Fast alle Gebete um den Heiligen Geist beginnen mit der Anrufung "Komm!" Was das Kommen des Geistes bewirkt, werden uns die folgenden Strophen zeigen. Wenn wir aber um sein Kommen rufen, so zeigt dies, dass der Heilige Geist die Fähigkeit hat, zu uns zu kommen. Sonst wäre diese Anrufung ja sinnlos.
Das Wort für Geist stammt in vielen Sprachen aus dem Wortfeld Wind, Atem. Deutlich wird das im hebräischen Wort ruach, aber auch das griechische Wort pneuma und das lateinsche spiritus stammen aus diesem Wortfeld. Im deutschen Wort Geist und im englischen ghost steckt die Wurzel "gast", das ebenso Atem bedeutet.
Der Name ist Programm. Der Geist ist derjenige, der "weht wo er will". Der Wind kennt keine Grenzen. Er ist als leises Säuseln spürbar, wenn er stärker ist, dringt er durch die feinsten Ritzen und als Sturm kann er alle Hindernisse beseitigen. Wenn wir heute das Phänomen der Winde auch naturwissenschaftlich erklären können, so bleibt dem normalen Menschen doch die Quelle der Kraft des Windes verborgen.
Der Wind hat eine Kraft, der wir uns nicht entziehen können und deren Quelle wir nicht erkennen können. Wen wundert es dann, dass die dritte göttliche Person den Namen Geist trägt? Die Quelle seiner Kraft, die Gottheit, bleibt uns ebenso verborgen wir die Kraftquelle des Windes. Sein Wirken aber können wir spüren. Wir merken, wenn der Heilige Geist da ist, wenn seine Kraft die Menschen verwandelt. Wir können es in uns spüren, wie er uns antreibt zum Beten, zur Liebe zu Gott, zum Tun, zum liebevollen Handeln an den Menschen. Wir merken es, wenn plötzlich etwas mit uns geschieht, das wir uns selbst nicht zugetraut hätten. Wir merken es, wenn Gemeinschaft entsteht, eine Atmosphäre, die wir selbst nicht machen können.
Es gibt viele Beispiele für das Wirken des Heiligen Geist in der Heiligen Schrift. Jesus hat nach seiner Auferstehung seine Jünger angehaucht und gesagt: Empfangt den Heiligen Geist! Am Pfingsttag kommt der Heilige Geist in Sturm und Feuerzungen. In Ezechiel 37 ruft Gott in einer Vision den Propheten dazu auf, den Geist auf die verdorrten Gebeine herabzurufen: "Geist, komm herbei von den vier Winden! Hauch diese Gebeine an, damit die lebendig werden!" - Der Geist Gottes macht lebendig. Er schenkt Leben, schafft neues Leben.
"Der Heilige Geist ist das höchste Geschenk Gottes an den Menschen, das heißt, das höchste Zeugnis seiner Liebe zu uns, einer Liebe, die konkreten Ausdruck findet im Ja zum Leben, das Gott für jedes seiner Geschöpfe will. Dieses Ja zum Leben erreicht seine vollkommene Gestalt in Jesus von Nazareth und seinem Sieg über das Böse durch die Erlösung." (Papst Benedikt XVI.)
Komm, o Heiliger Geist!
Komm, du Kraft Gottes und du Zärtlichkeit Gottes!
Komm, der du Bewegung und Ruhe gleichzeitig bist!
Erneuere unseren Mut,
erfülle unsere Einsamkeit in der Welt,
erschaffe in uns die Intimität mit Gott!
Wir sagen nicht mehr wie der Prophet:
Komm herbei aus den vier Winden,
als wüssten wir noch nicht, woher du kommst;
wir sagen:
Komm, o Geist, aus der durchbohrten Seite Christi am Kreuz!
Komm aus dem Mund des Auferstandenen! Komm Geist, du Schöpfer !Wenn wir das Credo beten, bekennen wir: "Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht." Der "Schöpfer Geist" ist die Kraft Gottes, die aller Schöpfung Leben gibt, und die Quelle neuen und überreichen Lebens in Christus.
Wie der Vater und der Sohn so wirkt auch der Heilige Geist am Werk der Schöpfung mit. Die Schöpfung ist das gemeinsame Werk des einen Gottes in drei Personen. Der Heilige Geist ist es, der alles zusammenhält und lebendig macht. Der Heilige Geist ist es, der die Menschen neu macht zu Kindern Gottes. Wenn wir den Heiligen Geist auf uns herabrufen, so bedeutet das, dass wir uns ganz dem Handeln Gottes überlassen, dass er uns neu macht, damit wir seinen Willen tun.
Hier ist uns Maria ein Vorbild. Sie sprach zu dem Engel: Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort. So hat sie sich ganz dem Wirken des Heiligen Geistes geöffnet. Die schöpferische Macht des Höchsten bildete den Leib Christi, als der Heilige Geist über die Jungfrau Maria kam.
In jedem von uns steckt die Sehnsucht nach diesem neuen Leben in Gott, zu dem uns der Heilige Geist führen möchte. Wir spüren dies in unserer Sehnsucht nach erfülltem Leben, einer Sehnsucht, die nur Gott stillen kann. Doch viele Menschen finden nicht den Weg zu diesem Leben, weil sie sich mit irgendwelchen Ersatzbefriedigungen abgeben. Manche geben resigniert die Suche auf, verkümmern in Eintönigkeit und Langeweile oder enden gar in der Sucht.
Leben beginnt, wenn wir unsere Augen öffnen für das Große, das Gott in jeden Menschen hinein gelegt hat, Leben beginnt, wenn wir den Heiligen Geist an uns wirken lassen. Dann können wir die Enge unserer Häuser und Städte durchbrechen. Wir entdecken eine Weite, die unendlichen Spielraum lässt für das Abenteuer des Lebens.
Komm, Heiliger Geist,
komm und schaffe uns neu!
Führe uns heraus aus Langeweile und Resignation,
führe uns heraus aus der Enge unseres Alltags,
führe uns in die Weite des Himmels,
führe uns zum wahren Leben,
für das Gott uns geschaffen hat! Komm, suche heim die Herzen !Heimsuchen - zu Hause aufsuchen - besuchen. Das bedeutet, jemandem ganz nahe kommen. Man trifft sich nicht an einem "neutralen Ort", sondern in der Wohnung, dem Zuhause dessen, den man besucht.
Um dem Heiligen Geist zu begegnen, müssen wir nicht nach draußen gehen. Er kommt zu uns. Er besucht uns. Wir müssen ihn aber hineinlassen, ihn nicht abfertigen zwischen Tür und Angel, ihn nicht nur bis in den Flur hinein lassen, sondern in unsere gute Stube bitten, in unser Innerstes, unser Herz.
Herz, das meint mehr als das Organ, das unseren Blutkreislauf in Bewegung hält. Herz, das steht für das Innerste des Menschen. Von ganzem Herzen sagen wir, wenn uns etwas wirklich wichtig ist. Es traf sie mitten ins Herz - heißt es von denen, die an Pfingsten die Worte des Petrus hörten. Mitten in unser Herz will der Heilige Geist eindringen.
Im lateinischen Text stehen zwei verschiedene Worte in der zweiten und vierten Zeile - mens und pectus, Geist und Brust. Wenn wir diese beiden Worte mit Herz übersetzen, so meinen wir damit auch, dass der Mensch eine Einheit ist aus Geist und Leib. Geist und Leib vereinen sich im Herzen eines Menschen. Das Herz ist das Zentrum unserer Persönlichkeit, unseres Denkens und Fühlens, es ist aber auch das Zentrum unseres Leibes, den es mit seiner Kraft am Leben erhält.
Nicht nur im geistig-geistlichen Bereich kommt unsere Beziehung zum Heiligen Geist zum Ausdruck. Unser Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes sagt Paulus (vgl. 1Kor 3,16). Das geistliche Leben betrifft auch den Umgang mit unserem Leib behandeln.
Der Mensch ist immer ganz. Wenn Inneres und Äußeres, Denken und Tun nicht im Einklang stehen, wird der Mensch zum Heuchler. Der Heilige Geist will ganze Menschen. Er will unser Inneres und Äußeres heil und gesund machen und mit seiner Kraft erfüllen, damit wir so zu lebendigen Ikonen der Liebe Gottes werden.
Erfülle mit höchster GnadeDie ersten drei Verse des Hymnus Veni Creator enthalten jeweils eine Anrufung des Heiligen Geistes: Komm auf uns herab! Besuche uns! Erfülle uns!
Doch, so fragen wir uns vielleicht, haben wir als getaufte und gefirmte Menschen nicht bereits den Heiligen Geist empfangen? Warum müssen wir ihn immer wieder erneut herab rufen? Auch in der Apostelgeschichte lesen wir, dass der Heilige Geist immer wieder neu auf die Menschen herabkommt (vgl. Apg 4,31) und Paulus ruft selbst aktive Christen auf, sich immer neu vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen (vgl. Eph 5,18).
Man kann dies so verstehen, dass es immer neue Stufen gibt, in denen der Heilige Geist uns tiefer in das Wirken Gottes einführt. Thomas von Aquin schreibt dazu:
"Es gibt eine unsichtbare Aussendung des Heiligen Geistes, jedesmal, wenn sich ein Fortschritt in der Tugend oder ein Zunehmen der Gnade verwirklicht; wenn jemand zu einer neuen Beschäftigung schreitet, oder in einen neuen Stand der Gnade übergeht: zum Beispiel wenn er die Gabe erhält, Wunder zu wirken oder die Gabe der Prophetie, oder wenn er irgend etwas unternimmt, das beschwerlich ist und ihn stark beansprucht."
Wir dürfen immer wieder um die Gabe des Heiligen Geistes bitten. Aber Vorsicht! Wir sollten dann auch bereit sein, ihn an uns wirken, ihn uns verändern zu lassen.
Ohne den Heiligen Geist ist Gott fern,
Christus bleibt in der Vergangenheit,
das Evangelium ist toter Buchstabe,
die Kirche eine bloße Organisation,
die Hierarchie eine Herrschaft,
die Mission eine Propaganda,
der Gottesdienst eine Beschwörung,
das christliche Handeln eine Sklavenmoral.
Aber mit dem Heiligen Geist
ist der Kosmos erhöht
und erfährt die Geburt des Reiches Gottes,
Christus ist gegenwärtig,
das Evangelium ist Lebenskraft,
die Kirche Zeichen der Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes,
die Hierarchie befreiender Dienst,
die Mission ein Pfingsten,
die Liturgie Gedenken und Vorausnahme,
das menschliche Handeln ist vergöttlicht.
(Raniero Cantalamessa)
Qui Paraclitus diceris,
donum Dei altissimi,
fons vivus, ignis, caritas
et spiritalis unctio.
Wohne in uns!
Himmlischer König, Tröster,
Geist der Wahrheit,
der du allgegenwärtig bist
und das Universum erfüllst,
Schatz der Gnaden,
der du das Leben spendest:
komm und wohne in uns,
reinige uns von allem,
was schändlich ist
und rette unsere Seele,
o Gott der Güte. Du wirst genannt der Paraklet,
Geschenk vom höchsten Gott bist du,
lebendig Wasser, Feuersglut
Liebe und Salbung für den Geist.Der Herabrufung des Heiligen Geistes in der ersten Strophe folgt nun die Lobrede über den Geist. Er ist das Geschenk Gottes, in dem Gott selbst sich uns schenkt und in uns wohnt. Er ist lebendiges (frisches, also nicht abgestandenes) - Leben spendendes Wasser und Feuer zugleich, das Feuer, das uns reinigt und antreibt, das Wasser, das uns erfrischt und kräftigt. Er ist die Liebe Gottes, die alle eint. Seine geistliche Salbung gibt uns Anteil am dreifachen Amt Christi, sie macht uns zu Königen, Priestern und Propheten.
Der Paraklet - Beistand und TrösterEin besonderer Titel des Heiligen Geistes ist Paraklet. Das heißt übersetzt Beistand und Tröster. Es ist der Evangelist Johannes der uns in seinem Evangelium diesen Titel des Heiligen Geistes überliefert. Vor seinem Tod verheißt Jesus seinen Jüngern den Beistand, der für immer bei ihnen bleibt (vgl. Joh 14,17), der für Christus Zeugnis ablegt (vgl. Joh 15,26) und die Jünger in die volle Wahrheit führt (vgl. Joh 16,13).
In der frühen Kirche haben die Menschen diesen Beistand des Heiligen Geistes ganz besonders in den Verfolgungen erfahren. Er war es, der ihnen zur rechten Zeit das rechte Wort eingegeben hat, um unerschütterlich den Glauben zu bekennen. Auch wenn wir heute keine Verfolgungen zu fürchten brauchen, gehört in unserer Gesellschaft doch immer mehr Mut dazu, sich offen zum Glauben zu bekennen. Der Heilige Geist legt uns zur rechten Zeit die richtigen Worte in den Mund.
Paraklet bedeutet auch Tröster. In unserem Leben sind wir oft traurig, es läuft nicht so, wie wir es uns vorstellen, unerwartet kommen Leiden und Schicksalsschläge über uns. Wir sind oft nahe daran, zu verzweifeln. Trost bedeutet, dass jemand Ja zu uns sagt, wenn wir um uns herum nur Nein hören, dass uns jemand eine Perspektive eröffnet, wo wir nur verschlossene Türen sehen, dass uns jemand Liebe schenkt, wo wir nur Ablehnung erfahren.
Wir können die tröstende Wirkung des Heiligen Geistes manchmal direkt in unserem Herzen erfahren, aber meist sind es Menschen, durch die der Heilige Geist an uns wirkt, Menschen, die sich von seiner Kraft erfüllen lassen und bereit sind, die Liebe, die sie selbst erfahren haben, weiterzuschenken.
Auch ich kann ein solcher Mensch sein. Es gibt Tage, in denen ich des Trostes bedarf, doch es folgen auch Tage, in denen ich selbst Tröster sein kann. Der Trost ist Gabe und Aufgabe, die der Heilige Geist uns Menschen mitteilt (vgl. 2Kor 1,3-4). Wenn wir fragen, wem wir den Trost des Heiligen Geistes schenken können, sollten wir die Augen weit öffnen. Vielleicht sind es gerade Momente und Menschen, die wir so nicht erwartet haben, bei denen es unsere Aufgabe ist, zu trösten.
Der Heilige Geist macht, dass wir verstehen und uns verstanden wissen, dass wir getröstet sind und auf die Hilfe Gottes vertrauen. So werden wir zu Menschen, die hinaus gehen, um Zeugnis für Christus zu geben, er macht uns zu Menschen, die die Nöte anderer verstehen können und ihnen Trost und Hilfe schenken können.
"Durch unser eigenes Leid, durch unseren eigenen Schmerz, mehr noch: durch unsere eigenen Sünden belehrt, wird unser Sinn und unser Herz vorbereitet sein zu jeglichem Werk der Liebe denen gegenüber, die es nötig haben. Je nach unserer Fähigkeit werden wir Tröster nach dem Bild des Parakleten sein, und zwar in sämtlichen Bedeutungen dieses Wortes: Anwälte, Helfer, Trostbringer. Unsere Worte und unsere Ratschläge, unsere Art des Handelns, unsere Stimme, unser Blick, alles wird freundlich und beruhigend sein."
(J.H. Newman)
Komm, Heiliger Geist! Du unser Beistand!
Hilf uns, das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen,
und unseren Glauben an Jesus Christus offen zu bekennen.
Komm Heiliger Geist, du Geist des Trostes!
Komm und tröste uns in all unserer Not
und gib auch uns die Kraft, alle zu trösten, die in Not sind!
Pfingsten Komm, Heiliger Geist!
Du bist der Geist der Wahrheit,
du bist der Lohn der Heiligen,
die Erquickung der Seelen,
das Licht in der Finsternis,
der Reichtum der Armen,
der Schatz der Liebenden,
die Sättigung der Hungernden,
der Trost der Betrübten.
Du bist es, in dem alle
Schätze enthalten sind.
Komm, du Nahrung aller
reinen Gedanken,
du Quell aller Güte,
du höchste Reinheit.
Komm und nimm alles von
uns weg, was uns hindert,
in dich aufgenommen zu werden.
Komm, Heiliger Geist! Quelle lebendigen WassersLebendiges Wasser, eine sprudelnde Quelle, das steht für Erfrischung. Das Wasser gibt dem Durstigen neue Kraft. Es belebt. So belebt der Heilige Geist unseren Geist, er macht ihn frisch und neu. Wo kein Wasser ist, entsteht Wüste, ein lebensfeindlicher Ort. So vertrocknet auch ein Mensch, dem das Wasser des Heiligen Geistes fehlt. Wir brauchen das lebendige und Leben spendende Wasser des Geistes, um zu einem erfüllten Leben zu gelangen.
Der heilige Ambrosius sagt: "Wir verstehen unter fons - Quelle - nicht das Wasser, das erschaffen wurde, sondern die Quelle der göttlichen Gnade, das heißt den Heiligen Geist: er ist das lebendige Wasser." Doch der Heilige Geist ist nicht nur Quelle. Das Wasser, das aus dieser Quelle entspringt, wird zu einem riesigen Fluß von gewaltiger Wucht. Mit diesem Fluß soll sich unsere Seele verbinden. Die heilige Maria Magdalena von Pazzi sagt:
"Der Geist, der sich bewegt, ist in sich das Wesen des Vaters und das Wesen des Wortes und geht hervor aus dem Wesen des Vaters und dem Wohlgefallen des Wortes. Er kommt als sprudelnder Quell in die Seele, und sie taucht mit ihm unter.
Es ist, wie wenn zwei Flüsse sich vereinigen, so dass der kleinere seinen eigenen Namen verliert und den des größeren annimmt; so wirkt der Heilige Geist, wenn er in die Seele kommt, um sich mit uns zu verbinden. Die Seele ist kleiner. Darum muss sie ihren Namen verlieren und ihn dem Geist überlassen; das tut sie, wenn sie sich in den Geist verwandelt, um eins mit ihm zu werden." Der Heilige Geist ist das Wasser, das aus dem Erlöser hervorgeht und die große Wüste dieses Lebens verwandelt in Orte voller Leben. Öffnen wir alle Schleusen, damit dieses Wasser mit seiner ganzen Kraft in uns eindringen kann, den Garten unserer Seele bewässern und uns so neues Leben schenken kann.
Reinigendes FeuerIn derselben Zeile wird der Heilige Geist Quelle lebendigen Wassers und Feuersglut genannt. Diese beiden Symbole scheinen einander zu widersprechen. Doch gerade durch solche Formulierungen zeigt die religiöse Sprache, dass das, was in menschlichen Worten zum Ausdruck kommt, menschliches Verstehen übersteigt. Indem die Gegensätze die Extreme einnehmen, haben sie den Vorteil, zwischen sich einen unbegrenzten Raum zu schaffen und so den Horizont ins Endlose zu erweitern.
In ihrer reinigenden Funktion ergänzen sich Feuer und Wasser. Vieles wird mit Wasser gereinigt, aber gerade wertvolle Metalle müssen zur Reinigung durch das Feuer gehen. Rein wie Silber, geschmolzen im Ofen, von Schlacken geschieden, geläutert siebenfach, so nennt der Psalmist (vgl. Ps 12,7) die Worte des Herrn und ebenso sollen auch die Menschen von ihren Sünden gereinigt werden (vgl. Sach 13,9).
Das Wasser der Taufe, das uns rein wäscht von unseren Sünden und das Feuer des Heiligen Geistes, das uns läutert, wirken untrennbar zusammen. Die reinigende Wirkung des Feuers des Heiligen Geistes besteht darin, dass wir uns unserer Sünden bewusst werden, sie bereuen und bekennen und so Gottes Vergebung erfahren. Diese innere Reinigung ist die Grundlage dafür, dass Gottes Heiliger Geist mit seiner ganzen Kraft in uns wirken kann.
Heiliger Geist, komm und reinige unsere Seelen durch das heilende Feuer der göttlichen Liebe!
Entzündendes FeuerFeuer reinigt, aber ebenso entflammt es auch. Der heilige Ambrosius sagt, dass der Heilige Geist in Feuerzungen herabkam "um die Sünden aller zu vergeben und um die Seele und den Geist der Gläubigen wie Feuer zu entflammen."
Kälte lässt erstarren. Wir erleben es jedes Jahr, wie im Winter in der Natur vieles wie tot ist. Doch wenn die Wärme des Frühjahres über die Erde kommt, erwacht die Natur zu neuem Leben. Alles beginnt zu grünen und auch in uns Menschen erwacht dann oft neue Lebensfreude.
Vom einem besonders aktiven Menschen sagen wir, dass er Feuer in sich hat. Wir sind gerne mit solchen Menschen zusammen, die Lebensfreude versprühen, während träge Menschen uns meist langweilen.
Oft spüren wir selbst eine Trägheit in uns und fragen uns, wie wir das Feuer in uns neu entzünden können. Wir können das nicht selbst tun. Es genügt nicht zu sagen, dass wir Eifer brauchen, um die Trägheit zu überwinden, denn es ist ja gerade das Zeichen der Trägheit, dass uns der Eifer fehlt.
Wir brauchen den Heiligen Geist, um die Flamme des Lebens in uns neu zu entfachen. Das Feuer des Heiligen Geistes überwindet unsere Trägheit und Lauheit. Wir dürfen um ein ganz persönliches Pfingsten in unserem Leben beten!
Komm, Heiliger Geist, entzünde uns mit deinem Feuer, das alle Trägheit und Lauheit überwindet und uns mit neuer Kraft und Lebensfreude durch unser Leben und zu unseren Mitmenschen gehen lässt!
Flamme der LiebeDer Heilige Augustinus sagt in einer Predigt zum Pfingstfest: "Heute kam der Heilige Geist mit plötzlichem Brausen über die Jünger, wandelte die Herzen der fleischlich Gesinnten, dass sie ihn liebten, und während äußerlich Feuerzungen erschienen, wurden innerlich die Herzen entflammt, denn indem sie Gott in Feuergestalt aufnahmen, entbrannte in ihnen angenehm die Liebe."
Das Feuer, von dem hier die Rede ist, ist ein unkörperliches Feuer, es verbrennt den Menschen nicht von außen, sondern brennt im Inneren und entfacht die Herzen. Ein in solcher Weise vom Heiligen Geist entflammter Mensch ist erfüllt von den vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes. Wir hören in der Apostelgeschichte (2,1-11), wie die Worte der Apostel die Zuhörer mitten ins Herz trafen.
Vieles, was in dieser Welt und auch in der Kirche geredet wird, prallt äußerlich an den Menschen ab, gelangt vielleicht noch bis in der Verstand, aber geht nicht tief ins Herz hinein und bewirkt so nur wenig in den Menschen. Wenn wir uns fragen, warum heute so viele Menschen der Kirche gleichgültig oder gar ablehnend gegenüber stehen, so ist denke ich ein wichtiger Grund der, dass sie die Worte, die dort gesprochen werden, viele Mensche nicht mehr persönlich treffen.
Beten wir für unsere Kirche um ein neues Pfingsten, dass sich die Gläubigen neu vom Heiligen Geist reinigen und erfüllen lassen. Beten wir für die Priester, dass ihre Verkündigung voll Geist und Leben ist, beten wir für alle Gläubigen, dass sie an ihrem Platz in der Welt mutig und kraftvoll für Jesus Christus Zeugnis geben können. Beten wir für die Kirche, dass in ihr Einheit und Liebe herrschen.
Heiliger Geist, ich bete Dich an als die dritte Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit: als die Liebe. Du bist die ewige Liebe, in der Vater und Sohn einander lieben. Du bist auch der Ursprung jeder echten Liebe und vor allem die Quelle der übernatürlichen Liebe, an der wir teilhaben durch Deine Gnade. Entzünde diese Liebe in unseren Herzen.
Im Zeichen des Feuers bist Du am Pfingsttag über die Kirche Christi gekommen. Lass diesen Feuerbrand auch in uns auflodern! Verbrenne den Geist der Welt und alle unechte Liebe in unseren Herzen.
Verbrenne in uns die Reste des alten Menschen und die Schlacken der Sünde, auf dass wir rein und heilig hervorgehen als neue Menschen. Ja, lass aufleuchten in uns die reine Flamme übernatürlicher Liebe, damit wir innewerden Deiner ewigen göttlichen Schönheit und unser ganzes Sehnen nur noch brennt nach Dir, unserem Gott, bis wir einmal in Dir, dem Urquell und dem Meer der Liebe, Heimat und Vollendung finden.
Amen.
Für die weiteren Strophen des Hymnus habe ich noch keine zusammenhängende Betrachtung geschrieben. Nach und nach sollen aber hier das Fehlende ergänzt werden.
Der Geist - siebenfältige GabeZu den sieben Gaben des Geistes verweise ich auf die Pfingstnovene zu den sieben Gaben des Geistes.
Der Geist - FriedensspenderIn der zweiten Zeile der fünften Strophe wird der Heilige Geist gebeten um die Gabe des Friedens. Der Geist ist es, der Einheit und Frieden unter den Menschen schafft. Um diesen Frieden bitten wir, wenn wir den Heiligen Geist mit den Worten anrufen:
Schenke uns bald deinen Frieden. "Der geisterfüllte Mensch wird zum Förderer der Einheit unter den Gläubigen und in der Menschheitsfamilie," so sagt es Papst Benedikt XVI. Als Jesus den Jüngern erscheint und sie anhaucht mit den Worten "Empfangt den Heiligen Geist!" (Joh 20,19-23), da hat er vorher zu ihnen gesagt: "Friede sei mit euch!" Dieser Friedenswunsch durchzieht die Geschichte des Christentums. Wir kennen auch heute noch den alten jüdischen Gruß "Schalom", den Jesus wohl gebraucht hat und der ein tiefer Friedenswunsch ist.
"Schalom ist nicht ein einfacher Gruß, Schalom ist viel mehr: Schalom ist das Geschenk des verheißenen Friedens selbst, den Jesus zum Preis seines Blutes erwirkt hat, die Frucht seines Sieges im Kampf gegen den Geist des Bösen. Es handelt sich also um einen Frieden, nicht wie ihn die Welt gibt, sondern wie allein Gott ihn geben kann." (Papst Benedikt XVI.) Schon die Engel haben an Weihnachten diesen Frieden verheißen. Bis heute hat in der Heiligen Messe der Friedensgruß seinen festen Platz und die Messe endet mit dem Wort "Gehet hin in Frieden". Es ist sicher kein Zufall, dass die Taube sowohl das Symbol für den Frieden, als auch für den Heiligen Geist ist.
Der Wunsch nach Frieden ist einer der tiefsten Wünsche des Menschen, ein Wunsch, der nur selten seine Erfüllung findet. Immer wieder gibt es Unfrieden, zwischen einzelnen Menschen, zwischen Völkern, Rassen und Religionen. Der Friede ist auf Erden immer wieder durch die Sünde des Menschen, durch das Streben einzelner oder ganzer Völker nach Macht und Besitz gefährdet. Den vollkommenen Frieden erwarten wir im Reich Gottes. Dann hört die Begierde, die die Menschen irreleitet und zum Bösen verführt, auf und unsere wahre Sehnsucht findet ihre Erfüllung in der ewigen Freude und im Frieden bei Gott.
Der Geist in der Dreifaltigkeit Lass gläubig uns den Vater seh'n,
sein Ebenbild, den Sohn, versteh'n
und dir vertrau'n, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt. Eines der tiefsten Mysterien des christlichen Glaubens ist die Dreifaltigkeit. Gott hat sich uns offenbart als Vater, Sohn und Heiliger Geist und doch sind es keine drei Götter, sondern ein Gott. Die Theologie hat versucht, dieses Geheimnis zu erklären, indem sie die Unterscheidung von Person und Wesen formuliert hat. Gott existiert in drei Personen, die eines Wesens miteinander sind. Materiell können wir uns eine Person nur als ein selbständiges Individuum vorstellen. Uns ein rein geistiges Wesen vorzustellen, in dem drei Personen eins sind, ist uns nahezu unmöglich.
Gott ist in seinem Wesen Liebe. Diese Liebe bewirkt die Einheit der drei göttlichen Personen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie in vollkommener Liebe eins sind. Und wieder fällt es uns schwer, uns ein solches Wesen vorzustellen, das ganz Liebe ist. Es kann uns helfen, dies zu verstehen, wenn wir Gottes Wirken an uns bedenken.
Gott behält diese Liebe nicht für sich, sondern will alle Menschen damit beschenken. Durch die Liebe entsteht Einheit. Sie ist das Band, das die Menschen untereinander und mit Gott verbindet. Der Heilige Geist macht uns fähig, diese Liebe von Gott zu empfangen. Er führt uns hinein in die Liebe des dreifaltigen Gottes.
"Der Geist Gottes wohnt in unserem Herzen und eröffnet uns eine innige Beziehung zur Heiligsten Dreifaltigkeit, die unser Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt. Gerade in unserer menschlichen Schwachheit, in unserer Unfähigkeit zu beten, wird der Heilige Geist zur Seele unseres Betens, und wenn wir uns für sein mächtiges Wirken öffnen, führt er uns in das göttliche Leben ein. Dieses göttliche Leben ist vor allem die Liebe, die durch den Heiligen Geist in unseren Herzen ausgegossen ist (vgl. Röm 5,5). ...
Je mehr wir dem Geist erlauben, uns zu leiten, desto vollkommener werden wir Christus gleich gestaltet werden, um so tiefer werden wir in das Leben des Dreieinen Gottes eindringen." (Papst Benedikt XVI.) Beten wir um diese Liebe, um die Einheit in der Liebe, die zu allen Zeiten die Menschen so sehr nötig haben. Es gibt so viele Spaltungen zwischen den Menschen, in den Familien, unter den Christen unter Völkern und Religionen.
Komm Heiliger Geist! Entzünde in uns das Feuer göttlicher Liebe, das allen Haß besiegt. Von dieser Liebe durchdrungen führe uns zur Einheit mit allen Menschen und mit Gott.
Des Vaters und des Sohnes Liebe, / alles Guten heil'ge Quelle,
Geist du unser Paraklet.
Aus des dreieinen Gottes Tiefe / komm zu uns, du Strom der Liebe,
dring in uns're Herzen ein.
Dazu erscheine, süße Flamme, / harte Herzen zu umzüngeln,
treib' die schädlich' Kälte aus.
Du milder Südwind, uns durchwehe, / und in uns den Brand entfache
heil'ger Lieb' von Gott geschenkt.
Durch dich seien wir dir vereinigt, / durch dich verbunden unter uns
mit der Liebe festem Band. Der Hymnus Veni Creator, im 9. Jahrhundert von Rhabanus Maurus verfasst, ist eines der bedeutendsten Gebete zum Heiligen Geist.
Komm, Heiliger Geist,
der Leben schafft,
erfülle uns
mit deiner Kraft.
Dein Schöpferwort
rief uns zum Sein:
nun hauch uns
Gottes Odem ein.
Komm, Tröster,
der die Herzen lenkt,
du Beistand,
den der Vater schenkt,
aus dir strömt
Leben, Licht und Glut,
du gibst uns Schwachen
Kraft und Mut.
Dich sendet Gottes
Allmacht aus
im Feuer und in
Sturmes Braus;
du öffnest uns
den stummen Mund
und machst der Welt
die Wahrheit kund.
Entflamme
Sinne und Gemüt,
dass Liebe unser
Herz durchglüht
und unser schwaches
Fleisch und Blut
in deiner Kraft
das Gute tut.
Die Macht des Bösen
banne weit,
schenk deinen
Frieden allezeit.
Erhalte uns
auf rechter Bahn,
dass Unheil uns
nicht schaden kann.
Lass gläubig uns
den Vater sehn,
sein Ebenbild,
den Sohn, verstehn
und dir vertraun,
der uns durchdringt
und uns das
Leben Gottes bringt.