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Der Kosmos hat eine Mitte.
Aus ihr kommt alles.
Zu ihr führt alles.
Um sie kreist unser Leben.
Während unser Leben
Raum und Zeit durchmisst,
eilt es dem Kommenden entgegen,
von dem das Stundengebet bekennt:
Du hältst mich fest
und stellst mich vor dein Antlitz
für immer.
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels,
von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, ja amen.
Psalm 41. Vesper vom Freitag der 1. Woche
EINFÜHRUNG
aus dem "Keinen Stundenbuch" im Jahreskreis
für die katholischen Bistümer des deutschen Sprachgebebietes
Das Stundengebet der Kirche ist kein Standesgebet der Priester. Mehr und mehr bricht die Erkenntnis sich Bahn, dass das Stundenbuch ein Kirchengebetbuch ist und damit das Gebetbuch aller: ein Gebetbuch, das aus den Gottesdiensten besteht, die an sich dazu bestimmt sind, von den Gläubigen unter Leitung ihrer Vorsteher gehalten zu werden. Das Vatikanische Konzil hat ausdrücklich gesagt: "Auch den Laien wird empfohlen, das Stundengebet zu verrichten, sei es mit den Priestern, sei es unter sich oder auch jeder einzelne allein" (SC 100). Wer immer diese Mahnung befolgt, der entdeckt aufeinmal, was für ein kostbares Gebetbuch er in den Händen hat: da findet sich kein sentimentales Wort, kein frommer Überschwang. In dieser Luft kann auch ein junger Mensch des ausgehenden zweiten christlichen Jahrtausends atmen: alles, was ihm in den Mund gelegt wird, ist herzhaft, gemessen und gesund.
Aber der Beter des Stundengebets entdeckt noch etwas anderes: wie groß und tröstlich es ist, sich in seinem täglichen Beten Schulter an Schulter zu wissen mit Tausenden auf der Welt, die um die gleiche Zeit die gleichen Gebete sprechen. Gewiss sollten wir uns immer, wenn wir beten, als Glieder an dem einen Leibe Christi wissen, aber wenn die Gebete, die wir sprechen, überall in der Welt zur gleichen Zeit (wenn auch in verschiedenen Sprachen) verrichtet werden, wird das Bewusstsein der Gemeinschaft vor Gott stärker. Es ist ja eine Gemeinschaft, die nicht nur nach links und nacht rechts reicht: sie reicht auch nach rückwärts. So betet die Kirche durch Jahrhunderte, so haben ungezählte heilige Menschen vor uns gebetet. Bei all dem muss man allerdings realistisch bleiben: Tag für Tag das volle Stundengebet mitzuvollziehen, wie es den Geweihten aufgetragen ist, wäre für die meisten Laien eine Überforderung. So stellt das vorliegende Buch das zusammen, was Laien oder Laiengemeinschaften oder auch Ordensgemeinschaften, die nicht zum vollen Stundengebet verpflichtet sind, am leichtesten mitvollziehen können: das Morgenlob möchte den lobpreisen, den wir in der aufgehenden Sonne dargestellt sehen: die am frühen Ostermorgen aus dem Grabe zu Jerusalem aufgegangene Christus-Sonne. Auch im Abendlob geht es darum, den Einen zu preisen, von dem die Alten gerne sagten, er sei unser "abendloses Licht". Hippolyt von Rom hat zu Beginn des 3. Jahrhunderts den Sinn des Stundengebets auf eine ganz schlichte Formel gebracht, die bis heute gültig geblieben ist: Dieser immer wiederholte, morgendliche und abendliche Lobpreis soll uns helfen, "Christus allezeit im Gedächtnis zu bewahren".
Die beiden Gebetsstunden sind in genau der gleichen Weise aufgebaut, so dass das, was wir nun zu den einzelnen Teilen sagen, je für Laudes und Vesper gilt.
Fortsetzung folgt.
Komplet: Neben dem beim Aufgang des Abendsterns, also beim Einbruch der Nacht, angesetzten Abendlob der Vesper haben die Klöster ein eigenes Gebet zum Schlafengehen geschaffen, mit dem dort, wo das Stundengebet ganz gehalten wird, das Beten des Tages abgeschlossen wird: die Komplet. Da viele Gläubige, die einmal die Komplet kennengelernt haben, die besondere Herzlichkeit dieser letzten vertrauensvollen abendlichen Empfehlung in den Schutz Gottes nicht mehr missen möchten, hat man in diesem Buch auch die Komplet aus dem neuen Stundenbuch aufgenommen. Auftakt ist jedesmal das abendliche Schuldbekenntnis. Von da ab ist die Hore genauso gebaut wie Laudes und Vesper, nur dass an die Stelle, an der in der Laudes und Vesper Benedictus und Magnificat stehen, das Lebens-Abend-Lied des greisen Simon tritt: "Nunc dimittis - Nun lässest du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, ikn Frieden scheiden."
Im Responsorium der Komplet steht allabendlich ein Wort, in das man den Sinn des ganzen Stundengebets zusammenfassen kann, in dem - wie in einem Leitmotiv - ausgesagt ist, was das in der Gemeinschaft der Brüder und Schwestern oder allein verrichtete Stundengebet der Kirche für die Frömmigkeit des einzelnen bedeuten kann: ein Wort, in dem Lob und Bitte in letztem Vertrauen zusammenklingen:
"Herr, auf dich vertraue ich. In deine Hände lege ich mein Leben."
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