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Predigt von Professor May

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten

26.11.2023

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In sei­nem Schrei­ben an die Chris­ten in Gala­tien weist der Apos­tel Pau­lus auf den Zusam­men­hang von Arbeit und Lohn, von Tun und Rechen­schaft, von Säen und Ern­ten hin. Was der Mensch sät, das wird er ern­ten. Wer auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Ver­der­ben ern­ten. Wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewi­ges Leben ern­ten. Daran knüpft er die War­nung: Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Er will damit sagen: Gott ist gerecht und all­mäch­tig. Er sieht alles, er beur­teilt alles, er belohnt und bestraft alles nach sei­ner Gerech­tig­keit. Wer meint, Gott sei ohn­mäch­tig, täuscht sich.

Gott sieht die Got­tes­leu­gung. Got­tes­leug­nung ist die Ver­nei­nung des Daseins Got­tes als eines von der Welt ver­schie­de­nen abso­lu­ten Wesens, die bewusste Ableh­nung von Reli­gion und Got­tes­glaube. Die Got­tes­leug­nung ist die Signa­tur der heu­ti­gen Zeit im indi­vi­du­el­len, im sozia­len und im poli­ti­schen Leben. Die Kul­tur der einst christ­li­chen Län­der bekommt immer stär­ker ein gott­lo­ses Gepräge. Wenn Poli­ti­ker in der Gegen­wart von den west­li­chen „Wer­ten“ spre­chen, las­sen sie zumeist den Got­tes­glau­ben aus. Die Haupt­stüt­zen der Got­tes­leug­nung sind der monis­ti­sche Mate­ria­lis­mus und der Pan­the­is­mus. Die Glau­bens­sätze des Mate­ria­lis­mus lau­ten: a) die Mate­rie ist ewig wie die Kraft; b) alles ist nur Ver­wand­lung von Ener­gien; c) die Natur­ge­setze besit­zen eine abso­lute Not­wen­dig­keit, die durch nichts auf­ge­ho­ben und durch­bro­chen wer­den kann. Der Pan­the­is­mus behaup­tet im Wesent­li­chen nichts ande­res als der Mate­ria­lis­mus. Nicht wirk­lich und nicht mög­lich ist die Got­tes­leug­nung in dem Sinne, dass man für die Nicht­exis­tenz Got­tes posi­tive Gründe bei­brin­gen könnte. Ebenso ist die reli­giöse (und sitt­li­che) Anlage des Men­schen nicht völ­lig zu zer­stö­ren. Der Apos­tel Pau­lus hat die Leug­nung der Exis­tenz Got­tes als unent­schuld­bar bezeich­net. „Denn was man von Gott erken­nen kann, das hat Gott ihnen bekannt gemacht. Seine ewige Macht und Gött­lich­keit wird seit Schöp­fung der Welt an sei­nen Wer­ken deut­lich erschaut“ (Röm 1,19f.).

Für die Got­tes­leug­ner ist der Satz geschrie­ben: Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Die Wir­kun­gen der Got­tes­leug­nung fal­len zuerst auf den ein­zel­nen Men­schen zurück. Fried­rich Nietz­sche hat sie beim Namen genannt. „Du wirst nie­mals beten, nie­mals anbe­ten, nie­mals in unend­li­chem Ver­trauen aus­ru­hen? Du ver­sagst es dir, vor einer letz­ten Weis­heit, letz­ten Güte, letz­ten Macht ste­hen zu blei­ben und deine Gedan­ken abzu­schir­ren? Du hast kei­nen Wäch­ter, kei­nen Freund für deine sie­ben Ein­sam­kei­ten, du lebst ohne den Anblick auf ein Gebirge, das Schnee auf dem Haupt und Glu­ten in sei­nem Her­zen trägt? Dei­nem Her­zen steht keine Ruhe­statt offen, wo es nur zu fin­den und nicht mehr zu suchen hat? Du weh­rest dich gegen einen letz­ten Frie­den? Mensch der Ent­sa­gung, in alle­dem willst du ent­sa­gen? Wer gibt dir die Kraft dazu? Noch fand nie­mand diese Kraft.“ Die Wir­kun­gen der Got­tes­leug­nung tref­fen aber nicht bloß den Ein­zel­nen, son­dern die ganze Mensch­heit; sie zei­gen, dass Gott sei­ner nicht spot­ten lässt. Die Got­tes­leug­nung ver­mag nichts auf­zu­bauen, nur zu zer­stö­ren; sie löst nicht ein ein­zi­ges Pro­blem der Wis­sen­schaft; sie erklärt kein ein­zi­ges Rät­sel der Natur; sie bie­tet keine Stütze, weder dem öffent­li­chen noch dem pri­va­ten Leben; sie bie­tet kei­nen Ansporn für irgend eine Kunst, kei­nen Antrieb für irgend eine Tugend; dage­gen zer­stört sie die Basis der Gerech­tig­keit, das Gefühl der Ver­ant­wort­lich­keit und der Pflicht; nimmt den Lei­den­schaf­ten jeden Zaum, dem Lei­den jeden Trost; zer­setzt die Fun­da­mente der Fami­lie und des sozia­len Lebens; lässt den Men­schen ohne Wahr­heit im Den­ken, ohne Ziel im Wol­len, ohne Richt­schnur im Leben. Das alles erle­ben wir heute in Deutsch­land. Die Got­tes­leug­nung zer­stört schließ­lich die Ein­tracht und das fried­li­che Zusam­men­le­ben der Völ­ker. Sie zieht das got­tent­stam­mende Natur­recht und das Völ­ker­recht in den Abgrund. Die Leug­ner der gött­li­chen Majes­täts­rechte waren immer auch die Toten­grä­ber der Men­schen­rechte. Wahr­haf­tig, es trifft zu, was Pau­lus den Bewoh­nern der Stadt Kolossä im Tal des Lykus vor­her­sagte: Der Zorn Got­tes kommt über die Kin­der des Unglau­bens (Kol 3,6). Gott lässt sei­ner nicht spot­ten.

Got­tes­leug­nung ist häu­fig beglei­tet von Got­tes­läs­te­rung. Got­tes­läs­te­rung ist die Beschimp­fung Got­tes, wodurch ihm Unge­bühr­li­ches zuge­schrie­ben oder Gebüh­ren­des ver­wei­gert bzw. abge­spro­chen wird. Got­tes­läs­te­rung erscheint auch als Ver­bre­chen gegen die christ­li­che Gesell­schaft, da sie das reli­giöse Emp­fin­den ande­rer schwer kränkt und die Ach­tung der Reli­gion, der Grund­lage der Sitt­lich­keit, her­ab­setzt. Gott hört die Tira­den und sieht die Unta­ten der Läs­te­rer. Got­tes­läs­te­rung wird von Gott nicht ganz sel­ten schon auf die­ser Erde gestraft. In einer klei­nen Ort­schaft im Sude­ten­land hatte eine ruch­lose Hand der auf öffent­li­chem Wege auf­ge­stell­ten Sta­tue des gekreu­zig­ten Hei­lan­des beide Füße abge­schla­gen. Der Täter war nicht zu ermit­teln. Der betref­fende junge Mann musste zum Mili­tär ein­rü­cken, als der Krieg kam. Eine Kano­nen­ku­gel riss ihm beide Füße weg. Da bekannte er sein erschrek­ken­des Sakri­leg. In der gro­ßen Schiffs­werft von Bel­fast in Irland lag der neue Oze­an­riese auf Sta­pel, dem man den stol­zen Namen Tita­nic gab. Man war über­zeugt, die­ses majes­tä­ti­sche Schiff werde wie ein stol­zer König sei­nen Weg über das Meer zie­hen. In meter­ho­hen Let­tern trug das Schiff die Auf­schrift: No God – no Pope. Wir brau­chen kei­nen Herr­gott und kei­nen Papst. Die Tita­nic hat Ame­rika nicht erreicht. Sie stieß in der Nacht vom 14. zum 15. April 1912 mit­ten auf dem Ozean mit einem Eis­berg zusam­men. Bald dar­auf ver­schlan­gen die Wogen den Koloss. Von 1800 Pas­sa­gie­ren kamen 1100 ums Leben.

Gott ver­nimmt den ver­ba­len Spott, mit dem er über­schüt­tet wird. Spott kom­men­tiert Per­so­nen sowie Eigen­hei­ten und Äuße­run­gen ande­rer in abwer­ten­der Weise. Er zielt auf die Schä­di­gung des Anse­hens ande­rer. Spott ist gemein und tut weh. Er wird zur Got­tes­läs­te­rung, wenn er sich gegen den Drei­fal­ti­gen Gott wen­det. Unser Herr und Hei­land hat ihn schon zu sei­nen Leb­zei­ten erfah­ren. Die Sol­da­ten des Pro­ku­ra­tors Pon­tius Pila­tus ver­spot­te­ten den Mes­sias Jesus Chris­tus. Sie leg­ten ihm einen roten Man­tel um und floch­ten eine Krone aus Dor­nen, beug­ten das Knie vor ihm und spra­chen: Sei gegrüßt, du König der Juden! Der König Hero­des Anti­pas trieb eben­falls sei­nen Spott mit unse­rem Herrn und Hei­land. Er ließ ihm ein Prunk­kleid anzie­hen und schickte ihn so zu Pila­tus zurück. Der Spott gegen Chris­ten­tum und Reli­gion hat heute eine andere Dimen­sion ange­nom­men. Er wird unge­zü­gelt betrie­ben und bleibt unge­ahn­det. Kein Staats­ge­setz schützt das Hei­lige. Wer ver­sucht, den Schutz des Straf­rechts zu erlan­gen, wird in aller Regel abge­wie­sen. Im Namen von Frei­heit der Mei­nung und Frei­heit der Kunst blei­ben Anzei­gen ohne Wir­kung. Die Got­tes­sohn­schaft Jesu, das Weih­nachts­ge­heim­nis, die Wun­der­tä­tig­keit Jesu und seine Auf­er­ste­hung wer­den geschmäht. Die Got­tes­mut­ter Maria wird ver­höhnt. Hätte Maria abge­trie­ben, wäre uns viel erspart geblie­ben. In der Sati­re­zeit­schrift „Tita­nic“ steck­ten des­sen Zeich­ner Papst Fran­zis­kus ein Kreuz in den Hin­tern und lie­ßen ihn Mon Dieu aus­ru­fen. Ein ent­blöß­ter Got­tes­sohn steht dane­ben und ruft zor­nig: „Denkst du wie­der an ihn?“

Gott lässt vie­len Spott über sich erge­hen. Er gewährt meis­tens dem Spöt­ter Zeit, sich zu besin­nen und zu bekeh­ren. Gele­gent­lich frei­lich zeigt er, dass er mäch­tig ist, sich des Spot­tes zu erweh­ren. Es war 1915 an der rus­si­schen Front bei einem ober­ös­ter­rei­chi­schen Trup­pen­teil. Ein Reli­gi­ons­spöt­ter war wäh­rend der Feld­messe zur Kom­mu­ni­on­bank getre­ten, nahm unbe­merkt nach der hl. Kom­mu­nion die Hos­tie aus dem Mund und steckte sie in die Tasche. Spä­ter im Schüt­zen­gra­ben nahm er zum Schre­cken sei­ner Kame­ra­den die Hos­tie aus der Tasche und befes­tigte sie hohn­la­chend mit einem Reiß­na­gel an einem Pfos­ten. Ehe seine Kame­ra­den noch ein­schrei­ten konn­ten, geschah etwas Furcht­ba­res: Der Frev­ler sank plötz­lich gur­gelnd zu Boden und war eine Lei­che. Als man ihn eine Vier­tel­stunde spä­ter weg­trug, war er ganz schwarz gewor­den. Mit tie­fer Erschüt­te­rung erzähl­ten Augen­zeu­gen noch Jahre danach von die­sem Vor­komm­nis.

Man­che Men­schen rei­ben sich an der Unsicht­bar­keit Got­tes. In der Tat: Gott ist ein ver­bor­ge­ner Gott. Kein Mensch hat ihn jemals gese­hen, kei­ner ver­mag ihn zu sehen. Gott ist ver­hüllt. Er wohnt in unzu­gäng­li­chem Licht. „Ihn (Gott), den Künst­ler, wird man nicht gewahr, beschei­den ver­hüllt er sich in ewige Gesetze“ (Don Car­los), heißt es bei Schil­ler. Kein Geschöpf kann mit sei­nem umflor­ten Auge das klare Licht Got­tes schauen. Dazu ist es zu schwach. Die Ver­bor­gen­heit Got­tes wird für viele Men­schen zum Anlass, nicht mit ihm zu rech­nen. Was sie nicht sehen und grei­fen kön­nen, exis­tiert nicht für sie. Die Ver­bor­gen­heit Got­tes ist für man­che Men­schen sogar der Anlass, seine Wirk­lich­keit und seine All­macht zu leug­nen. Aber Gott lässt sich nicht unbe­zeugt. Er spricht im Leben des Ein­zel­nen. Das recht gebil­dete Gewis­sen ist die Stimme Got­tes. Der Heide Seneca hat geschrie­ben: „Nahe ist dir Gott, er ist bei dir, er ist in dir. Ja, ein hei­li­ger Geist wohnt in uns und wacht über das Gute und Böse in uns.“ Gott tritt gele­gent­lich aus sei­ner Ver­bor­gen­heit her­aus. Chau­mette, einer der wil­des­ten Het­zer in der Fran­zö­si­schen Revo­lu­tion, hielt am Fest der Ver­nunft die Fest­rede und schrie zum Him­mel: „Herr­gott, wenn du exis­tierst, dann erschlag mich mit dei­nem Blitz!“ Der Blitz­strahl blieb aus, aber wenige Tage spä­ter (24.​3.​1794) fiel sein Haupt unter dem Fall­beil. Mäch­ti­ger als im Leben des Ein­zel­nen spricht Gott in den Erschei­nun­gen der Natur. Ein Gewit­ter, ein Orkan, ein Vul­ka­n­aus­bruch, ein Erd­be­ben: Siehe, das ist Got­tes Spra­che, denn er ist der Herr der Natur. Wenn in stil­ler, kla­rer Ster­nen­nacht die Luft über die Sand­wüste der Sahara streicht und die Sand­kör­ner sich anein­an­der rei­ben, hört es sich an wie das Wim­mern eines töd­lich ver­wun­de­ten Rie­sen­tie­res. „Hört ihr?“, sagte der ara­bi­sche Füh­rer der Kara­wane, „die Wüste weint. Sie klagt, dass sie zur unfrucht­ba­ren Dürre gewor­den ist; sie beweint die blü­hen­den Gär­ten, die wogen­den Korn­fel­der, die lachen­den Früchte, die sie einst trug, bevor sie zur aus­ge­brann­ten, tro­cke­nen Öde wurde.“ In Mes­sina hatte man über 120 Jahre kein Erd­be­ben mehr gespürt. Da erlaubte sich Weih­nach­ten 1908 ein mar­xis­ti­sches Blatt den Fre­vel, in einem Spot­t­ar­ti­kel zu höh­nen: „Geh, Christ­kind, schick uns doch wie­der mal ein Erd­be­ben, wenn du kommst!“ Das war am 24. Dezember. Am 28. Dezember kam das furcht­bare Erd­be­ben von Mes­sina. Bin­nen weni­ger Minu­ten war die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung tot, durch den nach­fol­gen­den Brand fast die ganze Stadt zer­stört: 84.​000 Tote von 120.​000 Ein­woh­nern. Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Gott ist all­mäch­tig im Trös­ten, aber auch im Züch­ti­gen (Aug.).

Zahl­rei­che Men­schen sind der Mei­nung: Ich habe gesün­digt, und was ist mir Übles wider­fah­ren? Nichts. Sie täu­schen sich. Schon in der Sünde liegt die Strafe. Womit einer sün­digt, damit wird er gestraft. Die Sünde stört den inne­ren Frie­den im Men­schen. Sie macht ihm ein schlech­tes Gewis­sen. Er weiß um seine Schuld, und er lei­det unter der Schuld. Sie raubt ihm die Freude an Gott und am Dienste Got­tes. Der Sün­der ist ver­sucht, von Gott zu flie­hen, der um seine Schuld weiß. Die Sünde schwächt die sitt­li­che Kraft des Sün­ders. Sie ent­zieht ihm den Abscheu vor dem Bösen und min­dert die Nei­gung zum Guten. Die Sünde beein­träch­tigt sein Ver­hält­nis zu den ande­ren Men­schen. Der Sün­der büßt ein Stück der Nächs­ten­liebe ein. Sein Wille, dem Bru­der oder der Schwes­ter bei­zu­ste­hen, sie zu schüt­zen und zu trös­ten, wird geschwächt.

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Sprich nicht: Ich habe gesün­digt, und was ist mir Übles gesche­hen? Denn der Aller­höchste ist ein lang­mü­ti­ger Ver­gel­ter (Sir 5,4). Lang­mü­tig ist der Herr und groß an Geduld (Nah 1,3). Lang­mut Got­tes ist der Wille Got­tes, den Voll­zug sei­nes Straf­ur­teils gegen­über dem sün­dig gewor­de­nen Geschöpf hint­an­zu­hal­ten. Die Beweg­gründe für das Zuwar­ten Got­tes sind seine unend­li­che Liebe und Güte, die Schwä­che und Hin­fäl­lig­keit sei­ner Geschöpfe und der Wille zur Umkehr des Sün­ders. In Ams­ter­dam saßen drei Her­ren nach der Auf­füh­rung eines Ora­to­ri­ums im Gast­zim­mer, als tief in der Nacht der Kom­po­nist Max Reger den Raum betrat. Er fragte den einen, ob er katho­li­scher Pries­ter sei, und auf des­sen Ja bit­tet er ihn um eine Unter­re­dung unter vier Augen. An einem Neben­tisch ent­hüllt er ihm die Todes­ah­nun­gen, die mit furcht­ba­rer Wucht auf ihm lägen; er müsse noch in die­ser Nacht mit dem Him­mel abrech­nen und bitte darum, eine Lebens­beicht able­gen zu dür­fen. „Ich fühle den Tod in mei­nen Adern und will mich mit mei­nem Schöp­fer aus­söh­nen, noch jetzt, auf der Stelle.“ Er möge ihm hel­fen, er habe seit sei­ner Jugend nicht mehr gebeich­tet. Es geschah, und Reger machte seine Rech­nung mit Gott. Das geschah am 23. März 1916. Am 11. Mai war er tot. Max Reger hatte mit sei­ner Bekeh­rung lange gewar­tet, aber, dank Got­tes Erbar­men, nicht zu lange.

Es ist dem Men­schen gesetzt, ein­mal zu ster­ben; danach aber folgt das Gericht (Hebr 9,27). Das per­sön­li­che Gericht über den Ein­zel­nen. Das Gericht erfasst eine jede Miss­etat. Keine Krän­kung, keine Belei­di­gung Got­tes, keine Ver­spot­tung Got­tes wird ver­ges­sen. Es ist schreck­lich, dem leben­di­gen Gott in die Hände zu fal­len (Hebr 10,31). Gott hat eine Waage. Sie wägt jedes gute Werk, aber auch jede schlechte Tat. Auf die­ser Waage wer­den die Hand­lun­gen nicht nach ihrer Menge, son­dern nach dem Maß der Gesin­nung gewo­gen. Gott schaut dem Men­schen ins Herz; dort wägt und prüft er. Gott ver­gilt einem jeden nach sei­nen Wer­ken. Bei ihm gibt es kein Anse­hen der Per­son. Er zieht alles Ver­bor­gene vor sein Gericht. Er lässt keine Ent­schul­di­gung gel­ten. Er wird durch kein Geschenk besänf­tigt. Got­tes Urteil ist end­gül­tig. Es wird weder zurück­ge­nom­men noch geän­dert. Von ihm gibt es keine Beru­fung.

Die Kir­che hat sich nie­mals dazu bewe­gen las­sen, von Gericht und Ver­wer­fung zu schwei­gen. Die Gerichts­pre­digt der Kir­che war nie beliebt. Die meis­ten Men­schen mein­ten, sie wür­den dem ver­ur­tei­len­den Spruch des Rich­ters ent­ge­hen. Man­che wähn­ten, sich durch Spott und Hohn über Got­tes Gerech­tig­keit und sein Gericht Erleich­te­rung und Ent­las­tung von der Furcht um ihr ewi­ges Schick­sal ver­schaf­fen zu kön­nen. Der fran­zö­si­sche Spöt­ter Volta­ire war Gast König Fried­richs II. im Schloss zu Cleve. Bei die­ser Gele­gen­heit erklärte er: „Was mich angeht, so ver­kaufe ich mei­nen Platz im Him­mel um einen Taler.“ Da erhob sich der Bür­ger­meis­ter von Cleve und rief ihm zu: „Herr Volta­ire, wir sind hier in Preu­ßen, und da kauft nie­mand etwas, ohne vor­her zu prü­fen, ob der Ver­käu­fer auch Eigen­tü­mer und Besit­zer des Gegen­stan­des ist. Kön­nen Sie uns den Nach­weis erbrin­gen, dass Sie den Platz im Him­mel recht­mä­ßig besit­zen, dann kaufe ich Ihnen den Platz für 10.​000 Taler ab.“

Das per­sön­li­che Gericht ist der Vor­läu­fer des all­ge­mei­nen Gerichts am Ende der Welt­zeit. Da wird nichts geän­dert oder revi­diert. Da wer­den viel­mehr die Urteile des per­sön­li­chen Gerichts bestä­tigt. Da wer­den sie allen in der Öffent­lich­keit kund­ge­macht.

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Er sieht lange zu, wie die Men­schen sich gegen ihn empö­ren. Er regis­triert die staat­li­chen Gesetze, die Ehe und Fami­lie zer­stö­ren. Er beob­ach­tet die Ein­griffe gegen das Leben der Unge­bo­re­nen und die Begüns­ti­gung der Selbst­tö­tung. Er kennt die fal­sche Sexu­al­er­zie­hung in den Schu­len. Er ver­nimmt, dass die Par­la­mente 15-jäh­rige Jun­gen ermäch­ti­gen, sich als Mäd­chen aus­zu­ge­ben, und Mäd­chen gestat­ten, zu einem Jun­gen zu wer­den. Frau von der Leyen und Frau Baer­bock spre­chen von west­li­chen Wer­ten, die angeb­lich von der Euro­päi­schen Union ver­tei­digt wer­den. Ich frage: Sind die west­li­chen Werte die Frei­gabe von Dro­gen? Oder die staat­li­che Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät? Oder die Umklei­dung gleich­ge­schlecht­li­cher Ver­bin­dun­gen mit dem hei­li­gen Namen er Ehe? Gott ist kein Schat­ten­kö­nig. Der hei­lige und gerechte Gott ist Gesetz­ge­ber mit dem bestimm­ten „Du sollst, Du sollst nicht“ und zugleich Rich­ter sei­ner Gebote. Er ist der Herr, sein Wille ist Gesetz, und wir ste­hen in sei­nem Dienst. Baby­lon endete bei einem Gast­mahl, Rom ging in rau­schen­den Fest­lich­kei­ten unter. So ster­ben sol­che Rei­che, den Becher in der Hand und die Got­tes­läs­te­rung auf den Lip­pen. Wir wis­sen nicht, wann das Straf­ge­richt Got­tes über uns her­ein­bre­chen wird. Aber eines wis­sen wir: dass es die Mensch­heit, vor allem in Europa, ver­dient hat. Ein­mal geht aller Spott zu Ende. Den Spöt­tern wird Gott selbst zum Spöt­ter wer­den (Spr 3,34). Dann zeigt es sich: Ohne Gott, alles Spott.

Amen.
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Hl. Athanasius (295-373)
Bischof von Alexandrien und Kirchenlehrer
3. Rede gegen die Arianer, 33–34 (Vier Reden gegen die Arianer, Bibliothek der Kirchenväter, München 1913, leicht angepasst)

Geboren werden mit Christus


Nun da das Wort Mensch geworden ist und die Schwächen des Fleisches sich zu eigen gemacht hat, so berühren diese den Leib nicht mehr wegen des in ihm befindlichen Wortes. Vielmehr sind sie von ihm aufgezehrt worden, und nunmehr bleiben die Menschen nicht mehr gemäß der ihnen eigenen Leiden sündhaft und tot, sondern auferstanden in der Macht des Wortes verbleiben sie immer unsterblich und unvergänglich.

Und weil das Fleisch aus der Gottesgebärerin Maria geboren wird, deshalb sagt man vom Worte selbst, es sei geboren worden, vom Worte, das nun den andern den Anfang ihrer Existenz gewährt, um auf sich unsere Geburt zu übertragen, und damit wir nicht mehr als bloße Erde zur Erde zurückkehren, sondern, weil mit dem vom Himmel stammenden Worte verbunden, von ihm in den Himmel geführt werden. Es hat also auch die andern Leiden des Leibes nicht ohne Grund auf sich übertragen, sondern damit wir nicht mehr als Menschen, sondern dem Wort zu eigen am ewigen Leben teilnähmen.

Denn wir sterben nicht mehr in Adam infolge der ersten Geburt, sondern wir werden nunmehr, da unsere Geburt und jede fleischliche Schwäche auf das Wort übertragen ist, von der Erde auferweckt, da der Fluch der Sünde um dessentwillen aufgehoben ist, der in uns unsertwegen zum Fluch geworden ist, – was doch ganz natürlich ist. Denn wie wir alle, die wir von der Erde stammen, in Adam sterben, so werden wir, von oben aus dem Wasser und Geiste wiedergeboren, alle in Christus lebendig gemacht, weil das Fleisch nicht mehr irdisch, sondern nunmehr selbst zum Wort geworden ist – wegen des Wortes Gottes, das unsertwegen Fleisch wurde.

Die Menschen aber, deren Leiden auf den Leidensunfähigen übergegangen und ausgetilgt worden sind, werden nun auch ihrerseits auf ewig leidensunfähig und von den Leiden frei […] Denn wie der Herr mit der Annahme des Leibes Mensch geworden ist, so werden auch wir Menschen vom Worte in seinem Fleische angenommen und vergöttlicht und erben von nun an ewiges Leben.
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Hl. Petrus Chrysologus (um 406-450)
Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer
147. Predigt über das Geheimnis der Menschwerdung (Sermon 147, trad. coll. Icthus, vol. 8, p. 114; frz.-dt. übers. © Evangelizo)

Endlich sieht Hanna Gott in seinem Tempel


Wie aber kann das kleine menschliche Auge den Gott schauen, den die Welt nicht fassen kann? Doch die Macht der Liebe fragt nicht, was sein wird, was sein soll, was sein kann. Die Liebe kennt […] kein Maß. Die Liebe ist trostlos ob des Unmöglichen; von Schwierigkeiten lässt sie sich nicht aufhalten. […] Die Liebe kann nicht darauf verzichten, zu sehen, was sie liebt […]. Wie sollte jemand glauben, dass Gott ihn liebt, wenn Gott ihn seines Anblicks nicht würdigte? Daher hat die Liebe, wenn sie Gott zu sehen trachtet, wenn auch keinen vernünftigen, so doch einen großen Eifer in der Liebe. Darum wagte Mose zu sagen: „Wenn ich also Gnade in deinen Augen gefunden habe, so zeige mir dein Angesicht“ (Ex 33,13 Vulg.), und ein anderer sprach: „Zeige mir dein Angesicht!“ (vgl. Ps 79(80),4) Vulg.). […]

Da Gott also wusste, dass die Sterblichen durch ihr Verlangen, ihn zu sehen, gequält und ermüdet würden, so wählte er einen Weg aus, um sich ihnen sichtbar zu machen, ohne dabei den irdischen Menschen und den himmlischen Bewohnern klein zu erscheinen. Denn was Gott auf Erden als sein Ebenbild geschaffen hat, wie hätte er dies im Himmel ohne Ehrung lassen können? „Lasst uns den Menschen machen“, heißt es ja, „nach unserem Bild und unserer Ähnlichkeit!“ (vgl. Gen 1,26 Vulg.). […] Wenn Gott die Gestalt eines Engels vom Himmel angenommen hätte, wäre er, ebenso wie dieser, unsichtbar geblieben. Hätte er aber von der Erde eine Gestalt angenommen, die unter dem Menschen steht, so wäre es eine Entehrung der Gottheit gewesen und hätte den Menschen entwürdigt, nicht erhoben. Niemand also, Geliebteste, soll es für eine Entehrung Gottes halten, wenn Gott in Menschengestalt zu den Menschen kam und aus uns unser Wesen annahm, um von uns gesehen zu werden […].
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Origenes (um 185-253)
Priester und Theologe
Homilien über das Lukas-Evangelium, 15; PG 13,1838–1839 (Homélies sur l'évangile de Luc, trad. Orval; cf SC 87; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„In Frieden scheiden“


Simeon wusste, dass uns niemand aus dem Gefängnis des Leibes mit der Hoffnung auf das zukünftige Leben herausführen kann, wenn nicht der, den er in seinen Armen hielt. Deshalb sagte er zu ihm: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden; denn solange ich Christus nicht getragen und in meine Arme genommen hatte, war ich wie ein Gefangener und konnte mich nicht von meinen Fesseln befreien.“ Und das gilt, wohlgemerkt, nicht nur für Simeon, sondern für alle Menschen. Wenn jemand diese Welt verlässt und das Himmelreich gewinnen möchte, dann nehme er Jesus in seine Arme, umfange ihn, drücke ihn an seine Brust und gehe frohen Herzens dorthin, wohin es ihn zieht. […]

„Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes“ (Röm 8,14). Es ist also der Heilige Geist, der Simeon in den Tempel führte. Wenn auch du Jesus halten, umarmen und würdig werden willst, dein Gefängnis zu verlassen, dann strebe danach, dich vom Heiligen Geist führen zu lassen, damit du in den Tempel Gottes gelangst. Schon hier und jetzt bist du im Tempel unseres Herrn Jesus, das heißt in seiner Kirche, seinem aus lebendigen Steinen erbauten Tempel (vgl. 1 Petr 2,5). […]

Wenn du also, vom Heiligen Geist gedrängt, in den Tempel kommst, wirst du das Jesuskind finden, es in deine Arme nehmen und sagen: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden“. Diese Befreiung und dieses Scheiden geschehen in Frieden. […] Und wer ist es, der in Frieden stirbt? Doch nur jener, der „den Frieden Gottes hat, der alles Verstehen übersteigt, und der die Herzen in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahrt (vgl. Phil 4,7). Wer ist es, der in Frieden aus dieser Welt scheidet? Doch nur jener, der begreift, dass Gott in Christus gekommen ist, um die Welt mit sich zu versöhnen.
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Hl. Augustinus (354-430)
Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Tractatus in Joh 17,8 (S. Augustin et l’augustinisme, éd du Seuil 1955, p. 119–120, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

Liebe, und du wirst deinen Gott schauen!


Der Herr selbst ist gekommen, ein Lehrer der Liebe, erfüllt von Liebe. […] Denkt mit mir nach, Brüder, über das Wesen dieser beiden Gebote. Sie sollten euch wohlbekannt sein und nicht nur dann in den Sinn kommen, wenn wir sie in Erinnerung rufen, sondern nie aus unseren Herzen verschwinden: Das ist unsere Pflicht.

Denkt immer wieder daran, dass ihr Gott und euren Nächsten lieben sollt. Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken [… und] deinen Nächsten lieben wie dich selbst (vgl. Mt 22,37.39). […] Die Liebe zu Gott ist die erste in der Ordnung des Gebots, die Liebe zum Nächsten aber ist die erste in der Ordnung der Ausführung. Derjenige, der dir diese Liebe in zwei Geboten vorschrieb, konnte dir nämlich nicht gebieten, zuerst deinen Nächsten und dann Gott zu lieben, sondern Gott und den Nächsten.

Nur indem du den Nächsten liebst, verdienst du es, Gott zu schauen, den du noch nicht siehst. Durch die Liebe zum Nächsten reinigst du dein Auge, um Gott zu schauen. Für Johannes ist das ganz offensichtlich: „Wenn du deinen Bruder, den du siehst, nicht liebst, wie kannst du dann Gott lieben, den du nicht siehst?“ (vgl. 1 Joh 4,20). Es wird dir gesagt: Liebe Gott. Wenn du darauf sagst: Zeige mir den, den ich lieben soll –, was soll ich dir da antworten, wenn nicht das, was Johannes selbst sagt: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh 1,18). Und doch sollst du nicht meinen, dass dir die Schau Gottes völlig fremd sei: „Gott,“ sagt Johannes, „ist die Liebe, und wer in der Liebe bliebt, bleibt in Gott“ (1 Joh 4,16).

Liebe also den Nächsten, und betrachte die Quelle dieser Nächstenliebe in dir; dort wirst du, soweit es möglich ist, Gott schauen. […] „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte“ (Jes 58,8). Dein Licht ist dein Gott, er ist für dich das Morgenrot, denn er wird die Nacht dieser Weltzeit ablösen: Er geht weder auf noch unter, sondern bleibt in Ewigkeit.
26
Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein] (1891-1942)
Karmelitin, Märtyrerin, Mitpatronin Europas
Gelübdeerneuerung an Epiphanias (6. Januar 1941), in: Edith-Stein-Gesamtausgabe, Band 20, Geistliche Texte II, 2. Teil 8, S. 83

„Siehe, ich komme, Deinen Willen zu erfüllen“ (vgl. Hebr 10
,7)

Wieder knien wir […] an der Krippe. […] Am nächsten beim neugeborenen Heiland sehen wir den hl. Stephanus. Was hat dem ersten Blutzeugen des Gekreuzigten diesen Ehrenplatz verschafft? Er hat in jugendlicher Begeisterung vollbracht, was der Herr bei seinem Eintritt in die Welt sprach: „Einen Leib hast Du mir gegeben. Siehe, ich komme, Deinen Willen zu erfüllen.“ Er hat den vollkommenen Gehorsam geübt, der in der Liebe seine Wurzel hat und in der Liebe sich äußert. Er ist dem Herrn nachgefolgt in dem, was dem Menschenherzen natürlicherweise vielleicht am schwersten fällt, ja unmöglich scheint: er hat das Gebot der Feindesliebe erfüllt wie der Heiland selbst. Das Kind in der Krippe, das gekommen ist, um den Willen seines Vaters zu vollbringen bis zum Tode am Kreuz, sieht im Geist vor sich alle, die ihm auf diesem Wege nachfolgen werden. Sein Herz schlägt dem Jüngling entgegen, den er einst als ersten am Thron des Vaters mit der Palme erwarten wird. Sein Händchen weist uns auf ihn hin als auf unser Vorbild, gleich als wollte es sagen: Sehet das Gold, das ich von euch erwarte.
27
Predigt von Professor May

26. Novem­ber 2023

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In sei­nem Schrei­ben an die Chris­ten in Gala­tien weist der Apos­tel Pau­lus auf den Zusam­men­hang von Arbeit und Lohn, von Tun und Rechen­schaft, von Säen und Ern­ten hin. Was der Mensch sät, das wird er ern­ten. Wer auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Ver­der­ben ern­ten. Wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewi­ges Leben ern­ten. Daran knüpft er die War­nung: Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Er will damit sagen: Gott ist gerecht und all­mäch­tig. Er sieht alles, er beur­teilt alles, er belohnt und bestraft alles nach sei­ner Gerech­tig­keit. Wer meint, Gott sei ohn­mäch­tig, täuscht sich.

Gott sieht die Got­tes­leu­gung. Got­tes­leug­nung ist die Ver­nei­nung des Daseins Got­tes als eines von der Welt ver­schie­de­nen abso­lu­ten Wesens, die bewusste Ableh­nung von Reli­gion und Got­tes­glaube. Die Got­tes­leug­nung ist die Signa­tur der heu­ti­gen Zeit im indi­vi­du­el­len, im sozia­len und im poli­ti­schen Leben. Die Kul­tur der einst christ­li­chen Län­der bekommt immer stär­ker ein gott­lo­ses Gepräge. Wenn Poli­ti­ker in der Gegen­wart von den west­li­chen „Wer­ten“ spre­chen, las­sen sie zumeist den Got­tes­glau­ben aus. Die Haupt­stüt­zen der Got­tes­leug­nung sind der monis­ti­sche Mate­ria­lis­mus und der Pan­the­is­mus. Die Glau­bens­sätze des Mate­ria­lis­mus lau­ten: a) die Mate­rie ist ewig wie die Kraft; b) alles ist nur Ver­wand­lung von Ener­gien; c) die Natur­ge­setze besit­zen eine abso­lute Not­wen­dig­keit, die durch nichts auf­ge­ho­ben und durch­bro­chen wer­den kann. Der Pan­the­is­mus behaup­tet im Wesent­li­chen nichts ande­res als der Mate­ria­lis­mus. Nicht wirk­lich und nicht mög­lich ist die Got­tes­leug­nung in dem Sinne, dass man für die Nicht­exis­tenz Got­tes posi­tive Gründe bei­brin­gen könnte. Ebenso ist die reli­giöse (und sitt­li­che) Anlage des Men­schen nicht völ­lig zu zer­stö­ren. Der Apos­tel Pau­lus hat die Leug­nung der Exis­tenz Got­tes als unent­schuld­bar bezeich­net. „Denn was man von Gott erken­nen kann, das hat Gott ihnen bekannt gemacht. Seine ewige Macht und Gött­lich­keit wird seit Schöp­fung der Welt an sei­nen Wer­ken deut­lich erschaut“ (Röm 1,19f.).

Für die Got­tes­leug­ner ist der Satz geschrie­ben: Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Die Wir­kun­gen der Got­tes­leug­nung fal­len zuerst auf den ein­zel­nen Men­schen zurück. Fried­rich Nietz­sche hat sie beim Namen genannt. „Du wirst nie­mals beten, nie­mals anbe­ten, nie­mals in unend­li­chem Ver­trauen aus­ru­hen? Du ver­sagst es dir, vor einer letz­ten Weis­heit, letz­ten Güte, letz­ten Macht ste­hen zu blei­ben und deine Gedan­ken abzu­schir­ren? Du hast kei­nen Wäch­ter, kei­nen Freund für deine sie­ben Ein­sam­kei­ten, du lebst ohne den Anblick auf ein Gebirge, das Schnee auf dem Haupt und Glu­ten in sei­nem Her­zen trägt? Dei­nem Her­zen steht keine Ruhe­statt offen, wo es nur zu fin­den und nicht mehr zu suchen hat? Du weh­rest dich gegen einen letz­ten Frie­den? Mensch der Ent­sa­gung, in alle­dem willst du ent­sa­gen? Wer gibt dir die Kraft dazu? Noch fand nie­mand diese Kraft.“ Die Wir­kun­gen der Got­tes­leug­nung tref­fen aber nicht bloß den Ein­zel­nen, son­dern die ganze Mensch­heit; sie zei­gen, dass Gott sei­ner nicht spot­ten lässt. Die Got­tes­leug­nung ver­mag nichts auf­zu­bauen, nur zu zer­stö­ren; sie löst nicht ein ein­zi­ges Pro­blem der Wis­sen­schaft; sie erklärt kein ein­zi­ges Rät­sel der Natur; sie bie­tet keine Stütze, weder dem öffent­li­chen noch dem pri­va­ten Leben; sie bie­tet kei­nen Ansporn für irgend eine Kunst, kei­nen Antrieb für irgend eine Tugend; dage­gen zer­stört sie die Basis der Gerech­tig­keit, das Gefühl der Ver­ant­wort­lich­keit und der Pflicht; nimmt den Lei­den­schaf­ten jeden Zaum, dem Lei­den jeden Trost; zer­setzt die Fun­da­mente der Fami­lie und des sozia­len Lebens; lässt den Men­schen ohne Wahr­heit im Den­ken, ohne Ziel im Wol­len, ohne Richt­schnur im Leben. Das alles erle­ben wir heute in Deutsch­land. Die Got­tes­leug­nung zer­stört schließ­lich die Ein­tracht und das fried­li­che Zusam­men­le­ben der Völ­ker. Sie zieht das got­tent­stam­mende Natur­recht und das Völ­ker­recht in den Abgrund. Die Leug­ner der gött­li­chen Majes­täts­rechte waren immer auch die Toten­grä­ber der Men­schen­rechte. Wahr­haf­tig, es trifft zu, was Pau­lus den Bewoh­nern der Stadt Kolossä im Tal des Lykus vor­her­sagte: Der Zorn Got­tes kommt über die Kin­der des Unglau­bens (Kol 3,6). Gott lässt sei­ner nicht spot­ten.

Got­tes­leug­nung ist häu­fig beglei­tet von Got­tes­läs­te­rung. Got­tes­läs­te­rung ist die Beschimp­fung Got­tes, wodurch ihm Unge­bühr­li­ches zuge­schrie­ben oder Gebüh­ren­des ver­wei­gert bzw. abge­spro­chen wird. Got­tes­läs­te­rung erscheint auch als Ver­bre­chen gegen die christ­li­che Gesell­schaft, da sie das reli­giöse Emp­fin­den ande­rer schwer kränkt und die Ach­tung der Reli­gion, der Grund­lage der Sitt­lich­keit, her­ab­setzt. Gott hört die Tira­den und sieht die Unta­ten der Läs­te­rer. Got­tes­läs­te­rung wird von Gott nicht ganz sel­ten schon auf die­ser Erde gestraft. In einer klei­nen Ort­schaft im Sude­ten­land hatte eine ruch­lose Hand der auf öffent­li­chem Wege auf­ge­stell­ten Sta­tue des gekreu­zig­ten Hei­lan­des beide Füße abge­schla­gen. Der Täter war nicht zu ermit­teln. Der betref­fende junge Mann musste zum Mili­tär ein­rü­cken, als der Krieg kam. Eine Kano­nen­ku­gel riss ihm beide Füße weg. Da bekannte er sein erschrek­ken­des Sakri­leg. In der gro­ßen Schiffs­werft von Bel­fast in Irland lag der neue Oze­an­riese auf Sta­pel, dem man den stol­zen Namen Tita­nic gab. Man war über­zeugt, die­ses majes­tä­ti­sche Schiff werde wie ein stol­zer König sei­nen Weg über das Meer zie­hen. In meter­ho­hen Let­tern trug das Schiff die Auf­schrift: No God – no Pope. Wir brau­chen kei­nen Herr­gott und kei­nen Papst. Die Tita­nic hat Ame­rika nicht erreicht. Sie stieß in der Nacht vom 14. zum 15. April 1912 mit­ten auf dem Ozean mit einem Eis­berg zusam­men. Bald dar­auf ver­schlan­gen die Wogen den Koloss. Von 1800 Pas­sa­gie­ren kamen 1100 ums Leben.

Gott ver­nimmt den ver­ba­len Spott, mit dem er über­schüt­tet wird. Spott kom­men­tiert Per­so­nen sowie Eigen­hei­ten und Äuße­run­gen ande­rer in abwer­ten­der Weise. Er zielt auf die Schä­di­gung des Anse­hens ande­rer. Spott ist gemein und tut weh. Er wird zur Got­tes­läs­te­rung, wenn er sich gegen den Drei­fal­ti­gen Gott wen­det. Unser Herr und Hei­land hat ihn schon zu sei­nen Leb­zei­ten erfah­ren. Die Sol­da­ten des Pro­ku­ra­tors Pon­tius Pila­tus ver­spot­te­ten den Mes­sias Jesus Chris­tus. Sie leg­ten ihm einen roten Man­tel um und floch­ten eine Krone aus Dor­nen, beug­ten das Knie vor ihm und spra­chen: Sei gegrüßt, du König der Juden! Der König Hero­des Anti­pas trieb eben­falls sei­nen Spott mit unse­rem Herrn und Hei­land. Er ließ ihm ein Prunk­kleid anzie­hen und schickte ihn so zu Pila­tus zurück. Der Spott gegen Chris­ten­tum und Reli­gion hat heute eine andere Dimen­sion ange­nom­men. Er wird unge­zü­gelt betrie­ben und bleibt unge­ahn­det. Kein Staats­ge­setz schützt das Hei­lige. Wer ver­sucht, den Schutz des Straf­rechts zu erlan­gen, wird in aller Regel abge­wie­sen. Im Namen von Frei­heit der Mei­nung und Frei­heit der Kunst blei­ben Anzei­gen ohne Wir­kung. Die Got­tes­sohn­schaft Jesu, das Weih­nachts­ge­heim­nis, die Wun­der­tä­tig­keit Jesu und seine Auf­er­ste­hung wer­den geschmäht. Die Got­tes­mut­ter Maria wird ver­höhnt. Hätte Maria abge­trie­ben, wäre uns viel erspart geblie­ben. In der Sati­re­zeit­schrift „Tita­nic“ steck­ten des­sen Zeich­ner Papst Fran­zis­kus ein Kreuz in den Hin­tern und lie­ßen ihn Mon Dieu aus­ru­fen. Ein ent­blöß­ter Got­tes­sohn steht dane­ben und ruft zor­nig: „Denkst du wie­der an ihn?“

Gott lässt vie­len Spott über sich erge­hen. Er gewährt meis­tens dem Spöt­ter Zeit, sich zu besin­nen und zu bekeh­ren. Gele­gent­lich frei­lich zeigt er, dass er mäch­tig ist, sich des Spot­tes zu erweh­ren. Es war 1915 an der rus­si­schen Front bei einem ober­ös­ter­rei­chi­schen Trup­pen­teil. Ein Reli­gi­ons­spöt­ter war wäh­rend der Feld­messe zur Kom­mu­ni­on­bank getre­ten, nahm unbe­merkt nach der hl. Kom­mu­nion die Hos­tie aus dem Mund und steckte sie in die Tasche. Spä­ter im Schüt­zen­gra­ben nahm er zum Schre­cken sei­ner Kame­ra­den die Hos­tie aus der Tasche und befes­tigte sie hohn­la­chend mit einem Reiß­na­gel an einem Pfos­ten. Ehe seine Kame­ra­den noch ein­schrei­ten konn­ten, geschah etwas Furcht­ba­res: Der Frev­ler sank plötz­lich gur­gelnd zu Boden und war eine Lei­che. Als man ihn eine Vier­tel­stunde spä­ter weg­trug, war er ganz schwarz gewor­den. Mit tie­fer Erschüt­te­rung erzähl­ten Augen­zeu­gen noch Jahre danach von die­sem Vor­komm­nis.

Man­che Men­schen rei­ben sich an der Unsicht­bar­keit Got­tes. In der Tat: Gott ist ein ver­bor­ge­ner Gott. Kein Mensch hat ihn jemals gese­hen, kei­ner ver­mag ihn zu sehen. Gott ist ver­hüllt. Er wohnt in unzu­gäng­li­chem Licht. „Ihn (Gott), den Künst­ler, wird man nicht gewahr, beschei­den ver­hüllt er sich in ewige Gesetze“ (Don Car­los), heißt es bei Schil­ler. Kein Geschöpf kann mit sei­nem umflor­ten Auge das klare Licht Got­tes schauen. Dazu ist es zu schwach. Die Ver­bor­gen­heit Got­tes wird für viele Men­schen zum Anlass, nicht mit ihm zu rech­nen. Was sie nicht sehen und grei­fen kön­nen, exis­tiert nicht für sie. Die Ver­bor­gen­heit Got­tes ist für man­che Men­schen sogar der Anlass, seine Wirk­lich­keit und seine All­macht zu leug­nen. Aber Gott lässt sich nicht unbe­zeugt. Er spricht im Leben des Ein­zel­nen. Das recht gebil­dete Gewis­sen ist die Stimme Got­tes. Der Heide Seneca hat geschrie­ben: „Nahe ist dir Gott, er ist bei dir, er ist in dir. Ja, ein hei­li­ger Geist wohnt in uns und wacht über das Gute und Böse in uns.“ Gott tritt gele­gent­lich aus sei­ner Ver­bor­gen­heit her­aus. Chau­mette, einer der wil­des­ten Het­zer in der Fran­zö­si­schen Revo­lu­tion, hielt am Fest der Ver­nunft die Fest­rede und schrie zum Him­mel: „Herr­gott, wenn du exis­tierst, dann erschlag mich mit dei­nem Blitz!“ Der Blitz­strahl blieb aus, aber wenige Tage spä­ter (24.​3.​1794) fiel sein Haupt unter dem Fall­beil. Mäch­ti­ger als im Leben des Ein­zel­nen spricht Gott in den Erschei­nun­gen der Natur. Ein Gewit­ter, ein Orkan, ein Vul­ka­n­aus­bruch, ein Erd­be­ben: Siehe, das ist Got­tes Spra­che, denn er ist der Herr der Natur. Wenn in stil­ler, kla­rer Ster­nen­nacht die Luft über die Sand­wüste der Sahara streicht und die Sand­kör­ner sich anein­an­der rei­ben, hört es sich an wie das Wim­mern eines töd­lich ver­wun­de­ten Rie­sen­tie­res. „Hört ihr?“, sagte der ara­bi­sche Füh­rer der Kara­wane, „die Wüste weint. Sie klagt, dass sie zur unfrucht­ba­ren Dürre gewor­den ist; sie beweint die blü­hen­den Gär­ten, die wogen­den Korn­fel­der, die lachen­den Früchte, die sie einst trug, bevor sie zur aus­ge­brann­ten, tro­cke­nen Öde wurde.“ In Mes­sina hatte man über 120 Jahre kein Erd­be­ben mehr gespürt. Da erlaubte sich Weih­nach­ten 1908 ein mar­xis­ti­sches Blatt den Fre­vel, in einem Spot­t­ar­ti­kel zu höh­nen: „Geh, Christ­kind, schick uns doch wie­der mal ein Erd­be­ben, wenn du kommst!“ Das war am 24. Dezember. Am 28. Dezember kam das furcht­bare Erd­be­ben von Mes­sina. Bin­nen weni­ger Minu­ten war die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung tot, durch den nach­fol­gen­den Brand fast die ganze Stadt zer­stört: 84.​000 Tote von 120.​000 Ein­woh­nern. Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Gott ist all­mäch­tig im Trös­ten, aber auch im Züch­ti­gen (Aug.).

Zahl­rei­che Men­schen sind der Mei­nung: Ich habe gesün­digt, und was ist mir Übles wider­fah­ren? Nichts. Sie täu­schen sich. Schon in der Sünde liegt die Strafe. Womit einer sün­digt, damit wird er gestraft. Die Sünde stört den inne­ren Frie­den im Men­schen. Sie macht ihm ein schlech­tes Gewis­sen. Er weiß um seine Schuld, und er lei­det unter der Schuld. Sie raubt ihm die Freude an Gott und am Dienste Got­tes. Der Sün­der ist ver­sucht, von Gott zu flie­hen, der um seine Schuld weiß. Die Sünde schwächt die sitt­li­che Kraft des Sün­ders. Sie ent­zieht ihm den Abscheu vor dem Bösen und min­dert die Nei­gung zum Guten. Die Sünde beein­träch­tigt sein Ver­hält­nis zu den ande­ren Men­schen. Der Sün­der büßt ein Stück der Nächs­ten­liebe ein. Sein Wille, dem Bru­der oder der Schwes­ter bei­zu­ste­hen, sie zu schüt­zen und zu trös­ten, wird geschwächt.

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Sprich nicht: Ich habe gesün­digt, und was ist mir Übles gesche­hen? Denn der Aller­höchste ist ein lang­mü­ti­ger Ver­gel­ter (Sir 5,4). Lang­mü­tig ist der Herr und groß an Geduld (Nah 1,3). Lang­mut Got­tes ist der Wille Got­tes, den Voll­zug sei­nes Straf­ur­teils gegen­über dem sün­dig gewor­de­nen Geschöpf hint­an­zu­hal­ten. Die Beweg­gründe für das Zuwar­ten Got­tes sind seine unend­li­che Liebe und Güte, die Schwä­che und Hin­fäl­lig­keit sei­ner Geschöpfe und der Wille zur Umkehr des Sün­ders. In Ams­ter­dam saßen drei Her­ren nach der Auf­füh­rung eines Ora­to­ri­ums im Gast­zim­mer, als tief in der Nacht der Kom­po­nist Max Reger den Raum betrat. Er fragte den einen, ob er katho­li­scher Pries­ter sei, und auf des­sen Ja bit­tet er ihn um eine Unter­re­dung unter vier Augen. An einem Neben­tisch ent­hüllt er ihm die Todes­ah­nun­gen, die mit furcht­ba­rer Wucht auf ihm lägen; er müsse noch in die­ser Nacht mit dem Him­mel abrech­nen und bitte darum, eine Lebens­beicht able­gen zu dür­fen. „Ich fühle den Tod in mei­nen Adern und will mich mit mei­nem Schöp­fer aus­söh­nen, noch jetzt, auf der Stelle.“ Er möge ihm hel­fen, er habe seit sei­ner Jugend nicht mehr gebeich­tet. Es geschah, und Reger machte seine Rech­nung mit Gott. Das geschah am 23. März 1916. Am 11. Mai war er tot. Max Reger hatte mit sei­ner Bekeh­rung lange gewar­tet, aber, dank Got­tes Erbar­men, nicht zu lange.

Es ist dem Men­schen gesetzt, ein­mal zu ster­ben; danach aber folgt das Gericht (Hebr 9,27). Das per­sön­li­che Gericht über den Ein­zel­nen. Das Gericht erfasst eine jede Miss­etat. Keine Krän­kung, keine Belei­di­gung Got­tes, keine Ver­spot­tung Got­tes wird ver­ges­sen. Es ist schreck­lich, dem leben­di­gen Gott in die Hände zu fal­len (Hebr 10,31). Gott hat eine Waage. Sie wägt jedes gute Werk, aber auch jede schlechte Tat. Auf die­ser Waage wer­den die Hand­lun­gen nicht nach ihrer Menge, son­dern nach dem Maß der Gesin­nung gewo­gen. Gott schaut dem Men­schen ins Herz; dort wägt und prüft er. Gott ver­gilt einem jeden nach sei­nen Wer­ken. Bei ihm gibt es kein Anse­hen der Per­son. Er zieht alles Ver­bor­gene vor sein Gericht. Er lässt keine Ent­schul­di­gung gel­ten. Er wird durch kein Geschenk besänf­tigt. Got­tes Urteil ist end­gül­tig. Es wird weder zurück­ge­nom­men noch geän­dert. Von ihm gibt es keine Beru­fung.

Die Kir­che hat sich nie­mals dazu bewe­gen las­sen, von Gericht und Ver­wer­fung zu schwei­gen. Die Gerichts­pre­digt der Kir­che war nie beliebt. Die meis­ten Men­schen mein­ten, sie wür­den dem ver­ur­tei­len­den Spruch des Rich­ters ent­ge­hen. Man­che wähn­ten, sich durch Spott und Hohn über Got­tes Gerech­tig­keit und sein Gericht Erleich­te­rung und Ent­las­tung von der Furcht um ihr ewi­ges Schick­sal ver­schaf­fen zu kön­nen. Der fran­zö­si­sche Spöt­ter Volta­ire war Gast König Fried­richs II. im Schloss zu Cleve. Bei die­ser Gele­gen­heit erklärte er: „Was mich angeht, so ver­kaufe ich mei­nen Platz im Him­mel um einen Taler.“ Da erhob sich der Bür­ger­meis­ter von Cleve und rief ihm zu: „Herr Volta­ire, wir sind hier in Preu­ßen, und da kauft nie­mand etwas, ohne vor­her zu prü­fen, ob der Ver­käu­fer auch Eigen­tü­mer und Besit­zer des Gegen­stan­des ist. Kön­nen Sie uns den Nach­weis erbrin­gen, dass Sie den Platz im Him­mel recht­mä­ßig besit­zen, dann kaufe ich Ihnen den Platz für 10.​000 Taler ab.“

Das per­sön­li­che Gericht ist der Vor­läu­fer des all­ge­mei­nen Gerichts am Ende der Welt­zeit. Da wird nichts geän­dert oder revi­diert. Da wer­den viel­mehr die Urteile des per­sön­li­chen Gerichts bestä­tigt. Da wer­den sie allen in der Öffent­lich­keit kund­ge­macht.

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Er sieht lange zu, wie die Men­schen sich gegen ihn empö­ren. Er regis­triert die staat­li­chen Gesetze, die Ehe und Fami­lie zer­stö­ren. Er beob­ach­tet die Ein­griffe gegen das Leben der Unge­bo­re­nen und die Begüns­ti­gung der Selbst­tö­tung. Er kennt die fal­sche Sexu­al­er­zie­hung in den Schu­len. Er ver­nimmt, dass die Par­la­mente 15-jäh­rige Jun­gen ermäch­ti­gen, sich als Mäd­chen aus­zu­ge­ben, und Mäd­chen gestat­ten, zu einem Jun­gen zu wer­den. Frau von der Leyen und Frau Baer­bock spre­chen von west­li­chen Wer­ten, die angeb­lich von der Euro­päi­schen Union ver­tei­digt wer­den. Ich frage: Sind die west­li­chen Werte die Frei­gabe von Dro­gen? Oder die staat­li­che Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät? Oder die Umklei­dung gleich­ge­schlecht­li­cher Ver­bin­dun­gen mit dem hei­li­gen Namen er Ehe? Gott ist kein Schat­ten­kö­nig. Der hei­lige und gerechte Gott ist Gesetz­ge­ber mit dem bestimm­ten „Du sollst, Du sollst nicht“ und zugleich Rich­ter sei­ner Gebote. Er ist der Herr, sein Wille ist Gesetz, und wir ste­hen in sei­nem Dienst. Baby­lon endete bei einem Gast­mahl, Rom ging in rau­schen­den Fest­lich­kei­ten unter. So ster­ben sol­che Rei­che, den Becher in der Hand und die Got­tes­läs­te­rung auf den Lip­pen. Wir wis­sen nicht, wann das Straf­ge­richt Got­tes über uns her­ein­bre­chen wird. Aber eines wis­sen wir: dass es die Mensch­heit, vor allem in Europa, ver­dient hat. Ein­mal geht aller Spott zu Ende. Den Spöt­tern wird Gott selbst zum Spöt­ter wer­den (Spr 3,34). Dann zeigt es sich: Ohne Gott, alles Spott.

Amen.
28
Hl. Gregor von Nazianz (330-390)
Bischof und Kirchenlehrer
Gebet 7, 23; 38, 16–18 (Oraison, in: Le corps mystique du Christ, Desclée de Brouwer 1936, p. 441–442; ins Dt. übers. © Evangelizo)

Ehre das kleine Bethlehem, das dich dem Himmel zugeführt hat


Ich muss mit Christus begraben werden, mit ihm auferstehen, mit ihm den Himmel erben und Kind Gottes werden. Das ist für uns das große Geheimnis, das ist für uns der menschgewordene Gott, der für uns arm geworden ist.

Er ist gekommen, um das Fleisch aufzurichten, sein Ebenbild zu retten, den Menschen wiederherzustellen. Er ist gekommen, um uns vollkommen eins zu machen in Christus, in Christus, der vollkommen und vollständig in unser Fleisch gekommen ist, um alles, was er ist, in uns hineinzulegen. Es gibt nicht mehr Juden oder Heiden, nicht mehr Sklaven oder Freie, nicht mehr Mann und Frau, lauter Merkmale des Fleisches: Es gibt nur noch das göttliche Bild, das wir alle in uns tragen, nach dem wir geschaffen wurden, das wir in uns formen und einprägen müssen, so sehr, dass wir daran erkannt werden können.

Wie viele Feste gibt es für mich in jedem der Geheimnisse Christi! Alle zusammengenommen ergeben meine Vervollkommnung, meine Wiederherstellung, meine Rückkehr zur Unschuld des ersten Adam. Feiere also die Geburt, die die Fesseln deiner Geburt gelöst hat; ehre das kleine Bethlehem, das dich dem Himmel zugeführt hat; verehre die Krippe, durch die du, vernunftlos wie du warst, vom [göttlichen] Wort genährt wurdest. Lauf mit dem Stern; bring mit den Weisen deine Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe, dem König, dem Gott und dem Menschen, der für dich gestorben ist. Verherrliche Gott mit den Hirten; mit den Engeln singe Hymnen und vereine dich mit dem Chor der Erzengel.
29
Hl. Augustinus (354-430)
Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Predigt zur Geburt Johannes des Täufers; PLS 2, 497 (Sermon pour la naissance de Jean Baptiste, in: Le mystère de Noël, éd. Le Centurion-Grasset 1963, p. 47–49; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Was wird wohl aus diesem Kind werden?“


Was für ein Wunder! Der Bote wird eher geboren als derjenige, der ihn ins Leben ruft. Johannes ist wohl die Stimme, aber Jesus ist der Logos, das Wort Gottes (vgl. Mt 3,3; Joh 1,1). […] Das Wort entsteht zuerst im Geist, dann regt es die Stimme an, es auszusprechen; die Stimme geht von den Lippen aus und verkündet das Wort denen, die es hören. So blieb Christus in seinem Vater, durch den Johannes – wie alles andere auch – geschaffen wurde; Johannes aber ging aus einer Mutter hervor und machte alle Menschen mit Christus bekannt. Dieser war das [göttliche] Wort im Anfang, noch bevor die Welt war; Johannes war schließlich die Stimme, die der Ankunft des Wortes vorausging. Das Wort geht aus dem Gedanken hervor; die Stimme kommt aus der Stille.

So glaubt Maria, als sie Christus empfängt, während Zacharias, bevor er Johannes zeugt, mit Stummheit geschlagen wird. Der eine geht aus einer jungen Frau in der Blüte ihrer Jugend hervor, der andere wird von einer schwächlichen, alten Frau geboren. Das Wort wohnt im Herzen dessen, der denkt; die Stimme verklingt im Ohr dessen, der hört. Vielleicht ist dies sogar die Bedeutung des Johanneswortes: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden“ (Joh 3,30). Denn die Vorhersagen des Gesetzes und der Propheten, die vor Christus ertönten wie eine Stimme vor dem Wort, dauerten an bis zu Johannes, mit dem die letzten Vorausbilder endeten. Von da an tragen die Gnade des Evangeliums und die Verkündigung des Reiches Gottes, das kein Ende haben wird, Frucht und breiten sich aus über die ganze Erde.
30
Ludwig-Maria Grignion de Montfort (1673-1716)
Prediger, Ordensgründer
Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria, Einleitung (in: Das Goldene Buch, Feldkirch 1987, S. 3–5)

„Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut“


Während ihres irdischen Lebens hat sie [Maria] stets in größter Verborgenheit gelebt. Deshalb wird sie vom Heiligen Geist und von der Kirche genannt: Alma Mater, „verborgene, stille Mutter“. Ihre Demut war so tief, dass sie auf Erden kein innigeres und beharrlicheres Verlangen hatte, als sich selbst und jedem anderen Geschöpfe verborgen zu bleiben, um Gott allein bekannt zu sein.

Um ihr Verlangen nach Verborgenheit, Armut und Erniedrigung zu stillen, hat es Gott gefallen, sie in ihrer Empfängnis, in ihrer Geburt, in ihrem Leben, in ihren Geheimnissen, in ihrer Auferstehung und Himmelfahrt fast vor jedem menschlichen Geschöpfe verborgen zu halten. Nicht einmal ihre Eltern kannten sie; selbst die Engel fragten oft einander: Quae est ista? „Wer ist diese?“ (vgl. Hld 6,10), da der Allerhöchste ihnen die Bestimmung dieser Jungfrau verheimlichte, oder wenn er ihnen etwas von ihr offenbarte, ihnen doch noch unendlich mehr vorenthielt. […]

O, welch große und geheime Dinge hat der allmächtige Gott in diesem wunderbaren Geschöpf gewirkt, was sie selbst trotz ihrer tiefen Demut mit den Worten bestätigt: Fecit mihi magna, qui potens est (Lk 1,49), „Großes hat an mir getan, der da mächtig!“ Die Welt kennt diese Geheimnisse nicht, weil sie dazu nicht fähig und dessen nicht würdig ist.
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La Salette 1846



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K-TV der katholische Fernsehsender

Wahrheit bedeutet Kampf -
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Fürchtet nicht den Pfad der Wahrheit,
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