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Verehrung - Heilige - Biographien => Marienverehrung => Thema gestartet von: Marias Kind am 10. Februar 2011, 10:28:28

Titel: Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: Marias Kind am 10. Februar 2011, 10:28:28
Hallo zusammen,

da Enrico dieses THema in einem anderen Thread angesprochen hat, möchte ich es hier als neues Thema eröffnen.

Was sagt die Bibel über Maria? WAr sie bis zum Lebensende Jungfrau oder nicht?


Liebe Grüße und Gottes Segen,
Marias Kind
Titel: Re:Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: Marias Kind am 10. Februar 2011, 11:42:45
Gut, dann fang ich mal an!

Um die Immerwährende Jungfräulichkeit Mariens biblisch zu widerlegen, argumentiert man mit Mt. 1,25 und Lk. 2,7:

„Und er [Josef] erkannte sie nicht, bis sie [Maria] einen Sohn gebar, und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Mt. 1,25)

„und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn“ (Lk. 2,7)


Man argumentiert, dass Maria gemäß dieser biblischen Zeugnisse nach der Geburt Christi also doch weitere Kinder gebar, die diesmal von Josef gezeugt wurden, denn aus dem Wort „bis“ ginge hervor, dass Josef erst nach der Geburt Jesu Maria „erkannte“, und sie so ihre Jungfräulichkeit verloren habe. Dies beweise auch die Bezeichnung „erstgeborener Sohn“, denn wenn Jesus der erstgeborene leibliche Sohn Mariens war, dann gebar sie später weitere Söhne. Gegen diese Argumente ist einzuwenden:

1.) „bis“ bezeichnete im Hebräischen und Griechischen etwas, was sich innerhalb dieser Grenze abspielt, ohne dass eine Aussage darüber getroffen wurde, dass danach etwas anderes geschehen wäre. Das bedeutet hier konkret: Wenn es heißt, dass Josef bis zur Geburt Christi Maria nicht erkannte, so sagte das im damaligen jüdischen und griechischen Sprachgebrauch nichts darüber aus, dass er sie danach erkannte. Wenn nach 2 Sam. 6,23 Michal bis zu ihrem Tod kinderlos war, dann heißt das nicht, dass sie nach ihrem Tod Kinder gebar? Denn dann müsste man ja an die Reinkarnation glauben! Und wenn nach Ps. 110,1 Christus zur Rechten des Vaters sitzt, bis der Vater ihm seine Feinde unterwirft, bedeutet das dann, dass Christus danach nicht mehr zur Rechten des Vaters sitzen wird, dass er ihn entmachten wird? Und wenn es in 1 Makk. 5,54 heißt, dass Judas mit seinen Anhängern nicht umkam „bis zu der glücklichen Rückkehr“, heißt das dann, dass sie danach umgekommen waren? Und wenn Jesus nach Mt. 28,20 sagt, „ich bin mit/bei euch alle Tage bis zum Ende des Zeitalters/der Welt“, heißt das dann, dass er danach nicht mehr mit/bei seinen Aposteln sein wird? Anhand dieser und noch anderer Bibelstellen kann man ersehen, dass „bis“ lediglich eine Grenze beschreibt, über die hinaus keine Aussage getroffen wird!

2.) Die Bezeichnung „Erstgeborener“ oder „erstgeborener Sohn“ sagte im Jüdischen ebenfalls nichts darüber aus, ob die Mutter dieses Sohnes später weitere Kinder gebar oder nicht, denn „Erstgeborener“ ist im Jüdischen lediglich der Titel des Sohnes, der als erster aus dem Mutterschoß kommt, auch dann, wenn die Mutter danach keine weiteren Kinder geboren hat. Ob nun weitere Kinder folgen oder nicht: der Sohn, der als erster geboren wird, ist der Erste, der Erstgeborene! Auf einer jüdischen Grabinschrift aus dem Jahr 5 v. Chr. heißt es deshalb: „Bei den Geburtswehen meines erstgeborenen Kindes führte mich das Schicksal an das Ende des Lebens.“


Mt. 1,25 und Lk. 2,7 sind also keine biblischen Beweise dafür, dass Maria nach der Geburt Jesu weitere Kinder hatte!
Titel: Re:Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: Hemma am 16. Februar 2011, 16:49:43
Ein Artikel, der uns hilft, den Sinn der Jungfräulichkeit Mariens besser zu verstehen:


Maria, Jungfrau der Jungfrauen


Die Jungfräulichkeit erfreut sich heute nur geringer Wertschätzung, und wahrscheinlich wird Maria von vielen deshalb wenig geschätzt, weil sie die Tugend der Jungfräulichkeit verkörpert und diese ihnen fremd ist.
Verzicht auf geschlechtlichen Umgang gilt heute als unnatürlich, und schon gar nicht wird er als größere Liebe um des Himmelreiches willen verstanden, auch von vielen Christen nicht.
Das hat bittere Folgen für die ganze menschliche Gesellschaft, besonders aber für die Kirche.

Die Gesellschaft verkümmert, weil die Familien keine tiefen Wurzeln mehr haben und zerfallen, und die Kirche verkümmert, weil auch sie nicht mehr aus den Wurzeln der Tiefe lebt; sie wird unfruchtbar und bringt nicht mehr genügend geistliche Berufe hervor. Die Folge ist ein geistlicher Notstand, der nicht durch äußere Veränderungen behoben werden kann.

Die Kirche ist schlechthin jungfräulich, weil sie einem einzigen Mann verlobt ist, Christus (2 Kor 11, 2).

Christus wiederum hat nur dadurch der Erlöser aller Menschen sein können, weil Er keinem Menschen so gehörte, wie sich Eheleute in der Ehe gehören. Er gehört ganz und ungeteilt dem Vater; den Willen des Vaters zu erfüllen, ist die „Speise", von der Er lebt.
Seine Verfügbarkeit für den Vater darf durch keine menschliche Bindung eingeschränkt werden. Deshalb musste Er auch eine Jungfrau zur Mutter haben, die ebenfalls das Verfügungsrecht über sich ausschließlich dem himmlischen Vater eingeräumt hatte.

Nicht zufällig ist der jungfräuliche Johannes der Lieblingsjünger des Herrn.

Es ist auch undenkbar, dass die Apostel, soweit sie verheiratet waren, ihre Ehe nach der Berufung fortsetzen konnten, als hätte sie der Herr nicht ausschließlich für sich berufen.
Die priesterliche Ehelosigkeit ist zwar nicht vom Wesen, wohl aber von der Heiligkeit des Priestertums gefordert. Darüber hinaus braucht Christus viele Brüder und Schwestern, die sich Ihm mit Leib und Leben ohne jede Einschränkung in einem gottgeweihten Leben zur Verfügung stellen.

Die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen ist eine Gnadengabe, die nur einzelnen zuteil wird, die der Herr Seiner Kirche aber sicher in hinreichendem Masse schenkt, wenn sie Ihn aufrichtig und inständig darum bittet.

Vor allem junge Menschen sollten sich und den Herrn ausdrücklich fragen, ob Er sie nicht vielleicht in Seinen Dienst nehmen will.
Gewiss ist Jungfräulichkeit nichts für Träumer und Weichlinge. Kardinal Faulhaber hat einmal gesagt: „Auch am Sternenhimmel sind Jungfrau und Löwe Nachbarsterne.“
Aus der Jungfräulichkeit erwächst Kraft.

Jungfräuliche Menschen haben in der Kirche Großes vollbracht. Sie haben von der Liebe nicht nur geredet, sie haben die Liebe gelebt. Das soll keine Abwertung der Ehe sein, wohl aber deutlich die Frage nach der Berufung stellen.

Überaus fein hat es die hl. Hildegard einer ihrer Schülerinnen gesagt:

„Was soll ich sagen, was vor Gott höher ist. Jede Frau kann eine Krone tragen. Entweder die der Jungfräulichkeit oder die der Mutter. Beide zusammen schmücken nur eine einzige, Maria. Welche nun in den Augen Gottes kostbarer ist, darüber wage ich nicht zu richten. Auf jeder der beiden Kronen muss zudem etwas vom Glanz der anderen liegen. Die Krone der Mutter kann nicht leuchten, wenn nicht ein Strahl vom reinen Licht der Jungfräulichkeit sie verschönt. Die Jungfräulichkeit strahlt nicht recht, wenn ihr der warme Schimmer der Mütterlichkeit fehlt. Darf man da sagen, welche Krone kostbarer ist? Es muss nur jeder nach der Krone greifen, die Gott ihm zugedacht hat.“

Auch vielen, die nicht zum jungfräulichen Stand berufen sind, hat die Gottesmutter Wichtiges zu sagen.

Maria ist ein Leitbild der Hingabe, des Gehorsams und der Reinheit.

Reinheit ist Lebenskraft, die zu höchsten physischen und oft auch geistigen Leistungen befähigt.
Das beste Beispiel dafür ist Mutter Teresa von Kalkutta.

Der Gründer der Europäischen Ärzteaktion, der Ulmer Arzt und Konvertit Dr. Siegfried Ernst, hat darauf hingewiesen, dass die Spaltung der Christenheit nicht mehr zwischen den Konfessionen hindurchgeht, sondern dass sich die Geister am Problem der Reinheit und an ihrem Leitbild, Maria, scheiden.

„Wer kein reines Herz besitzt, kann weder die Göttlichkeit von Christus erkennen, noch die Bedeutung seiner Mutter, noch den innersten Kern des Erlösungswerkes. Er wird dann automatisch den christlichen Glauben umfunktionieren in eine sozialistische Befreiungstheologie. Das „Böse“ in der Welt wird dann nur noch bei den finanziellen und politischen Unterdrückern gesehen. Die „Armen“ sind die Guten und die „Reichen“ die Bösen. Und die Erlösung ist Befreiung von allen Zwängen, Strukturen und „Herrschaften.“ Deshalb auch völlige sexuelle Freiheit und Enthemmung bis hin zur Abtreibung. Und damit endet das Ganze wieder in der totalen Versklavung und Ausbeutung des Menschen. Der Verlust der „Antenne“ für die Existenz Gottes und die hochmütige Weigerung der jungen und älteren Generation, die Maßstäbe der Wahrhaftigkeit und Reinheit anzunehmen, hat einen wachsenden Sinnverlust und eine immer mehr zunehmende innere Verschmutzung zur Folge, die dann zur Unfähigkeit führt, die äußere Verschmutzung und Verunreinigung von Boden, Nahrung, Luft, Wasser, Flüssen und Meeren zu verhindern…Unreinheit führt nicht nur zum „Tode Gottes“, sondern zum Untergang und Tod des Menschen und der Welt.“

Wir haben alle die Reinheit des Herzens bitter nötig, weil nur, wer ein reines Herz hat, Gott schauen wird; das reine Herz aber verlangt gebieterisch nach einem reinen Leib.

Auch unser Leib ist erlöst und heilig; wir dürfen ihn nicht, wie der hl. Paulus sagt, zum Glied einer Dirne machen. „Der Leib ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn“ (1 Kor 6, 13).
Möge die Heilige Jungfrau uns allen die Gnade eines reinen Herzens und eines reinen Leibes erbitten!


Aus „Maria zu Füßen“
v. Msgr. Dr. Franz Burger








Titel: Re:Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: Marias Kind am 17. Februar 2011, 09:35:07
Liebe Hemma,

herzlichen Dank für diesen sehr schönen Beitrag!

Schon in der jungen Kirche unter den Aposteln gab es Frauen, die als Witwen vor Gott ein Gelübde geschlossen haben, bis zu ihrem Lebensende unverheiratet zu bleiben! Solche Frauen, die ihr Gelübde gebrochen haben, weist Paulus in 1 Tim. 5,11-13 strengstens zurecht!

Und Maria hatte, noch bevor ihr der Engel erschien, ein Gelübde gemacht: "Ich erkenne keinen Mann", was sie später vor dem Engel bekundete: Lk. 1,34. Dieses Gelübde hat sie bis zum Schluss bewahrt!


Liebe Grüße und Gottes Segen,
Marias Kind
Titel: Re:Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: Theo2 am 17. Februar 2011, 19:23:15
Gestatte mir die Frage Marias Kind,
nach deinem Zitat: "   Maria hat das Gelübde gemacht )abgelegt): "Ich erkenne keinen Mann", was sie später vor dem Engel bekundete: Lk. 1,34. Dieses Gelübde hat sie bis zum Schluss bewahrt!"

Bedeutet dieses "Ich erkenne keinen Mann" das gleiche, dass es im hebräischen bedeutet ( Maria war ja Jüdin):   
begatten, Geschlechtsverkehr haben (als wörtliche Übersetzung von heb. ידע "kennen")?
freundliche Grüße
theo2


Titel: Re:Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: Marias Kind am 17. Februar 2011, 20:00:59
Lieber Theo,

Das hebr. Wort, dass Du nennst, ist "yada" = "kennen", "erkennen", "wissen", und ist in der grich. Übersetzung des AT's immer mit "ginosko" = "kennen", "erkennen", "wissen" übersetzt. Beide Wörter sind hier identisch! Im damaligen Judentum bedeutete "erkennen" in diesem Zusammenhang einen ehelichen Geschlechtsverkehr, aus dem ein Kind hervorgeht!


Liebe Grüße und Gottes Segen,
Marias Kind
Titel: Re:Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: Hemma am 01. März 2011, 12:08:16


Maria : Jungfrau – Mutter



Der Kampf um die Reinheit bleibt vor allem den jungen Menschen nicht erspart.

Der erwachende Geschlechtstrieb, vom Schöpfer in die Natur des Menschen gelegt, drängt mit Macht zur Verwirklichung. Er bedarf dabei nicht, wie es heute eine falsche Pädagogik behauptet, der Förderung, sondern der Züchtigung. Weil sonst die biologisch-körperliche Entwicklung der seelisch-geistigen Reifung davonläuft und die harmonisierende Entfaltung zur reifen Gesamtpersönlichkeit behindert.

Geschlechtserziehung gehört ins Elternhaus und muss sowohl vom natürlicher Unbefangenheit wie von großer Ehrfurcht geprägt sein. Vorstufe dazu ist die Erziehung zu einer gesunden, alle Bereiche des Lebens umfassenden Schamhaftigkeit.

Das geht nicht ohne den Aufblick und das Gebet zu Maria.

Hart, aber vollkommen richtig, sagt Dr. Ernst http://Dr. Siegfried Ernst: „Eine Antibabypillen schluckende Maria ist schlechthin nicht vorstellbar.“
Und:
„Das der eingeborene Sohn des Vaters in einen sexsüchtigen verunreinigten Menschen hineingeboren werden könnte, ist nur für kranke Gehirne vorstellbar.“

Das Geheimnis des Lebens ist ein heiliges Geheimnis, das der Mensch nicht frech entweihen darf. Auch jede „gewöhnliche“ Elternschaft ist heilig.
Es ist „heiliges“, durch das Sakrament der Ehe geheiligtes Tun, Leben wecken zu dürfen, zumal Gott selbst bei jeder Zeugung dem gezeugten Kind die unsterbliche Seele ein-erschafft.

Elternwürde gründet in der Gotteswürde, deshalb müssen die Quellen des Lebens heilig gehalten werden.

Junge Menschen sollen mit reinem Leib und mit reiner Seele in die Ehe gehen. Sie werden dies umso eher vermögen, je vertrauensvoller sie Maria um ihre Hilfe bitten.

Aber auch Eheleute bedürfen des Aufblicks zur Jungfrau – Mutter. Zu leicht schleicht sich in die ehelichen Beziehungen die Unordnung ein.
Ohne den Blick auf Maria werden die Eheleute nur schwer das rechte Maß und die rechte Ordnung in der ehelichen Hingabe finden. Auch Eheleute müssen wissen, dass es etwas Herrliches um die Reinheit ist, und dass Gott will, dass das Ehebett unbefleckt bleibt (Hbr 13, 4).
Das geht nicht ohne Selbstüberwindung und zeitweiligen Verzicht aufeinander.

Die hl. Hedwig, die ihren Gatten „von allen Menschen am meisten“ liebte und dem sie mit 13 Jahren ihr erstes Kind gebar, dem fünf weitere Kinder folgten, schätze die Enthaltsamkeit hoch. „Fühlte sie, dass Gott sie gesegnet habe, so blieb sie voll Ehrfurcht der Wohnung ihres Gatten und dem ehelichen Umgang fern und hielt daran fest bis nach der Geburt des Kindes.“ Sie brachte ihren Gemahl auch dazu, diese „heilige Enthaltsamkeit“ zusammen mit ihr in den Tagen des Advents, der Fastenzeit, an den Quatembertagen, zu den Feiertagen, an den Festen der Heiligen und an den Sonntagen zu beachten.“
Und wie der anonyme Verfasser ihrer Lebensbeschreibung weiter berichtet, belehrte sie „möglichst viele“ auf diese Weise. Nicht genug damit, legten beide „in vollem gegenseitigen Einverständnis, unter dem feierlichen Segen des Bischofs, das immerwährende Gelübde der Keuschheit ab.“

Maria ist und bleibt ein Vorbild der Mutter und der Mütterlichkeit.

Die Mutter steht auf der Skala der Wertschätzung schon lange nicht mehr obenan.

„Was hat uns Frauen der Moderne Diabolos (der Durcheinanderwerfer, der Teufel) durch Verführung zum Ursündenfall der Verweigerung angetan“, schreibt die angesehene Psychotherapeutin Christa Meves http://christa-meves.de/Christa Meves „zunächst durch Entmutterung (Simone de Beauvoir sprach programmatisch von der „Falle Mutterschaft“) statt des marianischen „Fiat“.

Als Folge des marianischen Verlustes geschah artifizielle (künstliche) Entweiblichung mit Pille und Spirale (die Unfruchtbarkeit der Paare in der Bundesrepublik Deutschland hat in den vergangenen Jahren von 10 auf 20 % zugenommen) bis zur Pervertierung durch den militanten lesbischen Feminismus.“

Die einzig mögliche Konsequenz aus dieser tristen Situation kann nur lauten:
Verwüstungen dieser Art sind nur durch eine intensive bewusstmachende Pflege marianischen Geistes aufzuhalten!“

Maria hat zu ihrem Kind ihr liebendes Ja gesagt, sie hat die Mühen der Schwangerschaft mit allen Beschwernissen des Weges nach Bethlehem und die Geburt in der Armut einer Felsenhöhle, draußen vor der Stadt bei den Tieren, ebenso wenig gescheut wie die Flucht nach Ägypten und das Leben einer Flüchtlingsfamilie in der heidnischen Fremde.
Der Arbeiterfrau sind keine gebratenen Tauben zugeflogen, sie hat mir ihrer Hände Fleiß das tägliche Brot mitverdienen müssen. Sie hat es mit Freuden getan und ihrem Kind auch nicht eine Spur der ihm geschuldeten Mutterliebe vorenthalten.
„Gott selbst nennt sie ihr Kind, eingebettet in die kleine, warme Wiege ihrer Mutterarme. Keine Mutter konnte je so mütterlich gut zu ihrem Herzenskindlein sein wie Maria. Sie liebte ihren Sohn mit inniger Liebe, die zu bringen er auf Erden erschienen war, mit jener Liebe, die glühender und erhabener als jede irdische Mutterliebe ist. In Mariens Seele wohnte ja eine Fülle und Tiefe der Empfindung, die keine Erdentochter mit ihr teilte; denn ihre Seele stand ja niemals unter den Folgen der Erbsünde.
Bei Maria war natürliche und übernatürliche Liebe nichts Widersprechendes; sie verband beide in wundervoller Harmonie. Ihr Herz und ihre Seele lebten ganz einzig ihrem Kinde und dienten damit zugleich ihrem Gott, dem sie ihr Herzblut weihen und schenken durfte in mütterlicher Spendekraft, und das Kind dankte es ihr, wie eben nur Jesus danken konnte“ (Haugg).

Wenn die Kirche ihre volle geistliche Kraft wieder zurückgewinnen und die menschliche Gesellschaft wieder gesunden soll, dann muss sie der Mutter, der irdischen und der himmlischen, den ihr von Gott zugewiesenen Platz wieder zurückgeben.

Einer Familie ohne Mutter fehlt das Herz, einer Welt ohne Mütterlichkeit die wärmende Liebe.
Holen wir die Mutter zurück, damit es wieder hell und warm wird in unseren Stuben und lassen wir sie dort in der Kirche stehen, wo Gott sie hingestellt hat: bei ihrem göttlichen Sohn, unserem Herrn und Erlöser Jesus Christus!

Aus „Maria zu Füßen“
v. Msgr. Dr. Franz Burger
Titel: Re:Maria - Immerwährende Junfrau
Beitrag von: kleineMaria am 12. April 2011, 00:33:41
Gott hat sich in der Geschichte offenbart“

Reaktion von Michael Hesemann auf einen Angriff auf die Jungfräulichkeit Mariens.

 
Die Früchte der modernistischen Theologie, die völlige Infragestellung der Grundelemente des christlichen Glaubens, bekommen immer öfter auch treue Kirchgänger zu spüren. In einem offenen Brief reagiert unser Mitarbeiter Michael Hesemann, Autor des Buches „Maria von Nazareth“, auf einen Angriff auf die Jungfräulichkeit Mariens – ausgerechnet am Festtag Mariae Verkündigung, in einer deutschen Großstadtkirche... Maria sei keine Jungfrau, Jesus der Sohn eines gewöhnlichen Ehepaares, hieß es dort. Die Lehre von der Jungfräulichkeit Mariens hätte ihren Ursprung in einer Fehlübersetzung, sei übernommen worden aus heidnischem Glaubensgut. Zur Abrundung wurde auch noch ein Buch von Joseph Ratzinger zitiert. Einem solch „minimalistischen“ Glauben widerspricht Hesemann – und liefert nachfolgend ein Dokument des Kampfes wider den Unglauben!

„Hochwürdiger, lieber Herr Pfarrer,

ich möchte auf eine direkte Anrede verzichten, denn dies ist ein offener Brief, den ich zu veröffentlichen beabsichtige. Mir geht es um Inhalte, nicht darum, Sie zu kritisieren oder gar anzuschwärzen. Gemeindemitglieder, die ihren Pfarrer denunzieren, verabscheue ich. Sie sind unser Hirte und Sie sind ein guter Hirte. Dafür danke ich Ihnen, deshalb schätze ich Sie, auch wenn ich Ihren Predigten nicht immer beipflichten kann.

So war das leider auch heute, ausgerechnet am Fest der Verkündigung Mariens, als wir das Wunder der Menschwerdung Gottes feierten; an unserem „kleinen Weihnachten“ im Frühling sozusagen. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie in Ihrer Predigt dieses Wunder vermitteln, uns in unserem Glauben bestärken gemäß der Lehre unserer geliebten und heiligen katholischen Kirche. Stattdessen entwarfen Sie ein Marienbild, das ich allenfalls einem Herrn Lüdemann zugetraut hätte und damit ein Jesusbild, das man als Adoptianismus bezeichnen kann. Danach wäre Jesus, wie die Könige Israels, ein ganz normaler Mensch gewesen, von Mann und Frau gezeugt, aber erfüllt von der Liebe Gottes und daher „als Sein Sohn angenommen“ worden.  Diese Lehre ist nicht neu und auch kein Ergebnis der modernen Exegese, die Sie so sehr schätzen; die judenchristlichen Ebioniten haben sie bereits im 2. Jahrhundert vertreten, ebenso zeitgleich die Adoptianisten, etwa Theodotus der Gerber. Doch sie wurde von den Kirchenvätern nicht nur unisono abgelehnt, sondern auch als Häresie verurteilt.  Auf dem 2. Konzil von Konstantinopel  553 sowie auf der Lateransynode 649 wurde stattdessen die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens als Dogma definiert. So bezeugen wir im Credo, wenn es denn mal (leider viel zu selten) gesprochen wird:  „...geboren von der Jungfrau Maria“. Dürfen wir das Credo denn überhaupt noch mit gutem Gewissen sprechen? Oder müssen wir uns da bereits als Heuchler fühlen? Das wäre der Fall, wenn Sie mit den Aussagen Ihrer heutigen Predigt richtig lägen.

Sie behaupteten in Ihrer Predigt schließlich, Jesus sei ein von Gott an Sohnes statt angenommener Mensch gewesen, geboren aus einem gewöhnlichen Geschlechtsakt von Maria und Joseph; alles andere, also die Weihnachtsgeschichten des Matthäus und Lukas, sei mythologisches Beiwerk. Dem muss ich einfach widersprechen und bitte dafür um Vergebung. Hier stehe ich, ich kann nicht anders.

Fangen wir an mit der Etymologie. Sie stellten zurecht fest, dass bei Jesaja „nur“ von einer „almah“, einer jungen Frau, die Rede war, woraus erst die Übersetzer der Septuaginta eine „parthenos“, eine Jungfrau machten.  Allerdings darf man Matthäus nicht unterstellen, Geschichten erfunden zu haben, um Prophezeiungen als „erfüllt“ darzustellen. Denn es gibt keine einzige jüdische Interpretation, die diese Schriftstelle auf den Messias bezog. Generell erscheint es eher so, dass Matthäus, ausgehend von den Fakten des Lebens Jesu, „auf Biegen und Brechen“ versuchte, dazu passende Schriftstellen zu finden, um zu „beweisen“, dass Er der prophezeite Messias war. Schon deshalb ist völlig irrelevant, was Jesaja gemeint hat; entscheidend ist, für welche biographische Tatsache der Evangelist einen Schriftbeleg suchte. Doch ganz so „an den Haaren herbeigezogen“ ist seine Interpretation von Jes. 7,14 dann doch nicht. Schließlich gab es im Hebräischen drei Begriffe für Frauen. Eine „betulah“ war ein nicht geschlechtsreifes Mädchen, eine „almah“ ein bereits geschlechtsreifes Mädchen, das noch nicht verheiratet, aber in der Regel bereits verlobt war, eine „ischa“ schließlich eine verheiratete Frau. Nun war die „almah“ in der Regel tatsächlich noch Jungfrau, auch wenn das Wort nicht explizit darauf verweist; auch im Judentum war Sex erst in der Ehe statthaft. Zudem muss der Prophet schon etwas Besonderes gemeint haben, wenn er ein „Zeichen des Herrn“ mit den Worten ankündigte: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind gebären“. Denn dass junge Frauen Kinder auf die Welt bringen, das ist Alltagsgeschehen und weit davon entfernt, Zeichencharakter zu haben.  So dachten sich das wohl auch die Übersetzer der LXX (Septuaginta), als sie „almah“ als „parthenos“ übersetzten. Wer aber ist ihr Sohn, dieser „Immanuel“, bei Jesaja? Die Attribute „starker Gott, Vater in Ewigkeit“ sind im Judentum genauso Gott vorbehalten wie die Herrschaft über das Land Israel. So wird es einerseits als „Land des Herrn“ (Jes 14,2) bezeichnet, andererseits versichert Jesaja, Israel sei „weit und breit dein Land, Immanuel“ (Jes 8,8). Der Prophet sprach also offensichtlich nicht von einer gewöhnlichen, schwangeren Ehefrau und Mutter, sondern doch von einer „jungen Frau“, die, vor der Ehe und damit jungfräulich, den Einen auf die Welt bringt, durch den Gottes Gegenwart offenbar wird (Immanuel = „Gott mit uns“)!

Natürlich weiß auch ich, dass es in der sumerischen, babylonischen, ägyptischen und griechisch-römischen Mythologie nur so von „Halbgöttern“ wimmelt, von „großen Männern“ also, die der Affäre eines Gottes mit einer Irdischen entstammen sollten, die in einigen Fällen sogar noch Jungfrau war. Aber in all diesen Fällen wurde der Halbgott auf ganz gewöhnliche Weise „von einem Gott gezeugt“, der mal Menschengestalt, mal sogar Tiergestalt (Zeus als Schwan oder Stier) angenommen hatte; dass eine Mutter aber „vor, während und nach der Geburt“ „immerwährende Jungfrau“ war, das blieb dem Christentum vorbehalten.

Dann erwähnten Sie Buddha. Nun ist es eine Tatsache, dass es keine auch nur annähernd zeitgenössische Biografie des Buddha gibt, sondern halt nur Texte, die so spät niedergeschrieben wurden, dass eine Beeinflussung durch das Christentum keineswegs auszuschließen ist. So sind das Mahavastu, das Buddhacarita und das Lalitavistara erst im 2.-3. Jh. n.Chr. entstanden, der Jataka-Kanon sogar erst zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert. Trotzdem will und darf niemand bestreiten, dass die Vorstellung von einem von einer Jungfrau geborenen Erlöser ein Topos vieler Religionen und Heilserwartungen ist. Selbst die um 40 v.Chr. niedergeschriebene Vierte Ekloge des Vergil kündigt die Geburt eines „vom hohen Himmel“ herabgestiegenen Kindes durch eine Jungfrau an. Doch warum schließt das aus, dass diese Heilserwartung in Jesus eben Wirklichkeit wurde? Im Gegenteil: Warum soll Gott Seine Menschwerdung nicht in Zeichen angekündigt haben, die alle Völker verstanden?

Dass es zumindest nicht ganz so einfach ist, wie Sie es in Ihrer Predigt dargestellt haben, lässt uns Joseph Ratzinger in seinem Buch „Die Tochter Zion“ (Einsiedeln 1977) erahnen, wenn er schreibt: „Religionsgeschichtliche Parallelen im eigentlichen  Sinn zu den neutestamentlichen Weihnachtsgeschichten gibt es nicht. Was es gibt, sind verwandte Motive, die in der einen und anderen Weise mehr oder weniger nahe an die christliche Aussage rühren, und darin sehe ich nichts Negatives: Sie mögen Ausdruck eines psychologischen Archetypus sein, in dessen verworrener Sehnsucht wie in allen echten Archetypen ein tiefes Wissen um die Wirklichkeit – und sei es eine ausständige, aber im Warten des menschlichen Herzens vorgeahnte, vorgefragte – zur Aussage kommt.“ (S. 55)

Natürlich können wir nur glauben, dass  Maria Jungfrau war, den Evangelien vertrauen oder ihnen halt misstrauen, ohne für das eine oder andere einen handfesten Beweis zu haben, wie ihn etwa die Naturwissenschaften verlangen. Doch es gibt noch ein anderes Motiv der antiken Heilserwartung, von dem Matthäus berichtet und das zumindest mit „objektiven“ wissenschaftlichen Methoden überprüfbar ist. Ich meine den Stern von Bethlehem. In den Heilserwartungen vieler Völker kündigte ein neuer Stern die Geburt des Erlösers an. Von ihm lesen wir nicht nur in der Geschichte von Bileam, dem Sohn des Boar; auch der persische Religionsstifter Zarathustra (6. Jh. v.Chr.) wusste von einem Stern, der vor der Geburt des Heilands Saoshyant erscheinen würde. Bei den Römern gab es ähnliche Vorstellungen. Als Cäsar verbrannt wurde, erschien am Himmel ein – astronomisch verifizierter – Komet.  Der war für Augustus das Zeichen für den Anbruch eines neuen Zeitalters und die Aufnahme Cäsars in den Götterhimmel. Fortan nannte er sich „divus filius“ (Sohn des Göttlichen) und ließ den Kometen auf Münzen prägen, während er im Osten des Reiches (Beispiel: die Inschrift von Priene, 9 v.Chr.) als „soter“ (Erlöser) und seine Verlautbarungen als „euangelia“ bezeichnet wurden.

Mit derselben Berechtigung, mit der man Maria die Jungfräulichkeit abspricht, weil es mythische Parallelen gibt, könnte man nun auch den Stern von Bethlehem zum Mythos erklären. Doch es hat auch ihn wirklich gegeben. Vom März bis Mai 5 v.Chr., dem wahrscheinlichsten Zeitpunkt für die Geburt Christi, war am Nachthimmel ein Stern zu sehen, der alle anderen überstrahlte – eine Supernova, eine Sternexplosion im Sternbild Adler. Das ist eine unbestreitbare astronomische Tatsache, „obwohl“ der Stern ein Element so vieler Mythen ist. Hat auch hier Gott, in Seiner Allmacht, Zeichen benutzt, die von den Menschen verstanden werden konnten?

Trotzdem wendeten Sie gegen die Jungfrauengeburt ein: “Geist kann nicht zeugen”, und ich frage mich, woher Sie das wissen. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Überhaupt spricht aus Ihrer Behauptung ein Dualismus, den ich so nicht teilen kann und den auch Joseph Ratzinger (s.o., S. 57) ablehnt.

Dabei zitierten Sie in Ihrer Predigt doch Ratzingers „Einführung in das Christentum“ aus dem Jahre 1968, nämlich seine so oft und gerne missverstandene Äußerung: „Die Gottessohnschaft Jesu beruht nach dem kirchlichen Glauben nicht darauf, dass Jesus keinen menschlichen Vater hatte; die Lehre vom Gottsein Jesu würde nicht angetastet, wen Jesus au einer normalen menschlichen Ehe hervorgegangen wäre.“ (S. 258)

Doch Sie verschwiegen uns, dass Ratzinger selbst 1977 diese Äußerung relativiert hat; in „Die Tochter Zion“ schreibt er: „Dass zwischen beidem - der Personeinheit Jesu mit dem ewigen Sohn des ewigen Vaters und der irdischen Vaterlosigkeit des Menschen Jesus – bei aller Unterschiedenheit der Ebenen eine tiefe, ja unlösbare Entsprechung besteht, sollte damit nicht bestritten werden, wurde aber – wie ich einräume  - von mir auch nicht deutlich genug gesagt ...“ (S. 50). So stellt Ratzinger in eben diesem Buch fest: „Die irdisch vaterlose Geburt ist der innerlich notwendige Ursprung dessen, der allein zu Gott ‚mein Vater‘ sagen durfte, der auch als Mensch von Grund auf Sohn, Sohn dieses Vaters war.“ Das heißt, mit anderen Worten: Die (menschliche) Vaterlosigkeit Jesu ist die Grundvoraussetzung für Seine Gottsohnschaft! Der Grund, weshalb Er als Erster das Unerhörte wagte, nämlich Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde ... „Abba“, „Papa“, zu nennen...

Und es gibt noch einen Beweis dafür, dass sich Matthäus die Jungfräulichkeit Mariens nicht einfach ausdachte, dass Lukas nicht an einem Mythos weitersponn. Denn auch im Markus-Evangelium, das von der modernen Exegese als das Älteste bezeichnet wird, nennen die Bewohner Nazareths Jesus den „Sohn der Maria“ (Mk 6, 3). Das ist etwas Unerhörtes, denn im Judentum wurde ein Mann gemeinhin nach seinem Vater benannt: Shimon Bar Jonah etwa hieß der hl. Petrus, Simon, Sohn des Jonah. Tatsächlich gab es keinen zweiten Juden in der gesamten jüdischen Literatur, der als Sohn seiner Mutter gerufen wurde; „Jesus, Sohn der Maria“ ist ein absoluter Einzelfall. Man wußte also schon vor Matthäus, dass Jesus nicht der leibliche Sohn Josefs war.

Was vom heutigen Evangelium bleibt, lieber Herr Pfarrer, wenn wir die von Ihnen vorgebrachten Einwände eben nicht akzeptieren, ist ein durch und durch plausibler Text, dessen Authentizität uns zumindest von Lukas versichert wird. Schließlich beruft sich der Evangelist auf Traditionen aus dem Umfeld der Gottesmutter oder ihrer Verwandten, wenn er, quasi als Fußnote, feststellt: „Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“ (2,51). So ergänzt er die „erfundene“ Jungfräulichkeit, die Matthäus schildert, mit einer ziemlich eindeutigen Feststellung Mariens, die auf die Verkündigung des Engels antwortete: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (1,34). „Erkennen“ war im Alten Orient eine Umschreibung des Geschlechtsverkehrs. Wohlbemerkt: Die gerade verlobte junge Frau sagte nicht: „da ich noch keinen Mann erkannt habe“, obwohl von einem gewöhnlichen jüdischen Mädchen geradezu erwartet wurde, dass es nach der Heirat das Urgebot des „Seid fruchtbar und mehret Euch!“ erfüllt. Nein, sie verneinte ganz kategorisch jede Möglichkeit auch eines zukünftigen Geschlechtsverkehrs. Daraus haben nicht nur die Kirchenväter gefolgert, dass Maria tatsächlich „anders“ war. Die Szene mit dem zwölfjährigen Jesus, die Hochzeit zu Kana, die Übergabe der Mutter an den „Lieblingsjünger“ schließen alle aus, dass Jesus leibliche Brüder oder Schwestern hatte. Doch erst seit Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer wissen wir, dass es zur Zeit Jesu tatsächlich zölibatäre jüdische Männer und Frauen, ja sogar zölibatäre Ehepaare gab, die ihr Leben ganz allein Gott geweiht hatten!

Schon deshalb, lieber Herr Pfarrer, glaube ich, dass Maria Jungfrau war: vor, während und nach der Geburt des Herrn. Die Mythen von jungfräulichen Königsmüttern, so denke ich, nehmen dieses bedeutsamste Ereignis der Heilsgeschichte, die Menschwerdung Gottes, nur vorweg. Als Gott Mensch wurde, hat er sich in Zeichen offenbart, die von den Völkern verstanden wurden: Der Jungfrauengeburt  wie dem Stern von Bethlehem.

Ebenso war es auch bei Seiner Auferstehung. Auch hier könnte man wieder ein mythologisches Motiv vermuten, sind doch auch Osiris, Dumuzi, Orpheus, Attis oder Adonis von den Toten auferstanden oder aus dem Totenreich zurückgekehrt. Doch haben wir wirklich das Recht, an der zentralen Aussage des Christentums zu zweifeln? Ist es nicht glaubhafter, dass auch hier wieder Gott, als er sich offenbarte, sich solcher Symbole und Zeichen bediente, die dem Hoffen und Sehnen der Menschen entstammten?

Die Übernatürlichkeit der Menschwerdung wie der Auferstehung, lieber Herr Pfarrer, zeugen davon, dass Gott sich in der Geschichte offenbart hat. Wenn wir diese Ereignisse verneinen, als Mythologie abtun, was bleibt dann von unserem Glauben? Dann war Jesus allenfalls, wie es der Koran lehrt, ein Prophet, aber eben nicht das menschliche Antlitz Gottes. Er wäre nur ein ganz gewöhnlicher jüdischer Wanderprediger gewesen. Doch wenn wir alles Übernatürlichen bestreiten, was geschieht dann im Moment der Wandlung, mit der Eucharistie? Sie wäre noch immer Brot, wie man es in jeder Bäckerei findet und Wein aus der Winzerei, nicht Leib und Blut Christi! Die Folge einer solchen Banalisierung ist der Schwund des Glaubens. Wenn Jesus nicht im Tabernakel, in Seiner Kirche präsent ist, dann lohnt es sich nicht mehr, das Messopfer zu feiern. Dann wären die Kirchen zurecht leer, dann hätte der Widersacher Gottes sein Ziel erreicht. Und Sie und wir alle, wir würden unsere Zeit verschwenden. Denn „wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in Sünden ...(dann) sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen“, schrieb Paulus an die Korinther (1. Kor 15,17-19).

Nein, lieber Herr Pfarrer, solch erbärmliche Narren sind wir nicht. Wir glauben, dass Gott sich in der Geschichte offenbart hat. Wir glauben, dass er aus der Jungfrau Maria geboren wurde und dass er am dritten Tag von den Toten auferstand, wie es im Credo heißt. Und wir vertrauen darauf, dass die Evangelisten gewissenhaft aus Augenzeugenberichten zitierten, ganz wie es der hl. Petrus in seinem zweiten Brief behauptet: „Denn wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe.“ (2 Pet 1,16)

In diesem Glauben, lieber Herr Pfarrer, sind wir verbunden mit der Christenheit der vergangenen 2000 Jahre, mit der Weltkirche und mit unserem Papst. Dieser Glauben darf nicht durch die fadenscheinigen Argumente modernistischer Theologen zerstört werden, die ihre eigenen Glaubenszweifel, ihren eigenen Unglauben zum Paradigma ihrer Wissenschaft werden ließen. Er ist zu wertvoll, um auf dem Altar einer rationalistisch-materialistischen Weltsicht geopfert zu werden, die Gott in seinen Möglichkeiten beschränkt, wenn sie ihm überhaupt Handlungsspielraum einräumt – Gott, dem Herrn der Geschichte!   

In treuer Verbundenheit mit Ihnen und unserer geliebten katholischen Kirche verbleibe ich

In Christus Ihr
Michael Hesemann“

LG
Kleinemaria