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römisch-katholisch => Eucharistie => Thema gestartet von: velvet am 20. April 2012, 10:28:45

Titel: Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 20. April 2012, 10:28:45

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Christus ist wahrhaft auferstanden!

Halleluja!

So rufen die Christen seit frühesten Zeiten. Es ist ein Ruf der Hoffnung und der Zuversicht. Wenn ich glaube, dass Jesus wirklich auferstanden ist, dann weiß ich: das Leben ist stärker als der Tod, die Freude stärker als das Leid, das Licht stärker als die Finsternis.         (http://www.praedica.de/resources/_wsb_350x264_surrexitvere.jpg)

Jesus ist mitten unter uns, auch hier und heute. Er hat Leiden und Tod bezwungen. Nun kann keine Macht der Finsternis mehr denen schaden, die an Christus Jesus glauben. Der Auferstandene wird uns durch alle Bedrängnisse, Leiden und Schmerzen dieser Welt hindurchführen in die Freude, das Licht und das Leben seiner Auferstehung.

Dafür danken wir in den Gottesdiensten mit dem frohen Osterlob „Halleluja“. Das ist hebräisch und bedeutet: „Lobet den Herrn!“ Mit dem Ostergruß „Frohe Ostern“ geben wir die Freude über die Auferstehung Jesu Christi weiter.

Herr, deine Auferstehung öffnet uns das Tor zum Leben. Hilf uns, uns zu bereiten für das Leben mit dir und glaubwürdige Zeugen deiner Liebe zu sein, einer Liebe, die stärker ist als der Tod. Amen.

Evangelium am Ostersonntag (Joh 20,1-9)

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.

Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.

Das leere Grab
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Aufgeregte Frauen und ein leeres Grab, das ist das erste, was wir von Ostern hören. Während die Apostel ratlos beieinander saßen, haben die Frauen sehnsüchtig das Ende der Sabbatruhe abgewartet, um nach dem Grab Jesu zu sehen und dem Leichnam Jesu den letzten Liebesdienst zu erweisen.

Doch dann kam alles anders. Zwar hatte Jesus öfter davon gesprochen, dass er nach drei Tagen auferstehen werde, aber keiner konnte sich damals so recht vorstellen, was das bedeutet. Darum waren alle erst einmal überrascht, als sie das Grab Jesu leer fanden.

Doch für ein leeres Grab kann es viele Deutungen geben. Ein Zweifel wird auch offen in der Bibel formuliert: Die Jünger könnten heimlich den Leichnam Jesu geraubt haben, um so fälschlicherweise das Gerücht über seine Auferstehung in die Welt zu setzen. Vom kriminalistischen Gesichtspunkt her, hatte keiner von ihnen ein hieb- und stichfestes Alibi – sie saßen zusammen, hinter verschlossenen Türen und keiner hat sie sonst gesehen …

Johannes formuliert in seinem Evangelium das Entscheidende: Als der Lieblingsjünger Jesu das leere Grab betritt, heißt es: Er sah und glaubte. Das leere Grab gewinnt erst dann seine Bedeutung, wenn wir die Erklärung dafür nicht im rein menschlichen Bereich suchen, sondern an die Macht Gottes glauben, die Tote zum Leben erwecken kann.

Aber wie geht das, glauben? Machen wir uns nicht nur was vor oder folgen einem kollektiven Wahn? Nein, Glaube ist auch ganz persönlich erfahrbar. Zum leeren Grab kommen die nun folgenden Erscheinungen des Auferstandenen hinzu. Jesus begegnet als der Auferstandene vielen ganz persönlich, denken wir nur an Maria von Magdala, Thomas oder die Emmausjünger.

Auch heute können wir dem Auferstandenen begegnen. Er kommt in unser Leben und zeigt uns immer wieder, dass Leben mehr ist als das, was wir mit unseren Augen sehen und unseren Händen greifen können. Gott sendet in unser Leben immer wieder Strahlen jenes Lichtes, das am Ostermorgen aufgestrahlt ist.

Herr Jesus, lass uns das Licht des Ostermorgens immer wieder in unserem Leben erkennen. Lass uns an deine Gegenwart im hier und heute glauben und lass uns deine Nähe erfahren. Gib, dass die Freude des Ostermorgens unser ganzes Leben durchdringt und uns Licht ist auf unseren Wegen. Lass uns nie vergessen, dass du lebst, dass du beim Vater bist und auch bei uns. Amen.

Anders als erwartet (Mk 16,1-8)
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In der Osternacht im Lesejahr B hören wir aus dem Markusevangelium von den Frauen, die sich am Ostermorgen auf den Weg machen zum Grab Jesu (Mk 16,1-7). Als endlich die Sabbatruhe vorüber ist, brechen sie in aller Frühe auf. Sie wollen mit ihrem Salböl dem Leichnam Jesu die letzte Ehre erweisen. Doch am Grab ist alles so sonderbar. Sie müssen erkennen, das alles anders läuft, als sie es erwartet hatten, dreimal.

Sie fragen sich: Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Er war so schwer, dass sie es selbst zu dritt nicht geschafft hätten. Doch als sie ans Grab kommen, sehen sie, dass der Stein bereits weggewälzt ist.

Oft meinen wir, in unserem Leben aus einer Situation keinen Ausweg zu finden. Vertrauen wir darauf, dass Gott uns eine Tür öffnen kann, eine Ausweg, den wir nicht erwartet hätten?

Die Frauen meinen, den Leichnam Jesu im Grab zu finden. Stattdessen sitzt da ein Engel. Die Frauen sind erschrocken. Was der Engel sagt, verstehen sie nicht. Der Gekreuzigte ist auferweckt worden! Was hat das zu bedeuten?

Oft fallen wir in unserem Leben in Hoffnungslosigkeit, treten immer wieder in dieselben schwarzen Löcher. Vertrauen wir darauf, dass Gott unsere Hoffnungslosigkeit in Hoffnung, unsere Finsternis in Licht, den Tod in Leben verwandeln kann?

Die Frauen wollten Jesus salben, wollten dem Toten die letzte Ehre erweisen, den Weg mit Jesus zu einem würdigen Abschluss bringen. Doch nun fängt dieser Weg mit Jesus ganz neu an: Los, sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen.

Oft ist es so einfach, auf den gewohnten Wegen zu bleiben. Gerne lassen wir alles so, wie es ist. Etwas zu ändern ist doch so mühsam. Vertraue ich darauf, dass ich immer einen neuen Aufbruch wagen kann mit Gott, der mich hinführt zu einem Mehr an Leben, Freue und Glück? Bin ich bereit für das Neue in meinem Leben?

Der ursprüngliche Schluss des Markusevangeliums lässt offen, wie es weitergehen wird: Die Frauen flohen, weg vom Grab. Zittern und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie erzählten niemandem etwas davon. Sie fürchteten sich nämlich.

Warum lässt Markus sein Evangelium so enden? Die Frauen, die aus Furcht vom Grab flohen, können ja nicht das letzte Zeichen christlicher Hoffnung sein. Doch allein die Tatsache, dass Markus sein Evangelium geschrieben hat und dass es Leser gefunden hat zeigt, dass Flucht und Furcht nicht das letzte waren. Die Botschaft des Auferstandenen wurde weiter erzählt und viele, die sie gehört haben, haben sie im Glauben angenommen. Die Jünger sind dem Auferstandenen in Galiläa begegnet. In Galiläa hat der Weg begonnen, den Jesus mit den Seinen gegangen ist. In Galiläa beginnt nun ein neuer Weg mit Jesus, ein Weg, den alle Menschen zu allen Zeiten mit Jesus gehen können.

Der Leser des Evangeliums ist aufgefordert, seinen eigenen Weg mit Jesus zu gehen. Die Fortsetzung des Evangeliums ist die Glaubensgeschichte jedes einzelnen Menschen, die Geschichte der Begegnung und Freundschaft mit Jesus. Jeder Mensch ist dazu berufen, von Jesus Zeugnis zu geben. Der Auftrag des Engels an die Frauen ist an jeden Menschen gerichtet: Los geh und verkünde den Menschen von Jesus Christus. Der Glaubende ist dabei nicht allein, sondern er steht in der Gemeinschaft aller Glaubenden. Und Jesus, der Auferstandene, ist mit ihm.

Fürchtet euch nicht! (Mt 28,5.10)

Als man Jesus gekreuzigt hatte, saßen seine Jünger hinter verschlossenen Türen. 
Fürchtet euch nicht!                   (http://www.praedica.de/resources/_wsb_220x264_Ostern1101.jpg)
Als die Frauen im leeren Grab die Engel sahen, erschraken sie.
Fürchtet euch nicht!
Als ihnen der Auferstandene begegnete, konnten sie es nicht fassen.
Fürchtet euch nicht!
Jesus lebt!
Fürchtet euch nicht!
Wenn wir sehen, dass heute viele nicht mehr an Jesus glauben,
Fürchtet euch nicht!
Wenn viele nicht mehr das Fest der Auferstehung feiern,
Fürchtet euch nicht!
Auch heute ist Jesus da, er lebt!
Fürchtet euch nicht!
Seid Zeugen der Frohen Botschaft.
Fürchtet euch nicht!

Maria von Magdala (Joh 20,1-18)                (http://www.praedica.de/resources/_wsb_200x261_MariaMagdala11.jpg)

Eine der Frauen, die das leere Grab Jesu und die Engel dort gesehen haben, ist Maria von Magdala. Nach Maria, der Mutter Jesu, ist sie sicher die bekannteste Frau aus dem Neuen Testament, ja vielleicht aus der gesamten Heiligen Schrift. Jesus hat sieben Dämonen aus ihr ausgetrieben, zusammen mit anderen Frauen war sie im Gefolge Jesu, sie stand unter dem Kreuz und war die erste Zeugin der Auferstehung Jesu, sie hat den Aposteln die Botschaft von der Auferstehung Jesu gebracht und wird deshalb sogar Apostolin der Apostel genannt. Maria von Magdala war Jesus sehr nahe, hat viele seiner Wunder miterlebt, viele seiner Reden gehört. Sehr innig ist ihre Begegnung mit Jesus am Ostermorgen.

Jesus hat gewiß eine besondere Anziehung auf Frauen ausgeübt – ich meine dies im geistig – geistlichen Sinn – und tut dies bis heute. Wir erleben es immer wieder, wie ganz besonders Frauen von Jesus begeistert sind und ihr Leben ganz in seinen Dienst stellen. Wir hören von Frauen im Gefolge Jesu. Die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft brachte es mit sich, dass diese eher im Hintergrund waren. Aber ich glaube, sie waren doch immer ganz dabei. Oft lesen wir, dass die Apostel Jesus nicht verstanden haben. Von den Frauen lesen wir das nie. Wie es Frauen eigen ist, oft mehr mit dem Herzen zu sehen als die Männer, so waren sie vielleicht mehr dabei als die Apostel. Sie waren bei Jesus unter dem Kreuz, als die Männer sich versteckt hielten. Sie waren die ersten am Grab, als die Männer noch ganz verstört sich hinter verschlossenen Türen verbarrikadiert hatten.

Eine solche Frau war Maria von Magdala. Sie hat erkannt, dass es allein Jesus ist, der ihrem Leben einen Sinn geben kann. Bei der ersten Begegnung wird Jesus sie angesehen haben und sie gefragt haben: Frau, was willst Du von mir? Und sie wird ihm den tiefsten Wunsch ihres Herzens gesagt haben, dass sie leben möchte. Ein Leben in der wahren Freiheit der Kinder Gottes. Jesus hat ihr geschenkt, was sie in ihrem tiefsten Inneren ersehnte.

Nun ist Jesus gestorben. Maria von Magdala war mit Jesu Mutter und anderen Frauen unter dem Kreuz. Sie haben zugesehen, wie der Leichnam Jesu in ein Grab gelegt wurde. Am Sabbat müssen sie die vorgeschriebene Ruhe einhalten. Doch am Morgen des nächsten Tages hält sie nichts mehr. In aller Frühe, als die Männer noch schlafen, eilen die Frauen zum Grab. Sie entdecken den weggewälzten Stein, das leere Grab, den Engel, der ihnen von der Auferstehung Jesu verkündet. Voll Freude und Furcht eilen sie zu den Aposteln.

Maria von Magdala bleibt am Grab. Sie kann noch nicht verstehen, was geschehen ist. Mit Jesus hat sie den liebsten Menschen verloren, ja sie hat jemand verloren, der mehr ist als ein Mensch. Wie soll ihr Leben nun weitergehen? Ihren ganzen Schmerz läßt sie in ihren Tränen freien Lauf. Da kommt Jesus, doch sie erkennt ihn nicht an seinem Aussehen. Doch dann sagt er zu ihr: „Maria“ und plötzlich erkennt sie ihn.

Ist das nicht ein Bild für uns? Auch wir können Jesus nicht äußerlich erkennen. Wir sehen ihn verborgen, in der Eucharistie, im unseren Brüdern und Schwestern, aber wir erkennen ihn oft nicht. Wie können wir Jesus erkennen? Wenn wir seine Stimme in unserem Herzen hören. Die Stimme Jesu ist unverwechselbar. Maria von Magdala hat sie erkannt. Sie will Jesus fassen. Endlich ist er wieder da. Doch er lässt sich nicht fassen. Der Auferstandene ist nicht so da wie der irdische Jesus. Das muß Maria lernen. Das lehrt sie uns. Wir können Jesus sehen, wir können seine Stimme hören, aber wir können ihn nicht fassen. Aber gerade dadurch ist Jesus uns immer nahe, auch wenn wir ihn nicht sehen, nicht greifen können. Der Auferstandene ist allen Menschen nahe. Maria wird einige Zeit gebraucht haben, um das zu begreifen. Aber sie weiß jetzt: Jesus lebt. Ihre Trauer ist verschwunden. Sie hat mit dem Herzen gesehen: Jesus lebt! Die Sonne ist aufgegangen über Golgota. Das Leben hat den Tod besiegt. Das Leben, das Maria in Jesus gesucht hat, ist ihr nicht genommen. Es bleibt ihr. Jesus lebt, Maria weiß: sie lebt mit ihm. Wir alle Leben mit Christus, weil er uns durch seinen Tod und seine Auferstehung das Leben gebracht hat.

Neues Leben - unvergänglich               (http://www.praedica.de/resources/_wsb_300x207_Ostern201002.jpg)

Wenn wir die Erfahrung von etwas Schönem machen, das uns Freude bereitet, dessen Nähe und Da-Sein uns das Gefühl von Geborgenheit und Zuversicht vermittelt, dann wollen wir dieses Schöne festhalten, bewahren, in den Alltag hinüber retten.

Wie kann das geschehen, wo doch hier auf Erden alles vergänglich und in Bewegung ist? Ein schöner Moment ist bald vorbei, dann holen uns oft die Sorgen wieder ein. Wir können Menschen, denen wir begegnen, nicht festhalten, Blumen welken und auf Sonnenschein folgt Regen.

Für die Jünger war die Zeit mit Jesus eine ganz besondere Erfahrung. In Jesus war Gott selbst unter ihnen gegenwärtig. Welches Glück, welche Zuversicht mag solche Nähe für sie bedeutet haben. So hätte es immer weiter gehen können. Doch dann stirbt Jesus plötzlich am Kreuz. Seine Gegner haben ihn aus dem Weg geräumt und das auf die grausamste und schändlichste Weise, die man sich vorstellen kann. Man legt seinen Leichnam ins Grab. Das Ende aller Hoffnung?

Alles vergeht, Blumen welken, auf Sonnenschein folgt Regen. Nichts bleibt bestehen, nicht einmal Gott kann den Menschen auf Erden bleibend seine Nähe schenken. Oder doch? Zunächst sind die Jünger verstört und ratlos. Sie wissen nicht, wie es jetzt weiter gehen soll. Ohne Jesus fehlt ihnen die Kraft zum Handeln. Gehören nun die Worte und Taten Jesu, Liebe und Heil, die er vermittelt hat, der Vergangenheit an? Bleiben sie uns nur in der Erinnerung und in schönen Erzählungen erhalten?
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In der Stille des Grabes geschieht das Unerwartete. Unbemerkt von den Menschen wirkt Gott machtvoll und eindrücklich. Kein Mensch hat es beobachtet, wir können nicht sagen, wie es geschehen ist. Doch am Ostermorgen ist plötzlich alles neu. Als in aller Frühe die Frauen zum Grab kommen, um dem Leichnam Jesu die letzte Ehre zu erweisen, ist das Grab leer, der Stein am Eingang weggewälzt.

Jesus ist nicht mehr dort. Die Frauen, Petrus und der andere Jünger, der mit Petrus zum Grab läuft, sie alle sind verwundert, verstehen nicht. Maria von Magdala weint. Hat man Jesus gestohlen? Seinen Leichnam, das letzte, was von ihm blieb, auch noch weggeschafft? Da steht ein Mann und Maria meint, es sei der Gärtner: „Wenn du ihn weggeschafft hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast.“ Sie möchte Jesus noch ein letztes Mal sehen, ihre Trauer, ihren Schmerz hintragen vor seinen toten Leib. Das Ende beweinen dieser wundervollen Zeit.

„Maria“ – es ist nicht der Gärtner, Jesus selbst steht vor ihr. Auch wenn sein Leib verwandelt ist – so kann nur einer zu ihr sprechen. Bald erscheint Jesus auch den anderen, den Frauen, den Jüngern, die voller Angst und Mutlosigkeit hinter verschlossenen Türen sitzen.

Jesus lebt! Die Jünger brauchen lange, bis sie das verstehen. Jesus, der am Kreuze starb, er ist wieder da. Freilich anders als vorher. Aber so, wie er jetzt da ist, kann er ihnen niemals mehr genommen werden. Jesus bleibt unter uns Menschen gegenwärtig. Er vermag zu allen Zeiten den Menschen die Nähe Gottes zu schenken.

Ostern sagt uns, dass wir, wenn etwas bleiben soll, seine Verwandlung zulassen müssen. Wenn wir unsere Sehnsucht ganz Gott hinhalten, wenn wir selbst loslassen und uns ganz Gott schenken, dann kann er uns eine Erfüllung schenken, die bleibt. Wir selbst können das Bleibende nicht machen. Es ist immer ein Geschenk. So, wie der Vater den Sohn von den Toten auferweckt hat und ihn für immer bei uns sein lässt, so kann er uns auch schenken, dass das Schöne bewahrt wird, Menschen zeitlos miteinander verbunden werden.

Solche Erfahrungen des Alltags können uns einen neuen Blick schenken für das, was Ostern bedeutet. An Ostern zeigt uns Gott eindrücklich und machtvoll, dass er es vermag, alles, was dem Tod und der Vergänglichkeit ausgeliefert ist, hinüberzuführen zu Unvergänglichkeit und ewigem Leben. An Ostern gibt uns Gott seine unwiderrufliche Zusage, dass er selbst immer bei uns bleibt und uns seine Nähe und seine Liebe schenkt.

Für die Jünger Jesu ist nun eine neue Zeit angebrochen. Am Karfreitag haben sie sich noch ängstlich versteckt. Mit dem Tod Jesu am Kreuz hatten sie nicht gerechnet, auch wenn Jesus sie oft darauf hingewiesen hat. Zuerst meinten sie, nun wäre alles aus. Doch dann kommt Jesus als der Auferstandene wieder zu ihnen. Nun wissen sie: Sein Tod am Kreuz war nicht das Ende. Jesus lebt!

Doch es braucht lange, bis die Jünger wirklich verstanden haben, was das bedeutet. Immer wieder erscheint ihnen Jesus und mit jeder seiner Erscheinungen verstehen sie etwas mehr. Doch richtig verstehen werden sie das Geheimnis Jesu erst, wenn er ihnen an Pfingsten den Heiligen Geist sendet, wie er es verheißen hat. Dann bekommen sie die Kraft, furchtlos im Namen Jesu Christi aufzutreten und allen Menschen die frohe Botschaft in Wort und Tat zu verkünden.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 20. April 2012, 10:34:22
Ostermontag

Emmaus (Lk 24,13-35)

Zwei Jünger machen sich auf den Weg. Wir wissen, wohin sie gehen, nach Emmaus. Was sie dort wollen, wissen wir nicht. Nur eines wird deutlich: sie haben es in Jerusalem nicht mehr ausgehalten. Sie sind resigniert nach den Ereignissen um Jesu Tod. „Wir hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde.“ Diese Hoffnung wurde enttäuscht. Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, wissen sie noch nicht.

Wir können uns gut in den beiden Jüngern wiederfinden. Zweifeln nicht auch wir manchmal daran, dass Jesus wirklich unter uns gegenwärtig ist, dass er unser Leben leitet und immer für uns da ist? Gibt es nicht genug Momente in unserem Leben, wo wir denken: „Wir hatten gehofft, dass Jesus uns hilft ...“

Wie die beiden Jünger sind auch wir dann oft mit Blindheit geschlagen. Jesus tritt zu ihnen hinzu, geht mit ihnen, hört sich ihre Sorgen an, macht ihnen deutlich, dass sie nur die halbe Wirklichkeit sehen. „Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch zu glauben?“ Doch sie erkennen in dem Fremden, der bei ihnen ist und mit ihnen redet, Jesus nicht.

Erst als sie mit Jesus zu Tisch sitzen und er das Brot bricht, gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen ihn. Doch da ist Jesus plötzlich verschwunden. Aber das stört die beiden nun nicht mehr. Sie haben erkannt und glauben, dass Jesus lebt, auch wenn sie ihn jetzt nicht mehr sehen. Sofort brechen sie auf, um diese frohe Botschaft den anderen in Jerusalem zu berichten.

Auch uns zeigt Jesus sich im Wort der Heiligen Schrift und in der Eucharistie. Wie die Emmausjünger können auch wir in diesen Zeichen Jesus erkennen. Dann brauchen wir nicht mehr seine leibliche Gegenwart. Im Glauben erkennen wir Jesus als den Auferstandenen verborgen mitten unter uns.

Emmaus - Jesus bleibt unter uns


Irgendwann am Ostertag sind zwei Jünger losgegangen, nach Emmaus. Warum? Wir wissen es nicht. Ihr einziges Thema: Jesus. Wie geht es weiter? Wir hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Nun ist er tot. Die Hoffnung auf den Falschen gesetzt? Enttäuschung macht sich breit – und Ratlosigkeit. War alles umsonst, wofür wir uns in den letzten Jahren angestrengt hatten? Zwar haben die Frauen etwas von einem leeren Grab erzählt, doch was bedeutet das? Ändert das etwas?

Gut, wenn man jemand zum Reden hat, wenn man seine Fragen mit anderen teilen kann. Doch all die Worte, sie nützen nichts. Der Fremde kann noch so viel aus der Schrift zitieren, über das, was mit Jesus geschehen mußte. Tatsache ist, er ist gestorben, egal, was die Schrift sagt. Mag dort stehen, was will, unsere Erfahrung ist eine andere.

Von Blindheit geschlagen, mit Zweifeln im Herzen, von Angst erfüllt. Sie erkennen Jesus nicht. Er ist bei ihnen, geht mit ihnen, redet ihnen zu, sie verstehen ihn nicht. Eigene Wege, eigene Gedanken, wir gehen nach Emmaus – und Jesus? – wir glauben, er ist tot. Aber ihr habt doch gesehen: Das Grab ist leer! Ach ja, ein leeres Grab, was hat das schon zu bedeuten...

Jesus hat seine Mühe mit uns Menschen. Wie schwer fällt es euch zu glauben, zu begreifen... Wie schwer fällt es euch zu glauben, dass Gott die Kraft hat, Tote zum Leben zu erwecken, zu glauben, dass der Sohn Gottes nicht im Grab bleibt, zu glauben, dass Gott euch so sehr liebt, dass er sein Leben für euch hingibt damit ihr durch seinen Tod und seine Auferstehung das Leben habt?

Der Fremde redet uns gut zu. Da könnten wir noch etwas zuhören. Bleib doch noch etwas bei uns, sonst sind wir wieder allein in unserem Schmerz. Liebster Jesus, wie schwer hast du an unserem Unglauben zu tragen. Den ganzen Weg hast du den beiden zugeredet und sie haben nichts verstanden. So viele Zeugnisse haben wir von dir und verstehen doch nichts. Herr, bleibe bei uns, es wird Abend, es wird dunkel, wir sehen nichts, kennen nicht den Weg. Unser Leben – was hat es für einen Sinn?

Brotbrechen, Eucharistie – und sie erkannten ihn. Jesus lebt und er ist da – mitten unter uns. Die Augen gehen auf, Licht in der Finsternis. Er ist es! Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete. Begreift ihr nun? Ja, Herr ich glaube dass du lebst und dass in dir das Leben ist!

Nichts hält die Jünger mehr. Auf nach Jerusalem! Wir haben den Herrn gesehen! Er lebt! Er ist bei uns, er ist immer bei uns, zu allen Zeiten, auch wenn wir ihn nicht sehen. Aus den Worten werden Taten. Jetzt brauchen wir niemand mehr, der uns zuredet, und den wir doch nicht verstehen. Wir glauben, dass Jesus lebt! Er gibt unserem Leben Sinn! Er leuchtet uns in der Dunkelheit und zeigt uns den Weg!
Zwei geh´n den Weg nach Emmaus,                     
einsam und betrübt,
und einer der geht mit.

Zwei wissen nicht mehr weiter,
wollen einfach weg,
und einer der geht mit.

Zwei reden ohne Hoffnung,
geh´n mit müdem Schritt,
und einer der geht mit.                                    (http://www.praedica.de/resources/Ostern+200906.jpg)

Sie bitten ihn zu bleiben,
suchen bei ihm Trost,
und der Fremde bleibt.

Er bricht für sie das Brot,
nimmt sie ins Gebet,
da strahlen ihre Augen.

Ja, es ist der Herr,
er ist da, er lebt,
mitten unter ihnen.

Schnell eilen sie weiter,
nach Jerusalem zurück,
und einer der geht mit.

Nun sind sie voller Hoffnung,
sind nicht mehr betrübt,
der Herr ist da, er lebt!

Da gingen ihnen die Augen auf …                     

Wir kennen die Geschichte der Emmausjünger. Jesus geht den ganzen Weg mit ihnen, spricht mit ihnen, aber sie erkennen ihn nicht. Erst als er mit ihnen bei Tisch sitzt und das Brot bricht, heißt es: Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn.

Da gingen ihnen die Augen auf … Irgendwoher kennen wir doch diesen Ausdruck. Ja genau. Ganz am Anfang der Bibel, bei der Geschichte von Adam und Eva. Als sie die verbotene Frucht aßen, da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren.

Haben die beiden Stellen wirklich etwas miteinander zu tun? Ich denke ja. Im Menschen liegt eine Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, nach dem Unendlichen, nach Gott. Adam und Eva wollten diese Sehnsucht stillen, aber nicht so, wie es Gottes Wille war. Sie wollten sich selbst etwas nehmen, das ihnen nicht zustand. Das Ergebnis war bedauerlich. Anstatt großer Erkenntnis sahen sie nur ihre eigene Armseligkeit, sie erkannten, dass sie nackt waren.

In Jesus Christus will Gott den Menschen das schenken, was sie bisher vergeblich zu erlangen suchten. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat Jesus Christus den Weg zu Gott neu aufgetan, nun steht der Weg offen in das bisher Unerreichbare, in das Paradies. Dies erkannten die Emmausjünger, als Jesus das Brot brach. Die Eucharistie ist das Erkennungszeichen, dass Jesus mitten unter uns ist und dass wir durch ihn zum Leben kommen.

Herr Jesus, lass auch unsere Herzen brennen und öffne unsere Augen, dass wir dich erkennen und mit dir zum Leben gelangen. Amen.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 20. April 2012, 10:43:35
2. Sonntag der Osterzeit –

Jesus zeigt sich den Jüngern (Joh 20,19-31)

Am Sonntag nach Ostern hören wir in jedem Jahr aus dem Johannes-Evangelium, wie Jesus den Jüngern zum ersten Mal als der Auferstandene erscheint und wie Thomas, der bei der ersten Erscheinung nicht anwesend ist, sein ganz persönliches Ostern geschenkt bekommt.

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.

Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Die Zweifel ernst nehmen
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Wenn wir die Berichte der Evangelien über die Auferstehung Jesu lesen, so fällt uns eines auf: nie war es eine Selbstverständlichkeit, dass Jesus auferstanden ist. Am Anfang stehen immer Zweifel und Furcht. Erst allmählich weichen diese dem Glauben und der Freude.

Auch die Apostel glaubten nicht voreilig an die Auferstehung. Auch sie brauchten Zeit, damit ihr Glaube sich festigen konnte. Doch als sie dann überzeugt sind von der Wahrheit der Auferstehung, machen sie sich umso eifriger an das Werk der Verkündigung.

Sicher ist es das Wirken des Heiligen Geistes, das ihnen die Kraft gibt, den Auferstandenen zu bezeugen. Aber es ist auch Jesu Geduld, die sie das Verständnis der Wahrheit der Auferstehung lehrt.

Jesus geht auf die Zweifel der Jünger ein. Auf dem Weg nach Emmaus hört er sich lange ihr enttäuschtes Gespräch an. Erst dann öffnet er ihnen beim Brechen des Brotes die Augen. Thomas bekommt sein ganz persönliches Ostern. Davon hören wir morgen im Evangelium.

Herr Jesus, stärke auch unseren Glauben an deine Auferstehung. Lass uns immer mehr verstehen, was es bedeutet, dass du lebst. Durchdringe unser ganzes Leben mit der Freude über deine Auferstehung und lass daraus unsere Zuversicht wachsen, dass du immer bei uns bist. Amen.

Jesus und Thomas


Thomas wollte es mit eigenen Augen sehen. Er konnte nicht glauben, was ihm die anderen erzählten, dass Jesus plötzlich durch verschlossene Türen zu ihnen getreten sei. Vielleicht fühlte er sich auch ein wenig ausgegrenzt. Es gab da etwas, das ihn von den anderen trennte. Sie haben den Auferstandenen gesehen und er nicht.

Eine ganze Woche musste Thomas warten. Wie mag es ihm ergangen sein inmitten der anderen, die schon ganz voller Freude über die Auferstehung waren? Wir wissen aus eigener Erfahrung wie schwer das ist, wenn man in einer Gruppe ist und die anderen etwas teilen, an dem man selbst keinen Anteil hat.

Doch dann kommt Jesus wieder durch verschlossene Türen. Er steht vor den Jüngern und nun ist auch Thomas dabei. Jesus geht auf Thomas zu, holt ihn zurück in die Gemeinschaft, indem er ihm seine Zweifel nimmt und sich ihm als der Auferstandene zeigt.

Mein Herr und mein Gott. Thomas sieht und glaubt. Wie groß wird seine Freude darüber gewesen sein, dass auch er den auferstandenen Herrn sehen durfte.

Herr, wir preisen dich für deine Auferstehung. Durch sie hast du die Welt mit Jubel erfüllt. Du hast den Tod bezwungen und das Leben neu geschaffen. Du hast das getan für uns. Du lebst, damit wir mit dir leben. Dir sei Preis und Ehre! Amen.

Glauben zum Leben


Thomas hat sein persönliches Ostern bekommen. Aber wie ist das mit uns? Jesus ist ja nur bis zu seiner Himmelfahrt den Jüngern leibhaft erschienen.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Die Evangelien wollen uns das glaubhafte Zeugnis derer vermitteln, die den Herrn als den Auferstandenen gesehen haben. Es liegt nun an uns, ob wir dieses Zeugnis annehmen oder nicht.

Doch warum sollten wir an die Auferstehung glauben? Was hat das mit unserem Leben heute zu tun? „Damit ihr das Leben habt in seinem Namen“, antwortet der Evangelist Johannes auf diese Frage.

Damit wir das Leben haben, dafür ist Jesus gestorben und auferstanden. Wenn wir an Jesus glauben, dürfen wir Erfahrung neuen Lebens machen. Doch wie sieht dieses neue Leben aus? Ich meine, gerade das mach das Abenteuer des Glaubens aus. Jesus will mit jedem von uns den Weg des Lebens gehen, der Leben in Fülle bedeutet und das für jeden auf eine ganz persönliche Weise.

Keiner braucht sich ausgegrenzt fühlen, das zeigt uns die Geschichte von Thomas. Es wird immer Menschen gehen, die auf dem Glaubensweg schon weiter sind und andere, die erst am Anfang stehen. Doch das soll uns nicht entmutigen. Jeder darf Schritt für Schritt diesen Weg gehen und wird so immer wieder Neues erfahren.

Herr Jesus, gib uns den Mut, das Wagnis des Glaubens auf uns zu nehmen. Gib uns den Mut, den Weg des Glaubens mit Dir zu gehen, auch wenn wir nicht wissen, wohin dieser Weg führt. Gib uns den Mut, uns ganz Deiner Führung zu überlassen. Du gehst mit uns. Amen.

Zeugen sein


Heute ist es an uns, Zeugen für die Auferstehung Jesu zu sein. Wie sollte die Welt davon erfahren, wenn nicht von uns, die wir an Jesus glauben.

In der Zeit nach Ostern, oft am Weißen Sonntag, feiern wir in unseren Pfarrgemeinden das Fest der Erstkommunion. Gerade die Kinder brauchen das Zeugnis gelebten Glaubens. Sie müssen die Erfahrung machen, dass die Geschichten von Jesus nicht etwas aus ferner Zeit sind, sondern etwas, das auch uns heute angeht.

Dazu braucht es Menschen, die selbst die Erfahrung gemacht haben, dass Jesus lebt, dass er bei uns ist und uns das Leben schenkt.

Heute gibt es viele Angebote für Menschen, die das Leben auskosten möchten. „Ich will leben!“ Hört man viele sagen. Jesus und die Kirche werden da eher als Hindernis gesehen, als etwas, das das Leben einengt, anstatt als etwas, das zum Leben hilft.

Damit wir das Leben haben. Wie ist unser Leben als Christen? Gelingt es uns, Zeugnis davon zu geben, dass das Leben mit Jesus auf Dauer zu einem erfüllteren Leben verhilft, als es andere Angebote versprechen?

Herr Jesus, mache uns zu Zeugen deiner Auferstehung. Hilf uns, so zu leben, dass die Welt erkennen kann, dass in dir das Leben in Fülle ist. Schenke uns die Freude über deine Auferstehung und lass durch uns diese Freude in die Welt dringen. Amen.

Thomas (Joh 20,24-29)
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Das leere Grab allein reicht nicht aus, um an die Auferstehung Jesu zu glauben. Das haben wir gesehen bei Maria von Magdala, den Emmaus-Jüngern und den Aposteln. Heute sehen wir es wieder beim Apostel Thomas. Alle haben sie die Frauen von der Botschaft der Engel am leeren Grab berichten hören. Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Jesus ist auferstanden, er ist nicht hier! Sie alle haben wohl das leere Grab gesehen. Aber die Ratlosigkeit blieb. Maria weinte, zwei gingen nach Emmaus, die Apostel schlossen sich ein. Jesus selbst muß kommen und sich als der Auferstandene zeigen, damit sie verstehen und glauben. Was erstaunlich ist: allen erscheint Jesus auf eine ganz eigene Weise. Alle erkennen Jesus zunächst nicht, doch dann offenbart er sich, oft in einer ganz persönlichen Form. Maria erkennt den Auferstandenen daran, dass er ihren Namen ausspricht. Die Emmaus-Jünger erkennen ihn am Brechen des Brotes. Auch Thomas bekommt seine ganz eigene Erscheinung des Auferstandenen. Er war nicht da, als Jesus den anderen erschienen ist. Obwohl sie alle von der Erscheinung des Auferstandenen berichten, glaubt er ihnen nicht. So unvorstellbar ist es für ihn, dass es so etwas wie eine Auferstehung gibt. Er glaubt nicht den Worten allein, er braucht Fakten, er braucht handgreifliche Beweise. „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“

Eine Woche nach dem Auferstehungstag sind die Apostel wieder beisammen und nun ist auch Thomas dabei. Sofort geht Jesus auf die Worte des Thomas ein. Komm ruhig her. „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Es steht nicht geschrieben, dass Thomas nun wirklich noch Jesus berühren mußte. Allein sein Bekenntnis ist aufgeschrieben: „Mein Herr und mein Gott!“ Ich denke, dass sich darin erneut zeigt, dass Jesus immer anders ist, als wir ihn uns vorstellen. Maria von Magdala konnte den Auferstandenen nicht festhalten, aber in ihrem Herzen hat sie verstanden, dass Jesus als der Auferstandene unsichtbar immer und überall bei ihr ist. Die Emmaus-Jünger haben Jesus in der Eucharistie erkannt. Obwohl er plötzlich weg war, haben sie verstanden: Er lebt, er ist immer mitten unter uns. Und nun Thomas. Er wollte die Wundmale des irdischen Jesus berühren. Nun zeigt der Auferstandene ihm die verklärten Wundmale seines Auferstehungsleibes. Um wie viel mehr muss das auf ihn gewirkt haben, als wenn er nur rein menschliche Wunden gesehen hätte.

Jesus erscheint diesen Menschen auf eine je eigene Weise. Was bedeutet das anderes, als dass er zu jedem Menschen eine ganz persönliche Beziehung haben möchte. Jesus will, dass alle Menschen in diese persönliche Beziehung zu ihm eintreten. Er weiß, wie er jedem einzelnen begegnen muß, um ihn in seinem Herzen anzusprechen. Der Auferstandene will nichts anderes, als sich allen Menschen zeigen, damit sie verstehen, dass er auferstanden ist und nun als der Auferstandene immer bei den Menschen bleibt, dass er als der Auferstandene immer und überall für jeden Menschen gegenwärtig ist. Diese Gegenwart Jesu erfahren wir, wenn wir in eine lebendige Beziehung mit Jesus eintreten. Jesus spricht jeden bei seinen Namen an, wie er Maria von Magdala angesprochen hat, Jesus zeigt sich jedem Menschen wie den Emmaus-Jüngern in der Eucharistie und gibt sich uns zur Speise. Er ist auch allen Menschen nahe im Leid, in Zweifeln und Fragen, so wie er sich Thomas in seinen Zweifeln mit seinen verklärten Wundmalen gezeigt hat.

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Wir können heute Jesu verklärten Leib nicht mehr sehen wie die Menschen in den Tagen nach seiner Auferstehung. Doch die Menschen dieser Tage haben uns nichts voraus. Nicht die Erscheinung des Auferstandenen hat ihnen geholfen, sondern dass sie in eine lebendige Beziehung mit dem Auferstandenen getreten sind. Dazu war die Erscheinung des Auferstandenen eine Hilfe. Auch wir bedürfen einer Hilfe im Glauben. Auch uns genügt nicht allein die Botschaft vom leeren Grab. Wir brauchen handgreifliche Beweise. Wir können erfahren, dass Jesus lebt, weil er auch uns in eine lebendige Beziehung zu ihm ruft. Wir müssen uns nur immer wieder bewusst sein, dass Jesus uns nicht auf eine rein menschliche Weise erscheint, aber doch auf eine Weise, die wir als Menschen erfahren können. Bitten wir Jesus, dass er uns Zeichen seiner Gegenwart schenkt. Haben wir das Verlangen danach, ihn zu sehen. Glauben wir seinem Wort. Vertrauen wir uns ihm an. Treten wir ein in die gläubige Beziehung zu ihm, dann werden wir seine Gegenwart und Nähe erfahren. Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben.

Thomas erzählt - ein ganz persönliches Ostern

Es ist schon ein Pech, so etwas verpaßt zu haben. Da soll Jesus, der vor zwei Tagen ans Kreuz geschlagen worden war, zu den anderen gekommen sein. Ja genau der Jesus, von dem alle glaubten, ja mit eigenen Augen gesehen haben, dass er mausetot – wie man so sagt – ins Grab gelegt wurde. Aus, Ende, vorbei.

Irgendwie sind die anderen plötzlich so anders. Als ich vorhin aus dem Haus bin, da waren sie genau so niedergeschlagen und ratlos wie ich. Aber jetzt. Kein Vergleich. Sie sind voll Hoffnung und Freude. Jesus soll leben und bei ihnen sein. Ne, ich kann das nicht glauben. Freut euch nur, aber wenn Jesus wirklich lebt, dann muß er mir das schon selbst zeigen.
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Eine ganze Woche ist nun schon vergangen. Unerträglich das ganze. Die anderen ganz aufgeregt. Und ich, mich hat man wohl vergessen, dabei bin ich genau wie die anderen die ganze Zeit mit Jesus unterwegs gewesen. Ich komm nicht mehr mit. Vielleicht sollte ich doch wieder zu meiner Arbeit zurück, als weiterhin bei diesen Leuten zu sein. Sie scheinen etwas zu haben, was mir fehlt.

Aber ich kann euch sagen: Auf Jesus ist Verlaß. Da stand er doch plötzlich wieder da, genau so, wie ihn die anderen damals gesehen haben und ruft gleich mich her zu sich. Ich denke erst, jetzt sagt er zu mir, geh weg, du Zweifler, oder so. Aber nein, mir war, als wüßte er genau, was ich die ganze Woche über durchgemacht habe. Ganz liebevoll zeigt er mir seine Wunden, damit ich auch ja erkenne, dass er selbst es ist und kein Schwindel dahinter steckt.

Ich schäme mich schon was, fall vor ihm auf die Knie und sage nur: Jesus, mein Herr und mein Gott. Und plötzlich verändert sich mein ganzes Leben. Ich weiß nun, dass mein Leben einen Sinn hat. Jesus lebt und das ist die Frohe Botschaft, die ich zusammen mit den anderen in der Welt verkünden muß. Seid nicht mehr ängstlich, es ist jemand da, der immer bei euch ist und durch dessen Liebe ihr das Leben habt. Ich bin mir sicher, Jesus wird auch jedem von euch, genau wie mir, sein ganz persönliches Ostererlebnis schenken.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 20. April 2012, 10:53:43
3. Sonntag der Osterzeit

Am See von Tiberias (Joh 21,1-19)

Im heutigen Evangelium (Joh 21,1-19) hören wir von der Erscheinung des Auferstandenen am See von Tiberias. Sieben Jünger, Petrus, Thomas, Natanael, Jakobus, Johannes und zwei ungenannte dürfen den Herrn sehen. Viele von uns waren sicher auch schon einmal in einer ähnlichen Situation, wie die Jünger zu Beginn des heutigen Evangeliums: ihnen fehlt die Perspektive für ihr Leben. Jesus ist gestorben und obwohl er sich ihnen schon als der Auferstandene gezeigt hat, wissen sie immer noch nicht so recht, was sie tun sollen. Warum daher nicht bei dem bleiben, was man gut kann: Fischen. Zumindest von Petrus, Jakobus und Johannes wissen wir sicher, dass sie vor ihrer Berufung Fischer gewesen sind. Da Fischer ja ein durchaus ehrenwerter Beruf ist, macht es auch keinerlei Komplikationen, ihn wieder auszuüben. Ihre Familien werden sich ja auch weiterhin dieser Arbeit gewidmet haben, so dass es am nötigen Arbeitszeug nicht mangelt. Ein Matthäus, der als Zöllner berufen wurde, hatte es da schon schwerer. Er konnte, wollte er weiterhin ein Jünger bleiben, nicht mehr seinen unehrenwerten Beruf ausüben. Doch von ihm soll heute auch nicht die Rede sein.

Plötzlich steht ein Mann am Ufer und ruft den Jüngern im Boot zu, ob sie nicht etwas zu essen hätten. Sie haben nichts. Vielleicht war es eben auch der Hunger, der sie wieder zu Fischern werden ließ. Sie haben noch nicht erkannt, dass der, der Jesus ganz nachfolgt, von anderer Speise lebt, wie Jesus einmal sagt: „Ich lebe von einer Speise, die ihr nicht kennt. – Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ (Joh 4,32-34) So wird sich auch hier im weiteren Verlauf zeigen, dass Jesus, obwohl er die Jünger nach etwas Essbarem fragt, doch ihrer Speise nicht bedarf, ja dass er selbst schon am Ufer eine Speise für die Jünger bereitet hat. Als sie an Land kommen, finden sie neben Jesus ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Es kommen einem auch die Worte Jesu aus der Bergpredigt in den Sinn: „Sorgt euch nicht darum, dass ihr etwas zu essen oder anzuziehen habt. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen.“ (Mt 6,31-33) Jesus will den Jüngern zeigen, dass sie sich nicht zu sorgen brauchen. Er kümmert sich um sie. Ihre Aufgabe ist es, sich von Jesus senden zu lassen und das Reich Gottes zu verkünden.

Doch eilen wir nicht zu schnell voran. Blicken wir nochmals auf die Jünger im Boot, wie sie plötzlich Jesus am Ufer sehen, ihn aber nicht erkennen. Sie haben nichts gefangen. Wie auch? Wir kennen eine ähnliche Begebenheit, vor ihrer Berufung, als die Jünger schon einmal nichts gefangen hatten, dann Jesus ihr Boot quasi als Predigtkanzel zur Verfügung gestellt hatten und Jesus sie dann nach seiner Rede noch einmal zum Fischen ausgesandt hat. (Lk 5,1-11) Damals waren ihre Netze so voll, dass sie zerrissen. Doch es sollte nach dem Willen des Herrn ihr letzter Fischfang auf dem Wasser gewesen sein. Von nun an sollten sie Menschenfischer sein. Und was machen sie nun? Sie fahren am Ende doch wieder aufs Wasser. Kein Wunder, dass sie erfolglos sind. Jesus muß ihnen erst wieder zeigen, was ihre eigentliche Aufgabe ist.

Doch Jesus weist sie auch diesmal an, ihr Netz nochmals auszuwerfen, und zwar auf der rechten Seite. 153 Fische fangen sie nun und diesmal zerreißt das Netz nicht. Dieser erfolgreiche Fang soll aber nicht zeigen, dass sie doch noch als Fischer taugen, sondern er steht symbolisch für den bevorstehender erfolgreichen Fang als Menschenfischer. 153 soll die Zahl der zur damaligen Zeit bekannten Völker sein, was dann soviel bedeutet, dass durch die Apostel allen Völkern das Evangelium verkündet wird. Man kann diese Zahl aber auch noch anders deuten. Nimmt man die Zahl Zehn als Symbol der Zehn Gebote des Alten Bundes und die Zahl Sieben als Symbol der Sieben Gaben des Heiligen Geistes im Neuen Bund, so kann man sagen, dass die Zahl 17 all unsere Kraft und unser Handeln vollständig umfasst, weil sie ausdrückt, dass wir als Christen die Gebote des Alten Bundes in der Kraft der Gaben des Heiligen Geistes leben. Die höchsten Tugenden, die alles umfassen, sind aber diese drei: Glaube, Hoffnung und Liebe. Dies zeigt sich in der Zahl 51 (17x3). Dies alles aber geschieht im Glauben an den dreifaltigen Gott, womit wir die Zahl 153 (51x3) erhalten.

Doch wenden wir uns nun wieder den Jüngern zu. Nach dem erfolgreichen Fischfang ist Johannes er erste, der Jesus erkennt. Er sagt es Petrus und dieser zögert nicht, ins Wasser zu springen und zu Jesus zu eilen. Es ist die Liebe, die ihn treibt. Die Liebe treibt uns hin zu dem Geliebten. Liebende Menschen möchten immer beisammen sein. Unsere größte Liebe aber soll dem Herrn gelten. Bei ihm zu sein soll das Höchste für uns sein. Was bedeutet dies für uns heute anderes, als dass wir Freude haben am Gebet, an der Feier der Heiligen Messe, am Lesen der Heiligen Schrift. Doch auch in unserem Alltag können wir immer bei Jesus sein, indem wir in allem, was wir tun, immer an ihn denken.

Diese Liebe des Petrus, die sich in seinem Sprung ins Wasser und seinem Hineilen zu Jesus zeigt, hinterfragt nun der Herr. „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Dreimal fragt Jesus ihn. Scheint im deutschen Text die Frage dreimal unverändert zu sein, so ist im griechischen Originaltext eine deutliche Veränderung erkennbar. Wir kennen im Deutschen nur ein Wort für Liebe, wir unterscheiden höchstens zwischen einem tiefen Lieben und einem schwächeren lieb haben. Vielleicht kann uns das hier weiterhelfen. Während Jesus Petrus die ersten beiden Male nach dieser tiefen Liebe fragt, kann Petrus immer nur antworten, dass er Jesus lieb hat. Beim dritten Mal geht Jesus auf diese Abschwächung des Petrus ein. Er fragt ihn einfach, ob er ihn lieb hat. Nun kommen Jesus und Petrus in ihren Worten überein. Jesus verlangt von uns nicht eine Liebe, die das menschliche Maß übersteigt. Jesus möchte, dass wir ihn gerade so lieben, wie es für uns möglich ist, aber er möchte, daß wir unser Bestes geben. Unsere größte Liebe soll dem Herrn gelten und wenn wir uns an ihm ausrichten, so kann unsere Liebe immer mehr wachsen. Dadurch finden wir immer näher zu Gott, der seinem Wesen nach die vollkommene Liebe ist. Unsere Liebe wird einst ihre Vollendung finden, wenn Gott uns aufnimmt in sein Reich, wo wir immer bei ihm sind und ihn schauen, wie er ist, wo wir seine vollkommene Liebe erkennen. Hier auf Erden gilt es für uns trotz unserer Unvollkommenheit ihm mit all unserer Kraft nachzufolgen und seine Zeugen zu sein – aus Liebe.

Es ist der Herr! (Joh 21,1-14)
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Die Auferstehung ist schon einige Tage her, zweimal ist Jesus den Jüngern bereits erschienen, aber doch wissen die Apostel immer noch nicht, wie es weitergehen soll, sie kennen Jesus noch nicht wirklich als den Auferstandenen. Da hat Petrus die glanzvolle Idee: „Ich gehe fischen.“ Die anderen kommen mit, doch sie fangen nichts. Ihre Bestimmung ist es nicht, wieder Fischer zu sein.

Da steht Jesus am Ufer, aber nur einer erkennt ihn, es ist der Jünger, den Jesus liebte. "Es ist der Herr!" Jetzt geht alles ganz schnell. Er sagt es Petrus, der sofort in den See springt, um zu Jesus zu schwimmen. Auch die anderen sind voll Freude: Jesus ist da! Plötzlich sind die Netze voller Fische. Jesus bringt ihnen Freude und Hoffnung, er gibt ihrem Leben einen Sinn.

Die Jünger müssen noch einiges lernen, aber sie verstehen immer mehr, worauf es ankommt: Immer mit Jesus zu sein. Als er noch lebte, war das nicht schwer. Nun aber müssen sie lernen, dass er auch als der Auferstandene immer bei ihnen ist und dass sie immer bei ihm sein können, auch wenn sie ihn nicht sehen. Das ist schwieriger, denn nun ist es allein ihr Herz, in dem Jesus seinen Platz finden muss.

Es ist auch unsere Lebensaufgabe, Jesus in unserem Herzen einen Platz zu bereiten. Erst wenn wir gelernt haben, bei Jesus zu sein, können auch wir hinausgehen und den Auftrag Jesu erfüllen: „Gehet hin und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19f) Von Jesus können wir Menschen nicht nur durch Worte überzeugen. Wir müssen sie in die Begegnung mit ihm einführen. Wir müssen den Menschen Jesus bringen, wir müssen den Menschen Wege zeigen, wie sie Jesus begegnen können. Das ist unser Auftrag und die Sendung, die Jesus uns gegeben hat. Das können wir nur, wenn wir selbst gläubig darauf vertrauen, dass Jesus immer bei uns ist, dass er es ist, der durch uns wirkt und der die Herzen der Menschen anrührt. Er hat ja gesagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“
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Herr Jesus, öffne Du unsere Herzen, für Deine Gegenwart. Du bist die Wahrheit. Durch dich ist uns die Wahrheit zum Weg geworden, den wir gehen können und der uns zum Leben führt. Ohne dich sind wir im Dunkel über die wesentlichen Fragen unseres Lebens. Ohne dich sind wir wie Schafe ohne Hirten. Du aber hast uns bei deiner Auffahrt in den Himmel nicht als Waisen zurückgelassen. Deinen Jüngern hast du nicht nur den Auftrag erteilt, die Menschen den rechten Weg zu lehren. Du hast ihnen für alle Zeiten den Heiligen Geist verheißen, der Generation um Generation in die ganze Wahrheit führt. Vom Heiligen Geist geleitet trägt die Gemeinschaft der Jünger – die Kirche – dein Wort durch die Zeiten. In ihr lebt dein Wort; in ihr bleibt es immer Gegenwart und öffnet Zukunft. Hilf uns, dass wir durch das Verkündigungswort der Kirche lernen, alles zu halten, was du geboten hast. Hilf uns, im Wort des Glaubens dich selber zu finden, dich kennen und lieben zu lernen. Hilf uns, Freunde der Wahrheit - deine Freunde, Freunde Gottes zu werden.

Am See (Joh 21,1-14)
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Obwohl Jesus sich den Jüngern nun schon zwei Mal als der Auferstandene gezeigt hat, ist für sie immer noch nicht klar, wie es jetzt weitergeht. Petrus und einige andere Jünger gehen fischen. Sie arbeiten hart, die ganze Nacht, aber sie fangen nichts.

Kennen wir nicht auch die Nächte in unserem Leben, Tage, Wochen, in denen nichts gelingen mag, in denen wir uns einsam und verlassen vorkommen und fragen: Wie soll es weiter gehen?

Es wird Morgen, da steht jemand am Ufer, ruft ihnen zu, ermuntert sie, es noch einmal zu versuchen und nicht aufzugeben. Das Netz wird übervoll. Da erkennen sie ihn: „Es ist der Herr!“

Auch in unseren Nächten dürfen wir auf einen Morgen hoffen. Auch wenn es schwer fällt, es gilt, nicht aufzugeben. Irgendwann erkennen wir den Lichtstrahl in unserer Finsternis, einen Menschen, dem wir vertrauen können.

Jesus sorgt sich um die Jünger. Er fragt sie, ob sie etwas zu essen haben. Dabei hat er schon alles, was nötig ist, vorbereitet, ein Feuer, Fisch und Brot. Es ist alles da, und doch will Jesus, dass die Jünger auch selbst etwas beitragen. Aber auch ihr überreicher Fang ist ein Geschenk aus Gottes überfließender Gnade.

Erkennen wir, wie Jesus in unserem Leben für uns sorgt? Hören wir seine Stimme, die auch uns einlädt: „Kommt her und eßt!“ Wir können ausruhen bei Jesus. Er hat alles vorbereitet, um es uns zu schenken.
So selbstverständlich mit Jesus zusammen sein; mich von ihm versorgen zu lassen; einfach beieinander verweilen, keine Worte mehr nötig. Welch ein Glück!

Fleisch und Knochen (Lk 24,35-48)

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Noch einmal hören wir heute im Evangelium von der Erscheinung des Auferstandenen. Wie die Apostel, so können wohl auch wir es nicht fassen, dass Jesus, wie er selbst sagt, mit Fleisch und Knochen vor ihnen steht. Ja sie müssen ihm sogar etwas zu Essen geben, bevor sie begreifen: Das ist kein Geist, das ist nicht irgendeine Erscheinung von Jesus, sondern das ist Jesus selbst!

Wenn Menschen sterben, so sehen wir, wie ihr Leichnam in die Erde gelegt wird und wir wissen, dass er dort der Verwesung preisgegeben ist. Wir glauben aber auch daran, dass der Mensch mit Leib und Seele auferstehen wird. Im Himmel werden wir also nicht irgendwelche Lichtwesen sein, sondern wir werden auch dort einen Leib haben.

Der auferstandene Leib unterscheidet sich aber vom irdischen. Warum sonst hätten die Jünger bei all seinen Erscheinungen Jesus zunächst nicht erkannt? Dennoch hat der Auferstandene etwas, das die Jünger bei näherem Hinsehen erkennen lässt, dass es wirklich Jesus ist.

Jesus kam es zu, bis zu seiner Himmelfahrt hier auf Erden in seinem Auferstehungsleib zu erscheinen. Uns bleibt die sichere Hoffnung, dass auch wir einst zusammen mit Jesus als Auferstandene mit ihm leben werden. Dann werden auch wir Jesus wiedersehen, der uns jetzt auf Erden verborgen nahe ist. Von der Freude, die diese Hoffnung bewirkt, allen Menschen zu erzählen, ist der Auftrag Jesu an uns alle.

„Nie erkennen die Jünger Jesus bei seinen Erscheinungen sofort. Sie halten ihn für den Gärtner (Maria von Magdala), einen Fremden (Emmausjünger) oder einen Geist. Aber sobald eine vertraute Geste ins Spiel kommt - wenn er das Brot bricht, die Jünger auffordert, noch einmal die Netze auzuwerfen, sie mit ihrem Namen anspricht - , wissen seine Freunde, dass er hier bei ihnen ist. Hier rühren Abwesenheit und Anwesenheit aneinander. Den früheren Jesus gibt es nicht mehr. Sie können nicht mehr genau wie früher mit ihm zusammen sein. Der neue Jesus, der auferstandene Herr, ist da, vertraut und nah, näher denn je."
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 20. April 2012, 11:00:10
4. Sonntag der Osterzeit

Lesejahr A - Vertraut (Joh 10,1-10)
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Im heutigen Evangelium gebraucht Jesus das Bildwort vom Hirten und den Schafen. Dieses Bild, dem ja in der Kirche eine ganz besondere Bedeutung zukommt, hat für viele einen eher negativen Beigeschmack. Sie sehen in der Herde der Schafe nur eine gleichförmige Masse, die blind ihrem Hirten folgt. Die Herde, das sind die, die selber nicht nachdenken und einfach hinterher laufen. Das widerspricht natürlich dem Verlangen vieler Menschen nach Unabhängigkeit und grenzenloser Freiheit. Doch ist es wirklich das, was Jesus meint, wenn er vom Hirten und der Herde spricht?
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Uns Menschen heute ist ein Hirt mit seiner Herde bei weitem nicht mehr so vertraut, wie den Menschen zur Zeit Jesu. Würde man einen guten Hirten – und von solch einem spricht Jesus ja – fragen, was er von seinen Tieren hält, so wird er sie sicher nicht als eine dumme, blökende Masse bezeichnen. Der gute Hirt kennt jedes Tier aus der Herde. Er weiß, wieviel er jedem einzelnen zumuten kann. Er darf die Herde nie schneller und weiter führen, als es das schwächste Tier verkraftet. Er merkt sofort, wenn einem Tier etwas fehlt, er sucht das Verirrte. Er ist vertraut mit jedem einzelnen Tier der Herde. Er weiß, dass jedes Tier anders ist und schon allein deshalb ist die Herde für ihn mehr als eine gleichförmige Masse. Auch die Schafe folgen nicht blind jedem Hirten. Sie sind vielmehr mit ihrem Hirten vertraut. Sie kennen genau seine Stimme. Sie mußten sich erst an ihn gewöhnen. Nun, da sie ihn kennen, folgen sie ihm, weil sie wissen, dass er sie stets den richtigen Weg zu grünen Weiden und frischem Wasser führt. Schön bringt Jesus diese Vertrautheit zwischen Hirt und Herde zum Ausdruck, wenn er sagt: „Die Schafe hören auf die Stimme des Hirten. Er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen. Er geht ihnen voraus und sie folgen ihm, denn sie kennen seine Stimme. Vor einem Fremden aber werden sie fliehen, weil sie seine Stimme nicht kennen.“

Hirten im übertragenen Sinn sind alle Menschen, die irgendwie Verantwortung für andere haben, die andere Menschen führen. Um ein guter Hirte zu sein, ist dieses vertraute Verhältnis untereinander unerläßlich. Wer Menschen führt, muß die ihm Anvertrauten kennen, ihre Stärken und Schwächen, er muß wissen, wieviel er jedem zutrauen kann, wen er besonders fördern muß. Ein guter Hirte muß aber auch seine Herde zusammen halten können und dazu gehört eine gewisse Autorität. Wenn sich die Herde zerstreut, kann der Hirte nicht mehr für sie sorgen. Nur, wenn die Herde zusammen bleibt, hat er die Möglichkeit, sich auch um den einzelnen zu kümmern. Menschen, die andere führen, müssen um diese Gabe der liebevollen Strenge bitten und um die Vertrautheit mit den Menschen.

Wenn wir auf die Kirche blicken, so ist Jesus der oberste Hirte und die Menschen, die in der Kirche Verantwortung tragen, haben teil an diesem Hirtenamt Jesu Christi, der sich der Menschen bedient, um sein Werk auf Erden auszuführen. Wenn Menschen im Namen Jesu andere Menschen führen, dann ist es sehr wichtig, dass sie selbst mit Jesus vertraut sind. Wer in den Dienst Jesu tritt, muß seinen Meister kennen. Wir sollen ja die Menschen nicht in unserem Namen führen, sondern im Namen Jesu. Nur wer Jesus kennt, weiß auch, was sein Wille ist und wohin er die Menschen führen möchte.

Jesus sagt, dass er die Tür zu den Schafen ist. Der gute Hirte geht durch diese Tür zu den Schafen und führt die Schafe durch diese Tür hinaus auf die Weide. Alle anderen, die nicht durch diese Tür gehen und die die Schafe in ihrem eignen Namen führen wollen, sind Diebe und Räuber. Sie führen die Schafe, auf einen Weg, der in den Tod führt. Wir erleben es ja leider viel zu oft, dass Menschen sich von falschen Hirten verführen lassen. Jesus aber will, dass die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben. Daher müssen wir uns immer wieder prüfen, wie vertraut wir mit Jesus sind, ob wir wirklich in seinem Namen zu den Menschen gehen, oder doch, wenn auch versteckt, in unserem eigenen Namen. Menschen zu Jesus führen, das ist die größte Aufgabe eines Menschen.

Wie schwierig es ist, Menschen zu führen, zeigt uns das Beispiel des Mose. Im Namen Gottes hat er die Israeliten aus Ägypten geführt, doch bald schon fangen sie an, gegen Gott und gegen ihn zu murren und Mose hat alle Mühe, sie zusammenzuhalten und weiterzuführen. Alle anderen Wege erscheinen besser als der, den sie gehen sollen. Als er dann auf den Berg Horeb steigt, um von Gott die Zehn Gebote zu empfangen, ist niemand da, der das Volk wirklich führen kann. Aaron, sein Stellvertreter, ist dem Volk zu Willen und läßt sich darauf ein, das goldene Kalb als Götzenbild herzustellen. Dafür tadelt ihn Mose scharf: „Was hat dir dieses Volk getan, dass du ihm eine so große Schuld aufgeladen hast?“ Denn Aaron hatte das Volk verwildern lassen. Der Hirte ist für seine Herde verantwortlich. Wenn der Hirte die Herde verwildern läßt, wenn er aus falscher Nachsicht schwach wird, dann macht er sich an der Herde schuldig und er muß dafür gerade stehen.

Auch die Menschen unserer Zeit brauchen Hirten, die sie führen. Sie brauchen Menschen, die sie zu Jesus führen, Menschen, die mit Jesus vertraut sind und die anderen Menschen Jesus zeigen können. Menschen, die die nötige Strenge haben, um selbst konsequent den Weg mit Jesus zu gehen und so auch anderen die Konsequenzen deutlich machen können, die mit dem Weg Jesu verbunden sind. Allein wer auf dem Weg der Gebote geht, kann zu den saftigen Weiden und den sprudelnden Bächen gelangen, zum Leben in Fülle, das Jesus uns schenken möchte. Doch so viele andere Wege sehen um vieles verlockender aus, doch sie führen am Ende in den Abgrund.

Herr, sende uns Menschen, die mit Deiner liebevollen Strenge andere zu führen vermögen, die sich um jeden einzelnen Menschen kümmern, die den Kranken helfen, den Verirrten nachgehen und den Sündern in Deinem Namen die Vergebung zusprechen. Menschen, die mit Dir vertraut sind und die auch das Vertrauen anderer Menschen verdienen. Herr Jesus, bewahre uns vor den falschen Wegen und führe uns Deinen Weg, der zum Leben in Fülle führt.

Lesejahr B - Der Gute Hirte (Joh 10,11-18)
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An diesem Sonntag hören wir das Evangelium vom guten Hirten (Joh 10,11-18). Jesus spricht: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.“ Das Bild vom Hirten bedeutet zweierlei: Zum einen bietet der Hirte der Herde Schutz. Er weiß, was gut für seine Schafe ist, er setzt sich für sie ein, führt sie zu den saftigen Weideplätzen und behütet sie vor allen Gefahren. Zum anderen bedeutet es aber auch, daß die Schafe sich führen lassen. Im Vertrauen auf die Güte des Hirten dürfen sie sich ihm ganz anvertrauen und den vorgezeigten Weg gehen.

Christus hat sich uns als der gute Hirte gezeigt. Im Licht des Osterereignisses offenbart dieses Wort seine tiefe Wahrheit: Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Seinen. Christus hat uns durch seinen Tod und seine Auferstehung erlöst. Seither heißt Hirte sein: für andere leben, arbeiten, leiden: dem Leben dienen, der Wahrheit und der Einheit. Wir dürfen uns allezeit in den Händen Gottes geborgen wissen. Im Ersten Johannesbrief (3,1-2) lesen wir: „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, daß wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Gott liebt uns und wir sind seine Kinder. In Jesaja 49,15 heißt es: Kann denn eine Mutter ihr Kindlein vergessen? Und selbst wenn sie es vergäße, ich vergesse Dich nicht. Gottes Liebe übersteigt die größte Liebe die es unter Menschen geben kann. Er verlangt danach, uns allezeit mit seiner Liebe zu beschenken.

Wenn wir uns seiner Hirtensorge anvertrauen, können wir sicher sein, daß er es nicht zulassen wird, daß uns ein Unheil widerfährt, das über unsere Kraft hinausgeht. Wenn wir auch von den Leiden und Gebrechen dieser Welt nicht ganz verschont bleiben, wird Gott uns in seiner Liebe doch immer Trost und Hilfe zuteil werden lassen. Er kann auch heute unsere Leiden und Gebrechen heilen. In der Apostelgeschichte (4,8-12) hören wir vom Bekenntnis des Petrus nach einer Krankenheilung: Der Kranke wurde geheilt „im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch.“ An solche Wunder dürfen wir auch heute glauben.

Vertrauen wir in allen Situationen unseres Lebens auf die Liebe, das Angenommensein von Gott. Diese Liebe schließt aber auch ein, daß wir bereit sind, auf Gottes Weg zu gehen. Als der gute Hirte zeigt er jedem von uns seinen Weg. Es gibt zu allen Zeiten viele schlechte Hirten, denen es nicht um die Herde, sondern nur um sich selbst geht. Wir kennen die vielen Verlockungen der heutigen Zeit, die uns ein Glück vorgaukeln, das doch nicht wirklich glücklich machen kann. Das wahre Glück ist nur bei Gott zu finden. Es liegt an uns, auf dem Weg Gottes zu bleiben, uns von ihm führen zu lassen und so unter dem Schutz des guten Hirten zu stehen, behütet vor allem Bösen durch seine Liebe.

Heute hören wir das Evangelium vom Guten Hirten. Für viele ist der Psalm 23 zu einem vertrauten Begleiter geworden, der genau dieses Geheimnis der treuen Sorge Gottes um uns Menschen zum Ausdruck bringt, von der das Evangelium erzählt.(http://www.praedica.de/resources/_wsb_220x234_GuterHirte11.jpg)

Der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe. Wir haben es an Ostern gefeiert, wie Jesus aus Liebe zu uns Menschen sein Leben hingegeben hat. Er hat als der gute Hirt gesehen, wie das Leben seiner Schafe, wie das Leben jedes Menschen, immer wieder bedroht wird vom Wolf, der die Macht der Sünde und des Bösen ist.

Um das Leben der Schafe zu retten, sah er keinen anderen Weg, als sich selbst dem Wolf auszuliefern. Dieses Sich-Ausliefern konnte aber nur Erfolg haben, weil Jesus Macht hat, die Macht, sein Leben hinzugeben, und die Macht, sein Leben wieder zu nehmen. So ist er dem Wolf, der Sünde und dem Bösen überlegen und kann so wirklich das Leben seiner Schafe für immer retten. Jesus hat in seiner Macht die Sünde und das Böse ein für alle Mal besiegt. Nun kann nichts und niemand mehr seinen Schafen schaden.

Vertrauen wir uns und unser ganzes Leben immer Jesus Christus an. Versuchen wir nicht, aus seiner Herde auszubrechen, auch wenn so viele Stimmen uns sagen, dass nur irgendwo da draußen die Freiheit zu finden sei. Jesus will uns mit seiner Sorge nicht einengen, sondern er will uns den Platz bereiten, an dem wir uns erst richtig entfalten können und wo wir wirklich frei sind. Vertrauen wir darauf.

Lesejahr C – Ich gebe ihnen ewiges Leben (Joh 10,27-30)
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Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.

So spricht Jesus im Evangelium des Vierten Sonntags der Osterzeit als der gute Hirte. Das Bild von Jesus als dem guten Hirten erfreut sich seit frühesten Zeiten größter Beliebtheit und ist vielleicht eine der ältesten Darstellungen, die Christen von Jesus gemacht haben. In den Katakomben von Rom finden wir über 140 mal dieses Bild. Einer der bekanntesten Psalmen ist der Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte ... Was fasziniert die Christen bis heute daran?

Eigentlich ist es nicht besonders erstrebenswert, ein Schaf zu sein. Schafe gehören zu den schutzlosesten Tieren überhaupt. Sie haben keine scharfen Zähne oder Klauen, sind weder besonders schnell, noch besonders stark. Daher können sie sich bei einer Bedrohung weder verteidigen noch weglaufen. Sie brauchen den Schutz eines Hirten, um überleben zu können.

Auch wir Menschen erfahren uns oft hilflos in dieser Welt, gerade wenn es darum geht, sich dem Bösen und dem Leid zu widersetzen. Auch dem Tod ist der Mensch hilflos ausgeliefert. Er braucht einen Erlöser, der ihn vor dem Bösen und dem Tod bewahrt.

Dieser Erlöser ist Jesus Christus. Er kam als Mensch zu uns auf die Erde. Er hat sich selbst ganz in die Hände des Bösen und des Todes übergeben, er nahm unsägliches Leid auf sich, als er am Kreuz starb. Jesus hat sein Leben hingegeben für die Schafe, hat den Tod auf sich genommen, damit wir das Leben haben.

Im Tod hat Christus den Tod besiegt. Weil Gott Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, haben auch wir die Hoffnung, dass wir mit Christus durch den Tod zum Leben hinübergehen. Wir glauben Jesu Wort, das uns ewiges Leben verheißt.

Von uns selbst aus können wir dieses ewige Leben nicht erlangen. Dem Tod gegenüber sind wir hilflos wie die Schafe. Doch unser Hirte führt uns auf dem Weg zum Leben. Er ist uns voran gegangen. Wenn wir auf seine Stimme hören und ihm folgen, finden wir den Weg zum ewigen Leben.

Wie der gute Hirte kümmert sich Jesus um uns, dass wir auf dem Weg nicht verloren gehen. Gott kennt jeden einzelnen von uns. Für den guten Hirten ist nicht ein Schaf wie das andere. Er erkennt das Besondere eines jeden Schafes, jedes hat seinen ganz persönlichen Namen. Unter den Milliarden der Menschheit weiß Gott um jeden einzelnen. Jedem schenkt er ganz persönlich seine Zuwendung. Sein Herz sehnt sich danach, dass jeder Mensch auf die Stimme des guten Hirten hört. Gott will, dass alle eingehen zum ewigen Leben in seinem Reich.

Ist es dieser Glaube an Gottes liebende Sorge um uns, seine Verheißung von Leben in Fülle, die das Bild von Jesus als dem guten Hirten zu allen Zeiten so bedeutsam machen?
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 25. April 2012, 13:21:04
(http://www.kirche-in-not.de/files/2010/06/barmherziger-jesus-in-st-pantaleon-koln-bearbeitet-fur-internet.jpg)

5. Sonntag der Osterzeit

Der Vater, Jesus und die Jünger

Die Evangelien der drei Lesejahre am 5. Sonntag der Osterzeit sind auf den ersten Blick sehr verschieden, und doch lassen sie einen gemeinsamen Aspekt erkennen. Es geht darum, wie wir bei Jesus sein können. Die drei Evangelien sind den Abschiedsreden Jesu entnommen. Bald werden die Jünger Jesus nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sehen. Jesus bereitet sie auf das vor, was kommen wird. Wenn Jesus nun von ihnen geht, wird er doch bei ihnen bleiben. Aber wie kann das geschehen?
Jesus zeigt den Jüngern seine Verbindung zum Vater. Obwohl er auf Erden scheinbar von seinem Vater im Himmel getrennt ist, ist er doch eins mit ihm. Der Himmel ist keine ferne Welt, die mit der Erde nichts zu tun hat. Der Himmel Gottes und Erde der Menschen gehören beide zu Gott. Die Schöpfung ist kein Ort der Gottferne, sondern sie ist der Ort, den Gott für die Menschen geschaffen hat. Sie ist der Ort, an dem der Mensch Gott begegnen kann.
Jesus ist den Jüngern auf Erden bleibend nahe und nach diesem Leben erwartet sie ein Platz im Himmel. Jesus selbst ist der Weg, der von der Erde zum Himmel führt. In ihm ist Gott der Erde nahe gekommen, in ihm kommt jeder Irdische dem Himmel nahe. Wer ihm glaubt, wer ihm nachfolgt, der wird eins mit Jesus, so wie Jesus eins ist mit dem Vater.
Diese Einheit verdeutlicht das Bild vom Weinstock. An ihm wachsen fruchtige Reben. Doch nur dann, wenn die Reben mit dem Weinstock in Verbindung bleiben, wenn sie von ihm ihre Kraft empfangen, können sie wachsen und gedeihen. Wer sich an Jesu Wort hält, der wird mit ihm in Verbindung bleiben und von ihm seine Kraft empfangen.
Die innigste Verbindung mit Gott ereignet sich im Geheimnis der Liebe. Die Liebe verbindet Gott mit den Menschen. Gott ist vollkommene Liebe. In der Liebe wird der Mensch Gott ähnlich. Die Liebe ist das Erkennungszeichen der Jünger Jesu. In der Liebe bleiben die Jünger untereinander und mit Jesus verbunden.
Was dies bedeutet, soll nun an den einzelnen Texten der Evangelien gezeigt werden.
Lesejahr A
Joh 14, 1-12

    Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!
    Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
    Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.
    Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
    Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
    Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.
    Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.
    Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!
    Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

    So viele Wege,
    so viele Meinungen
    und Leben will ich,
    wie es mir gefällt!
    Völlig frei,
    ganz ungebunden,
    so werde ich glücklich!
    Wirklich glücklich?
    Vielleicht.
    Ein Weg,
    eine Wahrheit,
    ein Lebensziel
    für alle?
    Kann das sein?
    Jesus ist der Weg!
    Jesus ist die Wahrheit!
    Jesus ist das Leben!
    Auch für dich!
    Wage diesen Weg!

Jesus, mein Weg

Mein Jesus, ich möchte dir dienen, und finde den Weg nicht, ich möchte dich finden, und finde den Weg nicht, ich möchte dich lieben, und finde den Weg nicht. Ähnlich wie es Philipp Neri in diesem Gebet zum Ausdruck bringt, mag es auch den Jüngern ergangen sein, als Jesus zu ihnen davon sprach, dass er nun bald zum Vater gehen wird und dass auch sie ihm dahin folgen werden. Jesus bereitet für uns beim Vater eine Wohnung und wir kennen den Weg dorthin - so behauptet es zumindest Jesus. Doch wem liegt da nicht die Frage des Apostels Thomas auf der Zunge: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?" Hilft die Antwort Jesu wirklich weiter? Er sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich."
Gott kennt jeden einzelnen von uns, keinem ist er fern, doch wir sehen Gott oft nicht, erkennen seinen Willen nicht, irren ziellos umher. Ja, Herr, ich will dir dienen, aber wie? So vieles strömt auf uns ein, so viele Stimmen, so viele Wege. Auf welche Stimme soll ich hören? Welchen Weg soll ich gehen? Es ist schwer, unsere eigenen Wünsche vom Willen Gottes zu unterscheiden, es ist schwer, unter all den vielen Stimmen die Stimme Gottes zu hören, es ist schwer, dann auch wirklich das zu tun, was Gott von uns will. Diese Erfahrung hat jeder schon gemacht, der sich ernsthaft darum bemüht hat, den Willen Gottes zu tun.
"Euer Herz lasse sich nicht verwirren!" Wenn wir den Weg mit Jesus gehen wollen, müssen wir unser Herz und unsere Sinne einüben, wir müssen lernen, seine Stimme von den anderen Stimmen zu unterscheiden. Jesus sagt: "Ihr kennt den Weg!" Er traut uns zu, dass wir seine Stimme erkennen. Wie können wir das lernen?
Ich meine, dass wir den Weg, der Jesus ist und der zum Vater führt, dann finden, wenn wir immer auf Jesus schauen, wenn wir seine Worte in der Heiligen Schrift betrachten, wenn wir bei allen Entscheidungen fragen, was uns näher zu Jesus führt. Jesus wird uns selten ein ganz konkretes Wegzeichen schicken und doch wird es nie so sein, dass wir nicht erkennen könnten, wohin wir gehen sollen. Wir müssen immer wieder nach der richtigen Richtung suchen und wenn wir suchen, wird Jesus uns den Weg auch zeigen. Sicher werden wir manchmal verwirrt in die falsche Richtung laufen. Doch wir werden dann bald erkennen, dass uns dieser Weg nicht näher zu Jesus führt. Dann heißt es umkehren. Wir müssen auf jeden Fall immer den Mut haben, von einem falschen Weg umzukehren, wenn wir deutlich merken, dass er uns nicht näher zu Jesus führt, auch wenn noch so viel für diesen Weg zu sprechen scheint, auch wenn das Ziel noch so erstrebenswert erscheint. Das höchste Ziel kann ein falsches Ziel sein, wenn es nicht das ist, das Jesus von uns möchte.
Jesus will, dass wir zu ihm kommen in die Wohnungen, die er für uns beim Vater bereitet hat. Jesus will, dass wir das Leben in Fülle bei ihm haben. Nur wir sind oft so blind und taub, lassen uns verwirren und kommen vom Weg ab. Herr, öffne du unsere Augen, unsere Ohren und unser Herz, dass wir deinen Weg sehen, dass wir deine Stimme hören, dass wir uns öffnen für die Liebe, die du uns schenken möchtest.
Lesejahr B
Joh 15, 1-8

    Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.
    Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.
    Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
    Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.
    Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
    Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.
    Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

    Weinstock

    Herr, mach mich zu einem
    Werkzeug deines Friedens,
    dass ich liebe,
    wo man hasst;
    dass ich verzeihe,
    wo man beleidigt;
    dass ich verbinde,
    wo Streit ist;
    dass ich die Wahrheit sage,
    wo Irrtum ist;
    dass ich Glauben bringe,
    wo Zweifel droht;
    dass ich Hoffnung wecke,
    wo Verzweiflung quält;
    dass ich Licht entzünde,
    wo Finsternis regiert;
    dass ich Freude bringe,
    wo Kummer wohnt.
    Herr, lass mich trachten,
    nicht, dass ich getröstet werde,                       
    sondern dass ich tröste;
    nicht dass ich verstanden werde,
    sondern dass ich verstehe;
    nicht dass ich geliebt werde,
    sondern dass ich liebe.                                               
    Nach Franz von Assisi

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben

"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben," sagt Jesus im Evangelium zu uns. Stellen wir uns zunächst einmal dieses Bild vor Augen. Ein Weinstock hat viele Zweige, an denen der Winzer zur Zeit der Ernte viele reife Trauben erwartet. Wie bei allen Pflanzen kann die Frucht nur gedeihen, wenn sie über Zweige und Stamm mit der Wurzel verbunden ist. Jesus vergleicht uns mit Reben am Weinstock. Er ist die Wurzel und der Stamm, der die einzelnen Reben zusammenhält und mit Nahrung versorgt, sie am Leben erhält.
Der Winzer kümmert sich um die Weinstöcke. Die Arbeit im Weinberg ist hart. Das wussten die Menschen zur Zeit Jesu. Aber auch heute muss man nicht unbedingt aus einem Weinanbaugebiet oder gar aus einer Winzerfamilie stammen, um sich eine Vorstellung von dem machen zu können, wovon Jesus spricht. Ständig ist der Winzer dabei, die Rebstöcke zu pflegen. Er achtet darauf, dass die Reben genug Sonne bekommen. Er prüft, welche Reben gut wachsen. Die dürren schneidet er weg, damit sie denen, die gut gedeihen nicht unnötig Kraft wegnehmen. So geht es tagein, tagaus und der Lohn der Mühen wird eine reiche Ernte und ein edler Tropfen sein.
So müht sich Gott auch um uns. Er sitzt nicht irgendwo in der Ferne, unbeeindruckt von dem, was auf Erden geschieht. Gott ist vielmehr ganz mit dem Geschehen auf der Erde verbunden, auch wenn sein Wirken im Verborgenen geschieht. Wie der Winzer im Weinberg um seine Reben, so kümmert sich Gott darum, dass die Menschen Frucht bringen.
Es ist also Gott, der sich um uns kümmert. Unsere Aufgabe ist es, mit dem Weinstock in Verbindung zu bleiben, uns von ihm mit allem Nötigen versorgen zu lassen, es uns gut gehen zu lassen. Aber das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört.
Wovon lebe ich? Woraus ziehe ich die Kraft für mein Leben? Was lässt mich überleben und wovon kann ich wirklich leben? Um überleben zu können brauche ich Nahrung. Ich brauche so etwas wie Heimat, ein Dach über dem Kopf, Arbeit, mit der ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Das alles ermöglicht mein Überleben. Doch was gibt mir wahres Leben? Was erwarte ich vom Leben?
Jeder Mensch strebt danach, glücklich zu sein. Doch viele suchen das Glück an der falschen Stelle, sie wollen angesehen, reich, mächtig sein. Es ist sicher gut, wenn man es im Leben zu etwas bringt und Erfolg hat, doch das genügt nicht, um wirklich glücklich zu sein. In meinem Leben brauche ich Freunde, die mit mir gehen und bei denen ich sein kann, wie ich bin. Aber selbst das ist noch nicht genug. Das wirkliche Glück ist nur in Gott zu finden. Er ist es, der allein die Grundlage für mein Leben bilden kann. In ihm können meine Freundschaften wachsen, er gibt meinem Arbeiten Sinn und Richtung, nur mit ihm ist mein Leben mehr als überleben, ist es Leben in Fülle.
Daher sollte es täglich unser erster Gedanke sein: wie kann ich heute diesen Tag, wie kann ich mein Leben mit Christus leben?
Eine Freundschaft oder Partnerschaft zwischen Menschen kann nur gelingen, wenn jeder der beiden immer wieder dem anderen zeigt, dass er ihm etwas bedeutet, in Worten und Gesten, indem man sich Zeit füreinander nimmt. Meine Beziehung mit Christus ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Freundschaft, eine Liebesbeziehung. Um diese Beziehung mit ihm aufrecht zu halten, muss ich mir Zeit nehmen für ihn. Jeder muss selbst entscheiden, wieviel Zeit das im einzelnen ist, wichtig ist, dass es täglich wenigstens einige Minuten sind in denen ich versuche, im Gebet bei Jesus zu sein.
Suchen wir täglich diese Verbundenheit mit Jesus. Am tiefsten werden wir sie finden, wenn wir sein Wort, die Hl. Schrift, betrachten und die Eucharistie feiern. Bleiben wir in ihm. Wir werden sehen, dass die Zeit, die ich mir für Christus nehme, keine verlorene Zeit ist. Wir werden sehen, dass wir dadurch Kraft finden werden für unseren Alltag, dass unsere Freundschaften und Begegnungen tiefer werden, dass unsere Arbeit besser gelingt.
Setzen wir täglich ein Zeichen der Freundschaft mit Jesus. Wir können darauf vertrauen, auch er wird uns dann zeigen, dass wir seine Freunde sind. Jesus sagt uns ganz deutlich: Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Wir werden von Gott alles bekommen, was wir dazu brauchen, um in unserem Leben prächtig zu gedeihen und so für Gott Frucht zu bringen. Das ist eine Verheißung für alle, die nach dem Wort Jesu leben.
Ein guter Wein erfreut das Herz und ein solcher ist die Frucht der Mühen des Winzers. Wir sollen nach dem Willen Gottes ein solcher edler Tropfen werden, Menschen, die der Welt Freude bringen, die - wie es in einem Gebet heißt - lieben, wo man hasst, die verzeihen, wo man beleidigt, die Hoffnung wecken, wo Verzweiflung quält und ein Licht anzünden, wo Finsternis regiert.
Herr Jesus, lass mich zu einem solchen Menschen werden, damit die Sorge deines Vaters um mich nicht vergebens ist. Lass mich allezeit auf deine Hilfe vertrauen.
Lesejahr C
Joh 13, 31-35

    Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.
    Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.
    Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.
    Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

    Liebt einander!
    Ich glaube an dich, Herr, an deine große Liebe für mich. Du bist mein Schöpfer und mein Erlöser. Ich vertraue auf deine Freundschaft; ich vertraue darauf, dass du mir das Verständnis und den Willen gibst, zu lieben, wie du geliebt hast. Ich liebe dich, Herr, weil du mich zuerst geliebt hast. Ich will dich dadurch lieben, dass ich dein Leben und deine Liebe anderen zugänglich mache.
    Lieber Herr Jesus, schenke mir ein beständiges, wachsendes Verlangen, dein Gebot der Liebe zu leben. Erwecke in mir ein Bewusstsein deiner immerwährend gegenwärtigen Liebe in meinem Leben. Bewege mich dadurch, grenzenlos zu lieben, ohne Menschenfurcht, ohne die Angst etwas zu verlieren, das weniger als die Liebe ist.
    Ich will mich dazu entscheiden, heute jemandem zu dienen, nicht nur, weil ich dazu ein Verlangen habe, sondern aus Liebe zu Christus.

Ein neues Gebot gebe ich euch:
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!

Warum neu? Und warum Gebot? Sollte es nicht etwas Selbstverständliches für Menschen aller Zeiten sein, dass sie einander lieben und ist nicht das Leben viel schöner, wenn man liebt und Liebe erfährt? Warum fällt es den Menschen so schwer, einander zu lieben? Warum neigen Menschen eher dazu, aus Neid und um des eigenen Vorteils willen böse und schlecht zu anderen zu sein?
Vielleicht meinen wir, selbst etwas zu verlieren, wenn wir gut zu anderen sind und unsere Liebe schenken. Das Geschenk der Liebe kann auf den ersten Blick ein Geschenk sein, das nicht erwidert, sondern vielmehr ausgenutzt wird. Auf den zweiten Blick aber werden wir erkennen, dass wir vielleicht nicht unbedingt von den Menschen, denen wir unsere Liebe schenken, aber doch von irgendwo her auch selbst überreich beschenkt werden.
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe! Jesus hat seine Liebe an uns Menschen verschwendet, ist aus Liebe zu uns Menschen am Kreuz gestorben, damit wir das Leben haben. Viele haben seine Liebe nicht erwidert. Aber doch ist die Botschaft von der Liebe Gottes zu uns Menschen bis heute lebendig geblieben.
Wenn wir uns selbst als von Gott geliebt und überreich beschenkt mit den Gaben seiner Liebe erfahren, kann uns das helfen, dass nicht Neid und Eifersucht über uns kommen, sondern dass wir immer mehr fähig werden, selbstlos unsere Liebe zu schenken. Wo Menschen dazu bereit sind, wird Gottes Liebe in dieser Welt sichtbar und keimt inmitten des grauen Betons unserer oft so egoistischen Konsumgesellschaft das zarte Grün der Hoffnung auf.
Ist nicht auch unser Leben Gottesdienst? Wir leben inmitten so vieler Menschen, von denen heute ein Großteil nicht mehr an Jesus Christus glaubt. Wir können ihnen Jesus zeigen, wenn wir die Liebe leben.
So vieles hält uns gefangen und wir kreisen allzu oft um uns selbst. Bitten wir den Herrn, dass er uns hilft, unsere Enge aufzubrechen und uns Offenheit schenkt für die Menschen um uns herum, dass wir ihre Nöte sehen und da sind, wo wir gebraucht werden. Bitten wir den Herrn, dass er uns allezeit den Mut für das richtige Wort und die richtige Tat schenkt, wo wir gebraucht werden, damit wir Zeugen seiner Liebe sind.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 25. April 2012, 13:26:12
6.Sonntag der Osterzeit A–Ich lebe und auch ihr werdet leben (Joh 14,15-21)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
(http://www.praedica.de/resources/_wsb_200x290_jesusleben.jpg)

Oft geschieht es, dass Menschen, die einen lieben Mensch verloren haben, selbst nicht mehr leben wollen, dass Menschen meinen, ihr Leben sei sinnlos geworden, wenn der Mensch nicht mehr da ist, den sie innig geliebt haben. Jesus kennt diese Angst der Menschen vor dem Verlust eines lieben Menschen. Wenn dieser Verlust auch schmerzhaft ist und schmerzhaft sein darf, so dürfen wir doch nie vergessen, dass wir schon jetzt Anteil haben am Leben und an der Auferstehung Jesu.

Jesus weiß, dass seine Jünger unsicher sein werden, wenn er sie verläßt. In den langen Abschiedsreden des Johannesevangeliums bereitet Jesus sie auf die Situation vor, dass er bald nicht mehr unter ihnen sein wird. Drei Jahre waren sie nun eine Glaubens- und Lebensgemeinschaft. Die Jünger haben so viele Stunden in der Nähe Jesu verbracht, konnten sich gleichsam wärmen am Glanz des göttlichen Lichtes. Nun kommt etwas Neues. Jesus geht zum Vater zurück. Die Jünger müssen allein zurecht kommen. Doch sie werden nicht allein sein, Jesus läßt sie nicht als Waisen zurück. Zwar wird die Welt Jesus nicht mehr sehen. Jesus ist nicht mehr in der Welt, wie er in ihr als Mensch gelebt hat. Doch er lebt weiterhin beim Vater sein göttliches Leben und so ist Jesus allen Menschen immer und überall nahe, allen, die ihn lieben und seine Gebote halten. Und er sendet den Heiligen Geist, der immer bei den Jüngern sein wird, der sie antreibt und bestärkt. Der Heilige Geist vermittelt den Jüngern weiterhin die Nähe und Wärme des göttlichen Lichtes, wie es Jesus bisher getan hat. Er gibt den Jüngern die Weisheit, die Wahrheit zu erkennen, er gibt ihnen die Kraft und den Mut, für den Glauben einzutreten, er zeigt ihnen, wie sie beten sollen und was sie tun sollen.

Ich lebe und auch ihr werdet leben. Der Glaube ist nicht das subjektive Fürwahrhalten bestimmter Inhalte durch einen einzelnen, sondern Glaube ist die Teilhabe an einer objektiven, das Irdische übersteigenden Wirklichkeit, die als solche real existiert und daher auch intersubjektiv vermittelbar ist. Wenn wir glauben, dass Jesus lebt, so ist das nicht nur ein persönlicher Trost für uns, etwas, das uns persönlich Halt gibt, sondern wir haben die Wahrheit erkannt, wir haben Teil an einer Wirklichkeit, die es eben wirklich gibt. Der Glaube vermittelt uns genau so Wirklichkeit wie die irdischen Sinne. Die Menschen, die nur das für wirklich ansehen, was in der Welt existiert und mit den irdischen Sinnen wahrnehmbar ist, können Jesus nicht mehr sehen. Aber sie nehmen eben nur die halbe Wirklichkeit wahr. Dass Jesus lebt ist genau so wirklich, wie beispielsweise meine Hand, die ich vor Augen sehe. Wenn wir an Jesus glauben, haben wir die ganze Wirklichkeit. Wir haben die Zuversicht, dass das Leben mehr ist, als wir mit unseren irdischen Sinnen wahrnehmen können. Daher macht auch der Verlust eines lieben Menschen hier auf Erden, so schmerzhaft er für uns auch ist und sein darf, doch unser Leben im Ganzen nicht sinnlos.

Ich lebe und auch ihr werdet leben. Wenn Jesus lebt und wir mit ihm leben, so ist unser Leben mehr als das, was sich auf Erden ereignet. Wir haben jetzt schon Anteil am ewigen Leben. Schon hier auf dieser Erde ist Jesus uns nahe und wenn wir einst in jene Welt gelangen, deren reale Existenz unseren irdischen Sinnen verborgen, dem Glauben aber offenbar ist, dann werden wir in seiner ganzen Fülle erkennen, was wir jetzt noch verborgen sehen.

Der heilige Augustinus hat das bekannte Wort geschrieben: „Liebe, und tu was du willst.“ Dieses Wort ist ein Schlüssel zum heutigen Evangelium. Jesus fordert uns auf, in seiner Liebe zu bleiben. Wie können wir in seiner Liebe bleiben? „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“

Ist das nicht ein Gegensatz zu Augustinus? Der sagt doch, dass man, wenn man liebt, tun kann, was man will und Jesus kommt da gleich mit den Geboten. Zudem soll dies alles noch Freude machen – sind die Gebote nicht der Freude-Killer schlechthin?

Das Gebot, das Jesus uns gibt, ist die Liebe. In ihr sind alle Gebote zusammen gefaßt. Das bedeutet auch, dass wahre Liebe und wahre Freude nicht durch absolute Freizügigkeit entstehen können. Freizügigkeit bringt höchstens Spaß – aber nicht für alle und nicht auf Dauer. Wenn sich Menschen aber an das Gebot der Liebe halten, ist dauerhafte Freude für alle möglich.

Liebe setzt Bindung voraus. Wer liebt, der erkennt, was der andere möchte und so wird er das tun, was dem Geliebten gefällt. Nur so ist Beziehung möglich unter den Menschen und zwischen den Menschen und Gott.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 25. April 2012, 13:32:43
             (http://www.bachkantaten.ch/Daten05/05/Einfuehrung/1636RembrandtHimmelfahrt.jpg)

 zu Christi Himmelfahrt

Ihr Männer von Galiläa, was schaut ihr zum Himmel empor? Dieser Jesus, der vor euch in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen. Halleluja! (Vgl. Apg 1,11)

Vierzig Tage lang ist Jesus nach seiner Auferstehung bei seinen Jüngern gewesen. Er hat ihnen noch einmal seine Worte ins Gedächtnis gerufen. Er hat sie gelehrt, was es heißt, dass er auferstanden ist und nun als der Auferstandene für immer bei ihnen bleibt. Nun sind sie gestärkt, „allein“ weiterzumachen. Aber sie bleiben nicht allein. Jesus bleibt immer in ihrer Mitte und er wird ihnen den Heiligen Geist senden. „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, werde ich ihn zu euch senden.“ (Joh 16,7)

Es ist wunderbar zu sehen, wie Jesus für seine Jünger sorgt, wie er sich sorgt um die Kirche, wie er den Menschen Kraft gibt für ihren Weg, wie es immer weitergeht, auch wenn die Menschen zunächst nicht wissen, wie. Gott hat einen Plan. Das soll uns Mut machen, dass wir nicht verzagen, wenn es uns manchmal geht wie den Jüngern am Himmelfahrtstag, als sie noch lange in den Himmel schauten, dorthin, wo Jesus vor ihren Augen aufgefahren war und sich fragten: Wie geht es weiter? Es geht weiter. Wir sehen es. An Pfingsten geschah etwas für die Jünger ganz Unerwartetes. Gott macht mehr für uns, als wir uns vorstellen können, wenn wir nur bereit sind für ihn.

Denken wir daran, wenn wir in unserem Leben an einem Wendepunkt stehen, wenn wir einmal nicht wissen, wie es weitergehen soll, wenn wir auf unserem Weg kraft- und mutlos geworden sind. Jesus wird uns immer weiter führen. So wie Jesus durch den Tod hindurch vom Leben zum Leben gegangen ist, so bedeutet auch für uns nichts, was geschieht, das Ende. Jesus will, dass wir zum Leben in Fülle gelangen. So ist für uns jedes Hindernis auf unserem Weg nichts anderes als der Anstoß zu einem neuen Anfang, einem neuen Anfang mit Christus, der uns mehr Leben bringt.

Vertrauen wir darauf, dass Gott einen Plan hat. Egal, was geschieht, er verläßt niemals die, die ihm treu sind. Vertrauen wir ihm all unser neues Beginnen und unser Tun an. Schauen wir auf die Jünger, wie Jesus sie durch die Zeit seines Leidens und Todes geführt hat, wie er sie nach seiner Auferstehung bestärkt hat, wie sie dann bei seiner Himmelfahrt ganz seine irdische Seinsweise loslassen mußten und wie sie an Pfingsten ganz neu erfüllt wurden mit dem Feuer des Heiligen Geistes.

Bitten wir nur immer wieder um die Bereitschaft, den Willen Gottes zu erkennen und ihn zu tun. Es ist der Heilige Geist, der uns in den Willen Gottes einführt und uns hilft, ihn zu erfüllen. Beten wir besonders jetzt in den neun Tagen vor Pfingsten um seinen Beistand. Versammeln wir uns mit den Jüngern und mit Maria zum Gebet um den Heiligen Geist. Vertrauen wir darauf, dass es auch bei uns „weitergehen“ wird, dass Jesus uns nicht als Waisen zurückläßt. Er hat uns ja bei der Taufe und bei der Firmung seinen Heiligen Geist schon geschenkt. Beten wir darum, dass wir sein Wirken noch deutlicher spüren, seinen Weisungen besser folgen.

Ein letztes Mal erscheint der Auferstandene den Jüngern. Jesus fasst dabei noch einmal den Kern seiner Botschaft zusammen. Sein Leiden, Sterben und Auferstehen, der Ruf zur Umkehr und die Vergebung der Sünden – davon sollen die Jünger Zeugnis geben. Jesus überträgt ihnen die Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums. An ihnen liegt es nun, ob die Menschen die befreiende Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus erfahren. Doch die Jünger bleiben nicht auf sich allein gestellt. Jesus verheißt ihnen Kraft und Beistand aus der Höhe. Dann entzieht sich Jesus ihren Blicken – endgültig bis zu seiner Wiederkehr am Ende der Tage.

Halten wir heute an Christi Himmelfahrt inne, um dieses Ereignis zu betrachten. In der Apostelgeschichte heißt es, dass die Jünger gar nicht mehr aufhören konnten, auf die Stelle zu blicken, an der sie Jesus zuletzt gesehen haben. Eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. Sehr schön ist auf einer mittelalterlichen Buchmalerei zu sehen, wie aus der Wolke die Hand des Vaters den Sohn zu sich zurück in den Himmel holt.

Jesus ist nun ganz weg. Das scheint wie ein Schock gewesen zu sein, der die Jünger lähmte und ihre Blicke gefangen hielt. Sie haben noch nicht die Kraft des Heiligen Geistes erfahren, den Jesus ihnen senden wird.

Wir kennen sicher auch Situationen, in denen uns ein Ziel, das wir lange Zeit mit aller Kraft verfolgt haben, plötzlich aus den Augen entschwindet. Plötzlich zeigt sich uns ganz deutlich, dass wir etwas Erstrebtes nicht mehr erreichen können. Unser Tatendrang und unsere Energie sinken auf den Nullpunkt. Was nun? fragen wir uns bange.

Die Jünger werden aufgerüttelt durch zwei Engel. „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“

Die Jünger brauchen diesen Zuspruch. Auch wir brauchen in der Krise jemanden, der uns ein Zeichen gibt, wohin wir gehen können, jemanden, der uns Mut macht, der uns einen Weg aus der Krise zeigen kann hin zu einem neuen Ziel.

„Dann kehren sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.“ Plötzlich ist der Schock überwunden. Die Herzen der Jünger sind aufgegangen. Sie haben erfahren, dass das Entschwinden Jesu nicht das Ende war, sondern der Anbruch einer neuen Zeit, in der es gilt, die Freude und das Glück, das sie mit Jesus erfahren haben, als er noch unter ihnen lebte, weiterzugeben, damit alle Welt es hören kann.

Die Jünger haben eine neue Perspektive erfahren. Jesus ist zwar nicht mehr unter ihnen, er ist aber auch nicht in einen fernen Himmel entschwunden. Jesus lebt, er ist mitten unter uns!

Von der Liebe gedrängt, wie er in die Welt hinabgestiegen ist, steigt der wunderbar verherrlichte Sohn hinauf zum Vater, gezogen von dessen allmächtiger Liebe.

Das Zeichen der Erlösung, das Kreuz, das der Engel bei der Menschwerdung zu Maria gebracht hat, bringt der Erstgeborene von den Toten heim zum Vater als Zeichen seines Sieges. Das Evangelium, das Jesus in die Welt getragen hat und vor seiner Himmelfahrt den Aposteln übergab, tragen diese nun in ihrem Herzen. Den Jüngern voran vertraut seine Mutter, allen Glaubenden als Mutter hinterlassen, dem Wort Jesu: »Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen« (Joh 12,32). Sie lieben ihn, auch wenn sie ihn nicht mehr sehen, und beten voll Sehnsucht: »Amen. Komm, Herr Jesus!« (Offb 22,20)
Titel: Marienmonat Mai
Beitrag von: velvet am 30. April 2012, 13:54:57
(http://www.praedica.de/Maria/Bilder/Maria_Mai_4.jpg)

Der Mai ist in besonderer Weise der Monat der Jungfrau Maria. Wir ehren die Muttergottes durch besondere Andachten und Gebete. Als Frühlingsmonat hat der Mai schon seit jeher im Brauchtum eine besondere Bedeutung. Das junge Grün und die Fülle der Blüten, die er hervorbringt, die neue Lebensfreude, wem ist sie besser geweiht als der Muttergottes, die uns den Herrn des Lebens geboren hat! Schon im Mittelalter wird Maria liebevoll "Rose ohne Dornen" und "Schönste aller Blüten" genannt.
Die heute bekannte Form der Maiandachten entstand im 18. Jahrhundert. 1784 feierte der Kamillianer-Orden in der oberitalienischen Stadt Ferrara die erste Maiandacht. Im folgenden Jahrhundert verbreitete sich diese Form der Marienverehrung und setzte sich schließlich weltweit in der katholischen Kirche durch. Auf deutschem Boden fand die erste Maiandacht 1841 im Kloster der "Guten Hirtinnen" bei München statt. Innerhalb weniger Jahre folgten die deutschen Diözesen dem Beispiel der Ordensschwestern.

Der Monat Mai stellt uns auch immer wieder neu vor die Frage:
Wer ist Maria für mich?
Was verbindet mich mit der Muttergottes?

Im Mai sind wir mitten in der Osterzeit und noch ganz in die Betrachtung der Geheimnisse der Auferstehung Jesu versunken. Mich verwundert es etwas, dass von Maria keine besondere Begegnung mit ihrem auferstandenen Sohn berichtet wird.
Bei Johannes hören wir, wie Maria unter dem Kreuz steht. Das Leiden ihres Sohnes hat sie tief getroffen. Hätte sie dann nicht die Erste sein müssen, der Jesus als der Auferstandene erscheint? Warum war Maria nicht unter den Frauen, die am Ostermorgen zum Grab gingen? Wir hören von Maria erst wieder, als sie zusammen mit den Aposteln nach der Himmelfahrt Jesu versammelt ist, um den Heiligen Geist zu erbitten.
Die Frömmigkeit hat Maria sehr wohl in einen engen Bezug zu Ostern gesetzt.
"Freu dich du Himmelkönigin!"
So singen wir in einem bekannten Marienlied zur Osterzeit. Ja, Maria hat sich über die Auferstehung ihres Sohnes gefreut. Sie hat sich mit den Aposteln auf die Sendung des Heiligen Geistes vorbereitet. Sie ist Zeugin der Auferstehung Jesu und war selbst die erste, die die Auferstehung des Leibes und der Seele an sich erfahren durfte.
Heilige Maria, zeige uns Jesus, den Auferstandenen. Schenke uns die Freude über seine Auferstehung. Hilf uns, im Gebet mit Jesus verbunden zu sein, damit wir fähig sind, seine Zeugen zu sein. Amen.
Der Marienmonat Mai -
Worte des Sel. P. Rupert Mayer SJ

Wir rüsten uns zum 1. Mai, denn wir wissen, wen es da zu feiern gilt. In einem alten Kirchenlied heißt es:

    Alle Tage sing und sage
    Lob der Himmelskönigin!

Ja, so machen es die guten Kinder, sie grüßen Tag für Tag ihre himmlische Mutter. Dreimal werden wir da gemahnt durch das Aveläuten; wir wollen es nie überhören. Auf dem Lande kommt es nicht vor, dass man es überhört, in der Stadt ist das schwieriger. Wir wollen an dem alten kirchlichen Brauch festhalten, die Gottesmutter dreimal täglich zu grüßen. Aber die eifrigen Kinder begnügen sich damit nicht, sie halten einen Tag in jeder Woche: der Samstag ist der Gottesmutter geweiht durch die Kirche.
Seit über 100 Jahren herrscht auch die Übung, der Gottesmutter den ganzen Monat Mai zu weihen. Die Maiandachten haben die Welt erobert, sie gehören zu den populärsten, zu den volkstümlichsten Andachten. Es ist begreiflich! Gibt es etwas Tröstlicheres oder Erhebenderes als das Bild der Gottesmutter, das Jesuskind auf dem Arm, umgeben von einem Wald von Blumen, umstrahlt von einem Lichtermeer, dichtgedrängt die Menschen zu ihren Füßen, ihr entgegenjauchzend:

    Maria Maienkönigin,
    dich will der Mai begrüßen.
    O segne seinen Anbeginn
    und uns zu deinen Füßen!

Warum verehren wir die Gottesmutter besonders im Monat Mai? Das ist für ein gutes Kind selbstverständlich: Wenn es der Mutter ein Geschenk macht, da ist ihm das Beste gut genug.
Das Frühjahr ist zweifellos die schönste Jahreszeit. In unserer deutschen Heimat wird ja der Mai der Wonnemonat genannt. In neuer Pracht erscheint die Sonne am Himmel, neues Leben weckt sie überall, jetzt grünt's, sprosst's, treibt's und blüht's, überall herrscht neues Leben. Jetzt kommen die Blümlein heraus und heben ihre Köpfchen der Sonne entgegen, von der alles Leben kommt. Die Vöglein stimmen ihre schönsten Lieder an, die ganze Natur prangt im schönsten Blütenschmuck, alles neigt sich der Königin des Frühlings, der Sonne, zu.
Wir legen das Frühjahr einer schöneren und erhabeneren Königin, als die Sonne es ist, der Maienkönigin zu Füßen, und da sind es Worte der Heiligen Schrift, welche der Bräutigam der Braut im Hohen Lied zuruft und welche die Kirche auf die Gottesmutter anwendet:

    Vorüber ist die Winterzeit;
    der Regen ist vorbei.
    Auf, meine Freundin, komme!

In diesem Sinn ist die Maiandacht der Kirche aufzufassen. Das Volk drückt sie anders aus:

    Maria, dir befehlen wir,
    was grünt und blüht auf Erden.
    O lass es eine Himmelszier
    in Gottes Garten werden.

Das ganze Frühjahr mit all dem Schönen und Lieben und Herrlichen soll vor der Gottesmutter niedergelegt werden, um ihr zu huldigen.
Es ist wahr, schön ist der Mai im Reiche der Natur; noch schöner ist er im Reiche der Gnade. Im Mai feiern wir eine Reihe herrlicher Feste! Da tönt noch hinüber das Alleluja der Osterzeit. Jetzt hat der Priester das Alleluja noch täglich auf den Lippen, das passt so recht für den Monat Mai. Da kommt das Himmelfahrtsfest, wie passt das so schön hinein: das Fest freudiger, christlicher Hoffnung, ein großes Fest des Trostes. Das Pfingstfest, das Fest der Liebe, wo auch aufgeht das Menschenherz. Da fragen wir uns: Wem verdanken wir die Feste? Nächst Gott der allerseligsten Jungfrau Maria, die uns den Urquell aller Feste, den lieben Heiland, geschenkt hat. Sie ist die Ursache all dieser Festesfreude. Darum ist es unsere Pflicht, in diesem Monat in besonderer Weise der Gottesmutter zu gedenken.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Muttergottes im Frühjahr der Kirche, in der jungen Christengemeinde, den Aposteln Stütze, Trost und Halt gewesen ist. Und darum gebührt es, dass wir gerade im Monat Mai, im Frühjahr, derer gedenken, die so viel getan hat im Frühling der Kirche.
Der Monat Mai erinnert uns aber auch durch seine Anmut an die Schönheit Mariens. Der Monat Mai mit seinem Blütenschmuck ist ein wunderbares Erinnerungszeichen an die Schönheit Mariens. Und die Fruchtbarkeit des Monats Mai, wo alles knospt und treibt in der Natur, erinnert uns an die Tugenden. So ist es ganz begreiflich, dass wir den Monat Mai der besonderen Verehrung Mariens geweiht haben.
Freilich, im Frühjahr kommen auch manche Stürme, wir haben?s auch schon gemerkt. Da brausen die Stürme, und es kommen auch kalte Nächte, und das hat schon mancher Wurzel und mancher Blüte schwer geschadet. So gibt's auch in der Menschenseele Stürme, auch da gibt's Fröste, böse Tage und Stunden. Es ist gut, wenn wir die Gottesmutter bitten, dass sie unser Seelengärtlein mit ihrem mütterlichen Schutze umfriedet. Wir wollen besonders der Jugend gedenken, wo es noch mehr Stürme gibt als im Alter.
Wie wollen wir den Monat Mai feiern? Wir sollen die Maiandachten besuchen, soweit wir es mit unseren Berufsarbeiten vereinbaren können.
Dann ist es notwendig, dass wir die Tugenden Mariens nachahmen. Wir werden dazu angeregt durch vieles, was wir lesen und hören in diesen Tagen. Was kann es Schöneres geben, als immer mehr einzudringen in die Vorzüge Mariens, sich immer klarer zu werden! Dazu haben wir den Monat Mai. Wenn wir Gelegenheit haben, das Wort Gottes zu hören, versäumen wir es nicht! Und wenn wir nur aus jeder Predigt eine kleine Anregung mitnehmen, wenn uns das Bild Mariens nur etwas klarer wird - es ist viel gewonnen. Betrachtend wollen wir den Rosenkranz beten. Gerade im Monat Mai sollen wir es fertig bringen, täglich mindestens ein Gesetzlein zu beten und uns zu erinnern an die wunderbaren Geheimnisse Mariens.
Aber dabei soll es nicht bleiben; nun heißt es auch die Tugenden üben, praktisch betätigen, was wir schätzen, lieben und verehren an der Gottesmutter. Das Seelengärtlein soll jetzt tadellos instand gehalten werden. In der Fastenzeit haben wir das Unkraut herausgerissen, so gut es ging, jetzt sieht es ganz manierlich aus; ein bißchen steckt ja immer noch drinnen. Vielleicht sieht man gar nichts, aber das ist doch auch kein schöner Garten, in dem man gar nichts sieht.Unkraut ist keines da, aber auch sonst nichts. O armselige Geschichte! Jetzt heißt es anpflanzen, schöne Blumen. Ja, was können wir denn anpflanzen? Ich kenne mich so schlecht aus in Botanik, ja du liebe Zeit! Das Veilchen, das im Verborgenen blüht, das Veilchen der Demut. Das ist ein nettes Blümlein. Ich meine, das sollten wir alle haben. Die Lilie der Reinheit! Wie schön und prachtvoll ist diese Blume, wie eigenartig. Jetzt sehen wir sie wieder öfters auf unseren Altären. Und wie die anderen Blumen alle heißen! Geduld, wenn's Herz auch bricht! Ergebung in Gottes Willen! "Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort." Ein Rosenstöckchen müssen wir in unser Gärtchen auch hineinbringen, ohne das geht's nicht. Aber soviel ich schon gehört habe, soll das gar nicht einfach sein, ein Rosenstöckchen durchzubringen. Die Liebe zu Gott und zum Nebenmenschen!
Wie wäre es, wenn wir jeden Tag daran arbeiten würden, eine Tugend auf die Beine zu bringen? Das gibt einen Blumenstrauß am Ende des Monats, so groß und so schön, dass unsere himmlische Mutter eine helle Freude daran hat. Im Monat Mai geht's tadellos, denn der Monat Mai ist ein Gnadenmonat, da thront die Himmelskönigin auf dem Maialtar als ihrem Gnadenthron und freigebig teilt sie die Gnaden aus. Wir wissen, dass es zur Zeit des Königstums besondere Ehrentage gegeben hat, und das waren Gnadentage. Da haben sich die Gefangenen lange darauf gefreut, wenn der König Namenstag gehabt hat. An einem solchen wurden Strafen erlassen und die Freiheit geschenkt. So ist es bei der Gottesmutter ähnlich, deshalb dürfen wir den Mut nicht verlieren.
"Ich bringe nichts zusammen. Schon als Kind habe ich vergessen, den Blumen wasser zu geben, und dann haben sie die Köpfchen hängen lassen. So geht's mit meinem Seelengärtlein auch." - Nein, wir brauchen nicht alles allein zu tun, jetzt kommt der Himmelstau, um den wir bitten im Monat Mai. ...
Wenn wir der Muttergottes eine besondere Freude machen wollen, dann führen wir ihr neue Kinder zu. Seien wir apostolisch tätig gerade im Monat Mai, der Königin der Apostel zulieb. Das können wir machen durch recht gutes Beispiel, durch unsere Gebete, vielleicht auch durch ein gutes Wort. Achten wir darauf: Da treffen wir manche Menschen, die sind Doppelwaisen, die haben die Kirche als Mutter verloren und auch die Gottesmutter. Es wäre schön, wenn wir die der Kirche und der Muttergottes zurückführen könnten.
Wenn wir so den Monat Mai verleben, dann ist er für uns ein Gnadenmonat.
(Aus: Rupert Mayer, Mein Kreuz will ich tragen)

    Maria, du Königin des Friedens!
    Wir verehren dich und huldigen dir
    und möchten dir unsere aufrichtige Hingabe zu bezeigen.
    Auf dich schauen wir mit immer tieferer Sorge,
    zu dir kommen wir mit noch größerem Vertrauen
    in dieser Zeit, die von nicht wenigen Unsicherheiten
    und Befürchtungen gekennzeichnet ist,
    aufgrund der gegenwärtigen und zukünftigen Geschicke unseres Planeten.
    Zu dir, Erstlingsfrucht der von Christus erlösten Menschheit,
    die von der Knechtschaft des Bösen und der Sünde endlich befreit ist,
    erheben wir gemeinsam eine eindringliche und vertrauensvolle Bitte:
    Höre den Schmerzensschrei der Opfer der Kriege
    und der vielen Formen von Gewalt,
    die die Erde mit Blut beflecken.
    Vertreibe die Finsternis der Traurigkeit und der Vereinsamung,
    des Hasses und der Rachsucht.
    Öffne den Sinn und das Herz aller für die Zuversicht und Vergebung!
    Mutter der Barmherzigkeit und Hoffnung,
    erwirke für die Menschen des dritten Jahrtausends
    das wertvolle Geschenk des Friedens:
    Frieden in den Herzen und in den Familien,
    in den Gemeinschaften und unter den Völkern;
    Frieden besonders für jene Nationen,
    in denen Tag für Tag weiter gekämpft und gestorben wird.
    Gib, dass die Menschen aller Rassen und Kulturen
    Jesus begegnen und Ihn aufnehmen,
    der im Weihnachtsgeheimnis auf die Erde gekommen ist,
    um uns »seinen« Frieden zu schenken.
    Maria, Königin des Friedens,
    schenke uns Christus, den wahren Frieden der Welt!
    Amen.
    Nach einem Gebet des Seligen Papstes Johannes Paul II.

(http://www.praedica.de/Maria/Bilder/Maria_Mai_2.jpg)

Maria, Maienkönigin
dich will der Mai begrüßen.
O segne ihn mit holdem Sinn
und uns zu deinen Füßen!
Maria, wir empfehlen dir,
was grünt und blüht auf Erden,
lass uns in dieser Pracht und Zier
das Werk des Schöpfers ehren.

Behüte auch, Maria rein,
du größte aller Frauen,
das Gottesvolk, die Kinder dein,
im Glauben und Vertrauen
zu Jesus Christus, deinem Sohn,
dem Retter und Befreier.
Lobpreis durch ihn in Ewigkeit
des Vaters Macht und Treue!

O öffne Himmelskönigin,
im Lied uns Herz und Stimme,
zu danken Gott im Heilgen Geist,
dass wir sein Lob stets singen,
der Christi Kirche ward gesandt
in Sturm und Feuersflammen,
zu führen sie mit starker Hand
durch alle Zeiten! Amen.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 30. April 2012, 15:25:24
(http://www.bibleuniversity.com/images/CourseID1/lesson05-12.jpg)

7. Sonntag der Osterzeit

Am letzten Sonntag der Osterzeit hören wir in den Evangelien von der Sorge Jesu um seine Jünger. Er bittet den Vater, sie in der Einheit zu bewahren. Jesus weiß, dass Spaltungen und Streitigkeiten die Jünger bedrohen werden.
Bitten wir um die Einheit der Glaubenden, beten wir gerade jetzt vor Pfingsten um den Geist der Einheit.
Lesejahr A
Joh 17,1-11a

    In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach:
    Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt.
    Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war.
    Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten.
    Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast.
    Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir.

Bewahren

Wir kennen das: Da gibt es eine Gruppe, die super läuft. Ihr Leiter versteht es, die Leute zusammen zu halten, internen Streit zu schlichten und dafür zu sorgen, dass alle an einem Strang ziehen. Dann wechselt der Leiter. Bis der neue akzeptiert ist, kommt es zu inneren Rangeleien und Machtkämpfen unter den Gruppenmitgliedern. Die Gruppe droht auseinander zu brechen, mache bleiben weg.
Eine ähnliche Situation mag Jesus im heutigen Evangelium vor Augen haben. Er sorgt sich darum, wie es mit seinen Jüngern weiter gehen wird, wenn er einmal nicht mehr da ist. Er weiß, dass die Jünger bedroht sein werden von inneren Streitigkeiten und von Anfeindungen von Außen. Jesus bittet daher den Vater für die Jünger um innere Einheit und um Schutz vor dem Bösen:
Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.
Die Jünger Jesu aller Zeiten leben in einer Welt, die ihnen oft nicht wohl gesonnen ist und die voller Versuchungen steckt. Wer sich an Jesus bindet, der bleibt zwar in der Welt, aber ist nicht mehr von dieser Welt. Die Gläubigen sind schon in dieser Welt durch Christus eins mit dem Vater im Himmel. Und doch brauchen wir immer wieder die Hilfe Gottes, der uns Kraft gibt und uns in diesem Leben als Glaubende bewahrt.
Bitten wir mit Jesus den Vater darum, dass er der Kirche und allen Gruppen in ihr innere Einheit schenke und dass er uns vor den Angriffen des Bösen bewahre, damit wir glaubhafte Zeugen der Liebe Gottes in dieser Welt sein können.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 24. Mai 2012, 11:15:28
Pfingsten
(http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Pfingsten_2.jpg)
    Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. (Apg 2,1-4)

In der Apostelgeschichte wird uns das Pfingstereignis sehr lebendig geschildert. Machtvoll, kraftvoll, in Sturm und Feuerzungen kommt der Heilige Geist herab. Die Pfingstikone von der Herabkunft des Heiligen Geistes drückt das Pfingstereignis scheinbar so anders aus, kein Sturm, keine Feuerzungen, nur ganz schwache Strahlen, die auf jeden der zwölf Apostel und auf Maria niedergehen. Keine Volksmenge, keine "berauschte" Predigt des Petrus, sondern Ruhe. Die Zwölf scheinen ruhig in trauter Runde sitzen zu bleiben.
(http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Pfingsten_1.jpg)
    Pfingsten

Doch der Maler wollte auf eine andere Weise genau das ausdrücken, was an Pfingsten geschehen ist. Die Gaben des Geistes sind vielfältig, Bekenntnis zu Jesus Christus als den Herrn, Zeugnis vor den Machthabern, Vergebung des Sünden, ... Doch über allem steht die Liebe, die der Heilige Geist uns schenkt. Wer die zwölf Apostel genau ansieht, der erkennt, dass jeder anders ist. Alle haben ein Buch oder eine Schriftrolle in der Hand und gestikulieren. Jeder der Zwölf verkündet auf seine Weise das Evangelium von Jesus Christus. Es war eben nicht nur Petrus, der am Pfingsttag vor die Menge trat. Alle waren, wie es auch sehr schön in der Antiphon heißt, am Pfingsttag zusammen und alle haben sie gesprochen. Alle Apostel haben in ihrem Leben ihren je besonderen Verkündigungsdienst geleistet, erfüllt vom Heiligen Geist. Alle haben sie den Glauben an Jesus Christus bezeugt, viele von ihnen bis in den Tod.
Die Apostel sind Individuen und doch sind sie eine Gemeinschaft. Ich denke, dass dies in dieser Ikone besonders schön zum Ausdruck kommt. Gott beruft die Menschen in ihrer Verschiedenheit. Jeder hat seine besonderen Gaben und der Heilige Geist lässt diese erkennen und hilft, sie zu leben und vervollkommnen. Jeder der Apostel ist ein Individuum, und doch sind sie eine Gemeinschaft, sie sitzen in trauter Runde beisammen, einmütig. Der Heilige Geist ist es, der sowohl die Originalität der Individuen fördert, als auch ihre Gemeinschaft stiftet.
Die Zwölf sind vereint im dem einen Geist zu dem einen Ziel: Jesus Christus in der Welt zu verkünden. Die Welt ist die Finsternis, die noch nicht vom Licht des Glaubens an Jesus Christus erleuchtet ist. Diese Welt ist symbolisch in Form der schwarzen Pforte in der Mitte unten dargestellt. Zur Erläuterung steht dort auch in griechischen Buchstaben geschrieben: "Ho Kosmos". Ein König erscheint dort als Repräsentant aller Völker. In der Hand hält er ein Tuch mit zwölf Buchrollen. Das ist die Verkündigung der zwölf Apostel, die in die ganze Welt hinaus geht. Nur wenn jeder der Zwölf seinen ganz persönlichen Verkündigungsauftrag in Gemeinschaft mit den anderen erfüllt, kann die Welt das Licht der Wahrheit, das Licht des Lebens, das Licht Jesu Christi empfangen.
Jeder Christ ist gesendet. Jeder Christ ist ein Individuum, hat seine ganz persönlichen Gaben und seinen ganz persönlichen Auftrag. Es ist der Heilige Geist, der uns hilft, diesen zu erkennen und zu erfüllen. Doch jeder einzelne ist auch an die Gemeinschaft gebunden. Allein kann er nichts tun. Der Heilige Geist macht nicht zu Einzelkämpfern, sondern führt zusammen in der Gemeinschaft der Glaubenden. Nur wenn jeder an seinem Platz und in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche im Heiligen Geist seine Aufgabe erfüllt, gelingt die Verkündigung des Evangeliums. Dazu treibt uns der Heilige Geist und danach verlangt die Welt. Auch heute.
(http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Pfingsten_5.jpg)
    Pfingsten

Das Sprachwunder von Pfingsten


    In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten:
    Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. (Apg 2,5-11)
(http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Novene_0308_Gottesfurcht.jpg)
Wir kennen die Schilderung der babylonischen Sprachverwirrung im Buch Genesis. Damals taten sich die Menschen zusammen, um in Babel einen Turm zu bauen, bis in den Himmel. So wollten sie sich selbst und Gott beweisen, wie groß sie sind. Doch Gott verwirrte ihre Sprache. Die Menschen konnten einander nicht mehr verstehen, und sie hörten auf, an dem Turm zu bauen.
Bis heute hat jedes Volk, ja jeder Stamm seine eigene Sprache. Menschen grenzen sich gegeneinander ab. Die verschiedenen Sprachen machen es noch schwerer, dass Menschen sich über Grenzen hinweg verständigen können. Doch es gibt Weltsprachen, mit denen man sich vielerorts verständigen kann. Damals war es Griechisch und Latein, heute ist es Englisch.

Doch das Sprachwunder an Pfingsten, als alle Menschen die Worte der Apostel verstehen konnten, meint mehr, als dass diese in einer bekannten Weltsprache gesprochen hätten. Was nützt eine gemeinsame Sprache, wenn die Menschen weiter untereinander uneins sind?
Vielleicht ist die Sprache des Heiligen Geistes die Sprache der Herzen. Die Menschen aller Völker und Sprachen wissen, was Liebe ist. Sie erkennen, ob jemand mit guten Absichten kommt oder Streit sucht. Die Sprache, die alle Menschen erreicht, ist die Sprache der Liebe. Nicht mit Gewalt missionieren die Apostel. Sie geben mit ihrem Leben, ihren Worten und ihrem Tun Zeugnis von Jesus Christus. Sie geben Zeugnis von der Liebe, die Gott uns durch seinen Sohn erwiesen hat. Gott ist uns nahe gekommen. Wo Menschen Gott in ihr Leben lassen, da können auch sie einander nahe kommen.
Das kann ein Aufruf für uns heute an Pfingsten sein. Wir erleben, wie heute die Feindschaft zwischen den Religionen vielleicht stärker ist denn je. Versuchen wir, im Heiligen Geist eine Atmosphäre der Toleranz zu schaffen, die zum eigenen Erbe steht, aber auch die Überzeugungen des anderen akzeptiert. Nicht Angst und Gewalt sind Früchte des Geistes, sondern Friede und Langmut. Schaffen wir so den Raum, in dem Gott die Herzen der Menschen anrühren kann.    Papst Benedikt XVI. sagt:
"Am Pfingstfest zeigt sich der Heilige Geist durch das Zeichen eines Sturmwindes, durch Feuerzungen und das Sprechen der Apostel in allen Sprachen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die babylonische Zersplitterung - Ergebnis des Hochmuts, der die Menschen trennt - in dem Geist, der Liebe ist und Einheit in der Verschiedenheit spendet, überwunden ist. Die Kirche spricht vom ersten Augenblick ihres Bestehens an in allen Sprachen - durch die Kraft des Heiligen Geistes und der Feuerzungen - und lebt in allen Kulturen; sie zerstört nichts von den verschiedenen Gaben, von den verschiedenen Charismen, sondern fasst alles in einer grossen und neuen Einheit zusammen, die versöhnt: Einheit und Vielgestaltigkeit."

Der Geist führt uns in die Wahrheit

Vor wenigen Tagen haben wir das Fest Christi Himmelfahrt gefeiert. Es scheint so, als habe Jesus mit seiner Himmelfahrt die Welt verlassen und sitzt nun zur Rechten des Vaters - weit weg von uns Menschen. Lässt er uns allein zurück und überlässt er die Welt und die Kirche ihrem Schicksal?
An Pfingsten feiern wir, dass dem nicht so ist. Jesus selbst hat gesagt: "Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden; ... er wird euch in die volle Wahrheit führen." (Joh 16, 7.13)
Das irdische Leben Jesu ist zu Ende gegangen. Doch durch seine Auferstehung und Himmelfahrt kann Jesus auf ganz neue Weise bei uns sein. War sein irdisches Leben an den engen Umkreis des Landes Israel gebunden, so kann er nun überall und zu allen Zeiten jedem einzelnen Menschen nahe sein. Als Zeichen seiner Gegenwart hat er uns den Heiligen Geist gesandt.
Durch seine Menschwerdung, sein Leben, seine Lehre, seinen Tod und seine Auferstehung hat Christus uns alles über Gott offenbart. Doch selbst die Apostel, die lange Zeit mit ihm beisammen waren, haben Christus nicht verstanden. Erst der Heilige Geist bewirkt dieses Verstehen. Erst am Pfingsttag wurde den Aposteln der ganze Gehalt der Botschaft Jesu offenbar. Der Heilige Geist ist es, der dieses Verstehen in jedem einzelnen Menschen auch heute bewirkt.
Papst Benedikt XVI. sagt:
"In Jesus hat Gott sich uns selbst ganz geschenkt, das heißt, er hat uns alles geschenkt. Darüber hinaus oder daneben kann es für uns keine weitere Offenbarung geben, die in der Lage wäre, mehr mitzuteilen bzw. die Offenbarung Christi irgendwie zu ergänzen. In ihm, im Sohn, ist uns alles gesagt, ist uns alles geschenkt worden. Aber unsere Auffassungsgabe ist begrenzt; daher besteht die Sendung des Geistes darin, die Kirche immer wieder neu, von Generation zu Generation, in die Größe des Geheimnisses Christi einzuführen. Der Geist stellt nicht etwas anderes oder Neues neben Christus; es gibt nicht - wie einige behaupten - eine Geistesoffenbarung neben der Offenbarung Christi, es gibt keine zweite Offenbarungsebene. Nein: "Er wird von dem, was mein ist, nehmen", sagt Christus im Evangelium (Joh 16,14). Und wie Christus nur das sagt, was er vom Vater hört und empfängt, so ist der Heilige Geist Sprachrohr Christi. "Er wird von dem, was mein ist, nehmen." Er führt uns nicht zu anderen Orten, die weit weg von Christus sind, sondern er führt uns immer tiefer in das Licht Christi. Deshalb ist die christliche Offenbarung immer alt und neu zugleich. Deshalb ist uns alles seit jeher geschenkt. Gleichzeitig lernt jede Generation in der unerschöpflichen Begegnung mit dem Herrn - einer vom Heiligen Geist vermittelten Begegnung - immer etwas Neues. So ist der Heilige Geist die Kraft, durch die uns Christus seine Nähe erfahren lässt."

Zeugen sein

Der Heilige Geist macht uns zu Zeugen für Christus. Aber schon der heilige Ausgustinus muss seine Hörer auf die Bedeutung dieses Wortes hinweisen:

    "Vielleicht ist es einigen, die der griechischen Sprache unkundig sind, unbekannt, was Zeugen auf griechisch bedeutet. Dabei ist es ein allgemein gebräuchliches und ehrwürdiges Wort. Die wir nämlich Zeugen nennen, das sind griechisch die Martyres. Wer aber hat nicht von Märtyrern gehört?"
(http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Zeugen_1.jpg)
Zeugnis für Christus, das kann blutiges Martyrium bedeuten. Das ist das höchste Zeugnis. Aber das Zeugnis für Christus fängt schon im Kleinen an. Dazu ein Text aus einer Predigt von P. Rupert Mayer:

"Bedenken wir doch, dass die Martyrer ganz gewiss auch im Kleinen und Kleinsten treu und gewissenhaft waren und dass gerade dies ihnen vielleicht die Gande des Martyriums erwirkte. Denn das Martyrium ist ein Gnade! Machen wir uns das recht klar! Darum wäre es verkehrt, wenn wir uns jetzt immer vorstellen würden, wie das jetzt wäre, wenn wir eingesperrt oder lebedig verbrannt würden.
"Ach", denken wir, "das könnte ich nicht aushalten, da würde ich verzweifeln." Ja freilich könnten wir das nicht aushalten, aber wenn Gott die Gnade dazu schenkt, dann halten wir es aus als Martyrer. Und die Vorbereitung für diese Gande besteht in der treuen und gewissenhaften und pünktlichen Erfüllung unserer kleinen und kleinsten Pflichten."


    Komm, Heiliger Geist!
    Erfülle mich mit deiner Kraft
    und führe mich den rechten Weg.
    Fache an die Sehnsucht in meinem Herzen
    und lass mich meiner Berufung folgen.
    Führe mich zum Quell der Liebe,
    lass mich aus dieser Kraft leben
    und so ein Zeuge der Liebe Gottes sein,
    voll Kraft und Weisheit.
    Amen.
 
 (http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Pfingsten_3.jpg) 
40 Tage nach Ostern haben wir Christi Himmelfahrt gefeiert, den Tag, als Jesus vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgefahren ist. Zehn Tage später waren die Jünger zusammen mit Maria, der Mutter Jesu, in Jerusalem versammelt, um das jüdische Erntedankfest Schawuot zu feiern - denn Jesus und die Jünger waren ja Juden. Sie Versammelten sich zum Gebet in dem Saal, in dem Jesus mit ihnen das letzte Abendmahl gefeiert hat. Jesus hatte ihnen vor seiner Himmelfahrt angekündigt, dass sie bald "mit dem Heiligen Geist" getauft werden würden. Das geschah an Pfingsten.
Das Wort "Pfingsten" kommt von dem griechischen Wort "pentekóste", was auf deutsch "der fünfzigste Tag" bedeutet. Pfingsten wird 50 Tage (7x7+1, was der Zahlensymbolik nach Überfülle bedeutet) nach Ostern gefeiert. Es ist bildet den Abschluß der 50-tägigen Osterzeit.
An Pfingsten feiern wir den "Geburtstag" der Kirche. Vom Heiligen Geist erfüllt, verkündeten die Apostel Gottes große Taten. Menschen von überall her konnten sie verstehen. Christus wollte, dass alle Gläubigen eins sind in der Gemeinschaft der Kirche.
Bitten wir den Heiligen Geist ganz besonders darum, dass er die Kirche eine und aufbaue und dass sie die Taten Gottes auch in der heutigen Zeit so verkündet, dass alle Menschen guten Willens sie verstehen können. Bitten wir um dieses Feuer der Liebe, das die Apostel erfüllt hat, damit es auch in der heutigen Zeit nicht an Menschen fehlt, die in Wort und Tat Zeugnis von Gott geben. Bitten wir darum, dass wir selbst immer mehr zu geisterfüllten Zeugen werden, jeder an der Stelle, an die Gott ihn hingestellt hat. Bitten wir darum, dass wir mit diesem Zeugnis auch heute die Herzen der Menschen treffen und so zu Mitarbeitern Gottes zum Heil der Welt werden.
Das Pfingstfest soll uns wieder neu dazu ermuntern, täglich um den Heiligen Geist zu beten, dass er uns mit dem Feuer seiner Liebe entflamme und uns zu Zeugen Gottes mache.

Heiliger Geist, Du Geist der Liebe, gewähre uns ein neues Pfingsten in Deiner Kirche, hier an diesem Ort, in dieser Zeit. Bereite uns für die Gaben, die Du uns schenken möchtest.

Atme in mir, du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges hüte.
Hüte mich, du Heiliger Geist,
dass ich das Heilige nimmer verliere.
Amen.
Als er vom Himmel herabstieg
und die Sprachen verwirrte,
hat der Höchste
die Völker zerstreut.
Als er die Zungen des Feuers
verteilte, rief er alle zur Einheit.
Mit gemeinsamer Stimme ehren
wir den allheiligen Geist.
(Gebet der Ostkirche)
(http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Pfingsten_11.jpg)
Der Heilige Geist beruft in die verschiedensten Dienste und teilt seine Gnadengaben aus. Doch wo ist mein Platz? Jeder soll in seinem Herzen spüren, wohin der Geist die Sehnsucht des einzelnen ruft.
Auch die kleine Therese von Lisieux stellte sich diese Frage nach ihrem Platz in der Kirche. Doch über ihre Berufung als Karmelitin hinaus spürte sie plötzlich noch andere Berufungen. Sie wäre gerne Krieger, Kreuzfahrer, Priester, Apostel, Kirchenlehrer, Martyrer ... geworden. Sie fragt sich, wie sie diese vielen Berufungen leben könne.
Da liest sie im Ersten Korintherbrief, dass nicht alle alles zugleich sein können, sondern dass es im Leib der Kirche viele verschiedene Glieder geben muss. Doch sie liest dort auch von den vollkommensten Gaben, nach denen man streben soll. Und sie erkennt, dass die Liebe als höchste aller Gaben alles in sich umschließt. Denn alles andere ist nichts, wenn es nicht in der Liebe geschieht, wie Paulus im Hohenlied der Liebe sagt. So fand sie Ruhe. Sie sagt:
"Ich begriff, dass die Liebe alle Berufungen in sich schließt, dass die Liebe alles ist, dass sie alle Zeiten und Orte umspannt, mit einem Wort: dass sie ewig ist!" Da rief sie:
"O Jesus, meine Liebe, endlich habe ich meine Berufung gefunden, meine Berufung ist die Liebe! Ja, ich habe meinen Platz in der Kirche gefunden, und dieser Platz, mein Gott, den hast du mir geschenkt. Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein, so werde ich alles sein!"

Papst Benedikt XVI. sagt:
"Viele blicken angstvoll auf ihr Leben und stellen sich viele Fragen über ihre Zukunft. Sie fragen sich besorgt: Wie soll man sich in eine Welt einfügen, die von zahlreichen und schweren Unge- rechtigkeiten und Leiden gezeichnet ist? Wie soll man auf den Egoismus und die Gewalt reagieren, die oft das Übergewicht zu haben scheinen? Wie kann man dazu beitragen, dass die Früchte des Geistes diese verletzte und zerbrechlichen Welt überfluten?
Im Alltag ist es oft schwer, das Wirken des Heiligen Geistes gegenwärtig zu fühlen oder selber gar Instrument zu sein, damit er da sein kann, damit so ein Wehen geschieht, das Vorurteile der Zeit wegfegt, das in Dunkelheiten Heiligkeit schafft und spüren lässt, der Glaube hat nicht nur Zukunft, er ist die Zukunft.
Wie sollen wir das machen? Nun, allein können wir das nicht. Am Ende ist es der Herr, der uns dazu hilft, aber wir müssen doch bereite Werkzeuge sein. Niemand kann etwas geben, was er nicht selber hat, wir können den Heiligen Geist nicht wirksam weiter- geben, spürbar werden lassen, wenn wir nicht selber in seiner Nähe sind. Das Wichtigste ist daher, dass wir selber im Atemraum des Heiligen Geistes bleiben, in Berührung mit ihm sind. Nur wenn wir von ihm selber inwendig immer wieder neu angerührt werden, wenn er in uns Gegenwart hat und da ist, dann können wir ihn auch weitergeben, dann gibt er uns auch die Phantasie und die schöpferischen Ideen, wie man das machen kann; Ideen, die man nicht vorplanen kann, sondern die in der Situation entstehen, weil hier der Heilige Geist wirkt."
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 28. Mai 2012, 10:11:35
Dreifaltigkeitssonntag
Sonntag nach Pfingsten
(http://www.neuchristenjugend.de/upload/images/Dreifaltigkeit.jpg)
Gottes grenzenlose Liebe

    Die Gnade Jesu Christi des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2Kor 13,13)

Mit diesem Gruß beendet der Apostel Paulus seinen zweiten Brief an die Korinther. Sicherlich wurde dieser Satz als Lesung für den Dreifaltigkeitssonntag gewählt, weil er eine dreifache Anrede Gottes enthält.
Die Gnade Gottes ist seine Liebe. Gott, der die Liebe ist, schenkt sich uns selbst. Dies wurde in Jesus Christus offenbar. Wie anders sollte der Mensch wissen, dass es einen Gott gibt, der ihn grenzenlos liebt, wenn dieser Gott nicht selbst zu den Menschen gekommen wäre, um ihnen seine Liebe zu zeigen?
Menschen stoßen mit ihrer Liebe schnell an Grenzen. Ich liebe dich, aber was du da getan hast, das kann ich dir nicht vergessen. Oder: Ich liebe dich, aber du musst schon auch das tun, was ich will. Gott hat seine Not mit den Menschen, weil er sie eben auch dann liebt, wenn sie nicht das tun, was er von ihnen erwartet. Welchen Schmerz muss diese Liebe erfahren, wenn Gott mit ansehen muss, wie so viele Menschen in ihr Verderben laufen. Ich liebe dich, ich schenke dir Freiheit und das höchste Glück, das es gibt, warum läufst du weg und gibst dich mit Minderwertigem zufrieden?
"Du erbarmst dich aller, weil du alles vermagst," heißt es im Buch der Weisheit (11,24). Das ist das Geheimnis von Gottes Liebe. Wir Menschen lieben deshalb unvollkommen, weil wir meinen, wir könnten durch die Liebe etwas verlieren. Wir sprechen von der verlorenen Liebesmüh. Unsere Liebe ist nie ganz selbstlos, sondern wir erwarten immer irgendeine Gegenleistung. Bleibt diese aus, erscheint auch unsere Liebe überflüssig. Gott aber vermag alles. Er braucht keinen Verlust zu fürchten. Daher kann er selbstlos und grenzenlos lieben. Selbst als die Menschen seine Liebe mit Hass beantwortet haben, als sie Jesus Christus gekreuzigt haben, konnte er noch mit Liebe antworten, indem der Tod des Gottessohnes allen Menschen die Erlösung gebracht hat. So heißt es im Johannesevangelium:

    Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. (Joh 3,16-18)

Um Gottes Liebe tiefer verstehen zu können, müssen wir das Wesen Gottes betrachten, der in sich selbst Liebe ist. Liebe heißt ja auch immer, in Beziehung sein. Gott ist dreifaltig, das heißt, er ist in sich schon Beziehung. Weil Gott in sich Beziehung ist, kann er in sich schon vollkommen lieben und ist für seine Liebe nicht auf jemanden außerhalb seiner selbst angewiesen. Gerade aber seine Dreipersonalität macht seine Liebe, die in sich schon vollkommen ist, offen nach außen, auf die Welt, auf die Menschen hin. Wären Vater und Sohn als vollkommen Liebende allein, würden sie in Liebe verschmelzen und es bliebe kein Platz mehr für diese Welt. Der Heilige Geist ist es, der die Liebe Gottes offen hält für alle.
Die Vollendung der Liebe (Consummatio Caritatis, vgl. Richard von St. Viktor) besteht darin,dass zwei Liebende sich in einem Dritten lieben, den sie ebenso geliebt wissen wollen wie sich selbst. Nur in der Dreiheit kann sich die vollkommene Liebe Gottes zeigen. Weil Vater und Sohn sich im Heiligen Geist lieben, bleibt der Raum der Liebe unendlich offen. Gott will uns alle in diese Liebe mit hinein nehmen. In diese Liebe zu gelangen, ist das Ziel unseres Lebens.

Gottes Liebe zu den Menschen

Wenn wir das innergöttliche Liebesgeheimnis auch nie ergründen können, so können wir doch seine Wirkung an uns erfahren. Gott liebt die Welt und die Menschen und zeigt diese Liebe im Werk der Schöpfung und im Werk der Erlösung. Der Vater ist der Schöpfer von allem. Alles aber ist durch den Sohn geschaffen. Auf diese Weise hat der Sohn Gottes eine ganz besondere Beziehung zu dieser Welt, die sogar so eng ist, dass er selbst in ihr Mensch werden kann. Der Ewige kommt in die Zeit und bleibt doch der ewige Gott.
Es ist wohl unmöglich, das Verhältnis von Gott und Welt genau zu erklären, aber doch muss es viel enger sein, als wir es oft denken. Ewigkeit und Zeit sind keine Gegensätze. Obgleich sie grundlegend verschieden sind, besteht dennoch eine ständige Beziehung zwischen beiden. Gott ist seiner Schöpfung immer nahe. Der Sohn war nur für eine bestimmte Zeit in der Welt und hat das Werk der Erlösung vollbracht, das Gott in seiner Liebe beschlossen hat. Er hat sich wieder zur Rechten des Vaters gesetzt, aber er hat für uns alle den Weg zum Himmel eröffnet.
Vom Vater hat der Sohn den Heiligen Geist in die Welt gesandt. Der Heilige Geist ist es, der das Werk des Sohnes auf Erden weiterführt und vollendet. Er ist es, der die Menschen in die Wahrheit einführt und sie den Weg zum Vater lehrt, den der Sohn für uns vorausgegangen ist. Der Heilige Geist ist das Band der Liebe, das alle eint, das Gott und die Menschen verbindet. Wir alle sind in diese Liebe gerufen.
Liebe kann aber nur in Freiheit sein. Daher muss der Mensch auch in diese Liebe Gottes hineingelangen wollen. Das macht die Liebe so kompliziert, denn wir müssen uns in aller Freiheit ganz für sie entscheiden. Und scheinbar gäbe es so vieles, das erstrebenswerter ist als diese Liebe. Die Welt ist voll von Annehmlichkeiten und Genüssen. Aber diese bieten nur eine kurze Befriedigung, nur ein kurzes Glück. Die Liebe Gottes aber macht unendlich glücklich.

Herr und Gott, lass uns allzeit nach Deiner Liebe streben. Mach uns auf dieser Erde schon zu Liebenden und lass uns in der Ewigkeit vollkommen eins sein in der Liebe mit Dir und untereinander.

Der dreieine Gott

Wie kann aber Gott in drei Personen einer sein? Irdisch können wir nur drei denken oder eins, eine Einheit in der Dreiheit scheint uns unmöglich. Auf Erden ist das auch unmöglich. An körperlichen Dingen haben wir entweder drei oder eines. Gott aber übersteigt die Welt und unser Denken. In der Liebe, durch die der Mensch Bild Gottes ist, können wir aber Einblick bekommen in das Geheimnis Gottes.
Die Liebe übersteigt unsere Welt und unser Denken, sie ist nicht allein mit dem Verstand, mit der Ratio zu erklären. Wir müssen immer wieder versuchen, aus unserem durch die Naturwissenschaften verengten Denken auszubrechen. Nur dann erschließt sich uns die ganze Wirklichkeit. Die Liebe ist naturwissenschaftlich nicht erklärbar. Dass zwei Menschen zusammen finden, dass sie - wie es auch die Heilige Schrift sagt - eins werden, ist mehr als die Folge irgendwelcher hormonellen Prozesse. Die Körper bleiben getrennt, aber die Seelen haben zusammen gefunden. Freilich ist beim Menschen diese Einheit stets unvollkommen und - leider - niemals vor Entzweiung sicher.
In Gott aber sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist vollkommen und unzertrennlich eins in der Liebe. Gott ist in sich Beziehung. Diese innergöttliche Beziehung versucht die Theologie mit menschlichen Begriffen auszudrücken. Vater und Sohn stehen zueinander in der Beziehung des Zeugens bzw. des Gezeugtseins, der Heilige Geist geht aus beiden durch Hauchung hervor.
Wenn wir sagen, dass der Vater den Sohn gezeugt hat, dürfen wir uns diese Zeugung nicht irdisch vorstellen. Es soll dadurch nur eine Relation, eine Beziehung, ausgedrückt werden. Jeder Mensch hat einen Vater, von dem er abstammt. Die Zeugung durch diesen Vater macht das Sohnsein aus. So ist auch der Sohn Gottes deshalb Sohn, weil er vom Vater abstammt, auch wenn wir uns nicht vorstellen können, wie dies in der Ewigkeit geschieht. Auch der Begriff der Hauchung für den Heiligen Geist ist nur eine Hilfsbezeichnung für etwas, das wir uns nicht vorstellen können.

Den dreifaltigen Gott zu ergründen übersteigt jede menschliche Vorstellungskraft. Zu allen Zeiten haben sich daher Menschen einfachere Gottesbilder zurechtgelegt. Aber ist es nicht gerade ein Zeichen für Gottes Größe, dass er sich letztlich dem begrenzten menschlichen Denken entzieht?
Wenn auch alle Erklärungsversuche für das Geheimnis der Dreifaltigkeit Stückwerk sind, können wir uns doch diesem Geheimnis nähern. Ich möchte hier Auszüge aus einer Predigt von Basilius dem Großen mit eigenen Worten wiedergeben.
Zunächst muss sich das Denken von der irdischen Begrenztheit lösen:
"Willst du über Gott etwas sagen oder hören, dann löse dich von deinem Leib, mach dich frei von den leiblichen Sinnen, verlass die Erde, durcheile die Stunden und der Zeiten Lauf, schwing dich empor über die Wolken bis in den Sternenhimmel und betrachte dort die Wunder des Weltalls, seine Schönheit und unendliche Weite."
Das Weltall lässt uns staunen und zeigt uns in seiner gewaltigen Größe die Begrenztheit menschlichen Seins. Und doch müssen wir Gott noch größer denken als die Weiten des Universums.
"Hast du alles im Geist durchdacht, so erhebe dich über das Weltall und hoch über ihm betrachte allein mit dem Geist die Schönheiten der göttlichen Welt und die Scharen der Engel. Und noch über alledem betrachte die göttliche Natur."
Wir müssen den Absprung schaffen vom weltlichen Denken und uns öffnen für eine ganz andere Dimension, die unserem leiblichen Auge verborgen bleibt. Wenn wir unseren Blick in die unendlichen Fernen haben schweifen lassen, so muss er nun gewandelt wieder zu uns zurückkehren, denn wir finden Gott nicht draußen im Weltall, wir finden ihn ganz nahe bei uns.
Wie wir einen Eindruck von unendlicher Schönheit und Weite bekommen, wenn sich unsere Blicke im Sternenhimmel verlieren, so kann unser Herz einen Eindruck von Gott bekommen, wenn wir ihn uns vorstellen als vollkommene Güte und Liebe, Licht ohne Schatten, unbegreifliche Schönheit und unbegrenzte Macht. Wir können so eine Ahnung von Gottes Sein in uns lebendig werden lassen, auch wenn wir diese nicht entsprechend ausdrücken können.
"Betrachte Gott, seine Beständigkeit, Unwandelbarkeit, Unveränderlichkeit, die Einheit der drei Personen in unzugänglichem Licht. Betrachte Gottes Güte und unbegreifliche Schönheit, seine Macht und strahlende Herrlichkeit."
Wir dürfen in Gott die Liebe vollendet sehen in der vollkommenen Gemeinschaft der drei Personen. In ihm sind der Vater und der Sohn und der Heilige Geist in unvermischter Dreiheit und ungetrennter Einheit vereinigt.
"Der Vater ist der Ursprung aller Wesen, die Ursache allen Seins, die Wurzel alles Lebendigen. Von ihm ausgegangen ist die Quelle des Lebens, die Weisheit, das unvergleichliche Bild des unsichtbaren Gottes, der Sohn, das lebendige Wort, das Gott ist und bei Gott ist. ...
Ein Gedanke, der sich vom sinnlichen Erleben frei macht, wird, wenn er die ganze sinnenhafte Schöpfung verlassen hat und ... in den Bereich der reinen Schöpfung gelangt ist, dort, wo der Vater und der Sohn ist, auch den Heiligen Geist schauen, der eins ist mit dem Vater und dem Sohn.
Wie vom Feuer die Wärme und vom Licht das Leuchten nicht zu trennen sind, so können auch vom Geist die Heiligkeit, das Lebenschaffen, die Güte und die Gerechtigkeit nicht getrennt werden."
Wo Feuer ist, da ist Wärme, wo Licht ist, da ist Leuchten. Wo Gott ist, da ist Heiligkeit, Leben, Güte und Gerechtigkeit. Gott ist immer gleich. Der Sohn hat uns Gottes Heiligkeit, Leben, Güte und Gerechtigkeit in seinem Leben auf Erden gezeigt, der Heilige Geist führt das Werk des Sohnes fort und wirkt Gottes Heiligkeit, Leben, Güte und Gerechtigkeit unter den Menschen. Der Ursprung von all dem ist der Vater.
Der Sohn kann nichts anderes tun, als der Vater, der Heilige Geist nichts anderes als der Vater und der Sohn. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind im Wesen einer und doch ist jeder eine eigenständige Person. Der Sohn hat auf Erden gelebt, nicht der Vater, der Heilige Geist wirkt unter den Menschen, nicht der Sohn und doch ist es ein Gott, der wirkt. "Wer mich sieht, sieht den Vater", hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt.
Vater, Sohn und Heiliger Geist sind in ihrem Wesen gleich. Es gibt nicht den "lieben Jesus" und den "zürnenden Vater". Die Barmherzigkeit des Vaters zeigt sich in der Barmherzigkeit des Sohnes und die Gerechtigkeit des Vaters zeigt sich auch im Sohn. In seinem Wirken zeigt auch der Heilige Geist diese eine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.
"Wie oft haben wir schon gedankenlos das Kreuzzeichen gemacht und dabei den Namen des Dreieinigen Gottes angerufen? Von seinem ursprünglichen Sinn her ist dies jedes Mal Tauf- erneuerung, Aufnehmen der Worte, mit denen wir zu Christen gemacht wurden, und Aneignung dessen, was uns in der Taufe ohne unser Zutun und Nachdenken geschenkt wurde, in unser persönliches Leben hinein. Denn damals wurde über uns Wasser ausgegossen und dabei das Wort gesprochen: "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Die Kirche macht den Menschen zum Christen, indem sie den Dreifaltigen Gott nennt. Sie drückt auf diese Weise seit ihren Ursprüngen aus, was sie für das eigentlich Entscheidende am Christsein ansieht: den Glauben an den Dreieinigen Gott.
Das enttäuscht uns. Es ist so weit weg von unserem Leben. Es ist so nutzlos und so unverständlich. Wenn schon Kurzformel, dann erwarten wir etwas Anziehendes, Aufregendes, etwas, dessen Wichtigkeit für den Menschen und sein Leben sich unmittelbar aufdrängt. Und doch kommt es eben auf dies an, was hier gesagt wird: Im Christentum geht es nicht zuerst um die Kirche oder um den Menschen, sondern um Gott. Seine eigentliche Orientierung geht nicht auf unsere Hoffnungen, Befürchtungen und Wünsche, sondern auf Gott, auf seine Hoheit und Macht. Der erste Satz christlichen Glaubens, die Grundorientierung christlicher Bekehrung lautet: Gott ist.
Gott ist - christlicher Glaube fügt hinzu: Gott ist als Vater, Sohn und Heiliger Geist - dreifaltig-eins. Ein verlegenes Schweigen umgibt in der Christenheit weithin diesen ihren Mittelpunkt. Hat die Kirche sich damit nicht zu weit vorgewagt? Sollten wir nicht lieber so Großes, so Unzugäng- liches in seiner Unzugänglichkeit belassen? Kann solches überhaupt etwas für uns bedeuten? Nun, gewiss, dieser Satz ist und bleibt Ausdruck der Andersheit Gottes, der unendlich größer ist als wir, all unser Denken und Sein überschreitet. Aber wenn er uns gar nichts zu sagen hätte, wäre sein Inhalt nicht offenbart worden. Ja, er konnte überhaupt nur in menschliche Sprache gefasst werden, weil er ein Stück weit in menschliches Leben und Denken eingedrungen war.
Was also heißt das? Beginnen wir an der Stelle, an der auch Gott begonnen hat. Er nennt sich Vater. Menschliche Vaterschaft darf eine Ahnung geben von dem, was er ist. Aber allein von Gott selbst her wissen wir, dass Vater- schaft verlässliche Güte ist, dass Gott allem Anschein zum Trotz nicht spielt mit der Welt, sondern sie zuverlässig liebt. Dazu musste Gott selber sich zeigen, die Bilder umstürzen und ein neues Maß aufrichten. Dies geschieht im Sohn, in Christus.
Im Gebet Jesu wird uns das Innere Gottes selbst sichtbar. Sein ganzes Leben ist betend hineingehalten in den Abgrund der Wahrheit und der Güte, der Gott ist. Erst von diesem Sohn her erfahren wir wirklich, was Vater ist. In seinem Gebet ist es aufgeleuchtet, und dieses Gebet gehört gründend zu ihm. Ein Jesus ohne das ständige Hinein- versenktsein in den Vater, ohne die ständige innerste Kommunikation mit ihm, wäre ein völlig anderes Wesen als der Jesus der Bibel, der wirkliche Jesus der Geschichte. Er hat aus der Mitte des Gebets gelebt, von da aus Gott und die Welt und die Menschen verstanden. Mit den Augen Gottes die Welt anschauen und so leben: das heißt ihm nachfolgen. Von ihm her wird sichtbar, was es heißt, ganz aus dem Satz zu leben: Gott ist. Er hat dieser Mitte Sinn gegeben.
Zum Vater gehört genauso das Sohnsagen wie zu Jesus das Vatersagen. Er wäre ohne diese Anrede ebenfalls nicht der gleiche. Jesus rührt nicht nur von außen an ihn, er gehört zum Gottsein Gottes, als Sohn. Bevor noch die Welt geschaffen wird, ist Gott schon Liebe von Vater und Sohn. Er kann deshalb unser Vater und Maß aller Vaterschaft werden, weil er seit ewig selbst Vater ist.
Glaube an den Dreieinigen Gott ist nichts anderes als Auslegung dessen, was im Gebet Jesu geschieht. In seinem Gebet leuchtet Dreieinigkeit auf. Aber wieso Dreieinigkeit, wird man jetzt fragen. Zweieinigkeit, das haben wir begriffen, das ist nach dem Gesagten einsichtig. Aber woher kommt plötzlich der Dritte?
Bloße Zweieinigkeit, darf man sagen, gibt es gar nicht, weil entweder das Gegenüber, die Zweiheit, verbleibt und dann keine wirkliche Einheit wird oder die beiden verschmelzen und so die Zweiheit zurückgenommen ist. Vater und Sohn werden nicht so eins, dass sie sich wieder ineinander auflösen. Sie bleiben gegenüber, denn die Liebe gründet im Gegenüber, das nicht aufgehoben wird. Wenn sie so jeder er selbst bleiben und sich nicht gegen- seitig aufheben, dann kann ihr Einssein nicht in jedem Einzelnen für sich be- stehen, sondern in der Fruchtbarkeit, in der jeder sich selber schenkt und jeder er selber ist. Sie sind eins dadurch, dass ihre Liebe fruchtbar ist, dass sie über sie hinausgeht. Im Dritten, in dem sie sich selbst verschenken, im Geschenk, sind sie je selbst und sind sie eins.
Der Name der dritten göttlichen Person ist ja - anders als "Vater" und "Sohn" - kein Ausdruck für etwas Spezifisches, sondern er benennt ja gerade das Gemeinsame Gottes überhaupt. Darin klingt aber nun doch das "Eigene" der dritten Person auf: er ist das Gemeinsame, die Einheit von Vater und Sohn, Einheit in Person.
Wir wurden auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft. Christwerden heißt von da aus: mit Christus Vater sagen und so Kind, Sohn Gottes werden, in der Einheit des Geistes, der uns selber sein lässt und uns gerade so einbezieht in die Einheit Gottes. Christsein heißt: aus dieser Mitte die Welt ansehen und von da aus frei werden, hoffend, entschieden und getrost."
Papst Benedikt XVI., "Der Gott Jesu Christi"
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 03. Juni 2012, 01:28:30
Fronleichnam Hochfest des Leibes und Blutes Christi
(http://www.buntesweb.de/kalender/fronleichnam_ushakov-abendmahlgemaelde.jpg)
Anbetung

"Gottheit tief verborgen, betend nah ich Dir", so heißt es im Hymnus, den der heilige Thomas von Aquin im Jahre 1264 zur Feier des Fronleichnamfestes geschrieben hat (GL 546). Der lateinische Urtext beginnt mit dem Wort "adoro", ich bete an. Anbetung ist die Haltung, die wir dem Herrn im Allerheiligsten Altarsakrament entgegenbringen sollen. Was heißt Anbetung? Sie ist letztlich der Ausdruck davon, dass alles was wir sind und haben, von Gott kommt. Wir verdanken uns ihm ganz. Gott, der die vollkommene Liebe ist, hat aus dieser Liebe heraus die Welt erschaffen und in ihr den Menschen als sein Bild. Ziel des menschlichen Lebens ist so im Letzten, daß der Mensch auf diese Liebe wieder mit Liebe antwortet, indem er Gott als seinen Schöpfer ehrt und in Frieden lebt mit seinem Schöpfer und der Schöpfung.
Doch die Geschichte der Menschheit beginnt damit und ist voll davon, dass der Mensch nicht in dieser Liebe leben möchte. Jeder von uns erfährt es wohl tagtäglich an sich selbst, wie mühsam, ja scheinbar unmöglich es ist, in Liebe und Frieden zu leben. Auch Gott weiß um diese Schwäche des Menschen. Doch Gott möchte die freie Antwort des Menschen, Liebe bedarf ja gerade der Freiheit. "Als Gott sein edles Geschöpf, den Menschen, wiedergewinnen wollte, sagte er zu sich selbst: Zwinge ich ihn gegen seinen Willen, so habe ich einen Esel, keinen Menschen. Denn er wir keineswegs von selbst und aus freien Stücken zu mir kommen ... Soll ich Eseln mein Reich anvertrauen? Oder soll ich als Gott um Ochsen werben?" Schließlich wird Gott selber Mensch, damit dieser ihn mit der selben Liebe lieben kann, wie Gott ihn liebt.
Der Glaube daran, dass Gott selbst um unseretwillen Mensch geworden ist, macht es uns vielleicht nicht unbedingt leichter, in dieser Welt als liebende Menschen zu leben, aber er macht uns Hoffnung. Dieser Glaube zeigt uns, dass wir nicht allein es sind, die sich mühen müssen. Gott ist bei uns in allen Situationen unseres Lebens. Wenn wir zu verzweifeln drohen, kann er uns Kraft geben. Gläubig bekennen wir in der Eucharistie die bleibende Gegenwart des Herrn. Wir gedenken seiner Menschwerdung, seines Todes und seiner Auferstehung, all dessen, was Gott für uns getan hat.
Erfüllt von diesem Glauben gehen wir heute hinaus auf die Straßen um den Menschen Zeugnis zu geben von der Hoffnung, die uns erfüllt. Von der Hoffnung, daß es einen Gott gibt, der Liebe ist, dem es wirklich um den Menschen geht. Christus ist die Mitte unseres Lebens. All unser Tun und Denken soll auf ihn hin ausgerichtet sein und in ihm seinen Ursprung und sein Ziel haben. Er gibt uns die Kraft dazu, so zu leben.
Nachdem der Heilige Thomas von Aquin sein ganzes Leben lang gelehrte theologische Texte geschrieben hat, bekennt er am Ende seines Lebens, dass all dies nur dann Sinn macht, wenn es näher zu Gott führt. Denn das Ziel aller Theologie ist die Anbetung, das gläubige Bekenntnis, das der Apostel Thomas gesprochen hat: "Mein Herr und mein Gott". Hier auf Erden können wir das nur im Glauben erfassen und müssen in gläubigem Vertrauen darauf, daß die Liebe stärker ist, trotz aller Widerstände in uns und von außen uns um die Liebe mühen. Nach dem Tod erst kommt das Schauen. Dann werden wir auch das Geheimnis der Eucharistie erfassen, wenn wir teilnehmen am ewigen Hochzeitsmahl im Reiche Gottes, bei dem Christus sich selbst uns schenkt und wir in Liebe vollkommen eins werden mit ihm und untereinander.

(http://www.praedica.de/Osterzeit/Bilder/Fronleichnam_2.jpg)

Das Geheimnis der Eucharistie

Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es:

    "Jesus Christus ist in der Eucharistie auf einzigartige und unvergleichliche Weise gegenwärtig: wirklich, tatsächlich und substanziell, mit seinem Leib und seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit. In der Eucharistie ist also der ganze Christus, Gott und Mensch, auf sakramentale Weise gegenwärtig, das heißt unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein."

Schon von Anfang an ist dieses Geheimnis der Eucharistie aber auch zum Stein des Anstoßes geworden. Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben, murrt die Menge nach einer Rede Jesu. Auch heute ist vielen Menschen unverständlich, was Eucharistie eigentlich bedeutet und es ist schwer, dieses Geheimnis in wenigen Sätzen angemessen zu erklären.
Die Eucharistie ist die Vergegenwärtigung dessen, was Christus für unser Heil getan hat. Am Abend vor seinem Leiden feierte er mit seinen Jüngern sein letztes Mahl und zeigt ihnen, was sie in Zukunft zu seinem Gedächtnis tun sollen. Am Karfreitag geschieht dann, was Jesus seinen Jüngern angekündigt hat: Seinen Leib und sein Blut gibt er am Kreuz hin für das Leben der Welt. Nur in Christus sind Leben und Heil. Wir brauchen uns das Heil nicht selbst durch irgendwelche Utopien aufzubauen, die doch schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind. Nur weil Christus sich für uns hingegeben hat, ist für uns das Heil möglich. Christus hat sich ganz den Menschen ausgeliefert, in seiner grenzenlosen Liebe ist er für uns ans Kreuz gegangen. Doch er hat den Tod besiegt und ist nun als der Auferstandene mitten unter uns, daher ist das Kreuz nicht das Ende, sondern der Anfang neuen Lebens.
Christus will, dass wir diese seine Heilstat immer wieder neu vergegenwärtigen, er schenkt sich uns immer wieder neu, damit wir in ihm leben können. In jeder Eucharistiefeier wird Christus in Brot und Wein gegenwärtig. Welches Volk hätte Götter, die ihm so nah sind, wie unser Gott, sagen schon voll Freude die Israeliten im Alten Testament. Und für uns gilt diese Freude um so mehr. In welcher Religion gibt es einen Gott, der sich ganz in die Hände der Menschen gibt, der sich ganz ausliefert, der von Liebe zu den Menschen brennt?
Indem wir gläubig den Leib Christi essen, werden wir in seinen Leib verwandelt. Es ist nicht wie beim Essen von irdischer Nahrung. Diese wird durch die Verdauung zu Nährstoffen des Körpers verarbeitet und von unserem Körper aufgenommen. Bei der himmlischen Nahrung geschieht das Gegenteil. Durch sie werden wir verwandelt in den Leib Christi. Indem wir als Gemeinde an seinem Leib teilhaben, verwandelt Christus uns in seinen Leib, jeder einzelne wird so zu einem Glied des Leibes Christi. Durch die Eucharistie wird die Gemeinde aufgebaut, die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt christlichen Lebens.
Doch die Gegenwart Christi in Brot und Wein ist nicht beschränkt auf die Zeit, in der die Geimeinde versammelt ist, sondern besteht weiter fort. Dies ist der Grund für die eucharistische Frömmigkeit. Das einmal gewandelte Brot bleibt Leib Christi. Daher können wir ihn in der Monstranz anschauen und verehren. Chrisus will so auch zu den Zeiten, in denen keine Hl. Messe gefeiert wird, leibhaft unter uns gegenwärtig bleiben. Wir können so mit ihm näher vertraut werden, indem jeder einzelne in Stille zu ihm kommen kann und ihn ansehen kann. Es ist wie bei Liebenden. Sie möchten immer Zeit zusammen verbringen und sich in ihrem Zusammensein nicht auf wenige Stunden im Jahr beschränken. So lädt Christus uns ein, immer wieder zu ihm zu kommen. Er blickt in Liebe auf uns und wir können ihn ansehen und ihn so immer besser kennenlernen. Diesen liebenden Blick Christi tragen wir an Fronleichnam durch unsere Straßen. Nicht, daß Christus sonst nicht sehen könnte, was in der Welt geschieht, er ist ja überall gegenwärtig. Aber doch ist diese leibhafte Gegenwart Christi doch nocheinmal etwas ganz anderes als seine geistige.
Suchen wird daher oft seine Gegenwart auf, um uns von ihm verwandeln zu lassen. Leben wir als neue Menschen, wie wir sie durch die Taufe geworden sind. Lassen wir uns immer wieder erneuern durch die Feier und den Empfang der Eucharistie und durch die stille Anbetung vor dem Allerheiligsten.
Die Wandlung von Brot und Wein

Die Gaben, die wir in der Eucharistiefeier zum Altar bringen, sind einfach, Brot und Wein. Und doch sind sie Symbol für unser ganzes Leben. Brot ist die Nahrung unseres Alltags. Es ist lebensnotwendig. Wir bringen das an den Altar, was uns das Überleben in dieser Welt sichert. Wir bringen im Brot die Gaben der Schöpfung, die Gott uns zur Nahrung gegeben hat. Wir danken Gott, dass er unsere Bitte aus dem Vater Unser um das tägliche Brot erhört. Christus hat gerade Brot ausgewählt, um darin der Welt seine Gegenwart zu schenken. Er will uns damit zeigen, dass er für unser Leben noch wichtiger ist, als das tägliche Brot. Man hat daher die Brotbitte im Vater Unser auch als Bitte um die Eucharistie gedeutet. Ich denke, dass immer beides zusammengehört: die irdische Speise, ohne die wir nicht überleben können und die himmlische Speise, die uns Anteil gibt am Leben Gottes.
Wein ist die Gabe des Festes zu unserer Freude. Auch ihn bringen wir zum Altar. Brot und Wein zeigen, dass beides, die Mühen des Alltags, aber auch die Freuden des Festes zu unserem Leben gehören. In allem will Christus uns nahe sein, alles soll in ihm seinen Sinn und seine Erfüllung finden.
Unsere Gaben werden auf dem Altar verwandelt. Das Brot wird Christi Leib, der Wein wird Christi Blut. Christus tritt ein in unsere Existenz und wandelt unser Leben, damit er unser Leben wird. Die Gaben der Schöpfung werden verwandelt in Christi Leib und Blut. Dies ist möglich, weil Christus selbst Mensch geworden ist auf dieser Erde. Er, der Gott ist, wurde für uns Mensch. Gott hat die Welt nicht nur erschaffen, sondern selbst in ihr gelebt. Somit ist Schöpfung fähig, Göttliches anzunehmen.
Eine Welt, in der Gott Mensch geworden ist, kann nicht mehr so sein, wie vorher. Wenn Christus in einem menschlichen Leib auf der Erde leben konnte, was wundert es uns, dass er in der Gestalt des Brotes auch heute leibhaft gegenwärtig sein kann? Christus hat die Welt nicht verlassen, sondern bleibt auch nach seiner Himmelfahrt bei uns, und dies nun auf eine neue, universale Weise.
Bei der Kommunion empfangen wir die gewandelten Gaben, wir empfangen Christus selbst. Er geht ein in uns. Er ist die Speise für unser Leben, er ist die Nahrung, von der wir satt werden, die den Hunger unserer Seele stillt. "Jesus sagt: ,Nehmt und esst! Das ist mein Leib.' Nehmt, esst, empfangt mich selber, meinen Leib, meine Seele, meine Gottheit, mich ganz und gar. Nehmt und trinkt, das ist mein Blut, für euch für die Vergebung der Sünden vergossen." (Kardinal Schönborn)
Wir sprechen auch von der Kirche als Leib Christi. Diesen Leib eint und verbindet die Eucharistie. Wenn wir Eucharistie feiern und die Kommunion empfangen, werden wir immer mehr verwandelt in den Leib Christi. Doch ist das kein Automatismus. Paulus mahnt, dass der, der den Leib Christi empfängt, sich erst prüfen soll, ob er dessen würdig ist, damit diese Speise ihm nicht zum Gericht wird. Somit ist es unsere Aufgabe, unser Leben immer mehr dem Leben Christi anzugleichen, damit wir seiner würdig sind.
Die Eucharistie, das Brot des Lebens, essen wir aber nicht nur, wir beten sie auch an, weil sie nicht nur ein Zeichen für Jesus Christus ist, sondern weil Jesus Christus selbst in ihr gegenwärtig ist. Wir beten vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, tragen den Leib des Herrn an Fronleichnam durch die Straßen. Dabei zeigen wir der Welt glaubend was wir sind: Leib Christi. Glaubend dürfen wir darauf vertrauen, dass Jesus mit uns geht, dass er da ist, mitten unter uns, nicht nur in der Kirche, sondern auf allen Wegen unseres Lebens.
Jesus ist da, er ist immer bei mir, er ist meine Freude, mein Leben. Möge diese Erfahrung in mit immer lebendiger werden.

Das Geheimnis sei gepriesen,
das den Leib des Herrn enthält;
Ehre sei dem Blut erwiesen,
welches uns zum Lösegeld
er vergoss, der sich bewiesen
als den König aller Welt.

Gottes Wort hat Brot verwandelt
in sein Fleisch, den Wein in Blut.
Wo geheim die Allmacht handelt,
schweigt des Zweifels Übermut.
Der nur fasst's, der redlich wandelt,
dessen Glaub in Gott nur ruht.

(Aus dem "Pange lingua"
von Thomas von Aquin)

Geschichtliches zur Einführung des Fronleichnamsfestes

Wie oben erwähnt, ist Fronleichnam ein Ersatztermin für Gründonnerstag, damit das "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" richtig laut und ausgiebig gefeiert werden kann. Das Fest und der Termin wurden offiziell im Jahr 1264 von Papst Urban IV. für die ganze Kirche vorgeschrieben. Und zwar durch die Bulle "Transiturus de hoc mundo".

Im darauf folgenden Jahrhundert waren es vor allem die Dominikaner, die das Fest überall im Heiligen Römischen Reich bzw. in ganz Europa verbreiteten. Nachdem Papst Urban IV. seine Fronleichnamsbulle im Jahre 1264 erlassen hatte, dauerte es allerdings noch knapp 40 Jahre - und summa summarum 12 nachfolgende Päpste ignorierten das eingeführte Fest einfach, bis Papst Clemens V. 1311 beim Konzil von Vienne die Bulle Transiturus erneuern ließ und ausdrücklich befahl, dass diese zu befolgen sei.

Seither war es üblich, sich am Vortag gründlich durch Fasten, Gebete, und gute Werke vorzubereiten, auf dass man am Festtage frohen und guten Herzens das süße Sakrament empfangen könne.

Leider wurde Papst Clemens V. krank und starb kurze Zeit nach dem Konzil, so dass er selbst nicht mehr dazu kam, aber sein Nachfolger Papst Johannes XXII. vervollständigte sein Werk, indem er 1317 die Dekrete des Konzils von Vienne öffentlich machte und dazu noch anordnete, dass das Fronleichnamsfest mit "Oktav" zu feiern und der göttliche König in Prozessionen über die Straßen und Plätze bis weit hinaus in die Felder zu tragen sei.
Die Visionen der heiligen Juliana

Ausschlaggebend für die Einführung des Fronleichnamsfestes durch Papst Urban IV. waren die Visionen einer Nonne, die man schon zu Lebzeiten gern als heilig ansah. Tatsächlich wurde sie erst im Jahre 1869 offiziell heilig gesprochen.

Bistum Lüttich (grau) ; Bild lizenzfrei, Quelle: WikipediaAls Juliana fünf Jahre alt war, starben ihre Eltern Heinrich und Frescende in Retinne. Sie und ihre ein Jahr ältere Schwester Agnes kamen zur Pflege ins Kloster der Augustiner-Chorfrauen von Mont Cornillon am Rande der Stadt Lüttich, dem heutigen Liège in Belgien, siehe grauer Bereich in der Abbildung links.

Die Ordensschwester Sapientia, welche mit der Erziehung der beiden Mädchen betraut war, gab ihnen eine gute Ausbildung, auch wenn die Oberin den Mädchen eine eher niedrige Aufgabe als Dienstmädchen auf dem Wirtschaftshof zugedacht hatte. Juliana lernte rasch Lesen und bald auch genügend Latein, um sich mit diversen Schriften vertraut zu machen. Während Agnes sanft und eher einfach war, sprudelte Juliana vor Energie tat sich durch freiwillige Gottesopfer hervor. Sie war besonders gelehrig und dabei doch so demütig und so bescheiden. Mit 13 Jahren legte sie ihr Gelübte ab, denn Schwester Sapientia - inzwischen Priorin - kannte Julianas Qualifikation und holte sie als Novizin in die Ordensgemeinschaft.

Von der Abendmahlzeremonie war Juliana derart fasziniert, dass all ihre Gedanken nur noch darum kreisten und es sie schließlich sogar bis in ihre Träume verfolgte. Es steht geschrieben, dass ihre Eucharistie-Visionen 1209, also mit 15 Jahren begannen. Tatsächlich war sie von der Gegenwart Christi im heiligen Altarssakrament so angetan, dass sie gar nicht genug davon bekommen konnte. Am liebsten wollte sie jeden Tag Christus in der heiligen Kommunion empfangen dürfen. Das war damals aber nicht üblich. So stillte sie ihr Verlangen, indem sie sich möglichst häufig in der Nähe des Allerheiligsten aufhielt und die Bildnisse der Abendmahlszene betrachtete. Dabei geriet sie ins Träumen.

Irgendwann begann sich ein ganz bestimmter Traum zu wiederholen: Sie sah den Vollmond in seiner leuchtenden Pracht. Aber er wurde durch einen dunklen Makel entstellt. Da sie keine Erklärung dafür hatte, erkundigte sie sich bei den Leuten im Kloster, die es ihrer Meinung nach wissen könnten. Aber niemand konnte ihre Mond-Visionen deuten.

Sapientia, jetzt bereits Oberin, kannte Julianas besonderen Hang zur heiligen Kommunion und richtete ihr ein Oratorium mit Blick auf das Allerheiligste in der Kirche ein. Dort verbrachte Juliana täglich viele Stunden. Sie betete zu Christus und bat um eine Erklärung für ihre Visionen.

Und sie bekam eine Antwort von Jesus höchstpersönlich: Der Mond bedeutet das Kirchenjahr. Der dunkle Makel ist ein Hinweis auf eine Lücke im Zyklus des Kirchenjahres. Und zwar fehle ganz konkret ein eigenes Fest zu Ehren des heiligsten Sakramentes. Eines, das wesentlich feierlicher als dies am Gründonnerstag sei, denn in der Karwoche waren die Gläubigen mehr mit seinem Leiden beschäftigt. So offenbarte also der Herr persönlich seinen Willen zur Einführung des Fronleichnamsfestes. Zugleich gab Christus der jungen Nonne den Auftrag, seinen Willen der ganzen Welt zu verkünden.

Juliana aber fühlte sich nicht im Stande, diesen Auftrag zu erfüllen. Sie schwieg viele Jahre. Irgendwann vertraute sie sich einigen wenigen Mitschwestern und vor allem ihrer Freundin Eva an, die als Rekluse in der Kirche weilte.
Juliana und ihre Freundin, die "Selige Eva"

Eva war eigentlich ein ganz weltliches Kind. Lernte dann aber Juliana und ihren Hang zum Allerheiligsten kennen und ließ sich dazu überreden, sich als Rekluse (Inkluse) in der Martinskirche in Lüttich einschließen zu lassen, wo sie sich ganz der Anbetung des Allerheiligsten widmete. Juliana besuchte ihre eingeschlossene Freundin Eva regelmäßig und teilte ihr ihre Visionen und ihr großes Verlangen mit. Aber erst mehrere Jahre nach dem ihr Jesus im Traum erschienen war, wagte Juliana es, ihre Freundin Eva einzuweihen. Eva intensivierte daraufhin ihre eigenen Gebete und Bußwerke, um Juliana zu unterstützen. Schließlich hatte auch sie eine Vision.

Nachdem Juliana 1230 die Nachfolge der Oberin Sapientia angetreten hatte, fasste sie sich ein Herz und begann mit der Ausführung ihres Auftrages. Sie teilte den hohen Herren des Ordens und der Diözese sowie einigen anderen hochgebildeten Herren den Willen Jesu Christi mit. Alle reagierten recht positiv.

Robert von Thourotte, der Bischof von Lüttich hörte ihr besonders aufmerksam zu. Und beschloss nach reiflicher Überlegung, das Fronleichnamsfest in seiner Diözese einzuführen. Das war im Jahre 1246.

Der dominikanische Philosoph und Theologe Thomas von Aquin, Mitbegründer der katholische Eucharistielehre ließ sich von Julianas Vision inspirieren und trug mit seinen Hymnen zum Fronleichnamsfest wesentlich zur Ausgestaltung des Festes bei.

Aber es gab auch Neider und heftige Gegner(innen) im Kloster. Nachdem Oberin Juliana ernsthaft gemobbt und wiederholt aus dem Kloster vertrieben wurde - weil sie angeblich eine zu strenge Zucht in ihrem Kloster eingeführt hatte - gab sie 1248 ihren Posten als Oberin des Klosters Mont-Cornillon auf und nahm für kurze Zeit Zuflucht bei ihrer Freundin, der Rekluse Eva.

Aber die Hetzjagt auf Juliana hörte nicht auf und dann starb auch noch ihr Gönner und Beschützer, der Bischof von Lüttich. Mehrfach fand sie Zuflucht in anderen Klöstern. Doch immer wieder wurde sie vertrieben. Nichtmal als sie über die Landesgrenze flüchtete, wollte man von ihr lassen. In Fosses, gut 80 Kilometer östlich von Lüttich, fand sie schließlich eine Unterkunft als Rekluse und da man eine Eingeschlossene nicht vertreiben kann, hörte die Treibjagt langsam auf. Am Ostertag des Jahres 1258 starb die Rekluse Juliana. Aber nicht einsam und unbemerkt in ihrer Zelle, sondern auf den Stufen des Kirchenaltars unter Anbetung des Allerheiligsten und nachdem sie eine letzte heiligen "Wegzehrung" zu sich genommen hatte.

Der ehemalige Archidiakon von Lüttich, der später (1251) zum Bischof von Verdun erhoben und 1261 dann zum Papst gekrönt wurde (ja, die Rede ist von Papst Urban IV.) erinnerte sich sehr gut an Juliana und ihre Freundin Eva, als er die Bulle "Transiturus" verfasste und damit den Willen des Herren der ganzen Welt öffentlich machte.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 07. Juni 2012, 11:58:58
10. und 11. Sonntag im Jahreskreis  Kostbar in Gottes Augen
(http://www.praedica.de/resources/_wsb_240x360_Nain23.jpg)
Im 7. Kapitel des Lukas-Evangeliums finden sich drei Heilungsszenen. Die erste ist die Heilung des Dieners des Hauptmanns von Kafarnaum. Am 10. Sonntag im Jahreskreis hören wir im Evangelium von der Auferweckung des Jünglings von Nain (Lk 7,11-17) und am 11. Sonntag von der Begegnung Jesu mit der Sünderin (Lk 7, 36-50). Dazwischen steht die Frage Johannes des Täufers an Jesus: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig: Wenn durch Jesus all diese Wunder geschehen, zeigt sich dadurch seine göttliche Vollmacht.

Die Heilungen, die Jesus an den Menschen wirkt, zeigen auch ein Weiteres: Jeder Mensch ist in den Augen Gottes kostbar und wertvoll. Gott geht es um den Menschen. Gott braucht den Menschen nicht, weil ihm ohne ihn etwas fehlen würde oder weil er auf den Gottesdienst der Menschen angewiesen wäre. Gott will den Menschen das Heil schenken, weil Gott Liebe ist und diese Liebe sich bedingungslos verschenkt.

Blicken wir auf die Witwe aus Nain. Lukas schildert den Trauerzug, in dem ihr einziger Sohn aus der Stadt hinausgetragen wird. Ohne ihren Sohn ist diese Frau nun ganz auf sich allein gestellt, muß vielleicht betteln, um überleben zu können. Sie hat sicher gehofft, einmal, wie es damals üblich war, ihren Lebensabend in der Familie des Sohnes verbringen zu können. Alle ihre Wünsche sind dahin. Sie muß für den Rest ihres Lebens um das nackte Überleben bangen.
(http://www.praedica.de/resources/_wsb_280x231_JesusS$C3$BCnderin2.jpg)
Jesus sieht das Leid dieser Frau. Für alle Anwesenden scheint es aussichtslos zu sein, hier noch irgendwie helfen zu können. Tot ist tot. Doch Jesus durchbricht alle Zweifel der Menschen und er kann das Unfassbare tun: Er erweckt den toten jungen Mann zum Leben. Für die Menschen, die das erleben, ist es ein eindeutiges Zeichen: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Gott ist nicht fern, sondern mitten unter uns Menschen und für uns da.

Wie die Witwe von Nain, so befindet sich auch die Sünderin in der folgenden Episode in einer aussichtslosen Situation. Wir wissen nicht, worin genau ihre Sünde bestand, aber sie hat dazu geführt, dass sie aus der Gesellschaft ausgestoßen wurde. Sie lebt ihr Leben am Rande der Gesellschaft als eine von den Menschen Verachtete und Gemiedene.

Mit Sicherheit bereut sie ihre Sünden. Sie findet aber keinen Weg, um Vergebung zu erlangen. Nur in Jesus sieht sie einen, dem es möglich ist, ihre Sünde zu vergeben. So durchbricht sie alle Tabus und geht in das Haus des Pharisäers, bei dem Jesus zu Gast ist. Sie wäscht die Füße Jesu, trocknet sie mit ihrem Haar und salbt sie mit Öl. Jesus sieht ihre Not, erkennt, wie sehr sie ihre Sünde bereut und schenkt ihr die Vergebung.

In Jesus zeigt uns Gott, wie kostbar ihm jeder Mensch ist. Gott will nicht das Leid des Menschen, Gott will nicht, dass der Mensch in Sünde zugrunde geht. Gott schenkt Heilung und Vergebung. Aber, so fragen wir, erfahren wir das auch heute? Gibt es nicht unzählige Menschen, die keine Heilung finden? Meinen nicht viele, dass die Kirche und somit auch Gott unbarmherzig den Sündern gegenüber wären?

Fehlt es uns vielleicht selbst an Vertrauen auf Gottes Güte? Können wir Gottes Wirken vielleicht manchmal deshalb nicht erkennen, weil Gottes Hilfe anderes kommt, als wir sie erwarten? Verteidigen wir nicht manchmal unsere Sünde, machen andere dafür verantwortlich, anstatt zu bereuen und Gott um Vergebung zu bitten?

Für Gott ist jeder Mensch kostbar. Auch ich und du. Diesen Satz dürfen wir nie vergessen. Wir dürfen mit Gott hadern, wenn wir seine Hilfe nicht erkennen können, aber wir dürfen niemals glauben, dass unser Leid Gott nicht berühren würde. Glauben wir an Gottes barmherzige Liebe. Er wird uns sicher nicht enttäuschen.

Gott des Trostes,
auch wenn wir nichts von deiner Nähe spüren,
bist du da.
Deine Gegenwart ist unsichtbar,
aber dein Heiliger Geist ist immer in uns.

Gott, du liebst uns.
Mag unser Gebet auch noch so arm sein,
wir suchen dich voll Vertrauen.
Und deine Liebe bahnt sich einen Weg
durch unsere Unentschlossenheit,
ja unsere Zweifel.

(Frère Roger)
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 22. Juni 2012, 19:37:36
12. Sonntag im Jahreskreis B - Mk 4,35-41           Auf ans andere Ufer!

(http://www.praedica.de/resources/Seesturm2.jpg)

„Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.“ (Mk 4,35) Dieser Satz Jesu ist nicht so harmlos, wie er auf den ersten Blick erscheint. Am anderen Ufer des Sees Gennesaret wohnen Heiden. Von denen hält sich jeder fromme Jude am besten fern. Auch bei uns ist es ja nicht gerade löblich, von einem zu sagen, er käme vom anderen Ufer. Doch Jesus scheut sich nicht, mit den Menschen vom anderen Ufer Kontakt aufzunehmen, auch wenn er dabei mächtig „Gegenwind“ bekommt. Der Sturm auf dem See kann als Symbol für den Widerstand angesehen werden, der Jesus von jüdischer Seite her sicher ist.

Stürme waren auf dem See Gennesaret nichts Ungewöhnliches. Die Fischer unter den Jüngern Jesu waren damit bestens vertraut. Sie wissen, dass es den Tod bedeuten kann, in so einen heftigen Sturm zu geraten und können nicht verstehen, dass Jesus von all dem nichts mitbekommt. Sie wecken ihn und werfen ihm vor, dass er sich nicht gebührend um sie sorgt. Doch Jesus geht auf den Vorwurf nicht ein. Mit unglaublicher Lässigkeit bringt er das Meer zur Ruhe. Seine Worte sind dieselben, die er auch den Dämonen zuruft: „Schweig! Verstumme!“

Wie Jesus es mit den Dämonen aufnehmen kann, so kann ihn auch nichts daran hindern, dorthin zu gehen, wohin er möchte. Das haben die Jünger noch nicht so ganz verstanden. Aus ihrer Sicht war es mehr als berechtigt, Jesus auf die lebensgefährliche Situation aufmerksam zu machen. Doch Jesus lässt ihre Angst nicht gelten. Sie ist für ihn nur ein Zeichen von Feigheit und Kleinglauben. Die Jünger kennen Jesus noch nicht wirklich. Wer ist dieser? fragen sie sich.

Die Erzählung vom Seesturm läßt uns denken an das Buch Jona. Als der Prophet vor Gott fliehen möchte, hindert ein heftiger Sturm das Schiff am weiterkommen. Es droht unterzugehen, und nur dadurch, dass die Seeleute Jona ins Meer werfen, kann der Sturm besänftigt werden, die Seeleute können ihre Fahrt fortsetzen, Gott aber bringt den Jona durch einen großen Fisch an den Ort zurück, wo er ihn haben möchte.

Der Seesturm im Evangelium erfordert kein „Opfer“. Jesus hat die Macht, den widrigen Mächten, die ihn an der Überfahrt hindern wollen, Einhalt zu gebieten. Zudem ist eine weise Unterscheidung der Geister gefordert, denn offensichtlich bedienen sich Gott und die widergöttlichen Mächte derselben Phänomene. War es im Buch Jona Gott selbst, der sich des Sturms bedient hatte, so ist es im Evangelium nicht Gott, der die Überfahrt verhindern will, sondern die gottfeindlichen Mächte wollen verhindern, dass Jesus mit seinem Evangelium auch zu den Heiden kommt. Doch Gottes Macht, die sich in Jesus erweist, ist stärker. Sie ist stärker als aller Kleinglaube und alle Vorurteile, von denen auch die Jünger Jesu nicht frei sind.

Die Liebe Christi drängt uns (2Kor5,14)

Die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben. Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde. Also schätzen wir von jetzt an niemand mehr nur nach menschlichen Maßstäben ein; auch wenn wir früher Christus nach menschlichen Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt schätzen wir ihn nicht mehr so ein. Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. (2Kor 5,14-17)

Die Liebe Christi drängt uns. Was ist es, das das Leben eines Christen in Schwung hält? Die Antwort darauf kann nicht anders lauten als: die Liebe Christi. Die Liebe Christi besteht darin, daß er uns zuerst geliebt hat, daß er uns kennt und liebt, noch bevor wir sind. Wir sind auf dieser Welt, weil Gott uns liebt. Aus Liebe ist Christus Mensch geworden und hat uns durch seinen Tod und seine Auferstehung erlöst. Wir sagen das oft, ohne vielleicht immer die Bedeutung dessen zu ermessen, was wir da sagen.

Es muß uns zuerst im tiefsten Inneren bewußt werden, daß die Welt durch die Menschwerdung Christi grundlegend verwandelt wurde. Wenn auch rein äußerlich die Welt trotzdem so geblieben ist wie davor, wenn es auch weiterhin Leid und Unrecht gibt, so haben wir doch nun die Gewißheit, daß es möglich ist, hier auf Erden zu Gott zu kommen. Der Weg dahin ist die Taufe. In ihr stirbt der alte Mensch und wir werden zu neuen Menschen. Nicht durch irgendwelche Leistung unsererseits, sondern Gott schenkt es uns in seiner Liebe. Durch den Heiligen Geist wird die Erlösungstat, die Christus damals vollzogen hat, an jedem einzelnen wirksam.

Doch was unterscheidet die Kinder Gottes von den Kindern dieser Welt? Äußerlich zunächst einmal nichts. Sie versuchen genauso viel oder wenig als gute Menschen zu leben und es gelingt ihnen genauso gut oder schlecht wie anderen Menschen. Das Leben wird durch die Taufe nicht leichter, eher noch schwerer, denn dieses neue Leben bedeutet auch, daß wir aufhören, nach unserem eigenen Willen zu leben und unser Leben nach dem Willen Gottes ausrichten. Gerade das fällt den Menschen zu allen Zeiten schwer. Als neue Menschen haben wir eine besondere Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen. Wir können dieses neue Leben nur leben im ständigen Hinschauen auf Gott, im Vertrauen auf seine Führung und seine Hilfe. Wir können es nur leben in der Gewißheit, daß wir als neue Menschen in das Leben Gottes selbst hineingenommen sind. Verlieren wir nie diesen Blick zu Gott, der uns allezeit nach dem fragen läßt, was er von uns möchte. Lassen wir uns drängen von der Liebe Christi, die uns stets näher an sich ziehen möchte. Nur so kann unser Leben, trotz aller Schwierigkeiten und Leiden, doch ein im tiefsten Inneren glückliches Leben werden.

24.06. Geburt Johannes des Täufers


Die Verheißung (Lk 1, 5-25)

    Zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterklasse Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; sie hieß Elisabet. Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war unfruchtbar, und beide waren schon in vorgerücktem Alter.
    Eines Tages, als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war und er beim Gottesdienst mitzuwirken hatte, wurde, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los geworfen, und Zacharias fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen. Während er nun zur festgelegten Zeit das Opfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete.
    Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. Als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es befiel ihn Furcht.
    Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben. Große Freude wird dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und andere berauschende Getränke wird er nicht trinken, und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen.
    Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter.
    Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Aber weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du stumm sein und nicht mehr reden können bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft.
    Inzwischen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. Als er dann herauskam, konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur Zeichen mit der Hand und blieb stumm.
    Als die Tage seines Dienstes (im Tempel) zu Ende waren, kehrte er nach Hause zurück. Bald darauf empfing seine Frau Elisabet einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war.

    Geburt Johannes des Täufers

Im Alten Testament ist die Geburt von herausragenden Personen oft mit wundersamen Ereignissen verbunden. So ist es auch bei Johannes dem Täufer. Sein Vater Zacharias hat einen Höhepunkt seiner Laufbahn als Priester erreicht. Er darf der Darbringung des Rauchopfers im Tempel vorstehen. Wegen der großen Zahl der Priester war dies oft ein einmaliges Ereignis im Leben eines Priester.
Zacharias bringt seine eigenen Gebete und die des Volkes vor Gott. Wie der Rauch des Opfers, so sollen diese Gebet vor Gott aufsteigen. Sicher wird er auch die Kinderlosigkeit seiner Frau vor Gott getragen haben, die eine der größten Sorgen war, die ihn quälte.
Und Gott erhört sein Gebet - sofort. Nicht Tage später, sondern noch während der Rauch des Opfers aufsteigt steht der Engel vor ihm. Zacharias ist verwirrt. Zuerst der große Dienst, den er verrichten darf und der seine ganze Konzentration erfordert und jetzt noch die Erscheinung eines Engels mitten in der ehrfürchtigen Darbringung des Opfers, davor erschrickt er.
Zacharias kann das Große, das der Engel ihm verheißt, erst gar nicht glauben. Er muss verstummen, muss seine Zweifel für sich behalten, bis er die Erfüllung der Verheißung sieht und sein Mund sich öffnet zum großen Lobpreis Gottes.

Schrecken und Furcht - Freude und Jubel, beides liegt nah beieinander, wenn Gottes Engel uns anrührt. Zacharias erschrickt, als der Engel ihm die Geburt eines Sohnes ankündigt. Ein Mensch erschrickt vor der Berufung, wenn er erfährt, welche Bedeutung er für Gott hat.
Wir erkennen unsere Schwäche und staunen darüber, welch Großes Gott durch uns vollbringen kann, wenn wir Ja sagen zu seinem Willen. Das lässt uns manchmal sprachlos werden, so wie Zacharias.
Doch der Schrecken weicht der Freude, wenn wir sehen, wie Gott wirkt. Dann können wir wieder sprechen, können wir wieder jubeln, können uns freuen wie Elisabet, die Mutter Johannes des Täufers, als sie Maria begegnet ist und die Kinder der beiden im Leibe hüpften.
Freude steckt an. Sie drängt hinaus. Wenn wir uns freuen, lacht die Welt. Die Geburt Johannes des Täufers war eine Freude für seine Eltern und für viele in Israel und ist es auch für uns heute, die wir dieses Fest feiern.
"Das Reich Gottes ist Friede und Freude im Heiligen Geist." Mit der großen Freude über die Geburt zweier Kinder hat alles begonnen. Friede und Freude soll allen Menschen auf der ganzen Welt zuteil werden.
Die Erfüllung (Lk 1, 57-66)

    Geburt Johannes des Täufers

    Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.
    Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes. Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.
    Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.

Der Lobpreis (Lk 1, 67-80)

    Sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt und begann prophetisch zu reden:

    Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
    Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;
    Er hat uns einen starken Retter erweckt
    im Hause seines Knechtes David.
    So hat er verheißen von alters her
    durch den Mund seiner heiligen Propheten.
    Er hat uns errettet vor unsern Feinden
    und aus der Hand aller, die uns hassen;
    er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet
    und an seinen heiligen Bund gedacht,
    an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;
    er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit,
    ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit
    vor seinem Angesicht all unsere Tage.
    Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen;
    denn du wirst dem Herrn vorangehn
    und ihm den Weg bereiten.
    Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken
    in der Vergebung der Sünden.
    Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
    wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
    um allen zu leuchten,
    die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes,
    und unsere Schritte zu lenken
    auf den Weg des Friedens.

    Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 28. Juni 2012, 09:43:50
Den
Kelch des Heiles
will ich nehmen
und anrufen
den Namen
des Herrn

Heilig-Blut-Enzyklika
Johannes XXIII. 

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c4/TassilokelchSchreibmayr-2.jpg)

Messkelch – Geschenk des Herzogs Tassilo v. Bayern an die Benediktiner Abtei Kremsmünster / Österreich.

Fest des Kostbaren Blutes unseres Herrn Jesus Christus
 Letztes Jahr beim Angelusgebet am Petersplatz sagte Papst Benedikt XVI.:

Liebe Brüder und Schwestern!
In der Vergangenheit zeichnete sich der erste Sonntag im Juli durch die Verehrung des Kostbarsten Blutes unseres Herrn Jesus Christus aus. Einige meiner verehrten Vorgänger im letzten Jahrhundert haben diese Frömmigkeitsform bestätigt, und der sel. Johannes XXIII. hat mit dem Apostolischen Schreiben Inde a primis (30. Juni 1960) deren Sinn erklärt und die Litanei vom kostbarsten Blut approbiert. Dem Thema des Blutes, das mit dem des Paschalammes in Verbindung steht, kommt in der Heiligen Schrift höchste Bedeutung zu. Die Besprengung mit dem Blut der geopferten Tiere war im Alten Testament Zeichen und Besiegelung des Bundes zwischen Gott und dem Volk, wie im Buch Exodus zu lesen ist: »Da nahm Mose das Blut, besprengte damit das Volk und sagte: Das ist das Blut des Bundes, den der Herr aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat« (Ex 24,8).
Auf diese Worte nimmt Jesus ausdrücklich beim Letzten Abendmahl Bezug, wenn er seinen Jüngern den Kelch reicht und sagt: »Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden« (Mt 26,28). Und tatsächlich hat Christus von der Geißelung bis zur Durchbohrung seiner Seite nach seinem Tod am Kreuz sein ganzes Blut vergossen, als wahres Opferlamm für die allumfassende Erlösung. Der heilbringende Wert seines Blutes wird ausdrücklich an vielen Stellen des Neuen Testaments herausgestellt. Es mag genügen, in diesem Priester-Jahr die schönen Worte aus dem Hebräerbrief zu zitieren: »Christus … ist ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt. Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, daß sie leiblich rein werden, wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen?« (9,11–14).
Liebe Brüder und Schwestern, im Buch Genesis steht geschrieben, daß das Blut Abels, der von seinem Bruder Kain erschlagen worden war, vom Ackerboden zu Gott schreit (vgl. 4,19). Und leider ist – heute wie gestern – dieser Schrei nicht verstummt, da weiterhin aufgrund von Gewalt, Ungerechtigkeit und Haß menschliches Blut fließt. Wann werden die Menschen lernen, daß das Leben unantastbar ist und allein Gott gehört? Wann werden sie verstehen, daß wir alle Brüder sind? Auf den Schrei aufgrund des vergossenen Blutes, der sich aus so vielen Teilen der Erde erhebt, antwortet Gott mit dem Blut seines Sohnes, der das Leben für uns hingegeben hat. Christus hat nicht das Böse mit Bösem vergolten, sondern mit dem Guten, mit seiner unendlichen Liebe. Das Blut Christi ist Unterpfand der treuen Liebe Gottes zur Menschheit. Den Blick fest auf die Wundmale des Gekreuzigten gerichtet, kann jeder Mensch auch im Zustand äußersten moralischen Elends sagen: Gott hat mich nicht verlassen, er liebt mich, er hat sein Leben für mich hingegeben; und so kann er wieder Hoffnung finden. Die Jungfrau Maria, die gemeinsam mit dem Apostel Johannes unter dem Kreuz das Vermächtnis des Blutes Jesu aufnahm, möge uns helfen, den unschätzbaren Reichtum dieser Gnade neu zu entdecken und innige und immerwährende Dankbarkeit dafür zu empfinden.

siehe auch   https://www.google.com/url?q=http://www.adoremus.de/himmelszeichen.htm&sa=U&ei=pgrsT8-6CoPN0QWsx4n6DA&ved=0CAUQFjAA&client=internal-uds-cse&usg=AFQjCNErPUkWSJycvJ7Nue_XWiOQ3UjIpQ (https://www.google.com/url?q=http://www.adoremus.de/himmelszeichen.htm&sa=U&ei=pgrsT8-6CoPN0QWsx4n6DA&ved=0CAUQFjAA&client=internal-uds-cse&usg=AFQjCNErPUkWSJycvJ7Nue_XWiOQ3UjIpQ)
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 10. Juli 2012, 08:36:46
14. Sonntag im Jahreskreis

(http://bet4mi.de/wp-content/uploads/2012/06/Mk_06_06_Nazaret.jpg)
Jesus wunderte sich über ihren Unglauben
Jesus kommt in seine Heimatstadt. Markus erwähnt hier deren Namen nicht, hat aber in 1,9 dem Leser bereits mitgeteilt, dass Jesus aus Nazaret stammt. "Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen?" An diese Frage des Natanael aus dem Johannesevangelium (Joh 1,46) werden wir uns vielleicht beim heutigen Evangelium erinnern.
Zur Zeit Jesu war Nazaret ein unbedeutendes Dorf, seine Bewohner hausten in Kalksteinhöhlen oder wohnten in schlichten, aus Kalkstein erbauten, einstöckigen Häusern. Ein öder Ort, der nichts Sehenswertes zu bieten hatte. Die Menschen dort dürften recht engstirnig gewesen sein.
Jesus wird in seinem Heimatort nicht als "großer Sohn unserer Stadt" gefeiert. Sicher, die Leute wissen, was aus diesem Jesus geworden ist, der vor kurzem noch als Zimmermann den Beruf seines Vaters im Ort fortgeführt hat. Sie haben gehört, wie überall die Massen zu ihm hinströmen. Jetzt sind sie neugierig und wollen hören, was Jesus zu sagen hat.
Als Jesus zu ihnen spricht, sind sie erst einmal erstaunt über seine Worte, doch dann beginnen sie zu zweifeln. Sie glauben nicht daran, dass dieser Jesus, der in ihrer Mitte aufgewachsen ist, der Messias sein soll. Für sie ist er nur ein Handwerker, der seinen Beruf an den Nagel gehängt hat, und es vorzieht, müßig durch die Gegend zu ziehen. Sie kennen seine Verwandten. Auch das sind keine großen Leute. Rein irdisch gesehen hat Jesus keine vornehme Herkunft vorzuweisen, die ihn zu Höherem prädestiniert hätte in den Augen der Menschen.
Die Leute aus Nazaret zeigen Jesus offen ihre Ablehnung. Wegen ihres Unglaubens kann dort nicht das geschehen, was an anderen Orten geschieht, wo alle Kranken zu Jesus kommen und Heilung finden. Die Bewohner Nazarets bleiben in ihrer Trostlosigkeit gefangen. Nur ein paar vereinzelte Kranke kommen zu Jesus und werden geheilt.
Jesus ist verwundert über ihren Unglauben. Er wundert sich darüber, dass die Menschen lieber in ihrer trostlosen Dunkelheit bleiben wollen, als die lichtvolle Freude des Reiches Gottes zu kosten. Sicher hat Jesus die Ablehnung durch die ihm vertrauten Menschen auch verletzt. Schließlich haben sie ja verächtlich über seine Mutter und seine Verwandten geredet. Jesus war ganz Mensch und deshalb wird ihn dies nicht unberührt gelassen haben. Doch Jesus macht weiter. Er zieht in die anderen Dörfer der Gegend und lehrt dort.
Jesus hat die Ablehnung in seiner Heimat wohl geschmerzt, nicht aber an sich zweifeln lassen. Nie macht Jesus sein Selbstwertgefühl von Lob oder Tadel, Annahme oder Ablehnung anderer abhängig. Jesus weiß um seine Sendung. Er weiß, dass sein Wort den Menschen das Heil bringt. Wenn Jesus traurig ist, dann darüber, dass die Menschen dieses Heil nicht annehmen wollen und so letztlich sich selbst schaden.
"Jesus war wirklich frei. Seine Freiheit wurzelte in seiner spirituellen Erfahrung, Gottes geliebtes Kind zu sein. Er wusste in der Tiefe seines Wesens, dass er schon vor seiner Geburt zu Gott gehört hatte; dass er in die Welt gesandt war, um Gottes Liebe zu verkünden; und dass er nach der Erfüllung seiner Sendung zu Gott zurückkehren würde.
Dieses Wissen schenkte ihm die Freiheit, reden und handeln zu können, ohne der Welt gefallen zu müssen, sowie die Kraft, mit der heilenden Liebe Gottes auf alles eingehen zu können, worunter die Menschen litten." (Henri Nouwen)
Bitten auch wir Gott darum, dass wir nie aus den Augen verlieren, wie groß Gott uns gemacht hat. Wir sind Töchter und Söhne Gottes und in sein himmlisches Reich berufen. Nicht Lob und Tadel der Menschen sollen uns bestimmen, sondern allein das Streben danach, uns als Bewohner des himmlischen Reiches würdig zu erweisen.
Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
In diesen Worten des Apostels Paulus liegt ein Widerspruch, der die Leser stutzig machen und zum Nachdenken anregen soll. Der große Rahmen, in dem diese Worte stehen, sind Probleme in der Gemeinde von Korinth. Scheinbar sind dort alle möglichen Lehrer aufgetreten, von denen jeder behauptet, wie toll er ist. Jeder hat schnell seine Fangemeinde um sich gesammelt und die eine Gemeinde Jesu Christi ist in viele Grüppchen zerfallen, die miteinander nichts zu tun haben wollen.
Menschen sehen gerne auf das Äußere. Zeig was du kannst. Viele lassen sich vom äußeren Schein beeindrucken und prüfen nicht, was dahinter steckt. Es gibt Menschen, die können sich groß machen, ohne wirklich groß zu sein. Paulus will kein solcher Blender sein. Ihm geht es nicht um seinen eigenen Ruhm, sondern um Jesus Christus. Er will die Menschen zur Begegnung mit Jesus führen, der ihnen Heil und Leben schenkt.
Paulus hat genug Qualitäten, deren er sich rühmen könnte. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, erfahren wir, welch große Taten er vollbracht hat und welche Kraft in ihm steckt. Aber er sagt deutlich: Diese Kraft kommt nicht aus mir selbst, diese Kraft schenkt mir Jesus.
Der Stachel im Fleisch, von dem Paulus spricht, ist zu einer sprichwörtlichen Redensart geworden. Vielleicht haben wir das, was Paulus meint, an uns selbst erfahren. Jeder hat seine besonderen Talente, aber jeder hat auch ein Handikap, eine Schwäche. Gott schenkt uns viel Gutes und nimmt auch viel Schweres von uns, aber diese eine Schwäche bleibt, sie gehört zu uns. Wir werden sie nur überwinden, wenn wir sie annehmen. Wenn wir diese eine Schwäche nicht annehmen, dann können wir daran zugrunde gehen, wenn wir sie aber annehmen, dann können wir daran wachsen, dann kann aus dieser Schwäche eine Kraft entstehen, die unserem ganzen Leben eine neue Dynamik schenkt.
Es ist wie mit einer Perle. Der Ursprung jeder Perle ist ein kleines, lästiges Stück Schmutz, oft ein Sandkorn, das in die Muschel hineinkommt und sie stört. Da sie es nicht mehr los werden kann, umgibt sie es mit Perlmut, und im Laufe der Zeit entsteht daraus eine wunder- schöne Perle. Die Muschel hat an der Perle keinen Nutzen, aber wer sie findet, der freut sich an deren Glanz.
So wird auch der Stachel im Fleisch des Paulus für andere nützlich. Seine Schwäche hat er verwandelt in eine Stärke. Der Perlglanz über dem Stachel kommt nicht von ihm, sondern wurde ihm ganz von Christus geschenkt. So will Gott auch unsere Schwächen und dunklen Seiten mit dem Glanz seiner Gnade umgeben und so zum Leuchten bringen.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 14. Juli 2012, 02:40:03
15. Sonntag im Jahreskreis
   
(http://www.joseph-und-medardus.de/static/images/amos.jpg)

In jenen Tagen sagte Amazja, der Priester von Bet-El, zu Amos: Geh, Seher, flüchte ins Land Juda! Iss dort dein Brot, und tritt dort als Prophet auf! In Bet-El darfst du nicht mehr als Prophet reden; denn das hier ist ein Heiligtum des Königs und ein Reichstempel.
    Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter, und ich ziehe Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!

Zweite Lesung

Eph 1, 3-14

    Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
    Durch sie hat er uns mit aller Weisheit und Einsicht reich beschenkt und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat: Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist.
    Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt; wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher auf Christus gehofft haben.
    Durch ihn habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; durch ihn habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt. Der Geist ist der erste Anteil des Erbes, das wir erhalten sollen, der Erlösung, durch die wir Gottes Eigentum werden, zum Lob seiner Herrlichkeit.

Evangelium

Mk 6, 7-13

    In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
    Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie.
    Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

    Amos

    Der Prophet Amos              (http://www.kingjamesbibleonline.org/bible-images/Amos-Chapter-1-The-Prophet-Amos.jpg)
    "Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!" Das ist der Auftrag Gottes an den Propheten Amos. Amos ist der Prophet der Gerechtigkeit. Ein markanter Satz seiner Botschaft lautet: "Sucht das Gute, dann werdet ihr leben!"
    Amos trat in der Mitte des 8. Jahrhunderts vor Christus im Nordreich Israel auf. Er ruft seine Worte einer Gesellschaft zu, die meint in höchster Blüte zu stehen und nicht merkt, daß sie fast tot ist.
    Nach dem Tod König Salomos wurde Israel in das Südreich Juda und das Nordreich Israel geteilt. Beide litten unter den Angriffen ihrer Nachbarvölker. Unter Jerobeam II. war es im Nordreich nach einer langen Periode kriegerischer Auseinander- setzungen wieder zu Ruhe, Frieden und wirtschaftlichem Aufschwung gekommen. Doch davon profitierte nur eine kleine Oberschicht. Die einfache Bevölkerung geriet immer mehr in Armut und Abhängigkeit. Die Reichen verstanden es, sich durch ungerechte Machenschaften immer mehr zu bereichern.
    Gott wird in den Reichsheiligtümern, allen voran Bet-El, mit einem pompösen Kult verehrt. Doch feiert die Oberschicht nicht einfach nur sich selbst durch diesen Kult? Die staatlich angestellten Hofpropheten tun ihr übriges dazu, daß man sich im Recht und ob seines Reichtums in besonderem Maße als von Gott auserwählt wähnt.
    Da tritt der Prophet Amos als Störenfried auf. "Sucht das Gute, dann werdet ihr leben!"
    Aber wir leben doch und das nicht schlecht. Und überhaupt: was will dieser Fremde aus dem Südreich Juda hier bei uns? Er soll doch wieder nach Hause gehen.
    Doch Amos bleibt. Er weiß sich von Gott als Prophet berufen. Er hat seine Heimat, seine Herde und seine Maulbeerfeigen verlassen. Er folgt dem Auftrag Gottes: "Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!" Er ist frei und braucht in seinen Reden auf niemand Rücksicht zu nehmen. Er gehört nicht zu den Hofpropheten, die nur gefällige Sprüche sprechen dürfen, weil sie sonst um ihr Einkommen fürchten müssten.
    Er verkündet den Ruf Gottes nach Gerechtigkeit. Gott verabscheut die pompösen Gottesdienste, die fetten Opfer und den Lärm der Lieder, weil er nicht mit dem Leben zusammengeht. Es nützt nichts, auf der einen Seite Gottesdienst zu feiern und dann hinauszugehen und Unrecht zu begehen. Leben und Gottesdienst müssen in Einklang zueinander stehen. Das Unrecht macht das Land kaputt. Mag es auch Reichtum bringen, am Ende bringt es den Tod. Nur die Gerechtigkeit bringt Leben. Sucht das Gute, dann werdet ihr leben!
    Wenige Jahre nach seinem Auftreten wird das Nordreich von den Assyrern erobert und verschwindet für immer von der Landkarte.

    Segen

    Lobpreis und Segen
    Preisen und segnen, was im Deutschen zwei verschiedene Wörter sind, das wird in den alten Sprachen mit dem gleichen Wort ausgedrückt. Benedicere, wörtlich "Gutes sagen", das meint einerseits das Lob, das der Mensch Gott darbringt, aber auch den Segen, den Gott schenkt.
    Somit wird deutlich, dass Preisen und Segnen in einem untrennbaren Zusammenhang stehen. Wer Gott lobt, der tritt ein in die Beziehung mit Gott, aber noch bevor der Mensch Gott lobt, hat ihn Gott schon mit seinem Segen beschenkt.

    Sendung

Die Aussendung der Zwölf


    In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich
    und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen.
    Und er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister.

Jesus ist es, der seine Jünger ruft und sendet. Be-rufung ist ein persönlicher Vorgang, der sich zwischen Jesus Christus und dem Einzelnen ereignet. Der Ruf Jesu zur Umkehr und zum neuen Leben im Reich Gottes ergeht an alle Menschen. Alle können Mitbürger im Reich Gottes sein, die Aufnahme in den engeren Kreis um Jesus setzt aber eine explizite Berufung voraus.
Bereits im Neuen Testament begegnen wir der Vielschichtigkeit der Bürgerschaft im Reich Gottes. Da sind die Zwölf, die Jesus zu seinen engsten Begleitern beruft. Es gibt da aber auch noch andere, die Jesus nachfolgen auf seinem Weg, es wird einmal von der Sendung der 72 berichtet, auch der geheilte Bartimäus folgt Jesus. Dann gibt es aber auch noch andere, die nicht das Wanderleben Jesu teilen und doch zu seinen Jüngern gehören. Das bekannteste Beispiel dafür sind Maria, Marta und Lazarus, die Jesus mehrmals in ihrem Haus empfangen haben. Sie haben vor Ort ein Leben nach Jesu Wort gelebt und die umherziehenden Jünger aufgenommen. Auch später gab es Wanderapostel, aber auch Jünger Jesu, deren Häuser zum Zentrum der Gemeindebildung wurden.
Bis heute ist es so, dass viele dazu gerufen sind, an ihrem Platz in der Welt ein christliches Leben zu führen, und nur wenige in die radikale Nachfolge Jesu berufen sind, die mit einem radikalen Schnitt im Leben, einem Ausstieg aus der Welt und einer totalen Hingabe an die Vorsehung Gottes verbunden ist. Charles de Foucauld schreibt dazu an seinen Freund Louis Massignon:
"Arbeiten sie, beten sie, halten sie die Schwierigkeiten aus, tun sie Menschen Gutes, mit denen sie unmittelbar zu tun haben! Die Liebe Gottes lernt man, indem man die Menschen liebt. Der Weg zur Gottesliebe geht über die konkrete Nächstenliebe.
Ich habe keine Ahnung, wozu sie Gott im Besonderen beruft. Ich weiß aber sehr gut, wozu er alle Christen beruft, Frauen und Männer, Priester und Laien, Ehelose und Verheiratete: Apostel zu sein.
Apostel durch ihr Beispiel, durch Güte, durch wohltuenden Umgang, durch Zuneigung, die wieder Zuneigung weckt und zu Gott führt. Apostel, sei es wie Paulus, sei es wie Priszilla und Aquila. - Allen alles werden."

Jesus sendet die Jünger zu zweit aus. Verkündigung geschieht in Gemeinschaft. Einer allein kann oft nur wenig ausrichten. So galt auch im Judentum erst das Zeugnis von zwei Menschen als wahr. Sie bekräftigen so die Wahrheit der Botschaft Jesu. Wenn man zu zweit ist, kann man einander helfen, wenn einer in Gefahr gerät. Auch das war bei einem ungesicherten Wanderleben, bei dem man nicht damit rechnen konnte, stets auf freundlich gesinnte Menschen zu treffen, notwendig.
Doch auch für das geistliche Leben ist ein Begleiter wichtig. Unverzichtbar sind das gemeinsame Gebet, der Austausch über die Erfahrungen und der Beistand des anderen, wenn einer Zweifeln oder Anfechtungen ausgesetzt ist. Jesus sagt auch: "Was zwei von euch gemeinsam erbitten, werden sie erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." So wird deutlich, dass die Jünger nicht in ihrem eigenen Namen kommen, sondern dass Jesus bei ihnen ist und durch sie wirkt.
"Es ist Jesus, der heilt, nicht ich; es ist Jesus, der Worte der Wahrheit spricht, nicht ich; es ist Jesus, der Herr ist, nicht ich. Das kommt sehr klar und sichtbar zum Ausdruck, wenn wir die erlösende Macht Gottes gemeinsam verkünden. Ja, sooft wir gemeinsam Dienst an den Menschen tun, können sie leichter erkennen, dass wir nicht in unserem eigenen Namen kommen, sondern im Namen Jesu des Herrn, der uns gesandt hat." (Henri Nouwen)

    Sendung

    Und er trug ihnen auf, dass sie nichts mitnehmen auf den Weg,
    nur einen Stock, aber kein Brot, keine Vorratstasche,
    kein Geld im Gürtel, sondern Sandalen untergebunden, und:
    Zieht nicht zwei Untergewänder an.

Die Jünger sollen sich ganz auf Gottes Vorsehung verlassen und darauf, dass sie stets Menschen begegnen, die ihnen das Nötige zukommen lassen. "Sorgt euch nicht um morgen!" Dieses Wort Jesu wird hier ebenso lebendig wie die Vater-Unser-Bitte um das tägliche Brot. Zugleich sehen wir uns an die Wüstenwanderung des Volkes Israel erinnert. Damals sollten die Menschen nur für einen Tag das Manna sammeln und stets darauf vertrauen, dass Gott es ihnen am nächsten Morgen wieder von neuem schenken wird.
"Das leichte Gepäck der Nachfolger Jesu soll auf das Neue verweisen, das jetzt in Israel geschieht. Überall in den Städten und Dörfern finden die Jünger bei ihrer Verkündigung der Gottesherrschaft Anhänger und Sympathisanten Jesu, "Menschen des Friedens" (Lk 10,6), die sie in ihre Häuser aufnehmen und mit allem versorgen.
Die Jünger bleiben also nicht allein. Um sie herum beginnt sich das wahre, endzeitliche Israel zu sammeln. Sie sind zwar mittellos - aber sie haben alles. Sie sind zwar arm - und sind doch reich. Eine Gruppe von Menschen im ganzen Land, die alle vom Reich Gottes ergriffen sind, die einander rückhaltlos vertrauen, die miteinander teilen, die füreinander sorgen: das ist eine unerschöpfliche Reserve.
So geht es in der Ausrüstungsregel der Jünger nicht zuerst um Armut oder Anspruchslosigkeit. Die fehlende Ausrüstung der Jünger ist vielmehr ein hinweisendes Zeichen auf das endzeitlich-solidarische Miteinander im Gottesvolk, das die Jünger Jesu frei und verfügbar macht." (Gerhard Lohfink)

    Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie.

Die Jünger sollen an einem Ort nicht das Haus wechseln, denn das könnte schnell zu Eifersüchteleien führen. Die Bewohner eines Ortes könnten in einen Wettstreit treten und versuchen, einander in ihrer Gastfreundschaft zu überbieten und dann ginge es nicht mehr um das Reich Gottes, sondern darum, den Jüngern eine immer anspruchsvollere Unterkunft anzubieten.
Es kann aber auch das Gegenteil eintreten, dass sich an einem Ort kein Mensch findet, der die Jünger aufnehmen will. Auch das ist Realität. Verkündigung des Evangeliums ist auch mit Rückschlägen verbunden. Doch das soll die Jünger nicht mutlos machen. Sie sollen nicht an sich zweifeln, sondern vielmehr denen, die sie nicht aufnehmen wollen zeigen, welche Chance sie damit verpasst haben. Sie haben ein einmaliges Angebot ausgeschlagen.

    Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

"Vagabunden des Evangeliums" könnte man die Jünger nennen, wenn man sie so umherziehen sieht. Vagabunden aber haben aber in der Regel keinen guten Ruf bei den Menschen. Doch Jesus schickt seine Jünger wie Bettler aus, ohne Geld, ohne Vorräte, ohne Kleidung zum wechseln. Sie sollen ganz von der Fürsorge anderer Menschen leben. Und doch unterscheiden sich die Apostel, die Jesus zu zweien ausschickt, grundlegend von Landstreichern. Sie haben eine Vollmacht. Sie haben die Vollmacht Jesu, der sie sendet, zu heilen und unreine Geister auszutreiben.
Vagabunden sind vor allem deswegen oft wenig geachtet, weil wir in ihnen gescheiterte Existenzen sehen. Die Apostel aber sind quasi "gute" Vagabunden. Sie sind nicht bestimmt von den Mächten, die Menschen ins Elend und in die Sucht treiben, sondern können diese Mächte besiegen. Zwar sind sie materiell von der Sorge anderer abhängig, doch können sie den Menschen etwas geben, das den Wert der materiellen Hilfe bei weitem übersteigt. Sie können die Menschen heilen an Leib und Seele und es ihnen so ermöglichen, ein besseres Leben zu führen.

Es ist die erste selbständige Mission der Apostel. Markus schildert uns ihr Wirken nur ganz kurz, aber vielleicht können wir uns vorstellen, was das für eine Begeisterung gewesen sein muss, als die Apostel gemerkt haben, dass auch sie wie Jesus Wunder wirken, Dämonen austreiben und Kranke heilen können.
Wo spüren die Menschen heute, dass die Boten Jesu Vollmacht haben? Können Arbeitskreise und pastorale Konzepte den Ruf zur Umkehr ersetzen?
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 21. Juli 2012, 12:32:21
22.07.  16. Sonntag im Jahreskreis B

(http://langdorf.geolinux.de/global_pfarrei/bilder/losung/losung12.jpg)

Ruht ein wenig aus! (Mk 6,30-34)

Durch den Propheten Jeremia spricht Gott das trostreiche Wort:

„Ich selbst sammle den Rest meiner Schafe, ich bringe sie zurück auf ihre Weide, sie sollen fruchtbar sein und sich vermehren. Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen - Spruch des Herrn.“ (Jer 23,3f)


Zur sommerlichen Urlaubs- und Ferienzeit paßt recht gut das Evangelium des heutigen Sonntags, wo Christus seine Apostel, die ganz erschöpft von ihrer ersten Mission zurückkehren, einlädt: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein wenig aus“ (Mk 6,31).
Ruht ein wenig aus. - Ähnlich sagt er es einmal an anderer Stelle: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28).
Der Herr weiß sehr wohl, dass es nicht so einfach ist mit dem Leben und mit dem Christsein; dass es oft genug beschwerlich ist und mühsam. Gerade darum ist er ja in diese Welt gekommen und darum ruft er uns zu sich, die wir mühselig und beladen sind – und manchmal orientierungslos wie Schafe, die keinen Hirten haben (Mk 6,34), weil wir bei ihm genau das finden, was wir brauchen: neue Kraft, neuen Elan, inneren Frieden und Freude.
Lassen Sie mich das in drei Gedanken ein wenig ausführen:

Erster Gedanke: Ausruhen ist wichtig für den Menschen!
Der Mensch ist keine Maschine. Wir können nicht ununterbrochen funktionieren wie ein Rädchen im Getriebe. Arbeit und Erholung, Spannung und Entspannung gehören untrennbar zusammen wie Einatmen und Ausatmen. Wer das vergißt und von morgens bis abends in Betrieb ist, kommt unweigerlich aus dem Gleichgewicht. Darum hat uns Gott den Sabbat, den Ruhetag, gegeben und diesen Tag – nicht die Werktage! – gesegnet (Gen 2,3). Darum brauchen wir Urlaub und Ferien, wirkliche „Auszeiten“. Manchmal ist dabei ein Ortswechsel, eine Reise nötig, dass wir aussteigen können aus dem Alltagsgetriebe und für eine Weile nicht erreichbar sind. Nur schade, dass aus dem Urlaub auch schon wieder ein großes Geschäft geworden ist und ein Statussymbol und dass viele Zeitgenossen gestresster aus dem Urlaub heimkommen, als sie bei der Abreise waren. Auch hier wäre weniger oft mehr, ein rechtes Maß, eine rechte Beschränkung. - Jeder muss prüfen, wo er am besten ausruhen kann: vielleicht daheim, vielleicht auf Reisen.

Zweites  Stichwort: Ausruhen beim Herrn.
„Christus ist unser Friede“ – heißt es in der heutigen Lesung (Eph 2,14). Den wirklichen Frieden – die innere Harmonie, Ausgeglichenheit, Zufriedenheit und Gelassenheit – finden wir bei ihm – oder wir finden das nirgends. Der Friede – das ist das kostbarste Geschenk, das der Herr – in diesem Leben – seinen Gläubigen zu geben hat.
Und wir müssen dieses Geschenk immer wieder aufs neue annehmen, besonders dann, wenn wir merken, dass bei uns innerlich „Ebbe“ wird.
Gerade die Urlaubszeit könnte Gelegenheit geben, mehr Zeit mit dem Herrn zu verbringen, Zeit, die sonst allzu knapp bemessen ist.
Zum Beispiel in der Natur - in den Bergen, am Meer, vor großen Landschaften, unter dem nächtlichen Sternenzelt - wieder das Staunen lernen. Die Schöpfung ist doch ein einziges herrliches Lob des Schöpfers. Wie oft sehen wir das gar nicht mehr. Wie oft sind wir eingedeckt mit dem alltäglichen Kleinkram und vergessen, uns aufzurichten und zum Himmel aufzuschauen und das Große zu sehen, das uns umgibt – und vor dem unsere eigenen Sorgen plötzlich klein werden.
Die Freude an der Schöpfung Gottes ist ein Grundmotiv der Bibel. Immer wieder werden wir zum Lob des Schöpfers aufgerufen. Etwa im Psalm 104, einem Loblied auf den Schöpfer:
“Lobe den Herren meine Seele!  Herr, mein Gott, wie groß bist du! Du bist mit Hoheit und Macht bekleidet. Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.“
Und dann werden die Wunderwerke der Schöpfung durchbustabiert: von den Gestirnen, über die Elemente - Erde, Wasser, Luft und Feuer - die Pflanzenwelt, die Tiere, bis hin zum Menschen. Um dann am Schluss wieder in das Gotteslob einzumünden: „Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe, will meinem Gott spielen, solange ich da bin. – Lobe den Herrn meine Seele!“

Gott ist groß. Das Wunderwerk der Schöpfung ist gewaltig und faszinierend. Wie klein und unwichtig ist so vieles, was uns den lieben langen Tag in Atem hält. Vielleicht kann uns dies an einem schönen Ferientag neu bewußt werden.
Und wie von selbst wird dann dieses Bewußtsein, diese Erkenntnis zum Gebet werden, zur bewußten Hinwendung zu Gott, unserem Schöpfer und Vater.
Oft erscheint uns das Gebet wie eine lästige Pflicht. – Aber das ist ein Mißverständnis.
Beten ist Atemholen der Seele.
Beten ist Erfrischung und Erneuerung des Geistes an der Quelle des Lebens.
Freilich, um das zu entdecken, müssen wir uns Zeit nehmen. Und zwar nicht nur eine Randzeit des Tages, eine Restzeit am frühen Morgen oder am späten Abend, wo wir müde und zerstreut sind, sondern eine gute Zeit, eine Zeit, wo wir ganz da sind. Reservieren wir uns in der Urlaubszeit gute Zeiten für Gott, für das Gebet, für das Nachdenken, für Lektüre, für einen Besuch im Gotteshaus – das wird die beste Kur für unsere Seele sein!

Und ein dritter und letzter Gedanke:
Am Schluss unseres heutigen Evangeliums läßt sich Jesus aus Mitleid mit den Menschen, die so orientierungslos und hilfsbedürftig sind, bewegen, sich ihrer anzunehmen. Das Mitgefühl ist auch für uns immer eine wichtige und heilsame Perspektive. Wir dürfen die Not der Mitmenschen nicht übersehen. Dort, wo wir können, sollen wir zur Hilfe bereit sein, und wenn dies nur ein Wort des Trostes und der Ermutigung ist, wenn es etwas Zeit ist, die wir anderen schenken, das Interesse, das wir für andere aufbringen.
Vielleicht kann uns auch für solche spontane Mitmenschlichkeit die Urlaubszeit freier machen.
Dann könnten die kommenden Wochen wirklich eine gesegnete Zeit sein.
Ich wünsche es uns allen!

Amen.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 28. Juli 2012, 01:04:31
17. Sonntag im Jahreskreis

Die erste Lesung aus dem Alten Testament zeigt uns jeweils eine Situation, die als Vorausbild des Geschehens im Evangelium gedeutet werden kann und uns zu einem tieferen Verständnis des Evangeliums hilfreich ist.
Die zweite Lesung aus dem Neuen Testament ist jeweils dem Epheserbrief entnommen und hat in der Regel keinen direkten Bezug zum Evangelium. Ihre Kommentierung hat daher einen von den anderen Texten unabhängigen Schwerpunkt.

Johannes, der uns vom letzten Abendmahl nur die Fußwaschung, nicht aber wie die anderen drei Evangelisten die Einsetzungsworte der Eucharistie überliefert, entfaltet in diesem Kapitel eine umfangreiche Lehre über die Eucharistie. Es beginnt damit, dass Jesus eine große Menschenmenge, die ihm folgte und seine Worte hörte, mit nur fünf Broten und zwei Fischen satt gemacht hat. Ausgehend von diesem Zeichen hält Jesus in der Synagoge von Kafarnaum eine lange Rede über das wahre Brot vom Himmel, das er selbst ist. Ich bin das Brot des Lebens, sagt Jesus ganz deutlich. Doch die Menschen verstehen nicht, was er ihnen damit sagen möchte. Sie hätten es ganz gerne, wenn sie einfach nur immer mit irdischer Nahrung satt werden würden. Dass aber der Glaube an Jesus Christus das sein soll, was sie wirklich satt macht, das übersteigt ihre Vorstellungskraft. So hatten sie sich diesen Jesus nicht vorgestellt. Alle verlassen ihn, nur die Zwölf bleiben.
Es wird deutlich, dass Jesus zwar von einem Sättigungsmahl ausgeht, das den Menschen als Zeichen dienen soll, das, was Eucharistie bedeutet, aber etwas ganz anderes ist. Hier geht es nicht darum, den irdischen Hunger des Menschen zu sättigen, sondern darum, dass der Mensch erkennt, dass allein in Jesus Christus das Heil ist, das den Hunger des Menschen nach dem Leben - ewigen Leben - stillt. Auch heute noch scheiden sich an diesem Glauben die Geister.

Erste Lesung
2 Kön 4,42-44


    In jenen Tagen kam ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Gottesmann Brot von Erstlingsfrüchten, zwanzig Gerstenbrote, und frische Körner in einem Beutel. Elischa befahl seinem Diener: Gib es den Leuten zu essen!
    Doch dieser sagte: Wie soll ich das hundert Männern vorsetzen? Elischa aber sagte: Gib es den Leuten zu essen! Denn so spricht der Herr: Man wird essen und noch übrig lassen. Nun setzte er es ihnen vor; und sie aßen und ließen noch übrig, wie der Herr gesagt hatte.

Zweite Lesung
Eph 4, 1-6


    Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält.
    Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.

(http://vitajesu.files.wordpress.com/2009/12/lanfranco_multiplication.jpg)


Evangelium
Joh 6, 1-15


    In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder.
    Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
    Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!
    Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.
    Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.
    Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

    Elischa Die Brotvermehrung des Evangeliums spielt direkt auf das Geschehen aus dem zweiten Buch der Könige an. Auch Jesus verwendet Gerstenbrote. Auch bei Jesus können sich alle satt essen. Doch sind es bei Elischa "nur" hundert Männer, die von immerhin zwanzig Broten satt werden, so sind es bei Jesus fünftausend Männer und nur fünf Brote.
    Vielleicht kennen wir die Stellen aus der Heiligen Schrift einfach schon zu gut, um uns das Ereignis eines Wunders vorzustellen, oder man hat uns allen Wunderglauben ausgetrieben mit dem Hinweis darauf, dass die Wunder nur symbolisch zu verstehen sind und so gar nicht stattgefunden haben.
    Stellen wir uns einmal vor, wir würden mit einer Gruppe einen Ausflug machen, haben vergessen, Proviant einzupacken, sind am Abend erschöpft und merken: weit und breit kein Ort, kein Gasthof nirgendwo gibt es etwas zu Essen. Erschöpft setzen wir uns und dann teilt einer aus und alle werden satt.
    Ertragt einander
    in Liebe!
    Friede Die Kirche ist "bunt". Menschen aus allen Rassen, Völkern und Schichten finden in ihr zusammen. Das bedeutet aber auch, dass in ihr die verschiedensten Gedanken und Meinungen zusammentreffen. Nicht alle verstehen sich untereinander gleich gut. Wir erleben diese Spannungen in unseren Gemeinden vor Ort, aber auch innerhalb der Weltkirche.
    "Ertragt einander in Liebe!" Dieses Wort des Apostels Paulus soll ein Aufruf an uns alle sein, das Anderssein des Anderen zu ertragen, um der Einheit willen, die nach Jesu Wunsch die Kirche prägen soll.
    Doch Einheit ist nur möglich, wo es auch das Gemeinsame gibt, der gemeinsame Glaube an den dreieinen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wie ihn uns die Kirche überliefert, die gemeinsame Hoffnung auf unsere Erlösung, durch die wir durch die Taufe Anteil erhalten haben.
    Katholisch sein, das meint stets beides, die Weite der "bunten" Kirche, in der viele Heimat finden, aber auch die Bereitschaft, auf dem gemeinsamen Fundament des Glaubens zu stehen.

Die Heilungswunder Jesu haben Eindruck gemacht. Eine große Menschenmenge folgt ihm und seinen Jüngern. Jesus erscheint als der neue Mose, der dem neuen Volk Gottes voranzieht. Wie Mose steigt Jesus auf einen Berg. Er setzt sich, um das Volk zu lehren. Wir würden hier eine lange Rede Jesu ähnlich der Bergpredigt erwarten. Vielleicht hat Jesus das Volk tatsächlich gelehrt. Doch die entscheidende Unterweisung geschieht erst nach dem Wunder der Speisung, das nun geschieht.
Das erinnert uns an das Prinzip, das Cyrill von Jerusalem in seinen mystagogischen Katechesen anwendet, dass nämlich die Erklärung des Mysteriums erst erfolgt, nachdem die Menschen es an sich erfahren haben. Cyrill schreibt:

    "Ihr wahren und ersehnten Kinder der Kirche! Schon lange wollte ich euch diese geistlichen, himmlischen Mysterien erläutern. Weil ich aber genau wusste, dass Sehen viel überzeugender ist als Hören, habe ich den jetzigen Zeitpunkt abgewartet. Durch die Erfahrung des Taufabends seid ihr viel empfänglicher für das, was zu sagen ist. So will ich euch nun an der Hand zur leuchtenden und duftenden Wiese des Paradieses führen." (I, 1)

So will auch Jesus den Jüngern zunächst Anteil schenken an dem göttlichen Wunder und dann zeigt er auf, dass dieses Wunder mehr bedeutet, als die Menschen erahnen. Das Brot, das Jesus schenkt, ist sein Leib, hingegeben zum Leben der Welt.
Johannes stellt einen Bezug zum Paschafest her, dem höchsten der Feste Israels. Damit wird zum einen erneut auf Mose und den Auszug Israels aus Ägypten zurückverwiesen, doch der kundige Leser wird zugleich erinnert an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern, das seine Erfüllung findet durch Jesu Kreuzesopfer. Schon hier wird deutlich, dass die Speisung der Menge, die nun folgt, mehr ist, als ein Wunder zur körperlichen Sättigung.
Jesus wendet sich an Philippus, der im Johannesevangelium an mehreren Stellen besonders herausgestellt wird. Joh 1,43-47 schildert seine Berufung und sogleich führt er auch seinen Freund Natanael zu Jesus. In Joh 12,21 wendet sich eine Gruppe griechischer Pilger, die mit Jesus in Kontakt treten möchte, zunächst an Philippus und in Joh 14,8f wendet er sich an Jesus mit der Bitte: "Herr, zeig uns den Vater."
Auch hier will Jesus Philippus etwas zeigen. Wir können uns sein verdutztes Gesicht vorstellen, als Jesus ihn plötzlich fragt, wo sie das ganze Brot für die vielen Leute herbekommen sollen. Er kann sich die Wunderkraft Gottes nicht vorstellen, denkt noch ganz irdisch, wie seine Antwort zeigt: "Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll."
Philippus ist ratlos. Andreas, der ebenfalls bei Johannes eine besondere Rolle im Kreis der Zwölf inne hat, macht einen Vorschlag, glaubt aber selbst nicht daran, dass der sie weiterbringen wird. Und doch kommt er damit der Sache schon näher als Philippus. Brot kaufen geht nicht, dazu fehlt das Geld. Aber teilen - im Teilen geschieht das Wunder, das Jesus nun wirkt.
Bisher saßen nur Jesus und seine Jünger. Wie in der Antike üblich sitzt der Lehrer, während seine Zuhörer stehen. Auch das ein weiterer Hinweis darauf, dass Jesus eine Rede gehalten hat oder dass die Menschen zumindest mit einer Rede Jesu gerechnet haben. Nun aber sollen sich alle setzten. Es folgt ein gemeinsames Mahl. Jesus ist der Vorsteher der Mahlgemeinschaft. Er spricht das Segensgebet und teilt Brot und Fisch an die Menschen aus.
Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.
Jeder konnte essen, soviel er wollte, alle wurden satt und es blieb sogar noch etwas übrig. Auch im außerchristlichen Raum finden wir solche Speisungswunder. Ein Charakteristikum ist, dass stets mehr übrig bleibt, als man zu Anfang hatte. Man sammelt die Reste, damit nichts verdirbt.

Die Brotvermehrung Jesu steht in der Tradition der Brotwunder des Alten Testaments. In der ersten Lesung hören wir, wie der Prophet Elischa mit zwanzig Broten hundert Männer speist (2Kön 4, 42-44). Jesus macht mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Männer satt. Jesus überbietet somit die bekannten Wunder.
Das Brotwunder schlechthin ist die Speisung des Volkes Israel auf dem Weg durch die Wüste mit dem Manna. Mose ist es, der dem Volk das Manna gibt, doch letztlich ist es Gott selbst, der sein Volk mit dem Brot vom Himmel speist. Das Volk Israel, das auf Gottes Geheiß hin von Ägypten ins Gelobte Land aufgebrochen ist, braucht unterwegs nicht zu hungern.
So brauchen auch die Menschen, die aus ihren Dörfern und Städten zu Jesus gekommen sind, um seine Worte zu hören, nicht zu hungern. Jesus gibt ihnen nicht nur geistige Nahrung durch sein Wort, sondern sorgt sich auch um ihr leibliches Wohl. Die wunderbare Speisung soll in Tabgha stattgefunden haben, wo heute eine Kirche mit einem bekannten Mosaik an dieses Wunder erinnert.
Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Die Menschen erkennen in Jesus den von Mose verheißenen Prophet, den Messias. Und doch haben sie nicht wirklich verstanden, was Jesus ihnen zeigen wollte. Sie denken rein irdisch, wollen einen König, der sein Volk wie der Kaiser in Rom stets mit Brot und Spielen bei Laune hält, einen Herrscher nach ihrer Vorstellung, der groß und mächtig ist. Sie setzen andere Prioritäten als Jesus. Für sie ist das Zeichen wichtiger als das, was es zeigen soll. Die Worte Jesu, die zur Umkehr rufen, sind schnell vergessen. Nur weil Jesus sie alle satt gemacht hat, ist er plötzlich für sie der große Held. Es ist leicht, sich die Menge mit materiellen Wohltaten gewogen zu machen.
Jesus aber will nicht von den Menschen bejubelt werden, weil er sie satt gemacht hat. Jesus kauft sich nicht Menschen durch ein billiges Wunder. Er will den Menschen zeigen, dass sie dann, wenn sie seinen Worten glauben, sich keine Sorgen um materielle Dinge zu machen brauchen, wie es in der Bergpredigt heißt: "Euch aber muß es zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles andere dazugegeben." (vgl. Mt 6,33) Den Menschen aber geht es zuerst ums Essen, deshalb können sie Jesus nicht verstehen. Jesus flieht vor ihnen und zieht sich in die Einsamkeit zurück.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 04. August 2012, 13:45:41
18. Sonntag im Jahreskreis
(http://www.st-elisabeth-bochum.de/2-03-100%20Erstkommunion-Dateien/image003.jpg)
Ich bin das Brot des Lebens, wer mich annimmt, wird nicht hungern!

Erste Lesung
Ex 16,2-4.12-15

    In jenen Tagen murrte die ganze Gemeinde der Israeliten in der Wüste gegen Mose und Aaron. Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch in Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen.
    Da sprach der Herr zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll hinausgehen, um seinen täglichen Bedarf zu sammeln. Ich will es prüfen, ob es nach meiner Weisung lebt oder nicht. Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: Am Abend werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt sein von Brot, und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin.
    Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht von Tau rings um das Lager. Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif, auf der Erde. Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt.

Zweite Lesung
Eph 4,17.20-24

    Ich sage es euch und beschwöre euch im Herrn: Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken! Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt. Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist.
    Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben, und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Evangelium
Joh 6, 24-35

    In jener Zeit als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen?
    Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.
    Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?
    Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
    Sie entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.
    Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.
    Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot!
    Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.

(http://www.ars-christiana.de/shop_ac/Media/Shop/142089-g.jpg)
    Das Manna
    Wie die Rede von den "Fleischtöpfen Ägyptens" zu einem geflügelten Wort dafür geworden ist, dass Menschen lieber beim gewohnten Wohlstand - und sei er noch so gering - bleiben, als Entbehrungen für etwas Neues auf sich zu nehmen, so ist das Manna zu einem Bild für Gottes wunderbare Fürsorge geworden für alle, die bereit sind, auf Gottes Wort hin einen neuen Aufbruch zu wagen.
    Die Israeliten mussten in Ägypten keinen Hunger leiden, aber sie waren Sklaven, die für ihre Herren arbeiten mussten. Was ist der Mensch bereit, für seine Freiheit auf sich zu nehmen? Mir geht's doch gut, ich hab doch alles, was ich brauche - wirklich?
    Ein Beispiel dafür ist die Wende in Osteuropa. Rein materiell waren die Menschen im Kommunismus gut versorgt. Jeder hatte Arbeit, das Essen war billig, die Mieten niedrig - ein Traum, wenn man auf heutige Verhältnisse blickt. Aber doch gab es Menschen, denen etwas gefehlt hat - die Freiheit, sagen zu dürfen, was sie denken, die Freiheit, nicht nach dem einförmigen Menschenbild des Kommunismus leben zu müssen.
    Viele konnten nicht verstehen, warum Menschen dafür auf die Straße gingen. Viele sagen heute wieder: wie schön war es doch damals im Osten. Sicher, die westliche Gesellschaft hat mittlerweile auch ihre inneren Werte an den Kapitalismus verkauft. Doch wer ist heute bereit, anders zu leben, und sich nicht allein vom Geld beherrschen zu lassen?
    Jeder kennt die ihm vertrauten "Fleischtöpfe Ägyptens" an denen er sitzt und die es ihm schwer machen, sich für etwas Neues zu entscheiden, das zudem noch mit vielen Fragen und Ungewissheiten verbunden ist.
    Die Israeliten haben den Weg aus Ägypten gewagt. Oft standen sie vor unlösbaren Problemen. Als das Heer des Pharao sie fast eingeholt hatte, als sie in der Wüste Hunger und Durst litten. Doch Gott hat sich allezeit als Retter erwiesen. Gott ließ sein Volk nicht im Stich. Die lebensfeindliche Wüste spendete Lebensbrot. Manna - Was ist das? So haben sie gefragt, als sie es zum ersten Mal sahen. Jeden Tag lag es da, von Gott geschenkt. Aber auch Fleisch gab es, das vom Himmel fiel, Wachtel- schwärme, die auf ihrem Weg über die Wüste vor Erschöpfung direkt über dem Lager der Israeliten niederfielen.
    Es gibt für das Manna zwei natürliche Erklärungen: In einigen Gegenden der Halbinsel Sinai leben Schildlausarten, die aus der Manna-Tamariske Pflanzensaft zur Versorgung ihrer Larven saugen. Den Überschuss an Saft, den die Larven nicht benötigen, sondern sie als Tropfen ab, die als kleine, weißlich-gelbliche Kugeln auf den Boden fallen. Die Kügelchen müssen am Morgen aufgesammelt werden, da sie während des Tages schmelzen. Manna gibt es auch von dem Wüstenstrauch der Weißen Hammada. Das Manna ist süß und wird heute als Honigersatz, aber nicht an Stelle von Brot verwendet.
    Im Laufe der Zeit ist aus der Naturerscheinung des Manna immer mehr ein Wunder geworden. Es wurde zum Sinnbild dafür, wie Gott für sein Volk sorgt. Wie alle Wunder des Alten Testaments, so ist auch das Manna zu einem Vorausbild dessen geworden, was sich im Neuen Testament erfüllt hat. "Brot vom Himmel gab er ihnen zu Essen." Das Himmelsbrot des Neuen Bundes ist die Eucharistie, in der Jesus Christus sein Fleisch und sein Blut hingibt zum Leben der Welt.
    Das Manna des Neuen Bundes ist nun nicht mehr eine Nahrung, die den irdischen Hunger stillt, sondern die Eucharistie wird zum Brot des Lebens, das den geistigen Hunger des Menschen stillt und Nahrung ist für das ewige Leben bei Gott. Sie ist nicht mehr nur eine Speise, die Gott schenkt, sondern in der Eucharistie schenkt Gott sich selbst. Jesus Christus gibt uns sein Fleisch und Blut zu Essen und zu Trinken, damit wir so eins werden mit ihm und Anteil haben am Reich Gottes.
    Haben wir den Mut, unsere "Fleisch- töpfe Ägyptens" zu verlassen und uns, gestärkt vom wahren Manna Jesus Christus, aufzumachen zu einem neuen Leben, das Gott uns schenken will?

"Ich bin das Brot des Lebens"

Am Tag zuvor haben die Menschen die Erfahrung gemacht, dass Jesus sie auf wunderbare Weise satt gemacht hat. Sie wollten Jesus zum "König" machen, doch dann war er weg. Die Menschen blieben allein zurück, einige werden nach Hause gegangen sein, aber viele suchen am anderen Morgen nach Jesus. Er ist nicht zu finden. Was die Menge nicht weiß: Jesus hat vor den Augen seiner Jünger ein weiteres Wunder vollbracht. Er ist über das Wasser gelaufen und hat die Jünger, die schon mit dem Boot über den See voraus gefahren sind, eingeholt.
Schließlich spricht sich herum, dass Jesus am anderen Ufer des Sees in Kafarnaum ist und die Menge setzt sich über den See dorthin in Bewegung. Sie wundern sich, wie Jesus dorthin kommen konnte. Ihre Frage danach, wann und wie er dorthin gekommen ist, lässt Jesus aber unbeantwortet. Und doch sind seine Worte eine Antwort auf ihre Frage. Die Worte Jesu können etwa folgende Bedeutung haben: Schaut nicht nur auf das, was euch vor Augen steht, blickt tiefer, erkennt das Wesen der Dinge, damit ihr verstehen könnt. Wie mein Weg nach Kafarnaum im Verborgenen geschehen ist, so ist auch die Bedeutung des Speisungswunders eine Verborgene, die nur der erkennt, der bereit ist, seinen Blick zu schärfen für das, was Gott wirkt.
Jesus erkennt, dass die Menschen nicht tiefer blicken wollen. Sie sind satt geworden, das genügt ihnen.

    "Sie suchen im Messias und so in dem Gott, der ihn sendet, letztlich den Versorger. Sie brauchen Gott - für die eigenen Bedürfnisse. Den, der Brot spendet, nehmen sie an. Den, der selber Brot ist, lehnen sie ab. Der Mensch macht sich ein geschnitztes Bild vom Heil, statt sich unmittelbar dem auszusetzen, von dem er allein sein und leben kann: Versorgung statt Beziehung, damit aber Entgöttlichung Gottes." (Klaus Hemmerle)

    Manna

Sie fragen nach den Werken. Was müssen wir tun? Die Gesetzeslehrer kennen hunderte Vorschriften, die das Tun des Menschen genau regeln, damit er durch sein Tun heilig lebt. Das Volk Israel hat die Tora als Weisung Gottes. Die Tora ist der Schatz Israels. Doch es genügt nicht, sie nur dem Wortlaut nach zu befolgen. Glaube, das geht tiefer. Glaube, das bedeutet, nicht nur fromme Dinge tun, sondern in seinem Herzen zu erfassen, dass Gott ist, dass Gott da ist, dass Gott mit den Menschen ist, dass er mitten unter den Menschen ist, dass Gott da ist im hier und jetzt in diesem Menschen Jesus Christus.
Die Menschen wollen ein Zeichen sehen, das ihnen die Gewissheit gibt, dass Jesus wirklich das Recht hat, diesen Glauben zu fordern. Beim Auszug aus Ägypten hat Mose dem Volk Israel das Manna geschenkt, Brot vom Himmel, das dem Volk auf seinem Weg durch die Wüste Nahrung bot. Gott selbst hat das wandernde Israel mit himmlischem Brot genährt. Wenn der Messias kommt, der Prophet, den Mose selbst vorhergesagt hat, dann wird er noch Größeres tun als Mose, so glaubten die Menschen damals. Heißt das nun, dass der Messias mehr Menschen speisen wird als Mose, dass er für ein Volk, in dem viele an Hunger und unter der Mühsal des täglichen Broterwerbs leiden, eine Gabe anbietet, die für alle und für immer den Hunger stillt?

Die Menschen damals und auch wir heute tun uns schwer damit zu verstehen, dass Jesus, in dem sich die Verheißungen des Alten Bundes erfüllen, nicht nur ein quantitatives, sondern ein qualitatives Mehr auszeichnet. Nicht allein dass Jesus durch die wunderbare Brotvermehrung so viele Menschen satt gemacht hat ist von Bedeutung. Entscheidend ist, dass Jesus nicht nur Brot gibt, sondern dass er selbst das Brot des Lebens ist.
Der Glaube an Jesus bietet nicht ein irdisches Paradies, in dem Menschen keine Not und keinen Hunger mehr zu leiden haben. Freilich, Jesus sorgt sich auch darum und heilt die Menschen, die zu ihm kommen und macht sie satt. Doch er will noch viel mehr geben: Die Speise, die nicht verdirbt und nach deren Genuß der Mensch nicht wieder Hunger bekommt, die Speise, die allein die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben stillt.
Die Sehnsucht des Herzens können keine Gaben aus zweiter Hand stillen. Die Sehnsucht des Herzens kann nur der stillen, der die Herzen geschaffen hat: Gott. Und so gibt sich Jesus selbst als Brot, das unseren Lebenshunger stillt. Wir finden die Erfüllung unseres Lebens, wenn wir es leben mit Jesus Christus.

    Bild Gottes

Zieht den neuen Menschen an,
der nach dem Bild Gottes
geschaffen ist. (Eph 4,24)

Kleider machen Leute, so sagt man und das war zu allen Zeiten so. Wer etwas sein will, der kleidet sich vornehm. Die Menschen sehen zuerst auf das Äußere, das kann man selbst leicht ausprobieren, wenn man ein Geschäft oder Restaurant entweder im feinen Anzug oder in einer abgetragenen Jeans betritt.
Viele Heilige haben am Beginn ihres Weges ein bewusstes Zeichen auch in Bezug auf ihre Kleidung gesetzt. Bekannt ist Franziskus, der sich in aller Öffentlichkeit ausgezogen und seinem Vater seine vornehmen Kleider zurückgegeben hat. Auch Ignatius von Loyola hat auf dem Montserrat seine Kleider einem Bettler geschenkt und selbst ein einfaches Gewand angezogen. Heute noch steht am Anfang des Weges zum Klosterleben die Einkleidung. In einer öffentlichen Zeremonie wird das neue Mitglied der Ordensgemeinschaft feierlich mit dem Ordensgewand bekleidet und erhält in manchen Orden zudem auch einen neuen Ordensnamen.

Jeder Christ ist in der Taufe zu diesem neuen Menschen geworden, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist. Früher stiegen die Täuflinge nackt in das Taufbecken und erhielten nach der Taufe ein weißes Gewand, um dies äußerlich sichtbar zu machen. Heute kennen wir das weiße Taufkleid, das die Kinder bei der Taufe tragen.
All dies ist Zeichen dafür, dass das Leben als Christ mit einer bewussten Entscheidung verbunden ist. Der Mensch bleibt zwar von seinem Körper her der gleich, doch in seinem Inneren wird er neu. Dieses neue Leben als Christ muss sich aber auch nach Außen hin zeigen. Dazu ruft Paulus in der heutigen Lesung auf. Das Denken und Tun der Christen muss sich von dem anderer Menschen unterscheiden. Es muss sich zeigen in einem Leben nach dem Willen Gottes. Nicht Begierde und Selbstsucht sollen den Menschen bestimmen, sondern das Streben nach Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Sicher ist das oft nicht leicht. Es erscheint so attraktiv, zu sein wie die anderen. Nicht jeder kann wie Franziskus oder Ignatius ein ganz neues Leben beginnen. Aber doch müssen wir uns immer wieder fragen: Wo zeige ich in meinem Leben, dass ich Christ bin? Wo können Menschen an meinem Leben erkennen, dass ich ein Mensch bin, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist?
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 12. August 2012, 08:01:59
19. Sonntag im Jahreskreis

(http://www.evangelische-kantorei.de/wp-content/uploads/Elias.jpg)

Erste Lesung
1 Kön 19, 4-8

    In jenen Tagen ging Elija eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.
    Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss!
    Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin.
    Doch der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.
    Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.

Zweite Lesung
Eph 4,30 - 5,2

    Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung.
    Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte! Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
    Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder, und liebt einander, weil auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt.

Evangelium
Joh 6, 41-51

    In jener Zeit murrten die Juden gegen Jesus, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?
    Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
    Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen.
    Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens.
    Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.

 Wir sind immer noch im Evangelium mitten in der Rede über das Himmelsbrot, die Jesus am Tag nach der wunderbaren Speisung des Volkes in der Synagoge von Kafarnaum gehalten hat. Die Leute murren gegen Jesus und wollen Zeichen sehen, die es rechtfertigen, dass er mit dem Anspruch auftritt, der Sohn Gottes zu sein.
Es ist typisch für Johannes, dass in den langen Reden Jesu, die er in seinem Evangelium überliefert, ein Thema immer wieder von unterschiedlichen Seiten beleuchtet wird. Wenn wir das heutige Evangelium hören, so werden wir thematisch nicht viel Neues gegenüber dem vom letzten Sonntag finden. Jesus wiederholt nur noch einmal eindrücklich das, was er bereits gesagt hat. Die Reden Jesu bei Johannes sind eine große Meditation, die uns wie über eine Spirale immer tiefer zum Kern der Worte Jesu hinführen.
Das Zeichen Jesu war für die Juden noch kein ausreichender Beleg dafür, dass er der Messias ist. Wer 5000 Männer satt macht, tut noch kein größeres Zeichen als Mose, der das ganze Volk Israel in der Wüste gesättigt hat. Die Menschen messen irdisch nach Zahl und Größe und sind nicht in der Lage, den substantiellen Sprung von der quantitativen zur qualitativen Verschiedenheit Jesu zu leisten. Sie sehen in ihm nur einen mehr oder weniger großen Menschen und nicht den Sohn Gottes, der er in Wahrheit ist.
Der Messias wird auch einer sein, dessen Herkunft unbekannt ist, so weiß es die jüdische Tradition. Doch von Jesus weiß die Menge, dass er der Sohn Josefs ist. Wie kann der Sohn Josefs und Mariens, der Bekannte von nebenan, von sich behaupten, dass er vom Himmel herabgekommen ist? Auch darin erkennen wir ein Argument gegen das Christentum, mit dem sich alle Christen, von den ersten Jüngern bis zu uns heute, auseinanderzusetzen haben. Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes im Schoße einer Jungfrau bleibt nach allein menschlichen Maßstäben unergründlich.
Irgendwie können wir die Zuhörer Jesu schon verstehen - und sind wir nicht manchmal selbst wie sie? Wenn einer mit großen Zeichen und spektakulären Wundern auftritt, ja dann staunen die Menschen. Aber die Unscheinbarkeit, mit der Jesus auftritt, ist das die Weise, wie das Reich Gottes einbricht in diese Welt? Trauen wir Gott überhaupt noch zu, dass er in dieser Welt seine Wunder wirkt, auch noch heute? Wunder, die nicht unseren eigenen Wünschen entgegenkommen und so sind, wie wir es gerne hätten, sondern die Gottes Herrlichkeit offenbaren, so wie er es will? Jesus sagt:

    "Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt." (Joh 6,44)

Wörtlich übersetzt heißt es: "Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht." Was bedeutet das? Ist Gezogen-Werden nicht etwas Unfreiwilliges? Wer gezogen wird, der kann nicht aus, der wird "abgeschleppt". Aber Gott will doch, dass wir ihm freiwillig folgen.
Wenn wir das Gezogen-Werden im Sinn von "Hingezogen-Werden" verstehen, wird diese Stelle schon anschaulicher. Wir fühlen uns zu jemand oder etwas hingezogen, das bedeutet, dass uns ein Mensch oder eine Sache sehr wichtig ist. Wir fühlen uns hingezogen zu einem schönen Kunstwerk, können uns daran nicht satt sehen. Wir lieben einen Menschen und wollen daher viel Zeit mit ihm verbringen. So zieht uns Gott zu sich, wir sind einfach fasziniert von ihm und können nicht anderes, als ihn anschauen wollen und mit ihm im Gebet zusammen sein. Augustinus schreibt:
"Wenn du vernimmst: ,Niemand kommt zu mir, außer wen der Vater zieht', sollst du nicht meinen, dass du wider Willen gezogen wirst. Es wird der Geist auch durch Liebe gezogen. So geschieht das Gezogen-werden nicht nur freiwillig, sondern mehr noch als das: du wirst sogar mit Lust gezogen, denn so heißt es in den Psalmen: ,Habe Lust im Herrn, und er wird dir die Wünsche deines Herzens erfüllen.' (Ps 37,4)
Nicht nur die körperlichen Sinne haben ihre Freuden, auch der Geist hat seine Freuden. In den Psalmen beten wir: ,Die Menschenkinder bergen sich im Schutz deiner Flügel, sie werden trunken vom Überfluss deines Hauses, und du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht schauen wir das Licht.' (Ps 36,8-10) Denk dir einen Liebenden, er versteht, was ich sage."
Bereits im Alten Testament haben wir den Gedanken, dass Gott sein Volk wie ein störrisches Tier "zieht". So heißt es bei Jeremia: ,Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, deshalb zog in dich in mein Erbarmen.' (Jer 38,3) und Hosea schreibt: ,Ich habe sie gezogen mit den Fesseln meiner Liebe.' (Hos 11,4).
Aus Liebe hat Gott seinen Sohn gesandt, um in ihm die Menschheit, die sich von Gott entfernt hat, heimzuholen in die Gemeinschaft mit Gott. Gott sehnt sich nach dem Menschen. Er will die Liebe des Menschen wecken, damit er ihn dann mit der unaussprechlichen Fülle seiner Liebe beschenken kann. Der Vater sendet den Sohn, er schickt ihn weg von sich in unsere Welt. Diese Sendung geschieht um unseretwillen. Durch den Sohn zieht der Vater uns wieder an sich. Unser Ziel ist es, zu Christus kommen und mit ihm zum Vater. Dazu ist Christus Mensch geworden, dass wir durch ihn zum Vater kommen und so ewiges Leben haben.

    Schüler Gottes

    "Und alle werden Schüler Gottes sein." (Joh 6,45)

Es ist Gott selbst, der uns lehrt, ihn zu erkennen. Wir müssen es nur zulassen, dann kann er uns den Glauben schenken, der unserem Leben eine neue Perspektive eröffnet. Gott klopft immer wieder an unsere Herzen. Vielleicht gelingt es ihm, uns von unserer Engstirnigkeit, in die wir so oft gefangen sind ohne es zu merken, herauszuführen und unsere Herzen weit zu machen, damit wir seine Größe fassen können.
Versuchen wir, alles aus dem Weg zu räumen, was uns den Blick auf Jesus verstellt, alle rein irdischen Argumente, die uns nicht erkennen lassen, dass Gott mehr vermag, als wir es uns mit unserem irdischen Verstand vorstellen können, alle Argumente, die das Wirken Gottes auf ein rein menschliches Maß reduzieren wollen. All das führt zum Murren gegen Gott. Geben wir Gott Raum in unserem Leben und lassen wir uns von ihm zum ewigen Leben führen.

Elija - Aufbruch

In der ersten Lesung hören wir heute vom Propheten Elija. Der Hintergrund zum Text der Lesung ist folgender: In seinem Eifer für Gott hat Elija etwas Schreckliches getan, er hat das Volk dazu aufgewiegelt, 450 Propheten des heidnischen Gottes Baal zu ermorden. Dafür soll er jetzt bestraft werden. Voller Angst und um sein eigenes Leben zu retten, flieht er in die Wüste.
An einem Ort völliger Einsamkeit setzt sich Elija unter einen Ginsterstrauch, ein armseliges Gestrüpp, das ihn nur notdürftig vor der prallen Sonne schützt. Er weiß nicht weiter. Wie steht Gott zu dem, was er getan hat? In seinem Kummer möchte er am liebsten sterben. "Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter." Dann legt er sich unter den Ginsterstrauch und schläft ein.
Wir kennen solche Momente der Erschöpfung und der Resignation. Ein falsches Wort, eine unüberlegte Handlung und plötzlich ist alles anders, eine Freundschaft zerstört, eine Beziehung kaputt, der Arbeitsplatz verloren, der Aufstieg verpasst. Und wir fragen uns: Warum? Warum musste es so kommen und nicht anders? Wie kann es jetzt noch weiter gehen?
In solchen Situationen sind wir machtlos, können uns selbst nicht helfen. Auch Elija kann sich nicht selbst aus dieser Not befreien. Doch Gott lässt ihn nicht im Stich. Ein Engel kommt und weckt ihn, hat Brot und Wasser gebracht, Stärkung für den Erschöpften in der Wüste. Doch es reicht noch nicht. Elija kann noch nicht weiter, legt sich wieder hin. Ein zweites Mal weckt ihn der Engel: "Steh auf und iss!"
Vielleicht ist es wirklich so, dass es niemals einen Augenblick gibt, an dem uns Gott ganz allein lassen würde, egal wie viel wir gesündigt haben und an allem "selber schuld" sind. Wir müssen aber offen sein für das, was uns der Engel Gottes zur Stärkung bringt, es sehen und annehmen. Es kann dauern, bis wir wieder aufstehen können, doch irgendwann dürfen auch wir dann wieder die Erfahrung machen, die auch Elija gemacht hat:
Er stand auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.
Und die Wüste fängt an zu blühen.

In der Lesung aus dem Epheserbrief hören wir heute Mahnungen zu einem christlichen Leben. Güte, Barmherzigkeit und Liebe sollen im Leben der Gläubigen zum Ausdruck kommen. Damit sollen wir das weitergeben, was wir selbst an uns erfahren haben. Gott hat zuerst an uns seine Güte Barmherzigkeit und Liebe erwiesen.

Mache ich im Glauben die Erfahrung, von Gott beschenkt zu sein? Ein Ort, wo mir dies besonders bewusst werden kann, ist die Beichte. Auch wenn viele heute die Beichte anders sehen, sie ist ein Geschenk, das Gott uns immer wieder anbietet.

"Das Sakrament der Versöhnung ist der Moment, in welchem dem einzelnen Gläubigen die größte Würde zuerkannt wird. In jedem anderen Moment des kirchlichen Lebens ist der Gläubige nur einer in der Vielzahl der anderen: einer von denen, die das Wort Gottes hören, einer von denen, die den Leib Christi empfangen - hier ist er der Einzige, in diesem Moment existiert die Kirche ganz und gar allein für ihn." (Raniero Cantalamessa)

Ein Konvertit gab einmal dieses Zeugnis:


"Wenn die Leute mich fragen: ,Warum hast du dich der Kirche von Rom angeschlossen?', lautet die erste Antwort: ,Um mich von meinen Sünden zu befreien.' Denn es gibt keine andere religiöse Gemeinschaft, die wirklich erklärt, die Leute von ihren Sünden zu befreien. Nur eine einzige Religion habe ich gefunden, die es wagt, mit mir in die Tiefe meines Selbst hinabzusteigen." (Gilbert. K. Chesterton)

Nehmen wir dieses Geschenk Gottes an und geben wir es weiter. Wie Gott uns die Vergebung allein aus seiner Liebe schenkt, so erwartet er auch von uns, dass wir unseren Mitmenschen vergeben, auch wenn es uns oft schwer fällt und Bitterkeit und Wut über uns Macht zu gewinnen versuchen. Wir können es, weil Gott es schon zuvor für uns getan hat.
Vergebung

 

Wege aus dem Seelentief
Depression in der Bibel: Wie der Prophet Elia aus der Wüste zu neuem Leben kommt


Von Barbara Hauck

Die Bibel ist ein zutiefst menschliches Buch: Sie kennt Niedergeschlagenheit, tiefe Erschöpfung und Depression und schildert sie in eindrucksvollen Worten. Barbara Hauck zeigt anhand der Geschichte des Propheten Elia, wie einer aus der Seelenwüste wieder herausfindet - zu einem neuen Leben.
»Die Speisung des Elias durch den Engel«, nach 1. Könige 19,7-8, Francesco Maggiotto, um 1790, Venedig, S. Giovanni in Bragora.

(http://www.sonntagsblatt-bayern.de/img03/grossbild/2009_41_01_01_01.jpg)

 »Die Speisung des Elias durch den Engel«, nach 1. Könige 19,7-8, Francesco Maggiotto, um 1790, Venedig, S. Giovanni in Bragora.
   
Er kann nicht mehr. Er will nicht mehr. Klar: Dass man mal durchhängt nach anstrengenden Arbeitswochen, das kennt er. Diesmal aber ist es anders. Diesmal, so spürt er, wird er nicht mehr aufstehen. Der Körper ist Blei. Der Kopf ist Blei. Die Gedanken sind Blei. Was soll das alles noch: sich abrackern, Erfolg haben, der dann doch nicht anerkannt wird.

Noch vor einem halben Jahr hätte er weitergekämpft. Hätte es allen gezeigt. Nun triumphieren die anderen. Sie haben ihn geschafft. Er ist fertig. Er spürt es selbst. Es hat ja doch keinen Sinn mehr…

VOM PROPHETEN ELIA ist die Rede. Man kann seine Geschichte, die im 1. Buch der Könige erzählt wird (1. Könige 19, 17-19), lesen als Ringen um die Aufgabe eines Propheten oder als Teil der uralten Geschichte Israels mit seinem Gott. Man kann sie aber auch lesen als die Geschichte eines depressiven Menschen. Elia wünschte sich zu sterben und sprach: »Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.«

»Depression hat zu tun mit Überforderung, und Überforderung führt zu Erschöpfung«, schreibt der Schweizer Psychotherapeut Josef Giger-Bühler. In seinem Buch »Endlich frei. Wege aus der Depression« betont er, wie häufig solche Überforderung daher rührt, dass man es besser machen will oder machen soll als die Eltern oder Großeltern. Die Bibel ist ein zutiefst menschliches Buch, sie kennt Niedergeschlagenheit, tiefe Erschöpfung, Depression, und sie schildert das in eindrucksvollen Worten.

Nicht nur das Schicksal des Elia, nicht nur die Geschichte des Königs Saul, der sich wünscht, dass der Hirtenjunge David sein verdüstertes Gemüt durch Musik aufhellt, lassen etwas ahnen von den vielen Gesichtern der Depression, die die Bibel bereithält. Die Psalmen, das Gebetbuch der jüdischen Frommen, lesen sich, als hätte einer die Klagen depressiver Menschen wörtlich mitgeschrieben:

Ich bin ein Wurm und kein Mensch ( Ps 22, 7)

Ich bin hingeschüttet wie Wasser ( Ps 22, 15)

Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist, ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser, meine Augen sind trübe geworden ( Ps 69, 3-4)

Ich bin fremd geworden meinen Kindern und unbekannt den Kindern meiner Mutter ( Ps 69, 9)

Mancher, der heute in seiner Depression mit dunklen Gedanken zu kämpfen hat, staunt, dass all das bereits in den Psalmen ausgesprochen ist. Und es wird nicht einfach ausgesprochen und aufgezählt. Da werden die Gedanken hin- und hergewälzt, wird nach Gründen gesucht, warum sich die Seele so verdunkelt hat. Bin ich selbst schuld daran, dass es mir so schlecht geht, sind es Feinde, die mir Böses wollen, oder hat sich Gott selbst abgewendet?
Wer drinsteckt, kann nicht glauben, dass es einmal enden wird
»So nimm nun, Herr, meine Seele«: Der Prophet Elias, Daniele da Volterra, um 1560, Rom, Sammlung Pannocchieschi d'Elci.

(http://www.sonntagsblatt-bayern.de/img03/grossbild/2009_41_04_01_01.jpg)

  »So nimm nun, Herr, meine Seele«: Der Prophet Elias, Daniele da Volterra, um 1560, Rom, Sammlung Pannocchieschi d'Elci.

       

Das Grübeln kann qualvoll sein, aber in der Art und Weise, wie die Beter der Psalmen darüber nachdenken, steckt auch etwas Befreiendes. »Mein Auge ist trübe geworden vor Gram und matt, weil meiner Bedränger so viele sind. Weicht von mir, alle Übeltäter, denn der Herr hört mein Weinen; … es sollen alle meine Feinde zuschanden werden und sehr erschrecken…« (Psalm 6,8-11)

Da nimmt einer seine eigenen Gefühle ernst. Diese Gefühle sagen ihm, was er lange Zeit nicht wahrhaben wollte: dass er mit Feinden zu kämpfen hat. Die Aggressivität, mit der er die Feinde verwünscht, lässt etwas ahnen von der Kraft, die darin stecken kann, sich selber und anderen einzugestehen: Ja, da sind andere Menschen, die mir Böses wollen, und ich will nicht, dass das ungestraft einfach so durchgeht.

Es geht nicht darum, anderen bewusst Böses zuzufügen. Wohl aber geht es darum, das quälende Kreisen um sich selbst zu durchbrechen und zu erkennen: Nicht ich bin an allem schuld. Es gibt in meiner Geschichte Menschen, die meiner Seele geschadet haben, bewusst oder unbewusst, und deretwegen ich mich nun herumplagen muss mit einer Lebenslast, die schwer zu tragen ist. Der Mut, so etwas zu sagen, kann ein Schritt sein, sich mit der eigenen Depression und ihren Ursachen auseinanderzusetzen.

Die Geschichte des Propheten Elia lässt noch andere Schritte erkennen. Sie gibt Hinweise und Anregungen, wie einer den schweren Weg der Depression durchstehen kann. Vierzig Tage und vierzig Nächte, so erzählt die Bibel, ist Elia allein in der Wüste unterwegs. Vierzig - das heißt zunächst: Dieser Weg hat einen Anfang, und er wird ein Ende haben. Die Tage sind gezählt. Sie werden sich nicht ins Unendliche dehnen. Vierzig ist aber auch eine heilige Zahl. Sie weist darauf hin, dass sich etwas Besonderes ereignen kann in dieser Zeit, etwas Besonderes auch zwischen einem Menschen und seinem Gott.
»Und siehe, ein Engel rührte ihn an«: Speisung des Elias, Lorenzo Gramiccia, 1769, Venedig.
(http://www.sonntagsblatt-bayern.de/img03/2009_41_04_01_02.jpg)
  »Und siehe, ein Engel rührte ihn an«: Speisung des Elias, Lorenzo Gramiccia, 1769, Venedig.

Freilich: Eine Depression und den langen Weg, den einer zu gehen hat, soll man nicht schönreden. Wer drinsteckt, der kann nicht mehr glauben, dass es einmal enden wird - und er spürt schon gar nicht, dass es eine besondere Zeit sein kann, die er da durchmacht. In der Rückschau merkt einer manchmal, dass es eine Reifezeit war, dass hinterher etwas anders ist als vorher, dass die Zeit nicht einfach vergeudet und verloren war. Aber erst mal geht es einfach ums Durchkommen, ums Überleben.

Eine im wahrsten Sinn des Wortes anrührende Szene wird geschildert: »Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank…«
Elia geht weiter, Schritt für Schritt durch die Wüste

Es sind die einfachsten Dinge, die elementarsten, die einer braucht für den weiten Weg durch die Depression. Dazu kann gehören, dass er sich eingesteht: Alleine schaff ich es nicht. Ich brauche Hilfe. Ich brauche jemanden, der mich von außen anrührt und mir zeigt, was jetzt zum Weiterleben nötig ist.

Für Elia ist es ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Essen und Trinken, mehr nicht. Das ist genug. Es ist auch Arbeit genug für einen, der sonst gar nichts mehr tun kann: wenigstens einen Bissen Brot essen, wenigstens einen Schluck trinken. Vielleicht kann er nicht mal Danke sagen, aber essen und trinken, das geht gerade noch. Gut, dass Engel keinen Dank brauchen.

Er geht weiter, Schritt für Schritt durch die Wüste, allein, kaum sichtbar für Außenstehende. Für Angehörige ist das oft schwer zu ertragen, diese Langsamkeit. Wer spürt schon von außen, wie anstrengend jede Bewegung ist, wenn sich einer einsam durch die Lebenswüste schleppt.

Wer mit depressiven Menschen zu tun hat, muss aushalten, dass er nur von außen diesen Menschen berühren kann. Er kann ihn nicht verändern und verwandeln. Wer mit depressiven Menschen zu tun hat, muss sich darauf einstellen, dass er das Lebenswichtige ständig wiederholen muss. Der Engel weist zweimal hin auf Brot und Wasser. Auch Gott sagt zu Elia immer wieder das Gleiche. Mit großer Geduld lockt er ihn aus der Höhle, in die Elia sich verkrochen hat.

Doch zunächst scheint es, als wäre Gott nicht mehr da. Zumindest nicht so, wie Elia ihn erwartet - im Feuer, im Sturm, im lauten Brausen: »Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer.«

So fremd einem diese archaischen Gotteserfahrungen hier scheinen mögen, so ist das etwas, was viele Menschen aus ihrer Depression erzählen und was sie erschüttert: Gott ist nicht mehr da zu finden, wo sie ihn suchen. Er redet nicht mehr so zu ihnen wie früher. Es scheint, als hätte er sein Gesicht verborgen.

Das, was einer vor der Depression einmal geglaubt hat, das ist nicht mehr zugänglich. Die Seele kann nicht mehr antworten auf Gottesbilder, die einem womöglich als Kind lieb und wichtig waren. Es ist, als wäre sie nicht mehr empfänglich für die lauten und selbstgewissen Tonarten des Glaubens. Jetzt braucht sie das Leise: »Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sprach: Was hast du hier zu tun, Elia?« Gott redet zu Elia so, wie der es in seiner Depression gerade noch ertragen kann, mit der »Stimme eines kümmerlichen, kleinen, schwachen Schweigens«. So lässt sich das »stille, sanfte Sausen« auch übersetzen. Und leise stellt er ihm die entscheidende Frage: »Was suchst du hier, Elia?«

Die Frage beantworten zu können bedeutet: zu wissen, warum man hier ist und was man hier will. Die Frage beantworten zu können heißt: dem eigenen Leben, dort, wo es einen - auch auf einem langen Weg durch die Depression - hingeführt hat, wieder einen Sinn zu geben. Manchmal ist das, aus dem Rückblick gesehen, der tiefste Sinn einer Depression: dass einer an dem Ort, an den ihn sein Weg geführt hat, diese Frage hört und sie ernst nimmt und beantwortet, für sich und mit allen Konsequenzen.


Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 18. August 2012, 14:23:33
20. Sonntag im Kirchenkreis

(http://www.manfredstader.de/PASTELL/abendmahl.jpg)


Erste Lesung
Spr 9, 1-6

    Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen. Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und schon ihren Tisch gedeckt.
    Sie hat ihre Mägde ausgesandt und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg: Wer unerfahren ist, kehre hier ein. Zum Unwissenden sagt sie:
    Kommt, esst von meinem Mahl, und trinkt vom Wein, den ich mischte. Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben, und geht auf dem Weg der Einsicht!

Zweite Lesung
Eph 5, 15-20

    Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist.
    Berauscht euch nicht mit Wein - das macht zügellos -, sondern lasst euch vom Geist erfüllen! Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!
    Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!

Evangelium
Joh 6, 51-58

    In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.
    Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
    Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
    Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank.
    Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
    Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.


    Leben in Christus

    Jesu Fleisch, das ist sein Leben, seine Menschwerdung - in Jesus ist Gottes Wort Fleisch geworden. In Jesus können wir Gott fassen, ergreifen.
    Er gibt sich uns als Speise, wir sollen sein Fleisch essen - das heißt, wir sollen ihn nicht nur nachahmen wie einen vorbildlichen Menschen, sondern an ihm teilhaben, ihn ganz in uns aufnehmen, zu seinem Bild werden - Abbild Gottes werden, wozu Gott den Menschen geschaffen hat.
    Sein Fleisch essen, ihn mit unseren Zähnen zerkauen, ihn ganz in uns aufnehmen.
    Mir kommt hier ein anderes Wort aus der Spiritualität in den Sinn:
    Ruminatio - Wiederkäuen, das bedeutet, das Wort Gottes durch ständige Wiederholung präsent zu haben und immer tiefer wirken zu lassen, so dass wir selbst durch dieses Wort verwandelt werden.
    Jesus ist das Wort Gottes - dieses Wort aufnehmen, wirksam werden lassen - mich verwandeln lassen, diesem Wort gleich werden. So wie Jesus das lebendige Wort Gottes ist, so soll auch ich zu solch einem lebendigen Wort Gottes werden.
    Jesu Fleisch essen - mich ganz von Jesu Person durchdringen lassen, dass seine Worte meine Worte, sein Tun mein Tun und mein Leben ganz zum Bild seines Lebens wird.
    Jesus bringt uns nicht nur eine Lehre, er bringt sich uns als Person, darum gilt es nicht nur eine Lehre anzunehmen, sondern ihn selbst ganz und gar.
    Das ist der Anspruch, mit dem Jesus auftritt und der auf Ablehnung und Missverständnis stößt - bis heute.

Wille Gottes

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.


Blut - Lebenskraft

Um die Bedeutung dieser Stelle besser verstehen zu können, müssen wir zunächst einmal darauf blicken, welche Gedanken das Wort Jesu vom Trinken seines Blutes in den Hörern geweckt haben mag.
Den Juden ist es streng verboten, Blut zu genießen. In der Gesetzessammlung des Buches Deuteronomium heißt es: "Beherrsche dich und genieße kein Blut, denn Blut ist Lebenskraft" (Dtn 12,23). Ähnlich sagt das Buch Levitikus: "Die Lebenskraft des Fleisches sitzt im Blut. ... Niemand unter euch darf Blut genießen" (Lev 17,11f).
Blut ist Leben. Es fällt uns nicht schwer, diesen Gedanken nachzuvollziehen. Wie aber der Kreislauf des Blutes den Menschen am Leben erhält, so will Christus uns sein Blut schenken, damit es uns ewiges Leben gibt.
Für die Juden, die Jesu Worte wörtlich verstanden haben, war dies eine unerhörte Aussage, eine deutliche Lästerung gegenüber Gott, der ja selbst den Genuss von Blut verboten hat. Jesu Worte sind anstößig, wenn wir in ihm einen Menschen sehen, den wir wie Kannibalen mit unseren Zähnen zerfleischen würden.
Doch Jesus ist Gott. Wie sich in der Person Jesu Christi die göttliche Natur mit der menschlichen Natur vereint hat, so will Gott in Christus Jesus allen Menschen Anteil schenken an seiner göttlichen Natur und so alle Menschen in die Gemeinschaft mit sich aufnehmen, die ewiges Leben bedeutet.

Christi Leib und Blut

Nicht den menschlichen Leib Jesu zerfleischen wir also, wenn wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken, sondern wir haben teil an seiner Gottheit. Was wir essen und trinken sind Brot und Wein, doch sie werden durch die Worte des Priesters im Heiligen Geist gewandelt in Christi Leib und Blut.
Cyrill von Jerusalem erklärt dies den Neugetauften in seinen mystagogischen Katechesen:

    Durch die göttlichen Mysterien der Taufe und Eucharistie "seid ihr ein Leib und ein Blut mit Christus geworden. ... Christus selbst sprach über das Brot: ,Das ist mein Leib' - wer wird da noch wagen zu zweifeln? Er selbst hat es versichert und gesagt: ,Das ist mein Blut' - wer wird da noch Bedenken haben und sagen, es sei nicht sein Blut? ...
    Wir haben also mit Gewissheit teil am Leib und Blut Christi. Denn in der Gestalt des Brotes wird dir der Leib gegeben, in der Gestalt des Weines wird dir das Blut gegeben, damit du durch die Teilnahme am Leib und Blut Christi ein Leib und ein Blut mit Christus wirst. Denn so werden wir zu Christusträgern, indem sich sein Leib und sein Blut in unseren Gliedern verteilt. Wir werden - wie Petrus sagt (2 Petr 1,4) - seiner göttlichen Natur teilhaftig.
    Einmal erklärte Christus den Juden: ,Wenn ihr mein Fleisch nicht esst und mein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.' Sie aber verstanden das Gesagte nicht geistlich, fanden es skandalös und gingen weg. Sie meinten, der Heiland wolle sie zur Menschenfresserei auffordern. ...
    Das himmlische Brot und der Kelch des Heils heiligen Seele und Leib. ... Sieh das Brot und den Wein also nicht als etwas Gewöhnliches an. Denn sie sind nach Aussage des Herrn Leib und Blut. Wenn die Wahrnehmung dir auch jenes nahelegt - der Glaube gebe dir Sicherheit. Beurteile diese Sache nicht nach dem Geschmack! Sei vom Glauben her fest überzeugt, dass du des Leibes und Blutes Christi gewürdigt worden bist! ...
    Das, was wie Brot aussieht, ist nicht Brot - auch wenn es für den Geschmack so scheint -, sondern Leib Christi. Und das, was wie Wein aussieht, ist nicht Wein - auch wenn der Geschmack es will -, sondern Blut Christi. Darüber hat schon David gesungen: ,Brot stärkt das Herz des Menschen, aufzuheitern das Angesicht durch Öl' (Ps 104,15).
    Stärke also das Herz, indem du das Brot geistlich empfängst und heitere das Gesicht der Seele auf! Und wenn du es in reiner Gesinnung enthüllt hast, dann sollst du die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln und fortschreiten von Herrlichkeit zu Herrlichkeit in Christus Jesus, unserem Herrn. Ihm sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."

Wir werden bei diesen Worten des hl. Cyrill erinnert an das "Adoro te devote" des hl. Thomas von Aquin:

    Ich bete dich voll Demut an, verborgene Gottheit,
    die du dich in diesen Gestalten (Brot und Wein) wahrhaft verbirgst. ...
    Sehen, Tasten, Schmecken täuschen sich in dir,
    aber durch das Hören allein glaube ich sicher.
    Ich glaube alles, was Gottes Sohn gesprochen hat. ...
    Oh Angedenken an des Herren Tod,
    Lebensbrot, das dem Menschen Leben gibt,
    gib dich meinem Geiste, damit er aus dir lebt!

Blut hatte im Alten Bund auch kultische Funktion. Durch das Opfer des Blutes wurde durch die Sünde bedrohtes Leben wieder hergestellt. Menschen und Dinge wurden durch das Blut entsühnt. Das Opfer als Kraft zum neuen Leben.
Hier denken wir sofort an das Kreuzesopfer Jesu Christi. Sein Tod am Kreuz hat uns den Weg zum ewigen Leben geöffnet. Wir haben Teil an diesem neuen Leben, wenn wir das Blut Jesu in uns aufnehmen.
Dies meint zum einen die sakramentale Teilhabe an Christus in der Eucharistie. Diese aber müssen wir darüber hinaus an uns wirksam werden lassen, indem wir ein Leben führen nach dem Willen Gottes. Wie Christus ganz dem Willen des Vaters gehorsam war, so sollen auch wir leben, wie er gelebt hat und so zu einem Bild Gottes werden.
Die Eucharistie ist ja keine Speise, die allein aus individueller Frömmigkeit heraus empfangen wird, sondern sie ist zutiefst auf Gemeinschaft hin ausgerichtet, auf die Gemeinschaft mit Jesus Christus, die aber auch die Gemeinschaft der Menschen untereinander einschließt.
Wir werden hier an das Liebesgebot erinnert. Wir sollen Gott lieben. Die Liebe zu Gott zeigt sich in der Liebe der Menschen untereinander. Damit ein Mensch aber überhaupt erst liebesfähig wird, muss er sich selbst annehmen und lieben. Ein immer tieferes Hineinwachsen in die Liebe führt uns immer tiefer in das Geheimnis Gottes hinein, der ja in seinem Wesen die Liebe ist, Ausgangspunkt und Ziel aller Liebe und Nahrung, welche die Liebe nährt und so das Wachstum der Liebe fördert.
Diese Nahrung nehmen wir auf, wenn wir uns im Gebet mit Gott verbinden, wenn wir in der Heiligen Schrift den Willen Gottes für unser Leben suchen, wenn wir den Menschen in Liebe begegnen. All dies läuft zusammen in der Eucharistie, die all unser Streben nach Liebe weiterführt und vollendet.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 26. August 2012, 08:36:28
21. Sonntag im Kirchenkreis

(http://www.praedica.de/Jahreskreis_A/Bilder/21A_Jesus.jpg)


Erste Lesung
Jos 24,1f.15-18

    In jenen Tagen versammelte Josua alle Stämme Israels in Sichem; er rief die Ältesten Israels, seine Oberhäupter, Richter und Listenführer zusammen, und sie traten vor Gott hin. Josua sagte zum ganzen Volk:
    Wenn es euch aber nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.
    Das Volk antwortete: Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen. Denn der Herr, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind. Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.

Zweite Lesung
Eph 5, 21-32

    Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.
    Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie Christus, dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.
    Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.
    Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
    Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.
    Denn wir sind Glieder seines Leibes. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.

Evangelium
Joh 6, 60-59

    In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?
    Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war?
    Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.
    Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.
    Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?
    Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

Entscheidung

Heute hören wir den letzten Abschnitt der langen Rede Jesu über das Himmelsbrot, die schon an den letzten vier Sonntagen Thema des Evangeliums gewesen ist. Ganz deutlich hat Jesus den Menschen darin gesagt: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben." Er hat die Menschen dazu aufgefordert, an ihn, den Sohn Gottes, zu glauben. Die Menschen sollen sich nicht mühen um die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt.
Die Worte Jesu sind nach menschlichen Maßstäben unbegreiflich. Viele Jünger zogen nun nicht mehr mit Jesus umher und sagten: Was er sagt, ist unerträglich. Auch heute kennen wir diese Ablehnung der Worte Jesu. Der Mensch kann doch auch ohne Gott gut sein. Ist es nicht wichtiger, sich um das irdische Wohl der Menschen zu kümmern, darum, dass alle satt werden, als die Menschen mit frommen Worten vom ewigen Leben abzuspeisen? Ist Jesus nicht genau ein Mensch wie wir? Wenn er von sich sagt, er sei der Sohn Gottes, so ist das doch die reinste Anmaßung.
Jesus erkennt ihr Murren und sagt zu ihnen: "Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts."
Freilich dürfen wir die Sorge um das Irdische nicht aufgeben - das hat auch Jesus nicht getan. Er hat Menschen körperlich geheilt und ihnen zu essen gegeben. Wir dürfen darüber aber das Entscheidende nicht vergessen. Damit ein Mensch Leben kann, braucht er mehr als nur irdische Güter. Wir können den Menschen ein noch so umfangreiches Angebot an Nahrung und Gesundheitsvorsorge bieten, irgendwann wird es ihm nicht genug sein zum Leben. Der Mensch braucht auch Nahrung für seinen Geist, braucht eine Wegweisung, die ihn hinführt zum wahren Sinn des Lebens.
Es ist die Frage, die heute aktueller ist denn je: Braucht der Mensch Gott? Es ist nicht leicht, darauf eine Antwort zu geben und allzu einfache Antworten taugen heute nicht mehr. Als viele Jünger Jesus verlassen haben, fragt er die Zwölf: "Wollt auch ihr weggehen?" Da antwortet Petrus stellvertretend für alle: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens."
Das ist die Antwort auf die Frage, ob der Mensch Gott braucht. Wo sonst soll das tiefste Sehnen des Menschen seine Erfüllung finden? Wo sonst findet der Mensch das wahre Leben, das nicht vergänglich ist wie dieses irdische - in dem es sich der Mensch noch so schön einrichten kann und sich noch so absichern kann, das er aber auf jeden Fall irgendwann aufgeben muß, ohne dass er gefragt wird, ob er das möchte.
Das irdische Leben vergeht mit absoluter Sicherheit, ob wir aber in das ewige Leben eingehen möchten, danach werden wir gefragt. Gott wartet auf unser Ja um uns hinein zu führen.
Zu wem sollen wir gehen?

Die Menge ist entsetzt über die Worte Jesu: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben." Auch viele unter den Jüngern Jesu nehmen Anstoß an diesen Worten. Nur wenige bleiben bei Jesus. Warum bleiben sie? Petrus gibt Jesus stellvertretend für sie die Antwort: "Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens - du bist der Heilige Gottes."
Die Jünger, die bei Jesus bleiben, haben erkannt, dass Jesus nicht gekommen ist, um sich selbst feiern zu lassen und den Menschen nach dem Mund zu reden, sondern dass er den Menschen die Worte Gottes bringt, ja mehr noch, dass er selbst das Wort Gottes ist, das unter den Menschen Wohnung genommen hat.
Sie suchen nicht die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche, sie suchen nicht einen Führer, der ihren Vorstellungen gerecht wird, sondern sie sind bereit, sich führen zu lassen. Sie sind bereit zur Umkehr, die Abkehr von den eigenen Plänen und Hinkehr zu dem, was Gott will, bedeutet.
Bin auch ich bereit, mich von Jesus führen zu lassen? Brauche ich Gott nur dazu, dass er mir bei meinen eigenen Wünschen hilft, oder bin ich bereit, mich auf seinen Willen einzulassen - nicht mein, sondern dein Wille geschehe? Wir können das nicht von jetzt auf gleich, aber doch wird uns Gott immer tiefer in die Gemeinschaft mit sich führen, wenn wir uns ihm anvertrauen. 

Predigtgedanken



"Worte des Lebens"


Jesus hat "Worte des ewigen Lebens"
Eine spannende Szene schildert das heutige Evangelium: Dass dieser Jesus jemand ganz besonderes ist, hat sich herumgesprochen, und so versammeln sich zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer um ihn. Zunächst sind alle fasziniert und begeistert von seiner Person und dem, was er sagt. Aber plötzlich - auf ein Wort Jesu hin - schlägt die Stimmung um. Ein Großteil der Zuhörenden geht zunächst innerlich auf Distanz. Es fallen Sätze wie: "Was er sagt, ist unerträglich!" und: "Wer kann das anhören?" Jesus bemerkt diesen Stimmungsumschwung, aber er beschwichtigt ihn nicht. Mit seiner Frage "Daran nehmt ihr Anstoß?" verschärft er den Konflikt eher noch. Nun müssen die Jünger Stellung beziehen. Was folgt, ist eine "Abstimmung mit den Füßen": Viele der Jünger, die lange mit Jesus umhergezogen sind, ziehen sich zurück. Sie haben ihre guten Gründe dafür und gehen von nun an getrennte Wege. Sie ent-scheiden sich im ursprünglichen Wortsinn: sie scheiden, trennen sich von Jesus.

Übrig bleiben die Zwölf. "Gehen oder Bleiben" - Jesus stellt sie direkt vor diese Entscheidung. Petrus spricht sich spontan und voller Überzeugung fürs Bleiben aus. Und auch er hat seinen guten Grund dafür: "Worte des ewigen Lebens" hat Jesus für ihn. Und dazu gibt es für Petrus keine Alternative. Er hat erfahren, dass Jesus keine leeren Worte macht, sondern in seinem Handeln und mit seiner ganzen Person die Zuwendung Gottes zu allen Menschen lebt. Seine Worte bewirken das Heil der Menschen, sie schenken neue Lebendigkeit.

"Worte des ewigen Lebens" nennt Petrus dies, "Worte unendlichen Lebens" heißt es in einer anderen Übersetzung; Jesu selbst sagt von sich: "Meine Worte sind Geist und Leben." Das ist ein Schlüsselwort des heutigen Evangeliums.

"Worte des Lebens" für Menschen heute

"Worte des Lebens" brauchen Menschen auch heute: Worte voller Geist und Leben, aus denen sie Kraft schöpfen können im Alltag, die trösten und stärken in Krisenzeiten, die von Ängsten befreien und Mut zum Leben machen. Manchmal sind aber auch Worte nötig, die unruhig machen und aufrütteln aus dem Trott und der Bequemlichkeit, Worte, die herausfordern und etwas zumuten. Kurz gesagt: Worte, die einen Menschen lebendiger machen.

Ein Satz, ein Gedanke wird zu einem "Wort des Lebens", wenn er jemanden unmittelbar anspricht und mitten ins Herz trifft, so als sei er nur für ihn oder sie jetzt gesagt oder geschrieben. Ein solches Wort bekommt man vielleicht von einem lieben Menschen gesagt oder geschrieben, es fällt einem mit einem Buch in die Hände oder springt jemandem irgendwo ins Auge. Gemeinsam ist allen: Ein Wort des Lebens wird geschenkt, oder - wie es ein äthiopisches Sprichwort formuliert: "Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen."

Manches "Wort des Lebens" wird so wichtig und wertvoll, dass es vielleicht schriftlich festgehalten wird und vielleicht sogar einen besonderen Platz bekommt. Ein Spruch an der Wand, eine Karte als Lesezeichen erinnert auch in schweren Zeiten an kraftvolle Worte.
Persönliche "Worte des Lebens"
Welches ist ein solches Wort des Lebens für Sie ganz persönlich? Fällt Ihnen spontan ein Satz dazu ein? ... (kurze Pause)...
Vielleicht von einer Spruchkarte, die eine gute Freundin geschickt hat, als es Ihnen schlecht ging...
Oder es gibt einen Liedvers, der Ihnen immer wieder in den Sinn kommt und Mut macht...
Möglicherweise kennen Sie ein Gebet auswendig, das Ihnen wichtig ist...
Auch ein "Ich mag dich, so wie du bist." eines lieben Menschen schenkt neue Lebenskraft, von der man lange zehren kann...
"Worte des Lebens" aus der Bibel
Auch manches Bibelwort erweist sich als "Wort des Lebens", so z. B. der tröstende Aufruf "Fürchte dich nicht!", "Fürchtet euch nicht!" Dass sich dieser Zuspruch über 130 mal in der Bibel findet, zeigt, dass er Menschen aller Zeiten Mut gemacht hat.
Haben Sie selber ein Lieblings-Bibelwort, das für Sie persönlich voller Geist und Leben ist, das Sie mit einer wichtigen Erfahrung verbinden? ... (kurze Pause)...
Vielleicht eines, das Sie schon länger durch Ihr Leben begleitet und Sie im Alltag oder in Krisenzeiten immer wieder stärkt?...

Zu Worten des Lebens können beispielsweise die Psalmen werden, in denen Menschen unzensiert ihre Not und Klage, ihre Freude und ihren Dank vor Gott zum Ausdruck bringen. Mancher bekannte Vers eignet sich als vertrauensvolles Stoßgebet: "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen... Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir." (Ps 23,1.4a). In anderen Texten des Alten und Neuen Testaments ist die Lebens- und Glaubenserfahrung vieler Menschen zu zeitloser Lebensweisheit verdichtet. Die Evangelien führen Jesu Worte und sein heilendes Handeln lebendig vor Augen.

Wachsam gehört oder gelesen sprechen viele Worte Jesu auch heute Menschen unmittelbar in dem an, was sie beschäftigt und vielleicht bedrückt: "Sorgt euch also nicht um morgen..." (Mt 6,34), sagt Jesus, und: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen." (Mt 11,28). Nicht nur zu Jesu Lebzeiten erhielten Menschen durch solche Worte Trost und Zuversicht. Auch nach seinem Tod erfuhren sie seine lebendige und Leben spendende Gegenwart, und so überlieferten sie als Wort des Auferstandenen: "Seid gewiss, ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt 28,20b). Aber Jesus mutet anderen auch etwas zu: Gelähmte fordert er, aufzustehen und zu gehen, den Taubstummen, sich zu öffnen. Das Gebot der Nächstenliebe treibt er auf die Spitze: "Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen." (Lk 6,27).

Bibelworte können sich also in eine ganz persönliche Botschaft verwandeln, die Zuspruch schenkt oder einen Anspruch stellt - je nach dem, wessen man gerade mehr bedarf, um erfüllt zu leben. Biblische Worte fordern auch heraus, so dass manch einer sie vielleicht als Zumutung erlebt - so wie die Jünger, die an Jesu Worten Anstoß nahmen. Wenn Gott aber etwas zumutet, dann ist es auch eine Einladung, es sich zuzutrauen, daran zu wachsen und lebendiger zu werden.

Mit Offenheit und Neugier gehört oder gelesen kann die Bibel zu einer Schatzkiste werden voller Worte des Lebens, die trösten, stärken, befreien, ermutigen; Worte, die beleben, herausfordern, unruhig und lebendiger machen.
"Worte des Lebens" sind von Gott geschenkt
In all diesen Worten - egal ob aus der Bibel, von einem Dichter oder lieben Menschen - will Gott uns ansprechen und Mut machen zum Leben, zum Lebendigsein.
Ich wünsche uns allen die Gewissheit, das Vertrauen und die Entschiedenheit des Petrus, aus tiefstem Herzen zu Gott sagen zu können "Du hast Worte des Lebens für mich".
Ich wünsche uns, dass wir auch in Zeiten des Lebens, in denen wir Gottes Nähe nicht spüren oder wir manches als unzumutbar erleben, Gott treu bleiben, der uns in solchen Worten immer wieder nahe kommen will.

(c) Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 02. September 2012, 12:17:30
22. Sonntag im Jahreskreis

(http://vitajesu.files.wordpress.com/2009/12/wehe-euch-pharisaern.jpg)

Evangelium
Mk 7,1-15
Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren,
hielten sich bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen,
das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle
Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben,
wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen,
essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte
Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die
Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger
nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?
Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch
Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, /
sein Herz aber ist weit weg von mir.
Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; /
was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.
Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Und
weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch
an eure eigene Überlieferung. Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und
deine Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft
werden. Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter
sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn
daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch eure eigene
Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen. Dann
rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage:
Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen,
sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.

Kaplan Dr. Josef Spindelböck, Ybbs an der Donau  Predigt am 22. Sonntag im Kirchenjahr

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Ist es für unseren Glauben gleichgültig, wie unser Leben aussieht? Kommt es nur darauf an, an Gott zu glauben, oder soll sich auch unser Leben nach diesem Glauben ausrichten? Die Antwort, liebe Gläubige, ist uns allen theoretisch klar: Natürlich soll unser Glaube im Leben Gestalt annehmen, er soll sich durch Werke des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zeigen. Der Glaube soll in der Liebe fruchtbar werden, sonst bleibt er tot!

Praktisch fällt es uns freilich nicht so leicht, die Forderungen des Glaubens in unser Leben umzusetzen. Wir alle kennen die Anfälligkeit für das Böse, wir werden leicht müde im Guten und sind in Gefahr, mutlos zu werden und aufzugeben im täglichen Streben, nach den Geboten Gottes zu leben.

Jesus lehrt uns, daß wir nicht bei Äußerlichkeiten stehenbleiben dürfen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten viele Vorschriften eingeführt, was die äußere rituelle Reinigung von Gefäßen und Händen betraf. Die Menschen waren in Gefahr, angesichts dieser Vielzahl von menschlichen Gesetzen und Satzungen die eigentlichen Gebote Gottes zu übersehen. Darum der ernste Vorwurf Jesu: "Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen."

Und Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, zeigt auf, worauf es im Leben ankommt: Das Herz des Menschen muß in Ordnung sein. Im Herzen nämlich, im Inneren des Menschen, hat das Gute, aber auch das Böse seinen Ursprung. Denn der Mensch ist von Gott mit der Freiheit der Entscheidung ausgestattet. Er ist aufgerufen, sich mit seinem freien Willen grundsätzlich und auch in den vielen einzelnen konkreten Handlungen des Lebens für das Gute und damit für Gott zu entscheiden. Wenn das Herz des Menschen in der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen verankert ist, dann werden auch die äußeren Taten dieses Menschen gut sein. Denn ein guter Baum bringt gute Früchte. Wenn hingegen die innere Gesinnung böse ist, so kommen aus dem Herzen des Menschen schlechte Früchte. Jesus zählt sie auf: böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.

Wenn wir ehrlich sind, dann spüren wir, wie weit wir hinter den Forderungen Jesu zurückbleiben. Wieviel Unvollkommenes ist doch im Herzen eines jeden Menschen zu finden! Nur Jesus Christus, der Sohn Gottes, war auch als Mensch frei von jeder Sünde. Auch die heilige Jungfrau Maria, die Mutter Gottes, wurde von Gott vor jeder Sünde bewahrt. Wenn wir uns die Gesinnungen des Heiligsten Herzens Jesu und des Unbefleckten Herzens Mariens vor Augen halten, dann wissen wir, wonach wir streben sollen. Gott möchte, daß wir unser Herz von ihm erneuern und verwandeln lassen und so zur Vollkommenheit in der Liebe gelangen.

Deshalb müssen wir die Verbundenheit mit den Quellen der göttlichen Gnade suchen. Dies geschieht, wenn wir uns durch die Fürbitte der Gottesmutter an unseren Herrn Jesus Christus wenden, den Urquell aller Gnade. Gerade bei jeder Heiligen Messe werden die Ströme des lebendigen Wassers, die uns von Gott her erquicken, in reicher Fülle über uns ausgegossen.

Noch etwas wollen wir bedenken: Wie oft und wie leicht urteilen wir nach dem Augenschein! Wir sehen das Äußere, das ein Mensch tut, doch achten wir nicht auf sein Herz. Nur Gott kennt die innersten Regungen der Herzen. Wir dürfen darum keinen Menschen verurteilen, sondern müssen für alle beten, besonders auch für jene, die Böses tun!

Nicht aus eigener Kraft vermögen wir die Gebote Gottes zu halten und die Liebe zu üben, sondern nur mit Hilfe der Gnade Gottes, der uns beisteht und uns stärkt. Lassen wir nicht nach im Gebet und im täglichen Bemühen, aus dem Glauben zu leben! Dann wird uns Gott einst teilnehmen lassen am Hochzeitsmahl des ewigen Lebens. Amen.
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 08. September 2012, 10:49:32
23. Sonntag im Kirchenjahr

(http://www.partenia.org/images/200809/guerison_par_Jesus.jpg)
Jesus der Heiler
In den Heilungen manifestiert Jesus das Reich Gottes im Jetzt

Er bringt die Tauben zum Hören und die Stummen zum Sprechen    
     
"Wie gut ist alles, was er tut! Die Tauben macht er hören und die Stummen reden!" (Markus 7,37)
.

«Mitten im Gebiet der Zehn Städte brachte man Jesus einen Gehörlosen, der auch nicht richtig sprechen konnte, mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen. Jesus nahm ihn aus der Menge heraus auf die Seite, legte ihm seine Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel. Dann blickte er aufseufzend zum Himmel auf und sagte ihm: «Effata», das bedeutet «tu dich auf». Und sogleich taten sich seine Ohren auf, die Fessel seiner Zunge wurde gelöst und er konnte richtig sprechen…» (Mk 7,32–36).

Das Geschehnis spielt sich in der Gegend von Tyrus und Sidon ab, einem Gebiet, das für sein Heidentum bekannt war. Jesus zögert nicht, auf Menschen zuzugehen, die in den Augen frommer Juden keine Leute waren, mit denen man verkehren sollte. Da ist ein Mann, der seit seiner Geburt durch seine Gehörlosigkeit in einer unendlichen Einsamkeit gefangen ist, kein Laut dringt an sein Ohr, und seine Lippen bringen nur ein paar schlecht artikulierte Laute heraus.
Und nun führen ihn die Leute zu einem vorübergehenden Unbekannten. Glauben sie wirklich an diesen Mann, der die Leute so sehr anzieht? Im Evangelium steht nichts davon. – Hatten diese Anonymen, die ihn zu Jesus brachten, wirklich gute Absichten? ... Einige hofften wohl, ein Wunder „live“ zu erleben, vor ihren Augen. Und der Taubstumme war nur das Mittel dazu.    
     
Jesus führt den Mann ohne Stimme weg von den versammelten Leuten, in die Stille, wo sie einander allein gegenüber stehen. Er tut dies wohl aus Gründen der Diskretion, und damit sich sein Gegenüber wohl fühlt. Für Jesus ist dieser Unglückliche wirklich ein einzigartiges Geschöpf, nicht einfach einer, über den man sich lustig macht oder mit dem man Mitleid hat.    
     
Mit bedeutungsvollen Gesten geht Jesus auf die Bitte ein: Er «legt die Hand auf» – so wie es die Propheten tun; ihre Gesten können von jedermann richtig interpretiert werden. Und er öffnet ihm die Ohren und löst seine Zunge. Welch wunderbare Überraschung für den Tauben! Die ersten Laute, die er hört, sind die Worte des Gesandten Gottes, Jesus von Nazaret. Man könnte sich vorstellen, dass die ersten richtig ausgesprochenen Worte ein Dank waren an diesen mächtigen und unaufdringlichen Heiler.
Jesus kehrt zu den andern zurück und gibt allen die Anweisung, «es niemandem zu sagen». Mit diesen Worten gibt er sich zu erkennen, wie er ist, einer, der marktschreierischen Anpreisungen aus dem Wege geht und der das Unverständnis von Seiten der Zeugen seiner Wunder fürchtet. Er ist der Schweigsame, der für die Sirenen, die vergänglichen Ruhm versprechen, kein Gehör hat.
       
Zweitausend Jahre nach diesem Ereignis erleben und deuten wir ähnliche Situationen. Wie viele Männer und wie viele Frauen sind eingeschlossen in einer Art Wüste des Schweigens. Sie haben das Gefühl, dass sich nichts ändern kann, ändern wird, ändern soll!    
     
Ouvre-toi    Und plötzlich werden sie von Freunden oder Unbekannten wach gerüttelt. În dieser Wüste, wo Öde und Unbeweglichkeit herrscht, entspringt eine Que1le. Jemand sagt: „Öffne dich!" Sie fangen an zu hoffen, zu lauschen, und siehe da: Tausendfach gehörte Worte; die bisher an ihr Ohr gedrungen waren, erreichen nun ihr Innerstes und veranlasst sie zu sagen: Diesmal verstehe ich, höre ich.

Heil und Heilung, das sind die Begriffe, die wir wohl am intensivsten mit dem Wirken Jesu verbinden. Die faszinierenden Geschichten über Jesus als Heiler beflügeln die Fantasie von uns Menschen seit jeher. Dabei scheint es heute, gut 2000 Jahre später, doch angesichts des beständigen Fortschritts einer hochtechnologisierten Wissenschaftsmedizin schwer vorstellbar, dass da ein Mann lebte, der Blinde und Lahme augenblicklich heilte, der Dämonen austrieb und sogar Tote wieder zum Leben erwecken konnte. Im Zeitalter der evidenzbasierten Medizin fragt man nach den Beweisen, nach den Mechanismen, nach den Erklärungsmustern.

Es sind Fragen an die Glaubwürdigkeit - an die Glaubwürdigkeit der biblischen Überlieferungen sowie an die Glaubwürdigkeit von uns Menschen selbst: Inwieweit können wir glauben und inwieweit nehmen wir Menschen ernst, die glauben?

Da kann ich mich an viele Kongresse erinnern, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eifrig darüber diskutieren, ob bestimmte beobachtbare Phänomene sich wirklich so zutragen, oder aber ob Erkenntnisse und Schlussfolgerungen nicht doch in Zweifel zu ziehen sind. Auch scheinbar gesicherte Erkenntnistheorie führt keineswegs zu eindeutigen Aussagen. Stattdessen ist auch heute die Medizin ein Sich-Annähern an einen kranken Menschen, eine Begegnung, ein stetiger Suchprozess, die Feststellung einer Diagnose, die nicht mit einer bekannten Strategie behandelt werden kann. Wenn es dennoch völlig unerwartet, spontan Verbesserungen oder Heilungen gibt, bezeichnen wir dies auch heute noch als Wunder.
Heilung mit Gebet, Salbung mit Öl und Handauflegung: Der Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, Mark S. Hanson, und Pfarrerin Susan Peterson segnen einen Mann in einem Heilungsgottesdienst in der anglikanischen Holy Trinity Church in Winnipeg Kanada.
   
Diese erfahrbaren Nachweise von der Existenz Gottes - die Anthropologie des Wunders - sollten wir viel öfter und klarer mit Christi Wirken in Verbindung bringen, mit seinem heute noch spürbaren Wirken. So wie im Neuen Testament, in dem Jesus den Menschen ihr Leib- und Seelenheil wieder zurückgibt und hilft, lebensfähig zu werden: »Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.« ( Lukas 2, 11) Was nach raschem Zauber klingt ist ein komplexes Geschehen: Der Betroffene erfährt, dass sich bei seiner Begegnung mit Jesus neue Ebenen auftun für das Vertrauen in Gott und dadurch in das Leben und in sich selbst.

Hier wird deutlich, dass wir die Kernfrage nach dem Wunder der Heilung trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte, trotz aller intellektuellen Fähigkeiten im Grunde nicht erkenntnistheoretisch erklären können. Stattdessen betrachten wir immer nur einen Ausschnitt. So dienen uns neue biologische Erkenntnisse als Mosaiksteine beim Ausfüllen der biochemischen und physiologischen Landkarte unserer Existenz, aber eine umfassende Topographie des Menschen kann daraus nicht entstehen.

Eine Einheit aus Leib, Seele und Geist

Sir John Eccles, Nobelpreisträger für Medizin und der wohl bekannteste Neurophysiologe des zurückliegenden Jahrhunderts, ist es zu danken, dass die Strukturen von Rückenmark, spinaler Ebene, Hirnstamm, Kleinhirn, Mittelhirn und Großhirnrinde heute ein funktionelles Bilder ergeben, das viele Krankheiten im neurologischen Bereich besser erklären hilft und theoretische Überlegungen zur Behandlung bei morphologischen Schäden möglich macht. Eindrucksvoll ist sein Fazit nach fast 50-jähriger wissenschaftlicher Tätigkeit, in dem er keineswegs resigniert feststellt, dass trotz aller Erkenntnisse aus Experiment und Beobachtung, die Individualität des Einzelnen, der Zusammenhang von Materie und Gemüt, der Zusammenhang zwischen Geist und Psyche oder ein Hinweis für den Sitz der Seele im Körper nicht zu finden war. Auch nach Eccles gibt es solche Hinweise nicht.

Bleibt die Arbeitshypothese, auch für die moderne Wissenschaft, dass der Mensch mehr ist als Materie, dass der Mensch eine leiblich-seelisch-geistige Einheit darstellt, in der Körper, Seele und Geist miteinander im Einklang stehen müssen, um heil zu werden. Diese Einheit ist es, der Jesus sich nähert. Zunächst im Kontext des Widerstreits zwischen finsteren Mächten, die Unheil stiften, und der göttlichen Ordnung.
Die Heilung eines geborenen Blinden, Wassilij Iwanowitsch Surikow, 1888, Moskau, Theologische Hochschule.
(http://www.sonntagsblatt-bayern.de/img03/grossbild/2010_35_22_01_03.jpg)
Die Heilung eines geborenen Blinden, Wassilij Iwanowitsch Surikow, 1888, Moskau, Theologische Hochschule.

Wir können heute wohl sagen, dass Jesus die Menschen immer als Teil der göttlichen Schöpfung gesehen hat: Leiden und Schmerzen gehören dazu, aber sie können überwunden werden. Jesus begründete sein heilendes Tun nicht mit dem Hinweis auf das Wohlbefinden des Einzelnen. Zwar bezog sich sein Wirken ganz auf das Individuum und nicht bloß auf die singuläre Person. Vielmehr aber bekam Heilung bei Jesus stets eine übergeordnete Bedeutung zugemessen und ist insofern nicht von dem umfassenden Heil zu unterscheiden, das Gott dem Menschen zugesprochen hat. Jesus trieb böse Geister aus oder heilte Kranke - konkrete Hilfe für eine Person und doch gleichzeitig universelles Ereignis. Es ging und geht wohl darum, dass jede einzelne Person Teil der göttlichen Ordnung ist, in all seinen Nöten, in all seinen Freuden, in seinem Handeln, in seinem Ruhen.

Das macht schon aus menschlicher Gerechtigkeitsperspektive Sinn. Denn nicht erst meine neunjährige Tochter hat sich die Frage gestellt, warum Jesus gerade vor 2000 Jahren in Palästina auftrat und dort die Personen heilte und nicht zu einer anderen Zeit anderen Menschen half. Indem Jesus zur physischen und seelisch-geistigen Vervollkommnung eines einzelnen Menschen beitrug, demonstrierte er, dass die Gottesherrschaft angebrochen und das Reich Gottes gegenwärtig ist. Heilung ist für Jesus eine Umwandlung der Welt zum Guten, eine Manifestierung des Gottesreichs im Hier und Jetzt. Die Radikalität, mit der Jesus die Universalität und das Schon-Jetzt des Heils verkündete, macht das Besondere und Unvorhergesehene seines Heilens aus.

Bei allem Versuch kleinteiliger Erklärung, hat die Medizin lange gebraucht, um diese faszinierende natürliche Ordnung in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen und zu pflegen. Es ist die besondere Herausforderung, bestimmte Symptome in Augenschein zu nehmen und dabei doch die ganze Person nicht aus dem Auge zu verlieren. Und auch von einem Leidenden wird erwartet, dass er sich auf die Möglichkeit der Heilung einlässt. Schließlich geht es nicht um die Reparatur eines Maschinendefektes, es geht um die göttliche Ordnung.

Was Jesus von Kranken erwartet

So erwartet Jesus von den Menschen, die er heilt, wenig und doch sehr viel zugleich: Er erwartet Glauben. Glauben verstanden als die Gewissheit, dass er als der Heiland dazu im Stande ist, den Betroffenen zu heilen - Glauben als das vorbehaltlose Vertrauen auf Gottes Zusage. Wir sprechen heute - gerade auch im Kontext der Medizin - viel über Selbstbestimmung. Jesus setzt sie voraus und geht gleichzeitig über sie hinaus: Er formuliert als Grundlage des Heilens die gläubige Offenheit des Leidenden. Wie heißt es in seinem Dialog mit den Blinden: »Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann. Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.« ( Lukas 18, 41-43)

Das bedeutet im Grunde für jeden Einzelnen von uns, wir sind aufgefordert: mutig zu sein zu dem Seltsamsten, zu dem Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann. Rainer Maria Rilke stellt hierzu etwas resigniert fest: »Dass die Menschen in diesem Sinne feige waren, hat dem Leben unendlichen Schaden getan; die Erlebnisse, die man 'Erscheinungen' nennt, die ganze sogenannte 'Geisterwelt', der Tod, alle diese uns so anverwandten Dinge sind durch die tägliche Abwehr aus dem Leben so sehr herausgedrängt worden, dass die Sinne, mit denen wir sie fassen könnten, verkümmert sind. Von Gott gar nicht zu reden.«

Nicht die Angst vor dem Unklaren macht uns als Mensch ärmer. Die fehlende Bereitschaft, Unerklärbares wahrzunehmen und anzuerkennen, das lähmt und blockiert uns. Aber nur wer auf alles gefasst ist, wer nichts ausschließt, kann sich berühren lassen, wie in den biblischen Geschichten die leidenden Menschen von Jesus - der Weg zum Heil setzt die Bereitschaft zum »liebenden Herzen« voraus. Das ist die Grundlage des Wirkens Jesu Christi als Heiler und Heiland: die Unfassbarkeit der göttlichen Schöpfung, offen und empfänglich zu sein für eine Anthropologie des Wunders!

Darf man dann heute noch von der Erfahrbarkeit des Wirkens Christi auch für uns und unsere Zeit ausgehen? Ich denke ja. Denn Jesus hat nicht nur selbst geheilt, er hat auch seine Jünger zum Heilen bevollmächtigt und ihnen damit aufgetragen, die Botschaft von der Gegenwärtigkeit Gottes zu verkünden: »Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.« ( Matthäus 9, 35) Als er aber sah, dass es der Leidenden und Kranken zu viele waren, rief er seine zwölf Junger zu sich, »gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen« ( Matthäus 10, 1) und sprach: »Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus.« ( Matthäus 10, 78) Schon in der Apostelgeschichte bekommt der Sendungsgedanke eine etwas andere Schwerpunktsetzung: Nicht mehr die Vergegenwärtigung Gottes steht im Vordergrund der Erzählung, sondern die 'Wundertat' wird verstärkt zur Legitimierung der Ausgesendeten und als wirksames Mittel zur Missionierung der Nicht-Christen eingesetzt.

Es geht um unsere innere Haltung


Vielleicht liegt in dieser anderen Betonung schon der Grund, warum wir die ursprüngliche Perspektive ein Stück weit aus den Augen verloren haben. Und wenn dem so ist, sollten wir auf die Suche gehen, wie wir auch heute Jesus als Heiler und Heiland nachfolgen und begegnen können. Vermutlich geht es dabei nicht um eine konkrete diagnostische oder therapeutische Strategie, sondern vor allem um unsere innere Haltung, sowohl um die Haltung derer, die Heil erfahren, als auch jener, die Heil in der Liebe Gottes übermitteln. Wir sollten uns darum bemühen, uns in ärztlicher Praxis oder therapeutischen Tätigkeit bewusst anzuschließen an das, was Jesus Christus mit seinem Heil offenbart hat: Barmherzigkeit.

Gerade in der Stunde der Not gilt es, jede Hand anzulegen - nicht nur durch chirurgische Eingriffe, sondern auch durch Handauflegen. Und es braucht die Bereitschaft, an die Wundertätigkeit Gottes zu glauben. Wenn wir das beherzigen, in unser Herz nehmen, dann werden die zentralen Handlungen unseres Bruders Jesus Christus auch für unser Leben spürbar heilend wirken.                                         
Von Eckhard Nagel   
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 17. September 2012, 12:24:58
24. Sonntag im Jahreskreis B

(http://www.schwert-bischof.com/assets/images/autogen/a_Zehn-Gebote_1.jpg)

Die erste Lesung aus dem Buch Jesaja ist überschrieben als das "dritte Lied vom Gottesknecht". Schon der erste Satz will unser Herz aufwecken und offenbaren, was die recht Haltung vor Gott ist."Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück."
Das Ohr - es wird in der Einheitsübersetzung beinahe 200 Mal erwähnt, davon jedoch nur etwa 40 Mal im Neuen Testament und dort umso eindringlicher.
Diese Worte aus der Heiligen Schrift sind uns vielleicht so sehr "im Ohr", dass wir schon gar nicht mehr richtig "hin-horchen", sondern "über-hören", was uns doch "auf-horchen" lassen wollte. Eine der wichtigsten Aussagen ist hier die Wahrheit, dass die Fähigkeit des Hörens (vor allem was die Offenbarung Gottes betrifft) zwei Aspekte besitzt. Das Wirken Gottes und dann unser Zutun. Dabei haben wir das Erste und Wichtigste meist völlig ausgeblendet: Gott ist es, der uns das Ohr öffnet!

Zuerst ist der Glaube, das Erkennen, das Hören, ... unverdiente Gabe Gottes und nicht das Ergebnis unserer Leistung oder Fähigkeiten! Wer das vergisst, verfällt in selbstgefällige, selbstzufriedene Taubheit, oder in blinden Aktionismus, der meint, das alles "machbar" ist und ohne den Herrn um Rat zu fragen völlig in leerem Tatendrang aufgeht.

Gott ist es, der das Ohr öffnet - Gott ist es, der sich zuerst offenbart und so zum Menschen spricht, dass dieser hören kann.
Wenn wir diese ersten Worte ernst nehmen, dann begreifen wir sehr schnell, wie wichtig es z.B. für die Frage der Evangelisation ist, dass wir nicht vergessen dürfen, um die Gabe Gottes zu bitten, damit das Wort Gottes und die Frohe Botschaft überhaupt GEHÖRT und dann auch angenommen werden können.
Jedes Konzept, jede Planung, jedes noch so ausgefeilte, rhetorisch perfekte, angepasste ... Verkünden bleibt letztlich fruchtloses, hohles Geschwätz, das nicht mit den Angeboten der Welt konkurieren kann, die viel attraktivere "Weisheiten" anbietet - wenn Gott es nicht ist, der "das Ohr öffnet" und wir nicht darum bitten.

"Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück."

Dann ist da der zweite Schritt: Der Gehorsam und die Hingabe des Menschen als Antwort auf Gottes Gnade. Es ist die Gabe der bedingungslosen Bereitschaft des Menschen, die nicht zurück weicht, die sich nicht gegen die Wahrheit auflehnt, sich nicht wehrt, sondern bereit ist, sich der Weisheit Gottes zu überantworten.

Dass das Wort Gottes nicht ein Wellness-Urlaub ist, wird im weitern Verlauf der Lesung mehr als deutlich. Doch durch die Gabe des "geöffneten Ohres" in einem offenen Herzen, das sich dem Wort Gottes hingibt und überantwortet, werden auch die Stärke und der Sieg geschenkt, die alles überwinden und sich ganz und gar auf Gott stützen.

"Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.
Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden.
Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Er, der mich freispricht, ist nahe. Wer wagt es, mit mir zu streiten? Lasst uns zusammen vortreten!
Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran.Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen."


Diese Worte deuten auf den Erlöser und das Leiden der Passion hin - und in Jesus Christus sind sie ein Urbild für unser eigenes Herz!
Jesus ist der "Knecht", der wahrhaft hört, was der Vater offenbart und selbst die würdige Antwort auf den Ruf Gottes ist.
Jesus sagt: "... ich richte, wie ich es (vom Vater) höre, und mein Gericht ist gerecht, weil es mir nicht um meinen Willen geht, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat." (Joh 5,39) und "Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe." (Joh 15,15)
Jesus ist ganz der Horchende und Ge-horchende, um die Taubheit und den Ungehorsam des Geschöpfes zu heilen, das durch die Sünde nicht mehr Gott ge-hören wollte, sondern vom Bösen getäuscht sich von Gott getrennt hat.

Wie oft ruft Gott im Alten Testament dem Menschen zu: "Höre!"? Jesus ist in seinem vollkommenen Ge-horsam zur lebendigen Antwort geworden, die im Heiligen Geist auch in uns wirksam sein will!
Bei der Heiligen Taufe kann der Taufspender im kostbaren "Effata-Ritus", die Ohren und den Mund des Täuflings mit den Worten "Effata" ("Öffne dich!") berühren, um so von Gott die Gnade des Hörens und der gesegneten Verkündigung zu erbitten. Was für ein kostbares Zeichen, was für eine Bitte, was für ein Segen!


Wie wichtig das "hörende Ohr" ist, mag auch deutlich werden, wenn wir bedenken, dass das letzte, körperliche Heilungswunder Jesu das Wunder des geheilten Ohres ist, das Petrus dem Diener des Hauptmanns im Ölgarten mit dem Schwert abschlägt.


Die gewaltige Botschaft dieser Heilung wird uns erst klarer, wenn wir in die Gesamtheit der Tiefe des Evangeliums in ihrem inneren Zusammenhang blicken! Als JESUS nämlich einmal nach dem ersten Gebot gefragt wird, antwortet ER mit Worten, die wir fast nie vollständig hören, weil wir gewohnt sind, nur die eine Hälfte zu sehen und zu bewerten! Wir meinen, das erste, größte Gebot lautet, dass wir GOTT über alles lieben sollen, nicht wahr?! Aber das ist nur der „zweite Teil des ersten Teils“!!!
In der Schrift steht: „Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ Mk 12,29-31


„Höre! Höre! Höre!“ GOTT ist der EINZIGE HERR! Und erst darum gilt für uns das Gebot der absoluten, ersten GOTTESliebe! „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum …“ Das erste Gebot, das wichtigste Gebot hat zwei Teile und wir haben den ersten Teil nur fast immer ignoriert, überhört, überlesen, übersehen, ...!“

Mit SEINEM letzten Heilungswunder im Ölgarten, bekräftigt der HERR noch einmal das Gewicht des ersten Gebotes: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.“ (Mk 12,29-30)

Die Jünger haben dem „Ölbergevangelium“ zufolge zwar vorher gefragt, ob sie dreinschlagen sollen, aber gar nicht zugehört, was JESUS antwortet. Sie haben einfach zu kämpfen begonnen und einer von ihnen hieb dem Diener des Hohenpriesters das Ohr ab.
„Höre!!!“ „Höre!!!“ „Höre!!!“
Es braucht dann sogar den Befehl JESU, mit all dem aufzuhören, was die Jünger aus eigenem Wollen taten, (in guter und verständlicher Absicht zwar) aber ohne auf GOTT, auf IHN zu hören.

Der Antwortpsalm schenkt hier eine weitere Perspektive, wenn darin aufscheint, dass auch Gott uns "sein Ohr zuneigt" und auf unser Rufen hört. Es ist Gottes Liebe und Gnade, die uns immer vorauseilt und gleichzeitig unter unseren Schritten breitet, damit wir niemals ohne das Licht des Himmels sind.

Die zweite Lesung aus dem Jakobusbrief konkretisiert nun, was wir in der Selbstoffenbarung Gottes empfangen durften.
Was nützt es uns, wenn wir Gott hören - aber ihm nicht ge-hören?
Was würde alles horchen nutzen - wenn wir nicht ge-horchen wollen?
Was nützt alles Wissen um den Glauben, alle Klugheit und alle Kenntnis, ... wenn es nicht fruchtbar und auch lebendig in unserem Leben wird?
Was nutzt es, viel zu studieren, viel zu erforschen, alles zu diskutieren, zu "dialogisieren" und zu zerreden, ... wenn wir nicht tun, was Gott von uns will?
Was nützt es uns, Gott zu kennen - ihm aber nicht aus ganzem Herzen zu folgen und zu dienen? Auch der Satan kennt Gott, weiß vieles über Gott!
Auch die Dämonen haben eine "Theologie" und ein eigenes "Konzept", das sie aus ihrem Wissen geschmiedet haben - aber nur, um die eigenen Ziele zu verfolgen!
Auch die Hölle weiß um den Himmel, weiß um Gottes Wort und all die Herrlichkeit, die sie im Sturz in sich selbst hinein verloren hat!

Wenn wir nicht den Weg des Gehorsams und der Hingabe finden, wenn wir Jesus nicht über das Geheimnis des Kreuzes zur Auferstehung nachfolgen und unser Leben nicht bereit sind hinzugeben, ... was nützt uns dann all das Wissen und all das, was wir "Glauben" nennen?
Was wäre der Unterschied zu den Mächten, die verloren ewig in sich selbst hinab stürzen und Gottes Herrlichkeit im Dunkel des Kreisens um sich selbst verloren haben?

Der "Glaube" will fruchtbar werden - sonst bringt er den Tod, denn was uns anvertraut ist, das muss auch verantwortet werden!
Das "Wissen" will fruchtbar werden - sonst bringt es nur "Brand im Stroh der Weisheiten dieser Welt" und versengt in der Seele alles in dunklem Rauch, denn nur im Geheimnis der Hingabe können wir selbst zur Gabe werden.
Es genügt nicht, dass wir planen und kluge Reden schwingen.
Es genügt nicht, wenn wir nur alles besser wissen, kritisieren, dialogisieren und diskutieren.
Es genügt nicht, wenn wir nur studieren, analysieren und Statistiken berechnen.
Es genügt auch nicht, wenn wir nur theoretisch ausmalen und konstruierend überlegen: "was wäre wenn ...?"

Der Glaube und alle menschlichen Fähigkeiten für sich alleine sind tot, wenn nicht das Werk Christi in uns lebendig ist!
Wenn wir heute hören: "So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben, und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke." dann ist damit nicht zuerst unser eigenes Werk gemeint!
Das Werk, das wir vorweisen müssen, ist zutiefst eine Frucht aus dem Werk Gottes - so wie der Glaube auch nicht zuerst unser eigenes Verdienst sondern Gabe und Geschenk ist.

Das Leuchten der himmlischen Gnade will unseren Glauben durchdringen und vorauseilend unser Herz bereiten, damit wir das Geschenk der Offenbarung Gottes empfangen können und aus IHM und durch IHN und auf IHN hin fruchtbar werden lassen.
Ebenso will die Gnade der Erlösung mit all ihrer unfassbaren Weisheit im Heiligen Kreuz das Werk Gottes, das Werk Christi aufstrahlen lassen, damit unser Werk davon durchdrungen, gereinigt, geheiligt und vollendet wird.
Alles andere bliebe letztlich unfruchtbar, unbrauchbar und ohne Wert für die Ewigkeit - also nur "totes Menschenwerk".

Wenn der Ruf vor dem Heiligen Evangelium dann heute das Heilige Kreuz preist, eröffnet sich heute mit einem kostbaren Glanz die Brücke zum Wort Gottes in der Fülle. "Halleluja. Halleluja. Ich will mich allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Halleluja" (Gal 6,14)

Jesus fragt seine Jünger, für wen die Menschen ihn halten und für wen die Jünger ihn halten.
Die Antworten sind erschütternd: Man hält ihn für Johannes den Täufer, Elija oder irgend einen Propheten. Wie kommt das? Warum erkennen die Menschen Jesus nicht?
Das Ohr des Menschen ist noch nicht wirklich offen und das Herz der Menschen ist noch verdunkelt und ohne Erkenntnis!

Als Jesus die Apostel persönlich fragt, für wen sie ihn halten, erfahren wir nur von der Antwort des Petrus. Was heute im Evangelium nach Markus nicht erwähnt wird, finden wir bei Matthäus: nämlich, das Messiasbekenntnis, das Jesus als Wirken des Vaters im Himmel offenbart.

Hier treten die zwei Formen der Erkenntnis ans Licht: 1. die rein menschlichen Erwägungen, die zu einem eigenartigen Ergebnis kommen und 2. die göttliche Offenbarung, die eine ganz andere Wahrheit erschließt.
Wo der Mensch sich selbst eine plausible Antwort zurecht bastelt, die irgendwie in seine Vorstellung und sein Weltbild passen könnte, ist die Weisheit Gottes eine ganz Andere!
"Du bist der Messias!" Petrus darf in diesem Moment der Gnade Gottes Angesicht erkennen, wird vom Licht der Erkenntnis im Heiligen Geist erfüllt. Für einen Augenblick steht er ganz und gar im Strom der ewigen Wahrheit Gottes.

Jesus verbietet jedoch, dass die Jünger darüber mit "jemandem sprechen". Warum?
Warum dürfen sie noch nicht Zeugnis geben?
Warum sollen sie über die Wahrheit schweigen?
Warum müssen sie zurück halten, was doch die ganze Welt erfahren sollte?
Warum schweigen?
Warum nicht die falschen Vorstellungen von Jesus bei den Leuten korrigieren und warum dürfen sie nicht richtig stellen, was wohl in großem Umfang an falschen Interpretationen im Umlauf ist?
Warum nur verbietet Jesus, dass sie darüber sprechen???
Wir kennen das doch selbst nur zu gut. Kaum meinen wir, dass wir etwas erkannt haben, wollen wir auch schon andere überzeugen, wollen wir Zustimmung, wollen wir, dass uns andere Menschen zuhören, uns bewundern, uns Recht geben, ...! Doch wie viele Scherben bringt diese voreilige Haltung oft ein weil die Wurzel, das Wachstum und die Reife fehlen?

Spätestens im zweiten Teil des Heiligen Evangeliums erschließt sich dann das "Warum" für uns sehr deutlich: Weil die Gnade der Gotteserkenntnis noch nicht Wurzeln in den Herzen der Apostel gefasst hat und sie noch nicht von der heiligen Weisheit des Gottesgeistes durchdrungen sind.
Es war ein Lichtstrahl der Gnade gewesen, der das Herz des Petrus getroffen hat, doch schon im nächsten Augenblick offenbart sich im Kreuz das Innerste des Menschen in seiner ganzen verdrehten Gebrochenheit.
Immer ist es so: im Heiligen Kreuz scheiden sich die Geister und erst im Heiligen Kreuz offenbart sich, wes Geistes Kind wir sind.
Petrus reagiert "menschlich" und wo er gerade noch den Messias bekannt hat, verliert er jede heilige Ehrfurcht, jede angemessene Haltung, ... wenn er Jesus Vorwürfe zu machen beginnt.
Hier offenbart sich, dass er der Wahrheit zwar nahe ist, sie aber in seinem Herzen noch keine Wohnung gefunden hat und nicht lebendig ist.
Hätte er bereits im Innersten den Messias als Messias erkannt - mit welchem Schmerz und welch großer Wunde hätte er die Worte Jesu dennoch in tiefster Ehrfurcht und Demut gehört und die Würde, die unantastbare Heiligkeit des Erlösers anerkannt? Niemals hätte er es dann gewagt Jesus zu sagen, was er nun sagte!

Jesus weist hier nicht Petrus ab, sondern den Satan, der die Wahrheit verdreht, beugt, ... der in aller dämonischen Respektlosigkeit wagt, sich gegen den Willen und gegen den Plan Gottes zu stellen.
Petrus - im einen Augenblick von Gottes Geist erleuchtet - ist noch wankelmütig und nicht gefestigt, so dass im nächsten Augenblick der Satan sein Herz verdunkelt und ihn zur Rebellion gegen Gott anstiften will.
Wir würden sagen: "Das war aber doch menschlich gedacht und gut gemeint von Petrus! Das versteht man doch, er war erschüttert und wollte doch nur das Beste! Er wollte Jesus doch nur beschützen und hat es einfach nicht verstanden. Das war doch nicht böse gemeint. ..."
Wir haben sofort unzählige Ausreden und Begründungen, psychologische und verständnisvolle Entschuldigungen, mit denen wir das Verhalten des Petrus rechtfertigen und beschönigen würden.

Doch das lässt Jesus nicht gelten!

In absoluter Klarheit und Kompromisslosigkeit duldet er hier keinerlei Falschheit oder falsch verstandene "Menschlichkeit". Er spricht ausdrücklich den Urheber der dreisten Urteilsverdunkelung mit Autorität an und weist ihn von sich und Petrus ab! Jesus, der voll Erbarmen mit der Schwäche und Not des Menschen ist - kennt hier kein falsches Mitleid, duldet  die Lüge und Verwirrung nicht, die mit schmeichelnden oder noch so "logischen" Gründen vom Weg Gottes abweichen wollen!
Es ist das Wort vom Kreuz, die Weisheit Gottes im Licht des Kreuzesgeheimnissen, die Entscheidung am Kreuz!
Am Kreuz scheiden sich die Geister! Hier offenbart sich, was vom Heiligen Geist erleuchtet und was vom Ungeist verdunkelt wird, denn am Kreuz gehen die Wege auseinander.
Am Kreuzesgeheimnis scheidet sich auch in unserem Leben, wes Geistes Kinder wir sind!

Was werden wir persönlich wählen?
Wählen wir das, was uns Sicherheiten, Zustimmung, Wohlsein und der Mainstream diktieren?
Wählen wir das, was der Weisheit der Welt entspricht, was uns die Welt und unser Wohlergehen vergötzend wichtiger erscheint, als das, was der Messias uns verkündet und verheißt?
Wählen wir die Auflehnung, die Rebellion, die eigene Meinung, die sich das Wort Gottes selbst "zurecht schnitzt" und sich Gottes Willen einfach "selber backt", mit reichlich "Zuckerguss" der eigenen Ideen und Auslegungen, ...

Oder wählen wir die Nachfolge, die Hingabe, den Gehorsam?
Wählen wir den Weg des freiwilligen Opfers, wo der Herr zum Opfer ruft?
Wählen wir die Treue - auch in der Unbegreiflichkeit der Liebe Gottes, die über das Kreuz führt?
Haben wir im Sinn, was Gott will - oder was die Menschen wollen?
Denken wir daran, was Gott erwartet - oder was die Menschen erwarten?
Schauen wir aus nach dem, was Gott wählt - oder was die wir selbst und die Menschen wählen würden?
Messen wir unser Urteil an Gottes Urteil und Wohlgefallen - oder an unserem eigenen Geschmack und dem Urteil der Anderen?
Suchen wir Gott - oder uns selbst?
Haben wir im Blick, was Wert hat für die Ewigkeit - oder denken wir nur an das Leben in dieser Welt und wie wir es hier am bequemsten haben könnten?

Was sagt der Herr zu unseren Urteilen, wenn wir uns anmaßen, Gottes Pläne zu kritisieren, alles selbst in die Hand zu nehmen, ohne nach seinem heiligsten Willen und seinen Geboten zu fragen?

Jesus gibt eine klare Weisung in vier Schritten, damit wir auf dem Weg der Wahrheit bleiben lernen:
1. Wer mein Jünger sein will
2. der verleugne sich selbst
3. nehme sein Kreuz auf sich
4. folge mir nach.
Diese vier Schritte wären es wert, eine eigene Betrachtung zu halten. Heute jedoch möge uns der Gedanke begleiten, dass wir achtsam sein lernen. In unseren Herzen soll die Aufmerksamkeit auf Gott hin gelenkt werden und wir dürfen täglich neu lernen und einüben, dass das Maß unserer Gedanken, Worte und Werke sich am Willen Gottes orientieren. Wenn wir im Heiligen Geist leben lernen, wenn Gottes Gebot und die Weisheit des Kreuzes in uns Wurzeln haben, ... werden wir erst fähig sein, auch von dem zu künden, was uns Jesus anvertraut hat.
Am Heiligen Kreuz und seiner geheimnisvollen Weisheit scheiden sich die Geister. Hier ist immer offenbar, welches Ziel der Mensch verfolgt und wem seine Treue gilt.
Der Umgang mit Leid, Kreuz, Not und der Unbegreiflichkeit der Liebe Gottes in Schmerz ... offenbart uns - wo wir stehen und welche Wahrheit in uns lebendig ist.
"Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten."

Bitten wir den Herrn, uns zu lehren und zu helfen, dass wir den Willen des Vaters nicht nur erkennen, sondern lieben lernen, weil Gott gut ist und wir dies in Dankbarkeit und Ehrfurcht anerkennen.

HERR und VATER!
Öffne mein Ohr und schenke mir ein offenes Herz,
das auf Deine Weisung horchen lernt - um von Herzen ge-horchen zu können.
Hilf mir, damit ich Dein Wort hören kann - damit es ich Dir immer mehr ge-hören kann.

Lass mich
durch das Wirken der Gnade
zu Werken der Gnade finden
wirke Du immer mehr in mir!

Schenke mir den Glauben,
der aus Deiner Offenbarung wächst,
damit ich Dir schenken kann,
was ich von Dir empfangen habe!

Lehre mich Deinen heiligsten Willen erkennen und zu lieben,
damit ich fähig werde
Dich zu bezeugen und von Dir zu künden,
denn ich will mein Leben allein von Dir empfangen und Dir schenken
und Du sollst mir Maß und Weg und Ziel sein.
Amen.


 
Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 24. September 2012, 19:44:28
25. SONNTAG IM JAHRESKREIS
(http://oneyearbible.blogs.com/photos/uncategorized/jesus_prayer.jpg)

EVANGELIUM   Mk 9,30-37
   
   Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert.Wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein
   

   Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
   
   In jener Zeit
30    zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Er wollte aber nicht, daß jemand davon erfuhr;
31    denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.
   

Nach seinen Wundern kommt der Herr auf sein Leiden zu sprechen, damit man nicht glaubt, er habe gegen seinen Willen gelitten. (Theophylactus)

Er mischt immer unter das Erfreuliche Trauriges, damit es die Apostel nicht erschreckt, wenn es plötzlich kommt, sondern damit sie es vorbereitet ertragen. (Beda)

Nachdem er aber gesagt hatte, was traurig war, da fügt er noch hinzu, was ihnen Freude machen muß, daher folgt: Und er wurde getötet, am dritten Tage aber wird er auferstehen, damit wir daraus lernen, daß auf Bedrängnisse Freuden folgen. (Theophylactus)
32    Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen.
   

Diese Unwissenheit hat ihren Grund nicht so sehr in ihrem langsamen Verstand, sondern eher in ihrer Liebe zum Erlöser; da sie noch ohne geistliches VerständnisWörtl.: fleischlich waren und das Geheimnis des Kreuzes nicht kannten, konnten sie sich den nicht als tot vorstellen, den sie als den wahren Gott erkannt hatten; und weil sie es gewohnt waren, ihn oft in Bildern sprechen zu hören, wollten sie aus Angst vor dem Eintritt seines Todes, daß ihnen das bildlich erklärt werde, was er über seine Auslieferung und sein Leiden offen aussprach. (Beda)
33    Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?
34    Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei.
   

Sie stritten aber unterwegs richtig über den Vorrang. Diese Diskussion paßt zu der Stelle. Denn wie ein Vorrang sich einstellt, so löst er sich auf, und während man an ihm festhält, zerfällt er, und es ist ungewiß, an welcher Stelle, d. h. an welchem Tag, er beendet wird. (Hieronymus)
35    Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.
   

Deswegen aber scheint der Streit der Jünger über den Vorrang entstanden zu sein, weil sie gesehen hatten, daß Petrus, Jakobus und Johannes getrennt von ihnen auf den Berg geführt worden waren und daß ihnen dort etwas Geheimes anvertraut worden sei; aber auch Petrus seien, nach Matthäus, die Schlüssel des Himmelreiches versprochen worden. Da der Herr aber die Gedanken seiner Jünger sieht, bemüht er sich, ihr Verlangen nach Ansehen mit der Demut zu heilen, und er ermahnt sie zunächst mit dem einfachen Gebot der Demut, daß der Vorrang nicht erstrebenswert sei. (Beda)

Dazu muß man bemerken, daß jene unterwegs um den Vorrang stritten, er selbst aber setzt sich nieder und lehrt sie die Demut. Die Mächtigen nämlich mühen sich ab, die Demütigen aber ruhen sich aus. (Hieronymus)

Die Jünger freilich wollten vom Herrn Ehre erhalten, denn in ihnen steckte das Verlangen, vom Herrn groß gemacht zu werden; denn je größer einer ist, um so mehr Ehre verdient er; deswegen behinderte er ihr Verlangen nicht, sondern brachte die Demut ins Gespräch. (Chrysostomus)

Denn der Herr will nicht, daß wir uns einen Vorrang anmaßen, sondern daß wir durch Demut Größe gewinnen. Dann aber ermahnt er sie am Beispiel kindlicher Unschuld. (Theophylactus)
36    Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen:
37    Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
   

Allein durch den Anblick [sc. des Kindes] überzeugt er sie, demütig und schlicht zu sein; denn von Neid und nichtigem Ruhm ist ein kleines Kind rein und auch davon, nach einem Vorrang zu streben. Er sagt aber nicht nur: Wenn ihr so werdet, werdet ihr großen Lohn empfangen, sondern auch: Wenn ihr andere so ehrt um meinetwillen. (Chrysostomus)

An dieser Stelle zeigt er entweder in einfacher Weise, daß die Armen Christi von denen, die die Größten sein wollen, aufgenommen werden müssen, um ihn zu ehren, oder er überredet sie, selbst wie kleine Kinder hinsichtlich der Bosheit zu sein, damit sie Einfalt ohne Anmaßung, Liebe ohne Neid und Ergebenheit ohne Zorn bewahren. Wenn er aber eine Kind umarmt, drückt er damit aus, daß die Niedrigen seine Umarmung und Liebe verdienen. Er fügt aber noch hinzu "in meinem Namen", damit sie die Art der Tugend, die das kleine Kind, von der Natur geleitet, beachtet, selbst im Namen Christi mit dem Eifer der Vernunft erstreben. (Beda)

Sieh, wieviel die Demut vermag; sie verdient es nämlich, daß der Vater und der Sohn und der Heilige Geist darin Wohnung nimmt. (Theophylactus)

Gedanken zum Evangelium

Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Was könnte uns deutlicher zeigen, wie weit die Jünger Jesu damals und wir heute, davon entfernt sind, den Sinn der messianischen Sendung Jesu zu begreifen.
Immer wieder hat Jesus erklärt, dass er nach Jerusalem gehen und dort den Menschen ausgeliefert werden müsse, dass er von ihnen getötet und am dritten Tag auferstehen werde.
Sehr unverständliche Worte auch für die Jünger Jesu Auch die Jünger konnten diese Worte noch nicht verstehen, denn die Messiasvorstellung des eigenen Volkes, die sie natürlich auch übernommen hatten waren zu stark in ihnen eingeprägt, dass sie Jesus jetzt noch nicht verstehen konnten.
Kaum hatte ihnen Jesus erneut sein Leiden, Sterben und Auferstehen angekündigt, da hatten seine Jünger nichts anderes zu tun, als sich über die ersten Plätze im messianischen Reich zu streiten.
Sie dachten ganz offensichtlich, dass das Reich des Messias ein ganz irdisches Reich der Macht sei und sie selbst sahen sich schon als seine Minister.
Für fromme Juden galt damals die Größe, das heißt, die bedeutende gesellschaftliche Stellung, Ruhm und Ansehen, welche jemand innehatte, war damit gleichbedeutend, wie groß jemand vor Gott dastand. Daher war das Reden über die ersten Plätze häufig Gesprächsthema Nummer eins unter religiösen jüdischen Menschen.
Jesus aber hat immer ganz andere Wertmaßstäbe. Für ihn zählt nicht Macht und Ehre, sondern einzig und allein, dienende Liebe.
Wenn die Jünger Jesu vom Messias hörten, dann dachten sie an einen Macht-Messias. Wenn Jesus von sich als dem Menschensohn spricht, dann meint er damit aber den Liebe-Messias, den Messias der sich ganz hingibt.
Das hatten die Jünger Jesu bis dahin noch nicht begreifen und annehmen können.
Jesus nimmt diese Gelegenheit zum Anlass, zu seinen Jüngern über seine Rangordnung zu sprechen und gibt ihnen ein Lehrbeispiel. Er sagt zu ihnen: Wenn einer der Erste sein will, der sei er der Letzte und der Diener von allen. Und er stellt ein Kind in ihre Mitte und umarmt es. Er stellt das Kind in die Mitte, das heißt, er stellt es damit auf den ersten Platz.
Dann sagt er zu den Jüngern: Wer ein solches Kind  in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt auch den auf, der mich gesandt hat.
Damals hatten Kinder in der Öffentlichkeit bei weitem nicht diese Hochachtung wie heute.
Kinder galten als Unmündig und wurden nicht für voll genommen, Kinder waren kaum mehr beachtet als die Geringsten und wurden den untersten gesell-schaftlichen Schichten gleichgestellt.
Mit diesem Gleichnis gibt Jesus seinen Jüngern und natürlich auch uns zu verstehen, was es wirklich bedeutet, ihm nachzufolgen. Die Stellung derer, die zu Jesus gehören, ist die des Dienens und das für andere Dasein, vor allem für die Schwächsten, die am meisten auf andere angewiesen sind.
Denn in diesen Menschen können wir Jesus und seinem himmlischen Vater begegnen.
Jesus demonstriert uns heute sehr klar, aber auch sehr liebevoll, wie das innerste Wesen von Kirche, Gemeinde, Amt und von uns Christen sein soll.
Jesus geht es um unseren liebevollen Umgang mit uns selber, mit dem Nächsten und mit Gott. Es geht um eine Liebe, die tief im Herzen entspringt, dort nämlich, wo der Mensch von Gott berührt wird und sich ihm ganz hingibt.
Wenn wir uns Gott gegenüber nicht verschließen, dann werden auch keine falsche Ideologien und Herzenshärte unser Tun beeinflussen.
Wenn wir ganz offen sind für Gott, dann werden wir auch den wahren Messias - Jesus Christus – erkennen, der uns das wahre Leben und die echte Liebe vorgelebt hat, die Liebe, die aus ganz aus Gott stammt, die Liebe die Welt verändern wird. 

Titel: Antw:Kirchenjahr
Beitrag von: velvet am 29. September 2012, 16:36:57
26. Sonntag im Jahreskreis

(http://data7.blog.de/media/223/5771223_7040b14d1f_m.jpeg)

Erste Lesung
Num 11, 25-29
    In jenen Tagen kam der Herr in der Wolke herab und redete mit Mose. Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Sobald der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in prophetische Verzückung, die kein Ende nahm. Zwei Männer aber waren im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch über sie war der Geist gekommen. Sie standen in der Liste, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Sie gerieten im Lager in prophetische Verzückung.
    Ein junger Mann lief zu Mose und berichtete ihm: Eldad und Medad sind im Lager in prophetische Verzückung geraten. Da ergriff Josua, der Sohn Nuns, der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war, das Wort und sagte: Mose, mein Herr, hindere sie daran!
    Doch Mose sagte zu ihm: Willst du dich für mich ereifern? Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!

Zweite Lesung
Jak 5, 1-6

    Ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das euch treffen wird. Euer Reichtum verfault, und eure Kleider werden von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber verrostet; ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Noch in den letzten Tagen sammelt ihr Schätze. Aber der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn der himmlischen Heere. Ihr habt auf Erden ein üppiges und ausschweifendes Leben geführt, und noch am Schlachttag habt ihr euer Herz gemästet. Ihr habt den Gerechten verurteilt und umgebracht, er aber leistete euch keinen Widerstand.

Evangelium
Mk 9, 38-48

    In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
    Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.
    Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.
    Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.
    Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
    Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.

Reicher Lohn für einen Becher Wasser - das verheißt Jesus im Evangelium (Mk 9,41). Doch hier wird aller Reichtum zu Müll, weil er ungerecht erworben ist.
Der Lohn, den ihr euren Arbeitern vorenthalten habt, schreit zum Himmel! (Jak 5,4)
Himmelschreiendes Unrecht geschieht immer wieder auf der Erde. Mächtige beuten Schwache aus. Wer hat, will immer mehr.
Doch was nützt all der Reichtum? Was hat davon Bestand - bis in die Ewigkeit?
Reichen Gewinn kann der mit seinem Reichtum machen, der ihn verteilt, unter die Armen verschenkt, damit Gutes tut.
Wird jedoch der ungestraft davonkommen, der ungerecht zusammengerafften Reichtum für sich alleine hortet und sich ein schönes Leben macht?

Jesus

"Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns." (Mk 9,40; Lk 9,50) - Jesus gebraucht diesen Satz aber auch in entgegengesetzter Bedeutung: "Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich." (Lk 11,23) Das muss kein Widerspruch sein:
Beide Male geht es um die Austreibung von Dämonen - in der einen Situation treibt einer die Dämonen im Namen Jesu aus, der nicht zu den Jüngern Jesu gehört, im anderen Fall werfen einige der Juden Jesus vor, er könne nur scheinbar Dämonen austreiben, in Wirklichkeit stehe er im Bund mit den Dämonen. Hier werden die Seiten vertauscht. Jesus wird auf die Seite der gottwidrigen Mächte gestellt. Wer einen solchen Vorwurf gegen Jesus erhebt, kann nicht auf der Seite Jesu stehen. Von solchen Leuten grenzt sich Jesus daher entschieden ab.
Wie steht es aber mit dem fremden Wundertäter? Er ist zwar nicht von Jesus berufen worden und hat auch selbst nicht den Weg in die Nachfolge Jesu gesucht, aber er muss sicher großen Respekt vor Jesus gehabt haben. In seinem Kampf gegen die Dämonen steht er auf der gleichen Seite wie Jesus. Jesus duldet es, dass er in seinem Namen Dämonen austreibt, weil er damit im Sinne Jesu handelt.
So tut in den Augen Gottes jeder Mensch etwas Gutes, der Jesus und seinen Jüngern einfach nur Respekt entgegenbringt und ihnen freundlich begegnet. Wer einem der Jünger Jesu nur den kleinen Dienst erweist, dass er ihm einen Becher frisches Wasser reicht - ein selbstverständliches Zeichen der Gastfreundschaft - der wird dafür belohnt werden.
Vielleicht kann uns diese Stelle einen Impuls geben für das Miteinander der Religionen. Einander mit Respekt begegnen, auch wenn man unterschiedliche Überzeugungen hat - und gemeinsam gegen das Böse angehen.

Nach diesen in unseren Ohren sehr positiven Worten Jesu folgen einige Sätze, die uns heute sehr hart erscheinen. Es geht um die Verführung - einmal um die Verführung von außen durch andere Menschen und dann um die Verführung, mit der jeder Mensch selbst zu kämpfen hat.
Jesus vergleicht hier die Glaubenden erneut mit Kindern. Kinder bedürfen eines besonderen Schutzes. Für sie wirkt die Welt der Erwachsenen oft faszinierend und sie lassen sich daher leicht beeinflussen. Gerade auch gefährliche Dinge wie Alkohol oder Zigaretten werden ab einem gewissen Alter interessant. Es liegt daher auch in der Verantwortung der Erwachsenen, dass für Kinder gefährliche Dinge nicht in deren Hände geraten.
Wer in die Nachfolge Jesu tritt, hat freiwillig auf vieles verzichtet, was dem Glauben nicht zuträglich ist. Und doch üben diese Dinge auch auf die Glaubenden weiterhin eine große Anziehungskraft aus. Jeder muss mit den Versuchungen in seinem Inneren kämpfen, aber auch andere Menschen können einen Einfluss darauf haben, wie man den Versuchungen begegnet. Sie können einen auf dem Weg des Glaubens stärken, aber auch von diesem Weg abbringen. Scharf verurteilt Jesus die, welche die Keinen, die an ihn glauben, zum Bösen verführt.

Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab.
Wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab.
Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus.
Es sind heftige Worte, die Jesus im heutigen Evangelium gebraucht. Dabei wird jeder vernünftige Mensch denken, dass es ein Unding ist, sich selbst zu verstümmeln. Genau darauf will Jesus auch hinaus. Selbstverstümmelung ist das letzte, das sich ein Mensch antun würde. Doch es gibt etwas, das schlimmer ist, als sich selbst zu verstümmeln: wenn man so lebt, dass man das ewige Leben verliert.
Die Worte Jesu heute sind sehr eindringlich. Er mahnt uns dazu, unsere Regungen und Triebe so in den Griff zu bekommen, dass wir uns nicht versündigen. Das ist für jeden Menschen harte Arbeit, mit der er ein Leben lang zu kämpfen hat.
Gerade weil das so schwer ist, gibt es immer wieder Menschen, die meinen, man bräuchte es erst gar nicht zu versuchen. Lass doch alles laufen, wie es kommt, ist doch ganz natürlich. Befreie dich von den alten Lehren der Moral, sie hindern dich doch nur daran, glücklich zu sein. Auch für diese Menschen gebraucht Jesus einen harten Vergleich. Kein vernünftiger Mensch würde sich mit einem schweren Stein ertränken, wer aber solche Lehren verbreitet, der tut sich eigentlich selber noch etwas viel Schlimmeres an.
Dennoch brauchen wir nicht zu verzweifeln, auch wenn wir im Kampf gegen die Leidenschaften immer wieder erliegen. Wir dürfen nur niemals aufgeben. Und es ist nicht wirklich schwer, ein guter Mensch zu sein, es kostet nur manchmal etwas Überwindung. Wir brauchen nicht die ganze Welt zu retten. Eine kleine Geste gegenüber dem Menschen neben mir genügt:
Wer einem auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt - er wird nicht um seinen Lohn kommen.