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römisch-katholisch => Eucharistie => Thema gestartet von: Caelum am 06. November 2019, 15:18:27

Titel: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 06. November 2019, 15:18:27
Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
von Peter Lippert S.J.
Imprimatur: München, den 15. März 1927

Geleitwort.
Das heilige Sakrament der Eucharistie steht im Mittelpunkt des Christentums; darum kann und soll es auch zum Mittelpunkt des christlichen Lebens werden. Diese Erkenntnis wird immer stärker und allgemeiner, und die Zahl der Seelen, die von ihm aus ihr ganzes Lebens aufbauen, wächst beständig.
Aber auch die Einsicht wächst, daß die Eucharistie selbst wieder eine Mitte hat, von der sie ausströmt und in der auch unser Begreifen, Wertschätzen und Gebrauchen, soweit es hinieden möglich ist, gegründet sein muss: das innere Leben des dreipersönlichen Gottes. Die heilige Eucharistie ist nicht nur ein Geschenk des gottmenschlichen Herzens Jesu Christi an uns, seine Jünger, sie ist auch der sichtbar gewordene Ausdruck der Lebens- und Liebesbeziehungen, die im Leben Gottes zwischen den drei göttlichen Personen bestehen, und die auch uns, durch Vermittlung Jesu und seines größten Sakramentes hineinziehen und hineinwachsen lassen in die Teilnahme am Leben Gottes.
Auf diese letzten Tiefen des eucharistischen Geheimnisses weist das vorliegende Büchlein des Dominikaners P. Bernadot hin, der sich damit als verständnisvoller Schüler seines großen Ordensgenossen, des eucharistischen Lehrers Thomas von Aquin erweist. Im Ausblick auf diese fernen Tiefen göttlichen Seins und Lebens läßt es uns auch die menschliche Nähe bei Jesus, unserem Freund und Meister, erst recht würdigen in ihrer ganzen Fruchtbarkeit und ewig seligmachenden Kraft. Die Eucharistie erscheint so erst in ihrer vollen Bedeutung einerseits als Zeichen und Erweis der zärtlichsten Liebe des gottmenschlichen Herzens, und andererseits als mysterium tremendum, als Offenbarung der unendlichen Majestät und Größe Gottes, vor der wir zitternd verstummen.
Möge so dieses Büchlein recht vielen Seelen helfen, die vertraulich nahe und doch in die fernsten Unendlichkeiten hineinreichende Liebe Gottes an sich zu erfahren, und inne zu werden, "welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe, die alles Erkennen übersteigende Liebe Christi sei, auf daß sie bis zur ganzen Fülle Gottes damit erfüllt werden".
(Peter Lippert S.J.)

Persönliche Anmerkung
Nach intensiver Recherche habe ich dieses wertvolle Büchlein im Netz nicht gefunden. Deswegen möchte ich aus diesem Büchlein schreiben, da es immer mehr Katholiken gibt, die keine Ahnung mehr von der Hl. Eucharistie haben, bzw. was in einer Hl. Messe vor sich geht.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 06. November 2019, 15:47:55
VORWORT

Dank der göttlichen Gnade gibt es heutzutage viele Seelen, die täglich am Tisch des Herrn erscheinen.
Aber die Erfahrung bezeugt, daß gar manche von ihnen nicht den Nutzen aus der täglichen Kommunion schöpfen, den sie daraus schöpfen könnten. Sie sind zwar aufrichtig fromm, lieben den Herrn und nahen sich ihm auch in der rechten, von der Kirche geforderten Absicht.
Woran fehlt es denn bei ihnen? - Daran, daß sie sich nicht mutig genug in das Geheimnis der Eucharistie versenken, daß sie nicht bis zu den tiefsten Wirklichkeiten der Kommunion vordringen.
Diesen Christen guten Willens widmen wir dieses bescheidene Büchlein in der Hoffnung, daß es ihnen Licht bringen und eine Hilfe sein werde.
Wir möchten zur Vervollkommnung ihrer Frömmigkeit beitragen, denn die Krönung des inneren Lebens ist die Andacht zur hhl. Dreifaltigkeit.
Wenn man wünscht, daß die Seelen sich großer Frömmigkeit erschließen und zu jenen Stufen der Vereinigung gelangen, die ebenso sehr die Ehre Gottes als das Wohl der Kirche befördern, dann ist es gewiß notwendig, daß ihr Wille in Tätigkeit gesetzt werde; aber zuvor muß ihr Geist erleuchtet werden. Oft nämlich genügt jenen aufrichtigen Seelen, daß sie die Wahrheit erkennen, um schon zu vollkommenen Entschlüssen bereit zu sein.
Wenn sich die Wahrheit in eine Seele herniedersenkt, flammt aus deren Berührung ein machtvoller Lichtstrahl auf, der sie erhellt und entzündet: die Liebe.
Diejenigen, die der Meinung sind, daß die Verkündigung der allerhöchsten Wahrheiten einem engsten Kreise und Ausnahmeverhältnissen vorbehalten werden müsse, bringen - ohne es zu wollen - die reichste Quelle der Heiligkeit innerhalb der Kirche zum Versiegen; denn die Wahrheit ist der Urgrund aller Aufopferung und aller Begeisterung der Liebe. Sie vergessen daß die Taufe in jeder Seele den Sinn für das Göttliche entspringen ließ, erstrahlend in der Gabe der Weisheit und des Verstandes, jenen Sinn, der die Einfachsten, selbst die kleinen Kinder zum Erfassen und Verkosten der erhabensten Wahrheiten befähigt.
Wir halten es für gut, Gott so erkennen zu lehren, wie er sich selbst geoffenbart hat.
Mögen diese Blätter den Wunsch des hl. Paulus der Erfüllung näher bringen, daß Christen herangebildet werden, die in der Liebe wurzeln und darin selbstbegründet sind, die "mit allen Heiligen zu ermessen vermögen die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe, die Liebe Christi erkennen, die alles Erkennen übersteigt, und dadurch ganz von Gott erfüllt werden".

Kindlich weihen wir dieses Büchlein unserer Lieben Frau, der Gottesmutter, dem Sitz der Weisheit, indem wir sie mit der hl. Katharina von Siena anrufen:
"O Maria, Tempel der hhl. Dreifaltigkeit! Flammenstätte des göttlichen Feuers, Mutter der Barmherzigkeit, du hast die Frucht des Lebens, Jesus, getragen.
O Maria, köstliche Liebe meiner Seele, in dir steht das Wort geschrieben, das uns die Weisung fürs Leben gibt. Du bist das Bild, das uns das göttliche Wort vorstellt und erklärt. Zeige uns die Macht und die Güte des Vaters, die Weisheit des Wortes, die Liebe des Hl. Geistes."
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 06. November 2019, 16:17:30
Gebet der hl. Katharina von Siena.
(Es empfiehlt sich, dieses oder ein ähnliches Gebet vor jeder Betrachtung aus diesem Büchlein zu beten.)

"O Hl. Geist, komm in mein Herz! Durch deine Macht zieh es zu dir, o wahrer Gott, und gewähre mir sowohl die Liebe als die heilige Furcht.
O Christus, bewahre mich vor jedem schlechten Gedanken; entzünde und entflamme mich mit deiner süßesten Liebe, und alle Mühsal wird mir leicht erscheinen.
O himmlischer Vater, mein trauter Herr, hilf mir jetzt bei all meinem Tun.
O Christus-Liebe! O Christus-Liebe!"


Das Mysterium Christi.

Ich bin der Weg: wandle in mir!
Ich bin die Wahrheit: betrachte mich!
Ich bin das Leben: lebe durch mich!


1. Gott teilt das göttliche Leben der heiligen Menschheit mit.

Gott ist der Ozean des Lebens. Und dieses Leben: Licht und Liebe, hat das Verlangen, sich zu ergießen und sich mitzuteilen.
Ewig teilt sich der Vater dem Sohne mit, gemeinsam schenken Vater und Sohn sich dem Hl. Geist, indem sie ihm ihr göttliches Wesen mitteilen.
In unaussprechlicher Barmherzigkeit hat sich Gott auch von Ewigkeit her entschlossen, sein heiliges und glückliches Leben dem Geschöpfe mitzuteilen, ihm seinen Geist zu verleihen, es an seiner Natur in Licht und Liebe teilnehmen zu lassen.
Aber bevor sich das göttliche Leben über alles Geschaffene ergießt, senkt es sich ganz in denjenigen, der der Erstgeborene aller Kreatur ist, in Jesus Christus: dessen heilige Menschheit nimmt kraft ihrer Vereinigung mit der Person des Wortes teil an den Gütern der Unendlichkeit, soweit dies einer geschaffenen Natur möglich ist. Das ganze göttliche Leben strömt in ihn über. "Es gefiel Gott, die ganze Fülle in ihm wohnen zu lassen" ... wir sahen seine Herrlichkeit wie des Eingeborenen vom Vater voll Gnade und Wahrheit.
Erhaben über das All und eingegangen in die hhl. Dreifaltigkeit, nimmt Jesus ohne Unterlaß an deren Leben teil, das sein Herz und seine Seele derart durchwogt, seine Erkenntnis- und Liebeskräfte dermaßen überflutet, daß Jesus selbst wieder Ozean des Lebens wird.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 07. November 2019, 06:28:50
Lieber Caelum, danke für Deinen Beitrag und herzlich  willkommen in unserem Forum!

Zitat:... daß sie nicht bis zu den tiefsten Wirklichkeiten der Kommunion vordringen.
Zitatende.

Ja, dies stellt die Problematik unserer Kirche und um das Verstehen und um das Umsetzen unseres christlichen Glaubens dar -

Es grüßt Dich herzlich und wünscht Dir Gottes Segen, amos.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 07. November 2019, 07:51:04
2. Jesus teilt uns das göttliche Leben mit.

Wenn auch über allem, ist Jesus keineswegs alleinstehend. Im Liebesübermaß hat ihn der Vater zum Erstgeborenen einer Schar von Brüdern und Schwestern bestimmt, zum Haupte eines unermeßlichen Organismus, dessen Glieder wir sind, "Er ist das Haupt des Leibes, der Kirche". Was er empfangen hat, will er uns weitergeben. Das Leben, das sich aus dem Schoße der göttlichen Dreieinigkeit in seine heilige Menschheit ergießt, flutet aufs neue, strömt über und pflanzt sich fort. Vom Haupte senkt es sich herab in die Glieder, in den durch die Gläubigen gebildeten geheimnisvollen Leib. Und so nehmen wir unsererseits teil an dem inneren Leben der drei göttlichen Personen, an ihrem Licht, ihrer Liebe.
Das ist das Geheimnis der Aus-und Mitteilung des übernatürlichen Lebens, ein Geheimnis, das mehr als alles andere die Herrlichkeit der Gnade offenbart und den heiligen Paulus zu ergreifendem Lobpreis hinriß. Dieses Geheimnis zu verkünden, wird der Apostel nicht müde; er nennt es das Geheimnis Christi... "Das Geheimnis, das seit Jahrhunderten durch alle Geschlechter verborgen geblieben, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist.... Christus in eurer Mitte".
Das ist der erhabene, aus Jesus und der Kirche gebildete Christus, - aus Jesus und der ergänzenden Kirche, aus dem mit seinen Gläubigen so innigst vereinten Jesus, daß er mit ihnen nur einen einzigen Leib bildet, der von dem gleichen, in Haupt und Gliedern strömenden Leben belebt wird. Denn sein göttliches Leben ergießt er in uns, macht es zu dem unsrigen. "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige". Der Rebstock und die Rebzweige sind ein Wesen, nähren sich gegenseitig, wirken zusammen und bringen dieselben Früchte hervor, weil sie von demselben Safte gespeist werden.
So sind Jesus und die Gläubigen zu einem Leibe vereint. Das göttliche Leben: erleuchtendes Licht, entflammende Liebe, das Jesus in seiner ganzen Fülle genießt und das die Wonne seiner heiligen Menschheit ausmacht, läßt er derart seine Glieder durchkreisen und durchdringen, daß in Jesus und in uns, in seiner und in unserer Seele, in seinem und in unserem Herzen dasselbe Leben herrscht, dieselbe Gnade, dieselbe Liebesvereinigung mit dem Vater in der Einigkeit des Hl. Geistes.


3. In Christus bleiben.

Man sieht: praktisch ist das ganze christliche Leben, die ganze Heiligkeit auf die engste Vereinigung mit Jesus zurückzuführen. "Bleibt in mir, und ich bleibe in euch. Wie der Rebzweig aus sich, wenn er nicht am Weinstock bleibt, keine Frucht bringen kann, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.... Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt viele Frucht; getrennt von mir vermögt ihr nichts". Also heißt die große christliche Pflicht: in Christus bleiben.
In Christus leben, umfaßt alles, erleichtert alles, bringt den Christen in die richtigen Beziehungen zu Gott und erlaubt ihm, seine Berufung zu verwirklichen, die in den kurzen Worten umschrieben ist: durch Christus in engste Beziehung treten zu Gott-Vater in dem Hl. Geist, dem ewigen Liebesziel.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 07. November 2019, 08:32:28
4. Wie sollen wir uns mit Christus vereinigen und in ihm bleiben?

Durch die Taufe treten wir zuerst in Gemeinschaft mit Christus. "Durch die Taufe werden wir Christus einverleibt", sagt der hl. Thomas. Es folgt daraus, daß die ganze Lebens-,Gnaden- und Tugendfülle, die in ihm ist, in uns eindringt: es ist ordnungsgemäß, daß das Leben vom Haupt in die Glieder hinabsteigt. "Aus seiner Fülle haben wir alle geschöpft".
Die Firmung stärkt, entwickelt und vollendet die durch das Sakrament der Wiedergeburt zustandegekommene übernatürliche Vereinigung. Indem sie uns "mit dem Geiste Christi durchtränkt", führt sie unser geistliches Wachstum zur Reife und befähigt uns, männlich in der übernatürlichen Ordnung zu kämpfen, den in der Taufe empfangenen Glauben mutig zu bekennen und zu verteidigen. "Dieses Sakrament", sagt der hl. Thomas, "erhöht und vollendet unser geistliches Leben in Bezug auf die äußeren Kämpfe gegen die Feinde Christi. Aber es bedarf noch der Erhöhung und Vollendung, damit der Mensch in sich selbst durch seine innige Gottesgemeinschaft vollkommen werde: Das ist das Werk der Eucharistie".
Unsere in der Taufe begonnene, in der Firmung enger geschlossene Vereinigung mit Christus wird im Augenblick der Kommunion vollendet.
Nur ein einziges Mal empfangen wir die Taufe und die Firmung, und wir können leider das Leben, womit sie uns bereichert haben, - verlieren. Jedenfalls ist dieses Leben der Gefahr der Schwächung ausgesetzt; es ist sogar zu gewiß, daß es häufige Schwächungen durch unsere täglichen Fehler erleidet. Wird es nun durch die täglichen Schwächungen letztlich dahinschwinden? - Nein. Um es zu stärken, hat der Herr das Altarsakrament eingesetzt, das wunderbarste von allen Sakramenten, worin alle anderen ihre Vollendung und Krönung finden.
Sein Doppelziel besteht darin, uns zur letzten Vollendung zu führen und unsere Vereinigung mit Christus zu erhalten. Mehr als alle ist es das Sakrament des Lebens, denn es ist eine Nahrung, die wir täglich empfangen können, ein lebendiges Brot, eigens dazu gestiftet, um uns das ewige Leben, das Leben Gottes, mitzuteilen. Alles, was das materielle Brot für das körperliche Leben bedeutet, wirkt dieses lebendige Brot für das übernatürliche Leben: es ergänzt, erhält, stärkt, erneut, erfreut.
Das ganze Geheimnis Christi gipfelt in der Menschwerdung, in der Erlösung, in der heiligen Kommunion. Von den Höhen der hhl. Dreifaltigkeit steigt das menschgewordene Wort in der Eucharistie hinab zum Menschen, damit der Mensch durch die Kommunion emporsteige zu seinem letzten Ziel, der hhl. Dreifaltigkeit.
Von der Dreifaltigkeit zur Kommunion: das ist der Weg, den Christus durcheilt, um das Werk der Ausgießung des göttlichen Lebens zu vollenden - absteigender Weg der göttlichen Liebe zum Menschen, den sie retten will.
Von der Kommunion zur Dreifaltigkeit: das ist der Weg, den der geläuterte und gestärkte Mensch in Übereinstimmung mit Christus, seinem Weggenossen, zurücklegen muß, um zur Teilnahme am höchsten Gut zu gelangen - aufsteigender Weg der menschlichen Liebe zu Gott, der ihn an sich zieht zur unerschöpflichen Glückseligkeit in der Anschauung Gottes.


Sagen wir mit Freuden dem Vater Dank dafür, daß er uns 'befähigt hat, am Erbe seiner Heiligen im Lichte teilzunehmen'. Er hat uns der Gewalt der Finsternis entrissen und in das Reich seines geliebten Sohnes versetzt. Er ist das Ebenbild Gottes des Unsichtbaren, der Erstgeborene vor aller Schöpfung; denn in ihm ist alles erschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, Sichtbares und Unsichtbares, seien es Throne oder Fürstentümer, Herrschaften oder Mächte: alles ist durch ihn und für ihn erschaffen. Er ist vor allem, und alles hat in ihm seinen Bestand.
Er ist das Haupt des Leibes, der Kirche. Er ist der Anfang, der Erstgeborene unter den Toten, um in allem den Vorrang zu haben. Es gefiel Gott, die ganze Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles mit sich zu versöhnen, alles auf Erden und alles im Himmel, indem er durch sein Blut am Kreuze Frieden stiftete.
Auch euch, die ihr nicht Gott entfremdet und durch eure bösen Werke mit ihm verfeindet wart, hat er jetzt durch den Tod seines menschlichen Leibes versöhnt, um euch heilig, fehlerlos und untadelig vor ihm darzustellen. Doch müßt ihr unverrückbar fest im Glauben gegründet sein und von der Hoffnung des Evangeliums nicht abweichen".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 07. November 2019, 15:48:17
II. Die eucharistische Vereinigung.

1. Christus schenkt sich uns hauptsächlich durch die Kommunion.

In der Praxis des täglichen Lebens vereinigen wir uns vornehmlich durch die heilige Kommunion mit Christus. Das große Mittel, uns mit göttlichen Leben zu bereichern, ist der Genuß des Lebensbrotes.
Im Augenblick des Genusses vollzieht sich eine wunderbare Vereinigung, unvergleichbar allen irdischen Vereinigungen, auch den allerinnigsten. Um einen Vergleich zu finden, müssen wir mit dem hl. Johannes Chrysostomus hinaufsteigen bis zu der Vereinigung der beiden Naturen in Christus und sagen: durch die Eucharistie sind wir mit Jesus vereint, wie seine heilige Menschheit vereinigt ist mit dem Worte.
Gewiß, das Dasein Jesu und das unsere bleiben voneinander unterschieden wie seine Natur von unserer Natur, wie seine Seele von unserer Seele. Und doch besteht eine unvergleichliche Liebeseinheit.
Um uns eine Vorstellung von dieser Einswerdung Christi und des Menschen zu geben, greifen die Kirchenväter zu packenden Vergleichen. "Gieße geschmolzenes Wachs in ein anderes Wachs," sagt der hl. Cyrill von Jerusalem, "so durchdringen sie sich gegenseitig gänzlich. Ebenso wenn jemand den Leib und das Blut des Herrn empfängt, ist die Vereinigung derart, daß Christus in ihm und er in Christus aufgeht.... Wir haben denselben Leib und dasselbe Blut." Der hl. Cyprian fügt hinzu: "Unsere Vereinigung mit ihm vereinigt die Meinungen und die Willen."
In der Tat, im Augenblick der Kommunion tritt Christus solchermaßen in unser Herz und in unsere Seele ein, daß unsere Neigungen und unsere Gedanken seine Neigungen und seine Gedanken genannt werden können. Er hat sie zuerst selbst. Dann teilt er sie uns mit nach dem augenblicklichen Grade unserer Liebe.
Wenn eine Seele nur wenig Liebe hat, ist Jesus wohl gezwungen, sich der Enge dieser Seele anzupassen und seine Gaben zu beschränken. Aber der von allen Geschöpfen und sich selbst losgelösten Seele, die sich ohne Vorbehalt hingibt, der geläuterten Seele, die sich gänzlich dem Einflusse der Hostie öffnet, gibt sich dagegen Jesus, wie nur Gott allein sich zu geben vermag. Es entsteht ein Liebesaustausch, eine Gütergemeinschaft, eine Liebeseinheit, die über jeden menschlichen Ausdruck erhaben ist. Die von Jesus durchdrungene Seele wird wie ein fruchtbares Erdreich, dem Blüten und Früchte entsprießen. Sie faßt lichtvolle Gedanken, bringt glühende Liebesakte hervor.
Gehören diese uns? - Ja, denn sie kommen aus unserem Erkennen und unserem Herzen, aber aus unserem mit Jesu Erkennen geeinten Erkennen, aus unserem mit seinem Herzen geeinten Herzen, so daß sie ihm gehören, wie sie uns gehören. Gemeinsam beten wir an, gemeinsam lieben wir und sagen wir Dank, gemeinsam opfern wir uns dem himmlischen Vater. Seine Liebe und unsere Liebe, sein Denken und unser Denken steigen miteinander vereint hinauf, wie zwei in demselben Rauchgefäß verbrannte Weihrauchkörner nur einen einzigen Duft zum Himmel hauchen.

Göttliches Wort, wie der Vater von Ewigkeit her dich durchdringt, so daß er dich ganz erfüllt und ganz in dir ist, so, o mein Jesus, erfasse mich und vollziehe Ähnliches in mir durch ein innerstes Durchdringen meiner selbst."
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 07. November 2019, 15:58:35
Vergelt´s Gott amos!
Ja, den Segen Gottes können wir alle sehr gebrauchen!
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 08. November 2019, 07:53:15
Gelobt sei Jesus Christus!

Lieber Caelum, es ist alles so schön was Du schreibst.
Alles ist wahr, berührt die Seele und berauscht in den
Gnaden Gottes. Gibt unendlich viel Frieden, Zuversicht
und Hoffnung in den Herzen der Menschen -
Bewahre uns die Quelle aus der Du uns gibst -
GOTTES LIEBE!

Es grüßt Dich herzlich und wünscht Dir Gottes Segen, amos.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 08. November 2019, 08:14:02
2. Die Kommunion schenkt uns Christus ganz.

Im Augenblick der Kommunion sind wir wirklich im Besitz des Lebens. Wir besitzen das fleischgewordene Wort ganz und gar, mit allem, was es ist, und mit allem, was es tut, Jesus, Mensch und Gott, alle Gnaden seiner Menschheit und alle Schätze seiner Gottheit, oder um mit dem heiligen Paulus zu sprechen: "den unergründlichen Reichtum Christi".
Jesus ist in uns als Mensch. Die Kommunion ergießt also in uns das wirkliche, himmlische, ganz glorreiche Leben seiner hl. Menschheit, seines Herzens, seiner Seele. Im Himmel sind die Engel von Glück überflutet durch die Ausstrahlung dieses Lebens. Auf Erden haben einige Heilige den verklärten Leib Jesu geschaut. "Es war eine Schönheit, die das menschliche Wort ersterben läßt", erzählt die selige Angela von Foligno, der nach ihrer Vision "eine grenzenlose Freude" verblieb, "ein erhabenes Licht, ein Seligsein beglückender als alles Beglückende". - Und dieser verklärte Leib, der durchpulst ist von einem Herzen, das einen Abgrund von Liebe darstellt; der belebt ist von einer unsagbar schönen, heiligen, lichtglänzenden, leben- und gnadendurchfluteten, friede- und freudeatmenden Seele, dieses Heiligtum und Paradies der Gottheit wird unser Festmahl.
Jesus kommt zu uns als Gott. Das ist der Gipfel der göttlichen Großmut. "Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, liebte er sie bis ans Ende", bis zu den letzten Forderungen und bis zu den letzten Möglichkeiten der Liebe. Wir nehmen also an dem göttlichen Leben Jesu teil, an seinem Leben als Wort, als einzigem Sohn des Vaters.
Er sagt es uns selbst, daß er durch den Vater lebe. Ewig gibt der Vater das Leben, das in seinem Schoße ist, dem Sohne. Er gibt es ihm gänzlich, ohne Schranken, mit solcher Liebesgroßmut, daß sie, obgleich unterschieden bleibend, nur eine Gottheit bilden mit demselben Leben, derselben Fülle an Liebe, Freude, Frieden.
Dieses Leben empfangen wir.

Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 08. November 2019, 09:38:38
3. Die Kommunion schenkt uns die drei göttlichen Personen.

Das Wort kommt zu uns. Aber es kommt nicht allein. "Ich bin in meinem Vater, und mein Vater ist in mir". Da, wo Jesus ist - beglückender Gedanke! - ist auch der Vater: "Der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen". Und da, wo der Vater und der Sohn sind, da ist auch der Hl. Geist. Die ganze hhl. Dreifaltigkeit wohnt in dem Herzen des Kommunizierenden. Jesus hat es uns angekündigt: "Wer mich liebt... den wird mein Vater lieben, zu dem werden wir kommen und Wohnung bei ihm zu nehmen".
Unsere Seele wird ein Heiligtumszeuge unaussprechlicher Wunder. Denn die drei göttlichen Personen bleiben nicht untätig in dem Kommunizierenden: der Vater zeugt daselbst seinen Sohn, der Vater und der Sohn brauchen dort den Hl. Geist.
Ewig spricht der Vater ein ihm ähnliches und gleiches Wort aus, worin er sich ganz ausdrückt, ein wesenhaftes, lebendiges Wort, sein Wort. Indem er dieses Wort vernimmt, sein Bild, sein Licht, seinen Gedanken, seine Glorie, die Form seines Antlitzes, den gleichwertigen Abglanz seiner Vollkommenheiten, den lebendigen Spiegel seines Wesens und die Frucht seiner Liebe schaut, liebt er dieses sein Wort mit grenzenloser Liebe. Das Wort antwortet dem Vater mit der gleichen ewigen und unendlichen Liebe. Einzige Liebe, obwohl gegenseitig; lebendige und wesenhafte Liebe, Umarmung, Band, unaussprechliche Hauchung, die sie in der Einheit des Hl. Geistes gleichsam vollendet.
Das ist das große Geheimnis, dessen Betrachtung die Engel mit Herrlichkeit, Schönheit, Glück überflutet. Diese Machtvollen Intelligenzen, die mit einem Schlag die Tiefen der ganzen Schöpfung erkennen, können das Geheimnis der drei göttlichen Personen ewig anschauen, ohne daß sie ihren Hunger und ihren Durst jemals stillen. Ihr tiefer , rascher Blick entdeckt in dem Abgrund des göttlichen Lebens unaufhörlich neue Vollkommenheiten, die sie mit Entzücken schauen und mit Jubel besingen.
Das ist das Geheimnis, das uns die Kommunion schenkt.
Zwar sind wir zu jeder Zeit, "Tempel des lebendigen Gottes", "weil durch die Gnade", wie der hl. Thomas sagt, "die ganze hhl. Dreifaltigkeit Gast der Seele ist".
Und doch ist dies noch mehr der Fall im Augenblick der Kommunion, weil in diesem Augenblick Jesus als das "Brot des Lebens" kommt, ausdrücklich, um dieses Leben, das er vom Vater hat, mitzuteilen: "Wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit".
Aber wie wird er leben? "Wie ich, vom lebendigen Vater gesandt, durch den Vater lebe, so wird auch der, welcher mich ißt, durch mich leben".
Die Seele des Kommunizierenden wird gleichsam der Himmel der hhl. Dreifaltigkeit. Wie im Himmel spricht der Vater in meiner Seele sein ewiges Wort aus, zeugt er seinen Sohn, indem er ihn mir schenkt: "Heute habe ich dich gezeugt" ... "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen". - Vater und Sohn tauschen jetzt in meiner Seele ihre gegenseitige Liebe aus, halten sich in jener unbeschreiblichen Umarmung umfangen, ihre Liebe haucht sich aus in jenem glühenden Hauch, jenem Flammenmeer, das der Hl. Geist ist.

O ewiger Gott, allmächtiger Vater, glühende Liebesflamme, mein Gott, mein Gott! Das Geschenk, das du den Menschen machtest, zeigt deine Güte und Größe. Dieses Geschenk bist du ganz, du, die unendliche, ewige Dreifaltigkeit.
Und der Ort, wo du dich gewürdigt hast, herabzusteigen, um dich zu schenken, ist der Stall unserer Menschlichkeit, der zur Höhle von Tieren, d.h. von Todsünden geworden ist...
Ewige Dreifaltigkeit, meine süße Liebe, du, das wahre Licht, gib uns Licht; du, die Weisheit, gib uns Weisheit; du, die unendliche Kraft, gib uns Kraft! Zerstreue, ich beschwöre dich, unsere Finsternis, damit wir dich vollkommen erkennen können und deiner Wahrheit in der Einfalt und Aufrichtigkeit unseres Herzens folgen!"
(Hl. Katharina von Siena)
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 08. November 2019, 11:02:13
CAELUM = HIMMEL

...für uns alle ist zuletzt der
Himmel das einzige, was unserm
gefährdeten, von allem bösen
Schicksal umdrohten Leben Sinn
geben kann.
(Josef Thomè, 1891 - 1980)
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 08. November 2019, 13:38:01
4. Die Kommunion verbindet uns mit dem innersten Leben der hhl. Dreifaltigkeit.

Diesem Leben: den unaussprechlichen Liebesbeziehungen der drei göttlichen Personen, werde ich verbunden.
Jesus zieht mich hinein in seine Kindesliebe zum Vater. Er läßt mich in sein Herz eintreten, umhüllt mich mit seiner liebesflammenen Seele, damit ich in ihm, mit ihm und durch ihn seinen Vater liebe, der auch mein Vater ist. Er lehrt mich, ihn anzubeten, zu loben, zu lieben, mich ihn hinzugeben, wie er selbst sich hingibt, mit ihm zu sagen: "Siehe, ich komme" ... "In deine Hände befehle ich meinen Geist". Und Jesus bittet seinen Vater, mich in das Liebesgeheimnis der drei göttlichen Personen aufzunehmen: "Ich bitte... so sollen auch sie in uns sein".
Der Vater seinerseits begreift mich um seines Sohnes willen in sein unendliches Wohlgefallen ein. "Niemand kann zu mir kommen," sagt Jesus, "wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht".
Und mit welcher Liebe! Mit einer namenlosen Liebe, die alles Maß überschreitet. Und Jesus erbittet und erhält meine Teilnahme an dieser unaussprechlichen Liebe... "damit die Liebe, mit der du mich liebtest, in ihnen sei und ich in ihnen."
Auf diese Weise durch Christus zum Vater und durch den Vater zu Christus geführt, in ihre gegenseitige Liebe hineingezogen, bin ich in dem Heiligen Geiste, der ewigen Liebesbewegung zwischen Vater und Sohn.
Im Hl. Geiste, o Vater, führst du mich zu Jesus.
Im Hl. Geiste, o Jesus, führst du mich zum Vater: er ist eure Gabe. Weil der Hl. Geist eure Vereinigung und Vollendung ist, das Siegel eurer Einheit, ist er auch meine Vereinigung, meine Vollendung, das Siegel meiner Einheit in euch. -
"Er wird euch alles lehren". Er vollendet meine Hingabe. Indem er dich anzieht, o Vater, zieht er auch mich zu Jesus. Er zieht mich an und ergreift Besitz von mir. Er macht mich eines mit dir, o Gott Vater, und mit dir, o Gott Sohn. Durch ihn vollendet sich die Verwirklichung deines hohenpriesterlichen Gebetes, o Jesus, angebeteter Meister:
"Doch nicht allein für sie bitte ich, sondern auch für jene, die durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du Vater, in mir bist und ich in dir bin; so sollen auch sie in uns sein... Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind. Ich werde in ihnen sein, wie du in mir bist, auf daß sie vollkommen eins seien, damit die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast".
Der Herr sagte zur seligen Angela von Foligno: "Wenn jemand mich in seiner Seele zu besitzen wünscht, werde ich mich ihm nicht entziehen. Wenn jemand mich zu schauen wünscht, werde ich ihm mit Wonne den Anblick meines Antlitzes gewähren. Wenn jemand mit mir zu sprechen wünscht, werden wir uns mit unermeßlicher Freude miteinander unterreden."
Somit kann man das, was der heilige Thomas von der Vereinigung durch die Gnade schreibt, mit noch viel größerem Rechte von der eucharistischen Vereinigung aussagen: "Sie ist der Anfang der ewigen Glückseligkeit."
Der Herr hat gesagt: "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben".
Da sie denselben Gott empfangen, haben die Seligen im Himmel und die Christen auf Erden ein nämliches Leben. Die Seligen besitzen Gott durch die Anschauung, wir besitzen ihn durch den Glauben. Aber die Kommunion gibt ihn uns wie die Anschauung unmittelbar, vollständig ohne ein anderes Hindernis als dasjenige unserer Sünden und unserer Lauigkeit. Wenn unser Glaube lebendig genug wäre, diese Lauigkeit auszuscheiden, wenn unsere Liebe glühend genug wäre, jedes Hindernis zu entfernen und der Hostie jene Aufnahme zu bereiten, den die Läuterung des Fegfeuers dem ewigen Schauen bereitet: die Wirkungen würden fast dieselben sein. Gesättigt vom eucharistischen Leben, würden die pilgernden Christen durch die Kommunion in Gott umgewandelt werden wie die Auserwählten durch die Glorie.
Scheint es nicht fast, als ob Gott, wie von einer anbetungswürdigen Ungeduld erfaßt, es sozusagen nicht erwarten könnte, bis für jeden von uns die Stunde der glückseligen Vereinigung schlägt? Die göttliche Liebe beeilt sich, die Vereinigung einzuleiten, die nicht enden soll. Sie macht sich zu Brot, zu Wein. Und sie sagt zu uns: Ich bin die Nahrung großer Seelen: glaub und iß, denn du wirst mich nicht in dich verwandeln wie die Nahrung deines Körpers; du wirst vielmehr in mich verwandelt werden.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 08. November 2019, 15:59:02
III. Die Fortdauer der eucharistischen Vereinigung

Aber dauert diese eucharistische Vereinigung an?
Die Kommunion ist ein Akt, und jeder Akt ist vorübergehend. Sind wir nun der Gegenwart des Herrn beraubt, sobald die heiligen Gestalten aufhören zu bestehen? Und besteht diese unaussprechliche Vereinigung nur für einige Minuten?
Die Kirche leitet uns doch an, ihre Fortdauer zu wünschen, indem sie uns im Augenblick der Kommunion das wunderbare Gebet auf die Lippen legt: "Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, der du nach dem Willen des Vaters und unter Mitwirkung des Hl. Geistes gestorben bist, um der Welt das Leben wiederzugeben, befreie mich durch deinen heiligsten Leib und dein heiligstes Blut vor allen meinen Sünden und von allem Bösen. Gib, daß ich allzeit deinem Willen anhange und laß nicht zu, daß ich mich von dir trenne, o Gott, der du mit dem Vater und dem Hl. Geist regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit." "Daß ich nicht von dir getrennt werde!" Das ist das Gebet jeder liebenden Seele. Denn die Liebe verlangt Dauer. Alles, was vergeht, mag es noch so groß sein, läßt unbefriedigt. Die Seele, die mit Eifer kommuniziert hat und in das Innere des eucharistischen Geheimnisses eingedrungen ist, fühlt, wie ein unstillbares Verlangen nach der Hostie sich in ihr entfacht. Obwohl ihr die Kommunion jeden Morgen freudige Beglückung bringt, genügt sie doch nicht mehr ihrem Verlangen: sie dürstet nach der beständigen Kommunion, der unaufhörlichen Vereinigung mit dem eucharistischen Geheimnis.
Diejenigen, die dich essen, leiden noch Hunger, - diejenigen, die dich trinken, seufzen vor Durst: - sie können nichts anderes mehr wünschen, - als Jesus, Geliebter nur dich.
Ist es nicht ein Übermaß, auf eine beständig wirkliche Vereinigung mit Jesus in der Hostie zu sinnen, auf einen Dauerbesitz seiner anbetungswürdigen Menschheit?
Nein, denn der Herr selbst läßt diese außerordentlichen Wünsche entstehen und bekräftigt sie: "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm".

a. Unsere Vereinigung mit der heiligen Menschheit Jesu.

Fortdauer der eucharistischen Vereinigung ist möglich und wirklich. Selbst, nachdem die heiligen Gestalten nicht mehr bestehen, bleibt der Kommunizierende mit der heiligen Menschheit Jesu eng verbunden.
Aber es ist von Wichtigkeit, diese Vereinigung wohl zu verstehen:
Die heilige Menschheit ist im Himmel und im Tabernakel. Nach ihrer glorreichen Seinsweise ist sie nur im Himmel, nach ihrer eucharistischen Seinsweise nur im Tabernakel. So die Lehre der Theologie.
Gewiß, sobald die Gestalten nicht mehr im Kommunizierenden bestehen, hört die heilige Menschheit auf, im eucharistischen Zustand in ihm zu sein. Das unterliegt keinem Zweifel, und es wäre ein Irrtum, die gewöhnliche Gegenwart der heiligen Menschheit in unsren Herzen mit ihrer Gegenwart in der konsekrierten Hostie gleichzusetzen. Und doch kann man sagen, daß wir in beständiger Vereinigung mit der Menschheit unseres Herrn bleiben; denn wenn sie auch nicht in uns verbleibt nach ihrem Wesen, so bleibt sie doch durch die Ausstrahlung ihrer Liebe, durch die Berührung mit ihrer Kraft, durch das Licht und die Gnaden, die sie unaufhörlich vom Tabernakel entsendet.
Der ewige Vater sagte zur hl. Katharina von Siena: "Betrachte, welche Auszeichnung die Seele erfährt, die geziemend dieses Lebensbrot empfängt, diese Nahrung der Engel. Indem sie dieses Sakrament empfängt, bleibt sie in mir und ich in ihr. Wie der Fisch im Meere ist und das Meer im Fisch, so bin ich in der Seele, und so ist die Seele in mir, dem Ozean des Friedens. Die Gnade dieser Kommunion bleibt, denn nachdem das Lebensbrot im Stande der Gnade empfangen worden ist, erntet die Seele die Gnade, wenn die Gestalten aufhören. Ich hinterlasse den Eindruck der Gnade ähnlich wie das dem erwärmten Wachs aufgedrückte Siegel seinen Abdruck hinterläßt, sobald man es zurückzieht. Auf gleiche Weise wirkt die Kraft dieses Sakramentes in der Seele, wo sie die Glut meiner göttlichen Liebe, die Güte des Hl. Geistes mit dem Lichte der Weisheit, meines einzigen Sohnes, hinterläßt."
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 09. November 2019, 12:16:22
1. Unsere Vereinigung mit der heiligen Menschheit kraft ihrer Verdienste und ihrer Liebe.

Die heilige Menschheit ist immer in mir gegenwärtig durch die unaufhörliche Wirksamkeit ihrer Verdienste und durch die fortwährende Ausstrahlung ihrer Liebe.
Christus, sagt der hl. Paulus, "lebt ja immerdar, um für sie (die Seelen) einzutreten".
Im Himmel und im Tabernakel bittet er unaufhörlich seinen Vater, indem er ihm seine Verdienste darbietet. Er zeigt die Menschheit, die er angenommen hat; seine Wunden, die Ehrenmale seines Opfers; den glühenden Wunsch nach unserem Heile, der seine Seele verzehrt. Ein Wunsch, der mehr ist als ein Gebet: eine Geltendmachung seiner ewigen Rechte, ein Wunsch, der augenblicklich erhört wird.
Er bittet für alle, die er erkauft hat, für alle und für jeden insbesondere. Denn für jeden hat er einen Blick, einen besonderen Liebesgruß. "Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne".
Aus dem Tabernakel schaut mich Christus ohne Unterlaß an mit einem Blick, der bis auf den Grund dringt, mit einem aufmerkenden und liebevollen Blick. "Ein Zeichen ist über uns das Licht deines Angesichtes, o Gott!"
Keiner meiner Gedanken, keine meiner Handlungen entgeht Jesus. Nicht ein Wunsch, den Jesus nicht besser kennt als ich selbst. Er ist sich bewußt aller meiner Zustände, aller meiner Bedürfnisse, aller meiner Gefahren, aller meiner Strebungen. Nicht bloß, um Zeuge zu sein, sondern um mittels seiner heiligen Menschheit mir die notwendige Gnade zu allem zu geben.
In jedem Augenblick liebt er mich. Und mit welcher Liebe! Ganz gewiß: die unerschaffene Liebe des Wortes folgt uns überall hin, und es liegt eine unbeschreibliche Ruhe in der Erkenntnis beschlossen, daß wir immer in dieser Liebe sind und uns niemals daraus entfernen können.
Aber ebenso sehr liebt uns Christus als Mensch. Vom Tabernakel aus ergießt er die Fluten seiner Zärtlichkeit über mich. Er umhüllt mich mit Liebe, mit unversieglicher Liebe. Nicht einen Augenblick kann ich sagen: Jetzt denkt Jesus nicht an mich. - Selbst in der Nacht bewacht er meinen Schlaf. "Der Herr schaut auf euren Weg". Mit einer Liebe, die sich nicht entmutigen läßt: ich kann ihn wohl vergessen und beleidigen, er fährt fort, mir seine Gnaden auszuteilen.
Mit einer Liebe des Beistandes und der Zärtlichkeit, mit der Liebe des Freundes, des Bruders, des Bräutigams. Tag und Nacht bin ich unter der Einwirkung des Blickes und der Liebe Jesu.
Ist sie nicht schon köstlich, diese Vereinigung Jesu und der Seele, wie sie die unaufhörliche Liebesausstrahlung des Herzens Jesu hervorhebt?
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 09. November 2019, 12:42:43
Gelobt sei Jesus Christus!

Ja, lieber Caelum, wie wahr, wie wahr und unermeßlich groß und allmächtig in der Liebe Gottes -

Nach dem Empfang der Heiligen Kommunion bete ich:

Dich liebt o Gott mein ganzes Herz,
und dies ist mir der größte Schmerz,
daß ich erzürnt dich höchstes Gut,
ach wasch mich rein in deinem Blut.
Das ich gesündigt ist mir leid, zu bessern
mich bin ich bereit. Verzeih o Gott, mein
Herr verzeih, und wahre Buße mir verleih.
Amen.


Herr, erbarme dich meiner. Christus erbarme dich meiner. Herr, erbarme dich meiner -
Hoch gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.
Halleluja. Halleluja.Halleluja.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 09. November 2019, 12:49:44
2. Unsere Vereinigung mit der heiligen Menschheit infolge ihrer Lebensäußerung.

Eine Gegenwart der hl. Menschheit ist von einer noch innigeren Wirksamkeit: ihre geheimnisvolle Gegenwart durch ihre Lebensäußerung.
"Ich bin das Leben", sagt Jesus. Als er sich in den Tagen seines sterblichen Lebens den Menschen zeigte, ließ seine heilige Menschheit oft ihre wunderbare Macht aufleuchten; ihre Berührung genügte, um die größten Dinge zu veranlassen: "Eine Kraft ging von ihm aus und machte alle gesund". Weit entfernt, geschwächt zu sein, kennt ihre Kraft auch heute noch weder Hinternis noch Unterbrechung. Auf alle und in jedem Augenblick ist sie wirksam. Jeder von uns ist in der glücklichen Unmöglichkeit, ihrer Wirksamkeit zu entrinnen, oder "der Berührung mit ihrer Kraft", wie die Theologen sagen.
Die hl. Menschheit ist der Mittelpunkt der übernatürlichen Welt, die Sonne, die jeden Geist erleuchtet, die übernatürliche Atmosphäre, außerhalb derer kein Leben, kein Licht, keine Sicherheit, keine Verbindung mit Gott möglich ist. Über alle Kreatur gesetzt, in unmittelbarer Berührung mit der Gottheit, unermeßlich vom göttlichen Leben überflutet, wird die hl. Menschheit selbst Lebensquell, Ausgangspunkt aller göttlichen Ergießungen. Sie neigt sich zu den Geschöpfen, und schon entquillt der Seele und dem Herzen Jesu in großen Wogen, in Licht- und Liebesflut das Leben, das von Stufe zu Stufe herniederströmt auf alle Auserwählten bis ans Ende der Welt, um mit Licht und Freude alle Kinder Gottes zu erfüllen.
Ebenso, d.h. wie eine Sonne ihre Strahlen versendet, wie eine übervolle Quelle ihre wallende Flut überfließen läßt, ergießt sich das Herz Jesu jederzeit in grenzenloser Gnadenausgießung. Diese beseligt zunächst die Himmel, dann breitet sie sich in den sieben Strömen der hl. Sakramente und in tausend anderen von diesem Liebesozean ausgehenden Kanälen über die Erde aus, um die Auserwählten zu heiligen und die Tugenden zum Blühen zu bringen, die das christliche Leben kundgeben.
Auf Kalvaria hat uns die hl. Menschheit das Leben verdient; jetzt teilt sie es uns aus. "Einem jeden von uns ist die Gnade in dem Maße verliehen, in dem Christus sie ausgeteilt hat". Was sind die hl. Sakramente, wenn nicht die um die Heiligung der Menschen sich mühende hl. Menschheit?
Selbst außerhalb der hl. Sakramente immer tätig, hört sie nicht auf, durch innere Erleuchtungen und wirksame Anregungen unmittelbar auf die Seelen einzuwirken. Wenn ich im Stande der Gnade bin, bin ich es ihredwegen und durch sie. Keine übernatürliche Hilfe erreicht mich ohne ihr Herz, kein Strahl göttlichen Lichtes ohne ihre Seele. Ich kann nichts tun ohne sie, nicht einen guten Gedanken fassen, nicht einmal sagen: "Herr Jesus". Sie ist der Urgrund meiner übernatürlichen Betätigung, meines Fortschrittes, meiner Entfaltung in Gott. In seinem Anfang undin seiner Ausdehnung entspringt mein Leben dieser Quelle. Wenn die hl. Menschheit Jesu sich zurückzöge oder ich mich ihrer Wirkung entzöge, würde ich unverzüglich dem Tode verfallen. "Wie das Haupt den Gliedern befiehlt," sagt das Konzil von Trient, "wie der Weinstock mit seinem Saft alle Zweige durchdringt, so übt Jesus Christus in jedem Augenblick seinen Einfluß auf alle Gerechten aus. Dieser Einfluß geht all ihren guten Werken voraus, begleitet und vollendet sie und macht sie vor Gott wohlgefällig und verdienstlich". Der Apostel hat das mit dem Worte gesagt: "Christus vita vestra", Christus ist euer Leben; er ist die Triebfeder eures Lebens, "quia ipse est actor vitae vestrae".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 09. November 2019, 13:05:51
In Ewigkeit, Amen.
Das ist ein sehr schönes Gebet, amos.
Nach der hl. Kommunion bete ich:
"Im Namen aller und für alle Menschen opfere ich die hl. Kommunion durch das Mutterherz Mariens, mit dem hl. Josef, mit dem ganzen Himmel und den Armen Seelen dem himmlischen Vater auf für die Bekehrung der Sünder und für alle Menschen auf der ganzen Welt. Besonders opfere ich die hl. Kommunion für jede Arme Seele im Fegfeuer auf, damit ihre Leiden gelindert werden und sie bald in den Himmel eingehen dürfen. Amen.

Was mir auch besonders wichtig ist: bevor ich den Leib des Herrn empfange, bitte ich immer die Muttergottes, sie möge mich begleiten wenn ich zum Tisch des Herrn gehe, um den Leib Christi zu empfangen.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 09. November 2019, 14:58:50
Gelobt sei Jesus Christus!

Nun, aus der Betrachtung des Beters, und aus tiefster Seele gebetet, sind alle Gebete schön und erbauend.
Ich glaube mein Kommunion-Gebet ist ein "Kindergebet" und ich habe es erstmalig zu meiner ersten Heiligen Kommunion gebetet (1 948?)
Na ja, dann paßt es ja zu mir, da ich mir bis heute, doch noch  mein kindliches Gemüt bewahrt habe -
Das ist auch gut so, weil ich somit doch vieles in meinem bisherigen Leben besser verstehen konnte.
Übrigens meine Erstkommunion war mein schönstes und größtes Erlebnis!
Es ist so ein überwältigender Eingriff in das Leben eines jungen Menschen, daß man so etwas niemals vergißt!Man weint, weil man glücklich ist - Glücklich, mit Jesus Christus im Herzen...
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 09. November 2019, 16:56:21
Lieber Caelum, Dein Gebet zur Heiligen Kommunion gefällt mir!
 Besonders gefällt mir, daß in diesem Gebet an die Armen Seelen
und an die Menschen auf der ganzen Welt gedacht wird.
Wobei wir hierbei, wie Du sehr schön schreibst, nicht die Muttergottes
als unsere große Fürsprecherin vergessen dürfen.
Die Mutter Gottes ist für mich derSchlüssel zu den Gnaden Gottes.
Sie ist meine Mutter; ihr kann ich mich anvertrauen mit meinen Bitten.
Abends bete ich zu ihr das MAGNIFICAT UND GRÜSSE SIE...

Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend und Gottes Segen.amos
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 11. November 2019, 07:55:08
3. Unsere Vereinigung mit der hl. Menschheit in der Eucharistie.

Wo ist diese hl. Menschheit, die Quelle meines Lebens? - Ohne Zweifel im Himmel; aber mir viel näher und zugänglicher in der Eucharistie. Da lebt, da wirkt sie. Eigens ist sie da, um mit mir in Kontakt zu bleiben, um mich mit ihrem Leben zu nähren, damit ich am Seelenleben teilnehme: "Ich bin das Brot des Lebens... Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ist, wird leben in Ewigkeit". Im Augenblick der Kommunion zunächst senkt sich dieses Leben in mich. Aber wenn es in meiner Seele bleibt, auch nachdem die heiligen Gestalten nicht mehr bestehen, bleibt es, weil die heilige Menschheit fortfährt, mir ihr Leben zu spenden vermittels der Gnade. Ich bleibe in Verbindung mit ihr wie der Zweig mit dem Rebstock, wie das Glied des Körpers mit dem Haupte. Ist die Vereinigung des Zweiges mit dem Rebstock dauernd und wirksam? Ist die Vereinigung zwischen Glied und Haupt wirklich und immerwährend? Ebenso wirklich und wirksam und dauernd ist die Vereinigung des Kommunizierenden mit der heiligen Menschheit Jesu. Zwischen der Seele Jesu und der Seele des Kommunizierenden besteht eine unaufhörliche Verbindung, ein Hin- und Herwogen des Lebens. Was liegt an der äußeren Entfernung, wenn das Leben das nämliche ist! Und es ist wesentlich das nämliche Leben, die nämliche Gnade in der Hostie wie in meiner Seele.

4. Innigkeit dieser Vereinigung.

Der Innigkeit dieser Vereinigung läßt sich nichts Irdisches und Menschliches vergleichen. Denn die heilige Menschheit wirkt unmittelbar auf meine Seele ein. Selbst die Engel, obwohl sie eine wunderbare Macht besitzen, Welten zu leneken, vermögen nicht, unmittelbar auf meinen Verstand zu wirken, so daß er sich freiwillig zum Denken oder Glauben bewege; noch weniger können sie innerhalb meines Willens wirken, damit ich mich zum Wollen entschließe. Nur Gott ist es eigentümlich, eine Seele im Innersten ihrer Kräfte zu fassen, um sie zu lenken und zu regieren.
Aber die heilige Menschheit nimmt an dieser göttlichen Macht teil; nicht nur daß sie über mein Elend den Schutz ihres Flehens und das Licht ihrer unendlichen Liebe breitet, sondern die durchgreifende Wirksamkeit der göttlichen Macht übt sie dadurch aus, daß sie bis zum letzten Grunde meines Geistes und meines Willens vordringt. Die Vereinigung zwischen Gatte und Gattin, zwischen Seele und Leib ist nicht so eng wie die Vereinigung meiner Seele mit der heiligen Menschheit. Denn die mir mitgeteilte Gnade, die Frucht ihres Opfers, durchdringt selbst das Wesen meiner Seele. Wie der Duft den Inhalt eines Gefäßes durchdringt, wie der Strahl durch den Kristall bricht, um ihm seine Reinheit und seinen Glanz zu verleihen; wie das Feuer den Stahl durchdringt, erwärmt, leuchten macht und ihn zu Feuer umbildet: so ist es mit der der Eucharistie entquillenden Gnade; indem sie in meine Seele überströmt. bemächtigt sie sich ihrer, um sie zu lenken, zu durchdringen und - nach einem Worte des hl. Thomas - in Gott umzubilden und mit Gott zu berauschen.
Diese Gnade ist wirklich mein Leben, mein wahres Leben, weit mehr, als es das Leben meines Körpers oder selbst das natürliche Leben meines Geistes ist. Sie ist das Ich meines Ichs, die Seele meiner Seele. Im letzten Grunde, im eigentlichen Mittelpunkt, im Allerinnersten der Seele ist die Gnade mein Leben, die Gnade, die beständig aus der Hostie mir zukommt. Der Herr sagte zu der seligen Angela von Foligno: "Ich bin deiner Seele viel näher als diese sich selbst."
"Christus ist für mich das Leben", sagt der hl. Paulus. Mit derselben Wahrheit und mit demselben Jubel kann ich sagen: "Die Eucharistie ist für mich das Leben." Und ich brauche nur zu wiederholen, was der Herr selbst zuerst gesagt hat: "Wer mich ißt, wird leben in Ewigkeit".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 11. November 2019, 11:23:41
b. Unsere Vereinigung mit der hhl. Dreifaltigkeit.

Vielleicht ist die Vorbemerkung am Platze, daß nicht erst im Augenblick der Kommunion die hhl. Dreifaltigkeit in uns Wohnung zu nehmen beginnt. Diese Übernatürliche Gegenwart der drei göttlichen Personen beginnt in dem Augenblicke, wo die Seele in den Stand der Gnade versetzt wird, also zum ersten Male in der hl. Taufe. Was die eucharistische Vereinigung im Zusammenhang mit der hhl. Dreifaltigkeit betrifft, ist die Kommunion das Mittel, wodurch sich am ausgezeichnetsten das erhabene Werk der übernatürlichen Umbildung der Seele vollzieht; diese wird durch die Gegenwart der drei göttlichen Personen verstärkt, und sooft wir uns dem heiligen Tische nahen, vollzieht sich eine neue, unsichtbare Sendung des göttlichen Lebens.

1. Das Verweilen der hhl. Dreifaltigkeit in dem Kommunizierenden.

Die Gegenwart der drei göttlichen Personen ist nicht wie die leibliche Gegenwart der hl. Menschheit an die Unversehrtheit der eucharistischen Gestalten gebunden. Sie wohnen in unserer Seele vor der Kommunion; folglich bleiben sie auch darin, nachdem die hl. Gestalten aufhören, in uns zu bestehen; aber nun durch eine viel innigere Gegenwart, da ihr Einfluß und Wirksamkeit durch die Kommunion gewachsen ist. Nach der Kommunion ist die Fähigkeit der Seele, Gott zu empfangen, erheblich vergrößert. "Wer mich liebt... zu dem werden wir kommen und bei ihm Wohnung nehmen". Wir - ich, mein Vater und unser gemeinsamer Geist.
Die Vereinigung ist so fest begründet, so tief, so stark, daß sie ihrer Natur nach dauernd ist. Es ist ein unwiderrufliches Geschenk. "Gottes Gnadengaben... sind unwiderruflich". Die drei göttlichen Personen besuchen uns nicht bloß: sie nehmen Wohnung in uns. Unsere Seele wird wie ein Himmel und unser innerstes Leben wie ein Präludium und wie ein Anklingen der ewigen Glückseligkeit. Der Herr sagte: "Das Reich Gottes ist in euch".
Deshalb kann der hl. Paulus schreiben: "Wißt ihr nicht, daß ihr ein Tempel Gottes seid und daß der Geist Gottes in euch wohnt?... Heilig ist der Tempel Gottes, und das seid ihr".
Die drei göttlichen Personen bleiben in diesem Tempel nicht untätig. Sie wirken unaufhörlich darin und zwar jede nach ihrer charakteristischen  Eigentümlichkeit. Das Geheimnis der hhl. Dreifaltigkeit spiegelt sich wieder in der Art der Wirksamkeit und Liebe, die die drei göttlichen Personen zu der Seele tragen: die Seele wird von jeder verschieden und doch mit einer einzigen Liebe geliebt. Mit einer einzigen Liebe; denn sooft die drei göttlichen Personen nach außen wirken, wirken sie notwendig als Einheit. Und dennoch dreifache Liebesauswirkung, deren Züge etwas von der Eigentümlichkeit offenbaren, die jede göttliche Person charakterisiert, die Ausgangspunkt der Liebeswirkung ist.
Der Vater kommt als Quell des Lebens und des Friedens: nachdem er, der Schöpfer, sein Geschöpf ins übernatürliche Leben gerufen hat, umsorgt er es auch dieser Ordnung gemäß; der Vater umgibt sein Kind mit Güte und unaussprechlicher Zärtlichkeit.
Der Sohn kommt als Quell des Lichtes. Er, das Erkennen des Vaters, sein ewiges Wort, sein Ebenbild, vereinigt sich mit meinem Erkenntnisvermögen, um mich in die übernatürliche Erkenntnis der Gottheit einzuführen.
Der Hl. Geist kommt als Quell der Liebe. Er, die Liebe des Vaters und des Sohnes, ihr gegenseitiger Hauch, die ewige Bewegung und das unaussprechliche Entzücken ihrer Liebe, die Vollendung ihres Lebens, vereinigt sich meinem Willen, um mich in die übernatürliche Liebe des Vaters und des Sohnes einzuführen.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 11. November 2019, 12:38:04
2. Die göttliche gegenseitige Einwohnung in unserer Seele.

In der Seele des Kommunizierenden vollzieht sich eine wunderbare Nachahmung der gegenseitigen Einwohnung der göttlichen Personen.
In Gott gibt es keine Unbewegtheit, sondern eine ewige Bewegung, einen ewigen Kreislauf der Liebe, denn es gehört zum Wesen der Liebe, sich zu ergießen, sich zu schenken. Der Vater würde nicht Gott sein, wenn er in sich selbst bliebe; er verströmt, er ergießt sich in den Sohn, dem er unaufhörlich das Leben gibt. Der Sohn würde nicht Gott sein, wenn er sich nicht in den Vater versenkte. Zwischen beiden ist ein unendlicher Liebesdrang, eine unwiderstehliche Anziehung, eine Schwerkraft der Liebe, die sie gegenseitig ineinanderzieht und ihr Leben in der Einheit vollendet. Und der Ausdruck dieser ewigen Bewegung des göttlichen Lebens, der ewig Bestehende Ausdruck ist der Hl. Geist.
Diese Liebe, die aus der Aushauchung ewiger Liebe hervorgeht, diese Liebe, die den Vater und den Sohn in ewiger Freude und unsagbaren Entzücken verbindet, der Hl. Geist, teilt der Seele eine ähnliche Bewegung mit, die sie dem Vater und dem Sohne näherbringt und ihr ermöglicht, an deren inneren Beziehungen teilzunehmen.
Im Himmel ist die Vereinigung vollkommen. Ohne Schleier, ohne Fessel schauen die Seligen die drei göttlichen Personen. Mit dem Vater bewundern, lieben und umarmen sie den beseligenden Glanz des Wortes. Mit dem Worte bewundern, lieben und umarmen sie die unendliche Vollkommenheit des Vaters. Der Vater zieht sie hinein in den Sohn und der Sohn in den Vater. Die ewige Bewegung der Liebe erfaßt sie, entzückt sie, reißt sie mit sich fort in die Seligkeit des Vaters und des Sohnes, um sie in der Einheit des Hl. Geistes zu vollenden. Auf Erden besitzen wir nur den Anfang dieses unaussprechlichen Glückes. Aber wir nehmen wirklich teil: das Leben der Gnade hienieden und die Glorie des Himmels sind wesentlich dieselbe Sache; die Gnade beginnt, was die Glorie vollenden wird. Es ist also schon etwas von dem wunderbaren Geheimnis des Ineinanderseins der drei göttlichen Personen in unserer Seele.
Jesus hat es uns zu verstehen gegeben: "Niemand kommt zum Vater als durch mich"..."Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht". Was will das heißen, wenn nicht: Ihr werdet niemals zu meinem Vater kommen, wenn ihr nicht in die Liebesbewegung eintretet, die mich mit ihm verbindet; und ihr werdet niemals zu mir kommen, wenn mein Vater euch nicht in diese Liebesbewegung hineinzieht, die ihn in mich senkt und die uns in der Einheit des Hl. Geistes vollendet.
Die Seele, welche die drei göttlichen Personen liebt, wird also durch den Hl. Geist in diese Kreisbewegung von Anschauung und Liebe hineingezogen, die das Glück Gottes selbst ausmacht, ein Glück, das den Engeln und Seligen vollständig mitgeteilt wird.
Daher können wir mit dem hl. Augustinus sagen: "Die Heiligen tragen Gott; ihre Seele ist ein Himmel, denn Gott bewohnt sie". Und mit dem hl. Johannes: "Unsere Gemeinschaft besteht mit dem Vater und seinem Sohne Jesus Christus". Zwischen den drei göttlichen Personen und uns besteht eine Gemeinschaft, eine Vertraulichkeit, ein gemeinsames Leben.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 11. November 2019, 13:51:34
IV. Festhalten und Vervollkommnung der Vereinigung.

Damit die Vereinigung unserer Seele mit der heiligen Menschheit unseres Herrn und mit der hhl. Dreifaltigkeit erhalten bleibe, genügt es, im Stande der heiligmachenden Gnade zu bleiben. Nur die Todsünde kann diese beständige Vereinigung unterbrechen. Ob wir daran denken oder nicht: wir bleiben Christus eingegliedert, wir leben durch ihn.
Aber die Früchte aus dieser Vereinigung sind sehr verschieden, je nachdem diese uns bewußt oder unbewußt ist, d.h. je nachdem unsere Seele auf die Gegenwart Gottes in ihr aufmerkt oder nicht. Wir können mit Gott vereinigt sein, wie das Kind mit seiner Mutter vereinigt ist, wenn es in ihren Armen schläft, oder aber wie der Liebesjünger, der beim letzten Abendmahl voll Liebe an das Herz des Meisters gelehnt dessen Geheimnisse vernimmt. Unzweifelhaft ist schon die erste, unbewußte Vereinigung überaus kostbar. Aber um wieviel vollkommener ist die zweite! Sie allein führt zur Vollkommenheit, zur Heiligkeit. Nur dann können wir vollkommen aus den unendlichen Kräften der Kommunion schöpfen, wenn diese Vereinigung beständig durch unseren freien Willen erneuert, ohne Unterlaß gewollt oder, um mit den Theologen zu sprechen, immer aktiver und lebensvoller gestaltet wird. Begnügen wir uns nicht mit einer bloß daseienden Liebe, suchen wir eine bewußte, wache, allzeit tätige Liebe, die einzig darauf zielt, ohne Unterlaß durch Jesus mit der hhl. Dreifaltigkeit zu leben!
Dies wäre verhältnismäßig leicht, wenn unser Leben, niemals von äußeren Beschäftigungen unterbrochen, friedlich zu Füßen des Tabernakels dahinflösse. Aber für die meisten von uns ist es ganz anders. Nach der hl. Kommunion müssen wir zum Nächsten zurückkehren, zu unseren Standespflichten und zu oft sehr abziehenden Beschäftigungen. Jedem von uns hat die Vorsehung seine Aufgabe vorgezeichnet. Nicht um uns davon abzuleneken, sondern um uns zu helfen, sie auszuführen, kommt Jesus zu uns. Und er will, daß wir sie mutig in Angriff nehmen.
Aber da erhebt sich eine Schwierigkeit. Sollen wir die Betrachtung der erhabenen, durch die Kommunion in unserer Seele vollzogenen Geheimnisse unterbrechen? Sollen wir Gott verlassen, um uns den Dienst des Nächsten hinzugeben? Oder sollen wir noch bei Gott bleiben? Wie vereinen wir äußere Tätigkeiten mit innerer Beschaulichkeit? Kurz, wie führen wir das notwendige Außenleben, ohne das Innenleben zu kurz kommen zu lassen? Im folgenden sei auseinandergesetzt, worauf unser Bemühen abzielen soll: Zunächst müssen wir mitten in unseren Beschäftigungen und den verschiedenen Zuständen, durch die wir gewöhnlich hindurch müssen, die Vereinigung mit Gott festhalten; sodann müssen wir diese Vereinigung vervollkommnen.

a. Festhalten der Vereinigung
1. Unser Vorbild: Jesus Christus.


Wie in allen Dingen ist auch hier Jesus unser vollendetes Vorbild. Er selbst ist immer in seinem Vater geblieben. "Glaubt mir, daß ich im Vater bin uns der Vater in mir ist". Die Vereinigung seiner heiligen Menschheit mit dem Worte und infolgedessen mit dem Vater und dem Hl. Geiste ist immer vollkommen gewesen. Ob auf dem Stroh von Bethlehem liegend, ob über die Hobelbank von Nazareth gebeugt, ob auf den Pfaden Judäas wandelnd oder am Kreuze hangend: immer konnte er sagen: "Ich bin im Vater."
Er war daselbst mit seiner Gedankenwelt, die keine Arbeit, kein Leiden auch nur einen Augenblick von Gott abziehen konnte. Seine heilige Seele betrachtete unaufhörlich den Glanz der seligen Gottanschauung. Alles, was sie auf Erden sah, sah sie im göttlichen Lichte; sie hat nichts gewertet, nichts beurteilt als nur in dem ewigen Gedanken des Vaters: "Ich richte, wie ich es höre"... "Der Vater... hat mir geboten, was ich sagen und verkünden soll".
Er war daselbst durch seinen immer innigst mit dem Willen des Vaters vereinigten Willen, so daß er nichts wünschte, nichts liebte, nichts suchte, als was der Vater suchte, liebte, wünschte. "Der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allzeit tue, was ihm gefällt".
Er war daselbst mit seiner Liebe. Sein göttliches Herz brannte für seinen Vater in unendlicher, reinster, selbstlosester, mächtigster Liebe. Seine ganze Gedankenwelt, seine ganze Willenstätigkeit, sein ganzes Wesen war ein fortwährender Akt unaussprechlicher Liebe. "Die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und den Auftrag des Vaters ausführe".
Derjenige, den die Juden wie einen Handwerker arbeiten, wie einen von ihnen wandeln, Ermüdung, Hunger und Durst ertragen, leiden sahen, war immer im Vater, unwandelbar, friedvoll, unbeschreiblich glückselig.
So steht er als Vorbild vor der christlichen Seele.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 12. November 2019, 07:48:59
2. Hauptbedingung des Lebens der Vereinigung: Die Sammlung.

Das Ideal des Kommunizierenden besteht also darin, ohne Unterlaß mit Gott in Gott zu leben. Und dieses Ideal, den Wandel in der Gegenwart Gottes, zu erreichen, ist vor allem die Übung der Sammlung notwendig. Die Seele sammelt sich, indem sie sich, alle ihre Kräfte zusammenraffend, in sich selbst zurückzieht, um dort Gott zu finden.
Für den, der als vollkommener Christ leben will, ist es notwendig, unabweisbar notwendig, unnötige Unterhaltungen zu vermeiden, weltliche Zerstreuungen zu fliehen und lange Stunden des Schweigens zu beobachten. Es ist Illusion, gefährliche Illusion, zu vermeinen, zu gleicher Zeit das Leben der Frömmigkeit und das Leben der Welt führen zu können. Es gibt nur die Wahl: Gott oder die Welt. "Ich ziehe die Seele in die Einsamkeit: dort werde ich zu ihr in ihrem Innersten sprechen".
Aber das äußere Schweigen allein genügt nicht. Was nützt es, der Sprache Schweigen aufzuerlegen, wenn die inneren Stimmen lärmen? Es ist notwendig, sich im innerlichen Schweigen zu üben, d.h. alle nutzlosen Gedanken und Träumereien, die ganze nichtige Arbeit der Einbildungskraft zu bannen, die das Herz oft tiefer aufregt und verwirrt als lange Unterhaltungen. Seine Einbildungskraft gewähren lassen, sich mit Erinnerungen an das vergangene Leben abgeben, in nutzlosen Gedanken verweilen, die Verwirklichung eines naturhaften Wunsches verfolgen, Luftschlösser bauen, sich wegen der Zukunft beunruhigen: all das wirft einen Schleier zwischen Gott und die Seele, setzt der vollkommenen Vereinigung ein Hindernis.
Leider gibt es Seelen, die, obgleich sie die wesentlichen Pflichten des christlichen Lebens erfüllen, bloß ein mittelmäßiges Leben führen, wenig Frucht aus ihrer Vereinigung mit Gott gewinnen und zuletzt ihren Beruf zur Heiligkeit verlieren - aus Mangel an Sammlung und Schweigen. Gott ist in ihnen, aber sie können nicht in ihm bleiben. Der Psalmist sagt: "Meine Seele trage ich immer in meinen Händen, und dein Gesetz vergesse ich nicht". Ein lichtvolles Wort! Es beleuchtet eine grundlegende Verpflichtung: im vollen Besitz seiner selbst in Gegenwart der hhl. Dreifaltigkeit zu bleiben.
Der Christ soll mit eifersüchtiger Sorgfalt wachen, soweit möglich niemals, auch nur einen Augenblick, die Herrschaft über seine inneren Kräfte aufzugeben. Die nichtige Arbeit der Einbildungskraft hat die Zersplitterung der Kräfte der Seele zur Folge, die, geschwächt und nach allen Richtungen gezerrt, unfähig wird, sich, wie sie sollte, der alleinigen Übung der Liebe hinzugeben. Ziel der Sammlung ist, diese zerstreuten und verschleuderten Kräfte wieder zu ergreifen und zu Gott zurückzuführen. Wieder zum Besitze ihrer selbst zurückgeführt, kann sich die Seele mit ihren Gästen, den drei göttlichen Personen, unterhalten, die sie immerfort zu traulichen Unterredungen locken möchten: "Höre, o Tochter, und schaue und neige dein Ohr und vergiß dein Volk und das Haus deines Vaters. Dann sehnt sich der König nach deiner Schönheit; denn er ist der Herr, dein Gott, und ihm huldigt man". Willst du Gott hören? - Laß die Geschöpfe schweigen und wende dich ihm zu" "Der Vater hat ein Wort gesprochen; das ist sein Sohn. Er spricht es ewig und in ewigem Schweigen aus. Und im Schweigen hört es die Seele".
"Das Gesetz des inneren Gebetes ist die Einheit", sagt die selige Angela von Foligno. "Gott verlangt den ganzen Menschen und nicht einen Teil davon. Das innere Gebet fordert das ganze Herz, und wenn man nur einen Teil davon gibt, erhält man nichts... Macht euch klar, daß nichts euch nottut, gar nichts als Gott. Gott finden, in ihm eure Kräfte sammeln, das ist das einzig Notwendige. Um dieser Sammlung willen muß man jede überflüssige Gewohnheit aufgeben, jede überflüssige Neugierde, jede überflüssige Beschäftigung und Wirksamkeit. Mit einem Wort: der Mensch muss sich von allem loslösen, was ihn teilt."
Ach, daß jeder Christ den Rat der hl. Katharina v. Siena befolgen möchte, die ihren Schülern anzuempfehlen pflegte, sich in ihrem Inneren eine Zelle zu errichten, wo sie mit dem einen Notwendigen beschäftigt, mit Gott allein lebten! - Hier trägt der Christ seine Seele allzeit in seinen Händen. Ach, daß er wie die Braut im Hohen Liede auf der Suche nach dem Vielgeliebten immer sagte: "Nescivi: ich weiß nichts mehr", ich habe alles vergessen außer Gott und die Sache Gottes. Oder wie Sankt Paulus sagt: "Was mir nicht als Gewinn galt, habe ich um Christi willen für Verlust erachtet. Ja, ich erachte immer alles für Verlust, weil die Erkenntnis meines Herrn Christus Jesus, für den ich alles preisgegeben habe, bei weitem wertvoller ist. Ich erachte es geradezu für Kehricht, um Christus zu gewinnen und in ihm befunden zu werden".
Wenn jemand zum Stande der Vereinigung gelangen will, muß er sich unbedingt von Grund auf von allen Dingen freimachen, sodann sich vollständig in seinem Innern sammeln: hier habe ich keinen anderen Gegenstand vor seinem Geistesauge als den mit Wunden über und über bedeckten Heiland; nun befleiße er sich sorgsam und aus allen Kräften, durch ihn in ihn einzudringen; durch ihn als Menschen; in ihn als Gott, durch die Wunden seiner heiligen Menschheit hinein in das innerste Heiligtum der Gottheit.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 12. November 2019, 08:58:06
3. Festhalten der Vereinigung in der Arbeit.

Unser Vorbild. - Jesus ist auch auf die Erde gekommen, um zu arbeiten. Sein ganzes Leben verfloß in der Erfüllung einer Aufgabe: "Ich bin arm und von Jugend an bei der Arbeit". Er hat sich ihr ohne Schonung gewidmet; niemals hat ihn etwas abhalten können, sein Werk zu vollenden, nichts, selbst nicht die kindliche Liebe, die er zu seiner hl. Mutter trug. "Warum suchtet ihr mich? Wußtet ihr nicht, daß ich im Hause meines Vaters weilen muß?" Er liebte seine Arbeiten, und um sie erfüllen zu können, wollte er sie in heiliger Freiheit verrichten.
Meinung bei der Arbeit. - Seine Arbeit war eine Anbetung des himmlischen Vaters, eine Anerkennung dessen unumschränkter Rechte. Vor allem wollte Jesus Gott dienen, weil das die Pflicht jeglicher Kreatur ist. "Der Menschensohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen". Ehre und Freude war es ihm, sich dem göttlichen Dienste zu widmen. Was auch immer die Form seiner äußeren Tätigkeit war: mit seinem Pflegevater das Holz zu bearbeiten, der Volksmenge zu predigen, weite Strecken zurückzulegen, das Kreuz zu tragen: immer ward seine Arbeit vollbracht mit einer Gewissenhaftigkeit voller Liebe, einer unaussprechlicher Demut und in der Absicht, Gott zu verherrlichen.
Daher konnte er auch am Vorabend seines Leidens seinem Vater gegenüber sich das Zeugnis ausstellen: "Ich habe dich auf Erden verherrlicht: ich habe das Werk vollbracht, das zu vollbringen du mir aufgetragen hast". Für den Vater arbeitete er, weil er ihn liebte. Die Liebe beherrschte ihn. "Die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und den Auftrag des Vaters ausführe. - Wohlan, laßt uns aufbrechen", sagte er in dem Augenblick, als er sein großes Werk, die Passion, begann.
Für ihn bedeutete Arbeit: die Gerechtigkeit erfüllen. Zunächst, damit seine hl. Menschheit sich im Dienste dessen verzehre, der sie so reich und freigebig ausgestattet hatte; sodann weil er hienieden als Wiederhersteller und vollendeter Büßer erschienen war. Da er unsere Sünden auf sich nahm, wurde die Wiedergutmachung sein Werk, die Arbeit sein Los, die schwierige, rauhe, schmerzvolle Arbeit. Auch empfand er eine unrmeßliche Freude, sich grenzenlos hinzugeben, ohne Erleichterung zu arbeiten. Die Arbeit war seine Nahrung, ein Festmahl für seine Seele: "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollbringen".
Der Christ sei "so gesinnt, wie es Christus Jesus war", er soll seine Meinung mit der des göttlichen Arbeiters vereinen. Vor allem: lieben wir die Arbeit, weil sie Gottesdienst ist: sei sie nun ein Akt der Gerechtigkeit, ein Werk der Frömmigkeit, ein Ausdruck der Demut und Abhängigkeit oder die Anerkennung der höchsten Rechte des Schöpfers über sein Geschöpf.
Sodann: lieben wir die mit der Arbeit verbundene Ermüdung und Qual, weil es recht und billig ist, daß der Sünder seine Fehler büßt. Wenn Jesus, das Lamm ohne Makel, sich so sehr abgemüht hat, bloß weil er den Schein eines Sünders angenommen hatte, wieviel muß dann erst der wirkliche Sünder arbeiten!
Wie arbeiten? - Es ist sehr wesentlicht, festzustellen, daß Jesus im Vater verblieb, wenn er sich zur Arbeit anschickte. Es wäre ein schwerer Irrtum, anzunehmen, daß Jesus den großen Anteil, den er dem Gebete vorzubehalten pflegte, verkürzt hätte, als er beim Antritte seines apostolischen Amtes Nazareth verließ. Nein, niemals hat sein tätiges Leben sein beschauliches Leben beeinträchtigt. In seiner heiligen Seele war immer die Anschauung des Vaters und die Liebe zu ihm als bleibender innerer Untergrund, worauf alle seine Zustände beruhten und woraus alle seine Geheimnisse hervorgingen. Der Anteil, den er seinem Vater während der dreißig Jahre seines verborgenen Lebens widmete, war wohl abgeschlossener, aber nicht weniger fruchtbar als derjenige während seines öffentlichen Lebens. Als er Nazareth verließ, übernahm er wohl neue harte Arbeiten, aber er ließ nicht ab vom inneren Leben.
So sollen auch wir bei unseren Arbeiten bei Gott bleiben. Soviel als möglich sollen wir den Unterschied zwischen der Gebets- und der Arbeitszeit aufheben, uns immerfort mit den Gästen in unserem Inneren unterhalten. "Was ihr auch tun mögt in Wort oder Werk, das tut im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott dem Vater durch ihn".
Die Art der Beschäftigung ist nebensächlich: ob wir uns abmühen oder studieren oder sprechen oder essen - wenn wir nur nicht aufhören, Gott zu lieben.
Wenn es sich darum handelt, dem Nächsten Gutes zu tun, so verlassen wir nicht Gott, um zu unseren Brüdern und Schwestern zu gehen, sondern wir tragen vielmehr Gott zu ihnen. Bedenken wir das Fundamentalgesetz des christlichen Handelns: jedwedes Apostolat, das nicht in der Beschauung seinen Ursprung hat, ist unfruchtbar und kann sogar dem, der es ausübt, zum Schaden gereichen. Jedes aktive Leben, das sich zum Nachteil der Beschauung entwickelt, ist gegen den Willen Gottes. Niemals darf die Hingabe an den Nächsten die Hingabe an Gott mindern. Niemals darf sich unsere Tätigkeit von unserer Beschauung trennen; sie soll vielmehr unsere nach außen tretende Beschauung sein. die sich in die Seele des Nächsten ergießt.
Wenn also jemand, von einem übermäßigen Tätigkeitsdrang getrieben - und wäre es auch in der Absicht christlicher Nächstenliebe - sich mit einem Übermaß von Geschäften belüde und sich Arbeiten auferlegte, die ihn zuständlich die innere Sammlung verlieren ließen und sein inneres Leben erstickten, er müßte sich bestreben, sie einzuschränken, eingedenk des Wortes des hl. Bernhard: "Maledicta occupatio quae te retrahit a Deo: verflucht die Beschäftigung, die dich von Gott entfernt!"
Tätigkeit ist in der Kirche notwendig, aber Beschauung ist es noch viel mehr.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 12. November 2019, 13:14:25
4. Festhalten der Vereinigung in der Versuchung.

Ist es schwieriger, die Vereinigung in der Versuchung festzuhalten?
Nein, wenn wir im Glauben fest stehen und uns erinnern, daß sich Gott bisweilen in der Finsternis verbirgt! Er verbirgt sich in unserem Herzen und erlaubt dem Teufel, sich uns zu nahen. Aber er bleibt in uns.
Aus dem Leben der hl. Katharina von Siena kennen wir eine aufschlußreiche Begebenheit. Katharina war außerordentlich demütigenden und unerhört heftigen Versuchungen gegen die hl. Reinheit unterworfen gewesen. Als der Sturm vorüber war, erschien ihr der Heiland. "Herr," rief sie, "wo warst du denn, während mein Herz von solcher Unreinheit gequält war?" - "Ich war in deinem Herzen." - "O Herr, du bist die Wahrheit selbst, und ich beuge mich vor deiner Majestät. Aber wie war es möglich, daß du in meinem Herzen warst, als es von solchen abscheulichen Gedanken erfüllt war? - "Verursachten diese Gedanken und Versuchungen dir Freude oder Trauer, Vergnügen oder Qual?" - "Eine große Traurigkeit und eine große Qual." - "Siehe, meine Tochter, du littest deshalb, weil ich mitten in deinem Herzen verborgen war. Wäre ich abwesend gewesen, so wären diese Gedanken in dich eingedrungen und hätten dich erfreut; aber meine Gegenwart hat sie dir unerträglich gemacht. Ich handelte in dir; ich verteidigte dein Herz gegen den Feind. Niemals war ich dir näher."
Diese göttlichen Worte zeichnen uns die Verhaltensmaßregel, die wir in der Versuchung beobachten sollen: sich eng an Jesus anzuschließen. Wenn der Teufel unser übernatürliches Leben angreift, wen greift er letztlich an, wenn nicht Gott selbst? Christus in uns verfolgt er, und er möchte ihn von neuem kreuzigen. Das Leben Christi in uns will er auslöschen. Das Geheimnis des Sieges besteht nicht darin, uns aufzuregen, direkt die Einflüsterungen des Bösen zurückzuweisen oder seine Kunstgriffe zu bekämpfen, sondern darin, uns mit ganzem Willen dem anzuschließen, der ihn bereits besiegt hat und dem mehr als uns selbst darum zu tun ist, das Leben, das er uns verliehen hat, zu retten. Mehr denn je gilt es, in diesem Augenblicke den Rat des heiligen Paulus zu befolgen: "Wandelt in ihm. In ihm faßt Wurzel, auf ihm baut euch auf; festigt euch im Glauben". Wer, ohne sich beunruhigen zu lassen, bei Christus bleibt, sich in ihn versenkt und ihm vertraut, kann durch den Teufel nicht besiegt werden. "Denn mächtiger ist der, der in euch ist, als jener, der in der Welt ist". - "Wenn ein Heer sich wider mich aufstellt, fürchtet sich mein Herz nicht. Wenn sich ein Kampf wider mich erhebt, will ich auf ihn hoffen... Denn er birgt mich in seinem Zelte".
Die hl. Gertrud rief aus: "Ich danke dir für deinen Schutz, hochheilige und unbegreifliche Dreifaltigkeit, die du nicht erlaubst, daß wir über unsere Kräfte versucht werden, obgleich du zuweilen zulässest, daß wir versucht werden, damit wir in der Tugend voranschreiten. Und da du siehst, daß unsere ganze Hoffnung sich auf deine Hilfe stützt, übernimmst du unseren eigenen Kampf und zwar durch eine Großmut ohnegleichen so, daß für dich die Anstrengung des Kampfes bleibt, uns aber der Preis des Sieges."
Nachdem sie um die Gnade gefleht hat, immer mit Gott vereinigt zu bleiben, fügt die hl. Theresia hinzu: "Alsdann habe ich nur Geringschätzung und Verachtung für alle Dämonen; nun haben sie Angst vor mir. Ich begreife nicht jenen Furchtausruf: der Teufel, der Teufel!, wenn wir sagen können: Gott, Gott!"
Die vertrauensvolle Vereinigung mit unseren inneren Gästen ist also das Heilmittel in der Versuchung, denn keine Macht ist imstande, Gott eine Seele zu entreißen, ohne daß diese es selbst will: "Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Bedrängnis oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder das Schwert?... In all dem bleiben wir siegreich durch ihn, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Hohes noch Niedriges, noch sonst etwas Erschaffenes wird uns scheiden können von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 12. November 2019, 18:07:17
Lieber Caelum, danke für Deinen schönen und erbauenden Beitrag!

Zitat: Die nichtige Arbeit der Einbildungskraft hat die Zersplitterung der Kräfte der Seele zur Folge, die, geschwächt und nach allen Richtungen gezerrt, unfähig wird, sich, wie sie sollte, der alleinigen Übung der Liebe hinzugeben. Zitatende

Ja, ich bin der Einbildungskraft erlegen, und habe damit das Wesentliche auf weiten Strecken meines Lebens versäumt, und somit meine Selbstverwirklichung vertan!


Herzliche Grüße und Gottes Segen. amos













































 
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 13. November 2019, 07:40:06
Lieber amos, mir erging es ebenso. Doch wichtig ist das Hier-und-Jetzt, die Erkenntnis, dass man irgendwann mal falsch abgebogen ist. Die Vergangenheit kann man nicht einholen, aber man kann zu jeder Zeit sich für den schmalen Weg entscheiden. Und das ist es, was zählt!
Für jede Seele die umkehrt, gibt es ein großes Halleluja im Himmel.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 13. November 2019, 07:55:16
5. Festhalten der Vereinigung im Leiden.

Leiden ist notwendig.
Von unserem Haupte steht geschrieben: "Christus muß leiden". Das gilt auch von seinen Gliedern. "Alle, die in Christus Jesus fromm leben wollen, müssen Verfolgung leiden". Wir gelangen zum Himmel, wie man Kalvaria ersteigt: durch Kreuztragen. "Wer mein Jünger werden will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir!"
Es ist also wesentlich zu wissen, wie man leiden soll.
Nicht jedes Leiden ist wertvoll. Es gibt nutzlose und schädliche Leiden. Manche gute Seelen haben einen krankhaften Hang, das Leiden um seiner selbst willen zu suchen, zu lieben und sich darin zu gefallen. Sie handeln gegen die Absichten Gottes, da sie vergessen, daß das Leiden niemals Ziel, sondern immer nur Mittel, ein Verfahren ist, um die Liebe hervorsprühen zu lassen. Die innere Haltung des Leidenden macht das Leiden heilig und verdienstlich. Das Leiden ist nicht das Werk Gottes, sondern der Sünde. Wenn die Liebe es nicht durchdringt, um es zu Ehren zu bringen und es der Reinigung unserer sündhaften Natur dienstbar zu machen, bleibt es eine teuflische Frucht. - Auf Kalvaria befand sich zu jeder Seite Christi ein gekreuzigter Missetäter: dem einen ward das Leiden Eingang und Paradies, dem andern durch Vollendung seiner Bosheit Vorspiel der ewigen Verdammnis.
Es handelt sich also nicht so sehr darum, viel zu leiden, als vielmehr darum, gut zu leiden, also in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen, mit und wie Christus leiden.
Nun gibt es auf dem königlichen Wege des Kreuzes drei Stufen: körperliche Leiden, Herzensbedrängnisse und Seelenqualen.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 13. November 2019, 13:31:04
Körperliche Leiden.

"Bringt euren Leib zu einem lebendigen, heiligen, Gott wohlgefälligen Opfer dar!"
Körperliche Leiden sind die erste, unterste Stufe der Teilnahme des Christen an der Passion Christi. Doch kann diese Teilnahme schon einen sehr hohen Grad erreichen; denn es gibt körperliche Leiden: Schwächen, Entkräftungen, Krankheiten usw., deren Ertragung der Natur sehr hart ist und folglich für die Seele sehr verdienstlich und der Ehre Gottes förderlich sein kann. Auf dem Wege körperlicher Leiden ist uns Jesus vorangegangen, und er ist viel weitergegangen, als wir ihm zu folgen vermöchten.
Ja, der Hl. Geist hat seine hl. Menschheit für das Leiden besonders bereitet; er gab ihm nämlich einen Körper von ausgesuchter Feinheit und außerordentlicher Empfindsamkeit, damit er fähig war, im Übermaß zu leiden. Seine Vollkommenheit erhöhte seine Leidensfähigkeit in unerhörtem Ausmaß. In der Tat war es in den Tagen der Passion wie ein Überfluten von Leiden und Qualen. Isaias kann es nicht genug schildern:
"Er hat weder Gestalt noch Schönheit; wir sahen ihn, aber das war kein Anblick, daß wir sein begehrt hätten. Verachtet war er, der letzte der Menschen, ein Mann der Schmerzen... Dem Herrn gefiel es, ihn durch Leiden zu zermalmen".
Was tun, wenn an uns die Reihe kommt, körperliche Leiden zu erdulden? Sich eng vereint mit demjenigen halten, der so viel gelitten hat.
Es gibt nichts Leichteres und gleichzeitig Tröstlicheres. Wir erinnern uns, daß wir Glieder Christi sind, und daß wir seine Passion fortsetzen sollen, indem wir zunächst an den Leiden und Wunden seines gottmenschlichen Körpers teilnehmen. Seine so teuer erkaufte Herrlichkeit macht es ihm ja nunmehr unmöglich, zu leiden. Aber was er in seiner persönlichen Menschheit nicht leiden kann, das will er in seiner erweiterten Menschheit, in uns, leiden, und so seine Passion fortsetzen. Scheint er nicht sogar die Demütigung seiner Passion über ihre Grenzen hinaus erweitern zu wollen, deren Überschreitung seine Vollkommenheit ehemals verhinderte? Während seines sterblichen Lebens war er Leiden unterworfen, denen wir niemals unterworfen sein werden, aber es gibt andere, die er niemals durch eigene Erfahrung kennen konnte, z.B. Krankheit. Was er nicht selbst erlitt, will er in uns erleiden. Er senkt sich in unser Leben, vereinigt uns mit ihm, so daß wir nicht nur für ihn, sondern wahrhaftig mit ihm und in ihm leiden können. In Wahrheit können wir sagen: "Mit Christus bin ich gekreuzigt".
Jedes richtig getragene Leiden fördert das Werk Gottes in uns. Nichts ist heiligender. Es vollendet unsere innere Ähnlichkeit mit Jesus. Es vollbringt das wunderbare Werk, von dem der hl. Paulus sagt: "Bis Christus in euch Gestalt gewinnt". "Wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, der innere wird Tag für Tag neu". Jeder Schmerz ist wie ein Neigen des Gekreuzigten zu uns und ein neuer Zug der Ähnlichkeit mit Jesus. Wer wollte nicht, auf solche Gewißheiten gestützt, nicht bloß mit Geduld sondern mit heiliger Freude die schlimmsten Prüfungen ertragen? "Ich bin voll des Trostes, bin übervoll von Freude bei all unserer Bedrängnis", sagt der hl. Paulus. "So freue ich mich der Leiden für euch, denn ich leide meinerseits an meinem Fleische die Mühsale Christi an seiner Statt für seinen Leib, die Kirche". Deshalb beglückwünschte er die Christen, die Gott prüfte: "Euch ist die Gnade verliehen, nicht bloß an Christus zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden". Indem wir mit Jesus und in Jesus leiden, müssen wir uns jene anderen Worte des großen Apostels zu eigen machen:

"Von allen Seiten sind wir bedrängt,
doch nicht beengt,
in Not, doch nicht in Verzweiflung,
verfolgt, doch nicht verlassen,
unterdrückt, doch nicht zugrundegerichtet.
Allzeit tragen wir Jesu Todesleiden
an unserem Leibe,
damit auch das Leben Jesu an unserem
Leibe sichtbar werde.
Denn um Jesu willen werden wir,
wiewohl fortlebend,
ständig der Macht des Todes ausgeliefert,
damit auch das Leben Jesu an unserem
sterblichen Fleische sichtbar werde....
Die augenblickliche, leichte Bedrängnis verschafft uns eine überschwengliche, ewige, alles überwiegende Herrlichkeit".

Jedes Leiden ist in der Tat ein Same für Ewiges.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 13. November 2019, 15:41:28
Herzensbedrängnisse

Es ist die zweite Stufe. Sehr verschieden nach Ursache und Art, erfaßt hier der Schmerz, wie Gram, Verdruß, Trennung, Verkennung, Schmähung, Traurigkeit bis zur Todesnot.
Herzeleid ist der Natur schrecklicher als körperliches Leiden, aber auch läuternder, weil es zu härtesten Verzichtleistungen zwingt, und folglich auch reicher an Früchten der Heiligkeit ist. Durch Leiden des Herzens dringt man viel tiefer in die Passion Christi ein als durch körperliche Leiden. Die körperlichen Leiden Jesu waren fürchterlich; aber wer kann die Tiefe der Leiden seines Herzens ermessen? Weil das heiligste Herz ein Abgrund der Liebe war, war es auch ein Abgrund des Leidens. Sein irdisches Leben war eine lange Todesnot, die sein Wissen, seine Heiligkeit und seine unendliche Liebe nur verstärkten. Mit der Menschwerdung begann diese erdrückende Todesnot, um in den Tagen der Passion ihren Höhepunkt zu erreichen. Unsägliches dreiunddreißigjähriges Martyrium, das stündlich seine Leidensfähigkeit erprobte: er lebte im Schmerz.
Wer nach vollkommener Vereinigung trachtet, muß mutig in das Leiden Christi eindringen und mit ihm allen Kummer, alle Schmähungen und Todesnöte ertragen. Der hl. Paulus hatte diese Gesinnung: "Ihn will ich erkennen... und die Teilnahme an seinem Leiden, und ihm will ich im Tode ähnlich werden".
Demjenigen, der glaubt, ist es also ziemlich leicht, in Gott zu bleiben; denn welches Leid er auch trägt und in welch äußerste Todesnot er gerät: immer wird er Jesus vor sich sehen, mit demselben Leid beladen, dieselbe und noch viel schlimmere Todesnot erleidend, die er heiligt und vergöttlicht, damit wenn wir im Leide bei ihm ausharren, wir auch in seiner Liebe bleiben.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: amos am 14. November 2019, 13:00:20
Danke, lieber Caelum fürDeinen Beitrag! Er gibt mir in meiner Erkrankung viel Trost und Zuversicht!

Zitat:.. damit wenn wir im Leide bei ihm ausharren, wir auch in seiner Liebe bleiben. Zitatende.

Um mein Leiden zu verstehen  und in seiner Liebe zu bleiben, versuche ich im Leide bei ihm auszuharren -


Herzliche Grüße und Gottes Segen. amos
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 14. November 2019, 13:46:44
Lieber amos, ja das sind die Kreuze die wir tragen müssen, sollen, dürfen. Jeder hat ein anderes Kreuz zu tragen. Ich persönlich machte die Erfahrung, umso weniger man klagt umso leichter wird das tragen des Kreuzes. Manchmal kommt es mir so vor, als ob gewisse Sorgen dadurch schneller vorüber gehen. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber wenn dem so ist, dann ist es eine "angenehme" Einbildung.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 14. November 2019, 14:41:06
Seelenqualen.

Es gibt Zeiten, wo Gott gegen uns Partei zu ergreifen scheint und uns zu schrecklichen Kämpfen zwingt. Die Leiden, die er uns alsdann sendet, sind die größten und furchtbarsten. Es sind auch die seltensten, denn die große Menge ist unfähig, sie zu kennen. Sie verzehren alles.
Im Anfang hatte das Leiden den Zweck, der göttlichen Gerechtigkeit genugzutun und die Liebe zu erproben. Diese Leiden aber sollen die Seele mit dem Siegel der höchsten Vollkommenheit bezeichnen, ihr die größte Ähnlichkeit mit Christus einprägen.
Sie kommen direkt von Gott. Ihre tiefste Wurzel ist die unendliche Heiligkeit Gottes, ihre unmittelbare Ursache das geheimnisvolle und furchtbare Verfahren des Heiligen Geistes, der die Seele an der ewigen und höchsten Reinheit teilnehmen lassen will, sie deshalb faßt, beraubt, zerschmettert, zermürbt, in Bitterkeit taucht und ihr tausend namenlose Wunden versetzt bis zur vollkommenen Umgestaltung. Ohne Vermittlung wirkt Gott selbst, um die geheimsten Tiefen bis zum letzten Grund der Seele zu erreichen, die er allein erforschen kann; um aufs strengste aller Kräfte des Geistes und alle Falten des Herzens zu prüfen. "Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, Gelenk und Mark. Es ist ein Richter über die Gedanken und Gesinnungen des Herzens".
In diesen Stunden schmerzt alles, selbst das Andenken an früher empfangene Gnaden, denn der Heilige Geist verbreitet in der Seele ein geheimnisvolles und reinstes Licht, das einerseits die Erbärmlichkeit der Seele, andrerseits die Größe Gottes beleuchtet, alles übrige aber in finstere Nacht umhüllt, die natürliche Stützen zusammenbrachen läßt, die Seele in eine trostlose Einsamkeit gegenüber dem dreimal hl. Gott bringt und sie in die furchtbarsten geistlichen Finsternisse stürzt, oft sogar in einen Schreckenszustand voller Todesangst. Gott will sie reinigen, "denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer".
Was soll die Seele alsdann tun? - Sich dem göttlichen Wirken hingeben. Ihm widerstehen wäre schädlich und zudem meistens unmöglich. Da der Hl. Geist selbst wirkt, ist das Ausharren in diesem reinigenden Schmerz gleichbedeutend mit dem Bleiben in Gott.
Die Vereinigung mit Jesus in seiner Passion ist nutzbringender denn je. Wie groß auch die Trostlosigkeit der Seele sein mag: niemals wird sie der absoluten Verlassenheit der Seele Christi in jenen furchtbaren Stunden nahekommen, wo man sie seufzen hörte: "Meine Seele ist betrübt bis zum Tode" ... "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" und wo Gott Vater die ganze Macht der Hölle gegen seinen vielgeliebten Sohn losließ und gleichzeitig den ganzen Schutz des Himmels zurückzog. "Sein Schmerz ist unermeßlich wie das Meer", sagt der Prophet.
Selbst die sonst so süße und tröstliche Vereinigung mit Jesus ist alsdann wie erstarrt, stumpf und schmerzvoll. Das Herz fühlt sie nicht. Sie geschieht nur im Glauben. Im Glauben muß sich die Seele vereinigt halten, sich gewissermaßen festklammern. Der Glaube ist die einzige Zuflucht, "das unerschütterliche Reich", von dem der hl. Paulus sagt: "Im Glauben steht ihr ja fest". Mehr als je muß die arme, verlassene Seele an seine große Liebe glauben und wie Moses standhaft aushalten, "da er den Unsichtbaren vor Augen hatte". Sie muß glauben, daß Gott sie niemals mehr geliebt hat als in diesen Augenblicken, wo er sie zurückzustoßen scheint und wo er ihr niemals so nahe gewesen ist. "Je mehr du dich verlassen glaubst," sagt der Herr zur seligen Angela von Foligno, "desto mehr wirst du geliebt und angezogen... O Vielgeliebte, wisse, daß in diesem Zustande Gott und du, eines dem andern näher ist als je." Wiederholen wir also das Wort des Johannes: "Wir erkennen gläubig die Liebe, die Gott zu uns hat".
In diesen gesegneten Stunden der inneren Trostlosigkeit, der besser gesagt, der übernatürlichen Reinigung vollziehen sich große Dinge: die Liebe vollendet die Vereinigung der Seele mit ihrem Gott, gemäß der Verheißung, die er darüber gemacht hat: "Ich werde dich mir auf ewig verloben; ich werde dich mir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Erbarmung". Wenn das Werk der Reinigung vollendet ist, erscheint die Braut in Reinheit, Freude, Kraft gekleidet: "Wer ist die, die dort heraufkommt aus der Wüste, von Wonne überströmend, und auf ihren Geliebten gelehnt?"
Der heilige Bernhard schreibt: "Was wirst du tun, o Braut Christi? Willst du in jenes heilige und geweihte Heiligtum eintreten, wo man den Sohn in dem Vater und den Vater in dem Sohne sieht? Willst du zusammenwohnen mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit? Du kannst es, wenn du Glauben hast, denn alles ist dem möglich, der glaubt. Was findet der Glaube? Denn Unerreichbaren erreicht er, den Unbekannten enthüllt er, den Unermeßlichen umschließt er. Öffne dein Herz: du umschließest den Ewigen."
Kurz, in der Prüfung braucht sich die Seele bloß an Jesus Christus zu halten und durch die Wunden seiner heiligen Menschheit hindurch in die Gottheit vorzudringen.
Die geopferte Seele ist eine Hostie, ein Schlachtopfer. Sie muß nicht allein darin einwilligen, daß sich ihr Schlachtopfer mit dem Schlachtopfer Jesu vereinige, sondern auch, daß er es mit den seinigen verschmelze: sie wird mit Gott, mit Jesus, ein einziges herrliches Opfer. Die ganze hochheilige Dreifaltigkeit findet Gefallen an ihr: der Vater, der in ihr die Züge seines vielgeliebten Sohnes erkennt, überschüttet sie mit seiner unaussprechlichen Zärtlichkeit; der Sohn, der sie seine erlösende Passion fortgesetzt sieht, zieht sie als bevorzugte Braut an sich; der Heilige Geist liebt sie als ein vollkommenes Werkzeug seiner Gnade zur Heiligung der Kirche und wird ihr alleiniger Beeinflusser und Erzieher. Beklagen wir uns also nicht, wenn wir leiden müssen. Umfassen wir das Kreuz mit der Freiwilligkeit Jesu, der "sich um unseretwillen als Opfergabe hingegeben hat: ein köstlicher Opferduft für Gott". "Wenn der Neid in das Reich der ewigen Liebe eindringen könnte," sagt der hl. Franz von Sales, "würden die Engel neidisch sein auf die Leiden eines Gottes für den Menschen und die Leiden des Menschen für Gott." Glückseliges Leiden, glückseliges Sterben, das uns mit dem Apostel sagen läßt: "Mit Christus bin ich gekreuzigt. Also lebe eigentlich nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Mein jetziges Leben im Fleische ist ein Leben im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingeopfert hat".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 15. November 2019, 11:50:15
6. Festhalten der Vereinigung in der Freude.

Höchst wichtig ist es, unsere Freuden zu überwachen.
Was ist die Freude anders als das Aufblühen der Seele in dem Besitze dessen, was sie liebt!
Die Natur unserer Freude offenbart die Natur unserer Liebe, ihre Reinheit die Reinheit unseres Herzens. Wir müssen also mit strenger Sorgfalt darüber wachen, daß wir uns in der Freude nicht von Gott entfernen und das Wort des heiligen Paulus befolgen: "Seid so gesinnt, wie es Christus Jesus war". Wir müssen uns mit Jesus freuen und nur darüber, worüber er sich freut, sei es in uns oder im Nächsten oder in ihm selbst. Wir müssen uns immer in Gott halten, besonders aber in der Freude und in der Liebe.

Die Quelle der Freude.

Die Geschöpfe verursachen uns Freude. Manche Freuden, z.B. die der Freundschaft, sind auserlesen. Es ist nicht verboten, sie zu genießen, denn sie kommen von Gott. Aber achten wir darauf, fie zu Gott zurückzuführen. Liebe wir nichts ohne ihn! Lieben wir nichts außer ihm! Lieben wir alle Wesen, wie er sie liebt! Lieben wir sie in ihm! Die Vereinigung mit Gott macht unsere Freuden rein, sicher und unumschränkt frei.
Aber diese Freuden sind bloß untergeordnet. Für den Christen ist sie die Hauptfreude, zu wissen, daß Gott ist. Gott existiert! Der Unendliche, das wesentliche und notwendige Sein, das absolute Sein, Ursache von allem, die Wahrheit, die Schönheit, die Güte, die Macht, die Heiligkeit, die höchste Reinheit, Gerechtigkeit und Liebe. - Gott existiert und nicht bloß das. Er ist ewig, unwandelbar, unendlich. - Gott existiert und erkennt sich und liebt sich. Er ist ein Einziger und dreipersönlich: er ist Vater, Sohn und Heiliger Geist. Als Vater ergießt er sein unendliches Wesen in den Sohn, der sein Erkennen und sein Abglanz ist, und beide vollenden sich in der Einheit ihrer gemeinsamen Liebe, dem Hl. Geiste, dem wesentlichen und ewigen Ausdruck ihres geheimnisvollen Sichumpfangens, ihrer Freude und unendlichen Seligkeit. Vater, Sohn und Heiliger Geist lieben sich mit einer Liebe ohne Maß: sie sind unendlich glücklich, ewig glücklich, unwandelbar glücklich... Und sie laden uns ein, an ihrem Leben ewig teilzunehmen!
Dies zu wissen, ist für die liebende Seele die Quelle höchster, endloser Freude. Sich darüber freuen, daß Gott Gott ist, sich über die Seligkeit Gottes freuen, ist ein erhabener und heiliger Akt: das ist reine Liebe. Diese Freude reißt die Seele von den Erbärmlichkeiten des armseligen menschlichen Lebens los, um sie über alles hinaus zu erheben und sie in das innere Leben der hhl. Dreifaltigkeit einzuführen, das der hl. Paulus "die Tiefen der Gottheit" nennt. Diese Freude ließ David singen: "Herr, wer dich erschaut, strömt über vor Lust". Sie ist eine der göttlichen Früchte der Gegenwart und des Wirkens des Heiligen Geistes in dem erlösten Geschöpfe. Sie vergöttlicht die Seele.
Auf diese Freude müssen wir alle andern Freuden zurückführen. Das wird leicht sein, wenn wir uns erinnern, daß alle unsere Freuden nichts anderes sein können als ein Ausstrahlen der unendlichen Freude des Hl. Geistes, "der uns verliehen wurde".
Die Quelle aller Freuden ist in uns: "Wer an mich glaubt, aus dem werden... Ströme lebenigen Wassers fließen. Und der Evangelist fügt hinzu: "Damit meinte er (Jesus) den Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten". Die hl. Taufe hat diese innere Quelle erschlossen. Jede Kommunion erweitert sie. "Eines Stromes Wogendrang erfreut die Stadt Gottes; sein Zelt heiligt der Allerhöchste".
Die geringste Glaubenswahrheit ist eine Welt der Freude, wo unsere Seele sich stündlich ergötzen kann: "Ihn liebt ihr, obgleich ihr ihn jetzt nicht schaut. Darum werdet ihr mit unaussprechlicher und herrlicher Wonne frohlocken", sagt der Fürst der Apostel. "Du wirst sein wie ein bewässerter Garten, wie eine Wasserquelle, deren Wasser nicht versiegt".
Es hängt also von uns ab, in der Freude zu leben. Und in welcher Freude! Es gibt wahre reine menschliche Freuden, aber sie berühren nur die Oberfläche der Seele; die göttlichen Freuden aber dringen bis ins Allerinnerste. Ja, die wahre, wesenhafte Freude, jene, die uns wie nichts sonst ergötzen kann, entspringt der Gegenwart des dreieinigen Gottes in uns. Was könnte den Frieden und die Harmonie einer Seele stören, die sich ganz von Göttlichem umgeben und durchdrungen weiß?
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 18. November 2019, 09:10:46
In der Freude leben.

"Freut euch im Herrn immerdar! Ich wiederhole es: Freut euch!" Gott hat seine Kinder für die Freude erschaffen. Was ist die Erschaffung, was ist die Heiligung anderes als die Hinordnung auf die natürliche und übernatürliche Glückseligkeit, eine Ausgießung der göttlichen Freude? Was ist die Eucharistie anderes als eine in der Kirche und in jeder Seele fließende, unerschöpfliche Freudenquelle? - Gott will, daß wir in der Freude leben. In seinem hohenpriesterlichen Gebete hat Jesus gefleht: "Nun komme ich zu dir, und dies rede ich, damit meine Freude ihnen in der Welt vollkommen zuteil werde".
Selbst der Schmerz soll sich in Freude umwandeln und auflösen. Die heilige Seele Christi umfaßte gleichzeitig unendliche Freuden und unendliche Leiden. Mit ihrem untersten Teile war sie in die äußerste Todesnot versenkt; mit ihrem Gipfel ragte sie hinein in den göttlichen Jubel. Aber die Freude überwog jede andere Empfindung; in ihr lösten sich alle seine Leiden und Opfer auf; denn Jesus wußte: je härter diese waren, desto mehr beförderten sie die Ehre Gottes und eine um so größere Erhöhung bereiteten sie seiner hl. Menschheit vor.
Unsere Seele kann also zu gleicher Zeit traurig und fröhlich sein: traurig in jenem niederen Teile, der sich den Sinnen nähert; fröhlich in jenen Höhen, die allein vom Willen gelenkt werden. Selbst in den grausamsten Stunden herrscht der Schmerz nicht allein in uns: wir besitzen ja denjenigen, der uns tröstet: "Ich will den Vater bitten, daß er euch einen andern Beistand gebe, der in Ewigkeit in euch bleibe: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann... er wird in euch walten".
In der Freude bleiben, heißt im Heiligen Geiste bleiben. Erinnern wir uns daran, daß uns die Kommunion in denjenigen versenkt hat, den die heilige Katharina von Siena "den Ozean des Friedens" zu nenne liebt. "O ewiger Gott," rief sie aus, "du bist ein friedvoller Ozean, worin die Seelen leben und ihren Durst stillen. Sie finden daselbst ihre Ruhe in der Vereinigung der Liebe."
Die Freude ist ein Gott zu erweisender Kult. Sie ist ein Meßinstrument der Seele: sie zeigt den Grad ihrer Liebe an. In beständiger Prüfung und Verfolgung hört die Kirche, das erhabene Vorbild der Seele, nicht auf, sich zu freuen. Ihre Liturgie ist an jedem neu erstehenden Tage ein Fest. Sie zählt ihre Tage nach Festen; sie schreitet durch Schmerz, aber mit zum Himmel erhobenem Auge und indem sie die Vollkommenheit und die Liebe des Bräutigams besingt. Sie lebt in der Freude, in freier, starker, heiterer Freude, der Frucht der Liebe.
Der Christ ist ein Sämann der Freude. Deshalb vollbringt er große Dinge. Die Freude ist eine der unwiderstehlichsten Mächte in der Welt. Sie beruhigt, sie entwaffnet, sie erobert, sie reißt mit sich fort. Die frohe Seele ist ein Apostel: sie zieht die Menschen zu Gott, indem sie den Menschen zeigt, was die Gegenwart Gottes in ihr vermag. Deshalb gibt uns der Hl. Geist den Rat: "Seid nicht traurig, denn die Freude im Herrn ist eure Stärke".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 19. November 2019, 08:55:21
b. Vervollkommnung der Vereinigung.

Die auf den Stand der heiligmachenden Gnade gegründete Vereinigung mit Gott hat sehr verschiedene Grade. Auf der Leiter der Vollkommenheit sind diese Grade geradezu unübersehbar. Die Kommunion am Morgen versetzt uns in jene Liebesvereinigung, deren Beschreibung im Vorstehenden versucht wurde. Doch ach! Diese Vereinigung kann gelockert werden. Aber ebenso auch kann sie unaufhörlich vollkommener werden. Die Anstrengung des Christen ist sehr wohl imstande, die eucharistische Vereinigung inniger zu gestalten und zu vervollkommnen. Ein wirksames Mittel ist die Wiederholung der Akte des Verlangens und der Liebe.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 21. November 2019, 08:27:31
1. Wiederholung der Akte des Verlangens.

Daniel erhielt Kenntnis vom Geheimnisse Christi, weil er ein Mann des Verlangens war. Eine Seele, die nach Jesus verlangt, muß notwendig in die Kenntnis und in das Verkosten seiner Geheimnisse eindringen.
Das Verlangen entfernt die Hindernisse; es öffnet die Pforten der Seele, für die das herrliche Wort der Geheimen Offenbarung Wirklichkeit wird: "Siehe, ich stehe vor der Türe und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Türe öffnet, zu dem gehe ich hinein und halte mit ihm Mahl und er mit mir".
Das Verlangen erweitert die Seele und paßt sie dem ersehnten Gegenstande an; es paßt sie also sozusagen Gott an. Der himmlische Vater geruhte, der heiligen Katharina von Siena zu versichern: "Keine Tugend kann dir das ewige Leben verdienen, wenn du mir auf eine endliche Art dienst, denn ich, der unendliche Gott will, daß man mir auf unendlicher Art dient; doch du hast nichts Unendliches als das Verlangen und den Schwung deiner Seele. Aber dieses Verlangen hat wie alle anderen Tugenden nur Wert durch den Gekreuzigten, meinen einzigen Sohn."
Es ist sehr nützlich, in der Seele das Verlangen nach der heiligen Kommunion zu erwecken. "Die vollkommene Übung der Liebe", sagt Bossuet, "ist der unaufhörliche Wunsch, Jesus Christus zu empfangen. Der Tisch ist bereit: die Gäste fehlen; doch du, o Jesus, rufest sie."
Das Leben vieler Heiliger ist ein großes und glühendes Streben ihrer Seele nach der eucharistischen Vereinigung gewesen. Der heilige Ignatius der Martyrer schrieb an die Römer: "Ich wünsche nicht die Freuden dieser Welt; sondern ich verlange nach dem Brote Gottes, dem Brote des Himmels, dem Brote des Lebens, dem Fleische Jesu Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes. Ich verlange heiß danach, mich mit jenem Tranke zu berauschen, der sein Blut ist und der in uns eine unwandelbare Liebe anfacht, da er uns das Unterpfand des ewigen Lebens gibt."
Die hl. Katharina von Siena seufzte Tag und Nacht nach der hl. Kommunion. In der Morgendämmerung eilte sie zur Kirche, von ihrem Verlangen förmlich getragen, dessen Glut ihren zerrütterten Körper bewegte. "Mein Vater, mich hungert", sagte sie zu dem sel. Raimund, um ihm ihr Verlangen nach der heiligen Kommunion auszudrücken; "um der Liebe Gottes willen gebt meiner Seele ihre Nahrung!"
Die heilige Margareta Maria sagte: "Mein Herz fühlt sich von dem Verlangen verzehrt, Gott zu lieben, und dies gibt mir ein unersättliches Verlangen nach der heiligen Kommunion und nach Leiden... An einem Karfreitag war ich von dem glühenden Wunsche erfüllt, unseren Herrn zu empfangen, ich sagte zu ihm unter Tränen: 'Ich will mich verzehren dadurch, daß ich nach dir verlange und dich an diesem Tage nicht besitzen kann; ich höre nicht auf, nach dir zu verlangen'. Er tröstete mich mit seiner süßen Gegenwart und sagte zu mir: 'Meine Tochter, dein Wunsch ist mir so zu Herzen gegangen, daß wenn ich das Sakrament der Liebe nicht eingesetzt hätte, ich es jetzt tun würde, um deine Speise zu sein. Ich habe eine solche Freude daran, so ersehnt zu werden, daß ich, sooft ein Herz diesen Wunsch hegt, es ebensooft voll Liebe ansehe, um es an mich zu ziehen.'"
Im Tabernakel scheint sich Jesus aufzuhalten, wie er ehedem unter der Säulenvorhalle des Tempels stand und der Menge zurief: "Wenn einen dürstet, so komme er zu mir und trinke!", oder er scheint die Einladung der göttlichen Weisheit zu erneuern: "Kommet her zu mir alle, die ihr meiner begehrt, und sättigt euch!"
Erwecken wir also in uns immer häufiger, immer glühender werdendes Verlangen! Unsere Seele sei immer nach der Eucharistie gerichtet! Leben wir im Zustande des Verlangens wie der Psalmist: "Ich tue meinen Mund auf und atme Lechzend". Dieser Durst nach dem Göttlichen ist eine der kostbarsten Gnaden, die Gott durch seinen Propheten versprechen ließ: "Siehe, es kommen die Tage..., da ich Hunger über das Land senden werde; nicht Hunger nach Brot, noch Durst nach Wasser, sondern Hunger, das Wort des Herrn zu hören".
Bis wie weit darf sich unser Verlangen erschwingen? Können wir nach den verborgenen Geheimnissen der göttlichen Vereinigung streben?
Ja, vorausgesetzt, daß unser Wunsch demütig und dem göttlichen Willen freudig unterworfen bleibe.
Ohne Zweifel wäre es ein dummer Stolz und es hieße, sich schlimmen Täuschungen hingeben, außergewöhnliche Gunstbezeugungen zu wünschen, wie Offenbarungen, Visionen u.s.w. Aber die möglichst enge Vereinigung unserer Seele mit Gott zu wünschen, ist recht und heiligend. "Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes", ruft die Braut im Hohen Liede aus. Und sie spricht im Namen aller erlösten und durch die Gnade geheiligten Seelen, die sich nach jenem glücklichen Zustande sehnen, wo die Seele, die "dem Herrn anhängt, ein Geist mit ihm ist".
Wer wird aus dem armen Erdreich unserer Seele solch heilige und kühne Wünsche hervorsprossen lassen?
Der Heilige Geist. Er lenkt unsere Seele zu Gott. "Denn wir wissen nicht, um was wir bitten sollen... Da tritt der Geist selbst für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern". Auch ist es ein ausgezeichnetes Mittel zur Belebung unserer Wünsche, die Worte der Heiligen Schrift zu Hilfe zu nehmen, durch die so oft das Seufzen nach Gott ausgedrückt worden ist: "Wie der Hirsch verlangt nach Wasserquellen, so verlangt meine Seele nach dir, o Gott.
Meine Seele dürstet nach Gott, dem starken, dem Lebendigen...
Nach dir dürstet meine Seele.
Wie sehr schmachtet nach dir mein Leib im wüsten, weg- und wasserlosen Lande!"
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 22. November 2019, 13:31:36
2. Wiederholung der Akte der Liebe.

Der heilige Johannes schrieb: "Gott ist die Liebe". Man kann ebenfalls sagen: "Jesus ist die Liebe", und man könnte hinzufügen: der Christ ist die Liebe.
Das Leben des Wortes im Schoße der hhl. Dreifaltigkeit besteht darin, den Vater zu lieben, und alles, was es von ihm empfängt, zu ihm, dem Ursprung, zurückströmen zu lassen.
Und auch hienieden war sein Leben die Liebe. Das Wort ist aus Liebe zum Vater Fleisch geworden, um ihn uns zu offenbaren und uns für ihn zu gewinnen. Die Liebe hat ihn Mensch werden lassen, die Liebe hat ihn ans Kreuz genagelt. Der letzte Grund seiner Geheimnisse, seiner Srbeiten, seiner Leiden ist die Liebe zum Vater.
Diesselbe Liebe ließ Jesus die Gestalt des Brotes annehmen und hält ihn in der Verborgenheit des Tabernakels. Was tut er in dem undurchdringlichen Schweigen der Hostie? Vor allem liebt er den Vater.
Der Kommunizierende wird sich bestreben, wie Jesus zu leben: er wird also Gott lieben. Er wird ihn so lieben, wie es das erste Gebot verlangt, das alle anderen in sich schließt: von ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus allen seinen Kräften.
Natürlich ist es der menschlichen Schwäche nicht möglich, beständig formelle Liebesakte zu erwecken. Aber wenigstens können wir sie mit der Gnade Gottes derart vervielfältigen, daß sie die Akte der anderen Tugenden beherrschen und einen immer bestimmderen und durchgreifenderen Einfluß auf unser Leben gewinnen.
Es ist so leicht, einen Liebesakt zu erwecken! Ein Aufschwung des Herzens genügt. Die demütigste Handlung, das kleinste Opfer können sich in Liebe verwandeln. "Alles, was aus Liebe geschied, ist Liebe", sagt der heilige Franz von Sales, "die Arbeit, die Ermüdung, ja der Tod ist Liebe, wenn man ihn aus Liebe erduldet." Und dennoch sagt P. Lacordaire, "ist die Liebe Gottes der höchste Akt der Seele und das Meisterwerk des Menschen." "Der kleinste Akt reiner Liebe", bemerkt der heilige Johannes vom Kreuz, "hat in den Augen Gottes mehr Wert und ist der Kirche nützlicher als alle anderen Werke zusammengenommen." "Nichts in der Welt ist so wirklich und wesenhaft als die Liebe Gottes. Im Vergleich mit dieser großen Wirklichkeit ist alles übrige nur ein Trugbild; alles ist leer und ohne Sinn und vergeht bald. Ein Akt der Liebe ist vollkommen: ihre Wirkungen sind mächtiger, ihre Folgen wichtiger als die Wirkungen und Folgen jedes anderen Aktes. Selbst der Tod kann ihr an Größe nicht gleichkommen. Und doch, was braucht es, um einen Akt der Liebe zustande zu bringen? Einen Blick des Herzens, der mit der Schnelligkeit des Blitzes zum Himmel gelangt. Solche Akte lassen sich zahllos inmitten der scheinbar zerstreuendsten Beschäftigungen machen. Nicht schwächer werden sie durch die Wiederholung; vielmehr schöpfen sie daraus neue Stärke, unbekannte Kraft. Und dabei erfordern sie keine Anstrengung;  es wird uns sogar eine Freude, sie hervorzubringen" (Faber).
"Derjenige, der glühend nach der Liebe verlangt," sagt der heilige Franz von Sales, "wird bald mit Glut lieben." Hören wir also niemals zu lieben auf. "Hätte ich tausend Herzen, um zu lieben," rief die hl. Margareta Maria aus, "sie würden nicht zu viel sein." Der heilige Paulus sagt uns, daß "die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist". Wie die Liebe Gottes vermocht hat, sich für das Geschöpf hinzugeben, so läßt sie das Geschöpf sich Gott hingeben und vollendet ihre Vereinigung. "Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm".
"Es ist von großer Wichtigkeit", sagt der hl. Johannes vom Kreuz, "daß die Seele sich viel in der Liebe übt, damit sie, da sie sich rasch vollendet, hienieden nicht aufhält, sondern bald dazu kommt, Gott zu schauen. Die anhaltende Übung der Liebe ist eine große Sache. Die zur Vollkommenheit und zur Vollendung der Liebe gelangte Seele kann weder in diesem noch im anderen Leben lange sein, ohne Gott zu schauen."
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 25. November 2019, 14:52:20
3. Die unsichtbaren göttlichen Sendungen.

Das ist eine Wahrheit, die die Seele zu endlosem Verlangen befähigen und zur unersättlichen Liebe veranlassen kann.
Die Theologie spricht von unsichtbaren göttlichen Sendungen, einem der tiefsten Geheimnisse der Religion. Es sind neue Ausgießungen Gottes: neues Licht, das das Wort unserer Erkenntnis mitteilt und wachsende Liebeseindrücke, womit der Hl. Geist unseren Willen formt. Sie sind ein Widerschein und gleichsam eine Fortsetzung der ewigen Ausgänge des Sohnes und des Hl. Geistes.
Jedesmal, wenn eine Seele durch ihren Eifer und ihre Großmut einen neuen Fortschritt in der Liebe Gottes macht und eine neue Gnade verdient, sendet der Vater in diese Seele das Wort und den Heiligen Geist, die ihr ein neues Anrecht auf die innige, göttliche Vertrautheit geben. Und da die drei göttlichen Personen unzertrennlich sind, kommt der Vater, ohne gesandt zu sein. Sie überfluten die Seele mit einer neuen Lebensausströhmung; eine neue, persönlichere, stärkere, innigere Berührung findet statt als im vorhergehenden Augenblick.
Dieses anbetungswürdige Geheimnis kann sich in jedem Augenblick neu vollziehen. Jedem Wachsen der Liebe entspricht die unsichtbare Einkehr der drei göttlichen Personen. Und wenn die Seele in jeder Minute einen Akt vollbringt, der die Liebe vermehrt, strömt die allerheiligste Dreifaltigkeit von neuem in sie mit neuen Fluten des Lichtes und der Liebe. Wie weit kann die Seele in diesen geheimnisvollen Aufsteigen gelangen? O christliche Seele, wenn du die Gabe Gottes erkenntest!
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 26. November 2019, 08:36:23
a. Unsere Gotteskindschaft durch Jesus Christus.

1. Unsere übernatürliche Bestimmung.


"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus... Schon vor Grundlegung der Welt hat er uns in ihm auserwählt, auf daß wir heilig und untadelhaft vor ihm seien".
Von Ewigkeit her hat sich also Gott mit uns befaßt.
Der Vater hat uns gedacht; wir sind eine Idee Gottes. In bezug auf einen jeden von uns sprach er einen Gedanken, ein Wort aus, das uns erschafft und ausdrückt, das unser zeitliches und ewiges Leben umschließt und sagt, was wir sein, welchen Platz wir einnehmen, welche Vollkommenheit wir verwirklichen, welche Glorie wir erreichen sollen.
Weil der himmlische Vater seinen höchsten Gedanken in uns übertragen wollte, sprach er diesen Gedanken, dieses Wort aus, als er unseren übernatürlichen Beruf bestimmte. Durch die Verwirklichung des göttlichen Gedankens treten wir in die göttliche Ordnung der ewigen Wirklichkeiten ein.
Unsere eigentliche Aufgabe läuft also darauf hinaus, den Willen des himmlischen Vaters zu erfüllen, jenem Worte gemäß zu leben, das er in bezug auf uns gesprochen hat; alles anzunehmen, was dieses Wort umschließt: Freuden oder Leiden; liebevoll sich allen seinen Forderungen unterwerfen, wie sie sich in unserem täglichen Leben offenbaren.
Aber worin besteht denn dieser geheimnisvolle Gedanke? Was sagt dieses Wort?
Der hl. Paulus antwortet: "Die er als solche vorhererkannte, hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu werden".
Es ist der Wille Gottes, daß wir an dem Mysterium Christi teilnehmen. Das Wort, das er in bezug auf uns ausspricht, drückt den Umfang und die Art und Weise aus, wie wir zur Verherrlichung des himmlischen Vaters Jesus wiederstrahlen sollen: "In Liebe hat er uns nach seinem freien Willensentschlusse durch Jesus Christus zu seinen Kindern vorherbestimmt, damit wir die Herrlichkeit seiner Gnade preisen".
Unsere übernatürliche Bestimmung besteht also darin, uns nach Jesus zu bilden, wie Jesus zu leben, in Jesus umgestaltet zu werden.
Das fleischgewordene Wort ist das einzige und umfassende Ideal, das alle von der Liebe Vorherbestimmten verwirklichen und offenbaren sollen: Weltleute, Priester und Ordenspersonen, Jungfräuliche und Verehelichte. Dieses Vorbild müssen alle nachahmen, wenn sie sich vom Reiche der Gnade, von Jesus Christus nicht ausschließen wollen. Der Grad ihrer Vollkommenheit und übernatürlichen Fruchtbarkeit wird genau dem Grade ihrer Jüngerschaft und ihrer getreuen Ähnlichkeit mit Jesus entsprechen. "Denn kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, durch den wir das Heil erlangen sollen".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 26. November 2019, 15:59:51
In welchem Grade muß ich das Bild Christi in mir wiedergeben? - Ich weiß es nicht. Das ist das undurchdringliche Geheimnis der ewigen Vorherbestimmung. Aber gewiß ist, daß ich es wiedergeben muß. Ohne Unterlaß muß ich auf Jesus schauen, ihn nachahmen, in ihm umgestaltet werden. Wie kann ich einen so erhabenen Beruf erfüllen?
Mit der Gnade und der Mitwirkung des Hl. Geistes; "denn er bleibt bei euch und wird in euch walten". Der Hl. Geist macht sich zum Vollzieher der göttlichen Pläne, zum Urheber der Vergöttlichung des Menschen, deren Plan der Vater nach dem Vorbild des fleischgewordenen Wortes entworfen hat. "Digitus paternae dexterae, du Finger an des Vaters Hand", singt die Kirche. Wie der Maler oder der Bildhauer sich der Hand bedient, um seine Idee zum Ausdruck zu bringen, so bedient sich der himmlische Vater des Hl. Geistes, um seinen Gedanken in uns zu übertragen, sein Wort in uns zu schreiben, sein Bild in uns auszugestalten.
Das erste Werk dieses Schöpfergeistes und Heiligmachers in uns besteht darin, uns zur Ähnlichkeit mit dem Sohne Gottes umzubilden und uns ein Leben führen zu lassen, das unserer göttlichen Kindschaft entspricht. "Alle, die sich vom Geiste Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. Ihr habt ja nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, daß ihr euch von neuem fürchten müßtet, sondern den Geist der Kindschaft, der uns rufen läßt: 'Abba, Vater!' Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind".
Als Geist der Wahrheit klärt er in unserer Seele den ewigen Gedanken des Vaters. Er macht ihn uns deutlicher, bestimmter, anziehender, indem er uns Jesus offenbart: "Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit einführen... Er wird mich verherrlichen", indem er euch immer mehr meine Gnade und meine Gottheit kennen lehren wird.
Als Vollender und Heiligmacher fährt er fort, in unsere Seele den anbetungswürdigen Gedanken des Vaters, der Jesus ist, dauernd und, wenn wir nur wollen, unwiderruflich einzuprägen. Dieses Geheimnis erschaute David, als er sang: "Ein Zeichen ist über uns das Licht deines Angesichtes, o Gott!" Denn das Angesicht des Herrn, sein Abglanz und seine Herrlichkeit ist das Wort.
Als Geist des Lebens und Urheber des übernatürlichen Lebens gestaltet er sodann den Gedanken des Vaters voll aus. Er treibt uns an, die vollständige Ähnlichkeit mit Christus zu verwirklichen, bis wir "zur Vollreife des Mannesalters Christi" gelangt sind, "bis Christus Gestalt" in uns gewinnt.
Als Geist der Liebe begründet er zwischen der Dreifaltigkeit und uns Beziehungen der Liebe, einen fortdauernden Hang zur Vereinigung. Er macht die hhl. Dreifaltigkeit uns zugeneigt, und uns zieht er zu ihr hin. Er ist der unaufhörliche Ruf, die lebendige Anziehung, der unwiderstehliche Hauch, der uns zu Jesus hinzieht. In dem Maße, als sich die Seele dem durch den Hl. Geist zur Ausführung kommenden Gedanken des Vaters überläßt, in demselben Maße wird die Vereinigung enger und vollkommener bis zu jenem Augenblick, wo die Seele derart in Christus und Christus derart in der Seele ist, daß alle beide in der Einheit vollendet sind gemäß des hohenpriesterlichen Gebetes des Herrn.
Alsdann kann der erlöste und geheiligte Mensch voll Vertrauen vor den himmlischen Vater hintreten und zu ihm sagen: "Schau her, o Gott,... und blicke in das Angesicht deines Gesalbten".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 27. November 2019, 15:41:50
2. Die Kommunion und unsere übernatürliche Bestimmung.

Die Kommunion läßt uns in dieses Geheimnis unserer Vorherbestimmung und unserer Heiligung eindringen. Wenn wir kommunizieren, geht dieses ganze Geheimnis in uns über, um daselbst zu bleiben. Der Vater ist in uns, um uns sein Wort mitzuteilen, der Hl. Geist, um es uns einzuprägen. Und wenn unsere Liebesglut dem gütigen Willen Gottes entspricht, ruft jede Kommunion in der Verborgenheit unserer durch den Glauben erleuchtete Seele eine innigere Vereinigung hervor und vermittelt ihr durch den Hl. Geist einen neuen Ähnlichkeitszug mit Jesus.
Die Kommunion schenkt uns in der Tat nicht allein das Fleisch Jesu, sondern auch seinen Geist, der wie ein feines Blut allmählich in uns eindringt, um in unserer Seele das zu bewirken, was das Blut in unserem Körper bewirkt. Es ist Prinzip, Grundlage des Lebens. Wie er den Menschen in Jesus vom ersten Augenblicke seines sterblichen Lebens geleitet und erfüllt hat, so wird der Heilige Geist auch unser Lenker und leitet in uns unsere innere Umwandlung. In Jesus und in der Kommunion ist derselbe Geist des Lebens, dasselbe Tätigkeitsprinzip. Wenn der Kommunizierende seinen Einsprechungen gegenüber gelehrig ist, wird er bald eine vollkommene Verähnlichung erlangen, denn dieselbe Gnade muß dieselbe Tugenden hervorbringen, derselbe Hl. Geist muß dieselben Akte erwecken. Daher sieht man die Heiligen zu einer solchen Ähnlichkeit mit Jesus gelangen, daß sie wirklich nur eins mit ihm sind, ein Herz und eine Seele. Sie sehen alle Dinge wie Jesus, urteilen wie er, haben dieselben Wünsche, denselben Willen, dieselbe Liebe. "Cor Pauli, cor Christi." "Das Herz des Paulus ist das Herz Christi", sagte der heilige Chrysostomus: Hat es der Apostel nicht selbst erklärt: "Also lebe eigentlich nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir". "Christus ist an Stelle meiner Seele", sagte der heilige Makarius.
Die hl. Gertrud die Große, die der Erlöser mit der Enthüllung seines hhl. Herzens begnadigte, als habe er den in seiner ewigen Weisheit festgesetzten Zeitpunkt des Öffnens dieses Herzens nicht abwarten können, "war e i n  Geist mit Christus geworden; zum Zeichen dieser unaufhörlichen mystischen Verbindung vertauschte er in unbeschreiblicher Weise sein göttliches Liebesherz mit ihrem Herzen".
Die hl. Katharina von Genua konnte von sich sagen: "Ich habe weder Seele noch Herz. Herz und Seele Jesu Christi sind mir Herz und Seele."
In der hl. Katharina von Siena vollzog sich dieses Geheimnis der Umwandlung, indem es die einzigartige Zärtlichkeit des Herrn offenbarte. "Eines Tages," so erzählt der selige Raimund, "als sie mit größerer Glut das Gebet des Propheten wiederholte: 'Schaffe in mir ein reines Herz, o Gott, und den rechten Geist erneuere ein meinem Inneren', bat sie den Herrn, sie ihres Herzens und ihres Willens zu berauben. Sie glaubte, zu sehen, daß der Herr, als er wie gewöhnlich zu ihr kam, ihr Herz wegnahm und davonging, so daß sie ohne Herz blieb. Der Eindruck dieser Vision war so stark und der Eindruck ihrer Sinne bestärkte sie so sehr, daß Katharina sagte, sie hätte kein Herz mehr... Kurz darauf erschien ihr der Herr, indem er in seinen hl. Händen ein menschliches Herz trug, hochrot und leuchtend. Der Herr gab ihr das Herz, das er in seinen Händen trug und sagte: 'Meine süße Tochter, so wie ich neulich dein Herz wegnahm, so übergebe ich dir heute mein Herz.'" - Im Leben der Hl. Margareta Maria findet man einen ähnlichen Bericht. "Am Freitag nach der Oktav von Fronleichnam", erzählte sie, "sagte Jesus nach der Kommunion das Wort: 'Meine Tochter, ich bin gekommen, um meine Seele an die Stelle der deinigen zu setzen, mein Herz und meinen Geist an die Stelle des deinigen, daß du nur mehr aus mir und für mich lebest.' Diese Gnade war von solcher Wirkung, daß seitdem nichts mehr imstande war, nur im geringsten den Frieden meiner Seele zu stören und daß ich keine andere Kraft mehr in meinem Herzen empfand, als Gott zu lieben."
Das ist das Ziel der Kommunion: Die Verschmelzung der Herzen und der Seelen. -
Zwar enthalten obige Berichte außerordentliche Begebenheiten einer wunderbaren Ordnung. Aber diese außerordentlichen Dinge beiseitegesetzt: die Kommunion zielt darauf, in uns eine ähnliche Umwandlung hervorzubringen. Sie zielt darauf, unser eigenes Leben zu verlieren und es durch das Leben Christi zu ersetzen, der selbst diese Absicht erklärt hat mit den Worten: "Wie ich...durch den Vater lebe, so wird auch der, welcher mich ißt, durch mich leben".
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 28. November 2019, 14:22:24
b. Die Verherrlichung der hhl. Dreifaltigkeit

1. Das oberste Ziel der Schöpfung.

Wir können in der Erkenntnis unserer übernatürlichen Bestimmung noch weiter gehen und fragen: warum hat Gott gewollt, daß wir seine in Christus angenommenen Kinder werden? Gewiß: zu unserem ebenso unermeßlichen als unverdienten Glück; seine Liebe hat sich nicht begnügen können, uns aus dem Nichts zu ziehen; er hat uns glücklich machen und uns bis zum Gipfel des Glückes erheben wollen durch eine unerhörte Gabe: die Teilnahme an seiner Natur und die Gemeinschaft mit seinem Leben.
Indes das Glück der Geschöpfe kann nicht das letzte Ziel der göttlichen Betätigung sein. Dieses Ziel ist die Kundmachung seiner göttlichen Vollkommenheiten, insbesondere seiner Güte, und die vollkommene Verherrlichung der hhl. Dreifaltigkeit.
Indem er mich beseligt, will Gott sich verherrlichen: er will sich verherrlichen in meinem Glück.
Letztlich hat uns Gott für sich selbst, zu seiner Verherrlichung zu Gotteskindschaft erhoben. Diese soll sich in der Liebe und in dem Lobe des Herrn vollenden: "In ihm wurden wir auch mit dem Erbe bedacht, die wir vorausbestimmt waren nach dem Plane dessen, der alles nach dem Ratschlusse seines Willens wirkt. Wir... sollen zum Lobe seiner Herrlichkeit dienen". Denn weil Gott Gott ist, wirkt er in allen Dingen für sich selbst. Die unerläßliche notwendige Ordnung verlangt, daß alle Wesen, selbst bis zu unserem Glück, sich auf den Herrn beziehen und ihm Ehre erweisen. Den Herrn verherrlichen ist die wesentliche und ursprüngliche Aufgabe des Geschöpfes, sobald es ins Dasein tritt. Dieses Ziel beherrscht alles. Es ist die notwendige, zwingende Gerechtigkeit, nach der wir, dem Worte Jesu gemäß, hungern und dürsten sollen.
Das ist auch die erste Aufgabe, zu deren Erfüllung er hienieden erschien, und die Hauptbeschäftigung seiner heiligen Menschheit während seines sterblichen Lebens und in der Eucharistie. Christus ist gekommen, um uns zu retten, aber noch viel mehr, um seinen Vater anzubeten und zu loben; um uns glücklich zu machen, aber besonders die Huldigung darzubringen, die Gott seit Erschaffung der Welt erwartete. Sein inneres Leben ist unaufhörliche Anbetung gewesen. Wenn er gearbeitet, gepredigt, Wunder gewirkt, gelitten hat und gestorben ist, so geschah es, um seinen Vater zu verherrlichen. Ihm Ehre zu erweisen, brannte er vor Verlangen wie in einem inneren Feuer, das ihn verzehrte und seiner nach Gerechtigkeit und Liebe verlangenden Seele keine Ruhe ließ.
"Ich habe erst eine Taufe zu bestehen, und wie drängt es mich, bis sie vollendet ist". Diese Taufe war die Vergießung seines Blutes, das Gott die Ehre durch die Schöpfung ersetzen sollte.
"Sehnlichst habe ich verlangt, vor meinem Leiden dieses Ostermahl mit euch zu essen". Dieses Ostermahl war das Opfer der Hostie, seiner selbst als Opfer der Verherrlichung.
"Mich dürstet", sagte er in der Todesstunde. Dieser Durst war das unaussprechliche Verlangen seines Herzens, dem Vater Liebe zu erweisen. Ein Durst, den selbst das Opfer von Kalvaria nicht stillen konnte, da er die Eucharistie einsetzte, um die Vergießung seines Blutes zu erneuern, für alle Orte und alle Zeiten zu ermöglichen.
Sein Leben und sein Tod hatten nur ein beherrschendes Ziel: zunächst Gott die vollkommenste Huldigung zu erweisen und sodann: in der Welt Seelen zu erwecken, die in Vereinigung mit seiner Absicht, seiner Liebe und seinem Opfer Lob und Ehre erweisen und die "wahren Anbeter im Geiste und in der Wahrheit" sind; denn solche sucht der Vater" - kurz: anbeten und Anbeter heranbilden.
Titel: Re: Durch die Eucharistie zur Dreifaltigkeit
Beitrag von: Caelum am 29. November 2019, 12:53:25
2. Die alleinige Liturgie.

Christus ist gekommen, um unter uns ein Lobopfer dazubringen, Gottesdienst zu feiern.
Diesen Gottesdienst, die Liturgie, feiert er noch immer. Denn als fleischgewordenes Wort ist Jesus Priester, der "Gesandte und Hohepriester, zu dem wir uns bekennen".
Er wird die Liturgie ewig feiern; denn das Priestertum ist eine Grundhaltung, sein Hauptberuf; er "besitzt ein unvergängliches Priestertum" und der Vater hat zu ihm gesagt: "Du bist Priester ewiglich".
Daher sehen wir ihn auch im Himmel und auf Erden dieselbe Liturgie feiern. In einer der erhabensten Visionen der Geheimen Offenbarung zeigt uns Johannes, wie unser Hoherpriester, von der Schar der Auserwählten umgeben, im Mittelpunkt der wiedererkauften Schöpfung sein Priestertum ausübt mitten vor dem Throne, wo der Herr seinen Sitz hat.
Der siebenstrahlige Geist ruht auf ihm und inspiriert sein Priestertum. Er steht da wie ein Opferpriester. Er ist geschlachtet als das allgemeine Opfer. Er spendet Ehre und Lob demjenigen, der da war, der da ist und der da sein wird. Und siehe da: alle Himmelsbewohner vereinigen sich mit dem Lamme, um denjenigen zu preisen, dem sich das Lamm opfert: "Würdig bist du, Herr, unser Gott, Preis, Ehre und Macht zu empfangen; denn du hast das All geschaffen; durch deinen Willen geschaffen, ist es entstanden". "Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott". Sie beten an, werfen sich nieder und legen ihre Kronen hin zum Zeichen, daß ihr Sieg und ihr Ruhm vom Herrn kommt, von ihm allein.
Aber die Auserwählten wenden sich zum Lamme, das auch die Lobpreisung empfängt, die ihm gebührt. Während er sein höchstes Priestertum ausübt, werfen sie sich vor ihm nieder, und in mächtigen Klängen erschallt das neue Lied der Erkauften: "Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Macht, Reichtum, Weisheit, Kraft, Ehre, Preis und Lob zu empfangen".
Das sind die großen Linien der Liturgie, deren Glanz sich ohne Unterlaß in den Himmel enthüllt, enthüllt unter dem Vorsitze Jesu, des ewigen Hohenpriesters, und unter dem Hauche des Hl. Geistes, durch dem sich das Lamm selbst "als makelloses Opfer Gott darbringt".
Nun, es ist genau dieselbe Liturgie, die sich bei uns auf dem Altare vollzieht: dasselbe Priestertum, derselbe Priester, dasselbe Opfer, dieselbe Hinopferung, dasselbe Ziel. Nur die äußere Form ist verschieden: die triumphierende Kirche feiert das Opfer im Schauen, die streitende Kirche im Glauben. Aber es ist nur eine einzige Liturgie. Eine wunderbare Harmonie steigt stündlich aus der gereinigten und geheiligten Schöpfung hinauf zum Throne des Allmächtigen, um ihn zu loben, zu preisen, zu erheben durch das Lamm, das sich hinopfert; Stimmen ohne Zahl aus der unübersehbaren Schar der Erkauften erheben sich von allen Enden der Erde und des Himmels: aber all diese Stimmen bilden nur eine einzige Harmonie, singen das einzige Lobopfer und feiern die einzige Liturgie.
Damit unaufhörlich zu Gott das Lobopfer aufsteige, deshalb hat Jesus sein Opfer auf Kalvaria dargebracht und deshalb setzt er sein Opfer in der Eucharistie fort.
Das ist auch das letzte Ziel der Kommunion. Die Liturgie, die sowohl vor dem Throne Gottes als auf dem Altare sich als vollkommen dieselbe vollzieht, will Jesus in der Seele des Kommunizierenden wiederholen. Er kommt zu uns, um uns in den großen Vollzug des Lobopfers einzureihen, dessen Haupt der Hoherpriester er ist. Eines Tages sagte er zur hl. Margareta Maria: "Ich komme zu dir als oberster Opferpriester."
Der Getaufte ist ein geheiligter Tempel, eine der Stätten des liturgischen Opfers: "Heilig ist der Tempel Gottes, und das seid ihr". In diesem Tempel schlägt der allmächtige, der dreifaltige Gott seinen Wohnsitz auf: "Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen". Und die Kommunion bringt das Opfer, das geschlachtete Lamm, das sich von neuem opfert und mit seinem Opfer das Opfer der Seele vereinigen will, die kommuniziert. "Die christliche Seele", sagt Origines, "ist ein ständiger Altar, wo sich das Opfer Tag und Nacht fortsetzt." "Durch ihn wollen wir Gott beständig Lobopfer darbringen, ich meine die Frucht von Lippen, die seinen Namen preisen".
Die Kommunion setzt die Seele instand, in ihrem Heiligtum das Opfer der triumphierenden und streitenden Kirche zu feiern: dasselbe Opfer bietet sich in ihr demselben Gott in derselben Lobpreisung dar.
Nichts mangelt, nicht einmal das Gebet und die Harmonie der Harfen aus der berühmten Vision des hl. Johannes. Das Gebet der Seele umgibt das Opfer wie mit einem süßen Wohlgeruche, der den Herrn sprechen läßt: "Wer ist es, die dort aus der Wüste heraufkommt, gleich einer Rauchsäule von Spezereien aus Myrrhen und Weihrauch?"
Der Ton der Harfen ist die Harmonie aller Akte der Liebe, aller Wünsche und Empfindungen, die unter dem Hauche des Hl. Geistes im Herzen entstehen. Eine erhabene Harmonie, das wahre Echo des neuen Liedes des Chores der Auserwählten, wenn alle Kräfte der Seele und des Leibes gleich den Saiten einer Harfe durch Reinheit und Buße übereinstimmen.
"Alsdann", sagte der himmlische Vater zur heiligen Katharina von Siena, "singt die Seele ein köstliches Lied, indem sie sich auf einem Instrumente begleitet, worauf die Klugheit die Saiten so wohl angeordnet hat, daß sie eine heilige Harmonie zum Ruhme und zur Ehre meines Namens ergeben. Diese Harmonie wird durch starke Saiten: die Kräfte der Seele, und durch schwache Saiten: die äußeren Sinne des Körpers, hervorgebracht. Alle Heiligen haben durch diese Harmonie Seelen gewonnen. Der erste, der diese Harmonie vernehmen ließ, war mein vielgeliebtes Wort, als es sich mit der Menschheit bekleidete und, sie mit der Gottheit vereinend, am Kreuze seine unbeschreibliche Harmonie offenbarte, die das Menschengeschlecht ergreift." Im Himmel, auf dem Altare und in der Seele wird also derselbe ewige Gottesdienst gefeiert.
In demselben Maße, als dieser sich in uns vollzieht, schreitet unsere Heiligung fort. Wenn die Seele, getragen von einer großen Liebe und in ihrem Erkennen und Lieben mit dem Opfer des Lammes vereint, dahin gelangt, daß sie sich nicht mehr durch das geringste von ihrem Lobopfer abbringen läßt, vielmehr ohne Unterbrechung den inneren Gottesdienst vollzieht, hat sie die Vollkommenheit auf dieser Erde erreicht; sie lebt im Dunkel des Glaubens wie die Seligen in der Anschauung, und ihr inneres Leben, sagt der sel. Albert der Große, ist das "Vorspiel und der Anfang des Lebens im Himmel".


     Gelobt sei Jesus Christus

Persönliche Anmerkung:
Für mich war und ist es wichtig, dass dieses kostbare Büchlein gelesen wird. Es wäre schade, würde es in der Versenkung verschwinden. Wer weiß, vielleicht findet sich jemand, und gibt diesen "kostbaren Schatz" in Druck!