Gründe für den Niedergang der Religion
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
Die Religion ist keine Macht mehr im öffentlichen Leben. In der Politik, in der Kunst, in der Literatur spielt die Religion so gut wie keine Rolle. Welches ist der Grund für diese klägliche Lage der heiligen Religion? Ich will zwei Gründe namhaft machen, erstens die Feindschaft der Ungläubigen, zweitens die Gleichgültigkeit der Gläubigen.
Der erste Grund für die unbedeutende Rolle, die unsere Religion in der Öffentlichkeit spielt, ist der Unglaube, ist die Feindschaft der Ungläubigen. Es sind Einzelpersonen, oft in einflußreicher Stellung, und Vereinigungen von Personen, die den Kampf gegen die Religion auf ihre Fahne geschrieben haben. Es gibt Menschen, die eine unbegreifliche Freude daran haben, anderen die Religion zu entreißen. In Mastershausen im Hunsrück lebt Herr Herbert Steffen. Er hat seine Firma Steffen-Möbel verkauft und das dafür gewonnene Geld in eine Stiftung eingebracht, die Giordano-Bruno-Stiftung. Mit dieser Stiftung finanziert er antichristliche, antikatholische Unternehmungen. Die Atheisten und Religionsfeinde haben sich eigene Organisationen geschaffen. Das Zentrum dieser Organisationen ist diese Stiftung von Herrn Steffen in Mastershausen. Verbunden haben sich die Freidenker, der Bund für Geistesfreiheit, die Humanistische Union und der Humanistische Verband. Auf allen Ebenen und mit allen Mitteln bekämpfen sie die Religion, natürlich und immer an erster Stelle die katholische Kirche; denn der Teufel hält sich an die Profis, nicht an die Amateure.
Der Kampf wird geführt einmal durch Schriften, Broschüren, Bücher. Aus der Fülle der Druckwerke nenne ich nur einige wenige. Der Autor Karlheinz Deschner schreibt im Augenblick den 10, Band – den 10. Band! – seiner „Kriminalgeschichte des Christentums“, wo er also zu Gerichte sitzt über das Christentum in seiner zweitausendjährigen Geschichte. Vor kurzem erregte großes Aufsehen das Kinderbuch von Schmitt-Salomon. „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel.“ So heißt das Buch: „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel.“ In diesem Buche werden alle Religionen, also nicht nur die christliche, sondern auch das Judentum und der Islam radikal niedergemacht. Man kann sich die schlimme Wirkung dieses Buches vorstellen, wenn man daran denkt, was es bedeutet, wenn etwa ein Kommunionkind davon Kenntnis nimmt, dass es darin als „Menschenfresser“ bezeichnet wird, weil es den Leib des Herrn empfängt. Menschenfresser! Seit Monaten ist ein Bestseller das Buch „Sakrileg“ von Dan Brown. In diesem Buche wird das Bild Jesu systematisch verzeichnet, ein Geflecht von kulturellen, künstlerischen und esoterischen Legenden. Hier wird eine antichristliche Lehre verkündet, die vielen Lesern Verdächtigungen und schwere Vorwürfe gegen das Christentum und die katholische Kirche einredet. Das Buch ist auch verfilmt worden, und dieser Film, der 100 Millionen – 100 Millionen! – Dollar gekostet hat, dieser Film wird in allen Ländern gezeigt, von den USA angefangen bis nach Singapur. Jesus Christus, so heißt es dort, hatte ein Verhältnis mit Maria Magdalena; seine Nachfahren leben heute noch.
Auch das Musiktheater wird in den Dienst der antikatholischen Kampagne gestellt. Seit 200 Jahren gibt es antichristliche, vor allem antikatholische Theaterstücke. Sie erinnern sich vielleicht, dass die Oper „Don Carlos“ von Giuseppe Verdi gern dazu hergenommen wird, gegen die katholische Kirche zu agitieren, obwohl jedermann weiß aus der Geschichte, aus der wahren Geschichte, dass Carlos ein verhängnisvoller Mann war, den sein Vater, König Philipp II., mit Recht so behandelt hat, wie er ihn behandelt hat. Aber in der Gegenwart ist es wieder noch massiver gekommen. In Berlin, in der Staatsoper, wird die Oper „Faust“ von Charles Gounod aufgeführt. Diese Oper wird von den Inszenierenden als ein antikatholisches Machwerk dargestellt. Faust und Mephisto tragen Mönchskutten, und im 3. Akt ist Mephisto ein Priester. In England läuft seit Monaten die Oper „Jerry Springer“. In dieser Oper werden achttausend Obszönitäten und Flüche gezählt. Achttausend Obszönitäten, also geschlechtliche Anspielungen, und Flüche. Adam und Eva, Jesus, Maria und Joseph treten in der Hölle auf. Jesus selbst nennt sich in der Oper „ein bißchen schwul“. Auch das Kabarett, und das ist seit langem bekannt, tritt in den Dienst der antikatholischen Hetze. In Mainz das Unterhaus! Dort wird häufig gegen die katholische Kirche gegeifert. Im Augenblick tritt dort Volker Pispers auf. Von ihm wird unserer Kirche fälschlich unterstellt eine Schutzgelderpressung, indem sie nämlich Kirchensteuer einzieht. Dort fällt unter anderem der Satz: „Man muss nicht unbedingt den Holocaust leugnen, um in den Himmel zu kommen.“ Ein solcher unglaublicher Unsinn und Quatsch wird von diesem Herrn auf die Bühne gebracht. Die katholische Kirche, so behauptet er, ist die Erfinderin der Angst. Das sehen jeden Abend in der ausverkauften Phönixhalle Hunderte von Leuten.
Auch die Schule wird zum Kampfplatz gegen die Religion gemacht. Immer neu wird von den Religionsfeinden darauf hingearbeitet, die Religion aus der Schule zu vertreiben. Wenn Lehrer oder Eltern von Schülern es fordern, muss das Kreuz aus dem Schulsaal entfernt werden. Es wird offene Propaganda für die Abmeldung vom Religionsunterricht gemacht. In Berlin wird von mutigen Christen versucht, Religion als ordentliches Schulfach einzuführen, aber ich gebe der Kampagne keine Aussicht. Der Senat und alle Kirchenfeinde werden es verhindern, dass Religion ordentliches Schulfach in Berlin wird. Dafür hat der Humanistische Verband in Berlin eine atheistische Schule eingerichtet. Das ist möglich! Und Sie wissen ja auch, wie es in Rundfunk, Fernsehen, Presse, Internet aussieht. Die Sendungen und Meldungen über Religion und Kirche sind fast nur mit Reizthemen besetzt: Zölibat, Frauenordination, Empfängnisverhütung, Verfehlungen von Priestern. Vom Papst wissen die Menschen eigentlich nur eines, nämlich dass er gegen Kondome ist. Dass die Kirche jahraus, jahrein den Weg Christi lehrt, dass sie sein Evangelium verkündet, dass sie das Opfer Christi feiert, dass sie den Willen Gottes den Menschen unterbreitet, dass sie Gottesliebe und Nächstenliebe lehrt, das alles fällt unter den Tisch. Die Feinde suchen der Kirche unaufhörlich Abbruch zu tun. Wer alle diese Lästerungen, Schmähungen, Verleumdungen und Anwürfe hört und sieht, wie soll der in seinem Glauben froh bleiben?
Die Kirche in Deutschland ist schutzlos und wehrlos. Ihre Proteste verhallen ungehört, ihre Richtigstellungen der Lügen und Verleumdungen werden nicht zur Kenntnis genommen. Uns schützt kein Gesetz, kein Gericht, keine Bundesprüfstelle für jugendgefährdendes Schrifttum. Die Folgen dieser Verhältnisse sind offensichtlich: Der Glaube ist keine Macht mehr im öffentlichen Leben.
Der erste Grund ist die Feindschaft der Ungläubigen. Der zweite Grund ist die Gleichgültigkeit der Gläubigen. Gläubige sollen Überzeugung für ihren Glauben haben, sie sollen Eifer für ihn bezeigen, sie sollen begeistert von ihm sein. Aber es sind Unzählige, allzu Viele, die weder Überzeugung noch Eifer noch Begeisterung und keine Liebe zur Religion haben. Woher kommt diese Gleichgültigkeit? Nun, sicher auch aus dem Hasten und Jagen, aus dem Treiben, das die Menschen so in Anspruch nimmt. Man braucht sich ja nur einmal an eine Großstadtstraße zu stellen am Abend, um zu sehen, wie die Menschen an einem vorbeihasten. Die Menschen, die so in diesem Treiben aufgehen und untergehen, die können gar keine religiösen Gedanken mehr fassen. Der Kampf um das Goldene Kalb nimmt sie vollkommen in Beschlag. Das zehrt alle höheren Kräfte im Menschen auf. Religion braucht Ruhe, braucht Stille, braucht Besinnung. Noch niemals in der deutschen Geschichte ist die Arbeitszeit so niedrig wie heute gewesen. Aber die dadurch gewonnene Muße wird nicht zum Gebet und zur religiösen Bildung benutzt. Die Menschen wissen wenig oder nichts von der Schönheit, vom Reichtum, vom Glück der Religion. Was man nicht kennt, das kann man auch nicht schätzen. Tragen wir dazu bei, meine lieben Freunde, dass die Menschen unsere Religion kennen lernen, dass sie sie schätzen lernen, dass sie sie lieben lernen.
Dazu kommen die vielen lockenden Stimmen, die aus dieser Welt heraustönen, die uns entgegenrufen von den Plakaten oder vom Fernsehen, die heraustönen aus den Vergnügungslokalen, aus den Diskotheken. Alles predigt Lust, Vergnügen, Eitelkeit. Fortwährend werden die Menschen aufgefordert zu genießen, sich auszuleben, sich nichts entgehen zu lassen, ob das Essen oder Trinken oder Geschlechtslust ist. Die Lust regiert das Leben allzu vieler Menschen. Vor kurzem wurde eine Untersuchung angestellt über den Zusammenhang zwischen sexuell aggressiver Musik und dem Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs. Es besteht ein solcher Zusammenhang zwischen sexuell aggressiver Musik und dem frühen, allzu frühen Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs. Unter dem Ansturm der Verlockungen und Versuchungen wird die leise Stimme des Gewissens, aber auch der laute Ruf der Glocken nicht mehr gehört. Die Religion fällt aus dem Blickfeld der Menschen heraus.
In anderen Ländern tobt eine blutige Verfolgung, aber bei uns gibt es auch eine Verfolgung, wenn auch vorläufig noch unblutig. Nicht mit blutigen Waffen wird gekämpft, sondern mit schmeichelndem, süßem Gift. Gott wird häufig überhaupt nicht mehr erwähnt, um so mehr aber die Kirche. Und wer die Kirche madig macht, der trifft Gott, denn die Kirche ist der Herold Gottes. Wer den Herold verunglimpft, der entwertet die Botschaft.
Die Menschen haben fast nichts mehr im Sinne als Sport und Putz, den Tarif und den Beruf. Diese Verfolgung entreißt der Kirche Hunderttausende, ja Millionen. Wir haben in Deutschland kaum noch 15 Prozent praktizierende katholische Christen. Hunderttausend gehen jedes Jahr verloren durch Mischehen, und die Abfälle gehen in die Zehntausende. Dazu kommt der Mangel an religiöser Erziehung im Elternhaus. Er läßt sich schwer nachholen. Was das Elternhaus einmal versäumt hat, das ist kaum wieder einzubringen. Vor einiger Zeit kam ein Kind aus der Religionsstunde nach Hause und sagte zum Vater: „Vater, ich bin gar nicht so fromm erzogen wie die anderen Kinder. Die anderen Kinder wissen viel mehr von der Religion als ich.“ Der Vater hat darüber gelacht; er hat es scherzweise am Biertisch erzählt. Der Vater weiß nicht, was es heißt, verantwortlich für eine Kinderseele zu sein. Es ist die furchtbare Verantwortung für die Menschen, die uns anvertraut sind.
Es gibt ein Wort der Heiligen Schrift, das die ganze Tragik des gleichgültigen Menschen in sich faßt: „Ich weiß, spricht der Heilige Geist, dass du weder kalt noch warm bist. O wärest du doch kalt oder warm. Da du aber lau bist und nicht kalt oder warm, so bin ich daran, dich aus meinem Munde auszuspucken. Du sprichst: Wohlhabend bin ich und reich. Ich brauche nichts. Du weißt nicht, dass du elend bist und arm, blind und nackt.“ Mit einer Sprache, die man nicht wieder vergißt, hat hier der Heilige Geist die ganze Armut des im Glauben erkalteten Herzens geschildert. Es ist, als würde der Heiland heute hintreten zu der ungezählten Schar der Menschen, die ganz zufrieden ist, wenn sie am Ersten ihr Gehalt bekommt, abends ins Theater geht und alle Jahre einmal oder mehrmals in Urlaub fährt. Es ist, als würde der Herr zu ihnen sprechen: „Ihr denkt, ihr seid reich und braucht nichts. Ihr wißt nicht, dass ihr elend seid und erbärmlich.“ Und es ist, als ob der Heiland durch unsere Kaufhäuser ginge und dort die Menschen sähe, die ihre Lust im Kaufen und Verkaufen finden, für die Erwerben und Besitzen das höchste Glück bedeutet. Es ist, als ob er zu ihnen spräche: „Ihr sprecht: Wohlhabend bin ich und reich, und ihr wißt nicht, dass ihr arm und blind seid.“ Und zu den Leuten, die den Sonntag auf dem Sportplatz verbringen, würde der Herr wohl heute sagen: „Ihr meint, ihr braucht sonst nichts, und wißt nicht, dass ihr elend seid und arm, blind und nackt.“
Meine lieben Freunde, die im Glauben gleichgültige Seele ist und bleibt eine Seele ohne Heimat und Vaterhaus, eine Seele, die nicht weiß, wohin sie gehört. „O dass ihr doch warm oder kalt wäret. Doch weil ihr lau seid, will ich euch ausspucken aus meinem Munde.“ Das ist das Los der Menschen, die nicht wissen, wem sie gehören. In der Welt können sie nicht aufgehen, denn ihre Gottgehörigkeit läßt sich nicht abschütteln. Das Glück der Kinder Gottes kennen sie nicht, weil sie sich nicht darum gemüht haben. Vor einiger Zeit erzählte in einer kleinen Gesellschaft eine brave katholische Frau ihre Lebensgeschichte. Sie sagte: „Es gab eine Zeit in meiner Jugend, in der ich zu großer Gleichgültigkeit und Lauheit neigte. Da besuchte ich eines Tages einen nahen Verwandten, einen bekannten Künstler. Er hatte bereist die Schwelle des Alters überschritten. Im Glauben war er fast völlig erstorben. Ich fragte ihn in meinem Leichtsinn: Sag mal, wie soll ich’s mit der Religion halten? Ich fühle mich beengt durch alle die Vorschriften des Glaubens. Da sah mich der alte Herr schweigend mit einem langen Blick an, und dann sagte er mit eigenartiger Betonung: Maria, behalte, was du hast, denn du hast nichts an dessen Stelle zu setzen. Die Frau schloß ihre Erzählung: Diese Worte habe ich nicht vergessen.“ Vielleicht hat es dem alten Mann auch gedämmert, was er verloren hat, als er seinen Glauben preisgab. Was hat er eingetauscht dafür, als er den Glauben hingegeben hat? „Du hast nichts an dessen Stelle zu setzen!“ Keine Wärme, keine Liebe, keine Heimat.
Darum, meine Lieben Brüder und Schwestern, behaltet, was ihr habt. Haltet euren Glauben fest mit ganzem, starkem Herzen. Betet, dass Gott euren Glauben bewahre und behüte, und betet für eure gleichgültigen Brüder und Schwestern!
Amen. Quelle:
http://www.glaubenswahrheit.org/predigten/themen/irrlehren_und_unglaube/20090329/