I m p r i m a t u r.
Baarlo, die 9. m. Maii 1901.
Dr. J. H. Geenen, Libr. Cens.
HAUSSEGEN.
Wo Glaube, Da Liebe.
Wo Liebe, Da Friede.
Wo Friede, Da Segen.
Wo Segen, Da GOTT.
Wo GOTT, Keine Not.
Erster Teil.
B e l e h r u n g e n
für
die gute Gattin und Mutter
I.
Habe immer eine recht große Hochschätzung vor der christlichen Ehe!
GOTT selbst, der Unendlich Heilige, hat die Ehe im Paradiese eingesetzt. Nachdem Er Adam und Eva erschaffen hatte, segnete Er sie und sprach: „Wachset und mehret euch und erfüllet die Erde.“ (1.Mos. 1,28) Es war GOTTES Wille, dass dieser Bund zwischen einem Manne und Weibe eine innige, unauflösliche Lebensgemeinschaft bilde. Doch wurde im Alten Testamente infolge der Sünde und der Herzenshärtigkeit der Juden sowohl das Band der Einheit, als auch das der Unauflösbarkeit vielfach gelockert. Darum sprach der Göttliche Heiland zu den Juden Seiner Zeit: „Moses hat euch eurer Herzenshärtigkeit wegen erlaubt, eure Weiber zu entlassen; im Anfange war es nicht so.“ (Matth. 19,8)
Jesus Christus hat nun die ursprüngliche Einheit und Unauflöslichkeit des Ehebundes wieder hergestellt und verordnet, dass die Ehe wie im Anfange nur zwischen e i n e m Manne und e i n e m Weibe und zwar bis zum Tode des einen von beiden bestehen solle. Hinweisend auf diese ursprüngliche Einrichtung GOTTES sagt Er: „Was GOTT verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen.“ (Matth. 19,6) Und als Seine Jünger zu Haus Ihn um näheren Aufschluß darüber baten, sprach Er zu ihnen: „Wer immer sein Weib entlässt und eine andere nimmt, der begeht an ihr einen Ehebruch. Und wenn ein Weib ihren Mann entlässt und einen andern heiratet, so bricht sie die Ehe.“ (Mark. 10, 8-12)
So spricht der Höchste Gesetzgeber und Herr aller Völker. Wenn also ein christlicher Mann und ein christliches Weib diesen Bund gültig geschlossen und die Ehe vollzogen haben, so kann keine Macht der Erde, keine geistliche oder weltliche Gewalt, kein Bischof oder Papst, kein Gerichtshof oder Staatsgesetz dieses Band wieder lösen. Und hätte selbst nach solcher gerichtlichen Ehescheidung einer der Ehegatten aus Treulosigkeit oder Unwissenheit (z. B. der protestantische Gatte bei gemischter Ehe) eine neue Ehe geschlossen, so kann doch der andere Teil, falls er seine Seele retten will, keine zweite Ehe eingehen, bevor nicht das erste Eheband durch den Tod in Wirklichkeit gelöst ist. Auch wenn die Eheleute kirchlich geschieden sind, d. h. aus sehr wichtigen Gründen mit Erlaubnis der kirchlichen Obrigkeit getrennt leben, so kann doch kein Eheteil bei Lebzeiten des andern keine zweite Ehe gültig eingehen.
Diese unauflösliche Verbindung der Ehe hat Christus der Herr sogar zur Würde eines Heiligen Sakramentes erhoben. Die Ehe ist somit ebenso ein Sakrament wie die Taufe, Firmung und so weiter. Um den Göttlichen und sakramentalen Charakter der Ehe recht hervorzuheben, bedient sich der Heilige Paulus des schönen Vergleiches der Verbindung Christi mit Seiner Kirche. Gleichwie nämlich die Kirche alle Gnaden von ihrem Haupte, nämlich von Jesus Christus, erhält, so auch die Ehe in ihrer Stellung als Sakrament. Und nachdem der Heilige Völkerapostel die erhabene Würde der Ehe als Sakrament klargelegt hat, ruft er aus: „Die Ehe ist ein großes Sakrament; ich sage aber: In Christus und in der Kirche.“ (Eph. 5,32.)
Der gelehrte Cornelius a Lapide erklärt die Bedeutung dieser Worte des Apostels folgendermaßen: „Die Ehe Adams uns seiner Nachkommenschaft bis auf Christus war eine Vorbedeutung der zukünftigen Verbindung Christi mit der Kirche. Die eheliche Verbindung der Gläubigen des Neuen Testamentes aber ist ein Sakrament, nämlich das vollkommenste Zeichen jener schon vollzogenen Vereinigung der Heiligen Kirche mit Christus. Dieses Sakrament verleiht den Verehelichten Gnade und gegenseitige Liebe, damit diese wahre und vollkommene Liebe ein Abbild der Liebe zwischen Christus und Seiner Kirche darstelle.“
Wie nämlich Christus nur e i n e Kirche als die Seinige anerkennt und liebt, so soll auch der Gatte nur e i n e Gattin als die seinige ansehen und lieben, und diese soll nur e i n e n Gatten kennen und lieben, wie die Kirche nur e i n e n Christus, ihren Göttlichen Bräutigam, kennt und liebt. Ferner wie Christus mit der Kirche bis zum Ende der Zeiten vereinigt bleibt, so sollen auch die christlichen Eheleute bis zu ihrem Lebensende in Treue und Heiliger Liebe miteinander verbunden bleiben.
An dieser Lehre, dass die christliche Ehe ein Sakrament sei, hat unsere Heilige Kirche durch alle Jahrhunderte hindurch stets so fest gehalten, dass sie jeden, der dieselbe leugnet, von ihrer Gemeinschaft ausschließt. „Jeder Katholik“, schrieb Papst Pius IX, „weiß, dass die Ehe wahrhaft und eigentlich als eines der sieben Sakramente des neuen Bundes von Christus eingesetzt ist, und das es deshalb unter den Christen keine Ehe geben kann, die nicht zu gleicher Zeit ein Sakrament ist. Unter den Christen ist daher jede andere Verbindung zwischen Mann und Frau, die kein Sakrament ist, auch wenn sie in Kraft irgendeines Zivilgesetzes abgeschlossen wurde, nichts anderes als ein abscheuliches und verderbliches und von der Kirche von jeher verdammtes Konkubinat. Es kann also das Sakrament niemals von Ehebündnisse getrennt werden, und es steht der kirchlichen Gewalt allein zu, das zu bestimmen, was sich irgendwie auf die Ehe bezieht.“
Weil nun die Ehe ein Heiliges Sakrament ist, so sind auch mit ihrem Empfange Heilige Gnaden verbunden, und zwar vermehrt das Sakrament der Ehe, wie unsere Heilige Kirche lehrt, die Heiligmachende Gnade, und erteilt außerdem Licht, Kraft und Stärke zur treuen Erfüllung der vielen und schweren Pflichten der christlichen Eheleute. Nach der Lehre der Heiligen Väter hat das Ehesakrament, ähnlich wie die Heilige Priesterweihe, noch den besonderen Vorzug, dass die bei ihrem Empfange verliehenen Gnaden so lange wirken, als man sich in diesem Stande befindet.
Diese sakramentale Würde gibt der Ehe eine hocherhabene Heiligkeit, so dass wir mit Tertullian sprechen müssen: „Wie vermöchten wir das Glück jenes Ehebündnisses zu schildern, welches die Kirche stiftet, das Opfer bekräftigt, der Segen besiegelt, die Engel kundmachen und der Himmlische Vater genehmigt!“
Der Mann ist nicht mehr, wie im Heidentum, der Tyrann der Familie, sondern als lebendiges Abbild des Erlösers der geliebte Freund seiner Gattin und der besorgte Vater seiner Kinder; die christliche Frau bekleidet nicht mehr, wie im Heidentume, die entwürdigende Stellung einer Sklavin ihres Mannes, sondern wie die Kirche die zärtlich geliebte Braut des Erlösers ist, so ist sie die Freundin ihres Mannes und die gleichberechtigte Genossin seiner Freuden und Leiden.
Christliche Gattin, vergiss nie diese erhabene Würde der Ehe als Sakrament! Erinnere dich stets an all diese Gnaden, die du im Heiligen Sakrament der Ehe empfangen hast! Bedenke immer, dass deine Ehe ein getreues Abbild der wundervollen Vereinigung Jesu Christi mit Seiner Heiligen Kirche sein soll!
Der Gedanke hieran wird dir eine große Ehrfurcht und Hochschätzung vor deinem Stande einflößen, er wird dich antreiben, ihn immer Heilig zu halten, er wird dich in allen Gefahren beschützen, er wird dir helfen, all deine Standespflichten treu zu erfüllen, mit einem Worte, er wird eine unvergessliche Quelle Göttlicher Gnaden für dich sein.
Fortsetzung folgt!