Hier möchte ich Euch an der Meinung eines rechtgläubigen Priesters teilhaben lassen:
Das Papstinterview — die glaubenslose Welt jubelt !!!
Montag, den 23. September 2013
civilta cattolica
Das Interview, dass Papst Franziskus der Jesuitenzeitschrift Civilta' Cattolica gegeben hat, kann man nur als Schlag ins Gesicht eines jeden glaubenstreuen Katholiken bezeichnen, und jeder bibeltreue Protestant kann sich in seinem falschen Glauben, die katholische Kirche sei nicht die wahre Kirche, bestätigt fühlen.
Der Papst habe eine Revolution angestoßen, titelten die Medien. Er verkünde eine neue tolerante Welt und habe den Fundamentalisten eine Absage erteilt. Die glaubenslose Welt jubelt und triumphiert — wir aber weinen.
Wir wollen dem Papst gerne zugestehen, dass der Glaube nicht auf bloße Moralpredigten reduziert werden darf, sondern die Predigt des Glaubens zuerst kommen muss, dieses Glaubens, aus dem sich die Moral gewissermaßen von selbst ergibt. Man muss nicht endlos über Moralfragen sprechen, aber wenn man gefragt wird, muss ein Katholik, noch mehr ein Priester und erst recht der Papst die Wahrheit sagen.
Ein Leben in der schweren Sünde nicht so schlimm?
Das tut der Papst aber nicht. Auf die Frage nach der Homosexualität, spricht er von homosexuellen Personen, die sich von der Kirche verurteilt fühlen und sagt: „Aber das will die Kirche nicht. Auf dem Rückflug von Rio de Janeiro habe ich gesagt, wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt.“ Der Papst hätte sagen müssen, dass Homosexualität eine schwere Sünde ist und derjenige, der darin verharrt und sich nicht bekehren will, dass ewige Leben nicht erlangen wird. Es geht gar nicht darum, jemanden zu verurteilen, sondern die Wahrheit zu sagen. Es ist auch ein Akt der Nächstenliebe, diejenigen, die in Gefahr sind, ewig verdammt zu werden, zu warnen und zur Umkehr aufzurufen. Stattdessen beruhigt der Papst sie in ihrer falschen Haltung.
Der Papst scheint Gott für gespalten zu halten: Einerseits gibt er seine Gesetze und Gebote, aber wenn jemand sie nicht hält, ist es auch egal. Hauptsache, man sucht irgendwie Gott. Einmal hat mich jemand provozierend gefragt, ob ich Homosexualität billige. Ich habe ihm mit einer anderen Frage geantwortet: Sag mir: Wenn Gott eine homosexuelle Person sieht, schaut er die Tatsache mit Liebe an oder verurteilt er sie und weist sie zurück? „Das Problem ist doch, dass ein solcher Mensch gewissermaßen zu Gott sagt: „Ich will zwar in einem guten Verhältnis mit dir stehen, aber in meinem persönlichen Leben darfst Du mir keine Vorschriften machen.“ Für einen solchen Menschen ist der liebe Gott gerade noch gut genug, um alles abzusegnen, was er tut.
Auch die Unauflöslichkeit der Ehe scheint für den Papst nicht so wichtig zu sein: „Ich denke auch an die Situation einer Frau, deren Ehe gescheitert ist, in der sie auch abgetrieben hat. Jetzt ist sie wieder verheiratet, ist zufrieden und hat fünf Kinder. Die Abtreibung belastet sie und sie bereut wirklich. Sie will als Christin weiter gehen. Was macht der Beichtvater?“ Wenn die Frau ihre Abtreibung bereut und gebeichtet hat, hat Gott ihr dies zweifellos verziehen. Die Kirche hat nie etwas anderes gelehrt. Aber was ist mit ihrer Ehe? Ihre Ehe ist gescheitert, aber sie hat wieder neu geheiratet. Nun ist sie zufrieden, hat viele Kinder und alles ist in Ordnung. Ist es für den Papst kein Problem, dass die Frau im Ehebruch, in einer wilden Ehe lebt?
Ist die Lehre der Kirche nur ein unverbindliches Angebot?
Papst Franziskus sagt, er sei ein Sohn der Kirche und nehme als solches die Lehre der Kirche an, offenbar also auch die Lehre der Kirche zu Homosexualität und Ehescheidung. Aber diese Lehre scheint für ihn keine Verbindlichkeit zu haben: Die Religion hat das Recht, die eigene Überzeugung im Dienst am Menschen auszudrücken, aber Gott hat sie in der Schöpfung frei gemacht: Es darf keine spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben.“ Vielleicht ist dies der schlimmste Satz im ganzen Interview. Es darf keine spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben.“ Das ist die neuzeitliche Ideologie eines extremen Liberalismus, nach dem der Mensch ein kleiner Gott ist, der tun und lassen kann, was er will, solange er die kleinen Götter neben sich nicht behindert, ebenfalls zu tun und zu lasse, was sie wollen. Man muss immer die Person anschauen. Wir treten hier in das Geheimnis der Person ein“, sagt der Papst. Es gibt offenbar keine objektive Moral mehr, sondern jeder muss mit seinem eigenen Gewissen ausmachen, was er für richtig hält. Selbst der liebe Gott darf ihm dabei keine Vorschriften machen und nicht dreinreden.
Die Lehre der Heiligen Schrift
Die Heilige Schrift lehrt etwas ganz anderes. Christus hat niemals die Sünde verharmlost. Wenn er einem Sünder verzieh, dann fügte er immer hinzu: Geh hin und sündige fortan nicht mehr.“ So z. B. gegenüber der Ehebrecherin (vgl. Jo 8,11). Oder zum Gelähmten am Bethesda Teich: Du bist nun gesund geworden. Sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt.“ (Jo 5,14) Die Sünder, deren er sich annahm, haben sich bekehrt, wie Matthäus, Zachäus oder Maria Magdalena. Sie gaben die Sünde auf und lebten nicht weiter darin.
Beim letzten Abendmahl sagte Christus zu seinen Jüngern: Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ (Jo 14,21) Es genügt also nicht, einfach nur zu Christus zu sagen, ich liebe dich. Wer seine Gebote hat und sie nicht hält, der liebt ihn auch nicht. Ebenso heißt es in der Bergpredigt: Nicht wer zu mir sagt: Herr, Herr' wird ins Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut.“ (Mt 7,21)
Ernst ist das Wort, dass der heilige Paulus an die Korinther schreibt: Wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Gebt euch keiner Täuschung hin! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lüstlinge noch Knabenschänder, weder Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch Gotteslästerer noch Räuber werden Anteil haben am Reich Gottes.“ (1 Kor 6,9) Genau diese Täuschung, vor der Paulus warnt, predigt nun der Papst: Wenn der Ehebrecher oder der Unzüchtige nur Gott sucht, dann verurteilt Gott ihn nicht. Er braucht sich nicht zu bekehren, Gott schaut ihn trotzdem mit Liebe an. Nirgends findet sich im Papstinterview ein Wort über die Notwendigkeit der Bekehrung.
Gott ist unendlich barmherzig, aber die Barmherzigkeit kann nur dort wirken, wo der Mensch sich auch von seinen Sünden abwendet und sie bereut. Durch das, was der Papst gesagt hat, fühlen sich die Sünder aber auf ihrem schlechten Weg bestätigt. Der Papst selbst sagt ja, dass Gott sie nicht verurteilt.
Der wahre Glaube nicht so wichtig?
Auch der rechte Glaube scheint dem Papst nicht so wichtig zu sein. Die Lehren der Kirche dogmatische wie moralische sind nicht alle gleichwertig. Eine missionarische Seelsorge ist nicht davon besessen, ohne Unterscheidung eine Menge von Lehren aufzudrängen. Eine missionarische Verkündigung konzentriert sich auf das Wesentliche, auf das Nötige.“ Wo hat denn die Kirche den Menschen jemals ohne Unterscheidung eine Menge von Lehren“ aufgedrängt? Aber als Katholik muss man bereit sein, alles anzunehmen, was Gott geoffenbart hat, selbst wenn man nicht alles ausdrücklich wissen muss. Das Wort „Häresie“ bedeutet ja gerade „Herausnahme“. Der Häretiker glaubt nicht alles, sondern wählt aus, was er glauben will. Er macht sich seinen Glauben nach eigenem Geschmack zurecht.
Die römischen Dikasterien würden in Einzelfällen, wenn man sie nicht richtig versteht“, Gefahr laufen, Zensurstellen zu werden“. Als ob Rom seit dem II. Vatikanum nicht schon lax genug wäre. Normalerweise kann doch jeder Theologe so viele Häresien verkünden, wie er will. Solange er nicht allzu frech auftritt, interessiert sich in Rom niemand dafür.
Man dürfe, sagt der Papst weiter, nicht in übertriebener Weise die „Sicherheit in der Lehre“ suchen, denn sonst hätte man eine statische und rückwärts gewandte Vision“. Die Gläubigen, die der Lehre der Kirche treu bleiben wollen, würden aus dem Glauben eine Ideologie unter vielen“ machen.
Für den Papst gibt es nur eine wichtige dogmatische Sicherheit: Gott ist im Leben jeder Person. Gott ist im Leben jedes Menschen.“ Das ist noch nicht einmal eine spezifisch christliche Wahrheit.
Das II. Vatikanum und die alte Liturgie
Das II. Vatikanum sei eine neue Lektüre des Evangeliums im Licht der zeitgenössischen Kultur“ gewesen. Seine Früchte waren enorm“. Wahrhaftig, Heiliger Vater, die Früchte waren enorm: Die Aufgabe des Priestertums durch Tausende von Priestern, der Zusammenbruch des Ordenslebens, leere Priesterseminare, leere Kirchen, eine fast totale Unkenntnis des Glaubens bei den Katholiken. In Deutschland z. B. geht bei der jungen Generation das religiöse Wissen trotz staatlich garantierten Religionsunterrichts gegen Null.
Die Entscheidung von Papst Benedikt für die Freigabe der alten Liturgie hält Franziskus zwar für weise, fügt aber gleich hinzu: Ich finde aber das Risiko einer Ideologisierung des ‚Ordo Vetus', seine Instrumentalisierung, sehr gefährlich.“ Die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, denen es unter Papst Benedikt relativ gut ging, können also wieder um ihre Existenz zittern.
Welche Hoffnung bleibt?
Als Katholik, der seinen Glauben ernst nimmt, kann man über die Aussagen von Papst Franziskus nur entsetzt sein.
Vielleicht öffnen sie wenigstens dem einen oder anderen derjenigen konservativen Katholiken, die die Krise der Kirche bisher immer verharmlost haben, die Augen.
Ansonsten bleibt die Gewissheit, dass auch der Papst die Kirche nicht zerstören kann. „Non praevalebunt“ die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden.“ (Mt 16,18)
Mit Segensgrüßen! Pfarrer A. R.