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Verehrung - Heilige - Biographien => Marienverehrung => Thema gestartet von: videre am 30. April 2012, 23:17:58

Titel: Unsere Jungfrau, Mutter Gottes und Heilige
Beitrag von: videre am 30. April 2012, 23:17:58
Unsere Jungfrau, Mutter Gottes und Heilige
 
(http://www.katholisch.de/p/content/images_4_3/Heilige+Seelige/Maria-01_rdax_187x140.jpg)

© katholisch.de

Maria war eine mutige Frau.

Schön und mütterlich - Maria kann auch für junge Mütter und Väter Vorbild sein
Maria, die Mutter Gottes, begegnet uns in vielen Bildern – schön und lieblich, mütterlich und hingebungsvoll, ohne Fehl und Tadel. Ein Bild, mit dem sich Mütter heute nicht immer identifizieren könnten. Die junge Mutter, die sich in einem ständigen Spagat zwischen Kinder, Partnerschaft, Haushalt und Beruf befindet; das gepiercte und tätowierte junge Mädchen; die Frau, die sich von ihrem Mann getrennt hat, ihr Kind allein erzieht und vorwurfsvolle Blicke erntet, wenn sie den Kleinen wegen Rush-hour oder notwendigen Überstunden mal wieder zu spät in der Kita abgeholt hat: Mit dieser Lebensrealität hat die Mutter Gottes auf den ersten Blick nicht viel zu tun.

Ist Maria unglaubwürdig geworden?

Hinzu kommt: Religiöse Gepflogenheiten wie Rosenkranzandachten und Kerzen vor dem Marienbild geraten immer mehr in Vergessenheit. Eine solche Volksfrömmigkeit ist vor allem jungen Menschen heute fremd geworden. Die Attribute, mit denen die Muttergottes oft bedacht wird - Reinheit, Unbeflecktheit, Ergebenheit – haben kaum noch etwas mit der Lebenswirklichkeit moderner Frauen zu tun. Es waren Männer, die die Lehre von Maria und damit ein Frauenideal entwarfen, das von Gehorsam, Demut, Unterwerfung und Asexualität bestimmt wurde. Und es waren Männer, die im Gegensatz zu Maria als der Makellosen und Reinen das Bild der verführerischen, sündigen Eva zeichneten.   

Ein neuer Trend zeichnet sich ab


Das traditionelle Bild von Maria verstaubte mit der Zeit. Die einen konnten kaum noch etwas mit ihr anfangen. Andere, überwiegend Ältere, hielten an den alten Riten fest. Der große Rest verhielt sich neutral, verlor nach und nach das überlieferte Wissen über und das Interesse an der Gottesmutter. Für viele passt Marienverehrung nicht mehr in unsere fortschrittliche Zeit.
Doch mittlerweile ist eine Trendwende zu erkennen – wenn auch recht zaghaft. Vor allem Frauen – und zum Glück immer mehr junge Menschen – suchen nach Jahren der Entfremdung wieder einen neuen Zugang zu Maria. Dank einiger fortschrittlicher Theologen in der Katholischen Kirche, die mehr und mehr andere Bilder der Gottesmutter entwerfen. Es sind Bilder von Maria, die mit beiden Füßen fest auf der Erde steht – mitten im Alltag, zum Greifen nah, mit Problemen, die auch unsere sein könnten.

Maria steht zu ihrer Entscheidung

Es ist durchaus lohnenswert, sich auch in der Familie, etwa mit Jugendlichen, neu mit der Gottesmutter auseinanderzusetzen. Im Buch Jesaja des Alten Testaments (Jesaja 7,14) findet man einen Verweis, dass "Jungfrau" auch mit "Junge Frau" übersetzt werden kann. Ein idealer Einstieg in ein Gespräch mit älteren Kindern oder im Freundeskreis.

In der Begegnung zwischen Maria und dem Erzengel Gabriel zeigt sich, dass die junge Frau sich nicht demütig in ihr Schicksal fügt. Sie diskutiert mit dem Botschafter Gottes, liefert Gegenargumente, steht dann aber zu ihrer Entscheidung – fest und klar.  Von Zweifeln, ob Josef sie verlassen und ihre Familie sich von ihr abwenden würde, wird Maria nicht geplagt. Dies setzt ein großes Vertrauen in ihren Verlobten und vor allem in Gott voraus. Sie hat in ihrem bisherigen Leben Geborgenheit und Angenommensein erfahren – bei ihrer Familie und bei Gott. Das macht stark, mutig und hoffnungsvoll, dass es mit Hilfe des Herrn weitergehen wird – was auch immer passiert.

Vorbild für Mütter und Väter

So gesehen kann Maria auch für junge Menschen, für Mütter und Väter, ein Vorbild sein. Sie verliert angesichts einer ungewissen Zukunft nicht den Mut, sondern macht aus ihrer Situation das Beste. Bei der Flucht nach Ägypten darf sie wieder auf Gott vertrauen, der das neugeborene Kind und seine Eltern vor Herodes schützt. Maria kennt die Sorgen und Nöte tausender Eltern mit ihren pubertierenden Kindern. Nach drei Tage verzweifeltem Suchen finden sie und Josef ihren Sohn im Tempel.
Doch Jesus gibt nicht klein bei, sondern begehrt auf: "Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, das ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?" (Lukas 2,49) Und obwohl Maria und Josef mit den Worten ihres Zwölfjährigen nichts anfangen können, machen sie ihm keine Szene. Im Gegenteil. Lukas schreibt: "Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen." Maria ist eine kluge Mutter. Sie lässt es nicht zu einem Machtkampf kommen. Denn sie spürt, dass ihr Sohn sich allmählich von ihr lösen und ein selbstbestimmtes Leben führen wird.

Eine schmerzhafte, aber heilsame Erfahrung


Und noch einmal spürt Maria, dass es Zeit wird, ihre Rolle als Mutter neu zu überdenken. Bei der Hochzeit zu Kana erfährt sie das – wie bei dem Erlebnis im Tempel – hautnah. Als sie hört, dass der Wein ausgegangen ist, bittet sie Jesus um Hilfe. Doch der fährt seine Mutter barsch an: "Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen." (Johannes 1,4) Der erwachsene Jesus lehnt sich gegen seine Mutter auf, gegen ihre Einmischung und Erwartungshaltung ihm gegenüber.

Maria spürt, dass sie erneut loslassen und sich nun mehr um sich selber kümmern muss. Eine schmerzhafte Erfahrung, die alle Mütter machen, deren Kinder endgültig das Haus verlassen. Doch sie macht frei für eine neue Lebensphase und ermöglicht einen neuen Zugang zu den erwachsenen Kindern. Aus dieser Freiheit heraus konnte Maria letztendlich Ja zur Jüngerschaft Jesu sagen – nicht weil es ihr Sohn war, sondern weil seine Botschaft sie überzeugte.



Von Margret Nußbaum

Aus:
http://www.katholisch.de/36085.html (http://www.katholisch.de/36085.html)


Liebe Grüße und einen gesegneten Marienmonat Mai,

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