Hl. Crescentia - eine Heilige für unsere Zeit

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1. Das Leben der heiligen Crescentia
Matthias Höß, Wollweber zu Kaufbeuren, war kein Durchschnittskatholik, der sich mit dem Notwendigsten begnügte. Der schlichte Arbeiter, der den ganzen Tag um sein tägliches Brot zu ringen hatte, fand noch Zeit, sich tiefer und ernster mit den Glaubenswahrheiten zu befassen. Er war so überzeugt von der Schönheit und Kraft seiner Religion, daß er oft und gerne ihre Geheimnisse betrachtete.

Und wie er dachte, so lebte er auch. Es war ihm nicht darum zu tun, sich das Leben bequem zu machen, sondern er betrachtete das Leben als eine Prüfungszeit, in der er sich bewähren sollte.

Mit besonderer Vorliebe dachte er nach über das Leiden seines Erlösers und fand darin viel Kraft. Die Liebe zum Gekreuzigten schärfte seinen Blick für den Sinn des irdischen Lebens.
Es war eine besonders gnädige Fügung des Himmels, daß Matthias Höß eine Gattin nach seinem Herzen gefunden hatte. Frau Höß hatte besonders die Kranken in ihr Herz eingeschlossen. Die Sorge beider war es, mit allen Kräften Gott zu dienen und unvergängliche Schätze im Himmel zu sammeln.
Der Himmel mußte mit besonderem Wohlgefallen herabgesehen haben auf das Ringen und heilige Streben der beiden Ehegatten, denn er vertraute ihnen unter ihren 8 Kindern ein Kleinod an, das berufen war, einst eine große Heilige und die Mutter und Trösterin vieler zu werden: Anna Höß.
Schon von Kind auf war Anna ihren beiden Schwestern weit überlegen. Die liebe Gott hatte ihr mehr Talente in die Wiege gelegt, weil er wußte, daß sie rechtschaffen damit arbeiten und sie vervielfachen würde. Die kleine Anna war ausgezeichnet mit herrlichen Gaben der Natur und der Gnade.
Die Geistesanlagen und die Herzensbildung des Kindes überschritten das Durchschnittsmaß ihres Alters. Ihr Köpfchen faßte spielend leicht auf, was sie in der Schule und zuhause lernte. Sie besaß ein selbstloses, liebevolles Herz, voll Aufrichtigkeit und Unschuld, ein praktisches Verständnis für die Bedürfnisse des Lebens und ein weiches Gemüt, das jede Not mitfühlen konnte. Sie hatte auch Talent und Lust für Musik und Sinn für alles Gute, Hohe und Schöne.
Vieles, ja sehr vieles verdankte Anna ihren Eltern. Glücklich das Kind, das die Eltern nicht nur tüchtig und tauglich erziehen für die Welt, sondern das eine Mutter auch noch frühzeitig die Händchen falten lehrt und dem der berufstüchtige Vater auch im religiösen Leben als Beispiel dienen kann. Glücklich das Kind, dem die Sonne wahrer Elternliebe scheint, das gute Eltern lehren, nicht in Vergnügungen und in der Lust die Freude und das Glück zu suchen, sondern im Frieden eines guten Gewissens und eines reinen Herzens.

Solche Eltern besaß die kleine Anna, und es ist bezeichnend, wie sich gerade die besten Züge im Bilde ihrer Eltern auch auf das Kind vererbt haben: des Vaters Sinn für Beschaulichkeit und Abtötung, und der Mutter barmherzige, hilfsbereite Nächstenliebe.
Frühzeitig regte sich in ihr ein merkwürdiger Sinn für das Religiöse und Göttliche. Mit großem Eifer benützte sie auch damals schon die hl. Sakramente der Kirche, besonders hielt sie viel auf die Kraft und den Segen des Weihwassers. Schon in Kindesjahren wurde der kleinen Anna die Gnade der Beschauung geschenkt, um ihre Seele recht innig und dauernd an Jesus zu fesseln. Ihre leiblichen Schwestern und mehrere ihrer Mitschwestern im Kloster erzählten, daß sie in Kindesjahren des öfteren das Jesuskind schauen durfte. Auch hatte sie damals schon wiederholt Schauungen über das Weihnachtsgeheimnis und das Leiden unseres Herrn Jesus Christus.
Die Früchte und Wirkungen dieser Gnaden waren außerordentlich. Ein gewaltiges Verlangen, das höchste Gut zu gewinnen und ewig zu besitzen, brannte im Herzen des Kindes.
Das unschuldige Kinderherz hatte einen lebhaften Schrecken und Abscheu vor jeder Sünde. Als ihr Vater sie einmal fragte, warum sie so große Abscheu vor der Sünde hätte, antwortete sie: "Sie ist ja eine Beleidigung Gottes, des höchsten Gutes".
Anna gehorchte jederzeit augenblicklich den Anordnungen ihrer Eltern. Schon in jungen Jahren hatte sie sich Gott durch das Gelübde der Jungfräulichkeit geweiht. Sie war nur um die Sache des Herrn besorgt und suchte nur Christus zu gefallen. Dabei war sie immer munter und fröhlich. Als sie einst betend vor dem alten Kruzifix im Kloster kniete, vernahm sie die Worte Jesu: "Hier wird deine Wohnung sein."
Wer beschreibt Annas Freude, als ihr mitgeteilt wurde, sie dürfe am 16. Juni 1703 in das Frauenkloster eintreten! Wie innig mag sie Gott gedankt haben für seine gütige Fürsorge. Der Abschied vom Elternhaus fiel Anna nicht leicht; denn sie verließ ein glückliches Familienleben und die Stätte seliger Kindheitserinnerungen.
Anna war bereit, sich ganz Gott hinzugeben und Christus sein Kreuz nachzutragen.  Im Kloster übte sie sich in Demut und Gehorsam.
Hat der himmlische Vater aber beschlossen, eine Seele mit erhabenen Tugenden zu schmücken und sie in besonderer Weise umzuwandeln, so ist es nicht seine Gewohnheit, sie sanft zu waschen, sondern er pflegt sie in einem Ozean von Bitterkeit zu baden, unterzutauchen und zu versenken. So war es auch bei Anna, und die ersten Prüfungen kamen sehr bald. Der Herr läßt vieles zu, um eine Seele zu prüfen, die er auf den Leuchter stellen will. Der Teufel schlich sich in das friedliche Heim der Klosterfrauen und, weil er bei Anna selbst nichts auszurichten vermochte, wußte er bei anderen Schwestern ein gefährliches Gift auszusäen, nämlich Mißverständnis, Zweifel und Neid. So wurden die unschuldigsten Handlungen dem Mädchen zum Bösen ausgelegt und ihrem Tun schlechte Absichten unterschoben. Sie mußte die schwersten und niedrigsten, selbst unsinnigsten Arbeiten verrichten, wurde nur noch selten dem gemeinsamen Tische zugelassen und mußte Hunger leiden. Schwer drückte es auch Anna, daß auch die Oberin mißtrauisch geworden war und ihr die widrigsten Dinge befahl, sei es, um ihren Gehorsam zu prüfen, sei es, um dem Mädchen das Klosterleben zu verleiden. Anna, die zuhause liebevolle Behandlung gewohnt war, fühlte um so bitterer das große Mißtrauen und die ungerechte Behandlung. Aber sie wurde nicht schwankend. Sie blieb fest und unerschütterlich. In heroischer Gottesliebe umklammerte sie ihr schweres Kreuz mit einem dankbaren Aufblick nach oben, weil Gott sie würdigte, Verfolgung und bittere Schmach zu erdulden. (Die Oberin wurde 1707 abgesetzt).
Es nahte der Augenblick ihrer Profeß, die heilige Handlung, in der sie sich ewig an Christus binden wollte. Und Christus neigte sich herab zu seiner Braut: Sie sah in heiliger, weltentrückten Schauung, wie Christus sich zu ihr herabließ und sich geistig mit ihr vermählte. Und Anna hörte diese Worte Jesu: "Jetzt habe ich dich zu meiner Braut angenommen, gehe hin, leide und streite, ich werde dir mit meiner Gnade allezeit beistehen, und meine Mutter wird dich in ihren mütterlichen Schutz nehmen."
Anna legte ihren weltlichen Namen ab und erhielt den Namen der heiligen Märtyrin Crescentia. Groß war ihre Freude darüber, denn Crescentia heißt: die Wachsende, und wachsen wollte ja Crescentia, wachsen in der Gottesliebe, wachsen im Leidensmut, wachsen im eigenen Selbstvergessen und in der vollen Hingabe an ihren Gott.
Das helle Licht der Profeßtage und die fühlbare tröstliche Gottesnähe wichen indes bald wiederum der Nacht des Leidens und trostloser Gottverlassenheit. Christus wollte seine Braut, die er seiner innigsten Liebe im beschaulichen Gebete und seiner beglückenden Nähe gewürdigt hatte, noch einmal tief untertauchen im Leide, damit ihre Seele noch weiter geläutert würde und sich desto freier und leichter zu ihm erheben könnte. Er gab dem bösen Feind Gewalt über seine auserwählte Braut und ließ zu, daß er sie mit seinen Plagen belästigte.
Aber über Crescentias Lippen kam keine Klage. Von einigen wurde sie sogar als Hexe verdächtigt. Damit hatte Crescentias Prüfungszeit ihren Höhepunkt erreicht. Schon wollten ihre geistlichen Obern daran gehen, einen Prozeß gegen sie einzuleiten - da hörten plötzlich die Belästigungen gänzlich auf.
Crescentia hatte schon längere Zeit ihre Oberin M. Theresia um die Erlaubnis gebeten, eine Wallfahrt zur Mutter Gottes nach Kloster Lechfeld machen zu dürfen. Sie hatte nämlich im Gebete die Versicherung erhalten, sie werde dort von den Teufelsplagen befreit werden.  Doch erhielt sie die Erlaubnis vermutlich erst unter ihrer neuen Oberin Johanna Altwögerin, einer guten und klugen Frau, die gewissenhaft bemüht war, der Schwester gerecht zu werden. So pilgerte Crescentia zu Unserer Lieben Frau nach Lechfeld.
Mit unbeschreiblichem Trost erfüllt kehrte Crescentia von dieser Pilgerfahrt zurück. Die Mutter Gottes, vor deren Gnadenbild sie lange gebetet, hatte ihr versichert, sie werde von den äußeren Plagen des bösen Feindes in Zukunft frei sein, dagegen müsse sie zu ihrem geistlichen Gewinn noch viele andere Leiden tragen.
Mariens Verheißungen gingen wörtlich in Erfüllung. Die Verfolgungen durch den bösen Geist hörten vollständig auf. Auch die Gesinnungen der Schwestern änderten sich immer mehr zugunsten Crescentias. Besonders seit Einsetzung der neuen Oberin wurde die Lage leichter und erträglicher.
Crescentia war von Herzen dankbar für das große Glück des Glaubens. Ein Dasein in der Welt ohne den Glauben konnte sie sich gar nicht vorstellen, da hätte ihrem Leben der Inhalt gefehlt. Sie nannte darum den Glauben eine ganz besondere Gnade Gottes, eine Gnade, die weit größer ist als selbst die Erschaffung.
Gott wiederum hat ein besonderes Wohlgefallen an denen, die von allen verlassen sind und auf IHN hoffen; solchen Menschen pflegt er am liebsten zu helfen; denn durch unsere feste und beständige Hoffnung tun wir IHM gleichsam Gewalt an, daß ER uns helfen muß. "Herr, Deine Gnade genügt mir", mit diesen Worten verlachte sie die Angriffe des Teufels. Crescentia übte sich im Gehorsam und in der Demut bis zum Letzten: und so gehorchte sie dem unsinnigen Befehl, Wasser zu holen in einem Sieb. Und weil Gott das Gehorchen liebt, schenkte er Crescentia die Gnade eines Wunders: Das Sieb behielt das Wasser. Noch heute wird dieses Sieb im Crescentiakloster gezeigt.
Mit einem Siegesbewußtsein im Herzen wagte sie sogar Trübsal und Leid herauszufordern: "O Gott, schicke über mich Kreuze, Krankheiten, Beschämungen, ein ganzes Meer von Verfolgungen. Und steht wider mich auf die ganze Welt und Hölle, so werde ich nicht weniger, sondern weit mehr auf deine Hilfe, o starker Gott, und auf deinen Schutz vertrauen; und wenn du mich töten solltest, so werde ich doch auf dich hoffen, ich werde stehen gleich einem Felsen und dir, o unendlich barmherziger Gott, unbeweglich anhangen." Crescentia wußte, Gott legt dem Menschen nicht mehr auf, als er tragen kann: "Je schwerer die Kreuze sind, desto größer die Gnade. Ich hoffe auf Gott. Gott ist allmächtig, er kann mir helfen, er ist unendlich gut und freigebig, er wird mir helfen, wenn es seine Ehre und Heil fördert. Es ist nicht der Wille des Vaters, daß eines dieser Kleinen verloren gehe."
"Es erschreckt mich nicht die größe und Menge meiner Sünden; denn ich weiß, daß die göttliche Barmherzigkeit unendlich größer ist. Darum hoffe ich auf dich, o mein Gott, und bin wegen meines elenden Lebens gar nicht kleinmütig, sondern erwarte von dir alle Barmherzigkeit und die ewige Seligkeit. Nimm also alle meine Sünden zusammen und versenke sie in die Heiligen Wunden Jesu. Selbst wenn du mich töten solltest, will ich dennoch auf dich hoffen. Und wenn ich alle Sünden der ganzen Welt begangen hätte, würde ich dennoch auf die unendliche Barmherzigkeit Gottes und die Verdienste Jesu Christi alle Hoffnung und alles Vertrauen setzen; ich versenkte meine Sünden insgesamt in die Heiligen Wunden des göttlichen Erlösers; und ich meine, ich könnte Gott keine größere Ehre antun, als wenn ich, die größte Sünderin, dennoch das stärkste Vertrauen auf ihn setzte. Ich habe dich zwar oft beleidigt," seufzte sie, "aber, daß ich auf dich nicht hoffe, darin will ich dich nicht beleidigen."
Einmal äußerte sich Crescentia darüber vor ihren Novizinnen: "... Gleichwie eine große Hoffnung Gott wohlgefällig ist und zu seiner größeren Ehre gereicht, also mißfällt ihm aufs höchste alles Mißtrauen, so der Mensch in ihn setzt. Der böse Feind wendet alle Kräfte an, dem Menschen das Vertrauen auf Gott zu nehmen, weil er wohl weiß, daß er sich umsonst bemüht, solange die Hoffnung besteht; denn die Hoffnung richtet unser Herz so auf, daß wir alles für möglich halten, weil bei Gott nichts unmöglich ist. Jener Betrüger bringt einigen unter dem Vorwande der Demut, andern wegen ihrer vielen und schweren Sünden ein Mißtrauen bei. Das erstere aber ist der schädlichste Betrug; denn die wahre Demut verursacht kein Mißtrauen auf Gott, sondern sie macht, daß wir unsere Schwachheit und unser Nichts erkennen und eben darum all unsere Hoffnung auf ihn setzen und uns in seine väterliche Hand mit allem Vertrauen hineinlegen. Was aber die Sünden betrifft, ist das erste, daß wir sie sofort mit kindlichem Vertrauen auf Gott mit wahrer Reue beichten, den beleidigten Gott um Verzeihung bitten mit der sicheren Hoffnung, sie auch zu erlangen; denn er ist unendlich barmherzig und hat auf  eine einzige Bitte hin einem Knecht zehntausend Talente nachgelassen."
Crescentia beteuert in ihrem Leben: "Ich wollte mit der Gnade Gottes diesen Augenblick lieber sterben, als meinen lieben Gott mit einer einzigen freiwilligen läßlichen Sünde beleidigen."
"Es muß der Mensch zwar fest und getrost hoffen, selig zu werden, aber er muß das Seinige auch dazu tun ... also müssen wir beständig an uns arbeiten und durch Übung der Tugenden und guten Werke unsere Hoffnung sicher und gewiß machen."
Auch in zeitlichen Dingen, die zum Leben notwendig sind, vertraute Crescentia fest auf Gottes Hilfe. Sie hielt es für sicher, daß Gott ihr alles, was immer sie ihrem Stande gemäß von ihm begehren werde, erhalten könne. "Ich hoffe auf Gott, er ist ein liebreicher Vater, der unsere Geschicke kennt, der seine Kinder nicht verlassen wird, wenn wir nur kindlich auf ihn hoffen. Es wird uns nie an Brot mangeln... Suchet zuerst das Reich Gottes und das Brot wird euch unfehlbar gegeben werden. An uns liegt es, Gott zu dienen, an ihm, daß er uns erhalte." Niemand war in der Not weniger besorgt als Crescentia, und niemand erlangte raschere Hilfe als sie, die auf den Herrn vertraute.

Mit folgendem Gebet wandte sie sich oft an Gott: "O mein allerliebster, gütigster Gott und Vater! Ich bin da vor deinem göttlichen Angesicht und bitte dich demütigst um deine Hilfe und Gnade, damit ich diese Betrachtung zu diener Ehre und zu meinem Heile anstellen kann und daraus nach deinem göttlichen Willen recht große Frucht ziehe, besonders diese ... - Ich bitte, gib mir dich und mich zu erkennen. Dir und deinem heiligsten Willen überlasse ich mich. Gib mir Trost und Süßigkeit oder aber Verlassenheit und Geistesdürre: wie du willst, so geschehe es. - O Heiliger Geist, du mein göttlicher Lehrmeister! Dir übergebe ich meinen Verstand, mein Gedächtnis und meinen Willen. Verfahre damit nach deinem Wohlgefallen; ich lasse mich dir als dein unwürdigstes Lehrkind empfohlen sein. Ich widersage auch allem, was mir während dieser Betrachtung gegen deinen Willen einfällt; es soll keine Geltung haben. Ich vereinige alles mit deinem heiligsten Leiden und fange an im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes unter Anrufung der drei hochheiligen Namen Jesus, Maria und Joseph. Amen."
Oft und gern betete sie das Lobsprüchlein: "Gelobt und gebenedeit sei dein edler Schatz, den du vom Heiligen Geist empfangen hast, o Maria, gelobt sei die gebenedeite Frucht deines Leibes."
Nicht weniger innig war die Liebe und Andacht Crescentias zum leidenden und sterbenden Erlöser. Sie hatte sich ja auf Anleitung ihres Vaters schon als Kind darin geübt, die Geheimnisse des Leidens zu betrachten. Oft redete sie zu ihren Novizinnen und Mitschwestern so nachdrücklich von dem Leiden des Erlösers, daß sie alle davon ergriffen waren. Crescentia, die so viel in ihrem Leben zu leiden hatte, fand ihr Kreuz leicht und süß in der beständigen Betrachtung des Kreuzes Christi. Wie oft mochte sie auf ihren Leidenswegen an den Kreuzweg des göttlichen Heilandes gedacht haben? Ihre tiefe Vereinigung mit Jesu Leiden war so groß, daß sie jeden Freitag den ganzen Leidensweg unseres Erlösers vom Einzug in Jerusalem bis zur Grablegung in der Betrachtung miterlebte.
"... ich opfere alle Blutstropfen bei deiner grausamen Geißelung und Dornenkrönung dem himmlischen Vater für meine Seele und für alle armen Sünder auf, ich danke dir für das Todesurteil, das du für mich übernommen

hast, und gehe mit dir auf den Kalvarienberg, indem ich deine schmerzvolle Mutter begleite, dein Kreuz dir tragen helfe, dein heiliges Antlitz verehre und dich auf Erden liegend mit allen Engeln anbete. O unschuldigster, entblößter Heiland, o an das Kreuz genagelter Erlöser, o am Kreuz ausgespannter Jesus, erbarme dich meiner! Ich danke dir für die drei schmerzvollsten Stunden, die du am heiligen Kreuze für mich und die ganze Welt gelitten hast und bitte dich, sprich zum Vater: Verzeihe dieser Seele alle ihre Sünden! Sage zu deiner heiligen Mutter: Siehe da, dein Kind! Und sprich zu mir in meiner Todesstunde: Heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein! Amen."
Der ganze Freitag war ausschließlich dem Leiden des Herrn geweiht, besonders von den Jahren an, da sie Christi Todesleiden an ihrem Körper miterleben durfte.
Schon von Jugend auf hatte Crescentia ein zartes und inniges Verhältnis zu Maria, der Himmelskönigin. Wer sie aber erst später in ihrem Ordensleben von Maria reden hörte, der war ergriffen von der innigen Zuneigung, die sie zu "ihrer herzliebsten Mutter" hegte. In tiefer Ehrfurcht neigte sie jedesmal das haupt, wenn sie den Namen Maria aussprach, wie es die Kirche auch dem Priester beim liturgischen Gebete vorschreibt. Begeistert rühmte sie die Vorzüge der jungfräulichen Mutter und pries sie als "die erhabene Tochter des himmlischen Vaters, die gnadenvolle Mutter des Sohnes, die reine Braut des Heiligen Geistes, die Herrin und Königin des Himmels und der Erde, die Freude und Gebieterin aller Engel, das Wunder aller geschaffenen Schönheit, die Mutter der Barmherzigkeit und nach Gott und durch Christus die vornehme Mittlerin unseres Heiles, durch die wir alle Gnaden empfangen". Mit Wärme und heiliger Überzeugung trat sie schon damals ein für die Unbefleckte Empfängnis der seligsten Jungfrau, obwohl dieser Glaubenssatz erst hundert Jahre später zum Dogma erhoben wurde.
Unerschütterlich war ihr Vertrauen zu Maria, und die himmlische Mutter hat sie auch nie verlassen und treu das Versprechen gehalten, das sie einst Crescentia gegeben, sie werde ihr immer als Mutter zur Seite stehen. Crescentia beteuerte, daß ihr von Maria nie eine Bitte abgeschlagen worden sei, ja daß Maria mit mütterlicher Zuvorkommenheit ihr gar oft vor aller Bitte Schutz und Hilfe gewährte.
Aber nicht bloß die Königin des Himmels, sondern alle "lieben Hausgenossen Gottes" verehrte Crescentia mit kindlicher Liebe.
Eine besondere Erwägung verdient ihre Liebe zum heiligen Schutzengel. Er war ihr Lehrmeister im Streben nach Tugend und Vollkommenheit. Seinen Einsprechungen gehorchte sie unverzüglich. Sie ehrte und liebte ihn und ging mit ihm um mit einer Vertraulichkeit wie ein Freund mit seinem Freunde. Stets fühlte sie sich ganz in seiner Gegenwart und von ihm beobachtet und war ängstlich darauf bedacht, ihm in keiner Weise zu mißfallen.
Crescentia hatte als Mädchen den lieben Gott gebeten, er möchte sie an einen Ort führen, an dem sie das Sakrament der Liebe oft besuchen, wo sie recht nahe dem Sakramente wohnen könne. Mit Christus unter einem Dache wohnen zu dürfen, das schien ihr die Erfüllung all ihrer Wünsche, dafür wollte sie alle Verfolgungen, Drangsale und Leiden gerne auf sich nehmen. Und der Heiland rief sie in sein Haus.
Die Hochschätzung Crescentias vor der heiligen Eucharistie erinnert an den heiligen Franziskus, den sie in ihren Visionen schauen durfte. Das heiligste Sakrament des Altares ist die Edelfrucht, die vom Baum des heiligen Kreuzes gebrochen wird. In jeder heiligen Messe erneuert sich dieses Opfer Christi und sein Todesleiden auf geheimnisvolle Weise; also wird diese Kreuzesfrucht immer wieder von neuem der Menschheit geschenkt. Mit höchster Ehrerbietung sprach Crescentia von diesem vornehmsten Sakrament.
Der Heilige weiß, daß ihn Gott mehr liebt als eine Mutter ihr Kind lieben kann. Und darin sind sich alle Heiligen einig, daß die Gottesliebe im religiösen Leben das Entscheidende ist. Es kommt nicht an auf die Größe seines Werkes, auf die Strenge der Abtötung, auf die Länge der gebete, auf Schauungen und Verzückungen, sondern einzig und allein auf die Liebe; sie ist das Maß der christlichen Vollkommenheit und Heiligkeit für alle Zeiten. In ihr müssen alle äußeren Werke und jede innere Tugend begründet sein (vgl. Hohelied der Liebe in der Hl. Schrift!).
Der Heilige indes bleibt nicht stehen im innigen Gebet, sondern die Innigkeit der Beziehung steigert sich zum beseligenden Gotterleben. (Damit befinden wir uns dann mitten in der katholischen Mystik!). Dieses bräutliche Verhältnis findet besonders bei Mystikern seine höchste Steigerung in der "geistigen Vermählung", die wir nicht nur bei Crescentia finden, sondern auch von anderen Heiligen kennen, wie z.B. von Johannes von Gott, Theresia von Avila, Rosa von Lima, Katharina von Siena, etc. - Auch Crescentia war nach dem Bericht ihres ältesten Biographen am Tage ihrer heiligen Profeß diese große Gnade zuteil geworden. Gott war ihr in Wahrheit alles geworden: "Mein Gott und mein alles!" - "Mein Leben ist Lieben, mein Lieben ist Leiden, denn die Liebe ist keine wahre Liebe, wenn sie nicht gekreuzigt ist".

Crescentia fühlte sich gedrängt, auch andere zur Liebe Gottes zu entflammen. Ihr von Liebe überströmendes Herz ergoß sich oft in heiligen Liebesgesprächen, die so anmutig, eindringlich und liebesbegeistert waren, daß nicht leicht einer von ihr wegging, der nicht die Glut ihrer Gottesliebe gespürt und selbst einen Liebesfunken davon mitgenommen hätte.  Wenn sie in der Sprache der göttlichen Liebe redete, so war sie voll heiliger Freude und brachte von Gott so hohe Dinge vor, daß sich auch gelehrte und weise Männer darüber wunderten. Der Geist der Liebe hatte frühzeitig von seiner Braut Besitz genommen und ihre Seele zu einem reinen Tempel Gottes ausgebaut und sie in reichlichem Maße mit seinen sieben Gaben überschüttet. Nach dem Berichte ihres letzten Beichtvaters P. Pamer S.J., sah Crescentia wiederholt in heiliger Schauung  die dritte göttliche Person in Gestalt eines Jünglings, dessen Haupt mit sieben Feuerzungen umgeben war. - Der Heilige Geist ist die Liebesglut zwischen Gott Vater und dem ewigen Sohn; der Heilige Geist ist aber auch das Liebesband zwischen Schöpfer und Geschöpf!
Crescentia hatte viel gelitten in ihrem Leben. Kaum waren die schweren Verfolgungen und Prüfungen ihrer ersten Ordensjahre vorüber, da schickte ihr der Herr schon einen neuen "Partikel seines Kreuzes", wie sie ihre Leiden gewöhnlich nannte. Von etwa 1716 bis zu ihrem Tode 1744 gehörten körperliche Leiden und Schmerzen (z.B. Kopfschmerzen) gleichsam zu ihrem täglichen Brot. Einmal kam der Jesuitenprovinzial zu Schwester Crescentia und redete viel und lange mit ihr. Beim Abschied erklärte er der Oberin: "Gott führt diese Seele einen hohen Weg. Ich habe viele Leben der Heiligen gelesen, aber nicht gefunden, was ich bei dieser Seele finde."
Nach dem Tode von Anna Maria Lindmayr, die mit Crescentia seelenverwandt und innig befreundet war, trat bei ihrem Leiden immer deutlicher die Absicht der Sühne für die Seelen der Mitmenschen in den Vordergrund.
Im Jahre 1741 wurde Crescentia zur Oberin des Klosters Kaufbeuren gewählt. Sr. Crescentia schätzte das Leiden und die Schmerzen sehr hoch. Ihre Leidenszustände standen in gewissem Zusammenhang mit dem Lauf des Kirchenjahres. So hatte sie in der Fastenzeit bes. viel zu leiden, es war ein Mitleiden mit dem Heiland. In der Karwoche wurde dieses Mitleiden zur vollständigen Teilnahme an der Passion, zu einem Miterleben, Mitfühlen und Mitschauen der Leiden Jesu. Übereinstimmende Aussagen der Schwestern in den Amort-Bassi-Untersuchungen bezeugen, daß sie von 1712 ab drei Jahre lang jeden Freitag die Schmerzen Christi miterleiden durfte.
Bitterer und empfindlicher als körperliche Schmerzen sind Seelenleiden. Aber gerade diese harte Prüfung mutet Gott gerne denen zu, die er mit besonderer Liebe an sich zieht, an denen er die Stahlprobe für wahre Heiligkeit und Frömmigkeit machen will. Unsagbares vermag die Seele zu ertragen bei schwerer Verfolgung, Verleumdung; weit mehr aber noch, wenn eine liebende Seele zurückgestoßen, verachtet und mißverstanden wird. Am größten ist das innere Leiden bei solchen Seelen, die Gottes fühlbare Nähe im beschaulichen Gebete genossen, die schon die unendlich beglückende Gegenwart ihres Heilandes empfunden, die aber dann zurückgestoßen werden in scheinbare Gottverlassenheit und Gottesferne. Es läßt sich dieser Schmerz nicht nachfühlen. Aber wir können ihn in etwa ermessen beim Gottmenschen selbst, dessen Schmerz den höchsten Grad erreicht hatte nicht bei der Geißelung oder Durchbohrung der Hände und Füße, sondern in der seelischen Verlassenheit, wo er in die erschütternden Worte ausbricht: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Crescentia, die Leidensbraut Jesu Christi, hatte mit ihrem Heiland den Kelch der bittersten Leiden bis zur Neige getrunken. Verfolgungen von seiten der Menschen hatte sie übergenug erlitten, besonders in den ersten Jahren ihres Ordenslebens, wo es so weit gekommen, daß sie sogar als Hexe verschrien war, wo sie weder bei den Beichtvätern, noch bei den Obern, noch bei ihren Mitschwestern Verständnis und Gehör gefunden. Wie mag da ihre feinfühlige Seele gelitten haben! Aber das war noch das kleinere Übel; denn so lange sie Gottes Vaterhand in ihrem Leid erkannte und Gottes Nähe fühlte, waren die Leiden erträglich. Aber nun kamen vier Jahre innerer Verlassenheit und Trockenheit, in denen Gott sie vergessen zu haben schien, wo zu den Verfolgungen von außen auch in ihrer Seele Nacht und Dunkel herrschte, wo sie sich von Gott verstoßen glaubte und kein Fünkchen Trost mehr in ihrer Seele war; da muß sie Unsagbares gelitten haben, wenn uns auch darüber keine Einzelheiten bekannt sind. In solchen Stunden war Crescentia dem Gekreuzigten am ähnlichsten.
Solche Prüfungen zu bestehen, bei denen größter äußerer Schmerz und bitterstes inneres Leid zusammen über eine Seele hereinbrechen, ist nicht Sache der Anfänger, sondern der Reifen und Vollendeten im Streben nach Vollkommenheit und Heiligkeit. Unter solch ungeheurem seelischen Druck nicht verzweifeln, nicht untergehen und erliegen, sondern den Fels des Glaubens umklammert halten, bis der Sturm vorübergeht, das ist eine Kraft- und Nervenprobe, die neben der Gnade Gottes ein jahrelanges, zielbewußtes Arbeiten an sich selbst, gleichsam ein seelisches Training voraussetzt.

Crescentias ganzes Erdenleben war auf Gott und die Erfüllung des göttlichen Willens eingestellt. Alles mußte diesem Ziele dienen. Im mystischen Gebet hatte in jungen Jahren einst der göttliche Heiland zu ihr gesprochen: "Mein Kind, ich wohne gerne in einem reinen Herzen, da habe ich meine Freude und Ergötzung. Selig sind, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen." Oft hatte Crescentia mystische Schauungen, sie konnte aber jederzeit durch ein Wort ihrer Oberin zurückgeholt werden.
Crescentia war im Innersten davon überzeugt, daß es ihre Feinde gut mit ihr meinten. "Ein Feind", sagte sie, "kann meiner Seele mehr nützen als zehn Freunde". Deshalb sagte ja auch Jesus, man soll auch seine Feinde lieben, weil sie offensichtlich gut für die eigene Seele wirken können.
Aus den Jahren geistlicher Trockenheit wußte Crescentia, was es heißt, von Gott entfernt zu sein und nach Gott zu dürsten. Darum hatte sie inniges Mitleid mit den Brüdern und Schwestern im Reinigungsorte. Gebete, Fasten und Bußwerke waren die täglichen Almosen, die sie ihnen spendete, damit sie recht bald, von jeder Makel gereinigt, dem Feuerkerker entsteigen und dem Lichte zueilen dürften. Besonders war es das heilige Meßopfer und das dabei fließende Heilige Kostbare Blut des Erlösers, das sie dem himmlischen Vater aufopferte als Lösegeld für die Armen Seelen. Nach den Aussagen in den Amort-Bassi-Untersuchungen erschienen von 1718 (1714) ab Crescentia öfters Arme Seelen und baten, sie möchte sie durch ihr Gebet und Leiden aus dem Fegfeuer befreien.
Die Armen Seelen wiederum zeigten sich auch stets dankbar gegen sie. Crescentia äußerte einmal: "Wenn ich eine recht große Gnade von Gott erbitte, so rufe ich die Armen Seelen an und werde immer erhört."
Crescentia mußte in den Augen ihrer Mitschwestern schon damals eine vorbildliche Ordensschwester gewesen sein, denn sie wurde 1714 oder 1717 zu dem wichtigen Amt der Novizenmeisterin berufen, das sie 24 Jahre lang innehatte. Sie half der Ordensjugend die Welt und ihre Eitelkeit ausziehen und sich auf den heiligen Ordensstand vorbereiten. Crescentia besaß selbst die höchste Auffassung von dem Ideal des Ordensstandes. Darum konnte sie andere darin unterweisen. Sie hatte auch die Gabe, ihren Zöglingen auf den Grund ihrer Seele zu schauen. Crescentia war gegen sich selbst sehr streng, von ihren Schülerinnen aber verlangte sie nichts Außergewöhnliches. Sie tat alles mit viel viel Liebe. Zum geistigen Fortschritt hielt sie das Stillschweigen und die Liebe zur Einsamkeit für unumgänglich notwendig; denn wer sich immer freiwillig durch Äußerlichkeiten zerstreue oder gar diese Zerstreuung absichtlich suche, der bringe sich in mannigfache Unruhe und sei nur schlecht für innerliche Erleuchtungen und göttliche Antriebe empfänglich. (NB!)
So wurde Crescentias Amtszeit zum reichsten Segen für das ganze Kloster. Die Weisheit und Tugend der armen Franziskanerin von Kaufbeuren übte eine merkwürdige Anziehungskraft aus auf das gewöhnliche Volk wie auf die höchsten Stände. Der Ruf ihres heiligmäßigen Lebenswandels war schon zu ihrer Lebenszeit weit über das Bistum Augsburg hinausgedrungen in das übrige Deutschland und selbst in die benachbarten Länder. Hohe geistliche und weltliche Würdenträger kamen aus weiter Ferne oder schrieben Briefe. Die heiligmäßige Klosterfrau konnte tief in die Herzen blicken. Viele hörten von ihr, was außer ihnen Gott allein bekannt war. Mit größter Aufrichtigkeit erklärte sie selbst den hochgestellten Persönlichkeiten, die aufrichtigen Herzens um ihren Rat baten, was die Pflichten ihres Amtes wären. Sie wies darauf hin, welch schwere Verantwortung ihrer harre, wenn sie ihre Pflichten vernachlässigten und in welch große Gefahr sie sich dabei stürzten.
Doch Crescentia wurde schwächer und schwächer und konnte fast nicht mehr sprechen.
Crescentias Todesleiden war überaus schmerzhaft. So lag sie denn da und litt. Es schien, als wolle der göttliche Heiland die Begierde seiner Braut nach Leiden noch einmal vollkommen sättigen. Und Crescentia war glücklich dabei. Mit unersättlicher Begierde trank sie den übervollen Kelch der Leiden. Die Zeit war kostbar; es galt einzuernten und die letzten goldenen Ähren zu sammeln für den Himmel. Es kam nicht eine Klage über ihre Lippen, nein, ihr Herz frohlockte und jubelte. Crescentia wollte wie ihr Meister gehorsam sein bis zum Tode.
Am Gründonnerstag wurde Crescentia nach der heiligen Kommunion verzückt, und im ganzen Haus verspürte man, wie verläßige Zeugen berichten, einen sehr angenehmen, aber ganz unbekannten balsamischen Duft, der keinem natürlichen Wohlgeruche glich. Alle Schwestern wurden davon in einer außergewöhnlichen Weise froh gestimmt und erquickt nach langen Leidenstagen.
Am Karfreitag glich Crescentia den ganzen Tag einer Sterbenden. Ihr Geist geleitete den Heiland zu allen Leidensstätten, von der grausamen Geißelung zur unmenschlichen Krönung, zum ungerechtesten Urteil und endlich zur Kreuzigung. Und sie durfte mitleiden und mitfühlen, was der Heiland und seine schmerzhafte Mutter an diesem Tage gelitten.
"Unsere allerliebste Würdige Mutter Crescentia ist gestorben, den 5. April am heiligen Ostertag nachts um 24 Uhr, wie sie uns vorausgesagt hat." so kam die tieferschütternde Meldung.
Nach ihrem Tode ereigneten sich - bis heute! - auf ihre Anrufung hin, große und bedeutende Wunder.
Die selige Sr. Crescentia wurde von S.H. Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen.

(Quelle: Auszüge aus: "Gatz: Leben der seligen Crescentia von Kaufbeuren", 1978, Furth, mit Imprimatur
               Bilder: Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg (mit freundlicher Genehmigung des Verlags)
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2. Novene zur heiligen Crescentia

1.      Tag: Um das Licht des Glaubens

 

Heilige Maria Crescentia, dein Sinnen und Streben war stets auf Gott gerichtet. Alles Irdische hast du mit den Augen des Glaubens gesehen.
Erbitte auch mir das Licht des Glaubens. Laß mich erkennen, daß die ganze Schöpfung Gottes Werk ist, daß er alles lenkt und mit seinem Segen begleitet. Hilf mir, daß ich den Willen Gottes erkenne und liebe. Amen.

Ich will nichts wissen noch lieben als Dich, meine Göttliche Liebe. An allen Orten wo ich bin, will ich an die Gegenwart Gottes glauben. (hl. Maria Crescentia)

 

2. Tag: Um Gnade zu gottgefälligem Streben

Heilige Maria Crescentia, du hast immer versucht, Gottes Willen zu erkennen und ihm zu folgen.
Erflehe mir die Hilfe Gottes zu einem frommen Leben, zu treuer Erfüllung des göttlichen Willens, wie er sich mir zeigt in den Forderungen des Alltags und des Augenblicks.
Bitte den göttlichen Geist, der in dir so Großes gewirkt hat, daß er auch mir seine Gnade schenke, mich zum Guten antreibe, die Liebe zu Gott und den Menschen in mir vermehre und mich zur Heiligkeit führe. Amen.
Ich will mit ernstem Eifer anfangen, Gott innig zu lieben, damit ich mein Ziel erreiche und er durch mich geliebt, geehrt und gelobt werde. (hl. Maria Crescentia)

 

3. Tag: Um den Geist des Gebetes

Heilige Maria Crescentia, du hast in deinem Leben viel gebetet, selbst in Krankheit und Schwäche. Im Gebet hast du Trost und Kraft gefunden zu unermüdlichem Arbeiten und heldenmütigem Leiden. Auch bei der Erfüllung deiner Berufspflichten bliebst du innerlich mit Gott verbunden. So hast du die Mahnung des Apostels Paulus befolgt: "Betet ohne Unterlaß!"
Erbitte mir Eifer im Gebet, mache mein Beten weltweit und wirksam durch Vertrauen und Liebe. Lehre mich das Leiden Christi betrachten, erbitte mir Ehrfurcht und Liebe zum  heiligsten Sakrament. Erlange mir den mütterlichen Schutz Mariens und Eifer in der Nachahmung ihrer Tugenden. Amen.

Maria in ihren Tugenden nachahmen ist die rechte Verehrung. (hl. Maria Crescentia)

 

4. Tag: Um Geduld und Ergebung

Heilige Maria Crescentia, ich bewundere deine Standhaftigkeit und Geduld in der Erfüllung des göttlichen Willens. Die Leiden und Prüfungen, die dich trafen, waren oft hart und schwer. Doch du bliebst Gott und deiner Sendung treu.
Erbitte mir Zufriedenheit in jeder Lebenslage, Vertrauen auf Gott, Kraft und Mut, alles demütig anzunehmen. Hilf mir und allen Leidträgern, geduldig unter dem Kreuze zu gehen. Amen.

O Gott, nichts anderes will ich, als in allem deinen Willen zu erfüllen. Ich will meinen Willen mit dem göttlichen vereinen.
(hl. Maria Crescentia)

 

5. Tag: Um wahre Weisheit und Erkenntnis Gottes

Heilige Maria Crescentia, du warst stets bemüht, Gottes Gesetz und Gebote mehr und mehr zu erkennen, um sie besser befolgen zu können. Der Heilige Geist selbst war dein Lehrmeister.
Erbitte mir die Gnadenkraft des Heiligen Geistes, daß sie mich erleuchte und stärke. Hilf mir, auch andere Menschen zum Guten zu führen und sie für Gott zu gewinnen. Amen.

Göttlicher Heiland, ich will mich bemühen, deine allerheiligsten Vollkommenheiten zu erkennen, dir nachzufolgen und alle meine Werke mit dir vereint zu verrichten. (hl. Maria Crescentia)

 

6. Tag: Um Vermehrung der Nächstenliebe

Heilige Maria Crescentia, du Vorbild der Nächstenliebe, du mußtest in deinem Leben viel Verachtung und Verfolgung erleiden. Doch nie hast du Böses mit Bösem vergolten, sondern immer deinen Beleidigern von Herzen verziehen, für sie zu Gott gebetet und gesucht, ihnen Gutes zu tun.
Erbitte mir die Gnade einer übernatürlichen Liebe zu allen Menschen, vor allem zu jenen, die mich kränken. Laß mich, wie du, allen Menschen gütig begegnen, ob sie mir wohl oder übel gesonnen sind. Amen.

Eine einzige Sünde verhüten ist mehr wert als eine neue Welt erschaffen. (hl. Maria Crescentia)

 

7. Tag: Um Eifer im Guten

Heilige Maria Crescentia, du hast immer das Höchste angestrebt, bist unentwegt den steilen Weg zu Gott emporgestiegen.
Laß durch dein Tugendbeispiel den Eifer und Willen zum Guten in mir erstarken, führe mich hin zu Christus.
Wecke in unserer Jugend Sinn und Verständnis für geistige und sittliche Werte. Bewahre sie vor schlimmen Einflüssen, vor offener und versteckter Versuchung und stärke sie in der Gefahr. Schenke ihr Beharrlichkeit im Streben nach dem Guten und Ewigen. Amen.

Göttlicher Sämann, laß nicht zu, daß ich den Samen, den du in die Dürre meines Herzens ausgestreut hast, durch meine Nachlässigkeit oder das Unkraut meiner Sünde ersticke.
(hl. Maria Crescentia)
 

8. Tag: Um Treue

Heilige Maria Crescentia, du hast dein irdisches Leben vollendet, bist bei Gott, dem Ziel deines Strebens angelangt. Er hat dich von Kindheit an geführt, du bist in Treue mit ihm gegangen, auch wenn der Weg rauh und dornenvoll war.
Bitte, daß auch ich immer bereit bin für den Ruf des Herrn und ihm bereitwillig und treu folge. Erflehe mir den Sieg über meine schlimmen Neigungen, laß mich freimütig das erkannte Gute tun, ohne auf Lob und Anerkennung zu rechnen.
Hilf allen, die im öffentlichen Leben stehen, ohne Menschenfurcht für die Sache Gottes und das wahre Wohl der Menschheit einzutreten. Amen.

Es gibt keinen Weg zum Himmel als den Weg des Kreuzes; er ist der sicherste und beste.
(hl. Maria Crescentia)
 

9. Tag: Um ein gutes Sterben

Heilige Maria Crescentia, ich danke Gott, daß er dich in seine Herrlichkeit aufgenommen hat. Nun empfängst du den Lohn für dein heiliges Leben und heldenmütiges Leiden.
Ich bin noch fern dem Ziele, sehe mich noch vielen Gefahren des Heiles ausgesetzt. Daher wende ich mich an dein gütiges Herz und bitte dich, erlange mir eine gute Sterbestunde. Hilf mir, alle Leiden, die Gott mir schickt, nach seinem Willen und im Geiste der Sühne zu tragen und in Geduld auszuharren bis ans Ende.
Liebe heilige Maria Crescentia, bitte auch für alle Sünder, daß sie sich in Reue und Liebe zu Gott bekehren und im Vertrauen auf seine Barmherzigkeit aus dem Leben scheiden. Amen.

Gott lieben und ihm dienen sind die größten Freuden in diesem Leben. (hl. Maria Crescentia)

 

                                                            
(Quelle: J. Zimmermann, Vikar: "Neuntägige Andacht zur hl. Maria Crescentia von Kaufbeuren", IMPRIMATUR)

 

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