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Allgemeines => Neues & Wissenswertes => Thema gestartet von: amos am 04. Juni 2012, 19:04:55

Titel: DIE MITARBEIT DER LAIEN EIN ERGEBNIS DER REFORMATION?
Beitrag von: amos am 04. Juni 2012, 19:04:55
DIE MITARBEIT DER LAIEN EIN ERGEBNIS DER REFORMATION?

Als die Kirche sich in den ersten Jahrzehnten vergrößerte, bildeten sich bald Ämter aus, deren Anfänge schon in den neutestamentlichen Briefen zu finden sind. Im ersten Klemensbrief (um 100) ist zum ersten Mal von einem gegenüber von Priestern und "Laienmenschen" die Rede. Das verfestigte sich und führte dazu, dass allein die Amtsträger "Geistliche" waren und Laien geistliche Kompetenz abgesprochen wurde.
Fühlte ein Laie "geistlich", wurde er Priester oder ging in einen Orden. Der Ort der Laien in der Kirche war ausschließend hörend und gehorchend - jahrhundertelang.

Insofern war die Reformation ein Einschnitt.
Luther wandte sich gegen eine besondere geistliche Kompetenz durch die Weihe. Er betonte das "allgemeine Priestertum aller Getauften", das etwa im ersten Petrusbrief deutlich wird: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum..." So schaffte Luther die Priesterweihe ab und gründete die Ordination allein auf die Taufe. Ordinierte Pastoren und Laien haben grundsätzlich die gleichen geistlichen Fähigkeiten.
Theologisch setzte das Maßstäbe - auch wenn in der Praxis nicht gleich alles anders wurde.

In der katholischen Kirche verfestigte sich hingegen in Abgrenzung zur Reformation das Gegenüber von Klerus und Laien.
Als sich im 19. Jahrhundert auch hier Laien stärker zu Wort meldeten, in Vereinen und Verbänden, war das rein weltlich - politisch-sozial. Innerhalb der Kirche, des Glaubens, der Theologie gab es nur gläubiges Hören auf die Hirten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts änderte sich das vor allem durch die Bibel- und Jugendbewegung. Sie bereiteten den Boden für die theologische Neuorientierung des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Jetzt bekannte sich auch die katholische Kirche zum "allgemeinen Priestertum aller Gläubigen" und den Glaubenssinn aller Getauften", das die Grundlage bildet für die heutige Mitverantwortung der Laien in allen Angelegenheiten der Kirche und des Glaubens.

Susanne Haverkamp
Quelle: neueKirchenZeitung-Nr. 22