Autor Thema: Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt  (Gelesen 32280 mal)

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Anemone

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Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #16 am: 31. Mai 2011, 21:18:04 »
DIE ÜBERNATÜRLICHE GOTTESERKENNTNIS

Neben der natürlichen Gotteserkenntnis gibt es auch die übernatürliche Gotteserkenntnis. Die übernatürliche Gotteserkenntnis versucht das Wesen Gottes auf der Grundlage der Offenbarung bzw. Selbstmitteilung Gottes zu erfassen. Gott hat sich bei verschiedenen Gelegenheiten dem Menschen geoffenbart und ihm dabei verschiedene Merkmale seines Wesens mitgeteilt. Die Offenbarung Gottes erging an verschiedene auserwählte Gestalten des Alten Testaments (z. B. an die Patriarchen, an Moses und die Propheten). Sie geschah aber vor allem durch Jesus Christus. Wir wollen hier kurz die wichtigsten Wesenszüge Gottes aus der christlichen Offenbarung anführen:

1) GOTT ALS SCHÖPFER

Gott hat sich zunächst als der Schöpfer geoffenbart, der Himmel und Erde erschaffen hat. Im Schöpfungsbericht des Alten Testaments erfahren wir, wie der Himmel und die Erde durch den Willen Gottes ins Dasein gerufen wurden (vgl. Gen 1,1-2,4a). (Die Darstellung der Schöpfung im Buch Genesis  darf nicht als eine naturwissenschaftliche Erklärung für die Entstehung des Kosmos und der Welt verstanden werden. Es geht bei diesem Bericht um die Offenbarung Gottes, dass die Welt durch ihn geschaffen wurde.) Diese Offenbarung ist ein Hinweis auf die überragende Größe, Weisheit und Allmacht Gottes.

2) GOTT ALS HERR

Gott hat sich auch als Herr geoffenbart. Im ganzen Alten Testament ist von Gott als dem "Herrn" die Rede: Gott stellt sich Abraham und Jakob als der "Herr" vor (vgl. Gen 15,7; 28,13); bei der Berufung des Moses sagt Gott, dass er  der "Herr" sei (vgl. Ex 6,2). Auch beim Bundesschluss am Sinai nennt sich Gott mehrmals den "Herrn" (vgl. Ex 20,5-10). Und auch die Propheten spricht Gott als "Herr" an (vgl. Jes 42,8; Jer 24,7).  Gott verlangt Ehrfurcht und Anbetung. Er gibt Gebote und verlangt Gehorsam (vgl. Dtn 6,2). Er ist als absolutes Wesen der Herr über die Schöpfung und den Menschen. Gott ist das Höchste und Größte, vor dem sich der Mensch in Ehrfurcht verneigen muss. Der Mensch ist aufgerufen, Gott den Herrn "mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft" (Dtn 6,4) zu lieben.

3) GOTT ALS VATER

Gott hat sich dann - vor allem durch Jesus Christus - auch als Vatergott geoffenbart. Jesus spricht Gott als "Abba", als "Vater" an (Lk 11,2) ("Abba" bedeutet eigentlich "Väterchen"). Dieser Vatergott ist ein liebender Gott, der das Glück und das Heil des Menschen will. Dieser Vatergott ist auch voller Barmherzigkeit und gibt dem Menschen immer wieder die Möglichkeit, neu zu beginnen (Lk 15,11-32). Dieser Vatergott zwingt dem Menschen nicht seinen Willen auf, sondern lässt ihm seinen freien Willen. Und wenn sich der Mensch gegen Gott entscheidet, dann leidet dieser Vatergott darunter und versucht den Menschen zu retten. Der Mensch bedeutet ihm soviel, dass er sogar seinen eingeborenen Sohn in die Welt schickt, um ihn zu retten und heimzuholen (vgl. Joh 3,16).

4) GOTT ALS RICHTER

 Gott hat sich dann auch als Richtergott geoffenbart (vgl. Gen 18,25; Weish 6,3; Sir 35,12 u.a.) Gott wird den Menschen nach dem Tod zur Rechenschaft ziehen (vgl. Hebr 9,27). Er wird den Menschen nach seinem Leben und nach seinen Werken richten (vgl. Joh 3,18; Röm 10,9-13; Jak 2,14-26) Er wird prüfen, was der Mensch aus den Talenten gemacht hat, die er ihm gegeben hat (vgl. Mt 25,14-30). Wenn der Mensch sich im Laufe seines Lebens bewährt hat und mit Gottes Hilfe vollendet und geläutert ist, wird er in die Gemeinschaft mit Gott (= Himmel) aufgenommen. Wenn der Mensch sich aber schwer gegen Gott und die Mitmenschen versündigt hat und seine Sünden nicht bereut, wird er aus der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen (= Hölle). So wird also Gott jeden Menschen je nach seinem Lebenswandel belohnen oder bestrafen (vgl. Röm 2,6-11; 1 Petr 1,17).

5) GOTT DER DREIFALTIGE

Gott hat sich schließlich auch als ein dreifaltiger Gott geoffenbart (vgl. Mt 3,16-17): Er hat sich dem Menschen als Schöpfer und Vater zu erkennen gegeben; er hat sich dann in Jesus Christus als Sohn und Erlöser (vgl. Mt 26,63-64; Lk 22,19-20) und schließlich auch als Heiliger Geist (vgl. Apg 2,1-4) geoffenbart. Es ist aber immer der eine Gott, der sich in diesen verschiedenen Personen geoffenbart hat. Das bedeutet, dass der eine Gott in sich drei verschiedene Personen enthält, die aber alle das gleiche göttliche Wesen haben.

Die übernatürliche Gotteserkenntnis durch die Offenbarung lässt uns tief in das geheimnisvolle Wesen Gottes eindringen. Aber sie lässt uns dennoch nicht die unendliche Größe, Erhabenheit und Liebe des göttlichen Wesens begreifen. Wir wissen von den mystischen Schauungen begnadeter Menschen, dass das absolute Wesen Gottes unbeschreiblich und unaussprechlich ist. Unsere menschliche Erkenntnisfähigkeit ist endlich und kann daher nie das absolute Wesen Gottes erfassen. Und so sollte all unser Nachdenken und Reden über Gott schließlich zu einer schweigenden und ehrfürchtigen Versenkung in Gott führen.

Anemone

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Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #17 am: 02. Juni 2011, 10:26:05 »
NICHTCHRISTLICHE LEHREN


Es gibt neben der christlichen Lehre auch mehrere nicht-christliche Lehren von Gott. Diese gehen entweder auf bestimmte Philosophien oder Religionen zurück.

1) DER DEISMUS

Der Deismus (von lat. deus = Gott) kennt nur den Schöpfergott: Gott hat die Welt nur erschaffen, sie dann aber ihrem Schicksal überlassen. Gott ist wie ein "Uhrmacher", der die Uhr des Kosmos gebaut und aufgezogen hat, sie dann aber aus der Hand gibt. Der Gott des Deismus wendet sich nicht dem Menschen zu, es gibt daher keine Offenbarung und kein Eingreifen Gottes in der Geschichte. Der Deismus übersieht offensichtlich, dass sich Gott direkt an jeden Menschen wendet (Gewissen!) und ihn immer wieder seine Nähe und Vorsehung spüren lässt. Der Deismus übersieht auch, dass Gott auch in die Geschichte eingegriffen hat; die ganze Heilsgeschichte des Volkes Israel, aber auch die gesamte Geschichte der Menschheit zeigt in beeindruckender Weise, dass Gott sehr wohl am Schicksal der Menschheit Anteil nimmt.

2) DER PANTHEISMUS

Für den Pantheismus (von griech. pan: das Ganze, und griech. theos: Gott) ist Gott das Ganze. Mit dem Ganzen ist meistens die Natur bzw. der Kosmos gemeint, sodass Gott mit der Natur bzw. dem Kosmos gleichgesetzt wird. Auf diese Weise ist Gott die Natur und die Natur ist Gott (Naturreligionen). Gott ist daher auch immanent, d. h. er ist in der Natur. Die kritische Betrachtung des Pantheismus zeigt, dass diese Lehre zu unauflöslichen Widersprüchen führt: Wenn Gott das Ganze ist, dann folgt daraus, dass das Absolute und das Relative, das Geistige und Materielle, das Ewige und Vergängliche, das Unbegrenzte und Begrenzte gleichermaßen göttlich sind. Wenn Gott das Ganze umfasst, dann müssten Leben und Tod, Gut und Böse, Freiheit und Unfreiheit, Krieg und Frieden usw. gleichermaßen als göttlich angesehen werden. Wenn Gott und die Natur dasselbe sind, dann würde es sich um einen Gott handeln, der sich erst allmählich entwickelt hat. Alle diese Vorstellungen lassen sich unmöglich mit der Vorstellung von einem absoluten, unvergänglichen und guten Gott vereinbaren.

Anemone

  • Gast
Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #18 am: 02. Juni 2011, 10:30:57 »
3) DIE ÖSTLICHEN RELIGIONEN

Für die östlichen Religionen (Hinduismus, Buddhismus) ist Gott ein unpersönlicher absoluter Weltgrund (Brahman). In diesem absoluten Weltgrund existiert dann eine große Zahl von personalen Gottheiten (z. B. die hinduistischen Gottheiten Shiva, Vishnu, Ahriman). Von Zeit zu Zeit kommt es auch zu Verkörperungen von Gottheiten in irdischen Wesen (z. B. in Krishna). Zu diesen Gottesbildern der östlichen Religionen ist kritisch zu sagen, dass sie gleichzeitig monotheistische und polytheistische, unpersönliche und persönliche, transzendente und immanente Züge aufweisen. Aus christlicher und abendländischer Sicht handelt es sich dabei um Gottesbilder mit unauflöslichen Widersprüchen.

4) DAS NEW AGE

Für die junge New Age-Bewegung (von engl. New Age: neues Zeitalter), die eine Mischung aus westlicher Wissenschaft und östlicher Religion darstellt, ist Gott eine unpersönliche kosmische Kraft. Diese kosmische Kraft ist die Grundlage des gesamten Universums und manifestiert sich in allen Dingen und Formen. Durch bestimmte meditative Übungen und Psychotechniken kann der Mensch diese kosmische Energie in sich aufnehmen. Er wird dann von der Kraft des Göttlichen erfüllt und wird so selbst göttlich. Die New Age-Bewegung vertritt einen kosmischen Pantheismus, der jede Vorstellung von einem transzendenten, geistigen und personalen Gott aufhebt. Auch der Unterschied zwischen Göttlichem und Mensch wird aufgehoben.

5) DER AGNOSTIZISMUS

Der Agnostizismus (von griech. agnostos: unerkennbar) vertritt den Standpunkt, dass es nicht möglich sei, Gott zu erkennen: Die menschliche Vernunft sei zu beschränkt, um Gott erkennen zu können. Da man aber Gott nicht erkennen könne, sei es auch unmöglich, sich vom Wesen Gottes eine Vorstellung zu machen. Der Agnostizismus irrt, wenn er behauptet, dass man Gott überhaupt nicht erkennen könne: Der menschliche Geist ist imstande, in der Natur und im Gewissen das Wirken Gottes zu erkennen und anhand dieses Wirkens auch die wichtigsten Wesenszüge Gottes zu erfassen.

Anemone

  • Gast
Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #19 am: 03. Juni 2011, 11:38:00 »
IV DIE BEDEUTUNG GOTTES


Der Glaube an Gott setzt auch voraus, dass wir uns fragen, welche Bedeutung Gott für unsere Person und für unser Leben hat. Die meisten Menschen glauben zwar, dass es einen Gott gibt und dass Gott ein personales Wesen ist. Aber viele Menschen haben noch nicht begriffen, welche Bedeutung Gott für ihr Leben hat. Solange sie diese Bedeutung Gottes nicht wirklich erkannt haben, können sie auch keine tiefere Beziehung zu Gott entwickeln. Gott bleibt dann für sie ein Wesen, das irgendwo über den Wolken existiert, aber keinen Einfluss auf die Gestaltung und Ausrichtung ihres Lebens hat. Vielleicht ist diese Frage deshalb die wichtigste Frage, die sich ein Mensch stellen muss, bevor er  zu einem echten Glauben an Gott gelangt.

1) GOTT ALS URSPRUNG

Gott ist zunächst der Ursprung des Menschen. Gott hat den Menschen als sein Abbild erschaffen und ihm Geist, Freiheit und Kreativität verliehen. Auf diese Weise hat der Mensch eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Schöpfer. Gott hat den Menschen aus Liebe geschaffen. Daher ist jeder Mensch ein Kind Gottes und von Gott gewollt. Die Gotteskindschaft verleiht jedem Menschen eine hohe und unantastbare Würde. Als Freund Gottes steht er unter dem Schutz Gottes und muss von jedem Menschen geachtet werden. Die Tatsache, dass Gott den Menschen als sein Abbild geschaffen hat und ihn aus Liebe ins Dasein gerufen hat, ist für die Identität und Einschätzung des Menschen von grundlegender Bedeutung. Ohne diesen Ursprung in Gott käme der Mensch aus dem Nichts und wäre ein Produkt des Zufalls. Er wäre dann hineingeworfen in das Dasein und wüsste nicht um sein Woher. Er wäre einem blinden Schicksal ausgeliefert und könnte keinen tieferen Sinn in seinem Leben finden. Er wäre ein blinder Passagier auf einem kleinen Wandelstern in den Abgründen des Weltalls. Als Kind des Nichts und als Produkt des Zufalls hätte er keine höhere Berufung und damit auch keine höhere Würde. Ohne Gott ist auch der Mensch nichts.

2) GOTT ALS ORIENTIERUNG

Gott ist auch für die Orientierung des Menschen entscheidend. Wenn der Mensch sich nach den Geboten und nach dem Willen Gottes richtet, dann hat er eine klare Orientierung für sein Leben. Er weiß dann, auf welche Werte es ankommt, und weiß auch, wo ihm Gefahren drohen und wo er sich in acht nehmen muss. Ohne Orientierung an Gott passiert es sehr leicht, dass der Mensch ewig ein Suchender und Irrender bleibt, der sein ganzes Leben herumprobiert und experimentiert. Er gleicht dann dem alten Faust, der (mit Hilfe des Teufels!) alle möglichen Daseinsformen des Menschen durchexerziert, bis er dann nach vielen Irrungen und Wirrungen am Ende seines Lebens draufkommt, was er eigentlich tun sollte. Das Leben dieses faustischen Menschen zeigt in aller Deutlichkeit, zu welchen Verirrungen  und Leiden die Orientierungslosigkeit des gottlosen Menschen führt.

3) GOTT ALS ZUFLUCHT

Gott ist oft auch die Zuflucht des Menschen. Im Leben eines jeden Menschen gibt es Augenblicke, in denen er sich unverstanden und verlassen fühlt. Es gibt Momente, in denen der Mensch unheimlich ungeborgen und schutzlos ist. Es kann die Angst vor einer großen Operation sein. Es kann aber auch das Elend in einer Ehe oder die Sorge um einen verlorenen Sohn und eine verlorene Tochter sein. Manchmal ist es auch der Tod eines unersetzlichen Menschen, oder die Hölle der eigenen Depressionen, oder das Ausgestoßensein aus der Dorfgemeinschaft. Oft bleibt uns dann nur die Zuflucht zu Gott, der unsere einzige Klagemauer und einziger Trost ist. Gott ist der einzige, der uns immer zuhört. Er trägt uns auch dann, wenn uns alle anderen fallen lassen. Er ist oft unsere letzte Zuflucht. Wehe uns, wenn wir in gewissen Augenblicken und Situationen nicht unsere Zuflucht zu Gott nehmen könnten!

4) GOTT ALS ERLÖSER

Gott ist auch der Erlöser des Menschen. Gott ist heute oft die letzte Hoffnung auf Erlösung, wenn der Mensch an unheimlichen Ängsten, Zweifeln und Lastern leidet. Der moderne Mensch, der bisher an die unbegrenzten Möglichkeiten der Psychologie, der Psychiatrie und der Medizin geglaubt hat, erlebt heute vielfach die Begrenztheit und Ohnmacht dieser Wissenschaften. Er erfährt, dass die verschiedenen Therapien kaum etwas gegen die Ängste und Depressionen, den Alkoholismus und die Drogenabhängigkeit, die Magersucht und die Fresssucht ausrichten können. Er erlebt aber auch seine grenzenlose Ohnmacht bei der Erziehung der jungen Generation, die durch falsche Freunde, perverse Zeitschriften, verrückte Musikstücke, liberale Moralvorstellungen und ein absurdes Disko- und Nachtleben auf völlig falsche Bahnen geraten. Er merkt aber auch das zunehmende Chaos im Bereich der Politik und der Wirtschaft. Er spürt schließlich auch in zunehmendem Maß die Ketten des Okkultismus, die ihn infolge von verschiedenen okkulten und magischen Praktiken fesseln. Wir alle spüren immer deutlicher, dass uns heute nur noch Gott helfen und erlösen kann. Ohne die Erlösung Gottes geht der moderne Mensch an seinem eigenen Elend zugrunde!

5) GOTT ALS SINN UND ZIEL

Gott ist schließlich auch das höchste Ziel und der letzte Sinn des Menschen. Gott ist als absolutes Wesen imstande, dem Menschen eine letzte Erfüllung zu schenken. Der Mensch ist von seiner innersten Natur darauf angelegt, das Absolute zu suchen. Sein Herz findet keine Ruhe, bevor es nicht das Absolute gefunden hat. Die moderne Welt versucht, den Menschen mit allen möglichen Formen von Scheinsinn abzuspeisen: Sie gaukelt ihm vor, dass materielle Güter, Lust und Vergnügen, Sensationen und Ekstasen, Macht und Prestige usw. usf. einen dauerhaften Lebenssinn vermitteln können. Aber immer mehr Menschen begreifen, dass alle diese Dinge nur einen Teil-Sinn oder einen Schein-Sinn darstellen, und dass sie einem gigantischen Selbstbetrug aufsitzen, wenn sie diese Dinge als höchstes Ziel und letzten Sinn anstreben. Das höchste Ziel und der letzte Sinn kann für den Menschen nur etwas Absolutes, d. h. Gott sein. Deshalb ist Gott auch als Ziel und Sinn von absoluter Bedeutung. - Gott ist dann aber auch derjenige, der dem Menschen ein Weiterleben nach dem Tod ermöglicht. Ohne Gott wäre der irdische Tod die Endstation des Menschen. Sein ganzes Leben, sein Streben und Ringen, sein Glück und sein Leiden würden damit im Nichts des Todes enden und hätten damit letztlich keinen Sinn gehabt. Durch Gott aber hat der Mensch die Möglichkeit einer endgültigen Vollendung. In Gott findet er sein höchstes Ziel und sein ewiges Glück.

Anemone

  • Gast
Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #20 am: 04. Juni 2011, 18:46:20 »
V DIE SCHÖPFUNG


1) GOTT ALS VATER UND SCHÖPFER

Im Glaubensbekenntnis sprechen wir: "Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde". Das Glaubensbekenntnis nennt hier Gott den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde. Mit dem "Himmel" ist die unsichtbare, geistige Welt der Engel gemeint, bei der "Erde" handelt es sich um die sichtbare Welt. Bei diesen Worten des Glaubensbekenntnisses fällt sofort auf, dass Gott in einem Atemzug als Vater und Schöpfer bezeichnet wird. Dieser Zusammenhang zwischen Gott dem Vater und Gott dem Schöpfer weist uns darauf hin, dass die Schöpfung nicht auf ein namenloses Urprinzip, sondern auf einen Vatergott zurückgeht. Hinter der Schöpfung steht also nicht ein unpersönlicher göttlicher Urgrund oder eine unpersönliche göttliche Energie, sondern die Person Gottes. Auf diese Weise ist die Schöpfung nicht durch einen blinden Zufall, sondern durch einen bewussten Willensakt von Gott, dem Vater, zustande gekommen.

2) EINE SCHÖPFUNG AUS LIEBE

Wenn Gott ein Vater ist, dann können wir auch begreifen, warum er die Welt erschaffen hat. Das Wesen eines guten Vaters besteht nämlich darin, dass er Kindern das Leben schenkt und sie glücklich sehen möchte. Und so hat auch Gott den Himmel und die Erde aus Liebe erschaffen: Er die Engel erschaffen, um diese geistigen Wesen an seiner Herrlichkeit teilnehmen zu lassen, und er die Menschen erschaffen, um sie zu lieben und glücklich zu machen. Somit ist also die väterliche Liebe Gottes der eigentliche Grund für die Schöpfung. Gott hätte es in seiner Vollkommenheit nicht nötig gehabt, andere Wesen zu schaffen. Gott hätte sich auch selbst genügt. Aber weil er ein Gott der Liebe ist, hat er eine Schöpfung hervorgebracht, die auch anderen Wesen die Möglichkeit gibt, glücklich zu werden.


3) EINE SCHÖPFUNG AUS DEM NICHTS

Der allmächtige Gott hat den Himmel und Welt aus dem Nichts erschaffen. Diese jüdisch-christliche Lehre einer Schöpfung aus dem Nichts ist zunächst unfassbar. Die Antike kannte keine Schöpfung aus dem Nichts, aber auch die Moderne tut sich schwer, an eine Schöpfung aus dem Nichts zu glauben. Aber vielleicht ist es doch möglich, die Notwendigkeit einer Schöpfung aus dem Nichts verständlich zu machen. Wenn wir uns einmal die Frage stellen, woher der Kosmos kommt, der vor etwa 13 Milliarden Jahren seinen Anfang nahm, dann müssen wir zunächst ganz einfach feststellen: Wenn der Kosmos einen Anfang hat, dann kann er nicht aus sich selbst stammen. Er braucht dann eine Ursache, die ihn hervorgebracht hat. Wenn wir uns nun nach der Ursache des Kosmos fragen, dann gibt es dafür nur zwei Möglichkeiten: Die erste Möglichkeit besteht darin, dass der Kosmos und die Natur aus Gott selbst hervorgegangen sind (Emanation). Das würde aber bedeuten, dass der Kosmos und die Welt ein Teil Gottes und daher selbst göttlich sind. Der Kosmos und die Welt haben aber ihre Grenzen und können daher nicht göttlich sein. Daher ist die erste Möglichkeit auszuschließen. Wenn nun aber der Kosmos und die Natur nicht ein Teil Gottes sind, dann besteht nur noch die Möglichkeit, dass der Kosmos und die Natur von Gott erschaffen worden sind. Und da sie nicht aus Gott selbst hervorgehen konnten, müssen sie von Gott aus dem Nichts erschaffen worden sein.

4) DIE SCHÖPFUNG DER UNSICHTBAREN WELT

Wir wollen uns nun der Schöpfung des Himmels zuwenden. Das Glaubensbekenntnis meint mit dem "Himmel" die unsichtbare, geistige Welt des Himmels, die von den geistigen Wesen der Engel bewohnt wird.

a) Die Existenz der unsichtbaren Welt

Es stellt sich nun die Frage, ob es wirklich eine solche geistige Welt mit geistigen Wesen gibt. Viele moderne Menschen glauben nicht an die Existenz von Engeln. Aber auch viele aufgeklärte Theologen behaupten, dass es keine Engel gibt. Sie sehen in den Engeln nur Bilder oder "Personifikationen", die die Gegenwart und das Wirken Gottes zum Ausdruck bringen sollen. Auf der anderen Seite kehren aber "die Engel, und leider auch die Dämonen, in allerlei Gestalten wieder, im New Age und in der Anthroposophie (= philosophisch-esoterische Strömung des 19. / 20. Jahrhunderts), im Pandämonium (= Gesamtheit aller Dämonen) der heutigen Comics- und Rockwelt." (Kardinal Christoph Schönborn) Wie steht es nun wirklich um die geistige Welt und um die Engel? Gibt es sie überhaupt? Und wenn es sie gibt: Wozu sind sie eigentlich da?

b) Die Urerfahrung von Geistwesen

Die Forschungen im Rahmen der Religionsgeschichte haben gezeigt, dass es in allen Völkern, Kulturen und Religionen Kenntnisse von einer geistigen Welt gegeben hat. So finden wir bei den alten Ägyptern, Babyloniern und Assyrern, aber auch bei den Kanaanäern, Syrern und Phöniziern einen ausgeprägten Glauben an personale Geistwesen. Besonders entwickelt war der Glaube an solche Wesen in der persischen Religion des Parsismus. Aber auch im Hinduismus und Buddhismus (Mahayana) wurde die Verehrung von Geistwesen gepflegt. Im fernen China vertrat der Philosoph Mo-tse im 5. Jh. v. Chr. den Glauben an Gott und an die ihm untergebenen Geister, die die guten Menschen belohnen und die bösen Menschen bestrafen. Im Abendland gibt es sehr frühe Zeugnisse vom Glauben an höhere Geistwesen. So schreibt der griechische Dichter Hesiod bereits um 800 v. Chr. in seiner "Theogonie" von den "Unsterblichen": Diese geistigen Wesen bevölkern unsichtbar ("in Luft gekleidet") jeden Erdenwinkel und sind von Zeus dazu bestellt, um über die rechten und unrechten Taten der Menschen zu wachen. Ebenso finden sich in der Philosophie der Griechen mehrere  Hinweise auf rein geistige Wesen. Aber auch die Römer verehrten die guten Schutzgeister der "Genien". Und schließlich findet sich in allen späteren außerchristlichen Religionen der Glaube an geistige Wesen. Es scheint sich bei diesem weltweit verbreiteten Glauben an die Existenz von personalen Geistwesen um eine Urerfahrung der Menschheit zu handeln. Freilich handelte es sich dabei oft um einen sehr undifferenzierten Glauben an Geistwesen, der z. T. auch sehr problematische Züge annahm und oft zu argen Formen des Aberglaubens führte. Es war noch ein langer Weg bis zu den christlichen Engeln...

c) Die Aussagen der Heiligen Schrift

Zur entscheidenden Einsicht und Klärung im Hinblick auf die geistigen Wesen kam es durch die jüdisch-christliche Heilsgeschichte. Im Alten und Neuen Testament finden sich sehr viele Stellen, die über die Erscheinungen und das Wirken von Engeln berichten. Die Engel kommen in der Heiligen Schrift so häufig vor, dass wir sie nicht einfach als ein Rand-Element abtun können. Wenn man die Engel in der Heiligen Schrift streichen würde, würden viele zentrale Stellen davon betroffen sein. Die Heilige Schrift berichtet, wie Engel als Boten Gottes in Erscheinung treten und den Menschen den Willen Gottes kundtun. Die Heilige Schrift weist aber auch darauf hin, dass Engel erscheinen, um den Menschen in verschiedensten Schwierigkeiten zu helfen. Die Engel sind in besonderer Weise dazu berufen, Gott zu loben und ihm zu dienen.

d) Die Engel im Alten Testament

Das Alte Testament enthält eine Fülle von Engelberichten. Diese setzen vor allem ab der Zeit der Patriarchen ein. Engel erscheinen bei Abraham und seiner Frau Sara (vgl. Gen 18), sie "beschützen Lot (vgl. Gen 19), retten Hagar und ihr Kind (vgl. Gen 19), gebieten der Hand Abrahams Einhalt, bevor er seinen Sohn Isaak tötet (vgl. Gen 22, 11), sie führen das Gottesvolk in das Feindesland (vgl. Ex 23, 20-23), sie kündigen Geburten (vgl. Ri 13) und Berufungen (vgl. Ri 6, 11-24; Jes 6, 6) an, sie stehen den Propheten bei (vgl. 1 Kön 19, 5), um nur einige Beispiele zu nennen." (KKK, § 332)

Die Engellehre macht im Alten Testament eine längere Entwicklung durch. Es lässt sich feststellen, dass "schon in den ältesten Schichten des Alten Testaments der Engelglaube gegeben ist. Aber er ist dort spärlich und wird erst in den späteren Schriften (Ijob, Zacharias, Daniel, Tobias) ausgebaut..." (Karl Rahner) Im Alten Testament gilt es auch zu beachten, dass nicht alle Berichte von Engeln gleich zu verstehen sind. Es gibt einige alte Stellen, an denen nicht genau zwischen Jahwe und den Engeln unterschieden wird. An manchen Stellen erscheint zuerst der "Engel Gottes" und sobald es zum Gespräch zwischen der Erscheinung und dem Menschen kommt, spricht Jahwe selbst (vgl. Gen 16, 7-13; 18, 2-10; 22, 11 f. Ex 3, 2 f.). Hier vertritt die sichtbare Erscheinung des Engels den unsichtbaren Gott Jahwe (Augustinus). Bei den meisten Berichten über Engelerscheinungen im Alten Testaments wird aber klar zwischen Gott und den Engeln unterschieden. So lässt sich also sagen, dass mit den Engeln "zwar nicht an allen, aber doch an sehr vielen alttestamentlichen Stellen nicht Jahwe selbst gemeint (ist), sondern ein kreatürlicher Bote, der im Namen und im Auftrag Gottes handelt." (Ferdinand Holböck) Und schließlich gibt es im Alten Testament auch Texte über Engelerscheinungen, die von einem historischen Kern ausgehen, aber als Lehrgeschichte über das Wirken der Engel ausgestaltet wurden (z. B. das Buch Tobias). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es im Alten Testament verschiedene Arten von Engelberichten gibt. Die Mehrheit dieser Berichte bezieht sich aber auf Erscheinungen von Engeln, die als eigenständige personale Wesen den Menschen begegnet sind.

e) Die Engel im Neuen Testament

Auch im Neuen Testament gibt es viele Berichte über Engelerscheinungen. Von den Evangelien bis zur Geheimen Offenbarung des Johannes finden sich zahlreiche Stellen, an denen von Engeln die Rede ist. In ganz besonderer Weise kommen die Engel in den Berichten über das Leben Jesu vor. Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt kommt es im Leben Jesu immer wieder zu Erscheinungen von Engeln. "Sie beschützen Jesus im Kindesalter (vgl. Mt 1, 20; 2, 13. 19), dienen ihm in der Wüste (vgl. Mt 4, 11), stärken ihn in der Todesangst (vgl. Lk 22, 43)..." (KKK, § 333) "Die Engel sind es auch, die ... die frohe Botschaft der Menschwerdung (vgl. Lk 2, 8-14) und der Auferstehung (vgl. Mk 16, 5-7) verkünden. Bei der Wiederkunft Christi, die sie ankündigen (vgl. Apg 1, 10-11), werden sie ihn begleiten und ihm bei seinem Gericht dienen (vgl. Mt 13, 41)." (KKK, § 333)
Von entscheidender Bedeutung ist auch die Tatsache, dass Jesus selbst mehrere Male von den Engeln spricht. Er weist darauf hin, dass die Kinder ihren eigenen Engel haben (vgl. Mt 18, 10); er spricht davon, dass die Engel die Seele des Verstorbenen in den Himmel geleiten (vgl. Lk 16, 22); er ist sich dessen gewiss, dass sein Vater ihm jederzeit die Engel zu Hilfe schicken würde (vgl. Mt 26, 53). Jesus hält auch gegenüber den Sadduzäern, die nicht an die Engel glauben, an der Existenz dieser Geistwesen fest (vgl. Mk 12, 24-26). Für Jesus Christus sind also die Engel eine selbstverständliche Realität. Wenn wir Jesus Christus als Sohn Gottes ernstnehmen, werden wir auch seine Aussagen über die Engel ernstnehmen müssen.

f) Die Unterscheidung der Geister

Die Berichte der Heiligen Schrift sprechen aber auch davon, dass es neben den Engeln auch Dämonen gibt. Die Heilige Schrift führt damit zu einer klaren "Unterscheidung der Geister"! Sie hebt deutlich hervor, dass es gute und böse Geister gibt: Es gibt die Engel, die Gott und den Menschen dienen, und es gibt die Teufel und Dämonen, die Gott hassen und die Menschen verderben wollen (vgl. Apk 12, 7-9; 1 Ptr 5, 8; 2 Kor 11, 14). Durch die Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift erfahren wir, dass diese geistigen Wesen einer Prüfung unterzogen wurden und sich frei für Gott entscheiden sollten. Die Heilige Schrift berichtet, dass sich ein Teil der Engel von Gott abwandte (vgl. Jud 6). Es kam zu einem mächtigen Kampf zwischen den guten und bösen Engeln. Die guten Engel kämpften unter der Führung Michaels gegen Luzifer und seinen Anhang (vgl. Apk 12, 7-9). Die bösen Engel verloren ihre Gemeinschaft mit Gott und wurden zu Dämonen (vgl. 2 Ptr 2, 4). Christus spricht selbst wiederholt von der Gefährlichkeit des Teufels (vgl. Joh 8, 44; Lk 22, 31; Joh 17, 15) und bekämpft die Dämonen bei verschiedensten Gelegenheiten (vgl. Mt 4, 10; Mt 8, 28-34; Mk 1, 21-28; Lk 10, 18; Joh 12, 31).

g) Die Heilige Schrift spricht von realen Geistwesen

Die verschiedenen Berichte der Heiligen Schrift lassen klar erkennen, dass es sich bei den Engeln nicht einfach um Bilder und "Personifikationen" handelt. Trotz einer differenzierten Betrachtung von einigen Stellen des Alten Testaments muss daran festgehalten werden, dass die Berichte der Heiligen Schrift von realen Geistwesen sprechen. Die Berichte von den Engeln sind so zahlreich und meistens auch so konkret, dass sie in den meisten Fällen nicht nur in einem bildhaften Sinn verstanden werden können. Es ist offensichtlich die Absicht der biblischen Verfasser, den Adressaten mitzuteilen, dass es personale Geistwesen gibt, die im Auftrag Gottes für das Heil der Menschen tätig sind. "Auch ein modern-kritisches Denken darf das eindeutige Zeugnis der Bibel in dieser Sache nicht einfach 'entmythologisieren'." (Hans Urs von Balthasar)

h) Spätere Erscheinungen von Engeln

Neben den Berichten der Heiligen Schrift gibt es auch viele andere Berichte von Engelerscheinungen. Es ist bekannt, dass zahlreiche Heilige und Mystiker Erscheinungen von Engeln hatten. Aus der großen Schar dieser gottbegnadeten Menschen wollen wir nur einige sehr bekannte Gestalten nennen: Martin von Tours, Benedikt von Nursia, Bernhard von Clairvaux, Hildegard von Bingen, Franz von Assisi, Thomas von Aquin, Brigitta von Schweden, Katharina von Siena, Francisca Romana, Jeanne d'Arc, Angela Merici, Teresa von Avila, Philipp Neri, Rosa von Lima, Margareta Maria Alacoque, den Pfarrer von Ars, Katharina Labourè, Don Bosco und Gemma Galgani. Schließlich wollen wir noch auf einige Gestalten aus dem 20. Jahrhundert hinweisen. Wir denken da an die drei Seherkinder von Fatima, Lucia, Francisco und Jacinta, die vor den Erscheinungen der Muttergottes im Jahr 1917 mehrmals die Erscheinung eines Engels hatten. (In Fatima werden heute noch die Stellen gezeigt, wo der Engel den Seherkindern erschienen ist!). Weiter erinnern wir an die große Mystikerin Schwester Faustina, die mehrmals Kontakte mit Engeln hatte. Sehr bekannt ist auch die deutsche Mystikerin Theresia von Konnersreuth, die ihren eigenen Engel und die Engel ihrer Besucher gesehen hat. Sie erhielt von ihrem Engel immer wieder Botschaften, die sich in der Folge als zutreffend erwiesen. Von besonderer Bedeutung sind auch die zahlreichen Zeugnisse von Pater Pio. Dieser wohl größte Mystiker unseres Jahrhunderts stand in ständigem Kontakt mit der Welt der Engel. Zahlreiche Menschen, die mit ihm in Berührung kamen, bezeugen, dass sie durch seine Vermittlung die auffallende Hilfe der Engel erfahren haben. Wer die große Fülle von gut dokumentierten Zeugnissen der Heiligen und Mystiker und die zahlreichen unerklärlichen Zeichen, Botschaften und Erhörungen aufmerksam studiert, muss auch als kritischer Mensch zur Einsicht gelangen, dass es tatsächlich Engel gibt! Aufgrund dieser vielen Zeugnisse dürfen wir aber auch glauben, dass Gott eine unsichtbare Welt erschaffen hat.



Anemone

  • Gast
Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #21 am: 05. Juni 2011, 09:55:24 »
5) DIE SCHÖPFUNG DER SICHTBAREN WELT

Nach diesen Überlegungen über die Erschaffung der unsichtbaren Welt wollen wir uns nun der Erschaffung der sichtbaren Welt zuwenden. Mit der sichtbaren Welt sind der Kosmos, die Welt, die Pflanzen, Tiere und der Mensch gemeint.
Es ist für manche Menschen immer noch schwierig, daran zu glauben, dass hinter dieser Welt ein Schöpfer steht. Nicht wenige Menschen sind der Ansicht, dass sich die Welt auch ohne Schöpfer erklären lässt. Es wurde auch von philosophischer und naturwissenschaftlicher Seite immer wieder versucht, die Welt allein aus sich heraus zu erklären. Vor allem während des 19. Jahrhunderts, aber auch im 20. Jahrhundert gab es immer wieder Denker und Wissenschaftler, die die Entstehung der Welt ohne einen Schöpfergott erklären wollten. Durch die vielen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte ist man aber viel vorsichtiger geworden. Die Welt weist so viele großartige Dinge auf, dass man sich kaum mehr vorstellen kann, alle diese Dinge nur aus sich selbst erklären zu können.


 a) Das Atom

Bereits im Atom begegnet uns ein Gebilde von überragender Genialität. Das Atom ist ein universales Bauelement, mit dem alle Dinge aufgebaut werden können: Die Moleküle, die Pflanzen, die Tiere, der Mensch, die Sonne, die Sterne... Das Atom ist aber auch ein ideales Mehrzweckgerät: Es ist ein Mini-Elektrizitätswerk (infolge der kreisenden Elektronen), es schafft  das elementarste Magnetfeld und kann auch als Sender funktionieren. Es ist schließlich eine ungeheuere Energie- und Wärmequelle. Das Atom ist so genial gebaut, dass die größten Atomphysiker Jahrzehnte gebraucht haben, um seine Grundstrukturen zu begreifen.

b) Die Zelle

Ein Wunderwerk begegnet uns auch in der Zelle. Sie ist ein chemisches Laboratorium und kann fremde Stoffe in sich aufnehmen. Die Zelle ist aber auch imstande, sich selbst zu teilen: durch die Zellteilung kommt es zur Entstehung von zwei gleichen Zellen und damit zum Wachstum des Organismus. Die Zelle enthält aber auch die Information des gesamten Organismus: in den Chromosomen sind alle Daten des gesamten Bauplans gespeichert. Kein Biologe ist imstande, ein ähnliches Wunderwerk wie die Zelle zu konstruieren.

c) Die Pflanzen

Auch im Bereich der Pflanzen können wir großartige Konstruktionen feststellen. So ist schon der Stängel einer Blume wunderbar gebaut: Er muss einerseits stabil sein, um das Gewicht einer Blumenblüte tragen zu können; gleichzeitig muss er aber auch elastisch sein, um nicht vom Wind geknickt zu werden. Erstaunlich sind aber auch die biochemischen Leistungen der Pflanzen wie z. B. die Photosynthese, durch die die Pflanzen die Sonnenenergie für ihren Bedarf umwandeln können. Besonders faszinierend ist die Pflanzenwelt aber auch durch ihre phantasievolle Schönheit: Die einzigartige Pracht der Blumen, das stilvolle Gewand der Bäume, die Exotik der tropischen Pflanzen - das alles zeugt von einer unerreichten Phantasie und einer wunderbaren Ästhetik. Kein Ingenieur und kein Designer hat bisher ähnliche Leistungen vollbracht.

d) Die Tiere

Einmalige Fähigkeiten lassen sich auch bei den verschiedensten Tieren beobachten. So verfügt z. B. die Fledermaus über ein optimal funktionierendes Radargerät. Die Spinne baut ein genial konstruiertes Netz, das es ihr erlaubt, die verschiedensten Insekten zu fangen. Die Mücke kann eine Blutentnahme vornehmen, ohne dass wir das Geringste spüren. Die Zugvögel haben einen Orientierungssinn, der es ihnen erlaubt, nach einem Flug von Tausenden von Kilometern genau an die gleichen Stellen zurückzukehren. Unsere Technologie ist gegenüber diesen Glanzleistungen der Natur noch recht stümperhaft. Erstaunlich sind auch die höchst komplizierten Systeme in der Natur, die zum Zusammenwirken verschiedenster Pflanzen und Tiere führen. Unsere Wissenschaftler erkennen erst allmählich die Zusammenhänge dieser komplexen Systeme in der Natur.

e) Der Mensch

Auch beim Menschen lassen sich großartige Fähigkeiten feststellen. Der Mensch hat einen aufrechten Gang und ist dadurch imstande, der Welt gegenüberzustehen. Seine Hände sind universale Werkzeuge, die sich zu verschiedensten Tätigkeiten eignen. Sein Geist befähigt ihn zu abstrakten Erkenntnissen, er kann sich über Raum und Zeit erheben, er ist auch zu schöpferischen und künstlerischen Leistungen fähig. Der Mensch hat aber auch die Möglichkeit, über sich selbst nachzudenken. Mit Hilfe der Sprache kann er seine Gedanken auch anderen Menschen mitteilen. Wie konnte sich dieser wunderbare Körper des Menschen entwickeln? Wie kam es zu diesem überragenden Geist des Menschen?

f) Das Universum

Zu ehrfürchtigem Staunen zwingt uns schließlich auch das Universum: Millionen von Sonnensystemen, Milliarden von Sternen, die sich alle seit undenklichen Zeiten auf exakten Bahnen bewegen. Es braucht gigantische Fernrohre, um einen kleinen Blick in die unendlichen weiten des Weltalls zu werfen. Es braucht höhere Mathematik, um die Bahnen der Himmelskörper zu berechnen. Woher kommt dieses Weltall, das vor ungefähr 8 Milliarden Jahren entstanden ist! Woher kommen diese Gesetze, die wir erst langsam begreifen?

g) Ein kosmischer Stufenbau

Wenn wir alle diese Dinge und Vorgänge in der Natur und im Kosmos betrachten, so stellen wir fest, dass sie von einer wunderbaren Ordnung bestimmt sind. In allen Bereichen der Natur beobachten wir das Wirken von spezifischen Gesetzen, die die physikalischen, chemischen und organischen Vorgänge steuern. Wir entdecken dann auch, dass die gesamte Natur einen Stufenbau bildet, der von den Atomen über die Moleküle, Zellen, Pflanzen, Tiere bis zum Menschen reicht. Wir erkennen schließlich, dass die ganze Welt auf eine planetarische Einheit angelegt ist: Die einzelnen anorganischen und organischen Bereiche der Natur bilden miteinander den Natur-Haushalt der Erde; die einzelnen Menschen, Völker und Rassen bilden miteinander die Menschheit. Und auch die Erde als ganze ist ein Teil von einem Sonnensystem, und dieses Sonnensystem ist wieder ein Teil von einer Galaxie...

h) Innerweltliche Erklärungen reichen nicht aus

Wir können also feststellen, dass der gesamte Kosmos eine zielgerichtete Evolution durchgemacht hat und auf eine universale Einheit zustrebt. Es stellt sich nun die Frage, ob diese Evolution und diese kosmische Synthese sich nur innerweltlich erklären lässt. Es gibt sicher innerweltliche Faktoren, die zur Evolution beigetragen haben. Es besteht kein Zweifel, dass es bei der Entwicklung im organischen Bereich die Faktoren Mutation, Adaptation, Selektion und Reproduktion - also Faktoren wie zufällige Veränderungen, Anpassung an die Umwelt, Auswahl der tüchtigsten Organismen und Vererbung von neuen Eigenschaften gegeben hat. Aber die Frage ist, ob diese Faktoren ausreichen. Es gibt bei dieser Evolution noch eine Menge offener Fragen: Woher kommt das Universum, das vor 8 Milliarden begonnen hat? Woher kommen die intelligenten Naturgesetze, die erst eine Evolution ermöglichen? Ist es möglich, dass die Evolution durch lauter positive Zufälle erklärt werden kann? Woher kommt die Vererbungsfähigkeit, die ja schon vor der Evolution gegeben sein muss? Und vor allem: Wie kann sich aus etwas Niedererem  etwas Höheres entwickeln, wenn jede Wirkung immer eine entsprechende Ursache voraussetzt? (Ist es wirklich denkbar, dass sich aus den ursprünglichen kosmischen Gasen (Wasserstoff und Helium) allein durch eine zufällige Evolution ein Adlerauge mit seiner genialen Optik, ein menschliches Gehirn mit seinen millionenfachen Vernetzungen und der menschliche Geist mit seinen abstrakten und kreativen Fähigkeiten entwickelt hat?)

Wir müssen uns auch die Frage stellen, wie dieser zielgerichtete Plan, der der Evolution offensichtlich zugrunde liegt, sich auf rein materielle und mechanische Ursachen zurückgeführt werden kann. Alle diese Kräfte reichen nicht aus, um die vorausschauende und universale Planung zu erklären, die von Anfang an die Entwicklung des Kosmos bestimmt haben muss. Alle diese Kräfte reichen nicht aus, um die gesamte Entwicklung zu erklären, bei der bereits die ersten Schritte so gesetzt wurden, dass sie auf höhere Stufen der Entwicklung ausgerichtet waren. Eine solche vorausschauende, universale und aufbauende Entwicklung des Kosmos setzt eine planende Instanz voraus, die bereits vor dem Kosmos und der Zeit existiert hat. Sie verlangt dann auch eine Instanz, die über eine unendliche Vernunft und über einen allmächtigen Willen verfügt.


j) Das Zeugnis großer Naturwissenschaftler

Die tiefen Einblicke in die genialen Gesetzmäßigkeiten und Systeme der Natur haben viele große Naturwissenschaftler der letzten Jahrzehnte zur Überzeugung gelangen lassen, dass es einen Gott geben muss, der die Welt erschaffen hat. So haben z. B. Guglielmo Marconi, der Entdecker der Radiowellen, Otto Hahn, auf den die erste Atomspaltung zurückgeht, Werner Heisenberg, der die Unschärferelation formuliert hat; Wernher von Braun, der die V 2 Raketen entwickelt und später die erste Mondrakete gebaut hat; Friedrich von Weizsäcker, einer der Väter der modernen Physik; Andrej Sacharow, der Vater der russischen Atombombe, und John Eccles, der große Gehirnforscher, darauf hingewiesen, dass es zur Erklärung der Welt einen Schöpfergott braucht. Ein bekannter Arzt meinte sogar, es brauche "eine viel größere Glaubenskraft, um an diesen blinden Zufall zu glauben, als für den Glauben an Gott den Schöpfer..." (Siegfried Ernst)

Anemone

  • Gast
Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #22 am: 07. Juni 2011, 17:44:04 »
6) DER BIBLISCHE SCHÖPFUNGSBERICHT

Nach diesen Überlegungen, die uns die Notwendigkeit eines Schöpfergottes verständlich machen sollten, wollen wir uns nun dem biblischen Schöpfungsbericht zuwenden. Zum Verständnis des biblischen Schöpfungsberichts müssen zunächst einige Dinge gesagt werden:

a) Die religiöse Zielsetzung

Der biblische Schöpfungsbericht hat eine religiöse Zielsetzung und will dem Menschen offenbaren, dass Gott die Welt erschaffen hat und dass der gesamte Kosmos eine Schöpfung Gottes ist. Die Bedeutung des Schöpfungsberichts liegt also in seinen Aussagen über das Verhältnis von Gott und Schöpfung sowie über das Verhältnis von Gott und Mensch.

b) Das Weltbild der damaligen Zeit

Der Schöpfungsbericht bediente sich für seine religiöse Botschaft des Weltbildes, das zur damaligen Zeit vorherrschend war. Damals glaubte man, dass die Erde eine Scheibe sei, die auf dem Urozean schwimmt. Man war auch der Ansicht, dass sich über der Erdscheibe die Kuppel des Firmaments erhebe. Über dieser Kuppel dachte man sich den "Himmelsozean", aus dem der Regen auf die Erde fiel.

c) Schöpfung in sechs Tagen

Das Buch Genesis berichtet, dass die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde. Bei diesen sechs Tagen handelt es sich nicht um eine zeitliche Dauer, sondern um ein Einteilungsschema, mit dessen Hilfe der Verfasser die verschiedenen Entwicklungsstufen der Schöpfung besser darstellen konnte. Und wenn der biblische Verfasser schreibt, dass Gott am siebten Tag geruht habe, so wird damit auch der Sabbat als der von Gott geheiligte Ruhetag des Menschen begründet (vgl. Gen 2,2-3).


7) DIE ERSCHAFFUNG DER WELT

Im Schöpfungsbericht heißt es, dass Gott im Anfang Himmel und Erde erschaffen hat (vgl. Gen 1,1). Die Erschaffung der Welt beginnt mit dem Licht (vgl. Gen 1,3) und wird dann mit der Erschaffung des Firmaments und der Himmelskörper, von Land und Meer, von  Pflanzen und Tieren fortgesetzt (vgl. Gen 1,6-25). Den Höhepunkt der Schöpfung bildete schließlich die Erschaffung des Menschen (vgl. Gen 1,26) Der Schöpfungsbericht will den Menschen lehren, dass alles von Gott erschaffen worden ist. Gott hat das Firmament und die Gestirne, die Pflanzen, die Tiere und den Menschen erschaffen. Als der Schöpfungsbericht geschrieben wurde, gab es viele Völker, die glaubten, dass die Natur selbst etwas Göttliches sei. Sie verehrten Sonne, Mond und Tiere als etwas Göttliches. Der Schöpfungsbericht verkündet aber, dass auch Sonne, Mond und Tiere Geschöpfe Gottes sind. Daher darf es auch zu keiner Anbetung der Gestirne und der Tiere kommen.

8)DIE ERSCHAFFUNG DES MENSCHEN

a) Der Mensch als Abbild Gottes

Der wichtigsten Aussagen des Schöpfungsberichts betreffen aber die Erschaffung des Menschen. Im Buch Genesis heißt es, dass Gott beschloss, den Menschen nach seinem Abbild zu schaffen (vgl. Gen 1,26): Mit "Abbild" ist gemeint, dass der Mensch eine gewisse Ähnlichkeit mit Gott aufweist. Diese Ähnlichkeit des Menschen mit Gott lässt sich an folgenden Merkmalen erkennen: Der Mensch verfügt wie Gott über Geist, Freiheit und Kreativität (= schöpferische Fähigkeiten). Trotz dieser Ähnlichkeit bleibt aber der Unterschied zwischen Gott und Mensch bestehen: Bei Gott sind nämlich Geist, Freiheit und Kreativität unendlich, beim Menschen dagegen sind Geist, Freiheit und Kreativität endlich.

Diese geistige Ähnlichkeit des Menschen mit Gott ist die grundsätzliche Voraussetzung dafür, dass der Mensch seinen Schöpfer überhaupt erkennen und mit ihm in Beziehung treten kann. Ohne diese Ähnlichkeit mit Gott könnte der Mensch nie zu einer Gemeinschaft mit seinem Schöpfer gelangen.

b) Der Mensch aus Erde

Der Schöpfungsbericht erzählt dann auch, dass Gott den Menschen aus Ackerboden geformt hat (vgl. Gen 2,7). Das bedeutet, dass der Körper des Menschen aus irdischen Stoffen gebildet ist. Dann aber heißt es im Buch Genesis, dass Gott dem Menschen den Lebensatem einhauchte (vgl. Gen 2,7). Das bedeutet, dass das Leben von Gott kommt. Somit hat also der Mensch seinen Körper von der Erde und sein Leben von Gott.

c) Der Mensch als Mann und Frau

Der Schöpfungsbericht spricht auch davon, dass Gott hat den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat. Beide Geschlechter werden im Schöpfungsbericht im gleichen Atemzug genannt: "Als Mann und Frau erschuf er sie." (Gen 1,27 f.) Das bedeutet, dass beide Geschlechter gleichwertig, aber nicht gleichartig sind. Mann und Frau sind füreinander Gefährten und Partner, sie sollen sich gegenseitig ergänzen und einander helfen. Das Bild von der Rippe (vgl. Gen 2,21) bedeutet, dass die Frau dem Herzen des Mannes nahe sein soll. Die Beziehung zwischen Mann und Frau soll also eine Beziehung von Herz zu Herz sein. Gott gibt Mann und Frau auch den Auftrag, fruchtbar zu sein. Das Menschengeschlecht soll wachsen und sich mehren. Es soll die ganze Erde bevölkern und bewohnen (vgl. Gen 1,28).

d) Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse

Der Schöpfungsbericht enthält schließlich noch eine entscheidende Aussage: In dem berühmten Bild vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" (vgl. Gen 2,17) wird zum Ausdruck gebracht, dass Gut und Böse bereits von Gott festgesetzt sind. Der Mensch darf nicht von diesem Baum essen, d. h. der Mensch darf nicht die Ordnung von Gut und Böse in Frage stellen. Wenn der Mensch von diesem Baum isst, dann muss er sterben (vgl. Gen 2,17): Das bedeutet, dass die Infragestellung der göttlichen Ordnung von Gut und Böse für den Menschen schädlich und tödlich ist.
e) Der Mensch soll die Welt beherrschen

Entscheidend ist dann auch das Verhältnis des Menschen zur Schöpfung. Im Buch Genesis heißt es, dass der Mensch sich die Erde unterwerfen soll (vgl. 1,26-28)  Der Mensch soll also die Welt beherrschen. Auf diese Weise wird der Mensch dazu berufen, an der Gestaltung der Welt mitzuwirken. Diese Herrschaft bedeutet allerdings nicht, dass der Mensch die Natur nach Belieben manipulieren und ausbeuten kann. Vielmehr muss der Mensch die Schöpfung mit großer Ehrfurcht behandeln. Der Mensch wird die Natur nur dann richtig behandeln, wenn er selbst nach den Gesetzen Gottes lebt.

Diese fundamentalen Aussagen des Schöpfungsberichts betreffen den Ursprung des Menschen und die Stammeseltern. Sie betreffen aber auch den Menschen im allgemeinen und beschreiben das Wesen aller Menschen.

f) Die Schöpfung ist gut

Der Schöpfungsbericht gibt uns auch klar zu verstehen, dass Gott eine gute Welt erschaffen hat. Am Ende jedes Schöpfungstages heißt es: Gott sah, dass es gut war. Nach der Erschaffung des Menschen heißt es sogar: Es war sehr gut (vgl. Gen 1,31). Die Heilige Schrift gibt uns also zu verstehen, dass die Schöpfung Gottes ursprünglich gut war.

g) Der Sündenfall

Das Buch Genesis befasst sich auch mit der Frage nach dem Bösen in der Welt. Es geht damit der Frage nach, wie es trotz einer guten Schöpfung zum Bösen in der Welt kommen konnte. Die Entstehung des Bösen in der Welt wird damit begründet, dass sich der Mensch nach einer Versuchung durch den Teufel (vgl. Gen 3,1-5) gegen Gott und seine Ordnung aufgelehnt (vgl. Gen 3,6) und dadurch seine eigenen Lebensgrundlagen in Frage gestellt hat. Ohne Verbindung mit Gott ist der Mensch ein geschwächtes Wesen, das in sich die Neigung zum Bösen verspürt (vgl. Gen 3,10). Auf diese Weise beraubte sich also der Mensch selbst seines ursprünglichen Glücks und wurde zum erlösungsbedürftigen Wesen (vgl. Gen 3,16-24).

Wenn wir diese Aussagen des Schöpfungsberichtes überdenken, dann müssen wir sagen, dass alle diese Aussagen gerade in unserer Zeit von tiefer Bedeutung sind. Das Buch Genesis lässt uns begreifen, dass Gott der Schöpfer von Himmel und Erde, der Schöpfer der unsichtbaren und der sichtbaren Welt ist. Gott hat alle Dinge geschaffen und ist daher auch der Herr seiner Schöpfung. Der Schöpfungsbericht ist aber auch für das Selbstverständnis des Menschen von größter Bedeutung. Der Mensch ist ein Geschöpf und ein Abbild Gottes. Das bedeutet, dass der Mensch auf der einen Seite ein freies Wesen ist, aber auf der anderen Seite in die Ordnung Gottes hineingestellt ist, die er nicht ungestraft übertreten kann. Dem Menschen ist die Herrschaft über die Natur anvertraut, die er aber nur als Mitarbeiter Gottes ausüben darf. Weiter ist damit zum Ausdruck gebracht, dass der Mensch als geschöpfliches und daher relatives Wesen seine letzte Erfüllung nur in der Einheit und Harmonie mit seinem Schöpfer, dem absoluten Gott, finden kann. Schließlich lässt uns das Buch Genesis auch begreifen, dass das Böse in der Welt durch die Auflehnung des Menschen gegen Gott entstanden ist.


Anemone

  • Gast
Re:Was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt
« Antwort #23 am: 08. Juni 2011, 09:06:49 »
9) NICHT-CHRISTLICHE LEHREN

Die Aussagen des Schöpfungsberichts werden heute durch verschiedene nicht-christliche Lehren vielfach in Frage gestellt. Diese nicht-christlichen Lehren dringen auch zunehmend in die christliche Theologie ein.

a) Der göttliche Urgrund

Wir erleben heute eine zunehmende Verdrängung des Schöpfergottes und der Schöpfung. Die neuheidnischen Lehren der Esoterik und der Grünen, aber auch esoterisch angehauchte christliche Theologen sprechen nicht mehr von Gott als dem Schöpfer, sondern nur mehr von Gott als dem "Urgrund". Gott wird nicht mehr als transzendentes Wesen aufgefasst, das die Natur übersteigt und schon vor der Schöpfung existiert hat. Gott ist auch nicht mehr der allmächtige Vater, der die Welt aus dem Nichts erschaffen hat. Gott ist vielmehr der  "Urgrund", der allem zugrunde liegt, er ist der "Ozean", aus dem alles hervorgeht und in den alles zurückkehrt, er ist die "Urenergie", die gleichzeitig Geist und Materie ist und sich als Kosmos und Natur manifestiert. Dieser göttliche Urgrund ist weder ein personales Wesen noch ein Vater, er ist auch kein Du, er ist nur noch das undefinierbare Göttliche.

b) Die göttliche Natur

Wenn Gott der Urgrund ist, aus dem alles hervorgeht, dann bedeutet das, dass die Natur selbst etwas Göttliches ist. Die Vertreter esoterischen Weltanschauung betrachten daher die Natur als eine Manifestation des Göttlichen, die Grünen bezeichnen deshalb die Natur als "göttliche Mutter". Die Esoteriker und die Grünen glauben deshalb auch an die göttlichen Kräfte des Kosmos und der Natur.

c) Der göttliche Mensch

Wenn Gott der Urgrund ist, aus dem alles hervorgeht, dann ist auch der Mensch ein göttliches Wesen. Die Esoteriker und Grünen betrachten sich deshalb als einen Teil des göttlichen Urgrunds und der göttlichen Natur. Mit Hilfe von verschiedenen Psychotechniken versuchen sie die göttlichen Kräfte des Kosmos zu nutzen, um ihr göttliches Wesen zu entfalten.

d 1) Die autonome Welt

Wir können dann auch beobachten, wie sich heute zunehmend ein liberales Denken breit macht, das die Welt als eine völlig autonome Größe betrachtet. Das hat zur Folge, dass die Natur nicht mehr als eine Schöpfung Gottes respektiert wird, die von der Ordnung und den Gesetzen Gottes getragen wird. Ein solches Denken birgt die Gefahr in sich, dass es zu einem autonomen Gebrauch bzw. Missbrauch der Natur kommt, der in einer hemmungslosen Ausbeutung und in einer willkürlichen Manipulation der Natur (z. B. in der Gen-Technik) seinen Ausdruck findet.

d 2) Der autonome Mensch

Dieses liberale Denken führt aber auch dazu, dass der Mensch nicht mehr ein als ein Geschöpf Gottes gesehen wird, das bestimmten Gesetzen des Schöpfers verpflichtet ist. Der Mensch betrachtet sich als ein autonomes Wesen, das selbst die Gesetze seines Menschseins festlegen kann. Dieser Mensch ist dann selbst das Maß aller Dinge, das Ziel dieses Menschen ist die autonome Selbstverwirklichung.

e) Kein Sündenfall

Weiter können wir beobachten, wie auch der Glaube an den Sündenfall und an die Erbsünde verloren geht. Verschiedene Theologen betrachten die Erbsünde nicht mehr als ein wirkliches Ereignis am Beginn der Menschheitsgeschichte. Sie sehen in der Erbsünde nur mehr ein "Theologúmenon", also eine theologische Konstruktion, die als Erklärung für das Böse dienen soll. Wenn aber der Sündenfall kein wirkliches Ereignis war, dann wird aus dem Bösen sehr bald nur noch eine menschliche Schwäche, ein unvollendeter Lernprozess, ein Mangel an Information und Bildung. Damit wird aber das Böse und auch der Böse, der nach wie vor als Versucher wirkt, nicht mehr erkannt. Es gibt dann sehr bald keine Sündhaftigkeit und damit auch keine Erlösungsbedürftigkeit des Menschen mehr. Es wird dann nicht mehr gegen das Böse und den Bösen angekämpft und gerade damit verfällt der Mensch zunehmend dem Bösen.

Wir sehen also, zu welchen schwerwiegenden Folgen die Missachtung der Lehre von der Schöpfung führt. Wenn der biblische Schöpfungsbericht nicht mehr ernst genommen wird, dann wird dadurch das Verständnis von Gott, das Verständnis der geistigen Welt, der Natur, des Menschen und des Bösen völlig durcheinandergebracht. Wir sollten uns deshalb die Mühe machen, über diesen Glaubensartikel von Gott dem Schöpfer, von der Natur als Schöpfung und dem Menschen als Geschöpf gründlich nachzudenken. Wenn wir im Hinblick auf diese Punkte eine klare Vorstellung haben, dann stimmt unser Gottesbild, aber auch unser Natur- und Menschenbild.

 

 

La Salette 1846



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