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Verehrung - Heilige - Biographien => Marienverehrung => Thema gestartet von: Admin am 20. Januar 2015, 09:55:01

Titel: Der Kleine Marienverehrer
Beitrag von: Admin am 20. Januar 2015, 09:55:01
Der Kleine Marienverehrer
Aus dem Volkskalender für Freiburg und Wallis 1942

Hermann, der später von seinen Ordensbrüdern den Beinamen Joseph erhalten hatte, war von Kindheit auf ein glühender Verehrer der allerseligsten Gottesmutter. Kaum je hat eines Menschen Herz mit treuherzigerer Zärtlichkeit und mit größerem Zutrauen an Maria gehangen! Des Morgens beim Erwachen empfahl der kleine Hermann sich der himmlischen Mutter. Was immer er tagsüber tat, tat er mit ihr; weil er wußte, daß er Maria keine größere Freude machen konnte, als durch sittsames Betragen.

Wenn an freien Tagen die andern Knaben sich mit Spiel und Uebermut die Zeit vertrieben, eilte Hermann alsbald in die Kirche, kniete hin vor Mariens Gnadenbild und betete hier nach Herzenslust. Oh, wie glücklich war da der kleine Hermann!

Er erzählte der himmlischen Frau seine kindlichen Freuden, vertraute ihr seine kleinen und großen Sorgen an, berichtete von den kleinsten Begebenheiten daheim, ja, er plauderte mit Maria wie ein Kind mit seiner leibhaftigen Mutter.

Die Kameraden lachten über ihn, aber er kümmerte sich nicht darum. Wenn er erst wieder bei Maria war und ihr alles anvertraute, war alles wieder gut.

Eines Tages kam er mit einem großen, schönen, rotbackigen Apfel in die Kirche und sagte zur allerseligsten Jungfrau: „Heilige Mutter, hier bringe ich dir einen Apfel, nimm ihn für das holde Jesulein, es soll sich daran nach Herzenslust ergötzen!" Und sieh, Maria auf dem Bilde streckte die Hand aus, nahm die Gabe in Empfang und reichte sie dem kleinen Jesuskinde. Hermann hatte daran seine größte Freude.
„Was hast du mit dem schönen Apfel gemacht, mit dem du in die Kirche gelaufen bist? Wir haben das wohl gesehen!" fragten ihn am nächsten Tag die Kameraden.

„Ich wette," fügte einer spöttisch hinzu, „du hast ihn der heiligen Maria geschenkt!"

„ J a , " sagte Hermann mit strahlenden Augen, „das habe ich getan!"
Ein häßliches Spottlachen folgte diesen Worten.
„Nun," meldete sich durch das Lachen hindurch wieder eine spottlustige Stimme, „und hat Maria auch deinen Apfel angenommen?"
..Natürlich! Maria weiß ja, wie lieb ich sie habe."

„Oh, da hätte ich doch lieber den Apfel selber gegessen! "lachten die anderen. Hermann machte sich nichts daraus, er konnte ja wieder zur himmlischen Mutter eilen, ihr seine Leiden klagen, und sie vermochte so wundersam zu trösten. Um dieses Trostes willen war es süß und köstlich, leiden zu dürfen.

Mitten im Winter war es, ringsum lag Eis und Schnee, da kam der kleine Knabe, vor Frost am ganzen Körper zitternd, barfuß in die Kirche geeilt und betete vor dem Gnadenbilde.

„Warum kommst du in solcher Kälte mit nackten Füßen?" redete Maria zu ihm.

„Ach, liebste Mutter, ich habe keine Schuhe."

„Geh' zu jenem Steine," sagte Maria und wies mit der Hand dahin, „dort wirst du so viel Geld finden, als du nötig hast, um dir Schuhe zu kaufen."

Der Knabe eilte hin, fand das Geld und zeigte es freudig dankend seiner Wohltäterin.

Hermanns Mitschüler wußten, wie arm er von Haus aus war; da er nun mit neuen, schönen Schuhen daherkam, fragten sie ihn, wieso er denn plötzlich habe so schöne Schuhe erstehen können.

Hermann erzählte treuherzig von dem neuen Wunder, das sich in der Kirche ereignet hatte.

Sie eilten alle in die Kirche, beten und beteten, aber für sie hatte der Stein kein Geld.

Wer nicht von kindlicher, wahrer Liebe getrieben, schlicht und arglos bittet, für den bleibt Stein nichts anderes als Stein.


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