Adelheid von Burgund (931–999) Festtag, Gedenktag ist
* in Frankreich 931
† am 16. Dezember 999
Zur Zeit des Königs Heinrich I. und seiner Gemahlin Mathildis herrschte in Austrasien (Lothringen) der König Rudolf. Seine Gemahlin war Bertha, die Tochter des Herzogs von Schwaben. Sie hatten eine Tochter, namens Adelheid. Diese war bei dem Tode ihres Vaters (937) erst sechs Jahre alt und wurde zehn Jahre später mit Lothar, dem Könige der Lombarden vermählt, Damals herrschte die größte Verwirrung in Italien.
http://www.heiligenlegenden.de Die junge Königin hatte ein äußerst unruhiges, gar oft trübseliges Leben. Berengar II. strebte nach der Alleinherrschaft über Italien. Bestechung und Gewalttaten sollten ihm dazu verhelfen. Alle Ämter und Würden, weltliche und geistliche, wurden von ihm an seine Günstlinge übergeben. Seine eigene Gemahlin Willa mißhandelte er auf das schrecklichste. Den König Lothar ließ er durch Gift wegräumen, um sich seines Landes und seiner Gemahlin zu bemächtigen.
Die arme Königin war jetzt Witwe und ganz in der Gewalt ihrer Feinde (950). Diese glaubten sehr gnädig mit ihr zu verfahren, weil sie ihr nur die Krone raubten und sie aus der Residenz vertrieben. Gott der Herr ließ sie in dieses Elend kommen, damit sie die trügerischen Freuden der Welt recht herzlich verachten lerne und zu jener Lauterkeit des Herzens gelange, in welcher das Verlangen nach den himmlischen Gütern sich recht fest begründen kann.
Drei Monate nach dem Tode Lothars ließ sich Berengar in Pavia zum König von Italien krönen. Adelheid hatte sich ganz zurückgezogen und ihre Angelegenheit dem König Otto I. von Deutschland übergeben. Um sie dafür zu strafen, ließ sie Berengar in einen Kerker werfen und strenge bewachen. Hier wurde sie auf alle erdenkliche Weise mißhandelt. Man schlug sie mit Fäusten, man trat sie mit Füßen, man zerrte sie bei den Haaren und versagte ihr alles, was ihr Elend hätte mildern können. Nur ein Priester und eine Dienerin, die Mitgenossen ihrer Leiden sein wollten, durften um sie sein.
Unter den Schergen, welche die Königin bewachen mußten, war noch einer, der menschliches Gefühl hatte und der die Mißhandlung dieser edlen Frau nicht mehr mit ansehen konnte. Dieser entwarf den Plan zur Flucht der Königin, In einer finsteren Nacht entwich die Gefangene samt ihrer Begleiterin. Aber außerhalb des Kerkers kannte sie sich nicht aus und sie gerieten in einen Teich. In diesem Teich blieben sie einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, ohne einen Bissen zu genießen. Unablässig flehten sie zu Gott um Rettung und Hilfe. Schon waren sie am versinken, als sie von einem Fischer bemerkt wurden. Dieser kam mit einem Rachen und führte sie auf die feste Erde. dann sammelte er einiges Holz, richtete ein Feuer an und hat so gut es eben sein konnte, einen Fisch gebraten, um die vor Hunger und Kälte fast erstarrte Frau zu erquicken.
Während dessen ist auch der Priester auf einem andern Weg geflüchtet. Dieser fand endlich nach langem Suchen die gerettete Königin und brachte ihr die Nachricht, eine Abteilung des Heeres, das der König Otto I. zu ihrer Befreiung abgeordnet habe, sein in der Nähe. Die Geretteten trafen dieses Heer und kamen unter dem Schutze des selben nach Canossa, wo die Königin von Seite ihrer Feinde nichts mehr zu fürchten hatte.
Um diese Zeit kam auch Otto mit dem Rest seiner Truppen an, schlug das Heer des Berengar und eroberte die Stadt Pavia. Bald darauf erhielt er mit der Hand der Königin auch die Rechte auf den Thron der Lombardei, den Lothar vor seinem Tode seiner Gemahlin übertragen hatte. Im folgenden Jahr (952) nahm er sie mit sich nach Deutschland. Allenthalben war der Ruf von ihren Tugenden und von ihren Leiden schon verbreitet. Überall wurde sie mit größtem Jubel als Königin begrüßt. Ihre Freundlichkeit und Liebe gewann die Herzen aller. Drei Jahre darauf gebar sie den künftigen Kaiser Otto II. Das ganze Land war hocherfreut von der frommen Königin einen Herrscher für die Zukunft zu erhalten (955). Ihre Hauptsorge aber war, das Kind zu einem christlichen Fürsten heran zu ziehen. Der Knabe war erst sieben Jahre alt, da ihn sein Vater als König von Deutschland zu Aachen krönen ließ. Während Otto I. auf den Hilferuf des Papstes zum zweiten Mal nach Italien zog und in Rom die Kaiserkrone empfing, lebte seine fromme Gemahlin ganz für die Erziehung ihrer Kinder und der Übung guter Werke. Ihre Liebe zu den Armen und Kranken kannte keine Grenzen. Sie besuchte die selben und pflegte sie, wie ihre eigenen Kinder. Ihrem Sohne Otto hatte sie an den weisen Eckehard, einen vortrefflichen Lehrer, gegeben. Dieser blieb auch später sein treuer Ratgeber.
Otto II. war kaum zwölf Jahre alt, als er nach Rom berufen und dort selber als römischer Kaiser gekrönt wurde (967). Drei Jahre darauf starb sein Vater und Adelheid war nun zum zweiten Mal Witwe. Die äußeren Verhältnisse waren zwar freundlicher gestaltet, als bei dem Tode Lothars; aber eine ungleich schwerere Last lag nun auf ihren Schultern. Sie hatte jetzt als römische Kaiserin des deutschen Volkes die Angelegenheiten des Reiches zu besorgen. Diese wurden auch gut besorgt, so lange der junge Kaiser mit kindlicher Liebe an seiner Mutter hing und ihren weisen Ratschlägen Gehör gab.
Aber dieses gute Verhältnis dauerte nicht lange. Man flüsterte dem jungen Kaiser ein, es sei schwächlich, daß er und das ganze Reich einem Weibe gehorche. Dieser gab den Verführern Gehör und entzweite sich mit seiner Mutter. Ihr aber war es ein unendlicher Schmerz, ihren geliebten Sohn in den Händen schmeichelnder Taugenichtse zu sehen. Sie konnte nur seufzen und beten. Sie war ihm fortwährend mit der selben zärtlichen Liebe zugetan und flehte zu Gott, daß er ihn erleuchten möge. Dafür mußte sie von ihm allerlei Unziemendes erdulden. Sie ertrug alle mit bewundernswerter Geduld und suchte durch Sanftmut und Liebe seine Feindseligkeit zu überwinden. Als sie sah, daß alles vergeblich war, entfernte sie sich und lebte längere Zeit bei ihrem Bruder, dem König Lothar von Frankreich, der meistens in Lion sich aufhielt. Erst jetzt lernte man sie recht schätzen. Es war als wenn der gute Engel das Reich verlassen hätte. Viele, die ehedem über die Kaiserin mit in den Tadel eingestimmt hatten, erkannten ihre Verwirrung. Auch der Kaiser, durch allerlei Unglück erschüttert, ging endlich in sich. Er sah ein, daß er selbst die Ursache allen Unheils sei. In aufrichtiger Reue über seine Verwirrung rief er seine Mutter wieder zurück. Sie sendete einen Vertrauten an den Abt von Elugny, den heiligen Majolus und bat ihn, die volle Aussöhnung zwischen ihm und seiner Mutter zu bewirken und sie nach Pavia zu begleiten. Dort wollte er sie erwarten. Der Abt und König Lothar sollten die Bürgen für seine Buße und seine Genugtuung sein.
Die Kaiserin war voll Dankes gegen Gott für die glückselige Umänderung ihres Sohnes. Sie kam nach Pavia, wo sie der Kaiser mit aller Ehrerbietung empfing, die er dieser heiligen Mutter schuldig war. Mit Tränen in den Augen warf er sich vor ihr auf die Knie nieder und bat im Angesichte aller Gegenwärtigen sie demütig um Verzeihung für alles, was geschehen war. Und von diesem Tag der Versöhnung an blieb er bis zu seinem Tode innigst vereint mit seiner Mutter. Sein Tod erfolgte schon am 7. Dezember 983.
In der darauf folgenden Weihnacht wurde sein Sohn Otto III. neun Jahre alt, zu Aachen als König gekrönt. Dieser bedurfte gar sehr des Rates und der Leitung von seiner weisen und frommen Großmutter. Sie aber stieß auf große Widersprüche von Seite der nächsten Umgebung des jungen Kaisers und insbesondere seiner Mutter, die eine griechische Prinzessin war und alle Schwächen und Ränke ihres Volkes in sich vereinte. Bald hatte sich alles gegen die Großmutter Kaiserin verschworen. Sie sollte aus der Umgebung des Kaisers entfernt werden. Sie hatte jetzt wieder ein recht hartes Leben; aber sie nahm alles aus der Hand des Herrn als ein Heilmittel an, wodurch ihr für alle Wunden ihrer Seele Heilung werden sollte. Die strengsten Bußübungen mit unablässigem Gebete waren ihr das Mittel sich all diese Drangsale leicht erträglich zu machen. Die Mutter des Kaisers ermüdete nicht in Peinigung und Lästerung ihrer frommen Schwiegermutter; ja sie ging in ihrer griechischen Keckheit so weit, daß sie ihr mit geballter Faust drohte, es müsse ihr binnen Jahresfrist all ihr Gebiet genommen werden, so daß die auch nicht einmal über einen Zoll Erde mehr zu herrschen habe. Aber sie selbst starb vor Jahresfrist und Adelheid trat nach dem Wunsche aller Großen des Reichs und des Kaisers selbst wieder in all ihre früheren Rechte ein. Jetzt hatte sie Gelegenheit, sich an ihren früheren Verfolgern zu rächen. Diese Rache bestand darin, daß sie gerade diesen am meisten Gutes erwies und so durch ihre himmlische Liebe sie gewann. Sie widmete fortan alle Stunden, die sie nicht für die Angelegenheiten des Reiches verwenden mußte, dem Gebet. Wo sie immer sich in ihr Betkämmerlein zurückzog, war sie so los und frei von allen anderen Sorgen und so in sich gesammelt, als hätte sie nur auf das Gebet sich vorzubereiten gehabt. Hier in ihrem Kämmerlein beweinte sie die Nöte der Kirche und des Reiches, für die sie keine Abhilfe wußte.
Drei Jahre vor ihrem Tode begab sie sich in ihre Heimat, nach Burgund, um zwischen den feindlichen Parteien im Lande Frieden zu stiften. Dann zog sie sich zurück in das Kloster Paternai (Payerne), das sie zum Trost für die Seele ihrer Mutter Berta gestiftet, mit ihrem väterlichen Vermögen dotiert und drei Abtei Elugny untergeordnet hatte. Sie gründete und beschenkte noch mehrere Klöster und Kirchen und teilte so viele Almosen unter die Armen aus, daß der heilige Odilo ihre grenzenlose Freigiebigkeit ein Wunder nennt. Auch die von den Hunnen zerstörte Domkirche in Augsburg hatte sie wieder aufgebaut und mit großen Schenkungen bedacht. Noch in den letzten Tagen ihres Lebens sendete sie ein großes Vermächtnis an die Kirche des heiligen Martinus zu Tours, die kurz vorher durch Brand zerstört worden war.
Kurze Zeit vor ihrem Tode kam sie noch nach Elugny der heilige Odilo war damals Abt des Klosters. Mit ihm besprach sie sich lange Zeit über die Angelegenheiten ihrer Seele, empfahl sich seinem Gebete, küßte den Saum seines Gewandes und sagte ihm voraus, daß sie ihn im diesem Leben nicht mehr sehen werde.
Auf ihrer Rückreise nach Deutschland wurde sie von einem Fieber befallen. Sie kam bis Selz am Rhein, wo sie früher ein herrliches Kloster erbaut und dotiert hatte. Hier legte sie sich auf das Krankenbett, von dem sie nicht mehr aufstand. Sie starb den Tod der Gerechten am 16. Dezember 999. im neunundsechzigsten Jahres ihres Alters. Die Trauer über ihren Tod war im ganzen Reich eine allgemeine. Der heilige Abt Odilo hat uns ihr Leben beschrieben. Er versichert uns, daß bei ihrem Grabe viele Wunder auf ihre Fürbitte gewirkt wurden. Eine förmliche Heiligsprechung dieser hoch verdienten Kaiserin ist nicht geschehen. Mehrere neuere Martyrologien führen ihr Fest am 16. Dezember auf. In der Diözese Augsburg wird ihr Gedächtnis wirklich an diesem Tag ritu duplici begangen.