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Empfehlungen => Kalenderereignisse => Thema gestartet von: velvet am 16. Dezember 2012, 02:57:32

Titel: Hl. Dominicus
Beitrag von: velvet am 16. Dezember 2012, 02:57:32
Die Geschichte des heiligen Dominicus.

(http://www.heiligenlexikon.de/Fotos/Dominikus.jpg)

Vorwort:


Namenspatron des hl. Dominikus, Gründer des Predigerordens der Dominikaner. Da es zunehmend schwieriger wird, lebende Zeitzeugen für ein Interview zu finden und auch die Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariates mit Augenzeugen oder Originalfotos nicht weiterhelfen konnte, lag es nahe, sich an den Dominikanerorden zu wenden. Mein Dank gilt hiermit ganz besonders dem Herausgeber, Herrn Karl-Josef Meyer OP, für die freundliche Unterstützung und Genehmigung, aus dem Buch "Dominikus" von Meinolf Lohrum OP Texte und Fotos übernehmen zu dürfen.

Kindheit


Die Heimat des Dominikus liegt im nördlichen Teil Spaniens etwa auf halben Weg zwischen Madrid und der Costa Montanesa mit den Küstenstädten Santander und Bilbao, in der Gegend um Palencia, Burgos, Santo Domingo de Silos und Osma, in Caleruega.

Leider ist uns aus seiner Kindheit nur wenig bekannt, da man sich im Mittelalter weniger für geschichtliche Tatsachen interessierte als für Legenden, die charakterische Züge des Heiligen wiedergaben. Als einzige genaue Auskunft gibt Jordanus von Sachsen (Nachfolger des hl. Dominikus als Ordensmeister und erster Biograph unseres Heiligen) an, daß Dominikus aus dem Dorf Caleruega stammt; wichtiger als alles andere scheint ihm folgende Legende zu sein:

Seine Mutter hatte, bevor sie ihn empfing, eine Vision. Darin sah sie, daß aus ihrem Schoß ein Hund hervorging, der eine brennende Fackel in seinem Maul trug. Mit dieser Fackel schien er die ganze Erde zu entzünden.

Jordanus sah darin ein Vorzeichen für die Geburt eines großen Predigers, der mit seiner glühenden Predigt das Feuer, das Christus auf die Erde brachte, über die ganze Welt verbreitet.

Dominikus müßte zwischen 1170 und 1173 geboren worden sein. Sein Vater Felix soll ein reicher und angesehener Mann gewesen sein, seiner Muttter Johanna wird nachgesagt, daß sie sich voll Erbarmen der Armen und Notleidenden annahm. Die Mutter des heiligen Dominikus wird als Selige verehrt. Die Dorfbewohner von Caleruega nennen sie heute "unsere Großmutter".

Die Taufe empfing er in St. Sebastian, der Pfarrkirche des Dorfes. Dabei soll die Taufpatin in einer Vision einen Stern auf der Stirn des Kindes gesehen haben, der die ganze Welt mit seinem Licht erleuchtete. Die Deutung der Vision sagt, daß sich hier schon anzeigt, was in späterer Zeit durch den von Dominikus gegründeten Orden in Predigt und Lehre für die Kirche und die Welt geschehen wird.

Dominikus hatte wenigstens noch zwei Brüder: Mamés schloß sich dem Predigerorden an und war an der Gründung des Konvents in Paris beteiligt. Antonius war Priester an einem Hospiz in Caleruega

Ausbildung zum Priester


Im Alter von sechs oder sieben Jahren verließ Dominikus seine Familie und sein Heimatdort. Seine Eltern vertrauten ihn zur Erziehung einem Onkel an, der Priester war. Die nächsten Jahre beschäftigte sich Dominikus mit dem Elementaruntericht. Vermutlich im Alter von 14 Jahren wurde er später an die Domschule von Palencia gesandt, zum Studium der "Freien Künste" : Grammatik, Dialektik und Rhetorik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie. Dazu widmete er sich der Geschichte, Logik und der Philosoph. Später wechselte er zur Theologie und studierte sie vier Jahre lang. Den akademischen Grad eines Magisters erwarb er jedoch nicht.

Er wollte Priester werden. Von Jugend an hatte er sich schon mit großem Eifer dem Studium. dem Lesen und Meditieren der Heiligen Schrift gewidmet. Wie sehr es Dominikus darum ging, das Evangelium in die Tat umzusetzen, zeigt folgende Begebenheit:

Fast ganz Spanien wurde damals von einer großen Hungersnot heimgesucht. Wie immer traf diese Not am härtesten die Armen. Dominikus sah in Palencia viele Menschen vor Hunger sterben. Er hatte Mitleid mit den Hungernden, verkaufte alle seine Bücher und was er sonst noch besaß, um die Not der Armen zu lindern. "Ich will nicht über toten Häuten studieren, während Menschen vor Hunger sterben", hat Dominius dazu gesagt. Er richtete eine Armenspeisung ein. Er hatte seinen kostbarsten Besitz hergegeben; die Bücher, in die er die beim Studium gewonnenen Einsichten als Randbemerkungen eingetragen hatte.

Augustiner-Chorherr in Osma


Auf Vorschlag des Priors Diego de Acebus berief Bischof Martin Bazan Dominikus um 1196 in das Domkapitel von Osma. Bis zur Gründung des Predigerordens bezeichnete er sich selbst als Kanoniker von Osma. In einer Urkunde von 1201 wird Dominikus als Supprior erwähnt. Vor diesem Zeitpunkt wird er wohl die Priesterweihe empfangen haben. Dieser Lebensabschnitt als Kanoniker in Osma, der etwa neun Jahre umfaßte, war für die spirituelle Bildung des hl. Dominikus von großer Bedeutung. Er lebte mit den anderen Kanonikern in einer klösterlichen Gemeinschaft nach der Regel des hl. Augustinus:" Das erste Ziel eures gemeinschaftlichen Lebens ist, in Eintracht zusammenzuwohnen und ein Herz und eine Seele in Gott zu haben. Deshalb nennt nichts euer eigen, sondern alles gehöre euch gemeinsam."

Neben der Heiligen Schrift las Dominikus oft in den "Unterweisungen der Wüstenväter" des Johannes Cassian. Dieses Buch, das sich mit dem Leben und der Lehre ägyptischer Einsiedler befaßt, will den Leser zur Einsamkeit, Schweigen und Gebet hinführen.

Dominikus drängte es, das Wort Gottes zu verkünden und für das Heil der Menschen zu wirken. Seit er Priester war, predigte er gelegentlich in der Domkirche zu Osma. Die tägliche Feier der Eucharistie und das Chorgebet, das stille Gebet und die geistliche Lesung, das Schweigen und die gelegentliche seelsorgliche Tätigkeit haben Dominikus geprägt.

Begegnung mit der Häresie


1203 reiste Dominikus mit dem Bischof Diego de Acebes nach Norddeutschland oder Dänemark. In der Grafschaft Toulouse begegneten sie der Häresie der Katharer (Die sichtbare Welt und alles Materielle ist vom Satan geschaffen. Nur das Geistige stammt vom guten Gott. Christus ist weder der Sohn Gottes, noch ein wirklicher Mensch. Er ist nicht gekommen, um die Menschen durch sein Kreuzopfer von der Sünde zu erlösen. Das Kreuz war eine schmachvolle Hinrichtung. Es gibt keine Auferstehung des Fleisches.

Die Ehe wird abgelehnt, weil durch die Zeugung immer neue Seelen im Körper gefesselt werden. Die Katharer kennen nur ein Sakrament: die Geisttaufe (Consolamentum) und anderen Gruppen der Armutsbewegung wie die Waldenser, die behaupteten, auch der fromme Laie könne die Eucharistie feiern und Beichte hören. Während einer Nacht, die sie in Toulouse verbrachten, diskutierte Dominikus mit dem häretischen Gastgeber und führte ihn wieder dem Glauben zu.

Wanderprediger


Diego und Dominikus trafen auf dem Weg von Rom nach Spanien im Sommer 1206 in Montpellier auf drei päpstliche Legaten, die von Papst Innozenz III. mit der Bekämpfung der Katharer und Waldenser beauftragt waren, aber wegen ihres Auftretens, welches alles andere als bescheiden war, keinen Erfolg hatten. Diego gab ihnen den Rat, sie sollten ganz demütig auftreten, zu Fuß gehen, ohne Gold und Silber, und in allem das Leben der Apostel nachahmen. Die Legaten erklärten nach einigem Zögern ihre Bereitschaft, wenn ihnen eine Persönlichkeit von wirklicher Autorität voranginge. Diego selber bot sich dafür an.

Mit seinem Begleiter Dominikus und den beiden Mönchen Petrus und Radulph (Der Abt von Citeaux kehrte in seine Abtei zurück, weil dort nächstens das Generalkapiel der Zisterzienser beginnen sollte, aber auch, weil er hoffte, nachher ein paar Äbte seines Ordens herzubringen) verkündeten sie den Glauben nicht von oben herab, sondern gaben in Demut Zeugnis. Zu Fuß, ohne Geld, in freiwilliger Armut begannen sie, den Glauben zu verkünden. Ende April erhielten die katholischen Prediger Verstärkung durch zwölf Zisterzienseräbte, die Arnald von Citeaux nach Montreal führte. Auch sie sollten dem Wunsch des Papstes entsprechend durch Wort und Beispiel predigen; das bedeutete zu Fuß gehen, den Unterhalt erbetteln, in Demut Zeugnis geben.

Die Predigttätigkeit wurde organisiert, die Äbte, die je einen Begleiter mitgebracht hatten, wurden über die ganze Kirchenprovinz Narbonne verteilt. Dominikus blieb in der Gegend zwischen Montreal und Fanjeaux; in Prouilhe, wo ein Frauenkloster entstand. Trotz aller Mühen war der Erfolg der 40 Mann starken Predigergruppe jedoch nur gering. Radulph starb Anfang Juli 1207. Einige entmutigte Äbte begannen sich abzusetzen. Im September oder Oktober 1207 kehrten fast alle Zisterzienser in ihre Klöster zurück. Diego setzte seine ganze Hoffnung auf Dominikus und wenige getreue Gefährten.

Dominikus begleitete Diego bis nach Pamiers, wo eine große Disputation stattfinden sollte. Für die Bekehrung der Katharer war diese Disputation weniger bedeutsam-, aber um so bedeutender für die Waldenser. Arnald von Crampagna, ein bekannter Weltpriester, der sich den Waldensern angeschlossen hatte, kehrte zur Kirche zurück und trat den Kanonikern bei. Zeit seines Lebens war er ein guter Freund des hl. Dominikus und sagte auch beim Heiligsprechungsprozeß 1233 aus.

Diego brach im September nach Spanien auf. Er sollte aber nicht zurückkehren; denn er starb am 30. Dezember 1207 in Osma. Für Dominikus ein schwerer Verlust. Nur wenig später, am 14. Januar 1207, wurde der Legat Petrus von Castelnau ermordet. Nun war Dominikus noch allein übrig.

Gründung des Klosters Prouilhe


Bischof Diego gründete Ende 1206 oder Anfang 1207 in Prouilhe ein Frauenkloster. Erzbischof Berengar von Narbonne schenkte am 17. April 1207 die Kirche St. Martin in Limoux mit ihren Einkünften dem Kloster. Für die geistlichen Belange wurde Dominikus, für die wirtschaftlichen Wilhelm Claret von Pamiers als Vorgesetzter bestellt. Im Frühjahr 1212 wurde mit dem Bau des Klosters begonnen.

Albigenserkrieg

Die Ermordung des päpstlichen Legaten Petrus von Castelnau am 14. Januar 1208 durch einen Vertrauten des Grafen Raimund von Toulouse war der Anlaß für den Albigenserkreuzzug

Durch den Glaubenskrieg verschlechterte sich erheblich die Situation für die Predigttätigkeit des hl. Dominikus. Ungeachtet der Gefahren blieb er in der Ebene von Lauragais, wo heftige Kämpfte stattfanden. Als man ihm gar mit dem Tode drohte, gab er unerschrocken zur Antwort: "Ich bin des Ruhmes des Martyriums nicht würdig, ich habe diesen Tod noch nicht verdient." Keine einzige Urkunde erlaubt die Annahme, Dominikus habe auf irgendeine Art am Kreuzzug mitgearbeitet. Dagegen gibt es viele Dokumente, die ihn als demütigen und friedlichen Prediger bezeugen.

Während der Fastenzeit 1213 vertrat er den Bischof von Carcassonne in geistlichen Angelegenheiten und predigte oft in der Kathendrale Saint Nazaire. Ein Erlaß des Bischofs Fulko vom 25. Mai 1214 bezeichnete Dominikus als Pfarrer von Fanjeaux.

Mehrmals lehnte Dominikus das Bischofsamt ab. Er wollte frei sein für die Predigt, während die Bischöfe damals durch viele andere Verpflichtungen am Predigten gehindert wurden. Noch seiner Ansicht mußte die religiöse Wahrheit durch einen geistlichen Menschen und mit geistlichen Mitteln verkündet werden, wie zur Zeit des Evangeliums.

Gründung des Dominikanerordens


Das entscheidenste Werk, das Dominikus vollbrachte, war die Gründung eines Ordens für die großen Aufgaben, die er alleine nicht bewältigen konnte. Neun Jahre hatte er unter schwierigsten Verhältnissen gepredigt, mit den Menschen gesprochen, die Beichte gehört. Von den Männern der ersten Stunde war er alleine noch übrig. Die Mitarbeiter in Prouilhe und Fanjeaux hatten sich ihm ohne feste Bindungangeschlossen. In Toulouse gewann er Mitarbeiter dazu, sich durch die Profeß an ihn zu binden und mit ihm eine Lebensgemeinschaft einzugehen und damit einen Orden zu gründen. Durch Petrus Seila, der sich ihm anschloß, bekamen Dominikus und seine Gefährten große und vornehme Häuser in Toulouse nahe beim Schloß Narbonnais. Von da an wohnten sie in diesen Häusern. Dies dürfte im April 1215 geschehen sein.

Im Juni oder Juli 1215 erließ Bischof Fulko von Toulouse die Sendungs- und Approbationsurkunde für den Orden des hl. Dominikus. Mit der Urkunde werden zwei wichtige Neuerungen in der Kirche eingeführt: War es bisher durchaus üblich, einen einzelnen mit der predigt zu beauftragen, so geschah dies jetzt für alle gegenwärtigen wie zukünftigen Mitgliedern des Ordens. Die zweite wichtige Neuerung betraf das Ordensleben. Die Ordensleute sollten nicht mehr hinter Klostermauern sitzen und warten, bis die Menschen zu ihnen kamen, sondern wie die Apostel zwei und zwei zu den Menschen hingehen, sie aufsuchen, um ihnen das Wort Gottes zu verkünden und ihnen als Seelsorger zu dienen.

Was er seit 1206 gelebt und immer wieder im Meditieren des Wortes Gottes geprüft hatte, wollte er auch mit seinen Brüdern praktizieren: Predigend umherziehen, nicht reiten, kein Geld mitnehmen, sich der Unterkunft und der Verpflegung begnügen, die gastfreundliche Menschen anboten. Unterwegs mußten die Wanderprediger vom Bettel leben. Für Ordensleute war das ungewöhnlich. Die Einkünfte, die Fulko ihnen zuwies, waren nur für das Haus bestimmt; für die Brüder, die sich dort aufhielten, um zu studieren oder sich auszuruhen.

Da eine Einkleidung stattfand, trugen die Brüder von Anfang an ein Ordensgewand. Dominikus selbst trug immer den Habit der Kanoniker von Osma: die weiße Tunika und die schwarze Kappa, die seine Brüder übernahmen. Ihre Tonsur bestand aus einem breiten Haarkranz, wie er auf vielen Darstellungen zu sehen ist. Dominikus verlangte eine gute theologische Bildung als Voraussetzung für die Auseinandersetzung mit den Häretikern und die Predigt der Glaubenswahrheiten. Darüber hinaus sollten sich die Brüder ihr ganzes Leben lang dem Studium widmen. Er setzte es an die Stelle der Handarbeit, die bei den Mönchen und Kanonikern üblich war, und führte dadurch eine tiefgreifende Neuerung in die Tradition des Ordenslebens ein.

Wahl der Augustinerregel


Innozenz III. hatte für den November 1215 das 4. Laterankonzil, die 12. allgemeine Synode, einberufen. Bischof Fulko und Dominikus waren ebenfalls anwesend. Sie baten den Papst darum, daß er den Orden bestätigen wolle, ebenso die genannten Einkünfte des Ordens. Innozenz III. bestätigte am 8. Oktober1215 die Besitzungen in Prouilhe, aber bezüglich der Gründung fällte er noch keine Entscheidung. Er forderte Dominikus auf, zu den Seinen zurückzukehren und eine bereits approbierte Regel auszuwählen.

Dominikus wurde betend klar, daß die Regel des hl. Augustinus für ihn annehmbar war. Auf diese Regel hatte er bereits in Osma Profeß abgelegt und auch als Wanderprediger nach ihr gelebt. Mit den Brüdern hielt er ein Kapitel ab. Die Regel des hl. Augustinus wurde auch wie erwartet gewählt. Die Augustinerregel sah ihr Ideal im Leben der Apostel und Christen der Urgemeinde: Gütergemeinschaft, persönliche Armut, gemeinsames Gebet und Dienst am Wort. Wenn auch die Regel ausdrücklich nicht die Bettelarmut und die Wanderpredigt erwähnt, so werden sie doch nicht ausgeschlossen. Auch allgemeine Vorschriften für Kanoniker mussten übernommen werden: Nach der Mahlzeit müssen die Reste den Armen gegeben werden; in den Prioraten müssen drei Brüder für den Dienst an der Kirche bestellt werden; sie müssen ein Chorhemd tragen. Dominikus und seine Brüder benutzten für ihre Gesetzgebung die strengen Gebräuche der Prämonstratenser und trafen eine bewußte Auswahl, veränderten oder führten neue Vorschriften ein.

Der weltweite Predigtauftrag

Innozenz III. war am 16.Juli 1216 gestorben. Der neue Papst, Honorius III. erteilte am 22. Dezember 1216 Dominikus das große Privileg "Religiosam vitam". Mit diesem Privileg wird die Kirche St. Romanus unter den Schutz des Papstes gestellt, die Lebensweise nach der Augustinerregel anerkannt, der Besitz abgesichert, die freie Nachwuchswerbung zugestanden, freie Wahlen garantiert und die Immunität bestätigt.

In einer Bulle vom 21.Januar 1217 gab der Papst Dominikus und seinen Brüdern den Titel "Prediger" und beauftragte sie mit der Verkündung.

Dominikus sah in einer Vision die ruhmvollen Apostelfürsten Petrus und Paulus auf sich zukommen. Petrus übergab ihm den Stab, Paulus das Buch. Und sie sagten: "Geh und predige, denn du bist von Gott zu diesem Dienst ausersehen." Und es schien ihm einen Augenblick, als sähe er seine Söhne über die ganze Welt verstreut, zu zweien einherschreiten und den Völkern das Wort Gottes verkünden.

Dominikus rief die Brüder zu einem Kapitel zusammen und erklärte ihnen, daß er sie trotz ihrer kleinen Zahl in die Welt hinaussenden werde. Alle widersprachen ihm und suchten ihn umzustimmen. Aber Dominikus lies sich nicht beirren.

Ausbreitung des Ordens


Anfang 1218 traf Dominikus in Rom ein. Er brauchte die Unterstützung des Papstes für die Brüder, die er in die Welt hinausgesandt hatte, um zu predigen und Konvente zu gründen, und die mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, weil man sie mit Waldenser und Katharer verwechselte. Nachdem Dominikus zunächst Zugeständnisse gemacht hatte, erreichte er nun endlich, was er von 1215 an erstrebte. Der Predigerorden wurde aus dem Kanonikerverband herausgelöst und als neuer Ordenstyp anerkannt. Der Papst gab seiner Gründung den Namen "Predigerorden" (Ordo Praedicatorum, abgekürzt: OP) und stattete ihn mit allen Rechten aus, die für die Verkündigung des Wortes Gottes erforderlich sind. Dominikus blieb noch einige Monate in Rom, um von dort aus die erste Ausbreitung des Ordens zu leiten.

Ende Mai 1218 ging Dominikus selbst nach Bologna. Er nahm wahrscheinlich den Weg über Assisi und traf dort den hl. Franziskus. Im Juli erhielten sie vom Magister Johannes von Barastre und von der Universität das Hospiz und die Kapelle St. Jakob, wo sie am 6. August 1218 einzogen. Zwischen der Universität und dem Orden entwickelte sich ein gutes Verhältnis.

Dominikus predigte im Erzbistum Toledo und gründete einen Konvent in Madrid. Wie an anderen Orten, schlossen sich ihm auch hier Frauen an, die er in den Orden aufnahm. Er erhielt Stiftungen und feste Einkünfte. Wie lange er noch Spanien blieb, ist unbekannt.

Vor dem 11. November 1219 traf Dominikus in Viterbo ein. Er konnte dem Papst voll Freude berichten, wie gut sich der Orden entwickelt hatte. Als er zu seiner großen Europareise aufgebrochen war, gab es etwa 20 Brüder; nun waren es über 100. Dominikus blieb einige Zeit an der päpstlichen Kurie, um immer wieder seine Anliegen vorzubringen und mit Hilfe des Papstes die Schwierigkeiten zu lösen. So verlangte er nur die Freiheit, in der eigenen Kirche das Chorgebet zu halten, die Eucharistie zu feiern, den Glauben zu verkündigen und Beichte zu hören. In einem Brief vom 1. Dezember 1219 wurde den Predigerbrüdern in Paris zunächst vorläufig erlaubt, in ihrer Kirche öffentliche Gottesdienste zu feiern, das Recht auf eine eigene Begräbnisstätte aber verwehrt.

Der Aufenthalt des hl. Dominikus an der Kurie im Winter 1219 war für die Entwicklung der Ordensarmut von entscheidender Bedeutung. Die bisherige Form der Armut - Annahme von Einkünften für das Haus, Bettel für die Wanderprediger - hat Dominikus einige Jahre durch die Brüder erproben lassen. Aus dieser Erfahrung entschied er sich, die volle Bettelarmut einzuführen, die er selbst von 1206 an praktiziert hatte

In einer Bulle vom 17.Februar 1220 gab der Papst Dominikus erstmals den Titel "Prior des Predigerordens". Im Gegensatz zu den Mönchen und Kanonikern, wo der Abt des Hauptklosters nur der erste unter gleichrangigen Oberen ist, war Dominikus der Obere aller Predigerbrüder, die sich durch ihre Profeß an ihn gebunden haben und die von ihm ausgesandt werden.

Während seines Aufenthaltes in Viterbo bereitete er die Entsendung von Brüdern nach Nord- und Osteuropa vor, zu den christlichen und heidnischen Völkern. Anfang Mai begab 1220 begab sich Dominikus nach Bologna.

Die Generalkapitel


Um die Jahre der Erprobung abzuschließen und dem Orden eine entgültige Verfassung zu geben, hatte Dominikus Anfang 1220 das erste Generalkapitel zu Pfingsten einberufen.

Der Pfingstsonntag war dem Gebet gewidmet. Am Pfingstmontag versammelte Dominikus die Brüder, um mit ihnen zu beraten und Beschlüsse zu fassen. Zuerst wurde festgelegt, welchen Verpflichtungscharakter die Satzungen haben sollten. Er wollte auch nicht, daß die Satzungen allgemein unter Sünde verpflichten. Weiter wurden Bestimmungen über das Generalkapitel, die Leitung der Konvente, das Studium und die Predigt neu erarbeitet.

Das Generalkapitel, das sich aus den gewählten Deligierten der Brüder zusammensetzt, besitzt die oberste Leitungsgewalt des Ordens und findet jedes Jahr statt. Es hat allein die Vollmacht, Gesetze zu erlassen. In Verbindung mit dem Ordensmeister übt es die oberste Exekutivgewalt aus. Ihm obliegt die Prüfung und Aussendung der Prediger, die es durch geeignete Brüder durchführen läßt.

Ferner wurde die bereits teilweise eingeführte Bettelarmut in die Satzungen aufgenommen. Die Konvente durften nur die Kirche und das Kloster mit einem Garten als Eigentum haben. "Unsere Brüder sollen niedrige und bescheidene Häuser haben, so daß sie weder durch Ausgaben erdrückt werden, noch Weltgeistliche oder Ordensleute an unseren kostspieligen Häusern Anstoß nehmen."
Neben der Verfassung mußte das Generalkapitel noch einige wichtige Entscheidungen wie z. B. der Ausbildung, treffen. Die unter Dominikus verabschiedeten Satzungen haben in der Nachwelt großes Lob erhalten. Das Kapitel entsandte Brüder nach Skandinavien und beschloß Gründungen in Frankreich, Spanien und Italien

Nach Abschluß des Generalkapitels brach Dominikus zu einer Predigtreise in die Lombardei auf.

Am 05. Mai 1221 erhielt der Orden das Privileg des Tragaltars. Damit wurde den Brüdern die Gründung von Konventen erleichtert. Sie konnten in ihren Häusern Kapellen einrichten und dort die Gottesdienste feiern, ohne wie bisher eine Kirche aufzusuchen.

Das zweite Generalkapitel 1221 in Bologna dürfte sich vor allem mit der Organisation und der Ausbreitung des Ordens befaßt haben. Das Generalkapitel teilte den Orden in Provinzen auf und schuf somit ein Zwischenorgan für die Leitung der Predigerbrüder. Es dürften wenigstens fünf Provinzen errichtet worden sein: Spanien, die Provence, Frankreich, die Lombardei und die römische Provinz. Die Gündung weiterer Provinzen in Ungarn, Deutschland und England ist wahrscheinlich schon beschlossen worden.

Nach dem 7. Juni 1221 brach Dominikus mit einigen anderen zu einer Predigerreise in die Mark Treviso und nach Venetien auf. Mitte Juni traf er in Venedig ein. In jenem Sommer herrschte eine besonders große Hitze. Die aufreibende Tätigkeit raubte Dominikus seine letzten Kräfte. Er kehrte nach Bologna zurück. Dominikus litt wieder an der Darmentzündung mit Fieberanfällen und Verdauungsstörungen.

Tod und Heiligsprechung

Dominikus konnte sich Anfang August nicht mehr aufrecht halten. Da er auch in Bologna keine eigene Zelle hatte, legte er sich in einer Ecke des Schlafsaals nieder. Die Krankheit konnte Dominikus nicht seine Gelassenheit und Heiterkeit nehmen. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Die Brüder trugen Dominikus hinaus in das Benediktinerpriorat auf dem Monte Mario, da dort die Luft besser war. Nach seiner Lebensbeichte spendete man ihm die Krankensalbung

Da er, falls er in der Kirche stürbe, auch hier begraben werden müsse, Dominikus aber unbedingt "unter den Füßen meiner Brüder" begraben werden wollte, trug man ihn zurück nach Bologna, zur Kirche St. Nikolaus. Am späten Nachmittag des 6. August 1221 starb Dominikus.

Die Beerdigung nahm Kardinallegat Hugolino von Ostia vor. Mehrere Bischöfe und Äbte, die gerade mit Hugolino in Bologna verhandelten, nahmen ebenfalls am Begräbnis teil. Das Grab befand sich im Chor der Kirche, "unter den Füßen der Brüder". Es war ein gemauertes Grab, in das der Holzsarg eingelassen wurde.

Als nach 1230 die alte Kirche abgerissen wurde und eine neue gebaut wurde, lag das Grab im Freien und war der Hitze und dem Regenwasser ausgesetzt, das sich dort ansammelte. Darüber waren die Brüder, die Dominikus noch gekannt hatten, entsetzt. Gregor IX. (Hugolino von Ostia), stimmte der Übertragung zu und beauftragte den zuständigen Erzbischof von Ravenna damit. Die feierliche Handlung sollte während des Generalkapitels stattfinden, das sich am Pfingstfest in Bologna versammelte. Zwölf Jahre nach dem Tod des hl. Dominikus zeigten sich die Früchte seiner Predigtmission in Oberitalien u.a. darin, daß in der umstrittenen Stadt Bologna der Frieden wiederhergestellt wurde und mehr als 100 000 Menschen zur Kirche zurückfanden.

Als dann bei der Übertragung der Gebeine in der Nacht vom 23. zum 24. Mai 1233 ein wunderbarer Duft aus dem Grab strömte - der von allen Zeugen im Heiligsprechungsprozeß bestätigt wurde -, war das für die begeisterte Volksmenge ein Zeichen vom Himmel, das sie zu Lob und Dank gegen Gott hinriß.

Der Bischof, die Stadt und die Universität baten den Papst um die Heiligsprechung des Dominikus. Gregor IX. setzte am 13. Juli 1233 eine Kommission in Bologna ein, um Zeugen anzuhören und die Wunder zu prüfen, die Dominikus zugeschrieben wurden. Am 3. Juli 1234 nahm Papst Gregor IX. in einem Konsistorium in Rieti die Heiligsprechung vor. Das Fest wurde auf den 5. August festgelegt, weil die Kirche an seinem Todestag des hl. Sixtus gedachte. 1558 wurde die Feier des Dominikus-Festes auf den 4. August und 1969 auf den 8. August verlegt