Von der Kirche zu den «christlichen» Gemeinschaften, Freikirchen, Sekten

   
   




 

  

Die Entwicklung des Protestantismus verlief analog aller andern, von der Kirche Christi getrennten religiösen Gebilde: parallel zu einer anfänglich starken äusserlichen Ausbreitung läuft eine innere Zersetzung, die stets neue Splittergruppen hervorbringt. Von den zahlreichen Sekten und Freikirchen und andern selbständigen Gruppen, die in den bald 500 Jahren Protestantismus aus Luthers Formel «Ich und die hl. Schrift von Gottes Gnaden» entstanden sind, blieben nur wenige Hauptgruppen ungeteilt (1980 führte die «World Christian Encylopedia 20’780 christliche Gemeinschaften auf!). Wo es keinen Papst mehr gibt, vermehren sich die «Päpste» zwangsläufig.

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Die Fülle «religiöser Bewegungen» nimmt seit dem New-Age-Start von 1975 beängstigend zu. Die folgenden Kurzportraits sollen einen Querschnitt durch christliche und nichtchristliche Bewegungen bzw. Sekten geben. Als Freikirchen bezeichnet man Gruppierungen, deren Mitglieder durch eigenen Entschluss beitreten. Gemeinsam ist allen aufgeführten Gruppen die aktive Wohltätigkeit, Militärdienstverweigerung und das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes gemäss der Hl. Schrift als Grundlage ihres Glaubens. (Redaktion: Mormonen u. Zeugen Jehowas sind Sekten)

 

A :  Gründer D:   Sakramente E:  Kult
B  :    Lehre F:   Abspaltungen  
C :  Leitung/Organisation G:   Mitgliederzahl  (um 1990)  

1540 Mennoniten
A: Menno Simons (vereinigt Täufergemeinden zw. Danzig u. Amsterdam).
B: Nur aus Täufertum verstehbar; gemässigter Calvinismus.
C: Jede Gemeinde ist kirchlich selbständig. Meist 3 Ämter: Ältester, Prediger, Diakon.
D: Erwachsenentaufe (nach 14. Lebensjahr) durch Besprengen, Begiessen od. Untertauchen. Abendmahl.
E: Gottesdienst.
F: Alte Flaminger (Nebenzweig --> Dompelaers), Waterländer (--> Galenisten --> Apostooler --> Sonnisten), Amische Mennoniten (seit 1693, Jakob Aman), Neutäufer=Apostolic Christian Church (seit 1835, Samuel Fröhlich), Ungarische Nazarener (seit 184o, Gebrüder Hemsey).
G: 856'000 (1990); Deutschland: ca. 18'000

 

1609 Baptisten
A: John Smith
B: Grundlehre calvinistisch.
C: Selbständige Gemeinden mit Christus als Haupt. Gemeindeversammlung wählt Älteste (=Gemeindeleiter), Diakone und Pastoren. Freiwillige Beiträge.
D: Aufnahme durch Erwachsenentaufe (einmaliges Untertauchen).
E: Sonntagsgottesdienst mit Predigt im Zentrum. Anrede: «Bruder», «Schwester».
F: General-Baptists, Regular-Baptists, Particular-Baptists (Richard Blount, 1641). Oft heissen die B. «Evang.-Freikirchl. Gemeinde».
G: 35.7 Mio. (1990, davon ca. 85% in USA; Zuwachs 1985-90  20,4%!).


 

1730 Methodisten
A: John Wesley
B: Reformatorische Theologie, Apostol. Glaubensbekenntnis, Nachfolge Christi durch Kirchenzucht, aktive Massenbekehrung.
C: Gemeindeversammlung. Aufbau: Seelsorgegruppe, Gemeinde, Bezirk, Distrikt, Jährl. Konferenz (unter«Bischof»), Zentralkonferenz.
D: «Ordinierter» Priester spendet Abendmahl und Taufe.
E: Gottesdienste.
F: «Evangelical Church» (seit 1803, Jak. Albrecht).
G: ca. 50 Mio. (1990), Deutschland: 70'000; Schweiz: 12'000.



 

1830 Mormonen  («Kirche Jesu Christi der Hl. der letzten Tage»).
A: Joseph Smith
B: Polytheismus (auf materialistischer u. sexual-myth. Basis). Geleugnete Erbsünde. Buch Mormon (=Mischung aus AT und Phantasie von J. Smith) + HI. Schrift.
C: «biblisch»: Apostel/ Propheten/ Hirten/ Lehrer/ Evangelisten... ehrenamtliche, nebenberufl. Priester. Kirchenstaat im US-Staat Utah (HI. Mormonenstadt Salt Lake City). Abgabe des«Zehnten». Mehr als 49'000 Vollzeitmissionare!
D: Geheime Rituale (!). Taufe (auch Totentaufe, damit Ahnen M. werden können; denn nur Mormonen stehe d. Himmel offen), Abendmahl, Firmung u. «Ordination» durch Handauflegen, Ehe (1843-1895 Polygamie).
E: Predigtgottesdienst. Freimaurerische Einflüsse bei Tempelzeremonien.
F: --
G: 8.7 Millionen (1994), Deutschland: 36'000.




1843 Adventisten
A: William Miller
B: Endzeitreligion (Weltuntergang mehrmals prophezeit 22.3.1844, dann 22.10.1844).
22 Glaubensgrundsätze (in Gemeindehandbuch).
C: Ausschuss mit: Gemeindeälteste, Prediger. «Zehntenabgabe».
D: Glaubenstaufe (durch Untertauchen), Abendmahl (4mal/Jahr), vorher rituelle Fusswaschung.
E: Sabbatfeier, Bibelschule vor Gottesdienst, Predigt.
F:  «7-Tage-Adventisten» (Ellen G. Withe, 1863).
G: 9 Mio. Getaufte (1992), mit Bewerber/Angehörige über 15 Mio.

 

 

1860 Neuapostolische Kirche (Nap)
A: F.W. Schwartz (entstanden aus Kath. Apostelgemeinde von 1826).
B: Im Apostelamt sei Christus gegenwärtig. Durch ihre ernannten Apostel spreche Gott sein Wort für unsere Zeit (=2. Glaubensquelle nebst Bibel). Endzeit-Theologie (nur Nap-Mitglieder gehörten zu den 144'000 Auferstehenden (Offb 7,4f) --> Zeugen Jehowas!).
C:  Straff organisiert: Stammapostel (=Petrusnachfolger) / Apostel/ Bischof/ Bezirksevangelist / Vorsteher / Priester/ Diakon. Hohe Abgaben.
D: Taufe, Abendmahl, Versiegelung (=als Geist- + Feuer-Taufe wichtigstes S.).
E: Diese Freikirche feiert schlichte reformierte Gottesdienste.
F: «Apostelamt Juda»
G: ca. 6 Mio. «versiegelte» Mitglieder (1991); Dtld.: 400'000.

 

 

1878 Heilsarmee
A: William Booth
B: Theologie der Methodisten. Religiöse Erneuerung durch Strassenmission, Überwindung der Selbstsucht für den Dienst der Nächstenliebe.
C: Prediger in Uniform: Soldaten/ Offiziere/ General. Will keine Kirche sein (Mitglieder dürfen in Landeskirche bleiben).
D: Alle Sakramente werden verworfen (Taufe nur geistig verstanden).
E: Gottesdienst mit Gebet, Gesang und Predigt.
F: -‑
G: ca. 3 Millionen; Deutschland ca. 2000.


 

1884 Zeugen Jehowas (ZJ)
A: Charles Taze Russell.
B: Die Lehre der ZJ ist wandelbar (im Handbuch: I. Lehre vor 1914 II. seit 1960). Jesus sei nur geistig auferstanden (mit Erzengel Michael gleichgesetzt). Endzeitvorhersagen (1914 Anbruch des 1000jährigen Reichs; Nachfolger Rutherford für 1918, 1921, 1925, 1975,1980 u.a.). Die kath. Kirche (=Hure Babylon) u. der Staat seien Werkzeuge Satans. ZJ verwerfen fast alle kirchl. Lehren (Trinität, Seele sei sterblich usw.) u. Feste. Ganz treue ZJ würden zu den 144'000 Auserwählten (Offb 7,4f) gehören, die mit Jehowa im Himmel über die Menschen nach Harmagedon herrschten (Schlacht in Offb 16,16).
C: Weltweit firmenähnlich mit Ämterhierarchie organisiert, Mission auf Strasse, an der Haustüre oder in Versammlung («Königreichsaal»). Predigtschule. Pflicht zum Literaturverkauf («Wachtturm», «Erwachet» u.a.). Austretende werden «bearbeitet».
D: Abendmahl als Gedächtnismahl einmal jährlich (Wein, Brot als Symbol nur für die Überrestmitglieder, die vor 1934/35 zur Sekte gehörten). Taufe (untertauchen) = Hingabe an den Dienst in Jehowas Königreich.
E: --
F: «Kirche des Reiches Gottes», «Menschenfreundliches Werk».
G: 4.28 Mio. «Verkündiger»; Schweiz: 17'600 (1993). 1995
(Aggressive Kampagne der Sekte gegen die Kath. Kirche, besonders gg. Papst!).

 

A :  Gründer D:   Sakramente E:  Kult
B  :    Lehre F:   Abspaltungen  
C :  Leitung/Organisation G:   Mitgliederzahl  (um 1990)  

 

Mormonen-Tempel in Salt Lake City (Bundesstaat Utah/USA). Der angeblich von Gott beauftragte Prophet Joseph Smith gründete am 6.4.1830 die «Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage» (1838 umgetauft in Mormonenkirche). Der grosse Zulauf bescherte auch Widerstand. Nachdem Smith die Vielehe propagierte, wurde er erschossen (1844). Der Zimmermann Brigham Young wurde zum Nachfolger gewählt (die Angehörigen von Smith gründeten eigene «Kirchen»). Young führte über 15'000 Mormonen Hunderte von Kilometern unter grossen Strapazen im berühmten «Treck nach Westen» bis ins Tal vom Grossen Salzsee.

Aus einem der unfruchtbarsten Gebiete Amerikas schufen sie eine blühende Kulturlandschaft. Nach 40 Jahren Bauzeit wurde ihr Haupttempel (Bild) vollendet, nachdem sie schon drei Tempel im Staate Utah errichtet hatten. Nur «Auserwählte» dürfen die Tempel betreten; die andern Mormonen gehen in ihre Kirchen. Nachdem 1985 geheimgehaltene Rituale veröffentlicht wurden, zählen die Sachverständigen die Mormonen nicht mehr zu den christlichen Sekten, nebst den Zeugen Jehowas wohl aber zu den aggressivsten.
 

 

 

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