Am Grab der Blutzeugen
Bei der Überquerung
der Alpen meuterten die 6600 Mann der Thebäischen Legion
im Engnis bei Agaunum (=
St. Maurice), da
sie nicht gegen die Christen ziehen wollten.
Der
Anführer der nur aus Christen rekrutierten 22.
Thebäischen Legion war
der
Hl. Mauritius und als Offiziere dienten ihm
Exsuperius und Candidus. Sie erlitten mit ihren
6600 Soldaten den Märtyrertod. Es ist historisch
bezeugt, dass der in Martigny weilende Kaiser
Maximianus Herkulius die aus dem ägyptischen
Thebais stammende Legion niedermetzeln liess,
weil sich die Legionäre weigerten, Christen zu
verfolgen. Kaiser Maximianus
liess immer nur jeden zehnten Mann zur
Abschreckung umbringen, was aber ohne Erfolg
blieb. Er wiederholte das so lange, bis die
ganze Legion ermordet war. Das Ereignis wird auf
einen 22. September zwischen 280 und 300 bei
Agaunum
(= St. Maurice)
datiert. Der Märtyrerkult
(Fest 22. Sept.)
ist seit dem 4. Jh. bekannt und erlangte weite
Verbreitung
(ca. 2500
Pfarreien - in der Schweiz (57), Deutschland,
Österreich, Frankreich u. Italien sind dem Hl.
Mauritius geweiht). |
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Das Heiligtum St. Maurice
wurde schon um 380 erbaut. Wegen des Ansturms
von Wallfahrern zu den wundertätigen Reliquien
des Märtyrers Mauritius wurde es 515 zu einem
Kloster erweitert, das 1990 sein 1700jähriges
Bestehen feiern konnte. Die dem Chorherrenstift
angegliederte Schule unterrichtet heute noch
gegen 1000 Schülerinnen (ca. 230 intern), die zu
verschiedenen Maturatypen geführt werden.
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Seit 824 ist
die Abtei ein weltliches
Augustiner-Chorherrenstift unter der Leitung
eines Abtes, der seit 1840 zugleich
Titularbischof v. Bethlehem ist. |
Bekenntnis des HI.
Mauritius
"Kaiser, wir sind
deine Soldaten, vorerst jedoch stehen wir im Dienste
GOTTES. Dir gehört unsere Tapferkeit im Krieg, IHM unser
schuldloses Leben. Du gibst uns Sold für unsere
Strapazen; ER schenkt uns den Anbeginn des Lebens. Nicht
einmal auf kaiserlichen Befehl dürfen wir unseren GOTT
und Schöpfer verleugnen, unsern GOTT, der auch Dir GOTT
und Schöpfer ist, magst Du es wollen oder nicht.
Für unsere Mitbürger ergriffen wir die Waffen, nicht
gegen sie. Um der Treue willen kämpften wir. Wie aber
können wir die Treue halten, wenn wir dieselbe Treue
unserem GOTT versagen? Vor allem schwuren wir GOTT, dann
erst dem Heeresführer. Unserem zweiten Eid darfst Du
nicht trauen, so wir den ersten gebrochen.
Du befiehlst uns, Christen aufzuspüren und zu züchtigen.
Gut! Fortan brauchst Du keine andern mehr zu suchen.
Hier hast Du uns. Vernimm unser Bekenntnis: Wir glauben
an GOTT Vater, den Schöpfer aller Dinge, sowie an GOTT
Sohn, Jesus Christus. Wir mussten zusehen, wie Kameraden
unserer Mühen und Gefahren mit dem Schwerte getötet
wurden und uns von ihrem Blute bespritzen lassen. Wir
lobten ihren Mut und gaben ihnen voller Freude das
Geleite; denn die waren würdig befunden, für ihren Herrn
und GOTT zu leiden. Uns droht jetzt der gleiche Tod.
Dieses Schicksal treibt uns keineswegs zur Auflehnung.
Keinerlei Verzweiflung lässt uns zu den Waffen greifen.,
wo doch die Gefahr zu höchster Tapferkeit reizt. Sieh!
wir stehen in Waffen; doch leisten wir nicht den
geringsten Widerstand. Lieber wollen wir den Tod
erleiden, als töten, lieber unschuldig sterben, als
schuldig leben. Du magst nun gegen uns beschliessen und
unternehmen, was Du willst, Feuer, Folter, Schwert: wir
sind bereit, es auf uns zu nehmen.
Wir bekennen, dass wir
Christen sind; Christen verfolgen wir nie.
Verehrung
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Während der
Spätantike und des Frühmittelalters wurde
Mauritius vor allem als Mitglied der Gruppe der
Thebaischen Legion verehrt.
Diese frühe
Verehrung an ihrem Hinrichtungsort lässt sich
bis ins 4. Jahrhundert nachweisen.
Die Reliquien der
Thebäer wurden vom Bischof von Octodurum, dem
später heilig gesprochenen Theodorus, in Agaunum
aufgefunden, dem heutigen
St-Maurice im
Wallis in der Schweiz.
Er setzte sie
zwischen 386 und 392 in der Cour du Martolet
wieder bei und erbaute an dem Ort eine
Grabkirche (Basilica).
430 tauchten
Mauritius und Gefährten im Martyrologium
Hieronymianum auf.
Somit waren sie
vermutlich Teil eines lokalen Kirchenkalenders. |
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Das
Candidus-Hauptreliquiar wurde schon um 1150 aus
einem Nussbaumholz geschnitzt (der ausgehöhlte
Schädel dient als Reliquienkammer). Statt einer
blutrünstigen Hinrichtung erleben wir das
Hinübergleiten in die Glückseligkeit, die
liebevolle Aufnahme zur verklärenden
Gottesschau: (Übersetzung des lot. Textes)
Da Candid dem gezückten Schwert zum Opfer fällt,
steigt sein Geist zu den Sternen: für den Tod
erhält er Leben. |
Eucherius berichtet von
einer Mirakelgeschichte, die vermutlich um 450 vor sich
ging, in der eine Frau nach Agaune kam und erfolgreich
um die Heilung ihrer Lähmung betete. Es gab also bereits
ein Pilgerwesen zur Leidensstätte der Märtyrer.
Eucherius erzählt in diesem Zusammenhang auch von der
Existenz einer Herberge (hospitium) sowie Spenden in
Form von Silber und Gold. Offenbar hatten die Gebeine
der Legionäre schon zu Eucherius' Zeit eine beachtliche
Bekanntheit erreicht. Agaune war vermutlich auch deshalb
bei Pilgern beliebt, weil es geographisch günstig lag
für Pilgerreisende, die auf einer Nord-Süd-Reise die
Alpen überquerten.
515 gründete Sigismund,
designierter König der Burgunden, die Abtei
Saint-Maurice und professionalisierte damit das
Pilgerwesen am Ort. Der erste Papst, der nachweislich
das Mauritiusgrab besuchte, war Ende 753 Stephan II., um
an diesem Ort diplomatische Verhandlungen mit dem
Frankenkönig Pippin zu führen – der König erschien
jedoch nicht. Ein berühmter karolingischer Besucher war
Karl der Kahle 875. Während die frühe Überlieferung noch
die Thebäer als Gruppe verehrte, lassen die
Reiseberichte von St-Maurice bis ins 9. Jahrhundert eine
zunehmende Konzentration auf die Person des Mauritius
erkennen.
Im Frühmittelalter
existierte bereits ein Reliqiuenwesen in St-Maurice, was
durch die Lage über einem Massengrab begünstigt wurde.
Dies ermöglichte den Mönchen die Herausgabe von
zahlreichen „echten“ Thebäerreliquien, von denen
theoretisch jede die des heiligen Mauritius (oder auf
Wunsch eines bestimmten anderen Heiligen) sein konnte.
Die Reliquien wurden nur an Klöster, Kapellen oder
Kirchen verschenkt; einige waren auch mit Stiftungen
verbunden. Beispiele für Nutznießer der
Mauritiusreliquien sind Auxerre, Köln, Magdeburg,
Echternach und Centula. Obwohl Reliquien für Stiftungen
gern gesehen waren, gab es doch einige, die ganz ohne
solcherart Ausstattung vonstatten gingen. Als
Schutzpatron erscheint Mauritius zuerst, indem das Dorf
in Agaune immer häufiger nach seinem Kloster benannt
wurde und heute noch wird. Die Verehrung breitete sich
nach Norden und Nordosten am stärksten aus, neben ersten
Stiftungen standen Mauritiusaltäre in mehreren Klöstern
und Kirchen auf germanischem Gebiet. Auch auf gallischem
Gebiet ist eine Ausbreitung seit dem 6. Jahrhundert
erkennbar. Dabei waren sowohl weltliche wie auch
geistliche Stifter beteiligt. Es fanden Messen zu Ehren
des ermordeten Legionärs statt. In
Märtyrerverzeichnissen erschien Mauritius meist
gleichwertig mit vielen anderen Heiligen.
Der Heilige Mauritius
war ein Schutzheiliger des Heeres, der Infanterie, der
Messer- und Waffenschmiede und wurde angerufen vor
Kämpfen, Gefechten und Schlachten. Er gilt zudem als
Schutzheiliger der Handwerker, die mit dunkler Farbe
umgehen, und der Pferde. Sein Gedenktag ist der 22.
September.
Fortwährendes Lob
"Laus perennis"
Der HI.
Burgunderkönig Sigismund hatte 515 die Abtei
gegründet und den Brauch des "ewigen, steten
Lobes" eingeführt. Sehr wahrscheinlich übernahm
er diesen Brauch aus dem Orient, wo nachweislich
jene Mönche, die entsprechend dieser
Gebetsauffassung
(Lk 18,1)
die Nicht-Schlafenden
(=Akoimeten)
genannt wurden. Der ewige Psalmengesang war in
den Klöstern des Westens bis zur Einführung in
St. Maurice unbekannt und wurde später durch das
Stundengebet abgelöst. Heute singen und beten
noch regelmässig gegen 100 Chorherren an der
Stätte des Martyriums des HI. Mauritius. |
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Der Schrein der
Sigismund-Söhne ist ein romanisches Reliquar der
HI. Giskald u. Gundebald. Das Dach zeigt den
gekreuzigten Heiland u. den glorreichen Erlöser,
von Jüngern umgeben. Die Langseiten sind mit
sitzenden Aposteln versehen. Die Schmalseiten
sind dem HI. Mauritius und dessen Verehrer, dem
Burgunderkönig Sigismund , gewidmet. |
Darstellung
Mauritius wurde von Anfang an als römischer Offizier im
Kettenhemd, auch mit Schild und Lanzenfahne dargestellt;
so findet er
sich bereits auf der Mailänder Elfenbeintafel, die
entweder Otto I. oder Otto II abbildet. Seit der
Darstellung in Magdeburg etwa 1250 wird Mauritius in der
Ikonographie als Mauretanier, also als Mohr mit dunkler
Hautfarbe dargestellt. Auch im Wappen der Stadt Coburg
erscheint er als Mohr. Ferner ist er Namensgeber der
dortigen Morizkirche. Im Wappen der Familien Wolffskeel
und Grumbach ist er ebenfalls vorhanden und durch diese
in die Wappen ihrer ehemaligen Besitzungen gelangt.
Mauritiusfiguren befinden sich an den zu Beginn des 16.
Jh. errichteten Rathäusern von Jüterbog und Eisleben.
HI. Messe in St.
Maurice
Werktags: 18.00 Uhr
Sonntags: 09.00 Uhr
Schatzkammer
Ausser dem grossen Mauritius-Schrein (12.Jh.) und dem
Nantelmus-Schrein
(1225) zeugen
viele andere Kunstgegenstände davon, dass an dieser
Stätte viele Menschen, auch Könige und Kaiser- der
Glaubenstreue des Hl. Mauritius gedacht und selber
Stärkung im Glauben gesucht haben.
Wanderungen
St. Maurice (etwa
10 km von Martigny)
ist ein idealer Ausgangspunkt für Unternehmungen zu
Fuss, per Rad... im Unterwallis oder in eines der vielen
durch Postautokurse erschlossenen Seitentäler.
St. Maurice in der
Schweiz
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