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Allgemeines => Allgemeines & Alltägliches => Thema gestartet von: velvet am 18. Juni 2012, 14:31:57

Titel: Anfechtung, Versuchung, Sünde – wie gehen wir damit um?
Beitrag von: velvet am 18. Juni 2012, 14:31:57
Anfechtung, Versuchung, Sünde – wie gehen wir damit um?


1. Wo kommen Anfechtungen her?
Wir gebrauchen das deutsche Wort Anfechtung eigentlich vorwiegend im juristischen Bereich:
- ein Urteil wird angefochten oder
- ein Testament wird angefochten. D.h. also, eine erklärte Sache soll wieder ungültig gemacht werden. Ich komme später auf diesen Aspekt zurück. Das griechische Wort "peirasmos" hat zwei verschiedene Bedeutungen:
a) Anfechtung im Sinn von Erprobung
Diese Anfechtung kommt von Gott. Er konfrontiert uns mit Schwierigkeiten, an denen wir wachsen und reifen sollen. Wenn wir diese Anfechtungen bewältigen, erfolgt eine Bewährung und Reifung im Glauben.
Ex.: Abraham - Isaak.
b) Anfechtung im Sinn von Versuchung
Diese Anfechtung kommt nicht von Gott, sondern vom Teufel. Er will unser Vertrauen verwunden und uns aus der Bahn werfen! Er ist der Versucher!
Ich fasse das bisher Erarbeitete zusammen. Das in der Bibel verwendete Wort Anfechtung hat wie eine Münze zwei Seiten: - eine positive im Sinne von Erprobung, und - eine negative im Sinne von Versuchung, die uns zu Fall bringen will.
Jetzt wird’s etwas schwieriger: Jede Versuchung zur Sünde, die in unser Leben kommt, ist von Gott her gesehen gleichzeitig eine Erprobung, aus der wir bewährt hervorgehen sollen. Gott legt großen Wert auf Bewährung. Nur was bewährt ist, ist echt in seinen Augen. Jak 1,12: „... denn nachdem er bewährt ist ...“
Und wenn wir uns nicht bewähren?

Wenn wir schwach sind und versagen? Dann ist Gottes Treue groß! Fallen ist nicht das Schlimme. Liegenbleiben ist das Schlimme. Und es ist Gottes größte Freude, seine gefallenen Kinder wieder aufzuheben, wenn sie gefallen sind. Wir müssen lernen, Anfechtung positiv zu sehen. Nichts läutert unseren Glauben so sehr wie der Schmelzvorgang der Anfechtung (1Petr 1,6+7).

2. Wann und wo treten Anfechtungen auf?

Es ist von Person zu Person verschieden. Aber es gibt einige Bereiche unseres Lebens, die besonders anfechtungsanfällig sind.
Von der Schrift her kommen:
1Joh 2,15-17
- Fleischeslust (körperliche Begierde)
- Augenlust (Begehrlichkeit der Augen)
- Hochmut des Lebens
Es fällt auf, daß Satan immer wieder diese drei Bereiche besonders zur Versuchung gebraucht.
Zwei biblische Beispiele
1Mo 3,6:
Als der Satan die Eva versuchte, da - gebrauchte er die Lust der Augen (Eva sah, daß von dem ganzen Baum gut zu Essen wäre ...) - er gebrauchte die körperliche Begierde (Und sie nahm von der Frucht und aß ...) - und auch Überheblichkeit, Hochmut spielte mit (Ihr werdet sein wie Gott.). Körperliche Begierde, Begehrlichkeit der Augen, Überheblichkeit.
Als Satan Tausende Jahre später den Herrn Jesus versuchte, gebrauchte er die gleiche Methode.
Luk 4,1-13:
- Bist du Gottes Sohn, dann sprich zu diesem Stein, daß er Brot werde ... (Essen - körperliche Begierde)
- und er zeigte ihm alle Reiche der ganzen Welt in einem Augenblick (Begehrlichkeit der Augen)
- wirf dich hinab - die Engel werden dich auf Händen tragen (Überheblichkeit).
Wir sehen wieder die gleichen Bereiche. Frage: Wenn der Teufel die Eva und den Herrn Jesus Christus auf diesen Gebieten versucht hat, wird er‘s nicht auch bei uns versuchen?

Fleischeslust:

- manche Menschen sind freßsüchtig - sie müssen essen, essen, essen, - furchtbar. - es gibt eine süße Sucht - man muß Süßigkeiten futtern. Ich weiß, daß da tiefe psychische Probleme zugrunde liegen können.
- Alkoholsucht (über 2 Millionen Alkis) Dunkelziffer, viele Feierabendalkoholiker.
- Nikotinsucht
- Sexuelle Sucht, süchtig nach Sex, usw.
Ihr Lieben, wo wir persönlich betroffen sind, laßt uns das als Anfechtung im Sinne einer Versuchung erkennen und damit zu Jesus kommen. Er allein kann befreien! "Wenn euch nun der Sohn frei macht, dann seid ihr recht frei!"
Augenlust:
- Habgier (gierig nach Geld, Kleidung, Autos, Haus, Land, Gegenstände, etc.)
- Mediensucht (Fernsehen, Video, Zeitschriften).
Überheblichkeit:
- Geltungsbedürfnis, Stolz, Egoismus, Eifersucht, Machtstreben, usw.
Ich glaube, daß in diesen Bereich auch der Zweifel gehört. Genauer gesagt, eine bestimmte Art von Zweifel, der aus einer selbstherrlichen Einstellung kommt, die sich grundsätzlich nicht unter Gott und sein Wort beugen will.
Es gibt auch eine andere Art von Zweifel, der aus einer angefochtenen Lebenssituation kommt.
Gott kann die Quelle unserer Zweifel sehr wohl unterscheiden. Ihm ist ein ehrlicher Zweifel lieber als ein geheuchelter Glaube.

Versuchung durch Gruppendruck

Du würdest vielleicht selbst nicht tratschen, wenn da nicht die andern wären, die über den Chef herziehen ...
Du würdest vielleicht keinen Alkohol trinken, wenn da nicht die andern wären, die Dich dauernd anstacheln ...
Du würdest Dich vielleicht klar und eindeutig zu Deinem Glauben an Jesus Christus bekennen, wenn da nicht die Verwandten und Arbeitskollegen mit ihrem Spott wären ...
Gruppendruck ist etwas Scheußliches. Vor allem für diejenigen, die eine schwächere Persönlichkeitsstruktur besitzen.
Wir haben nun gesehen, wo, d.h. in welchen Bereichen, Anfechtungen besonders auftreten. Nun zur Frage "wann"? Ich habe folgende Beobachtungen gemacht.
a) Anfechtungen nehmen zu und häufen sich in Zeiten geistlicher, seelischer und körperlicher Schwachheit.
Wenn wir fix und fertig sind, wenn Körper und Seele keine Abwehrkraft mehr besitzen, dann greift oben drauf noch Satan an. Ihr Lieben, wenn dann nicht der Herr Jesus für uns streiten würde, wir könnten wohl nicht bestehen! Aber Jesus Christus hat dem Teufel den Kopf zertreten. Der Feind ist besiegt. Er darf nur noch Rückzugsgefechte liefern. Daran halten wir fest.
b) Anfechtungen nehmen zu, wenn Gott einen besonderen Segen schenken will oder geschenkt hat:
- vielleicht ein Sieg über eine Bindung, die mich schon lange belastet hat
- vielleicht ein Durchbruch zum Glauben bei einem Menschen, um den man gerungen hat
- oder nach schweren Gesprächen (Seelsorge)
3. Wie können wir in Anfechtungen bestehen?

Zuerst gilt es, auf Christus zu schauen. Er wurde versucht wie wir, doch ohne Sünde (Hebr 4,15). Das ist sehr, sehr tröstlich. Der Herr Jesus war unter dem gleichen Beschuß wie wir - aber er wurde nie abgeschossen. Er stand und widerstand. An ihn dürfen wir uns klammern. Dann gilt es wachsam zu sein.
Druck und Gegendruck
Wir sind in mancherlei Hinsicht dem Druck der Versuchung ausgesetzt. Wie sollen wir als Christen reagieren? Sollen wir auf eine einsame Insel fliehen? Oder in die Wüste? – Es würde wohl nichts nützen. Bedenken wir das der Herr Jesus gerade in der Wüste am stärksten versucht wurde. Ich glaube, es gibt einen besseren Weg.
Beispiel: U-Boot
Ostsee – Marinemuseum La Boe – U-Boot – gewaltige Dimensionen – starke Stahlwände – heute gibt es sogar atomgetriebene U-Boote ...
Trotz der dicken Stahlwände kann ein solches U-Boot nicht beliebig tief tauchen. Das amerikanische Atom-U-Boot „Threscher“ überschritt in den 70er Jahren die vorgeschriebene Tiefe. Wißt Ihr was passierte? Als der Druck der Meerestiefe zu groß wurde, preßte er den mächtigen Stahlmantel zusammen, als sei es aus Plastik. Der ungeheure Druck des Meeres hatte den stählernen Koloß zerschmettert. Versteht Ihr, was Druck bedeutet?
Aber jetzt kommt etwas Eigenartiges. Wenn ein Forscher in einer Spezial-Tauchkugel zur Tiefe des Ozeans hinabgelassen wird, entdeckt er dort Fische, die diesem ungeheuren Druck scheinbar spielend aushalten. Wie machen das diese Fische? Man könnte annehmen, daß diese Fische ungefähr wie schwimmende Panzer gebaut sind. Weit gefehlt. Sie verfügen nur über eine millimeterdicke Haut. Wie halten die bloß einen solchen Druck aus? Weiß es jemand?
Diese Fische haben ein Geheimnis: in ihrem Innern herrscht ein gleich großer Gegendruck. Das ist alles.
So, jetzt übertragen wir dieses Beispiel. Manche Christen wollen dem Druck der Welt mit ihren Versuchungen dadurch begegnen, daß sie sich mit dicken Stahlplatten umgeben. Sie kapseln sich von der Außenwelt ab, sperren sich in einen kleinen Raum ein und schauen nur noch durch die Schießscharten. Drinnen fühlen sie sich sicher.
Aber ist das die Freiheit, die Gott meint? Ich glaube, Gott meint eher die Freiheit der Tiefseefische. Wir bewahren die Freiheit nicht durch einen Stahlpanzer, sondern durch Gottes Geist, der uns innerlich mit solcher Kraft ausrüsten will, daß wir auch Versuchungen begegnen können.
Aus: „Wachstumsschmerzen“ S. 18-19 (Philip Yancey, Tim Stafford)