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MEDITATIONEN ZU TEXTEN DER BIBEL
Anemone:
Leben bei Gott
Wir sind von Gott geliebt und als Seine Kinder angenommen, berufen als Seine Erben.
Wir Menschen wollen den großen Wert entdecken, der unseren Augen unsichtbar ist, den Kontakt mit Gott pflegen und bei Ihm Geborgenheit und Schutz suchen.
Einige Schritte können uns dabei helfen:
den großen Schatz suchen,
zu Gott beten,
in Gottes Hand sich geborgen wissen.
Ein großer Wert
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker verborgen war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.
(Mt 13,44-46)
Beim Lesen dieses Gleichnisses fallen mir einige Gedanken ein, die ich kurz formulieren möchte:
- Wir hören von einer besonderen Entdeckung, die so wichtig ist, dass ein Mensch sein ganzes Gut investiert, um diesen Schatz haben zu können. Dabei sind einige Schritte notwendig: Entdeckung, Reflexion, Entscheidung, Mut, manches zu wagen.
- Positiv fällt die Betonung der Freude auf, die mit dieser Entdeckung verbunden ist. Der Mensch ist sich dessen bewusst, welchen Wert er in seinen Händen hält.
- Nicht zu übersehen ist auch der Mut, den der Entdecker hat, um ein derartiges finanzielles Risiko einzugehen. Alles, was er besitzt, betrachtet er als zweitrangig im Vergleich zu dem, was er gefunden hat.
Aufgrund der Entdeckung eines größeren Wertes ist der Mensch fähig loszulassen, was er festhält und wovon er sich viel erhofft hatte.
Diese ersten Gedanken verlangen eine genaue Überprüfung, um eventuell Parallelen zwischen dem Inhalt des Gleichnisses und dem, was in unserem Leben geschieht, zu hinterfragen:
- Wer sein Leben von der Warte gestaltet, einen großen Wert zu besitzen, wird mit allem, womit er in Berührung kommt, sehr achtsam umgehen, um den Wert weder zu verlieren noch ihn zu verletzen.
- Wer davon überzeugt ist, einen großen Wert zur Verfügung gestellt bekommen zu haben, wird sein Leben in Freude und Dankbarkeit diesem Wert gegenüber bewusst gestalten.
- Wer weiß, dass ihm Wertvolles anvertraut wurde, wird in der Gewissheit leben, nicht Eigentümer, sondern Verwalter zu sein, von dem eines Tages Rechenschaft verlangt wird.
Diese Sicht des Gleichnisses ist eine große Hilfe, die Botschaft Jesu zu verstehen. In manchen Situationen habe ich mir erlaubt, dieses Bibelwort von einer anderen Perspektive aus zu lesen, in der Hoffnung, Menschen zu helfen, ihren Wert vor Gott neu zu entdecken: Der Schatz, der im Acker vergraben ist und unter Umständen nicht entdeckt - übersehen, ignoriert, verachtet - wird, bin ich.
Zwei Überlegungen waren mir bei dieser Betrachtung hilfreich:
- der Acker, in dem ich vergraben bin. Dabei fragte ich mich, wie ich mich dort fühle und ob der Acker mich, meinen Wert schützt oder eher verdeckt;
- die Menschen, die vorbeigehen, ohne meinen Schatz im Acker zu sehen und schätzen zu lernen. Es ist nicht immer leicht, die Haltung dieser Menschen, die von uns wegschauen oder nicht auf uns schauen, zu akzeptieren.
Bei diesem Nachsinnen ist mir einiges bewusst geworden:
- Das Entscheidende ist nicht die Meinung der Menschen über die Größe meines Wertes. In den Augen mancher Menschen bin ich wertvoll, in den Augen anderer nicht. Diese Palette von Meinungen meiner Mitmenschen über mich kann den Wert meines Lebens vor Gott nicht in Frage stellen.
- Entscheidend ist es zu wissen, dass Gott meinen Wert entdeckt und bejaht hat. Gott legt Wert darauf, dass ich Ihm gehöre.
Anemone:
Gebet
Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gerne in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.
(Mt 6,5-8)
In diesem Text werden wir auf einige Punkte aufmerksam gemacht. Es beginnt mit der Aufforderung, beim Gebet falsche Einstellungen zu meiden:
- es nicht zu machen wie die Heuchler, d.h. nicht zu beten mit dem Hintergedanken, von den Menschen gesehen oder gerühmt zu werden. Sie suchen die am meisten befahrenen Straßen und Plätzen, um möglichst aufzufallen.
- Gebetsübungen werden auch dann verworfen, wenn sie in der Kirche und in frommer Umgebung geschehen- wenn sie dazu dienen, sich selbst zur Schau zu stellen. Es ist widerlich, Gott im Gebet begegnen zu wollen, um uns bei den Menschen Vorteile zu schaffen oder bei ihnen Eindruck zu machen.
-Der Text unterscheidet nicht zwischen Orten des Gebetes (wir wissen, dass der Tempel und die Synagoge bevorzugt werden), es wird vielmehr die Art des Betens unterstrichen; denken wir etwa an das Gespräch am Jakobsbrunnen: im Geist und in Wahrheit.
Die positive Form des Betens wird so beschrieben:
Geh in deine Kammer und schließ die Tür zu!
Der Vater wird es uns vergelten!
Noch weitere Themen werden hier besprochen:
- Das Gebet, das richtig verrichtet wird, hat einen Wert vor Gott, denn Gott sieht das Verborgene, was im Herzen geschieht. Er kennt unsere Gedanken und Sorgen, noch bevor wir sie aussprechen.
Das Gebet hat allerdings nicht nur dann einen Sinn, wenn es von Gott sofort erhört wird und unsere Wünsche erfüllt werden, sondern jedes Gebet, jede Zuwendung im Vertrauen, jeder Kontakt wird von Gott belohnt ... was aber nicht unbedingt bedeutet: sofort oder hier auf Erden. Ist uns bewusst geworden, dass Beten nicht nur jetzt eine Bedeutung, sondern auch einen eschatologischen Wert hat?
- Ein weiterer Aspekt könnte manches in uns in Frage stellen. Auf Gott einzustürmen, Ihm unsere Wünsche einreden zu wollen oder gar den Versuch zu unternehmen, Ihm zu überreden, passt nicht zu einer Haltung des Vertrauens. Wir wissen, dass Gebet Ausdruck einer persönlichen Bindung an den Vater ist, der uns kennt und liebt.
Jesus sagt es uns ganz deutlich: Wenn wir zu Ihm sprechen, wissen wir, dass Er unsere Worte enrst nimmt und ein offenes Ohr für uns hat ... - zu überlegen wäre, ob wir Vertrauen zu Ihm haben oder eher meinen, Ihn so lange sekkieren zu müssen, bis Er nachgibt ...
In Seinen Gebeten handelt Jesus nicht so, Er spricht Seine Bitte und Sein Anliegen aus, schnekt dabei aber Seinem Vater das volle Vertrauen, dass Er richtig entscheiden wird ... nicht wie ich will, sondern wie du willst.
- Gebet ist eine Sache des Herzens, Ausdruck des Glaubens an Gott. Wenn dies fehlt, dann machen wir nur leere Worte, vielleicht Zauberworte. Die Wiederholung darf nicht den Eindruck von magischer Kraft gewisser Übungen erwecken ...
In diesem Text lese ich eine Korrektur des Gottesbildes: Gott ist kein unberechenbares Wesen, das Launen hat und mit magischen Übungen oder Formeln zu besänftigen ist; Gott ist für uns ein liebevoller Vater, der die Nöte und Anliegen des Menschen kennt.
Um Gott zu begegnen, brauchen wir nicht Zauber oder Magie, sonden Vertrauen und einen Blick für Ihn.
Weil ich vor Augen habe, was Gott uns geschenkt hat, glaube ich, dass Gott uns erschaffen hat und uns als das Werk Seiner Hände schätzt.
Anemone:
In Gottes Hand
Die Bildersprache ist in den Augen mancher Menschen kein adäquater Weg, exakt-intellektuelle Formulierungen wiederzugeben. Darum wird sie zu gering geschätzt. Wer die Sprache der Bilder aber richtig hört und versteht, entdeckt eine Form der Mitteilung, die sehr in die Tiefe des Menschen eindringen kann.
Mit folgenden Bildern möchte ich einige Denkanstöße zur Besinnung geben für Momente der Stille:
- Ich bin zwar ein Mensch aus Fleisch und Blut,
doch ich weiß, dass Gott mich persönlich schaut,
darum bete ich voll Vertrauen und Zuversicht:
Behüte mich wie den Augapfel,
den Stern des Auges.
Der Augapfel ist etwas Wertvolles,
das man nicht verlieren will,
da die Folgen sehr negativ für Betroffenen sind.
Erstaunlich ist diese Erfahrung der Bibel:
In den Augen Gottes bin ich wertvoll,
dass Er mich unter Seine Obhut nimmt
und mich unversehrt erhält.
- Ich weiß mich unter Gottes Schutz gestellt,
auch wenn Menschen mir auflauern
oder mich umkreisen und bedrängen:
Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?
Bei Gott bin ich in jeder Situation geborgen,
der mich behütet, schläft und schlummert nicht,
Er lässt mich keinen Moment aus den Augen,
Er steht mir zur Seite,
damit meine Füße nicht wanken.
Ich kann immer mit Seiner fürsorglichen Liebe rechnen:
wenn ich zu Hause bin und wenn ich fortgehe,
wenn ich wegfahre und wenn ich zurückkomme,
wenn ich falle und wenn ich aufstehe,
wenn ich krank und wenn ich gesund bin ...
Weder geographische noch moralische Änderungen
in meinem Leben reichen aus,
um Gottes Haltung ins Wanken zu bringen.
Einfache Bilder aus dem Alltag zeigen uns das
Geheimnis eines uns liebenden Gottes:
Als Wanderer auf Erden erleben ich Momente,
in denen Unsicherheit und Zweifel,
Ermüdung und Enttäuschung mir zusetzen.
Als Wanderer habe ich oft eine Hand erfahren,
die mich hält
und die mir das Gefühl gibt,
gehalten, gestützt und gestärkt zu sein.
Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten;
Er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden
noch der Mond in der Nacht (Ps 121,5-6).
Immer mehr tauchst du, Herr, auf meinem Lebensweg auf,
wie ein Baum, der mir Schatten spendet
und unter dessen Ästen ich mich ausrasten
und meine Kräfte erneuern kann.
- Das Bild einer Henne kann uns weitere Aspekte der
Geborgenheit durch Gott vor Augen führen:
Jerusalem, wie oft wollte ich deine Kinder um mich
sammeln, so wie eine Henne ihre Kücken unter ihre
Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt (Mt 23,37).
Unter den Flügeln Schutz finden vor Gefahr,
vor Kälte,
vor der stechenden Sonne.
Unter den Flügeln finden die Kücken Schutz,
wenn unkluge Schritte Lebensgefahr bedeuten,
wenn Naivität sie in heikle Situationen bringt.
Unter den Flügeln können Kücken sich entspannen,
ihre Kräfte erneuern, sich schlafen legen.
Sicherheit gibt den Kücken die Nähe der Henne,
ihr Da-Sein und ihre Gegenwart.
Die Kücken können auf sie schauen,
auf sie hören und sich auf sie verlassen.
Wie ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln wird der Herr der Heere Jerusalem schützen, es beschirmen und befreien, verschonen und retten (Jes 31,5). Der Herr wird dir Geborgenheit und Heimat bieten, doch du musst den Schutz, die Befreiung, die Geborgenheit annehmen.
Anemone:
Der Mensch
Viele träumen von einem perfekt funktionierenden und fehlerlosen Menschen, der alles in den Griff bekommt.
Ich glaube nicht an einen idealen Menschen, der nicht mehr Mensch sein will, sondern ein Produkt seiner selbst. Ich glaube vielmehr an den Menschen, der eine Schöpfung Gottes ist und sich dazu bekennt:
der Mensch in den Augen Gottes,
der neue Mensch,
Gott mitten unter uns erleben.
Was ist der Mensch?
Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschenkind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt:
All die Schafe, Ziegen und Rinder und auch die wilden Tiere, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
alles, was auf den Pfaden des Meeres dahinzieht.
Diese Worte aus dem Psalm 8 behaupten,
dass Gott an den Menschen denkt -
er ist in Seinen Augen so wertvoll,
dass Er ihn nicht vergessen kann;
jeder Mensch ist Ihm so wichtig und willkommen,
dass Er sich um ihn kümmert, sich seiner annimmt.
Gott hat den Menschen als Herrscher über Seine
Schöpfung bestimmt -
Er hat sich ihm zugewandt
und ihm einen Platz zugewiesen,
der mit Ehre und Würde,
aber auch mit Verantwortung der Schöpfung gegenüber
verbunden ist.
Gott hat dem Menschen vieles anvertraut:
die Tiere des Feldes,
die Vögel des Himmels,
die Fische des Meeres ...
Gott hat den Menschen nur wenig geringer gemacht -
Gott ist also größer als der Mensch,
Er hat den Menschen erschaffen und beschenkt.
Der Mensch ist das Werk Gottes,
von Ihm geliebt und bejaht,
von Ihm liebevoll angeschaut als das Werk Seiner Hände!
Zum Gleichgewicht im Leben des Menschen gehört
die Einhaltung und Ordnung:
Gott ist Schöpfer,
der Mensch ist das Geschöpf.
Weil ich vor Augen habe, was Gott uns Menschen
geschenkt hat, glaube ich nicht
- an einen perfekt funktionierenden Menschen,
- an einen fehlerlosen Menschen,
-an einen "postitiv denkenden" Menschen, der alles in den
Griff bekommt.
Ich glaube nicht an einen Menschen,
-der sich selbst erlösen kann,
-der sich selbst Bestätigung und Anerkennung verleiht
und sein Leben nur dadurch als wertvoll erachtet,
- der alles machen kann und auf niemand angewiesen ist.
Ich glaube, das Gott uns Menschen erschaffen hat und
uns als das Werk Seiner Hände schätzt.
Ich glaube an die Liebe und Zuneigung,
mit der Er an mich denkt,
mir manches anvertraut.
Ich glaube an die Fürsorge,
mit der Er mich behütet wie Seinen Augapfel,
den Stern des Auges.
Ich glaube an den Menschen, der auf unseren Straßen herumgeht, aber ich glaube nicht
an einen idealen Menschen, der nicht existiert.
Ich glaube nicht an den Menschen, der nicht mehr Mensch sein will, sondern ein Produkt
seiner selbst.
Ich glaube an den Menschen,
der eine Schöpfung Gottes ist und sich dazu bekennt.
Anemone:
Der neue Mensch
Ich sage es euch und beschwöre euch im Herrn: Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken! Ihr Sinn ist verfinstert. Sie sind dem Leben, das Gott schenkt, entfremdet durch die Unwissenheit, in der sie befangen sind, und durch die Verhärtung ihres Herzens. Haltlos wie sie sind, geben sie sich der Ausschweifung hin, um voll Gier jede Art von Gemeinheit zu begehen. Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt. Ihr habt doch von Ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist. Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
(Eph 4,17-24)
Eine erste Begegnung mit diesen Text zeigt, dass für Paulus ein tiefer Kontrast zwischen der Lebensführung(Gesinnung und Wandel)von Christen und Heiden besteht. Und die christliche Botschaft in den Vordergrund zu stellen, unterstreicht er als Hintergrund sehr kräftig die negativen Züge des Lebens der Heiden.
Paulus entdeckt - von der Warte einer grichischen Denkweise her gesehen - in dem absoluten Mangel an Gotteserkenntnis den Grund für die heidnische Lebensführung:
-intelektuelle Verfinsterung,
-Entfremdung, die sich als Leben ohne Begegnung des Menschen mit Gott zeigt,
-Verhärtung des Herzens.
Aus der religiösen Verdunkelung und der inneren Verhärtung folgt der gottlose, sündige Wandel des alten Menschen. Aus einer vergifteten Wurzel, aus vergifteten Zweigen und Blüten können ja keine guten Früchte wachsen.
Der alte Mensch lebt in der Finsternis und dies wirkt sich in konkreten Bereichen seines Lebens aus, wie Paulus uns vor Augen führt:
-Verfinsterung im Denken,
-Verstockung des Herzens,
-Verblendung im Wandel.
Wer neu geworden ist, hat Jesus als den mächtigen Retter vor Sünde und Tod erfahren, denn Christus hat uns mit Seinem Blut für Gott erkauft, zu einem Leben und Wandel mit Gott. Wer neu geworden ist, hat Christus nicht in der Weise erfahren, als ob noch die Möglichkeit offen bliebe, wie ein Heide zu handeln.
Es ist wichtig zu unterscheiden zwischen dem, was uns als Christen auszeichnet, und dem, was wir anzustreben haben. Was uns auszeichnet, ist die Tatsache, dass unser Leben einen Sinn hat, weil wir als Kinder Gottes aus Gott und auf Gott hin leben.
Aus dieser Glaubenshaltung kommt Paulus zu einem sittlichen Verhalten im Alltag, das ein Weg ist, dem nachzustreben, was wir noch nicht zur Gänze besitzen und was Schritt für Schritt wachsen kann.
Der neue Mensch wird charakterisiert durch drei Schritte, die an die Taufzeremonie erinnern:
-die Kleider ablegen,
-neu werden,
-ein neues Kleid anziehen.
In diesen Sätzen macht uns Paulus aufmerksam auf eine Grundsatzentscheidung, die eine Bekehrung und ein Bekenntnis zu Jesus Christus beinhaltet, egal was dieser Schritt kostet. Er erwartet von uns den Mut zu neuem Leben. Unterstrichen ist das Wort neues Leben.
Eine allmählige Besserung durch äusseres Verbessern, Polieren und Flicken kann kein neues Leben hervorbringen. Solche Schritte können aber sinnvoll sein in Zeiten, in denen die Grundentscheidung farblos zu werden beginnt, d.h. wenn ein Prozess des Erschlaffens und Abstumpfens im Gange ist.
Besinnliches
Zusammenfassend möchte ich unterstreichen, dass Paulus uns auf ein sehr wichtiges Thema unter zwei Gesichtspunkten aufmerksam macht:
ein neuer Mensch werden und als neuer Mensch leben,
auf der einen Seite Wiedergeburt aus dem Wasser und dem Geist, auf der anderen aber Heiligung.
Das eine ist das Einmalige, das absolut Gültige, das uns geschenkt wird; das andere ist im Werden, kann zunehmen, abnehmen, gesunden und krank werden
...das zweite ist ja kein Zustand, sondern eine Bewegung
-immer mehr um Gott kreisen, immer mehr auf Ihn hin.
Wiederholt hören wir, dass wir - durch Gottes Gnade und Erbarmen - Kinder des Lichts geworden sind. Diese Gnade, die Gott uns geschenkt hat, zeichnet uns als Christen aus. Damit eng zusammen hängt aber die Einladung, als Kinder des Lichts zu leben und Werke des Lichts zu tun.
Wir neigen jedoch zu Haltungen, die eher Ausdruck von Halbheit sind: nicht ganz Finsternis, dies würde ja eine klare Gegenposition bedeuten, aber auch nicht ganz Licht, denn das würde von uns viel Konsequenz verlangen.
Wir bringen nicht Früchte des Lichts hervor, das unsere Schritte nicht auf dem Weg des Lichts erfolgen. Für uns gilt, aus der Finsternis zum Licht zu gelangen, aus der Finsternis zum Licht zu gelangen, aus der Finsternis herauszukommen und uns auf den Pfad des Lichts zu begeben.
Jesus ist das Licht. Wenn wir Ihm gehören, werden wir auch Schritte des Lichts setzen.
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