Die Seidenschnur aus Freiburg. Erzbischof Zollitsch rät Tebartz van Elst zum Selbstmord
19. Oktober 2013 21:35
Erzbischof Zollitschs "Empfehlungen" an Bischof Tebartz-van Elstvon Peter Stephan
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In früheren Zeiten sandten die türkischen Sultane hochgestellten Persönlichkeiten, die sie zum Tode verurteilt hatten, eine Seidenschnur zu – stilvollerweise meist in einer kleinen Schmuckschatulle. Nach Erhalt wurde der Verurteilte von einem Diener oder Soldaten erdrosselt. Diese Methode bot den überaus großen Vorteil, daß die Sultane zur Sicherung ihrer Herrschaft Brüder und Neffen aus dem Weg räumen konnten, ohne deren königliches Blut zu vergießen. Gelegentlich hatte der Verurteilte sogar die Möglichkeit, sich der Erdrosselung durch Suizid zu entziehen. Floss dabei Blut, so geschah dies auf Verantwortung des Betroffenen selbst.
Die Praxis, sich unliebsamer Personen durch Mord oder Aufforderung zum Selbstmord zu entledigen, ist in unserer heutigen Gesellschaft deutlich verfeinert worden, gerade auch in der nachkonziliaren ‚Liebeskirche‘, die mit besonderem Grausen auf die schreckenerregenden Praktiken der vorkonziliaren ‚Machtkirche‘ zurückblickt. Mit Hexenverbrennungen, Inquisition und Giftmorden à la Borgia will man nichts mehr zu tun haben. Ja, man instrumentalisiert diese Grausamkeiten sogar regelrecht, um die Durchsetzung eines völlig neuen Kirchenbildes zu begründen. Grobe Fehldeutungen und maßlose Übertreibung der historischen Fakten werden dabei billigend in Kauf genommen. Schließlich geht es um einen guten Zweck.
Daß der Zweck alle Mittel heiligt, gerade wenn es um das hehre Ziel der eigenen Herrschaftssicherung geht, haben nicht nur zahlreiche Bischöfe, sondern auch die Mitarbeiter in den Ordinariaten, die Funktionäre des ZdK, die Pfarrgemeinderäte und viele andere „engagierte“ Katholiken begriffen. Ihre Opfer sind vor allem glaubenstreue Priester und Oberhirten, aber auch Anhänger des klassischen Meßritus. Der ‚progressive‘ Durchschnittskatholik geht zu diesen Personen auf Distanz, weil in der säkularen Gesellschaft als vernünftig und aufgeklärt gelten möchte und sich daher eines authentisch gelebten und praktizierten Glaubens (den er selber mangels religiöser Bildung meist gar nicht mehr erfasst oder versteht) schämt. Die Funktionäre und höheren Amtsträger wiederum fürchten die Kritik der Medien – und damit auch die Schelte der medienhörigen politischen Klasse. Man möchte weiterhin in der Mitte der Gesellschaft stehen, sprich: dem gesellschaftspolitischen Establishment angehören – wie weiland die Jerusalemer Tempelaristokratie.
Nichts wäre für das Gros des deutschen Episkopats unerträglicher, als bei einem Empfang im Bundeskanzleramt auf die Judenfürbitte der Alte Messe, die Verschwendungssucht eines Amtsbruders oder die rückständigen Ansichten des Papstes angesprochen zu werden. Da kann die Sektlaune schnell vergehen. Und schnell könnte ein Flächenbrand entstehen. Vor einigen Jahren, im Fall Mixa, ging es noch um 40.000 Euro, die in einen Piranesi-Stich (fehl-)investiert worden waren. In der Causa Tebartz van Elst nimmt man bereits Anstoß an 30 Millionen für ein Diözesanzentrum mit Zweieinhalbzimmerwohnung, das von den Medien erfolgreich zur bischöflichen Protzresidenz uminterpretiert worden ist. Was kommt als nächstes? Die vielen Millionen, die der ehemalige Erzbischof Robert Zollitsch seinerzeit in die völlig unsinnige und selbstherrliche Umgestaltung seines Münsters gesteckt hat – was die Freiburger so verärgert hat, daß seither die Spenden für den renovierungsbedürftigen Münsterturm fehlen? Die fast 20 Millionen, die sich Kardinal Marx den Kauf und Umbau seiner römischen Zweitresidenz hat kosten lassen? Die 40 Millionen, die Gebhard Fürst für ein Diözesanzentrum in Rottenburg ausgegeben hat – einen Bau, der im Unterschied zur architektonisch höchst gelungenen Limburger Vikarie den Charme einer zu groß geratenen Kreissparkasse versprüht? Und wie sieht es aus, wenn erst einmal die Millionen thematisiert werden, die der deutsche Gremienkatholizismus für eine völlig aufgeblähte Verwaltung ausgibt – oder für Institutionen wie die BdkJ, deren Ziel mittlerweile einzig darin besteht, die Kirche von innen her auszuhöhlen und all das zu zerstören, was Generationen hierzulande in anderthalb Jahrtausenden aufgebaut haben? Steht nicht zu befürchten, daß man am Ende aus der Heimeligkeit des deutschen Kirchensteuerparadieses vertrieben wird? Welch eine grauenhafte Vorstellung, wenn Bischöfe künftig ihre Mahlzeiten aus Pilzen zubereiten müssen, die sie selber im Wald gesammelt haben! Jedoch nicht, um damit wie Bischof Jaschke in einer Talkshow demutsvoll zu kokettieren, sondern um wirklich satt zu werden? Wenn der deutsche Klerus seine Bescheidenheit nicht mehr durch die teure Umgestaltung von Altarräumen und die Anschaffung neuer Paramente demonstrieren kann, sondern gezwungen ist, auf die bestehenden (Hoch-)Altäre und die alten Messgewänder (die meist unendlich schöner sind) zurückzugreifen?
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