Kann Naturwissenschaft Gott "widerlegen"?
Im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter des technischen Fortschritts und der sich rasant fortentwickelnden Wissenschaften, hat eine besondere Art und Weise des Denkens die Köpfe der Menschen übernommen: Es ist hier die Rede von der „rationellen“ Denkweise. Gehörten Menschen, welche in den letzten Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden lebten, und nicht an einen Gott glaubten noch zur Randerscheinungen der Gesellschaft, so erfährt die Leugnung Gottes heutzutage einen umso größeren Aufschwung.
Obwohl der Rationalismus in viele unterschiedliche Strömungen geteilt werden kann (unter denen sich auch für einen Christen vertretbare Postionen finden), gilt die „ratio“ mit ihrem großen Dogma der „Vernunft“ als der heutige Maßstab des „modernen“ Menschen.
Auch die von Papst Benedikt XVI. angesprochene „Diktatur des Relativismus“ soll hier betrachtet werden.
Da wir es heute mit einer großen Masse von naturwissenschaftlichen Gegenpositionen zu tun haben (Darwinismus etc.), soll hier eine kleine Betrachtung der Frage folgen, ob Naturwissenschaften überhaupt geeignet sind über die Gottesfrage Auskunft zu erteilen.
Die epistemische Autorität
Zur nachfolgenden – sehr vereinfachten - Betrachtung benötigen Sie die Kenntnis des Begriffs der sogenannten epistemischen Autorität. Eine epistemische Autorität ist ein Mensch, der in einem gewissen Gebiet ein vollständigeres, tiefergehendes und kompetenteres Wissen als wir selbst aufweist. Auf Grund der größeren Kompetenz des Gegenübers nehmen wir seine Aussagen als wahrscheinlicher als unsere eigenen an.
Als einfaches Beispiel: Wenn wir krank sind, begeben wir uns im Regelfall zum Arzt. Auf Grund seiner größeren und überlegenen Kenntnis in der Medizin und seiner Kompetenzen nehmen wir sein Urteil als wahrscheinlicher als unser eigenes an. Genauso verhält es sich zwischen einem Fahrschüler und dessen Fahrlehrer oder zwischen einem Piloten und den Passagieren. All dies sind epistemische Autoritäten für den weniger Erfahrenen.
Epistemische Autoritäten - (Un)vernünftig?
Nun wäre die Annahme einer solchen Autorität ohne jegliche Begründung irrational und unvernünftig. Gemäß den Grundregeln der Moral soll ein Mensch immer vernünftig handeln. Deshalb wäre solch eine unbegründete Annahme ausdrücklich zu verwerfen. Der wohl vernünftigere Weg besteht wohl daran, solch eine Autorität mit einer entsprechenden Begründung anzunehmen. Doch genau hier bildet sich bereits der erste Gegensatz heraus: in den Augen vieler Rationalisten sind die ratio, also die Vernunft, und der Begriff der Autorität Gegensätze, die sich von vornherein ausschließen würden. Entweder soll man die Vernunft gebrauchen, oder blind einer Autorität gehorchen. Beides ist zumeist undenkbar für den Rationalisten. Der Fehlschluss aus dieser Annahme wäre aber nun, dass alle Menschen, die eine epistemische Autorität anerkennen, unvernünftig handeln würden. Doch wie wir oben gezeigt haben, bedient sich jeder Mensch im Alltag dieser Autoritäten und bringt ihnen Vertrauen entgegen: sei es dem Piloten, dem Automechaniker, dem Arzt, dem Lehrer o.ä.
Gerade in unserer hochtechnologisierten Zeit sind wir tagtäglich mit der Erfahrung konfrontiert, dass unser Wissen so hochspezialisiert worden ist, dass wir unmöglich alles direkt erkennen und einsehen können. Sei es beim Computer, beim Auto, bei den Naturwissenschaften etc.: Haben wir uns nicht selbst derartig in eine Materie eingearbeitet, dass wir sie von vorn bis hinten durchblicken (und selbst zu epistemischen Autoritäten werden), sind wir auf die Meinungen anderer Menschen angewiesen; welche dann wiederum für uns zu epistemischen Autoritäten werden. Wir müssen uns also auf die Aussagen anderer Menschen stützen, die kompetenter sind als wir. Dies gilt sowohl für das Alltagsleben, wie auch für die Wissenschaft. Jeder Wissenschaftler, der in einem Gebiet forscht, stützt sich auf Unmengen anderer Aussagen, die Menschen vor ihm getroffen haben. Die Wissenschaft ist somit nicht in der Lage, sich selbst von dieser Autorität zu befreien, da sie – genau wie das Alltagsleben – dieser stets und ständig unterliegt. Einen Unterschied, den man zwischen Alltagsleben und Wissenschaft nennen könnte, ist sicherlich, dass die Wissenschaft alles genauer und intensiver durchprüft. Letztlich stützt aber auch sie sich immer auf Autorität.
Die Wertsätze
Nun müssen wir uns noch einem zweiten Element zuwenden, nämlich jenem der so genannten „Wertsätze“. Was sind also diese Wertsätze? Ein Wertsatz ist ein Satz, der eine Wertung beinhaltet. So ist der Satz: „Die Marienstatue ist schön“ gewiss ein solcher. Ebenso: „Es ist dämonisch, dass jährlich 45 Millionen Kinder abgetrieben werden.“ Von Bedeutung ist, dass sich aus diesen Wertungen auch logische Weisungen ergeben: Wenn eine Marienstatue schön ist, folgt daraus, dass ich nicht möchte, dass sie zerstört wird. Im zweiten Fall könnte daraus folgen, dass ich mir eine Bestrafung der Verantwortlichen und ein Vorgehen gegen dieses Unrecht wünsche. Die Beispielsätze sind also Wertsätze, welche die Grundlage für Weisungen bilden. Weisungen sind eine logische Folge von jeglicher Art der Autorität.
Wenn ich einem kunstbegeistertem Freund ein Bild eines Meisterwerkes schicken möchte, aber selbst keine Ahnung von Kunst habe, werde ich einen Rat von kompetenteren Menschen suchen. Vielleicht gehe ich zu einem Kenner und lasse mich beraten. Ebenso ist es denkbar, dass ich moralischen Rat bei einem Menschen suche, von dem ich annehme, dass er moralisch höher stehend ist, als ich es selbst bin. Es ist also denkbar, dass es epistemische Autoritäten auf dem Gebiet der Wertsätze geben kann.
Der Rationalismus
Nach dem Verständnis des Rationalismus gibt es keine epistemischen Autoritäten. Sie vertreten nicht etwa die These, dass gegebene epistemische Autoritäten nicht anerkannt werden sollen, sondern schließen ihre Existenz aus. Vertreter dieser Geistesströmung akzeptieren kein vorhandenes Wissen, ohne es selbst bis in das letzte Detail nachvollzogen und untersucht zu haben. Das diese radikale Form des Rationalismus grundsätzlich falsch und definitiv nicht lebbar ist, braucht hier nicht weiter erörtert zu werden, da im Verlauf gezeigt wurde, dass wir uns tagtäglich in Alltag und Wissenschaft dieser bedienen; ja zum Teil sogar selbst in einem Gebiet zu diesen epistemischen Autoritäten werden.
Was also existieren kann, ist ein Rationalismus mit Einschränkungen. Eine durchaus logische Form des Rationalismus ist der so genannte Schlussrationalismus. Dieser besagt, dass man eine epistemische Autorität nur durch einen begründeten Schluss anerkennt. Diese Art des Rationalismus sollte für jeden Menschen tragbar und lebbar sein, ja sie ist die vernüfntige Form eines gesunden Rationalismus. Eine Unterart dieser Art des logischen Rationalismus, die sehr weit verbreitet ist, schränkt die Klasse der möglichen Autoritäten auf jene der Wissenschaftler ein. Diese Form nennt man szientistischen Rationalismus (science = engl. für Wissenschaft). Nun gibt es Menschen, die ausschließlich den Naturwissenschaftlern diese Autorität zusprechen (naturalistischer Rationalismus) und wiederum andere, welche diese nur Wissenschaftlern einer bestimmten Gruppe zugestehen; zum Beispiel jener der Biologen. Wir sehen also, dass mit dem Begriff des Rationalismus eine Vielzahl von Lehren und geistigen Strömungen bezeichnet werden.
Egalitarismus - weit verbreitet, doch logisch falsch
Ein weit verbreites Phänomen unserer heutigen westlichen Gesellschaft ist jenes des so genannten „epistemischen Egalitarismus“. Menschen, die dieser Strömung angehören, gehen davon aus, dass alle Menschen in ihrem Wissen gleich seien und niemand etwas besser wissen könne als die anderen („Wie kommt der dazu mir sagen zu wollen, was ich zu tun habe?“). Würde dies der Wahrheit entsprechen, folgt daraus natürlich, dass es keine epistemischen Autoritäten geben könnte. Da wir aber gesehen haben, dass es derer viele gibt, ist der Egalitarismus falsch.
Erschreckend ist zu sehen, wie leicht Menschen anscheinend logisch falsche Sätze anerkennen. Wir Menschen sind weder physisch, psychisch, weltanschaulich noch moralisch gleich, weder im Wissen noch in der Erkenntnis. Gerade jene Menschen, welche allein den Naturwissenschaftlern die alleinige Autorität zugestehen (ohne direkt von ihr zu sprechen), belegen dadurch indirekt, dass die Menschen in ihrem Wissen eben nicht gleich sind.
Die Naturwissenschaft und ihre Kompetenz
Sehr wichtig ist hierbei zu betrachten, dass die Wissenschaftler sehr wohl epistemische Autoritäten besitzen: Nämlich in ihrem jeweiligen Gebiet. Der Biologe besitzt sie zum Beispiel im Gebiet der Insektenforschung oder der Chemiker beispielsweise im Gebiet der Medikamente. In anderen Gebieten entschwindet diese Autorität jedoch dahin. Es ist also undenkbar, dass die epistemische Autorität auf einem Gebiet dieselbe in einem anderen Gebiet begründet. Bloß weil der Chemiker in seinem Gebiet diese spezifische Autorität inne hat, heißt dass noch lange nicht, dass er sie im Gebiet des Autobaus inne hat. Aus genau diesem Grund ist der Rationalismus, der die epistemische Autorität nur für eine Naturwissenschaft gestattet, als falsch abzulehnen. Nun sieht es in der alltäglichen Praxis jedoch so aus, dass gerade die Verfechter der verschiedenen bewusst gottesleugnerischen Wissenschaftstheorien diese Autorität von der Wissenschaft auf religiöse Fragen übertragen wollen.
Nun hat es die Naturwissenschaft aber an sich, niemals den Anspruch zu erheben Wertsätze zu bestimmen; sie ist von ihrer Natur aus wertfrei und objektiv. Wertsätze gehören schlicht und ergreifend nicht zu ihrem Gebiet. Die Medizin kann uns zum Beispiel sagen, was geschehen wird, wenn wir eine Abtreibung vornehmen. Ob dieses Geschehen nun zulässig oder unzulässig ist, liegt außerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches und würde ihre Kompetenzen überschreiten. Man kann also daraus schlussfolgern, dass kein Wissenschaftler als solcher eine Autorität im Gebiet der Wertsätze ist oder in diesem sein kann.
Das Selbe gilt für theologische, philosophische, religiöse oder weltanschauliche Fragen. Ein Biologe kann uns sagen, dass wir eines Tages sterben müssen. Ob unser Leben angesichts dieser Tatsache noch einen Sinn macht, liegt jedoch absolut außerhalb seiner Kompetenz. So liegen auch die echten religiösen Fragen außerhalb der wissenschaftlichen Kompetenz. Viele Philosophen sind und waren der Ansicht, dass die Annahme des Gottesbegriffes für eine konsequente und rationelle Denkensweise notwendig ist. Wie dieser Gott jedoch beschaffen ist, ob dies überhaupt stimmt und alle Fragen diesbezüglich können von den Naturwissenschaften von der Natur ihres eigenen Wesens nicht beantwortet werden.
Logische Schlussfolgerung
So lässt sich endlich schlussfolgern, dass jede rein auf die Naturwissenschaft aufgebaute Aussage über echte religiöse Fragen einer maßlosen Überschreitungen der eigenen Kompetenzen; ja sogar einem schweren Missbrauch der ihnen eigenen Gebietsautorität gleichkommt. Sicherlich ist es denkbar, fehlerhafte religiöse Sichtweisen auf die rein-materielle Welt zu widerlegen, für echte religiöse, also geistige Fragen, kann die Wissenschaft nur Hinführer, niemals aber Autorität sein. Nicht ohne Grund trennt man Geisteswissenschaften von Naturwissenschaften. Gott ist reiner Geist - und Menschen bestehen aus Materie + Geist. Es ist somit faktisch unmöglich die gesamte materiell-geistige Schöpfung mit Wissenschaften erklären zu wollen, die sich von ihrer "Natur" her (Natur-wissenschaften) rein auf die Materie stützen. Wer nur die Materie betrachtet fängt zu spät an zu denken und hört zu früh damit auf. Er wird der gesamten Schöpfungsexistenz nicht gerecht. Schon Aristoteles, ein antikes Allround-Genie, Philosoph, Geistes- und Naturwissenschaftler kam vor Jahrhunderten in der Betrachtung der damals herrschenden Meinung von der Ewigkeit der Materie auf den Schluss, dass es einen ersten "unbewegten Beweger" geben muss, da sonst die Vorkommnisse in der Natur nicht zu erklären seien. Wir können also endlich schlussfolgern:
Eine rein auf die Naturwissenschaften gegründete Weltansicht ist von ihrer eigenen Natur her nicht in der Lage auf religiöse, ethische und moralische Fragen zu antworten. Der szientistische Rationalismus ist falsch und kann von keinem wahrhaft suchenden und logisch denkenden Menschen als wahr angenommen werden.
Wissenschaft und Theologie ergänzen und bedingen einander
Aus den oben genannten Gründen wird ersichtlich, warum die Wissenschaften in der Antike so geblüht haben und zu hervorragenden Resultaten gekommen sind: Sie haben zusammengearbeitet - und nicht gegeneinander. Jede einzelne Wissenschaft beschäftigte sich mit einem einzelnen Gebiet - wohlwissend, wo ihre Grenzen liegen.
Wenn es Gott wirklich gibt und er der Urheber der gesamten Schöpfung ist, dann wird es nicht möglich sein ihn mit wissenschaftlichen Entdeckungen zu "widerlegen" - man wird ihn als letzten Urgrund anerkennen müssen, da er am Ende und Anfang aller wissenschaftlichen Betrachtungen steht. Sonst müsste man ihn mit seinen eigenen Werken widerlegen: Die Brötchen müssten dazu dienen, die nicht-Existenz des Bäckers zu beweisen. Interessanterweise kommen Wissenschaftler im modernen Fortgang mehr und mehr an ihre Erklärungsgrenzen und bejahen, dass ihre Entdeckungen mehr und mehr auf das Eingreifen einer übergeordneten Intelligenz schließen lassen. Die Frage nach der Herkunft und Entstehung der in sich perfekten und komplexen Systeme dieses Erdballs; die Entdeckung von Naturgesetzen, welche schon aus sich heraus die Frage nach einer Intelligenz hinter dem Ganzen stellen; und vor allem die immerwährende Frage nach dem letzten Urgrund alles Geschaffenen bringen Wissenschaftler dazu, nicht mehr an einem Eingreifen Gottes vorbeizukommen.
Das wohl bekannteste Beispiel ist jenes des Quantenphysikers Anton Zeilingers, der mit einem kleinen Interview in der wissenschaftlichen Welt eine Menge Wirbel verursachte. Dass hier kein Laie spricht, bezeichnen die Unmengen an wissenschaftlichen Auszeichnungen, die er im Laufe seines Wirkens erhielt: Zeilinger ist „Österreichischer Wissenschaftler des Jahres“, erhielt den Wissenschaftspreis der Stadt Wien, das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, die Isaac-Newton-Medaille des renommierten Institute of Physics, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, den Alexander von Humboldt-Forschungspreis, den „World Future Award“, den „King Faisal International Prize“, die Lorenz-Oken-Medaille der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, den „Erwin Wenzl - Preis“ und die Ehrendoktortitel der Humboldt-Universität zu Berlin und der Uniwersytet Gdański.
Wo sehen Sie Lücken im Weltbild der Biologie?
Zeilinger: Für die Mutation, die spontane Änderung der Erbinformation verwenden auch Biologen das Wort Zufall – und geben damit zu, dass hier etwas ist, das man nicht immer im Detail erklären kann. In dem Moment, wo quantenmechanische Prozesse eine Rolle spielen – und das ist sicher bei einigen Mutationen der Fall –, heißt das, dass im Prinzip keine kausale Erklärung möglich ist. Also darf ich als Biologe nicht behaupten, dass ich alles erklären kann. Das heißt nicht, dass ich gezwungen werde, eine Intervention Gottes anzunehmen. Das heißt aber, dass ich es nicht ausschließen kann. Das wäre unseriös. Und wenn ein Theologe kommt und sagt, er sieht da eine gewisse Chance für ein Eingreifen Gottes, dann muss ich sagen: Das kann ich nicht widerlegen. Das ist natürlich eine Glaubensfrage. Wie es so schön heißt: „The Lord loves to hide.“
Bietet der quantenmechanische Zufall also eine Luke für Theologie?
Zeilinger: Man muss zwei Fragen unterscheiden. Die eine ist: Kann man sich einen Gott vorstellen, der am Anfang des Universums steht, sei es über Naturgesetze oder Anfangsbedingungen? Das kann man als Naturwissenschaftler nie widerlegen und als Theologe nie beweisen. Die zweite Frage ist: Kann es einen Gott geben, der nach wie vor in die Welt eingreift, was ja für viele Religionen eine zentrale Annahme ist? Und wie könnte das stattfinden, ohne den Naturgesetzen zu widersprechen? Da ist das Einzelereignis in der Quantenphysik sicher eine Möglichkeit. Ich möchte nicht sagen: Dort ist es. Aber dort muss der Naturwissenschaftler sagen: Hier sind Grenzen meiner Erklärungsmöglichkeiten.
Wieso sind heute Physiker eher bereit als Biologen, von den Grenzen der Naturwissenschaft zu sprechen?
Zeilinger: Wie war es denn mit der Physik im 19.Jahrhundert? Erinnern wir uns an die Antwort von La Place auf die Frage nach Gott: „Diese Hypothese benötige ich nicht.“ So geht es den Biologen vielleicht heute: Sie brauchen das noch nicht. Sie können noch alles wunderschön in einem kausalen, materialistischen Bild durchziehen. Die sind noch nicht so weit. Die kommen noch drauf, dass man nicht alles beantworten kann. Ich habe einmal in einem Vortrag gesagt, dass das Kausalgesetz in der Quantenphysik durchbrochen wird. Da ist dann ein Biologe zu mir gekommen und hat gesagt: „Das kann man doch nicht machen! Wir versuchen seit 1900, die Biologie der Physik nachzubauen. Jetzt kommen die Physiker und ziehen uns den Teppich unter den Füßen weg!“ – Natürlich ist das Forschungsprogramm der Biologie sehr erfolgreich. Man muss es sicher durchziehen, bis man ansteht. Aber dass man eines Tages anstehen wird, ist für mich ziemlich klar.
Und rein logisch betrachtet: Müsste nicht in jedem einzelnen Wissenschaftler bei jeder immer neuen Entdeckung, bei den hochgradig komplexen Lebewesen, Systemen, Mikrokosmen usw., die sie noch dazu besser verstehen als es jeder Laie tut, die Frage nach der Herkunft dieser wunderbaren Dinge aufkommen? Müsste nicht die Tatsache, dass man sich als Mensch vor solch einem riesigen Wunder befindet, das man es erst nach und nach entdecken und aufschlüsseln kann, endlich die Köpfe zum rattern bringen? Wissenschaft ist etwas Wunderbares, die Neugier der Menschen etwas gottgegebenes. Indem wir unsere Umwelt immer mehr untersuchen und nachvollziehen suchen, kommen wir mehr und mehr hinter diese riesige Genialität, die hinter dieser einzigartigen Gottesschöpfung stecken muss. Zuerst war die Schöpfung, und nun kommen wir - nicht umgekehrt. Wir sind nicht die Urheber, auch wenn wir inzwischen vieles davon verstehen. Wir sind Tag für Tag in eine perfekt funktionierende - und noch dazu wunderschöne - Welt gesetzt, die in allem was sich in ihr tut den Fingerabdruck der göttlichen Schöpfungsmacht trägt. Als Teil dieser wunderbaren Welt - und verstehen wir sie noch so gut - steht es uns nicht zu, uns über die Welt zu erheben und uns anzumaßen, den Urheber dieses riesigen Wunders ausblenden zu wollen. Viele berühmte Menschen sind gerade durch die Wissenschaften zum Glauben an einen Urheber - einen Schöpfergott - gelangt, da die Wissenschaft nichts anderes tut, als mit jeder neuen Entdeckung die Allmacht Gottes zu verherrlichen, so wie es Forscher tun, die sich der Existenz Gottes bewusst sind. Schauen Sie hier für die Aussprüche berühmter gläubiger Wissenschaftler!
Wissenschaft und Glaube können sich nicht ausschließen, denn es wird und kann niemals gelingen, dass der Urheber dieses Schöpfungswunders Kosmos, in dem wir uns alle befinden, widerlegt werden kann. Die Wirkungsallmacht der Herrn steht vor unser aller Nase - und jeder, der nur einmal den Flügel eines Schmetterlings oder einen Sonnenuntergang mit offenem Herzen miterlebt hat, wird tief in seinem Herzen die Wahrheit von Gottes Schöpfung erspüren. Der Mensch und der Kosmos sind keine Produkte des Zufalls. Sie sind tiefsinnig erschaffene und zielgerichtete Produkte eines liebenden Gottes. Sollte die Wissenschaft recht haben, wäre "jeder Mensch mit seinem bisschen Gewebe und Wasser ca. 80 Cent wert, bei steigenden Wasserpreisen vielleicht ein wenig mehr" (Manfred Lütz). Tief im Innern spürt ein jeder Mensch jedoch, dass er mehr wert und Teil eines großen Plans ist, der weit über das bloß-Materielle einer gottlosen Wissenschaft hinaus geht. Eine Ausblendung Gottes aus dem Leben der Menschen wird seinem inneren Anspruch und seiner gotteingegebene Sehnsucht nach dem vollendeten, letzten, ganz erfüllenden Ziel nicht gerecht. Die Menschen werden sich dieser Realität stellen müssen, ob sie es wollen oder nicht. Allein mit beiden Dimensionen, die im Menschen vereint sind - der materiellen und geistlichen Wirklichkeiten -, also der Natur- und Geisteswissenschaften im Verbund, kann eine allumfassende Beschäftigung mit unserer Welt gegeben sein. Durch das sture Ausblenden der geistigen Realitäten wird der Mensch auf ein wertloses Objekt reduziert, dass letztlich keinen Wert und keine Moral nötig hat. Das tiefsinnige Leben eines jeden Menschen, mit seinen spezifischen Aufgaben und seinem letzten Ziel in Gott, wird ver- und missachtet, so dass der Mensch dem als Ziel hinterherjagt, was eigentlich nur ein Mittel zum Zweck sein soll: Er macht das Vergängliche zum Mittelpunkt, obwohl die Ewigkeit des jenseitigen Lebens das eigentliche Ziel ist.
Machen wir die Augen auf, öffnen wir uns für alle Realitäten dieser Welt! Und dazu gehört Gott - wie durch so viele Menschen beispielhaft bestätigt - als allumfassender Grund mehr als jede andere. Was nützt die große Erkenntnis über die Funktionen des Lebens, wenn ich nicht weiß welchen Sinn mein Leben hat? Was nützt das Wissen vom Anfang des Lebens, wenn ich mich doch nicht aufs Ende besinne? Was nützt alles Wissen, wenn ich doch das wichtigste Wissen um die Ewigkeit und die damit verbunden Verpflichtungen nicht habe? Was einzig im Tod bleiben wird, werden die geistigen Schätze sein: das Leben für Gott, das Streben nach guten Werken, die Entfaltung der Liebe und das Eifern für Gottes Interessen. Zu diesen erhabensten aller Ziele kann die Wissenschaft ein dienliches Instrument sein. Doch wenn dieses Instrument als Waffe gegen die Wahrheit eingesetzt wird, um Menschen von ihrer ewigen Bestimmung abzulenken und den Menschen sowie das Leben zu entwerten, dann macht man nicht nur den Bock zum Gärtner, sondern lädt in seiner Blindheit eine Schuld auf sich, die mit dem Hören auf die Stimme des Herzens, dem Schauen auf den Fingerabdruck Gottes in der Schöpfung und einer gesunden Demut vermieden werden kann - und zu einem wirklich wahrhaftigen, nämlich der Wahrheit gewidmeten, Leben führt, in welchem man sein Leben nicht verlebt, sondern bewusst ausreizt bis zum Letzten: Nämlich in der tiefen Gewissheit, dass es letztlich darum geht, was der Katechismus so schön fomuliert:
Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und dadurch in den Himmel zu kommen.
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Physiker: Größe des Universums lässt Größe Gottes erahnen
Rehe (kath.net/idea)
"Je mehr wir von der Natur entdecken, desto größer wird Gott." Diese Ansicht vertrat der Physikprofessor Thomas Schimmel (Karlsruhe) auf der Hauptkonferenz der Studiengemeinschaft Wort und Wissen, die vom 3. bis 6. Juni 2010 in Rehe (Westerwald) stattfand. Nach seinen Worten sind die bis ins kleinste Detail abgestimmten Gesetzmäßigkeiten in der Natur ein Hinweis auf das Wirken eines Schöpfers. Der britische Physiker Paul Davies habe diese Feinabstimmung mit der Präzision eines Scharfschützen verglichen, der ein Ziel mit einem Zentimeter Durchmesser am anderen Ende des beobachtbaren Universums treffe.
Schimmel zufolge kann die Wissenschaft die Naturgesetze lediglich verstehen, aber nicht sagen, woher die Spielregeln kommen. Zwar lasse die Größe des Universums die Größe des Schöpfers erahnen, man könne Gott aber nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden beweisen. Deshalb dränge sich die Frage auf, wie der Mensch mit seinen begrenzten Erkenntnissen in einem riesigen Universum Gott finden könne. Die Botschaft der Bibel laute: "Nicht wir müssen Gott finden, Gott findet uns." Er habe sich dem Menschen in Jesus Christus zu erkennen gegeben: "Der große Gott kommt in meine kleine Welt." Im Blick auf das Verhältnis von Wissenschaft und Glaube zitierte Schimmel einen "Vater der modernen Physik", Max Planck (1858-1947): "Wissenschaft und Glaube sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen und bedingen einander."
Aus:
http://www.kathwahrheit.de/index.php?option=com_content&view=article&id=259&Itemid=1598