Unser freier Wille und Gottes Wille für uns
Ein Mitchrist aus unserer Gemeinde hat einmal zu mir gesagt:
„Gott hat uns den freien Willen gegeben, und jeder muss ihn
in seiner Verantwortung leben.“
Dazu kamen mir viele Gedanken, die ich ins Wort bringen möchte.
Ja, Gott hat uns Menschen den freien Willen geschenkt, das ist wahr,
und das bedeutet auch, dass Gott keine Sklaven möchte. Und doch
wird der freie Wille so oft aus egoistischen und selbstsüchtigen Motiven
heraus missbraucht.
Ich will damit sagen, dass ich mich nicht damit rechtfertigen und sagen kann:
„Gott hat mir doch meinen freien Willen gegeben. Ich kann also so leben, wie
ich will und auch tun, was ich will.“ -
Nein, das wäre zu einfach. So hat Gott das mit dem „freien Willen“ aus
meiner Sicht heraus nicht gemeint.
Ob es immer so gut für uns ist, wenn wir leben, wie WIR wollen?
Ob das immer so der Ordnung und dem Willen Gottes entspricht?
Ich glaube nicht!
In unserer modernen Gesellschaft, wo „alles“ toleriert wird und „alles“
erlaubt ist, wer fragt da noch nach dem Willen Gottes, wer hört noch auf ihn?
Der moderne Zeitgeist fragt nicht mehr nach dem Geist Gottes, alles soll,
alles darf gelebt und ausgelebt werden. Ich bin ja schließlich frei, zu tun,
was ich will.
Wir leben zusehends in einer „Spassgesellschaft“, in einer „Vergnügungsgesellschaft“,
in einer „sexualisierten Welt“.
Alles muss und soll Spaß machen, Lust bereiten, der Mensch sucht immerwährend
Glück und Vergnügen.
Doch so ist das Leben nicht. Das Leben ist kein „Selbstbedienungsladen“, wo ich
mir immer rausnehmen kann, was ich möchte. Aus diesem Trugbild müssen wir
aufwachen.
Jeder Mensch ist aufgerufen, diesen freien Willen Gott, sich selbst und den
Mitmenschen sowie der Welt gegenüber verantwortungsbewusst zu leben.
Gerade wir als Christen dürfen nicht nur „Hörer des Wortes“ sein, sondern sind auf-
gerufen, unseren Willen nach dem Willen Gottes auszurichten. Unsere eigenen
Interessen sind nicht das Wichtigste, sondern der Wille Gottes in allem.
Das heißt für mich, dass ich bei allem, was ich tue auf mein Gewissen,
auf mein
Herz höre, dass ich frage:
„Herr, ist mein Leben, so wie es ist, in Ordnung vor Dir?
Kann ich das Leben, so wie ich es führe, kann ich das,
was ich tue, vor Dir so verantworten? Herr, was willst Du,
das ich tue? Wie willst Du, dass ich lebe?“
Und dann bin ich aufgerufen, auf die Stimme Gottes in mir zu hören, auf mein
Gewissen zu hören, und wenn ich wahrhaftig hinhöre, werde ich auch eine
Antwort bekommen, so meine Erfahrung.
Das EGO will immer etwas anderes, als nach dem Willen Gottes zu fragen,
weil der Mensch einfach nicht hören will, so wie damals auch Adam und Eva,
die wollten auch die „verbotenen Früchte“ haben. Sie haben nicht auf Gott
gehört. Sie haben sich einflüstern lassen, dass sie sich alles nehmen können,
was sie wollen. Die Folge war die Vertreibung aus dem Paradies.
Der Mensch ist von Natur aus eigenwillig. Das ist ja an sich eine gute
Eigenschaft, dass wir einen eigenen Willen haben, nur manchmal dient
dieser eigene Wille nicht dem Leben, das Gott sich für uns gedacht hat,
sondern der Versklavung.
Der demütige Mensch gibt sein EGO auf, und für mich heißt das, alles was
ich will, vorher zu prüfen, ob es im Sinne Gottes ist und mich dann dem
Willen Gottes zu beugen.
Und Demut bedeutet für mich nicht „Unterwürfigkeit“, sondern Mut zum
Dienen, dem zu dienen, der letztendlich den Überblick hat über mein Leben
und der es besser weiß, wie ich.
Ihn frage ich in allen Dingen um Rat, und da bin ich immer gut beraten.
Wenn ich blind und eigenwillig meine Wege gehe, dann kann ich mich auch
verirren und verlaufen, wie ein Schaf aus der Herde.
Und oft genug verfange und verstricke ich mich dann in einem Dornengestrüpp,
aus dem ich nicht mehr selbst herausfinde. Ich will nicht „hören“, und bin wie
ein „störrischer alter Esel“. So verlaufe ich mich jedoch in meinem Eigenwillen
und finde nicht mehr zurück. Dann brauche ich einen, der mir den Weg wieder
zeigt, der mir nachgeht, der mich sucht, der bei mir anklopft, der mich findet.
Dabei ist auch zu beachten, ob ich mich auch finden lassen will. Oft muss in
meinem Leben dann der Leidensdruck so groß werden, dass in mir die Bereitschaft
wächst, etwas verändern, umkehren zu wollen.
Gott sagt manchmal „Nein!“, doch dieses Nein will der eigenwillige Mensch nicht
hören, weil er will,was er will, weil es ihm ach so verlockend erscheint.
Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch den Versucher in der Welt gibt,
der uns immer wieder Dinge anbietet, die er uns als herrlich und schmackhaft
verkauft.
So, wie die Stimme Gottes in uns spricht, so spricht auch er in uns, und er
kommt oft in verkleideter Form, indem er uns das Gute, Schöne verspricht
und uns weismacht, dass wir alles ausprobieren können, was immer wir wollen.
Er hat für alles immer überzeugende Argumente, und die Gefahr ist groß,
dass wir uns verführen und verwirren lassen.
Darum ist es ja so wichtig, dass wir Gott in unser Leben mit einbeziehen,
nach ihm suchen, ihn fragen, auf sein Ja oder sein Nein hören, seine Weisungen
beachten.
Gott weiß es besser, das dürfen wir glauben.
Das ist so, wie wenn ein Kind z.B. Vogelbeeren essen möchte, weil die roten
Beeren so verlockend sind, die Eltern jedoch sagen: „Nein“, weil sie es besser
wissen, wie ihr Kind, denn die Vogelbeeren wären tödlich. Will das Kind jedoch
nicht hören und widersetzt sich den Eltern, so wird das Folgen haben, von denen
es nichts ahnen kann. Und so vergleiche ich das auch mit Gott. Wenn er NEIN
sagt zu etwas in meinem Leben und ich mich dem widersetze, so hat das Folgen.
Es gibt in meinem Leben vielleicht gewisse Dinge, von denen ich tief in mir drin
spüre, dass Gott sich das so für mich nicht gedacht hat. Auch wenn ich diese
tiefe innere Stimme Gottes in mir nicht hören will:
Gewissen Wahrheiten und Erkenntnissen gegenüber kann ich mich nicht verschließen,
ich kann sie höchstens verdrängen, werde aber an gewissen Punkten meines Lebens
immer wieder mit dieser Wahrheit konfrontiert, indem ich mich einfach tief in mir drin
dann doch nicht gut damit fühle.
Nun kommt es darauf an, ob ich hinschauen möchte, ob ich bereit bin, auf diese
innere Stimme zu hören, ob ich bereit bin, mich von Gott formen, erziehen, führen
zu lassen, das heißt: Wenn wir wahrhaftig an Jesus glauben, dann sind wir auch
dazu aufgerufen nicht nur zu sagen: „Ja, Herr ich glaube“ oder nur „Sonntagschristen“
zu sein. Nein, als Jesusgläubige/r muss ich eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus
haben und auch pflegen, das heißt: Ich bin aufgerufen, Jesus in meinen Alltag mit
hineinzunehmen, ihn einzubeziehen, mein Leben mit ihm durchzubuchstabieren, mich
von ihm leiten zu lassen und mich auch ggf. von ihm korrigieren zu lassen, ihn zu fragen:
„Was willst du, Herr, das ich tun soll?“ - „Ist dieser Weg der richtige für mich?“
„Ist das,
was ich tue, so vor dir in Ordnung?“
Seit ich Jesus in mein persönliches Leben so einbeziehe, um was auch immer es geht,
seither bekomme ich auch die Antworten,die ich brauche und die mir weiterhelfen.
Das heisst aber auch, dass ich auf Gottes Stimme in mir höre und tue, was er mir sagt und zeigt.
Herr, hilf mir, dass ich bereit bin, mit meinem freien Willen
deinen Willen zu tun!
Text: Andrea aus dem Schwarzwald - 2. September 2015