Autor Thema: Ist eine Triebtat unbedingt eine Sünde oder eine Krankheit  (Gelesen 9252 mal)

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Offline vianney

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[b]Hallo ihr Lieben Christen,

Dies wird ein heikles Thema aber diese Frage habe ich mir als Arzt schon oft gestellt: ist eine Triebtat eine Todsünde oder eine Krankheit? Ich bin beruflich verpflichtet des öfteren Triebtäter zu begleiten. Sei es ein Pädophiler der gegen seinen Trieb nicht ankommt, kleine Kinder anzusehen und anzufassen oder mehr....sei es ein Homosexueller der seit seiner Pubertät gegen den Trieb versucht anzugehen und immer wieder gezwungen wird durch eine innere Macht sexuell aktiv zu werden und andere... Ob ihr es glaubt oder nicht, diese Leute tun mir meistens( nicht alle) in ihrer Verzweiflung leid denn sie möchten gerne sein wie die normalen Menschen können es aber nicht!
Sind ihre Taten nun Sünde , sprich Todsünde , oder sind es Kranke die wir Mediziner nicht geheilt kriegen? Oder sind sie umsessen oder Besessene von Dämonen?
Mir liegt dies sehr am Herzen da ich circa 10 junge Menschen in ihrem Leid begleiten muss und sie mir diese Frage manchmal stellen. Ich weiss es selbst nicht.
Deshalb frage ich um eure Meinung zu diesem heiklen Thema! Es ist klar vorausgesetzt dass sie des öfteren Schaden an andere angerichtet haben dessen Tragweite und Verwerflichkeit ausser Frage steht und hier auch nicht zur Debatte stehen sollte.
Danke um eure bestimmt auseinandergehende Meinungen.
in amor Trinitatis

Dominique[/b]
Alles meinem Gott zu Ehren, in der Arbeit, in der Ruh!Gottes Lob und Ehr zu mehren, ich verlang und alles tu.

Offline Martial

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Antw:Ist eine Triebtat unbedingt eine Sünde oder eine Krankheit
« Antwort #1 am: 23. Juni 2012, 16:15:52 »
Spontan würde ich sagen, daß wenn sie diese Taten nicht in völliger
geistiger und dann entschuldbarer Unnachtung begangen haben, sie
für ihre Taten dann voll verantwortlich sind.
Da dies aber eher die Ausnahme sein wird, werden sie dafür schon auf Erden
und später vor dem himmlischen Gericht zur Verantwortung gezogen
werden.
Sollen sie diese Verfehlungen aber wenn auch in ihrer letzten Lebens-
sekunde bereuen, wird ihnen verziehen werden.
Gottes Barmherzigkeit ist größer als der schlimmste Sünder auf Erden.
Lg
Was sind Worte denn mehr als nur Worte? Sie fliegen wie Messer durch die Luft, können aber niemanden verletzen.

Offline ChrS

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Antw:Ist eine Triebtat unbedingt eine Sünde oder eine Krankheit
« Antwort #2 am: 24. Juni 2012, 17:33:47 »
Das menschliche Wesen besteht aus Geist und Fleisch. Damit es zufrieden ist, muss es seine geistigen und seine fleischlichen Bedürfnisse in Einklang bringen, in harmonische Beziehungen miteinander treten lassen, eine Symphonie bilden lassen und sie so eins werden lassen. Der Mensch ist von Gott als eine Einheit aus Geist und Fleisch bzw. Seele und Leib geschaffen worden und darum ist auch Christus mit seinem Leib auferstanden und darum werden am Jüngsten Tage die Leiber aller aus den Gräbern auferstehen und sich wieder mit der Seele verbinden, die bereits kurz nach dem Tod von Gott gerichtet wurde. Das Fleischliche darf nicht vom Geistigen getrennt werden und das Geistige kann nur durch die Gnade Gottes - der ganz Geist ist - dem Fleischlichen derart übergeordnet werden, wie es z.B. beim Martyrium oder bei der Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen der Fall ist.

Eine Triebtat ist auf jeden Fall objektiv eine schwere Sünde, da die geistig-fleischliche Einheit des Menschen missachtet wird. Das menschliche Wesen reduziert sich selbst und den anderen auf das rein Fleischliche und darin liegt die Oberflächlichkeit des modernen Menschen, der nur noch die Materie sieht. Die tiefe Sinnhaftigkeit unseres Daseins, der Geist, bleibt ihm verborgen und die innere Unruhe, die ihn darauf verweist, wird - auch wenn er sie mit oberflächlicher Begierdebefriedigung zeitweise abtöten kann - nicht nur nicht verschwinden, sondern immer stärker werden und ihn letztlich in unsägliche Verzweiflung stürzen. Die innere Unruhe bildet die Höllenqualen und der innere Frieden die Glückseligkeit im Himmel voraus. Diesen Frieden finden wir in Gott. Christus hat gesagt: "Frieden lasse Ich euch zurück, Meinen Frieden gebe Ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe Ich euch. Euer Herz erschrecke und verzage nicht!" (Joh 14,27) Und Augustinus schreibt: "Du selber reizest an, dass Dich zu preisen Freude ist; denn geschaffen hast Du uns zu Dir, und ruhelos ist unser Herz bis dass es seine Ruhe hat in Dir." (Conf 1,1,1) Ein sicheres Zeichen für den inneren Frieden besteht darin, jederzeit guten Gewissens sterben zu können.

Soweit ich weiß, sind Pädophilie und Homosexualität normalerweise Ausdruck reiner fleischlicher Dekadenz, die man sich in der Zeit der sexuellen Prägung, d.h. in der Pubertät, erwirbt. Paulus schreibt von jenen, "die in Ungerechtigkeit die Wahrheit niederhalten" (Röm 1,18), also den Geist unterdrücken, "denn obwohl sie Gott erkannten, erwiesen sie ihm nicht als Gott Verehrung und Dank, sondern verfielen in ihren Gedanken auf eitlen Wahn, und verdunkelt wurde ihr einsichtsloses Herz" (Röm 1,21). Weiter schreibt der Apostel: "Die sich brüsten, Weise zu sein, wurden zu Toren [...]. Darum gab Gott sie in den Gelüsten ihrer Herzen der Unlauterkeit preis, so dass geschändet wurden ihre Leiber an ihnen., die Gottes Wahrheit vertauschten mit der Lüge und anbetend das Geschaffene verehrten an Stelle des Schöpfers [...]. Darum gab Gott sie schmählichen Begierden preis; denn ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen, und ebenso verließen auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau und entbrannten in ihrer Gier zueinander; Männer treiben an Männern das Schandbare und empfangen den ihrer Verirrung gebührenden Lohn an sich selber" (Röm 1,22.24-27). Der Lohn für ihre Schlechtigkeit ist also eine derartige Verwirrung, die darin besteht zu "tun, was wider die Ordnung ist" (Röm 1,28). Sie kennen nicht anderes mehr als die fleischliche Begierde, die der sicherste Weg zur Verzweiflung auf Erden und letztlich in die Hölle ist. Augustinus schreibt: "Denn Du hast bestimmt, und so ist es: dass jeder missordnete Geist sich selbst zur Strafe ist." (Conf 1,12,19) Augustinus kennt den Unterschied zwischen dem ausschweifenden Leben das er vor seiner Bekehrung führte und dem christlichen Leben. Wenn nun diese Verirrung der gebührende Lohn für die Ablehnung Gottes ist, so ist sie persönlich verschuldet und darum handelt es sich in diesem Fall nicht nur um eine objektive, sondern auch um eine subjektive Todsünde. 

Im konkreten Fall können wir aber immer nur feststellen, dass es sich sicher um eine objektive Todsünde handelt und nicht beurteilen, inwieweit sich der Mensch subjektiv daran schuldig macht. Auf jeden Fall muss man den Menschen, die in diesen Teufelskreis hineingeraten sind, helfen, wenn man kann. Es ist gut, wenn man Mitleid mit diesen Menschen hat. Christus hatte auch mit uns allen - die wir nur erbärmliche Sünder sind - Mitleid. Wir müssen unseren göttlichen Lehrer nachahmen und uns hingeben für jene. 

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass auch der Geschlechtsakt kirchlich Verheirateter mit künstlicher Verhütung etwas Oberflächliches ist. Freilich nicht so oberflächlich wie eine Vergewaltigung, da es ja beide freiwillig und aus Liebe tun. Die ganze tiefe Sinnhaftigkeit besteht allerdings in der Offenheit für die Weitergabe des Lebens, die gemäß der göttlichen Ordnung natürlicherweise untrennbar mit dem Geschlechtsakt verbunden ist.

Bischof Williamson erklärt dazu Einiges in folgendem wunderbar gemachten dreiminütigen Video auf Englisch:

Moderner Mensch ist aus dem Gleichgewicht geraten! Geist und Fleisch sind nicht mehr eins!




« Letzte Änderung: 24. Juni 2012, 17:42:31 von ChrS »
"Ich sehe nicht, inwiefern die lehrmäßige Festigkeit im Widerspruch stünde zur geschmeidigen, erfinderischen, ja sogar kühnen Liebe [...], wie die doktrinale Unbeugsamkeit im Gegensatz stehen sollte zu herzlichem Mitleid" (Bischof Alfonso de Galarreta FSSPX, Ecône, 29.6.2011).

velvet

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Antw:Ist eine Triebtat unbedingt eine Sünde oder eine Krankheit
« Antwort #3 am: 24. Juni 2012, 23:01:01 »
Lieber Dominique,

die Fragestellung ...Triebtat oder Sünde ist falsch, denn Sünde ist eine Zuwiderhandlung gegen die Gebote gottes und Triebtat ist ein Ausdruck aus dem Strafgetzbuch.

Als Katholik sind beide Fälle ganz klar eine Sünde. Diese können zwar in der Beichte vergeben werden, was jedoch auch Reue beinhaltet und keine Wiederholung voraussetzt.
Als heilbare Krankheit würde ich das auch nicht sehen, da die meisten davon selbst nach mehreren Therapien rückfällig werden. Warum manche Menschen so sind, kann ich auch nicht sagen, aber der Trieb kann von der Mehrzahl der Menschen gesteuert werden, was uns vom Tier unterscheidet.
Wenn nun ein Mann pädphil ist, so stellt er eine Gefahr für jedes Kind das ihm begegnet dar und sollte sich freiwillig in Gewahrsam begeben, wenn er diesen Trieb nicht kontrollieren kann.
Homosexualität ist ja heute nicht mehr strafbar, trotzdem ist es in den Augen Gottes ein Gräuel und als Gläubiger sollte er beten, dass diese Last von ihm genommen wird.
Mitleid hilft solchen Menschen absolut nicht, eher das Gegenteil, nämlich die Bewusstmachung wieviel Leid von ihnen verursacht wird. Man darf ihnen durch Mitgefühl niemals Akzeptanz vermitteln, sondern muss ihnen ihre Schuld bewusst machen indem man sie selber sagen lässt, was mit der Zukunft der Kinder durch ihr Fehlverhalten geschieht, was da in der Seele eines Menschen zu Bruch geht.
Weisst du es gibt auch Leute, denen tut Luzifer leid, weil er für ewig verdammt ist und nie mehr in den Himmel zurück kann.  Mitleid ist angebracht bei Menschen die unverschuldet in Not geraten sind und unserer Hilfe bedürfen.
Triebtäter müssen daran arbeiten ihren Trieb ernsthaft anzugehen und in den Griff zu bekommen und das können sie nur selber in dem sie sich ständig den Folgen bewusst sind, nicht anders.

velvet

 

La Salette 1846



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