Ich bitte euch sehr darum, lest euch diesen Text durch, auch wenn er länger ist. Er wird euch nicht enttäuschen. Wenn man dieses Thema angemessen behandeln will, fallen die Ausführungen dazu immer etwas länger aus. Verbreitet diesen Text. Gebt ihn weiter, auch und vor allem an die Priester. Das kann auch anonym geschehen, wenngleich es schöner ist, wenn man es nicht anonym macht. Ich hoffe sehr, dass dadurch vielen Gläubigen, Klerikern und Laien, ins Gewissen geredet wird.Rechter Umgang mit dem Allerheiligsten
Über das Allerheiligste Altarsakrament
Der Herr Jesus Christus sagt uns über die Heiligste Eucharistie: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.
Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Joh 6, 54-58).
Bis zur Reformation im 16. Jahrhundert glaubten alle Christen einmütig an die wahrhaftige Gegenwart Unseres Herrn im Allerheiligsten Altarsakrament. Erst die Reformatoren, die sich die Missstände in der Amtskirche zunutze machten, führten die Gläubigen massenhaft zum Abfall vom wahren Glauben über die Eucharistie. Im Zuge der Gegenreformation bestätigte das Trienter Konzil, was die Christen immer geglaubt und die Kirche immer gelehrt hatte, „dass in dem erhabenen Sakrament der heiligen Eucharistie nach der Konsekration von Brot und Wein unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und Mensch, wahrhaft, wirklich und wesentlich unter der Gestalt jener sichtbaren Dinge gegenwärtig ist.“
Vor etwa 2000 Jahren wollte der Herrgott uns so sehr nahe sein, dass er beschloss Mensch zu werden. Und so kam der Heilige Geist auf die allerseligste Jungfrau Maria herab und Maria wurde gewissermaßen zu einem lebendigen Tabernakel. Sie trug den Herrn Jesus Christus in sich, gebar ihn und schenkte ihn so der Welt. Der gute Gott lebte als Mensch mitten unter den Menschen. Wie einst auf Maria, so kommt in jeder hl. Messe, bei der hl. Wandlung der Heilige Geist auf Brot und Wein herab, sodass sich ihr Wesen, ihre Substanz, ihre Natur verwandelt. Nur die Akzidentien als äußerlich sichtbare Gestalten bleiben erhalten. Die äußere Gestalt von Brot und Wein bleibt bestehen. Die dem Brot und Wein eigene Substanz aber ist nicht mehr dieselbe. Sie hat sich in den Leib und das Blut Christi verwandelt. Papst Paul VI. erklärte in seiner Enzyklika „Mysterium fidei“ den diesbezüglichen Glauben der Kirche: „Nach dem Vollzug der Wesensverwandlung nehmen die Gestalten von Brot und Wein zweifellos eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck an; denn sie sind nicht mehr gewöhnliches Brot und gewöhnlicher Trank, sondern Zeichen für eine heilige Sache und Zeichen für eine geistige Speise; sie nehmen aber deshalb eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck an, weil sie eine neue Wirklichkeit enthalten, die wir zu Recht ontologisch nennen. Unter den vorgenannten Gestalten ist nämlich nicht mehr verborgen, was früher war, sondern etwas völlig anderes; und zwar nicht nur in der Einschätzung des Glaubens der Kirche, sondern tatsächlich; denn nach der Verwandlung der Substanz bzw. Natur des Brotes und des Weines in den Leib und das Blut Christi bleibt nichts von Brot und Wein außer allein die Gestalten; unter diesen ist der ganze und unversehrte Christus in Seiner physischen ‚Wirklichkeit‘ da, auch körperlich gegenwärtig, wenn auch nicht in der Weise, in der Körper an einem Ort sind.“ Freilich geschieht das verborgen vor den Augen dieser Welt. Unser Gott liebt sehr die Verborgenheit, die Stille und die Bescheidenheit. Schon im Alten Testament heißt es: „Und siehe, der Herr ging vorüber und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, vor ihm her; der Herr aber war nicht im Winde. Und nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles sanftes Sausen“ (1 Kön 19, 11-13). Als der liebe Gott Mensch wurde, da suchte er sich ganz schlichte, arme Leute aus, unter dessen Obhut der aufwachsen wollte. Geboren wurde er in einem Stall und seine Wiege war eine Futterkrippe. Dreißig Jahre lang führte der Heiland verborgen unter den Menschen ein Leben wie ein Mensch. Keine Religion kennt einen demütigeren, liebevolleren und sanftmütigeren Gott wie den unseren. Der Herr selber sagte: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11, 28-30). Aus Liebe zu uns, zur Sühne unserer Sünden und um uns unsere Hartherzigkeit und Schlechtigkeit vor Augen zu halten, hat sich der Herr von uns verleumden, bespucken, beleidigen und foltern lassen und selbst am Kreuz noch um Vergebung für seine Peiniger gebeten. Am wundervollsten aber wird die Bescheidenheit und Sanftheit Gottes im hl. Messopfer offenbar. Denn auch nach Seiner Himmelfahrt wollte der Herr uns nahe und noch viel näher sein, weswegen er am Abend vor seinem Leiden das Allerheiligste Altarsakrament und das Heilige Priestertum bei der ersten hl. Messe einsetzte, die er selbst im Abendmahlssaal zelebrierte. Der liebe Gott verlieh auserwählten Menschen, den Priestern, den Auftrag und die Gewalt sich selbst vom Himmel zu holen. Der heilige Pfarrer von Ars sagte: „Oh wie groß ist der Priester! … Wenn er sich selbst verstünde, würde er sterben … Gott gehorcht ihm: Er spricht zwei Sätze aus, und auf sein Wort hin steigt der Herr vom Himmel herab und schließt sich in eine kleine Hostie ein …“. Und in dieser hl. Hostie reicht sich der liebe Gott uns zur Speise dar. Der Priester trägt in seinen Händen nach der hl. Wandlung wahrhaftig den lieben Gott und in der hl. Kommunion schenkt er ihn den Gläubigen, damit diese ihn zum Heile ihrer Seelen in ihr Herz aufnehmen können. Alles geschieht im Verborgenen aber real. Alles ist still, bescheiden und verborgen, weil sich der Herrgott niemandem aufdrängen möchte.
Dr. phil. Heinz-Lothar Barth schreibt: „Dass mit den Methoden der Naturwissenschaften, mit den Mitteln des Messens, Zählens, Wägens, mit physikalischen und chemischen Analysen sich die Veränderung nicht nachweisen lässt, wie heute immer wieder betont wird, ist eine banale Feststellung. Diese vermag aber rein gar nichts gegen die traditionelle Lehre der Kirche auszurichten. Denn in Treue gegenüber den Einsetzungsworten ihres göttlichen Stifters und ihrer gesamten, einhelligen Tradition glaubt die Kirche beim Mysterium der Eucharistie, bei der Transsubstantiation an einen rein übernatürlichen Akt, mit dem der Schöpfer und Erlöser in die natürlichen Gegebenheiten eingreift: Physikalisch und chemisch nachweisbar sind – abgesehen von den Ausnahmefällen der eucharistischen Wunder, wie z. B. dem von Lanciano, das gut dokumentiert ist [siehe z. B. Bruno Sammaciccia: „Das Eucharistie-Wunder von Lanciano – Bestätigung der Echtheit durch die Wissenschaft: Historische, wissenschaftliche und photographische Dokumente] – selbstverständlich nichts als Brot und Wein“ (Kirchliche Umschau, Oktober 2010, S. 37).
Konsequenzen aus dem rechten Glauben an die Heiligste Eucharistie
Angesichts der Heiligkeit und Größe dieses Geschehens, hat die Kirche die Heiligste Eucharistie immer mit unermesslicher Ehrfurcht umgeben. Die über Jahrhunderte organisch gewachsene zeitlose, erhabene Liturgie der altehwürdigen hl. Messe hat man nun leider durch einen weniger ehrfürchtigen Ritus ersetzt, als ob man nicht mehr an das glaube, was in der hl. Messe geschieht, wenngleich man es weiterhin lehrt. Man hat eine neue Messform eingeführt, die man erstellt hat, weil man glaubte, dass sich selbst das Heiligste von allem Heiligen, das Ewige und Zeitlose, das einzig Beständige an den modernen Zeitgeist anpassen muss. Es wäre am besten zur altehrwürdigen Form des Messopfers zurückzukehren. Da dies aber so einfach und schnell selbst für jene Priester nicht geht (z.B. aufgrund eines fehlenden Hochaltars), die das gern täten oder viele Angst vor den Konsequenzen haben – man gerät häufig tatsächlich in große Bedrängnis, wenn man die Messe aller Zeiten liest – so kann man doch die gröbsten Missstände der neuen Messform, die unseren erhabenen Glauben mindern oder zerstören möchten, auch in der neuen Messform vermeiden.
1. Nur (kniende) MundkommunionDie hl. Kommunion muss in einer ehrfürchtigen Weise empfangen werden, da sie den Herrn Jesus Christus mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut enthält. Diese Ehrfurcht kommt am besten durch die Praxis der knienden Mundkommunion zum Ausdruck, bei welcher der Priester dem knienden Gläubigen die Hostie auf die Zunge legt. Die Handkommunion ist in der ehrfurchtslosen Form, in der sie heute praktiziert wird, mit dem Glauben an die wahre Gegenwart Christi in der hl. Kommunion nicht zu vereinbaren und darum abzulehnen. In dieser Form hat es sie in der Kirche auch nie gegeben. In einigen Teilen der alten Kirche hat es zwar die Handkommunion gegeben, aus Beschreibungen und Bildern wissen wir aber, dass diese ganz anders praktiziert wurde, als es heute üblich ist. Der Kommunikant trat nämlich in gebeugter Haltung zum Empfang hinzu. Voraus gingen Gebärden der Anbetung, wie das Ausstrecken der Hände oder Kniebeugen. Die Hände mussten gewaschen, in Kreuzesform übereinandergelegt und von den Frauen zudem mit einem Tuch verhüllt werden, was später zum Teil auch die Männer übernahmen. Der Priester legte dem Gläubigen die hl. Hostie auf die rechte Hand und dieser nahm sie dann mit dem Mund auf, ohne sie mit den Fingern zu ergreifen. Ab dem 5./6. Jahrhundert wurde die Handkommunion mehr und mehr durch die Mundkommunion ersetzt, die seit dem 9. Jahrhundert die allgemein übliche Spendung war. Beachtenswert dabei ist, dass dies ohne Dekretierung von oben geschah, sich also gewissermaßen von selbst durchsetzte, weil es dem Glaubenssinn entsprach.
Angesichts der Demut des allmächtigen Gottes, sollte es dem Gläubigen doch eine Selbstverständlichkeit sein, sollte es doch ganz natürlich sein, sollte es sein innerster Drang sein, dass man vor dem lieben Gott, der so viel für uns erlitten hat und der uns so sehr liebt, der sich für uns in jeder hl. Messe aufopfert, in die Knie geht. Das sollte nicht auf Befehl hin geschehen, sondern ganz natürlich sein. Die Menschen aller Religionen haben sich immer vor ihren Göttern zu Boden geworfen. Wie kann man heute sagen, wir müssten uns nicht mehr vor dem lieben Gott niederknien. Besonders unverständlich ist es, wenn man das nicht einmal bei der hl. Kommunion tut. Es gibt keinen größeren Augenblick im Leben eines Gläubigen. Nie ist uns der liebe Gott so nah wie in der hl. Kommunion. Sollten wir uns nicht in kindlicher Demut und ehrfürchtiger Hingabe vom Priester mit Christus beschenken lassen? Wie normales Brot wird den Gläubigen heutzutage der liebe Gott gereicht. Als wäre es etwas Gewöhnliches. Wir können uns nur mit dem lieben Gott beschenken lassen und nicht selbst nach ihm greifen. Wir können nicht Besitz von ihm ergreifen, wir können uns nicht seiner ermächtigen. Der Priester schenkt uns den lieben Gott in seiner Funktion als Stellvertreter Christi. Er allein besitzt dieses Privileg, den Leib und das Blut Christi zu berühren. Er, der in unendlicher Liebe, tiefster Verbundenheit und größter Nähe immer im Angesicht des Heiligen lebt, das monastische Ideal mitten in dieser Welt darstellt, dessen einzige Liebe wirklich nur der Herr Jesus Christus ist, weshalb er auch zölibatär lebt. Die einzige Liebe seines Herzens ist Christus.
In der hl. Kommunion schenkt sich uns der allmächtige Gott ganz klein, wehrlos und bescheiden in einem einfachen Stück Brot. Sollten wir diese wunderbare Geste nicht auch in größerer Demut, Hingabe und Liebe erwidern? Die heutige Praxis ist völlig unverständlich. Sie widerspricht voll und ganz unserem Glauben. So etwas hat es bei allen Missständen noch nie in der ganzen Kirchengeschichte gegeben.
Auch wenn die Handkommunion zurzeit noch offiziell genehmigt ist, dürfen die Priester die Kommunion unter keinen Umständen in dieser Form spenden. Die erste Pflicht der kirchlichen Autoritäten ist es den Gläubigen das rechte Verständnis von der Heiligsten Eucharistie zu lehren, den lieben Gott im Allerheiligsten Sakrament mit größter Liebe und unermesslicher Ehrfurcht zu umgeben und zu schützen. Die Priester und Bischöfe tragen eine eigene Verantwortung und sind an ihr Gewissen gebunden. Sie können sich nichts und niemandem unterwerfen, wenn es so offensichtlich dem Glauben widerspricht.
Schauen wir auf das Beispiel, dass uns der Heilige Vater gibt. Er selbst spendet nur die kniende Mundkommunion und in allen Papstmessen ist die Handkommunion verboten. Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass er uns gibt. Die Priester und Bischöfe sollen so handeln wie er.
2. Größte Sorgfalt Angesichts der großen Demut und Entäußerung unseres Gottes, mit der er sich uns schenken will, sollte es uns eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir auf das Sorgfältigste mit ihm (es ist ja wahrhaftig Gott) umgehen. Folgendes kann ohne weiteres aus der überlieferten Messform entnommen und auch von Priestern angewendet werden, die die neue Messe trotz allem noch feiern müssen oder wollen:
„Nach der heiligen Wandlung fällt die besondere Fingerhaltung des Priesters auf. Auch sie kündet eindrucksvoll vom Glauben an die wirkliche Gegenwart des Herrn. Bei der Priesterweihe wurden Daumen und Zeigefinger des Neupriesters eigens gesalbt. Von der ersten Berührung im Moment der Wandlung an hält er sie beisammen, und aus Ehrfurcht berührt er mit ihnen nichts anderes mehr, als nur die hl. Hostie“ (P. Martin Ramm: „Zum Altare Gottes will ich treten“, Thalwil 2009). Dadurch soll vermieden werden, dass Teilchen der heiligen Hostie, die an Daumen und Zeigefinger hängen geblieben sind, nicht verlorengehen. Nachdem der Priester den Gläubigen den lieben Gott in der heiligen Kommunion geschenkt hat, folgte die sogenannte Purifikation. „Bevor der Priester den Kelch reinigt, gießt er unter stillem Gebet Wein und Wasser über die vier Fingerspitzen, mit denen er den Leib des Herrn berührt hat, um sie erst danach wieder auseinander zunehmen. Mancher Gestus sagt mehr als viele Worte!“ (Ebd.). Bei der Kommunionspendung wurde eine Kommunionpatene untergehalten, damit nur ja kein Partikel des Allerheiligsten zu Boden fällt, sondern alles aufgefangen wird. Der hl. Cyrill von Jerusalem († 386) mahnte: „Habe wohl acht, damit von den eucharistischen Gestalten nichts verloren gehe. Denn sage mir, wenn dir jemand Goldkörner gäbe, würdest du sie nicht mit größter Behutsamkeit halten und besorgt sein, dass keines davon verlorengeht und du keinen Schaden leidest? Um wie viel mehr musst du auf der Hut sein, auch nicht ein Brosämlein zu verlieren von dem, was unvergleichlich wertvoller ist als Gold und Edelstein.“
3. Keine Laien als KommunionspenderDer zölibatär lebende Priester, dessen einzige Liebe der Herr Jesus Christus ist, dessen wichtigste Aufgabe es ist, Gott das Messopfer darzubringen und den Gläubigen den Herrn zu schenken und dessen einzige Sorge es ist, die unsterblichen Seelen in den Himmel zu führen, allein besitzt das Privileg den hochheiligen Leib und das kostbare Blut Unseres Herrn zu berühren. Der hl. Petrus Damiani schreibt: „Wenn also unser Erlöser die Blüte unversehrter Reinheit so sehr geschätzt hat, dass er nicht allein aus jungfräulichem Schoß geboren, sondern auch von einem jungfräulichen Nährvater in die Arme geschlossen wurde, und dies, da er noch als Kind in der Wiege weinte, von wem, so frage ich in allem Ernst, will er jetzt seinen Leib berühren lassen, da er schon in unermesslicher Macht im Himmel herrscht“ (De coelibatu sacerdotum, c.3; P.L. CXLV, 384).
Man bezeugt keine Ehrfurcht mehr vor dem Allerheiligsten und man hat jede Sorgfalt und Demut im Umgang mit diesem höchsten Gut verloren. Dies ist nur da möglich, wo man nicht mehr den sicheren Glauben hat, dass es sich nicht mehr um einfaches Brot, sondern um den Herrgott handelt. Wer ernsthaft glaubt, dass er in der hl. Kommunion den Gottmenschen empfängt, kann nicht ohne Zeichen der Ehrfurcht zu diesem Sakrament hinzutreten. Der Mensch ist eine Einheit von Leib und Seele, mit sinnlichen und geistlichen Kräften. Unser Glaube wird ganz automatisch von passenden äußeren Zeichen gestützt. Wo dies nicht gegeben ist, da erleidet der Glaube auf Dauer Schaden. Der hl. Josemaría Escrivá fragt: „Begreifst du nicht, dass wir arme Menschen darauf angewiesen sind, selbst das Größte und Höchste durch die Sinne aufzunehmen?“ Weil der Mensch leib-seelischer Natur ist, findet seine innere Haltung immer auch einen äußeren Ausdruck und der äußere Ausdruck kann seine innere Haltung vertiefen. Wären wir reine Geister, so bräuchten wir nicht den sichtbaren Ausdruck. Aber wir besitzen auch den Leib mit seinen Sinnen. Wir dürfen ihn nicht verleugnen. Es ist notwendig, dass wir die innere Haltung in äußeren Formen ausdrücken und dass das Heilige über die Sinne Zugang zur Seele findet. Eine ordentliche Kniebeuge vor dem Tabernakel zum Beispiel drückt Ehrfurcht aus und hilft zugleich, einen inneren Akt der Anbetung zu setzen.
„Rituelle Ausdrucksweisen gibt es nicht nur in der Liturgie. Auch im alltäglichen Leben spielen sie eine wichtige Rolle. In der Familie beispielsweise würde es ganz und gar nicht genügen, die gegenseitige Hochachtung und Liebe nur im Herzen zu tragen, ansonsten aber auf jeden äußeren Ausdruck der Zuneigung zu verzichten. Vielmehr muss auch hier die innere Haltung ausgedrückt werden in konkreten äußeren Zeichen: in gütigen Worten, in grüßenden Gesten, in einem freundlichen Lächeln oder in einem Blumenstrauß. Wenn solche äußeren Zeichen unterbleiben, wenn man einander nicht mehr grüßt und einander nicht mehr durch kleine Aufmerksamkeiten erfreut, wird ganz sicher die Atmosphäre bald merklich kühler, und es bleibt eine Frage der Zeit, bis auch im Inneren die Liebe erkaltet und die gegenseitige Hochachtung schwindet.
Ebenso können wir im religiösen Leben nicht auf äußere Zeichen verzichten, indem wir etwa sagen, es sei doch die Hauptsache, dass es im Inneren stimme und man Ehrfurcht und Liebe im Herzen habe. Wenn auch die rechte innere Haltung zweifellos wichtiger ist als ihr äußerer Ausdruck, so wäre es doch ganz und gar falsch, das eine gegen das andere auszuspielen und die äußere Seite der Liturgie als nebensächlich zu betrachten. Ohne äußere Zeichen der Ehrfurcht muss auch die innere Ehrfurcht zwangsläufig schwinden. Eine Liturgie, die meint, mit einem Minimum von äußeren Riten auszukommen, wird langsam aber sicher flach, kalt und unfruchtbar. Sie wird nicht mehr im Stande sein, die rechte innere Haltung zu fördern und das Gemüt zu bewegen.
Andererseits kann der Ritus - so wichtig er als Ausdruck und zur Stütze innerer Haltungen auch ist - doch niemals deren Ersatz sein. Damit er ‚funktioniert’, muss zum äußeren Vollzug notwendig die entsprechende innere Gesinnung hinzukommen, denn sonst wäre er nicht echt, eine Fassade, eine leere Hülse, eine bloße Floskel.“ (P. Martin Ramm: „Zum Altare Gottes will ich treten“, Thalwil 2009, S. 8f). „Wo die äußeren Zeichen der Ehrfurcht nicht beachtet werden, muss notwendig auch die innere Ehrfurcht und der Glaube an die wirkliche Gegenwart des Herrn im Sakrament des Altares Schaden leiden“ (Ebd., S. 130).
Die Handkommunion hat zu Lauheit, Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit und Lieblosigkeit im Umgang mit dem Allerheiligsten geführt und dazu, dass man nicht mehr daran glaubt, worum es sich wirklich handelt, was die Heiligste Eucharistie wirklich ist. Auch die Priester und Bischöfe lehren nicht mehr die reale Gegenwart Christi in der konsekrierten Hostie. Woher sollen es die Gläubigen wissen, wenn es die kirchlichen Autoritäten nicht mehr verkünden? Man glaubt die Hostie sei nur ein Symbol für den Leib Christi. Das ist eine unfassbare Verminderung unseres hl. Glaubens, ja des Zentrums unserer hl. Religion. Das ist eine unglaubliche Beleidigung des Herrgotts, der sich uns mit brennender Liebe in der hl. Kommunion schenkt. Wenn die Hostie nur ein Symbol für Christus ist, dann ist die heutige Form der Kommunionspendung verständlich, wenn sie aber wirklich Gott ist, dann ist sie nicht nachvollziehbar.
Wie sehr hat doch jener greise Bischof die rechte Haltung und den rechten Umgang gegenüber dem Herrgott im Allerheiligsten bezeugt, von dem der hl. Josemaría Escrivá berichtet, dass er unter Tränen eindringlich zu den Priestern sprach, die er soeben geweiht hatte: „Behandelt Ihn mir gut, behandelt Ihn mir gut!“