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römisch-katholisch => Priestertum / Klerus / Vatikan (Hl. Vater) => Thema gestartet von: velvet am 24. Februar 2012, 11:25:27

Titel: Die Aufgabe des Priesters ist zu konsekrieren
Beitrag von: velvet am 24. Februar 2012, 11:25:27
Die Aufgabe des Priesters ist, durch die konkrete Leitung und Führung zu verwandeln

Die Verwandlung in den neuen Menschen, „der nach Gott geschaffen ist“ (Eph 4,24), bedarf einer konkreten Anleitung. Viele Versuchungen, Irrtümer und Mißverständnisse, Scheingründe und Einbildungen führen auf Irrwege im geistlichen Leben und stellen sich so dieser Verwandlung in den Weg. Wie viel Leid ist doch schon über die Welt gekommen, weil die Botschaft des Evangeliums falsch verstanden wurde.

Sowohl der Einzelne als auch die Kirche als Ganzes brauchen konkrete Leitung und Führung.

„Weidet die euch anvertraute Herde Gottes und wachet über sie, nicht aus Zwang, sondern aus freiem Entschluß im Hinblick auf Gott, nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Hingabe“, mahnt der heilige Petrus. (1Petr 5,2)

Der Priester ist Hirte, er hat eine Leitungs- und Führungsaufgabe in seiner Gemeinde. Hirte sein bedeutet, die Herde in eine Richtung in Bewegung zu setzen. Der Priester „verwandelt“, indem er die zerstreut umherirrenden Schafe sammelt und gemeinsam in eine Richtung in Bewegung setzt.

Führung bedeutet „zielorientierte Einflußnahme“. Das Ziel gibt die Offenbarung, die Mittel gibt Christus in den Sakramenten, die konkrete Umsetzung ist die Führungsaufgabe des Priesters.

Die Leitungs- und Führungsaufgabe kann aber der nicht wahrnehmen, der Entwicklungen hinterher läuft. Der Hirte geht der Herde voraus und läuft nicht den Schafen nach.

Ein Priester kann seiner Aufgabe, durch das Hirtenamt zu verwandeln, nicht nachkommen, wenn er ständig seine Führungsaufgabe verleugnet, wenn er in Fragen der Seelsorge Entscheidungen an Pfarrgemeinderatssitzungen und allerlei Gremien abgibt und Angst hat, das Gute gut und das Böse böse zu nennen.

Mit einem leitenden Geistlichen in einer Diözese bin ich in einem Gespräch auf die Frage gekommen, warum denn die Diözese in der Öffentlichkeit nicht mehr etwas gegen Pornographie oder Abtreibung tut. Dieser Geistliche erzählte mir dann, dass die Diözese einmal wegen eines Pornofilmes im Kino protestiert habe. Der Kinobesitzer habe daraufhin dem Bischof eine Flasche Wein geschickt mit einer Dankeskarte, weil der Protest die beste Werbung für den Film gewesen sei.

Diese Argumentation ist zuerst verblüffend, aber dennoch falsch. Sie wäre richtig, wenn das Ziel eines solchen Protestes wäre, dem Kinobesitzer zu schaden. Priesterliche Tätigkeit darf aber nie das Ziel haben, jemandem zu schaden. Das Ziel der priesterlichen Tätigkeit und damit auch eines solch öffentlichen Protestes muss sein, den Menschen Orientierung zu geben. Bei jenen, die sowieso immer das Gegenteil von dem tun, was die Kirche sagt, mag so ein Protest als Werbung wirken, - aber diese Menschen erreicht ein Priester so oder so nicht. Die kreuzbraven Gläubigen bräuchten so einen Protest auch nicht, weil ihnen die Sündhaftigkeit solcher Filme bewusst ist. Aber die große Gruppe jener, die wenigstens noch ein halbes Bewusstsein von gut und böse haben, die aber im Wirr-Warr der Meinungen verunsichert sind - eben die umherirrenden Schafe - die soll der Priester führen, indem er ganz konkret sagt, was sie tun oder was sie lassen sollen.

Echte Führungsarbeit besteht dabei nicht darin, im elfenbeinernen Turm einsame Entscheidungen zu treffen, die andere dann ausbaden müssen. Führungsarbeit besteht auch im Sich-beraten-lassen und Zuhören. Aber entscheiden - vor allem in den geistlichen Dingen - muss dann der Priester.

Die beste Führungsarbeit ist aber jene durch das Vorbild. Nicht nur die Sorge um das eigene Seelenheil, sondern vor allem auch die Teilnahme am Hirtenamt Christi verpflichtet den Priester, ernsthaft nach Heiligkeit zu streben und so durch sein Vorbild die Menschen zu verwandeln.

So will ich schließen mit der Aussage des heiligen Thomas von Aquin, mit der ich begonnen habe: Die Aufgabe des Priester ist zu konsekrieren, zu verwandeln durch die Lehre, durch die Sakramente und durch konkrete Führung, am besten durch das Vorbild der Tugend.
Titel: Re:Die Aufgabe des Priesters ist zu konsekrieren
Beitrag von: Marcel am 25. Februar 2012, 00:34:20
Der Priester ist Hirte, er hat eine Leitungs- und Führungsaufgabe in seiner Gemeinde.

Hier fällt mir folgender Text aus dem Vatikan von 2002 ein:
»Der Priester, Hirte und Leiter der Pfarrgemeinde«.

Im Internet ▶ hier (http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cclergy/documents/rc_con_cclergy_doc_20020804_istruzione-presbitero_ge.html) zu lesen.

Marcel