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Schrei einer Mutter-der Glaube ist futsch

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kleineMaria:
Der Glaube ist futsch - es schreien die Lämmer

Der Glaube ist futsch! Das ist die Krise. Antwort einer katholischen Mutter auf den Versuch deutschsprachiger Theologen, die Kirche neu zu erfinden. Von Hedwig von Beverfoerde / Vatican-Magazin


Vatikan (kath.net/vatican-magazin.de) Das Maß ist voll. Über 220 hoch bezahlte, meist ältere Theologen, die sich katholisch nennen und jahrzehntelang den katholischen Nachwuchs an Priestern, Pastoralassistenten, Religionslehrern prägten und beeinflussten, haben sich in einem aberwitzigen „Memorandum“ gegen unveräußerliches Glaubensgut und päpstliche Lehrentscheidungen gestellt. Zusammenfassend könnte man sagen, sie wollen mehr Macht und mehr Sex. Und sie verkaufen uns das als „Reform“.

Nicht, dass uns das neu wäre. Wer aus meiner Generation (ich wurde während des Zweiten Vatikanums geboren) heute noch an Christus glaubt, ist seit Schülerzeiten hinreichend häresieerprobt. Ob in Religionsunterricht, Sonntagspredigt, Kommunion- und Firmkurs, ob in der Liturgie, Jugendgruppe, Frauengemeinschaft oder in der Kirchenzeitung, wir sind es gewohnt, dass Glaubens- und Lehraussagen munter verdreht werden, verkürzt, bagatellisiert, durch kreative Auslegung ins Gegenteil verkehrt oder schlicht unterschlagen.

Aber haben uns diese „Memorandums“-Theologen beziehungsweise ihre geistigen Väter auf diese Weise zu einem tieferen Glauben an Christus geführt?
Ganz im Gegenteil. Sie haben via Religionsunterricht in unsere Kinderseelen den Zweifel, nein schlimmer, sie haben den Unglauben gesät. Indem sie mit dem vollen Gewicht ihrer vermeintlichen Wissenschaftlichkeit den vier Evangelien absprachen, Tatsachenberichte zu sein, und diese stattdessen zu wildesten Interpretationen freigaben, haben sie sehr effektiv dafür gesorgt, dass nicht nur Jesu Worte, sondern er selbst, in seiner ganzen Existenz, uns nicht mehr glaubwürdig erschien.

Gläubigkeit und Frömmigkeit wurden der Lächerlichkeit preisgegeben. Diese Saat ist millionenfach aufgegangen. Der deutsche Durchschnitts-Getaufte lässt heute den Papst einen guten Mann sein und gehorcht, wenn überhaupt, lieber eifrig den eigenen kleinen Gegen-Lehrämtern in Tübingen oder Münster, in deren theologischen Fakultäten man schließlich besser weiß, was Jesus wirklich wollte, als der Herr selbst. Bestenfalls hält er Jesus Christus für einen guten Menschen, der, von Gott gesandt, uns helfen will, unser Leben zu meistern und – jeder nach seiner Facon – glücklich zu werden. Hier auf Erden, versteht sich.

Dass Jesus als Gottes Sohn in unsere menschliche Geschichte gekommen ist, uns eindringlich gelehrt hat und sich aus Liebe in unvorstellbarer Folterqual geopfert hat, um unsere Seelen vor der ewigen Gottesferne nach dem Tod, genannt Hölle, zu retten und uns in die ewige Glückseligkeit bei Gott, genannt Himmel, zu führen, davon haben die meisten von uns wohl keinerlei Vorstellung.

„Piep, piep, piep, Gott hat uns alle lieb.“ So und ähnlich wurde unser Gottesbild aufs Äußerste banalisiert. Sünde, Erlösungsbedürftigkeit, Himmel, Hölle, Fegfeuer und so weiter – alles Schnee von gestern! Herausgekommen sind zwei Generationen von „kritischen“ Katholiken, die niemals im Leben einen Katechismus in der Hand hatten, geschweige denn im Kopf, und die nicht nur die vielzitierte katholische Sexualmoral einzig als Zerrbild aus den Medien kennen, weil sie die vollständige Lehre der Kirche weder vom Pfarrer noch vom Religionslehrer jemals erfahren haben.

Da uns niemand mehr sagt, dass wir mit unserem persönlichen Leben vor Gott auch endgültig scheitern können, schlussfolgern wir, Erlösung nicht mehr nötig zu haben. Deshalb fassen wir die Gebote, auch die Kirchengebote, nur mehr als nette Empfehlung auf, gut gemeint, aber nichts, worüber man sich graue Haare wachsen lassen sollte. Das ist der Grund, warum die Kirchen leer geworden sind und die Beichtstühle noch leerer. Der Glaube ist futsch. Das ist die Krise!

Mit der Kirchensteuer boomte in den Bistümern das Wachstum der kirchlichen Apparate. So konnten sich über das Heer kirchlicher Mitarbeiter, ausgebildet an den theologischen Fakultäten, die Irrlehren in alle Verästelungen des Kirchenorganismus ausbreiten. Viele Schlüsselpositionen von katholischen Akademien, Bildungshäusern, in bischöflichen Ordinariaten und Redaktionen von Bistumszeitungen und so weiter sind heute von Sympathisanten des Theologenmemorandums besetzt.

Kaum zu fassen, dass dies alles unter den Augen und in Verantwortung der Bischöfe geschah und geschieht. Der Dogmatikprofessor Manfred Hauke, ein Brancheninsider, stellt dazu fest: „Die Verantwortlichen der Kirche, vor allem viele Bischöfe, haben sich Jahrzehnte lang verhalten wie ein Computernutzer, der kein Antivirusprogramm installiert hat. Jetzt sind, im Bilde gesprochen, die ,Viren’ dabei, den Computer zu verwüsten. Die Krise der Kirche ist vor allem eine Krise der Bischöfe, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen.“

Man hat den Eindruck, dass die vom Zweiten Vatikanum in ihrer Verantwortung gestärkten Ortsbischöfe diese gleich weitergereicht haben an die Deutsche Bischofskonferenz. Ein Gutteil der Bischöfe scheint sich allerdings nicht ungern im Kollektiv dieser Konferenz zu verstecken. Wie anders ist es zu erklären, dass nach dem aktuellen Eklat von Theologen, die faktisch nichts Geringeres als die Protestantisierung der Kirche fordern, von 27 für diese verantwortlichen Diözesanbischöfen nur einige wenige dagegen eindeutig Stellung bezogen haben?

Ist es nicht die erste Aufgabe eines jeden Bischofs, die Kirche vor den Feinden – den äußeren wie den inneren – zu verteidigen? Einzelne Bischöfe, zum Beispiel Bischof Bode, bekunden sogar öffentlich Sympathie für die „Reformatoren“, andere fraternisieren lieber verdeckt. Stimmt es, dass ein lange kaschiertes Schisma sich Bahn bricht?

In dieser Not schlägt die Stunde der Laien und des Internets. Einzelne, vernetzt über Facebook, haben den Fehdehandschuh der Memorandums-Theologen zur Kenntnis genommen und spontan eine Petition „Pro Ecclesia“ an die Bischöfe verfasst, die von jedem unterzeichnet werden kann, der treu zur Kirche und zum Nachfolger Petri stehen will.

Es ist auch das Internet, wo auf das Theologen-Memorandum in Stellungnahmen und Analysen von katholischen Journalisten und Theologen auf allerhöchstem Niveau geantwortet wird. Wären wir allein auf die bistumseigenen Zeitungen angewiesen, erführen wir von dieser Diskussion nichts. So wurde in unserer Kirchenzeitung, deren Mantelteil elf Bistümer „versorgt“, das Theologenmemorandum sofort ausführlich und an prominentester Stelle abgedruckt, inklusive Webadresse und breiter Berichterstattung, die den Schluss nahe legte, es handele sich hier um einen berechtigten Beitrag zum innerkirchlichen Dialog. In der Folgeausgabe war dann aber die Petition „Pro Ecclesia“ nicht nur nicht abgedruckt, auch die differenzierten Gegenargumente hochkarätiger Persönlichkeiten, die inzwischen die online-Foren bewegten, wurden uns, bis auf wenige Zeilen auf Seite 4, vorenthalten. So plump, glaubt man in kirchensteuersubventionierten Bistumszeitungen heute noch, die braven Schäfchen in ihrer Meinung manipulieren zu können.

Aber diese Zeit ist vorbei. Wie in Ägypten und Tunesien informiert sich auch das Kirchenvolk jetzt selbst. Hochsubversiv beraubt das Internet auch die machtgewohnten theologischen Altkader ihrer Deutungshoheit. Wir holen uns die Verlautbarungen des Vatikans selbst auf den Rechner. Wir lesen die ergreifenden Reden des Papstes in England.

Und da gehen uns plötzlich die Augen auf und wir erkennen, was der Papst als Kardinal Ratzinger schrieb:

„Hier wird nun endlich das ganz demokratische Element sichtbar, das im Kern der Aufgabe des kirchlichen Lehramtes liegt. Ihm ist es aufgetragen, den Glauben der Einfachen gegen die Macht der Intellektuellen zu verteidigen.“

Online finden wir uns mit Menschen zusammen, die in großer Vorfreude sind auf den Besuch des Papstes in Deutschland, Menschen, die wir nicht kennen, mit denen wir aber einen gemeinsamen Glauben haben, einen, der nicht individualistisch und selektiv ist, sondern echte Gemeinschaft stiftet, weil er der Glaube der Kirche ist, die durch die Zeit geht, alt und immer jung. Froh und dankbar dafür habe ich die Petition „Pro Ecclesia“ unterzeichnet und unsere Kirchenzeitungabbestellt.

Foto der Autorin: © Hedwig von Beverfoerde / Vatican-Magazin



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