Autor Thema: Gespräche mit Jesus Christus vor dem Tabernakel  (Gelesen 7099 mal)

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Hemma

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Gespräche mit Jesus Christus vor dem Tabernakel
« am: 30. März 2011, 00:37:50 »



FASTENZEIT


Jesus Christus, der „Mann der Schmerzen“


Herr Jesus Christus, Du bist der Sohn Gottes und Du bist hier unter der Gestalt des Brotes. Deshalb beten wir Dich an.
Deine Menschwerdung wurde schon im alten Bund vorausgesagt und die Propheten haben Dich „Menschensohn“ genannt. Du selbst hast diesen Titel aufgegriffen und oft verwendet.
Heute wollen wir daran denken, dass die Bezeichnung „Menschensohn eine andere miteinschließt, die beim Propheten Jesaja zu finden ist: „Mann der Schmerzen“.
Du, der Gottessohn, bist der Menschensohn geworden, um leiden und sterben zu können.
Hilf uns, dass uns die Betrachtung Deiner Leidensbereitschaft hinführt zur Erkenntnis Deiner Liebe.
Der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Wir wollen das Leiden Jesu nicht direkt, sondern gleichsam im Spiegel betrachten. Wir schlagen deshalb nicht seine Leidensgeschichte auf, wie sie am Palmsonntag oder Karfreitag vorgetragen wird, sondern befassen uns mit den Leidensvorhersagen, wie wir sie beim Propheten Jesaja und in den Evangelien vorfinden.
Nicht nur die alten Propheten, sondern auch Jesus selbst hat mit verblüffender Genauigkeit das Leides des Menschensohnes vorausgesagt und beschrieben.

Als Ausgangspunkt unserer Betrachtungen wählen wir eine kleine Episode aus der Apostelgeschichte.

Auf der Straße von Jerusalem nach Gaza bewegt sich eine Karawane. Ein hochgestellter Staatsbeamter aus einem afrikanischen Königreich hält in seinen Händen eine Buchrolle. Es ist das Buch des Propheten Jesaja. Er liest darin, versteht aber nicht den Inhalt. Der Diakon Philippus gesellt sich zu ihm, erklärt ihm die Schrift und spendet ihm schließlich die Taufe.

„Nun war da ein Äthiopier, ein Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der ihren ganzen Schatz verwaltete. Dieser war nach Jerusalem gekommen, um Gott anzubeten, und fuhr jetzt heimwärts. Er saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Der Abschnitt der Schrift, den er las, lautete: Wie ein Schaf wurde er zum Schlachten geführt; und wie ein Lamm, das verstummt, wenn man es schert, so tat er seinen Mund nicht auf. In der Erniedrigung wurde seine Verurteilung aufgehoben. Seine Nachkommen, wer kann sie zählen? Denn sein Leben wurde von der Erde fortgenommen. Der Kämmerer wandte sich an Philippus und sagte: Ich bitte dich, von wem sagt der Prophet das? Von sich selbst oder von einem anderen?
Da begann Philipus zu reden, und ausgehend von diesem Schriftwort verkündete er das Evangelium von Jesus“
(Apg 8, 27-28, 32-35).


Philippus ist in seiner Katechese von einer bestimmten Schriftstelle ausgegangen. Wir wollen es auch tun und uns jetzt die ganze Weissagung des Propheten Jesaja über das Leiden des Messias durchlesen:

Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man des Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir hatten uns alle verirrt wie die Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf. Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen. Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab, bei den Verbrechern seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war. Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht, er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen. Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich. Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen, und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein
(Jes 53, 3-12).

Die Schilderung des Propheten ist erschütternd. Aber ebenso ergreifend sind die Leidensvorhersagen, die aus dem Munde Christi stammen und in den hl. Evangelien verzeichnet sind.

Die Exegeten unterscheiden drei Leidensvoraussagen. Alle haben einen gemeinsamen Kern: Der Menschensohn wird ausgeliefert, er wird leiden und sterben. In jedem Ausspruch des Herrn gibt es jedoch jeweils neue Einzelheiten und Akzentverscheibungen.


1. Leidensvorhersage

„Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen“ (Mt 16, 21).

Herr Jesus Christus, Du hast gesagt: „Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie nur wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen“ (Mt 17, 12).

Du stellst Dich in eine Reihe mit denen, die für ihre Sendung, die sie von Gott erhalten haben, leiden mussten.

Der Prophet Elija wurde von einem gottlosen König verfolgt, Johannes der Täufer, gleichsam ein zweiter Elija, wurde auf Befehl eines gottlosen Königs getötet.
In Deinem Fall mussten sich gegnerische Mächte vereinen und persönliche Feinde versöhnen, um Dich ans Kreuz schlagen zu können. Römer und Juden verurteilten Dich einmütig. Herodes und Pilatus verbrüderten sich angesichts Deines Spottmantels und Deiner Dornenkrone.

Im Markusevangelium lesen wir: „Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen“ (Mk 8, 31b).

Herr Jesus, im Vordergrund steht die Verwerfung des Messias durch die Führungsschicht des jüdischen Volkes. Diejenigen, die als erste hätten erkennen müssen, dass Du der verheißene Retter und Erlöser bist, haben sich als erste von Dir losgesagt. Die Hauptschuld lastete auf ihnen, nicht auf dem Volk. Das Volk wurde verführt und aufgehetzt. Deine Liebe wurde mit Hass beantwortet. Deine hilfreichen Hände wurden angenagelt.


2. Leidensvorhersage

Herr Jesus, Du hast gesagt: „Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen“ (Mk 9, 31).

Du unterscheidest hier nicht zwischen Hohenpriestern und Schriftgelehrten, Juden und Heiden, sondern Du sprichst schlechthin von Menschen. Du hast „Fleisch angenommen aus Maria der Jungfrau“, nicht um Engel zu beglücken oder Dämonen zu bekehren, sondern um Menschen zu erlösen. Und eben diese Menschen waren es, die Dich ausgeliefert haben, oder besser gesagt: denen Du Dich ausgeliefert hast.
Vor unseren Augen entsteht ein sonderbarer Kreis: Menschen haben Dich verworfen. Damit haben sie ihr Heil verwirkt. Ihre Absage an das Heil führte zu Deiner Kreuzigung. Deine Kreuzigung bewirkte ihr Heil.

Herr Jesus, Du hast gesagt: „Lasst eindringen in eure Ohren diese Worte: Der Menschensohn wird überliefert werden den Händen der Menschen“ (Lk 9, 44).
Vielleicht könnten wir jetzt die Betonung auf das Wort „Hände“ legen. Man kann Menschen ausgeliefert sein, ohne wortwörtlich in ihre Hände zu fallen. Wird man aber von ihren Händen gepackt, ergriffen und festgehalten, dann befindet man sich in physischer Gewalt. Man wird wie ein Ding, wie ein Gegenstand behandelt, und wenn ein Mensch wie ein Ding behandelt wird, dann wird er misshandelt. Das ist Dir wiederfahren, Herr Jesus.
Rohe menschliche Hände haben Deinen Leib gepeinigt und verunehrt. Menschliche Hände haben Deine menschlichen Hände ans Kreuz geschlagen!


3. Leidensvorhersage

Herr Jesus, Du hast gesagt: „Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert“ (Mt 20, 18).

Du nennst den Ort Deines Leidens; die Stadt Jerusalem. In ihr stand der Tempel, die einzige Opferstätte des Volkes Israel. Nur dort durften die alttestamentlichen blutigen und unblutigen Opfer dargebracht werden. Sie alle waren nur ein Vorausbild Deines Opfers in der Eucharistie.
Das einzige Opfer des Neuen Bundes, das Kreuzesopfer, sollte daher in Jerusalem dargebracht werden.

Her Jesus, du hast gesagt: „Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten“ (Mk 10, 33-34).

Ein neuer Gesichtspunkt taucht auf: die Auslieferung an die Heiden.
Die Juden, die tunlichst jeden Kontakt mit Heiden gemieden haben, haben Dich den Heiden übergeben. Die Römer wiederum waren weder Deine Freunde, noch Deine Feinde. Zum Unterschied von den Anführern des jüdischen Volkes wurdest Du von ihnen nicht gehasst. Trotzdem übernahmen sie die Verspottung, die Geißelung und die Vollstreckung des Todesurteils. Umso größer war das Unrecht, das sie begangen hatten, und die Erniedrigung, die Du erlitten hattest.


Ankündigung des unmittelbar bevorstehenden Leidens

Herr Jesus, Du hast gesagt: „Ihr wisst, dass in zwei Tagen das Paschafest beginnt; da wird der Menschensohn ausgeliefert und gekreuzigt werden“ (Mt 26, 2).

Nach zwei Tagen sollte das österliche Paschalamm geschlachtet und gegessen werden. Zur gleichen Zeit sollte das wahre „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“, geschlachtet und gegessen werden.
Wenn wir bedenken, dass bei den Juden der Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt, hat sich beides am selben Tag ereignet: das blutige Opfer am Kreuz und das eucharistische Opfer beim Letzten Abendmahl. Dein Leib wurde blutig getötet und eucharistisch genossen. Dein Blut wurde vergossen und getrunken.

Du hast zu den schlafenden Aposteln am Ölberg gesagt: „Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Die Stunde ist gekommen; jetzt wird der Menschensohn den Sündern ausgeliefert. Steht auf, wir wollen gehen“ Seht, der Verräter, der mich ausliefert, ist da“ (Mt 26, 45b-46).

Auch das gehört zu Deinem Leiden, das sich in Deine Kirche durch die Jahrhundert fortsetzt: Deine Treuen schlafen, Deine Feinde wachen. Der Tröster fehlt, aber der Verräter naht. Während wir so oft vergessen, die Eucharistie anzubeten, vergessen die Feinde nicht, sie zu verhöhnen.

Herr Jesus, sonderbarerweise gibt es noch eine Leidensvorhersage aus der Zeit nach Deiner Auferstehung. Zwei Engel in Deinem leeren Grab erinnern die frommen Frauen an Deine früheren Worte: „Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen“ (Lk 24, 7).

Nun hat sich schon alles erfüllt, Dein Leiden, Dein Tod, aber auch Deine Auferstehung.

Das Gedächtnis an die österlichen Geheimnisse ist in der Eucharistie zusammengefasst.
Woran uns die Eucharistie erinnert, das macht sie für uns und vor uns zur lebendigen Wirklichkeit und Gegenwart. Wenn in der Eucharistie Dein Leiden vergegenwärtigt, Dein Tod verkündet und Deine Auferstehung gepriesen wird, kann auch Deine persönliche Gegenwart nicht fehlen.
Deshalb beten wir das Brot der Eucharistie an, weil wir dich verherrlichen wollen.
Dir sei Ehre und Lob in Ewigkeit. Amen.[/size]


aus "ICH BIN ES SELBST"
Gespräche mit Jesus Chistus vor dem Tabernakel
v. Pater Leo Kuchar SSS

Hemma

  • Gast
Antw:Gespräche mit Jesus Christus vor dem Tabernakel
« Antwort #1 am: 05. April 2012, 17:51:30 »



Gründonnerstag



I.



Das Letzte Abendmahl war eine Stunde des Abschieds, ein Zeitpunkt der letzten Verfügung,
Unser Herr Jesus Christus wollte nicht ohne Testament aus der Welt scheiden, denn „er liebte die, die ihm der Vater gegeben hatte, bis zum Ende.“
Aber was sollte Er hinterlassen, was vermachen? Als Mensch war er unvorstellbar arm, als Gott unbeschreiblich reich. Materielle Güter konnte er nicht verschenken. Er besaß keine. Er hatte nur sich selbst, seine Liebe.
Bei jedem anderen Menschen hörte die Liebe im Augenblick des Todes auf. Kein Mensch kann sich selbst, seine Person als lebendiges Vermächtnis zurücklassen. Jesus hat es geschafft! Er war doch Gott, seine Macht war unbeschränkt. Sie hat sich allerdings bei diesem Vermächtnis auch erschöpft. Jesus hat sich selbst, als ganze und lebende Person, den Aposteln und der Kirche überantwortet. Er wird auf Golgota schreiten, gekreuzigt und begraben werden, auferstehen und in den Himmel auffahren, aber dennoch wird er weiterhin auf Erden verbleiben – in jeder konsekrierten Hostie, in jedem Tabernakel, in jeder Stadt, fast in jedem Dorf weiterleben. Er wird uns überall auf der Welt nahe sein, wo wir auch sind und wohin wir auch kommen.
Seine Weisheit, Liebe und Freigebigkeit erfordern unseren Lobgesang. Er ist jetzt vor uns da.
Wir wollen zu Ihm rufen:

Herr Jesus Christus, obwohl Du die Weisheit Gottes selber bist, wusstest Du nicht, was noch besser sein könnte als das Geschenk der Eucharistie…

Obwohl Du der allmächtige Gott bist, konntest Du nichts Größeres bewirken, als Deine Gegenwart unter der Gestalt des Brotes und des Weines…

Obwohl Du das freigebigste Wesen bist, konntest Du uns mit keiner reicheren Gabe beschenken, als mit dem allerheiligsten Altarsakrament…

Obwohl Du der gerechteste Richter bist, hast Du nicht gezögert, uns unwürdigen Menschen Deinen Leib und Dein Blut anzuvertrauen…

Obwohl Du der Urquell der Barmherzigkeit bist, konntest Du uns Dein Wohlwollen nicht besser erweisen, als durch die Einsetzung des allerheiligsten Sakramentes…

Obwohl zwischen Dir und uns ein unendlicher Abstand klafft, hast Du Dich durch die Gestalt von leblosen Dingen, wie Brot und Wein es sind, tief unter uns erniedrigt…

Wir wollen beten:

Herr Jesus Christus, im wunderbaren Sakrament des Altares hast Du uns das Gedächtnis Deines Leidens und Deiner Auferstehung hinterlassen. Gibt uns die Gnade, die heiligsten Geheimnisse Deines Leibes und Blutes so zu verehren, dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird. Der Du lebst und herrschest in Ewigkeit. – Amen.




II.




Das Wort „Eucharistie“ bedeutet griechisch Danksagung.
Die alten Christen waren bei der hl. Messe und für die hl. Messe mit so großer Dankbarkeit erfüllt, dass sie die Bezeichnung Eucharistie auf die hl. Messe übertrugen. Das Zweite Vatikanische Konzil sieht in der Liturgie die Seele des gesamten christlichen Lebens, aber auch die Liturgie hat eine Seele und eine Herzmitte: Es ist die Eucharistie. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Eucharistie und Jesus Christus, der Gottmensch, ein und dasselbe ist. Wenn nicht Christus der Mittelpunkt, der Ausgangspunkt und der Zielpunkt wäre, was oder wer könnte sonst seine Stelle einnehmen?
Die Eucharistie wurde im Abendmahlsaal am Sionshügel in Jerusalem geboren, und wir feiern am Gründonnerstag deren Geburtsstunde. Sollten wir uns nicht bemühen, die tiefe Dankbarkeit der ersten Christen in uns aufleben zu lassen?
Wir erlebten oftmals im Leben ein feierliches Hochamt mit Assistenz, Chor und Orchester, aber die erste hl. Messe, die der Heiland selbst zelebrierte, bei der er seinen eigenen Leib und sein eigenes Blut in Händen hielt, war ein einfacher Vorgang. „Esset – das ist mein Leib! Trinket – das ist mein Blut!“ Dann folgt ein Nachsatz: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“
Hätte Christus diese Aufforderung nicht ausgesprochen, hätten wir keine hl. Messe, keine hl. Kommunion, keinen Tabernakel, ja wir hätten nicht einmal die blasseste Ahnung, dass es ein Altarsakrament geben könnte.
Wir haben also genügend Gründe, um ohne Unterlass zu danken.

Herr Jesus Christus, Du hast die erste hl. Messe gefeiert und die Macht und den Auftrag dazu auch den Aposteln und ihren Nachfolgern, den Bischöfen und Priestern, übertragen. Wir danken Dir und preisen Dich!

Du hast uns in der Eucharistie das einzige Opfer des Neuen Bundes hinterlassen und in ihr die Vergegenwärtigung Deines Leidens, Deines Todes und Deiner Auferstehung. Wir danken Dir und preisen Dich!

Du hast uns in der Eucharistie Deinen heiligen Leib und Dein kostbares Blut als Speise und Trank für unsere Seele und für das „Leben der Welt“ übergeben. Wir danken Dir und preisen Dich!

Du hast uns in der Eucharistie Deine geheimnisvolle und liebevolle Gegenwart und Nähe geschenkt und gesichert. Wir danken Dir und preisen Dich!

Du hast uns in der Eucharistie das wirksamste Mittel und zugleich das verlässlichste Unterpfand der ewigen Glückseligkeit nach dem Tode ausgehändigt. Wir danken Dir und preisen Dich!

Du hast uns in der Eucharistie den überzeugendsten Beweis Deiner Liebe und zugleich eine unversiegbare Quelle Deiner Barmherzigkeit angeboren. Wir danken Dir und preisen Dich!

Herr und Gott, Du gibst uns Anteil an Deinen heiligen Geheimnissen. Erhöre die Bitten Deines Volkes, damit jeder, der Dich in Deinen Kirchen anfleht, von Dir auch mit der Erfüllung seiner Wünsche beglückt werde. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. – Amen.




III.


Jesus Christus hat das Altarsakrament nicht nur in der bedrückenden Atmosphäre des bevorstehenden Leidens, sondern auch in der beängstigenden Stimmung des schwärzesten Verrates gestiftet.
Einer der ersten Zeugen der ersten hl. Messe, einer der ersten Kommunikanten, einer der ersten Freunde Christi, einer der zwölf Apostel hat unterdessen an Verrat gedacht und ihn ausgeführt.
Zur gleichen Zeit, als Jesus sich ganz hingab, wurde er für 30 Silberstücke verkauft.

Unter den ersten ausgeteilten Kommunionen war schon eine unwürdige, bei der ersten Konzelebration war schon der erste abgefallene Priester zugegen. Die Geschichte der Verunehrung und Veruntreuung der Eucharistie ist also gerade so alt, wie die Eucharistie selber. Wie grell musste sich die Liebe Christi, die beim Letzten Abendmahl ihren Höhepunkt erreichte, von der Niederträchtigkeit des verräterischen Judas abheben, der in diesem Augenblick nicht das Wort Christi hörte, sondern an die klingenden Münzen in seinem Geldbeutel dachte!

Die unwürdige Kommunion des Judas war der erste sakramentale Gottesraub. Leider war er nicht der letzte. Jesus wird auch heute noch mit dem Dolch des Verrates gerade in dem Augenblick überfallen, in dem Er die Arme ausbreitet zur innigen Umarmung und Vereinigung im Augenblick der hl. Kommunion.
Ob wir nun selbst zu den Verrätern gehört haben oder nicht, wir alle schulden dem Heiland Sühne und Abbitte für unsere Sünden und für die Sünden unserer Mitmenschen.

Im Geiste der Buße wollen wir zu Ihm rufen:

Herr Jesus Christus, wie oft bist Du in Deinen und unseren Kirchen in Dein Eigentum gekommen, aber die Deinen nahmen Dich nicht auf…

Beim heiligen Messopfer standen wir gleichsam unter Deinem Kreuz, aber wir ähnelten manchmal mehr den gefühllosen Soldaten als den frommen Frauen…

Du bist in der hl. Kommunion in unsere Herzen eingetreten, aber die Kühle, die Du dort vorfandest, hatte nichts gemeinsam mit der Glut, die Du mitbrachtest…

Unsere Gotteshäuser sind so oft und so lange menschenleer, weil wir übersehen oder vergessen, dass Du in ihnen Dein „Zelt unter den Menschen“ aufgeschlagen hast…

Auch unter den Besuchern der Kirchen gibt es manchmal zahlreiche Christen, die sich mehr für die Kunstschätze als für Dich interessieren…

Wie oft musstest Du unzufrieden sein, wenn es an uns liegt, für die Kirchen Sorge zu tragen und für ihre Erhaltung, Reinigung und Ausschmückung Opfer zu bringen…

Wir wollen beten:

Erzeige, Herr, uns Deine unendliche Barmherzigkeit und wende von uns die Strafen ab, die wir durch unsere Sünden verdient haben. Der Du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. - Amen.

 

La Salette 1846



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