selbst wider Gott zu murren. Das ist ein sicheres Zeichen, daß seine Absicht nicht rein auf Gott allein zielte, sondern einer faulen Wurzel und einem schlechten Boden entsproß.

Wer nur, um Gott zu gefallen und von Gott angetrieben, sich zu etwas entschließt, will das eine nicht mehr als das andere; denn er verlangt es ja nur insofern, wie und wann Gott es will und es ihm genehm ist. Mag er es erlangen oder nicht; er bleibt zufrieden und gelassen, weil er auf jeden Fall sein Ziel erreicht, das kein anderes ist als das Wohlgefallen Gottes.

Deshalb nimm dich zusammen und strebe danach, alle deine Werke stets auf jenes vollkommene Ziel zu richten.

Zuweilen wirst du dich, um den Strafen der Hölle zu entgehen, oder aus der Hoffnung auf den Himmel, zu guten Werken angetrieben fühlen. Aber auch dabei muß deine letzte Absicht der Wille und das Wohlgefallen Gottes sein, weil du seinem Willen gemäß nicht zur Hölle fahren, sondern in sein Reich eingehen sollst.

Niemand ist imstande, die außerordentliche Kraft und Wirkung dieses Beweggrundes voll zu erfassen. Denn auch das unbedeutendste und geringste Werk, das um des Wohlgefallens und der Ehre Gottes willen verrichtet wird, gilt unendlich mehr als viele andere, überaus verdienstvolle und erhabene Werke, denen jener Beweggrund mangelt.

Deshalb ist es Gott wohlgefälliger, wenn ein kleines Geldstück einem Armen, um der göttlichen Majestät zu gefallen, gereicht wird, als wenn jemand aus einem anderen Beweggrund, wäre es auch der himmlischen Freude wegen (was doch eine nicht nur gute, sondern sogar höchst lobenswerte Absicht wäre), sich aller seiner Güter, wie groß diese auch sein mögen, entäußerte.

Diese Übung, alles in der Meinung zu tun, um Gott allein zu gefallen, mag wohl für den Anfang schwierig sein. Allein, sie wird angenehm und leicht, wenn man sich dieselbe zur Gewohnheit macht und mit großer Herzenssehnsucht nach Gott, als dem vollkommensten und höchsten Gut, verlangt und strebt, das um seiner selbst willen verdient, von jeglicher Kreatur umfangen, verehrt und über alles geliebt zu werden.

Je aufmerksamer und eifriger wir bedenken, daß Gott unserer Liebe unendlich würdig ist, desto inniger und häufiger werden auch die erwähnten Akte des Willens sein. Umso schneller und leichter werden wir uns auch die Gewohnheit aneignen, jedes Werk im Aufblick auf Gott und aus Liebe zu ihm zu verrichten, der ja allein aller Ehre würdig ist.

Um sich diese Ausrichtung auf Gott schneller anzueignen, rate ich dir noch zum Schluß, Gott inständig darum zu bitten und oft die unzähligen Wohltaten zu betrachten, die er uns bereits erwiesen hat und uns noch immer aus reiner Liebe und ohne seinen eigenen Vorteil erweist.
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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #10 am: 29. Oktober 2014, 23:26:21 »
11. Kapitel: Erwägungen, die den Willen anspornen, in allen Dingen das Wohlgefallen Gottes zu suchen

Um deinen Willen mit größerer Leichtigkeit dahin zu lenken, daß er in allen Dingen nur das Wohlgefallen Gottes und seine Ehre suche, erinnere dich häufig daran, daß Gott dich zuerst auf mannigfache Weise bevorzugt und geliebt hat:

durch die Erschaffung, indem er dich aus dem Nichts zu seinem Ebenbild gemacht und alle anderen Geschöpfe zu deinem Dienste bestimmt hat;

durch die Erlösung, indem er nicht einen Engel, sondern seinen eingeborenen Sohn sandte, um dich nicht mit einem vergänglichen Preise von Gold und Silber zu erkaufen, sondern durch sein kostbares Blut und einen qualvollen und schimpflichen Tod.

Jede Stunde, ja jeden Augenblick beschützt er dich bereitwillig vor deinen Feinden, streitet für dich mit seiner Gnade und hält zu deinem Schutz und zu deiner Stärkung im Sakrament des Altars seinen vielgeliebten Sohn beständig bereit.

Ist dies alles nicht ein Zeichen einer unbeschreiblichen Hochachtung und Liebe, die der unendliche Gott für dich hegt?

Kein Mensch vermag zu begreifen, wie hoch dieser erhabene Herr uns arme Menschenkinder achtet, wie er sich unseres Elends und unserer Niedrigkeit annimmt, und wie sehr wir deshalb seiner unaussprechlichen Majestät gegenüber verpflichtet sind, die für uns so Vieles und so Großes getan hat.

Wenn die Großen dieser Welt sich verpflichtet fühlen, die ihnen von anderen, wenn auch armen und kleinen Leuten erwiesenen Ehrenbezeugungen dankbar zu erwidern, wie müssen erst wir Armselige uns dem höchsten König des Weltalls gegenüber verhalten, von dem wir uns so hoch geehrt und so innig geliebt sehen?

Außerdem mußt du in dauernder und lebendiger Erinnerung behalten, daß die göttliche Majestät schon in sich selbst unserer Verehrung und unserer Dienste, weil es ihr so gefällt, unendlich würdig ist.
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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #11 am: 29. Oktober 2014, 23:38:14 »
12. Kapitel: Von den verschiedenen sich widerstreitenden Willensneigungen

Man kann wohl sagen, daß in diesem Kampfe der Wille von zwei verschiedenen Seelenkräften bewegt werden kann. Wird der Wille von der Vernunft geleitet, nennt man ihn den vernünftigen oder höheren, da er der höchsten Seelenkraft folgt. Die andere Willensneigung folgt den niederen Seelenkräften, die man auch als Begierlichkeit, Fleischeslust, Sinnlichkeit oder Leidenschaft bezeichnet.

Die letztere verdient im eigentlichen Sinne nicht die Bezeichnung Wille, denn da wir durch die Vernunft zu Menschen erhoben sind, kann man nicht behaupten, daß wir das wirklich wollen, was die Sinne uns vorhalten, solange wir nicht mit dem höheren Willen zustimmen.

Unser ständiger geistlicher Kampf hat infolgedessen hauptsächlich darin seine Ursache, daß unser vernünftiger Wille zwischen dem höheren Willen Gottes und dem niederen, sinnlichen hingestellt ist und fortwährend von beiden bestürmt wird, da jeder ihn auf seine Seite zur Unterwürfigkeit und zum Gehorsam zu ziehen versucht.

Deshalb erleiden Anfänger, die noch mit verkehrten Gewohnheiten behaftet sind, viele Mühen und Beschwerden, wenn sie sich entschließen, ihr sündhaftes Leben zu bessern, der Welt und der Sinnenlust zu entsagen und sich ganz der Liebe und dem Dienste Jesu Christi hinzugeben. Denn die Angriffe, die ihr vernünftiger Wille vom göttlichen Willen und von ihren sinnlichen Willensneigungen, die einander beständig bekämpfen, zu ertragen hat, sind überaus heftig und empfindlich und nicht ohne große Pein.

So ergeht es jedoch nicht denen, welche bereits an die Tugend oder ans Laster gewohnt und entschlossen sind, ihren Weg fortzusetzen. Denn die Tugendhaften gehen leicht auf den Willen Gottes ein, während die Lasterhaften ohne Widerstand der Sinnlichkeit nachgeben.

Niemand soll sich aber einbilden, er werde eine echte, christliche Tugend erlangen und dem lieben Gott auf echte Weise dienen, wenn er nicht entschlossen ist, sich energisch Gewalt anzutun und tapfer das Weh zu ertragen, das der Mensch empfindet, wenn er nicht nur auf die größeren, sondern auch auf die kleinen Genüsse verzichten muß, in die er durch seinen erdhaften Sinn verstrickt ist.

Daher kommt es, daß nur sehr wenige das Ideal der Vollkommenheit erreichen.

Viele, die mit Mühe die größeren Laster überwunden haben, wollen sich nicht beständig Gewalt antun und das Unangenehme der andauernden Kämpfe mit den unzähligen kleineren Gelüsten und Leidenschaften auf sich nehmen, die dann in ihnen derartig wachsen, daß sie schließlich die Oberhand gewinnen und die Herrschaft und Gewalt über ihr ganzes Herz an sich reißen.

Unter ihnen befinden sich solche, die allerdings kein fremdes Gut anrühren, aber mit Leidenschaft an ihrem Besitz haften. Oder solche, die sich zwar nicht mit unerlaubten Mitteln Ehrenstellen verschaffen, jedoch dieselben nicht gebührend verachten und nicht aufhören, nach denselben zu verlangen und sie auf anderem Wege zu suchen. Wieder andere, die zwar die vorgeschriebenen Fasten beobachten, aber sonst ihre Gaumenlust nicht abtöten, sondern sich der Unmäßigkeit im Essen hingeben und mit Gier nach ausgesuchten Speisen ausschauen. Ebenso jene, die wohl ein enthaltsames Leben führen, aber gewissen Vergnügen nicht entsagen, welche der Vereinigung mit Gott und einem geistlichen Leben sehr im Wege stehen und für jede auch noch so heilige Seele, besonders aber für jene, die dieselben weniger fürchtet, von großer Gefahr und darum von jedermann möglichst zu meiden sind.

Infolgedessen werden auch ihre übrigen guten Werke im Geiste der Lauheit verrichtet und sind von starker Ichsucht und geheimer Unvollkommenheit begleitet, namentlich von einem gewissen Ehrgeiz und dem Verlangen, für die guten Werke von den Leuten gelobt und geachtet zu werden.

Wer in einem derartigen Zustand lebt, macht nicht nur keine Fortschritte auf dem Wege des Heiles, sondern geht sogar rückwärts und schwebt in großer Gefahr, in die alten Sünden zurückzufallen. Ein solcher liebt keineswegs die wahre Tugend und erweist sich wenig dankbar gegen den Herrn, der ihn der Tyrannei des bösen Feindes entrissen hat. Zudem ist er unwissend und blind; er will die Gefahr nicht sehen, in welcher er schwebt, indem er sich fälschlich einredet, er sei in einer guten Seelenverfassung.

Hier offenbart sich eine umso gefährlichere Selbsttäuschung, je weniger sie beachtet wird. Viele, die sich dem geistlichen Leben widmen, sich selbst aber mehr lieben als sie sollten (obwohl sie nicht einmal sich selbst wahrhaft zu lieben verstehen), verlegen sich meistens auf jene Übungen, die ihrem Geschmack zusagen, und unterlassen dann jene, welche sie in ihren natürlichen Neigungen und sinnlichen Trieben empfindlich treffen würden. Und doch sollte vernünftigerweise gerade gegen diese ihre ganze Kampfesbegeisterung gerichtet sein!

Und darum ermahne ich dich, meine christliche Seele, recht eindringlich, die Mühe und das Weh, welches die Selbstüberwindung mit sich bringt, liebzugewinnen. Denn hierauf kommt alles an.

Der Sieg wird umso sicherer und näher sein, je entschlossener du die Schwierigkeiten auf dich nimmst, die der Kampf um die Tugend den Anfängern verursacht.

Wenn du die Mühen und Opfer des Kampfes mehr liebst als den Sieg und die Tugendkrone, dann wirst du alles umso schneller erlangen.
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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #12 am: 29. Oktober 2014, 23:51:25 »
13. Kapitel: Vom Kampfe gegen sinnliche Triebe und von den Akten des Willens, um in der Tugendübung Fertigkeit zu erlangen

Sooft die sinnliche Neigung einerseits und der göttliche Wille anderseits um den Sieg über deinen vernunftbegabten Willen streiten, mußt du verschiedene Übungen vornehmen, damit der göttliche Wille in dir jederzeit die Oberhand gewinnt.

Erstens: Sobald dich die sinnlichen Triebe anfallen und bestürmen, leiste ihnen energischen Widerstand, damit dein höherer Wille denselben nicht nachgebe.

Zweitens: Haben sie wieder nachgelassen, dann erwecke sie in dir aufs neue, um sie mit doppelter Energie und Kraft zu unterdrücken. Fordere sie dann zu einem dritten Kampfe auf, um dich daran zu gewöhnen, sie immer mit Entrüstung und Abscheu zu vertreiben. Diese doppelte Herausforderung zum Kampfe darf man bei jeder ungeordneten Sinnesregung tun. Ausgenommen sind jedoch die Regungen des Fleisches, von welchen an geeigneter Stelle (Kap. 19) im besonderen die Rede sein wird.

Schließlich mußt du Tugendakte erwecken, die deiner ungeordneten Neigung entgegengesetzt sind.

Angenommen, du wirst von Regungen der Ungeduld befallen. Wenn du dich innerlich sammelst und wohl acht gibst, dann wirst du bemerken, wie diese den höheren Willen ständig angehen, um ihn zur Einwilligung zu bewegen.

Durch die erste Übung widersetze dich also mit entgegengesetzten Willensakten jeder Regung und wirke nach besten Kräften dahin, daß der Wille nicht zustimme. Du darfst dann von diesem Kampfe nicht ablassen, bis du merkst, daß der Feind, gleichsam ermattet und getötet, sich besiegt gibt.

Nun aber vergiß nicht die Hinterlist des bösen Feindes! Sobald er nämlich wahrnimmt, daß wir uns der Regungen einer Leidenschaft energisch erwehren, sieht er nicht nur davon ab, sondern sucht sie sogar, nachdem sie wach geworden sind, zu beschwichtigen, damit wir uns durch diese Übung nur ja keine Fertigkeit in der jener Leidenschaft widerstrebenden Tugend aneignen und damit wir überdies in die Schlingen der Hoffart und Eitelkeit geraten, indem er uns raffiniert die Meinung beizubringen sucht, wir hätten als tüchtige Krieger unsere Feinde schnell überwunden.

Aus diesem Grunde mußt du jetzt zum zweiten Kampfe übergehen.

Rufe dir jene Gedanken, die dich zur Ungeduld reizten, wieder ins Gedächtnis zurück und erwecke sie aufs neue, damit sich dein sinnliches Begehrungsvermögen wieder erregt. Dann aber unterdrücke durch wiederholte Willensakte und mit noch größerer Gewalt als das erste Mal diese Regungen.

Freilich, so sehr wir auch unsere Feinde abweisen und damit Gutes tun und Gott gefallen, wir laufen dennoch Gefahr, bei einer anderen Gelegenheit überwunden zu werden, wenn wir die Gegner nicht aus tiefster Seele hassen. Deshalb rücke ihnen mit einem dritten Angriff zu Leibe und vertreibe sie nicht allein mit Unwillen, sondern auch mit Abscheu von dir, bis sie dir schließlich ganz verhaßt und verächtlich geworden sind.

Endlich mußt du, um deine Seele zu vervollkommnen und mit dem Kleid der Tugend zu schmücken, innere Akte erwecken, die deinen ungeordneten Neigungen gerade zuwiderlaufen.

Willst du dir beispielsweise eine vollkommene Fertigkeit in der Geduld erwerben und reizt dich jemand durch Verachtung zur Ungeduld, dann ist es nicht genug, daß du dich durch den dreifachen Kampf ertüchtigst, sondern du mußt auch die widerfahrene Geringschätzung wollen und lieben, indem du danach verlangst, aufs neue auf dieselbe Weise und von derselben Person beleidigt zu werden. Mach dich auch auf noch Schlimmeres gefaßt und nimm dir vor, es zu erdulden.

Der Grund, warum solche entgegengesetzten Akte notwendig sind, um uns in der Tugend zu vervollkommnen, liegt darin, daß die anderen Übungen, so zahlreich und wirksam sie auch sein mögen, gar nicht hinreichen, um auch die Wurzel auszurotten, aus der die Laster hervorsprießen.

Willigen wir bei der uns zugefügten Kränkung nicht in die Regungen der Ungeduld ein und bekämpfen wir dieselben auf die im vorigen angegebene dreifache Weise, so werden wir uns trotzdem niemals von dem Fehler der Ungeduld, der in unserer Neigung zur eigenen Hochschätzung und unserer Scheu vor Verachtung seine Wurzel hat, freimachen, wenn wir uns nicht durch häufige und öfters wiederholte Akte daran gewöhnen, die Geringschätzung selbst liebzugewinnen und uns ihrer zu erfreuen.

Solange noch die Wurzel des Fehlers lebt, wuchert sie beständig weiter, so daß sie die Tugend zum Welken bringt und bisweilen sogar ganz erstickt. Außerdem setzt sie uns der Gefahr aus, bei jeder sich darbietenden Gelegenheit wieder zurückzufallen. Daraus folgt, daß wir ohne entgegengesetzte Akte eine wahre Festigkeit in der Tugend nie erlangen werden. Des weiteren mußt du beachten, daß diese Akte so häufig und so zahlreich sein müssen, daß sie imstande sind, die üble Gewohnheit vollständig zu zerstören. Denn gerade wie eine solche durch viele sündhafte Akte von unserem Herzen Besitz genommen hat, so muß sie auch durch viele entgegengesetzte Akte mit der Wurzel herausgerissen werden, damit eine tugendhafte Gewohnheit Eingang finden kann.

Ja, ich behaupte noch mehr. Es sind viel mehr gute Akte erforderlich, um eine tugendhafte Gewohnheit zu bilden, als sündhafte zu einer üblen, weil jene nicht wie diese von einer durch die Sünde verdorbenen Natur unterstützt wird.

Zu dem Gesagten bemerke ich außerdem, daß bei einer Tugendübung auch äußere, den inneren entsprechende Akte gesetzt werden müssen, indem man sich (um bei dem angeführten Beispiel zu bleiben) zur Übung der Geduld sanfter und liebevoller Worte bedient und sich dem gehässigen Urheber des Verdrusses gegenüber möglichst entgegenkommend und gefällig erweist.

Und sollten diese inneren wie äußeren Akte tatsächlich oder scheinbar mit einer derartigen Interesselosigkeit gesetzt werden, daß es dir vorkommt, als ob du sie nur widerwillig ausführtest, so darfst du sie trotzdem nicht unterlassen. Denn, so schwach sie auch sein mögen, sie verleihen dir dennoch Kraft und Ausdauer im Kampfe und bahnen dir den Weg zum Siege.

Aber nicht bloß die großen und heftigen, sondern auch die geringfügigen sündhaften Triebe sollst du mit innerer Aufmerksamkeit bekämpfen, weil diese für jene die Bahn freimachen, woraus dann allmählich die üblen Gewohnheiten entstehen.

Gar manche ließen es sich zu wenig angelegen sein, auch die schwächeren Triebe einer Leidenschaft mit der Wurzel aus ihrem Herzen zu reißen, nachdem sie die stärkeren Gelüste derselben Leidenschaft bereits überwunden hatten. Und so kam es, daß sie, als sie es am wenigsten ahnten, von denselben Feinden heftiger und gefährlicher angegriffen wurden als zuvor.

Des weiteren gebe ich dir zu bedenken, daß du darauf achtest, bisweilen dein Verlangen in erlaubten, aber nicht notwendigen Dingen zu bezähmen und abzutöten, woraus viel Gutes erwächst. Denn dadurch wirst du immer fähiger und bereitwilliger, dich auch in anderen Dingen zu überwinden. Du machst dich stärker und erfahrener im Kampfe gegen die Versuchungen und wirst vielen Nachstellungen des bösen Feindes entgehen und dem Herrn einen überaus wohlgefälligen Dienst erweisen.

Aufrichtig sage ich es dir, christliche Seele: Fährst du in diesen guten und heilsamen Übungen in der angegebenen Weise fort, um dich zu vervollkommnen und deiner Herr zu werden, dann gebe ich dir die Versicherung, daß du in kurzer Zeit große Fortschritte machst und nicht nur dem Scheine nach, sondern in Wahrheit ein geistliches Leben führen wirst.

Auf andere Weise aber und bei anderen Übungen - mögen sie nach deinem Dafürhalten noch so vorzüglich sein und deinem Geschmack noch so stark zusagen, daß es dir scheint, als wärest du dabei in tiefster Sammlung und in süßes Zwiegespräch mit dem Herrn versunken - darfst du niemals erwarten, jemals eine Tugend und den wahren Geist zu erlangen. Dieser besteht ja nicht, wie ich dir bereits im ersten Kapitel darlegte, in Übungen, welche unseren Sinnen schmeicheln und ihnen angenehm sind; auch wird er nicht aus ihnen geboren, sondern aus solchen, welche unsere Sinne mit ihren Werken ans Kreuz heften, wodurch der in den Tugenden des Evangeliums gefestigte und erneuerte Mensch mit dem Gekreuzigten und seinem Schöpfer vereint wird.

Wie sich alle sündhaften Gewohnheiten durch viele und wiederholte Akte des höheren Willens, der den Trieben der Sinnlichkeit nachgibt, bilden, so steht es anderseits außer Zweifel, daß umgekehrt auch die Fertigkeit in den Tugenden des Evangeliums durch häufige Akte erworben wird, die mit dem göttlichen Willen übereinstimmen und von ihm bald zu der einen und bald wieder zu einer anderen Tugendübung angeregt werden.

Mag unser Wille auch noch so heftig von den niederen Trieben und der Sünde angefallen werden, er wird niemals sünd- und erdhaft, solange er weder nachgibt noch sich selbst ihnen frei zuwendet. Ebenso wird er auch nie tugendhaft und eins mit Gott, wie sehr er von göttlichen Einsprechungen und Gnadenerweisen aufgefordert und bestürmt wird, wenn er sich nicht durch innere und äußere Akte mit dem göttlichen Willen gleichförmig macht.
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« Antwort #13 am: 30. Oktober 2014, 00:01:14 »
14. Kapitel: Von dem Verhalten, wenn der Wille scheinbar von den niederen Seelenkräften und anderen Feinden überwunden und unterdrückt ist

Wenn es dir zuweilen scheint, der höhere Wille vermöge nichts wider den niederen und wider seine Feinde, weil du in dir kein wirksames Wollen verspürst, dann harre dennoch ruhig aus und gib den Kampf nicht auf! Du darfst dich nämlich nicht für überwunden halten, solange du dir nicht klar bewußt bist, daß du wirklich nachgegeben hast.

Gleichwie unser höherer Wille der niederen Triebe nicht bedarf, um seine eigenen Akte zu setzen, so kann er auch niemals, trotz heftiger Angriffe, ohne seine Zustimmung gezwungen werden, sich ihnen als besiegt zu ergeben. Gott hat ja unseren Willen mit Freiheit und einer solchen Energie ausgestattet, daß - mögen sich auch alle sinnlichen Triebe, alle Teufel und die ganze Welt miteinander gegen ihn verschwören und rüsten, um ihn mit aller Macht anzugreifen und zu bedrängen - er trotz ihrer Anfeindungen vollkommen frei das wollen und nicht wollen kann, was er will oder nicht will, und zwar sooft und solange (und in solcher Weise) und in der Absicht, wie es ihm beliebt.

Sollten dich bisweilen jene Feinde mit solcher Heftigkeit anfallen und dir so zusetzen, daß deinem Willen, gleichsam wie erstickt, der Atem vergeht: Laß den Mut nicht sinken und wirf die Waffen nicht zu Boden! Bediene dich in diesem Falle deiner Zunge zur Verteidigung und sprich: „Ich gebe nicht nach! Ich will nichts mit dir zu tun haben!" Mache es wie ein Krieger, der wenigstens mit dem Schwertknauf zuschlägt, wenn der Feind ihm auf dem Nacken sitzt und er ihn nicht mit des Schwertes Spitze zu treffen vermag. Und wie er dann, um den Feind mit der Spitze töten zu können, zurückspringt, so ziehe dich auf deine Selbsterkenntnis zurück: daß du nichts bist und nichts vermagst. Und im Vertrauen auf Gott, der alles vermag, versetze der feindlichen Leidenschaft mit den Worten einen Hieb: „Hilf mir, Herr! Hilf mir, o Gott! Helft mir, Jesus und Maria, damit ich ihr nicht nachgebe." Läßt der Feind dir Zeit, dann kannst du der Schwäche deines Willens zu Hilfe kommen, indem du dir verschiedene Gedanken vor die Seele führst, aus deren Betrachtung der Wille wieder Atem und Kraft wider seine Feinde schöpfen kann.

Du wirst zum Beispiel durch irgendeine Versuchung oder eine sonstige Drangsal in einer Weise von der Ungeduld bestürmt, daß dein Wille kaum zu widerstehen vermag; da kannst du ihn stärken, indem du in deinem Geiste folgende oder ähnliche Gedanken erwägst:

Erstens: Prüfe dich, ob du das Übel, das du leiden mußt, vielleicht verdienst, weil du selbst dazu den Anlaß gegeben hast. Hast du es verdient, dann mußt du eben das Harte und Unangenehme, das du dir selber zugefügt hast, wie es die Gerechtigkeit verlangt, auch geduldig in Kauf nehmen.

Zweitens: Hast du keine Schuld daran, dann denke einmal an andere Fehltritte, für die dich Gott noch nicht gestraft hat und für die du nicht genügend Buße getan hast. Erkennst du dann, daß Gottes Barmherzigkeit die Strafe, welche entweder die ewige oder die zeitliche im Fegfeuer wäre, in eine unbedeutende in diesem Leben umwandelt, so mußt du diese Strafe nicht nur gerne, sondern auch dankbar hinnehmen.

Drittens: Sollte es dir scheinen, als hättest du zuviel Buße getan und die göttliche Majestät nur ein wenig beleidigt, was du dir aber durchaus nicht einbilden darfst, so bedenke, daß man nur durch die enge Pforte der Trübsale ins Himmelreich eingeht.

Viertens: Selbst wenn du auf einem anderen Weg dahin gelangen könntest, so dürftest du schon um des Gesetzes der Liebe willen nicht einmal daran denken, da doch der Sohn Gottes und all seine geliebten Freunde nur durch Dornen und Kreuze in das Himmelreich eingegangen sind.

Fünftens: Du mußt dir bei dieser und jeder anderen Gelegenheit vor allem den Willen Gottes vor Augen halten, der bei der Liebe, die er zu dir hegt, ein überaus großes Wohlgefallen an jedem Werk der Tugend und Abtötung hat, das du, um seine Liebe zu erwidern, als treuer und hochherziger Streiter vollbringst. Sei auch überzeugt, daß, je unsinniger diese Unbill an sich ist und je unangemessener vonseiten desjenigen, der sie dir zufügt, und je lästiger und schwerer es dir daher fällt, sie zu ertragen, du desto angenehmer dem Herrn sein wirst, wenn du selbst in solchen Dingen, die außer der Ordnung scheinen und dir daher umso bitterer sind, den göttlichen Willen und die Pläne seiner Vorsehung erkennst und liebst, die jedes Ereignis – so widersinnig es scheinen mag - zu einem guten und äußerst vollkommenen Ende zu ordnen und zu lenken weiß.
...Kinder, Jesus hat mich als Regenbogen zwischen die Erde und den Himmel gestellt, und ich werde stets meinen Schutz über euch am Leben erhalten....
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Offline Misericordia

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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #14 am: 30. Oktober 2014, 00:37:06 »
15. Kapitel: Ratschläge für die Art des Kampfes

Du hast nun gesehen, in welcher Weise du kämpfen mußt, um dich selbst zu überwinden und mit Tugenden zu schmücken.

Außerdem mußt du dich überzeugen lassen, daß du, um über deine Feinde mit größerer Schnelligkeit und Leichtigkeit den Sieg davonzutragen, wie es sich geziemt, Tag für Tag besonders gegen deine Eigenliebe zu kämpfen hast und dich gewöhnst, die Verachtung und Widerwärtigkeiten, welche die Welt dir antut, als liebenswerte Wohltaten zu betrachten.

Vernachlässigst du diesen Kampf und legst ihm zu wenig Gewicht bei, so bleibt der Sieg schwierig und nur vereinzelt, unvollkommen und unsicher.

Auch darauf mache ich dich aufmerksam, daß du den Kampf mit Starkmut führen mußt. Die Tugend wirst du von Gott leicht erlangen, wenn du darum inständig flehst und einerseits die Wut und den unversöhnlichen Haß deiner Feinde sowie die große Zahl ihrer Schlachtreihen und Heere bedenkst, anderseits aber auch erwägst, daß Gottes Güte und Liebe zu dir unendlich größer ist und unvergleichlich mehr Engel und Heilige des Himmels mit ihrem Gebet an unserer Seite kämpfen.

Dieser Gedanke ist von solcher Wirkung, daß eine Menge schwach scheinender Personen die gesamte Macht und Weisheit der Welt, alle Angriffe des Fleisches und die ganze Wut der Hölle überwand und besiegte.

Deshalb brauchst du nie zu erschrecken und mutlos zu werden, wenn es dir auch scheint, als würde der Ansturm deiner Feinde immer heftiger und als sollte der Kampf dein ganzes Leben andauern und als drohten dir gleichsam von vielen Seiten sichere Niederlagen. Außer dem oben Gesagten vergiß nicht, daß alle Macht und List unserer Feinde in der Hand unseres göttlichen Herrn ruhen, für dessen Ehre wir ja streiten. Da dieser uns unsagbar liebt und uns selbst mit strengem Befehl zum Kampfe ruft, wird er nicht zulassen, daß wir überwältigt werden, sondern auch selbst für dich kämpfen und dir deine Feinde unterwerfen, wann es ihm gefällt und falls es dir von größerem Nutzen ist; sollte er damit auch bis zum letzten Tage deines Lebens zögern.

Deine Sache ist es also, hochherzig zu kämpfen, niemals die Waffen zu strecken und die Flucht zu ergreifen, auch wenn du verwundet wirst. Um tapfer streiten zu können, merke dir noch zum Schlusse, daß niemand dem Kampfe entfliehen kann und daß jeder, der nicht kämpft, unausweichlich gefangen oder getötet wird. Überdies haben wir es in diesem Kampfe mit Feinden zu tun, die mit einem derartigen Haß gegen uns erfüllt sind, daß wir in keinem Falle Frieden oder Waffenstillstand zu erwarten haben.
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Antw:Der geistliche Kampf
« Antwort #15 am: 30. Oktober 2014, 00:50:59 »
16. Kapitel: Ein Streiter Christi soll sich schon in früher Morgenstunde auf dem Kampfplatze stellen

Das erste, was deine geistigen Augen beim Erwachen beobachten sollen, ist, daß du dich auf einen geschlossenen Kampfplatz gestellt siehst, wo das Gesetz gilt, daß, wer nicht kämpft, für immer stirbt.

Stelle dir vor, du sähest vor dir als bewaffneten Feind die bösen Neigungen, die du zu bekämpfen dir vorgenommen hast, bereit, dich zu verwunden und zu töten; auf der rechten Seite aber deinen siegreichen Feldherrn Jesus Christus mit seiner heiligsten Mutter, der Jungfrau Maria, zugleich mit ihrem geliebten Bräutigam, dem heiligen Joseph, und vielen Schlachtreihen von Engeln und Heiligen, vor allem dem heiligen Erzengel Michael, und auf der linken Seite den höllischen Feind mit seinem Anhang, wie er die erwähnte Leidenschaft zum Nachgeben reizt.

Dabei stelle dir weiter vor, du hörtest die Stimme deines heiligen Schutzengels zu dir sprechen: „Heute hast du wider diesen und deine anderen Feinde zu kämpfen. Dein Herz zage nicht und verliere nicht den Mut. Du darfst keineswegs aus Furcht oder einer anderen Rücksicht wegen nachgeben, denn unser Herr steht dir mit seiner ganzen glorreichen Heerschar zur Seite, um gegen alle deine Feinde zu kämpfen, und er wird nicht zugeben, daß sie dich überwältigen oder überlisten. Steh unerschütterlich fest! Tu dir Gewalt an und ertrage den Schmerz, den du bisweilen unter dem Ansturm erleidest."

Aus tiefstem Herzensgrunde flehe und rufe oft zum Herrn, zur allerseligsten Jungfrau Maria und zu allen Heiligen um Hilfe. Zweifellos wirst du den Sieg davontragen. Bist du auch schwach und mit sündhaften Gewohnheiten behaftet und sind auch deine Feinde stark und zahlreich, so sind der Hilfsmittel deines Schöpfers und Erlösers ungemein viele. Ja, über alle Maßen und unvergleichlich stärker ist dein Gott, der dich mehr zu retten wünscht, als dein Feind dich zu verderben verlangt.

So kämpfe denn und laß dich durch die Mühe nicht verdrießen, denn aus der Anstrengung und Energie, die man gegen die sündhafte Neigung anwendet, und aus der Qual, die man der schlechten Gewohnheiten wegen empfindet, erwachsen der Sieg und der große Schatz, mit dem man das Himmelreich erwirbt und durch den die Seele auf ewig mit Gott vereint wird.

Im Namen des Herrn beginne dann den Kampf mit den Waffen des Mißtrauens wider dich selbst und des Vertrauens auf Gott und mit Gebet und frommer Übung. Fordere jenen Feind und jene Neigung, die du in der oben (Kapitel 13) angegebenen Weise zu überwinden dir vornahmst, zum Kampfe heraus, bald durch Widerstand, bald durch Verachtung und bald durch einen Akt der entgegengesetzten Tugend. Versetze ihm weitere tödliche Streiche, um dadurch deinem Herrn zu gefallen, der mit der ganzen triumphierenden Kirche deinem Kampfe zuschaut.

Nochmals sage ich dir: Du darfst nicht nachlassen im Kampfe! Gedenke der Pflicht, die uns allen obliegt, Gott zu dienen und ihm zu gefallen, und der Notwendigkeit des Kampfes, dem wir nicht entrinnen können, ohne uns Wunden, ja selbst den Tod zuzuziehen.

Aber noch mehr lege ich dir ans Herz: Wolltest du auch wie ein Fahnenflüchtiger Gott verlassen und dich der Welt und der Sinnenlust ergeben, du müßtest trotzdem mit endlosen Widerwärtigkeiten kämpfen, so daß Schweiß dein Antlitz bedecken und Todesangst dein Herz erfassen würden.

Darum bedenke, wie töricht es wäre, eine Mühsal und Qual auf sich zu laden, die mit dem Tod zugleich eine nie endende Pein nach sich zieht, um auf diese Weise einem Schmerz zu entfliehen, der bald endet und uns in die ewige und unendliche Glückseligkeit führt, in der wir auf immer unseres Gottes genießen.

 
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