Entstehung der
Schöpfung im Geistigen
Ordnung in Gottes
Werken
Luzifer widersetzt
sich
Offenbarung des
Johannes, 12. Kapitel
Der
Sturz Luzifers und seines Anhangs
Verfolgung des Menschengeschlechtes
Der heilige
Erzengel Michael, oberster Heerführer im Reich Gottes
Entstehung der
Schöpfung im Geistigen
Abfall und Engelssturz (Maria von
Agreda)
Die Menschheitsgeschichte
reicht viel weiter in die Vergangenheit hinein, als sich
dessen die Menschen bewusst sind. Den meisten Menschen
fehlt heute das Ur- und. Grundwissen über ihre Herkunft,
über ihre Vergangenheit. Dieses „Grund“legende Wissen
ist ihnen im Verlauf der Zeit verloren gegangen. Das
Wissen um die Anfänge der Menschheit ist die
Voraussetzung, um überhaupt den Sinn des Erdenlebens,
Gott als Schöpfergott am Anfang, seine Menschwerdung als
Erlöser in der Mitte und als Richter und Vollender am
Ende, seine Botschaften und Lehren, den Sinn der uns von
Gott gegebenen Entscheidungsfreiheit, die Existenz von
Gut und Böse, Krankheit und Leid und noch Vieles mehr
verstehen zu können. Ohne dieses Wissen um die „Ur“sachen
hängt vieles in der Luft – es bleibt unverständlich und
rätselhaft – gleich den Wurzeln eines Baumes, die dem
oberflächlichen Betrachter nicht offensichtlich sind.
GOTT
Gott
ist der „Urquell allen Seins” – der Schöpfer aller
Dinge. In der Bibel heißt es, der Mensch solle sich von
Gott kein Bildnis machen (5.Mos. 5,8). Gott ist eine
Person und hat eine Gestalt. Gott ist die
Vollkommenheit. In Gott ist nur Reinheit, und diese
Reinheit ist eine lebendige Kraft, die nach außen als
ein lebendiges Feuer zum Ausdruck kommt. Gott ist in ein
gewaltiges Feuer eingekleidet. Um Gott selbst ist
unendliches Licht, unermessliche Kraft, die er in die
Weiten der geistigen und materiellen Welt sendet. Gott
ist die unendliche Liebe und Güte. In Gott ist die
Weisheit, die Wahrheit selbst.
Die Erschaffung
der Geister
Sie
wurden von Gott im Himmel erschaffen und zwar im Stande
der Gnade. Mit dieser sollten sie sich die Herrlichkeit
als Lohn verdienen. Obwohl sie sich am Orte der Gnade
befanden, schauten sie doch die Gottheit noch nicht von
Angesicht zu Angesicht, bis sie es mit der Gnade durch
Gehorsam gegen den göttlichen Willen verdient hatten.
Die guten wie auch die abtrünnigen Engel blieben nur
kurze Zeit im Zustand der Prüfung, denn die
Erschaffung, Prüfung und Entscheidung erfolgten in drei
ganz kurzen Zeitabschnitten. Im ersten Zeitraum wurden
alle Engel erschaffen und mit Gnaden und den Gaben des
Heiligen Geistes ausgerüstet, so dass sie überaus schön
und vollkommen waren.
Luzifer
Luzifer geriet damals in
eine sehr ungeordnete Selbstliebe, denn er sah
sich mit einer höheren Schönheit der Natur und Gnade
ausgerüstet, als die übrigen Engel. In dieser
Erkenntnis hielt er sich zu lange auf, und das
Wohlgefallen an sich selbst hemmte ihn so, dass er Gott,
der einzigen Ursache all seiner Vorzüge, den schuldigen
Dank lässig und träge darbrachte. Wiederum betrachtete
er sich selbst.
Aufs Neue gefielen ihm
seine Schönheit und seine Gnaden. Er schrieb sie sich
selbst zu und liebte sie als seine eigenen. Diese
ungeordnete Selbstbetrachtung bewirkte, dass er sich mit
den Kräften, die er von einer höheren Macht empfangen
hatte,
nicht
nur nicht, wie er sollte, über sich selbst erhob,
sondern sie verführte ihn auch zum Neid gegen andere
und zur Begierde nach den Gaben und Vorzügen der
anderen. Da er diese für sich nicht erlangen konnte,
entbrannte er in tödlichem Zorn und Hass gegen
Gott, der
ihn aus dem Nichts erschaffen hatte, und gegen alle
Seine Geschöpfe. Aus dieser Verfassung
entsprangen Ungehorsam, Vermessenheit, Ungerechtigkeit,
Treulosigkeit, Gotteslästerung, ja, sogar eine Art
Abgötterei, denn er begehrte für sich jene Anbetung,
die man allein Gott schuldig ist. Er lästerte Gottes
Hoheit und Heiligkeit. Er verlor den Glauben und die
schuldige Treue. Er nahm sich in seiner Vermessenheit
vor, alle Geschöpfe zu vernichten, und schmeichelte
sich, dies und noch manches andere ausführen zu können.
In dieser Geisteshaltung verharrte er. Seine Hoffart
steigerte sich. Doch seine Vermessenheit war größer
als seine Stärke, denn in dieser konnte er nicht
wachsen. Doch hinsichtlich der Sünde „ruft ein Abgrund
dem anderen zu“, der erste sündige Engel war Luzifer,
er verführte die anderen. Deshalb wird er der
Fürst der bösen Geister genannt, also nicht aufgrund
seiner Natur. Nicht wegen dieser, sondern nur um der
Sünde willen konnte er diesen Titel behaupten. Die
sündigen Engel sind nicht alle aus einem Chor, sondern
aus allen fielen Engel ab, und zwar viele.
Ordnung in Gottes
Werken
In den Werken Gottes
ist alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. Darum
beschloss die göttliche Vorsehung, den Engeln
unmittelbar nach ihrer Erschaffung, - also bevor sie
sich noch anderen Zielen zuwenden konnten – das Endziel
zu offenbaren, zu dem sie erschaffen und mit einer so
erhabenen und ausgezeichneten Natur begabt worden waren.
Gott erleuchtete sie auf folgende Weise: Zuerst
empfingen sie eine sehr eindrucksvolle Erkenntnis von
der Wesenheit Gottes, Seiner Einheit in der Natur,
Seiner Dreifaltigkeit in den Personen. Zugleich
erhielten sie den Befehl, den unendlichen Gott als
ihren Schöpfer und Herrn zu verehren und anzubeten. Alle
folgten gehorsam, doch mit Unterschied, die guten Engel
folgten aus Liebe und Gerechtigkeit. Sie unterwarfen
sich mit besten Willen, nahmen gläubig auf, was ihre
Fassungskraft überstieg, und gehorchten freudig.
Ferner offenbarte Gott den Engeln, dass er Menschen,
vernünftige Geschöpfe einer niederen Ordnung, erschaffen
wolle. Auch diese sollten Gott als ihren Urheber und ihr
ewiges Gut lieben, fürchten und ehren. Er werde diese
Natur überaus begnadigen. Die zweite Person der
Heiligsten Dreifaltigkeit selbst werde Mensch werden
und in Verbindung die menschliche Natur mit der
Göttlichen zu einer Person vereinigen. Diesen
zukünftigen Mensch gewordenen Gott sollten die Engel
nicht nur wegen Seiner Gottheit, sondern auch wegen
Seiner Menschheit als ihr Oberhaupt anerkennen,
verehren und anbeten. Als an Würde und Gnade Ihm
untergeordnet, sollten sie Seine Diener sein. Zugleich
ließ Gott die Engel erkennen, wie geziemend, gerecht und
vernünftig diese Unterwerfung sei. Wie alle übrigen
zukünftigen Geschöpfe hätten auch sie die Aufgabe, den
Mensch gewordenen Gott zu verherrlichen, weil er
aller Wesen König sei. Alle vernünftigen
Geschöpfe, die der Erkenntnis und des Genusses Gottes
fähig seien, sollten Sein Volk werden und ihn als ihr
Haupt anerkennen und verehren. Dann wurde den Engeln das
entsprechende Gebot erteilt. Die gehorsamen, heiligen
Engel unterwarfen sich diesem Befehle sofort mit ganzer
Willenskraft, mit demütigem und liebesglühendem Eifer.
Luzifer widersetzt
sich
Luzifer
aber, voll Neid und aufgeblasener Hoffart,
widersetzte sich und trieb die gleichgesinnten Engel
an, ein Gleiches zu tun. Auch sie gehorchten dem
göttlichen Befehle nicht. Dafür versprach Luzifer ihnen,
dass er ihr Haupt sein und ein unabhängiges Fürstentum
gegen Christus aufrichten wolle. Neid und Hoffart und
unordentliches Begehren verursachten in diesem einen
Engel eine solche Verblendung, dass er unzählige mit der
Pest der Sünde ansteckte. Nun erhob sich jener große
Kampf im Himmel, von dem der Heilige Johannes berichtet.
Die gehorsamen heiligen Engel entbrannten vor Eifer, die
Ehre des Allerhöchsten und die Ehre des Mensch
gewordenen Gott den sie in einem Gesicht schauten,
zu verteidigen. Sie baten um die Erlaubnis und die
Genehmigung des Herrn, gegen den Drachen zu streiten.
Das wurde ihnen gewährt.
Auslegung des 12.
Kapitels der Geheimen Offenbarung
„Und
es erhob sich ein großer Kampf im Himmel, Michael und
seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache und
seine Engel kämpften. Aber sie vermochten nicht
standzuhalten, und ihr Platz im Himmel ging verloren. So
wurde der große Drache gestürzt, die alte Schlange, die
Teufel und Satan heißt und die ganze Welt verführt. Er
wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine
Engel gestürzt.“
Offenbarung des Johannes, 12.
Kapitel
Der
Evangelist sagt: „Ein großes Zeichen erschien am Himmel,
eine Frau, mit der Sonne umkleidet, den Mond unter ihren
Füßen und eine Krone von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“
Dieses Zeichen ist durch Gottes Willen vor allen Engeln,
den guten und den bösen, im Himmel wirklich erschienen.
Im Schauen sollten sie ihren Willen entweder zum
Gehorsam oder zum Ungehorsam gegen die Gebote des
göttlichen Wohlgefallens entscheiden. Dieses Zeichen
offenbarte ihnen auch, wie wunderbar Gott die
menschliche Natur erschaffen würde. Wohl war sie ihnen
schon bei der Offenbarung des Geheimnisses der
Menschwerdung zu erkennen gegeben, doch Gott wollte sie
ihnen auch noch in einem rein menschlichen, ganz
vollkommenen, ganz heiligen Geschöpfe kundtun, das Er
nächst Christus erschaffen werde.
Es war als sage Gott
den Engeln:
„Ich will die Menschen nicht so wie euch züchtigen, weil
aus ihnen eine Frau hervorgehen wird, in dessen Schoß
Mein Eingeborener Fleisch annehmen soll. Er wird ihnen
Meine Freundschaft wieder erwerben, Meine Gerechtigkeit
versöhnen und den Weg zur Seligkeit, den die Sünde
verschlossen hat, wieder eröffnen.“
Er ließ die Engel
erkennen, dass Er durch Vermittlung Christi und Seiner
Mutter jene Gnaden und Gaben in den Menschen niederlegen
wolle, die die abtrünnigen Engel durch ihre
Treulosigkeit verloren hatten.
Die Engel erkannten
in diesem Zeichen auch viele Geheimnisse der
Menschwerdung, der streitenden Kirche und ihrer Glieder,
und dass sie, die Engel, berufen seien, den Menschen zu
helfen, sie gegen ihre Feinde zu verteidigen und sie zur
ewigen Seligkeit zu führen.
Auslegung des 12.
Kapitels der Geheimen Offenbarung
„Und
es erhob sich ein großer Kampf im Himmel, Michael und
seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache und
seine Engel kämpften.“
Nachdem der Herr obige
Geheimnisse den guten und bösen Engeln geoffenbart
hatte, begann der Heilige Michael mit den Seinen unter
Zustimmung Gottes gegen den Drachen und seinen Anhang zu
kämpfen. Dieser Streit war wunderbar. Er wurde nur mit
den Waffen des Verstandes und des Willens geführt.
Entflammt von Eifer für die Ehre Gottes, ausgerüstet mit
der ihm von Gott verliehenen Macht und bewaffnet mit
seiner eigenen Demut, widerstand Michael dem eitlen
Hochmut des Drachens, indem er sagte: „Würdig ist
der Allerhöchste aller Ehre, alles Lobes, aller
Ehrfurcht. Er ist würdig der Ehrfurcht, der Liebe und
des Gehorsams aller Geschöpfe. Er ist allmächtig und
kann tun, was Er will. Nichts kann Er wollen, was nicht
vollkommen gerecht ist. Er, der Unerschaffene und von
keinem anderen Wesen Abhängige, gab uns aus Gnade alles,
was wir besitzen. Er erschuf uns aus dem Nichts. Er kann
auch andere Wesen erschaffen, wann und wie es ihm
gefällt. Darum ist es höchst geziemend, dass wir uns vor
Seinem göttlichen Thron niederwerfen und Seine göttliche
Majestät und wesenhafte Hoheit anbeten, kommet also, ihr
Engel, folget mir! Lasset uns Ihn anbeten. Seine
wunderbaren geheimen Gerichte und Seine heiligen,
vollkommenen Werke lobpreisen.“
Mit diesen Worten kämpften der Heilige Michael und
sein Anhang
Wie mit heftigen
Blitzen stritten sie wider den Drachen und seinen
Anhang. Diese hingegen kämpften mit
Gotteslästerungen. Luzifer aber konnte vor dem
Antlitz des heiligen Engelsfürsten nicht bestehen. Er
verging vor Wut und wollte vor Qual entfliehen; allein
der Göttliche Wille gebot, dass er nicht nur gestraft,
sondern auch überwunden werde und die Wahrheit und
Allmacht Gottes erfahre, er mochte wollen oder nicht.
Trotzdem lästerte er: „Gott ist ungerecht, wenn Er die
Natur der Menschen
(Maria) über die Natur der Engel erhebt. Ich
bin der erhabenste und schönste Engel, mir gebührt der
Triumph und Huldigung. Ich will meinen Thron über die
Sterne setzen und gleich sein dem Allerhöchsten.
Keinem einzigen von niederer Natur werde ich mich
unterwerfen und niemals zugeben, dass ein anderer mir
vorgehe oder sich über meine Hoheit erschwinge!“
Dasselbe wiederholten seine abtrünnigen Anhänger.
Doch Michael
erwiderte:
„Wer ist wie der Herr, unser Gott, der in den
Höhen wohnt?
Schweige, Feind, mit
deinen ungeheuren Lästerungen! Du bist ganz von
Bosheit besessen, darum fort aus unserer Gesellschaft,
du Unglückseliger! Fahre hinab mit deiner blinden
Unwissenheit und deiner Bosheit in die finstere Nacht
und in das Chaos der höllischen Pein! Wir hingegen,
o Geister des Herrn, wollen Gott anbeten und verehren.
Die glückselige Frau aber, die dem ewigen Wort die
menschliche Natur schenken wird, wollen wir als unsere
Herrin und Königin anerkennen.“
Jenes > große Zeichen <
der Himmelskönigin war in diesem Streit für die guten
Engel wie Schild und Waffe gegen die bösen Abtrünnigen.
Dem gegenüber waren die Streitgründe Luzifers kraftlos.
Er wurde verwirrt und sprachlos und konnte die in diesem
Zeichen dargestellten Wahrheiten nicht ertragen. Wie
dieses geheimnisvolle Zeichen durch Gottes Kraft
erschienen war, so wollte Gott auch, dass ein anderes
Zeichen,
der rote Drache,
sichtbar werde und Luzifer in dieser Gestalt zum
Entsetzen und Erschrecken seines Anhanges und zur
Verwunderung der heiligen Engel mit Schande aus dem
Himmel verstoßen werde.
So offenbarte sich
aufs Neue Gottes Macht und Gerechtigkeit
Den Verlauf dieses Streites kann man mit Worten
schwerlich schildern, weil der Abstand zwischen unserem
Begreifen und der Tätigkeit so vieler erhabener Engel zu
groß ist. Die Bösen wurden nicht Herr, denn
Ungerechtigkeit, Lügenwerk, Unwissenheit und Bosheit
können Gerechtigkeit, Wahrheit, Licht und Güte nicht
überwältigen, noch können diese Tugenden von den
Lastern überwunden werden.
Der Sturz Luzifers
und seines Anhangs
„Aber sie
vermochten nicht standzuhalten, und ihr Platz im Himmel
ging verloren.“
Die unglückseligen Engel
machten sich durch ihre Sünde der ewigen Anschauung und
Gesellschaft Gottes unwürdig. Ihr Andenken wurde aus dem
göttlichen Geiste ausgelöscht, wo sie vor ihrem Fall
durch ihre Gnadengaben gleichsam eingeschrieben waren.
Sie
verloren ihr Recht auf die im Falle ihres Gehorsams
ihnen zubereiteten Plätze. Dieses Anrecht ging nun auf
die Menschen über. Von den abtrünnigen Engeln wurde
jede Spur so vollständig ausgelöscht, dass nichts mehr
von ihnen im Himmel zu finden war.
Oh unglückselige
Bosheit, unbeschreibliches Unglück, würdig einer so
entsetzlichen Strafe!
„So wurde der große
Drache gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel
gestürzt.“ Der heilige Erzengel Michael verstieß
den elenden, in einen Drachen verwandelten Luzifer mit
jenem unüberwindlichen Wort: „Wer ist wie Gott?“ Es
war so kräftig, dass es jenen stolzen Riesen samt seinen
Rotten niederschmetterte und mit unvergleichlicher
Schande in den tiefsten Abgrund der Erde hinunter
schleuderte. Nun empfing er zu seinem Unglück und zur
Strafe auch noch neue Namen, wie Drache, Schlange,
Teufel, Satan. Namen, die der heilige Erzengel ihm
im Streite beigelegt hatte, um dadurch seine Bosheit und
Ungerechtigkeit auszudrücken. Wie er durch seine Tücke
alles Glück und alle Ehre verwirkt hatte, so ward er
auch aller Ehrentitel beraubt und stattdessen mit
Schandnamen bezeichnet. Übrigens legte schon sein
Bosheitsplan, den er seinen Bundesgenossen vorschlug und
befahl, nämlich die Erdenbewohner zu betören und zu
verführen, seine Arglist mehr als genügend an den Tag.
So ward also jener, der in seinen Gedanken schon alle
Völker zerschmetterte, hinabgeschleudert in die Hölle.
Von Ihm sagt Isaias:
„In die Unterwelt wirst du hinabgestürzt, in die Tiefe
des Pfuhles. Dein Leichnam wird übergeben den Motten und
dem Wurme deines bösen Gewissens“ (Is. 14, 15). Es
erfüllte sich an Luzifer alles, was Isaias im 14.
Kapitel seines Buches berichtet.
So war nun der
Himmel von den bösen Engeln gesäubert
Für die guten und
gehorsamen aber fiel der Vorhang der Gottheit.
Triumphierend gingen sie in ihre Glorie ein, während die
Abtrünnigen ihre Strafe empfingen. Gott offenbarte den
Engeln einen Teil der göttlichen Beschlüsse und sprach:
„Luzifer hat sein Banner der Hoffart und der Sünde
aufgepflanzt.“
Verfolgung des
Menschengeschlechtes
„Mit vollendeter
Bosheit und starkem Grimm wird er das menschliche
Geschlecht verfolgen und viele durch Arglist verführen
und so verleiten, dass die Menschen sich gegenseitig
umbringen. In der Blindheit der Sünden und Laster werden
sie zu verschiedenen Zeiten in unheilvoller Unwissenheit
sich empören, aber Hoffart, Lüge und alle Arten von
Sünden sind Meinem Wesen und Willen unendlich fern.
Wir wollen darum der Tugend und Heiligkeit den Triumph
verleihen.“
Jesus siegt über die Hölle
Der HL. ERZENGEL
MICHAEL,
oberster Heerführer im Reich Gottes
In
begeisterten Worten verherrlicht unsere heilige Kirche
den Erzengel Michael. Sie nennt ihn den glorreichen
Fürsten, den Führer der himmlischen Heerscharen, den
Bannerträger im Kampf des Heiles; sie rühmt von ihm,
dass er durch seine Stärke und Mut den Sieg errungen,
dass seine Verehrung den Völkern Segen bringe, dass sein
Gebet zum Himmel führe. In der Überzeugung von seiner
Macht und im Vertrauen auf seine Güte hat ihn die Kirche
zu ihrem Schutzherrn bei Gott erwählt und feiert
alljährlich zweimal ein Fest zu seiner Ehre, am 8. Mai
und am 29. September. Auch sonst nennt sie ihn bei ihren
Gebeten, empfiehlt ihre Sterbenden seinem Schutze.
Gewiss Gründe genug, dass auch wir einstimmen in das Lob
des heiligen Erzengel Michaels.
Einen gewaltigen
Kampf schildert uns das 12. Kapitel der geheimen
Offenbarung. Es entstand ein großer Kampf im Himmel.
Michael und seine Engel kämpften wider den Drachen, und
der Drache und sein Anhang kämpften wider sie. Und sie
konnten nicht die Oberhand erringen, und ihres Bleibens
war nicht länger im Himmel." Das war also der erste
Kampf, von dem die Offenbarung meldet; ein Kampf, der im
Himmel ausgefochten ward; schrecklich in seinen Folgen
für die bösen Engel, glorreich und herrlich für die
guten, besonders für ihren Anführer St. Michael.
Es
hatte sich Luzifer, der Lichtträger, in seinem Stolze
wider Gott empört. "Ich will mich erheben über die
Gestirne des Himmels," hatte er in Verblendung und
Hochmut gesprochen; "dort will ich meinen Thron
aufschlagen; dem Allerhöchsten will ich gleich sein." Es
war ihm gelungen, auch andere Engel zur Empörung zu
verleiten. Wer soll nun einstehen für die Ehre Gottes?
Wer soll die Beleidigung sühnen, die dem Allerhöchsten
zugefügt worden? Als Rächer erscheint St. Michael, der
große Fürst, der Führer der himmlischen Heerscharen. In
heiligem Eifer greift er zum Schwert und schwingt es
siegreich gegen die Empörer. Sein Kampfesruf: "Wer ist
wie Gott?"
sammelt die guten, treu gebliebenen
Engel. Luzifer mit seinem Anhang unterliegt und wird in
die Hölle verstoßen; Michael und die guten Engel aber
werden für immer in der Gnade Gottes befestigt und mit
der ewigen Anschauung Gottes belohnt.
Es ist schwer für uns Menschen, diesen Kampf der guten
und bösen Engel uns vorzustellen. Wir sprechen vom
flammenden Schwert, das St. Michael geführt, vom
Kampfes- und Siegesruf, den er angestimmt, und doch
wissen wir, dass es unter bloßen Geistern keine
irdischen Waffen, keine menschlichen Schlachtenrufe,
kein sichtbares Kampfesgetümmel gibt. Dennoch hat die
Heilige Schrift gerade jene Schilderung gegeben und die
christliche Kunst hat dieselbe in Tausende von
Darstellungen wiederholt, weil es so unserer
menschlichen Auffassung entspricht. Aus all dem sollen
wir sehen, wie begeistert der heilige Erzengel war für
die Ehre Gottes, wie standhaft er dafür gekämpft hat,
wie bereitwillig die guten Engel seinem Beispiel gefolgt
sind.
Der Kampf im Himmel
war beendet; er sollte seine Fortsetzung finden auf
Erden. Hatten zuerst nur Engel miteinander gekämpft, so
führen jetzt Engel und Menschen als Verbündete den
Kampf, die Guten auf der einen Seite, die Bösen auf der
andern. Die Führer im Kampf sind die gleichen geblieben,
Michael für die Kinder des Lichtes, Luzifer für die
Söhne der Finsternis.
Weil die bösen Engel sich aufgelehnt haben wider Gott,
darum wollen sie auch die Menschen zum Aufruhr
verleiten. Weil sie selbst vom Himmel ausgeschlossen und
zur Hölle verdammt sind, darum wollen sie auch die
Menschen zur Sünde verführen und in die ewige Verdammnis
stürzen. Darum beginnt Luzifer mit seinem Anhang jenen
erbitterten Kampf, der seit Jahrtausenden auf unserer
Erde geführt wird zwischen gut und bös, der schon bei
den ersten Menschen seinen Anhang genommen und erst am
jüngsten Tage seinen Abschluss finden wird.
Es ist ein gewaltiger Kampf, der unfehlbar mit der
Niederlage des Menschengeschlechtes geendet hätte, wäre
nicht ein Höherer, der Sohn Gottes selbst, zu Hilfe
gekommen. Satan hatte die ersten Menschen und mit ihnen
all ihre Nachkommen in seine Gewalt gebracht; er fühlte
sich als den Starken, der sein Haus bewacht und seinen
Besitz in Sicherheit glaubt. Da erschien Christus als
der Stärkere und befreite die Menschen aus der Gewalt
ihres Feindes und gab ihnen Freiheit, Kinder Gottes zu
werden und im Kampf gegen die Hölle den Sieg zu
erringen. Er stiftete seine Kirche und bestellte in ihr
als himmlischen Schutzherrn St. Michael, den Fürsten der
Engel. Wie dieser glorreiche Kämpfer einst den Luzifer
überwand bei seiner ersten Empörung, so hat er ihn auch
seitdem überwunden und wird ihn künftig überwinden bei
seinen Angriffen gegen die Kirche.
Durchgehe die Jahrhunderte, erforsche die Geschicke der
Kirche Christi, die Vorbereitung, welche den ganzen
Alten Bund umfasst; die Gründung der Kirche durch
Christus, die Ausbreitung in den Tagen der Apostel, das
segensreiche Wirken in allen Zeiten und Ländern bis
herab auf unsere Tage: immer finden wir Kämpfe, schwere,
furchtbare Kämpfe, die nach menschlichem Ermessen zum
Untergang der Kirche führen musste; immer aber folgt auf
den Kampf der Sieg, und oft sind es so wunderbare, dem
Menschen unbegreifliche Siege, so dass selbst der
Unglaube gestehen muss: Hier ist der Finger Gottes. Und
stammen die Kämpfe von Satan und allen, die sich dem
Himmelsfürsten, und allen, die unter seiner Fahne
kämpfen. Im Namen Gottes und mit der Kraft Gottes wacht
er über die Kirche.
Welcher Trost liegt
für uns in dem Bewusstsein: Unsere heilige Kirche hat am
Erzengel Michael einen mächtigen, siegreichen
Beschützer. Gerade jetzt tobt wieder der Kampf gegen die
Kirche mit aller Heftigkeit; man wäre fast versucht, das
Wort des Propheten Daniel (12,1) zu wiederholen von
einer großen Trübsal, "dergleichen noch nicht war, seit
die Völker gewesen". Von allen Seiten ruft man zum
Kampf, enger als vielleicht jemals schließen sich die
Reihen der Feinde, manche jubeln schon, es sei das Ende
der Kirche gekommen. Doch verzagen wir nicht! Noch immer
schwingt St. Michael sein Schwert; noch immer stimmt er
seinen Kampfesruf an: "Wer ist wie Gott?", noch immer
schlägt er siegreich die Schlachten des Herrn. Hat er
bis auf unsere Tage den Sieg errungen, so wird er ihn
auch diesmal und in alle Zukunft erringen. Erst am
jüngsten Tage, wenn das Morgenrot der Ewigkeit
emporsteigt, wird man sagen können: Nun legt St. Michael
das Schwert aus der Hand; nun hat er seinen letzten,
entscheidenden Sieg erfochten. Rufen wir ihn an,
besonders an seinem Feste, dass er sein Amt als
Schirmherr der Kirche auch in unserer Zeit ausübe!
Versprechen wir ihm zugleich, dass wir unter seiner
Fahne als gute Christen, als treue Kinder unserer
heiligen Kirche kämpfen wollen!
Das ist es ja, was wir in diesem Kampfe fürchten müssen.
Der Kirche ist der Sieg verheißen, nicht aber einem
jeden von uns. Tausende haben sich schon im Kampf gegen
die Hölle schwach bewiesen; ganze Länder und Völker sind
vom Glauben abgefallen. Der Mensch hat eben seine
Freiheit und kann sie gebrauchen, wie er will: Gott
bietet einem jeden seine Hilfe an, um zu kämpfen und zu
siegen, aber er zwingt niemand, diese Hilfe anzunehmen.
Es besteht also für die Kirche keine Gefahr, dass sie
untergehe. Sie dauert fort zu allen Zeiten und findet
für die Verluste, die sie erleidet, reichen Ersatz in
andern Ländern und Völkern, die sich zu ihr bekehren.
Für uns aber besteht die Gefahr, dass wir unserer
Pflicht untreu werden, dass wir im Kampf erliegen und
sogar vom Glauben abfallen.
Deshalb erinnert uns das Schwert des heiligen Michael an
die große, unabweisbare Pflicht des Kampfes. "Du musst
kämpfen", ruft er einem jeden von uns zu. "Alle
Christen, ja alle Menschen müssen teilnehmen an dem
großen Kampf, der zwischen gut und bös geführt wird;
niemand darf sich davon ausschließen. Darum folge meiner
Fahne, harre aus an meiner Seite! Ich führe dich
unfehlbar zum Siege."
Schließen wir uns diesem himmlischen Führer an! Er ist
im Kampf erprobt; unter seiner Fahne werden wir den Sieg
erringen. Einst auf dem Sterbebett, wenn unser Auge zu
brechen und unsere Hand zu erkalten beginnt, wird man in
den kirchlichen Gebeten die Worte sprechen: "Möge St.
Michael die scheidende Seele aufnehmen, der die
Führerschaft der himmlischen Heerscharen verdiente!" Er
wird dann, wenn wir im Leben ihn treu angerufen, sein
flammendes Schwert ein letztes Mal zu unserm Schutze
schwingen; er wird uns gegen die Angriffe des bösen
Feindes verteidigen und unsere Seele vor Gottes
Richterstuhl bringen, um ihr auf der Waage der gerechten
Vergeltung eine glückselige Ewigkeit zuzuerkennen.
Luzifer hat einst in
seinem Stolze die eigene Ehre gesucht und sich wider
Gott empört; dafür war nicht länger seines Bleibens im
Himmel, er ward hinab gestürzt in den Abgrund der Hölle.
St. Michael trat mit flammendem Eifer ein für die Ehre
Gottes; dafür ward er befestigt in der glückseligen
Anschauung Gottes und mit den höchsten Würden und
Auszeichnungen überhäuft. Es folgen so manche Menschen
dem Beispiel des demütigen Michael; sie verzehren sich
im Eifer für die Ehre Gottes. Es folgen aber leider auch
sehr viele dem Beispiel des stolzen Luzifer. Sie
wiederholen jenes Wort frevelhafter Selbstüberhebung:
"Ich will nicht dienen!" (Jerem. 2,20). Sie wollen kein
Gesetz Gottes, keine Gebote der Kirche anerkennen,
keinen Vorgesetzten über sich dulden. "Ich weiß selbst",
sagen sie, "was ich zu tun habe. Was gehen mich Papst,
Bischöfe und Priester an? Was der Staat mit seinen
Beamten? Ich füge mich nicht und gebe nicht nach." Und
wie ihre Worte, so ihre Taten. O, wie schwer wird einst
dieser Stolz niederdrücken - hinab bis zum Abgrund der
Hölle!
In Hass und Neid sah
einst Luzifer auf das Glück der Menschen im Paradiese.
Weil er selbst den Himmel verloren, sollten ihn auch die
Menschen nicht besitzen. Darum wird er zum Verführer und
stürzt das ganze Menschengeschlecht ins Unglück und
arbeitet seitdem unablässig daran fort, die Hölle mit
Verdammten aufzufüllen. St. Michael aber freute sich,
dass Gott den Menschen die Plätze der gefallenen Engel
zugedacht hatte; er liebte die Menschen und wollte ihnen
helfen und so ward er zum Beschützer des jüdischen
Volkes im Alten, zum Schirmherrn der katholischen Kirche
im Neuen Bunde, zum Führer der auserwählten Seelen nach
dem Tode. - Es ist wahr: St. Michael hat seine Nachahmer
gefunden, die in aufrichtiger Liebe zu ihren Mitmenschen
Wohltaten spendend durchs Leben gehen. Aber es ist
ebenso wahr: Auch Luzifer hat zahlreiche Nachfolger, die
in Hass und Neid gegen ihre Mitmenschen ihre Lebenstage
verbringen. Wer zählt sie alle, die Beispiele der
Feindschaft und Rachgier, die im christlichen Volke
vorkommen, die Flüche und Verwünschungen, die man gegen
seinesgleichen ausstößt, die Kränkungen und das Unrecht,
die man andern zufügt! O, sie werden einst zentnerschwer
niederdrücken in der linken Waagschale - hinab in den
Abgrund der Hölle!
Luzifer hat sich nicht damit begnügt, allein gegen Gott
sich zu empören; er zog Tausende und Millionen von
Engeln in seinen Abfall, in sein Unglück hinein.
Desgleichen war St. Michael nicht zufrieden, bloß selber
seinem Gott treu zu bleiben; er sammelte auch die
übrigen Engel um sich und bestärkte sie in der Treue
gegen Gott! St. Michaels Beispiel wirkt fort. Es brennen
so manche Menschen im heiligen Verlangen, Seelen in den
Himmel zu retten. Christliche Eltern sagen: Wir wollen
alles tun, dass ja keines unserer Kinder verloren gehe.
Fromme Seelsorger kennen keinen andern Stolz, als einst
möglichst viele Seelen vor ihren Erlöser hinzubringen.
Missionäre opfern für diesen edelsten Stolz alles bis
zum letzten Blutstropfen, bis auf den letzten Atemzug.
Ja, selbst manch unscheinbare Person, ein armer
Dienstbote, ein einfacher Fabrikarbeiter, ein braves
Schulkind, hat bisweilen ganz den Eifer und vielleicht
auch die Erfolge eines Apostels. Aber neben diesen
Aposteln wirken Tausende von Luzifers Seelen nach dem
Beispiele und im Geiste des ersten Luzifer. Gehe hin auf
die Plätze und Straßen und Eisenbahnen, in die Fabriken
und Kasernen und Theater, in die Schulen und Familien
und Werkstätten; zähle sie alle, die als Gehilfen und
Handlanger im Dienste des Satans stehen; zähle die
traurigen Folgen ihrer Teufelsarbeit; zähle die
unglückliche Opfer, die sie ins Verderben gebracht: die
Kinder, die in schlechter Umgebung aufwuchsen; die
Jünglinge, die immer böse Beispiele vor sich sahen; die
Mädchen, an welche die Verführung in tausend Formen und
Gestalten herantrat; die Männer, welchen oft alles den
Unglauben predigte; die Frauen, denen oft der eigene
Ehemann den letzten Trost, die Religion, genommen! Zähle
sie, diese Millionen von Verführten, und zähle auch ihre
Verführer; die Unkeuschen, die Ungläubigen und
Religionsspötter, die Gotteslästerer und
Gewohnheitsflucher, die Aufwiegler und Unruhestifter!
Zähle sie alle und bedenke das Wort des Herrn vom
Ärgernisse, jenes furchtbare Wort. O, wie muss diese
Riesenzahl von Sünden einst zentnerschwer niederdrücken
in der linken Waagschale - hinab bis in den tiefsten
Abgrund der Hölle!
Gewiss, ein ernster Kampf tobt ringsum und streitet in
unserer eigenen Brust. Es ist der Streit mit der Sünde,
mit der bösen Lust. Es geht ein Schmerz durch das Leben,
und ein Tod, ein Sterben durch die Welt; woher dieser
Schmerz, woher dieses Sterben? Gäbe es keinen Kampf, so
gäbe es keinen Schmerz; gäbe es keine Sünde, gegen die
wir streiten, so gäbe es keinen Jammer, kein bitteres
Sterben. Kein Mensch hat noch geleugnet, dass Jammer und
Elend auf Erden seien, aber begriffen haben es noch
nicht alle, woher seine Quelle. Es ist die Sünde, die
uns im Kampfe diese Wunden schlägt, und zuletzt den Tod
bringt.
Dieser Kampf, dieser Streit, dieses Elend ist
eingetreten in diese Welt und in unserer Erde, seitdem
im Paradiese zum ersten Mal jener gefallene Engel, der
Feind Gottes und der Menschen zur neugeschaffenen
Kreatur als Versucher hingetreten und sie besiegt hatte.
Mit den Waffen der Lüge, mit den Lockungen der
Sinnlichkeit, mit Stolz und Hochmut hat er den Sieg
gewonnen und mit diesen Waffen streitet er noch heute
und bis zur Stunde gegen Gott und gegen das Göttliche in
der Welt.
Seitdem der falsche Engel im Paradies gesiegt hat, ist
er, wie der Herr ihn bezeichnet, der Fürst dieser Welt;
seit jener Stunde sucht er seinen Thron auf Erden zu
begründen, den er durch seinen Sturz aus dem Himmel dort
verloren hatte. Es ist eine Frage, die Jahrhunderte
schon die ernstesten Geister beschäftigt, die allen
dunkel geblieben ist, bis das Licht des Christentums die
Welt erklärt; woher das Böse, woher das Elend dieser
Welt? Wir Christen wissen es aus unserem einfachen
Glauben, und jedes Kind kann davon Rechenschaft geben.
Frei war auch der Mensch geschaffen, wie der Engel und
frei, nicht gezwungen sollte er zu Gott sich wenden.
Auch für ihn, wie für die Engel stand eine Stunde der
Prüfung offen. Da, in diesem Momente der Prüfung, kam
Satan mit seiner Lust, und der Mensch unterlag, fiel
unter seine Gewalt, kehrte sich ab von Gott. Er hatte
jetzt den Fall der Engel nachgeahmt; doch weil nicht
durch eigene, selbst verhängte Schuld, sondern durch
fremde Verführung der Mensch im Paradies gefallen, so
stürzte er ihn nicht gleich dem Lichtengel in die Tiefe
der Finsternis, sondern Gottes ewige, schrankenlose
Barmherzigkeit hielt seinen gänzlichen Fall auf und gab
ihm die Möglichkeit der Errettung.
War aber die Welt einmal vom Satan überwunden worden,
dann konnte sie nur durch einen zweiten Kampf ihm
wiederum abgerungen werden; der Sieger musste besiegt
werden und zwar von keinem anderen als vom Menschen; der
Sklave musste sich losmachen von seinen Fesseln, um
seinen unwürdigen, grausamen Herrn zu fesseln. Der
Starke, der hereingebrochen in das Haus, muss gebunden
werden durch einen Stärkeren, muss entwaffnet und
hinausgeworfen werden in die Finsternis, von wo er
hereinkam. So öffnet sich uns eine der erhabensten
Betrachtungen des ganzen Christentums als eines Kampfes
wider das eingedrungene Böse, als eines endlichen Sieges
und einer Überwindung über den Satan und als dessen
vollständiger Entwaffnung.
Vom Paradiese an war Feindschaft gesetzt zwischen der
Schlange und dem Nachkommen des Weibes, das der Schlange
den Kopf zertreten sollte; eine Feindschaft, die nicht
durch gegenseitige Waffenruhe, sondern nur durch völlige
Überwindung des Widersachers enden durfte. Es wäre nun
allerdings recht merkwürdig, die Herrschaft des Satans
über die vorchristliche Welt in den Erscheinungen des
Heidentums nachzuweisen - wie das Satanische darin in
seinen gräulichsten Ausgeburten nur zu sichtbar auftrat;
jene wilde Lust, jene Tausende von Menschenopfern, jene
Hunderte von Kindern, die in den Armen glühender Statuen
verbrannt, jene, welche die Unschuld und Leben und
Sittlichkeit preisgaben.
Es klingt freilich den modernen Philosophen und
Gelehrten grell in den Ohren, nach Weise der alten Väter
der Kirche das Heidentum auch von dieser dämonischen
Seite aufzufassen und hinter den schönen, reizenden
Gestalten griechischer und römischer Gottheiten
vergoldete, glänzenden Laster der Hölle und die Stimme
der Tiefe und des Abgrundes zu ahnen. Aber warum sollten
wir scheuen es zu sagen? Paulus hat es getan, wenn er
spricht: "Was die Heiden opfern, das opfern sie den
Dämonen"; und Justin, der Philosoph, und viele seiner
Zeitgenossen haben angesichts der ihnen bereiteten
Martern, des Eisens und des Feuers den Heiden in das
Angesicht gesagt, dass ihr Kult ein dämonischer, ein
satanischer sei, und dass hinter schönen Larven nur die
Finsternis und die Nacht der Hölle hause. Diese Männer,
die gelehrt und gebildet waren, und das Heidentum selbst
sahen und oft lange Jahre selbst davon befangen waren,
sie sahen in den Heidentum etwas ganz anderes, als jene
zarten, poetischen Ideen, die man in sogenannten
mythologischen Lesebüchern und klassischen Liedern
unseren christlichen Jünglingen, und, doppelte Schmach!
selbst christlichen Jungfrauen in unseren
Erziehungsinstituten in die Hände gibt, und in die Köpfe
und in die Herzen einpflanzt.
Das Heidentum in der weiten Welt ist danach der größte
Sieg des Teufels über die Kreatur; es war ihm gelungen,
was er im Himmel vor seinem Falle angestrebt, dass er
seinen Thron neben dem Allerhöchsten und über dem
Morgensterne seine Herrlichkeit gründe!
Und nun, wer sollte diesen Fürsten der Welt, diesen
finsteren Herrscher hinunter stoßen von seinem Throne?
Wer soll die Macht des Heidentums überwältigen? Kein
anderer als der, der im Paradiese als der
Schlangen-Zertreter verheißen war. Und er kam, nicht in
Glanz und Hoheit, nicht in Heeresmacht, und nicht mit
der Gewalt irdischer Macht; sein Reich war nicht von
dieser Welt; arm und demütig kam er, so dass er nicht
hatte, wo er sein Haupt hinlegte; er brachte keine
gelehrten, weisen Männer von den Schulen mit sich,
sondern zwölf einfache, arme Fischer. Und dennoch konnte
dieser arme, verachtete Menschensohn am Abend seiner
irdischen Tage den Aposteln und damit uns allen
versprechen: "Fürchtet euch nicht, ich habe die Welt
überwunden; nun ist das Gericht und der Fürst der
Finsternis wird hinaus gestoßen." Dieser so in niedriger
Knechts Gestalt Wandelnde zeigte sich dennoch als
Erlöser von der Sünde und von der Hölle; Legionen böser
Geister, die Gewalt hatten über die Leiber der Menschen,
wurden von ihm allenthalben ausgetrieben und er konnte
diese Macht, die Besessenen zu befreien, auch seinen
Aposteln übertragen. So zeigte er sich als ein
Überwinder des Dämons und der Hölle; und wie er die
Sünde selber überwunden, so heilte er auch mit
erbarmender Liebe die Wunden, die die Sünde der
Menschheit geschlagen, heilte die Kranken, erleuchtete
die Blinden, machte gehen die Lahmen, predigte das
Evangelium den Armen; und er war es, der sagen konnte:
"Meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden lasse ich
euch." Und diese Kraft, mit welcher der Erlöser selbst
den Satan und seine Werke überwunden, diese Kraft
verlieh er auch den Seinen, legte sie nieder in seiner
Kirche, von der er gesagt hatte, dass die Porten der
Hölle sie nicht überwältigen werden.
Die Waffen aber, mit denen der Erlöser den Fürsten der
Welt überwunden hatte, sind gerade die entgegengesetzten,
mit denen der Fürst der Finsternis die Herrschaft über
die Welt gewonnen.
Lüge war des Satans erste Waffe: Wahrheit, ewige,
unwiderlegbare Wahrheit, ja sich selber als Weg,
Wahrheit und Leben stellt der Heiland ihm entgegen.
Hochmut war die zweite Waffe, die der Satan angewendet,
um die Menschen zu betören: Christus hält ihm Demut,
Niedrigkeit und Armut der Erde entgegen.
Sinnlichkeit, Lust des Fleisches war die dritte Waffe,
die die Verführung gehandhabt: und der Erlöser kämpft
gegen diese Waffe durch die Kreuzigung des Fleisches,
durch Leiden, Blut und Martern, durch den Kreuzestod. So
hatte er am Kreuze den Satan überwunden und der Schlange
den Kopf zertreten.
Welcher Kampf! Welche Menschenweisheit hätte das ahnen
können, dass durch solche Waffen die Macht ihres Feindes
gebrochen wurde! Durch Leiden und durch Dulden zu
siegen, das schien der Welt eine Torheit; aber was
töricht ist vor der Welt, hat Gott auserlesen, um die
Weisen zu beschämen und hat durch das Kreuz, das den
Heiden eine Torheit und den Juden ein Ärgernis war, die
Weisheit dieser Welt überwunden. Nachdem aber mit dem
Erlösungs-Tod des Herrn die Macht des Satans über die
Welt gebrochen war, so hat er dennoch seinen fruchtlosen
Kampf nicht aufgegeben, vielmehr müssen alle gegen ihn
streitend sich die Krone erwerben, die der Heiland
zuerst für alle erworben hat. Wir müssen wie der Heiland
streiten, wir müssen mit ihm streiten, wir müssen mit
ihm leiden, um mit ihm verherrlicht zu werden.
Diesen Streit gegen das Böse in der Welt hat die Kirche
Gottes auf sich genommen, sie streitet unüberwunden
gegen die Pforten der Hölle bis an das Ende der Zeiten,
und darum heißt sie die streitende Kirche.
Wer weiß es nicht, dass die Wut des ohnmächtigen Feindes
gerade die verzweifelnste, gerade die bitterste ist? So
war es der Satan, seinen Sturz ahnend, wenn das
Christentum je über die Welt sich verbreiten sollte, der
das Heidentum zu den blutigsten aller Verfolgungen
anregte. Wenn auch die Kaiser oft in den ersten Zeiten
keine Verfolgungsedikte gegen die Christen erließen, so
stürzte dennoch das Volk, wie von einem geheimen
Wahnsinn ergriffen, auf die Christen, um sie zu martern
und zu töten. Aber aus dem Blute der Märtyrer spross die
neue Saat der Bekenner und im Leiden hat die Kirche
immer ihre schönsten Früchte geerntet.
Und als das Heidentum im schnell aufblühenden Leben des
Christentums erlosch, da fasste der Widersacher einen
neuen Angriffsplan. Mit seinen alten Kunstgriffen, mit
seinen Waffen der Lüge, des Hochmuts und der
Sinnlichkeit erregte er die Häresien, die Spaltungen,
das Schisma in der Kirche, um durch die Leiden, die ihr
dabei bereitet würden, sie zu zerstören und zu
überwältigen. Das Altertum hat hierüber auch ganz anders
geurteilt, als unsere zärtliche neuere Zeit; es hat
jeden Abfall von der Kirche zugleich auch als einen
Abfall von Gott bezeichnet, und mit den ergreifendsten
Worten mahnt der große Bischof Ignatius von Antiochien
die Seinen vor dem Abfall von der Kirche zur Häresie,
die keine Pflanzung des himmlischen Vaters, sondern des
bösen Feindes sei. Ja das sonst ganz innig liebende
Gemüt des heiligen Polykarp ist so streng, dass er dem
Häretiker Marcion bei dem Begegnen auf der Straße, als
dieser ihn ansprach, erwiderte: "Ja, ich kenne dich, du
Erstgeborener des Satans!"
So hat der Feind der Kirche zu allen Seiten den Samen
des Unkrautes unter den Weizen gestreut, um die Saat des
Herrn zu vernichten. Doch nun, ist es ihm aber auch
gelungen?
Nein, überall hat ihn die Kirche überwunden! Fürchten
wir uns also nicht, wenn auch in unseren Tagen gerade
der bitterste Hass über die Kirche sich ausgießt; wenn
wir fast kein Blatt, kein Buch zur Hand nehmen können,
ohne diesen dämonischen Produkten des Unglaubens, der
Frechheit und Gottlosigkeit zu begegnen. Es liegt hierin
immerhin etwas merkwürdiges. Der Fürst dieser Welt zählt
noch viele seiner Trabanten; einen Anspruch darauf zu
erhalten, ist nicht schwer. Du darfst nur über den
Glauben witzig spotten, so bist du ein freier,
aufgeklärter Mann, ein Weiser - freilich nur nach dem
Geiste dieser Welt.
Auf dem Boden der Tagesgeschichte begegnen wir ebenso
einem ganz Gottes feindlichen dämonischen Treiben. Wenn
man mit dem Verbrechen spielt, wenn der Grund der
gesellschaftlichen Ordnung wie auf Vulkanen schwankt und
zittert, sagt mir, woher dieses alles? Nicht von Gott,
wohl aber von den Mächten, die in der Tiefe hausen!
Doch, wo ist die Rettung?
Nur bei der, welche die
Pforten der Hölle nie überwältigten, nur bei der Kirche,
wo die Waffen des Herrn liegen. Ihr Opfer ist die Sühne
der Welt; die Gebete der Kirche sind die Schutzwehr
gegen den Untergang des Einzelnen wie der Staaten; der
Geist der Aufopferung und der Liebe ist die ewige
Vergeltung für die ungeheuren Frevel, die die Welt
begeht. Tilgt die Kirche mit ihren Opfern, Erbauungen
und Gebeten aus der Welt, wenn ihr könnt, und ihr werdet
in Bälde mit Entsetzen erfahren, was sie in der Welt
bedeutet hat!
Sie allein ist es, die den Satan in der Welt niederhält
und ihn gänzlich überwindet und zwar mit den Waffen,
womit der Herr gesiegt, durch das Festhalten an der
Wahrheit, durch Leiden, durch Geduld und durch Liebe.
Daher sagt der heilige Ignatius, der im Jahre 186 n.
Chr. auf seiner Reise zum Märtyrertod nach Rom den
Ephesern schreibt: "Ich weiß es, dass es einige gibt,
die falsche Lehren ausstreuen; verstopft eure Ohren,
hört nicht, was sie sagen. Bedenkt, dass ihr Steine seid
im Tempel des Vaters, hergerichtet zu einem Bauwerk
Gottes, in die Höhe gezogen durch das Kreuz Christi. Der
Glaube ist Führer, die Liebe ist der Weg, der zu Gott
führt. Betet für die anderen ununterbrochen; unterweist
sie von der Wahrheit aus euren Werken. Bei ihrem Zürnen
seid ihr stille, bei ihrem Prahlen seid ihr demütig;
ihre Lästerungen erwidert mit Gebet; gegen ihre
Täuschungen seid fest im Glauben; gegen ihr wildes
Treiben seid gelassen und sanft. Ahmt dem Herrn nach,
und bleibt in Christo dem Leibe und dem Geiste nach."
Leiden hat die Welt überwunden und Liebe ist stärker als
der Tod. Wir wissen es, dass die Kirche und ihr Glaube
und ihre Hoffnung und ihre Liebe nie zuschanden werden,
und sie siegt über alle ihre Widersacher. Doch nicht nur
siegt sie, ihr Balsam heilt auch alle Wunden, die die
Sünde geschlagen. Mit edler Liebe hat sie auch für das
Elend der Menschheit gesorgt, hat den Balsam ihrer
Barmherzigkeit auf die Wunden gegossen, die der Feind
der Seele und des Leibes geschlagen hat. Es ist kein
Jammer in der Welt, den sie nicht getröstet, kein
Schmerz, den sie nicht gelindert. Geistige und leibliche
Not haben in ihr Trost und Erbarmung gefunden.
Das ist der Sieg, das die Heiligung der Welt durch die
Liebe!