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römisch-katholisch => Hölle / Dämonen => Thema gestartet von: Elias am 09. Januar 2017, 11:00:21

Titel: Lazarus und der Reiche
Beitrag von: Elias am 09. Januar 2017, 11:00:21
Grüß Gott!

Seit gestern bin ich neu in diesem Forum und möchte zunächst Euch allen geschwisterliche Grüße ausrichten!

Das Thema, das mich seit längerem beschäftigt, ist die Geschichte über den armen Lazarus und den reichen Prasser:

"Es war einmal ein reicher Mann; der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und hielt alle Tage glänzende Gelage. Ein Armer aber, mit Namen Lazarus, lag voller Geschwüre vor seiner Tür. Gern hätte er sich mit den Abfällen vom Tisch des Reichen gesättigt, aber niemand gab sie ihm. Sogar die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren. Da starb der Arme und wurde von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Aber auch der Reiche starb und wurde begraben. Als er in der Unterwelt, von Qualen gepeinigt, seine Augen erhob, sah er von fern Abraham und Lazarus auf seinem Schoß. Da rief er: >Vater Abraham! Erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er eine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide große Qual in dieser Feuersglut.< Doch Abraham sagte zu ihm: >Bedenke, Kind, daß du dein Gutes in deinem Leben empfangen hast, Lazarus gleichermaßen das Schlechte. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest Qualen. Zu alledem befindet sich zwischen uns und euch eine weite Kluft, so daß keiner von hier zu euch hinübergehen und keiner von dort herüberkommen kann, auch wenn er wollte.< Jener fuhr fort: >Dann bitte ich dich, Vater, sende ihn in mein Vaterhaus. Ich habe ja noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.< Abraham entgegnete: >Sie haben Mose und die Propheten; auf die sollen sie hören!< - >Nein, Vater Abraham!<, erwiderte jener, >wenn aber einer von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie sich bekehren.< Doch er entgegnete ihm: >Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht!<"  (Lk. 16,19-31)

In der Regel ist man der Meinung, dass der reiche Prasser verdammt, er also in der Hölle sei. Gründe für diese Annahme sind die folgenden Aussagen:

- "Als er in der Unterwelt, von Qualen gepeinigt, seine Augen erhob ..."
- "... denn ich leide große Qual in dieser Feuersglut ..."
- "... damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen ..."
- "(Abraham:) Zu alledem befindet sich zwischen uns und euch eine weite Kluft, so daß keiner von hier zu euch hinübergehen und keiner von dort herüberkommen kann, auch wenn er wollte."

Doch ich bin mir nicht sicher, ob es sich bei diesem "Ort der Qual" ("Unterwelt"), welche von der "Feuersglut" kommt, wirklich um die Hölle handelt, da einige Punkte eher gegen die Hölle und für das Fegefeuer sprechen:

1.) Zunächst ist festzustellen, dass sich der reiche Prasser an den hl. Abraham wendet und ihn um Linderung seiner Leiden bittet, was Verdammte sicherlich nicht tun würden, da sie grundsätzlich eine Abscheu gegen Gott und die Seinen haben. Der reiche Prasser nennt Abraham zudem "Vater".

2.) Abraham hingegen nennt den reichen Prasser "Kind", was ein Verdammter sicherlich nicht ist, nämlich Kind Abrahams. Das besagen ja auch die Stellen in den Evangelien, in denen Johannes der Täufer und Jesus Christus den ungläubigen Schriftgelehrten und Pharisäern die abrahamitische Kindschaft absprechen.

3.) Zudem empfindet der Prasser gegenüber seinen Brüdern Liebe und Zuneigung, da er deren Wohl wünscht, was in der Hölle allerdings nicht gegeben ist, weil dort nicht ein Funke Liebe ist, sondern nur Hass.

Diese drei Punkte scheinen mir eher auf das Fegefeuer hinzuweisen, welches ebenfalls ein "Ort der Qual" ist, in dem "Feuersglut" ist, und das von den Bewohnern des Himmels nicht betretbar ist. Was hier noch bedacht werden muss, ist, dass sich dieses Geschehen um Lazarus und den Reichen in der Zeit vor dem Opfertod Christi abgespielt hat.

Was meint Ihr zu diesen Überlegungen?


Freundliche Grüße

Elias



Titel: Antw:Lazarus und der Reiche
Beitrag von: Ein_Katholik am 13. März 2017, 09:22:50
Grüß Gott!

Ich finde die Punkte, die du da herausgearbeitet hast, interessant.
Eine genaue Antwort kenne ich auch nicht, aber ich habe mal in den Bibelübersetzungen nachgeschlagen um zu sehen, was die dazu schreiben.

Und da finde ich es doch sehr interessant, dass z.B. die gute Nachricht Bibel, bei der versucht wird inhaltstreu zu übersetzen, nicht das Wort Hölle benutzt, sondern nur das Wort Totenwelt.
In der Einheitsübersetzung heißt es Unterwelt.
In der Vulgata heißt es in Lukas 16 Vers 23
"Elevans autem oculos suos, cum esset in tormentis, vidit Abraham a longe, et Lazarum in sinu ejus : "

Ein kurzes Nachschlagen im Online Fremdwörterbuch ergab, dass das Wort "Hölle" auf lateinisch mit folgenden Wörtern übersetzt werden kann:
abyssus
barathrum
infernus
bzw.
infernum nach dem Google Übersetzer.

Diese Wörter finde ich nicht im obigen Vers der Vulgata.

Manch andere Bibelübersetzung spricht noch von Hades oder Totenreich.
Aber das Wort "Hölle" wird nur in der Lutherbibel verwendet, also in der Bibelübersetzung der Protestanten.


Titel: Antw:Lazarus und der Reiche
Beitrag von: Ein_Katholik am 13. März 2017, 09:30:47
Ergänzung und kleine Korrektur zu meinem vorherigen Posting:
Zitat
Aber das Wort "Hölle" wird nur in der Lutherbibel verwendet, also in der Bibelübersetzung der Protestanten.
Also bezogen auf die obige Bibelstelle.

In anderen Bibelstellen kommt das Wort Hölle auch in der Einheitsübersetzung durchaus vor.

Titel: Antw:Lazarus und der Reiche
Beitrag von: Ein_Katholik am 13. März 2017, 09:57:10
Dazu ist auch noch folgendes passend:
Zitat
Der Umfang der Bibel ist festgelegt im sogenannten Kanon. Das kirchliche, das oberste kirchliche Lehramt hat bestimmt, welche Bücher zum Alten und zum Neuen Testament gehören. Der Kanon des Alten Testamentes umfasst 45 Bücher, der Kanon des Neuen Testamentes 27 Bücher. Mit höchster lehramtlicher Vollmacht, ja mit Unfehlbarkeit ist festgestellt, dass diese Bücher Gott zum Urheber haben, von Gott inspiriert sind und uns den Glauben der Offenbarung vermitteln sollen.

    Der Protestantismus hat einen anderen Kanon. Luther streicht aus dem alttestamentlichen Kanon sieben Bücher, also statt 45 bleiben 38. Sieben Bücher werden von ihm aus dem Kanon verwiesen: das Buch der Weisheit, das Buch Jesus Sirach, das Buch Baruch, das Buch Judith, das Buch Tobias und das erste und zweite Makkabäerbuch.


....


 In den Makkabäerbüchern werden wir belehrt, dass es einen Zwischenzustand zwischen Hölle und Himmel gibt, nämlich das Fegfeuer. Die Kirche hat immer die Makkabäerbücher in dem Sinne verstanden, dass hier Hinweise auf das Fegfeuer, auf den Reinigungszustand enthalten sind. Kein Wunder, dass der Protestantismus den Reinigungszustand verwirft. Er verwirft ihn, weil er die Bücher verwirft, in denen der Reinigungszustand ausgesagt ist
http://www.kath-zdw.ch/maria/texte/Protestanten_haben_nicht_dieselbe_Bibel.html (http://www.kath-zdw.ch/maria/texte/Protestanten_haben_nicht_dieselbe_Bibel.html)



Titel: Antw:Lazarus und der Reiche
Beitrag von: DerFranke am 13. März 2017, 10:00:19
Mit der Unterwelt ist sicher die Hölle gemeint.

Ich bin gerade mit neuen Bibelübersetzungen sehr vorsichtig ( bezogen auf die letzten Jahrhunderte ) da hier zuviel angepasst worde oder von uns Menschen mittlerweile falsch verstanden wird.  Das zeigt sich mir bereits an den 10 Geboten. Heute:  Du sollst nicht Ehebrechen
Früher:  Du sollst keine Unkeuschheit treiben
Das letztere wurde damit klar im Kontext verstanden das jede sexuelle Handlung außerhalb der Ehe darunter fällt.

Nun zum eigentlichen Thema:

Ein Priester hat in seiner Predigt mal aufgeschlüsselt wieso diese Person folgende bitten richtet. Er ist in die Hölle will aber seine Familie warnen damit Sie nicht auch in die Hölle kommen. Das geschieht nicht aus Nächstenliebe sondern aus Selbstschutz.  Denn würden seine Angehörigen auch in die Hölle kommen , würden sich die Qualen dieser Person um ein vielfaches vermehren.

Diese Auslegung wird auch durch viele Prophetien über die Hölle und Höllenvisionen bestätigt , in der z.b  Unkeusche zusammen leiden müssen sich aber dann gegenseitig um so mehr hassen.