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Autor Thema: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."  (Gelesen 3224210 mal)

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Offline Tina 13

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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9464 am: 15. März 2023, 20:00:06 »
Hl. Epiphanius von Benevent (5. - 6. Jhd.)
Bischof
Kommentar zu den vier Evangelien, PLS 3, 852 (in Les Pères de l'Église commentent l'Évangile. Homéliaire pour les dimanches A, B, C et les grandes fêtes, 6e dimanche TO A, Éd. Brepols 1991, p. 97; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Damit sich die Schrift erfüllte“ (Joh 19,28)

„Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen“ (vgl. Mt 5,17). […] In jener Zeit machte der Herr tatsächlich von seiner Macht Gebrauch, um in seiner Person alle Mysterien zu erfüllen, die das Gesetz über ihn angekündigt hatte. Denn in seiner Passion hat er alle Prophezeiungen ihrer Erfüllung zugeführt. Als man ihm gemäß der Prophezeiung des seligen David (vgl. Ps 69(68),22) zur Stillung seines Durstes einen mit Essig getränkten Schwamm darbot, nahm er ihn an und sprach: „Es ist vollbracht“. Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf (vgl. Joh 19,30).

Er hat nicht nur alles, was er gesagt hat, persönlich in die Tat umgesetzt, sondern er hat uns auch seine Gebote anvertraut, damit wir sie in die Tat umsetzen. Nachdem die Alten die einfachsten Gebote des Gesetzes nicht halten konnten (vgl. Apg 15,10), hat er uns vorgeschrieben, die schwierigsten zu halten, und zwar mittels der Gnade und der Kraft, die vom Kreuz kommen.
Ps 77,14-15 Gott, dein Weg ist heilig. / Wo ist ein Gott, so groß wie unser Gott? Du allein bist der Gott, der Wunder tut, / du hast deine Macht den Völkern kundgetan.

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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9465 am: 19. März 2023, 05:42:47 »
Dem hl. Makarius
dem Ägypter (?-390), Mönch, zugeschrieben
Kap. 100 (Paraphrase de Syméon le Métaphraste sur les Discours de saint Macaire l’Égyptien, Philocalie des Pères neptiques, tome II, éd. DDB-Lattès 1995, p. 206, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Ich war blind und jetzt kann ich sehen“ (vgl. Joh 9,25)

Dies ist die Seele, die arm ist im Geist. Sie erkennt ihre Wunden. Sie erkennt auch die Dunkelheit der Leidenschaften, von denen sie umgeben ist. Sie trachtet beständig nach der Erlösung, die vom Herrn kommt. Sie trägt die Mühen und ergötzt sich an keinem der Güter dieser Welt. Sie sucht den einen guten Arzt und vertraut sich allein seiner Fürsorge an.

Wie soll also diese verwundete Seele schön werden, anmutig und imstande, ein Leben mit Christus zu führen? Wie, wenn nicht durch das Wiederentdecken ihrer einstigen Schöpfungswirklichkeit und in der klaren Anerkennung ihrer Wunden und ihrer Armut? Denn wenn die Seele sich nicht in ihren durch die Leidenschaften verursachten Wunden und Blessuren gefällt, wenn sie ihre Fehler nicht zudeckt, dann wird der Herr ihr die Ursache des Übels nicht anrechnen, sondern er kommt, um sie zu pflegen, sie zu heilen und eine unverwüstliche und unvergängliche Schönheit in ihr wiederherzustellen.

Nur soll sie sich, wie gesagt, nicht dazu entschließen, den Leidenschaften verhaftet zu bleiben; sie soll sich nicht in den Leidenschaften gefallen, die in ihr geweckt werden, sondern mit aller Kraft den Herrn anrufen, damit er ihr durch seinen guten Geist gewähre, von allen Leidenschaften befreit zu werden. Eine solche Seele ist wahrhaft selig.

Aber wehe der Seele, die ihre Wunden nicht spürt und die, beherrscht von einem schweren Laster und einer maßlosen Verhärtung, nicht glaubt, dass es etwas Böses in ihr gibt. Diese Seele wird von dem guten Arzt weder besucht noch behandelt. Denn sie sucht ihn nicht und kümmert sich auch nicht um ihre Wunden, da sie sich für heil und gesund hält. Denn es heißt: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“ (Mt 9,12).
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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9466 am: 26. März 2023, 11:23:14 »
Homilie
dem hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407), Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer
Über Martha, Maria, Lazarus und den Propheten Elija (Le Saint Prophète Élie, coll. Spiritualité orientale n° 53, éd. Bellefontaine 1992, p. 143, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Lazarus, komm heraus!“ (Joh 11,43)

Der Herr sagt nur dieses eine Wort: „Lazarus, komm heraus!“ (Joh 11,43), wie ein Herr, der seinen Diener ruft. Und was geschieht? Der Diener kam heraus, um seinem Herrn zu gehorchen. Er kam heraus ohne zu zögern. So etwas hatte der Hades nicht erwartet, der Tod lehnte sich nicht auf, die Kräfte der Unterwelt schoben seine Herausgabe nicht hinaus; im Gegenteil, sie waren mit Furcht geschlagen. Der Hades, der Lazarus schon seit drei Tagen bei sich festhielt, war ganz erschüttert wie ein Schiffsrumpf ohne Halt, bis endlich Ruhe herrschte. Die Mächte der Unterwelt konnten nicht fassen, dass Lazarus schließlich der Unterwelt entrissen werden sollte.

Als aber die Stimme des Meisters plötzlich zusammen mit einem großen Licht in das Grab hinabdrang und die Haare auf Lazarus’ Haupt sogleich wieder zu wachsen begannen, seine hohlen Knochen sich wieder mit Mark füllten und das lebendige Blut in den Adern wieder zu fließen begann, da erschraken die Mächte der Unterwelt und schrien einander zu: „Wer ist das, der da ruft? Wer ist dieser Allmächtige? Wer ist es, der das zerbrochene Gefäß neu formt? Wer ist es, der einen Toten wie aus dem Schlaf weckt? Wer ist es, der die eisernen Türen zerbricht? Wer ist es, der da ruft ‚Lazarus komm heraus‘? Seine Stimme hat menschlichen Klang, aber seine Macht ist göttliche Macht. Wer ist dieser, der da ruft? Das ist kein Mensch. Seine Gestalt ist die eines Menschen, aber seine Stimme ist die eines Gottes. Lasst uns Lazarus zurückschicken, lasst uns ihn schnell hinaufbringen, damit nicht der, der ihn ruft, hier hinabsteigt, damit nicht, wenn Lazarus sich verspätet, der, der ihn ruft, hier hinabsteigt!“

Die Toten begannen schon zu zucken und sich zu bewegen. Da sagten die Mächte der Unterwelt: „Soll uns doch ein einziger Unrecht tun, damit wir nicht alle verlieren!“ So schwang sich Lazarus aus dem Schoß des Hades empor und bekannte, lobte und verherrlichte unseren Herrn Jesus Christus.
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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9467 am: 01. April 2023, 20:22:45 »
Hl. Cyrill von Alexandria (380 – 444)
Bischof und Kirchenlehrer
Kommentar zum Römerbrief, 15, 7 (Commentaire sur la lettre aux Romains, Livre des jours – Office romain des lectures, Le Cerf – Desclée de Brouwer – Desclée – Mame, p. 413–414; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Die versprengten Kinder Gottes in Einheit zu sammeln“ (vgl. Joh 11,52)

Es steht geschrieben: „So sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören“ (Röm 12,5). Denn Christus führt uns zur Einheit zusammen durch Bande der Liebe: „Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf […]“ (Eph 2,14−15). Wir müssen also gegenseitiges Mitgefühl haben: „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm“ (1 Kor 12,26).

Deshalb, so sagt der heilige Paulus weiter, „nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes“ (Röm 15,7). Nehmen wir also einander an, wenn wir eines Sinnes sein wollen. „Ertragt einander in Liebe, und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält“ (Eph 4,2–3). So hat Gott uns in Christus angenommen. Denn dieser hat die Wahrheit gesprochen, als er sagte: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16). Denn der Sohn wurde ja wirklich als Lösegeld für unser aller Leben gegeben. Wir wurden vom Tod befreit, vom Tod und von der Sünde losgekauft.

Der heilige Paulus beleuchtet die Perspektiven dieses Heilsplans, wenn er sagt, dass „Christus um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden“ sei (vgl. Röm 15,8). Denn Gott hatte den Patriarchen, den Vätern der Juden, versprochen, dass er ihre Nachkommenschaft segnen würde, die so zahlreich sein werde, wie die Sterne am Himmel. Deshalb hat sich das Wort, das Gott ist, geoffenbart im Fleisch und ist Mensch geworden. Er erhält die ganze Schöpfung im Sein und sorgt für das Wohlergehen von allem, was existiert, denn er ist Gott. Aber er kam in diese Welt, indem er Fleisch annahm, nicht „um sich dienen zu lassen, sondern“, wie er selbst sagt, „um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45).
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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9468 am: 02. April 2023, 14:01:20 »
Predigt von Professor May

26.02.2023

Jesu Worte der Not

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Wir wol­len heute und an den kom­men­den Sonn­ta­gen das Lei­den unse­res Her­ren betrach­ten, aber weni­ger von außen, nicht so sehr sein kör­per­li­ches Lei­den, als viel­mehr das, was in sei­ner Seele vor sich ging, sei­nen inne­ren Kampf und seine innere Not, seine innere Kraft und seine große Hei­lands­liebe. Wir wol­len hin­ein­schauen in sein Herz und sehen, was er sel­ber über sein Lei­den sagt, denkt, fühlt.

Heute wol­len wir die Worte der Not betrach­ten, die Chris­tus gespro­chen hat, die Not­rufe, die er erho­ben hat. Zwei davon hat er gespro­chen hin­auf zu sei­nem Gott und Vater. Als aber sein Gott und Vater ihn nicht erhörte, hat er zwei Worte der Not geru­fen zu den Men­schen, zu uns. Das erste Wort der Not hat er im Gar­ten des Ölbergs gespro­chen. Als die Todes­angst ihn über­fiel, als er auf der Erde lag, zit­ternd an allen Glie­dern, kraft­los und mut­los, als das Blut ihm aus den Poren drang, als er keine Hilfe und keine Ret­tung mehr sah in sich, da hat er geru­fen und gefleht: „Vater, wenn es mög­lich ist, lass die­sen Kelch an mir vor­über­ge­hen!“ Warum rief er zum Vater? Er ging zum Vater auch in die­ser bit­te­ren Stunde, weil er immer zum Vater ging, weil er mit allem zum Vater ging, weil er sein gan­zes Herz in jeder Stunde zum Vater trug, weil dort seine Hei­mat war, weil er nicht bloß seine Not, son­dern auch seine Freude, sei­nen Mut, seine Bereit­schaft, seine Dank­bar­keit, weil er alles zum Vater trug, alles, wie ein Kind; denn er war das Kind des Vaters. So trug er jetzt auch seine große Not zu ihm, eine Not, wie er sie noch nicht gehabt in sei­nem Leben, eine Schwä­che, eine Angst, eine Todes­angst. Jetzt, wo er ganz zer­bro­chen am Boden lag, auch jetzt hob er seine Augen empor zum Vater, wie er es immer getan hatte. Er scheut und schämt sich nicht, vor sei­nen Vater zu kom­men, es mag sein, wie es will. Mit allem, was er im Her­zen trägt, mit allem, was er fühlt und denkt und lebt, kommt er zum Vater. Der Vater war ihm der große Ver­traute, der ein­zige Freund, die Hei­mat sei­ner Seele, wohin er alles trug. „Vater“, sagt er, „wenn es mög­lich ist.“

Warum sollte es nicht mög­lich sein? Bei Gott ist doch alles mög­lich, Gott ist doch der All­mäch­tige, Gott kann doch jeden Kelch an ihm vor­über­ge­hen las­sen – warum sollte es also nicht mög­lich sein? Wenn es nicht mög­lich ist, dann kann es nur daher kom­men, dass hier ein Rat­schluss Got­tes steht so fest und unver­rück­bar wie das Wesen Got­tes selbst. Was in der Hei­lig­keit und in der Liebe Got­tes gegrün­det ist, das kann in der Tat nicht geän­dert wer­den, das steht ewig fest, und es ist nicht mög­lich, daran zu rüt­teln. So ein Rat­schluss liegt hier vor. Das weiß Jesus, und darum fängt er auch nur an, ganz schüch­tern zu fra­gen; er denkt nicht daran, einen sol­chen Rat­schluss etwa umsto­ßen zu wol­len; er will auch sei­nem Vater nicht Gewalt antun. „Vater“, sagt er ganz füg­sam, „wenn es mög­lich ist, dann lass die­sen Kelch an mir vor­über­ge­hen.“ Noch sind erst einige Stun­den vor­über, da hat er zu sei­nen Jün­gern gesagt: „Hier, nehmt die­sen Kelch und trin­ket alle dar­aus; kei­ner lasse die­sen Kelch an sich vor­über­ge­hen.“ Nun aber wird ihm selbst ein Kelch gebo­ten, und er soll ihn trin­ken, und nun muss er bit­ten: Lass ihn an mir vor­über­ge­hen! Aber frei­lich, da ist ein Unter­schied: Der Kelch, den er sei­nen Jün­gern vor weni­gen Stun­den gereicht hat, war ein Kelch der Freude; er aber soll den Kelch der Bit­ter­keit trin­ken. Das war ein Kelch der Kraft, er aber soll den Kelch des Todes trin­ken. Zwi­schen den bei­den Kel­chen besteht ein Unter­schied, aber auch ein Zusam­men­hang. Den fühlt und sieht er selbst, und darum sagt er: „wenn es mög­lich ist“. Er weiß schon, es ist nicht mög­lich. Denn gerade weil er sei­nen Freun­den einen Kelch der Liebe bot, darum muss er den Kelch des Lei­dens trin­ken. Weil er sei­nen Jün­gern den Kelch des Lebens bie­tet, darum muss er den Kelch des Todes trin­ken. Denn er muss den Kelch der Dank­sa­gung, den er für seine Jün­ger gefüllt hat, erkau­fen mit dem Kelch der Bit­ter­keit. So betet er: Lass ihn vor­über­ge­hen, wenn es mög­lich ist! Es ist der Kelch, den er um unsert­wil­len trin­ken muss und an dem er nicht vor­bei­kommt. Und er hat ihn schon ange­nom­men in die­ser hei­li­gen Stunde am Ölberg. Er musste ihn trin­ken.

So fängt er an ihn zu trin­ken. Und dann wei­ter vor Annas und Kai­phas und Pila­tus und Hero­des Anti­pas, vor den römi­schen Legio­nä­ren und der joh­len­den Menge. Und da er schon bald an den Schluss gekom­men ist, bis zur bit­te­ren Neige, wird es ihm wie­der zu schwer. Des­halb erhebt er noch­mals sei­nen Not­ruf zu Gott: „Mein Gott, mein Gott, wie hast du mich ver­las­sen!“ Das ist der Not­ruf am Ende. Der andere war der Not­ruf am Anfang. Was liegt alles dazwi­schen: das Trin­ken des gro­ßen, tie­fen Kel­ches. So ist auch ein Unter­schied zwi­schen die­sen bei­den Wor­ten. Damals im Ölgar­ten war es noch der erste Trop­fen, jetzt aber ist er zur bit­ters­ten Neige gekom­men. Damals war noch eine Süßig­keit in sei­nem Not­ruf. „Vater“, konnte er sagen, und sein gan­zes Kin­des­herz hat da mit­ge­spro­chen, hat mit­ge­bebt. Es war noch ein Ver­trauen darin: Die­ser Vater wird mich nicht ver­las­sen, wenn ich auch den Kelch trin­ken müsste. Wenn es mög­lich wäre, würde er ihn mir erspa­ren. Aber in die­sem zwei­ten Wort der Not – wie erschre­cken wir, wenn wir das hören, dass Got­tes Sohn so rufen konnte: „Mein Gott, warum hast du mich ver­las­sen?“ Ist viel­leicht in sei­ner Seele für einen Augen­blick das Leid zum Herr­scher gewor­den und hat alles über­tönt, was sonst in die­ser Seele klang und lebte? Wenn ja, dann war es das Mensch­heits­leid, das in die­ser Stunde über ihn Herr wurde, dann war es das Leid der Welt vom ers­ten Tag der Schöp­fung an bis zum letz­ten Tag, das über ihn her­fiel und ihn nie­der­drückte, dann war es unser aller Not, die auf ihm lag. Der Psalm, den Jesus zu beten anfängt, fährt dann fort: „Mein Gott, den gan­zen Tag rufe ich zu dir, und du erhörst mich nicht.“ So hat Jesus wei­ter­ge­be­tet, und in der Tat, so war es. Den gan­zen Tag ruft er schon, von der nächt­li­chen Stunde, wo er im Ölgar­ten lag, bis jetzt um die sechste, um die neunte Stunde, wo schon die Abend­schat­ten über Gol­go­tha her­zie­hen. Den gan­zen Tag schon ruft er zu Gott, und der Vater erhört ihn nicht. Es kommt keine Stimme vom Him­mel, wie sie frü­her gekom­men war, wo es gehei­ßen hatte: „Das ist mein gelieb­ter Sohn.“ Es kommt keine Legion von Engeln. Es öff­net sich kein Him­mel. Es fährt kein Blitz her­nie­der, seine Feinde zu ver­trei­ben. Er ist ver­las­sen, preis­ge­ge­ben sei­nen Hen­kern.

So geht er zu den Men­schen. Wie ist das furcht­bar, dass auch Chris­tus, der lei­dende, den Weg zu den Men­schen gehen muss! Schon im Ölgar­ten begann er die­sen schwe­ren Weg zu gehen. Da die Todes­angst nicht von ihm wich und immer schwe­rer wurde, stand er auf, ein­mal, zwei­mal, und kam zu sei­nen Jün­gern. Aber die Jün­ger schlie­fen. Da flehte er: „Wachet doch mit mir! Könnt ihr nicht ein­mal eine Stunde mit mir wachen? Wenigs­tens eine Stunde sollt ihr mit mir wachen.“ Warum bit­tet er so? Es ist ihm ergan­gen, wie es allen lei­den­den Men­schen geht: Sie schauen aus nach einem hilf­rei­chen Men­schen. Wenn er ihnen auch nicht hel­fen kann, wenn sie wenigs­tens einen Men­schen sehen, wenigs­tens eine bekannte Stimme hören, wenigs­tens eine Hand fas­sen, in ein Auge schauen kön­nen, dann ist es schon leich­ter. So wird der Mensch in sei­ner Not zum Men­schen getrie­ben. Wenn nur etwas Leben­di­ges da ist, dann ist es schon ein biss­chen leich­ter. So kommt der Hei­land zu sei­nen Jün­gern, um etwas Leben­di­ges zu spü­ren, in ihre Augen zu schauen, wenigs­tens ihre Stimme zu hören, wenn sie ihm auch nicht hel­fen kön­nen. Sie kön­nen sei­nen Kelch nicht trin­ken, sie kön­nen ihn nicht befreien, seine Todes­angst nicht weg­neh­men, aber hören möchte er sie, sehen möchte er sie. So bit­tet er sie, mit ihm zu wachen. Doch er hat nicht gefun­den, was er suchte. Die Jün­ger schlie­fen, waren schlaf­trun­ken, und gaben ihm ent­we­der gar keine oder eine ver­wor­rene Ant­wort. Sie ver­stan­den ihn nicht in sei­ner Not, denn er war zu weit weg. Wenn ein Mensch ein­mal ganz tief in der Not ist, ist er immer ein­sam. Wenn er dann um sich greift mit den Armen, um etwas Leben­di­ges zu füh­len, dann wird er nichts fin­den; denn er ist so tief drun­ten. Dort in jener Tiefe ist jeder allein. Je grö­ßer ein Leid ist, um so ein­sa­mer muss es wer­den. Wir sehen an die­sem Hil­fe­fle­hen Jesu Christi, dass sein Lei­den wirk­lich bis auf den Grund gereicht hat, auf den Grund einer furcht­ba­ren Ein­sam­keit, wo seine Jün­ger, die es doch gut mit ihm mein­ten, nichts mehr ver­stan­den.

Noch ein­mal geht der Herr zu den Men­schen, erhebt er einen Not­ruf, und das am Ende der Pas­sion. Nach­dem er den Not­ruf zu Gott erho­ben hat, ohne eine Erleich­te­rung zu bekom­men, ruft er am Kreuze wie­derum zu den Men­schen und sagt: „Mich dürs­tet.“ Ach, so weit ist er jetzt gekom­men. Jetzt ver­langt er nicht mehr viel. Jetzt ver­langt er keine see­li­sche Gemein­schaft mehr, jetzt ver­langt er keine warme Hand mehr und kein teil­neh­men­des Wort, nur noch „ich dürste“ sagt er. In dem Not­ruf zu Gott war die Stimme sei­ner Seele, die Stimme sei­ner Kind­schaft über­tönt von der Stimme des Welt­leids, des Mensch­heits­leids. Aber in die­sem letz­ten Wort der Not, das er zu Men­schen spricht, sagt seine Seele über­haupt nichts mehr, ist seine Seele ganz stumm gewor­den. Nur noch sein armer, zer­ris­se­ner Leib erhebt die Stimme. Für sei­nen Leib noch fleht er um eine Erleich­te­rung, seine Seele ver­langt nichts mehr. Wenn es noch eine Ver­zweif­lung des Leids nach der Ver­las­sen­heit gibt, dann war sie hier, wo er so anspruchs­los gewor­den ist, nur noch einen Trop­fen Flüs­sig­keit zu erbit­ten, sonst nichts.

Und siehe, da ward ihm nun Erhö­rung und Erfül­lung, gerade jetzt. Ein Sol­dat wurde von Mit­leid gerührt und tauchte einen Schwamm in ein Gefäß mit Essig und reichte ihm den Schwamm auf einem Stab, und Jesus netzte seine Lip­pen an dem essig­sau­ren Schwamm. Es ward ihm eine Hilfe. Und es ward Mit­leid erregt in dem Her­zen eines Men­schen, in dem Her­zen eines Man­nes. In einem har­ten Sol­da­ten­her­zen glühte ein Schim­mer der Liebe auf. Sollte nicht das viel­leicht der Grund gewe­sen sein, warum der Vater ihn nicht erhört hat, warum der Him­mel geschwie­gen hat. Der Him­mel war­tet dar­auf, dass auf der Erde die Liebe erblüht, dass auf der Erde ein Schim­mer von Mit­leid erwacht. Denn so will Gott den Men­schen hel­fen, durch die Men­schen will er ihnen hel­fen, durch hilf­rei­che, lieb­rei­che Men­schen, durch opfer­wil­lige selbst­lose Men­schen will Gott hel­fen, auf keine andere Weise in der gewohn­ten Heils­ord­nung. Das ist wohl der Grund, warum Gott zu so viel Leid immer noch schweigt: Weil immer noch nicht die Liebe wach gewor­den ist in unse­ren Her­zen; weil wir immer noch nicht lau­fen, einen Schwamm zu tun­ken in erqui­ckende Flüs­sig­keit, um unsere Mit­men­schen zu laben. Immer noch war­tet Gott dar­auf. Und warum wohl? Kön­nen wir denn unsere Mit­men­schen erqui­cken? Kön­nen wir denn die Not der Welt auf­he­ben? Wir kön­nen doch so wenig tun. Was ist schon Gro­ßes an die­sem essig­sau­ren Getränk, das da den Lip­pen des Hei­lands gebo­ten wird! Ist das nicht eine ganz arm­se­lige kleine Hilfe? O nein, nein, nein. Was die Liebe tut, ist nie­mals unbe­deu­tend, ist nie­mals unbe­acht­lich.

Diese Liebe ist die Erlö­sung der Welt. Denn das ist eigent­lich die größte Not, in der wir sind: nicht die Not der Unge­lieb­ten, nicht die Not der Ver­sto­ße­nen, nicht die Not der Ent­erb­ten, son­dern die Not der Lieb­lo­sen. Die Mensch­heit, die keine Liebe hat, ist wahr­haf­tig in Not, ist unrett­bar, ist ver­lo­ren. Darum muss alles auf­ge­bo­ten wer­den, um die Liebe auf­zu­we­cken in der lie­be­lee­ren Men­schen­seele. Wenn es gelingt, auch nur in einer Seele, in einem har­ten Sol­da­ten­her­zen, in einem rau­hen Hen­ker­her­zen einen Schim­mer von Liebe auf­zu­we­cken, dann kann Gott ruhig zuse­hen, dass sein eige­ner Sohn sich zu Tode ruft in sei­ner Not; das ist nicht zu teuer erkauft. Es ist der Mühe wert, dass Got­tes Sohn in Not kommt, wenn nur in einem Her­zen ein Fün­klein Liebe erwacht. Es scheint, dass wir nicht viel mehr tun kön­nen, als unse­ren Brü­dern und Schwes­tern eine kleine Erqui­ckung berei­ten. Und doch war­tet Gott dar­auf, dass wir es tun. Warum denn? Weil es etwas Gro­ßes ist um die Liebe, die das tut, und wenn sie auch nur einen Schwamm an den Mund eines Ster­ben­den drückt, ist es etwas Gro­ßes, wenn es die Liebe tut. Auch für die­sen Men­schen selbst; denn so wird er selbst geret­tet. Wir hören nichts wei­ter aus der Hei­li­gen Schrift von die­sem Sol­da­ten. Aber ich glaube, seine Lie­be­s­tat hat ihm selbst auch Ret­tung gebracht. Der rechte Schä­cher, der nur ein Wort zuguns­ten des Herrn sprach, bekam das Para­dies noch am glei­chen Tag. Die­ser Hen­ker aber hat mehr getan. Unter dem Spott und gegen den Wider­stand sei­ner Kame­ra­den hat er den Ster­ben­den getränkt. Sollte nicht auch er das Him­mel­reich bekom­men haben? Es war ja schon in sei­ner Seele ein Anfang des Him­mel­rei­ches, es war schon ein Auf­blü­hen Got­tes in die­ser Regung des Mit­leids, der er gefolgt ist. Ihm ist das Lei­den wahr­haf­tig zur Brü­cke gewor­den, auf der Gott zu ihm kam an dem Abend die­ses Kar­frei­tags. So möch­ten wir den­ken. Das ist der Weg, der ein­zige Weg, auf dem das Leid der Welt auf­ge­ho­ben wird: dass es hin­ein­strömt in die See­len und dort die Liebe weckt, von Liebe getra­gen, von Liebe umfan­gen, von Liebe betreut wird. Dann wird diese Liebe selbst zum Him­mel­reich. Gott selbst steigt nie­der auf der Brü­cke der Not in die die­nende Liebe der See­len. So hat auch der Hei­land selbst die Welt erlöst von Sünde und Leid. Er hat das Leid der Mensch­heit, das maß­lose und gren­zen­lose Leid, in seine Seele auf­ge­nom­men. Und seine Seele war groß und weit wie sonst keine Men­schen­seele. In die­ser gro­ßen, wei­ten Seele war eine ebenso große Erbar­mung und Liebe, und sie hat die­ses Men­schen­leid umfan­gen. So hat er das Him­mel­reich gegrün­det für sich selbst und für uns. Weil er die­ses Leid von uns und für uns getra­gen hat, ist er auch für uns der Erret­ter gewor­den, der alles heilt, alle Freude, alles Glück, alle Erhe­bung, alle Selig­keit für uns in sich trägt. Wahr­haf­tig gelobt und gebe­ne­deit ist er, weil er für uns gelit­ten hat.

Amen.
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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9469 am: 07. April 2023, 18:56:31 »
Salvianus von Marseille (um 400-um 480)
Priester
Über das Regieren Gottes, S. 269 (Du gouvernement de Dieu, in: 2000 ans d'homélies, année A, Éds Soceval-Artège 2001, p. 176, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13)

Gottes Liebe zu uns ist viel größer als die Liebe eines Vaters. Das beweisen die Worte des Erlösers im Evangelium: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16). Und auch der Apostel Paulus sagt: „Er [Gott] hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Röm 8,32). Also liebt Gott uns mehr als ein Vater seinen Sohn liebt. Es ist offensichtlich, dass Gottes Wertschätzung für uns über jede väterliche Zuneigung hinausgeht, hat er doch für uns seinen Sohn nicht verschont – und was für einen Sohn! Diesen gerechten Sohn, diesen einzigen Sohn, diesen Sohn, der Gott ist. Kann man noch mehr sagen? Ja! Für uns, das heißt: Für uns, die wir böse, für uns, die wir schuldig sind, hat er ihn nicht verschont. […]

Deshalb drückt sich der Apostel Paulus – um uns, so gut es geht, die Unermesslichkeit des Erbarmens Gottes begreiflich zu machen – so aus: „Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos waren, für uns gestorben. Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben“ (Röm 5,6–7). Treffsicher macht uns Paulus allein durch diese eine Aussage die Liebe Gottes deutlich. Denn wenn nur schwerlich jemand für einen sehr gerechten Menschen zu sterben bereit wäre, so hat uns Christus, da er sogar für uns Schuldbeladene starb, darin seine überragende Güte bewiesen. Warum aber hat der Herr so gehandelt? Der Apostel Paulus lässt es uns sogleich wissen: „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden“ (Röm 5,8–9).

Der Beweis, den er dafür liefert, besteht darin, dass Jesus für die Schuldigen gestorben ist: Eine Wohltat ist wertvoller, wenn sie Unwürdigen zuteil wird. […] Hätte er sie Heiligen und verdienstvollen Menschen gewährt, hätte er sich nicht als derjenige erwiesen, der gibt, was man nicht geben müsste, sondern als einer, der nur gibt, was dem anderen zusteht. – Was werden wir ihm nun für all das zurückgeben?
Ps 77,14-15 Gott, dein Weg ist heilig. / Wo ist ein Gott, so groß wie unser Gott? Du allein bist der Gott, der Wunder tut, / du hast deine Macht den Völkern kundgetan.

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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9470 am: 08. April 2023, 22:22:00 »
Hl. Chromatius von Aquileia (um 345-407)
Bischof
1. Predigt zur Osternacht; SC 154 (Sermons, t. I, sermon XVI, Éd. du Cerf 1969, p. 260–265, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Eine Nacht des Wachens war es für den Herrn, als er sie aus Ägypten herausführte“ (Ex 12,42)

Alle Nachtwachen, die zu Ehren des Herrn begangen werden, finden Gottes Gefallen und seine Zustimmung, aber diese Nachtwache steht über allen anderen. Deshalb trägt diese Nacht auch eine besondere Bezeichnung: „Nachtwache des Herrn“. Wir lesen ja: „Als eine Nacht des Wachens zur Ehre des Herrn gilt sie den Israeliten in allen Generationen“ (Ex 12,42). Diese Nacht trägt ihren Titel zu Recht, weil der Herr zum Leben erwacht ist, damit wir nicht im Todesschlaf bleiben. Durch das Mysterium seiner Passion hat er ja für uns den Todesschlaf erlitten; aber dieser Schlaf des Herrn ist zur Nacht des Wachens für die ganze Welt geworden; denn der Tod Christi hat den Schlaf des ewigen Todes weit von uns vertrieben. Er selbst erklärt es durch den Propheten: „Ich lege mich nieder und schlafe ein, und mein Schlaf war süß gewesen (Ps 3,6; Jer 31,26). Der Schlaf Christi, der uns aus der Bitternis des Todes zur Süße des Lebens zurückgerufen hat, konnte ja nur süß gewesen sein. […]

Salomo schrieb: „Ich schlief, doch mein Herz war wach“ (Hld 5,2). Diese Worte bekunden ganz offensichtlich das Geheimnis der Göttlichkeit und Menschlichkeit des Herrn. Dem Leib nach hat er geschlafen, doch seine Göttlichkeit war wach, denn die Göttlichkeit konnte nicht schlafen. […] „Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht“ (Ps 121(120),4). […] Dem Fleisch nach schlief er, seine Gottheit aber stieg hinab in das Reich des Todes, um den Menschen, der dort gefangen war, herauszuholen. Unser Herr und Erlöser wollte alle Orte aufsuchen, um allen Barmherzigkeit zu erweisen. Er stieg vom Himmel herab auf die Erde, um die Welt zu besuchen; er stieg dann von der Erde hinab in die Unterwelt, um denen das Licht zu bringen, die dort gefangen waren, gemäß dem Wort des Propheten: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“ (Jes 9,1).

Darum feiern die Engel im Himmel, die Menschen auf der Erde und die Seelen der Gläubigen im Reich des Todes diese Nachtwache des Herrn. […] Wenn schon über die Umkehr eines einzigen Sünders, wie das Evangelium berichtet, Freude herrscht bei den Engeln im Himmel (vgl. Lk 15,7.10), um wie viel mehr dann über die Erlösung der ganzen Welt? […] Diese Nacht des Wachens ist also nicht nur ein Fest für Menschen und Engel, sondern auch für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, denn das Heil der Welt ist die Freude der Dreifaltigkeit.
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Re: "Katechese, denn ein selbstgemachter Glaube ist wertlos."
« Antwort #9471 am: 09. April 2023, 19:05:45 »
Hl. Maximus von Turin (?-um 420)
Bischof
Predigt 36; PL 57, 605 (in: Le mystère de Pâques, coll. Icthus, t. 10, Éd. Grasset 1965, p. 262–263, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat“ (Ps 118(117),24)

Lasst uns in Freudenrufe ausbrechen, Brüder, heute wie gestern. Wenn auch das Dunkel der Nacht unser Freudenfest unterbrochen hat, so ist der heilige Tag doch noch nicht zu Ende: Die Finsternis des Abends scheidet zwar die Tage voneinander, doch das Licht, das die Freude am Herrn verbreitet, ist ewig. Christus hat uns gestern erleuchtet; auch heute noch strahlt sein Licht. „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“, sagt der selige Apostel Paulus (Hebr 13,8). Ja, Christus ist für uns zum Tag geworden. Für uns ist er heute geboren, wie Gott, sein Vater, durch Davids Stimme verkündet: „Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt“ (Ps 2,7). Was ist damit gemeint? Dass er seinen Sohn nicht an irgendeinem Tag gezeugt hat, sondern dass er ihn als Tag und Licht gezeugt hat. […]

Ja, Christus ist unser Heute: Als lebendiger, nie verblassender Glanz ohne Ende, hört er nicht auf, Feuer auf die Erde zu werfen, auf diese Welt, die er trägt (vgl. Hebr 1,3), und dieses ewige Glühen erscheint wie ein einziger Tag. „Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist“, ruft der Prophet aus (Ps 90(89),4). Ja, Christus ist dieser eine Tag, weil auch die Ewigkeit Gottes eine einzige ist. Er ist unser Heute: die Vergangenheit, die entschwunden ist, entgeht ihm nicht; die unbekannte Zukunft, die noch unbekannt ist, birgt für ihn keine Geheimnisse. Als souveränes Licht umfängt er alles, kennt alles, ist zu allen Zeiten gegenwärtig und ist ihr Herr. Vor ihm kann die Vergangenheit nicht in sich zusammensinken und die Zukunft sich nicht entziehen. […] Dieses Heute ist nicht etwa die Zeit, in der er dem Fleisch nach aus der Jungfrau Maria geboren wurde, auch nicht die Zeit, in der er der Göttlichkeit nach aus dem Mund Gottes, seines Vaters hervorgeht, sondern die Zeit, da er von den Toten auferweckt wurde: „Er hat Jesus auferweckt“, sagt der Apostel Paulus; „wie es schon im zweiten Psalm heißt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt“ (vgl. Apg 13,33).

Wahrlich, er ist unser Heute, wenn er aus der tiefen Nacht der Unterwelt hervorbricht und die Menschen entzündet. Wahrlich, er ist unser Tag, den die finsteren Anschläge seiner Feinde nicht verdunkeln konnten. Es gibt keinen Tag, der das Licht besser empfangen hätte als dieser Tag; denn er hat allen Toten Licht und Leben zurückgegeben. Das Alter hatte die Menschen in den Tod hinabgezogen; er hat sie wieder aufgerichtet in der Kraft seines Heute.
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