Weniger essen - mehr selber denken
«Fasten macht gesund! Aber bitte ohne beten, ich
lebe doch nicht im Mittelalter!» Hier zeigt sich die
erneute Loslösung von Gott. Das erste Fastengebot
kam schon von ihm und ist auf der ersten Bibelseite
nachzulesen - und wurde übertreten. Alle Krankheiten
und Todesfälle sind die Folge dieses Ungehorsams im
Paradies. Die Kirche hat ihre Fastenmandate als
Wiedergeburt und Auferstehung für Leib und Seele
gegeben, getreu dem Vorbild ihres Stifters Jesu
Christi. Darüber müsste wieder mehr nachgedacht
werden, womit ein erster Fastenvorsatz steht, ein
zweiter wäre: mehr beten.
Hunger bringt
dem Menschen seine Abhängigkeit von Gott am
fühlbarsten zum Bewusstsein. Er zeigt ihm,
dass neben dem Abhängigen ein Unabhängiger
sein muss, neben seiner Ohnmacht eine
übergeordnete Allmacht. Der moderne Mensch
betrachtet sich allerdings als Unabhängigen.
Er glaubt an sich. Er begann, auch nicht
mehr an den Hunger zu glauben und vergass
darob das Lob- und Dankgebet. Wozu auch! Der
Tisch ist eh stets üppig gedeckt.
|
Das Schlaraffenland wurde den Völlern auf
Bruegels Bild zum Verhängnis |
Doch die
Story wiederholt sich. Gott schickt
erneut eine Wirtschaftskrise, und im selben
Paket die Ratlosigkeit der
Wirtschaftswissenschaftler und die
Machtlosigkeit der Politiker. Der Mensch
wird wieder begreifen, dass er ein Wesen
ist, das Gott braucht. Der Hunger wird ihn
wieder demütig machen und ihn daran
erinnern: «Ohne mich könnt ihr nichts.» Die
weltweit zunehmende Krise wird uns eine
obligatorische Fastenzeit bescheren. Durch
Not wurde schon das auserwählte Volk in der
Wüste wieder zum Gebet erzogen. |
Wer schläft da?
Nach der Hl.
Hildegard drängen sich 35 Argumente und
Manipulationen um den Menschen, um ihn zu
beeinflussen. Finstere Mächte kämpfen um seine Gunst
und streben an, dass er sich ihnen unterwirft. Wie
der Rattenfänger von Hameln suchen sie durch süsse
Musik den Menschen anzulocken und ihn in die Irre zu
führen. Viele andere Helfer und Komplizen, Kader und
Funktionäre schüchtern ihn ein, bis er nur noch in
ihren Bahnen denken und handeln kann. Alles hat nur
ein einziges Ziel: die Trennung von GOTT.
Orientierungslos laufen die Massen den Rattenfängern
hinterher. Das eigene Denken geht dabei verloren.
Alle guten Einflüsse scheinen nichtig. Blind folgen
die Massen ihren Führern ins sichere Verderben. Die
Hl. Hildegard hat uns heute viel zu sagen, nicht nur
über Fasten + Heilen.
Fasten ist mehr als wenig essen!
Fasten ist im Trend. Die einen haben es als
Heilmethode wiederentdeckt, die anderen lassen sich
von der Werbung nach den gewichtigen Festtagen
Fastenkuren aller Art aufdrängen, und wieder andere
staunen über den Fastenmonat Ramadan der
Mohammedaner.
Nur wenige halten sich noch an das christliche
40tägige Osterfasten, um sich auf das
Auferstehungsfest vorzubereiten, so wie Jesus sich
40 Tage in der Wüste auf seine Erlösertätigkeit
einstellte.
Versuchungen lauern überall. Jesus
wurde dreimal in der Wüste versucht.
Versuchen wir, die Fastenzeit zu
nutzen, zu unserem und anderer Heil.
Fasten als Erneuerung und Umkehr
Fasten als
ethisch-religiös begründete Nahrungsenthaltung ist
fast in allen Kulturen bekannt. Gefastet wird immer
für eine Umkehr oder Erneuerung im Leben, sei es als
Busse,
als Opfer,
zur Heiligung
-alles zur seelischen Genesung- oder zur
körperlichen
Gesundung.
Die Reduktion der Energiezufuhr diente Naturvölkern
auch dazu, ausserordentliche Bewusstseinszustände zu
erreichen (bis zur Trance). Religiöse Menschen
wissen oder haben erfahren, dass sich -verbunden mit
Schweigen und Beten- das geistliche Leben ungeahnt
steigern lässt.
Das Fasten der Juden
Der Brauch des
Fastens gehört zur jüdischen Tradition und ist im
Alten Testament grundgelegt. Die jüdische Tradtion
empfahl nur einen Fasttag an einem ihrer Feiertage,
obwohl die Juden eigentlich regelmässig zweimal
wöchentlich fasteten, montags und donnerstags
(Lk 18,22).
Das Fasten der Katholiken
Die Urkirche hatte
zwei Fasttage pro Woche eingeführt: Mittwoch und
Freitag. Gewisse Christen fasteten auch samstags, um
sich so gebührend auf den Tag des Herrn
vorzubereiten. Immer mehr und mehr breitete sich der
Fastenbrauch aus, und zu späteren Zeiten wurde sogar
während Wochen gefastet, z.B. während der Karwoche.
Im 3. Jh. hat die Kirche das 40tägige Fasten während
der vorösterlichen Fastenzeit eingeführt. Die Kirche
hat das Fasten immer anerkannt. In der Urkirche
wurde das Fasten vor der Ausspendung der Sakramente
empfohlen. Diakone, die sich auf die Priesterweihe
vorbereiteten, sowie zukünftige Prediger, welche die
Erlaubnis zur Verkündigung des Wortes Gottes
empfingen, wurden strengstens aufgefordert zu
fasten. Katechumenen und Priester, die für die
Spendung des Sakramentes der hl. Taufe bestimmt
waren, mussten schon im vorhinein fasten. In seiner
Ordensregel gebot der Hl. Franziskus von Assisi
seinen Brüdern dreimal im Jahr ein 40 Tage
(während der
Fastenzeit, vor dem Fest des hl. Michaels, von
Allerheiligen bis vor Weihnachten),
sowie jeden Freitag zu fasten.
Ein 5-stufiger
Beschauungsweg
(nacn
Sr. Oderiasia Knechtle) |
Wer meditiert, überlässt sich
dem Erlebnis. Es bestimmt seine Gedanken. Es
drängt die Seelenkräfte zum Ausdruck und
verlangt nach Sprache. Der Meditierende
kontrolliert denkend seine Seelenregung,
während der Philosoph denkend sein Denken
überwacht. Dort wird im Geschenk angenommen,
hier wird der Wille eingesetzt. Aber der
Meditierende darf sich nicht einfach treiben
lassen, sonst bleibt er in oberflächlicher
Höhe stehen. Er soll Das Gesetz der Tiefe
beachten. Die Regeln lösen einander ab,
Leitern gleich. Der 5-stufige Beschauungsweg
empfiehlt die alten Übungen auch
(Fasten, Abtötung, Gehorsam,
Einsamkeit usw.). |
Die Jakobsleiter als Symbol für den
5-stufigen Beschauungsweg. |
Aber es geht ihm
vorerst um etwas Einfaches: um die
Bewusstseinsstufen beschaulicher Erkenntnis.
Diese führen von der körperlichen
Wahrnehmung, der Sinnestätigkeit, über die
geistige Bestandsaufnahme zur Umdeutung in
den Tiefen religiösen Gefühls. Wir wenden
uns also vorerst nicht weg von den Dingen
dieser Welt. Wir benötigen sie in Raum, Zeit
und in der Bewegung. Wir erfassen sie, ohne
sie zu behalten oder zu besitzen. Es ist
das Bewusstwerden ihrer Zeichenhaftigkeit im
Hinblick auf Gott.
1. Das
Schauen
ist ein Ins-Auge-Fassen der Dinge. Wir
nähern uns durch den Blick, durch
Bewusstwerden, Wir beobachten und geben die
Namen.
2. Das
Anschauen
holt unsere bisherige Vorstellung,
vergleicht sie mit dem, was jetzt vor uns
ist. Es ist Erinnerung im Anblick. Es setzt
den Zeitwert ein, die eigene Geschichte.
3.
Das
Beschauen:
Die Frage nach Ursprung und Bestimmung
blitzt auf. «Jetzt sind wir disponiert zur
Tiefe.»
(Sr. Oderisia) Das Herz staunt, dass
es so geworden ist. Wir stossen auf das Wort
GOTT.
4. Die
Durchschau
führt über das Sinnliche hinaus. Hier wird
unser Schauen entweder unklar oder leuchtend
hell. Totales Erleben muss einsetzen. Unsere
Ahnung verwandelt sich in klares Wissen, das
als Wahrheit im Glauben erfahren wird.
5. Die
Überschau
ist die Einordnung solcher Erfahrung in das
neue Weltbild. Sie fragt: Wo kann mir
künftig dieses eben Erfahrene zur Schau
einer Offenbarungswahrheit werden? Sie
bezieht den ganzen Kosmos in den Glauben ein
und formt das Tägliche in das Besondere und
strahlt in den Alltag aus, |
Fastentage der byzantinischen
Kirche:
1.
Karfasten (Beginn:
Montag vor dem 1. Fastensonntag)
2.
Advent (Beginn: 16.
Nov.)
3.
Apostelfasten (Beginn:
Montag nach dem 1. Sonntag nach Pfingsten
bis 29. Juni)
4.
Muttergottesfasten (1.
bis 15. Aug.)
5.
Mittwoch + Freitag des ganzen Jahres mit
Ausnahme der Hl. Zwölftage
(Weihnachten bis Epiphanie),
der Osterzeit u. beim Zusammenfallen mit
Festen des Herrn, der Muttergottes, der
Apostel, der Engel u. der Geburt des
Täufers.
6.
29. Aug. (Enthauptung
des Täufers)
7.
14. Sept.
(Kreuzerhöhung)
8.
5. Jan. (Vigil v.
Epiphanie).
An den F.
sind verboten: Fleisch, Eier, Milch u.
Milchprodukte (Käse,
Butter usw.), Fisch
(nicht aber Austern u.
Kaviar), Öl
(Oliven erlaubt)
u. Wein. Keine Quantitätsbeschränkung. Die
Enthaltung von jeder Speise bis zur 9.
Tagesstunde besteht nur noch als frommer
Brauch für die ersten 3 Tage des Karfastens. |
Das Fasten ist ein Gebet, das unser ganzes Wesen
umfasst, das Gebet mittels des Körpers. Es bezeugt,
dass unser Körper am Gebet teilnimmt und dass das
Gebet auch dem Fleisch entspringen muss, auf dass es
zum vollendeten Gebet werde.
«Das
Fasten ist der Aufschrei unseres Körpers auf der
Suche nach Gott, der Schrei unseres inneren
Richters, unserer Ohnmacht, wo wir unserem
äussersten Unvermögen, unserer Verwundbarkeit und
Nichtigkeit begegnen, um uns vollkommen in den
Abgrund der Unermesslichkeit GOTTES ZU stürzen.»
(P. Anselm
Grün).
Fasten und Gebet gehören nicht ausschliesslich uns,
selbst wenn uns diese Übungen in Vereinigung mit
GOTT und unseren Mitmenschen neue Möglichkeiten und
neue Dimensionen erschliessen. GOTT will uns nicht
unserer Zeit berauben und uns durch das Fasten
niederdrücken. Ganz im Gegenteil will er, dass Beten
und Fasten uns dazu bewegen, uns ihm und unseren
Mitmenschen näher zu bringen.
Fasten - ein Arzt ohne
Skalpell
Bereits Hippokrates
gibt in seinen Büchern über Diät den Rat, bei akuter
Krankheit sehr knappe Nahrung zu verabreichen. Die
Kirchenväter empfehlen häufiges Fasten auch wegen
seiner gesundheitlichen Wirkungen. Der französische
Arzt berichtet von grossen Heilerfolgen, welche der
Geistliche Bernhard v. Malta
(1724)
durch individuell angepasste Fastenkuren bis zu 30
Tagen erzielt hatte. Das Fasten als
Gesundheitstherapie war seit der Mitte des 19. Jh.
aus der Medizin verschwunden. Die materialistische
Denkweise hatte den Menschen in Körper und Psyche
gespalten. Heute sind Fastenkuren als Medizin ohne
Messer in vielen Varianten wieder im Angebot.
Medizinischer Aspekt des Fastens
(nach Prof.
Dr. med. Henri Joyeux, Verantwortlicher der
Forschergruppe im Krebsforschungszentrum
Montpellier)
Das Fasten birgt nicht nur medizinische Tugenden in
sich. Man könnte sagen, dass es zuerst einmal ein
physiologisches gibt
(ein sog. natürliches
Fasten). In
der Tat
nehmen wir während 7-8 von 24 Stunden keine Nahrung
zu uns. Dieses physiologische oder natürliche Fasten
dauert vom Abendbrot bis zum Frühstück an
(mehr als 16
Stunden Nüchternheit führt zum eigentlichen Fasten).
Während der Nachtruhe verbraucht unser Körper
ungefähr 500 Kalorien
(Muskeln 200 kal.,
Gehirn 50 kal., Herz 250 kal.).
Ein Mensch von ca. 70 kg hat ungefähr 174'000 kal.
Reserve. Theoretisch hätten wir bei ca. 1740 kal.
Tagesverbrauch für 100 Tage Reserve. Ein Fastentag
belastet unsern Organismus also kaum. Ein Mann
verarbeitet durchschnittlich 100, eine Frau 50 kal./Std.
Wenn wir dem Körper diese Kalorien nicht durch
Mahlzeiten zuführen, bauen wir unsere Reserven ab.
Eine 1. Reserve besteht in 2000 kal.
Notreserve in Form von Glyciden, d.h. in Form einer
leicht benutzbaren Energie. Wenn wir einen Tag
fasten, hat unser Organismus noch weitere
Notreserven:
2. Wir speichern ca. 46'000 Kalorien in den
Muskeln
(46'000 kal muskuläre Proteine entsprechen ca. 10-12
kg Muskeln).
Diese 10-12 kg Muskeln enthalten viele Proteine, die
sich abbauen, wenn wir nichts essen, und die sich in
Stärke und alsdann in Zucker verwandeln, um dem
Organismus die notwendige Energie zuführen. Die
3. Art von Reservekalorien sind die Fette. Die
meisten Männer und Frauen sind mit 14-15 kg
übergewichtig
(= 126'000kal.).
Unser Organismus ist nun wirklich genial gebaut,
denn wir haben nicht nur wenigstens für 1 Tag
Notreserve, sondern für noch 100 Tage, d.h. selbst
wenn wir sehr streng fasten würden und nur Wasser
tränken, wäre unser Leben erst gegen den 2.
Fastenmonat wirklich in Gefahr
(«Gewissensfaster»
sterben nach dem 54./56. Fastentag).
Wer fastet - hungert nicht
Fasten und Gebet sind nicht Zweck
ihrer selbst.
Sie sind nur Mittel, die uns
befähigen, den göttlichen Willen wahr- und
anzunehmen, und um die Gnade der Beharrlichkeit in
dessen Erfüllung zu erbitten, um für die Pläne
Gottes offen und verfügbar zu sein und um
schliesslich in den Fussstapfen Jesu Christi zu
wandeln. So gesehen sind Fasten und Beten im
wahrsten Sinne des Wortes die geeignetsten Mittel,
um uns auf der Suche nach Frieden zu führen. Wer im
Fasten und Beten beharrlich ist, gelangt
schliesslich zu einem absoluten Gottvertrauen. Er
erwirbt sich die Gabe der Aussöhnung und des
Verzeihens und dient dadurch dem Frieden; denn der
Friede beginnt in unserem Herzen und von dort
breitet er sich auf unsere Mitmenschen und
schlussendlich über die ganze Menschheit aus.
Der Friede ist etwas dynamisches und weder käuflich
noch verkäuflich. Er gedeiht nur in den
Menschenherzen, die imstande sind, denjenigen, die
ihnen Leid verursachen, zu verzeihen und sie zu
lieben.
Der Weg ist beschwerlich. Es ist nämlich leichter,
den Armen Almosen zu spenden als zu verzeihen.
Physiologische
Wirkungen des Fastens:
Entwässerung, Abbau
von Fett, Ausscheidung von Zerfallsstoffen durch die
Haut und Schleimhaut, Abbau von minderwertigen und
Regeneration von hochwertigen Zellen, Sinken von
Blutdruck und Pulszahl, Entlastung der Bauchorgane,
Erleichterung der Zwerchfellatmung und Schonung des
Kreislaufs, Schongang der Drüsen mit innerer
Sekretion
(Ausnahme: Nebennierenrinde).
Fasten greift v.a. an den Steuerungsorganen im
Gehirn an. Nahrungsentziehung bewirkt eine andere
Einstellung des Körpers.
Seelisch-geistige Wirkungen des Fastens:
Von seinem magischen
bis zu seinem spirituellen Vermögen wird der Mensch
beansprucht. Anfangs werden Denken und Phantasie
aufs Essen gelenkt, Hungergefühle verstimmen,
erhöhte Reizbarkeit tritt auf.. Danach wird das
Denken erleichtert, die Phantasie angeregt, die
Aufnahmefähigkeit wächst. Die Beherrschung des
Urtriebs Hunger weckt Freude und Gelöstheit. Die
Entlastung des Bauchraumes mindert die
geschlechtlichen Reize. Gelegentlich führt das
gehobene Selbstgefühl und die verfeinerte
Sinnenhaftigkeit zu Übersteigerungen. Das religiöse
Fasten verwirklicht:
Ordnung: der Mensch lebt die Wahrheit seiner Natur.
Freiheit: den Urtrieben gegenüber
(unmittelbar d.
Hunger, mittelbar d. Geschlechtstrieb).
Zucht und Mass: Überwindung der Spaltung
Körper/Geist in der Erfahrung der Ganzheit des
Menschen als Einheit von Seele und Geist. Daraus
resultiert die Erhellung des natürlichen Sinnes für
die übernatürliche Wirklichkeit und so Bereitung des
ganzen Menschen für den Glauben an die
Fleischwerdung des Wortes -Inkarnation.