Aus Katholisches Magazin für Kirche und Kultur
Einige Fragen zu Papst Franziskus – Antworten von Vatikansprecher Pater Lombardi
(Vatikan) Beim täglichen Pressegespräch von Vatikansprecher Pater Federico Lombardi mit den Journalisten wurden am Karfreitag einige Fragen geklärt, andere blieben offen. Manchmal wäre weniger mehr, das gilt auch für den Pressesprecher des Heiligen Stuhls und Radio Vatikan.
Zur päpstlichen Zelebration standen zuletzt vor allem drei Fragen im Raum: Warum singt der Papst nicht? Warum teilt er keine Kommunion aus? Warum macht er beim Hochgebet keine Kniebeugen?
Frage: Warum singt der Papst in der Liturgie nicht?
Die Frage, weshalb der Papst nicht singt, wurde am Karfreitag von Pater Lombardi auf Nachfrage eines Journalisten beantwortet. Papst Franziskus leidet unter einer „gewissen Aphonie“, was konkret bedeutet, daß der Heilige Vater nicht singen kann. So berichtete es kurz und bündig die italienische Redaktion von Radio Vatikan.
Die deutsche Redaktion veröffentlichte hingegen folgenden Text, in dem die eigentliche Aussage fehlt und der stattdessen, würde man nur das lesen, mehr Fragen aufwirft als beantwortet:
Weitere Fragen seien in Zusammenhang mit dem Papstsegen aufgekommen: „Ja, wir haben gesehen, dass er nicht singt. Was soll ich dazu sagen? Ich habe neulich einen Bekannten auf der Straße getroffen, der mir gesagt hat: Jesuita nec rubricat nec cantat.“ Das heiße wohl, fügte Lombardi ironisierend hinzu, dass die Jesuiten nicht berühmt für ihre Gesangskunst oder allzu buchstabengetreue Auslegung der liturgischen Rubriken seien. Man sehe, dass das auch den Papst betreffe. Obwohl er klar und deutlich lese, habe er keine ausgewiesene Gesangsstimme – anders als beispielsweise Johannes Paul II., dessen klangvolle Stimme berühmt war. Die Kraft seiner Predigten, so Lombardi, sei offensichtlich anderen Kriterien geschuldet.
Frage: Warum teilt der Papst nicht die Heilige Kommunion aus?
Auf die Frage, warum der Papst nicht die Heilige Kommunion austeilt, antwortete Pater Lombardi, daß Kardinal Bergoglio dies auch als Erzbischof von Buenos Aires so gemacht habe, „wahrscheinlich“, so die Mutmaßung des Vatikansprechers, „um den anwesenden Diakonen eine Möglichkeit zu größerer Teilnahme zu bieten“.
Bei der Liturgie des Letzten Abendmahls, die der Papst am Gründonnerstag in der römischen Jugendvollzugsanstalt Casal del Marmo zelebrierte, spendete er hingegen den Jugendstraftätern und den anderen Anwesenden die Kommunion. Vatikansprecher Lombardi erklärte diesen Sachverhalt folgendermaßen: „Deshalb schien es mir ein bedeutsamer Akt der ganz besonderen und spezifischen Aufmerksamkeit, die er gestern hatte, nicht nur mit der Fußwaschung, sondern auch mit der Umarmung zum Friedensgruß, aber auch durch die persönliche Kommunionausteilung an die Anwesenden, mit einem Moment eines besonders intensiven Zeugnisses der Verbundenheit und der Gegenwart, das er dieser Gemeinschaft geben wollte.“
Nachfrage: Warum hat der Papst auch jungen Frauen die Füße gewaschen?
Zur Tatsache, daß Papst Franziskus im Jugendgefängnis auch zwei weiblichen Straftäterinnen die Füße wusch, meinte Pater Lombardi:
Nach der klassischen Regel der liturgischen Tradition sind es Männer, weil an die zwölf Apostel gedacht wird und daher an die Tatsache, daß Jesus die Fußwaschung im Zönakel an seinen zwölf Aposteln durchführte, die bekanntlich Männer waren. Deshalb will es die Tradition in diesem Sinn, daß es zwölf Männer sind … Die pastorale Praxis in der Kirche der Hirten, die einen „Geruch der Schafe“ haben1, ist die, daß man auch sehr die konkrete Situation berücksichtigt, sagen wir die Gemeinschaft, für die man zelebriert und die Bedeutung, die diese Geste für sie hat, die kein Sakrament der Kirche ist, aber ein bedeutsamer Ritus, der auch in die Liturgie eingefügt ist, der aber nicht durch Grundgesetze der Kirche kodifiziert ist, und daher gemäß der pastoralen Bedeutung, die er annimmt, gelebt werden kann. Und wie mir scheint, haben wir auch in der Vergangenheit Fotos von Kardinal Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires gesehen, der die Fußwaschung auch an Frauen vornahm. Es handelt sich also nicht um eine gestern eigens erfundene Sache. Ich denke, daß viele von uns mit einer gewissen pastoralen Erfahrung mit verschiedenen Situationen oder Jugendgruppen oder anderen, diese Interpretation viele Male im Laufe ihres Seelsorgerlebens angewandt haben. Denn hier handelte es sich um eine Gemeinschaft, wo der Papst gestern war, eine kleine Gemeinschaft, es war nicht die Lateranbasilika mit der ganzen Diözese von Rom: es war eine kleine Gemeinschaft, die zum Großteil aus Jugendlichen und auch Mädchen besteht, in der die Geste der Fußwaschung eine sehr wichtige Rolle spielte, um ihnen den Geist des Dienens und die Liebe des Herrn zu zeigen und erfahren zu lassen; eine Gemeinschaft, die sehr einfache Dinge versteht, weil es sich ja nicht um Liturgiegelehrte handelte. In diesem Sinn war es, wie mir scheint, ganz normal, daß in der Gruppe der zwölf Personen, denen die Füße gewaschen wurden, auch zwei Mädchen waren, weil die Mädchen ein beachtlicher Teil der Gemeinschaft sind, die im Jugendgefängnis von Casal del Marmo lebt. Und nachdem das Kriterium, nach dem die Zwölf ausgewählt worden waren, auch die verschiedenen Volkszugehörigkeiten und die verschiedenen Teile der Gemeinschaft widerspiegeln sollte, wäre es seltsam gewesen, wenn die Mädchen nicht in dieser Gruppe mit dabeigewesen wären. Ich sage: Es ist eine pastorale Lesart dieses Ereignisses, die, wie ich meine, absolut rechtmäßig und auch in der Kirche präsent ist und ich glaube, daß es auch jene der Erfahrung des Erzbischofs von Buenos Aires ist.
Pater Lombardi ging hingegen nicht darauf ein, warum auch Moslems unter den Zwölf waren, denen der Papst die Füße gewaschen hat, ob es sich um Katechumenen handelte, ob sie regelmäßig an der Heiligen Messe in der Vollzugsanstalt teilnehmen oder eigens nur an diesem Tag.
Frage: Warum macht der Papst bei der Wandlung keine Kniebeugen?
Die Frage, warum der Papst bei der Zelebration der Heilige Messe beim Hochgebet nach der Elevation von Leib und Blut Christi keine anbetende Kniebeuge macht, harrt weiterhin einer Antwort. Die fehlenden Kniebeugen sorgen seit der ersten vom Papst in der Sixtinischen Kapelle zelebrierten Messe für Irritationen. Vor allem wegen des Vorbildes der päpstlichen Zelebration und einem gewissen Widerwillen in einem Teil des Klerus, sich an die liturgischen Rubriken zu halten. Gesundheitliche Beschwerden an Knie und/oder Hüfte sind die naheliegende Erklärung, müssen aber Spekulation bleiben, solange keine offizielle Begründung bekanntgegeben wird.
Im Internet werden Bilder herumgereicht, die den damaligen Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Bergoglio bei einem charismatischen Kongreß in Buenos Aires kniend vor protestantischen Predigern und katholischen Laien zeigen, von denen er sich bei segnen läßt. Unter den Segnenden befand sich auch der Franziskaner Pater Raniero Cantalamessa. Die Bilder der gestrigen Fußwaschung im Jugendgefängnis zeigen Papst Franziskus bei der Waschung auf den Knien vor den Gefangenen. „Kann der Papst vor Menschen knien, aber nicht vor dem Herrn?“, fragte der katholische Kunst- und Kulturkritiker Francesco Colafemmina.
Aufnahmen zeigen jedoch, daß der Papst sich offensichtlich beim Hinknien auch auf eine Kniebank schwertut, was auf Knie- oder Hüftprobleme hinweist. Das würde auch die Haltung bei der Fußwaschung erklären. Der Papst kniete anscheinend einmal nieder und bewegte sich am Boden kniend zu den zwölf Gefangenen, um auf diese Weise offensichtlich ein mehrfaches Aufstehen und Niederknien zu vermeiden. Eine offizielle Erklärung dazu wäre jedoch wünschenswert.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Pietre Vive/Piccola Vera