Hl. Otto, Bischof von Bamberg
Um 1060 wurde Otto geboren. Seine Eltern gehörten wahrscheinlich zum niederen schwäbischen Adel.
1088/1090 war Otto Kaplan der Herzogin Judith, der zweiten Gemahlin des polnischen Herzogs
Wladislaw Hermann (1079 – 1102). Otto wurde in diplomatischer Mission an den deutschen Kaiserhof
geschickt.
1090/oder 1097 kehrte Otto nach Deutschland zurück, trat in den Dienst Kaiser Heinrich IV. (1056 –
1106) und erhielt die Aufsicht über den Dombau in Speyer. Otto wurde Kaplan am kaiserlichen Hof.
1102 setzte Kaiser Heinrich der IV. Otto zum Kanzler ein.
1102 übertrug Kaiser Heinrich IV. seinem Kanzler Otto das freigewordene Fürstbistum Bamberg. Otto
ließ sich nicht in den Investiturstreit – die Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser und dem Papst um
das Recht, Bischöfe einzusetzen – hineinziehen. Seine Anerkennung als Bischof von Bamberg erwarb
Otto 1106 durch Papst Paschalis II. (1099 – 1106). Zur Sicherung seines Bistums ließ Otto Burgen
errichten. Zielstrebig ordnete und förderte er die geistlichen und wirtschaftlichen Belange seines Bistums.
Er setzte sich für die Klosterreformen jener Zeit ein und gründete mehrere Klöster. Als sich der
Investiturstreit unter Kaiser Heinrich V. verschärfte, vermittelte Otto zwischen Kaiser und Papst. Die
Verhandlungen zur Beilegung des Investiturstreites führten 1122 zum „Wormser Konkordat“. Dieser
Vertrag zwischen dem Reich und dem Papsttum trägt auch die Unterschrift des Bischofs Otto von
Bamberg.
1124 begab sich Bischof Otto auf Bitten des polnischen Herzogs Boleslaw III. (1106 – 1138) zu seiner
ersten Missionsreise nach Pommern. Der polnische Herzog hatte Pommern erobert und war bemüht, die
eroberten Gebiete durch die Einführung des Christentums fester mit Polen zu verbinden. Bischof Otto
kam mit Erlaubnis und Segen des Papstes sowie mit dem Einverständnis des Kaisers und der in Bamberg
Anfang Mai versammelten Reichsfürsten. Mit großem Gefolge reiste der Bischof über Prag und Gnesen –
von dort unter dem Schutz des polnischen Herzogs – nach Pommern. An der pommerschen Grenze bei
Zantoch wurde er vom pommerschen Herzog Wartislaw I., der bereits während einer Gefangenschaft in
Sachsen getauft worden war, begrüßt
Wichtige Reise- und Missionsstationen des Bischofs waren: Pyritz, Cammin, Wollin, Stettin, Kolberg und
Belgard. Über Gnesen und Prag kehrte der Bischof nach Deutschland zurück. Zum Osterfest 1125 traf er
wieder in Bamberg ein.
1128 wurde Bischof Otto vom pommerschen Herzog Wartislaw I. zu einer zweiten Missionsreise nach
Pommern gerufen. Der pommersche Herzog war nach Westen vorgestoßen und hatte das Peenegebiet,
das Gebiet der Luitizen, erobert. Durch die Einführung des Christentums versuchte nun Wartislaw, seine
Eroberungen zu sichern. Bischof Otto brach – wiederum mit Erlaubnis des Papstes und großem Gefolge –
am Gründonnerstag in Bamberg auf und reiste unter wohlwollender Duldung des Königs, Lothar von
Supplinburg (1125 – 1137, 1133 zum Kaiser gekrönt), sowie nach Absprachen mit Erzbischof Norbert
von Magdeburg (1126 – 1134) durch das Müritzgebiet nach Pommern.
In Demmin wurde er von Wartislaw begrüßt. Unter dem Schutz des Herzogs zog der Bischof weiter nach
Usedom. Dorthin hatte der Herzog die slawischen Edlen des Peenegebietes zusammengerufen. Die
Versammlung beschloss am Pfingstfest die Annahme des Christentums. Weitere wichtige Reise- und
Missionsstationen waren Wolgast, Gützkow, Stettin und Wollin. Über Gnesen kehrte der Bischof zurück
und traf zum Weihnachtsfest wieder in Bamberg ein.
1139 starb Bischof Otto und wurde in der Klosterkirche auf dem Michelsberg bei Bamberg bestattet.
1140 kam es zur Errichtung eines selbständigen pommerschen Bistums. Zunächst war Pommern –
offenbar mit Billigung sowohl des Papstes als auch des polnischen Herzogs – dem Bamberger Bistums
zugeordnet worden. Wollin wurde Bischofssitz. Später residierte der Bischof in Grobe auf Usedom,
seit1175 in Cammin. Das pommersche Bistum wurde keinem der beiden benachbarten Erzbistümer – weder
Magdeburg noch Gnesen – zugewiesen. Es blieb dem Papst unmittelbar unterstellt.
1189 wurde Bischof Otto auf Betreiben des Michelsberger Abtes heilig gesprochen. Damit würdigte man
– neben den üblichen Wundertaten, die man am Grabe des Bischofs registrierte – vor allem seine
Verdienste um die Christianisierung Pommerns.
Die zweite Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg 1128
Der pommersche Herzog Wartislaw I. war nach Westen vorgestoßen und hatte das Stammesgebiet der
Luitizen – den Peeneraum zwischen Usedom und Demmin – erobert. Um seine Herrschaft in diesen
Gebieten zu festigen, rief er 1128 Bischof Otto von Bamberg zu einer zweiten Missionsreise ins Land.
Der polnische Herzog fürchtete, dass sich Wartislaw, durch diesen Gebietszuwachs erstarkt, von der
polnischen Abhängigkeit lösen könnte und zog mit einem Heer nach Pommern. Bischof Otto vermittelte
zwischen dem polnischen Herzog Boleslaw III. und Wartislaw. Der pommersche Herzog unterwarf sich
1128 erneut und leistete eine Zahlung, die in der Adalbertskirche in Gnesen dargebracht wurde. Im
Verlauf der weiteren Entwicklung erkannte Boleslaw III. 1135 – wie schon andere polnische Herzöge
zuvor – die Lehnshoheit des römisch-deutschen Kaisers an, zahlte Tribut und wurde mit Westpommern
belehnt.
Auf Bitten des Bischofs Otto von Bamberg und in Anerkennung seiner Bemühungen um die Verbreitung
des Christentums überwies Kaiser Lothar III. 1136 dem Bamberger Bistum den Tribut aus vier
slawischen Provinzen des Peenegebietes, dazu aus der Landschaft Tribsees, eine Erstausstattung des 1140
errichteten, selbstständigen pommerschen Bistums.
Am Gründonnerstag, dem 19. April 1128 brach Bischof Otto mit einem Gefolge nach Pommern auf. Er
fuhr die Saale abwärts nach Merseburg. Dort traf er wahrscheinlich den König, Lothar von Supplinburg
(1125 – 1137, 1133 zum Kaiser gekrönt), der das Unternehmen wohlwollend begleitete. Das Peenegebiet
galt seit den Kriegszügen Karls des Großen (Ende des 8. Jahrhunderts) und Kaiser Otto I. (Mitte des 10.
Jahrhunderts) als ein Teil des Reiches, hatte aber in den Slawenaufständen seine Unabhängigkeit wieder
gewonnen und behauptet. Bischof Otto fuhr weiter die Elbe abwärts bis Magdeburg. Dort verständigte
sich der Bischof mit Erzbischof Norbert (1126 – 1134)über die Abgrenzung der Missionsgebiete.
Der Reiseweg führte Bischof Otto weiter über Havelberg (Sitz des 948 gegründeten, in den
Slawenaufständen zusammengebrochenen, damals noch nicht wiedererrichteten Bistums) und weiter
durch das Müritzgebiet nach Demmin. Dort wurde Bischof Otto vom pommerschen Herzog begrüßt.
Unter dem Schutz des Herzogs reiste der Bischof auf dem Landweg nach Usedom, während der größte
Teil des bischöflichen Gefolges mit dem Gepäck auf Schiffen die Peene abwärts nach Usedom fuhr.
Zu Pfingsten, am 10. Juni trat die vom pommerschen Herzog nach Usedom, dem damaligen Hauptort des
eroberten Gebiets, einberufene Versammlung der slawischen Edlen zusammen. Wartislaw stellte Bischof
Otto als einen Sendboten des Papstes und zugleich als einen Freund König Lothars vor und forderte die
Versammlung auf, die Annahme des Christentums zu beschließen. Nachdem der Beschluss gefasst war,
predigte Otto und taufte die Versammelten und deren Begleitung.
In der zweiten Jahreshälfte begaben sich der Bischof und der Herzog nach Wolgast und Gützkow. In
beiden Orten ließ Bischof Otto die heidnischen Tempel zerstören und Kirchen errichten. In Gützkow
erreichten den Bischof eine Gesandtschaft Albrecht des Bären (Herr der alten Ostmark und der Lausitz,
seit 1134 Herr der Nordmark), und Boten aus seinem Bamberger Bistum.
Wahrscheinlich Anfang Juli reiste Bischof Otto und der pommersche Herzog in das Heerlager des
polnischen Herzogs Boleslaws III., der - den Verlust Pommers befürchtend – erneut in Pommern
eingefallen war. Der Bischof vermittelte zwischen den Herzögen. Nachdem die Verhandlungen
erfolgreich abgeschlossen waren, kehrte der Bischof nach Usedom zurück.
Insgesamt wird Otto zwei bisdrei Wochen unterwegs gewesen sein.
Der Bischof entließ die Gesandtschaft Albrecht des Bären. Einige
Priester wurden nach Demmin und zu anderen Orten im Missionsgebiet gesandt.
Ende Juli, Anfang August scheiterte ein Plan zur Mission der Ukranen, vielleicht auch der Rügenslawen.
Anschließend reist der Bischof nach Stettin und bekehrte erneut die nach der ersten Missionsreise vom
Glauben abgefallenen Stettiner. Er vermittelte dabei zwischen dem darüber erzürnten Herzog Wartislaw
und den Stettinern. Von Stettin aus besuchte der Bischof auch Wollin. Inzwischen war es Herbst
geworden.
Ende Oktober forderte König Lothar im Blick auf die Kriegswirren und seine Auseinandersetzungen mit
den Staufern Bischof Otto nachdrücklich auf zurückzukehren. Den Rückweg nahm Bischof Otto über
Gnesen, wo er eine Woche blieb. Er wird am polnischen Hof Verhandlungen zur weiteren Entwicklung
der pommerschen Kirche geführt haben.
Am 20. Dezember traf Bischof Otto wieder in Bamberg ein.
