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Hl. Charles de Foucauld (1858-1916)
Eremit und Missionar in der Sahara
Betrachtungen zum Evangelium (Écrits spirituels de Charles de Foucauld, Éd. J. de Gigord 1964, p. 29–30; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Dein Wille erfülle sich an mir!“


„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46). Dies ist das letzte Gebet unseres Meisters, unseres Geliebten … Möge es auch das unsere sein … Und möge es nicht nur das Gebet unseres letzten Augenblicks sein, sondern das Gebet all unserer Augenblicke:

„Mein Vater, ich überlasse mich dir, mach mit mir, was dir gefällt. Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt und an allen deinen Geschöpfen, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott. In deine Hände lege ich meine Seele; ich gebe sie dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe, und weil diese Liebe mich treibt, mich dir hinzugeben, mich in deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen; denn du bist mein Vater …“
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Hl. Augustinus (354-430)
Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Predigt 311, 2 (Sermon 311, 2; frz.-dt. übers. © Evangelizo)

„Er setzte Zwölf ein, die er bei sich haben und dann aussenden wollte“ (vgl. Mk 3,14)


Die seligen Apostel […] sahen als erste Christus am Kreuz hängen, beweinten seinen Tod und erstarrten geradezu angesichts des Wunders seiner Auferstehung. Bald aber – von Liebe ergriffen durch diese Offenbarung seiner Macht – zögerten sie nicht mehr, ihr Blut zu vergießen, um die Wahrheit dessen zu bezeugen, was sie gesehen hatten. Bedenkt, meine Brüder, was diesen Männern abverlangt wurde: Sie sollten in die ganze Welt hinausgehen und verkünden, dass ein Toter auferstanden und in den Himmel aufgefahren sei; für die Verkündigung dieser Wahrheit sollten sie alles erleiden, was eine törichte Welt gerne sieht: Entbehrungen, Verbannung, Kerker, Folter, Scheiterhaufen, wilde Tiere, Kreuzigung und Tod. – Hätten sie das alles in Kauf genommen für eine Sache, die sie gar nicht kannten?!

Starb Petrus etwa um seiner eigenen Ehre willen? Predigte er zu seinem eigenen Nutzen? Er starb –, und ein anderer wurde verherrlicht. Er wurde getötet –, und ein anderer wurde angebetet. Allein das Feuer der Liebe kann, vereint mit dem Überzeugtsein von der Wahrheit, eine solche Kühnheit erklären! Was sie predigten, hatten sie gesehen. Man stirbt nicht für eine Wahrheit, derer man sich nicht sicher ist. Oder hätten sie etwa leugnen sollen, was sie gesehen hatten? Sie leugneten nicht: Sie verkündeten diesen Getöteten, von dem sie wussten, dass er ganz und gar lebendig ist. Sie wussten, für welches Leben sie das gegenwärtige Leben geringschätzten. Sie wussten, für welches Glück sie vorübergehende Prüfungen ertrugen und für welchen Lohn sie all diese Leiden verachteten. Ihr Glaube! Er wog auf der Waage mehr als die ganze Welt.
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Hl. Cyrill von Jerusalem (313-350)
Bischof von Jerusalem und Kirchenlehrer
Katechesen an die Täuflinge, II, 10 (Bibliothek der Kirchenväter, München 1922)

„Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder“


Selbst wenn ein ganzes Volk sündigt, wird die Liebe Gottes zu den Menschen nicht besiegt. Das Volk machte ein goldenes Kalb, doch Gott fiel nicht ab von seiner Menschenliebe. Die Menschen verleugneten Gott, doch Gott verleugnete nicht sich selbst. „Dieses sind deine Götter, Israel“ (Ex 32,4), erklärte man, und doch wurde der Gott Israels wieder wie gewöhnlich ihr Erlöser. Aber nicht allein das Volk sündigte, sondern auch Aaron, der Hohepriester. Denn Moses sagt: „Und über Aaron kam der Zorn des Herrn; da betete ich für ihn“ – erklärt er – „und Gott verzieh ihm“ (vgl. Dtn 9,20). Moses hat damals durch das Gebet für den Hohepriester, der sündigte, den Herrn besänftigt. Jesus, der Eingeborene, aber soll durch sein Gebet für uns Gott nicht besänftigen? Für jenen war die Sünde kein Hindernis, Hohepriester zu werden; für dich aber soll sie, weil du von den Heiden kommst, ein Hindernis sein, erlöst zu werden?

O Mensch, tue weiterhin Buße, und die Gnade ist dir nicht verwehrt! Führe in Zukunft einen untadeligen Lebenswandel! Denn Gott liebt wahrhaft die Menschen, und niemand wird seine Menschenliebe entsprechend zum Ausdruck bringen können. Selbst wenn alle Menschenzungen sich zugleich zusammentäten, würde man nicht einmal einen Teil der Menschenliebe Gottes entsprechend ausdrücken können. Was wir berichten, ist nur ein Teil von dem, was über seine Menschenliebe geschrieben steht. Was er den Engeln verziehen hat, darüber wissen wir nichts. Auch ihnen verzeiht er ja (vgl. Ijob 4,18); denn einer allein, Jesus, der uns von den Sünden reinigt, ist frei von Sünden. Darüber genug.
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Hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407)
Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer
Predigt 25 über den hl. Matthäus, 1–2; PG 57, 328–330 (in: Lectures chrétiennes pour notre temps, fiche I85, © 1973 Abbaye d'Orval; ins Dt. übers. © Evangelizo)

Christus ist gekommen, um uns vom Aussatz der Sünde zu heilen


„Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen. Da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“ (Mt 8,1–2).

Groß waren die Zurückhaltung und der Glaube dessen, der sich Jesus auf diese Weise näherte. Er hütete sich, die Lehre Jesu zu unterbrechen, er drängte sich nicht durch die zuhörende Menge; sondern er wartete auf den günstigen Augenblick und näherte sich dem Herrn, als dieser hinabstieg. Er sprach ihn nicht auf gewöhnliche Weise an, sondern mit großer Inbrunst; ja, er fiel auf seine Knie, wie ein anderer Evangelist berichtet, mit tiefem Glauben und einer klaren Einsicht in Bezug auf Christus. Er sagte weder „Wenn du Gott darum bittest“, noch: „Wenn du betest“, sondern: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“. Er sagte auch nicht: „Herr, reinige mich“, sondern er vertraut sich ihm ganz an, lässt ihn Herr sein über seine Heilung und bezeugt so seine Allmacht.

Jesus antwortet nicht: „Werde rein“, sondern: „Ich will es – werde rein“ (Mt 8,3). Er will mit diesen Worten das ganze Volk und den Aussätzigen in ihrem Glauben an seine Macht bestärken; deshalb sagt er: „Ich will es“. […]

Warum berührt er aber den Mann mit seiner Hand, wenn er doch nur zu wollen und zu sprechen brauchte, um ihn rein zu machen? Mir scheint, er hatte keinen anderen Grund dafür, als zu zeigen, dass er sich nicht unter das Gesetz stellt, das besagt, die Berührung eines Aussätzigen mache unrein, sondern sich darüber hinwegsetzt; denn im Gegenteil: Der Leib des Aussätzigen wurde durch diese hochheilige Hand rein. Christus ist nicht nur gekommen, um Körper zu heilen, sondern um die Seelen zur Heiligkeit zu erheben und uns zu lehren, dass der einzige Aussatz, den wir fürchten sollen, der Aussatz der Sünde ist.
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Balduin von Ford (?-um 1190)
Zisterzienserabt, dann Bischof
Homilie 6, über Hebr 4,12; PL 204, 451 (Homélie 6, sur He 4,12; trad. cf Orval et bréviaire 30e vendr; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!“


„Lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hebr 4,12). Die ganze Größe, Kraft und Weisheit des Wortes Gottes: Das ist es, was der Apostel mit diesen Worten denen zeigt, die Christus suchen, der das Wort, die Kraft und die Weisheit Gottes ist (vgl. 1 Kor 1,24). […] Wenn dieses Wort verkündet wird, gibt die Stimme, die es verkündet, einem äußerlich hörbaren Wort die Kraft seines innerlich wahrgenommenen Wortes. Dann stehen Tote auf (vgl. Lk 7,22), und dieses Zeugnis lässt neue Kinder Abrahams erstehen (vgl. Mt 3,9). Lebendig im Herzen des Vaters, lebendig auf den Lippen des Predigers und lebendig in den Herzen, die von Glauben und Liebe erfüllt sind. Und da es ein lebendiges Wort ist, besteht kein Zweifel daran, dass es auch wirksam ist.

Es wirkt bei der Erschaffung der Welt, bei ihrer Regierung und bei ihrer Erlösung. Was könnte wirksamer oder kraftvoller sein? „Wer kann die großen Taten des Herrn erzählen, all seinen Ruhm verkünden?“ (Ps 106(105),2). Die Wirksamkeit dieses Wortes zeigt sich in seinen Werken; sie zeigt sich auch in der Verkündigung. Denn „es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern […] erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe“ (Jes 55,11).

Lebendig ist das Wort also, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, wenn es mit Glauben und Liebe aufgenommen wird. Denn alles kann, wer glaubt (vgl. Mk 9,23). Und was wäre schwierig für den, der liebt?
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Predigt von Professor May

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten

26.11.2023

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In sei­nem Schrei­ben an die Chris­ten in Gala­tien weist der Apos­tel Pau­lus auf den Zusam­men­hang von Arbeit und Lohn, von Tun und Rechen­schaft, von Säen und Ern­ten hin. Was der Mensch sät, das wird er ern­ten. Wer auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Ver­der­ben ern­ten. Wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewi­ges Leben ern­ten. Daran knüpft er die War­nung: Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Er will damit sagen: Gott ist gerecht und all­mäch­tig. Er sieht alles, er beur­teilt alles, er belohnt und bestraft alles nach sei­ner Gerech­tig­keit. Wer meint, Gott sei ohn­mäch­tig, täuscht sich.

Gott sieht die Got­tes­leu­gung. Got­tes­leug­nung ist die Ver­nei­nung des Daseins Got­tes als eines von der Welt ver­schie­de­nen abso­lu­ten Wesens, die bewusste Ableh­nung von Reli­gion und Got­tes­glaube. Die Got­tes­leug­nung ist die Signa­tur der heu­ti­gen Zeit im indi­vi­du­el­len, im sozia­len und im poli­ti­schen Leben. Die Kul­tur der einst christ­li­chen Län­der bekommt immer stär­ker ein gott­lo­ses Gepräge. Wenn Poli­ti­ker in der Gegen­wart von den west­li­chen „Wer­ten“ spre­chen, las­sen sie zumeist den Got­tes­glau­ben aus. Die Haupt­stüt­zen der Got­tes­leug­nung sind der monis­ti­sche Mate­ria­lis­mus und der Pan­the­is­mus. Die Glau­bens­sätze des Mate­ria­lis­mus lau­ten: a) die Mate­rie ist ewig wie die Kraft; b) alles ist nur Ver­wand­lung von Ener­gien; c) die Natur­ge­setze besit­zen eine abso­lute Not­wen­dig­keit, die durch nichts auf­ge­ho­ben und durch­bro­chen wer­den kann. Der Pan­the­is­mus behaup­tet im Wesent­li­chen nichts ande­res als der Mate­ria­lis­mus. Nicht wirk­lich und nicht mög­lich ist die Got­tes­leug­nung in dem Sinne, dass man für die Nicht­exis­tenz Got­tes posi­tive Gründe bei­brin­gen könnte. Ebenso ist die reli­giöse (und sitt­li­che) Anlage des Men­schen nicht völ­lig zu zer­stö­ren. Der Apos­tel Pau­lus hat die Leug­nung der Exis­tenz Got­tes als unent­schuld­bar bezeich­net. „Denn was man von Gott erken­nen kann, das hat Gott ihnen bekannt gemacht. Seine ewige Macht und Gött­lich­keit wird seit Schöp­fung der Welt an sei­nen Wer­ken deut­lich erschaut“ (Röm 1,19f.).

Für die Got­tes­leug­ner ist der Satz geschrie­ben: Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Die Wir­kun­gen der Got­tes­leug­nung fal­len zuerst auf den ein­zel­nen Men­schen zurück. Fried­rich Nietz­sche hat sie beim Namen genannt. „Du wirst nie­mals beten, nie­mals anbe­ten, nie­mals in unend­li­chem Ver­trauen aus­ru­hen? Du ver­sagst es dir, vor einer letz­ten Weis­heit, letz­ten Güte, letz­ten Macht ste­hen zu blei­ben und deine Gedan­ken abzu­schir­ren? Du hast kei­nen Wäch­ter, kei­nen Freund für deine sie­ben Ein­sam­kei­ten, du lebst ohne den Anblick auf ein Gebirge, das Schnee auf dem Haupt und Glu­ten in sei­nem Her­zen trägt? Dei­nem Her­zen steht keine Ruhe­statt offen, wo es nur zu fin­den und nicht mehr zu suchen hat? Du weh­rest dich gegen einen letz­ten Frie­den? Mensch der Ent­sa­gung, in alle­dem willst du ent­sa­gen? Wer gibt dir die Kraft dazu? Noch fand nie­mand diese Kraft.“ Die Wir­kun­gen der Got­tes­leug­nung tref­fen aber nicht bloß den Ein­zel­nen, son­dern die ganze Mensch­heit; sie zei­gen, dass Gott sei­ner nicht spot­ten lässt. Die Got­tes­leug­nung ver­mag nichts auf­zu­bauen, nur zu zer­stö­ren; sie löst nicht ein ein­zi­ges Pro­blem der Wis­sen­schaft; sie erklärt kein ein­zi­ges Rät­sel der Natur; sie bie­tet keine Stütze, weder dem öffent­li­chen noch dem pri­va­ten Leben; sie bie­tet kei­nen Ansporn für irgend eine Kunst, kei­nen Antrieb für irgend eine Tugend; dage­gen zer­stört sie die Basis der Gerech­tig­keit, das Gefühl der Ver­ant­wort­lich­keit und der Pflicht; nimmt den Lei­den­schaf­ten jeden Zaum, dem Lei­den jeden Trost; zer­setzt die Fun­da­mente der Fami­lie und des sozia­len Lebens; lässt den Men­schen ohne Wahr­heit im Den­ken, ohne Ziel im Wol­len, ohne Richt­schnur im Leben. Das alles erle­ben wir heute in Deutsch­land. Die Got­tes­leug­nung zer­stört schließ­lich die Ein­tracht und das fried­li­che Zusam­men­le­ben der Völ­ker. Sie zieht das got­tent­stam­mende Natur­recht und das Völ­ker­recht in den Abgrund. Die Leug­ner der gött­li­chen Majes­täts­rechte waren immer auch die Toten­grä­ber der Men­schen­rechte. Wahr­haf­tig, es trifft zu, was Pau­lus den Bewoh­nern der Stadt Kolossä im Tal des Lykus vor­her­sagte: Der Zorn Got­tes kommt über die Kin­der des Unglau­bens (Kol 3,6). Gott lässt sei­ner nicht spot­ten.

Got­tes­leug­nung ist häu­fig beglei­tet von Got­tes­läs­te­rung. Got­tes­läs­te­rung ist die Beschimp­fung Got­tes, wodurch ihm Unge­bühr­li­ches zuge­schrie­ben oder Gebüh­ren­des ver­wei­gert bzw. abge­spro­chen wird. Got­tes­läs­te­rung erscheint auch als Ver­bre­chen gegen die christ­li­che Gesell­schaft, da sie das reli­giöse Emp­fin­den ande­rer schwer kränkt und die Ach­tung der Reli­gion, der Grund­lage der Sitt­lich­keit, her­ab­setzt. Gott hört die Tira­den und sieht die Unta­ten der Läs­te­rer. Got­tes­läs­te­rung wird von Gott nicht ganz sel­ten schon auf die­ser Erde gestraft. In einer klei­nen Ort­schaft im Sude­ten­land hatte eine ruch­lose Hand der auf öffent­li­chem Wege auf­ge­stell­ten Sta­tue des gekreu­zig­ten Hei­lan­des beide Füße abge­schla­gen. Der Täter war nicht zu ermit­teln. Der betref­fende junge Mann musste zum Mili­tär ein­rü­cken, als der Krieg kam. Eine Kano­nen­ku­gel riss ihm beide Füße weg. Da bekannte er sein erschrek­ken­des Sakri­leg. In der gro­ßen Schiffs­werft von Bel­fast in Irland lag der neue Oze­an­riese auf Sta­pel, dem man den stol­zen Namen Tita­nic gab. Man war über­zeugt, die­ses majes­tä­ti­sche Schiff werde wie ein stol­zer König sei­nen Weg über das Meer zie­hen. In meter­ho­hen Let­tern trug das Schiff die Auf­schrift: No God – no Pope. Wir brau­chen kei­nen Herr­gott und kei­nen Papst. Die Tita­nic hat Ame­rika nicht erreicht. Sie stieß in der Nacht vom 14. zum 15. April 1912 mit­ten auf dem Ozean mit einem Eis­berg zusam­men. Bald dar­auf ver­schlan­gen die Wogen den Koloss. Von 1800 Pas­sa­gie­ren kamen 1100 ums Leben.

Gott ver­nimmt den ver­ba­len Spott, mit dem er über­schüt­tet wird. Spott kom­men­tiert Per­so­nen sowie Eigen­hei­ten und Äuße­run­gen ande­rer in abwer­ten­der Weise. Er zielt auf die Schä­di­gung des Anse­hens ande­rer. Spott ist gemein und tut weh. Er wird zur Got­tes­läs­te­rung, wenn er sich gegen den Drei­fal­ti­gen Gott wen­det. Unser Herr und Hei­land hat ihn schon zu sei­nen Leb­zei­ten erfah­ren. Die Sol­da­ten des Pro­ku­ra­tors Pon­tius Pila­tus ver­spot­te­ten den Mes­sias Jesus Chris­tus. Sie leg­ten ihm einen roten Man­tel um und floch­ten eine Krone aus Dor­nen, beug­ten das Knie vor ihm und spra­chen: Sei gegrüßt, du König der Juden! Der König Hero­des Anti­pas trieb eben­falls sei­nen Spott mit unse­rem Herrn und Hei­land. Er ließ ihm ein Prunk­kleid anzie­hen und schickte ihn so zu Pila­tus zurück. Der Spott gegen Chris­ten­tum und Reli­gion hat heute eine andere Dimen­sion ange­nom­men. Er wird unge­zü­gelt betrie­ben und bleibt unge­ahn­det. Kein Staats­ge­setz schützt das Hei­lige. Wer ver­sucht, den Schutz des Straf­rechts zu erlan­gen, wird in aller Regel abge­wie­sen. Im Namen von Frei­heit der Mei­nung und Frei­heit der Kunst blei­ben Anzei­gen ohne Wir­kung. Die Got­tes­sohn­schaft Jesu, das Weih­nachts­ge­heim­nis, die Wun­der­tä­tig­keit Jesu und seine Auf­er­ste­hung wer­den geschmäht. Die Got­tes­mut­ter Maria wird ver­höhnt. Hätte Maria abge­trie­ben, wäre uns viel erspart geblie­ben. In der Sati­re­zeit­schrift „Tita­nic“ steck­ten des­sen Zeich­ner Papst Fran­zis­kus ein Kreuz in den Hin­tern und lie­ßen ihn Mon Dieu aus­ru­fen. Ein ent­blöß­ter Got­tes­sohn steht dane­ben und ruft zor­nig: „Denkst du wie­der an ihn?“

Gott lässt vie­len Spott über sich erge­hen. Er gewährt meis­tens dem Spöt­ter Zeit, sich zu besin­nen und zu bekeh­ren. Gele­gent­lich frei­lich zeigt er, dass er mäch­tig ist, sich des Spot­tes zu erweh­ren. Es war 1915 an der rus­si­schen Front bei einem ober­ös­ter­rei­chi­schen Trup­pen­teil. Ein Reli­gi­ons­spöt­ter war wäh­rend der Feld­messe zur Kom­mu­ni­on­bank getre­ten, nahm unbe­merkt nach der hl. Kom­mu­nion die Hos­tie aus dem Mund und steckte sie in die Tasche. Spä­ter im Schüt­zen­gra­ben nahm er zum Schre­cken sei­ner Kame­ra­den die Hos­tie aus der Tasche und befes­tigte sie hohn­la­chend mit einem Reiß­na­gel an einem Pfos­ten. Ehe seine Kame­ra­den noch ein­schrei­ten konn­ten, geschah etwas Furcht­ba­res: Der Frev­ler sank plötz­lich gur­gelnd zu Boden und war eine Lei­che. Als man ihn eine Vier­tel­stunde spä­ter weg­trug, war er ganz schwarz gewor­den. Mit tie­fer Erschüt­te­rung erzähl­ten Augen­zeu­gen noch Jahre danach von die­sem Vor­komm­nis.

Man­che Men­schen rei­ben sich an der Unsicht­bar­keit Got­tes. In der Tat: Gott ist ein ver­bor­ge­ner Gott. Kein Mensch hat ihn jemals gese­hen, kei­ner ver­mag ihn zu sehen. Gott ist ver­hüllt. Er wohnt in unzu­gäng­li­chem Licht. „Ihn (Gott), den Künst­ler, wird man nicht gewahr, beschei­den ver­hüllt er sich in ewige Gesetze“ (Don Car­los), heißt es bei Schil­ler. Kein Geschöpf kann mit sei­nem umflor­ten Auge das klare Licht Got­tes schauen. Dazu ist es zu schwach. Die Ver­bor­gen­heit Got­tes wird für viele Men­schen zum Anlass, nicht mit ihm zu rech­nen. Was sie nicht sehen und grei­fen kön­nen, exis­tiert nicht für sie. Die Ver­bor­gen­heit Got­tes ist für man­che Men­schen sogar der Anlass, seine Wirk­lich­keit und seine All­macht zu leug­nen. Aber Gott lässt sich nicht unbe­zeugt. Er spricht im Leben des Ein­zel­nen. Das recht gebil­dete Gewis­sen ist die Stimme Got­tes. Der Heide Seneca hat geschrie­ben: „Nahe ist dir Gott, er ist bei dir, er ist in dir. Ja, ein hei­li­ger Geist wohnt in uns und wacht über das Gute und Böse in uns.“ Gott tritt gele­gent­lich aus sei­ner Ver­bor­gen­heit her­aus. Chau­mette, einer der wil­des­ten Het­zer in der Fran­zö­si­schen Revo­lu­tion, hielt am Fest der Ver­nunft die Fest­rede und schrie zum Him­mel: „Herr­gott, wenn du exis­tierst, dann erschlag mich mit dei­nem Blitz!“ Der Blitz­strahl blieb aus, aber wenige Tage spä­ter (24.​3.​1794) fiel sein Haupt unter dem Fall­beil. Mäch­ti­ger als im Leben des Ein­zel­nen spricht Gott in den Erschei­nun­gen der Natur. Ein Gewit­ter, ein Orkan, ein Vul­ka­n­aus­bruch, ein Erd­be­ben: Siehe, das ist Got­tes Spra­che, denn er ist der Herr der Natur. Wenn in stil­ler, kla­rer Ster­nen­nacht die Luft über die Sand­wüste der Sahara streicht und die Sand­kör­ner sich anein­an­der rei­ben, hört es sich an wie das Wim­mern eines töd­lich ver­wun­de­ten Rie­sen­tie­res. „Hört ihr?“, sagte der ara­bi­sche Füh­rer der Kara­wane, „die Wüste weint. Sie klagt, dass sie zur unfrucht­ba­ren Dürre gewor­den ist; sie beweint die blü­hen­den Gär­ten, die wogen­den Korn­fel­der, die lachen­den Früchte, die sie einst trug, bevor sie zur aus­ge­brann­ten, tro­cke­nen Öde wurde.“ In Mes­sina hatte man über 120 Jahre kein Erd­be­ben mehr gespürt. Da erlaubte sich Weih­nach­ten 1908 ein mar­xis­ti­sches Blatt den Fre­vel, in einem Spot­t­ar­ti­kel zu höh­nen: „Geh, Christ­kind, schick uns doch wie­der mal ein Erd­be­ben, wenn du kommst!“ Das war am 24. Dezember. Am 28. Dezember kam das furcht­bare Erd­be­ben von Mes­sina. Bin­nen weni­ger Minu­ten war die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung tot, durch den nach­fol­gen­den Brand fast die ganze Stadt zer­stört: 84.​000 Tote von 120.​000 Ein­woh­nern. Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Gott ist all­mäch­tig im Trös­ten, aber auch im Züch­ti­gen (Aug.).

Zahl­rei­che Men­schen sind der Mei­nung: Ich habe gesün­digt, und was ist mir Übles wider­fah­ren? Nichts. Sie täu­schen sich. Schon in der Sünde liegt die Strafe. Womit einer sün­digt, damit wird er gestraft. Die Sünde stört den inne­ren Frie­den im Men­schen. Sie macht ihm ein schlech­tes Gewis­sen. Er weiß um seine Schuld, und er lei­det unter der Schuld. Sie raubt ihm die Freude an Gott und am Dienste Got­tes. Der Sün­der ist ver­sucht, von Gott zu flie­hen, der um seine Schuld weiß. Die Sünde schwächt die sitt­li­che Kraft des Sün­ders. Sie ent­zieht ihm den Abscheu vor dem Bösen und min­dert die Nei­gung zum Guten. Die Sünde beein­träch­tigt sein Ver­hält­nis zu den ande­ren Men­schen. Der Sün­der büßt ein Stück der Nächs­ten­liebe ein. Sein Wille, dem Bru­der oder der Schwes­ter bei­zu­ste­hen, sie zu schüt­zen und zu trös­ten, wird geschwächt.

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Sprich nicht: Ich habe gesün­digt, und was ist mir Übles gesche­hen? Denn der Aller­höchste ist ein lang­mü­ti­ger Ver­gel­ter (Sir 5,4). Lang­mü­tig ist der Herr und groß an Geduld (Nah 1,3). Lang­mut Got­tes ist der Wille Got­tes, den Voll­zug sei­nes Straf­ur­teils gegen­über dem sün­dig gewor­de­nen Geschöpf hint­an­zu­hal­ten. Die Beweg­gründe für das Zuwar­ten Got­tes sind seine unend­li­che Liebe und Güte, die Schwä­che und Hin­fäl­lig­keit sei­ner Geschöpfe und der Wille zur Umkehr des Sün­ders. In Ams­ter­dam saßen drei Her­ren nach der Auf­füh­rung eines Ora­to­ri­ums im Gast­zim­mer, als tief in der Nacht der Kom­po­nist Max Reger den Raum betrat. Er fragte den einen, ob er katho­li­scher Pries­ter sei, und auf des­sen Ja bit­tet er ihn um eine Unter­re­dung unter vier Augen. An einem Neben­tisch ent­hüllt er ihm die Todes­ah­nun­gen, die mit furcht­ba­rer Wucht auf ihm lägen; er müsse noch in die­ser Nacht mit dem Him­mel abrech­nen und bitte darum, eine Lebens­beicht able­gen zu dür­fen. „Ich fühle den Tod in mei­nen Adern und will mich mit mei­nem Schöp­fer aus­söh­nen, noch jetzt, auf der Stelle.“ Er möge ihm hel­fen, er habe seit sei­ner Jugend nicht mehr gebeich­tet. Es geschah, und Reger machte seine Rech­nung mit Gott. Das geschah am 23. März 1916. Am 11. Mai war er tot. Max Reger hatte mit sei­ner Bekeh­rung lange gewar­tet, aber, dank Got­tes Erbar­men, nicht zu lange.

Es ist dem Men­schen gesetzt, ein­mal zu ster­ben; danach aber folgt das Gericht (Hebr 9,27). Das per­sön­li­che Gericht über den Ein­zel­nen. Das Gericht erfasst eine jede Miss­etat. Keine Krän­kung, keine Belei­di­gung Got­tes, keine Ver­spot­tung Got­tes wird ver­ges­sen. Es ist schreck­lich, dem leben­di­gen Gott in die Hände zu fal­len (Hebr 10,31). Gott hat eine Waage. Sie wägt jedes gute Werk, aber auch jede schlechte Tat. Auf die­ser Waage wer­den die Hand­lun­gen nicht nach ihrer Menge, son­dern nach dem Maß der Gesin­nung gewo­gen. Gott schaut dem Men­schen ins Herz; dort wägt und prüft er. Gott ver­gilt einem jeden nach sei­nen Wer­ken. Bei ihm gibt es kein Anse­hen der Per­son. Er zieht alles Ver­bor­gene vor sein Gericht. Er lässt keine Ent­schul­di­gung gel­ten. Er wird durch kein Geschenk besänf­tigt. Got­tes Urteil ist end­gül­tig. Es wird weder zurück­ge­nom­men noch geän­dert. Von ihm gibt es keine Beru­fung.

Die Kir­che hat sich nie­mals dazu bewe­gen las­sen, von Gericht und Ver­wer­fung zu schwei­gen. Die Gerichts­pre­digt der Kir­che war nie beliebt. Die meis­ten Men­schen mein­ten, sie wür­den dem ver­ur­tei­len­den Spruch des Rich­ters ent­ge­hen. Man­che wähn­ten, sich durch Spott und Hohn über Got­tes Gerech­tig­keit und sein Gericht Erleich­te­rung und Ent­las­tung von der Furcht um ihr ewi­ges Schick­sal ver­schaf­fen zu kön­nen. Der fran­zö­si­sche Spöt­ter Volta­ire war Gast König Fried­richs II. im Schloss zu Cleve. Bei die­ser Gele­gen­heit erklärte er: „Was mich angeht, so ver­kaufe ich mei­nen Platz im Him­mel um einen Taler.“ Da erhob sich der Bür­ger­meis­ter von Cleve und rief ihm zu: „Herr Volta­ire, wir sind hier in Preu­ßen, und da kauft nie­mand etwas, ohne vor­her zu prü­fen, ob der Ver­käu­fer auch Eigen­tü­mer und Besit­zer des Gegen­stan­des ist. Kön­nen Sie uns den Nach­weis erbrin­gen, dass Sie den Platz im Him­mel recht­mä­ßig besit­zen, dann kaufe ich Ihnen den Platz für 10.​000 Taler ab.“

Das per­sön­li­che Gericht ist der Vor­läu­fer des all­ge­mei­nen Gerichts am Ende der Welt­zeit. Da wird nichts geän­dert oder revi­diert. Da wer­den viel­mehr die Urteile des per­sön­li­chen Gerichts bestä­tigt. Da wer­den sie allen in der Öffent­lich­keit kund­ge­macht.

Gott lässt sei­ner nicht spot­ten. Er sieht lange zu, wie die Men­schen sich gegen ihn empö­ren. Er regis­triert die staat­li­chen Gesetze, die Ehe und Fami­lie zer­stö­ren. Er beob­ach­tet die Ein­griffe gegen das Leben der Unge­bo­re­nen und die Begüns­ti­gung der Selbst­tö­tung. Er kennt die fal­sche Sexu­al­er­zie­hung in den Schu­len. Er ver­nimmt, dass die Par­la­mente 15-jäh­rige Jun­gen ermäch­ti­gen, sich als Mäd­chen aus­zu­ge­ben, und Mäd­chen gestat­ten, zu einem Jun­gen zu wer­den. Frau von der Leyen und Frau Baer­bock spre­chen von west­li­chen Wer­ten, die angeb­lich von der Euro­päi­schen Union ver­tei­digt wer­den. Ich frage: Sind die west­li­chen Werte die Frei­gabe von Dro­gen? Oder die staat­li­che Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät? Oder die Umklei­dung gleich­ge­schlecht­li­cher Ver­bin­dun­gen mit dem hei­li­gen Namen er Ehe? Gott ist kein Schat­ten­kö­nig. Der hei­lige und gerechte Gott ist Gesetz­ge­ber mit dem bestimm­ten „Du sollst, Du sollst nicht“ und zugleich Rich­ter sei­ner Gebote. Er ist der Herr, sein Wille ist Gesetz, und wir ste­hen in sei­nem Dienst. Baby­lon endete bei einem Gast­mahl, Rom ging in rau­schen­den Fest­lich­kei­ten unter. So ster­ben sol­che Rei­che, den Becher in der Hand und die Got­tes­läs­te­rung auf den Lip­pen. Wir wis­sen nicht, wann das Straf­ge­richt Got­tes über uns her­ein­bre­chen wird. Aber eines wis­sen wir: dass es die Mensch­heit, vor allem in Europa, ver­dient hat. Ein­mal geht aller Spott zu Ende. Den Spöt­tern wird Gott selbst zum Spöt­ter wer­den (Spr 3,34). Dann zeigt es sich: Ohne Gott, alles Spott.

Amen.
37
Hl. Athanasius (295-373)
Bischof von Alexandrien und Kirchenlehrer
3. Rede gegen die Arianer, 33–34 (Vier Reden gegen die Arianer, Bibliothek der Kirchenväter, München 1913, leicht angepasst)

Geboren werden mit Christus


Nun da das Wort Mensch geworden ist und die Schwächen des Fleisches sich zu eigen gemacht hat, so berühren diese den Leib nicht mehr wegen des in ihm befindlichen Wortes. Vielmehr sind sie von ihm aufgezehrt worden, und nunmehr bleiben die Menschen nicht mehr gemäß der ihnen eigenen Leiden sündhaft und tot, sondern auferstanden in der Macht des Wortes verbleiben sie immer unsterblich und unvergänglich.

Und weil das Fleisch aus der Gottesgebärerin Maria geboren wird, deshalb sagt man vom Worte selbst, es sei geboren worden, vom Worte, das nun den andern den Anfang ihrer Existenz gewährt, um auf sich unsere Geburt zu übertragen, und damit wir nicht mehr als bloße Erde zur Erde zurückkehren, sondern, weil mit dem vom Himmel stammenden Worte verbunden, von ihm in den Himmel geführt werden. Es hat also auch die andern Leiden des Leibes nicht ohne Grund auf sich übertragen, sondern damit wir nicht mehr als Menschen, sondern dem Wort zu eigen am ewigen Leben teilnähmen.

Denn wir sterben nicht mehr in Adam infolge der ersten Geburt, sondern wir werden nunmehr, da unsere Geburt und jede fleischliche Schwäche auf das Wort übertragen ist, von der Erde auferweckt, da der Fluch der Sünde um dessentwillen aufgehoben ist, der in uns unsertwegen zum Fluch geworden ist, – was doch ganz natürlich ist. Denn wie wir alle, die wir von der Erde stammen, in Adam sterben, so werden wir, von oben aus dem Wasser und Geiste wiedergeboren, alle in Christus lebendig gemacht, weil das Fleisch nicht mehr irdisch, sondern nunmehr selbst zum Wort geworden ist – wegen des Wortes Gottes, das unsertwegen Fleisch wurde.

Die Menschen aber, deren Leiden auf den Leidensunfähigen übergegangen und ausgetilgt worden sind, werden nun auch ihrerseits auf ewig leidensunfähig und von den Leiden frei […] Denn wie der Herr mit der Annahme des Leibes Mensch geworden ist, so werden auch wir Menschen vom Worte in seinem Fleische angenommen und vergöttlicht und erben von nun an ewiges Leben.
38
Hl. Petrus Chrysologus (um 406-450)
Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer
147. Predigt über das Geheimnis der Menschwerdung (Sermon 147, trad. coll. Icthus, vol. 8, p. 114; frz.-dt. übers. © Evangelizo)

Endlich sieht Hanna Gott in seinem Tempel


Wie aber kann das kleine menschliche Auge den Gott schauen, den die Welt nicht fassen kann? Doch die Macht der Liebe fragt nicht, was sein wird, was sein soll, was sein kann. Die Liebe kennt […] kein Maß. Die Liebe ist trostlos ob des Unmöglichen; von Schwierigkeiten lässt sie sich nicht aufhalten. […] Die Liebe kann nicht darauf verzichten, zu sehen, was sie liebt […]. Wie sollte jemand glauben, dass Gott ihn liebt, wenn Gott ihn seines Anblicks nicht würdigte? Daher hat die Liebe, wenn sie Gott zu sehen trachtet, wenn auch keinen vernünftigen, so doch einen großen Eifer in der Liebe. Darum wagte Mose zu sagen: „Wenn ich also Gnade in deinen Augen gefunden habe, so zeige mir dein Angesicht“ (Ex 33,13 Vulg.), und ein anderer sprach: „Zeige mir dein Angesicht!“ (vgl. Ps 79(80),4) Vulg.). […]

Da Gott also wusste, dass die Sterblichen durch ihr Verlangen, ihn zu sehen, gequält und ermüdet würden, so wählte er einen Weg aus, um sich ihnen sichtbar zu machen, ohne dabei den irdischen Menschen und den himmlischen Bewohnern klein zu erscheinen. Denn was Gott auf Erden als sein Ebenbild geschaffen hat, wie hätte er dies im Himmel ohne Ehrung lassen können? „Lasst uns den Menschen machen“, heißt es ja, „nach unserem Bild und unserer Ähnlichkeit!“ (vgl. Gen 1,26 Vulg.). […] Wenn Gott die Gestalt eines Engels vom Himmel angenommen hätte, wäre er, ebenso wie dieser, unsichtbar geblieben. Hätte er aber von der Erde eine Gestalt angenommen, die unter dem Menschen steht, so wäre es eine Entehrung der Gottheit gewesen und hätte den Menschen entwürdigt, nicht erhoben. Niemand also, Geliebteste, soll es für eine Entehrung Gottes halten, wenn Gott in Menschengestalt zu den Menschen kam und aus uns unser Wesen annahm, um von uns gesehen zu werden […].
39
Origenes (um 185-253)
Priester und Theologe
Homilien über das Lukas-Evangelium, 15; PG 13,1838–1839 (Homélies sur l'évangile de Luc, trad. Orval; cf SC 87; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„In Frieden scheiden“


Simeon wusste, dass uns niemand aus dem Gefängnis des Leibes mit der Hoffnung auf das zukünftige Leben herausführen kann, wenn nicht der, den er in seinen Armen hielt. Deshalb sagte er zu ihm: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden; denn solange ich Christus nicht getragen und in meine Arme genommen hatte, war ich wie ein Gefangener und konnte mich nicht von meinen Fesseln befreien.“ Und das gilt, wohlgemerkt, nicht nur für Simeon, sondern für alle Menschen. Wenn jemand diese Welt verlässt und das Himmelreich gewinnen möchte, dann nehme er Jesus in seine Arme, umfange ihn, drücke ihn an seine Brust und gehe frohen Herzens dorthin, wohin es ihn zieht. […]

„Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes“ (Röm 8,14). Es ist also der Heilige Geist, der Simeon in den Tempel führte. Wenn auch du Jesus halten, umarmen und würdig werden willst, dein Gefängnis zu verlassen, dann strebe danach, dich vom Heiligen Geist führen zu lassen, damit du in den Tempel Gottes gelangst. Schon hier und jetzt bist du im Tempel unseres Herrn Jesus, das heißt in seiner Kirche, seinem aus lebendigen Steinen erbauten Tempel (vgl. 1 Petr 2,5). […]

Wenn du also, vom Heiligen Geist gedrängt, in den Tempel kommst, wirst du das Jesuskind finden, es in deine Arme nehmen und sagen: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden“. Diese Befreiung und dieses Scheiden geschehen in Frieden. […] Und wer ist es, der in Frieden stirbt? Doch nur jener, der „den Frieden Gottes hat, der alles Verstehen übersteigt, und der die Herzen in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahrt (vgl. Phil 4,7). Wer ist es, der in Frieden aus dieser Welt scheidet? Doch nur jener, der begreift, dass Gott in Christus gekommen ist, um die Welt mit sich zu versöhnen.
40
Hl. Augustinus (354-430)
Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Tractatus in Joh 17,8 (S. Augustin et l’augustinisme, éd du Seuil 1955, p. 119–120, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

Liebe, und du wirst deinen Gott schauen!


Der Herr selbst ist gekommen, ein Lehrer der Liebe, erfüllt von Liebe. […] Denkt mit mir nach, Brüder, über das Wesen dieser beiden Gebote. Sie sollten euch wohlbekannt sein und nicht nur dann in den Sinn kommen, wenn wir sie in Erinnerung rufen, sondern nie aus unseren Herzen verschwinden: Das ist unsere Pflicht.

Denkt immer wieder daran, dass ihr Gott und euren Nächsten lieben sollt. Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken [… und] deinen Nächsten lieben wie dich selbst (vgl. Mt 22,37.39). […] Die Liebe zu Gott ist die erste in der Ordnung des Gebots, die Liebe zum Nächsten aber ist die erste in der Ordnung der Ausführung. Derjenige, der dir diese Liebe in zwei Geboten vorschrieb, konnte dir nämlich nicht gebieten, zuerst deinen Nächsten und dann Gott zu lieben, sondern Gott und den Nächsten.

Nur indem du den Nächsten liebst, verdienst du es, Gott zu schauen, den du noch nicht siehst. Durch die Liebe zum Nächsten reinigst du dein Auge, um Gott zu schauen. Für Johannes ist das ganz offensichtlich: „Wenn du deinen Bruder, den du siehst, nicht liebst, wie kannst du dann Gott lieben, den du nicht siehst?“ (vgl. 1 Joh 4,20). Es wird dir gesagt: Liebe Gott. Wenn du darauf sagst: Zeige mir den, den ich lieben soll –, was soll ich dir da antworten, wenn nicht das, was Johannes selbst sagt: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh 1,18). Und doch sollst du nicht meinen, dass dir die Schau Gottes völlig fremd sei: „Gott,“ sagt Johannes, „ist die Liebe, und wer in der Liebe bliebt, bleibt in Gott“ (1 Joh 4,16).

Liebe also den Nächsten, und betrachte die Quelle dieser Nächstenliebe in dir; dort wirst du, soweit es möglich ist, Gott schauen. […] „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte“ (Jes 58,8). Dein Licht ist dein Gott, er ist für dich das Morgenrot, denn er wird die Nacht dieser Weltzeit ablösen: Er geht weder auf noch unter, sondern bleibt in Ewigkeit.
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La Salette 1846



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