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Christsein - Mystik - Gaben, Charismen, Früchte. => Christsein im Alltag => Thema gestartet von: Caelum am 15. November 2019, 13:18:10

Titel: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 15. November 2019, 13:18:10
Cordula Peregrina (Wöhler) hatte viele Gedichte geschrieben, unter anderem auch das "Segne du, Maria..."
Hier werde ich einige Gedichte von ihr wiedergeben.

"Ernste Frage"

(https://up.picr.de/37219581yi.jpg)

Ist dir mein Herz nicht groß genug?
Was meinst du Größeres zu finden?
Nimm bis zum Himmel deinen Flug,
Senk dich ins Meer, zieh´ mit den Winden
Durcheil die Welt von Süd´ nach Nord´,
Such´ Alles auf, was groß auf Erden,
Es wird zuletzt - denk an mein Wort! -
Nur groß genug Mein Herz dir werden -

Ist dir mein Herz nicht reich genug?
Warum denn geht so sehr dein Streben
Nach Schätzen, die wie Sandesflug
Zu oft nur deiner Hand entschweben?
Und wär´ die ganze Welt auch dein,
Könnt´ all ihr Glück dein Herz umfassen, -
Einst - bei des Totenlichtleins Schein -
Mußt Alles du voll Schmerz verlassen!

Ist dir mein Herz nicht warm genug?
Warum denn Zeit und Kraft vergeuden
In Lieb´, die - oft nur Lug und Trug -
Dich nie doch führt zu wahren Freuden?
Ich aber mein´s so gut mit dir,
Möcht´, ach, so gern! dich glücklich machen!
Warum denn kommst du nicht zu mir,
Der Liebe Glut dort anzufachen?

Ist dir mein Herz nicht schön genug?
Wie willst du Schönheit nur entdecken
In einer Welt, die lang´ schon trug
Der Sünde Fluch, der Sünde Flecken?
Und selbst die schönste Kreatur,
Ist sie der Blume nicht zu gleichen,
Heut´ da! und morgen keine Spur
Von all der Pracht, der farbenreichen!

Ist dir mein Herz nicht treu genug?
Was wähnst du bei der Welt zu finden,
Wo nie die Treu´ noch Wurzeln schlug,
Wo immer mehr sie scheint zu schwinden?
Nur Ich bin, - was Ich gestern war, -
Heut´ und in alle Ewigkeiten,
Und Meine Hand will immerdar
Dich treu und fest zum Himmel leiten!

Ist dir mein Herz nicht stark genug?
Was zagst du denn? Warum dies Bangen?
Wenn dir dein Feind auch Wunden schlug,
Bei mir wirst Hilfe du erlangen!
Ich bin gleichwie ein fester Hort,
Bin Schutz und Schirm den schwachen Seelen;
Komm´ nur zu Mir - und immerfort
Darfst du auf Kraft und Stärke zählen!

Sieh! dies mein Herz steht weit genug
für dich und alle Menschen offen!
Als man an´s harte Kreuz Mich schlug,
Da ward es tief von Speer getroffen,
Da ward gebaut das Zufluchtshaus
Für all´ die armen Evaskinder, -
Ja, auch nicht Einen schließ ich aus,
Und wär´s der Erde größter Sünder!

Kannst du mein Herz denn je genug
In heißem Dank entgegen lieben,
Da Es allein für dich nur schlug,
Da Es dir stets so treu geblieben?
O komm, du armes Menschenherz,
Laß geh´n die Welt und ihre Gaben,
Bei mir nur kannst du - frei von Schmerz -
Der Liebe vollen Himmel haben!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 15. November 2019, 13:53:16
"Am Morgen"

(https://up.picr.de/37219906sb.jpg)

Sieh´ mich kommen lieb entglommen
Frühe zum Altare schon,
Ohne Weilen muß ich eilen
Hin zu Dir, o Gottessohn;
Deine Arme und das warme,
Süße Herz im Sakrament
Ziehn mich immer nach dem Schimmer
Jenes Licht´s, das still hier brennt!

Eh´ die Sonne wacht und Wonne
Bringt der Welt mit ihrem Gruß
Zieht zur Quelle aller Helle,
Zieht zu Dir, o Herr, mein Fuß;
Eh´ die Lieder schallen wieder,
Die im Wald das Vöglein singt,
Jetzt zur Stunde in dem Grunde
Meiner Seel´ Dein Lob erklingt!

Eh´ vom Schlummer Sorg´ und Kummer
Manche arme Seele schreckt,
Von der Liebe heißem Triebe
Ward mein Herz schon aufgeweckt;
Eh´ die Wege und die Stege
Zeigen eines Menschen Fuß,
Eil´ ich wieder zu Dir nieder
Heut zum ersten Morgengruß!

Sieh´ mich kommen lieb entglommen,
Segne, Herr, Dein ärmstes Kind,
Da hienieden allen Frieden
Nur bei Dir allein ich find.
Heil mir spende! leg die Hände,
Ach, die lieben! mir aufs Haupt,
Daß ich sehe, - es geschehe
Hier auch mir, wie ich geglaubt!

Sind es Freuden, oder Leiden,
Was an diesem Tag mir kommt, -
Nehm´ ich beides - Lieb´s und Leides, -
Denn Du weißt, was, Herr, mir frommt!
Soll ich weinen, soll mir scheinen
Heute hell ein Sonnenstrahl, -
Immer danken, nimmer wanken
Will in beidem ich zumal!

Nun empfangen mir Verlangen
Wird mein Herz Dich, höchstes Gut,
Darf sich einen mit dem Deinen,
Ja, mit Deinem Fleisch und Blut;
Was auf Erden könnt´ mir werden
Da zu hart noch und zu schwer?
Was mich kränken? - Was ich denken,
Wünschen und verlangen mehr?

Du alleine bist das Eine,
Das mir einzig nur genügt,
Dich besitzen - kann mir nützen
Da noch, was die Welt vergnügt?
Dich zu haben ist der Gaben
Größte - ja, das höchste Glück,
Dich umfangen mein Verlangen
Jetzt und jeden Augenblick!

Sieh´ mich kommen lieb entglommen,
Blick mich an voll Heil und Huld, -
Wenn ich wanke, richt´ und ranke
Wieder auf mich voll Geduld,
Wenn in Schmerzen, sprich im Herzen
Milde mir und tröstlich zu,
Und am Ende, Herr, da sende
Du Dein Kind zur ew´gen Ruh!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 15. November 2019, 16:22:28
"Am Abend"

(https://up.picr.de/37220478dk.jpg)

Nun ist der Tag vergangen
Mit seinem Wohl und Weh,
Am Abendhimmel prangen
Ich viel der Sternlein seh´,
Doch hier im Kirchlein drinnen
Der hellste Stern mir lacht
Bis in das Herz tief innen, -
Mein Heiland - gute Nacht!

Nun ist schon eingeschrieben
Von heute all mein Tun,
Mein Leiden und mein Lieben,
Mein Handeln und mein Ruh´n;
Nicht rein war oft mein Streben,
Viel hab´ ich schlecht gemacht,
Das wollst Du mir vergeben! -
Mein Heiland - gute Nacht!

Nun ist schon wieder näher
Ein Schritt zur Ewigkeit!
Ach, wär´s ein Schritt auch höher
Zum Heil, das dort bereit!
Daß mich Dein Herz bewahre,
Bis es mich heimgebracht,
Fleh´ jetzt ich am Altare. -
Mein Heiland - gute Nacht!

Nun will ich noch gedenken
Der fernen Lieben mein,
Und will sie alle senken
Tief in Dein Herz hinein!
Bis einst wir alle stehen
Vor Deinen Thron gebracht,
Will hier für sie ich flehen,
Mein Heiland - gute Nacht!

Nun will zur Ruh´ ich legen
Mich in mein Kämmerlein, -
Auch dort, - o süßer Segen! -
Scheint´s ew´ge Licht hinein.
Bei dieses Lichtes Strahle,
Da ruh´ ich wohlbewacht,
Und nun zum letzten Male -
Mein Heiland - gute Nacht!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 15. November 2019, 16:43:42
"Herz Jesu"


(https://up.picr.de/37220592ci.jpg)

Ach, wenn sie´s Alle wüßten,
Wie Jesu Herz so gut,
Sie wohl es lieben müßten
Mit ganzer, voller Glut,
Sie zögen wohl in Scharen
Zum Tabernakel hin,
Die Wonne zu erfahren,
Die still verborgen drin!

Ach, wenn sie´s nur bedächten,
Wie arm ihr Herz und leer,
Zum Herzen Jesu brächten
Sie eilend wohl es her,
Und bäten dort um Gaben,
Die Es so gern verleiht,
Und ließen dort sich laben
Für Zeit und Ewigkeit!

Ach, wenn sie´s nur verstünden,
Sie ließen Alles gern,
Um ganz nur zu ergründen
Das Herz des höchsten Herrn,
Das Kleinod ohne Gleichen,
Die Perle ächt und klar,
Verhüllt in Broteszeichen,
Verborgen im Altar.

Ach, wenn sie Augen hätten,
Und Augen, die da sehn,
Sie könnten in den Ketten
Der Welt nicht länger gehn.
Sie wählten Jesu Bürde,
Leicht, daß man kaum sie spürt,
Sie einten sich der Hürde,
Die treu als Hirt Er führt!

Ach, wer das Glück erfahren
An Jesu Herz und Brust,
Teilt mit den Engelscharen
Schon hier des Himmels Lust,
Sie singen Ihm dort oben
Ihr Sanctus immerdar.
Wir preisen Ihn und loben
Hier unten im Altar!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 18. November 2019, 08:40:40
"Sanctus"

(https://up.picr.de/37242802ih.jpg)

Es knien die Engel Gottes
Anbetend am Altar,
Den König aller Engel
Zu preisen immerdar,
Das Antlitz sie verhüllen,
Und sprechen ohne End:
"Ja, heilig, heilig, heilig
Ist Gott im Sakrament!"

Es glüh´n die Kerzenflammen
In wundersamen Schein,
Ihr Leuchten ist ihr Leben,
So still, so klar, so rein,
Und ihre Feuerzungen
Verkünden ohne End:
"Ja, heilig, heilig, heilig
Ist Gott im Sakrament!"

Es blüh´n des Frühlings Blumen
So lieb, so licht und klar
Hier, wo die ew´ge Sonne
Verschleiert im Altar,
Sie neigen ihre Kronen,
Und flüstern ohne End:
"Ja, heilig, heilig, heilig
Ist Gott im Sakrament!"

Es zieh´n des Weihrauchs Wolken
Empor mit süßem Duft,
Den ganzen Raum erfüllend
Als wie mit Himmelsluft,
Sie quellen Ihm entgegen,
Und hauchen ohne End:
"Ja, heilig, heilig, heilig
Ist Gott im Sakrament!"

Und du, o meine Seele?!?
Aus Liebe nur zu dir
Wohnt ja im Tabernakel
Der Gottmensch ewig hier;
O sinke Ihm zu Füßen,
Und bete ohne End:
Ja, heilig, heilig, heilig
Mein Gott im Sakrament!"
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 18. November 2019, 11:40:45
"Das ist es!"

(https://up.picr.de/37245780fy.jpg)

Das ist es, was wir glauben,
Und was uns glücklich macht,
Das soll uns niemand rauben,
Nicht Welt- noch Teufels-Macht;
Das ist´s, wodurch das Leben
Allein wird licht und klar:
Das süßeste, das reinste
Herz Jesu im Altar!

Das ist´s, was voller Freude
Der Himmel staunend mißt,
Und was bei allem Leide
Der Erde Labung ist;
Das ist´s, wovor die Hölle
Erzittert immerdar:
Das süßeste, das reinste
Herz Jesu im Altar!

Das ist´s, worauf das Sehnen
Der Patriarchen ging,
Woran mit Freudentränen
Schon Davids Auge hing,
Was der Apostel Wonne
Der Zeugen Stärke war:
Das süßeste, das reinste
Herz Jesu im Altar!

Das ist´s, was der Bekenner
Und Büßer Trost und Kraft,
Das Ziel der edlen Kenner
In geist´ger Ritterschaft;
Das ist´s, was Lohn und Liebe
Der Jungfrau´n allzeit war:
Das süßeste, das reinste
Herz Jesu im Altar!

Das ist´s, was so viel Herzen
Zur Heiligkeit gebracht,
Und nach des Lebens Schmerzen
Sie ewig froh gemacht; -
Das ist´s, was stets der Kirche
Das größte Kleinod war:
Das süßeste, das reinste
Herz Jesu im Altar!

Das ist´s, was jeder Wunde
Noch Hilf und Heilung bringt,
Was selbst die Todesstunde
Mit hellem Licht durchdringt;
Das ist es, was wir lieben
Und loben immerdar:
Das süßeste, das reinste
Herz Jesu im Altar!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 18. November 2019, 12:04:09
"Selig"

(https://up.picr.de/37246231cp.jpg)

Dreimal süße, sel´ge Stunde,
Wo der Glocke Ton mich ruft,
Wo mit ihrem heil´gen Munde
Weit sie kündet durch die Luft:
"Kommt ihr Seelen, kommt zu ehren
Euren Gott auf den Altären, -
Selig Alle, die nicht sehn,
Und doch fest im Glauben stehn!"

Dreimal süße, sel´ge Stätte,
Die jetzt still mein Fuß betritt,
O, da eilen um die Wette
Wohl die Engel Gottes mit!
Denn, o Glück! dort vom Altare
Strahlt das ew´ge Licht, das klare!
Selig Alle, die nicht sehn,
Und doch fest im Glauben stehn!

Dreimal süße, sel´ge Stille,
Jeder Ton verstummt und schweigt,
Und auf Priester-Wort und Wille
Jetzt das Lamm vom Himmel steigt;
Herr, mein Gott, zu Deinen Füßen
Laß mich jetzt voll Lieb Dich grüßen!-
Selig Alle, die nicht sehn,
Und doch fest im Glauben stehn!

Dreimal süße, sel´ge Stätte,
Gnadenort mein Herz jetzt ist!
Ist es doch das Wiegenbette,
Kripplein nun für Jesus Christ!
Und die Engel singen leise
Um mich holde Weihnachtsweise;
Selig Alle, die nicht sehn,
Und doch fest im Glauben stehn!

Dreimal süße, sel´ge Stille, -
Ich in Gott - und Gott in mir!
Was nur wünscht der kühnste Wille,
Birgt dies Brot des Lebens hier!
Bis wir, Herr! Dich droben schauen,
Wollen hier wir Hütten bauen! -
Selig, die im Glauben stehn,
Und im Glauben heimwärts gehn!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 18. November 2019, 12:30:49
Deinen Segen"

(https://up.picr.de/37246635jj.jpg)

Ich muß erst Deinen Segen haben,
Nicht eher kann ich von Dir gehn,
Ich muß -Du Gabe aller Gaben -
Dich in der Hand des Priesters sehn; -
Erhebt und senkt ob meinem Haupt,
Dann fühl ich es mit Wonnebeben:
"Mir ist geschehn, wie ich geglaubt!"

Ich muß erst Deinen Segen haben!
O, dieser Segen ist mein Glück,
Nur er kann Leib und Seele laben,
Und neu gestärkt kehr ich zurück;
Ja, all mein Wirken, all mein Wandeln,
Mein Wunsch und Will´, mein Ruhn und Tun,
Es wird ein Dir-zu-Füßen-Handeln,
Es wird ein Dir-zu-Füßen-Ruhn.

Ich muß erst Deinen Segen haben,
In ihm allein ruht all mein Heil,
Und würden sonst mir alle Gaben,
Ja, selbst die ganze Welt zu Teil;
Ein Bettler wär ich auf dem Throne,
Dürft nicht ich dem Altare nahn,
Und bettelarm, ist mein die Krone,
Blickst Du im Sakrament mich an!

Ich muß erst Deinen Segen haben,
Doch ist es nicht allein für mich,
Daß diese Gabe aller Gaben
Mit heißem Wunsch begehre ich;
Ich hab - Du weißt´s!! - so viele Herzen,
Die, ach! nicht selber zu Dir gehn;
Drum möcht ich stets - in Lieb und Schmerzen -
für sie den Segen auch erflehn!

Ich muß, Herr, Deinen Segen haben,
Den süßen Segen bis ans End;
So wollst Du mich und Alle laben
In Deinem Liebes-Sakrament!
Laß uns an des Altares Stufen
Vor´m Tabernakel Hütten bau´n,
Bis einst wir - wenn Du uns gerufen -
Im ew´gen Licht Dich droben schau´n!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 19. November 2019, 08:43:05
"Das rechte Licht"

(https://up.picr.de/37252482lr.jpg)

Viel Lichter gibts auf Erden von gar verschied´nem Schein,
Doch jedes mag zur Freude, zu Nutz und Trost uns sein;
Denn Licht und Menschenseele, die sind gar eng verwandt,
Es bindet sie zusammen, ein tief geheimes Band.

Wie dringt in alle Herzen, doch so ein Sonnenstrahl,
Weckt drinnen helle Wonne und hohe Lust zumal!
Wie leuchtet in die Seele des Himmels Sternenpracht,
Daß stilles, süßes Sehnen und Träumen d´rob erwacht!

Und dann der allerhellste, der allerreinste Schein -
Das Licht im Menschenauge - was mag wohl schöner sein!
Ist doch ein Himmelsabglanz - vom ew´gen Licht getränkt, -
Ein Liebesstrahl von Oben ins Menschenaug´ gesenkt!

Viel Lichter gibts auf Erden von gar verschied´ner Pracht,
Doch gegen  e i n e s  sinken sie all in Schattennacht,
Dies Eine, das da leuchtet weit über alle Welt,
Und selbst des Todes Dunkel noch hold und mild erhellt.

Dies Eine, das der Seele den besten Trost erteilt,
Das alle Schatten lichtet, und alle Schmerzen heilt;
Dies Eine, das als Leuchte auf unsern Pilgerpfad, -
Damit wir sicher gehen, - Gott selbst gegeben hat!

Dies Eine Licht der Gnaden - jedwedes Herz es kennt, -
Es ist, - die ew´ge Lampe, die vor´m Altare brennt,
Die hell bei Nacht und Tage zum Tabernakel weist,
Und still mit Flammenzungen den Gott des Lebens preist.

Ja wohl, für jede Seele, - wenn diesen Gott sie liebt, -
Wohl auf der ganzen Erde kein lieber Licht es gibt;
Nach allem Glanz des Lebens, nach Glück begehrt sie nicht,
Nur nach dem Tabernakel, nur nach dem ew´gen Licht!

Ist doch das Erdenleben oft gar so trüb und schwer, -
Wie trostlos wärs, wie einsam, wenn Er nicht bei uns wär;
Er, der im Tabernakel auf jede Seele harrt,
Um ewig sie zu segnen mit seiner Gegenwart.

Ja - ohne Tabernakel nenn´ ich die Freude - Not,
Und alles Licht nur - Schatten, und alles Leben - Tod!
Doch mit dem Tabernakel wird alles Leid zur Lust,
Zur Perle jede Träne, zum Himmel jede Brust!

Mög Alles man mir geben, - ich acht es klein und schlecht,
Mög Alles man mir nehmen, mir ist es lieb und recht; -
Ich flieh zum Tabernakel, wenn mir das Herz auch bricht,
Ich zieh voll heißer Liebe nur - nach dem ew´gen Licht!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 20. November 2019, 15:36:28
"Goldau"

(https://up.picr.de/37261788gx.jpg)

Wir Menschenkinder wandern,
Sind nirgends recht zu Haus,
Von einem Ort zum andern
Ruht kurz nur man sich aus.
Ein flüchtiges Umfassen,
Ein wonnig süßes Seh´n,
Ein schmerzliches Verlassen,
Ein schnell von dannen Geh´n. -

Das nennt man Wanderleben,
Ist Erdenpilgerart;
Erst - stetes Vorwärtsstreben,
Dann - stille Grubenfahrt!
Wir seh´n zwar alle Tage
Die Welt im schönsten Licht,
Doch tönt´s wie leise Klage:
"Die Heimat ist dies nicht!"

Und weil in jedem Herzen
Die Heimatsliebe lebt,
Fühlt´s auch mit leisen Schmerzen
Vom Heimweh sich durchbebt!
Und weil bei stetem Wandern
Ein bleibend Heim gebricht,
Fragt still es nach dem andern,
Dem Heim im ew´gen Licht!

Die Schweizer Berge steigen
Bis in des Himmels Blau,
In abendlichem Schweigen
Ruh´n Fels und Tal und Au,
Und Gold-au wird das schlichte,
Das stille Dorf genannt,
Dess´ traurige Geschichte
Dem Wand´rer wohl bekannt!

Hier lebte still zufrieden -
In Berges-Schutz und Schoß,
Ein Völklein, dem beschieden
Ein gut´ und glücklich´ Los.
Gebet - mit Fleiß verbunden,
Bracht allen Brot genug,
So schwanden denn die Stunden
Der Zeit in schnellem Flug!

Da brach ein Tag voll Bangen
Aufs stille Dorf herein,
Da kam der Tod gegangen
Und traf mit Fels und Stein,
Und deckte Haus und Herzen
Mit eisig kalter Hand,
Und weckte Schreck und Schmerzen
Ringsum im ganzen Land!

Nur ärmlich kleine Hütten
Sind wieder aufgebaut,
Auf grüner Höh inmitten
Ein Kirchlein niederschaut;
Was Goldau einst geschehen
Und was es früher war,
Mag hier im Bilde sehen
Der Beter fromme Schar!

Und drunter steht geschrieben
Ein tiefergreifend Wort,
Das - wo wir immer blieben -
Uns klingt im Herzen fort:
"Ob noch so fest wir bauen,
Hier bleibt der Pilger nicht,
Zum künft´gen Heim wir schauen,
Zur Stadt im ew´gen Licht!"


Das hatt´ ich oft gelesen,
Das war mir wohlbekannt,
Doch nie im tiefsten Wesen
Ich´s so wie hier verstand,
Hier, wo es steht geschrieben
Im Kirchlein nicht allein, -
Nein, ringsum ist geblieben
Die Schrift in Fels und Stein!

Still hab ich nun verlassen
Das kleine Gotteshaus,
Wie Wehmut wills mich fassen,
Preßt mir die Träne aus:
"Dies Wallen und dies Weilen
In buntem Wechselspiel,
Dies rastlos stete Eilen,
Was ist sein letztes Ziel?

Was will die Welt? - Genießen!
Was wird ihr einst? - Ein Grab!
Mit jeder Stunde fließen
Wir jenen Strom hinab,
Deß´ Mündung in dem Meere
Der Stillen Ewigkeit, -
Vielleicht auf dieser Fähre
Ist´s nimmer allzuweit!

O, welch´ ein trostlos Klagen,
Wär´ damit alles aus!
Nein, rastlos will ich fragen
Nach ew´gem Heim und Haus,
Will täglich es bedenken,
Daß hier mein Bleiben nicht,
Und Herz und Auge lenken
Zur Stadt im ew´gen Licht!

So such´ ich - Gottes Gnade,
So find´ ich - ew´ges Heil,
So wall´ ich - Lebenspfade,
Ob auch zu Grab ich eil;
So seh´ ich, daß hienieden
Das Herz ruht nirgends aus,
So fleh´ ich: "Führ´ zum Frieden
Mich heim, Herr, in Dein Haus!"
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 21. November 2019, 15:31:24
"Waldruh"

(https://up.picr.de/37270187dk.jpg)

Als wär´ ich ein Mal wieder
Ein müd´geword´nes Kind,
Dem alte Wiegenlieder
Zur Nacht gesungen sind, -
So ruh´ im Waldesgrunde
Ich unter Baumeshut,
O, diese eine Stunde
Macht viele schwere gut!

Und all die lieben Lieder
Der Kindheit, - längst entfloh´n, -
Vernehm ich deutlich wieder
Heut´ in der Bienen Ton!
So träumerisch und leise -
Musik für Ohr und Herz! -
Lullt diese süße Weise
In Schlummer allen Schmerz.

Und lichte Traumgebilde
An mir vorüber zieh´n,
Gedanken lieb und milde,
Waldblumen gleich erblüh´n;
Die Hände still sich falten,
Das Herz - so ganz allein! -
Träumt still vom Ruhehalten
Im ew´gen Friedenshain!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 21. November 2019, 15:42:48
"Ernste Fragen"

(https://up.picr.de/37270329bs.jpg)

Wo zieht es hin, das ferne Schiff,
Das westlich nun taucht nieder;
Zerschellt´s an fernem Felsenriff,
Sieht´s wohl die Heimat wieder?

Wo fliegt sie hin, die Möwe dort,
Im Flug, dem hohen schnellen?
Ist es zum sicher´n Ruheort?
Zum Grab tief in den Wellen?

Wo zieht es hin, das Menschenherz
Mit seinem heißen Sehnen,
Auf seiner Fahrt durch Lust und Schmerz,
Durch Lächeln und durch Tränen?

Der Möwe Ziel, des Schiffes Port,
Wohl kaum kann ich´s nicht dir künden,
Der Seele Fahrt - will´s Gott! - soll dort
Im ew´gen Hafen münden!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 23. November 2019, 14:55:14
"Schwalben-Ankunft"

(https://up.picr.de/37275460fu.jpg)

O Gott, da sieht mein Aug´ sie wieder,
Die Schwalben - meine Schwalben! - heut!
Mit Tränen netzt sich meine Lider,
Und doch - wie sehr mein Herz sich freut!
Willkommen denn zu tausendmalen,
Willkommen heut im Heimats-Nest!
Gelt, bei des Frühlings Sonnenstrahlen
Hielt´s drüben euch nicht länger fest?

Ihr hattet langen Weg zu eilen,
Und doch gelang die Fahrt so gut,
Denn euren Flug - viel hundert Meilen,
Ihr tatet ihn in Gottes Hut!
So fandet ihr den Pfad, den rechten,
Nie wurden eure Schwingen lahm,
Daß sie zum alten Nest euch brächten,
Nach dem schon längst euch Heimweh kam!

Und du, o Herz?! - Was an den Schwalben
Die Gotteshand so treu getan,
Das tät´ sie nicht auch Deinethalben,
Brächt nicht auch dich auf rechte Bahn?
Sie bracht´ Gott hin nach fernen Landen
Und führt sie wieder heut zurück,
Daß hier sie - wie im Süden - fanden,
Was ihres kleinen Lebens Glück!

Und dich, o Herz?! - Dich wird er leiten
Viel treuer noch, ja Schritt für Schritt,
Wird Dir den rechten Platz bereiten
Im fremden Land, - Er selbst geht mit!
Und einst vielleicht blüht noch hienieden
Der Lenz, der wieder heim Dich trägt,
Daß in dem Nest - für Ihn gemieden -
Dein Haupt zur letzten Ruh´ sich legt!

Und käm´ der Lenz Dir nie auf Erden, -
Ein schön´rer harrt einst droben Dein,
Da soll Dir eine Heimat werden,
Die alles Glück Dir wird verleih´n!
Da wirst Du dann es ganz verstehen,
Wie gut es Gott mit Dir gemacht,
Wie jenen Pfad Du mußtest gehen,
Der Dich an´s rechte Ziel gebracht!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 23. November 2019, 15:25:42
"Auf dem Friedhof"

(https://up.picr.de/37282322ie.jpg)

Ich bin durch Sturm und Regen
Geeilt an diesen Ort,
Auf ungangbaren Wegen
Trieb mich die Sehnsucht fort;
Die mir vorüber gingen,
Sah´n mich verwundert an:
"Wie mit dem Sturm nur ringen
Dies schwache Kind da kann!

Kaum konnten sie sich halten,
Die starken Männer dort;
Mich zogen die Gestalten
Der Toten mächtig fort!
Als gäb der Sturm mir Flügel,
Trieb´s mich zum Friedhof hin,
Bis hier zum ersten Hügel
Ich nun gekommen bin!

So ist der Friedenshafen
Nach rauhem Pfad erreicht!
Wie sie so still hier schlafen,
Welch´ Glück dem ihren gleicht!
Hier stört des Sturmes Wehen
Die stillen Schläfer nicht,
Hier werden froh erstehen
Sie einst beim Osterlicht!

Auf jenen Hügel nieder
Hab´ still ich mich gesetzt, -
So bin ich einmal wieder
Bei euch, Ihr Toten, jetzt!
So wohl mir eure Nähe
Im Sturm des Lebens tut,
Wie wenn in Krankheitswehe
Das Kind im Wieglein ruht!

Dürft´ immer doch ich bleiben,
Und brauchte nie zurück
In all dies leere Treiben
Von Erden-Gram und Glück!
Bin längst schon satt der schalen
Und trügerischen Welt,
Und sehn´ mich nach den Strahlen
Des Licht´s aus Sions Zelt.

Doch wär´ auch all mein Leben
Dem Gang im Sturme gleich,
Den ich bestand soeben, -
Ich weiß, auch ich erreich´
Einst diesen Friedenshafen,
Wo mich kein Sturm mehr schreckt,
Und wenn ich ausgeschlafen,
Das ew´ge Licht mich weckt!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 24. November 2019, 15:49:32
"Das Pelikansnest"
Nach einer wahren, in Amerika stattgefundenen Begebenheit im Winter 1869.

(https://up.picr.de/37291596cs.jpg)

Kommt, Will und Annie, eilen wir nun zum Walde schnell,
Um Reisig dort zu sammeln so lang es heut noch hell,
Lieb´ Mütterlein muß frieren ist krank und ach so arm!
Wir hatten schon so lange kein Feuer hell und warm!

So spricht zu den Geschwistern die kleine Margaret,
Die kaum acht Sommer zählte, und mit den Kleinen geht -
An jeder Hand ein´s haltend - vom Hüttlein sie zum Wald,
Und drinnen bleibt die Armut und draußen ist´s so kalt!

Sechs kleine Füßchen eilen behend nun durch den Schnee, -
O guter Engel Gottes, mit diesen Kindern geh´!
Es ist so kalter Winter, es ist so weiter Gang,
Es sind so dunkle Wälder, der Tag ist nicht mehr lang.

Sie merken´s kaum, die Kleinen, wie bald die Nacht schon naht,
Wenn nur die kranke Mutter noch heut ein Feuer hat; -
Ein großes Bündel Reisig ist bald des Fleißes Frucht,
Nun soll es heimwärts gehen, nun ist genug gesucht!

Doch ach! wie hat so schnelle die Nacht verdrängt das Licht!
Wie düster steh´n die Bäume, wie fällt der Schnee so dicht!
Wie ist der Pfad verschwunden, der aus dem Wald sie bringt,
Wie laut der Eulen Rufen nun aus dem Dickicht dringt!

Die beiden Kleinsten weinen, - kaum schleppt ihr Fuß sich fort,
Und Gretchen sucht zu trösten mit freundlich mildem Wort,
Sie spät mit bangem Blicke nach allen Seiten aus,
Doch Schnee und Nacht verhüllen den Weg zum Vaterhaus!

Schon wimmern die Geschwister vor Hunger, Frost und Schmerz,
Fast bricht vor Leid und Liebe klein Gretchens treues Herz,
Schnell zieht sie dann vom Leibe ihr wärmendes Gewand,
Und hüllt hinein die Kleinen mit sorglich linder Hand.

Sie weiß so lieb zu reden von Still- und Ruhigsein,
Bis fast die kleinen Herzen sie lullt in Schlummer ein;
Von Moos und Laub und Reisig sodann ein Nest sie baut,
Und bettet dort die Beiden wie Vöglein warm und traut.

Die Flocken fallen dichter und dunkler wird die Nacht,
Doch bei dem Nest im Walde der Engel Gottes wacht;
Er schützt den Schlaf der kleinen so zarten Vögelein,
Küßt leis´ die Stirn der Einen, und führt sie himmelein! -

Ist das ein bitt´rer Jammer Nachts in der Witwe Haus!
Am andern Morgen gehen viel gute Leute aus,
Und suchen rings im Walde, und spähen hier und dort,
Bis endlich sie gefunden im Schnee den rechten Ort!

"Ei seht, welch´ seltsam Nestchen, wie kein´s wir je geschaut, -
Ein wundersamer Vogel hat das führwahr gebaut!"
Gesund und schlafend treffen sie dort zwei Vöglein an,
Und dicht dabei - erfroren - den treuen Pelikan! -

Weit über Land und Meere flieg hin, mein schlichtes Lied,
Wo diese reine Blume aus Zeit und Leben schied,
Wo sie im dunklen Walde der rauhe Frost geknickt,
Und wo den kleinen Hügel kein reiches Denkmal schmückt!

Da bring´ dem Kind der Armut, mein Lied, der Liebe Gruß,
Blüh´ Du als Immortelle an seines Grabes Fuß,
Und ob in unser´n Tagen kein Mund mehr von ihm spricht,
Mögst Du noch heut ihm sagen: "Ein Herz vergaß Dich nicht!"

Wie wenig wahre Liebe auf dieser Welt doch wohnt,
Doch solcher Seelen wegen Gott wohl sie schützt und schont! -
Erfleh´, verklärte Kleine, uns wahren Opfersinn,
Und Lieb´, so stark wie Deine, führ´ auch zum Herrn uns hin!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 25. November 2019, 08:38:58
"Zweierlei Weihnachten."

(https://up.picr.de/37297245np.jpg)

Was hör´ ich leise klingen zu mitternäch´ger Stund´?
O horch! die Engel singen auf weitem Erdenrund:
"Der Heiland ist geboren, - Gott in der Höh´ sei Ehr´, -
Der Welt, - die sonst verloren - sei Friede rings umher!"

Und in der Engel Lieder mischt sich der Glocken Schall,
Verkündend allen wieder - in sel´gem Freudenhall -
Daß bald Er werde kommen, der Heiland aller Welt,
Daß heut - bei allen Frommen - Er Seinen Einzug hält!

Da herrscht bei Alt und Jungen die reinste Weihnachtslust,
Die Schmerzen sind bezwungen, hoch hebt sich jede Brust.
Der Kinder Herzen pochen, ihr Auge strahlt und lacht,
Weil endlich angebrochen die liebste, schönste Nacht!

Und mit den Kindern werden die Alten wieder jung,
Denn Lieb´ eint heut auf Erden sich mit Erinnerung!
Der eig´nen Jugend Wonne bei Christbaums hellem Strahl
Verklärt gleich lichter Sonne die Herzen allzumal!

O Fest, wie kein´s so wonnig wohl auf der ganzen Welt,
Fest, das so süß und sonnig ein jedes Herz erhellt
Mit lichtem Weihnachtsschimmer, mit reinster Himmelslust,
Das Paradies noch immer bringst Du der sel´gen Brust! -

                                 II.

Was hör´ ich leise tönen aus jenem stillen Haus?
Ach! schmerzlich banges Stöhnen haucht bleicher Mund dort aus!
Die Augen, die voll Leben und Lieb´ einst froh gelacht,
Von Schatten sind umgeben, - es naht die letzte Nacht!

Da ruht die holde Blüte, - von Todes Hand geknickt,
Sie, - deren Glanz und Güte so Herz wie Aug´ erquickt,
Der Eltern Trost und Wonne, ihr Kleinod, Stolz und Ruhm,
Des Hauses Licht und Sonne - bald stille Friedhofsblum´!

Das hat der Eltern Herzen um allen Trost gebracht!
Beim Schein der Sterbekerzen - o welche heil´ge Nacht!!
Anstatt mit ihr - wie immer - beim Christbaum froh zu steh´n,
Sie heut - beim Kerzenschimmer - ihr Auge brechen seh´n!

Am Fest der höchsten Freude für sie der tiefste Schmerz!
Was stärkt in solchem Leide ihr gramzerriss´nes Herz!
Ach! nur der Blick nach oben in tränenvollem Fleh´n,
Sonst möcht´ in solchen Proben der Geist zu Grunde geh´n!

Doch nein, ihr armen Herzen, zum Himmel blickt hinauf,
Dort tut für eure Schmerzen ein Trostquell lind sich auf,
Beim Sternenglanz hernieder steigt Gott als armes Kind,
Und heilt voll Liebe wieder die wund und traurig sind!

Was soll für Seine Liebe denn unser Dank wohl sein?
Daß wir - aus freiem Triebe - Ihm fromm das Liebste weih´n,
Das Liebste, was wir haben, sobald Er es verlangt; -
Wohl sind´s oft harte Gaben, vor denen schwer uns bangt!

So sollt die größte Gabe auch ihr dem Himmel weih´n, -
Bald trägt man Euch zu Grabe das einz´ge Töchterlein,
Wer kann´s euch da verdenken, daß fast das Herz euch bricht, -
Bei solchen Christgeschenken fehlt´s wohl an Tränen nicht!

Doch sprecht - ob auch daneben das Aug´ in Tränen schwimmt:
"Gott hat sie uns gegeben, und Gott sie heut uns nimmt!
Sein Name sei gepriesen, Sein Wille, er gescheh´, -
Wir wollen nichts, als diesen, ob noch so heiß das Weh!"

So sprecht, ihr wunden Herzen in frommem Glauben heut, -
Weiht Gott heut eure Schmerzen, wo alle Welt sich freut,
Dem Gott, der uns gegeben Sein Kind in dieser Nacht,
Sei eures Kindes Leben zum Opfer jetzt gebracht!

Bald schwingt aus welker Hülle sich auf ihr sel´ger Geist,
Dort - in der Freuden Fülle - den Herrn sie lobt und preist,
Im Chor der Weihnachtsengel das Gloria sie singt,
Den weißen Lilienstengel zu Christkinds Thron sie bringt! -

Fahr´ wohl, du süße Blume, zu hold für diese Welt,
Blüh´ nun - zu Gottes Ruhme - bei Ihm im ew´gen Zelt,
Und schmück´ als Weihnachtsrose dort Christkinds Krippelein,
Das schönste aller Lose - bald ist´s für immer Dein!

Ach, hart zwar ist das Scheiden von dem, was heiß man liebt,
Doch selbst im tiefsten Leiden der Glaube Trost uns gibt;
Scheint trüb´ auch Welt und Leben sobald Dein Auge bricht,
So wollen wir erheben den Blick zum ew´gen Licht!

Schlägt einst dann uns´re Stunde - wär´s auch zur heil´gen Nacht! -
Dann komm und bring uns Kunde vom Reich der ew´gen Pracht,
Dann reich uns Deine Hände, führ uns zum Himmel ein, -
Dort dürfen ohne Ende wir dann beisammen sein!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 25. November 2019, 15:59:30
"Herr, bleibe bei uns!"

(https://up.picr.de/37299221le.jpg)

Bleib bei mir, Du Fürst des Lebens,
Schenk mir Deines Friedens Gruß,
Erdenglück lacht mir vergebens,
Wenn ich Dich entbehren muß!
Deine Nähe weiß das Wehe
Zu verbannen alsogleich,
Deine Gnade macht die Pfade
Meines Lebens licht und leicht!
       Bleibe bei mir!

Bleib bei mir, sonst wird es Abend,
Bange Furcht befällt Dein Kind,
Doch mit Dir, - wie lieb und labend
Selbst des Abends Schatten sind!
Hold und helle hier zur Stelle
Strahlt das ew´ge Licht so hehr,
Denn - o Segen! - hier zugegen
Bist Du selbst, - was will ich mehr!
       Bleibe bei mir!

Bleib bei mir mit Deiner Liebe,
Deiner Lehr und Deinem Licht,
Denn des Herzens heiße Triebe
Finden sonst Erquickung nicht!
Weltvergnügen, - ach, genügen
Mag es nie der Seele mein,
Sie begehret und verehret,
Himmelsbrot, nur Dich allein!
       Bleibe bei mir!

Bleib bei mir, es will sich neigen
Schon der Tag in seinem Lauf,
Und der Dämm´rung Schleier steigen
Bald in meinem Leben auf!
Wie behende geh´n zu Ende
Lenz und Lust und Lieb und Licht, -
Du alleine bist der Eine,
Der da weicht und wechselt nicht!
       Bleibe bei mir!

Bleib bei mir, wenn Last und Leiden
Mich zu Boden drücken fast,
Wenn die Lieben von mir scheiden,
Die Du mir geliehen hast,
Wenn im Herzen voller Schmerzen
Und am Leibe voller Weh -
Ich alleine steh und weine,
Nichts als Nacht nur vor mir seh´!
       Bleibe bei mir!

Bleib bei mir im letzten Streite,
Friedensfürst und Siegesheld,
Weiche nicht von meiner Seite,
Muß ich zieh´n aus Zeit und Welt;
Brot des Lebens, nicht vergebens
Laß mein Herz dann um dich fleh´n;
Dich verlangend und empfangend
Kann ich froh zum Tode geh´n!
       Bleibe bei mir!

Bleib bei mir, daß ich am Brechen
Deines Brot´s erkenne Dich,
Und getrost dann möge sprechen:
Gott in mir - was zage ich!
Diese Speise gibt zur Reise
Jedem Kraft, den mild sie nährt
So zu sterben heißt nur erben
Eine Welt, die ewig währt!
       Bleibe bei mir!

Bleib´ bei mir zu jeder Stunde; -
Bleib´ im Leben und im Tod,
Herr, mein Gott, mit mir im Bunde,
Steh´ mir bei in jeder Not!
Woll´st mir geben Kraft für´s Leben,
Trost, wenn einst ich sterben muß, -
Dann begleite, Herr, und leite
Mich zum ew´gen Emmaus!
       Führ´ mich zu Dir!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 27. November 2019, 13:44:25
"Der verborgene Gott"

(https://up.picr.de/37308282ob.jpg)

Verborg´ner Gott, Du Lebensbrot,
Du wahre Seelenspeise,
Ach, stärke mich, ich bitte Dich,
Auf meiner Lebensreise!

Der Weg so lang, so schwach und bang
Das Herz ohn´ Deine Nähe, -
Wenn Du nicht heilst und Trost erteilst,
So unterliegt´s dem Wehe!

Du bist allein der Sonnenschein,
Der unser´n Pfad erleuchtet,
Der Himmelstau, der rings die Au´,
Die dürre, mild befeuchtet!

Du bist das Brot, das alle Not
Des Hungers macht vergehen;
Du bist der Wein, aus dem allein
Jungfrau´n wir sprossen sehen!

Du bist das Licht, das selbst durchbricht
Des Todes dunkle Schatten,
Die Quelle Du, die immerzu
Belebt die Durstesmatten!

Du bist der Stern, der nah und fern
Beruft die wahrhaft Weisen,
Der Pelikan, dem froh wir nah´n,
Aus seiner Brust zu speisen!

Als Arzenei machst Du uns frei
Von allen Herzenswunden,
Als Wein und Öl läßt Du die Seel´,
Die Dich genießt, gesunden!

Als Himmelshauch erquickst Du auch
Das Ärmste Herz hienieden,
Als Gnadenpfand und Liebesband
Schenkst Du der Welt den Frieden!

Verborg´ner Gott, Du Himmelsbrot,
Du Trost in Tod und Leben,
Was außer Dir kann jemals mir
Wohl wahre Freude geben?

Wenn Dich ich hab, ist jede Gab´
Und alles Gut mein Eigen,
Wenn Dir ich nah´- schnell müssen da
Der Erde Sorgen schweigen!

Du sollst allein mein Alles sein,
Ob Leib und Seel´ verschmachten,
Ob Dunkelheit und tiefstes Leid
Auch meinen Pfad umnachten!

Ich bleib´ bei Dir, will dort und hier
Nichts wissen, als das Eine:
O Himmelsbrot, verborg´ner Gott,
Du bist mein Glück alleine!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 27. November 2019, 14:36:50
"Ich bin Dein Gott"

(https://up.picr.de/37308490bx.jpg)

Ich bin Dein Gott, und bin bei Dir,
Sag, hast Du nicht genug an Mir,
Und willst Du mehr noch auf der Welt,
Als was Mein göttlich Herz enthält?
Ich bin Dein Gott, und mein´ Dir´s gut,
Wenn Meine Hand auch weh Dir tut,
Und drückt das Leid Dich noch so schwer, -
Bin ich bei Dir - was willst Du mehr?

Ich bin Dein Gott, geb´ auf Dich Acht,
hab´ Dein von Ewigkeit gedacht,
Schrieb Deinen Namen tief Mir ein,
Daß nimmer ich vergäße Dein,
Ich bin Dein Gott, und leite hier
Dich so, wie es am besten Dir,
Und kannst Du´s jetzt auch nicht versteh´n, -
Einst wirst Du es in Klarheit seh´n!

Ich bin Dein Gott, der treu Dich liebt,
Weiß Alles ja, was Schmerz Dir gibt,
Seh´ jeden Blick, hör jedes Wort,
So Dir begegnet fort und fort;
Ich bin´s, der Alles läßt gescheh´n,
Ich hab dies Los für Dich erseh´n, -
Du harre aus in aller Not,
Denk an den Lohn nach Deinem Tod!

Ich bin Dein Gott, - bist Du allein,
Will Ich Dir gern Gesellschaft sein!
Hat man kein liebes Wort für Dich,
So komm´ zu Mir, besuche Mich! -
Sieh´! Deiner wart´ Ich immerdar,
Will sein Dein Alles im Altar,
Will Dir ersetzen tausendmal,
Was Du entbehrst im Tränental.

Ich bin Dein Gott! - Was willst Du mehr?
Faß guten Mut - Nichts sei Dir schwer!
Wer fest Mein göttlich Herz umfaßt,
Trägt fromm und froh die schwerste Last!
Die Welt vergeht mit ihrer Pracht,
Die Zeit entflieht, eh Du´s gedacht,
Und Alles nimmt Dir einst der Tod,
Nur Ein´s Dir bleibt - nur Ich, Dein Gott!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 28. November 2019, 13:11:06
"Ich bin katholisch"

(https://up.picr.de/37313264ky.jpg)

"Ich bin katholisch!" - Weißt du all´ den Segen,
Den dieses eine kleine Wort umspannt?
Und bist du nicht vielmehr im Traum gelegen,
Ohn´ daß das volle Licht du klar erkannt?
"Ich bin katholisch!" - damit sagst du aus:
Bin Kind der Kirche, - Kind in Gottes Haus!

"Ich bin katholisch!" - Sieben Gnadenbronnen,
Die quellen fort und fort das Heil der Welt,
Und du hast Teil, an allen Teil gewonnen,
Bist gleichsam nur zum Schöpfen hingestellt!
Der Sakramente heil´ge Siebenzahl,
Zum Himmel macht sie dir dies Tränental!

"Ich bin katholisch!" - In den ersten Stunden
Nahm dich die Kirche an ihr Mutterherz!
Schlägt nach der Taufe neu die Sünd´ dir Wunden,
Sie ruft dich zu der Buße heil´gem Schmerz,
Stärkt durch die Firmung, - reicht das Engelbrot
Dir, und das Öl, das heil´ge, noch im Tod!

"Ich bin katholisch!" - Um dich so zu pflegen,
So rüstet stets sie ihre Priester aus, -
Sie ist´s, die dir gebaut mit allen Segen
Dein irdisch Paradies, das Elternhaus,
Ja, von der Wiege bis dereinst zum Grab
Reicht ihre Muttertreu hinauf, hinab!

"Ich bin katholisch!" - Wenn in Ehrfurchtsschauern
Der Wonne du vor´m Tabernakel weilst,
Und mit der Welt ihr Freuen, Lieben, Trauern,
Ihr Glück und Gut auch nicht von fern mehr teilst,
Weil ganz dein Herz schon wie im Himmel ist, -
So kommt´s, weil du ein Kind der Kirche bist!

"Ich bin katholisch!" - Heilig hier zu werden,
Und selig dort, - gibt sie dir Kraft und Gnad´,
Und in dem tausendfachen Leid auf Erden
Ist sie es, die dich stärkt auf rauhem Pfad.
Und wiederum, - jedwede Freude hier,
Ist Freude nur, weil du sie hast in ihr!

"Ich bin katholisch!" Mögen And´re ringen
Nach Titeln, wie man in der Welt sie trägt,
Der höchste Fürst kann´s doch nicht höher bringen,
Der ärmste Bettler Himmelswürde hegt, -
"Ich bin katholisch!" - Wer so lebt und spricht,
Kann - selig sterben, und - mehr braucht es nicht!
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 28. November 2019, 13:45:11
"Herz-Jesu-Täublein"

(https://up.picr.de/37313420wf.jpg)

"Was muß mein Herz denn lernen,
Bis ich Dein Täublein bin?"
"Vor allem, zu entfernen
Den eig´nen Will´ und Sinn!
Vor allem sollst du tragen
Den einen Schatz in dir:
Gehorchen ohne Fragen!
Nur so gefällst du Mir!"

"Was muß mein Herz denn lieben,
Daß ich Dein Täublein sei?"
"Mit allen deinen Trieben
Dich Mir in Liebe weih´!
Mit ganzer Glut umfasse
Mein Herz, Mich im Altar,
Das ist´s, was Ich dir lasse,
Das liebe immerdar!"

"Was muß mein Herz denn leiden,
Daß ich Dein Täublein sei?"
"Gar Alles, und dich scheiden
Von jedem Trost dabei!
Von Außen und von Innen
Mach´ dich gefaßt auf Pein,
So wirst Mein Herz gewinnen
Du, und Mein Täublein sein!"

"Was muß mein Herz denn lassen,
Wenn ich dein Täublein bin?"
"Was And´re fest umfassen:
Die Welt und Weltgewinn.
Und doch - vor allen Dingen
Mußt lassen du von dir,
Und mußt dich selber bringen
Zum Opfer gänzlich Mir!"

"Was muß mein Herz denn lenken
Zum rechten Taubenflug?"
"Vor allem sollst du denken:
Nie flog ich hoch genug!
So will ich heut beginnen,
Wie wenn noch nichts gescheh´n,
Mit allen meinen Sinnen
Soll´s nur zum Himmel geh´n!"

"Was soll mein Herz denn leiten
Und laben bis zum Tod?"
"Das bin zu allen Zeiten
Ich Selbst im Lebensbrot,
Das sind die Gnadenzüge,
Die dir verschafft Mein Herz, -
Gestärkt dort zur Genüge,
Schwing´ froh dich himmelwärts!"

"Ja komm, Mein Täublein, komme,
Steh auf. und flieg zu Mir!
Du, - Meine Braut, du Fromme, -
Sieh´, Mich verlangt nach dir!
Drum ließ zum ew´gen Zeichen
Ich dir Mein Herz zurück, -
Sag´, kann ein Glück denn gleichen
Herz-Jesu-Täublein´s Glück?"
Titel: Re: Gedichte von Cordula Wöhler
Beitrag von: Caelum am 29. November 2019, 13:35:48
"Christkindlein in der Hostie"

(https://up.picr.de/37319048tt.jpg)

Du herzgeliebtes Kindelein
In einer Hostie arm und klein,
Doch größer als die ganze Welt, -
Der Gott, der Erd´ und Himmel hält.

Wie süß, wie köstlich bist Du mir,
Wie hungert, ach, mein Herz nach Dir,
Wie wird´s so licht in meinem Sinn,
Wenn ich in Deiner Nähe bin!

Hier knie ich vor dem Krippelein
Wohl bei der liebsten Mutter Dein,
Hier ist das Bethlehem fürwahr,
Hier jubiliert der Engel Schar!

Hier strahlt der wundersame Stern,
Der einst die Weisen rief von fern,
Ich mein´ das helle Licht so klar
Der ew´gen Lampe am Altar.

Hier find´ ich Heimat-Recht und Ruh´,
Hier schließt kein Herz sich kalt mir zu,
Das liebste Herz, ich nenn´ es mein,
Dein Herz in einer Hostie klein!

Du großer Gott, - Du kleines Kind,
Du Herr so stark - Du Herz so lind,
Du Menschenheil - Du Engellust,
Kehr´ ein bei mir, in meiner Brust!

Und dich, Maria, bitt ich heiß,
Führ´ mich zu deines Herzens Preis,
Führ´ mich in heil´ger Kommunion
Zu Jesus, - deinem lieben Sohn!

Auf daß mein ganzes Leben hier
Ein Christfest sei, vereint mit dir,
Ein Krippengang nach meinem Herrn,
Ein Wallfahrtszug zum Königsstern!