Schutzpatron
der Beichtenden
Hl.
Leopold Mandic - der Heilige der Wiederversöhnung
Leopold
Mandic, wurde in der Bucht von Kotor in Dalmatien,
der heutigen Herzegowina am 12. Mai 1866 in
Castelnovo geboren. Castelnovo gehörte früher
zur Türkei, dann zu Venedig, später zu Österreich
und anschließend zu Jugoslawien.
Er
hatte 11 Geschwister und die Familie war eher ärmlich,
obwohl sie in einem großen Haus ihrer
wohlhabenden Vorfahren lebten. Zu Hause umgab ihn
viel Herzensgüte, was sein ganzes späteres Leben
prägte.
Als
Kind spielte er mit Freunden am Strand um Kupfermünzen.
Einem Freund der beim Spiel all seine Kupfermünzen
verlor und dabei ein böses Schimpfwort
gebrauchte, gab er alle seine Münzen und sagte:
"Die gehören dir, wenn du keine Schimpfwörter
mehr gebrauchst. |
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Zart
und schmächtig war er schon seit seiner Geburt. Er
wurde auf den Namen Bogdan (d.h. Gottesgabe) getauft.
Von klein an liebte er Gott über alles und alle liebte
er im Namen Gottes. Bald trat er in das Seminar des
Kapuzinerordens ein und 1884 zog er sich ins Kloster von
Bassano del Grappa zurück, wo er sein Noviziat machte.
Bogdan hieß von da an Bruder Leopold.
Nach
dem Noviziat widmete er sich voll Eifer dem Studium und
am 20. Sept. 1890 wurde er in Venedig zum Priester
geweiht. Nun hatte er die Macht Sünden zu vergeben und
den Menschen vom größten Unrecht zu befreien, dass er
sich selbst antun kann: Nämlich sich von Gott zu
entfernen und dabei Gefahr zu laufen für ewig von ihm
getrennt zu bleiben. Deshalb schien es ihm gering, sich
als Ordensbruder und Priester an so schwerwiegende
Pflichten gebunden zu haben.
Nachdem
Pater Leopold einige Jahre in Venedig gelebt hatte,
wurde er in verschiedene Klöster geschickt u.a. über
Zara nach Bassano del Grappa, Capodistria und Thiene.
Die Freundschaft zu Gott war ihm am wichtigsten und dass
die Menschen durch die Beichte zur Gnade Gott gelangen.
Seine Beichtkinder sahen in ihm eher einen Freund als
einen Richter. Sie bedauerten, wenn er von ihnen
weggehen musste und schrieben ihm noch nach Jahren, wenn
sie ihn nicht besuchen konnten. Er antwortete allen,
selbst wenn er wegen seiner vielen Arbeit seinen Schlaf
opfern musste.
Er
wandte sich of an das Allerheiligste und an die
Muttergottes. So wichtig ihm die Freunde auf dieser Welt
waren, umso wichtiger und tröstlicher waren ihm die
Freunde im Himmel. So fühlte er sich beispielsweise dem
Hl. Franziskus, der Hl. Jungfrau Maria und ganz
besonders Gott Vater verbunden. Für ihn war er zu allem
bereit; "wenn er es will, ist es schon richtig
so!"; sagte er. Richtig waren für ihn auch die
inneren und äußeren Qualen und das Kreuz das er zu
tragen hatte. Es war ihm die Mühe wert, Gott so viele
Freunde zuzuführen, wie er Beichtkinder hatte - so
viele wie möglich. Seine Beichtzelle konnte noch so
Armselig sein, aber das Bild der Muttergottes schmückte
er stets mit ein paar Blumen. Er betete unermüdlich zu
ihr und legte seine eigenen schwierigsten Probleme sowie
die seiner "Beichtfreunde" in ihre Hände. Er
schrieb ihr sogar kleine Briefe. Wüsste man nicht, dass
sie von einem heiligen stammten, so könnte man sie für
die eines Kindes halten, so unschuldig und treuherzig
waren sie.
Sein
Wunsch war es, eines Tages als Missionar in seiner
Heimat zu wirken, in der es in der Vergangenheit starke
religiöse Konflikte gab. Doch weil er so schwächlich
war, konnte man ihm das harte Missionarsleben nicht
zumuten, was ihm evtl. sein Leben verkürzt hätte. So
ging dieser Traum nicht in Erfüllung. Er wurde
Missionar auf seine Art. Er betete viel für das
Seelenheil seiner Landsleute und opferte für sie Hl.
Messen.
1909
kam er nach Padua. zu Ihm kamen Menschen aus allen
sozialen Schichten, gute Seelen und solche mit schwerer
Schuld. Er fand für alle die richtigen Worte, war mild
und verständnisvoll, wenn nötig sagte er auch klare
Worte. Seine Beichtfreunde bedeuteten ihm mehr als seine
Gesundheit. Am Tag vor seinem Tode nahm er noch 50
Menschen die Beichte ab. Wenn sich einer seiner
Beichtkinder auf den Beichtsockel setzte, anstatt zu
knien, hörte er stellvertretend für den Beichtenden
die Beichte kniend.
Seine
Liebenswürdigkeit umgab ihn während des ganzen Gespräches.
Oft sagte er: "Kommen sie wieder, kommen sie nur
wieder, wir werden gute Freunde sein," Dann
verabschiedete er sich mit den Worten: "Danke,
vielen, vielen Dank".
Leopold
Mandic starb am 30. Juli 1942. Er starb mit den Worten
des
"Salve Regina"
auf den Lippen.
Als er starb, umgab ihn
bereits der Ruf der Heiligkeit. Als man 24 Jahre nach
dem Tod des Kapuziners sein Grab öffnete,
war der Leichnam
völlig unversehrt.
Bild -
Überführung zum Jahr der Barmherzigkeit in den Petersdom
am 5 Feb. 2016.
Zum
Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das am 8. Dez.
begonnen hatte und bis zum 20. Nov., werden die
sterblichen Überreste des hl. Pater Pio gemeinsam mit
dem heiligen Kapuziner Leopold Mandic zur Verehrung in
Rom gezeigt.
Beim
Bombenangriff am 14.Mai 1944 blieb unter den Trümmern
des Klosters in Padua seine Beichtzelle unversehrt.
Leopold
Mandic war ein Anhänger der Madonna der Armen. Bekam er
etwas geschenkt, gab er es an Arme und Kranke weiter.
Der Hl. Leopold wird in geistigen und materiellen Nöten
angerufen. Die "goldene Hand" des Hl. Leopold,
die sich ein halbes Jahrhundert zum Segen und Vergeben
erhoben hat, befindet sich als kostbare Reliquie
unversehrt im Kloster in Padua.
Sein
Begräbnis fand unter großer Anteilnahme statt. Als man
24 Jahre nach seinem Tod seinen Sarg öffnete, fand man
seinen Körper unverwest vor.
Am
2. Mai 1976 wurde Pater Leopold Mandic von
Papst Paul VI seliggesprochen und am 16.
Oktober 1983 von Johannes
Paul II Heilig gesprochen.
Zu
den Betrübten sagte er: "Glauben, habt Glauben,
Gott ist Arzt und Medizin." Er konnte es nicht
begreifen und wunderte sich alle Augenblicke, wie
Menschen das Heil ihrer Seele aus geringfügigen Gründen
auf 's Spiel setzen können.
Der
Heilige Leopold Mandic hat schon oft geholfen, wenn
Streitigkeiten zwischen Menschen bestanden. Er ist ein
großer Helfer, wenn man ihn anruft oder eine Hl. Messe
zu seiner Ehre feiern lässt. Ein Freund von uns
beklagte sich, dass seine ganze Familie seit einiger
Zeit zerstritten sei und er wollte sich um Versöhnung
bemühen. Ich gab ihm den Rat, den Hl. Leopold Mandic
als Helfer anzurufen. Am nächsten Tag erzählte er mir,
er habe sich sofort nach unserem Gespräch hingesetzt
und gebetet. Zwei Stunden später kam er in sein
Elternhaus und seine Mutter kam ihm freudig entgegen und
sagte: "Stell dir vor, welche große Gnade heute über
unser Haus gekommen ist. Sie berichtete davon, dass eine
der streitenden Familienmitglieder gekommen sei und die
anderen umarmt hätte und alle waren versöhnt. Für
eine gute Beichte sollte man ihn ebenfalls anrufen.
(K.Koros, Bad Neustadt)
Papst
Johannes Paul II. im Gebet und in
Betrachtung versunken vor dem Grab
von Pater Leopold, den er ein Jahr später
heiliggesprochen hat.
Während
seines Besuchs in Padua am 12. September 1982 wollte
Papst Johannes Paul II. auch das Grab und die
Beichtzelle von Pater Leopold besuchen. Am Tag nach der
Heiligsprechung beschreibt er den Pilgern der Diözese
von Padua seinen Besuch mit folgenden Worten:
...Der
Besuch in Padua bot mir auch die glückliche
Gelegenheit, in der Kirche der Kapuziner, in der Nähe
des Prato della Valle, vor dem Grab des Heiligen Leopold
Mandic im Gebet zu verweilen. Das war für mich ein
wunderbarer Augenblick, denn ich konnte die sterbliche Hülle
dieses kleinen und zugleich großen Heiligen verehren.
Dieser gebürtige Kroate und adoptierte Bürger von
Padua, wurde in Venetien und in ganz Italien in ungefähr
vierzig Jahren, die er fast ausschließlich im
Beichtstuhl verbrachte, zu einem Anhaltspunkt für all
diejenigen, die wünschten, Gott im Sakrament seiner
Barmherzigkeit zu finden oder wiederzufinden. Den größten
Teil seiner sechsundsiebzig Jahre verbrachte er,
entgegen seinem Wunsch als Missionar in seinem geliebten
Osten tätig zu sein, um die Einheit der Christen zu fördern,
in seiner kleinen Zelle, die bald zu seinem Beichtstuhl
wurde. Jeder kennt die Figur dieses Heiligen, der Güte
ausstrahlte, der zuhören, verstehen und trösten
konnte. Seine natürliche und übernatürliche Liebenswürdigkeit,
die so ansteckend und zugänglich war, strahlte auf alle
Menschen aus und übertrug sich auf ihre Herzen,
besonders durch das Beispiel seines Lebens, durch
Glauben, Nächstenliebe, Hoffnung, Stärke, Gehorsam,
Demut.
Der
Heilige Kapuziner hatte aus seiner Beichtzelle ein «
Wohnzimmer der Höflichkeit » gemacht, wie viele Gläubige
und Büßer es nannten. Wer ihm vorwarf; zu milde und
barmherzig mit den hartnäckigsten Sündern zu sein, dem
zeigte er das Kreuz und rief aus: « Er ist für die
Seelen gestorben, nicht wir. ..! ». Er zeichnete sich
besonders durch eine große Aufmerksamkeit gegenüber
den Menschen und seiner Probleme aus, ohne dabei den
Ernst der Schulden zu unterschätzen. Er hatte die
besondere Gabe, den Büßern die Barmherzigkeit Gottes
und die Freude der Vergebung mit Händen greifen zu
lassen.
Er
wurde gerade in diesen Tagen heiliggesprochen, während
die Kirche im Jubeljahr der Erlösung dabei ist, die
pastorale Größe der Wiederversöhnung und Buße zu
vertiefen und wieder neu zu schätzen. Seine Person
dient den Seelenhirten als Beispiel bei der Ausübung
der Beichte und den Gläubigen als Hinweis, die Wunder
und die Notwendigkeiten dieses von Christus am Ostertag
eingeführten Sakramentes als Mittel für die geistige
Auferstehung wiederzuentdecken.
Flehen
wir den Heiligen Leopold inständig an, er möge unsere
Herzen zu einer häufigen und heilbringenden Beichte
anspornen; er möge viele, von modernen und trügerischen
Sitten betäubte Seelen zu diesem Tribunal der Buße und
zu dieser Wiedererstehung der Gnade führen, damit sie
den inneren Trost der Vergebung des Vaters, der
Begegnung mit Christus, dem Erlöser, und dem Heiligen
Geist verspüren können; er möge in den Herzen die
Sehnsucht nach dem Guten, nach Gerechtigkeit und
Ehrfurcht gegenüber den anderen Personen erneuern.
(Auszug
aus « L 'Osservatore romano », 17-18. Oktober 1983).
Der
heilige Leopold Mandic
Ein
Seelenführer mit Herzensschau
Von
Wolfgang Stadler
Er ist ein Heiliger, der
besonders in den südosteuropäischen Ländern hoch
geehrt wird, bei Katholiken ebenso wie bei orthodoxen
Christen, und sogar bei vielen Moslems; bei Menschen
guten Willens, die seine Botschaft verstanden haben.
Dabei war er bloß ein kleiner, kaum 1,45 m großer
Priester mit einem Sprachfehler, ohne bemerkenswerte
Leistungen, nur von einer visionären, aber anscheinend
erfolglosen Berufung geprägt: P. Leopold Mandic,
Kapuziner, ein einfacher, stiller Beichtpriester.
Heiliger
Pater Leopold Mandic
Er stammte aus Dalmatien,
einem Land stärkster religiöser Gegensätze und
Spannungen, wo das Zusammenleben orthodoxer Christen,
katholischer Christen und Moslems in der ganzen überschaubaren
Geschichte kaum jemals reibungslos möglich war.
Wenn wir in den letzten
Jahren wegen der außerordentlich grausamen Kriege auf
dem Balkan entsetzt und ratlos waren, hätte ein Blick
in die Geschichte genügt, um zu zeigen, welch ein
Schmelztiegel religiöser Leidenschaften und politischer
Intrigen der Balkan seit jeher war.
"Heiliger Vater,
bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast,
damit sie eins sind wie wir", betete Jesus (Joh 17,
11). Als es im Jahre 1054 zur bis heute schmerzenden
Wunde der Spaltung zwischen der byzantinischen und der
weströmischen Kirche kam, wurden die entstandenen
Gegensätze schamlos zu nationalistischen Zielen
benutzt, mit verheerenden Folgen für die betroffenen Völker.
Dort also wurde Mandic 1866
in Herzeg-Novi geboren. Seine gläubigen Eltern gaben
ihm, ihrem zwölften Kind, den bezeichnenden Namen
Bogdan, Geschenk Gottes. Schon als Kind erlebte er die
Parteiungen in seiner Umgebung, den Haß dieser heißblütigen
Menschen untereinander und die gegenseitigen, allgegenwärtigen
Bedrohungen. In dieser Situation fühlte der schmächtige
Junge in sich den Ruf, Missionar für die Ostkirchen zu
werden.
Mit 16 Jahren trat er bei
den Kapuzinern in Venedig ein und erhielt den
Ordensnamen Leopold. Nach der Profeß studierte er in
Padua Philosophie und Ostsprachen. Am 18. Juni 1887
erfuhr er in seinem Inneren die Stimme Gottes, die ihn
berief, für die Rückkehr der getrennten Christen des
Ostens zur Einheit mit der katholischen Kirche zu beten
und zu wirken. Unbeschreiblich war sein Glück; keine
Frage, kein Zweifel an der Durchführbarkeit war in ihm.
Am 20. September 1890 wurde
er zum Priester geweiht. Bald zeigte sich seine Begabung
zum Seelenführer und Beichtpriester, von dem eine ganz
seltsame Wirkung auf die Gläubigen ausging, sah er sich
doch als "Tröster der armen Leidträger", für
die Christus gekommen war: "Ich bin gekommen, um
die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die
Gerechten" (Lk 5, 32).
1897 wurde er nach Zadar
versetzt; sein Traum von der Ostmission schien sich zu
erfüllen. Er suchte Kontakte zu orthodoxen Christen,
sprach mit ihnen über das Gemeinsame im Glauben - für
viele war es sicher das erste Mal in ihrem Leben, daß
sie von Gemeinsamkeiten hörten.
Schnell eroberte er ihre
Herzen. Die Leute suchten ihn auf, fragten ihn um Rat,
ihn, der nur die Worte der Wandlung und der Absolution völlig
fehlerfrei sprechen konnte. Die Menschen erkannten seine
Liebe, und sie liebten ihn. Aber nach nur drei Jahren
wurde er - für ihn unverständlich - nach Italien zurückberufen.
1909 kam er nach Padua, 1910
übertrug man ihm die Leitung der Ordenstheologen. In
seiner knappen Freizeit studierte er viel, besonders die
Schriften des hl. Augustinus und des Thomas von Aquin.
Immer interessiert daran, sich weiterzubilden, erregte
er wegen seiner aufgeschlossenen Denkweise und seiner
Vielseitigkeit größtes Erstaunen. Aber sein ganzes
Leben war von der Vision geprägt, als Missionar für
die orientalischen Völker berufen zu sein. "Das muß
der Zweck meines Lebens bleiben, für die Rückkehr der
orientalischen Völker zu wirken", schrieb er 1914.
1923 schien sich sein
Wunsch, in die Ostmission zu gehen, noch einmal zu erfüllen,
als er nach Fiume, das nach dem Krieg an Italien
gefallen war, versetzt wurde. Kaum war er dort, wurde er
wieder zurück nach Padua berufen. Lange Zeit verstand
er die Führung Gottes nicht, der ihm diese Sehnsucht
ins Herz gelegt hatte, in die Mission zu gehen, und ihm
aber dann immer wieder unüberwindliche Hindernisse in
den Weg zu legen schien.
Erst allmählich begriff er,
daß sein "eigentlicher Orient", wie er sagte,
der Beichtstuhl wäre. "Sehen Sie", sagte er
einem Mitbruder, "da der Herr mir die Gabe des
Wortes zum Predigen nicht schenkte, will ich im heiligen
Bußsakramente Seelen zu Gott führen."
40 Jahre lang hörte er täglich
zehn Stunden (häufig auch viel länger) Beichte, oft
unter unmenschlichem Bedingungen von Kälte oder
Krankheit. Herzlich und liebevoll empfing er die
Menschen, die zu ihm zur Beichte kamen. Es war ihm aber
auch klar, auch wenn er Milde und Barmherzigkeit mit
Festigkeit und Genauigkeit zu vereinigen suchte, wie
schwierig die Situation der menschlichen Seele ist:
"Wie schwach ist doch die menschliche Natur. Die
Erbsünde hat sie schrecklich verwundet. Wie sehr
brauchen wir die unendliche Barmherzigkeit Gottes!"
Er war sich der
Verantwortung, Seelenführer zu sein, sehr bewußt, wenn
er sagte: "Es ist etwas anderes, Beichte zu hören,
und etwas anderes, Seelen auf dem Weg zur Heiligkeit zu
leiten."
Aus allen Ständen kamen die
Menschen zu ihm, Bauern und Arbeiter ebenso wie
Akademiker und der hohe Klerus. Erstaunlich war seine
Weisheit, und "er zog besonders jene Seelen an, die
am schwierigsten zu leiten sind: die Seelen der
Gebildeten."
Gerade in strittigen
theologischen Fragen war er imstande, ganz klare
Entscheidungen zu treffen, deren Qualität selbst hohe
kirchliche Würdenträger in heiklen Fragen sich an ihn
um Rat wenden ließ. Menschen, die von schweren
seelischen Leiden bedrückt wurden, riet er auf ganz
einfache und verständliche Weise. Wie der hl. Pfarrer
von Ars hatte er die Gabe der Herzenserkenntnis, er wußte
immer sehr genau um den Seelenzustand der Beichtenden -
sehr zu deren Überraschung und oft auch Erschütterung.
Aber er erkannte nicht nur die Schuld, die begangen
worden war, sondern auch den Grad der Verantwortung, zu
der der Beichtende fähig war.
Seine Religiosität war von
ganz großer Liebe zum eucharistischen Heiland
gekennzeichnet. Zur Feier der Heiligen Messe bereitete
er sich durch eine einstündige Betrachtung vor, und er
empfahl Menschen, die in großer Bedrängnis waren, die
tägliche Mitfeier der Messe. Bemerkenswert ist nicht
nur seine große Verehrung der Mutter Gottes seit seiner
frühesten Kindheit, sondern daß er schon im Jahre 1927
schrieb, er glaube fest daran, daß die Allerseligste
Jungfrau als Miterlöserin des Menschengeschlechtes die
mittelbare Quelle jeder Gnade sei.
Die schwerste Prüfung war für
ihn, wenn er durch Krankheit gezwungen war, das Beichthören
einzustellen. Als ein Speiseröhrentumor samt seiner
schrecklichen Begleiterscheinungen festgestellt worden
war, hörte er trotzdem, so lange es noch irgendwie
ging, die Beichten von allen, die nach ihm verlangten,
auch wenn er vor Schmerzen völlig erschöpft war.
Mahnte man ihn aber, sich zu
schonen, antwortete er: "Wir werden im Himmel
ausruhen, wo wir unser Haupt auf das göttliche Herz
Jesu legen dürfen."
Er kannte die Stunden
tiefer, notvoller Trockenheit der Seele: "Arbeite
ich so viel für die Seelen, wie der Herrgott von mir
will? Übe ich mein Amt gut aus?" Anderen Menschen,
denen diese Trockenheit widerfuhr, suchte er Mut zu
machen, indem er auf die Güte des Vaters hinwies, der
auch manchmal für uns unverständlich handelt:
"Fassen wir diese Vaterhand, die in unermeßlicher
Liebe für uns sorgt ... Wir müssen durch die Prüfung
hindurch gehen, ohne es äußerlich merken zu lassen,
denn wir wissen, daß Gott uns durch die Freude auf die
Prüfung und durch die Prüfung auf größere Gnaden
vorbereitet."
P. Leopold besaß, ähnlich
wie P. Pio, die Gabe der Prophezeiung. "In großer
Einfachheit sagte P. Leopold seinen Beichtkindern
voraus, was geschehen werde." Oft schien ihm dies
gar nicht ganz bewußt zu sein, und häufig wirkte er
von dem, was er sagte, selbst sehr erschreckt. Besonders
quälend war für ihn eine Vision im Jahre 1932, in der
er Italien in einem Meer von Blut und Feuer versinken
sah; er sah auch voraus, daß sein Kloster zerstört
werden würde - mit Ausnahme seiner Beichtzelle:
"Hier hat Gott, der Herr, den Seelen so viel
Barmherzigkeit erwiesen, daß sie als Denkmal seiner Güte
stehenbleiben darf". Am 14. Mai 1944 erfüllte sich
P. Leopolds Voraussage - wörtlich.
Oft genug hatte er wegen
seiner körperlichen Mängel viel Spott hinzunehmen;
auch von Mitbrüdern, die ihn und seine Sehnsucht, als
Missionar "für die getrennten Orientalen",
wie er sich ausdrückte, wirken zu wollen, nicht ernst
nahmen. Sich selbst sah er als großen Sünder:
"Obwohl Priester, bin ich ein sündiger Mensch. Nähme
mich Gott nicht am Zügel, wäre ich schlimmer als alle
anderen".
Kurz vor seinem Tod gestand
er, der während seines ganzen Lebens in seiner völligen
Hingabe im priesterlichen Dienst seinen Mitmenschen so
viel Trost und Zuversicht gegeben hatte, einem
Mitbruder: "Ich habe den Tod immer gefürchtet.
Warum nicht Angst haben, wenn sogar Jesus davor zitterte
und seinen himmlischen Vater bat, diesen Kelch
hinwegzunehmen ... Ich bin ein großer Sünder, Gott möge
sich meiner erbarmen."
Kaum mehr fähig zu
sprechen, hörte er am Tag vor seinem Tod noch Beichte.
Am 30. Juli 1942 starb er in tiefstem Frieden bei den
letzten Worten des Salve Regina, das sein P. Guardian in
diesen letzten Minuten seines Lebens für ihn gebetet
hatte. Seither kommen Menschen in Scharen zu seinem
Grab, pilgern zu seiner Beichtzelle und bezeugen
Gebetserhörungen, die bis heute in unvorstellbarem
Ausmaß stattfinden und in vielen Büchern niedergelegt
sind.
Was aber ist nun die
Botschaft des Heiligen an uns? Seiner Vision, für die
Wiedervereinigung der Orthodoxen mit den Katholiken
wirken zu dürfen, war offenbar nicht viel Erfolg
beschieden.
Aber noch ist die
Menschheitsgeschichte nicht zu Ende. Eines Tages werden
wir erkennen, daß das Opferleben dieses verborgenen
kleinen - aber vor Gott großen - Apostels für die
getrennten Christen des Ostens nicht vergeblich war, daß
er wirklich ein "Bogdan", ein Geschenk Gottes
war. Was durch menschliche Schwachheit und Sünde
entstanden ist, kann nur auf Gottes Wegen und durch
Seine Barmherzigkeit wieder gut gemacht werden. Das gilt
für die Sünden historischen Ausmaßes ebenso wie für
unsere persönlichen.
Darum erkannte Leopold
Mandic in der Arbeit für die persönliche Umkehr der
Menschen schließlich sein Missionsgebiet. Sünde ist
Absonderung von Gottes Liebe, von der Einheit mit Ihm, für
die Jesus gebetet hat. Die Spaltung der Kirche ist nur
das Abbild im großen von dem, was wir unserer Seele
antun, wenn wir uns von Gott "sondern".
So ist das Leben dieses
Heiligen ein Aufruf an uns, unser Leben zu überdenken.
Könnten wir die Vorbereitung auf das kommende Jubeljahr
- zweifellos ein besonderes Gnadenjahr - zum Anlaß
nehmen, eine gründliche Beichte, vielleicht sogar eine
Lebensbeichte abzulegen, machten wir den wesentlichen
Schritt zur Einheit mit Gott. Nehmen wir das Geschenk
Seiner Barmherzigkeit an, denken wir an Jesu' Wort:
"Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen
über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über
neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben
umzukehren" (Lk 15, 7).
Jesus, der gute Hirte, sucht
in mühevoller Kleinarbeit jedes seiner Schafe.
"Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem
Stall sind; auch sie muß ich führen, und sie werden
auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde
geben und einen Hirten" (Joh 10, 16). Unsere persönliche
Versöhnung mit Gott ist Voraussetzung dafür, daß
diese eine Herde eines Tages Wirklichkeit wird.
P. Leopold Mandic sagte oft
zu den Beichtenden: "Haben Sie Glauben, bleiben Sie
ruhig, es wird alles gut gehen. Haben Sie Glauben!"
Wahlfahrtskirche des Hl.
Leopold Mandic
Piazzale Santa Croce
35123 Padova, Italien
Tel +39 (049) 8802727
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