Über die
Realität des Todes herrscht Einigkeit. Die
Geister scheiden sich bei der Frage
«Was kommt
nach dem Tod?» Von Vergänglichkeit umfangen,
träumt der Mensch von Beständigkeit,
mitgerissen vom Strom des Lebens, sucht sein
unruhiges Herz den Hafen der Ewigkeit. Der
eine nennt es Beständigkeit oder
Zeitlosigkeit, der andere Unsterblichkeit oder
Jenseits. Ständig begleitet der Tod seine
Schritte, dennoch ist sein Dasein von der
Hoffnung oder der Frage nach ewigem Leben,
nach einem unvergänglichen Ewigen erfüllt.
Zwei Augen hat die Seel’,
eins schaut in die Zeit, das andre richt’ sich
hin in die Ewigkeit.
(Angelus Silesius)
Wie entspricht der Mensch den diesseitigen
Wirklichkeiten und den Forderungen des
Jenseits?
Theoretisch sind drei Varianten möglich:
1. Der Mensch
kann sich so einstellen, als ob es keine
Ewigkeit gäbe; dann ist das Diesseits die
einzige Wirklichkeit. Der Drang zur Pflege von
lebensverlängernden Techniken, Gesundheits-
und «Seelenfrieden» -Programmen wird bei ihm
zunehmen.
2. Er kann sein
Leben auch so einrichten, als ob das Jenseits
die einzige Realität wäre = Weltflucht.
3. Zwischen
diesen beiden Extremen steht die nach Einklang
strebende, die katholische Haltung. Sie lässt
beide Pole im Verhältnis ihrer Wirklichkeit
und ihres Wertes zur Geltung kommen
(verschiedene sind Abwandlungen denkbar).
In der ganzen Hl. Schrift kommen die Begriffe
«ewig», «für immer»,
«Ewigkeit» usw. 541 mal
vor. Jesus zeigt klar die für den Menschen
möglichen zwei Endstationen und die Wege
dahin:
Tretet ein durch die enge Pforte.
Denn
weit und breit ist der Weg, der ins Verderben
führt...
Doch eng ist die Pforte und schmal
der Weg, der ins Leben führt...
(Mt 7,13f).
Also wird das göttliche Urteil lauten:
schmaler Weg =
Leben
(direkt oder indirekt -->
Fegteuer);
breiter Weg = Verdammnis
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Die Frage nach der Ewigkeit wird in allen
Jahrhunderten gestellt; sie ist zu allen
Zeiten lebendig. Die Einstellung dazu liegt in
der Freiheit jedes einzelnen. Aber jede
Geschichtsepoche prägt durch die Haltungen der
Völker und Nationen auch ihre einzelnen
Menschen. Wie die heutige — abendländische —
Menschheit der Frage der Ewigkeit
gegenübersteht, kann am ehesten nach einem
Gang durch die Geschichte beurteilt werden.
Sie ist nämlich eine Geschichte der Begegnung
und Auseinandersetzung jeder Zeitepoche mit
der Ewigkeit.
Das gesamte Denken, Fühlen und Handeln der 1.
Epoche wurde von religiösen Vorstellungen
beherrscht. In den folgenden Epochen begann
die Konkurrenz zwischen verschiedenen
Wahrheitsansprüchen, die später mit Ideologien
angereichert wurden. Die jetzige Epoche
gefällt sich in der kurzschlüssigen
Betrachtung, dass das Heil überall gegeben
sei. Sogar viele Katholiken vergessen oder
verdrängen die Tatsache, dass der Glaube die
Fülle der göttlich offenbarten Wahrheit umfasst, und dass die Kirche die von Christus
persönlich gestiftete Kirche ist, die sie
bewahrt und uns lehrt. Deshalb kann es in
zentralen Fragen keine Dialoge bis zum
verwässerten Konsens geben; denn die Wahrheit
ist unteilbar eine. Verwirrten Christen von
heute sei jener tiefsinnige Satz in Erinnerung
gerufen, mit dem die urchristlichen Gemeinden
der 1. Epoche ihren Gottesdienst beendeten:
«Es komme Gnade — es vergehe die Welt!»
Was erwartet
uns drüben?
Zum Thema Himmel setzt die
Bibel die Überschrift: «Was kein Auge gesehen,
was kein Ohr gehört hat und was in keines
Menschen Herz gedrungen ist, das hat Gott
denen bereitet, die ihn lieben»
(1 Kor 2, 9).
Anders gesagt: unsere Fantasie reicht dafür
nicht aus. Über das Jenseits kann uns kein
Mensch Auskunft geben, nur der, der von drüben
kommt: «Niemand hat Gott gesehen. Der einzige,
göttliche Sohn, der am Herzen des Vaters ruht,
der hat es uns kundgetan»
(Joh 1,18).
Jesus nun berichtet uns über das Schicksal,
das auf die Guten und die Bösen nach dem
Jüngsten Gericht wartet: «Und diese werden
eingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber
ins ewige Lebern
(Mt 26, 46).
In bezug auf die Dauer bedeutet das Wort EWIG
in der Bibel: ohne Ende. Die älteren Bücher
des Alten Testamentes berichten noch
unvollkommen über die Letzten Dinge. Danach
steigen die abgeschiedenen Seelen in die
Unterwelt (scheol) hinab, wo sie ein
freudloses Dasein führen. Dabei ist den
Frommen ein besseres Los als den Gottlosen
beschieden. Daraus entwickelte sich der
Gedanke der
jenseitigen
Vergeltung durch GOTT, der in den späteren
Büchern klar hervortritt. Der Psalmist hofft,
Gott werde seine Seele aus der Unterwelt
befreien
(Ps 48,16; 72,
26).
Daniel bezeugt die leibliche Auferstehung zu
ewigem Leben bzw. zu Schmach und zu ewigem
Abscheu
(Dan 12, 2).
Die Märtyrer der Makkabäerzeit schöpfen Trost
und Kraft aus der Hoffnung auf das ewige Leben
(2 Makk
6, 26; 7, 29. 36).
Das Weisheitsbuch schildert das Glück und den
Frieden der Seelen der Gerechten, die in der
Hand Gottes ruhen und ewig bei ihm leben
(3,1-9;
5,16f).
Jesus
veranschaulicht die Seligkeit des Himmels
unter dem Bild eines Hochzeitsmahles
(Mt 25, 10; Mt
22, 1f; Lk 14, 15f)
und bezeichnet sie als Leben oder als ewiges
Leben (Mt
18, 8f + 19, 29 + 25, 46; Joh 3, 15f + 4,14 +
5, 24 + 6, 35f + 10, 28 + 12, 25 + 17, 2).
Die Bedingung für die Erlangung des ewigen
Lebens ist die Erkenntnis Gottes und Christi:
«Das ist das ewige Leben, dass sie dich
erkennen, den einen wahren Gott, und den du
gesandt hast, Jesus Christus«
(Joh 17, 3).
Den Herzensreinen verheisst er die
Gottanschauung: »Selig, die reinen Herzens
sind; denn sie werden Gott schauen»
(Mt 5, 8).
Hölle und Höllenstrafen - eine Mär?
Jesus droht den Sündern die
Höllenstrafe an.
-
Er nennt sie Gehenna
(= ursprünglich Tal des Hinnom
- Mt 5, 29f + 10,28 + 23,15.33 + Mk 9,
43.45.47),
-
Gehenna
des Feuers (Mt 5,22 +
18,9),
-
Gehenna, wo der
Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt
(Mk 9,46f),
-
ewiges Feuer
(Mt 25, 41),
-
unauslöschliches Feuer
(Mt
3,12; Mk 9, 42),
-
Feuerofen
(Mt 13,42.50),
-
ewige Pein
(Mt 25, 46).
-
Es wird dort Finsternis sein
(Mt 8, 12 + 22, 13 + 25,30),
-
Heulen und Zähneknirschen
(Mt 13,42.50 + 24, 51; Lk 13,
28).
Paulus bezeugt:
»Diese
(die Gott nicht
kennen und dem Evangelium nicht gehorchen)
werden als Strafe erleiden ewiges Verderben,
ferne von dem Angesicht des Herrn und von der
Herrlichkeit seiner Majestät«
(2 Thess 1, 9
-->
Röm 2, 6f;
Hebr 10,26f).
Nach Offb.
21, 8 erhalten die Gottlosen »ihren Anteil im
brennenden Feuer- und Schwefelpfuhl«; dort
»werden sie gepeinigt werden Tag und Nacht in
alle Ewigkeit« (Offb 20, 10
-->
2
Petr 2, 6; Jud 7).
Das
eigentliche Wesen der Höllenstrafe besteht im
Ausschluss von der beseligenden
Gottanschauung:
»Weichet von mir, ihr
Verfluchten!« (Mt 25,41).
»Ich kenne euch nicht«
(Mt
25,12).
Die HI. Schrift
spricht oft vom Höllenfeuer, dem die
Verdammten übergeben werden; sie bezeichnet
die Hölle als einen Ort, wo Heulen und
Zähneknirschen sein wird - ein Bild des
Schmerzes und der Verzweiflung.
Ein Ort
für
die Auserwählten -
ein anderer für die
Verdammten |
Himmel
(Auswahl): |
Ijob 19, 25f
Ich
weiss, dass mein Erlöser lebt, und ich
werde am Jüngsten Tage ... in meinem
Fleische
Gott
schauen. |
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Ps 118,112
Ich neige mein Herz hin zur Erfüllung
deiner
Erlasse:
um der Belohnung willen. |
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Joh 11, 26
Jeder,
der da lebt und an mich glaubt, wird
nicht sterben in Ewigkeit. |
|
Joh 14, 2
Im Hause meines
Vaters sind viele Wohnungen... Ich
gehe, um euch einen Platz zu bereiten |
|
Joh 17, 24
Vater,
ich will, dass, wo ich bin, auch die
bei mir seien, die du mir gegeben
hast, damit sie meine Herrlichkeit
schauen... |
|
Mt 5, 12
Freuet
euch und frohlocket, denn euer Lohn
ist gross im
Himmel. |
|
Mt 16, 19
Ich
will dir die Schlüssel des
Himmelreiches geben, und was du auf
Erden bindest, das wird im Himmel
gebunden sein... |
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Lk 22, 29f
Ich
bereite euch das Reich, wie mir es
mein Vater bereitet hat, dass ihr
esset und trinket an meinem Tische in
meinem Reich. |
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Kol 1, 4f
Ihr
wisset, dass ihr vom Herrn den Lohn
der Erbschaft erhalten werdet. |
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Hölle
(Auswahl): |
Mt 5, 29
Es
ist besser für dich, dass eines deiner
Glieder verlorengeht, als dass dein
ganzer Leib in die Hölle geworfen
wird. |
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Mt 23, 33
Ihr
Schlangen! Ihr Natterngezücht! Wie
wollt ihr dem Gericht der Hölle
entrinnen? |
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Lk 12, 5
Fürchtet
den, der nachdem er getötet hat, Macht
hat, in die Hölle zu werfen... |
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Lk
16, 23f
Als er im Totenreich,
mitten in seinen Qualen, seine Augen
erhob, sah er Abraham von ferne und
Lazarus in seinem Schoss. Da rief er
laut: 'Vater Abraham, erbarme dich
meiner und sende Lazarus, dass er die
Spitze seines Fingers ins Wasser
tauche und meine Zunge kühle, denn ich
leide grosse Pein in dieser
Feuersglut'. Abraham: 'Bedenke, dass
du Dein Gutes empfangen hast in deinem
Leben...' |
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