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Christsein - Mystik - Gaben, Charismen, Früchte. => Christsein im Alltag => Thema gestartet von: Anemone am 03. Februar 2011, 20:07:44

Titel: Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 03. Februar 2011, 20:07:44
GEBETE EINER GROSSEN FRAU



(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/ca/Gregorio_Fernandez-Santa_Teresa.jpg/281px-Gregorio_Fernandez-Santa_Teresa.jpg)


Teresa von Avila

GEBETE
An Gott zu glauben
heißt nicht farblose
Worte zu verwenden,
die brav klingen,
aber nicht zum
Ausdruck bingen,
was wir im Herzen
empfinden, Im
Zusammenhang mit
einigen Erklärungen
über das Gebet
empfiehlt Teresa ihren
Schwestern,
sehr aufrichtig mit
dem Herrn umzugehen,
entsprechend ihrer
persönlichen Situation
von Traurigkeit
oder Freude.





I. GOTT


Schon seit der Zeit der Kindheit wächst in Teresa der Wunsch, bei Gott zu sein. Nach dem Vorbild der heiligen Märtyrerinnen glaubt sie sich bereit, ihr Leben für den Herrn zu geben.
Wir(Teresa und ihr kleiner Bruder Rodrigo)beschlossen ins Land der Mauren zu ziehen, um uns dort aus Liebe zu Gott enthaupten zu lassen...

(aus der Autobiographie)


Gottes Freundschaft

O mein Herr, du bist wirklich ein mächtiger Freund. Wenn du willst, so kannst du helfen. Und du hörst nicht auf, die zu lieben, die dich lieben. Alle Geschöpfe sollen dich preisen, du Herr der Welt!
Könnte ich doch in der ganzen Welt laut verkünden, wie treu du zu deinen Freunden stehst. Wenn auch alle Geschöpfe uns verlassen, du, Herr über alles, verlässt uns nie. Nur kurze Zeit lässt du jene leiden, die dich lieben.
O mein Herr, wie zart und fein, wie liebevoll gehst du mit ihnen um. Oh, hätte ich doch nie etwas anderes geliebt als dich! Du scheinst, o Herr, jene, die dich lieben, nur deshalb so streng zu prüfen, damit sich im Übermaß ihres Leidens das noch größere Übermaß deiner Liebe offenbart.
Mögen alle Gelehrten sich gegen mich erheben, mögen alle Geschöpfe mich verfolgen und die Teufel mich peinigen: Du, o Herr, verlässt mich nicht. Aus Erfahrung weiß ich, welchen Gewinn es bedeutet, auf dich allein zu vertrauen.

(Leben 25,15)

Wir wollen vorausschicken, dass in diesem Gebet eine Frau spricht, die sehr positive Erfahrungen mit Freundschaft gemacht hat und die offen zugibt, von Gott sehr gute und wertvolle Freunde bekommen zu haben.

Mehrere Erfahrungen kommen hier zur Sprache: Gott ist ein guter Freund, der helfen kann, noch mehr, Er ist ein besserer Freund als die Menschen, Er ist treu und Er mutet Seinen Freunden manches zu.
Glücklich, wer sich auf seine Freunde in den verschiedensten Situationen des Lebens verlassen kann. Wir kennen solche Menschen und wir kennen auch Freunde, die in exstremen Situationen schwach werden...

Könnte uns diese Erfahrung eventuell entmutigen und an der wahren Freundschaft zweifeln lassen? Teresa bekennt sich zu einem Gott, der uns nie verlässt, auch dort nicht, wo Menschen uns verlassen. Gott kann von uns nicht so enttäuscht werden, dass Er sich eines Tages von uns abwendet oder nichts von uns haben will.
Dieses Bekenntnis ist eine Einladung, Vertrauen zu Ihm zu haben, sich auf Íhn zu verlassen und mit Ihm in der Zukunft zu rechnen ... auch wenn uns bewusst wird, dass wir vielleicht zu spät den Wert Seiner Freundschaft entdeckt haben.

Es ist nicht leicht in Worte zu fassen, was man von Gott und wie man Ihn erfahren hat. An der Hand Gottes weiß sich die Heilige sicher, egal welche Schwierigkeiten, Verfolgungen oder Bedrängnisse im Leben auftreten; egal welche Menschen gegen uns auftreten oder uns mit Unverständnis begegnen.
Du bist ein mächtiger Freund,
du liebst grenzenlos und bist treu.

Sie weiß sich bei Gott geborgen, auch wenn Er ihr manches zumutet:Mein Herr, warum befiehlst du mir Dinge, die unmöglich zu sein scheinen?
Gott lässt Seine Freunde kurze Zeit leiden, um sie zu prüfen und zugleich um sie in den größten Schwierigkeiten die Größe Seiner Liebe noch tiefer erleben zu lassen.

Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 03. Februar 2011, 22:08:36
Leben mit dir


Oft, o mein Herr, denke ich mir, dass das Leben ohne dich durch nichts anderes erhalten werden kann als durch die Einsamkeit; denn da ruht die Seele in dem, der ihre Ruhe ist. Wenn ihr auch diese Ruhe oftmals zur doppelten Pein wird, weil sie sie nicht mit voller Freiheit genießen kann, so hält sie diese doch noch für ein Vergnügen im Vergleich mit jener Pein, die sie im Verkehr mit den Geschöpfen empfindet und durch die sie gehemmt wird. sich ihrem Schöpfer allein zuzuwenden.
(Rufe der Seele 2,1)


Die Frage nach dem Sinn beschäftigt uns Menschen immer wieder, was gibt unserem Leben einen Inhalt? Mit der Zeit wird uns bewusst, dass jene Werte, mit denen wir unser Leben auf Erden sichern wollten, uns keine Erfüllung mehr bieten.

Wir suchen ein Fundament, das standhält und uns nicht in die Tiefe abstürzen lässt, denn menschliche Werte können den Platz Gottes nicht ausreichend einnehmen. Das Leben hat keinen Halt, wenn wir es ohne Gott versuchen, ohne Ihn hat alles im Letzten keinen Bestand.

Das Wort Einsamkeit hat mit Zurückgezogenheit und Stille zu tun. Nur mit dir gelingt unser Leben. Oft machen wir diese Erfahrung: Wir können uns manches kaufen, wir haben eine Wohnung oder haben ein Haus gebaut, wir können uns eine Urlaubsreise leisten, doch das alles erfüllt uns letztlich nicht.

In der Suche nach Halt kommt es bei uns Menschen nicht selten zu Verabsolutierungen, die sich mit der Zeit als Täuschungen herausstellen: ein Beruf, ein Mensch, eine Beziehung, ein Studium, ein Urlaubsziel ... diese Werte können unser Leben schöner machen, ihm aber den letzten Sinn nicht geben.

Wenn es uns nicht gelingt, Schöpfer und Geschöpfe in der richtigen Beziehung zueinander zu sehen, werden wir das Opfer einer inneren Zerrissenheit. Es kann zu Einsamkeiten kommen, die sich als bremsend erweisen.

Manches könnte uns den Blick verstellen, hinderlich zwischen Gott und uns stehen und uns die Gegenwart des Geliebten rauben. Gott hat uns die Geschöpfe nicht als Hindernis, sondern als Hilfe, Ihm zu gehören, gegeben; sie können uns ein Vorkosten dessen sein, was Gott uns bereitet hat, doch unsere inneren Durst nach Erfüllung können sie nicht stillen.

Im Anbetracht dieser Situation zieht Teresa die Einsamkeit dem Lärm vor - als die Möglichkeit, sich ihrem Gott zu widmen: allein mit Ihm, frei von jeder Ablenkung durch zweitrangige Werte, frei von jeder inneren Zerrissenheit.



Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 03. Februar 2011, 22:13:26
Gottes Treue


Wir sagen es im Alltag immer wieder: Die Liebe macht blind. Gott muss ganz verliebt in uns Menschen sein, wenn Er uns nie aufgibt ... wo wir uns selbst bereits öfter aufgegeben hätten.

Im folgenden Text aus der Autobiographie möchte Teresa Gott dafür danken, dass Er sie nie ganz fallen lassen hat. Wiederholt hat sie versagt, weil sie etwa dem Wirken Gottes nicht ganz entsprochen oder in ihrer Hingabe nur Halbheiten zusammengebracht hat.
Gott hat sie nie aufgegeben, Er reichte ihr immer wieder die Hand, sodass sie doch jedesmal wieder aufstehen konnte.


Ich weiß nicht, warum wir dieses Leben noch lieben, wo doch alles so unsicher ist. Ich fand es unmöglich, Herr, dich zu verlassen, und doch bin ich oft von dir fortgegangen. Daher auch meine ständige Angst. Denn wenn du dich zurückziehen würdest, fiele ich mit allem Guten, das ich von dir empfangen habe, elend zu Boden.
Obwohl ich dich verließ, hast du mich nie ganz verlassen und mir stehts deine Hand zum Aufstehen gereicht. Oft aber, Herr, wollte ich deine Hand nicht ergreifen, noch deine Stimme hören.

(Leben 6,9)


Dieses Gebet verrät tiefe Erfahrungen: Vermessenheit ist nicht am Platz, denn durch sie leisten wir uns Gott gegenüber Dinge, die nicht erklärlich sind. Solche misslungenen Schritte verursachen Unsicherheit in uns und führen uns die Unbeständigkeit unserer Haltung vor Augen; auf der anderen Seite aber können sie sich positiv auswirken, wenn wir dadurch vorsichtiger im Denken und Planen werden, denn auf uns allein gestellt werden wir verzagen.

Die zweite Erfahrung verrät große Aufrichtigkeit: Was nicht vorstellbar war - nämlich, dass ich dich verlasse - ist geschehen. Doch jetzt weiß ich, würdest du mich verlassen, dann fiele ich mit allem zu Boden. Ich verlasse dich, trotzdem verlässt du mich nicht, deswegen ist ein neuer Anfang für mich möglich.

Eine weitere Erfahrung lädt zur Besinnung ein: Man könnte annehmen, dass ein am Boden Liegender froh ist, wenn man ihm eine Hand entgegenstreckt, die ihm hilft aufzustehen ... doch wir alle kennen aus den zwischenmenschlichen Beziehungen Momente des Trotzes, der Enttäuschung, des Beleidigt-Seins.

Teresa bezeugt die Existenz von ähnlichen Reaktionen Gott gegenüber. In manchen Situationen wollen wir die Hand nicht annehmen, wir wollen kein Wort hören. Nein, Gott soll uns in Ruhe lassen.

Gott lässt sich von unserem Versagen nicht beeinflussen und gibt uns nicht auf.


Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 03. Februar 2011, 22:35:48
Mit dir ist es nicht leicht


Oh, mein Herr, wie sicher ist es doch, dass Ihr einen, der Euch einen Dienst erweist, gleich mit einer großen Plage belohnt.
(Klostergründungen 31,22)


Wir sind von der Bibel gewohnt, im Umgang mit Gott eine respektvolle und direkte Sprache zu verwenden. Auf der Basis des Vertrauens ist es möglich, Freude und Ärger, Dankbarkeit und Enttäuschung, Aufbau und Abbau auszudrücken.

Teresa kann ihre seelische Situation nicht verleugnen. Selbstlos hat sie den Weg zur Neugründung eines Klosters in Burgos in Anngriff genommen, ohne allerdings zu ahnen, welche Schikanen auf  sie warten. Mit diesem Einsatz wollte sie dem Herrn dienen und Orte der Gottesverehrung eröffnen, in der Hoffnung, dass Gott damit Freude hat.

Oft hat sie während ihrer Tätigkeit als Gründerin von Klöstern Ähnliches erlebt, diesmal kann sie nicht anders, als es dem Herrn zu sagen. Teresa weiß, dass für Gott zu arbeiten nicht bedeutet, problemlos zu handeln, sondern dass mit Bedenken, Misstrauen oder Unverständnis seitens der Mitmenschen zu rechnen ist; doch ist es gerecht?

An Gott zu glauben heißt nicht farblose Worte zu verwenden, die brav klingen, aber nicht zum Ausdruck bringen, was wir im Herzen empfinden. Im Zusammenhang mit einigen Erklärungen über das Gebet empfiehlt Teresa ihren Schwestern, sehr aufrichtig mit dem Herrn umzugehen, entsprechend ihrer persönlichen Situation von Traurigkeit oder Freude.

Darf man Gott fragen, warum Menschen, die sich bemühen, Gutes zu tun, immer wieder Schwierigkeiten und Hindernisse vorfinden, während jene, die nur an sich selbst denken, überall offene Türen finden?
Um das Gute großzügig zu tun, wäre es doch eine Ermutigung zu wissen, dass Gott uns dabei den Weg ebnet und unser Vorhaben segnet ... in der Praxis ist es eher umgekehrt.
O, Jesus, wie mühevoll ist es, sich mit vielen Meinungen auseinanderzusetzen. Als wir glaubten, der Streit wäre zu Ende, begann er von neuem. Wenn ich dies so schreibe, sieht es nach nichts aus, es aber ertragen zu müssen, war schwer (Klostergründungen 21,9).

Teresa resigniert inmitten dieser harten Situationen nicht, sie leidet zwar darunter, glaubt aber, dass es sinvoll ist, den Weg weiter zu gehen und weiterhin Gutes zu tun, in der Überzeugung, dass das Gute niemals Schlechtes nach sich gezogen hat.
Da wir sehen, mein Herr, dass Ihr uns oft aus den Gefahren rettet, in die wir uns selbst begeben, wie sollen wir da glauben, dass Ihr uns nicht befreien werdet, wenn wir nichts anderes mehr beabsichtigen, als Euch zufrieden zu stellen?
(Klostergründungen 4,4)

Aufgrund von geheimen Ratschlüssen lässt Gott zu, dass negative Situationen unsere Pläne durchkreuzen, trotzdem lässt Er uns nicht im Stich.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: barmherzig0812 am 04. Februar 2011, 08:47:21
Liebe Anemone,

mit großer Anteilnahme habe ich deinen Beitra gelesen. Für mich ist Theresa eine begnadete Frau, die ihrer Zeit bestimmt einen Schritt voraus war.
Ich glaube es ist die größte Hürde, das Leid, die Schwierigkeiten in seinem Leben anzunehmen und dabei nicht vom Glauben abzukommen. Zumindest habe ich lange bebraucht um es zu verstehen, oder besser es anzunehmen, dass es so ist.
Theresa legt ja viel Wert auf das "Innere Beten". Ich persönlich bete viel den Rosenkranz für mich allein und ich tu mich schwer, wenn ich es in der Kirche mache mich darauf einzulassen und mit dem Herzen dabei zu sein...oft erscheint mir das dann alles als ein runterplappern zur Pflichterfüllung.
Mich würde sehr interessieren, wie es dir damit geht...oder euch

Liebe Grüße Christian
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Martial am 04. Februar 2011, 10:12:22
Hallo Christian.
Vor Jahren wurde mir eingeredet, mein Rosenkranzgebet wäre nur ein gedankenloses herunterleiern von Worten an denen das Herz nicht hängt.
Daraufhin habe ich zwei Jahre nicht mehr gebetet.
Heute weiss ich, dass nur der böse Feind mir dieses eingeflüstert haben kann.
Denn nach zwei Jahren fing ich aufgrund einer unbeschreiblichen Vision wieder an, den RK zu beten.
Glaube mir wenn ich dir sage, dass es im Universum nichts mächtigeres gibt, als den Rosenkranz.
Und wo er gebetet wird, ob zu Hause, auf dem Schlachtfeld oder vor dem Allerheiligsten, ist einerlei.
Hauptsache ist, er wird überhaupt gebetet!
LG Martial
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: barmherzig0812 am 04. Februar 2011, 11:23:41

Hallo Martial,

ich wollte das Rosenkranzgebet an sich auch keineswegs in  Frage stellen. Es ist für mich das wichtigste Gebet, das ich täglich bete. In Zeiten, in denen ich dieses Gebet vernachlässige merke ich sofort wie ich vom Weg abkomme. Mir ging es mehr darum, ob es nicht wirksamer ist, es im Stillen zu beten, wenn ich dann intensiver beten kann.

Liebe Grüße Christian
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 05. Februar 2011, 22:05:18
Lieber Christian,

willkommen im Forum ZEUGEN DER WAHRHEIT, und vielen Dank für Dein Interesse.


Mit der heiligen Teresa verbindet mich sehr viel. Durch sie bin ich zum Karmel gekommen. Sie war die erste Heilige, die Gott mir an die Seite gestellt hat und es geschah, als ich mich so sehr, nach noch mehr Nähe zu Jesus gesehnt habe. Doch darüber werde ich anders Mal ausführlicher schreiben.

Gelobt sei Jesus Christus und Maria!
Den hl. Rosenkranz bete ich mit größter Freude! Er ist mein Lieblingsgebet. Mir wurde dieses Gebet, von Gott einfach geschenkt. Du kannst es in meinem Zeugnis unter dem Titel: "Jesus kommt in mein Leben" lesen (ALTES FORUM!).

Ja, ich bete den hl. Rosenkranz am liebsten betrachtend alleine. Da kann ein Psalter schon eine dreiviertel Stunde oder länger dauern. Doch in der Gemeinschaft bete ich ihn genauso gerne. Ich habe z. B. längere Zeit nur mit einer Ordensfrau vor der heiligen Messe den Rosenkranzpsalter des Tages gebetet. Eine Zeit betete ich den hl. Rosenkranz mit einer Frau in einer Klosterkirche, ebenfalls zur Vorbereitung auf die heilige Messe. Das schöne daran war: Es sind immer mehr Gläubige dazugekommen und sie haben dann einfach mitgebetet. :-)
Mit einer Freundin betete ich auch zu Hause oft den heiligen Rosenkranz. Auch mit meinen Töchtern. Es ist ein wunderschönes Herzensgebet. Das Herz müssen wir aber öffnen, denn dann betet der Heilige Geist in uns. Ohne den heiligen Rosenenkranz kann ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen. Bei Maria und Jesus zu sein ist das schönste was es überhaupt gibt.

Habt keine Angst vor Maria! Sie ist ja die liebste Mutter Gottes!
Wenn ich den Hl. Rosenkranz in die Hand nehme, stelle ich mir vor: Ich halte Marias Hand, so wie Jesus als er kleines Kind war und sie führt mich. An ihrer Hand bin ich sicher!
Für mich sind die Ersten Worte des Ave Maria sehr starke Worte: Gegrüßet seist du, Maria; DER HERR ist mit Dir. (Heilige Teresa würde das wahrscheinlich so ausdrücken: Sie versetzen mich in die Gegenwart Gottes!
Wenn man allein diese Worte betrachtet, weißt man sofort: DER HERR IST BEI DIR, Maria. - Der HERR! (Wiederhole diese Worte - DER HERR IST BEI DIR)  Sie ist bei ihm. ER, J E S U S , ist bei ihr!(Sie hat uns Jesus mitgebracht:-))  Nun ist er durch Maria auch bei mir! Dann betrachten wir: Wer ist diese, die bei dem Herrn IMMER ist: Die  gebeneidete (gesegnetste) unter den Frauen. Weil; ihre gesegnete Frucht,  ist JESUS... Wir müssen uns das auch vorstellen! Unser Jesus ist ganz heilig. Maria ist auch ganz heilig. Darum, weil uns das deutlich wird: HEILIGE Maria, Mutter GOTTES, bitte für uns Sünder (WIR SPRECHEN NIE SO DIREKT ZU DEN ÜBRIGEN HEILIGEN WIE ZU IHR! - MUTTER GOTTES, ist nicht nur unsere Fürsprecherin- das können Heilige sein- aber SIE IST NOCH MEHR! - wir sind Sünder, wir sind nicht heilig... aber ihre Anwesenheit heiligt uns (So war es auch bei der Base Elisabeth!). Und Jesus nimmt alles von uns an, über die Hände Marias. So setzen wir das Gebet fort ... Das gesamte Ave Maria Gebet drückt unser Bedürfnis aus. Gott weiß, was wir brauchen. So kann man dieses Gebet nur lieben!

Gottes Segen

Anemone
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 05. Februar 2011, 22:15:55
Überraschung



O Herr meiner Seele, wie könnte ich hoch genung die Wohltaten preisen, die du mir erwiesen hast? Du  hast mir gerade in jener Zeit, da ich dich am meisten beleidigte, eine außerordentliche Reue geschenkt, um mich zum Empfang deiner süßen Tröstungen und besonderen Gnaden bereit zu machen.
Wahrhaftig, o mein König, du hast dich einer Strafe bedient, die mich am empfindlichsten und am härtesten traf; du wusstest wohl, was mich am meisten schmerzen würde: Du straftest meine Missetaten mit großen Geschenken deiner Gnade.

(Leben 7,16)


Wie schnell vergessen wir das Gute, das an uns geschehen ist. Es gibt Tage, in denen wir so ergriffen sind von Gottes Zuwendung, dass wir meinen, die Kraft zu haben, die ganze Welt zu verändern. Wie schnell kommen aber die Probleme des Alltags oder schleicht sich die Monotonie ein und bremst unsere Begeisterung.

Wenn der Mensch von Gottes Güte und Erbarmen überrascht ist, bleibt ihm oft als Reaktion nur Staunen und Schweigen übrig.  Es ist manchmal peinlich festzustellen, dass uns die Worte fehlen oder dass diese nicht ausdrücken können, was wir im Herzen empfinden.
Wir werden es nicht logisch erklären können, dass Gott gerade in Momenten, in denen wir Menschen versagen, Ihn vergessen oder Ihn gar aus unserem Blickwinkel wegschieben, Seine Stimme nicht erhebt, nicht dagegen protestiert oder uns gar Undankbarkeit vorwirft.

Wir meinten, dass Gott sich von uns manches gefallen lässt und wiederholt ein Auge zudrückt. Die heilige Teresa ergänzt diese Sicht und betont, dass Gott nicht passiv bleibt, sondern vielmehr die Initiative ergreif.
Überraschend für uns ist allerdings, wie Gott auf unser Versagen und unser Verhalten reagiert:
Wo wir versagen, beschenkt er uns,
wo wir aus Mangel an Liebe handeln, schenkt Er uns Liebe,
wo wir gegen Ihn handeln, schenkt Er uns Vergebung,
wo wir Ihm etwas vorwerfen, reicht Er uns die Hand.

Schwer gelingt es uns Menschen, diese Methode Gottes, mit unserer Schuld umzugehen, einzuordnen. Je mehr wir versagen, desto mehr sind wir das Ziel Seines Verständnisses und Seines Erbarmens.
Es ist uns nicht ganz leicht verständlich,
Gottes Strafen mit Güte und Verständnis gleichzusetzen ... Die Strafe soll als Belehrung oder Hilfe umzudenken dienen. Was will Gott uns sagen, indem Er unsere Bosheit oder Unzulänglichkeit mit Güte bestraft?

Menschliches und göttliches Verhalten verlaufen anscheinend nach verschiedenen Normen. Wie können wir lernen, Gottes Verhalten zu verstehen?
Gott bleibt ein Geheimnis für uns,
Er ist immer gut für Überraschungen,
denn Er ist Gott und nicht ein Mensch.


Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 06. Februar 2011, 16:51:04
II. ERFAHRUNGEN MIT GOTT




Teresa ist überwältigt von der Größe Gottes, von Seinem Erbarmen und Verständnis. Auch dort, wo der Mensch Gott gegenüber großzügig ist, übertrifft dieser den Menschen an Selbstlosigkeit und Hingabe, an Geduld und Treue.

In einigen Gedichten drückt Teresa aus, was ihr Herz bewegt:
Wie traurig ist das Leben, Herr, ohne dich,
die Sehnsucht nach dir treibt mich, mir den Tod zu wünschen, denn das wahre Leben ist ja nur bei dir!




Feingefühl


Wenn du, o Herr, deine Größe nicht verhüllst, wer würde es wagen, so oft hinzutreten, um etwas so Schmutziges und Erbärmliches mit einer so erhabenen Majestät zu vereinigen?
Gepriesen seist du, o Herr! Die Engel und alle Geschöpfe sollen dich dafür preisen! Du hast dich ganz unserer Schwachheit angepasst, damit uns deine Macht nicht so erschrecke, wenn wir diese erhabene Gaben genießen.
O Reichtum der Armen, wie wunderbar weißt du die Seele zu nähren! Du zeugst ihnen nur allmählich deine großen Schätze, damit sie diese nicht auf einmal sehen.

(Leben 38, 16)


In der Nähe Gottes wird uns der Unterschied zwischen Ihm und uns Menschen sichtbar, wie Teresa eines Tages schreibt.

Es wäre für uns unmöglich, die Größe Gottes auszuhalten, würde Er in Seiner Allmacht und Herrlichkeit vor uns aufreten. Schon das Alte Testament warnt die Menschen davor, unverhüllt vor Gott hinzutreten, einen solchen Anblick würden sie nicht ertragen.

Aus ihren mystischen Erfahrungen weiß die Heilige, dass Gott uns Seine Größe verhüllt zeigt, dadurch ebnet Er uns den Weg zur Begegnung mit Ihm. Er macht Schritte zu uns herunter, da wir nicht zu Ihm hinaufsteigen können.
Es ist schön, von einem großen Gott zu hören, der auf uns kleine Menschen Rücksicht nimmt. Er dosiert Seine Mitteilung und Seine Gaben an uns entsprechend unserer Empfangsfähigkeit.
Der Apostel Johannes weist ebenfalls auf diese Haltung des Herrn hin, als er schreibt: Noch vieles hätte ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht ertragen!

Nein, die Größe Gottes erdrückt uns nicht, wie uns die Mystikerin an mehreren Stellen ihrer Schriften bezeugt. Wir können Gott groß und mächtig sein lassen und uns Ihm trotzdem vertrauensvoll nahen.

Wir danken dir, Herr,
weil du dich verhüllst
und deine Größe nicht zur Schau stellst,
weil du dich uns gleich machst,
weil du uns den Weg ebnest,
weil du den Schritt zu uns herab gemacht hast,
weil du uns entgegenkommst,
dein Verständnis und dein Wunsch, uns nahe zu sein,
sind die Basis unserer Beziehung zu dir.

Vor uns steht ein großer Gott,
der auf uns kleine Menschen Rücksicht nimmt.
Er zeigt uns, was wir begreifen und verstehen könnnen.
Er lässt uns sehen, was  wir verkraften können.
Er dosiert Seine Mitteilungen und Seine Gaben,
damit wir durch Seine Großzügigkeit
weder überfordert noch überfüttert werden.

Ich schwacher Mensch stehe vor so einem Gott:
Im Angsicht Gottes wird mir meine Sünde bewusst, die Sünde meines Sprechens und Schweigens.
Im Angsicht Gottes sieht sich der Mensch ganz klein:
In der Nähe eines starken Lichtes sieht man den Schatten deutlich;
in der Nähe reinen Wassers kommt uns trübes Wasser schmutzig vor;
in der Nähe eines gesunden Menschen kommt uns ein Kranker krank vor;
in der Nähe Gottes entdecken wir, dass ein Mensch nur ein Mensch ist!

Die Haltung Gottes ist verständnisvoll und einladend, sie ist uns Ermutigung, zu Ihm zu kommen. Seine Herrlichkeit ist nicht abschreckend, denn Seine Liebe überbrückt unser Versagen, Sein Feingefühl nimmt Rücksicht auf meine konkrete Situation als Mensch und als Gläubiger.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 07. Februar 2011, 11:52:48
Gottes Wirken


Großer Gott, du offenbarst deine Macht, indem du einer Ameise wie mir eine solche Kühnheit vereihst. Nicht an dir liegt es, mein Herr, wenn jene, die dich lieben, nichts Großes zustande bringen.
Es liegt an unserer Verzagtheit und an unserem Kleinmut. Da wir uns nie ernsthaft entschließen, sondern voller Angst und menschlicher Berechnung sind, wirkst du, mein Gott, keine Wunderwerke und vollbringst nicht deine großen Taten.
Wer hat mehr Freude am Geben als du, wenn du nur jemand findest, der deine Gaben annimmt? Wer wird einen Dienst großzügiger vergelten als du? Ich hoffe, dir wenigstens ein bisschen gedient zu haben, und bitte dich, ziehe mich nicht zur Verantwortung für das viele Gute, das ich empfangen habe!

(Klostergründungen 2,7)


Gott will, dass das Leben sich entfaltet und wächst, doch wir Menschen setzten dem Wirken Gottes durch unsere Verzagtheit und Angst Grenzen. Wir entscheiden uns nicht, lassen uns auf Ihn nicht ganz ein und trauen Ihm vieles nicht zu. Solch eine Haltung unsererseits wird zu einer einengenden Grenze für Gottes Taten.

Wo der Geist des Herrn am Werk ist, dort sieht sich der schwache Mensch von Gott beschenkt: Er bekommt Mut und Kraft, kühne Schritte zu wagen.
Die Liebe zu Gott engt uns weder ein, noch lähmt sie unsere Pläne, sie gibt uns vielmehr Kraft, etwas aus Liebe zu Ihm zu tun.

Ein Hindernis für Gottes Impulse und Seine Kraft sind unsere Verzagtheit und unser Kleinmut. Sie sind in uns verborgen, weil wir auf unsere Kräfte und Fähigkeiten und nicht auf Gott schauen, weil wir auf die Meinung der Menschen und nicht auf Ihn hören.

Gott will uns beschenken. Er zeigt sich großzügig, belohnt unsere Schritte und unsere Dienste. Für Ihn ist es eine große Freude zu geben, doch wir wagen nicht, uns für Seine Gaben ganz zu öffnen… vielleicht aus der Überlegung, diese Geschenke könnten von uns manche Anstrengung, Bemühung oder so manchen Einsatz verlangen.
Angst und menschliche Berechnung sind Grenzen, die wir den Werken Gottes setzen, dadurch kommt Sein Wirken nicht zum Vorschein.

Nein, wir stellen uns dem Herrn nicht zur Verfügung, Er darf an uns nicht nach Seinem Gutdünken handeln, denn wir fürchten um unsere Bequemlichkeit.

Wer sich von Gott beschenkt weiß, möchte großzügig antworten, dabei muss der Mensch gegen die eigene Bequemlichkeit ankämpfen.
Gott sieht es - darum erwartet Er von uns Mut, Zuversicht, Kühnheit aus dem Vertrauen zu Ihm.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 08. Februar 2011, 13:55:13
Gott ist großzügig


Mein Schöpfer, gieße doch nicht eine so kostbare Flüssigkeit in ein solch zerbrechliches Gefäß. Schon oft hast du gesehen, dass ich sie verschütte.
Lege nicht einen solchen Schatz in das Herz eines Menschen, der für die Freuden dieser Welt noch nicht tot ist, er würde ihn nur vergeuden.
Man vertraut doch die Verteidigung einer Stadt und die Schlüssel ihrer Festung auch nicht einem feigen Befehlshaber an. Schon beim ersten Ansturm lässt er den Feind herein.

(Leben 18,4)


Dieses kurze Gebet verrät Ehrlichkeit und Staunen, Bejahung der eigenen Unzulänglichkeit auf der einen Seite, Hochschätzung Gottes auf der anderen.
Der Mensch - oder wenigstens Teresa - geht mit sich selbst strenger um als Gott. Wir wissen, dass Gott unser Versagen sofot vergisst und uns die Hand reicht, dafür sind wir Ihm dankbar; doch Seine Liebe darf Ihn nicht blind machen. Gott darf nicht schnell vergessen, wer wir sind, und uns nicht Werte anvertrauen, die wir veruntreuen können.

Der Mensch hat Grenzen im eigenen Herzen festgestellt: Trotz Bereitschaft, für Gott da zu sein, erlebt er eine Angst, die ihn hindert, manches für den Herrn zu tun; trotz Großzügigkeit in der Hingabe sieht er sich nicht frei von egoistischen Gedanken; trotz Bemühung ist er immer wieder mit Versagen konfrontiert; trotz Vorsätzen entdeckt er Mangel an Durchhaltekraft und Ausdauer.

Die Gaben Gottes an uns sind so kostbar, dass es fraglich ist, ob wir Menschen mit so wertvollen Geschenken richtig umgehen können. Wenn die Mitmenschen uns unter Druck setzen, wenn Meinungen uns in Frage stellen, wenn irdische Werte uns faszinieren ... könnte es geschehen, dass wir die uns anvertraute Gabe vernachlässigen, vergessen, beiseite schieben.

Gott ist sich dieser menschlichen Situation bewusst, doch Sein Vertrauen zu uns Menschen ist größer als unsere Mängel, unsere Schwachheit und Zerbrechlichkeit. Petrus` Schwäche war Jesus bekannt, Er wusste von seiner Verleugnungen und seiner Angst - trotzdem nimmt Er ihn als Fels für Seine Kirche.

Wir können uns fragen, warum Gott uns trotz Zerbrechlichkeit Wertvolles anvertraut ... Abgesehen vom Zeichen Seiner Hochschätzung sind die Gaben Gottes vielleicht eine Herausforderung für uns, unser Leben zu vertiefen und unser Verhalten den empfangenen Gaben anzupassen. Der Umgang mit den Gaben wird uns dazu führen, Prioritäten zu setzen.

Oft sind wir im Leben mit einer Diskrepanz konfrontiert: Vor uns stehen die Größe Gottes und zugleich unsere Unzulänglichkeit, vor uns stehen unser versteckter Egoismis, unsere Feigheit.
Gott lässt sich von dieser Tatsache nicht beeinflussen. Es ist Ihm ein Bedürfnis, Seine Gaben und sich selbst an uns Menschen zu verschenken
.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 09. Februar 2011, 19:54:12
Die Geduld Gottes


O unendliche Güte meines Gottes! Jetzt sehe ich, wer du bist - und wie ich bin. O Wonne der Engel, wie sehr wünsche ich, aufzugehen in der Liebe zu dir.
Wie wahr ist das: Wer deine Nähe nicht erträgt, den erträgst du! Welch ein treuer Freund bist du, o mein Gott! Wie beschnekst du uns, wie duldest du uns, wie geduldig wartest du, dass wie deine Art annehmen, und wie geduldig erträgst du die unsere!
Du, Herr, rechnest uns die Momente, in denen wir dich lieben, zum Verdienst an, und wenn wir nur einen Augenblick bereuen, vergisst du, womit wir dich beleidigt haben.

(Leben 8,6)


Es besteht ein großer Unterschied zwischen Wissen von Gott und Erfahrungen mit Gott. Je tiefer wir Gott erfahren, desto besser erkennen wir uns selbst in Seinem Licht. Wer im Tiefsten Zeichen der Liebe Gottes erfahren hat, wünscht nichts anderes, als diesem Gott aus Dankbarkeit ganz intensiv zu lieben.

Unsere Heilige hat sich wiederholt mit der unendlichen Güte Gottes konfrontier gesehen: in Momenten der Schwachheit und Zerrissenheit des Herzens, in Situationen des Zweifelns und in Stunden der inneren Verlassenheit.

Die Feinfühligkeit Gottes, die sie in den verschiedenen Situationen des Lebens erfahren hat, treibt Teresa, es hinauszuschieben: Alle Menschen sollten die Angst vor der Allmacht Gottes verlieren und Vertrauen zu Ihm gewinnen.

Wer sich dem Herrn nähert, wird es selbst erfahren: Gott ist groß, mächtig, doch Seine Größe erdrückt uns nicht. Wer Gottes Nähe erfährt, stellt fest, dass dieser Gott ganz anders ist und anders handelt als wir Menschen: Er ist Liebe und Seine Schritte sind Ausdruck der Liebe.

Teresa hat immer wieder erlebt:
Du hältst jeden aus, der deine Gegenwart nicht aushält; du nimmst keinen Anstoß an unserer egoistischen und kurzsichtigen Haltung; du hast Geduld und kannst warten, bis wir es einsehen und bereit sind, kleine Schritte zu unternehmen, um unsere Art der deinen anzugleichen.
Du verlangst von uns keine Änderung von heute auf morgen; du kannst uns lang aushalten und dabei immer wieder ein Auge zudrücken, weil du mit unserer Antwort rechnest.

Teresa bezeugt es: In solchen Fällen handelt Gott ganz anders als wir Menschen. Er kanzelt uns nicht pausenlos ab, damit wir uns endlich bekehren, sondern erträgt uns in Geduld ... in der Hoffnung, dass Sein großzügiges Verhalten ein guter Beitrag ist, damit in uns das Gute wachsen kann.

Gott kann warten, dabei hat Er die Augen offen und registriert mit Anerkennung jeden positiven Schritt, den wir machen, mag er auch noch so klein sein. Was in unseren Augen Ausdruck unserer Schuldigkeit ist, wird von Gott als Verdienst betrachtet.
Sein Warten ist von Güte und Verständnis erfüllt.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 10. Februar 2011, 19:40:09
III. LIEBE



Das Wort Gottes ermutigt uns, dem Wert der Nächstenliebe den Vorrang in unseren religiösen Bemühungen zu geben.

Am  Ende des Buches Seelenburg schreibt die hl. Teresa: Bauen wir keine Türme ohne Fundament, denn Gott schaut nicht so sehr auf die Größe der Werke, sondern auf die Liebe, mit der wir sie verrichten ...



Die Liebe Gottes



O mächtige Gottesliebe, wie verschieden sind deine Wirkungen von den Wirkungen der Weltliebe! Diese will keine Mitliebende haben, weil sie fürchtet, durch sie desssen beraubt zu werden, was sie besitzt. Die Liebe zu meinem Gott aber wächst in dem Grad, wie sie erfährt, dass die Zahl der Mitliebenden sich vermehrt; und ihre Seligkeit wird abgeschwächt, wenn sie sieht, dass nicht alle dasselbe Gut genießen. O mein höchstes Gut, aus diesem Grund trauert die Seele selbst unter den größten Erquickungen und Wonnen in dir, wenn sie der vielen gedenkt, die nach diesen Wonnen nicht verlangen, und jener sich erinnert, die sie für immer verscherzen. Da sucht sie nach Mitteln, um Genossen finden zu können; sie verzichtet gerne auf ihren Genuss, wenn sie meint, dazu beitragen zu können, dass auch andere desselben Genusses teilhaftig zu werden suchen.
(Rufe der Seele 2,2)


Auch wenn wir es nicht ganz glauben wollen, schleichen sich manchmal in unseren Herzen unedle Begleiterscheinungen der Liebe ein, die sich negativ auswirken: Sie erwecken in uns Gedanken von Neid und Eifersucht anderen gegenüber; sie lassen uns meinen, andere könnten unseren Platzt einnehmen und uns verdrängen: sie lassen uns fürchten, zu kurz zu kommen und zu wenig Liebe zu empfangen.

Ja, diese Art der Liebe zeugt uns den großen Unterschied zwischen Gottes-und Weltliebe. Motiviert von der Weltliebe suchen wir nicht selten uns selbst und fürchten die Konkurrenz ... In uns wächst die Angst, die geliebte Person, ihre Zuneigung und Aufmerksamkeit mit anderen Menschen teilen zu müssen ...

Wie anders ist doch die Gottesliebe; diese sucht den Herrn und wünscht, dass Er im Mittelpunkt steht, viele an sich zieht und viele Ihn lieben. Das Beste, das uns passieren kann, ist ja, dass viele Ihm gehören und möglichst viele Ihn genießen.

Der Mensch, der von der wahren Liebe zu Gott ergriffen ist, macht eine innere Entwicklung durch: von einer ich-bezogenen und ängstlichen zu einer du-bezogenen und frei machenden Liebe.

An einen anderen Punkt werden wir in diesem Text erinnert: Wer Gottes Liebe erfahren hat, möchte sie nicht nur für sich behalten, sondern den Weg für andere öffnen. Es ist keine Seltenheit zu sehen, wie diese Menschen leiden, weil so viele sich auf Gott nicht einlassen, sich der Liebe Gottes verschließen oder gar keinen Wert darauf legen, von Gott geliebt zu werden.

Am Ende des Gebetes hören wir, wie selbstlos echte Liebe sein kann: Ja - , sie würden auf den Genuss der Nähe, des Ruhens in Gott verzichten, wenn sie dadurch andere Menschen für Christus gewinnen könnten. In dieser Haltung kommt zum Ausdruck, dass sie nicht den eigenen Vorteil, sondern den Herrn suchen; hier zeigt sich der wahre Liebende.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 11. Februar 2011, 20:00:15
Liebe zu den Menschen



O mein Jesus, wie groß ist doch deine Liebe zu den Menschkindern! Der größte Dienst, den wir dir erweisen können, ist der, dass wir dich verlassen aus Liebe zu ihnen, um ihres Gewissens willen. Dadurch erlangen wir zugleich, dass wir dich vollkommen besitzen. Da wird zwar der Wille nicht so sehr befriedigt durch Genuss; aber die Seele freut sich, dir zu gefallen, und sieht ein, dass alle Wonnegenüsse auf Erden, obgleich sie von dir gegeben zu sein scheinen, während unseres Wandelns in diesem sterblichen Leben unsicher sind, wenn sie nicht von der Liebe zum Nächsten begleitet werden. Wer den Nächsten nicht liebt, der liebt auch dich nicht, o mein Herr! Sehen wir ja doch, welch große Liebe zu den Kindern Adams du durch Vergießung so vielen Blutes bekundet hast.
(Rufe der Seele 2,3)


Wiedersprüchlich klingende Aussagen gehören zum christlichen Gedankengut: verlieren, um zu gewinnen, oder sterben, um zu leben.
In den Worten dieses Gebetes kommen sehr paradoxe Gedanken zum Ausdruck: Wer Gott vollkommen dienen will, soll Schritte zu den Menschen im Namen Gottes wagen; wenn wir die Nähe des Herrn aus Liebe zu den Menschen verlassen, werden wir Ihn vollkommen besitzen, als wenn wir Seine Nähe weiterhin genießen, dabei aber die Augen und das Herz für die Not der Mitmenschen verschließen.

Wir hören auch eine sehr feine Unterscheidung: Unter Umständen werden wir auf den Genuss der Nähe Gottes verzichten müssen, um den Menschen zu dienen - davon überzeugt, dass die Liebe zum Nächsten Gott mehr gefällt, als wenn wir uns des Genusses Seiner Nähe erfreuen.

Die mystische Erfahrung der Heiligen hat sie von manchen zweitrangingen Schritten befreit und sie für das Wesentliche geöffnet: die Liebe zu den Nächsten. Wer den Nächste nicht liebt, der liebt auch dich nicht, o mein Herr.

Manchmal meinen wir Gott zu lieben, weil wir in Seiner Nähe bleiben, in Wirklichkeit aber suchen wir dabei eher unsere Ruhe und unseren Vorteil.
Es wird nicht immer so sein, dass wir auf die Nähe des Herrn verzichten müssen, um unseren Mitmenschen zu helfen. Teresa sagt uns bloß, dass wenn es zu dieser Situation komm, wir Gott mehr dienen, wenn wir für die Mitmenschen da sind, auch wenn dies auf Kosten unseres Wohlgefühls geschieht.

Die Liebe Gottes zu uns Menschen hat Jesus das Leben gekostet.

In unserer Religiosität suchen wir oft den größten Dienst für Gott, das Beste für Ihn, dabei denken wir wiederholt an eine Anzahl von religiösen Übungen ... Wie tief ist der Gedanke der heiligen Teresa: nicht so sehr Liebe zu Gott oder Liebe zu den Mitmenschen, sondern alle Schritte als Ausdruck der Liebe zu Gott,
ob man zu den Menschen geht,
ob man sich zurückzieht,
ob man aktiv manches unternimmt
oder ob man sich eher pasiv verhält.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 14. Februar 2011, 21:25:13
IV. DER MENSCH



   In der eigenen Person hat Teresa die Unbeständigkeit und Unzulänglichkeit des Menschen erfahren.
   Wiederholt hat sie Gott versprochen, Ihm ganz zu gehören und Ihm selbstlos zu dienen, doch bald wurde sie mit ihren eigenen Grenzen konfrontiert.

   Eines kann sie aber nicht vergessen: Der Herr nimmt keinen Ansoß am Versagen des Menschen, Er kennt ja unsere menschliche Natur.


Vergessen


   Betrachte ich, o mein Gott, die Herrlichkeit, die du denen bereitet hast, die ausharren in Erfüllung deines Willens; gedenke ich der vielen Mühseligkeiten und Schmerzen, durch die dein Sohn uns diese Herrlichkeit erworben hat; erwäge ich, wie wir dessen so ganz und gar nicht würdig waren und welch großen Dank dein Sohn für eine so große Liebe von uns verdient, die Er so teuer bezahlen musste, um uns zu lehren, Ihn wiederzulieben, so gerät darüber meine Seele in große Betrübnis. Wie kann man doch dies alles vergessen! Und wie schmählich vergessen dich die Menschen, wenn sie dich beleidigen! Ach, mein Erlöser, wie sehr vergessen sie in ihrer so großen Vergessenheit sich selber und die Größe deiner Güte, in der du unser auch dann noch gedenkst! Ja, sogar dann, wenn wir durch den Fall in die Sünde dir einen tödlichen Streich versetzt haben, vergisst du die dir zugefügte Beleidigung; du reichst uns wieder deine Hand und weckst uns aus einem so unheilbaren Wahnsinn auf, dass wir uns wieder um unser Heil kümmern und um dasselbe bitten. Gepriesen sei ein solcher Herr! Gepriesen sei eine so große Erbarmung und gelobt in Ewigkeit eine so mitleidvolle Liebe!
   (Rufe der Seele 3,1)


   Schon die Bibel empfiehlt uns, an die Großtaten Gottes zu denken, denn solche Erinnerungen können uns zu einer Haltung der Dankbarkeit führen. Vieles wissen wir über Jesus und Seinen Weg, doch durch die ständige Wiederholung mancher religiösen Ereignisse können wir mit der Zeit insensibel werden, sodass wir darüber lesen oder sprechen, ohne dass es in uns Spuren hinterlässt.

   Der Gedanke an den Kreuzweg, an die Leidensgeschichte erweckt in uns nicht immer die adäquate Reaktion von Hochschätzung oder Dankbarkeit, obwohl darin die totale und endgültige Hingabe ausgedrückt wird. Die raue Wirklichkeit wird uns kaum mehr bewusst.
   Teresa unterstreicht zwei Momente: Auf der einen Seite wird uns gesagt, dass wir Menschen es nicht verdient haben, auf der anderen aber festgestellt, dass Jesus Sein Leben für uns geben hat müssen.

   Der zweite Gedanke, der hier zur Sprache kommt, kann sehr hilfreich für uns sein: Es gibt einen Unterschied zwischen vergessen und vergessen; wir Menschen vergessen Gottes Taten, Gott vergisst die Untaten des Menschen.
   Wir Menschen vergessen, was Gott jenen bereitet, die Ihm dienen wollen, dadurch verlieren wir den Blick für das Endgültige. Wir vergessen Dank zu sagen für die Liebe, für die Schritte, die Jesus für uns gemacht hat. Weil uns mit der Zeit dies alles nicht mehr bewusst ist, vergessen wir darauf und fühlen wir uns nicht mehr verpflichtet, dieser Liebe zu entsprechen ...

   Gott vergisst auch, doch Er vergisst anders: Gott vergisst unsere Sünden und unser Verhalten, das sich gegen Ihn richtet; Er vergisst unseren Egoismus und unsere Blindheit, dafür reicht Er uns die Hand!
   Er vergisst, dass wir Ihn vergessen und nur an unseren eigenen Vorteil denken.

Oft gedachte ich mit Staunen der größen Güte Gottes und meine Seele weidete sich an der Betrachtung Seiner großen Barmherzigkeit. Er sei gepriesen für alles. Ich habe klar gesehen, wie Er mir sogar in diesem Leben schon jeden guten Wunsch belohnt hat.
So armselig und unvollkommen auch meine Werke waren: dieser Herr hat sie immer verbessert und vervollkommnet und ihnen Wert verliehen

   (Leben 14,10)

   Wer im Bewusstsein der eigenen Armseligkeit Gottes Güte erfahren hat, kann nur staunen, sprachlos vor dieser Tatsache verharren und die Selbstlosigkeit und Barmherzigkeit Gottes bewundern.

   Auch wenn der Mensch andere Prioritäten setzt, an Gott nicht mehr denkt und seine Aufmerksamkeit anderen Werten zuwendet, bleibt Gott uns trotzdem ganz nahe.
   Du entziehst dich ja, o Heil meiner Seele, jenen nicht, die dich lieben, und erhörst jeden, der dich ruft. Das beste Leben, dass ein solcher fortan führen kann, ist ein beständiges Sterben vor Schmerz über diesen Verlust. Wie kann aber die Seele, die dich zärtlich liebt, dies ertragen?

   Wie feinfühlig ist Gott: Er bleibt uns nahe, Er hat immer ein offenes Herz für uns, denn unser Verhalten - mag es auch noch so egoistisch sein - kann Seine bejahende Haltung uns gegenüber nicht ändern.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 15. Februar 2011, 15:32:27
Vergebung



   Wie aber, mein Herr, wenn es noch andere meinesgleichen gäbe, die dies noch nicht einmal verstanden haben? Sollte es wirklich solche geben, so bitte ich sie in deinem Namen, daran zu denken und solche Kleinigkeiten, die man Beleidigungen nennt, kein Gewicht beizumessen. Mit dieser Ehrenpünktchen scheinen wir nämlich wie die Kinder Häuser aus Strohhalmen zu bauen.
   O Herr, Herr! Bist du nicht unser Vorbild und Meister? Gewiss, du bist es. Worin aber bestand deine Ehre, du Quelle unserer Ehre? Du hast sie gewiss nicht dadurch verloren, dass du gedemütigt wurdest bis zum Tod!

   (Weg der Vollkommenheit 36,3)



   In ihren Schriften betont Teresa immer wieder, wie wichtig es für uns Christen ist, auf Jesus zu schauen, um von Ihm zu lernen. Vieles können wir von Ihm lernen,
   etwa den Umgang mit dem Vater im Gebet,
   Seine Haltung des Gehorsams und der Hingabe,
   Seine Bescheidenheit
   und Hilfsbereitschaft ...

   Das zitierte Gebet steht im Zusammenhang mit dem Thema Vegebung durch Gott, weil wir einander vergeben. Den ersten Sätzen ist zu entnehmen, dass die gegenseitige Vergebung ein wichtiges Anliegen in der Pädagogik der hl. Teresa ist. Sie kann sich nicht vorstellen, dass Menschen, die mit ihr leben, diese Lektion noch nicht gelernt haben.

   Die Mystikerin stellt fest, dass wir manchmal wegen Kleinigkeiten beleidigt sind, die wir überbetonen, obwohl es sich um Lappalien handelt: Bald glauben wir uns beleidigt oder verletzt, weil wir auf Ehrenpunkte pochen - die unsere Mitmenschen nicht beachten oder gar verachten und die an sich nicht der Rede wert sind.

   Bei diesen Überlegungen wendet sich Teresa Jesus zu und schaut sich an, was Ihm angetan wurde ... Es ist nicht zu vergleichen mit dem, was wir erleben. Wenn Er unser Meister und Vorblid ist, dann sollen wir genau meditieren,
   was Er erlebte,
   wie Er sich dabei verhielt und
   worauf Er Wert legte.

   Er hat sich von den Beleidigungen nicht ablenken lassen, sondern ist weiterhin Seinen Weg der Hingabe gegangen: offen für die Pläne des Vaters und für die Not der Mitmenschen. Wir sehen die Freiheit, die Jesus im Herzen besaß; sogar am Kreuz betete Er für jene, die Ihn verfolgten.

   Wer auf Christus schaut, wird sich unterwegs nicht ablenken lassen durch Kommentare oder Reaktionen der Mitmenschen. Für uns Christen gilt die Einladung, auf Ihn zu schauen, um von Ihm zu lernen, einander im Alltag zu verzeihen, so wie Er den Menschen verziehen hat.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 16. Februar 2011, 09:39:52
Ein offenes Gespräch



   In der Autobiographie bietet uns Teresa Gebete, die wir Satz für Satz kauen sollen, um ihren vollen Inhalt zu entdecken. Folgender Text (Leben 16,9) konfrontiert uns mit einer aufrichtigen und erlichen Frau, die - trotz wiederholtem Versagen und Fallen - sich von Gott beschenkt weiß.

   
Kann es eine Seele geben, Herr, der du solche Gnaden und Tröstungen erwiesen hast, die erkannt hat, dass du dich an ihr erfreust, die dich trotzdem immer wieder beleidigt? Ja, es gibt eine solche Seele, die dich nicht nur einmal, sondern immmer wieder beleidigt hat; das bin ich!

   Gott hat uns Zeichen Seiner Liebe gegeben, wir haben sie registriert, wir haben uns darüber gefreut und trotzdem haben wir nachher versagt. Der schwache Mensch in uns wird hier sichtbar. Diese Feststellung bestätigt die innere Spannung, in der wir leben, und die tiefe Sehnsucht eines religiösen Menschen, dem Wirken Gottes entsprechen zu wollen und der Großzügigkeit Gottes mit Dank zu antworten.

   O mein Herr, wäre ich doch die Einzige, die so eine große Bosheit begangen und sich solchen Undanks schuldig gemacht hat! Schon an mir hat deine unendliche Güte etwas Gutes bewirkt, da nun dein Erbarmen umso herrlicher aufleuchtet, je größer das Übel war. Wie sehr kann ich also dein Erbarmen preisen in Ewigkeit!

   Wir sehen in der Sünde immer das moralische Versagen und übersehen sehr oft, was Gott daraus machen kann. Auch wenn es kaum zu glauben ist, wird in uns jenes Wort Wirklichkeit, das in der Osternacht zu hören ist: O glückliche Schuld des Menschen, die uns den Heiland gebracht hat.
   Die Tatsache meines Versagens und meiner Sünde hat etwas Gutes an sich: Je größer meine Sünde, desto herrlicher leuchtet Gottes Erbarmen auf! Er ist ja größer, stärker, barmherziger als ich und meine Sünde.

   Ich bitte dich, Herr: Lass mich das Lob deines Erbarmens ohne Ende singen. Es hat dir gefallen, mir in so großartiger Weise deine Güte zu zeigen, dass alle staunen, die es gesehen haben. Ich selbst bin oft so außer mir vor Staunen, dass ich dich dann umso besser loben und preisen kann.

   Teresa wendet sich direkt an den Herrn, sie ist sich dessen bewusst, was Gott in ihrem Leben getan hat. Was du an mir gewirkt hast, Herr, ist Grund, dich zu loben!
   Alle Menschen, die gesehen haben, wie du mit mir umgegangen bist, staunen über deine Werke und dein Verständnis.

   Herr, ich sehe dein Wirken, ich bewundere deine Werke, doch trotz Wissen um dein Erbarmen und deine Güte, trotz Wissen um deine Nähe bleibe ich der Mensch, der ich bin, Sünder.
   Ich brauche deine Hilfe, denn ohne dich werde ich wieder versagen. Lass nicht zu, dass ich dich verrate, lass nicht zu, dass ich deine Taten vergesse.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 17. Februar 2011, 20:46:51
V.  LEBEN MIT GOTT



   Der Mensch weiß sich von Gott getragen, ihm wird klar, wie Gott an ihm handelt und was Er von ihm erwartet, doch alles braucht seine Zeit.
   Auf der Basis des Vertrauens braucht der Mensch Mut, sich den Händen Gottes zu überlassen, ohne manchmal das Ziel des Weges zu kennen.


Dankbarkeit


   Lass doch, mein höchstes Gut, einmal eine Zeit kommen, in der ich dir von der großen Summe, die ich dir schulde, wenigstens einen Heller zurückzahlen kann!
   Füge, Herr, wenn es dir gefällt, dass diese deine Magd dir wenigstens in irgendetwas diene.  Andere Frauen haben Heldentaten vollbracht aus Liebe zu dir; ich aber kann nur Worte machen. Darum willst du, mein Gott, auch nicht, dass ich große Werke vollbringe.
   Der Dienst, den ich dir erweisen darf, besteht nur in Wünschen und Worten; und selbst dazu habe ich keine rechte Freiheit, weil ich vielleicht in allem fehlen würde.
   O mein Jesus, stärke mich und gib mir die Gelegenheit, etwas für dich zu tun. Wie soll ich es ertragen, dass ich von dir so viel empfange, ohne dir nur ein wenig vergelten zu können?
   Lass mich nicht mit leeren Händen vor dich treten, denn du lohnst uns ja nach unseren Werken. Hier sind mein Leben, meine Ehre, mein Wille! Ich habe dir alles gegeben. Ich gehöre dir. Verfüge über mich, wie du willst.

   (Leben 21,5-6)


   Menschlich gesehen is es nicht leicht, in einer Beziehung immer der schwächere Partner zu sein und keine Möglichkeit zu sehen, den anderen einmal an Großzügigkeit zu übertreffen. Man bleibt immer der Zweite, der Schwächere.
   Vor allem in der Beziehung zu Gott kann der Mensch aufgrund dieser Tatsache resignieren oder sich schuldig fühlen. Wie können wir Gott danken für die erfahrene Vergebung nach Schritten des Versagens, für Talente und Fähgkeiten, die unsere Person bereichern, für ein offenes Ohr in tausend Notsituationen oder für Sein Wohlwollen?

   Aufgrund dieser Situation wächst in uns Menschen der Wunsch, uns auch erkenntlich zu zeigen. Niemand will den Ruf haben, die Güte eines anderen, eines Gottes auszunützen.
   Die Sehsucht treibt uns, etwas für Gott zu tun und Zeichen der Dankbarkeit zu setzen. Wer wirklich liebt will es auch zeigen, wobei wir - wie Teresa in der Seelenburg schreibt - nicht vergessen dürfen, dass Gott nicht auf die Größe der Zeichen schaut, sondern auf die Liebe, die darin enthalten ist.

   Jede Situation und jede Aufgabe sind für uns günstig, unsere Liebe zu Gott zu zeigen, auch wenn wir Menschen von großartigen Aktionen und außergewöhnlichen Taten träumen.
   Teresa sieht keine Möglichkeit, Großes im Dienst des Herrn zu tun, ihre konkrete Situation als klausierte Schwester erlaubt ihr manche Schritte nicht. Als Antwort auf ihre Sehnsucht sieht sie nur den Weg der Hingabe: sich selbst dem Herrn geben, sich ganz dem Herrn anvertrauen.

   Verfüge über mich, Herr, wie du willst.
   Die Hingabe meines Lebens ist das größte Zeichen, das ich setzen kann; da bin ich - klein, schwach, mit Fehlern, mit gutem Willen und viel Sehnsucht - aber ganz für dich.
   Du kannst über mich verfügen.
   Da bin ich - was willst du von mir?
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 18. Februar 2011, 19:24:03
Gerne Wendelinus. Es ist mir eine große Freude über Teresia von Jesus zu schreiben und gleichzeitig zu beten. Sie ist
eine große Heilige und Kírchenlehrerin. Wie so viele große Heilige lernt auch Sie uns mittels Gebet, ein Leben aus der
Verbindung mit Gott führen zu können.

Gott segne Dich!

Anemone
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 18. Februar 2011, 19:55:14
Sehnsucht



   O meine Wonne, Herr aller geschaffenen Dinge und mein Gott! Wie lange muss ich noch warten, bis ich deine Gegenwart schaue? Welches Mittel bietest du jener, die auf Erden so wenig hat, um außer dir noch einige Ruhe zu finden? O langwieriges und peinliches Leben? O Leben, in dem man nicht lebt ...
   (Rufe der Seele 6)


   Aus diesem Gebet haben wir nur einen Abschnitt genommen. Die Sehnsucht bewegt und motiviert uns in vielen Stunden des Lebens; die Sehnsucht wird zu einer Kraft, die lange Zeit unseren Geist lebendig hält.

   Die Sehnsucht will Kontakt, sucht die Gegenwart des anderen ... und wenn sie keine Erfüllung findet, beginnt sie den Menschen Leid zu bereiten. Die Abwesenheit lässt uns die Sehnsucht als Wunde erleben, die - egal, was wir unternehmen - keine Heilung findet, bis der Geliebte bei uns ist.
   Nur die Gegenwart des Geliebten heilt die Wunde, die die Liebe verursacht hat.

   Der Mensch beginnt zu überlegen, ob es überhaupt gut ist, von einer solchen Sehnsucht nach Gott erfüllt zu sein. Ist es vielleicht besser, diese Sehsucht zu dämpfen und klein zu halten, um nicht so intensiv leiden zu müssen?
   In unserer Sehnsucht nach Gott werden wir lernen zu hoffen, ohne zu jammern, die tiefsten Wünsche unseres Herzens auszudrücken, ohne zu vergessen, dass wir warten sollen, solange es der Herr will.

   Wir erleben einen Gott, der anscheinend den Schmerz unserer Sehnsucht nicht kennt, sonst würde Er uns nicht so víel leiden lassen - oder will Er uns damit auf etwas aufmerksam machen? Für uns ist es wichtig, uns von diesen inneren Leiden durch die Abwesenheit nicht ablenken zu lassen und weiterhin zu wünschen, dass Gottes Wille geschehe ... auch wenn momentan meine Wunde nicht geheilt wird.

   Eine starke Sehnsucht ändert unsere Wertordnung und lässt uns manche Werte mit anderen Augen sehen. Teresa verachtet nicht das Leben, sie weiß sich von Gott als Mensch beschenkt und zeigt ihre Dankbarkeit.

   Nein, das Leben ist an sich nicht Kerker, der Mensch aber, der von einer lebendigen Sehnsucht nach Leben mit und bei Gott getragen ist, erlebt die Existenz hier auf Erden als Einengung, als Kette, die ihn daran hindert, zu Gott zu kommen ...
   Da er weiß, dass wir erst nach dem Tod bei Gott sein werden, beginnt er sich das Ende des Lebens zu wünschen als Tür zu Gott.
   O Tod, o Tod, ich weiß nicht, wie man dich fürchtet, da doch in dir das Leben ist!

   Ob das Leben lang oder kurz ist, hängt von der eigenen Einstellung ab. Wer nichts anderes wünscht, als Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen, dem kann etwas, was kurze Zeit dauert, lang vorkommen, da er vom Verlangen erfüllt ist, Gott direkt zu sehen
.
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 20. Februar 2011, 13:25:00
Dein Wille geschehe



   Ja, dein Wille geschehe, Herr, es erfülle sich an mir alles, was du möchtest und wie du es wünschst. Willst du, dass es durch Leiden geschehe, so gib mir die Kraft und ich will sie ertragen. Willst du, dass es durch Verfolgung geschehe, durch Krankheit, Not oder durch Entbehrungen:
   Sieh, hier bin ich, mein Vater, ich werde nicht davor fliehen. Denn dein Sohn hat für uns alle, also auch für mich, den Willen in deine Hände gelegt. Daher wäre es Unrecht, wollte ich dieses Geschenk zurückweisen.
   Gib mir gnädig dein Reich, weil dein Sohn für mich darum gebeten hat, damit ich erfüllen kann, was Er dir für mich versprochen hat. Verfüge mit mir wie mit deinem Eigentum, so wie du willst.
   
   (Weg der Vollkommenheit 32,10)


   Eine genaue Lektüre der Seelenburgzeigt uns einen roten Faden, den Teresa als wesentlich bezeichnet und mit dem sie den langen Weg des Wachstums eines Menschen bis zur totalen Übereinstimmung des eigenen Willens mit dem Willen Gottes beschreibt.

   Das Gebet, das wir vor uns haben, stammt aus einer sehr fortgeschrittenen Phase auf diesem Weg. Wiederholt hat Teresa festgestellt, dass es in einer Du-Beziehung darum geht, den anderen in den Mittelpunkt zu stellen. Wer vom Du-Gott ergriffen ist, kann Ihn in den alltäglichen Situationen des Lebens entdecken. Alles kann ein Weg mit Ihm sein: Leiden, Verfolgungen, Krankheit, Erfolg, Anerkennung, Not, Applaus ...

   Diese Du-Beziehung ist bereits so fortgeschritten, dass das Du im Vordergrund steht; es geht nicht um die eigene Person, sondern um den anderen, um das Denken und Planen des anderen:
   Was du willst
   und wie du es wünschst ...
   Groß ist das Vertrauen des Menschen zu diesem Du-Gott, den der Mystiker erfahren hat: Da bin ich, bereit und verfügbar ... Wie Wachs in den Händen des Künstlers oder wie eine Tonmasse in den Händen des Töpfers.

   Der Grund dieser Hingabe ist nicht nur die Großzügigkeit des Menschen, sondern die Verbindung und die Solidarität mit dem Sohn Gottes. Wir erinnern uns an den mystischen Leib und die Verbindlichkeit, die daraus für alle Glieder wächst:
   Er hat zu dir gesagt "da bin ich", das tat Er auch in meinem Namen als Haupt des einen Leibes. Ich will dieses Wort halten und erfüllen, was Er dir in Seinem - auch in meinem Namen - versprochen hat.

   Die Bejahung des Willens Gottes mit mir zeigt meine Solidarität mit Jesus, der den Willen des Vaters in allem bejaht hat. Liebe zu Jesus bedeutet auch eine totale Offenheit gegenüber den Wegen und den Plänen Gottes mit mir.

   Der Gedanke - verfüge mit mir wie mit deinem Eigentum, so wie du willst - setzt sehr viel Vertrauen voraus. Eigentum eines anderen zu werden bedeutet ja, sich seinen Händen zu überlassen und bereit zu sein, seine Wünsche zu erfüllen. Die Bibel beschreibt diese innere Haltung mit den Worten:
   Dein Wille geschehe,
   aber nicht wie ich will, sondern wie du willst ...

   Teresa überlässt sich ganz dem Herrn, aus Vertrauen zu Ihm ist sie bereit, alle Situationen zu bejahen, die das Leben bringt.

   In einem Gedicht beschreibt sie ihre innere Haltung und bekundet ihre Bereitschaft, sich Gott zu überlassen:
   wenn du mich durch Krankheit führen willst,
   wenn Erfolg und Taborerlebnisse auf mich warten,
   wenn Wüste und Dunkelkeit mein tägliches Brot sind,
   wenn Verleumdung durch Menschen mich läutert,
wenn Anerkennung und Lob mich begleiten ...

   Teresa weiß sich in den Händen Gottes. Sie lebt aus dem Glauben, dass das was Gott ihr im Leben zumutet, nur Seinen liebevollen Umgang mit ihr zum Ausdruck bringt.
   Sie überlässt sich ganz dem Herrn.
   
Titel: Re:Gebete einer großen Frau
Beitrag von: Anemone am 14. September 2011, 13:37:12
Das Vater Unser nach Teresa von Avila

http://wien.karmel.at/Medien-Downloads/Audios/Fortbildungsvortrag/Das-Vaterunser-nach-Teresa-von-Avila (http://wien.karmel.at/Medien-Downloads/Audios/Fortbildungsvortrag/Das-Vaterunser-nach-Teresa-von-Avila)

 
Gottes Segen

Anemone