Liebe Hemma,
wie sieht das der Herr Dr. Karl Essmann (Theologe, Religionspädagoge und Regierungsrat):
Himmel, Hölle und Fegefeuer –
das Zeugnis der kirchlichen Tradition; mit Dr. Karl Essmann, Wien: Die biblischen Bilder zum nachtodlichen Leben hat die Kirche in ihr Glaubenssystem integriert und mit klaren Vorstellungen zu Himmel, Hölle und Fegefeuer ausgebaut. Karl Essmann würdigt diese Vorstellungen
kritisch und versucht sie neu zu verstehen. (Hervorhebung von mir Anemone)
Mir sagt folgendes zu:
Papst Johannes Paul II.
Das Leben nach dem Tod
Drei Ansprachen bei Generalaudienzen im Sommer 1999
über Himmel, Hölle und Fegfeuer
Der Himmel (21. Juli 1999)
Liebe Schwestern und Brüder!
Heute möchte ich zu euch über den Begriff "Himmel" in der Bibel sprechen. Zunächst ist damit ein Teil des Universums gemeint. Im übertragenen Sinn aber umschreibt dieses Wort die Wohnung Gottes. Dann wird es zum umfassenderen Bild für das Leben des Menschen in Gott.
Im Neuen Testament wird dieser Begriff weiter vertieft und in Zusammenhang mit der Menschwerdung und der Sendung Jesu Christi gebracht. Die Menschen erfahren das Vatersein Gottes durch die Liebe seines Sohnes, der gekreuzigt wurde und in den Himmel aufgefahren ist. Jetzt sitzt er dort zur Rechten des Vaters.
Durch die Einbeziehung in das österliche Geheimnis, gelangen auch wir Menschen nach unserem irdischen Dasein zur vollen Teilhabe an der Liebe des Vaters.
"Himmel" meint also eine lebendige und persönliche Beziehung zum dreifaltigen Gott. Dieser Begriff beschreibt die Begegnung mit dem Vater, die im auferstandenen Christus geschieht durch die Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Dieses ist unser aller Ziel.
Die Hölle (28. Juli 1999)
Liebe Schwestern und Brüder!
Gott ist ein unendlich guter und barmherziger Vater. Aber der Mensch in seiner Freiheit kann seine Liebe und seine Vergebung endgültig ablehnen und sich somit seiner Gemeinschaft für immer entziehen. Diese tragische Situation wird von der christlichen Lehre als "Verdammnis" oder "Hölle" bezeichnet.
Die Bilder, mit denen die Heilige Schrift die Hölle darstellt, müssen richtig interpretiert werden. Sie wollen die völlige Leere eines Lebens ohne Gott aufzeigen. Die Hölle meint nicht so sehr einen bestimmten Ort, sondern vielmehr die Situation dessen, der sich frei und endgültig von Gott entfernt hat.
Der Gedanke an die Hölle soll uns nicht in Angst versetzen, denn wir sind aufgerufen, unseren Lebensweg frohgemut mit Jesus Christus zu gehen, der den Satan und den Tod für immer besiegt hat. Dieser Glaube voller Hoffnung ist der Kern der christlichen Verkündigung.
Das Fegefeuer (4. August 1999)
Liebe Schwestern und Brüder!
In den letzten beiden Katechesen haben wir die Alternative beleuchtet, die den Menschen vor die Wahl stellt: entweder mit dem Herrn in Ewigkeit zu leben oder seiner Gegenwart fern zu bleiben. Anders gesagt: Der Mensch hat die Wahl zwischen Himmel und Hölle. Viele haben sich zwar Gott geöffnet, aber das Leben mit Gott blieb unvollkommen.
Um die volle Seligkeit zu erlangen, bedarf der Mensch einer Art "Reinigung", die der Glaube der Kirche mit dem Begriff "Fegfeuer" umschreibt. Diese Bezeichnung meint keinen Ort, sondern einen Zustand. Alle, die nach dem Tod für die Begegnung mit Gott noch "gereinigt" werden, sind schon in der Liebe Christi. Dabei ist das Fegfeuer nicht die Verlängerung des irdischen Lebens. Der Mensch kann sich nicht noch einmal neu entscheiden. Er kann im Fegfeuer nicht nachholen, was er einst auf Erden versäumt hat.
Gleichzeitig bleibt ihm aber die Solidarität der Kirche nicht versagt. Die pilgernde Kirche tritt für ihn ein durch Gebet und Werke der Liebe. So wird die Reinigung von einem Band gehalten, das besteht zwischen denen, die noch auf dieser Welt leben, und jenen, die schon die ewige Seligkeit genießen dürfen.
Aus dem Katechismus der Katholischen Kirche: Kompendium
„Ich glaube … das ewige Leben“
207. Was ist das ewige Leben?
1020
Das ewige Leben ist das Leben, das gleich nach dem Tod beginnt. Es wird kein Ende haben. Ein besonderes Gericht durch Christus, den Richter der Lebenden und der Toten, wird für jeden Menschen dem ewigen Leben vorangehen, und durch das Letzte Gericht wird es bestätigt werden.
208. Was ist das besondere Gericht?
1021-1022
Es ist das Gericht der unmittelbaren Vergeltung, die jeder gleich nach seinem Tod in seiner unsterblichen Seele entsprechend seinem Glauben und seinen Werken von Gott erhält. Diese Vergeltung besteht im Eintreten in die Seligkeit des Himmels, unmittelbar oder nach einer entsprechenden Läuterung, oder im Eintreten in die ewige Verdammnis der Hölle.
209. Was versteht man unter „Himmel“?
1023-1026
Unter „Himmel“ versteht man den Zustand höchsten, endgültigen Glücks. Jene, die in der Gnade Gottes sterben und keiner weiteren Läuterung bedürfen, werden mit Jesus und Maria, mit den Engeln und den Heiligen vereinigt. Sie bilden so die Kirche des Himmels, wo sie Gott „von Angesicht zu Angesicht“ (1 Kor 13, 12) schauen, in einer Liebesgemeinschaft mit der heiligsten Dreifaltigkeit leben und für uns eintreten.
„Der Vater ist seinem Wesen nach und in Wahrheit das Leben. Über alles gießt er durch seinen Sohn und im Heiligen Geist seine himmlischen Gaben aus. Das ewige Leben aber hat er in seiner Menschenfreundlichkeit uns Menschen untrüglich verheißen“ (hl. Cyrill von Jerusalem).
210. Was ist das Purgatorium (Fegefeuer)?
1030-1031
Das Purgatorium ist der Zustand jener, die in der Freundschaft Gottes sterben, ihres ewigen Heils sicher sind, aber noch der Läuterung bedürfen, um in die himmlische Seligkeit eintreten zu können.
211. Wie können wir den Seelen im Purgatorium helfen?
1032
Kraft der Gemeinschaft der Heiligen können die Gläubigen, die noch auf Erden pilgern, den Seelen im Purgatorium helfen, indem sie Fürbitten und besonders das eucharistische Opfer, aber auch Almosen, Ablässe und Bußwerke für sie darbringen.
212. Worin besteht die Hölle?
1033-1035
Sie besteht in der ewigen Verdammnis jener, die aus freiem Entschluss in Todsünde sterben. Die schlimmste Qual der Hölle besteht im ewigen Getrenntsein von Gott. Einzig in Gott kann ja der Mensch Leben und Glück finden. Dafür ist er geschaffen, und das ist seine Sehnsucht. Christus fasst diese Wirklichkeit in die Worte: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!“ (Mt 25, 41).
213. Wie verträgt sich die Existenz der Hölle mit der unendlichen Güte Gottes?
1036-1037
Gott will zwar, „dass sich alle bekehren“(2 Petr 3, 9), aber er hat den Menschen frei und eigenverantwortlich erschaffen und respektiert seine Entscheidungen. Darum ist es der Mensch selbst, der sich in völliger Autonomie freiwillig aus der Gemeinschaft mit Gott ausschließt, wenn er bis zu seinem Tod in der Todsünde verharrt und die barmherzige Liebe Gottes zurückweist.
214. Worin wird das Letzte Gericht bestehen?
1038-1041
Das Letzte (allgemeine) Gericht wird im Urteil zum seligen Leben oder zur ewigen Verdammnis bestehen. Wenn Jesus Christus als Richter der Lebenden und der Toten wiederkommt, wird er über die „Gerechten und Ungerechten“ (Apg 24, 15), die alle vor ihm versammelt sein werden, dieses Urteil aussprechen. Im Anschluss an das Letzte Gericht wird der auferstandene Leib Anteil erhalten an der Vergeltung, welche die Seele im besonderen Gericht erhalten hat.
215. Wann wird dieses Gericht stattfinden?
1040
Dieses Gericht wird am Ende der Welt stattfinden, dessen Tag und Stunde Gott allein kennt.
Gottes Segen
Anemone