Autor Thema: Kann die Kirche untergehen?  (Gelesen 19564 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline amos

  • '
  • *****
  • Beiträge: 7734
  • Country: de
  • Geschlecht: Männlich
  • Mein Herr und mein Gott, ich lobe und preise dich.
  • Religionszugehörigkeit: Römisch-katholische Kirche
Antw:Kann die Kirche untergehen?
« Antwort #8 am: 27. August 2013, 19:39:11 »
Solange der Entwicklungsprozeß des Menschen im religiösen Sinne noch nicht abgeschlossen ist und somit noch immer viele Fragezeichen unbeantwortet bleiben,  und der Heilige Geist die Liebe Gottes in die Herzen der Menschen ausgießt, wird es Kirche geben.
« Letzte Änderung: 27. August 2013, 23:45:07 von amos »
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.
1. Joh. 4.16

Offline stri

  • *
  • Beiträge: 9
  • Country: de
  • Geschlecht: Männlich
  • Verdana
  • Religionszugehörigkeit: Baptisten
Antw:Kann die Kirche untergehen? @ Jesod
« Antwort #9 am: 28. August 2013, 14:23:51 »
Lieber Jesod,

ihre Gedanken finde ich interessant. Die Kirchengeschichte ist spannend und manchmal wie ein Kriminalroman. Die Meinung von Prof. Fr. Windisch ist derzeit Mainstream in der Theologie.

Dass es Kurswechsel gab ist ebenfalls Tatsache. Beispielsweise wird seit dem Vatikanischen Konzil eine völlig andere Gangart bezüglich des Islam eingeschlagen. Möglicherweise ist das Setzen auf den Dialog zu spät erfolgt und lässt den Scherbenhaufen der Vergangenheit dadurch schlechter beseitigen.

Alle Kurswechsel und Dogmen lassen sich direkt oder indirekt auf die heilige Schrift zurückführen oder sind mittels kirchenhistorischer Forschungen auf die Apostel direkt zuzückzuführen. Es gibt genügend Korrespondenz der Kirchenväter und weiterer historischer Persönlichkeiten, die das belegen. Man google dazu nur einmal die Kindertaufe.

Aber, und da mache ich mir große Sorgen um die Kirche, es gibt ein Problem in der Theologie. Die Unterscheidung des Gottessohnes, wie es Prof. Windisch vornimmt ist problematisch. Denn zugrunde liegt der Gedanke der Entmytologisierung mit der Grundannahme, Wunder seien nicht möglich. Daraus resultiert die Vorgehensweise, biblische Texte dahingehend zu untersuchen mit dem Ergebnis, Jesu Worte aus dem Nt herauszufinden. Denn nur diese Worte seien wahr. Die Wunder und Ostergeschichten seien dann das Ergebniss weiterer redaktioneller Arbeiten und Zufügungen späterer Autoren. Für diese Herangehensweise gibt es keine historischen Belege. Dafür aber ein unüberschaubares Wirrwar von Hypothesen und Annahmen. Die Evangelien sind historisch und Tatsachenberichte. Eindrücklich wird das in den neuesten Forschungen von Karl Jaros und Ulrich Victor (Humbolduniversität) dargestellt. Im St. Ulrich Verlag gibt es entsprechende Titel. Außerdem hat Papst Benedikt die Grenzen dieser Herangehensweise an die Bibel erstklassig beurteilt. Für einen ersten Einstieg sei auf entsprechende Vorträge von Dr. Hartl aus dem Gebetshaus Augsburg verwiesen. Auch der evangelische Neutestamentler Prof. Eckstein belegt eindrucksvoll die historisch zuverlässige Darstellung der Osterereignisse.
Man geht echt in der Annahme an das NT, Wundergeschichten seien nicht möglich und spätere Erfindungen der Gemeinde! Dahinter steckt ein veraltetes materialistisches Weltbild, dass quasi einen methodischen Atheismus als Herangehensweise an biblische Texte impliziert. Zum Thema materialistisches Weltbild sei auf die neueren Ergebnisse der Quantenforschung verwiesen. Die Entmythologisierung ist entmytologisiert. 2 Quellentheorie (man findet viele sich nicht widersprechende Fragmente des neuen Testamentes an vielen Orten. Das sogenannte Urevangelium, das nur die Worte Jesu enthält ist nicht vorhanden und kein einzieger Kirchenvater oder Jude oder sonstwer der damaligen Zeit verliert auch nur ein einziges Wort darüber. Die 2 quellentheorie beruht also auf einer methodisch atheistischen Annahme und eines nicht vorhandenen Urevangeliums) und Quellenscheidungshypothese sind überholt. Was bleibt ist die Tatsache, der Historizität der Evangelien und ein entsprechend aus geschichtlichen Tatsachen resultierender nachvollziehbarer Kanonisierungsprozess. Und trotzdem wird an dieser historisch-kritischen Exegese weiterhin festhehalten, und zwar wehement! Man zitiert sich in neuen wissenschaftlichen Schriften hin und her und beachtet dabei nicht die überholten Grundannahmen der historisch-kritischen Forschung und die Ergebnisse der Archäologie und Kirchengeschichte. Stattdessen unterstellt am der Urgemeinde, Unwahrheiten und erdachte Wundergeschichten erfunden zu haben und dafür sogar das Martyrium auf sich genommen zu haben.

Wenn sich diese Theologie im Vatikan festsetzt, wird die Kirche untergehen. Und darin liegt meine Befürchtung. Die EKD ist der r. k. Kirche da ein Schritt voraus und hat aus der Bibel defacto ein Märchenbuch gemacht. Ihren Untergang kann man eindrucksvoll beobachten. Und je mehr eine Theologie historisch-kritisch ist, desto mehr zersetzt sie Glaubenswahrheiten und passt sich dem Zeitgeist an.

Von daher, lieber Jesod, haben sie durchaus Recht. Die Kirche muss sich verändern, wo es Fehlhaltungen und Machtkämpfe gibt. Auch Petrus musste sich bezüglich fehlverhaltens ermahnen lassen und änderte sich.

Aber die Kirche darf niemals ihre Lehre verändern, d. h. den Boden der heiligen Schrift oder die apostolische Tradition verlassen, weil beides auf historisch wahre und archäologische Forschungsergebnisse zurück geht. Die Kirche ist keine Idee sondern ein historisch nachvollziehbares Faktum, dass auf jesus Christus, den Sohn Gottes, der für die Menschen starb und leibhaftig auferstand, zurückgeht. Wäre es blos eine Idee und ein redaktioneller Anpassungsprozess, hätten wir keine Erklärungen für die Märtyrer und erst recht nicht für die rasante Ausbreitung in Jerusalem. Die Juden und später die Römer waren derart hinter den Christen her, dass sie sicher als erstes eine Leiche von Jesus, die es ja nach historisch-kritischer Forschung geben müsste, gezeigt hätten. Und wie soll bitte den ersten Christen, die ja Juden waren, der Gedanke der Auferstehng Jesu gekommen sein? Man dachte damals, die Auferstehung gäbe es erst am Ende der Zeit.

Wie gesagt, meine Sorge besteht darin, dass sich in der Kirchenlehre diese historisch-kritischen annahmen festsetzen und durch entsprechende Dogmen und Katechismen den Glauben zersetzen.

Offline Jesod

  • **
  • Beiträge: 112
  • Country: de
  • Geschlecht: Männlich
  • Verdana
  • Religionszugehörigkeit: Römisch-katholische Kirche
Antw:Kann die Kirche untergehen?
« Antwort #10 am: 29. August 2013, 15:17:30 »
OK, stri,
dass die Kirche weiter bestehen bleiben wird, zumindest sind wir uns darüber einig!

Es fragt sich eben nur, in welcher Form und in welchem Umfang - und vor allem : werden die Menschen dieser Kirche noch glauben, werden sie ihr noch folgen?

Aus den historischen Erfahrungen der Vergangenheit betrachtet, habe ich Zweifel!

Es werden sich, vermutlich, wieder und wieder Gruppen innerhalb der Kirche bilden, die sich als "Retter der Tradition" fühlen und sich so verhalten.

Das war in der Vergangenheit so und wird wahrscheinlich auch künftig so sein. Mit den Piusbrüdern erleben wir im Augenblick hautnah so eine Auseinandersetzung.

Nach meiner Meinung ist die Form des Glaubens - und nur darum wird doch am Ende gestritten - unerheblich.

Ob die Messe in Latein, Deutsch oder Suaheli gehalten wird, ist wurscht - wenn die Menschen nur den Weg zu Gott finden.

Und ob es eine Mundkommunion oder Handkommunion gibt spielt auch keine Rolle, wenn die Menschen nur den Sinn dieses Sakramentes begreifen.
                                                                                                                             

Im Übrigen hat Jesus die Mundkommunion nicht erfunden, diese Regel kam erst viel später auf.

Wenn Menschen Gott als Schöpfer erkennen und in ihrem Leben alles tun, um Gott zu dienen, ist das Wesentliche getan.
Alles andere ist Menschenwerk - danach fragt Gott nicht, ihm kommt es auf das Herz an, zumindest ist das meine Erfahrung und mein Glaube!

Jesod







Offline Jesod

  • **
  • Beiträge: 112
  • Country: de
  • Geschlecht: Männlich
  • Verdana
  • Religionszugehörigkeit: Römisch-katholische Kirche
Antw:Kann die Kirche untergehen?
« Antwort #11 am: 29. August 2013, 22:03:05 »
Ergänzung zum Post von heute ca. 14:00h 

Guten Tag stri,

es macht keinen Sinn über die „archäologische Beweisbarkeit“ des Leben Jesu zu streiten.

Auch die neuesten Forschungsaussagen von Karl Jaros und Ulrich Victor sind Glaubensaussagen.
Harte wissenschaftliche Fakten können sie genau so wenig vorlegen, wie das die gesamte Geschichtsschreibung – ob kirchlich oder weltlich – nicht kann.

Aber es ist doch normal und in Ordnung, wenn sich ein Glaube entwickelt, verändert und unterschiedliche Richtungen  miteinander um den rechten Weg ringen.
Dass das geschehen ist und weiter geschieht, sieht jeder, der klaren Auges durch die (kirchliche) Welt geht. Ihr Hinweis auf Assisi (Respekt gegenüber anderer Glaubensrichtungen) belegt dies eindeutig. Der Unterschied zur Geschichte ist, dass man sich heute weniger mit Anathema belegt oder sich wechselseitig die Schädel einschlägt – Gott sei Dank!
 
Was verstehen Sie denn sonst unter Exegese, als der „Auslegung“ der biblischen Texte?
Da bleiben „Auslegungsunterschiede“ zwangsläufig nicht aus.
Wie oft habe ich selbst mit Theologen über Gott diskutiert und wie unterschiedlich waren – bei allen Übereinstimmungen – manche Auslegungen.
Sagen Sie nicht, Sie hätten das noch nicht erlebt – ich würde das bezweifeln.

Entscheidend ist, dass der Mensch Gott sucht und ihn findet!
Welchen Weg er für sich persönlich findet, halte ich für sekundär und mir ist klar, dass wir in dieser Frage nicht zusammen kommen.

Wenn alle Menschen sich so verhalten, wie sie erkennen, was gut und richtig, böse und falsch, ehrlich und aufrichtig ist, und die religiösen Auffassungen des anderen respektiert, dann wären wir ein Stück weit dem von allen angestrebten Himmel ein Stück näher gekommen.

Nicht Gleichmacherei, kein Synkretismus, sondern ehrlicher persönlicher Glaube, das scheint mir der Weg zu Gott zu sein. 

Jesod
 

Offline Logos

  • '
  • ***
  • Beiträge: 289
  • Country: de
  • Religionszugehörigkeit: Römisch-katholische Kirche
Antw:Kann die Kirche untergehen? @ Logos
« Antwort #12 am: 30. August 2013, 03:02:00 »
Lieber Logos,

dann haben wir scheinbar ähnliche Lebensläufe. Vielleicht bin ich etwas zu pessimistisch, aber mittlerweile sieht es so aus, dass es eher 11 Verräter unter den 12 Aposteln gibt.

....

Wie sieht die Lösung aus?

Lieber stri,

ich hatte keine Ahnung, dass selbst die katholische Bibel schon so davon befallen ist. Meine Ausgabe - die Einheitsübersetzung von der katholischen Bibelanstalt, Pattloch Verlag - ist v. 1980. Da ist mir diesbezüglich noch nichts aufgefallen. Bisher dachte ich, dass es nur die Veröffentlichungen diverser "moderner" Theologen betrifft sowie die Aussagen/Predigten des einen oder anderen Geistlichen (übers Internet bekommt man ja sowohl das eine als auch das andere mit, was wahrscheinlich aber nur die Spitze des Eisbergs ist). Du scheinst insgesamt sehr gut informiert zu sein. Ich meine, aus persönlicher Erfahrung kann ich weder etwas zum Religionsunterricht von heute sagen, noch habe ich überhaupt irgendwelche Kontakte zu anderen Gemeindemitgliedern, aber was Du schilderst, deckt sich mit dem, was man so auf katholischen Blogs zu lesen bekommt und ich habe auch keinen Grund, das anzuzweifeln. Dazu kommen noch die hier und da mal veröffentlichten Umfragen unter "praktizierenden Katholiken", wo sich einem echt die Haare sträuben. Wir brauchen uns da nichts vorzumachen - die Lage ist katastrophal. Aber auch wenn es die Mehrheit (unter den Laien, will erst gar nicht daran denken, auch unter den Klerikern) betrifft, so bleibt eben noch ein Rest und auf den kommt es an und zwar alles. Und deswegen ist der Unglaube vor Ort sehr wohl zu ertragen und zwar IHM zuliebe. So hat jeder, der in die Kirche Christi berufen wurde, auch in ihr auszuharren, egal was rechts und links um einem herum passiert. Natürlich sind ausgesprochene Häresien nicht stillschweigend hinzunehmen, wobei ich mir nicht sicher bin, wie ich reagieren würde, sollte ich so etwas tatsächlich mal in der Predigt zu hören bekommen - würde ich mich nach der Messe in die Sakristei trauen?

So und Du hast nun Schätze in der Kath. Kirche entdeckt? Dann mache es so wie der Mann, der einen Schatz im Acker fand und alles dafür hergegeben hat, um ihn zu besitzen. Du glaubst auch etwa nicht, dass Du von Dir aus darauf gestoßen bist? Du hättest diesen genauso wenig wie ich finden können (bin zwar katholisch erzogen, aber habe den Schatz erstmal lange Zeit beiseite geschoben, bis sich irgendwann eine dicke Staubschicht darauf gelegt hatte, so dass ich ihn ganz aus den Augen verloren hatte). Aber... Jesus will Dich in Seiner Kirche haben! Vielleicht auch gerade deshalb, weil es an der Glaubensfestigkeit in der Kirche momentan happert. Möglicherweise kommt alles noch schlimmer, ich will da nicht pessimistisch sein, sondern versuche es einfach realistisch zu sehen. Das Wichtigste dabei ist die Zusage des Herrn: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden". Eher geht die Welt unter als die heilige katholische Kirche!

P.S. So mancher Protestant scheint mir mittlerweile auch "katholischer" als diejenigen, die sich für Katholiken ausgeben.

Die Hexenjagd auf den Bischof ist einfach nur beschämend.

Was die kritischen Bibelausleger angeht - zugegeben, als ich unvorbereitet damit die ersten Male konfrontiert war, da war ich auch verunsichert. Nur mittlerweile hat es sogar meinen Glauben gestärkt, denn das ist genau einer der Punkte, wo sich die Schrift erfüllt. Wir wurden davor gewarnt - mehr ist dazu, denke ich, nicht zu sagen. Außer dass wir für diese Menschen beten sollten.


Offline stri

  • *
  • Beiträge: 9
  • Country: de
  • Geschlecht: Männlich
  • Verdana
  • Religionszugehörigkeit: Baptisten
Antw:Kann die Kirche untergehen?
« Antwort #13 am: 30. August 2013, 14:18:08 »
Lieber Jesod,

ich kann Ihnen wohl mehr zustimmen, als Sie im ersten Moment denken. Persönlich bin ich auch der Meinung, dass es zuallererst auf die Herzenseinstellung ankommt. Gott möchte unser Herz und unser Vertrauen, d. h. dass wir uns bewusst zu ihm wenden.  Und Traditionen wie die Form der Messe usw. halte ich persönlich auch für änderbar und an die Zeit anpassbar. Das Fundament bleibt das gleiche.
Auch die unterschiedlichen Auslegungsweisen über die Heilige Schrift sind ein Fakt. Da kann man von den Freikirchen lernen, da sie trotz z. T. erheblicher Meinungsverschiedenheiten oft dennoch eins sind. Verbunden ist man durch die Hinwendung und Weihe bzw. Bekehrung zu Jesus. Das macht einem zum Christen. Und die katholische Kirche, so meine ich als Freikirchler, hat das Glaubensfundament bis dato bewahrt. Der Kanonisierungsprozess fand in der katholischen Kirche statt.  Die Tradition steht einerseits neben der Heiligen Schrift und andererseits kommt die Tradition aus der Schrift.

Womit ich allerdings große Probleme habe ist die weit verbreitete Annahme, in den Evangelien sind keine historisch wahren Begebenheiten. Einerseits widerspricht es der bisherigen Kirchenlehre und andererseits wird die Kirche und die Heilige Schrift unglaubwürdig. Man beachte nur einmal die Eingangsverse des Lukasevangeliums. Die historisch-kritische Methode kommt dann zu dem Schluss, dass so gut wie alles nichts mit Jesus zu tun hat, sondern unzählige Hinzufügungen sind, die irgendwo anders herkommen oder den Gedanken und Vorstellungen der Schreiber entsprachen. Das Ergebnis dieser Forschung: Die meisten Verse der Bibel sind so nicht wahr. Aber trotzdem soll man der Bibel dann glauben, weil Gott auch zu einem spricht, wenn man die Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte und Vorstellungen der damaligen Schreiber liest.  Daher auch die Spätdatierung – sonst wäre ja keine Zeit bleiben, die Wünsche, Vorstellungen und Meinungen der Schreiber zu tradieren und Jesus in den Mund zu legen, bzw. ihm anzudichten. Heute haben die Menschen andere Vorstellungen als damals, daher muss man das anpassen.
Möglicherweise habe ich ja auch einen Denkfehler. Aber auf die o. g. Theologierichtung sein Leben und über den Tod hinaus zu bauen halte ich persönlich für kompletten Wahnsinn.
Angenommen ich würde einen Urlaubsbericht an meine Freunde schreiben, in dem steht: Ich war 2 Wochen lang in den Bergen wandern. Meine Ferienwohnung war in  ……. . Ein Tag war besonders schön: Ich wanderte auf den Berg XY und habe mittags ein Schnitzel gegessen. Außerdem gibt es eine total sichere Bergbahn, bei der man sicher ans Ziel kommt. Zudem schreibe ich auf die Urlaubskarte ausdrücklich Bericht.

Später stellt sich heraus, dass ich Urlaub zu Hause machte und ein Tag mit dem Mountainbike unterwegs war.
Meine Freunde bemerken das und schenken mir dennoch vollstes Vertrauen, weil ich ja zu ihnen spreche und dadurch meine Sehnsucht nach solch einem Urlaub Ausdruck verleihe, auch wenn nichts von meinem Bericht wahr ist. Sie machen mich zum Hüter dieser erfundenen Urlaubsgeschichten und laden andere Menschen ein, genau solch einen Urlaub zu machen (Man beachte dabei, dass es weder diesen Ort noch den Berg oder die Bahn gibt).

Also, entweder entsprechen die neutestamentlichen Berichte der Wahrheit. Dann muss man die damalige Welt erforschen und kann dann ableiten, wie die Texte heute zu verstehen sind, verbunden mit einer gewissen Auslegungsvielfalt, die es ja auch in der katholischen Kirche gibt. Dann bleibt der Papst Papst und die Kirche kann tatsächlich nicht von den Pforten der Hölle überwunden werden.

Oder man sieht die neutestamentlichen Texte als Flickenteppich damaliger Wünsche und Vorstellungen, die redaktionell angepasst wurden. Historizität ist kaum gegeben und das tatsächliche Leben Jesu kaum nachvollziehbar, aber garantiert ohne Wunder. Jungfrauengeburt und Auferstehung sind, wie alle anderen, Wundergeschichten nicht wahr. So etwas ist entweder Lüge oder Schizophrenie. Dann kann man es mit der Kirche auch lassen und sich zu Hause selber etwas ausdenken, wie Gott ist. Inspirieren lassen kann man sich ja dann von anderen Menschen, die anders von Gott denken.

Letztere Sichtweise trifft man zunehmend in den Leitungen protestantischer Denominationen an, auch wenn die Christen vor Ort in den Gemeinden das nicht so glauben. Über kurz oder lang werden sie zerfallen. Dann gibt es wieder neue Gruppen, die an der Wahrheit der Schrift festhalten.

Noch ist diese Theologie nicht an der Spitze der Kirche anzutreffen, aber wenn das passiert, wird die Kirche nicht mehr die Kirche sein, die es seit 1900 Jahren gibt. Manche werden sich über den Wandel freuen und andere über ihren Untergang betrübt sein.

Wird es zukünftig weiterhin eine Kirche geben, welche die Wahrheit lehrt oder wird man überall Gruppierungen haben, welche an der Historizität der Evangelien festhalten und sich bewusst zu Jesus bekehren, verbunden mit einer entsprechenden Auslegungsvielfalt ohne offizielles Lehramt?

Offline Logos

  • '
  • ***
  • Beiträge: 289
  • Country: de
  • Religionszugehörigkeit: Römisch-katholische Kirche
Antw:Kann die Kirche untergehen?
« Antwort #14 am: 31. August 2013, 01:46:53 »
Geschätzter Logos,
auf die Frage ob diese Kirche untergeht habe ich lediglich darauf hingewiesen, dass es in der Vergangenheit m e h r f a c h  Veränderungen und Anpassungen gegeben hat.

Aber doch nicht der Evangelien! Etwas anderes sind Veränderungen von z.B. kirchlichen Geboten wie etwa, dass die Fleischabstinenz am Freitag aufgehoben wurde.

Zitat
Die Aposteln sind gestorben,ohne dass das Ende aller Zeiten eingetreten ist, und die Endzeiterwartung wurde "angepasst" und die Evangelien - es gab ja ursprünglichmehr als nur die heute geltenden vier - wurden "kanonisiert", d. h. nichts anderes als an die veränderten Vorstellungen angepasst.

Das liest sich für mich so: Jesus habe gemeint, dass die Apostel das Ende erleben würden, da dies aber nicht geschah, hat die Kirche die Endzeiterwartung entsprechend angepasst - nur wie, davon ist mir nichts bekannt. Dies geschah auch mit den Evangelien, ich schätze, Du meinst nicht den Inhalt, sondern dass nur solche kanonisiert wurden (Kanonisierung lt. Wikipedia:
"die Übernahme autoritativer Schriften in den Bibelkanon"), die am ehesten zu den "veränderten Vorstellungen" passen. Die übrigen, die auf welche Du Dich beziehst, wurden hingegen verworfen. Habe ich es richtig verstanden? Sorry, aber das ergibt doch alles keinen Sinn.

Da Jesus zudem sagte, dass nicht mal der Sohn den Tag und die Stunde kennt, kann er nicht gleichzeitig die damals lebenden Menschen mit "dieser Generation" gemeint haben.


Zitat
„Wir haben gelernt, zwischen dem Gottessohn des Johannesevangeliums und der synoptischen Theologie und dem Menschen Jesus, dem messianischen Lehrer, Wundertäter und Propheten,wie er in den älteren Überlieferungsschichten gezeichnet wird, zu unterscheiden“, sagt der römisch katholische Theologe Prof. Dr. H. Windisch, was diese Veränderungen zutreffend beschreibt.

Mir ist zwar nicht klar, wen der Herr Professor mit "wir" meint - nun, ich persönlich zähle mich nicht dazu. Ich würde mir wünschen, dass sich Menschen wie dieser Theologe da differenzierter ausdrücken würden.
                                                                                                         
Zitat
Die „Idee“ bezeichnet dabei die Glaubensstärke der Menschen und nicht die Kirche als solches.

Nun, ich könnte mir vorstellen, dass es eine ähnliche Glaubensstärke gab bei Menschen, die den untergegangenen Religionen angehörten. Also das ist nicht der Punkt.




Offline Logos

  • '
  • ***
  • Beiträge: 289
  • Country: de
  • Religionszugehörigkeit: Römisch-katholische Kirche
Antw:Kann die Kirche untergehen? @ Jesod
« Antwort #15 am: 31. August 2013, 03:20:56 »
Danke stri für Deine Analyse, der ich nur zustimmen kann. Dennoch: Du bist doch bibelfest und solltest es daher auch verstehen, dass es so kommen muss, wie es vorhergesagt wurde. Über das Warum kann man ebenfalls aus der Hl. Schrift erfahren, aber das weisst Du sicher auch. Also keine Panik! So kann ich mich nur wiederholen: die kath. Kirche wird nicht untergehen, aber sie wird wohl noch so einiges zu durchleiden haben. Doch wer bis ans Ende durchhält, wird gerettet. Und ich persönlich möchte dann schon mit im Boot sein, welches vielleicht unterzugehen scheint, aber eben nur scheinbar, denn das wird es nicht! Also hab` Vertrauen, wir haben die feste Zusage des HERRN und ich glaube IHM jedes Wort, Du etwa nicht?

Wenn Jesus angeblich keine Wunder gewirkt haben soll, dann folgt für mich daraus: entweder er ist nicht Sohn Gottes , sondern allenfalls ein Prophet unter vielen oder Gott kann keine Wunder vollbringen. Das wäre jetzt aber ein seltsames Gottesbild, ich brauche mir nur das komplexe Universum anzuschauen. Von den angeblichen Verfälschungen mal abzusehen, denn nichts anderes wären ja solche spätere Ergänzungen. Eigentlich erledigt sich die Sache an dieser Stelle, denn wenn ich nicht an die Wunder zu glauben brauche, warum sollte ich dann überhaupt an den Rest glauben? Welche Beweise habe ich dafür, dass ER dies und jenes gesagt haben soll und welche, dass es Jesus überhaupt gegeben hat? Wohlgemerkt: ich brauche diese nicht!, nur wenn so argumentiert wird, dann hätte ich schon gerne eine Antwort darauf.

Wobei es wohl nicht nur um die Wunder geht, sondern ebenfalls um bestimmte Aussagen, welche einigen (oder besser gesagt vielen?) nicht in den Kram passen. Dann heißt es entweder: die Worte wurden Jesus in den Mund gelegt (von wem und zu welchem Zweck?) oder es wird eben großzügig interpretiert. Auch hier frage ich: wenn ich das Eine nicht wörtlich nehmen soll, warum sollte ich das mit dem Anderen tun? Wer sagt mir, dass das mit der Nächstenliebe beispielsweise wirklich die Worte Jesu waren bzw. muss man diese angesichts der aktuellen (wirtschaftlichen) Lage nicht anders auffassen? Passt das wirklich noch in unsere Zeit, in die Ellenbogen-Gesellschaft? Auf diese Weise könnte ich gleich das ganze NT in Frage stellen oder sind diese Bibelforscher tatsächlich in der Lage, den Beweis zu liefern, dass das Eine stimmt und das Andere nicht?

So kann ich an dieser Stelle an Dich und jeden anderen, der hier mitliest, nur appellieren: lasst Euch von solchen Schwätzern nicht in die Irre führen, haltet an Seinem heiligen Wort fest und fürchtet Euch nicht!

Maranatha


 

La Salette 1846



Suche in den Seiten Zeugen der Wahrheit

Wenn Sie nur ein Wort suchen, sollte es nicht links in der Menüauswahl stehen, weil es Ihnen die ganze Palette anzeigt.
Die Menüs sind auf jeder Seite vorhanden..

top

Du hörst die Stimme deines Gewissens: Es lobt, tadelt oder quält dich. Diese Stimme kannst du nicht los werden. Sie weist dich hin auf Gott, den unsichtbaren Gesetzgeber. Daher lässt das Gewissen uns nicht im Zweifel darüber, daß wir für unser Tun verantwortlich sind und daß wir einmal gerichtet werden. Jeder hat eine Seele, für die zu sorgen seine einzige Aufgabe in dieser Welt ist. Diese Welt ist nur eine Schranke, die uns vom Himmel oder der Hölle trennt. »Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern suchen die zukünftige.« (Hebr 13, 14)

Suche in den kath. Webseiten von:
Zeugen der Wahrheit
www.Jungfrau-der-Eucharistie.de www.maria-die-makellose.de
www.barbara-weigand.de
www.adoremus.de www.pater-pio.de
www.gebete.ch
www.gottliebtuns.com www.assisi.ch
www.adorare.ch www.das-haus-lazarus.ch www.wallfahrten.ch

"Die Zeit verrinnt, oh Mensch sei weise. Du tust NUR einmal diese Reise."
Eure Tage und Stunden auf dieser Erde sind gemessen an der Ewigkeit ein Wimpernschlag.

Dieses Forum ist mit folgenden Webseiten verlinkt
Zeugen der Wahrheit - www.assisi.ch - www.adorare.ch - Jungfrau.d.Eucharistie
www.wallfahrten.ch - www.gebete.ch - www.segenskreis.at - barbara-weigand.de
www.gottliebtuns.com- www.das-haus-lazarus.ch - www.pater-pio.de

www3.k-tv.org
www.k-tv.org
www.k-tv.at

K-TV der katholische Fernsehsender

Wahrheit bedeutet Kampf -
Irrtum ist kostenlos
.
Fürchtet nicht den Pfad der Wahrheit,
fürchtet den Mangel an Menschen die diesen gehn!


Nur registrierte Benutzer können Themen und Beiträge im Forum schreiben.

Wenn Sie sich anmelden
Neuanmeldungen müssen erst vom Admin bestätigt werden
Nach dem Anmelden wird Ihnen das Passwort per Email gesendet.
Dann können sie sich unter Member Login oben einloggen.
Nach dem Einloggen können Sie Ihre persönlichen Angaben unter Profil ändern oder weitere hinzufügen.
Ebenso können Sie unter Profil Ihre Signatur eingeben (dann erscheint unter jedem Ihrer Beiträge z.B. ein Spruch)
Unter Profil/Profil können Sie ein Bild hochladen, das dann links im Beitrag unter Ihrem Nicknamen erscheint.


Vorteile beim anmelden
Sie können Ihren Beitrag nachträglich verändern oder löschen.
Sie haben die Möglichkeit unter einer Rubrik ein neues Thema zu verfassen.
Zu diesem Beitrag (Neues Thema) besitzen Sie die Rechte, Ihren Beitrag zu ändern oder das Thema zu löschen.
Löschen Ihrer Themen können nur Mitglieder.
Die Registrierung ist kostenlos
Ungelesene Beiträge seit Ihrem letzten Besuch.
Ungelesene Antworten zu Ihren Beiträgen.
Sie können das Design verändern. (Versch. Vorlagen)
Wir geben Ihre E-Mail-Adresse nicht weiter
Wir verschicken keinen Spam
Ihre E-Mail-Adresse wird je nach Einstellung im Profil anderen Mitgliedern nicht angezeigt.
Wir sammeln keine persönlichen Daten wie Anschrift oder Telefonnummer

Sinn und Zweck dieses Forums
Dieses Forum dazu gedacht, Fragen und Antworten über die katholische Kirche jedem zugänglich zu machen. Jeder der Fragen hat, kann diese in diesem Forum eintragen. Besonders Priester sind in diesem Forum dazu eingeladen, auf verschiedene Fragen über den Glauben sich an den Beiträgen zu beteiligen. "Hier haben die Besucher dieser Seite die Möglichkeit mit anderen Besuchern über den Glauben zu diskutieren." Der Betreiber übernimmt jedoch in diesem Forum keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.

Unseriöse Themen und Beiträge werden gelöscht. Wenn Sie solche finden, melden Sie dies bitte dem Administrator per Mitteilung oder schreiben Sie unter:
Mail
info@kath-zdw.ch

Machen Sie das Forum Zeugen der Wahrheit unter Ihren Freunden bekannt: kath-zdw.ch/forum oder forum.kath-zdw.ch

Auf die Veröffentlichung und den Wahrheitsgehalt der Forumsbeiträge habe ich als Admin keinerlei Einfluss. Da ich nebst Forum/Webseite/E-Mail noch der Erwerbstätigkeit nachgehen muss, ist es mir nicht möglich alle Inhalte zu prüfen. Ein jeder Leser sollte wissen, dass jeder Beitrag, die Meinung des Eintragenden widerspiegelt. Im Forum sind die einzelnen Beiträge dementsprechend zu bewerten.
Distanzierungsklausel: Der Webmaster dieses Forums erklärt ausdrücklich, dass er keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der Seiten hat, die über die Links des Forums zu erreichen sind. Deshalb distanziert er sich ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten und macht sich diese Inhalte nicht zu Eigen. Diese Erklärung gilt für alle auf dieser Forumspräsenz angezeigten Links und für alle Inhalte der Seiten, zu denen die Links führen. Feb. 2006

Linkempfehlung - Webseiten für Kinder: www.freunde-von-net.net www.life-teen.de

top

Seiten-Aufrufe in ZDW

Stats