Enzyklika
ECCLESIA DE EUCHARISTIA
von Papst
Johannes Paul II.
AN DIE BISCHÖFE
AN DIE PRIESTER UND DIAKONE
AN DIE GEWEIHTEN PERSONEN
UND AN ALLE CHRISTGLÄUBIGEN
ÜBER DIE EUCHARISTIE
IN IHRER BEZIEHUNG ZUR KIRCHE
ÜBER DIE EUCHARISTIE IN IHRER BEZIEHUNG ZUR
KIRCHE
17. April 2003
EINLEITUNG
1. Die Kirche lebt von der
Eucharistie. Diese Wahrheit drückt nicht nur eine alltägliche Glaubenserfahrung
aus, sondern enthält zusammenfassend den Kern des Mysteriums der Kirche.
Mit Freude erfährt sie unaufhörlich, daß sich auf vielfältige Weise die
Verheißung erfüllt: »Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der
Welt« (Mt 28, 20). In einzigartiger Intensität erfreut sie sich dieser
Gegenwart jedoch in der heiligen Eucharistie, bei der Brot und Wein in Christi
Leib und Blut verwandelt werden. Seitdem die Kirche, das Volk des Neuen Bundes,
am Pfingsttag ihren Pilgerweg zur himmlischen Heimat begonnen hat, prägt dieses
göttliche Sakrament unaufhörlich ihre Tage und erfüllt sie mit vertrauensvoller
Hoffnung.
Mit Recht hat das Zweite
Vatikanische Konzil verkündet, daß das eucharistische Opfer »Quelle und
Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens«1 ist. »Die heiligste
Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus
selbst, unser Osterlamm und das lebendige Brot. Durch sein Fleisch, das durch
den Heiligen Geist lebt und Leben schafft, spendet er den Menschen das Leben«.2
Deshalb ist der Blick der Kirche fortwährend auf den Herrn gerichtet, der
gegenwärtig ist im Sakrament des Altares, in dem sie den vollkommenen Ausdruck
seiner unendlichen Liebe entdeckt.
2. Während des Großen Jubiläums
des Jahres 2000 durfte ich die Eucharistie im Abendmahlssaal in Jerusalem
feiern, dort, wo sie nach der Überlieferung zum erstenmal von Christus selbst
vollzogen wurde. Der Abendmahlssaal ist der Ort der Einsetzung dieses
heiligsten Sakramentes. Dort nahm Christus das Brot in seine Hände, brach es
und gab es seinen Jüngern mit den Worten: »Nehmet und esset alle davon: Das ist
mein Leib, der für euch hingegeben wird« (vgl. Mt 26, 26; Lk 22,
19; 1 Kor 11, 24). Dann nahm er den Kelch mit Wein in seine Hände und
sagte zu ihnen: »Nehmet und trinket alle daraus: Das ist der Kelch des neuen und
ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung
der Sünden« (vgl. Mk 14, 24; Lk 22, 20; 1 Kor 11, 25). Ich
bin dem Herrn Jesus dankbar, daß ich an diesem Ort in Gehorsam gegenüber seinem
Auftrag »Tut dies zu meinem Gedächtnis!« (Lk 22, 19) die Worte
wiederholen durfte, die er vor zweitausend Jahren gesprochen hat.
Haben die Apostel, die beim
Letzten Abendmahl teilnahmen, den Sinn der Worte aus dem Mund Christi
verstanden? Wahrscheinlich nicht. Diese Worte sollten erst am Ende des
Triduum sacrum, des Zeitraums vom Donnerstagabend bis zum Sonntagmorgen,
ganz klar werden. In diese Tage ist das mysterium paschale
eingeschrieben, in sie ist auch das mysterium eucharisticum
eingeschrieben.
3. Aus dem Ostermysterium geht
die Kirche hervor. Genau deshalb steht die Eucharistie als Sakrament des
Ostermysteriums schlechthin im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. Das
sieht man bereits an den ersten Bildern für die Kirche, die uns in der
Apostelgeschichte überliefert werden: »Sie hielten an der Lehre der Apostel fest
und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten« (Apg
2, 42). Im »Brechen des Brotes« ist die Eucharistie angedeutet. Nach zweitausend
Jahren verwirklichen wir noch immer dieses ursprüngliche Bild für die Kirche.
Und während wir dies in der Eucharistiefeier tun, richten sich die Augen unserer
Seele auf das österliche Triduum: auf das, was sich während des Letzten
Abendmahls am Gründonnerstag ereignete, und was danach folgte. Die Einsetzung
der Eucharistie nahm in der Tat auf sakramentale Weise die Ereignisse vorweg,
die sich, beginnend mit der Todesangst in Getsemani, kurz darauf zutragen
sollten. Wiederum sehen wir Jesus, der den Abendmahlssaal verläßt und mit seinen
Jüngern in das Tal hinabsteigt, um den Bach Kidron zu überqueren und zum Garten
am Ölberg zu gelangen. In diesem Garten sind noch heute einige uralte
Olivenbäume. Vielleicht waren sie Zeugen der Ereignisse, die sich an jenem Abend
in ihrem Schatten zugetragen haben, als Christus im Gebet von Todesangst
ergriffen und sein Schweiß »wie Blut« wurde, »das auf die Erde tropfte« (Lk
22, 44). Das Blut, das er kurz zuvor im Sakrament der Eucharistie der Kirche als
Trank des Heiles übergeben hatte, begann vergossen zu werden. Das
Vergießen seines Blutes sollte sich dann auf Golgota vollenden, um das Werkzeug
unserer Erlösung zu werden: »Christus [...] ist gekommen als Hoherpriester der
künftigen Güter; [...] er ist ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen,
nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen
Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt« (Hebr 9, 11-12).
4. Die Stunde unserer
Erlösung. Obgleich unsagbar geprüft, flieht Jesus nicht vor seiner »Stunde«:
»Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich
in diese Stunde gekommen!« (Joh 12, 27). Er möchte, daß die Jünger bei
ihm bleiben, muß aber Einsamkeit und Verlassenheit erfahren: »Konntet ihr nicht
einmal eine Stunde mit mir wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in
Versuchung geratet« (Mt 26, 40-41). Nur Johannes bleibt mit Maria und den
frommen Frauen unter dem Kreuz. Die Todesangst in Getsemani hat die Todesangst
des Kreuzes am Karfreitag eingeleitet: die heilige Stunde, die Stunde der
Erlösung der Welt. Wenn man die Eucharistie am Grab Jesu in Jerusalem feiert,
kehrt man in fast greifbarer Weise zu seiner »Stunde« zurück, zur Stunde des
Kreuzes und der Verherrlichung. An diesen Ort und in diese Stunde kehrt in
geistlicher Weise jeder Priester zurück, der die heilige Messe feiert, und mit
ihm die christliche Gemeinde, die daran teilnimmt.
»Gekreuzigt, gestorben und
begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden
von den Toten«. Die Worte des Glaubensbekenntnisses finden ein Echo in den
Worten der Betrachtung und der Verkündigung: »Ecce lignum crucis in quo salus
mundi pependit. Venite adoremus«. Diese Einladung richtet die Kirche am
Nachmittag des Karfreitags an alle Menschen. Während der Osterzeit nimmt sie
ihren Gesang wieder auf und verkündet: »Surrexit Dominus de sepulcro qui pro
nobis pependit in ligno. Alleluia«.
5. »Mysterium fidei! –
Geheimnis des Glaubens!«. Auf diese Worte, die vom Priester gesprochen oder
gesungen werden, antworten die Mitfeiernden: »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir,
und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit«.
Mit diesen oder ähnlichen Worten
weist die Kirche auf Christus im Geheimnis seines Leidens hin und offenbart
darin auch ihr eigenes Mysterium: Ecclesia de Eucharistia. Wenn die
Kirche mit der pfingstlichen Gabe des Heiligen Geistes ans Licht tritt und sich
auf die Straßen der Welt begibt, so ist ein entscheidender Moment ihrer
Entstehung sicherlich die Einsetzung der Eucharistie im Abendmahlssaal. Ihr
Fundament und ihre Quelle ist das gesamte Triduum paschale. Dieses aber
ist in der eucharistischen Gabe gewissermaßen gesammelt, vorweggenommen und für
immer »konzentriert«. In dieser Gabe übereignete Jesus Christus der Kirche die
immerwährende Vergegenwärtigung des Ostermysteriums. Mit ihr stiftete er eine
geheimnisvolle »Gleichzeitigkeit« zwischen jenem Triduum und dem Gang
aller Jahrhunderte.
Dieser Gedanke weckt in uns ein
großes und dankbares Staunen. Im Ostergeschehen und in der Eucharistie, die es
durch die Jahrhunderte hindurch gegenwärtig macht, liegt ein enormes
»Potential«, in dem die ganze Geschichte als Adressat der Erlösungsgnade
enthalten ist. Dieses Staunen muß die Kirche immer ergreifen, wenn sie sich zur
Feier der Eucharistie versammelt. Aber in besonderer Weise muß es den Spender
der Eucharistie begleiten. Dank der Gnade, die ihm durch das Sakrament der
Priesterweihe verliehen wurde, kann er die Wandlung vollziehen. Er spricht mit
der Vollmacht, die ihm von Christus aus dem Abendmahlssaal zukommt: »Das ist
mein Leib, der für euch hingegeben wird... Das ist der Kelch des neuen und
ewigen Bundes, mein Blut, das für euch vergossen wird...«. Der Priester spricht
diese Worte und stellt seinen Mund und seine Stimme jenem zur Verfügung, der
diese Worte im Abendmahlssaal gesprochen hat, und der wollte, daß sie von
Generation zu Generation von all denen wiederholt werden, die in der Kirche
durch die Weihe an seinem Priestertum teilhaben.
6. Dieses »Staunen« über die
Eucharistie möchte ich mit der vorliegenden Enzyklika neu wecken, und zwar in
Fortführung jenes Erbes des Jubiläums, das ich der Kirche mit dem Apostolischen
Schreiben
Novo millennio ineunte
und mit seiner marianischen Krönung
Rosarium Virginis
Mariae übergeben wollte. Das Antlitz
Christi betrachten und es mit Maria betrachten, ist das »Programm«, auf das ich
die Kirche am Beginn des dritten Jahrtausends hingewiesen habe und mit dem ich
sie einlade, mit Enthusiasmus für die Neuevangelisierung auf das Meer der
Geschichte hinauszufahren. Christus betrachten bedeutet ihn erkennen, wo immer
er sich zeigt, in den vielfältigen Formen seiner Gegenwart, vor allem aber im
lebendigen Sakrament seines Leibes und seines Blutes. Die Kirche lebt vom
eucharistischen Christus. Von ihm wird sie genährt, von ihm wird sie
erleuchtet. Die Eucharistie ist Geheimnis des Glaubens und zugleich »Geheimnis
des Lichtes«.3 Jedesmal, wenn die Kirche sie feiert, können die
Gläubigen in gewisser Weise die Erfahrung der beiden Emmausjünger machen: »Da
gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn« (Lk 24, 31).
7. Seit Beginn meines Dienstes
als Nachfolger Petri habe ich dem Gründonnerstag, dem Tag der Eucharistie und
des Priestertums, immer besondere Aufmerksamkeit geschenkt und ein Schreiben an
alle Priester der Welt gerichtet. In diesem fünfundzwanzigsten Jahr meines
Pontifikates möchte ich die gesamte Kirche in vertiefter Weise an dieser
eucharistischen Betrachtung teilhaben lassen. Dabei möchte ich dem Herrn auch
für das Geschenk der Eucharistie und des Priestertums danken: »Geschenk und
Geheimnis«.4 Wenn ich mit der Ausrufung des Rosenkranzjahres dieses
fünfundzwanzigste Jahr meines Pontifikates unter das Zeichen der Betrachtung
Christi in der Schule Mariens stellen wollte, kann ich diesen Gründonnerstag
2003 nicht verstreichen lassen, ohne vor dem »eucharistischen Antlitz« Christi
zu verharren und die Kirche mit neuer Kraft auf die zentrale Bedeutung der
Eucharistie hinzuweisen. Aus ihr lebt die Kirche. Von diesem »lebendigen Brot«
nährt sie sich. Wie sollte man da nicht die Notwendigkeit verspüren, alle
aufzufordern, diese Erfahrung stets neu zu machen?
8. Wenn ich an die Eucharistie
denke und dabei auf mein Leben als Priester, Bischof und Nachfolger Petri
blicke, erinnere ich mich spontan an die vielen Gelegenheiten und die vielen
Orte, an denen ich sie feiern konnte. Ich erinnere mich an die Pfarrkirche von
Niegowić, wo ich meine erste pastorale Aufgabe erfüllte, an die Kollegiatskirche
des heiligen Florian in Krakau, an die Kathedrale auf dem Wawel, an die
Peterskirche und an die vielen Basiliken und Kirchen in Rom und in der ganzen
Welt. Ich konnte die heilige Messe in Kapellen feiern, die sich an
Gebirgspfaden, an Seeufern, an Meeresküsten befinden; ich feierte sie auf
Altären, die in Stadien oder auf den Plätzen der Städte errichtet waren...
Dieser so vielfältige Rahmen meiner Eucharistiefeiern läßt mich deutlich
erfahren, wie universal und gleichsam kosmisch die heilige Messe ist. Ja,
kosmisch! Denn auch dann, wenn man die Eucharistie auf dem kleinen Altar einer
Dorfkirche feiert, feiert man sie immer in einem gewissen Sinn auf dem Altar
der Welt. Sie verbindet Himmel und Erde. Sie umfaßt und erfüllt alles
Geschaffene. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um alles Geschaffene in einem
höchsten Akt des Lobes dem zurückzuerstatten, der es aus dem Nichts geschaffen
hat. Indem der ewige Hohepriester durch das Blut seines Kreuzes in das ewige
Heiligtum eintritt, erstattet er dem Schöpfer und Vater die ganze erlöste
Schöpfung zurück. Das tut er durch das priesterliche Dienstamt der Kirche zur
Ehre der heiligsten Dreifaltigkeit. Dies ist das mysterium fidei, das in
der Eucharistie gegenwärtig wird: die Welt, die aus den Händen des
Schöpfergottes hervorgegangen ist, kehrt als von Christus erlöste Welt zu Gott
zurück.
9. Die Eucharistie ist die
heilbringende Gegenwart Jesu in der Gemeinschaft der Gläubigen und ihre
geistliche Nahrung, sie ist das wertvollste Gut, das die Kirche auf ihrem Weg
durch die Geschichte haben kann. So erklärt sich die besondere Aufmerksamkeit,
die sie dem eucharistischen Mysterium immer entgegengebracht hat; eine
Aufmerksamkeit, die in verbindlicher Form in den Werken der Konzilien und der
Päpste sichtbar wird. Wie könnte man nicht die lehramtlichen Darlegungen in den
Dekreten über die heiligste Eucharistie und über das heilige Meßopfer bewundern,
die das Konzil von Trient promulgiert hat? Diese Dekrete haben in den
nachfolgenden Jahrhunderten sowohl die Theologie als auch die Katechese geleitet
und sind noch immer dogmatischer Bezugspunkt für die fortwährende Erneuerung und
für das Wachstum des Volkes Gottes im Glauben und in der Liebe zur Eucharistie.
Aus jüngerer Zeit sind drei Enzykliken zu nennen: die Enzyklika Mirae
Caritatis (28. Mai 1902)5 von Leo XIII., die Enzyklika
Mediator Dei (20. November 1947)6 von Pius XII. und die Enzyklika
Mysterium Fidei (3. September 1965)7 von Paul VI.
Das Zweite Vatikanische Konzil
hat zwar kein eigenes Dokument über das eucharistische Mysterium veröffentlicht.
Es hat aber dessen verschiedene Aspekte innerhalb des gesamten Bogens seiner
Dokumente beleuchtet, besonders in der dogmatischen Konstitution über die Kirche
Lumen gentium und in der Konstitution über die heilige Liturgie
Sacrosanctum Concilium.
Ich selbst habe in den ersten
Jahren meines apostolischen Dienstes auf dem Stuhl Petri mit dem Apostolischen
Schreiben Dominicae Cenae (24. Februar 1980)8 einige Aspekte
des eucharistischen Mysteriums und seiner Bedeutung im Leben derer behandelt,
die seine Diener sind. Heute greife ich dieses Thema wieder auf mit einem
Herzen, das noch tiefer ergriffen und von Dankbarkeit erfüllt ist und gleichsam
die Worte des Psalmisten widerhallen läßt: »Wie kann ich dem Herrn all das
vergelten, was er mir Gutes getan hat. Ich will den Kelch des Heils erheben und
anrufen den Namen des Herrn« (Ps 116, 12-13).
10. Dieser Verkündigung durch das
Lehramt entspricht das innere Wachstum der christlichen Gemeinschaft. Ohne
Zweifel war die Liturgiereform des Konzils von großem Gewinn für eine
bewußtere, tätigere und fruchtbarere Teilnahme der Gläubigen am heiligen Opfer
des Altares. An vielen Orten findet die Anbetung des heiligsten Sakramentes
täglich einen weiten Raum und wird so zu einer unerschöpflichen Quelle der
Heiligkeit. Die andächtige Teilnahme der Gläubigen an der eucharistischen
Prozession am Hochfest des Leibes und Blutes Christi ist eine Gnade des Herrn,
welche die teilnehmenden Gläubigen jedes Jahr mit Freude erfüllt. Man könnte
noch andere positive Zeichen des Glaubens und der Liebe zur Eucharistie
erwähnen.
Leider fehlt es neben
diesen Lichtstrahlen nicht an Schatten. Es gibt Orte, an denen der Kult
der eucharistischen Anbetung fast völlig aufgegeben wurde. In dem einen oder
anderen Bereich der Kirche kommen Mißbräuche hinzu, die zur Schmälerung des
rechten Glaubens und der katholischen Lehre über dieses wunderbare Sakrament
beitragen. Bisweilen wird ein stark verkürzendes Verständnis des eucharistischen
Mysteriums sichtbar. Es wird seines Opfercharakters beraubt und in einer Weise
vollzogen, als ob es den Sinn und den Wert einer brüderlichen Mahlgemeinschaft
nicht übersteigen würde. Darüber hinaus wird manchmal die Notwendigkeit des
Amtspriestertums, das in der apostolischen Sukzession gründet, verdunkelt, und
die Sakramentalität der Eucharistie allein auf die Wirksamkeit in der
Verkündigung reduziert. Von da aus gibt es hier und da ökumenische Initiativen,
die zwar gut gemeint sind, aber zu eucharistischen Praktiken verleiten, die der
Disziplin widersprechen, mit der die Kirche ihren Glauben zum Ausdruck bringt.
Wie sollte man nicht über all dies tiefen Schmerz empfinden? Die Eucharistie ist
ein zu großes Gut, um Zweideutigkeiten und Verkürzungen zu dulden.
Ich vertraue darauf, daß diese
Enzyklika wirksam dazu beitragen kann, die Schatten nicht annehmbarer Lehren und
Praktiken zu vertreiben, damit das Mysterium der Eucharistie weiterhin in seinem
vollen Glanz erstrahle.
I. KAPITEL
GEHEIMNIS DES GLAUBENS
11. »In der Nacht, da er
ausgeliefert wurde« (1 Kor 11, 23), hat der Herr Jesus das eucharistische
Opfer seines Leibes und seines Blutes gestiftet. Die Worte des Apostels Paulus
erinnern uns an die dramatischen Umstände, in denen die Eucharistie entstanden
ist. Das Ereignis des Leidens und des Todes des Herrn ist unauslöschlich in sie
eingeschrieben. Die Eucharistie ist nicht nur eine Erinnerung an dieses
Ereignis, sondern seine sakramentale Vergegenwärtigung. Sie ist das
Kreuzesopfer, das durch die Jahrhunderte fortdauert.9 Diese Wahrheit
kommt treffend in den Worten zum Ausdruck, mit denen das Volk im lateinischen
Ritus auf den Ruf des Priesters »Geheimnis des Glaubens« antwortet: »Deinen
Tod, o Herr, verkünden wir!«.
Die Kirche hat die Eucharistie
von Christus, ihrem Herrn, nicht als eine kostbare Gabe unter vielen anderen
erhalten, sondern als die Gabe schlechthin, da es die Gabe seiner selbst
ist, seiner Person in seiner heiligen Menschheit wie auch seines
Erlösungswerkes. Dieses beschränkt sich nicht auf die Vergangenheit, denn
»alles, was Christus ist, und alles, was er für alle Menschen getan und gelitten
hat, nimmt an der Ewigkeit Gottes teil, steht somit über allen Zeiten und wird
ihnen gegenwärtig«.10
Wenn die Kirche die heilige
Eucharistie, das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung ihres Herrn, feiert,
wird dieses zentrale Mysterium des Heils wirklich gegenwärtig und »vollzieht
sich das Werk unserer Erlösung«.11 Dieses Opfer ist für die Erlösung
des Menschengeschlechts so entscheidend, daß Jesus Christus es vollbrachte und
erst dann zum Vater zurückkehrte, nachdem er uns das Mittel hinterlassen
hatte, damit wir so daran teilnehmen können, als ob wir selbst dabei gewesen
wären. Jeder Gläubige kann auf diese Weise am Opfer Christi teilnehmen und seine
Früchte in unerschöpflichem Maß erlangen. Das ist der Glaube, aus dem die
christlichen Generationen im Laufe der Jahrhunderte gelebt haben. Diesen Glauben
hat das Lehramt der Kirche unaufhörlich mit freudiger Dankbarkeit für das
unschätzbare Geschenk bekräftigt.12 Ich möchte noch einmal an diese
Wahrheit erinnern und mich mit euch, meine lieben Brüder und Schwestern, in
Anbetung vor dieses Mysterium begeben: das große Geheimnis, das Geheimnis der
Barmherzigkeit. Was hätte Jesus noch mehr für uns tun können? In der Eucharistie
zeigt er uns wirklich eine Liebe, die »bis zur Vollendung« (Joh 13, 1)
geht, eine Liebe, die kein Maß kennt.
12. Dieser Aspekt universaler
Liebe des eucharistischen Sakramentes gründet in den Worten des Retters selbst.
Bei der Einsetzung der Eucharistie beschränkte er sich nicht darauf zu sagen:
»Das ist mein Leib…, das ist mein Blut«, sondern fügte hinzu: »der für euch
hingegeben wird…, das für euch vergossen wird« (Lk 22, 19-20). Er
bekräftigte nicht nur, daß das, was er ihnen zu essen und zu trinken gab, sein
Leib und sein Blut war, sondern brachte auch dessen Opfercharakter zum
Ausdruck und ließ damit sein Opfer, das einige Stunden später am Kreuz für das
Heil aller dargebracht werden sollte, auf sakramentale Weise gegenwärtig werden.
»Die Messe ist zugleich und untrennbar das Opfergedächtnis, in welchem das
Kreuzesopfer für immer fortlebt, und das heilige Mahl der Kommunion mit dem Leib
und dem Blut des Herrn«.13
Die Kirche lebt unaufhörlich vom
Erlösungsopfer. Ihm nähert sie sich nicht nur durch ein gläubiges Gedenken, sie
tritt mit ihm auch wirklich in Kontakt. Denn dieses Opfer wird gegenwärtig
und dauert auf sakramentale Weise in jeder Gemeinschaft fort, in der es
durch die Hände des geweihten Priesters dargebracht wird. Auf diese Weise wendet
die Eucharistie den Menschen von heute die Versöhnung zu, die Christus ein für
allemal für die Menschen aller Zeiten erworben hat. In der Tat: »Das Opfer
Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer«.14
Das sagte kraftvoll bereits der heilige Johannes Chrysostomus: »Wir opfern immer
das gleiche Lamm, und nicht heute das eine und morgen ein anderes, sondern immer
dasselbe. Aus diesem Grund ist das Opfer immer nur eines. [...] Auch heute
bringen wir jenes Opferlamm dar, das damals geopfert worden ist und das sich
niemals verzehren wird«.15
Die Messe macht das Opfer des
Kreuzes gegenwärtig, sie fügt ihm nichts hinzu und vervielfältigt es auch nicht.16
Was sich wiederholt, ist die Gedächtnisfeier, seine »gedenkende
Darstellung« (memorialis demonstratio),17 durch die das
einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird. Der
Opfercharakter des eucharistischen Mysteriums kann deswegen nicht als etwas in
sich Stehendes verstanden werden, unabhängig vom Kreuz oder nur mit einem
indirekten Bezug zum Opfer von Kalvaria.
13. Kraft ihrer innigen Beziehung
mit dem Opfer von Golgota ist die Eucharistie Opfer im eigentlichen Sinn,
und nicht nur in einem allgemeinen Sinn, als ob es sich um eine bloße Hingabe
Christi als geistliche Speise an die Gläubigen handelte. Das Geschenk seiner
Liebe und seines Gehorsams bis zur Vollendung des Lebens (vgl. Joh 10,
17-18) ist in erster Linie eine Gabe an seinen Vater. Natürlich ist es Gabe für
uns, ja für die ganze Menschheit (vgl. Mt 26, 28; Mk 14, 24; Lk
22, 20; Joh 10, 15), aber dennoch vor allem Gabe an den Vater:
»ein Opfer, das der Vater angenommen hat, indem er für die Ganzhingabe seines
Sohnes, der "gehorsam wurde bis zum Tod" (Phil 2, 8), die ihm als Vater
eigene Gabe zurückschenkte, d.h. ein neues, ewiges Leben in der Auferstehung«.18
Indem Christus der Kirche sein
Opfer schenkte, wollte er sich auch das geistliche Opfer der Kirche zu eigen
machen, die berufen ist, mit dem Opfer Christi auch sich selbst darzubringen.
Das lehrt uns das Zweite Vatikanische Konzil im Hinblick auf alle Gläubigen: »In
der Teilnahme am eucharistischen Opfer, der Quelle und dem Höhepunkt des ganzen
christlichen Lebens, bringen sie das göttliche Opferlamm Gott dar und sich
selbst mit ihm«.19
14. Das Pascha Christi umfaßt mit
dem Leiden und dem Tod auch seine Auferstehung. Daran erinnert die Akklamation
des Volkes nach der Wandlung: »Deine Auferstehung preisen wir«.
Tatsächlich macht das eucharistische Opfer nicht nur das Mysterium vom Leiden
und Tod des Erlösers gegenwärtig, sondern auch das Mysterium der Auferstehung,
in der das Opfer seine Vollendung findet. Weil Christus lebt und auferstanden
ist, kann er sich in der Eucharistie zum »Brot des Lebens« (Joh 6,
35.48), zum »lebendigen Brot« (Joh 6, 51) machen. Daran erinnerte der
heilige Ambrosius die Neugetauften und wandte das Ereignis der Auferstehung auf
ihr Leben an: »Wenn heute Christus dein ist, so steht er für dich jeden Tag von
den Toten auf«.20 Der heilige Cyrill von Alexandrien unterstrich
seinerseits, daß die Teilnahme an den heiligen Mysterien »ein wahres Bekenntnis
und ein wahres Gedächtnis daran sind, daß der Herr gestorben und zum Leben
zurückgekehrt ist für uns und für unser Heil«.21
15. Die sakramentale
Vergegenwärtigung des durch die Auferstehung vollendeten Opfers Christi in der
heiligen Messe beinhaltet eine ganz besondere Gegenwartsweise, die – um die
Worte von Paul VI. aufzugreifen – »"wirklich" genannt wird, nicht im
ausschließlichen Sinn, als ob die anderen Gegenwartsweisen nicht "wirklich"
wären, sondern hervorhebend, weil sie substantiell ist und infolgedessen den
ganzen und vollständigen Christus, den Gottmenschen, gegenwärtig macht«.22
So wird die immer gültige Lehre des Konzils von Trient bekräftigt: »Durch die
Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen
Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der
ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde
von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne
Wesensverwandlung genannt«.23 Die Eucharistie ist wirklich
mysterium fidei, ein Geheimnis, das unser Denken übersteigt und das nur im
Glauben erfaßt werden kann. Daran erinnern die Kirchenväter oft in ihren
Katechesen über dieses göttliche Sakrament: Der heilige Cyrill von Jerusalem
mahnt: »Schau in Brot und Wein nicht nur die natürlichen Elemente an, denn der
Herr hat ausdrücklich gesagt, daß sie sein Leib und sein Blut sind: Der Glaube
versichert es dir, auch wenn die Sinne dir anderes einreden«.24
»Adoro te devote, latens
Deitas«, singen wir immerfort mit dem heiligen Thomas von Aquin. Angesichts
dieses Geheimnisses der Liebe wird die ganze Begrenztheit der menschlichen
Vernunft erfahrbar. Man versteht, wie diese Wahrheit im Laufe der Jahrhunderte
die Theologie angeregt hat, durch harte Anstrengungen in ihr Verständnis
einzudringen.
Diese Anstrengungen sind
lobenswert und um so nützlicher und fruchtbarer, je mehr sie den kritischen
Einsatz des Denkens mit dem »gelebten Glauben« der Kirche zu verbinden vermögen,
der sich besonders zeigt im »sicheren Charisma der Wahrheit« des Lehramtes und
in der »inneren Einsicht […] aus geistlicher Erfahrung«,25 die vor
allem die Heiligen erlangen. Paul VI. hat auf die Grenze hingewiesen, die
bestehen bleibt: »Jede theologische Erklärung, die sich um das Verständnis
dieses Geheimnisses bemüht, muß, um mit unserem Glauben übereinstimmen zu
können, daran festhalten, daß Brot und Wein der Substanz nach, unabhängig von
unserem Denken, nach der Konsekration zu bestehen aufgehört haben, so daß
nunmehr der anbetungswürdige Leib und das anbetungswürdige Blut unseres Herrn
vor uns gegenwärtig sind unter den sakramentalen Gestalten von Brot und Wein«.26
16. In Fülle verwirklicht sich
die heilbringende Wirkung des Opfers, wenn wir in der Kommunion den Leib und das
Blut des Herrn empfangen. Das eucharistische Opfer ist in sich auf die innige
Gemeinschaft von uns Gläubigen mit Christus in der Kommunion ausgerichtet: Wir
empfangen ihn selbst, der sich für uns hingegeben hat, seinen Leib, den er für
uns am Kreuz dargebracht hat, sein Blut, das er »für viele« vergossen hat »zur
Vergebung der Sünden« (Mt 26, 28). Erinnern wir uns an seine Worte: »Wie
mich der lebendige Vater gesandt hat, und wie ich durch den Vater lebe, so wird
jeder, der mich ißt, durch mich leben« (Joh 6, 57). Jesus selbst
versichert uns, daß eine derartige Vereinigung, die er in eine Analogie zur
Einheit des dreifaltigen Gottes setzt, sich wahrhaft verwirklicht. Die
Eucharistie ist ein wahres Mahl, in dem sich Christus als Nahrung darbietet.
Als Jesus zum erstenmal diese Speise ankündigte, waren die Zuhörer erstaunt und
verwirrt und zwangen den Meister, die objektive Wahrheit seiner Worte zu
unterstreichen: »Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des
Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in
euch« (Joh 6, 53). Es handelt sich nicht um eine Speise in einem
bildhaften Sinn: »Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist
wirklich ein Trank« (Joh 6, 55).
17. Durch die Teilhabe an seinem
Leib und an seinem Blut teilt Christus uns auch seinen Geist mit. Der heilige
Ephräm schreibt: »Er nannte das Brot seinen lebendigen Leib, er erfüllte es mit
sich selbst und mit seinem Geist. [...] Und der, der es mit Glauben ißt, ißt
Feuer und Geist. [...] Nehmt davon, eßt alle davon und eßt mit ihm den Heiligen
Geist. Es ist wirklich mein Leib und der, der ihn ißt, wird ewig leben«.27
Die Kirche erbittet diese göttliche Gabe, die die Wurzel aller anderen Gaben
ist, in der eucharistischen Epiklese. In der Göttlichen Liturgie des
heiligen Johannes Chrysostomus heißt es zum Beispiel: »Wir rufen dich an, wir
bitten dich und wir flehen dich an: Sende deinen Heiligen Geist über uns alle
und über diese Gaben, [...] damit alle, die daran teilhaben, Reinigung der
Seele, Vergebung der Sünden, Gemeinschaft des Heiligen Geistes erlangen mögen«.28
Und im Römischen Meßbuch betet der Priester: »Stärke uns durch den Leib
und das Blut deines Sohnes und erfülle uns mit seinem Heiligen Geist, damit wir
ein Leib und ein Geist werden in Christus«.29 So läßt Christus durch
die Gabe seines Leibes und seines Blutes in uns die Gabe seines Geistes wachsen,
der uns schon in der Taufe eingegossen und im Sakrament der Firmung als »Siegel«
geschenkt wurde.
18. Die Akklamation des Volkes
nach der Wandlung endet treffend mit dem Bekenntnis der eschatologischen
Perspektive, welche die Eucharistiefeier auszeichnet (vgl. 1 Kor 11, 26):
»... bis du kommst in Herrlichkeit«. Die Eucharistie bedeutet Spannung
auf das Ziel hin, Vorgeschmack der vollkommenen Freude, die Christus versprochen
hat (vgl. Joh 15, 11); in gewisser Weise ist sie Vorwegnahme des
Paradieses, »Unterpfand der künftigen Herrlichkeit«.30 In der
Eucharistie drückt alles die vertrauensvolle Erwartung aus, daß »wir voll
Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten«.31
Wer sich von Christus in der Eucharistie nährt, muß nicht das Jenseits erwarten,
um das ewige Leben zu erlangen: Er besitzt es schon auf Erden als
Erstlingsgabe der künftigen Fülle, die den ganzen Menschen betreffen wird. In
der Eucharistie empfangen wir tatsächlich auch die Garantie der leiblichen
Auferstehung am Ende der Welt: »Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat
das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag« (Joh 6,
54). Diese Garantie der künftigen Auferstehung kommt aus der Tatsache, daß das
Fleisch des Menschensohnes, das uns zur Speise gereicht wird, sein Leib im
verherrlichten Zustand des Auferstandenen ist. Mit der Eucharistie nehmen wir
sozusagen das »Geheimnis« der Auferstehung in uns auf. Deshalb definierte der
heilige Ignatius von Antiochien das eucharistische Brot zu Recht als »Medizin
der Unsterblichkeit, Gegengift gegen den Tod«.32
19. Die eschatologische Spannung,
die durch die Eucharistie wachgerufen wird, drückt die Gemeinschaft mit der
himmlischen Kirche aus und stärkt sie. Es ist kein Zufall, daß die
orientalischen Anaphoren und die eucharistischen Hochgebete des lateinischen
Ritus das ehrfürchtige Gedenken Mariens, der allzeit jungfräulichen Mutter
unseres Herrn und Gottes Jesus Christus, der Engel, der heiligen Apostel, der
ruhmreichen Märtyrer und aller Heiligen enthalten. Dies ist ein Aspekt der
Eucharistie, der es verdient, hervorgehoben zu werden: Während wir das Opfer des
Lammes feiern, vereinen wir uns mit der himmlischen Liturgie und gesellen uns zu
jener gewaltigen Schar, die ruft: »Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf
dem Thron sitzt, und von dem Lamm!« (Offb 7, 10). Die Eucharistie ist
wirklich ein Aufbrechen des Himmels, der sich über der Erde öffnet. Sie ist ein
Strahl der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalem, der die Wolken unserer
Geschichte durchdringt und Licht auf unseren Weg wirft.
20. Eine bedeutsame Konsequenz
der eschatologischen Spannung, die in die Eucharistie eingeschrieben ist,
besteht auch darin, daß sie uns auf dem Weg durch die Geschichte einen Impuls
gibt und in die tägliche Arbeit und Pflicht eines jeden einen Samen lebendiger
Hoffnung legt. Wenn die christliche Sichtweise nämlich dazu führt, auf »einen
neuen Himmel« und »eine neue Erde« zu blicken (vgl. Offb 21, 1), so
schwächt dies nicht, sondern fördert unseren Verantwortungssinn für die
gegenwärtige Welt.33 Ich möchte dies mit Nachdruck am Beginn des
neuen Jahrtausends bekräftigen, damit die Christen sich mehr denn je angespornt
fühlen, ihre Pflichten als Bürger dieser Erde nicht zu vernachlässigen. Es ist
ihre Aufgabe, mit dem Licht des Evangeliums zum Aufbau einer menschenwürdigen
Welt im vollkommenen Einklang mit dem Plan Gottes beizutragen.
Viele Probleme verdunkeln den
Horizont unserer Zeit. Es mag genügen, an die Dringlichkeit zu erinnern, für den
Frieden zu arbeiten, solide und in Gerechtigkeit und Solidarität verankerte
Voraussetzungen für die Beziehungen zwischen den Völkern zu schaffen, das
menschliche Leben von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende zu
verteidigen. Und was soll man zu den tausend Widersprüchen einer
»globalisierten« Welt sagen, in der die Schwächsten, die Kleinsten und die
Ärmsten scheinbar wenig zu erhoffen haben? Gerade in dieser Welt muß die
christliche Hoffnung aufstrahlen! Auch deshalb wollte der Herr in der
Eucharistie bei uns bleiben; in seine Gegenwart im Opfer und im Gastmahl ist die
Verheißung einer Menschheit eingeschrieben, die durch seine Liebe erneuert ist.
Es ist bedeutungsvoll, daß das Johannesevangelium dort, wo die synoptischen
Evangelien die Einsetzung der Eucharistie überliefern, den Bericht über die
»Fußwaschung« enthält, in der Jesus sich zum Meister der Gemeinschaft und des
Dienstes macht (vgl. Joh 13, 1-20), um so die tiefe Bedeutung der
Eucharistie zu erläutern. Der Apostel Paulus wertet seinerseits die Teilnahme
der christlichen Gemeinde am Herrenmahl als »unwürdig«, wenn es in ihr
Spaltungen gibt und sie den Armen gegenüber gleichgültig ist (vgl. 1 Kor
11, 17-22.27-34).34
Den Tod des Herrn verkünden, »bis
er kommt« (1 Kor 11, 26), bringt für alle, die an der Eucharistie
teilnehmen, den Auftrag mit sich, das Leben zu »verwandeln«, damit es in
gewisser Weise ganz »eucharistisch« werde. Genau diese Frucht der Verwandlung
der Existenz wie auch der Auftrag, die Welt nach dem Evangelium umzugestalten,
lassen die eschatologische Spannung der Eucharistiefeier und des ganzen
christlichen Lebens aufleuchten: »Komm, Herr Jesus!« (Offb 22,
20).
II. KAPITEL
DIE EUCHARISTIE BAUT DIE
KIRCHE AUF
21. Das Zweite Vatikanische
Konzil hat daran erinnert, daß die Feier der Eucharistie im Zentrum des
Wachstumsprozesses der Kirche steht. Nach der Aussage: »Die Kirche, das heißt
das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes
sichtbar in der Welt«,35 fügt das Konzil hinzu, als ob es auf die
Frage »Wie wächst sie?« antworten wollte: »Sooft das Kreuzesopfer, in dem
Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde (vgl. 1 Kor 5, 7), auf dem
Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird
durch das Sakrament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die
einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht (vgl. 1 Kor
10, 17)«.36
Ein ursächlicher Einfluß der
Eucharistie zeigt sich am Ursprung der Kirche selbst. Die Evangelisten
beschreiben genau, daß es die Zwölf, die Apostel, waren, die mit Jesus zum
Letzten Abendmahl zusammenkamen (vgl. Mt 26, 20; Mk 14, 17; Lk
22, 14). Dies ist ein Detail von beträchtlicher Bedeutung, denn die Apostel
»bildeten die Keime des neuen Israel und zugleich den Ursprung der heiligen
Hierarchie«.37 Indem Christus ihnen seinen Leib und sein Blut zur
Speise gab, bezog er sie auf geheimnisvolle Weise in das Opfer ein, das wenige
Stunden später auf Kalvaria vollbracht werden sollte. Analog zum Bundesschluß am
Sinai, der durch das Opfer und die Besprengung mit Blut besiegelt wurde,38
legen die Handlungen und Worte Jesu beim Letzten Abendmahl das Fundament für die
neue messianische Gemeinschaft, das Volk des Neuen Bundes.
Als die Apostel im Abendmahlssaal
die Einladung Jesu »Nehmt und eßt... Trinkt alle daraus...« (Mt 26,
26-27) annahmen, traten sie zum erstenmal in sakramentale Gemeinschaft mit ihm.
Von diesem Augenblick an bis zum Ende der Zeiten wird die Kirche durch die
sakramentale Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes auferbaut, der sich für uns
geopfert hat: »Tut dies zu meinem Gedächtnis!... Tut dies, sooft ihr daraus
trinkt, zu meinem Gedächtnis!« (1 Kor 11, 24-25; vgl. Lk 22,19).
22. Die Eingliederung in
Christus, die in der Taufe verwirklicht wird, erneuert und festigt sich
beständig durch die Teilnahme am eucharistischen Opfer, vor allem durch die
volle Teilnahme am Opfer in der sakramentalen Kommunion. Wir können sagen, daß
nicht nur jeder einzelne von uns Christus empfängt, sondern auch, daß
Christus jeden einzelnen von uns empfängt. Er schließt Freundschaft mit uns:
»Ihr seid meine Freunde« (Joh 15, 14). Durch ihn haben wir das Leben: »So
wird jeder, der mich ißt, durch mich leben« (Joh 6, 57). In der
eucharistischen Kommunion verwirklicht sich in höchster Weise das »Innewohnen«
Christi im Jünger und des Jüngers in Christus: »Bleibt in mir, dann bleibe ich
in euch« (Joh 15, 4).
Durch die Vereinigung mit
Christus verschließt sich das Volk des Neuen Bundes keineswegs in sich selbst,
sondern wird vielmehr zum »Sakrament« für die Menschheit,39 zum
Zeichen und Werkzeug des von Christus gewirkten Heiles, zum Licht der Welt und
zum Salz der Erde (vgl. Mt 5, 13-16) für die Erlösung aller.40
Die Sendung der Kirche führt die Sendung Christi weiter: »Wie mich der Vater
gesandt hat, so sende ich euch« (Joh 20, 21). Aus der Fortdauer des
Kreuzesopfers in der Eucharistie und aus der Gemeinschaft mit dem Leib und dem
Blut Christi schöpft die Kirche die notwendige geistliche Kraft, um ihre Sendung
zu erfüllen. So zeigt sich die Eucharistie als Quelle und zugleich als
Höhepunkt der ganzen Evangelisierung, da ihr Ziel die Gemeinschaft der
Menschen mit Christus und in ihm mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist ist.41
23. Mit der eucharistischen
Kommunion wird die Kirche zugleich in ihrer Einheit als Leib Christi gefestigt.
Der heilige Paulus bezieht sich auf diese einheitsstiftende Wirkung der
Teilnahme am eucharistischen Mahl, wenn er an die Korinther schreibt: »Ist das
Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum
sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot« (1 Kor
10, 16-17). Der heilige Johannes Chrysostomus kommentiert treffend und
tiefsinnig: »Was ist denn das Brot wirklich? Es ist der Leib Christi. Was werden
die, welche ihn empfangen? Sie werden Leib Christi; aber nicht viele Leiber,
sondern ein einziger Leib. In der Tat ist das Brot ganz eins, obgleich es aus
vielen Körnern besteht, die sich in ihm befinden, auch wenn man sie nicht sieht
und ihre Verschiedenheit zugunsten ihrer gegenseitigen vollkommenen
Verschmelzung verschwindet. Ebenso sind auch wir auf die gleiche Weise
untereinander geeint und alle miteinander mit Christus«.42 Die
Argumentation ist überzeugend: Unsere Vereinigung mit Christus, die Geschenk und
Gnade für jeden einzelnen ist, bewirkt, daß wir in ihm auch zur Einheit seines
Leibes, zur Kirche, zusammengefügt werden. Die Eucharistie festigt die
Eingliederung in Christus, die in der Taufe durch die Gabe des Geistes
grundgelegt worden ist (vgl. 1 Kor 12, 13.27).
Das geeinte und untrennbare
Handeln des Sohnes und des Heiligen Geistes, das der Kirche, ihrem Entstehen und
ihrem Fortdauern zugrundeliegt, ist in der Eucharistie wirksam. Dies ist dem
Verfasser der Liturgie des heiligen Jakobus wohl bewußt: Denn in der
Epiklese der Anaphora wird Gott Vater gebeten, daß er den Heiligen Geist auf die
Gläubigen und auf die Gaben herabkommen lasse, damit der Leib und das Blut
Christi »all denen, die daran teilhaben, [...] zur Heiligung der Seele und des
Leibes gereichen«.43 Die Kirche wird vom göttlichen Beistand
gefestigt durch die Heiligung der Gläubigen in der Eucharistie.
24. Die Gabe Christi und seines
Geistes, die wir in der eucharistischen Kommunion empfangen, erfüllt in
überreichem Maß die Sehnsucht nach brüderlicher Einheit, die im menschlichen
Herzen wohnt. Zugleich hebt sie die Erfahrung brüderlicher Gemeinschaft, die der
gemeinsamen Teilnahme am selben eucharistischen Tisch innewohnt, auf eine Ebene,
die weit über der bloßen Erfahrung menschlicher Mahlgemeinschaft liegt. Durch
die Kommunion am Leib Christi dringt die Kirche immer tiefer in ihr Wesen ein,
»in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die
innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit« 44
zu sein.
Den Keimen der Entzweiung unter
den Menschen, die - wie die tägliche Erfahrung zeigt - aufgrund der Sünde tief
in die Menschheit eingegraben sind, stellt sich die schöpferische Kraft der
Einheit des Leibes Christi entgegen. Die Eucharistie, die die Kirche
auferbaut, schafft gerade dadurch Gemeinschaft unter den Menschen.
25. Der Kult, welcher der
Eucharistie außerhalb der Messe erwiesen wird, hat einen unschätzbaren Wert
im Leben der Kirche. Dieser Kult ist eng mit der Feier des eucharistischen
Opfers verbunden. Die Gegenwart Christi unter den heiligen Gestalten, die nach
der Messe aufbewahrt werden – eine Gegenwart, die so lange andauert, wie die
Gestalten von Brot und Wein Bestand haben45 –, kommt von der Feier
des Opfers her und bereitet auf die sakramentale und die geistliche Kommunion
vor.46 Es obliegt den Hirten, zur Pflege des eucharistischen Kultes
zu ermutigen, auch durch ihr persönliches Zeugnis, insbesondere zur Aussetzung
des Allerheiligsten sowie zum anbetenden Verweilen vor Christus, der unter den
eucharistischen Gestalten gegenwärtig ist.47
Es ist schön, bei ihm zu
verweilen und wie der Lieblingsjünger, der sich an seine Brust lehnte (vgl.
Joh 13, 25), von der unendlichen Liebe seines Herzens berührt zu werden.
Wenn sich das Christentum in unserer Zeit vor allem durch die »Kunst des
Gebetes«48 auszeichnen soll, wie könnte man dann nicht ein erneuertes
Verlangen spüren, lange im geistlichen Zwiegespräch, in stiller Anbetung, in
einer Haltung der Liebe bei Christus zu verweilen, der im Allerheiligsten
gegenwärtig ist? Wie oft, meine lieben Brüder und Schwestern, habe ich diese
Erfahrung gemacht, und daraus Kraft, Trost und Stärkung geschöpft!
Von dieser Praxis, die das
Lehramt wiederholt gelobt und empfohlen hat,49 geben uns zahlreiche
Heilige ein Beispiel. In besonderer Weise zeichnete sich darin der heilige
Alfons von Liguori aus, der schrieb: »Unter allen Frömmigkeitsformen ist die
Anbetung des eucharistischen Christus die erste nach den Sakramenten; sie ist
Gott am liebsten und uns am nützlichsten«.50 Die Eucharistie ist ein
unermeßlicher Schatz: Nicht nur ihre Feier, sondern auch das Verweilen vor ihr
außerhalb der Messe gestattet uns, an der Quelle der Gnade zu schöpfen. Wenn
eine christliche Gemeinschaft noch fähiger werden möchte, das Antlitz Christi in
jenem Geist zu betrachten, den ich in den Apostolischen Schreiben
Novo millennio
ineunte und
Rosarium Virginis Mariae
empfohlen habe, kann sie nicht darauf verzichten, den eucharistischen Kult zu
pflegen, in dem die Früchte der Gemeinschaft am Leib und am Blut des Herrn
fortdauern und sich vervielfachen.
III. KAPITEL
DIE APOSTOLIZITÄT DER
EUCHARISTIE UND DER KIRCHE
26. Wenn die Eucharistie die
Kirche auferbaut und die Kirche die Eucharistie vollzieht, wie ich eben in
Erinnerung gerufen habe, so folgt daraus, daß es zwischen der Eucharistie und
der Kirche eine sehr enge Verbindung gibt. Dies gilt in einem solchem Maß, daß
wir auf das Mysterium der Eucharistie anwenden dürfen, was wir über die Kirche
sagen, wenn wir sie im Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel als »die
eine, heilige, katholische und apostolische Kirche« bekennen. Eine und
katholisch ist auch die Eucharistie. Sie ist auch heilig, ja sie ist das
heiligste Sakrament. Unsere Aufmerksamkeit wollen wir nun aber vor allem auf
ihre Apostolizität richten.
27. Bei der Erklärung, wie die
Kirche apostolisch, also auf die Apostel gegründet ist, weist der Katechismus
der Katholischen Kirche auf einen dreifachen Sinn hin. Erstens »ist
und bleibt sie "auf das Fundament der Apostel" gebaut (Eph 2, 20), auf
die von Christus selbst erwählten und ausgesandten Zeugen«.51 Die
Apostel sind auch das Fundament der Eucharistie, nicht weil das Sakrament nicht
auf Christus selbst zurückgeht, sondern weil Jesus es den Aposteln anvertraut
hat und weil es von ihnen und ihren Nachfolgern bis zu uns weitergegeben wurde.
Die Kirche feiert die Eucharistie durch die Jahrhunderte hindurch, indem sie das
Handeln der Apostel weiterführt, die dem Auftrag des Herrn gehorsam waren.
Der zweite Sinn, wie die Kirche
nach dem Katechismus apostolisch ist, besteht darin, daß »sie mit dem
Beistand des in ihr wohnenden Geistes die Lehre, das Glaubensvermächtnis sowie
die gesunden Grundsätze der Apostel [bewahrt] und sie weiter[gibt]«.52
Auch in diesem zweiten Sinn ist die Eucharistie apostolisch, weil sie in
Übereinstimmung mit dem Glauben der Apostel gefeiert wird. Das kirchliche
Lehramt hat bei verschiedenen Gelegenheiten in der zweitausendjährigen
Geschichte des Volkes des Neuen Bundes die Lehre über die Eucharistie, auch
hinsichtlich der genauen Terminologie, präzisiert, um dadurch den apostolischen
Glauben an dieses erhabene Mysterium zu schützen. Dieser Glaube bleibt
unverändert, und es ist wesentlich für die Kirche, daß er unverändert bleibt.
28. Schließlich ist die Kirche in
dem Sinn apostolisch, daß »sie bis zur Wiederkunft Christi weiterhin von den
Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch jene, die ihnen
in ihrem Hirtenamt nachfolgen: das Bischofskollegium, dem die Priester zur Seite
stehen, in Einheit mit dem Nachfolger des Petrus, dem obersten Hirten der
Kirche«.53 Die apostolische Nachfolge in der pastoralen Sendung
schließt notwendig das Sakrament der Weihe ein, also die ununterbrochene, auf
die Anfänge zurückgehende Reihe gültiger Bischofsweihen.54 Diese
Sukzession ist wesentlich, damit von Kirche im eigentlichen und vollen Sinn
gesprochen werden kann.
Die Eucharistie bringt auch
diesen Sinn der Apostolizität zum Ausdruck. Wie das Zweite Vatikanische Konzil
lehrt, kommt es den Gläubigen zu, »kraft ihres königlichen Priestertums an der
eucharistischen Darbringung mitzuwirken«.55 Es ist aber der geweihte
Priester, der »in der Person Christi das eucharistische Opfer vollzieht und es
im Namen des ganzen Volkes Gott darbringt«.56 Deshalb ist im
Missale Romanum vorgeschrieben, daß es nur dem Priester zusteht, das
eucharistische Hochgebet zu sprechen, während das Volk sich im Glauben
schweigend damit vereint.57
29. Der vom Zweiten Vatikanischen
Konzil wiederholt gebrauchte Ausdruck, gemäß dem »der Amtspriester das
eucharistische Opfer in der Person Christi vollzieht«,58 war im
päpstlichen Lehramt bereits gut verankert.59 Wie ich bei anderer
Gelegenheit klargestellt habe, bedeutet in persona Christi »mehr als nur
"im Namen" oder "in Stellvertretung" Jesu Christi. In der Person, d.h. in
der spezifischen, sakramentalen Identifizierung mit dem ewigen Hohenpriester,
der Urheber und hauptsächliches Subjekt dieses seines eigenen Opfers ist, bei
dem er in Wahrheit von niemandem ersetzt werden kann«.60 Der Dienst
der Priester, die das Sakrament der Weihe empfangen haben, macht in der von
Christus bestimmten Heilsordnung deutlich, daß die von ihnen gefeierte
Eucharistie eine Gabe ist, die auf radikale Weise die Vollmacht der Gemeinde
überragt. Das priesterliche Dienstamt ist unersetzlich, um die
eucharistische Konsekration gültig an das Kreuzesopfer und an das Letzte
Abendmahl zu binden.
Die Gemeinde, die zur Feier der
Eucharistie zusammenkommt, bedarf unbedingt eines geweihten Priesters, der sie
leitet, um wirklich eucharistische Versammlung sein zu können. Die Gemeinde kann
sich aber nicht selbst einen geweihten Amtsträger geben. Dieser ist eine Gabe,
die die Gemeinde durch die auf die Apostel zurückgehende Sukzession der
Bischöfe empfängt. Es ist nämlich der Bischof, der durch das Sakrament der
Weihe einen neuen Priester bestellt und ihm die Vollmacht überträgt, die
Eucharistie zu feiern. Daher kann »das eucharistische Geheimnis in keiner
Gemeinde gefeiert werden, es sei denn durch die Hände eines geweihten Priesters,
wie das Vierte Laterankonzil ausdrücklich gelehrt hat«.61
30. Diese Lehre der katholischen
Kirche über das priesterliche Dienstamt in seiner Beziehung zur Eucharistie wie
auch die Lehre über das eucharistische Opfer waren in den letzten Jahrzehnten
Gegenstand eines fruchtbaren Dialogs im Bereich der ökumenischen Bemühungen.
Wir müssen der heiligsten Dreifaltigkeit danken, weil es zu bedeutsamen
Fortschritten und Annäherungen gekommen ist, die uns auf eine Zukunft hoffen
lassen, in der wir den Glauben voll und ganz teilen. Die Anmerkung des Konzils
bezüglich der kirchlichen Gemeinschaften, die im Abendland im 16. Jahrhundert
und danach entstanden und von der katholischen Kirche getrennt sind, bleibt noch
immer voll zutreffend: »Obgleich bei den von uns getrennten kirchlichen
Gemeinschaften die aus der Taufe hervorgehende volle Einheit mit uns fehlt und
obgleich sie nach unserem Glauben vor allem wegen des Fehlens des
Weihesakramentes die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des
eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben, bekennen sie doch bei der
Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung des Herrn im Heiligen Abendmahl,
daß hier die lebendige Gemeinschaft mit Christus bezeichnet werde, und sie
erwarten seine glorreiche Wiederkunft«.62
Deshalb müssen die katholischen
Gläubigen bei allem Respekt vor den religiösen Überzeugungen ihrer getrennten
Brüder und Schwestern der Kommunion fernbleiben, die bei ihren Feiern ausgeteilt
wird, damit sie nicht einer zweideutigen Auffassung über das Wesen der
Eucharistie Vorschub leisten und so die Pflicht versäumen, für die Wahrheit klar
Zeugnis abzulegen. Dies würde zu einer Verzögerung auf dem Weg zur vollen
sichtbaren Einheit führen. Es ist auch nicht gestattet, die sonntägliche heilige
Messe durch ökumenische Wortgottesdienste, durch gemeinsame Gebetstreffen mit
Christen, die den genannten kirchlichen Gemeinschaften angehören, oder durch die
Teilnahme an ihren liturgischen Feiern zu ersetzen. Bei geeigneten Anlässen sind
derartige Feiern und Treffen in sich lobenswert, sie bereiten auf die ersehnte
volle, auch eucharistische Gemeinschaft vor, können sie aber nicht ersetzen.
Die Tatsache, daß die Vollmacht
zur Darbringung der Eucharistie ausschließlich den Bischöfen und Priestern
anvertraut ist, stellt keine Herabsetzung des übrigen Gottesvolkes dar. Denn in
der Gemeinschaft des einzigen Leibes Christi, der Kirche, nützt diese Gabe allen
in überreichem Maß.
31. Wenn die Eucharistie Mitte
und Höhepunkt des Lebens der Kirche ist, so ist sie es in gleicher Weise für das
priesterliche Dienstamt. Mit einem dankbaren Herzen gegenüber unserem Herrn
Jesus Christus unterstreiche ich deshalb von neuem, daß die Eucharistie »der
wesentliche und zentrale Seinsgrund für das Sakrament des Priestertums ist, das
ja im Augenblick der Einsetzung der Eucharistie und zusammen mit ihr gestiftet
worden ist«.63
Die pastoralen Tätigkeiten des
Priesters sind vielfältig. Wenn man an die gesellschaftlichen und kulturellen
Verhältnisse der gegenwärtigen Welt denkt, kann man leicht verstehen, wie groß
und bedrohlich für die Priester die Gefahr ist, sich in einer Vielzahl
verschiedener Aufgaben zu verlieren. Das Zweite Vatikanische Konzil hat in
der Hirtenliebe das Band gesehen, das ihr Leben und ihre Tätigkeiten zur Einheit
führt. Diese Hirtenliebe – so fügt das Konzil hinzu – »erwächst am stärksten aus
dem eucharistischen Opfer. Es bildet daher Mitte und Wurzel des ganzen
priesterlichen Lebens«.64 Man versteht so, wie wichtig es für sein
geistliches Leben und darüber hinaus für das Wohl der Kirche und der Welt ist,
daß der Priester die Empfehlung des Konzils, täglich die Eucharistie zu feiern,
in die Tat umsetzt. Denn »sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein
können, ein Akt Christi und der Kirche«.65 Auf diese Weise kann der
Priester jede zerstreuende Spannung in seinem Tagesablauf überwinden, weil er im
eucharistischen Opfer, der wahren Mitte seines Lebens und Dienens, die
notwendige geistliche Energie findet, um sich den verschiedenen seelsorglichen
Aufgaben zu stellen. So werden seine Tage wahrhaft eucharistisch.
Von der zentralen Stellung der
Eucharistie im Leben und Wirken der Priester leitet sich auch die zentrale
Stellung der Eucharistie in der Pastoral zur Förderung von Priesterberufungen
ab. Dies gilt vor allem deshalb, weil das Gebet um Berufungen in der Eucharistie
ganz mit dem Gebet Christi, des ewigen Hohenpriesters, vereint wird. Die eifrige
Sorge der Priester um das Mysterium der Eucharistie sowie die damit verbundene
Förderung der bewußten, tätigen und fruchtbaren Teilnahme der Gläubigen an der
Eucharistie ist zudem ein eindrucksvolles Beispiel und ein Ansporn für junge
Menschen, großmütig auf den Ruf Gottes zu antworten. Oft bedient sich Gott der
vorbildlichen und eifrigen Hirtenliebe eines Priesters, um im Herzen eines
jungen Menschen den Keim der Berufung zum Priestertum auszusäen und zur
Entfaltung zu bringen.
32. All das zeigt, wie
schmerzlich es ist und wie weit man sich von der normalen Situation entfernt,
wenn eine christliche Gemeinde sich zwar aufgrund der Anzahl und Vielfalt der
Gläubigen als Pfarrei darstellt, aber keinen Priester hat, der sie leitet. Die
Pfarrei ist nämlich eine Gemeinschaft von Getauften, die ihre Identität vor
allem durch die Feier des eucharistischen Opfers ausdrücken und geltend machen.
Dazu aber ist ein Priester notwendig, denn nur ihm steht es zu, in persona
Christi die Eucharistie darzubringen. Wenn einer Gemeinde der Priester
fehlt, sucht man mit Recht nach einer gewissen Abhilfe, damit die sonntäglichen
Gottesdienste weiterhin stattfinden. Die Ordensleute und Laien, die ihre Brüder
und Schwestern im Gebet leiten, üben in lobenswerter Weise das gemeinsame
Priestertum aller Gläubigen aus, das in der Taufgnade gründet. Derartige
Lösungen müssen aber als bloß vorläufig betrachtet werden, solange die Gemeinde
auf einen Priester wartet.
Die Tatsache, daß solche Feiern
in sakramentaler Hinsicht unvollständig sind, muß die ganze Gemeinde dazu
drängen, mit größerem Eifer zu beten, daß der Herr Arbeiter für seine Ernte
aussende (vgl. Mt 9, 38), und muß auch dazu anspornen, alle anderen
Grundaspekte einer angemessenen Berufungspastoral in die Tat umzusetzen. Dabei
darf man nicht der Versuchung erliegen, Lösungen anzustreben, welche die
Eigenschaften schwächen, die von den Priesteramtskandidaten in Bezug auf das
sittliche Leben und die Ausbildung verlangt werden.
33. Wenn nichtgeweihte Gläubige
wegen des Priestermangels mit der Mitarbeit an der Seelsorge einer Pfarrei
betraut worden sind, sollen sie sich bewußt bleiben, daß - wie das Zweite
Vatikanische Konzil lehrt - »die christliche Gemeinde nur aufgebaut wird, wenn
sie Wurzel und Angelpunkt in der Feier der Eucharistie hat«.66 Sie
müssen deshalb dafür sorgen, daß in der Gemeinde ein wahrer »Hunger« nach der
Eucharistie lebendig bleibt. Dieser »Hunger« soll dazu führen, keine Gelegenheit
zur Meßfeier zu versäumen und auch die gelegentliche Anwesenheit eines Priesters
zu nützen, der vom Kirchenrecht nicht an der Meßfeier gehindert ist.
IV. KAPITEL
DIE EUCHARISTIE
UND DIE KIRCHLICHE GEMEINSCHAFT
34. Die außerordentliche
Versammlung der Bischofssynode 1985 erkannte in der »Communio-Ekklesiologie« die
zentrale und grundlegende Idee der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils.67
Die auf Erden pilgernde Kirche ist aufgerufen, die Gemeinschaft mit dem
dreifaltigen Gott wie auch die Gemeinschaft unter den Gläubigen zu bewahren und
zu fördern. Dafür besitzt sie das Wort und die Sakramente, vor allem die
Eucharistie, aus der die Kirche »immerfort lebt und wächst«68 und in
der sie zugleich ihr Wesen zum Ausdruck bringt. Nicht zufällig ist der Begriff
Kommunion eine der besonderen Bezeichnungen für dieses erhabene Sakrament
geworden.
Die Eucharistie erscheint als
Höhepunkt aller Sakramente, weil sie die Gemeinschaft mit Gott Vater im
Einswerden mit dem eingeborenen Sohn durch den Heiligen Geist zur Vollendung
führt. Ein bedeutender Schriftsteller der byzantinischen Tradition brachte diese
Wahrheit mit gläubigem Scharfsinn zum Ausdruck: In der Eucharistie »ist vor
jedem anderen Sakrament das Geheimnis [der Gemeinschaft] so vollkommen, daß es
zum Gipfel aller Güter führt: Hier liegt das höchste Ziel jeder menschlichen
Sehnsucht, weil wir hier Gott folgen, und Gott sich mit uns in der
vollkommensten Einheit verbindet«.69 Eben darum ist es angemessen,
in der Seele das dauernde Verlangen nach dem eucharistischen Sakrament zu
pflegen. Hier liegt die Übung der »geistlichen Kommunion« begründet, die
sich seit Jahrhunderten in der Kirche verbreitet hat und von heiligen
Lehrmeistern des geistlichen Lebens empfohlen wurde. Die heilige Theresia von
Jesus schrieb: »Wenn ihr nicht kommuniziert und an der Messe teilnehmt, könnt
ihr geistlich kommunizieren. Diese Übung bringt reiche Früchte... So prägt sich
in euch stark die Liebe unseres Herrn ein«.70
35. Die Feier der Eucharistie
kann aber nicht der Ausgangspunkt der Gemeinschaft sein, sie setzt die
Gemeinschaft vielmehr voraus und möchte sie stärken und zur Vollendung führen.
Das Sakrament drückt dieses Band der Gemeinschaft aus, und zwar sowohl auf der
unsichtbaren Ebene, die uns in Christus durch das Wirken des Heiligen
Geistes mit dem Vater und untereinander verbindet, als auch auf der
sichtbaren Ebene, welche die Gemeinschaft in der Lehre der Apostel, in den
Sakramenten und in der hierarchischen Ordnung einschließt. Die enge Beziehung,
die zwischen den unsichtbaren und den sichtbaren Elementen der kirchlichen
Gemeinschaft besteht, ist ein konstitutives Merkmal der Kirche als Sakrament des
Heiles.71 Nur in diesem Zusammenhang ist die Feier der Eucharistie
rechtmäßig und die Teilnahme an ihr wahrhaftig. Deshalb ist es eine Anforderung,
die sich aus dem Wesen der Eucharistie ergibt, daß sie in der
Gemeinschaft gefeiert wird, und zwar dort, wo die Unversehrtheit ihrer Bande
gewahrt ist.
36. Die unsichtbare Gemeinschaft,
die ihrer Natur nach stets im Wachstum begriffen ist, setzt das Leben der Gnade,
durch das man »Anteil an der göttlichen Natur« (2 Petr 1, 4) erhält,
sowie die Übung der Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe voraus.
Nur so hat man wahrhaft Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen
Geist. Der Glaube genügt nicht; es ist vielmehr nötig, in der heiligmachenden
Gnade und in der Liebe zu verharren und mit dem »Leib« und dem »Herzen«72
im Schoß der Kirche zu bleiben. Um mit den Worten des heiligen Paulus zu
sprechen: Es ist erforderlich, »den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam
ist« (Gal 5, 6).
Die Unversehrtheit der
unsichtbaren Bande aufrecht zu erhalten, ist eine moralische Pflicht des
Christen, der voll an der Eucharistie teilnehmen und den Leib und das Blut
Christi empfangen will. »Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von
dem Brot essen und aus dem Kelch trinken« (1 Kor 11, 28). Mit kraftvoller
Beredsamkeit mahnte der heilige Johannes Chrysostomus die Gläubigen: »Auch ich
erhebe die Stimme, flehe, bitte und beschwöre euch, nicht zu diesem heiligen
Tisch mit einem befleckten und verdorbenen Gewissen hinzutreten. Ein solches
Hinzutreten kann man nie Kommunion nennen, auch wenn wir tausendmal den Leib des
Herrn berühren, sondern Verdammnis, Pein und Vermehrung der Strafen«.73
In diesem Sinn hält der
Katechismus der Katholischen Kirche mit Recht fest: »Wer sich einer schweren
Sünde bewußt ist, muß das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion
empfängt«.74 Ich möchte deshalb bekräftigen, daß in der Kirche die
Norm gilt und immer gelten wird, mit der das Konzil von Trient die ernste
Mahnung des Apostels Paulus (vgl. 1 Kor 11, 28) konkretisiert hat, indem
es bestimmte, daß dem würdigen Empfang der Eucharistie »die Beichte vorausgehen
muß, wenn einer sich einer Todsünde bewußt ist«.75
37. Die Eucharistie und die Buße
sind zwei eng miteinander verbundene Sakramente. Die Eucharistie vergegenwärtigt
das Erlösungsopfer des Kreuzes und setzt es auf sakramentale Weise fort. Daraus
entspringt eine beständige Forderung zur Umkehr und zu einer persönlichen
Antwort auf die Mahnung, die der heilige Paulus an die Christen von Korinth
gerichtet hat: »Wir bitten an Christi statt: Laßt euch mit Gott versöhnen!« (2
Kor 5, 20). Für den Christen, auf dessen Gewissen eine schwere Sünde lastet,
ist der Weg der Buße durch das Sakrament der Versöhnung verpflichtend, um voll
am eucharistischen Opfer teilnehmen zu können.
Es ist offensichtlich, daß das
Urteil über den Gnadenstand nur dem Betroffenen zukommt, denn es handelt sich um
ein Urteil des Gewissens. Aber in den Fällen, in denen ein äußeres Verhalten in
schwerwiegender, offenkundiger und beständiger Weise der moralischen Norm
widerspricht, kommt die Kirche nicht umhin, sich in ihrer pastoralen Sorge um
die rechte Ordnung der Gemeinschaft und aus Achtung vor dem Sakrament in Pflicht
nehmen zu lassen. Auf diesen Zustand offenkundiger moralischer Indisposition
verweist die Norm des kirchlichen Gesetzbuches, gemäß der jene nicht zur
eucharistischen Kommunion zugelassen werden können, »die hartnäckig in einer
offenkundigen schweren Sünde verharren«76.
38. Wie ich bereits in Erinnerung
gerufen habe, ist die kirchliche Gemeinschaft auch sichtbar und findet
Ausdruck in den Banden, die vom Konzil erwähnt wurden, als es lehrte: »Jene
werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des
Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Heilsmittel
annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst
und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des
Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und
Gemeinschaft«.77
Die Eucharistie ist die höchste
sakramentale Darstellung der Gemeinschaft in der Kirche. Deshalb ist es
notwendig, daß sie im Kontext der Unversehrtheit auch der äußeren Bande der
Gemeinschaft gefeiert wird. Weil sie in besonderer Weise »die Vollendung des
geistlichen Lebens und das Ziel aller Sakramente«78 ist, müssen die
Bande der Gemeinschaft in den Sakramenten wirklich bestehen, besonders in der
Taufe und in der Priesterweihe. Es ist nicht möglich, einer Person die Kommunion
zu reichen, die nicht getauft ist oder die unverkürzte Glaubenswahrheit über das
eucharistische Mysterium zurückweist. Christus ist die Wahrheit und legt Zeugnis
ab für die Wahrheit (vgl. Joh 14,6; 18,37); das Sakrament seines Leibes
und seines Blutes erlaubt keine Heuchelei.
39. Wegen des eigenen Charakters
der kirchlichen Gemeinschaft und des Verhältnisses, welches das Sakrament der
Eucharistie zu ihr hat, muß daran erinnert werden, daß »das eucharistische
Opfer, wenngleich es immer in einer einzelnen Gemeinschaft gefeiert wird,
niemals Feier nur dieser Gemeinde ist: Diese empfängt ja mit der eucharistischen
Gegenwart des Herrn zugleich die ganze Heilsgabe und erweist sich so in ihrer
bleibenden sichtbaren Einzelgestalt als Abbild und wahre Präsenz der einen,
heiligen, katholischen und apostolischen Kirche«.79 Daraus folgt, daß
eine wahrhaft eucharistische Gemeinde sich nicht selbstgenügsam in sich
verschließen kann, sondern offen sein muß gegenüber jeder anderen katholischen
Gemeinde.
Die kirchliche Gemeinschaft der
eucharistischen Versammlung ist Gemeinschaft mit dem eigenen Bischof und
mit dem Papst. Der Bischof ist in der Tat das sichtbare Prinzip und das
Fundament der Einheit in seiner Teilkirche.80 Es wäre daher ein
großer Widerspruch, wenn das Sakrament der Einheit der Kirche schlechthin nicht
in Gemeinschaft mit dem Bischof gefeiert würde. Der heilige Ignatius von
Antiochien schrieb: »Jene Eucharistie wird als sicher erachtet, die unter dem
Bischof oder dem, den er damit beauftragt hat, gefeiert wird«.81 Weil
»der Bischof von Rom als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip
und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen«82
ist, bildet die Gemeinschaft mit ihm in gleicher Weise eine innere Notwendigkeit
für die Feier des eucharistischen Opfers. Diese große Wahrheit findet in der
Liturgie auf vielfältige Weise Ausdruck: »Jede Eucharistiefeier [wird] in
Einheit nicht nur mit dem eigenen Bischof, sondern auch mit dem Papst, mit der
Gemeinschaft der Bischöfe, mit dem gesamten Klerus und mit dem ganzen Volk
vollzogen. [...] In jeder gültigen Eucharistiefeier kommt diese universale
Gemeinschaft mit Petrus und mit der ganzen Kirche zum Ausdruck, oder sie wird
objektiv verlangt, wie bei den von Rom getrennten christlichen Kirchen«.83
40. Die Eucharistie schafft
Gemeinschaft und erzieht zur Gemeinschaft. Der heilige Paulus wandte
sich an die Gläubigen von Korinth, um ihnen vor Augen zu halten, wie sehr die
Spaltungen, die bei den eucharistischen Feiern offenkundig wurden, dem
widersprachen, was sie feierten, nämlich das Herrenmahl. Der Apostel hat die
Gläubigen deshalb eingeladen, über das wahre Wesen der Eucharistie nachzudenken,
um sie zum Geist brüderlicher Gemeinschaft zurückzuführen (vgl. 1 Kor 11,
17-34). Der heilige Augustinus griff diese Forderung mit Nachdruck auf, als er
an das Wort des Apostels »Ihr seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein
Glied an ihm« (1 Kor 12, 27) erinnerte und schrieb: »Wenn ihr der Leib
Christi und seine Glieder seid, so ist auf dem Tisch des Herrn das niedergelegt,
was euer Geheimnis ist; ja, ihr empfangt das, was euer Geheimnis ist«.84
Aus dieser Feststellung zog er den Schluß: »Christus, der Herr, [...] heiligte
an seinem Tisch das Geheimnis unseres Friedens und unserer Einheit. Wer das
Geheimnis der Einheit empfängt, aber nicht das Band des Friedens bewahrt,
empfängt das Geheimnis nicht zu seinem Nutzen, sondern einen Beweis gegen sich
selbst«.85
41. In der besonderen Wirksamkeit
zur Förderung der Gemeinschaft, die der Eucharistie eigen ist, liegt einer der
Gründe für die Bedeutung der Sonntagsmesse. Über sie und über die weiteren
Gründe, deretwegen die Messe für das Leben der Kirche und der einzelnen
Gläubigen von grundlegender Bedeutung ist, habe ich mich im Apostolischen
Schreiben über die Heiligung des Sonntags
Dies Domini86
geäußert. Ich rief unter anderem in Erinnerung, daß die Gläubigen die Pflicht
haben, an der Messe teilzunehmen, es sei denn, sie sind durch einen
schwerwiegenden Umstand daran gehindert. Den Hirten ist ihrerseits die Pflicht
auferlegt, allen Gläubigen die Möglichkeit zu bieten, dieses Gebot zu erfüllen.87
In dem Apostolischen Schreiben
Novo millennio
ineunte habe ich vor kurzem den
pastoralen Weg der Kirche am Beginn des dritten Jahrtausends abgesteckt und
dabei auch die besondere Bedeutung der sonntäglichen Eucharistie betont und
deren gemeinschaftsbildende Wirksamkeit hervorgehoben: »Sie ist« – so schrieb
ich – »der vorzügliche Ort, wo die Gemeinschaft ständig verkündet und gepflegt
wird. Gerade durch die Teilnahme an der Eucharistie wird der Tag des Herrn
auch der Tag der Kirche, die auf diese Weise ihre Rolle als Sakrament der
Einheit wirksam spielen kann«.88
42. Jeder Gläubige hat die
Aufgabe, die kirchliche Gemeinschaft zu bewahren und zu fördern, besonders im
sorgsamen Umgang mit der Eucharistie, dem Sakrament der Einheit der Kirche. Noch
konkreter fällt diese Aufgabe den Hirten der Kirche zu, die gemäß ihrer eigenen
Stellung und ihrem kirchlichen Amt eine besondere Verantwortung haben. Die
Kirche hat deshalb Normen erlassen, die den häufigen und fruchtbaren Zutritt der
Gläubigen zum Tisch des Herrn fördern und die objektiven Bedingungen festlegen,
unter denen von der Spendung der Kommunion abgesehen werden muß. Das sorgfältige
Bemühen um die treue Beachtung dieser Bestimmungen ist beredter Ausdruck der
Liebe zur Eucharistie und zur Kirche.
43. In der Betrachtung der
Eucharistie als Sakrament der kirchlichen Gemeinschaft gibt es einen Aspekt, der
wegen seiner Bedeutung nicht vernachlässigt werden darf: Ich meine die
Eucharistie in ihrer Beziehung zum ökumenischen Einsatz. Wir alle müssen
der heiligsten Dreifaltigkeit dafür danken, daß in den letzten Jahrzehnten viele
Gläubige in allen Teilen der Welt von dem aufrichtigem Verlangen nach der
Einheit aller Christen berührt worden sind. Das Zweite Vatikanische Konzil
erkennt darin am Anfang des Dekrets über den Ökumenismus eine besondere Gabe
Gottes.89 Es war eine wirksame Gnade, die uns Söhne und Töchter der
katholischen Kirche wie auch unsere Brüder und Schwestern in den anderen Kirchen
und kirchlichen Gemeinschaften auf den Weg der Ökumene geführt hat.
Das Streben nach dem Ziel der
Einheit drängt uns, den Blick auf die Eucharistie zu richten, die das höchste
Sakrament der Einheit des Volkes Gottes, sein angemessener Ausdruck und seine
unüberbietbare Quelle ist.90 In der Feier des eucharistischen Opfers
fleht die Kirche inständig zu Gott, dem Vater des Erbarmens, daß er seinen
Kindern die Fülle des Heiligen Geistes schenke, um in Christus ein Leib und ein
Geist zu werden.91 Wenn die Kirche dieses Gebet dem Vater des Lichtes
darbringt, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt (vgl.
Jak 1, 17), glaubt sie, daß es wirksam ist. Denn sie betet in Einheit mit
Christus, dem Haupt und Bräutigam, der sich das Flehen der Braut zu eigen macht
und es mit seinem Erlösungsopfer verbindet.
44. Weil die Einheit der Kirche,
welche die Eucharistie durch das Opfer und den Empfang des Leibes und Blutes des
Herrn verwirklicht, unter dem unabdingbaren Anspruch der vollen Gemeinschaft
durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und des kirchlichen
Leitungsamtes steht, ist es nicht möglich, die eucharistische Liturgie gemeinsam
zu feiern, bevor diese Bande in ihrer Unversehrtheit nicht wiederhergestellt
sind. Eine derartige Konzelebration wäre kein gültiges Mittel, sondern könnte
sich sogar als ein Hindernis für das Erreichen der vollen Gemeinschaft
erweisen. Sie würde den Sinn dafür abschwächen, wie weit das Ziel entfernt ist,
und eine zweideutige Auffassung über die eine oder andere Glaubenswahrheit mit
sich bringen und fördern. Der Weg zur vollen Einheit kann nur in der Wahrheit
beschritten werden. Das Verbot durch das kirchliche Gesetz läßt in dieser Frage
keinen Raum für Unklarheiten92 und folgt in Treue der vom Zweiten
Vatikanischen Konzil verkündeten moralischen Norm.93
Ich möchte aber bekräftigen, was
ich in der Enzyklika
Ut unum sint
ausführte, nachdem ich die Unmöglichkeit der gegenseitigen
Eucharistiegemeinschaft festgestellt habe: »Doch haben wir den sehnlichen
Wunsch, gemeinsam die Eucharistie des Herrn zu feiern, und dieser Wunsch wird
schon zu einem gemeinsamen Lob, zu ein und demselben Bittgebet. Gemeinsam wenden
wir uns an den Vater und tun das zunehmend "mit nur einem Herzen".94
45. Wenn die volle Gemeinschaft
fehlt, ist die Konzelebration in keinem Fall statthaft. Dies gilt nicht für die
Spendung der Eucharistie unter besonderen Umständen und an einzelne Personen,
die zu Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften gehören, die nicht in der vollen
Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen. In diesem Fall geht es nämlich
darum, einem schwerwiegenden geistlichen Bedürfnis einzelner Gläubiger im
Hinblick auf das ewige Heil entgegenzukommen, nicht aber um die Praxis einer
Interkommunion, die nicht möglich ist, solange die sichtbaren Bande der
kirchlichen Gemeinschaft nicht vollständig geknüpft sind.
In diesem Sinn hat sich das
Zweite Vatikanische Konzil geäußert, indem es die Praxis bestimmte, die
gegenüber den orientalischen Christen einzuhalten ist, die in gutem Glauben von
der katholischen Kirche getrennt leben, spontan um den Empfang der Eucharistie
aus der Hand eines katholischen Amtsträgers bitten und in rechter Weise darauf
vorbereitet sind.95 Diese Verhaltensweise ist von beiden
Gesetzbüchern bestätigt worden, die mit den entsprechenden Anpassungen auch den
Fall der anderen nicht orientalischen Christen berücksichtigen, die nicht in
voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen.96
46. In der Enzyklika
Ut unum sint
habe ich selbst meine Wertschätzung für diese Norm zum Ausdruck gebracht, die es
gestattet, für das Heil der Seelen mit dem gebotenen Unterscheidungsvermögen
Sorge zu tragen: »Ein Grund zur Freude ist in diesem Zusammenhang, daran zu
erinnern, daß die katholischen Priester in bestimmten Einzelfällen die
Sakramente der Eucharistie, der Buße und der Krankensalbung anderen Christen
spenden können, die zwar noch nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen
Kirche stehen, aber sehnlich den Empfang der Sakramente wünschen, von sich aus
darum bitten und den Glauben bezeugen, den die katholische Kirche in diesen
Sakramenten bekennt. Umgekehrt können sich in bestimmten Fällen und unter
besonderen Umständen auch die Katholiken zum Empfang derselben Sakramente an die
Geistlichen jener Kirchen wenden, in denen sie gültig gespendet werden«.97
Es ist notwendig, diese
Bedingungen genau zu befolgen. Sie sind unumgänglich, auch wenn es sich um
begrenzte Einzelfälle handelt. Die Ablehnung einer oder mehrerer
Glaubenswahrheiten über diese Sakramente, etwa die Leugnung der Wahrheit
bezüglich der Notwendigkeit des Weihepriestertums zur gültigen Spendung dieser
Sakramente, hat zur Folge, daß der Bittsteller nicht für ihren rechtmäßigen
Empfang disponiert ist. Und umgekehrt kann ein katholischer Gläubiger nicht die
Kommunion in einer Gemeinschaft empfangen, der das gültige Sakrament der Weihe
fehlt.98
Die getreue Einhaltung aller in
dieser Materie festgelegten Normen99 ist Ausdruck und zugleich
Garantie der Liebe zu Jesus Christus im heiligsten Sakrament, zu den Brüdern und
Schwestern anderer christlicher Konfessionen, denen wir das Zeugnis der Wahrheit
schulden, wie auch zum Auftrag, die Einheit zu fördern.
V. KAPITEL
DIE WÜRDE DER
EUCHARISTIEFEIER
47. Wer in den synoptischen
Evangelien den Bericht über die Einsetzung der Eucharistie liest, bleibt
getroffen von der Schlichtheit und auch von der »Feierlichkeit«, mit der Jesus
beim Letzten Abendmahl das große Sakrament stiftet. Eine Episode dient in
gewissem Sinn als dessen Vorspiel, nämlich die Salbung in Betanien. Eine
Frau – nach Johannes ist es Maria, die Schwester des Lazarus - gießt aus einem
Gefäß kostbares Öl über Jesu Haupt und provoziert damit unter den Jüngern
– besonders bei Judas (vgl. Mt 26, 8; Mk 14, 4; Joh 12, 4)
– Unwillen, als ob eine solche Geste angesichts der Bedürfnisse der Armen eine
unannehmbare »Verschwendung« wäre. Das Urteil Jesu ist jedoch ganz anders. Ohne
die Pflicht zur Liebe gegenüber den Bedürftigen zu vernachlässigen, denen sich
die Jünger immer widmen müssen – »Die Armen habt ihr immer bei euch« (Mt
26, 11; Mk 14, 7; vgl. Joh 12, 8) –, blickt er auf das unmittelbar
bevorstehende Ereignis seines Todes und seines Begräbnisses. Er würdigt die
Salbung als Vorwegnahme jener Ehre, die seinem Leib aufgrund seiner unlösbaren
Verbundenheit mit dem Mysterium seiner Person immer, auch nach dem Tod, zukommt.
In den synoptischen Evangelien
geht die Erzählung weiter mit dem Auftrag Jesu an die Jünger, den »großen
Saal« sorgfältig vorzubereiten, um das Paschamahl essen zu können (vgl.
Mk 14, 15; Lk 22, 12). Hierauf folgt der Bericht von der Einsetzung
der Eucharistie. Die Erzählung läßt wenigstens teilweise den Rahmen der
jüdischen Riten des Paschamahls bis zum Lobgesang des Hallel (vgl. Mt
26, 30; Mk 14, 26) erahnen und enthält in knapper und doch feierlicher
Form - in den Varianten der verschiedenen Überlieferungen - die Worte, die
Christus über das Brot und den Wein sprach, die er als konkrete Zeichen für
seinen geopferten Leib und für sein vergossenes Blut gebrauchte. Die
Evangelisten erinnern an all diese Einzelheiten im Licht einer Praxis des
»Brotbrechens«, die sich in der Urkirche bereits gefestigt hatte. Aber sicher
trägt das Geschehen des Gründonnerstags, ausgehend von der gelebten Geschichte
Jesu, sichtbar die Züge einer liturgischen »Sensibilität« an sich, die auf
alttestamentlicher Tradition beruhte und für eine Neugestaltung in
Übereinstimmung mit dem neuen Inhalt des Pascha in der christlichen Feier offen
war.
48. Wie die Frau, die Jesus in
Betanien salbte, hat die Kirche keine Angst, »verschwenderisch« zu sein, wenn
sie die besten Mittel einsetzt, um ihr anbetendes Staunen über das
unermeßliche Geschenk der Eucharistie zum Ausdruck zu bringen. Nicht weniger
als die ersten Jünger, die beauftragt waren, den »großen Raum« herzurichten,
fühlt sich die Kirche durch die Jahrhunderte und in der Aufeinanderfolge der
Kulturen dazu gedrängt, die Eucharistie in einem Rahmen zu feiern, der eines so
großen Mysteriums würdig ist. Im Einklang mit den Worten und Handlungen Jesu ist
die christliche Liturgie entstanden, die das rituelle Erbe des Judentums
weiterentwickelt hat. Und in der Tat: Was könnte genügen, um in angemessener
Weise den Empfang der Gabe auszudrücken, die der göttliche Bräutigam
unaufhörlich der Kirche, seiner Braut, schenkt, indem er das Opfer, das er ein
für allemal am Kreuz dargebracht hat, jeder einzelnen Generation von Gläubigen
nahebringt und sich zur Speise für alle Gläubigen macht? Wenn auch der Kontext
des »Gastmahls« eine familiäre Atmosphäre nahelegt, so ist die Kirche doch nie
der Versuchung erlegen, diese »Vertrautheit« mit ihrem Bräutigam zu
banalisieren; niemals hat sie vergessen, daß er auch ihr Herr ist und das
»Gastmahl« für immer ein Opfermahl bleibt, das von dem auf Golgota vergossenen
Blut gezeichnet ist. Das eucharistische Mahl ist wirklich ein »heiliges« Mahl,
in dem in schlichten Zeichen der Abgrund der Heiligkeit Gottes verborgen liegt:
»O Sacrum convivium, in quo Christus sumitur!«. Das Brot, das auf unseren
Altären gebrochen und uns für unser Pilgersein auf den Straßen dieser Welt
dargeboten wird, ist »panis angelorum«, Brot der Engel, dem wir uns nur
mit der Demut des Hauptmanns im Evangelium nähern können: »Herr, ich bin nicht
würdig, daß du eingehst unter mein Dach« (Mt 8, 8; Lk 7, 6).
49. In Übereinstimmung mit diesem
erhabenen Sinn des Mysteriums versteht man, wie der Glaube der Kirche an das
eucharistische Mysterium in der Geschichte nicht nur durch das Verlangen nach
einer inneren Haltung der Ehrfurcht zum Ausdruck gekommen ist, sondern auch
durch eine Reihe äußerer Ausdrucksformen, welche die Größe des gefeierten
Ereignisses herausstellen und unterstreichen wollen. So kam es zu einer
Entwicklung, die Schritt für Schritt dazu führte, ein spezielles Regelwerk
für die eucharistische Liturgie zu erstellen, unter Achtung der
verschiedenen kirchlichen Traditionen, die rechtmäßig entstanden waren. Auf
dieser Basis entfaltete sich auch ein reiches künstlerisches Erbe. Dem
christlichen Mysterium zugewandt, haben die Architektur, die Bildhauerei, die
Malerei und die Musik in der Eucharistie direkt oder indirekt ein Motiv großer
Inspiration gefunden.
In der Architektur zum Beispiel
gab es, sobald es der geschichtliche Kontext zuließ, den Übergang von den
anfänglichen Eucharistiestätten, die sich in den Häusern (»domus«)
christlicher Familien befanden, zu den prunkvollen Basiliken der ersten
Jahrhunderte, dann zu den imposanten Kathedralen des Mittelalters und
schließlich zu den großen oder kleinen Kirchen, die nach und nach die vom
Christentum erreichten Länder übersäten. Die Formen der Altäre und der
Tabernakel haben sich in den Räumen der liturgischen Hallen fortentwickelt,
wobei sie nicht nur den jeweiligen künstlerischen Eingebungen, sondern auch den
Vorgaben folgten, die aus einem genauen Verständnis des Mysteriums stammten.
Dasselbe kann man über die sakrale Musik sagen, wenn man nur an die
herrlichen gregorianischen Melodien oder an die vielen und oft großen
Komponisten denkt, die sich von den liturgischen Texten der heiligen Messe
herausfordern ließen. Und zeigt sich im Bereich der Geräte und Paramente, die
für die Eucharistiefeier verwendet werden, nicht eine gewaltige Anzahl
künstlerischer Werke, angefangen bei den Arbeiten guter Handwerker bis hin
zu echten Kunstwerken?
Man kann also sagen, daß die
Eucharistie, die der Kirche und der Frömmigkeit Form und Gestalt gab, auch die
»Kultur« stark geprägt hat, besonders auf dem Gebiet der Ästhetik.
50. In diesem Bemühen um die
Anbetung des Mysteriums in seiner rituellen und ästhetischen Umsetzung haben die
Christen des Westens und des Ostens gewissermaßen »gewetteifert«. Wie sollte man
dem Herrn nicht besonders für den Beitrag danken, den die großen Werke der
Architektur und der Malerei der griechisch-byzantinischen Tradition oder des
gesamten slawischen Raumes und Kulturkreises der christlichen Kunst geschenkt
haben? Im Osten hat die sakrale Kunst einen einzigartig starken Sinn für das
Mysterium bewahrt und spornt die Künstler an, ihren Eifer im Schaffen des
Schönen nicht nur als Ausdruck ihrer Gaben zu sehen, sondern auch als echten
Dienst am Glauben. Sie haben es verstanden, weit über die bloßen technischen
Fertigkeiten hinauszugehen und sich dem Wehen des Geistes Gottes folgsam zu
öffnen.
Die Pracht der Bauwerke und der
Mosaike im Osten und im christlichen Westen ist ein Erbe aller Gläubigen und
trägt in sich den Wunsch, und ich möchte sagen das Unterpfand, zur ersehnten
vollen Gemeinschaft im Glauben und in der Feier zu gelangen. Wie auf dem
berühmten Gemälde der Dreifaltigkeit von Rublëv bedeutet und verlangt dies
eine zutiefst »eucharistische« Kirche, in der die Teilhabe am Mysterium
Christi im gebrochenen Brot gleichsam in die unbegreifliche Einheit der drei
göttlichen Personen hineingenommen ist, so daß die Kirche selbst eine »Ikone«
der Dreifaltigkeit wird.
Diese Sicht einer Kunst, die
darauf ausgerichtet ist, in allen ihren Elementen die Bedeutung der Eucharistie
nach der Lehre der Kirche auszudrücken, macht es notwendig, den Regeln für
den Bau und die Einrichtung sakraler Gebäude volle Aufmerksamkeit zu
schenken. Groß ist der kreative Freiraum, den die Kirche den Künstlern immer
gelassen hat, wie die Geschichte zeigt und wie ich selbst in meinem Brief an
die Künstler unterstrichen habe.100 Die sakrale Kunst muß sich
jedoch durch die Fähigkeit auszeichnen, das Mysterium angemessen zum Ausdruck zu
bringen, und zwar in Übereinstimmung mit dem ganzen Glauben der Kirche und gemäß
den pastoralen Weisungen, die von der zuständigen Autorität erlassen werden.
Dasselbe gilt auch für die bildenden Künste und für die Kirchenmusik.
51. Was in den Ländern der frühen
Christianisierung im Bereich der sakralen Kunst und der liturgischen Ordnung
geschehen ist, findet nun seine Fortentwicklung auch in den Kontinenten des
jungen Christentums. Das Zweite Vatikanische Konzil hat im Hinblick auf die
Forderung nach einer gesunden und notwendigen »Inkulturation« Orientierung
gegeben. Auf meinen zahlreichen Pastoralbesuchen konnte ich in allen Teilen der
Welt beobachten, zu welch großer Lebendigkeit die Eucharistiefeier im Kontakt
mit den Formen, den Stilrichtungen und den Empfindungen der unterschiedlichen
Kulturen fähig ist. Durch die Anpassung an die sich verändernden Bedingungen von
Zeit und Raum bietet die Eucharistie nicht nur den einzelnen, sondern den
Völkern selbst Nahrung und formt Kulturen, die christlich geprägt sind.
Es ist jedoch notwendig, daß sich
diese wichtige Aufgabe der Anpassung immer im Bewußtsein des unaussprechlichen
Mysteriums vollzieht, an dem jede Generation Maß nehmen muß. Der »Schatz« ist zu
groß und zu kostbar, um seine Verarmung zu riskieren oder ihm durch Experimente
oder Praktiken zu schaden, die ohne eine sorgsame Prüfung durch die zuständigen
kirchlichen Autoritäten eingeführt wurden. Die zentrale Stellung des
eucharistischen Mysteriums verlangt überdies, daß diese Prüfung in enger
Verbindung mit dem Heiligen Stuhl geschieht. Wie ich im Nachsynodalen
Apostolischen Schreiben
Ecclesia in Asia
ausgeführt habe, »ist eine solche Zusammenarbeit von wesentlicher Bedeutung,
weil die Liturgie durch ihre Feier den einzigen von allen bekannten Glauben zum
Ausdruck bringt, und da sie Erbe der ganzen Kirche ist, kann sie nicht durch von
der Gesamtkirche isolierte Ortskirchen bestimmt werden«.101
52. Aus dem Gesagten wird die
große Verantwortung vor allem der Priester verständlich, denen es zukommt, der
Eucharistiefeier in persona Christi vorzustehen. Sie sichern ein Zeugnis
und einen Gemeinschaftsdienst nicht nur für die unmittelbar an der Feier
teilnehmende Gemeinde, sondern auch für die Gesamtkirche, die mit der
Eucharistie immer in Beziehung steht. Leider ist zu beklagen, daß es - vor allem
seit den Jahren der nachkonziliaren Liturgiereform - infolge einer falsch
verstandenen Auffassung von Kreativität und Anpassung nicht an Mißbräuchen
gefehlt hat, die Leiden für viele verursacht haben. Insbesondere in einigen
Gebieten hat eine gewisse Gegenbewegung zum »Formalismus« manche dazu verleitet,
die von der großen liturgischen Tradition der Kirche und von ihrem Lehramt
gewählten »Formen« für nicht verbindlich zu erachten und nicht autorisierte und
oft völlig unpassende Neuerungen einzuführen.
Ich verspüre deshalb die Pflicht,
einen innigen Appell auszusprechen, daß die liturgischen Normen in der
Eucharistiefeier mit großer Treue befolgt werden. Sie sind ein konkreter
Ausdruck der authentischen Kirchlichkeit der Eucharistie; das ist ihr tiefster
Sinn. Die Liturgie ist niemals Privatbesitz von irgend jemandem, weder vom
Zelebranten noch von der Gemeinde, in der die Mysterien gefeiert werden. Der
Apostel Paulus mußte scharfe Worte an die Gemeinde von Korinth richten wegen der
schwerwiegenden Mängel in ihren Eucharistiefeiern, die zu Spaltungen (skísmata)
und Fraktionsbildungen (hairéseis) geführt hatten (vgl. 1 Kor 11,
17-34). Auch in unserer Zeit muß der Gehorsam gegenüber den liturgischen Normen
wiederentdeckt und als Spiegel und Zeugnis der einen und universalen Kirche, die
in jeder Eucharistiefeier gegenwärtig wird, geschätzt werden. Der Priester, der
die heilige Messe getreu nach den liturgischen Normen feiert, und die Gemeinde,
die sich diesen Normen anpaßt, bekunden schweigend und doch beredt ihre Liebe
zur Kirche. Um diesen tiefen Sinn der liturgischen Normen zu bekräftigen, habe
ich die zuständigen Dikasterien der Römischen Kurie beauftragt, ein eigenes
Dokument – auch mit Hinweisen rechtlicher Natur - zu diesem Thema von so großer
Bedeutung vorzubereiten. Niemand darf das Mysterium unterbewerten, das unseren
Händen anvertraut wurde: Es ist zu groß, als daß sich irgend jemand erlauben
könnte, nach persönlichem Gutdünken damit umzugehen, ohne seinen sakralen
Charakter und seine universale Dimension zu achten.
VI. KAPITEL
IN DER SCHULE MARIENS
DIE EUCHARISTIE UND MARIA
53. Wenn wir die innige
Beziehung, welche die Kirche mit der Eucharistie verbindet, in ihrem ganzen
Reichtum wiederentdecken wollen, dürfen wir Maria nicht vergessen, die Mutter
und das Urbild der Kirche. Im Apostolischen Schreiben
Rosarium Virginis
Mariae habe ich auf die selige
Jungfrau als Lehrmeisterin in der Betrachtung des Antlitzes Christi hingewiesen
und unter die lichtreichen Geheimnisse des Rosenkranzes auch die Einsetzung
der Eucharistie eingefügt.102 Maria kann uns tatsächlich zu
diesem heiligsten Sakrament hinführen, da sie zu ihm eine tiefe Beziehung hat.
Auf den ersten Blick schweigt das
Evangelium zu diesem Thema. Im Bericht über die Einsetzung am Abend des
Gründonnerstags ist von Maria nicht die Rede. Dagegen weiß man, daß sie unter
den Aposteln zugegen war, die »einmütig im Gebet« (Apg 1, 14) verharrten
in der ersten Gemeinde, die nach der Himmelfahrt in Erwartung von Pfingsten
versammelt war. Und gewiß konnte Maria nicht bei den Eucharistiefeiern unter
den Gläubigen der ersten christlichen Generation fehlen, die am »Brechen des
Brotes« (Apg 2, 42) festhielten.
Aber über ihre Teilnahme am
eucharistischen Mahl hinaus kann die Beziehung Marias zur Eucharistie indirekt,
ausgehend von ihrer inneren Haltung dargelegt werden. In ihrem ganzen Leben
ist Maria eine »eucharistische« Frau. Die Kirche, die auf Maria wie auf ihr
Urbild blickt, ist berufen, sie auch in ihrer Beziehung zu diesem heiligsten
Mysterium nachzuahmen.
54. Mysterium fidei! Wenn
die Eucharistie ein Geheimnis des Glaubens ist, das unseren Verstand so weit
überragt, daß von uns eine ganz reine Hingabe an das Wort Gottes gefordert wird,
kann uns niemand so wie Maria Stütze und Wegweiserin sein, um eine solche
Haltung zu erwerben. Wenn wir das Tun Christi beim Letzten Abendmahl in Treue zu
seinem Auftrag »Tut dies zu meinem Gedächtnis!« wiederholen, nehmen wir zugleich
die Einladung Marias an, ihm ohne Zögern zu gehorchen: »Was er euch sagt, das
tut« (Joh 2, 5). Es scheint, daß Maria mit der mütterlichen Sorge, die
sie bei der Hochzeit in Kana an den Tag legte, uns sagen möchte: »Zögert nicht,
vertraut auf das Wort meines Sohnes. Er, der fähig war, Wasser in Wein zu
verwandeln, ist ebenso fähig, aus dem Brot und dem Wein seinen Leib und sein
Blut zu machen und in diesem Mysterium den Gläubigen das lebendige Gedächtnis
seines Pascha zu übergeben, um auf diese Weise zum "Brot des Lebens" zu werden«.
55. In gewissem Sinn hat Maria
ihren eucharistischen Glauben bereits vor der Einsetzung der Eucharistie
gelebt, weil sie nämlich ihren jungfräulichen Schoß für die Menschwerdung des
Wortes Gottes dargeboten hat. Die Eucharistie, die auf das Leiden und die
Auferstehung verweist, steht zugleich in Kontinuität zur Menschwerdung. Bei der
Verkündigung empfing Maria den göttlichen Sohn, auch seinen wahren Leib und sein
wahres Blut, und nahm in sich das vorweg, was sich in gewissem Maß auf
sakramentale Weise in jedem Gläubigen ereignet, der unter den Zeichen von Brot
und Wein den Leib und das Blut des Herrn empfängt.
Es besteht daher eine
tiefgehende Analogie zwischen dem Fiat, mit dem Maria auf die Worte
des Engels geantwortet hat, und dem Amen, das jeder Gläubige spricht,
wenn er den Leib des Herrn empfängt. Von Maria wurde verlangt zu glauben, daß
der, den sie durch das Wirken des Heiligen Geistes empfing, der »Sohn Gottes«
war (vgl. Lk 1, 30-35). In Fortführung des Glaubens der Jungfrau wird von
uns verlangt zu glauben, daß derselbe Jesus, der Sohn Gottes und der Sohn
Mariens, im eucharistischen Mysterium unter den Zeichen von Brot und Wein mit
seinem ganzen gott-menschlichen Sein gegenwärtig wird.
»Selig ist die, die geglaubt hat«
(Lk 1, 45): Im Mysterium der Menschwerdung hat Maria auch den
eucharistischen Glauben der Kirche vorweggenommen. Beim Besuch bei Elisabet
trägt sie das fleischgewordene Wort in ihrem Schoß und wird in gewisser Weise
zum »Tabernakel« – dem ersten »Tabernakel« der Geschichte –, in dem sich der
Sohn Gottes, der für die Augen der Menschen noch unsichtbar ist, der Anbetung
Elisabets darbietet und sein Licht gleichsam durch die Augen und die Stimme
Mariens »aufleuchtet«. Und ist der entzückte Blick Marias, die das Antlitz des
neugeborenen Christus betrachtet und ihn in ihre Arme nimmt, nicht vielleicht
das unerreichbare Vorbild der Liebe, von der wir uns bei jedem Kommunionempfang
inspirieren lassen müssen?
56. Nicht nur auf Golgota,
sondern während ihres ganzen Lebens an der Seite Christi machte sich Maria den
Opfercharakter der Eucharistie zu eigen. Als sie das Jesuskind nach
Jerusalem in den Tempel brachte, »um es dem Herrn zu weihen« (Lk 2, 22),
hörte sie die Ankündigung des greisen Simeon, daß dieses Kind »ein Zeichen des
Widerspruchs« sein und »ein Schwert« auch ihre Seele durchdringen werde (vgl.
Lk 2, 34-35). So wurde das Drama des gekreuzigten Sohnes bereits angekündigt
und in gewisser Weise das »Stabat Mater« der Jungfrau zu Füßen des
Kreuzes vorweggenommen. Indem sich Maria Tag für Tag auf Golgota vorbereitete,
lebte sie eine Art »vorweggenommener Eucharistie«, man könnte sagen, eine
»geistliche Kommunion« der Sehnsucht und der Hingabe, die in der Vereinigung mit
dem Sohn im Leiden ihre Vollendung fand und dann, in der Zeit nach Ostern, in
ihrer Teilnahme an der Eucharistie, die von den Aposteln zum »Gedächtnis« des
Leidens gefeiert wurde, zum Ausdruck kam.
Was muß Maria empfunden haben,
als sie aus dem Mund von Petrus, Johannes, Jakobus und der anderen Aposteln die
Worte des Letzten Abendmahls vernahm: »Das ist mein Leib, der für euch
hingegeben wird« (Lk 22, 19)? Dieser Leib, der als Opfer dargebracht und
unter sakramentalen Zeichen erneut gegenwärtig wurde, war ja derselbe Leib, den
sie in ihrem Schoß empfangen hatte! Der Empfang der Eucharistie mußte für Maria
gleichsam bedeuten, jenes Herz wieder in ihrem Schoß aufzunehmen, das im
Gleichklang mit ihrem Herzen geschlagen hatte, und das von neuem zu erleben, was
sie selbst unter dem Kreuz erfahren hatte.
57. »Tut dies zu meinem
Gedächtnis!« (Lk 22, 19). Beim »Gedächtnis« von Golgota ist all das
gegenwärtig, was Christus in seinem Leiden und in seinem Tod vollbracht hat.
Daher fehlt auch das nicht, was Christus für uns an seiner Mutter
vollbracht hat. Ihr vertraut er den Lieblingsjünger an, und in ihm vertraut er
ihr auch jeden von uns an: »Siehe, dein Sohn!«. Ebenso sagt er auch zu jedem von
uns: »Siehe, deine Mutter!« (vgl. Joh 19, 26-27).
Das Gedächtnis des Todes Christi
in der Eucharistie zu leben, schließt auch ein, fortwährend dieses Geschenk zu
empfangen. Das bedeutet, daß wir diejenige, die uns jedesmal als Mutter gegeben
wird, nach dem Beispiel des Johannes zu uns nehmen. Es bedeutet, daß wir
zugleich die Mühe auf uns nehmen, Christus gleichförmig zu werden, indem wir uns
in die Schule der Mutter begeben und uns von ihr begleiten lassen. Mit der
Kirche und als Mutter der Kirche ist Maria in jeder unserer Eucharistiefeiern
anwesend. Wenn die Kirche und die Eucharistie untrennbar miteinander verbunden
sind, muß dasselbe auch von Maria und der Eucharistie gesagt werden. Auch
deshalb wurde bei der Eucharistiefeier in den Kirchen des Westens und des Ostens
seit dem Altertum immer das Gedenken Mariens gehalten.
58. In der Eucharistie vereint
sich die Kirche ganz mit Christus und seinem Opfer und macht sich den Geist
Mariens zu eigen. Diese Wahrheit kann man vertiefen, wenn man das Magnificat
in eucharistischer Sicht liest. Wie der Gesang Mariens ist die Eucharistie vor
allem Lob und Danksagung. Wenn Maria ausruft: »Meine Seele preist die Größe des
Herrn, und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter«, trägt sie Jesus in ihrem
Schoß. Sie lobt den Vater »wegen« Jesus, aber sie lobt ihn auch »in« Jesus und
»mit« Jesus. Genau dies ist die wahre »eucharistische Haltung«.
Zugleich gedenkt Maria der
Wundertaten Gottes in der Heilsgeschichte gemäß der Verheißung, die an die Väter
ergangen ist (vgl. Lk 1, 55), und verkündet jenes Wunder, das alle
anderen überragt: die erlösende Menschwerdung. Das Magnificat enthält
schließlich auch die eschatologische Spannung der Eucharistie. Jedesmal, wenn
sich der Sohn Gottes in der »Armut« der sakramentalen Zeichen von Brot und Wein
uns zeigt, wird der Keim jener neuen Geschichte in die Welt gelegt, in der die
Mächtigen vom Thron gestürzt und die Niedrigen erhöht werden (vgl. Lk 1,
52). Maria besingt diesen »neuen Himmel« und diese »neue Erde«, die in der
Eucharistie ihre Vorwegnahme und in einem gewissen Sinn ihr programmatisches
»Bild« finden. Das Magnificat bringt die Spiritualität Mariens zum
Ausdruck; nichts kann uns mehr helfen, das eucharistische Mysterium zu leben,
als diese Spiritualität. Die Eucharistie ist uns gegeben, damit unser Leben, so
wie das Leben Marias, ganz und gar ein Magnificat sei!
SCHLUSS
59. »Ave, verum corpus natum
de Maria Virgine!«. Vor wenigen Jahren habe ich den fünfzigsten Jahrestag
meines Priesterweihe gefeiert. Ich empfinde es als eine Gnade, der Kirche heute
diese Enzyklika über die Eucharistie zu schenken, am Gründonnerstag, der in
das fünfundzwanzigste Jahr meines Petrusdienstes fällt. Ich tue dies mit
einem Herzen voller Dankbarkeit. Seit mehr als einem halben Jahrhundert - seit
dem 2. November 1946, an dem ich meine Primiz in der Krypta des heiligen
Leonhard in der Kathedrale auf dem Wawel in Krakau gefeiert habe - sind meine
Augen jeden Tag auf die Hostie und den Kelch gerichtet, in denen Zeit und Raum
in gewisser Weise »konzentiert« sind und das Drama von Golgota lebendig
gegenwärtig wird und sich seine geheimnisvolle »Gleichzeitigkeit« enthüllt.
Jeden Tag hat mein Glaube im konsekrierten Brot und im konsekrierten Wein den
göttlichen Wegbegleiter erkennen können, der sich eines Tages an die Seite der
beiden Emmausjünger gesellte, um ihnen die Augen für das Licht und das Herz für
die Hoffnung zu öffnen (vgl. Lk 24, 13-35).
Erlaubt mir, meine lieben Brüder
und Schwestern, daß ich mein Zeugnis des Glaubens an die heiligste Eucharistie
mit inniger Begeisterung ablege, um euch im Glauben zu begleiten und zu stärken.
»Ave, verum corpus natum de Maria Virgine, vere passum, immolatum, in cruce
pro homine!«. Hier ist der Schatz der Kirche, das Herz der Welt, das
Unterpfand des Ziels, nach dem sich jeder Mensch, und sei es auch unbewußt,
sehnt; ein großes Geheimnis, das uns überragt und die Fähigkeit unseres Geistes
gewiß auf die harte Probe stellt, über den Augenschein hinauszugehen. Hier
täuschen sich unsere Sinne – »visus, tactus, gustus in te fallitur«,
heißt es im Hymnus Adoro te devote – , doch der Glaube allein genügt uns,
der verwurzelt ist im Wort Christi, das uns von den Aposteln überliefert wurde.
Erlaubt mir, daß ich – wie Petrus am Ende der eucharistischen Rede im
Johannesevangelium – im Namen der ganzen Kirche und im Namen eines jeden von
euch zu Christus sage: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen
Lebens« (Joh 6, 68).
60. Am Beginn dieses dritten
Jahrtausends sind wir alle als Kinder der Kirche aufgerufen, mit neuem Schwung
im christlichen Leben voranzuschreiten. Im Apostolischen Schreiben
Novo millennio
ineunte habe ich geschrieben: »Es geht
nicht darum, ein "neues Programm" zu erfinden. Das Programm liegt schon vor:
Seit jeher besteht es, zusammengestellt vom Evangelium und von der lebendigen
Tradition. Es findet letztlich in Christus selbst seine Mitte. Ihn gilt es
kennenzulernen, zu lieben und nachzuahmen, um in ihm das Leben des dreifaltigen
Gottes zu leben und mit ihm der Geschichte eine neue Gestalt zu geben, bis sie
sich im himmlischen Jerusalem erfüllt«.103 Die Umsetzung dieses
Programms für einen neuen Schwung im christlichen Leben geht über die
Eucharistie.
Jedes Bemühen um Heiligkeit, jede
Tat, die auf die Verwirklichung der Sendung der Kirche ausgerichtet ist, jede
Umsetzung pastoraler Pläne muß die notwendige Kraft aus dem eucharistischen
Mysterium beziehen und auf dieses Mysterium als ihren Höhepunkt hingeordnet
sein. In der Eucharistie haben wir Jesus, haben wir sein Erlösungsopfer, haben
wir seine Auferstehung, haben wir die Gabe des Heiligen Geistes, haben wir die
Anbetung, den Gehorsam und die Liebe zum Vater. Würden wir die Eucharistie
vernachlässigen, wie könnten wir unserer Armut abhelfen?
61. Das eucharistische Mysterium
– Opfer, Gegenwart, Mahl – darf nicht verkürzt und nicht verzweckt werden.
Man muß es in seiner Fülle leben: während der Feier selbst, beim innigen
Zwiegespräch mit Jesus nach dem Empfang der Kommunion, in der Zeit der
eucharistischen Anbetung außerhalb der Messe. Dann wird die Kirche
unerschütterlich auferbaut und es drückt sich das aus, was sie wahrhaft ist: die
eine, heilige, katholische und apostolische Kirche; Volk, Heiligtum und Familie
Gottes; Leib und Braut Christi, beseelt durch den Heiligen Geist; allumfassendes
Heilssakrament und hierarchisch gegliederte Gemeinschaft.
Der Weg der Kirche in diesen
ersten Jahren des dritten Jahrtausends ist auch der Weg eines erneuerten
ökumenischen Einsatzes. Die letzten Jahrzehnte des zweiten Jahrtausends, die
im Großen Jubiläum gipfelten, haben uns in diese Richtung gedrängt und alle
Getauften angespornt, sich das Gebet Jesu »ut unum sint« (Joh 17,
11) zu eigen zu machen. Es ist ein langer Weg, auf dem es viele Hindernisse
gibt, die das menschliche Vermögen übersteigen; aber wir haben die Eucharistie
und vor ihr können wir jene Worte, die der Prophet Elija hörte, in der Tiefe des
Herzens vernehmen, so als ob sie an uns gerichtet wären: »Steh auf und iß, sonst
ist der Weg zu weit für dich« (1 Kön 19, 7). Der Schatz der Eucharistie,
den uns der Herr anvertraut hat, sport uns an, nach dem Ziel der vollen
eucharistischen Gemeinschaft mit allen Brüdern und Schwestern zu streben, mit
denen uns die gemeinsame Taufe verbindet. Um einen solchen Schatz nicht zu
vergeuden, müssen allerdings die Anforderungen beachtet werden, die sich von
seiner Natur als Sakrament der Gemeinschaft im Glauben und in der apostolischen
Sukzession ableiten.
Indem wir der Eucharistie die
volle Bedeutung beimessen, die ihr zukommt, und mit aller Sorgfalt darauf
bedacht sind, daß keine ihrer Dimensionen oder Ansprüche abgeschwächt werden,
sind wir uns wirklich bewußt, wie groß diese Gabe ist. Dazu lädt uns eine
ununterbrochene Überlieferung ein, die zeigt, daß die christliche Gemeinschaft
seit den ersten Jahrhunderten diesen »Schatz« wachsam gehütet hat. Von der Liebe
gedrängt, sorgt sich die Kirche darum, den Glauben und die Lehre über das
eucharistische Mysterium den nachfolgenden christlichen Generationen
weiterzugeben, ohne irgendeinen Aspekt aufzugeben. In der Sorge um dieses
Geheimnis kann man nicht übertreiben, weil »in diesem Sakrament das ganze
Mysterium unseres Heiles zusammengefaßt ist«.104
62. Begeben wir uns, meine lieben
Brüder und Schwestern, in die Schule der Heiligen, der großen Interpreten
der wahren eucharistischen Frömmigkeit. In ihnen erlangt die Theologie der
Eucharistie den vollen Glanz gelebter Wirklichkeit, sie »steckt uns an«, sie
»entflammt« uns gewissermaßen. Hören wir vor allem auf die selige
Jungfrau Maria, in der das eucharistische Mysterium mehr als in jedem
anderen Menschen als Geheimnis des Lichtes offenbar wird. Im Blick auf
sie erkennen wir die verwandelnde Kraft, die der Eucharistie innewohnt.
In ihr sehen wir die Welt, die in der Liebe erneuert ist. Wenn wir Maria
betrachten, die mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen ist, sehen wir ein
Stück des »neuen Himmels« und der »neuen Erde«, die sich bei der zweiten Ankunft
Christi vor unseren Augen öffnen werden. Die Eucharistie ist hier auf Erden ihr
Unterpfand und in gewisser Weise ihre Vorwegnahme: »Veni, Domine Iesu!« (Offb
22, 20).
Im demütigen Zeichen von Brot und
Wein, die in seinen Leib und in sein Blut wesensverwandelt werden, geht Christus
mit uns; er ist unsere Kraft und unsere Wegzehrung, er macht uns für alle zu
Zeugen der Hoffnung. Wenn vor diesem Mysterium der Verstand seine Grenzen
erfährt, so erahnt doch das Herz, das von der Gnade des Heiligen Geistes
erleuchtet ist, wie man sich davor verhalten und in Anbetung und grenzenloser
Liebe darin versenken soll.
Machen wir uns die Gesinnung des
heiligen Thomas von Aquin zu eigen, dieses vortrefflichen Theologen, der den
eucharistischen Christus auch mit leidenschaftlicher Glut besungen hat. Möge
unser Geist sich öffnen in der Hoffnung auf die Betrachtung des Zieles, nach dem
sich unsere Herzen sehnen, die nach Freude und Frieden dürsten:
»Bone pastor, panis vere,
Iesu, nostri miserere...«.
»Guter Hirt, du wahre
Speise,
Jesus, gnädig dich erweise!
Nähre uns auf deinen Auen,
laß uns deine Wonnen schauen
in des Lebens ewigem Reich!
Du der alles weiß und
leitet,
uns im Tal des Todes weidet,
laß an deinem Tisch uns weilen,
deine Herrlichkeit uns teilen.
Deinen Seligen mach uns gleich!« .
Gegeben in Rom, bei Sankt Peter,
am 17. April 2003, Gründonnerstag, im 25. Jahr meines Pontifikats, im Jahr des
Rosenkranzes.
IOANNES PAULUS II
1II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 11.
2II. Vatikanisches Konzil,
Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis, 5.
3Vgl. Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Rosarium Virginis Mariae (16. Oktober 2002), 21:
AAS 95 (2003), 19.
4Diesen Titel wollte ich einem
autobiographischen Zeugnis geben, das ich aus Anlaß meines fünfzigjährigen
Priesterjubiläums veröffentlicht habe.
5Leonis XIII Acta XXII
(1903), 115-136.
6AAS39 (1947), 521-595.
7AAS57 (1965), 753-774.
8AAS72 (1980), 113-148.
9Vgl. II. Vatikanisches Konzil,
Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, 47:
»Salvator noster [...] Sacrificium Eucharisticum Corporis et Sanguinis sui
instituit, quo Sacrificium Crucis saecula, donec veniret, perpetuaret«.
10Katechismus der
Katholischen Kirche, 1085.
11II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 3.
12Vgl. Paul VI., Credo des
Gottesvolkes (30. Juni 1968), 24: AAS 60 (1968), 442; Johannes Paul
II., Apostolisches Schreiben Dominicae Cenae (24. Februar 1980), 12:
AAS 72 (1980), 142.
13Katechismus der
Katholischen Kirche, 1382.
14Ebd.,1367.
15Hl. Johannes Chrysostomus,
In Epistolam ad Hebraeos homiliae, 17, 3: PG 63, 131.
16Vgl.Konzil von Trient, 22.
Sitzung, Lehre über das Meßopfer, Kap. 2: DH 1743: »Denn die
Opfergabe ist ein und dieselbe; derselbe, der sich damals am Kreuze opferte,
opfert sich jetzt durch den Dienst des Priesters; allein die Weise des Opferns
ist verschieden«.
17Vgl. Pius XII., Enzyklika
Mediator Dei (20. November 1947): AAS 39 (1947), 548.
18Johannes Paul II., Enzyklika
Redemptor hominis (15. März 1979), 20: AAS 71 (1979), 310.
19II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 11.
20Hl. Ambrosius, De
sacramentis, V, 4, 26: CSEL 73, 70.
21Hl. Cyrill von Alexandrien,
In Ioannis Evangelium, XII, 20: PG 74, 726.
22Paul VI., Enzyklika
Mysterium Fidei (3. September 1965): AAS 57 (1965), 764.
23Konzil von Trient, 13.
Sitzung, Dekret über das Sakrament der Eucharistie, Kap. 4: DH
1642.
24Hl. Cyrill von Jerusalem,
Mystagogische Katechesen, IV, 6: SCh 126, 138.
25II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 8.
26Paul VI., Credo des
Gottesvolkes (30. Juni 1968), 24: AAS 60 (1968), 442-443.
27Hl.Ephräm, Sermo IV in
Hebdomadam Sanctam: CSCO 413 / Syr. 182, 55.
28Anaphora.
29Drittes eucharistisches
Hochgebet.
30Breviarium Romanum,Antiphon
zum Magnificat der 2. Vesper vom Hochfest des Leibes und Blutes Christi.
31Missale Romanum,
Embolismus nach dem Vater unser.
32Hl. Ignatius von Antiochien,
Epistula ad Ephesios, 20: PG 5, 661.
33Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et
spes, 39.
34»Willst du den Leib des Herrn
ehren? Vernachlässige ihn nicht, wenn er unbekleidet ist. Ehre ihn nicht hier im
Heiligtum mit Seidenstoffen, um ihn dann draußen zu vernachlässigen, wo er Kälte
und Nacktheit erleidet. Jener, der gesagt hat: "Dies ist mein Leib", ist der
gleiche, der gesagt hat: "Ihr habt mich hungrig gesehen und mir nichts zu essen
gegeben", und "Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir
getan." [...] Was nützt es, wenn der eucharistische Tisch überreich mit goldenen
Kelchen bedeckt ist, während er Hunger leidet? Beginne damit, den Hungrigen zu
sättigen, dann verziere den Altar mit dem, was übrigbleibt«: Hl. Johannes
Chrysostomus, In Evangelium S. Matthaei homiliae, 50, 34: PG 58,
508-509; vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30.
Dezember 1987), 31: AAS 80 (1988), 553-556.
35II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 3.
36Ebd.
37II. Vatikanisches Konzil,
Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes, 5.
38»Da nahm Mose das Blut,
besprengte damit das Volk und sagte: Das ist das Blut des Bundes, den der Herr
aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat« (Ex 24,8).
39Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 1.
40Vgl. ebd., 9.
41Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis,
5. Das gleiche Dekret sagt in der Nr. 6: »Die christliche Gemeinde wird aber nur
auferbaut, wenn sie Wurzel und Angelpunkt in der Feier der Eucharistie hat«.
42Hl. Johannes Chrysostomus,
In Epistolam I ad Corinthos homiliae, 24, 2: PG 61, 200; vgl.
Didaché, IX, 4: F.X. Funk, I, 22; Hl.Cyprian, Epistula LXIII, 13:
PL 4, 384.
43Anaphora der Liturgie des
heiligen Jakobus.
44II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 1.
45Vgl. Konzil von Trient, 13.
Sitzung, Dekret über das Sakrament der Eucharistie, Kan. 4: DH
1654.
46Vgl. Rituale Romanum: De
sacra communione et de cultu mysterii eucharistici extra Missam, 36 (n. 80).
47Vgl. ebd., 38-39 (nn.
86-90).
48Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 32:
AAS 93 (2001), 288.
49»Außerdem sollen sie [die
Gläubigen] es nicht unterlassen, das heiligste Sakrament, das an einem
bevorzugten Ort und mit größter Ehrfurcht den liturgischen Gesetzen entsprechend
in den Kirchen aufzubewahren ist, tagsüber zu besuchen. Ein solcher Besuch ist
ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe wie der schuldigen
Verehrung gegenüber Christus dem Herrn, der hier gegenwärtig ist«: Paul VI.,
Enzyklika Mysterium Fidei (3.September 1965): AAS 57 (1965), 771.
50 Visite al SS. Sacramento
ed a Maria Santissima, Introduzione: Opere ascetiche, Avellino 2000,
p. 295.
51Katechismus der
Katholischen Kirche, 857.
52Ebd.
53Ebd.
54Vgl. Kongregation für die
Glaubenslehre, Schreiben über einige Fragen bezüglich des Dieners der
Eucharistie Sacerdotium ministeriale (6.August 1983), III. 2: AAS
75 (1983), 1005.
55II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 10.
56Ebd.
57Vgl. Missale Romanum,
Institutio generalis: Editio typica tertia, Typis Vaticanis 2002, 48 (n. 147).
58Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 10 und
28; Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis, 2.
59»Der Diener des Altares
handelt in der Person Christi als Haupt, der im Namen aller Glieder darbringt«:
Pius XII., Enzyklika Mediator Dei (20. November 1947): AAS 39
(1947), 556; vgl. Pius X., Apostolisches Lehrschreiben Haerent animo (4.
August 1908): Pii X Acta IV (1909), 16; Pius XI., Enzyklika Ad
catholici sacerdotii (20. Dezember 1935): AAS 28 (1936), 20.
60Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Dominicae Cenae (24. Februar 1980), 8: AAS
72 (1980), 128-129.
61Kongregation für die
Glaubenslehre, Schreiben über einige Fragen bezüglich des Dieners der
Eucharistie Sacerdotium ministeriale (6. August 1983), III. 4: AAS
75 (1983), 1106; vgl.IV. Laterankonzil, Kap. 1. Der katholische Glaube
Firmiter credimus: DH 802.
62II. Vatikanisches Konzil,
Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio, 22.
63Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Dominicae Cenae (24. Februar 1980), 2: AAS
72 (1980), 115.
64II. Vatikanisches Konzil,
Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis, 14.
65Ebd.,13; vgl. CIC,
can. 904; CCEO, can. 378.
66II. Vatikanisches Konzil,
Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis, 6.
67Vgl. Bischofssynode, Zweite
Außerordentliche Generalversammlung (1985), Relazione finale, II. C. 1:
L'Osservatore Romano, 10. Dezember 1985, 7.
68II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 26.
69Nicolas Cabasilas, Das
Leben in Christus, IV, 10: SCh 355, 270.
70Hl. Theresia von Jesus,
Weg der Vollkommenheit, c. 35.
71II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 14.
72Vgl. Kongregation für die
Glaubenslehre, Schreiben über einige Aspekte der Kirche als Communio
Communionis notio (28. Mai 1992), 4: AAS 85 (1993), 839-840.
73Hl. Johannes Chrysostomus,
Omelia in Isaiam, 6, 3: PG 56, 139.
74Katechismus der
Katholischen Kirche, 1385; vgl. CIC, can. 916; CCEO, can. 711.
75Johannes Paul II., Ansprache
an die Mitglieder der heiligen Pönitentiarie und an die Beichtväter der
römischen Patriarchalbasiliken (30. Januar 1981): AAS 73 (1981), 203;
vgl. Konzil von Trient, 13. Sitzung, Dekret über das Sakrament der
Eucharistie, Kap. 7 und Kan. 11: DH 1647, 1661.
76Vgl. CIC, can. 915;
CCEO, can. 712.
77II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 14.
78Hl. Thomas von Aquin,
Summa theologiae, III, q. 73, a. 3 c.
79Kongregation für die
Glaubenslehre, Schreiben über einige Aspekte der Kirche als Communio
Communionis notio (28. Mai 1992), 11: AAS 85 (1993), 844.
80Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 23.
81Hl. Ignatius von Antiochien,
Epistola ad Smyrnaeos, 8, 1: PG 5, 713.
82II. Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 23.
83Kongregation für die
Glaubenslehre, Schreiben über einige Aspekte der Kirche als Communio
Communionis notio (28. Mai 1992), 14: AAS 85 (1993), 847.
84Hl. Augustinus, Sermo
272: PL 38, 1247.
85Ebd., 1248.
86Vgl. Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Dies Domini (31. Mai 1998), 31-51: AAS 90
(1998), 731-746.
87Vgl. ebd., 48-49:
AAS 90 (1998), 744.
88Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 36:
AAS 93 (2001), 291-292.
89Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio, 1.
90Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 11.
91»Gib, daß wir, die wir an dem
einen Brot und dem einen Kelch teilhaben, miteinander in der Gemeinschaft des
einen Heiligen Geistes verbunden werden«: Anaphora der Liturgie des heiligen
Basilius.
92Vgl. CIC, can. 908;
CCEO, can. 702; Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen,
Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus
(25. März 1993), 122-125, 129-131: AAS 85 (1993), 1086-1089; Kongregation
für die Glaubenslehre, Schreiben Ad exsequendam (18. Mai 2001): AAS
93 (2001), 786.
93»Wenn eine Communicatio in
sacris die Einheit der Kirche verletzt oder wenn sie eine formale Bejahung
einer Irrlehre, die Gefahr eines Glaubensabfalls, eines Ärgernisses oder
religiöser Gleichgültigkeit in sich birgt, dann ist sie durch göttliches Gesetz
verboten«: II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die katholischen Ostkirchen
Orientalium Ecclesiarum, 26.
94Johannes Paul II., Enzyklika
Ut unum sint (25. Mai 1995), 45: AAS 87 (1995), 948.
95 Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dekret über die katholischen Ostkirchen Orientalium Ecclesiarum,
27.
96 Vgl. CIC, can. 844 §§
3-4; CCEO, can. 671 §§ 3-4.
97 Johannes Paul II., Enzyklika
Ut unum sint (25.Mai 1995), 46: AAS 87 (1995), 948.
98 Vgl. II. Vatikanisches
Konzil, Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio, 22.
99 Vgl. CIC, can. 844;
CCEO, can. 671.
100 Vgl. Johannes Paul II.,
Brief an die Künstler (4. April 1999): AAS 91 (1999), 1155-1172.
101 Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Ecclesia in Asia (6. November 1999), 22: AAS
92 (2000), 485.
102 Vgl. Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Rosarium Virginis Mariae (16. Oktober 2002), 21:
AAS 95 (2003), 20.
103 Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 29:
AAS 93 (2001), 285.
104 Hl. Thomas von Aquin,
Summa theologiae, III, q. 83, a. 4 c.