Maria und das
Wunder des Pfingstgeschehens
Allgemeines Priestertum durch die
Salbung des Hl. Geistes |
Mag auch die gesamte Kirche Gottes in
bestimmte Rangstufen gegliedert sein, so dass
die Einheit ihres Leibes verschiedene Teile
umfasst, so sind wir doch, wie der Apostel
sagt, eins in Christus. |
Kein Glied steht, wie
unscheinbar es auch sein mag, der Aufgabe des
andern so fern, dass es nicht mit dem Haupt
verbunden wäre. In der Einheit des Glaubens
und der Taufe geniessen wir unterschiedslos
Gleichheit und gemeinsame Würde. So hören wir
aus dem heiligen Munde des hochseligen
Apostels Petrus:
Wie lebendige Steine bauet euch auf zu
geistigen Wohnungen, zu einem heiligen
Priestertum, indem ihr geistige Opfer
darbringt, die Gott wohlgefällig sind durch
Jesus Christus!
(1
Petr 2.5)
Und weiter unten sagt er: "lhr
seid ein auserwähltes Geschlecht, ein
königliches Priestertum, ein heiliger Stamm,
zu eigen erworbenes Volk.“
(1
Petr 2,9) |

Pfingsten (um 1418, aus Altar St Michaelis,
Lüneburg) |
Alle, die in Christus wiedergeboren
sind, macht das Zeichen des Kreuzes zu
Königen, während sie die Salbung des
Heiligen Geistes zu Priestern weiht.
Darum sollen sich auch alle, die im
Geiste und in ihren Grundsätzen
Christen sind, bewusst sein, dass sie,
von den besonderen Aufgaben unseres
Amtes abgesehen, von königlichem
Geschlechte stammen und an den
Pflichten des Priesters Anteil haben.
Was ist so königlich, als wenn ein
Gott untertäniger Geist die Herrschaft
über seinen Leib führt? Und was
entspricht so den Obliegenheiten eines
Priesters, als dem Herrn ein reines
Gewissen zu weihen und ihm makellose
Opfer der Frömmigkeit auf dem Altar
seines Herzens darzubringen?
Leo der
Grosse: Predigt 4 |
Die Reinigung
durch den Heiligen Geist
Durch den Heiligen Geist erlangen wir die
Vergebung
der Sünden, durch ihn waschen wir alle
Unreinheit ab,
durch seine Vermittlung werden wir, wenn wir
zu seiner
Gnade hineilen, aus Menschen zu Engeln. Wir
verändern dadurch nicht unsere Menschennatur, sondern,
was noch viel staunenswerter ist: wir behalten
die
gleiche Natur und erweisen uns doch als Engel.
So
gross ist die Macht des Heiligen Geistes. Wie das sinnenfällige
Feuer, wenn es weichen Ton erfasst,
diesen in einen harten Klumpen verwandelt, so macht
auch das Feuer des Heiligen Geistes, wenn es
eine
rechtschaffene Seele erfasst, diese fester als
Eisen,
wäre sie zuvor auch weicher gewesen als Ton.
Und den,
der vor kurzem noch ganz von Sündenschmutz bedeckt
war, macht es glänzender als die Sonne.
Johannes Chrysostomus: Homilie auf das heilige
Pfingstfest
Die zweite
Schöpfung
durch den Hl. Geist
Durch den
Heiligen Geist geschieht die Wiedereinsetzung
ins Paradies, der Aufstieg zum Himmelreich,
die
Rückkehr zur Sohnschaft. Er verleiht die
Zuversicht,
GOTT
Vater zu
nennen, Gemeinschaft zu gewinnen an
der Gnade
Christi, Kind des Lichtes zu heissen, an der
ewigen Glorie Anteil zu haben, um es kurz zu
sagen: in
der Fülle
des Segens zu leben in dieser Welt und in der
zukünftigen, indem wir die Gnade der Güter,
die uns in der Verheissung hinterlegt sind und
deren Genuss wir
durch den
Glauben erhoffen, im Spiegel zu schauen,
als
ob sie schon gegenwärtig wären. Denn wenn
schon
das
Unterpfand derartig ist, wie wird dann das
Vollkommene
sein? Und wenn schon die Erstlinge so sind,
wie wird
die Fülle des Ganzen sein?
HI. Basilius: Über d.Hl. G. 15,16
Das Leben des Hl. Geistes in uns
Von seiner Ankunft leuchten Strahlen des
Lichtes und der Erkenntnis. Er
(der HI. Geist)
kommt mit dem Herzen eines wahren Beschützers.
Er kommt, um zu erlösen, zu heilen, zu lehren,
zu mahnen, zu kräftigen, zu trösten, zu
erleuchten, und zwar vor allem die Seele
dessen, der ihn aufnimmt, dann auch durch
Vermittlung dieses die Seelen anderer. Wie
einer, der zuerst in der Finsternis war, dann
plötzlich die Sonne schaute, durch die
Erleuchtung des körperlichen Auges deutlich
das sieht, was er zuvor nicht gesehen hatte,
so schaut der, welcher des Heiligen Geistes
gewürdigt ist, durch die Erleuchtung seiner
Seele in übermenschlicher Weise das, was er
nicht gewusst hatte. Ist der Körper auch auf
Erden, so schaut die Seele doch die Himmel wie
in einem Spiegel.
HI.
Cyrillus v. Jerusalem: 16. Katechese an d.
Täuflinge
Vom Seufzen des
Geistes in uns
Der Heilige Geist seufzt in uns, weil er unser
Seufzen bewirkt. Und es ist nichts Geringes,
dass uns der Heilige Geist seufzen lehrt, denn
er erinnert uns daran, dass wir Pilger sind,
und lehrt uns nach dem Vaterland verlangen,
und eben dieses Verlangen ist es, in dem wir
seufzen. Wem es in dieser Welt wohl ist, oder
vielmehr, wer glaubt, es sei ihm wohl, wer aus
Lust an fleischlichen Dingen, im Übermass
zeitlicher alter und eitler Glückseligkeit
aufjauchzt, hat die Stimme eines Raben; denn
die Stimme des Raben ist krächzend, nicht
seufzend. Wer aber weiss, dass er sich in der
Bedrängnis dieses sterblichen Lebens befindet
und fern vom Herrn pilgert, noch nicht die uns
verheissene ewige Seligkeit besitzt, sondern
erst in Hoffnung darauf lebt, um sie in
Wirklichkeit zu erhalten, wenn der Herr in
sichtbarem Glanze kommen wird, nachdem er
zuerst verborgen in Niedrigkeit gekommen war:
wer das weiss, seufzt. Und solange er deswegen
seufzt, seufzt er gut, der Geist hat ihn
seufzen gelehrt, von der Taube hat er seufzen
gelernt. Denn viele seufzen in irdischer
Unglückseligkeit; entweder durch Verluste
entmutigt oder mit Krankheit beladen oder in
Gefängnissen eingeschlossen oder in Ketten
gebunden oder von den Meereswogen hin und
hergeworfen oder von Nachstellungen der Feinde
umringt, seufzen sie; aber sie seufzen nicht
mit Seufzen der Taube, sie seufzen nicht aus
Liebe zu Gott, sie seufzen nicht im Geiste.
Wenn darum solche von ihren Bedrängnissen
befreit sind, jubeln sie mit lauter Stimme,
und es zeigt sich dann, dass sie Raben sind,
nicht Tauben.
HI.
Augustinus: Vorträge über das
Johannes-Evangelium 6,2

Maria und das
Wunder des Pfingstgeschehens
Der sel. P. Arnold Janssen
empfahl seinen
Ordensgemeinschaften die Lektüre von Maria
Agreda's
Marienwerken. Hier Auszüge aus
dem 4. Band
Die zwölf Apostel verharrten mit Maria und den
übrigen Jüngern und Gläubigen in freudiger
Stimmung im Speisesaal und erwarteten den
ihnen von Jesus verheissenen HI. Geist. den
Tröster, der sie alles lehren und sie an alles
erinnern werde, was sie im Unterricht ihres
Meisters gehört hatten. Alle waren in ihrem
Denken und Tun ein Herz und eine Seele...
Am
Pfingstmorgen ermahnte Maria die Apostel, die
Jünger und heiligen Frauen, mit noch grösserem
Eifer zu beten und zu hoffen. Bald würden sie
durch den göttlichen Geist aus der Höhe
heimgesucht werden... In Maria waren diese
Wirkungen ganz göttlicher Art, ein Gegenstand
der Bewunderung des himmlischen Hofes und so
hoch, dass wir Sterblichen sie nicht zu fassen
und auszudrücken vermögen. Die reinste
Jungfrau wurde zu Gott dem Allerhöchsten
erhoben, so dass sie den HI. Geist klar
schaute und einige Zeit die beseligende
Anschauung der Gottheit genoss. Sie empfing
sich allein von den Gaben und Wirkungen des
HI. Geistes mehr als alle übrigen Heiligen,
und ihre Glorie während dieser Zeit übertraf
diejenige der Engel und Seligen. Sie allein
brachte dem Herrn mehr Ehre, Lob und
Danksagung als alle jene zusammen für die
Wohltat dar, dass Er Seiner Kirche den
göttlichen Geist gespendet und ihr das
Versprechen gemacht hatte, sie bis an das Ende
der Welt zu regieren. Was Maria, die seligste
Jungfrau, bei der Gelegenheit tat, war der
allerheiligsten Dreifaltigkeit so angenehm und
wohlgefällig, dass sie sich dadurch für die
soeben der Welt erzeigte Gunst belohnt und
befriedigt erklärte. Ja, der dreieinige Gott
gab zu erkennen, dass Er nicht nur befriedigt,
sondern gleichsam zum Dank verbunden sei,
dieses ganz einzige Geschöpf zu besitzen, das
der Vater als Seine Tochter, der Sohn als
Seine Mutter und der HI. Geist als Seine Braut
ansehe, die Er, menschlich gesprochen,
notwenig habe besuchen und mit Seinen Schätzen
bereichern müssen, nachdem Er sie zu einer so
hohen Würde erhoben habe. So erneuerten sich
in dieser würdigen und glückseligen Braut alle
Gaben und Gnaden des HI. Geistes mit neuen
Früchten und Wirkungen, die jedoch alles
übersteigen, was wir uns denken können.
Die Apostel wurden ebenfalls mit dem HI. Geist
erfüllt und empfingen einen sehr hohen Grad
von Zuwachs an rechtfertigender Gnade. Durch
einen Vorzug, der ihnen allein zukam, wurden
die Zwölf in der Gnade dergestalt befestigt,
dass sie dieselbe nicht mehr verlieren
konnten. Es wurden auch einem jeden in höchst
angemessenem Grade die sieben Gaben der
Weisheit, des Verstandes, des Rates, der
Stärke, der Wissenschaft, der Frömmigkeit und
der Furcht in bleibender Weise eingegossen.
Nunmehr waren sie taugliche Diener des Neuen
Bundes und zur Gründung der Kirche in der
ganzen Welt wohl ausgerüstet. Diese
Gnadengaben verliehen ihnen eine göttliche
Kraft, die sie mit wirksamer und zugleich
sanfter Gewalt zu den heldenmütigsten Akten
der Tugend und zur höchsten Heiligkeit geneigt
machte. Mittels dieser Kraft besprachen und
behandelten sie mit Behendigkeit und
Leichtigkeit mit Lust und Freude alle, auch
die schwierigsten Gegenstände, die es in
unserer heiligen Religion gibt. Auch in den
Jüngern und übrigen Gläubigen, die im
Speisesaale den HI. Geist empfingen, brachte
der Allerhöchste verhältnismässig dieselben
Wirkungen hervor, doch wurden sie nicht wie
die Apostel in der Gnade befestigt. Die Gnaden
und Gaben wurden ihnen nämlich in grösserem
und geringerem Masse mitgeteilt, je nach der
Vorbereitung, die ein jeder mitbrachte, und
nach dem Amte, das ihm in der hl. Kirche
zufiel. Dasselbe Verhältnis ergab sich bei den
Aposteln, unter denen Petrus und Johannes mit
Rücksicht auf ihre hohen Ämter bevorzugt
wurden; der eine als Oberhaupt und Lenker der
Kirche, der andere als Beistand und Diener der
allerseligsten Jungfrau. Auch das Haus selbst
war voll von wunderbarem Licht und Glanz.
Diese Fülle von Wundern und Zeichen blieb
nicht auf den Speisesaal beschränkt. Sie ging
von ihm aus auch auf draussen befindliche
Personen über, auf die Bewohner von Jerusalem
und der Umgebung, in denen der HI. Geist
gleichfalls verschiedene Wirkungen
hervorbrachte. Alle, die beim Leiden und
Sterben unseres Erlösers irgendwie fromme
Teilnahme, Mitleid und Ehrfurcht gefühlt
hatten, wurden in ihrem Innern mit Licht und
Gnaden heimgesucht. Diese machten sie geneigt,
die Lehre der Apostel anzunehmen. Einige von
ihnen waren bei der ersten Predigt Petri
zugegen; und so brachte in ihnen der HI.
Geist je nach ihrer
Vorbereitung neue Gnadenwirkungen hervor...
Der strafende Hl. Geist
Nicht weniger staunenswert, obwohl mehr
verborgen, sind einige entgegengesetzte
Wirkungen. Durch den fürchterlichen Donner,
die gewaltige Bewegung der Luft und die
Blitze, unter denen der HI. Geist herabkam,
wurden alle Bewohner der Stadt, die dem Herrn
feindlich waren, ein jeder nach dem Masse
seiner Bosheit und seines Unglaubens, verwirrt
und mit Entsetzen erfüllt. Besonders sichtbar
war das Strafgericht bei jenen, die beim Tode
Jesu Anstifter und Mithelfer gewesen und durch
Bosheit und Wut sich vor andern hervorgetan
hatten. Alle diese wurden auf die Erde
niedergestreckt und blieben, die Stirn nach
unten gekehrt, drei Stunden lang liegen.
Jene, die den Sohn GOTTES
gegeisselt hatten, starben auf der Stelle.
Jener Verwegene, der dem Heiland den
Backenstreich gegeben hatte, wurde mit Leib
und Seele in die Hölle gestürzt. Andere Juden
starben zwar nicht, wurden aber durch heftige
Schmerzen and Krankheiten gezüchtigt, die mit
dem Blute Christi, das sie auf sich geladen
hatten, auf ihre Nachkommen übergingen. Diese
Züchtigung wurde in Jerusalem allgemein
bekannt, obwohl die Hohenpriester und die
Pharisäer sich grosse Mühe gaben, dieselbe als
erdichtet darzustellen, wie sie es in Bezug
auf die Auferstehung des Herrn getan hatten.
Das Strafgericht und das Entsetzen erstreckte
sich sogar bis auf die Hölle, wo die Dämonen
es durch eine neue Beschämung und Bestürzung
drei Tage hindurch empfanden, wie die Juden
drei Stunden auf der Erde lagen. In jenen
Tagen brach Luzifer mit seinen Dämonen in ein
entsetzliches Geheul aus, das allen Verdammten
neue Qual verursachte und sie mit wildem
Schmerze niederschmetterte. O
unaussprechlicher, mächtiger Geist! Die hl.
Kirche nennt Dich den Finger GOTTES, weil Du
aus dem Vater und dem Sohne hervorgehst. Bei
dieser Gelegenheit hat sich mir geoffenbart,
dass Du dieselbe unermessliche Gewalt mit dem
Vater und dem Sohne besitzest. Zu einer und
derselben Zeit bewegten sich durch Deine
königliche Gegenwart Himmel und Erde, mit
ähnlichen Wirkungen für ihre verschiedenen
Bewohner, wie sie dereinst am Tage des
Gerichtes stattfinden werden. Die Heiligen und
Gerechten erfülltest Du mit Deinen Gnaden,
Gaben und unaussprechlichen Tröstungen; die
Gottlosen und die Stolzen aber züchtigtest Du
und erfüIltest sie mit Schmach und Pein.
Wahrhaftig, ich sehe hier erfüIlt, was Du
durch David gesprochen
(Ps
93, 1),
dass Du der Gott der Vergeltung bist, mit
Freiheit wirkest und den Bösen noch ihren
Werken vergiltst, auf dass sie sich nicht in
frecher Weise ihrer Bosheit rühmen, noch in
ihrem Herzen sprechen, Du sehest und hörest
sie nicht, um ihre Sünden zu rügen und zu
bestrafen...
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